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Fußball-Wm 2006 angeblich gekauft

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Merkels Geheimwaffe: Der Mann, der Griechenland helfen soll R Seite Drei<br />

(SZ) Bevor die Rede auf Thilo Sarrazin<br />

kommt, müssen hier ein paar Worte über<br />

Kafka stehen. Einerseits, um noch einmal<br />

hervorzuheben, was für ein kluger und witziger<br />

Kopf Franz Kafka war; andererseits,<br />

um ein bisschen Zeit mit Angenehmem zu<br />

gewinnen, ehe es in die Niederungen des<br />

Populären geht. Es gibt noch einen dritten<br />

Grund, aber zu dem später. Kafka schrieb<br />

den Roman „Der Prozess“, und als er eines<br />

Nachmittags mit seinem Freund Max Brod<br />

beisammensaß und daraus vorlas, brach<br />

er, ach, brachen beide in schallendes Gelächter<br />

aus, so lustig fanden sie, was der<br />

Franz da geschrieben hatte. In sein Tagebuch<br />

notierte Kafka so wunderbar weltverachtende<br />

Sätze wie „Deutschland hat Russland<br />

den Krieg erklärt. Nachmittag<br />

Schwimmschule“. Und in seinen Briefen<br />

an Dora, Milena und Felice hat er sehr erfrischend<br />

über andere Frauen gelästert, zum<br />

Beispiel über Else Lasker-Schüler: „Ich stelle<br />

sie mir immer als eine Säuferin vor, die<br />

sich in der Nacht durch die Kaffeehäuser<br />

schleppt.“ All diese Capricen, diese feinen<br />

Überraschungen und natürlich die schönen<br />

und detailverliebten Schilderungen<br />

von langsamen Hinrichtungen in der Strafkolonie<br />

haben dazu geführt, dass wir den<br />

Namen Kafkas nicht nur ehrfürchtig, sondern,<br />

wenn wir möchten, auch adjektivisch<br />

verwenden dürfen: kafkaesk. So, und jetzt,<br />

ach nein, noch nicht zu Sarrazin.<br />

Lieber noch einen Schlenker zu Chaplin,<br />

dem großen Eintänzer, der sich den Text zu<br />

einem Chanson auf die Manschetten notiert<br />

und, kaum steht er im Saal, fliegen die<br />

Manschetten in hohem Bogen davon. Also<br />

singt er sein Lied in einer eigenen, soeben<br />

von ihm ersonnenen Sprache, und die geht<br />

so: „Se bella giu satore, je notre so cafore, je<br />

notre si cavore, je la tula tila twah.“ Diese<br />

und andere schöne Erfindungen, die den<br />

Menschen Trost und Beistand geben, haben<br />

auch Charlie Chaplin in den Adelsstand<br />

des Adjektivs erhoben, denn wenn etwas<br />

zwischen großer Komik und tiefer<br />

Traurigkeit changiert, rufen wir gleichermaßen<br />

begeistert wie klugscheißerisch:<br />

„Das ist aber mal chaplinesk.“<br />

So, und jetzt, wir kommen leider nicht<br />

mehr drumherum: zu Sarrazin. Thilo Sarrazin<br />

hat uns bislang weder zum Lachen gebracht<br />

noch zählen wir seine Prosa zum<br />

Schönsten, was in deutscher Sprache geschrieben<br />

wurde. Eher im Gegenteil. Sarrazins<br />

Bücher lesen sich zwar auch über weite<br />

Strecken wie „je tula tila twah“, aber man<br />

empfindet bei der Lektüre weder Freude<br />

noch Trost. Und trotzdem hat der Ökonom<br />

Gustav Horn seinem Kollegen Hans Werner<br />

Sinn vorgeworfen, sein Protest gegen<br />

den Euro-Kurs der Kanzlerin sei „sarrazinesk“.<br />

Und nun steht das Wort fremd und<br />

kratzig in der linken Spalte unseres Vokabelhefts,<br />

und was schreiben wir rechts hinein?<br />

Synonym für sinnloses Verfassen unlesbarer<br />

Texte unter Ausschaltung der eigenen<br />

Kontrollfunktionen? Aber das wäre<br />

dann ja quasi identisch mit broderesk.<br />

Meinung<br />

Die religiös motivierte<br />

Beschneidung von Jungen darf<br />

nicht länger strafbar sein 4<br />

Panorama<br />

François Hollande ruft seine<br />

sich öffentlich zankende<br />

Großfamilie zur Ordnung 8<br />

Feuilleton<br />

Frank Ocean legt das<br />

erste echte Pop-Meisterwerk<br />

des Jahres vor 9<br />

Wirtschaft<br />

Bundestagspräsident Lammert<br />

kritisiert die Gehälter der<br />

Manager in Deutschland 16<br />

Medien<br />

Der Film „München 1970“<br />

berichtet von Anschlägen,<br />

die heute vergessen sind 33<br />

TV- und Radioprogramm 34<br />

Forum & Leserbriefe 13<br />

München · Bayern 25<br />

Rätsel 10<br />

Familienanzeigen 18<br />

NEUESTE NACHRICHTEN AUS POLITIK, KULTUR, WIRTSCHAFT UND SPORT<br />

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MÜNCHEN, MONTAG, 16. JULI 2012<br />

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4 190655 802206<br />

1 1 0 2 9<br />

Fifa-Präsident Sepp Blatter, hier bei einem Fototermin vor künstlicher Panoramakulisse bei der <strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong>, wirft Deutschland vor, das Turnier <strong>gekauft</strong> zu haben.<br />

Bei den Organisatoren hierzulande wertet man die Aussage als Retourkutsche für Kritik am Umgang Blatters mit der Fifa-Schmiergeldaffäre. FOTO: LLUIS GENE/AFP<br />

<strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong> <strong>angeblich</strong> <strong>gekauft</strong><br />

VON CLAUDIO CATUOGNO<br />

München – Der Präsident des Weltfußballverbands<br />

Fifa, Sepp Blatter, hat Deutschland<br />

indirekt vorgeworfen, den Zuschlag<br />

für die <strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong> <strong>gekauft</strong> zu haben.<br />

Der Schweizer Zeitung SonntagsBlick<br />

sagte der 76-Jährige, der wegen seines Umgangs<br />

mit einer Schmiergeld-Affäre zuletzt<br />

vor allem von deutschen <strong>Fußball</strong>-<br />

Funktionären kritisiert worden war: „Gekaufte<br />

WM . . . Da erinnere ich mich an die<br />

WM-Vergabe für <strong>2006</strong>, wo im letzten Moment<br />

jemand den Raum verließ. Und man<br />

so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung ein 10<br />

zu 9 für Deutschland hatte.“ Auf die konkrete<br />

Nachfrage, ob er vermute, dass die WM<br />

<strong>2006</strong> von den Deutschen <strong>gekauft</strong> worden<br />

sei, antwortete der Fifa-Chef: „Nein, ich<br />

vermute nichts. Ich stelle fest.“<br />

Das Drama begann am Donnerstag in Cedar<br />

Falls, einem Provinzkaff im amerikanischen<br />

Bundesstaat Iowa. Peregrine Financial<br />

Group, eine nicht sehr große, aber<br />

für den Handel mit komplizierten Finanzprodukten<br />

– sogenannten Derivaten –<br />

wichtige Firma, meldete Konkurs an. Der<br />

Aufsichtsbehörde CFTC war zuvor aufgefallen,<br />

dass in den Büchern 215 Millionen<br />

Dollar fehlen, die eigentlich den Kunden<br />

gehören. Kurz danach fanden Mitarbeiter<br />

ihren Chef, Russell Wasendorf, 64, in seinem<br />

Auto auf dem Firmenparkplatz. Er<br />

war bewusstlos, ein Schlauch führte vom<br />

Auspuff ins Wageninnere. Wasendorf wurde<br />

in ein Krankenhaus eingeliefert.<br />

Nun kennt man den Schlüssel zu dem<br />

Mysterium: Peregrine Capital war nichts<br />

anderes als ein Instrument, um Kunden<br />

zu bestehlen. Wasendorf legte noch im<br />

Krankenhaus ein umfassendes Geständnis<br />

ab. Seit mehr als 20 Jahren veruntreute<br />

er das Geld seiner Kunden. Angefangen<br />

Kairo – Der Angriff der syrischen Armee<br />

auf das Dorf Tremseh hat nach Einschätzung<br />

der UN-Beobachter im Land bewaffneten<br />

Regimegegnern und Deserteuren gegolten.<br />

Die Darstellung von dem Massaker<br />

in dem Dorf nahe Hama, in dem zwischen<br />

150 und 200 Menschen gestorben sein sollen,<br />

widerspricht damit klar der Darstellung<br />

der syrischen Opposition. Diese hatten<br />

nach dem Angriff in der vergangenen<br />

Woche von einem gezielten Massaker an Zivilisten<br />

gesprochen. Bundesaußenminister<br />

Guido Westerwelle (FDP) machte das Regime<br />

von Präsident Baschar al-Assad dennoch<br />

für „einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung“<br />

voll verantwortlich.<br />

Die UN-Beobachter äußerten sich nach<br />

einem Besuch des Dorfes Tremseh, wo sie<br />

zahlreiche Leichen, zerstörte Häuser und<br />

Fifa-Präsident Sepp Blatter deutet an, dass der Zuschlag für Deutschland<br />

durch Bestechung erreicht wurde. Die Organisatoren bestreiten das heftig<br />

Beim Deutschen <strong>Fußball</strong>-Bund (DFB)<br />

wertet man die Aussage des Fifa-Chefs als<br />

Retourkutsche. DFB-Präsident Wolfgang<br />

Niersbach hatte sich erst am Samstag „geschockt“<br />

vom Umgang Blatters mit der neuesten<br />

Fifa-Affäre gezeigt. So hatte Blatter<br />

einräumen müssen, von verdeckten Millionenzahlungen<br />

der ehemaligen Fifa-Rechte-<br />

Agentur ISL an diverse Vorständler des Verbandes<br />

gewusst zu haben. Alleine der einstige<br />

Fifa-Präsident João Havelange und<br />

Brasiliens Ex-Verbandschef Ricardo Teixeira<br />

sollen bis 2001 mindestens 14,2 Millionen<br />

Schweizer Franken von der ISL bekommen<br />

haben. Blatter kommentierte den Fall<br />

lapidar: Derartige „Provisionen“ seien damals<br />

„nicht verboten“ gewesen.<br />

Davon „können wir uns als DFB nur klar<br />

distanzieren“, sagte Niersbach. Der Präsident<br />

der Deutschen <strong>Fußball</strong>-Liga (DFL),<br />

hatte er damit, so seine Aussage, aus Not:<br />

Ihm war das Kapital ausgegangen „und<br />

ich stand vor der Entscheidung: aufgeben<br />

oder betrügen“. Wasendorf räumt die Veruntreuung<br />

von 100 Millionen Dollar ein,<br />

womit das Verschwinden von weiteren<br />

115 Millionen Dollar ungeklärt bleibt. Seinen<br />

Betrug verdeckte Wasendorf auf<br />

denkbar einfache Weise: Er fälschte Kontoauszüge,<br />

was mit Software wie Photoshop<br />

und Excel und einem guten Laserdrucker<br />

heutzutage kein Problem mehr<br />

zu sein scheint.<br />

Der Fall Peregrine weist erschreckende<br />

Parallelen auf zum Betrug des Bernie Madoff<br />

in New York, der 2008 aufflog, nachdem<br />

er das größte Schneeballsystem der<br />

Geschichte aufgezogen hatte. Die Dimen-<br />

Munitionsspuren untersucht hatten. Die<br />

Toten seien überwiegend Männer, zahlreiche<br />

von ihnen in Kampfanzügen, hieß es.<br />

Die meisten Munitionsrückstände seien<br />

eindeutig der syrischen Armee zuzuordnen.<br />

Die Zerstörungen deuten nach UN-<br />

Darstellung aber darauf hin, dass Assads<br />

Truppen eine Gruppe von Kämpfern der<br />

aus Deserteuren bestehenden „Freien Syrischen<br />

Armee“ sowie Aktivisten verfolgt haben.<br />

Diese haben sich demnach dann in<br />

dem Dorf zusammen mit Einwohnern zu<br />

verteidigen versucht. Nach den Kämpfen<br />

seien offenbar gezielt die Häuser von Familien<br />

der Regimegegner zerstört und deren<br />

Angehörige zum Teil auch getötet worden.<br />

Damaskus hatte den UN-Offizieren erst<br />

zwei Tage nach den Kämpfen Zugang nach<br />

Tremseh gewährt. Erste, ungeprüfte Be-<br />

Reinhard Rauball, legte Blatter in einem<br />

persönlichen Telefonat den Rücktritt nahe.<br />

Das wies der Fifa-Chef zurück. Er habe<br />

Rauball geantwortet, „das sei nicht so einfach,<br />

wie er sich das vorstellt“, so Blatter.<br />

Um die Umstände, wie Deutschland das<br />

WM-Turnier <strong>2006</strong> bekam, ranken sich seit<br />

Jahren ominöse Geschichten. Dass der Fifa-<br />

Präsident selbst einen möglichen Stimmenkauf<br />

andeutet, hat hingegen eine neue Qualität.<br />

Die Organisatoren von damals bestritten<br />

die Vorwürfe am Sonntag: „Diese nebulösen<br />

Andeutungen sind völlig haltlos und<br />

scheinen vor allem den Zweck zu haben,<br />

von den aktuellen und aktenkundigen Vorgängen<br />

ablenken zu wollen“, sagte DFB-Generalsekretär<br />

Helmut Sandrock. Franz Beckenbauer,<br />

seinerzeit Chef des Organisationskomitees,<br />

sagte der Bild, er könne die<br />

„Andeutungen nicht nachvollziehen“.<br />

Raubzug mit dem Laserdrucker<br />

Wieder betrügt eine US-Finanzfirma ihre Kunden um Millionen<br />

sion ist zwar kleiner – bei Madoff ging es<br />

um einen Schaden von mehreren Milliarden<br />

Dollar –, doch die Konsequenzen für<br />

die Kunden könnten ähnlich desaströs<br />

werden. Peregrine vermittelte zum Beispiel<br />

Terminkontrakte für Farmer, die ihre<br />

Mais- oder Weizenernte gegen Preisverfall<br />

versichern wollen. Die stehen jetzt ohne<br />

Schutz da. Wie Madoff war Wasendorf<br />

eine hoch angesehene Persönlichkeit in<br />

seinem Umfeld und nutzte dieses Prestige<br />

für den Betrug. Niemand wunderte sich jedenfalls,<br />

dass Kontoauszüge bei Peregrine<br />

ausschließlich über den Schreibtisch<br />

des Chefs gingen.<br />

Wasendorf saß auch im Verwaltungsrat<br />

der National Futures Association, einer<br />

Selbstregulierungsinstanz der Bran-<br />

richte über die Ereignisse waren daher von<br />

der syrischen Opposition gekommen. Sie<br />

hatte die Vorgänge als gezieltes Massaker<br />

an der Bevölkerung des sunnitischen Dorfs<br />

geschildert und die Regimetreue Alawiten-<br />

Miliz Shabiha verantwortlich gemacht.<br />

Das Regime hatte von einer „Spezialoperation“<br />

gegen „terroristische Banden“ gesprochen<br />

und den Tod von Zivilisten den<br />

Regimegegnern angelastet. Die Gesamtzahl<br />

der Opfer ist unklar: Auch in umliegenden<br />

Dörfern fand man Leichen.<br />

Westerwelle sagte trotz der differenzierten<br />

Berichte der UN-Beobachter, das Regime<br />

setze schwere Waffen „für einen regelrechten<br />

Krieg gegen das eigene Volk ein“.<br />

Der UN-Sicherheitsrat müsse Assad mit<br />

Sanktionen Grenzen setzen. Trotz dieser<br />

Drohung wies Westerwelle Gedanken an ei-<br />

Den WM-Ausrichter <strong>2006</strong> kürte der Fifa-<br />

Vorstand im Juli 2000. Tatsächlich setzte<br />

sich Deutschland mit zwölf zu elf Stimmen<br />

gegen Südafrika durch. Der Neuseeländer<br />

Charles Dempsey verließ die Sitzung unter<br />

ungeklärten Umständen – das machte das<br />

Votum für den DFB möglich. Neben acht europäischen<br />

Delegierten stimmten vier asiatische<br />

Vertreter für Deutschland. Wenige<br />

Tage zuvor hatte der damalige Bundeskanzler<br />

Gerhard Schröder (SPD) im Bundessicherheitsrat<br />

die Lieferung von Panzerfäusten<br />

an Saudi-Arabien durchgesetzt,<br />

wo einer dieser Delegierten herkam. Deutsche<br />

Unternehmen sowie das TV-Imperium<br />

von Leo Kirch fielen mit Aktivitäten in<br />

Südkorea und Thailand auf, die ebenfalls<br />

Vertreter in den Fifa-Vorstand entsandten.<br />

Ein Zusammenhang wurde von allen Beteiligten<br />

aber bestritten. R Seite 4 und Sport<br />

che, die ihn eigentlich beaufsichtigen sollte.<br />

Ähnlich wie Madoff war Wasendorf<br />

auch ein großzügiger Spender – unter anderem<br />

für den Schutz von Raubvögeln.<br />

„Peregrine“ bedeutet Wanderfalke.<br />

Wasendorf wird jetzt angeklagt und<br />

muss damit rechnen, den Rest seines Lebens<br />

im Gefängnis zu verbringen. Die<br />

wichtigste Frage für die Öffentlichkeit<br />

aber lautet: Warum wurde der Betrug so<br />

lange nicht entdeckt? Die Kontrolleure kamen<br />

Wasendorf erst auf die Schliche, als<br />

eine andere große Finanzfirma, MF Global,<br />

zusammengebrochen war. Als Konsequenz<br />

aus dieser Pleite verlangten sie von<br />

den Firmen elektronische anstelle von Papier-Kontoauszügen.<br />

Wasendorf weigerte<br />

sich strikt, bei dem neuen System mitzumachen<br />

und lenkte so den Verdacht auf<br />

sich. Auch das ist eine Parallele zu Madoff:<br />

Die Finanzaufseher reagierten erst, als sie<br />

mit der Nase auf den Misthaufen gestoßen<br />

wurden. NIKOLAUS PIPER<br />

UN-Beobachter widersprechen syrischer Opposition<br />

Angriff auf das Dorf Tremseh galt offenbar Rebellenkämpfern, nicht Zivilisten. Westerwelle: Assad führt Krieg gegen sein Volk<br />

