Journal 2010 - Ipaf
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Pro und contra: Ein Präventionsspezialist<br />
der Berufsgenossenschaft,<br />
Sicherheitsbeauftragte aus<br />
der Industrie und IPAF-Vertreter<br />
diskutieren das Thema Einweisung<br />
kontra Unterweisung beim Hubarbeitsbühneneinsatz<br />
– v. l. n. r.<br />
Dr.-Ing. Marco Einhaus (BG Metall<br />
Nord-Süd), Harald Späth (Chefredakteur<br />
bd baumaschinendienst),<br />
Christian Wiedler (AST Arbeitssicherheit<br />
& Technik), Holger Weise,<br />
(Fa. Minimax) und Reinhard Willenbrock<br />
(IPAF Deutschland).<br />
Späth: Könnte das auch bedeuten, dass<br />
der Einweiser, angesichts der konkreten<br />
Gegebenheiten auf einer Bau- bzw. Einsatzstelle<br />
die Übergabe und die Einweisung<br />
verweigern muss, wenn er den Bediener<br />
oder diese spezielle Bühne für den<br />
vorgesehenen Einsatz für nicht geeignet<br />
hält?<br />
Willenbrock: Im Grunde genommen ist<br />
das auch die Aufgabe eines versierten<br />
Einweisers. Beispielsweise wenn er eine<br />
kleine Elektro-Schere auf eine Baustelle<br />
mit rauem Gelände liefert, oder eine Maschine,<br />
die für die anstehenden Arbeitshöhen<br />
zu klein ist – dann sollte er sagen,<br />
diese Maschine ist hier fehl am Platz, die<br />
nehme ich gleich wieder mit. Weil entwe-<br />
der mit Beschädigungen<br />
oder mit<br />
einem Unfall zu<br />
rechnen ist. Das<br />
wünschen wir uns,<br />
aber die Praxis<br />
sieht anders aus.<br />
Wiedler: Wenn<br />
der IPAF-Einweiser<br />
die Maschine 50<br />
km weit transportiert<br />
und dann<br />
sagt die Maschine taugt für den Einsatz<br />
nicht, dann ist das Kind doch schon in<br />
den Brunnen gefallen. Das muss der Disponent<br />
der Bühne vorher abfragen – für<br />
welche Tätigkeiten, welche Lasten usw.<br />
die Bühne benötigt wird. Man erlebt es<br />
häufig, dass Kunden aus Kostengründen<br />
zu kleine Geräte bestellen. Auf der Baustelle<br />
ist dann der Missbrauch dieser<br />
Maschinen vorprogrammiert, indem zusätzliche<br />
‚Aufstiegshilfen’ improvisiert<br />
werden um doch auf die nötige Höhe zu<br />
kommen. Diese Dinge kann man als Einweiser<br />
durchaus beurteilen.<br />
Willenbrock: Maschinen werden oft zu<br />
Zeiten angeliefert, wo der Empfänger<br />
nicht anwesend ist, die Maschine wird<br />
IPAF-DISKUSSIONSFORUM<br />
auf den Hof gestellt, der Schlüssel irgendwo<br />
deponiert. Da kann aber keine Einweisung<br />
stattfinden!<br />
Weise: Das muss einfach vereinbart werden.<br />
Wir haben mit Vermietern deutschlandweit<br />
Rahmenverträge, und darin<br />
steht eindeutig, dass bei der Lieferung<br />
der Bühne eine Einweisung erfolgen<br />
muss. Wenn bei uns Bühnen auf die Baustelle<br />
kommen, sind alle Kollegen bei der<br />
Einweisung dabei. Kollegen mit IPAF-<br />
PAL-Card, die anhand ihres Logbuchs<br />
belegen, dass sie diese Maschine bereits<br />
gefahren haben, brauchen keine neue<br />
Einweisung.<br />
Dr. Einhaus: Juristisch richtig ist es tatsächlich<br />
so, dass der Lieferant erst einmal<br />
die Ersteinweisung zu machen<br />
hat. Und dabei grundlegende Dinge<br />
vermittelt, wie z. B. die Notablasssituation.<br />
Ich muss immer wieder feststellen,<br />
dass kein Mensch draußen<br />
weiß, wie in einem Havariefall die<br />
Maschine notabgelassen wird. Da<br />
sind Poliere die auch selber bei bestimmten<br />
Bühnentypen eingewiesen sind, aber<br />
bei zehn verschiedenen Maschinen gibt<br />
es zehn verschiedene Handgriffe – das ist<br />
viel zu kompliziert und nicht standardisiert.<br />
Späth: Also müsste es doch die Aufgabe<br />
der Hersteller sein, für einfach zu bedienende<br />
Notablasssysteme zu sorgen.<br />
Willenbrock: Natürlich muss da ein ganz<br />
deutlicher Appell an die Hersteller gehen,<br />
das zu vereinheitlichen. Aber eine<br />
komplexe Maschine mit mehreren Armen<br />
und Bewegungsmöglichkeiten ist<br />
eben etwas anderes als eine einfache<br />
Scherenbühne, wo man nur ein Ventil öffnen<br />
muss. Sobald das Ding eine Auslage<br />
hat und eine Lastmomentbegrenzung,<br />
da wird es so komplex, dass manche Vermieter<br />
die Notbedienung dieser Maschinen<br />
sogar abschließen. Wenn ein Notfall<br />
eintritt, dann müssen Spezialisten kommen<br />
und das machen.<br />
Weise: Der Notablass ist in meinen Augen<br />
eigentlich das Wichtigste. Vorwärts,<br />
rückwärts fahren, rauf und runter, links<br />
und rechts, dass kann jeder. Wir haben<br />
draußen einen sehr guten bauleitenden<br />
<strong>Journal</strong> für den sicheren und effektiven Umgang mit Arbeitsbühnen <strong>2010</strong><br />
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