ne vom UN-Sicherheitsrat gebilligte Militärintervention<br />

zurück: „Angesichts der<br />

komplexen Lage im Land und der Gefahr eines<br />

Flächenbrands in der Region bleibt es<br />

dabei: Es gibt keinen Anlass für Spekulationen<br />

über eine Militärintervention.“<br />

Der Syrien-Konflikt belastet inzwischen<br />

das Verhältnis Russlands zu Saudi-<br />

Arabien. Nachdem Moskau das saudische<br />

Vorgehen gegen die schiitische Minderheit<br />

im Osten des Lands als Menschenrechtsverletzungen<br />

angeprangert hatte, erklärte Riad:<br />

„Die Veröffentlichung von derartig<br />

merkwürdigen Aussagen hat wohl den<br />

Zweck, von den brutalen Massakern in Syrien<br />

abzulenken.“ Die Kritik zielt darauf,<br />

dass Moskau Assad stützt und im UN-Sicherheitsrat<br />

eine Sanktionsresolution blockiert.<br />

TOMAS AVENARIUS R Seite 4<br />

Mobiles Leben Nach der Übernahme<br />

durch VW gibt Porsche Vollgas – mit sieben<br />

neuen Baureihen. R Seite 29<br />

Jetzt.de Ins Wasser kommen alle, es geht<br />

nur um das Wie. Ein Lexikon der Sprungfiguren<br />

vom Beckenrand. R Seite 26<br />

Schule und Hochschule Karlsruher Studenten<br />

bauen in der Freizeit Rennwagen –<br />

für Wettkämpfe und Jobs. R Seite 27<br />

Sechs Seiten Beilage<br />

„Abstimmung<br />

über Europa“<br />

Merkel: Bundestagswahl 2013 ist<br />

Referendum zur Zukunft der EU<br />

Berlin – Kanzlerin Angela Merkel sieht die<br />

Bundestagswahl im kommenden Jahr<br />

auch als Abstimmung über den Euro und<br />

die Zukunft Europas. 2013 werde natürlich<br />

über die Frage abgestimmt, „wo steht Europa<br />

und welche Vorstellungen haben wir<br />

von Europa“, sagte die CDU-Vorsitzende<br />

am Sonntagabend im „Sommerinterview“<br />

des ZDF. Die schwarz-gelbe Koalition stelle<br />

sich Europa als eine Stabilitätsunion vor,<br />

„die sich weltweit auch behaupten kann“.<br />

Bei der europäischen Einigung gebe es jedoch<br />

Nachholbedarf, nötig sei hier mehr<br />

Verbindlichkeit. Bei der Euro-Einführung<br />

sei es konkret versäumt worden, eine „politisch<br />

engere Zusammenarbeit“ zu vereinbaren.<br />

Merkel bekräftigte, dass sie die Union<br />

im Wahlkampf als Kanzlerkandidatin<br />

anführen werde. SZ R SEITE 5<br />

NRW kauft Steuer-CD<br />

aus der Schweiz<br />

München – Nordrhein-Westfalen hat mit<br />

dem Kauf einer CD mit Daten von Bankkunden<br />

empörte Reaktionen in der Schweiz<br />

hervorgerufen. Auf der CD finden sich Daten<br />

von 1000 deutschen Kunden einer<br />

Schweizer Bank. NRW-Finanzminister Norbert<br />

Walter-Borjans (SPD) kündigte an,<br />

man wolle am Kauf von Daten potenzieller<br />

Steuersünder festhalten. Das Land hat<br />

nach Informationen der Süddeutschen Zeitung<br />

weniger als drei Millionen Euro für die<br />

CD gezahlt. Das Geschäft könnte das Steuerabkommen<br />

zwischen Deutschland und<br />

der Schweiz gefährden. Es soll eigentlich<br />

Anfang 2013 in Kraft treten. SZ R Seite 5<br />

USA drängen Ägypten<br />

zu mehr Demokratie<br />

Kairo – Die USA haben am Wochenende<br />

den Druck auf Ägypten verstärkt, sich vollständig<br />

zu demokratisieren. Während ihres<br />

Besuchs am Wochenende in Kairo sagte<br />

US-Außenministerin Hillary Clinton mit<br />

Blick auf den Machtkampf zwischen Militärrat<br />

sowie neuem Präsidenten und Parlament,<br />

das Militär müsse sich auf seine Sicherheitsrolle<br />

beschränken. Die Entscheidung<br />

darüber müssten die Ägypter aber<br />

selbst treffen. SZ R Seite7<br />

b<br />

TAGS<br />

DAS WETTER<br />

21ö/9ö<br />

Am Montag ziehen letzte Regenwolken von<br />

Brandenburg nach Polen. Zunächst wechselnd<br />

bewölkt mit nur wenigen Schauern.<br />

Später über dem Norden und der Mitte<br />

Deutschlands zahlreiche Regengüsse. 17<br />

bis 21 Grad. R Seite 13<br />

Gewinnzahlen vom Wochenende<br />

Lotto (14.07.): 6, 9, 10, 22, 29, 33<br />

Zusatzzahl: 5, Superzahl: 0<br />

Toto: 1, 2, 2, 1, 2, 1, 2, 2, 1, 1, 0, 1, 1<br />

Auswahlwette: lag noch nicht vor<br />

Zusatzspiel: lag noch nicht vor<br />

Spiel 77: 9237175<br />

Super 6: 347093<br />

Weitere Gewinnzahlen: Wirtschaft,<br />

Seite 20 (Ohne Gewähr)<br />

Die SZ ist auch als App für<br />

das iPad erhältlich.<br />

n<br />

NACHTS


2 HF2 THEMA DES TAGES<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

VON CERSTIN GAMMELIN<br />

Englisch, verhandlungssicher. Ohne<br />

diese Sprachkenntnisse dürfte bald<br />

kein Bankdirektor in Deutschland<br />

mehr seinen Job erledigen können. Nach<br />

dem Willen der europäischen Staats- und<br />

Regierungschefs sollen schon von 2013 an<br />

nicht-deutschsprachige Aufseher an die<br />

TürjedernochsokleinenBankklopfendürfen–andiedesDirektorsderKreissparkasse<br />

Heilbronn ebenso wie an die des Chefs<br />

derVolksbankMittelhessen.Dieneue,zentrale<br />

Aufsichtsbehörde für Banken „soll<br />

das Recht bekommen, in jede Bank zu gehen,jedes<br />

Buch zu prüfen undauch dengesamten<br />

Schriftverkehr, jede E-Mail“, sagt<br />

ein hoher EU-Beamter in Brüssel. Spanier<br />

könnten also die Bücher deutscher Banken<br />

prüfen, Deutsche die von französischen,<br />

Österreicher prüften in Luxemburg – ein<br />

heute noch unvorstellbares Szenario.<br />

UndweildieRegelnfürdieneueeuropaweite<br />

Bankenaufsicht nach dem Willen der<br />

Euro-Regierungen möglichst schnell formuliert<br />

werden sollen, sitzt dieser hohe<br />

und erfahrene EU-Beamte an einem frühenMorgenbereitsbeiseinemzweitenKaffee.<br />

Den Urlaub hat er gestrichen – wie die<br />

meisten seiner Kollegen. Gleich drei EU-<br />

Kommissare – Binnenmarktchef Michel<br />

Barnier, WettbewerbshüterJoaquin Almunia<br />

und der für Wirtschaft zuständige Olli<br />

Rehn – arbeiten nebst ihren Stäben nur<br />

ImFiskalvertrag haben 25 der 27 europäischen<br />

Mitgliedsstaaten harte Sparverpflichtungen<br />

vereinbart. Ländern<br />

mit einem Defizit werden Sanktionen auferlegt,<br />

die so weit gehen, dass die Haushalte<br />

einzelner Nationalstaaten einer Genehmigung<br />

durch die Institutionen der EU unterliegen<br />

können. Der Vertrag sieht ein<br />

Überwachungssystemvor,dasdieInstitutionenderEuropäischenUnionindieDurchsetzung<br />

des Fiskalvertrages einspannt.<br />

„Organleihe“nenntsich dieseKonstruktion:<br />

Eine Reihe von Mitgliedsstaaten<br />

„leiht“ sich dieOrgane derEU,um dieZiele,<br />

auf die sich nicht alle EU-Länder einigen<br />

konnten, unter Nutzung der Infrastruktur<br />

der EU durchzusetzen. Um es deutlich zu<br />

unterstreichen: Der Fiskalpakt ist nicht<br />

das Produkt der EU, sondern ein völkerrechtlicher<br />

Vertrag der Nationalstaaten,<br />

der sich in bislang beispielloser Weise der<br />

Infrastruktur der EU bemächtigt.<br />

Diese institutionelle Struktur und die<br />

Ziele des Fiskalpakts sind im Hinblick auf<br />

die Grundsätze sozialer Demokratie in Europa<br />

höchst problematisch. Die Debatte<br />

über die Rechtmäßigkeit des FiskalvertrageswirdderzeitvornehmlicheinzigaufWidersprüche<br />

mit dem deutschen Grundgesetz<br />

reduziert. Dadurch gerät die überfällige<br />

europäische Diskussion um die soziale<br />

Demokratie ins Hintertreffen. Die Verletzung<br />

des Unionsrechts und seiner sozialen<br />

und demokratischen Grundlagen durch<br />

den Fiskalvertrag ist bislang nicht hinrei-<br />

Europas neue Bankenaufsicht Die Euro-Länder haben beschlossen, dass marode Banken künftig direkte Hilfen<br />

vom Rettungsfonds bekommen können. Zunächst jedoch soll eine neue Behörde geschaffen werden, die die Banken überwacht.<br />

Ein Plan, der einfach klingt, der aber mit jeder Menge technischer und politischer Fallstricke behaftet ist<br />

In Spanien wurde jahrelang ohne Sinn und Verstand gebaut, nun kollabieren Banken unter der Last fauler Immobilienkredite, das ganze Land leidet: Impressionen einer geplatzen Blase. FOTOS: OLI SCARFF/GETTY<br />

Machtkampf der Aufpasser<br />

Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone haben den Aufbau einer neuen, europaweiten Bankenaufsicht beschlossen.<br />

Dutzende Brüsseler Beamte arbeiten bereits an dem Plan – doch Kommission und Zentralbank streiten, wer die Behörde leiten soll<br />

noch auf ein Datum hin: den 12. September.<br />

An diesem Tag will Kommissionschef<br />

José Manuel Barroso eine Rede zur Lage<br />

der EU halten und dabei das Konzept für<br />

die zentrale Bankenaufsicht vorstellen. Bis<br />

dahin muss die Architektur der Aufsicht<br />

entworfen sein. Ein Franzose aus der Chefetage<br />

der Kommission sagt, eine „Tour de<br />

Force“ liege vor den Beamten.<br />

Hintergrund des Beschlusses, eine zentrale<br />

Bankenaufsicht zu errichten, sind die<br />

Entwürfe zum Aufbau einer „echten Wirtschafts-<br />

und Währungsunion“, mit denen<br />

die Staats- und Regierungschefs eine Vie-<br />

Die bisherigen Beschlüsse der<br />

EU-Regierungen zielten auf die<br />

kurzfristige Krisenbewältigung<br />

rergruppe um EU-Ratspräsident Herman<br />

Van Rompuy beauftragt haben. Van Rompuy<br />

soll bis Jahresende konkrete Vorschläge<br />

nebst Zeitplan vorlegen. Dieser schlichte<br />

Auftrag ist nichts anderes als eine Abkehrvonderbisherpraktiziertenkurzfristigen<br />

Krisenbewältigung hin zu langfristig<br />

wirkenden Maßnahmen. Die vergangenen<br />

drei Jahre rangen die Regierungen vor allem<br />

darum, dass die vereinbarten Regeln<br />

wie derStabilitätspakt endlicheingehalten<br />

werden müssen. Um dies zu erzwingen, erließen<br />

sie immer neue Spar- und Reformvorschriften<br />

wie den Fiskalpakt oder das<br />

chenddeutlichgemachtworden.Dabeiwäre<br />

es dringend nötig, der Entdemokratisierung<br />

Europas auch durch eine Besinnung<br />

auf die Standards sozialer Demokratie und<br />

die Herrschaft des Rechts im europäischen<br />

Rahmen entgegenzutreten.<br />

Die europäischen Institutionen dürfen<br />

nicht zum Spielball der Politik nationaler<br />

RegierungenbeiderZementierungneoliberaler<br />

Grundsätze werden. Ganz zu Recht<br />

hatder PräsidentdesEU-Parlaments,Martin<br />

Schulz, Ende Juni kritisiert, dass die europäische<br />

Schuldenbekämpfung „auf Kosten<br />

der parlamentarischen Mitwirkung“<br />

gehe. Beim Zustandekommen des Fiskalvertrages<br />

saß das Parlament nur am Katzentisch.<br />

Die Regierungen der europäischen<br />

Mitgliedsstaaten bestimmen den<br />

Kurs am Europäischen Parlament vorbei.<br />

HierwäreeinegerichtlicheKlage desEuropäischen<br />

Parlaments dringend nötig,<br />

um seiner strukturellen Schwächung entgegenzutreten.Esgilt,dieGrundsätzesozialer<br />

Demokratie nicht mehr gegen Europa,<br />

sondern in Europa zu verteidigen. Dabei<br />

sollte es im Eigeninteresse des Europäi-<br />

sogenannte „Sixpack“ – Regelwerke, die<br />

nichts anderes enthalten als verschärfte<br />

Haushaltsvorschriften nebst Sanktionen.<br />

Jetzt aber geht es ums Langfristige: Van<br />

Rompuy wird – in Zusammenarbeit mit<br />

Barroso, Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude<br />

Junckerund demPräsidentenderEuropäischen<br />

Zentralbank, Mario Draghi – einen<br />

Plan unterbreiten, wie aus der „halben“<br />

Währungsunion, in der nur gemeinsame<br />

Geldpolitik betrieben wird, nicht aber gemeinsame<br />

Wirtschafts- oder Sozialpolitik,<br />

eine „echte“ Gemeinschaft geformt werden<br />

kann. Die soll aus „vier wesentlichen<br />

Bausteinen“ bestehen, nämlich aus jeweils<br />

einem „integrierten Finanzrahmen, Haushaltsrahmen,<br />

wirtschaftspolitischen RahmensowiemehrdemokratischerLegitimität<br />

und verstärkter Rechenschaftspflicht“.<br />

Das klingt abstrakt, nach viel Streit und<br />

verfassungsrechtlichen Problemen. Und<br />

dennoch wird bereits an einem konkreten<br />

Projekt des Plans gearbeitet, nämlich an<br />

derSchaffungeiner„Bankenunion“,zuder<br />

auch die zentrale Bankenaufsicht gehört,<br />

die nun den Beamten der Kommission den<br />

Sorgenschweiß auf die Stirn treibt – und<br />

nicht nur ihnen. Nicht nur, weil die Aufgabe<br />

technisch so kompliziert ist. Sondern<br />

auch, weil inzwischen ein regelrechter<br />

Machtkampf darum tobt, wer die Aufsicht<br />

führen soll. Die Kommission pocht auf ihre<br />

Stellungals„HüterindereuropäischenVerträge“,darauf,dassesjaeigentlichschonei<br />

AUSSENANSICHT<br />

Am Katzentisch<br />

schen Parlaments liegen, sich nicht nur gegen<br />

die Art des Zustandekommens des Fiskalvertrages<br />

zur Wehr zu setzen, sondern<br />

auch inhaltliche Kritik zu artikulieren:<br />

Man wird die Gefahr der nationalistischen<br />

Zentrifugalkräfte, die unter Berufung auf<br />

sozio-ökonomischeUnterschiedederNationendieeuropäischeSolidaritätaufkündigen<br />

und das europäische Projekt bedrohen,<br />

nur eindämmen können, wenn es gelingt,<br />

die Grundsätze sozialer Demokratie<br />

aufdereuropäischenEbeneselbstzuschützen.<br />

DasEuropäischeParlamenttätegutdaran,<br />

die nötige parlamentarische Beteiligung<br />

bei der Zustimmung der EU zum Fiskalvertrag,<br />

die einer europäischen Umsetzung<br />

des Fiskalvertrages vorausgehen<br />

muss, vor dem Europäischen Gerichtshof<br />

(EuGH) klarstellen zu lassen. Das könnte<br />

ne europäische Bankenaufsicht gibt – die<br />

European Banking Authority in London –<br />

und darauf, dass sie beauftragt ist, die<br />

Struktur der neuen Aufsicht zu entwerfen.<br />

Die Konkurrenz beeindruckt das nicht,<br />

im Gegenteil. EZB-Chef Draghi pokert heftigdarum,dassdieAufsichtanseineNotenbank<br />

angegliedert wird. Er könne sich „eine<br />

starke Rolle“ der EZB vorstellen, sagte<br />

Draghi letzte Woche im Europäischen Parlament<br />

und ließ danach in Frankfurt indirekt<br />

durchblicken, warum die Aufsicht nur<br />

bei der EZB angesiedelt werden könne. Das<br />

tatermiteinemAppellandieGlaubwürdig-<br />

keit: Die Regierungen der Währungsunion<br />

hätten „substanzielles politisches Kapital“<br />

in die Entscheidung gesteckt, eine zentrale<br />

Kontrollinstanz für die Banken zu schaffen,<br />

sagt er. Die EZB erwarte deshalb, dass<br />

der Vorschlag für die Bankenaufsicht so<br />

stark sein wird „wie das Engagement der<br />

Regierungschefs, als sie diese Entscheidung<br />

getroffen haben“. Was Draghi nicht<br />

sagt, aber Eingeweihte wissen: Die EZB ist<br />

die einzige europäische Institution, deren<br />

Reputationin derEuro-Krise nicht gelitten<br />

hat.Solleeseineglaubwürdige Bankenaufsicht<br />

geben, müsse sie bei der EZB angesie-<br />

Der Fiskalpakt wurde am europäischen Parlament vorbei verhandelt. Höchste Zeit,<br />

dass die Abgeordneten wieder Mitsprache einfordern. Von Andreas Fischer-Lescano<br />

Die EU ist zur Wahrung<br />

demokratischer und<br />

sozialer Rechte verpflichtet<br />

Die neue Aufsicht ist Teil eines<br />

Maßnahmenpakets, das die<br />

Euro-Zone langfristig sichern soll<br />

den exekutivlastigen Rechtssetzungsstil<br />

auf europäischer Ebene in die Schranken<br />

weisen. Es würde deutlich gemacht werden,<br />

dass die demokratischen Grundsätze<br />

inderEUnichtnurüber dieParlamente der<br />

Mitgliedstaaten,sondernauchüberdasEuropäischeParlamentrealisiertwerden.NebenderVerletzungdemokratischerVerfahrensrechte<br />

ist der Fiskalvertrag aber auch<br />

inhaltlich problematisch. Er entwickelt ein<br />

Sanktionsregime für Defizitstaaten weiter,<br />

das in einem Bündel von Rechtsakten der<br />

EU, dem sogenannten Sixpack, in fragwürdiger<br />

Weise angelegt ist.<br />

Dass dieses Sanktionsregime die nationalen<br />

Haushalte von Defizitstaaten unter<br />

europäischen Genehmigungsvorbehalt<br />

stellt, dürfte ohne eine vorherige Änderung<br />

des europäischen Primärrechts nicht<br />

zulässig sein. War schon das Sixpack unionsrechtlich<br />

problematisch, verschärft der<br />

FiskalvertragdiesesProblem„ausbrechender<br />

Hoheitsakte“ exponentiell. Der Vertrag<br />

führteinnurschwerkündbaresDefizitverfahren<br />

ein, das die unionsrechtlichen<br />

Grundlagenüberschreitet,demdemokrati-<br />

delt sein, so Draghis Argument. Und deshalb<br />

arbeitet die EZB längst an einem eigenen<br />

Vorschlag.<br />

Die Kommission ist wiederum darüber<br />

verärgert. „Wir versuchen, die Türen geschlossen<br />

zu halten“, sagt der hohe Beamte.<br />

Die EZB sitze zwar bei jedem Euro-GipfelmitamTisch,siehabeaber„keineBefugnisse,<br />

Gesetzentwürfe mitzuschreiben“.<br />

Jenseits dieses Gezanks bereiten die<br />

Beamten die erste konkrete Entscheidung<br />

vor.BisEndeJulisollfeststehen,obdieAufsichtzwingenddieBankenaller27EU-Länder<br />

beaufsichtigen soll, was wegen des britischen<br />

Widerstands als unwahrscheinlich<br />

gilt;oderobnurdieder17Euro-Länder,wobei<br />

andere Staaten freiwillig mitmachen<br />

können. Ebenso muss geklärt werden, ob<br />

tatsächlich alle Banken beaufsichtigt werden<br />

– das wären mehr als 8000 in Europa –<br />

oder nur die größten, und ob eine zentrale<br />

Aufsichtsbehörde geschaffen wirdoder ein<br />

dezentrales Netzwerk. In jedem Fall, so<br />

sagt der hohe Beamter, muss die Aufsicht<br />

nahe an den Banken sein.<br />

Und dann formuliert er die Frage, die<br />

sich alle in Brüssel stellen – und an deren<br />

Antwort alles hängt. „Wollen die Deutschen<br />

wirklich eine starke zentrale AufsichtunddamiteigeneKompetenzenabgeben.<br />

Oder lassen sie alles so formulieren,<br />

dass die Beschlüsse endlos verzögert werden?“<br />

Dann könnten sich Bankdirektoren<br />

weiter Zeit lassen mit den Fremdsprachen.<br />

schen Prozess weitgehend entzogen ist<br />

und die Staaten auf eine rigide Austeritätspolitik<br />

verpflichtet.<br />

SchließlichistdieTatsache,dassderFiskalvertrag<br />

die Institutionen der EU zu einseitig<br />

an fiskalische Rationalitäten bindet,<br />

imHinblickaufdenGrundsatzsozialerDemokratie<br />

problematisch. Widerstreitende<br />

Gesichtspunktewiedasgesamtwirtschaftliche<br />

Gleichgewicht, Grund- und Menschenrechte,einedemokratischeSozialpolitik<br />

werden der alles übertrumpfenden<br />

Sparpolitik untergeordnet. Die Organe der<br />

EU sind jedoch nicht nur auf die Wahrung<br />

demokratischer Grundsätze verpflichtet,<br />

sondern auch auf die Wahrung fundamentaler<br />

sozialer Rechte. So hält die Europäische<br />

Grundrechtecharta unter der Überschrift<br />

„Solidarität“ in Titel IV ausdrücklich<br />

eine Vielzahl sozialer Grundrechte<br />

fest. Der EuGH versteht die Unionsbürgerschaft<br />

schon lange als Nukleus einer europäischen<br />

Solidarität.<br />

Die exekutivlastige Rechtsetzung, wie<br />

sie im Fiskalvertrag zum Ausdruck<br />

kommt,widersprichtdiesenunionsrechtlichen<br />

Grundsätzen sozialer Demokratie.<br />

Prozedural werden die Gestaltungsrechte<br />

des Parlaments untergraben. Substanziell<br />

akzentuiert der Fiskalvertrag mit seiner<br />

einseitigen Fokussierung auf eine rigide<br />

Sparpolitik die Sozialdimension europäischen<br />

Regierens nicht hinreichend.<br />

Die europäische Krise ist aber schon<br />

längst auch eine soziale Krise. Um zu ver-<br />

Verteiltes<br />

Risiko<br />

Wenn der ESM Banken hilft,<br />

haftet künftig nicht mehr der Staat<br />

Der Streit kam aus dem Nichts. Am Samstagmorgen<br />

konnten Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble und der Chef des<br />

Euro-Rettungsfonds ESM in der Presse<br />

nachlesen, dass sie <strong>angeblich</strong> miteinander<br />

überkreuzliegen.UndzwarineinerzentralenFragedergeplantendirektenFinanzhilfen<br />

für Banken: Haftet die Regierung eines<br />

Landes, dessen Banken direkt Finanzhilfen<br />

aus dem ESM erhalten, trotzdem weiter<br />

für deren Rückzahlung?<br />

Regling hatte dies in der Welt am Sonntag<br />

praktisch verneint: Wenn Hilfen aus<br />

dem ESM direkt an Banken gegeben würden<br />

und nicht mehr über die Regierungen<br />

des betreffenden Landes liefen, „dann ist<br />

das Land raus aus der Haftung“. Vielmehr<br />

müsstendanndiedenESM tragendenLänder<br />

für einen Kreditausfall aufkommen.<br />

Die klare Antwort passt freilich nicht<br />

ins Kommunikationskonzept des Finanzministers.<br />

Der gibt zwar Bundespräsident<br />

Joachim Gauck recht, wonach die Regierungdie<br />

Euro-Rettungbesser erklärensollte<br />

– verharrt aber selbst im Ungefähren.<br />

Wervonwannanundunterwelchen Bedingungen<br />

für wen haften soll, mag Schäuble<br />

einfach nicht klar beantworten. Umso ärgerlicher<br />

für ihn, dass Regling die Wahrheit<br />

ausspricht. Schäuble selbst ließ nach<br />

der letzten langen Nacht mit seinen Euro-<br />

Kollegen wissen, die Frage der Haftung bei<br />

direkten Bankenhilfen stelle sich jetzt gar<br />

nicht. Anfang September werde die EU-<br />

Kommission einen Vorschlag für eine zentrale<br />

Aufsicht für die europäischen Banken<br />

vorlegen, erst dann begännen technische<br />

Vorarbeiten für eventuelle direkte Finanzhilfen<br />

an Banken. Und die würden ohnehin<br />

frühestens fließen können, wenn die Aufsicht<br />

tatsächlich installiert sei.<br />

Das ist ein Teil der Wahrheit. Der andere<br />

ist in der Gipfelerklärung der Mitglieder<br />

der Euro-Zone vom 29. Juni nachzulesen.<br />

„Wir bekräftigen, dass es von ausschlaggebender<br />

Bedeutung ist, den Teufelskreis<br />

zwischen Banken und Staatsanleihen zu<br />

durchbrechen“, steht da gleich im ersten<br />

Satz. Der Begriff „Teufelskreis“ meint den<br />

bisher praktizierten Hilfsmechanismus:<br />

Die RegierungenklammerLänderbeantragen<br />

Geldaus demRettungsfonds,um ihren<br />

marodenBanken zu helfen. DieseHilfskrediteabervergrößern<br />

die Schulden des Landes,<br />

weshalb die Regierung dann höhere<br />

Zinsen bieten muss, um Staatsanleihen zu<br />

verkaufen. Daswiederum belastetdieBanken,dieStaatsanleihen<br />

halten,da dieseriskanterwerden.DieBankenmüssendeswegen<br />

mehr Eigenkapital vorhalten – das sie<br />

nicht haben und weswegen sie nochmals<br />

von der Regierung gerettet werden müssen.Dieses<br />

schädliche Wechselspielwollen<br />

die Euro-Länder beenden.<br />

Und das geht nur, wenn Bankenhilfen<br />

nicht mehr als Schulden angerechnet werden,<br />

sondern direkt aus dem ESM an die<br />

Banken fließen, ohne Umweg über die Regierung.<br />

Das bedeutet, dass der Heimatstaat<br />

der geretteten Bank nicht mehr haftet,<br />

sondern der ESM. Flösse direkt Geld<br />

aus dem ESM an spanische Banken, würdendeutsche,französischeundandereBürgerviaESM<br />

fürPleitendieserGeldinstitute<br />

praktisch mithaften – was nicht jedem gefallen<br />

dürfte.<br />

Und dennoch liegt Regling nicht grundsätzlich<br />

mit Schäuble überkreuz. Dass der<br />

Minister verwirrend antwortet, liegt daran,<br />

dass zwar das Ziel feststeht, Regierungen<br />

aus der Haftung zu nehmen – aber heftig<br />

um den Weg gerungen wird, wie und<br />

wann das geschehen soll. Schäuble wird<br />

erst zustimmen, wenn alle VoraussetzungenwiediegeplanteBankenaufsichtumgesetzt<br />

sind. Und so lange haftet Madrid für<br />

seine Banken. CERSTIN GAMMELIN<br />

hindern, dass die Prekarisierung in Europa<br />

weiter zunimmt, ist eine strukturelle Aufwertung<br />

der sozialen Rechte dringend geboten.<br />

Möglichkeiten gäbe es viele. Mit der<br />

europäischen Sozialcharta liegt beispielsweise<br />

ein Korpus vor, dessen Potenzial unausgeschöpft<br />

ist.<br />

Die rechtspolitische Gegenwehr gegen<br />

die einseitige Sparpolitik des Fiskalvertrages<br />

könnte ein Anfang sein, die soziale Demokratie<br />

auf der europäischen Ebene<br />

selbstzuverteidigen.EingerichtlichesVerfahren<br />

gäbe einerseits dem Europäischen<br />

Parlament die Gelegenheit, der eigenen<br />

Marginalisierung entgegenzutreten. Ein<br />

solches Verfahren sollte aber darüber hinausdenAuftaktdafürdarstellen,dieUnverfügbarkeit<br />

der Grundsätze sozial und demokratisch<br />

organisierter Herrschaft des<br />

Rechts in Europa wiederherzustellen. So<br />

kann das emanzipatorische Potenzial des<br />

europäischenProjektswiedersichtbarwerden.<br />

Andreas Fischer-Lescano,<br />

39, lehrt unter anderem<br />

öffentliches Recht an der<br />

Universität Bremen. Er ist<br />

Direktor des Zentrums für<br />

europäische Rechtspolitik.<br />

FOTO: REGINA SCHMEKEN


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 DIE SEITE DREI<br />

HF2 3<br />

VON CHRISTIANE SCHLÖTZER<br />

Ptolemaida, Veria, Heraklion – Der Mann<br />

hat eine Ringkämpfer-Statur, weshalb<br />

man ihm so viel Empfindlichkeit erst einmal<br />

gar nicht zutraut. Angela Merkels Spezialagent<br />

für das Atmosphärische hält die<br />

NaseindenNachtwindundschnuppertVertrautes.<br />

„Frankfurt Oder“, sagt Hans-Joachim<br />

Fuchtel. „Braunkohle.“ Ein stechender<br />

Geruch liegt in der schwülen Luft. Die<br />

Erinnerung trägt den schweren Mann fort.<br />

Damals, sagt Fuchtel, als fast der ganze<br />

deutsche Osten noch ein Sanierungsfall<br />

war, habe er sich einen Tropfen japanisches<br />

Heilpflanzenöl aufs Oberlippenbärtchen<br />

geträufelt, wenn er im märkischen<br />

Kohlerevier unterwegs war. Dann war der<br />

böse Gestank weg.<br />

Lange her, und hier ist nicht Brandenburg,<br />

sondern Westmakedonien. Aber<br />

einen, der sich immer irgendwie zu helfen<br />

weiß, den können sie auch hier im Norden<br />

Griechenlands gebrauchen. Deshalb steht<br />

Hans-Joachim Fuchtel nach vielstündiger<br />

Anreise nun verschwitzt in tiefer Nacht in<br />

der Lobby eines Hotels in der Provinzstadt<br />

Ptolemaida und stellt eine leichtsinnige<br />

Frage.Wanndenn derSwimmingpoolmorgens<br />

öffne, will der Deutsche wissen. „11<br />

Uhr“, sagt der Portier. Fuchtel seufzt.<br />

Wenn zwei sich nicht mögen,<br />

sollte man etwas gemeinsam<br />

machen. Das ist seine Idee<br />

Kein guter Auftakt für die Mission des<br />

Mannes. Schließlich gehört dazu auch die<br />

Suche nach bislang verborgenen touristischen<br />

Attraktionen der hellenischen Provinz.<br />

Doch das ist längst nicht alles. Fuchtel,<br />

Parlamentarischer Staatssekretär im<br />

BundesarbeitsministeriummitSpezialauftrag,<br />

soll in erster Linie für eine Klimaverbesserung<br />

zwischen Deutschland und<br />

Griechenland sorgen. Die alten filterlosen<br />

Braunkohlekraftwerke in der Region, die<br />

sieGriechenlandsRuhrgebietnennen,spielen<br />

dabei zwar auch eine Rolle. Zuerst einmal<br />

aber geht es um das vergiftete Binnenklima<br />

zwischen den beiden Nationen. Troika,<br />

Task-Force, Memoranden. Die meisten<br />

GriechenhabendieNasevollvondenAuflagen<br />

der Europäer, und verantwortlich für<br />

die „Spardiktate“ machen sie die deutsche<br />

Regierung. GriechischeMedienhabenMerkel<br />

in NS-Uniform porträtiert, und deutsche<br />

Medien haben sich über die „Pleitegriechen“<br />

lustig gemacht. Man ist aufeinander<br />

nicht gut zu sprechen.<br />

Ausgerechnet ein CDU-Mann soll das<br />

ändern. „Ich frage meine griechischen Gesprächspartner<br />

immer, ob sie Frau Merkel<br />

kennen“, sagt Fuchtel, der nicht gerne lange<br />

herumdruckst. Die Antworten schrecken<br />

ihn mittlerweile kaum mehr: „Viele<br />

Griechen sagen, ja, die kennen wir, und die<br />

tut schlimme Sachen.“ Darauf antwortet er<br />

gern: „Und nun wollen wir sehen, was wir<br />

besser machen können.“ Zu diesem Zweck<br />

hatMerkelsSpezialagenteineArt Revolution<br />

von unten gestartet, die deutsche und<br />

griechische Kommunalpolitiker gemeinsam<br />

tragen sollen. Abseits der Hauptstädte,<br />

und fern des Parteiengezänks. Die Gelegenheit<br />

dafür ist günstig. Die herkömmlichen<br />

griechischen Parteien haben zuletzt<br />

einen Großteil ihrer Macht verloren.<br />

GriechischeBürgermeisterundProvinzgouverneure<br />

versichern inzwischen am<br />

liebsten, sie seien „nur für ihre Bürger“ da.<br />

Und das vielleicht Erstaunlichste dabei ist:<br />

Bei dieser Revolution scheint auch Hilfe<br />

aus Deutschland auf einmal willkommen<br />

zu sein. Der CDU-Mann kann sich inzwischen<br />

vor Einladungen griechischer Kommunalpolitiker<br />

kaum noch retten. Dabei<br />

bringt er nicht viel mehr mit als etwas, das<br />

sichauchleichtwiederverflüchtigenkönnte:<br />

Hoffnung.<br />

VON THORSTEN SCHMITZ<br />

Tübingen – Einmal in seinem Leben hat<br />

sich Jens Ziegler reich gefühlt, richtig<br />

reich,13 Jahrewarerdaalt.ZurKonfirmationhatte<br />

erzwanzig Aktiender Telekom geschenkt<br />

bekommen, 10 DM das Stück. Es<br />

waren die neunziger Jahre, Aktienhausse,<br />

IT-Boom, Start-up-Fieber, die Zeit also, in<br />

der das Geld auf der Straße lag. Innerhalb<br />

weniger Wochen hatte sich der Wert einer<br />

Aktieverzehnfacht.PlötzlichbesaßKonfirmandZiegler2000DM.„DaswareinWahnsinn!“<br />

erinnert er sich. „Ohne was zu tun,<br />

hat sich mein Vermögen vermehrt.“<br />

Der plötzliche Reichtum fachte seine<br />

Neugier an. Ziegler entschloss sich, in die<br />

Welt der Finanzen einzutauchen. Studierte<br />

VWL. „Ich wollte verstehen. Das war meine<br />

Motivation.“ Zwanzig Jahre später ist Ziegler<br />

Wirtschaftslehrer an einem Gymnasium<br />

nahe Tübingen. Es gibt Dinge, die ihm<br />

bis heute unerklärlich sind.<br />

DieGebäudedes Karl-von-Frisch-Gymnasiums<br />

in Dußlingen sind sechseckig und<br />

erinnernanBienenwaben. 800Schülerlernen<br />

hier. Karl von Frisch war Bienenforscher.<br />

In einer Vitrine neben dem Büro des<br />

Schuldirektors liegen Bücher des Zoologen.Aufeinemsteht:„DasgrößteAbenteuer<br />

menschlichen Geistes ist die Erforschung<br />

des Lebens.“ Für Ziegler ist es: Die<br />

Erforschung der Finanzwelt.<br />

Ziegler unterrichtet am Karl-von-<br />

Frisch-Gymnasium Oberstufenschüler. Er<br />

sagt, er verstehe jetzt natürlich viel mehr<br />

Fuchtel, Abgeordneter aus dem Nordschwarzwald,<br />

der auch einmal eine arme<br />

Gegend war, kam quasi über Nacht zu seiner<br />

Aufgabe. Im März 2010 – Griechenland<br />

war schon in der Krise, aber der damalige<br />

Premier Giorgos Papandreou hatte das<br />

WortPleitenochnichtinden Mundgenommen<br />

– vereinbarten Papandreou und Merkel,<br />

die alte Idee der Städtepartnerschaft<br />

neuzu beleben.Kommunalpolitiker beider<br />

Ländersolltensichin einer„Deutsch-Griechischen<br />

Versammlung“ zusammenfinden.<br />

Das Dumme an dem schönen Plan: Er<br />

ging im Strudel der Euro-Krise fast unter.<br />

Wären danichteinaktiverdeutscher Generalkonsulin<br />

Thessaloniki gewesen, und ein<br />

nicht weniger unermüdlicher, frisch gewählter<br />

Bürgermeister in der Hafenstadt,<br />

dann wäre es wohl auch dabei geblieben.<br />

Ende 2011 haben sie dann in Berlin gemerkt,<br />

dass ein paar Griechen die Idee<br />

nicht sterben lassen wollten.<br />

So kam die Kanzlerin auf Fuchtel, weil<br />

es schließlich einen braucht, der den Prellbock<br />

macht. Erst einmal traf ihn dann auch<br />

die volle Wucht des antideutschen Ressentiments.<br />

Eine Zeitung verglich den Schwaben<br />

mit dem Bayern-König Otto und dessen<br />

unglücklicher Regentschaft in Hellas<br />

im 19. Jahrhundert.<br />

Fuchtel, 60, weiß, was Spott ist. Er hat<br />

schonSchlimmeres ertragen. Einst organi-<br />

als damals. Er sieht zum Beispiel die Instabilität<br />

des Euro und bezweifelt, dass sein<br />

Sohn in zwanzig Jahren noch mit Euro zahlen<br />

wird undungehindertdurchEuropareisen<br />

kann: „Ich bin skeptisch, dass die politische<br />

und wirtschaftliche Situation in<br />

Mitteleuropa so stabil bleibt.“<br />

Es gibt aber auch Grenzen des Verstehens:<br />

„Es ist nicht bis ins Letzte zu durchdringen,<br />

welche Konsequenzen die Entscheidungen<br />

haben, die gerade im Rahmen<br />

der Euro-Krise getroffen werden.“<br />

In Zeitungen und Talk-Shows gibt es<br />

fast kein anderes Thema: Euro-Krise,<br />

ESM,EFSF,Fiskalpakt,Banken-Union,Euro-Bonds.<br />

Aber blickt noch jemand durch?<br />

Bundespräsident Joachim Gauck hat die<br />

Kanzlerin gerüffelt. In der Euro-Debatte<br />

habe sie „die Verpflichtung, sehr detailliert<br />

zubeschreiben,wasdasbedeutet, auchfiskalisch<br />

bedeutet.“ Klarheit vermisst auch<br />

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident<br />

TorstenAlbig: „Wirmüssentrotzdeshektischen<br />

Treibens viel mehr erklären: Warum<br />

tun wir etwas und warum ist es sinnvoll?“<br />

Wer sich unter Schülern und Lehrern<br />

umhört, merkt schnell, dass das größte<br />

Abenteuer menschlichen Geistes auch sein<br />

kann, herauszufinden: Von was reden die<br />

Politiker da eigentlich?<br />

Dienstagnachmittag, 8. Stunde, Neigungsfach<br />

Wirtschaft bei Herrn Ziegler, 16<br />

Schüler.Draußen:DieheileWeltderSchwäbischenAlb.SonnenblumenfelderundWiesen,<br />

dazwischen Autozulieferer und Medizintechnikunternehmen,<br />

kurz: Eine wirt-<br />

Merkels Geheimwaffe<br />

Hans-Joachim Fuchtel soll zusammenbringen, was <strong>angeblich</strong> gar nicht zusammen will.<br />

Irgendwas macht er wohl richtig. Die Griechen können gar nicht genug kriegen von ihm<br />

Der Mann weiß, was Spott ist. Aber in Griechenland ist alles anders – da kann sich Hans-Joachim Fuchtel vor Einladungen kaum noch retten. FOTO: JENS SCHICKE<br />

sierte er–weilHelmutKohlesso wollte–in<br />

Berlin ein Kamelrennen durchs BrandenburgerTor,arabischeInvestorensolltenbeeindrucktwerden.<br />

Erhatauch schon Zahnärzte<br />

als Freiwillige ins arme Mauretanien<br />

gelockt.Profi-Helfer wiederCap-Anamur-<br />

Gründer Rupert Neudeck haben das bis<br />

heute nicht vergessen.<br />

„Net schwätze, schaffe“, sagt Fuchtel<br />

und wischt über sein Smartphone.<br />

Er hat ein paar deutsche Politiker<br />

mitgebracht. Dass die auch kein<br />

Geld haben, will keiner glauben<br />

Sein Adressbuch ist eine Fundgrube,<br />

weshalb er in Ptolemaida auch mit einem<br />

KleinbusvollerdeutscherKommunalpolitiker<br />

angereist ist. Die haben sich anstecken<br />

lassen vom Überzeugungstäter Fuchtel,<br />

der allen, die es hören wollen, sagt: Wenn<br />

Griechenland aus der Krise komme, dann<br />

sei das für ganz Europa nützlich. Nicht<br />

jeder hat das zu Hause gleich verstanden.<br />

Auch nicht in der Heimat von Klaus<br />

Burhenne,BürgermeisterderniedersächsischenStadtHannoverschMünden,vonbarocker<br />

Statur wie Fuchtel und auch in der<br />

CDU. „Ich habe mir schon dumme Sprüche<br />

anhören müssen“, sagt Burhenne, „nach<br />

schaftliche Situation, von der Portugal,<br />

Irland und Spanien nur träumen können<br />

(Griechenland sowieso). In der Region<br />

herrscht europaweit eine der niedrigsten<br />

Arbeitslosenquoten mit nur vier Prozent,<br />

in Tübingen quasi Vollbeschäftigung mit<br />

nur zwei Prozent Arbeitslosen.<br />

Die 16 Schülerinnen und Schüler sollen<br />

Referate vortragen. Aufgabe war, eine<br />

StandortanalysefürInvestitionen anzufertigen<br />

vor dem Hintergrund der aktuellen<br />

dem Motto, geht doch beim Griechen essen,<br />

das reicht doch auch.“ Burhenne aber<br />

hat nun einen einstimmigen Ratsbeschluss,<br />

mit einer griechischen Gemeinde<br />

eine Verbindung einzugehen.<br />

Von „Städtepartnerschaft“ aber will er<br />

nicht sprechen, nur von „Know-how-Partnerschaft“.<br />

In Ptolemaida erzählt Burhenne<br />

daher, wie es seine Stadt schafft, eigene<br />

Energie zu erzeugen, mit Wasser und Sonne.<br />

Und er gibt die Erfahrung weiter, dass<br />

es nicht leicht ist, „von einem großen<br />

Stromkonzernwie EondieNetzezubekommen“.DanickendievielenKommunalpolitiker<br />

im Saal. Der staatliche griechische<br />

Stromriese, dem die Schmutzkraftwerke<br />

in der Region gehören, die zwei Drittel des<br />

gesamten griechischen Stroms liefern,<br />

sperrtsichmitallerMachtgegeneinePrivatisierung.<br />

„Da müssen sie sich Messer an<br />

die Ellenbogen stecken“, rät der Deutsche<br />

den Griechen.<br />

Weil sie inzwischen nicht nur in Ptolemaida<br />

hören wollen, wie man selbst Energie<br />

erzeugt und auch aus Hausmüll Geld<br />

macht, eilt Fuchtels Mannschaft in vier Tagen<br />

im Zickzack durch die griechische Provinz,<br />

organisiert Energie-Kongresse hier<br />

und dort, lässt Abfallexperten ausschwärmen.<br />

Die Anbahnung der neuen Freundschaften<br />

sorgt, wie könnte es sein, dabei<br />

für manchen Aha-Effekt. In der Stadt Veria<br />

Morgen, Kinder, wird’s was geben<br />

Was wissen Schüler auf der Schwäbischen Alb eigentlich über die Euro-Krise? Ehrlich gesagt: eher weniger<br />

wirtschaftlichen Situation. Es ist der Tag,<br />

an dem das Bundesverfassungsgericht in<br />

Karlsruhe über die Eilanträge gegen den<br />

dauerhaften Rettungsschirm ESM und<br />

den Fiskalpakt berät, der die Euro-Länder<br />

zu mehr Haushaltsdisziplin zwingen soll.<br />

Die Schüler stellen Investitionsprojekte<br />

vor, als sei Europa eine einzige Schwäbische<br />

Alb, eine Wiese ohne Euro-Krise.<br />

Johanna und Sophie, beide 17, würden<br />

amliebsteneinmodernesMöbelhausgrün-<br />

Dienstagnachmittag, Neigungsfach Wirtschaft bei Jens Ziegler (rechts) im Karl-von-<br />

Frisch-Gymnasium, Dußlingen: Es gibt auch Grenzen des Verstehens. FOTO: MITZ<br />

inZentralmakedonienversprichtdermächtige<br />

Prachtbau des Rathauses Schutz vor<br />

den 40 Grad Außentemperatur. Doch drinnen<br />

im großen Saal, wo die Bürgermeisterin<br />

empfängt, ist es trotz vieler Ventilatoren<br />

so schwül, dass ein deutscher Politiker<br />

staunt, wie man „hier eine Sitzung machen<br />

kann“. Der örtliche Handelskammer-Vertreter<br />

klagt darüber, dass die griechischen<br />

Banken den Firmen kein Geld mehr geben.<br />

Als er fordert, Deutschland sollte Verias<br />

Pfirsichproduktion direkt unterstützen,<br />

da muss ihn der mitgereiste Trierer LandratGüntherSchartz,ebenfallsCDU,enttäuschen.<br />

„Wir sind finanziell auch eher auf<br />

der Soll-Seite“, sagt Schartz. Bürgermeister<br />

Burhenne formuliert es drastischer.<br />

„Wir sind auch pleite.“ Staunende Gesichter<br />

bei den Griechen – in einer Vorort-Gemeinde<br />

von Thessaloniki, mit der Hannoversch<br />

Münden künftig den Expertenaustausch<br />

pflegen will. „Viele hier glauben, in<br />

Deutschland ist alles Gold“, sagt eine griechische<br />

Journalistin.<br />

„So wie die griechischen Gastarbeiter<br />

beim Wiederaufbau Deutschlands geholfen<br />

haben“, so sollten nun die Deutschen<br />

den Griechen beistehen, sagt ein griechischerStadtratinVeria.„EsistZeit,neueWegezuöffnen“,meinteinanderer.Dieresolute<br />

Bürgermeisterin hat bald genug von den<br />

höflichen Worten. Sie sagt: „Jetzt beginnt<br />

den,inSindelfingen,„JoSo“,zusammengesetztausihrenVornamen.EineArtAlternativ-Ikea,<br />

mit Solarstrom betrieben. Die anderen<br />

Schüler applaudieren.<br />

Johanna möchte nach dem Abitur in die<br />

Logistik-Branche, wieihr Vater.„Ichversuche,<br />

die Krise zu verstehen“, sagt sie. „Es<br />

fällt mir schwer.“ Das Unverständnis liege<br />

auch am Politikerdeutsch. Die packen das<br />

in Worte, die man nicht verstehen kann.<br />

Sophie geht es genauso. Sie schaltet den<br />

Fernseher ein, liest online Zeitung. Wenig<br />

hilfreich empfand sie das Titelbild von Focus,<br />

auf dem die griechische Liebesgöttin<br />

Aphrodite den Stinkefinger zeigte: „Das<br />

hat mich geschockt.“ Sophies Vater kommt<br />

ausAthen. Was ihrdiePolitikernichterklären<br />

können, das sieht sie mit eigenen Augen<br />

an ihrer Familie: „Meine Cousine ist<br />

Pharmazeutin, sie hat ihren Job verloren.<br />

Da gibt es nicht viel zu verstehen.“<br />

Johanna sagt: „Ich würde mir wünschen,dassdiePolitikermenschlichersprechen.<br />

Das geht uns ja schließlich alle an,<br />

wenn die über unsere Zukunft entscheiden.“<br />

Wen sie sympathisch findet? „Den<br />

Gauck, auf jeden Fall den!“ Weil er der<br />

Kanzleringesagthat,siesolledeutlicherreden,<br />

wenn es um die Euro-Krise geht. „Und<br />

weil er bei seinem Israel-Besuch in Jad Vaschem<br />

einen langen Eintrag ins Gästebuch<br />

geschrieben hat, ohne Eile, was er fühlt.“<br />

SchülerumSchülerstellenihreInvestitionsstandorte<br />

vor. Draußen wird Rasen gemäht,<br />

es ist kurz nach 15 Uhr, kleine Pause.<br />

Fabio schnappt frische Luft auf dem Klas-<br />

die Arbeit.“ Zweimal war sie in Deutschland,<br />

um Fuchtel davon zu überzeugen,<br />

dass auch Veria Expertenhilfe brauchen<br />

könnte, beispielsweise, um den Tourismus<br />

in der Stadt anzukurbeln, oder zur Direktvermarktung<br />

von Agrarprodukten.<br />

Wo die Regierung in Athen weit weg ist,<br />

stellen sich immermehr Leute aufdie eigenen<br />

Füße. So viel Emanzipation ist neu. In<br />

der Region um die Braunkohle-Dreckschleudern,<br />

wo noch für mehr als 100 Jahre<br />

Kohle in der Erde schlummert, haben sich<br />

mehrere „Energiestädte“ zusammengeschlossen.IhrSprecherMakisJosifidiswettert:<br />

Der staatliche Energieriese DEI zeige<br />

„IgnoranzgegenüberderUmwelt“.Manhabe<br />

schon an die EU-Kommissare Öttinger<br />

und Almunia geschrieben und angeboten,<br />

ihnen „bei der Öffnung des griechischen<br />

Strommarktes zu helfen“.<br />

Der Stromkonzern, samt eigener Gewerkschaft,isteinSynonymfürdenWiderstand<br />

gegen die von der EU geforderte<br />

Privatisierung von griechischen Staatsbetrieben.<br />

Und er bekommt dabei Unterstützung<br />

von Alexis Tsipras, dem nun weit<br />

über Griechenland hinaus bekannten Chef<br />

derradikallinken Syriza,dergrößtenOppositionspartei<br />

im Parlament. Tsipras hat<br />

erstvorwenigenTagengewarnt,privateInvestoren<br />

würden ihr Geld wieder verlieren.<br />

InGriechenlandisteinheftiger Kampfentbrannt<br />

zwischen Beharren und Reformieren.<br />

Wer sich zwischen die Fronten wagt,<br />

der bekommt das zu spüren.<br />

Dass er nicht überall beliebt ist,<br />

ahnt er. Der Polizeischutz<br />

bleibt jedenfalls griechisch lässig<br />

„Nein zur Unterwerfung“ steht auf<br />

einem Plakat, das Fuchtel in Fallschirmspringerkluft<br />

zeigt. Damit die Botschaft<br />

auch klar ist, steht darunter in Griechisch<br />

und Deutsch: „Fuchtel, du bist unerwünscht.“<br />

Die kretische Zeitung Patris<br />

zeigtdasPlakat,dasandiedeutscheInvasion<br />

in Kreta im Zweiten Weltkrieg erinnern<br />

soll. Das Blatt berichtet zur Ankunft des<br />

Merkel-Mannes in Heraklion auch von geplanten<br />

Demonstrationen.<br />

Fuchtels Treffen mit Kommunalpolitikernwirddeshalb<br />

kurzerhandinsGebäude<br />

desGouverneursverlegt. Der Polizeischutz<br />

bleibt griechisch lässig. Statt der Protestler<br />

kommt der Chef des Hafens und wirbt für<br />

einen neuen „Gesundheitstourismus“ auf<br />

Kreta. Es taucht auch der gesamte Vorstand<br />

einer Holzverarbeitungs-Genossenschaft<br />

auf, die Lehrlinge zur Ausbildung in<br />

den Schwarzwald schicken will, zumindest<br />

solange sie im krisengeschüttelten Griechenland<br />

ohne Job bleiben.<br />

In vielen deutschen Berufsschulen fehlen<br />

Auszubildende, weshalb auch eine VertreterindesInnovationszentrumsderDeutschen<br />

Wirtschaft nach Heraklion gekommen<br />

ist, eine in Deutschland aufgewachsene<br />

Kreterin. Sie wirbt in zwei Sprachen für<br />

die Lehre in Germania, samt Deutschkurs.<br />

„Wir sollten unsere Politiker zu dieser Ausbildung<br />

schicken“, kommentiert einer aus<br />

der Schreiner-Genossenschaft.<br />

Dann ist Pressekonferenz – und Hans-<br />

Joachim Fuchtel wird gegrillt. Griechenland<br />

habe „seine Souveränität verloren“,<br />

klagt ein Journalist. Die vielen Auflagen,<br />

derganzeDruck.UndschuldseiendieDeutschen.<br />

Nun solle das Land auch noch seine<br />

Jugend hergeben.<br />

Fuchtel kämpft. Er zitiert Aristoteles,<br />

der die „wahre Freundschaft“ von der<br />

„Nutzerfreundschaft“ unterschieden habe,<br />

„der Facebook-Freundschaft“, wie er<br />

esausdrückt,damit man ihnauchversteht.<br />

Und wenn einer „bessere Konzepte“ habe,<br />

dann sollte er sie bringen. Am nächsten<br />

Morgen ist Fuchtel wieder auf der Titelseite<br />

von Patris. „Netz der Freundschaft“,<br />

heißt die Schlagzeile.<br />

senzimmerbalkon.ErträgteinT-Shirt,kurze<br />

Hosen, Flip Flops. Wenn er sein Abitur<br />

gemacht hat, will er in die USA. Demnächst<br />

wird er ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren,inMilwaukee.SpätermöchteerBiologie<br />

studieren, auf keinen Fall Wirtschaft.<br />

„Fiskalpaktundso,ichhab’snichthundertprozentig<br />

verstanden.“<br />

Vor der Klasse spricht jetzt Max. Seine<br />

Idee: Einen McDonald’s eröffnen an der<br />

B 27, zwischen Nehren und Hechingen. Die<br />

Punkte, die für eine McDonald’s-Filiale<br />

sprechen, notiert Lehrer Ziegler an der Tafel:<br />

In Deutschland herrsche Frieden, die<br />

politische Lage sei stabil. Unter „negativ“<br />

schreibt er: „Die Schulden.“ Er zögert. Und<br />

setzt noch ein Wort in Klammern hinzu,<br />

mit Fragezeichen: „Euro?“<br />

Max möchte in die Immobilienbranche<br />

einsteigen, das scheint ihm „zurzeit das<br />

Sicherste“. Ob er begreift, um was es geht,<br />

wenn von Fazilität und Anleihekäufen die<br />

Rede ist? „Mehr oder weniger.“ Er lächelt.<br />

Und räumt ein: „Eher weniger.“<br />

Jens Ziegler sagt: „Viele Schüler haben<br />

längst das Gefühl, dass Entscheidungen<br />

der Politik ohne sie getroffen werden und<br />

dass sich daher eh nichts ändern lasse.“<br />

Das drücke sich auch an der Wahlbeteiligungaus.Wiesich<br />

dasändernlassen könnte?<br />

„Indem die Politiker hochkomplexe<br />

Themen runterbrechen, verständlich machen<br />

und Alternativen aufzeigen.“<br />

Auf eine Alternative ist er gekommen:<br />

„Wenn manüber Facebook wählen könnte,<br />

würden mehr Menschen zur Wahl gehen.“


4 HF2 MEINUNG<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

DER STREIT UM DIE BESCHNEIDUNG<br />

Was Aufklärung verlangt<br />

Körperverletzung? Natürlich<br />

ist Beschneidung Körperverletzung.<br />

Sie ist genauso Körperverletzung<br />

wiejeder andere<br />

ärztliche Eingriff. Kleine<br />

und große Operationen, die lebenserhaltenden<br />

wie die nur lebensverschönernden,dienötigenwiedieunnötigen–siealle<br />

gelten dem Strafrecht als Körperverletzung.<br />

Im Strafrecht ist jeder Eingriff in<br />

den Körper eine Verletzung. Erst die Einwilligung<br />

des Patienten rechtfertigt die<br />

Verletzung, erst sie macht den Arzt straflos.UndwennderPatienteinKindist,entscheiden<br />

die Eltern. So war und ist es<br />

Recht, Sorgerecht nennt man das.<br />

SeitdemdasLandgerichtKölnentschieden<br />

hat, dass es nicht Recht, sondern<br />

Rechtsmissbrauch sei, wenn Eltern ihren<br />

Sohn beschneiden lassen, herrscht eine<br />

Aufregung, wie es sie seit 1995, seit dem<br />

Kruzifix-Beschluss des Verfassungsgerichts,<br />

nicht mehr gegeben hat. Damals<br />

war es die negative Religionsfreiheit, welche<br />

die Richter schützen wollten: Der<br />

Mensch habe ein Recht, frei von Religion<br />

zuleben. Diesmalistes diepositiveReligionsfreiheit,<br />

in die Richter der unteren Instanz<br />

eingreifen: Das Recht jedes Menschen,<br />

nach seiner Religion zu leben, habe<br />

Grenzen – und mit der Beschneidung sei<br />

die Grenze überschritten. Die Regeln, die<br />

im jüdischen und im muslimischen Glauben<br />

die Beschneidung vorschreiben oder<br />

nahelegen, widersprächen dem Kindeswohl.<br />

Der Staat als dessen Wächter müsse<br />

eingreifen und der Körperverletzung die<br />

Rechtfertigung versagen.<br />

Religiöser und anti-religiöser<br />

Fundamentalismus<br />

So hates das Gericht in einer sehr klinischen<br />

Entscheidung getan; bei der Feststellung<br />

dessen, was Rechtskultur und<br />

Kindeswohl verlangen, hat es sich einer<br />

multikulturellen Betrachtungsweise verweigert.<br />

Die Reaktionen darauf waren<br />

und sind außerordentlich heftig. Befürworter<br />

des Urteils feiern es als den deutschen<br />

Anfang vom weltweiten Ende eines<br />

archaischenRituals;einDritteldermännlichen<br />

Weltbevölkerung ist beschnitten.<br />

MancheUrteilsbefürworterrückendieBeschneidung<br />

der Jungen gar in die Nähe<br />

der Genitalverstümmelung von Mädchen;<br />

das ist objektiv falsch.<br />

Tatsache aber ist: Nach der Operation<br />

fehltdemJungeneinStückHaut.DieKritikerhaltendasfüreinVerbrechenamwehrlosen<br />

Kind. Die Kriminalisierung jüdischer<br />

und muslimischer Eltern sei daher<br />

VON THOMAS ÖCHSNER<br />

Die Bundesrepublik ist ein Paradies<br />

für Vermögende. Weder in den<br />

USA oder in Großbritannien noch<br />

in den allermeisten EU-Ländern zahlen<br />

Reiche so wenig Steuern wie in Deutschland.<br />

Der Vorschlag des Deutschen Instituts<br />

für Wirtschaftsforschung (DIW), gut<br />

betuchte Bürger per Zwangsabgabe um<br />

zehn Prozent ihres Vermögens zu schröpfen,<br />

klingt deshalb verlockend. Er trägt<br />

aber genauso wenig zu mehr Steuergerechtigkeit<br />

bei wie die starrsinnige Haltung<br />

derKoalition, die ihr„Nein“ zu höheren<br />

Steuern wie ein Mantra wiederholt.<br />

DieDIW-Idee ist wenigdurchdacht. Eine<br />

Zwangsabgabe ist verfassungsrechtlich<br />

nur in Ausnahmefällen möglich. Ob<br />

VON TOMAS AVENARIUS<br />

Die UN-Beobachter in Syrien haben<br />

bisher nichts erreicht. Wie auch?<br />

Siesollen helfen,deninternationalen<br />

Friedensplan umzusetzen, während<br />

dasRegime Städte undDörferbeschießen<br />

lässt und Kämpfer der Opposition keine<br />

Gelegenheit versäumen, Assads Soldaten<br />

anzugreifen. Trotz der offensichtlichen<br />

Hilflosigkeit spielen die unbewaffneten<br />

UN-Offiziere aber doch eine Rolle – etwa<br />

im Streit darum, was wirklich geschah in<br />

Tremseh,wobiszu200Menschenvon Regime-Truppen<br />

abgeschlachtet wurden.<br />

Die Opposition hatte nach den ersten<br />

Berichten von einem Massaker an Zivilisten<br />

gesprochen. Es gab Videos und Erklärungen<br />

im Internet, alles passte irgend-<br />

VON CHRISTIAN WERNICKE<br />

Mitt Romney, der republikanische<br />

Präsidentschaftskandidat, ist<br />

kein Mann, der seinen Aufstieg<br />

zu Macht und Reichtum als Sozialarbeiter<br />

begann. Nein, dieser Multimillionär war<br />

stets ein so glühend gläubiger wie kühl<br />

praktizierenderUr-Kapitalist–ein Profit-<br />

Maximierer, der als Manager des Investmentfonds<br />

Bain Capital die Erträge für<br />

sich und seine Anleger dadurch mehrte,<br />

dass er Firmen kaufte, zerlegte und Jobs<br />

vernichtete.Romneyhatte Erfolgauf Kosten<br />

anderer. Und keine Skrupel.<br />

Was Wunder also, dass der konservativeAspirantvielenAmerikanernunsympathisch<br />

ist. Genau dieses Unbehagen versucht<br />

nun Barack Obama aufzugreifen<br />

VON HERIBERT PRANTL<br />

notwendig.StrafrechtwirdsozumInstrument<br />

kultureller Bekehrung. Auch Eltern,<br />

die (wie in den USA gang und gäbe) ihre<br />

Söhne aus hygienischen Gründen beschneiden<br />

lassen, werden zu Straftätern<br />

gemacht. Konsequenterweise müsste<br />

künftig das Jugendamt nach jeder Geburt<br />

in einschlägigen Kreisen auf dem Sprung<br />

sein, um das verdächtige Tun zu verhindern.Weilmansichnichtausmalenmöchte,<br />

wie eine Anti-Beschneidungs-Polizei<br />

aussähe und welche Folgen sie für das Zusammenleben<br />

der Gesellschaft hätte, will<br />

der Gesetzgeber nun klarstellen, dass Beschneidung<br />

keine strafbare Körperverletzung<br />

darstellt. Angesichts anschwellender<br />

Aggressivität der Debatte ist das notwendig.<br />

So manche Religionskritiker<br />

scheinen das Urteil als Lizenz zur Religionsbeschimpfung<br />

misszuverstehen.<br />

Eine Rechtfertigung der Beschneidung<br />

per Gesetz ist keine gefühllose Bagatellisierung<br />

einer Körperverletzung. Es handeltsich<br />

auch nicht um eine gesetzlichkaschierte<br />

Weigerung, Recht durchzusetzen,<br />

sondern um den Versuch, mit Recht<br />

richtig umzugehen. Recht hat die Aufgabe,<br />

dasZusammenleben vonMenschen so<br />

verträglich wie möglich zu gestalten.<br />

RechtschneidetdieGesellschaftnichtauseinander;<br />

es schützt Minderheiten. Und<br />

die Verfassung achtet die Religionen und<br />

ihre Riten. Selbstredend gibt es Grenzen:<br />

Wenn die Würde des Menschen verletzt<br />

wird, wenn eine <strong>angeblich</strong> göttliche Leitkultur<br />

die Grundrechte negiert – dann<br />

sind die Grenzen überschritten. Aber die<br />

Beschneidung ist nicht der Einstieg in die<br />

Scharia, nicht Symbol für die Negation<br />

der Rechtsordnung, sie ist vielen nur befremdlich<br />

fremd. Eine Bestrafung des nur<br />

Befremdlichen wäre unverhältnismäßig.<br />

Das heißt: Der Schutz der Vorhaut gegen<br />

vermeintlichunverständigeElternistkeine<br />

Angelegenheit für das Strafrecht.<br />

Beschneidungskritikerfordern vonJuden<br />

und Muslimen, über den Sinn dieses<br />

Ritus nachzudenken. Muslime und Juden<br />

dürfen aber auch von ihren Kritikern ein<br />

Nachdenken darüber verlangen, warum<br />

dieKritikeinensoaggressiv-selbstgerechten<br />

Ton anschlägt. Bisweilen kann man<br />

den Eindruck haben, dass es nicht nur einen<br />

religiösen, sondern auch einen antireligiösen<br />

Fundamentalismus gibt. Die<br />

Unversöhnlichkeit der Kopftuch-Debatte<br />

findet in der Beschneidungs-Debatte ihre<br />

Fortsetzung. Das hat mit Aufklärung<br />

nichts zutun.AufklärungistnichtdieVerächtlichmachungderanderen.Eineaufgeklärte<br />

Gesellschaft ist eine, die auf respektvolles<br />

Zusammenleben achtet.<br />

ZWANGSABGABE FÜR VERMÖGENDE<br />

Verlockend, aber falsch<br />

solche derzeit vorliegen, ist äußerst fraglich.<br />

Die Abgabe greift viel zu weit ins Vermögen<br />

ein, da zum Beispiel auch Eigentümer<br />

eines Einfamilienhauses an einem<br />

teuren Standort zahlen müssten. Sie suggeriert<br />

einen Haushaltsnotstand, den es<br />

in Deutschlands gar nicht gibt. Außerdem<br />

würde nur die Ankündigung einer solchen<br />

Enteignung schon eine Massenflucht<br />

von Kapital ins Ausland auslösen.<br />

Höhere Steuern für die Vermögenselite<br />

sindtrotzdemmöglich,etwabeiden Kapitalerträgen<br />

oder bei Erbschaften. Auch<br />

ein höherer Spitzensteuersatz schadet<br />

nicht, wenn der Staat im Gegenzug Bürger<br />

mit mittlerem Einkommen entlastet.<br />

DarübersolltedieBundesregierung nachdenken,<br />

es würde ein Stück mehr Gerechtigkeit<br />

ins Land bringen.<br />

MASSAKER IN SYRIEN<br />

Vorsicht nach allen Seiten<br />

US-WAHLKAMPF<br />

Obamas Schwefel<br />

wiezusammen.DieBerichtederUN-Beobachter<br />

vor Ort klingen nun differenzierter:<br />

Der Angriff habe Kämpfern der „Freien<br />

Syrischen Armee“ (FSA) gegolten; unter<br />

den Toten seien Uniformierte gewesen.Nachdem<br />

Rückzug der Oppositionellen<br />

hätten regimetreue Milizen Rache genommen,<br />

die Häuser von FSA-Kämpfern<br />

niedergebrannt,Angehörigemassakriert.<br />

Solche Bestialität ist unentschuldbar,<br />

das Assad-Regime trägt die Verantwortung.<br />

Möglicherweise beenden lässt sich<br />

das Gemetzel allerdings nur, wenn auch<br />

nachderMitverantwortungderbewaffnetenTeilederOppositiongefragtwird.Warum<br />

sollte man deren Statements ungeprüft<br />

Glauben schenken? Im Syrien-Konflikt<br />

sollte sich auch niemand mit den <strong>angeblich</strong><br />

Guten verbrüdern.<br />

und zu schüren. Des Präsidenten Kampagneerinnertzu<br />

Rechtdaran,dassRomney<br />

nur sehr eingeschränkt alte Steuererklärungen<br />

preisgeben und somit Einblicke in<br />

die Quellen seines Vermögens gewähren<br />

will.AberObamasKampftruppegehtweiter,zuweit.InTV-SpotsschmähtsieRomneyalsExporteurvonUS-JobsnachMexikoundChina–undverweistdazuaufEntscheidungen,<br />

die Bain erst fällte, als Romney<br />

längst nicht mehr die Geschicke des<br />

Fonds lenkte.<br />

Obama billigt diese ätzende Propaganda.<br />

Damit tut der Demokrat, was er vor<br />

vier Jahren den damals abgewirtschafteten<br />

Republikaner noch vorgeworfen hatte:<br />

Er jagt, mangels frischer Ideen, den<br />

Wählern vor allem Angst ein. Der Messias<br />

von 2008 spielt mit Schwefel. Es stinkt.<br />

Korruptionsbekämpfung in der FIFA SZ-ZEICHNUNG: OLIVER SCHOPF<br />

VON THOMAS KISTNER<br />

Der monströse Schmiergeldverkehr<br />

zwischen Funktionären des <strong>Fußball</strong>-Weltverbands<br />

(Fifa) und dessen<br />

früherer Sportrechte-Agentur ISL ist<br />

nun belegt; ebenso, dass der Fifa-Präsident<br />

davon wusste. In mindestens einem<br />

Fall konkret, weil eine Millionen-Zahlung<br />

derISL1997versehentlichaufeinemoffiziellen<br />

Konto der Fifa gelandet war. Deren<br />

Spitzehatdie Praxisüber Jahrezuverheimlichen<br />

versucht und korrupte Empfänger<br />

nicht belangt. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft<br />

die Fifa der Untreue beschuldigt.<br />

Die zahlte 2,5 Millionen Schweizer<br />

Franken, daraufhin wurde das Verfahren<br />

eingestellt. „Na und?“, meint Sepp Blatter,<br />

derewigePatronder<strong>Fußball</strong>familie.Bestechung<br />

sei ja damals nicht strafbar gewesen.<br />

Der Sepp heiligt die Mittel?<br />

Deutsche <strong>Fußball</strong>-Funktionäre distanzieren<br />

sich plötzlich und fordern Blatters<br />

Rücktritt. Und der reagiert wie üblich: Er<br />

schießt scharf zurück. Blatter rückt<br />

Deutschland in die Nähe der Korruption;<br />

die WM <strong>2006</strong> sei <strong>gekauft</strong> worden, deutet er<br />

Im Arbeitsalltag eines Generalsekretärs<br />

gibteseinesehrbegrenzte ZahlvonSituationen,<br />

in denen er selbst im Mittelpunkt<br />

stehtundnichtderParteichef,dem erzuarbeitet.<br />

Klassischerweise ist das an Wahlabendenso–oderdann,wennetwasschiefläuft.<br />

Bei den Grünen läuft gerade viel schief,<br />

sie verheddern sich im Streit darüber, welche<br />

Spitzenkandidaten sie in den Bundestagswahlkampf<br />

schicken wollen. Am Wochenende<br />

aber standen nicht die möglichen<br />

Kandidaten im Mittelpunkt, sondern<br />

SteffiLemke,44,seitfastzehnJahren Bundesgeschäftsführerin.SoheißtbeidenGrünen<br />

der Posten der Generalsekretärin.<br />

Im Bundesvorstand war es vergangene<br />

WocheumdieBesetzungeinerStellegegangen.<br />

Lemke hatte einen Wunschkandidaten,<br />

Parteichefin Claudia Roth ebenfalls.<br />

Es kam zum Eklat, Lemke stand allein gegendenRestdesGremiumsunddrohte<br />

mit<br />

„Konsequenzen“. Welche, das ließ sie offen.<br />

Doch um die Dimension zu verstehen,<br />

muss man sich vorstellen, Assistent Hansi<br />

Flick hätte Bundestrainer Joachim Löw<br />

kurz vor der EM angedroht hinzuwerfen.<br />

Lemke bleibt jedenfalls im Amt, und<br />

selbst mancher innerparteiliche Gegner<br />

dürfte erleichtert sein. DieFrau ausDessau<br />

VON WERNER BARTENS<br />

Wer krank ist, braucht einen guten<br />

Arzt, gute Pflegekräfte und gute<br />

Therapeuten. Gut sein bedeutet<br />

in der Medizin: sein Handwerk verstehen,<br />

ein Gespür für die Bedürfnisse der Patienten<br />

haben, den richtigen Ton treffen und<br />

dasallesmitliebevollerGeduldundausreichend<br />

Zeit umsetzen. Diese idealtypischen<br />

ÄrzteundFachkräftegibtesinunserem industrialisierten<br />

Gesundheitswesen kaum,<br />

auch wenn viele Mediziner, Schwestern<br />

und Pfleger sich nach Kräften bemühen.<br />

Der Wissenschaftsrat schlägt nun vor,<br />

Hebammen, Pflegekräfte, Physio-, Ergound<br />

Logotherapeuten sollten die Universität<br />

besuchen und einen akademischen Abschluss<br />

anstreben. Zehn bis 20 Prozent eines<br />

Jahrgangs sollten wissenschaftliches<br />

Arbeiten lernen. In der Theorie klingt das<br />

gut, denn die Anforderungen in den Gesundheitsberufen<br />

werden komplexer. Gerade<br />

bei Alten und chronisch Kranken sind<br />

beispielsweise die Einschätzungen von<br />

Pflegern und Physiotherapeuten oft ebenso<br />

wichtig wie das Urteil der Ärzte. Zudem<br />

ist bisher wenig erforscht, von welchen paramedizinischen<br />

Therapien die Patienten<br />

besonders profitieren und wie diese optimiert<br />

werden könnten.<br />

In derPraxis könnte dieguteIdee jedoch<br />

eine Fehlentwicklung einleiten: Wer sind<br />

BESTECHUNG BEI DER FIFA<br />

Der Sepp heiligt die Mittel<br />

an. Tatsächlich gab es damals erstaunliche<br />

Sport- und Wirtschaftsdeals in und mit<br />

Ländern, deren Stimmen für den deutschen<br />

Abstimmungserfolg wichtig waren.<br />

Unbestreitbar ist aber auch, dass die Fifa<br />

mit ihren fahrlässig laxen Bewerbungsregeln<br />

bei WM-Vergaben der Korruption erst<br />

den Nährboden bereitet hat.<br />

Strohfirmen, die über mehr<br />

als 100 Millionen Dollar verfügen<br />

Was im Jahr 2000 – als Deutschland die<br />

WM zugesprochen bekam – ablief hinter<br />

den Kulissen, muss nun also geklärt werden.Sicheristnur:Esdürfteverblassengegenüberdem,wasbeider<br />

Fifa2010 passierte,<br />

als Russland und Katar bei einer bizarren<br />

WM-Doppelvergabe obsiegten. Monate<br />

später flog ein globales Geflecht von<br />

Strohfirmen auf, das über gut 100 Millionen<br />

Dollar verfügt und vom argentinischen<br />

Bundesanwalt dem Fifa-Finanzchef<br />

und Blatter-Stellvertreter Julio Grondona<br />

zugeordnet wird.<br />

Auch das deutet die Dimension des<br />

Schmutzesnuran. Unklar istbis heute, wer<br />

PROFIL<br />

giltalseffizienteManagerin,mitBlicküber<br />

dasTagesgeschäfthinaus –und ausgestattet<br />

mit jener Härte, die es braucht, um sich<br />

im politischen Betrieb zu behaupten. Das<br />

gilt umso mehr bei den Grünen mit ihrer<br />

nicht nur nach Geschlecht, sondern auch<br />

nach dem Rechts-links-Schema austarierten<br />

Doppelspitze.<br />

Als Lemke 2002 ins Amt kam, war selbst<br />

mancherKenner derParteiüberrascht,viele<br />

trauten der linken Flügelfrau die Aufgabe<br />

nicht zu. Kurz zuvor hatte sie es nach<br />

acht Jahren als Abgeordnete nicht wieder<br />

denndieguten ÄrzteimKrankenhaus?Seltendie,dienebenbeiwissenschaftlicheFragenerforschen.WerinderForschungKarriere<br />

machen will und eine akademische<br />

Laufbahn anstrebt, ist viel auf Kongressen<br />

und im Labor – und wenig am Krankenbett.<br />

Patienten geduldig Trost und Zuversicht<br />

vermitteln, für sie in schweren Stunden<br />

da sein, kann ein Arzt kaum, wenn in<br />

der Forschungsabteilung gerade seine Experimente<br />

laufen und die Zentrifuge neu<br />

bestückt werden muss. Um die Kranken<br />

kümmern sich jene, die sich nicht gleich<br />

nach der Visite von der Station stehlen.<br />

Dass die Forschung mittelfristig den<br />

Krankenzugutekommt,wievonBefürwortern<br />

der Akademisierung angeführt, ist ein<br />

Mythos. Die Versorgungsforschung, in der<br />

untersucht wird, welche Therapie Patienten<br />

tatsächlich nutzt, wie sie im Alltag mit<br />

ihrem Leiden zurechtkommen und welche<br />

Hilfsmittelwirklich von Vorteil sind, fristet<br />

in Deutschland ein kümmerliches Dasein.<br />

EineUntersuchungzumVolksleidenDiabetes<br />

ergab, dass von den mehr als tausend<br />

Studien der vergangenen zehn Jahre gerade<br />

acht Prozent Belange der Patienten zum<br />

Thema hatten. Der Rest waren zumeist anwendungsferne<br />

Laborstudien oder von der<br />

vonden Millionender ISL profitiert hat, die<br />

bar ausgezahlt wurden? Belegt ist freilich,<br />

dassBlatterseinemlangjährigenVizepräsidenten<br />

Jack Warner über Jahrzehnte hinwegdieFernsehrechte<br />

derFifa für die karibische<br />

Region zuschanzte. Warner zahlte<br />

Spottpreise – undführte Blatter als Gegenleistung<br />

bei Wahlen sein 40-Stimmen-Paket<br />

zu. All das ist möglich in der Fifa, weil<br />

der Milliardenkonzern in Wahrheit eine<br />

One-Man-Show ist, in der Blatter sogar ein<br />

Alleinunterschriftsrecht besitzt.<br />

Umso absurder mutet es daher an, wenn<br />

Blatters neuer Reformer Mark Pieth noch<br />

immer den Eindruck verbreitet, man könne<br />

den Sumpf alleine mit Komitees und<br />

neuen Regeln trockenlegen. Der Basler<br />

Compliance-Experte setzt weiter auf Blatter<br />

– den Mann, der die Reform erst nötig<br />

gemacht hat. Dabei geht es in Blatters<br />

Reichnichtum Strukturen,esgeht umPersonen<br />

und eine Kultur der Korruption, die<br />

alles durchdringt. Pieth hat es aber durchaus<br />

in der Hand, eine fulminante Änderung<br />

zu bewirken: indem er den Fifa-Job<br />

niederlegt. Dann bliebe auch Blatter nur<br />

noch das, was überfällig ist: der Rücktritt.<br />

in den Bundestag geschafft. Breiteres Aufsehen<br />

hatte sie nur erregt, als sie sich 2001<br />

mitsiebenweiterenGrünen-Parlamentariern<br />

gegen den deutschen Einsatz in Afghanistan<br />

stellte. Um Rot-Grün nicht scheitern<br />

zu lassen, stimmte sie am Ende zu.<br />

In der Partei ist sie seit dem Wendejahr<br />

1989, sie gehörte dazu, als sich damals die<br />

Grünen in der DDR gründeten. Da studierte<br />

sie bereits Agrarwissenschaften, zuvor<br />

warsiezurZootechnikerinausgebildetworden<br />

und hatte als Briefträgerin gearbeitet.<br />

Lemke ist Mutter eines Kindes. Sie pflegt<br />

gutenKontakt zu Andrea Nahles, ihrer Kollegin<br />

in der SPD. Zusammen riefen sie vor<br />

einiger Zeit eine sogenannte rot-grüne<br />

Denkfabrik ins Leben, von der man seitdem<br />

allerdings nicht viel gehört hat. Ihrer<br />

SPD-Kollegin voraus hat Lemke, dass sie<br />

vor der Kamera deutlich souveräner wirkt.<br />

Was sich Lemke für die nächsten Tage<br />

vorgenommen hat, verriet sie am Samstag<br />

im Kurznachrichtendienst Twitter. Unter<br />

der Überschrift „Motto dieses Wochenendes“<br />

verlinkte sie dort das Lied „Anders als<br />

gedacht“ der Gruppe „Kettcar“. Darin<br />

heißt es: „Nichts überstürzen, die Nacht<br />

drüber schlafen, einmal kurz sammeln im<br />

Heimathafen – mit miesem Gefühl, der<br />

Weg ist das Ziel.“ CHRISTOPH HICKMANN<br />

PFLEGEBERUFE<br />

Hebamme, bleib’ bei deiner Schwangeren<br />

FOTO: CARO<br />

Steffi Lemke<br />

Kampferprobte Grünen-Managerin<br />

mit guten Kontakten zur SPD<br />

Was Patienten tatsächlich nützt,<br />

spielt in der Forschung keine Rolle<br />

PharmaindustriegesponserteMedikamententests<br />

fragwürdiger Relevanz.<br />

Werden die Pflege- und Therapieberufe<br />

akademisiert, droht ihnen ein ähnliches<br />

Schicksal wie der Forschung in der Medizin.<br />

Wer sich Anerkennung in der Welt der<br />

wissenschaftlichen Medizin verschaffen<br />

will, wählt oft ein intellektuell ausgetüfteltes<br />

Studiendesign, das mit den tatsächlichenProblemenderKrankenoderdemKlinikalltag<br />

nicht viel zu tun hat.<br />

InderHierarchiederKlinikhättenesAbsolventen<br />

der neuen Studiengänge zudem<br />

nichtleicht.EsgibtbereitsstudiertePflegewissenschaftler.<br />

Deren Sandwich-Position<br />

zwischen Ärzten und klassischem Pflegepersonalistoftheikel.VonMedizinernwerden<br />

sie, trotz Studiums, nicht für voll genommen;<br />

ihre ursprüngliche Berufsgruppe<br />

hält sie für praxisferne Besserwisser.<br />

Statt die Medizin auch in den PflegeundTherapieberufenakademischerzumachen,<br />

braucht es bessere Praxis-Fortbildungen<br />

und mehr Verantwortung für geschulteKräfte.WersichfürdieArbeitaufeiner<br />

Intensiv- oder Krebsstation weiterbildetoderin<br />

anderen Therapieformenspezialisiert,<br />

an der Team-Kommunikation und<br />

dem Umgang mit Patienten feilt, hat anspruchsvollere<br />

Aufgaben, bessere Bezahlung<br />

und mehr Anerkennung verdient. Das<br />

würde die Gesundheitsberufe ebenfalls<br />

aufwerten – und Patienten direkt nützen.<br />

AKTUELLES LEXIKON<br />

Tetra Pak<br />

Sie gehören so sehr zu den GebrauchsgegenständendesAlltags,<br />

dass sich kaum jemand<br />

daranerinnert,dassGetränkeverpackungen<br />

– vor allem für<br />

Milch–einmalandersaussahen.Dierechteckigen,<br />

kunststoffbeschichteten Kartons<br />

derMarkeTetraPakhabenallesanderenahezuverdrängt,<br />

Glasflaschen etwaoder die<br />

stets vom Aufplatzen bedrohten Plastikbeutel.1951brachtederschwedischeUnternehmer<br />

Ruben Rausing, der Großvater des<br />

nun unter Mordverdacht stehenden Hans<br />

Kristian Rausing, seine neu entwickelten<br />

Kartonverpackungen für flüssige Lebensmittel<br />

auf den Markt, in Form eines Tetraeders,derdemProduktdenNamengab.Anfangs<br />

waren die dreieckigen Kartons – die<br />

der Volksmund in Deutschland „Picasso-<br />

Euter“nannte–jedochkeinVerkaufsschlager,<br />

sie ließen sich schwer öffnen, meist<br />

spritzte es. Erst die Entwicklung des quaderförmigen„Brik“-Kartons<br />

bescherte der<br />

Firma den großen Erfolg. 1991 fusionierte<br />

Tetra Pak mit dem Schweizer Unternehmen<br />

Tetra Laval, das mit Melkanlagen und<br />

Maschinen für die Milchverarbeitung groß<br />

geworden war. Später übernahm die Gruppe<br />

den Hersteller von PET-Flaschen Sidel.<br />

Die Tetra-Laval-Gruppe mit Sitz in Pully,<br />

Schweiz, erwirtschaftete 2011 einen Umsatz<br />

von 12,7 Milliarden Euro. Ruben RausingsSöhne,HansundGad,führtendieFirmazunächstweiter.1995stiegHans,derVater<br />

des Mordverdächtigen, aus und verkaufte<br />

seine Anteile. CHIA<br />

BLICK IN DIE PRESSE<br />

Zu den Problemen kurz vor dem Start von Olympia<br />

in London meint die britische Sonntagszeitung:<br />

„Regen, das Fiasko einer Sicherheitsfirma,<br />

eine kaputte Autobahn-Überführung,<br />

Verantwortliche, die Tickets auf dem<br />

Schwarzmarkt verkaufen – und das ist<br />

noch nicht alles. Aber die Spiele werden<br />

trotzdem ein Triumph werden. Die Ereignisse<br />

der vergangenen Wochen haben den<br />

enthusiastischen Erwartungen mehr als<br />

nur einen kleinen Dämpfer verpasst (...)<br />

Es mag so aussehen, als ob es wenige<br />

Gründe gibt, sich auf London 2012 zu<br />

freuen. Der Observer ist anderer Meinung.<br />

Wir stehen hoffentlich an der Schwelle zu<br />

17 Feiertagen voller Optimismus.“<br />

Zu den Spannungen zwischen der EU und Rumänien<br />

schreibt die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“:<br />

„Die EU hat sich große Verdienste erworben<br />

beim Wiederaufbau der ehemals<br />

kommunistischen Länder Osteuropas.<br />

Das Motto damals (...) lautete sonnig:<br />

„Europa gelingt gemeinsam“, und der<br />

Glaube an die erzieherischen Kräfte war<br />

groß. Inzwischen muss Europa zuschauen,<br />

wie Rumäniens Ministerpräsident (...)<br />

autoritäre Tendenzen pflegt und die Parlamentsmehrheit<br />

als Freipass zum Abbau<br />

des Rechtsstaates begreift.“<br />

Zum Umzug der Berliner Gemäldegalerie:<br />

„Immer neue Sammlungsumzüge werden<br />

betrieben, weitere Riesensummen gefordert.<br />

Manches, wie das Humboldt-Forum,<br />

ist noch nicht einmal auf den Zeichentischen<br />

zu Ende geführt. Und wenn schon<br />

Umzug der Alten Meister – warum nicht<br />

komplett dorthin, wo der Ursprung der<br />

Berliner Museen liegt, ins Schloss? Immer<br />

länger werden die Zeiträume, in denen<br />

gebaut, geschlossen, vertröstet werden<br />

muss. Vor 2020 ist selbst bei allerbestem<br />

Verlauf kein Ende abzusehen.“<br />

HERAUSGEGEBEN VOM SÜDDEUTSCHEN VERLAG<br />

VERTRETEN DURCH DEN HERAUSGEBERRAT<br />

CHEFREDAKTEUR:<br />

Kurt Kister<br />

STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR:<br />

Wolfgang Krach<br />

MITGLIED DER CHEFREDAKTION, INNENPOLITIK:<br />

Dr. Heribert Prantl<br />

AUSSENPOLITIK: Stefan Kornelius; INNENPOLITIK (STELLV.):<br />

Detlef Esslinger, Jan Heidtmann; SEITE DREI: Alexander Gorkow;<br />

INVESTIGATIVE RECHERCHE: HansLeyendecker; KULTUR: Andrian Kreye, Dr. Thomas Steinfeld; WIRTSCHAFT:<br />

Dr. Marc Beise, Hans-Jürgen Jakobs; SPORT: Klaus Hoeltzenbein;<br />

WISSEN: Dr. Patrick Illinger; GESELLSCHAFT UND PANORAMA:<br />

Tanja Rest; WOCHENENDE: Gerhard Matzig; MOBILES LEBEN:<br />

Jörg Reichle; BEILAGEN: Werner Schmidt; MÜNCHEN, REGION UND<br />

BAYERN: Christian Krügel, Ulrich Schäfer; Sebastian Beck,<br />

Peter Fahrenholz, Christian Mayer<br />

ARTDIRECTOR: Christian Tönsmann; Stefan Dimitrov;<br />

BILD: Jörg Buschmann<br />

GESCHÄFTSFÜHRENDE REDAKTEURE:<br />

Marc Hoch, Dr. Hendrik Munsberg, Stefan Plöchinger (Online)<br />

CHEFS VOM DIENST: Dr.Alexandra Borchardt, Carsten Matthäus<br />

CHEFKORRESPONDENT: Stefan Klein<br />

LEITENDE REDAKTEURE:<br />

Prof. Dr. Joachim Kaiser, Nikolaus Piper, Evelyn Roll<br />

Die für das jeweilige Ressort an erster Stelle Genannten<br />

sind verantwortliche Redakteure im Sinne des Gesetzes<br />

über die Presse vom 3. Oktober 1949.<br />

ANSCHRIFT DER REDAKTION:<br />

Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (089) 21 83-0;<br />

Nachtruf: 21 83-7708; Nachrichtenaufnahme: 21 83-481;<br />

Fax 21 83-97 77; E-Mail: redaktion@sueddeutsche.de.<br />

BERLIN: NicoFried; Robert Roßmann, Claus Hulverscheidt (Wirtschaft),<br />

Französische Str. 47, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 26 36 66-0;<br />

ERFURT: Christiane Kohl, Marktstr. 38 a, 99084 Erfurt,<br />

Tel. (03 61) 6 01 16 05; DÜSSELDORF: Bernd Dörries, Bäckerstr. 2,<br />

40213 Düsseldorf, Tel. (02 11) 54 05 55-0; FRANKFURT: Helga Einecke,<br />

Kleiner Hirschgraben 8, 60311 Frankfurt, Tel. (0 69) 2 99 92 70;<br />

HAMBURG: Ralf Wiegand, Poststr. 25, 20354 Hamburg,<br />

Tel. (0 40) 46 88 31-0; KARLSRUHE: Dr.Wolfgang Janisch,<br />

Sophienstr. 99, 76135 Karlsruhe, Tel. (07 21) 84 41 28;<br />

STUTTGART: Dr.RomanDeininger, Rotebühlplatz 33,<br />

70178 Stuttgart, Tel. (07 11) 24 75 93/94<br />

HERAUSGEBERRAT:<br />

Dr. Johannes Friedmann (Vorsitz);<br />

Albert Esslinger-Kiefer, Dr. Thomas Schaub, Dr. Christoph Schwingenstein<br />

GESCHÄFTSFÜHRER:<br />

Dr. Detlef Haaks, Dr. Karl Ulrich<br />

ANZEIGEN: Jürgen Maukner (verantwortlich),<br />

Anzeigenaufnahme: Tel. (0 89) 21 83-10 10<br />

ANSCHRIFT DES VERLAGES: Süddeutsche Zeitung GmbH,<br />

Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (0 89) 21 83-0,<br />

DRUCK:<br />

Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH,<br />

Zamdorfer Straße 40, 81677 München


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 POLITIK<br />

HF3 5<br />

Ende<br />

der Alleingänge<br />

Wegen ihres Versagens bei der Aufdeckung der Neonazi-Morde<br />

sollen die Sicherheitsbehörden umgebaut werden – nur wie?<br />

VON TANJEV SCHULTZ<br />

München–EineReformderSicherheitsbehörden<br />

halten alle Parteien für notwendig.<br />

Wie sie aussehen soll, ist jedoch umstritten,<br />

auch innerhalb der Bundesregierung.<br />

Während Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />

(FDP) die Zahl<br />

der Ämter für Verfassungsschutz reduzieren<br />

will, sieht Innenminister Hans-Peter<br />

Friedrich (CSU) das Problem nicht in der<br />

Zahl der Behörden, sondern in der Effizienz,<br />

mit der sie arbeiten. In den vergangenen<br />

Tagen haben drei Behördenleiter ihren<br />

Postenaufgegeben,im BundesamtfürVerfassungsschutz<br />

sind hochrangige Beamte<br />

versetzt worden. Als Nachfolger des scheidendenPräsidentenHeinzFrommistHans-<br />

Georg Maaßen im Gespräch, Leiter der AbteilungTerrorbekämpfungimInnenministerium.Derpersonelle<br />

Umbau kann Strukturreformen<br />

ergänzen. In der Diskussion<br />

sind derzeit eine ganze Reihe von Punkten:<br />

Fusion und Aufgabenbegrenzung der<br />

Landesämter für Verfassungsschutz<br />

Bisher hat jedes Bundesland einen eigenen<br />

Verfassungsschutz. Kleine Ämter, etwa die<br />

derStadtstaaten,könntenmitanderenfusionieren.<br />

Denkbar wäre auch, sie alle dem<br />

Bundesamt zu unterstellen. Kritiker dieser<br />

Idee befürchten, dass dies die Kontrolle<br />

des Geheimdienstes eher noch erschweren<br />

Es spielt auch eine Rolle,<br />

dass viele Beamte ihr Wissen<br />

generell ungern teilen<br />

würde. In der Diskussion ist zudem eine<br />

Aufgabenbegrenzung: Die Landesämter<br />

könnten zum Beispiel die Spionageabwehr<br />

dem Bundesamt in Köln überlassen. Politikern<br />

der Linken und auch etlichen der Grünen<br />

wäre das alles noch zu wenig. Sie halten<br />

den Inlandsgeheimdienst insgesamt<br />

fürüberflüssig.DerBunddeutscherKriminalbeamter<br />

sieht es ähnlich und schlägt<br />

vor, die Aufgaben beim Staatsschutz im<br />

BKAunddenLandeskriminalämternanzusiedeln.DagegensprichtdasTrennungsgebot.<br />

Polizei und Geheimdienst arbeiten in<br />

Deutschland getrennt – eine Lehre aus der<br />

Tyrannei des Nationalsozialismus.<br />

Den MAD abschaffen<br />

Für eine Auflösung des Verfassungsschutzes<br />

gibt es derzeit keine politischen Mehrheiten.WenigersicherkannsichderMilitärische<br />

Abschirmdienst (MAD) sein. Seine<br />

Notwendigkeit wird seit Längerem kritisch<br />

diskutiert, und die FDP fordert, die Aufgaben<br />

des MAD dem Verfassungsschutz zu<br />

übertragen. Der MAD soll extremistischen<br />

Tendenzen in der Bundeswehr entgegentreten.<br />

An der erfolglosen Suche nach dem<br />

untergetauchtenTerrortrioausJena war er<br />

beteiligt. Er führte offenbar eigene V-Leu-<br />

Merkel will Europa<br />

„verbindlicher machen“<br />

Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

hält die Kanzlermehrheit bei der bevorstehenden<br />

Bundestagsabstimmung über die<br />

Milliardenhilfe für Spanien nicht für notwendig.<br />

„Wir bekommen immer die Mehrheiten,<br />

die wir brauchen“, sagte die CDU-<br />

Vorsitzende am Sonntagabend im ZDF.<br />

Und bei der Abstimmung am Donnerstag<br />

sei rechtlich nur die einfache Mehrheit der<br />

Stimmen notwendig. Bei der Verabschiedung<br />

des Euro-Rettungsschirms ESM Ende<br />

Juni hatte die Koalition die symbolisch<br />

wichtige Kanzlermehrheit verfehlt. Mit ihrerErklärungwillMerkelnunoffenbarkritischer<br />

Berichterstattung vorbauen. Denn<br />

auch bei der Spanien-Abstimmung scheint<br />

dieschwarz-gelbe Koalitionwegenzahlreicher<br />

Abweichler in den eigenen Reihen die<br />

Kanzlermehrheit zu verpassen.<br />

In dem „Sommer-Interview“ erklärte<br />

die CDU-Chefin die Bundestagswahl 2013<br />

auch zur Abstimmung über den Euro und<br />

Europa. Im nächsten Jahr werde natürlich<br />

überdie Frageabgestimmt,„wostehtEuropa<br />

und welche Vorstellungen haben wir<br />

von Europa“, sagte Merkel. Sie und die<br />

christlich-liberale Koalition stellten sich<br />

Europa als eine Stabilitätsunion vor, „die<br />

sich weltweit auch behaupten kann“. Bei<br />

der europäischen Einigung gebe es allerdings<br />

einen Nachholbedarf. „Wir müssen<br />

Europa verbindlicher machen“, sagte Merkel.<br />

Bei der Einführung des Euro sei es versäumt<br />

worden, eine „politisch engere Zusammenarbeit“<br />

zu vereinbaren.<br />

Der europäische Fiskalpakt zur Begrenzung<br />

der Neuverschuldung sei ein erster<br />

Schritt auf diesem Weg. Die Institutionen<br />

der EU müssten künftig aber auch mehr<br />

Möglichkeiten bekommen, Länder zu bestrafen,<br />

die europäische Vereinbarungen<br />

ignorierten. Als Beispiel nannte Merkel neben<br />

der Haushaltspolitik die EU-weiten<br />

Vorgabenzu AusgabenfürForschungszwecke.<br />

Die Hälfte der Mitgliedsländer halte<br />

sich nicht daran, waszu Lasten derWettbewerbsfähigkeit<br />

der gesamten Union gehe.<br />

Merkel bekräftigte, dass sie die Union<br />

im Wahlkampf als Kanzlerkandidatin anführen<br />

werde. Die Arbeit mache ihr immer<br />

noch „Spaß“. Im Wahlkampf werde man<br />

„damit werben, dass wir weiter auf Wohlstandskurs<br />

bleiben wollen, und dass wir<br />

die Herausforderungen – demografischer<br />

Wandel, Integration von Migrantinnen<br />

und Migranten – entschieden voranbringen<br />

müssen.“ Hier gebe es noch genug Arbeit.<br />

Sie sei aber „ganz optimistisch, dass<br />

uns das gelingt“. ROBERT ROSSMANN<br />

te und war Teil des unübersichtlichen Nebeneinanders<br />

verschiedener Ämter.<br />

Besserer Informationsaustausch zwischen<br />

den Sicherheitsbehörden<br />

Der Informationsaustausch zwischen Verfassungsschutzämtern<br />

und zwischen diesenundderPolizeiwarimFalldesNeonazi-<br />

Terrorsunzureichend. Beim Geheimdienst<br />

spielt eine Rolle, dass viele Beamte ihrWissengenerellungernteilen.GesetzlicheVorgaben<br />

kommen dazu: So sind die Landesämter<br />

nicht verpflichtet, ihre Operationen<br />

dem Bundesamt zu melden. Und in der Zusammenarbeit<br />

mit der Polizei haben sich<br />

dieVerfassungsschützersogarbeiMordermittlungen<br />

hinter vermeintlichem DatenundQuellenschutzunddemTrennungsgebotverschanzenkönnen.VieleInnenpolitiker<br />

halten gesetzliche Klarstellungen und<br />

ein Kooperationsgebot für notwendig. Kritiker<br />

befürchten, dass die Sicherheitsbehörden<br />

am Ende noch mehr Daten sammeln<br />

und austauschen als bisher, zu Lasten<br />

der Bürgerrechte. Vor Kurzem haben<br />

Bundestag und Bundesrat bereits die Einrichtung<br />

einer Neonazi-Datei beschlossen.<br />

Risiken von V-Leuten begrenzen<br />

Viel Kritik gibt es am Einsatz von V-Leuten<br />

beim Verfassungsschutz. V-Leute sind in<br />

der jeweiligen Szene angeworbene Spitzel,<br />

die für Informationen bezahlt werden. Geheimdienstmitarbeiter<br />

halten einen Einsatz<br />

von V-Leuten für unabdingbar, um<br />

überhaupt einen Zugang zu bestimmten<br />

Gruppenzufinden.Kritikersehen darineine<br />

staatliche Subvention für Extremisten.<br />

Sie verlangen, auf die Spitzel zu verzichten<br />

undsichaufandereMethodenzubeschränken,<br />

wie Observation, Telefonüberwachung<br />

oder den Einsatz verdeckter Ermittler<br />

– also von Beamten, die in die Szene gehen.<br />

Eher mehrheitsfähig dürfte eine stärkere<br />

Kontrolle des V-Leute-Einsatzes sein.<br />

So könnte dieser von der Zustimmung eines<br />

Richters abhängig gemacht werden.<br />

Denkbar wäre auch, die parlamentarischenGremienvertraulich<br />

überV-Leutezu<br />

informieren, auch über deren Identität.<br />

Stärkere Kontrolle durch das Parlament<br />

Die Abgeordneten, die in parlamentarischen<br />

Kontrollgremien die Geheimdienste<br />

überwachen sollen, fühlen sich mit ihrer<br />

Aufgabe oft überfordert. Sie hängen stark<br />

ab von den Informationen, die ihnen die<br />

Dienste und die Regierung liefern. Sie haben<br />

nur wenige eigene Mitarbeiter, um<br />

selbst recherchieren und eine effektive<br />

Kontrolle wahrnehmen zu können. Die Abgeordneten<br />

der Opposition müssen zudem<br />

befürchten, dass die Regierungsfraktion<br />

sie anunangenehmen Recherchen hindert.<br />

Eine Reform könnte die Kontrollbefugnisse<br />

der einzelnen Abgeordneten ausweiten.<br />

Dafürwäreeswohlnotwendig,invielenFällen<br />

den Geheimnisschutz weniger restrik-<br />

München – Der Kauf einer Steuer-CD mit<br />

Daten von etwa 1000 Kunden des Zürcher<br />

AblegersderPrivatbankCouttsdurchnordrhein-westfälische<br />

Finanzbehörden wird<br />

vermutlich politische Konsequenzen haben.<br />

Denn nach diesem Geschäft ist es<br />

noch unwahrscheinlicher geworden, dass<br />

das Steuerabkommen zwischen Deutschland<br />

und der Schweiz wie geplant am 1. Januar<br />

2013 in Kraft treten kann.<br />

Dem im September 2011 unterschriebenen<br />

– aber noch nicht ratifizierten – Abkommen<br />

könne Nordrhein-Westfalen in<br />

der ausgehandelten Form nicht zustimmen,<br />

erklärte der Düsseldorfer Finanzminister<br />

Norbert Walter-Borjahns (SPD) am<br />

Wochenende. „Ohne Zustimmung der rotgrün<br />

geführten Länder im Bundesrat kann<br />

es nicht in Kraft treten. Da ist es nur folgerichtig,dasswirunsnichtschonjetztsoverhalten,<br />

als ob das Abkommen bereits gelten<br />

würde.“ Parallel zum Kauf der Coutts-<br />

CDprüfenNRW-ErmittlerweitereAngebote<br />

von Datenlieferanten. Schweizer Regierungskreise<br />

zeigten sich verärgert über<br />

Berlin – Dass es für Kristina Schröder besonders<br />

gut läuft, würde sich vermutlich<br />

nicht einmal ihr Sprecher zu behaupten<br />

trauen. Die Bundesfamilienministerin hat<br />

sich mit ihrem Einsatz für das Betreuungsgeld<br />

und gegen eine feste Frauenquote viele<br />

Feindinnen gemacht. Mit dem Buch<br />

„Danke, emanzipiert sind wir selber!“ verprellte<br />

sie dann auch noch die wohlmeinendsten<br />

Geschlechtsgenossinnen.<br />

Schlimmer geht’s nimmer, dachten ihre<br />

Kritikerinnen. Doch Kristina Schröder hat<br />

sie jetzt eines besseren belehrt.<br />

Die Christdemokratin hat die Spitze ihres<br />

Ministeriums an zwei wichtigen Stellen<br />

umgebaut – und damit einen neuen Proteststurm<br />

bis hinein in die eigenen Reihen<br />

ausgelöst. Zum Staatssekretär ernannte<br />

Schröder keine engagierte Frau, sondern<br />

den Niedersachsen Lutz Stroppe. Der<br />

MannwarjahrelangBüroleitervonAltkanzler<br />

Helmut Kohl. Gleichzeitig versetzte<br />

SchröderihrewichtigsteExpertinfürFrauenpolitik<br />

mit sofortiger Wirkung in den<br />

einstweiligen Ruhestand. Die 53-jährige<br />

Eva Maria Welskop-Deffaa leitete bisher<br />

Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm musste gehen – aber das allein reicht nicht für einen Neuanfang. FOTO: PETER/REUTERS<br />

tiv zu handhaben als heute. Derzeit haben<br />

die Parlamentarier wenig Möglichkeiten,<br />

Einblick in laufende Operationen der Geheimdienste<br />

zu gewinnen. Auch die Aktenführung<br />

in den Ämtern bedarf, wie die<br />

jüngsten Schredder-Aktionen gezeigt haben,<br />

einer strengeren Aufsicht.<br />

Einfluss des BKA ausweiten<br />

Bei den erfolglosen Ermittlungen zu der<br />

Mordserie, die nun der Zwickauer Zelle angelastet<br />

wird, hat das BKA zunächst nur<br />

„amKatzentisch“gesessen.SohabenesAbgeordnete<br />

im Untersuchungsausschuss<br />

des Bundestags formuliert. Eine Übernahme<br />

durch das BKA wäre keine Garantie dafür<br />

gewesen, die richtige Spur zu finden.<br />

Doch man hätte sich viele Reibereien zwischen<br />

den diversen Sonderkommissionen<br />

erspart. Deshalb plädieren manche Politi-<br />

den weiteren Kauf einer Steuer-CD. In dem<br />

Abkommen verzichten beide Länder auf<br />

den Erwerb solcher Datenträger. „Beide<br />

VertragspartnersindandasAbkommengebunden,<br />

solange der Ratifizierungsprozess<br />

läuft“, sagte der Sprecher des zuständigen<br />

Staatssekretariats für internationale Finanzfragen<br />

(SIF) der in Zürich erscheinenden<br />

Sonntagszeitung. Bundesfinanz-<br />

Staatssekretär Steffen Kampeter (CDU)<br />

sagtederZeitungNeueWestfälische:„Zwielichtige<br />

CD-Käufe sind kein dauerhaftes<br />

rechtsstaatliches Prinzip.“ Es könne nicht<br />

sein,dassNRWdasAbkommenimBundesrat<br />

blockiere und sich andererseits „als Robin<br />

Hood der Steuerzahler“ darstelle.<br />

Aber auch in der Schweiz ist das Abkommen<br />

nicht unumstritten. Verschiedene Organisationen<br />

haben ein Referendum auf<br />

den Weg gebracht. Falls die notwendigen<br />

50 000 Unterschriften zusammenkommen,<br />

wird die Schweiz im November über<br />

das Steuerabkommen mit Deutschland<br />

und über Abkommen mit Großbritannien<br />

und Österreich abstimmen.<br />

die Abteilung „Gleichstellung und Chancengleichheit“.SiewarfürvieleFrauenverbände<br />

so etwas wie die letzte Hoffnung im<br />

Schröder-Ministerium – entsprechend<br />

groß ist jetzt der Aufschrei.<br />

Die Sprecherinnen der 1600 kommunalenFrauenbeauftragteninDeutschlandbeklagen<br />

in einem gemeinsamen Brief an die<br />

Bundeskanzlerin das „bestürzende Signal“.<br />

Wegen des Rauswurfs der „äußerst<br />

kompetenten,gut informiertenundstrategischklugenAnsprechpartnerin“Welskop-<br />

Deffaa habe man „die Gewissheit verloren“,<br />

zusammen mit dem Ministerium an<br />

einem Ziel zu arbeiten. Die Gruppe der<br />

FraueninderUnionsfraktion(GdF)reagiertenichtminderentsetzt.OffenäußernwolltesichaberkeinederAbgeordneten,siestehen<br />

im Streit um Frauenquote und Betreuungsgeld<br />

schon jetzt unter erheblichem<br />

Druck.UndsosagteGdF-ChefinRitaPawelski<br />

lediglich: „Wir haben die Abteilungsleiterin<br />

als sehr kompetent erlebt.“ Über Kristina<br />

Schröder hat die GdF noch keine derartigen<br />

Komplimente verloren. Eine offizielle<br />

Begründung für den Rauswurf der Ab-<br />

ker dafür, die Ermittlungen routinemäßig<br />

dem BKA zu überlassen, wenn in einem<br />

Fall mehrere Bundesländer betroffen sind.<br />

Wie beim Verfassungsschutz könnten die<br />

Gewichte zwischen Bundesamt und Landeskriminalämtern<br />

neu verteilt werden.<br />

Ende des Jahres wird BKA-Chef Jörg Ziercke<br />

aus dem Amt scheiden. Sein Nachfolger<br />

soll Helmut Teichmann werden, meldetdieBild.EristderzeitChefdesLeitungsstabes<br />

im Verteidigungsministerium. Das<br />

Innenministerium teilte mit, es beteilige<br />

sich nicht an Personalspekulationen.<br />

Mehr Rechte für Generalbundesanwalt<br />

Bisher hat der Generalbundesanwalt (GBA)<br />

wenig Spielraum, um Fälle an sich zu ziehen.<br />

Neue Vorgaben könnten ihm klare Initiativrechte<br />

geben. Er dürfte dann selbst<br />

prüfenundbeurteilen,obeineTatetwawe-<br />

Nordrhein-Westfalen hat seit 2007 fünf<br />

CDs erworben mit Angaben über deutsche<br />

Steuerhinterzieher,dieihrGeldinLiechtenstein,<br />

der Schweiz oder Luxemburg gebunkert<br />

hatten. Das Land bezahlte dafür zwischen<br />

2,5 Millionen Euro und 4,6 Millionen<br />

Euro. In einem der Fälle bat der Lieferant<br />

um eine Spende an eine gemeinnützige Organisation;<br />

er wollte kein Geld für sich.<br />

Dem Kauf der neuen CD gingen nach Informationen<br />

der SZ zähe Preisverhandlungenvoraus.Der<br />

Unbekanntesoll3,5 Millionen<br />

Euro gefordert, aber am Ende weniger<br />

als drei Millionen Euro erhalten haben.<br />

„Auch für Steuersünder-CDs gibt es einen<br />

Markt“, sagt ein mit dem Sachverhalt vertrauter<br />

Experte. Zwar gehe es nun um teils<br />

große Vermögen im zweistelligen Millionenbereich,<br />

aber „jetzt ist möglicherweise<br />

gen des Verdachts eines terroristischen<br />

Hintergrunds in seine Zuständigkeit fiele.<br />

Derzeit ermittelt der GBA im Fall der Zwickauer<br />

Zelle. Bei den früheren Ermittlungen<br />

in der Mordserie blieb er außen vor.<br />

Die Ausbildung der Beamten verbessern<br />

Die Borniertheit, mit der manche Polizisten<br />

und Geheimdienstler in den Untersuchungsausschüssen<br />

auftreten, erschreckt<br />

Abgeordnete und Zuhörer. Für die Opfer<br />

rassistischer Übergriffe fehlt es manchen<br />

Beamtenoffenbar ander nötigenSensibilität<br />

und Vertrautheit im Umgang mit Einwanderern.<br />

Hilfreich könnte eine bessere<br />

Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter sein.<br />

DieterSchenk,Autor undeinstKriminaldirektor<br />

im BKA, spricht von einer „Ausbildungsinzucht“.<br />

Er fordert ein normales<br />

Universitätsstudium für die Beamten.<br />

die Zeit des Schlussverkaufs gekommen“.<br />

Falls das Abkommen doch ratifiziert würde,<br />

gebe es keinen Markt mehr.<br />

Das Bundesfinanzministerium war<br />

nicht in den Kauf eingebunden, wird aber<br />

die Hälfte der Kosten tragen. Den Rest teilen<br />

sich die Länder. Die betroffene Privatbank<br />

Coutts, eine Tochter der vor 320 Jahren<br />

gegründeten britischen Royal Bank of<br />

Scotland, ist die Hausbank derQueen. Ausgerechnet<br />

dieses Geldhaus soll bei der Prävention<br />

von Geldwäsche geschludert haben.<br />

Im Frühjahr beschuldigte die britische<br />

Finanzaufsicht die Bank, sie habe es<br />

versäumt,Vorsorge zutreffen,dassausländische<br />

Kunden schmutziges Geld über ihre<br />

Konten waschen konnten.<br />

Bemerkenswert an dem Kauf ist auch,<br />

dass seit Mitte November 2011 verschiedene<br />

deutsche Medien immer wieder über<br />

den geplanten Erwerb der CD berichtet haben,<br />

aber es – anders als in früheren Fällen<br />

– keine Welle von Selbstanzeigen gab. OffenbarspekuliertenAnlegerschwarzerVermögen,<br />

das Abkommen werde in Kraft tre-<br />

Rauswurf der letzten Hoffnung<br />

Familienministerin Kristina Schröder entlässt ihre wichtigste Gleichstellungsexpertin – Frauenverbände und Parteifreundinnen protestieren<br />

Ministerin Kristina Schröder soll die Entlassung<br />

im Bundestag erklären. FOTO: DAPD<br />

teilungsleiterin gibt es nicht, deshalb wird<br />

auchinderUnionmunterspekuliert:Dieeinen<br />

weisen darauf hin, dass Welskop-Deffaa<br />

von Schröders Vorgängerin Ursula von<br />

der Leyen zur Abteilungsleiterin ernannt<br />

worden sei und als deren Ziehkind gelte.<br />

Schröder und von der Leyen seien sich jedoch<br />

genauso innig verbunden wie Ségolène<br />

Royal und Valérie Trierweiler. Schröder<br />

habe Welskop-Deffaa deshalb nicht mehr<br />

in ihrer Nähe haben wollen.<br />

Andere sagen, Schröder habe in der Abteilungsleiterin<br />

ein U-Boot der Frauenunion<br />

in ihrem Ministerium gesehen. FrauenunionschefinMariaBöhmer<br />

undihre Stellvertreterin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

plädieren – anders als die Ministerin – für<br />

eine feste Frauenquote in Aufsichtsräten,<br />

das Betreuungsgeld sehen sie skeptisch.<br />

Was Schröder genau bewogen hat, weiß<br />

aber niemand aus erster Hand. Sicher ist<br />

nur, dass sich Welskop-Deffaa bei ihren<br />

Auftritten immer loyal gegenüber der Ministerin<br />

verhalten hat.<br />

Die Mutter dreier erwachsener Kinder<br />

hat zwar eine katholische Biografie. Vor ih-<br />

Dresden/Erfurt–Miteinemeher halbherzigen<br />

Dementi hat der sächsische VerfassungsschutzamWochenendeVorwürfezurückgewiesen,wonachderLandesgeheimdienst<br />

noch in jüngerer Zeit Unterlagen mit<br />

Bezug zum rechtsterroristischen Trio „Nationalsozialistischer<br />

Untergrund“ (NSU)<br />

vernichtet haben soll. Entsprechendes war<br />

ineinem Zeitungsberichtvom Samstag behauptetworden.<br />

Unterdessenhatnunauch<br />

ThüringeneineAktenaffäreimZusammenhang<br />

mit dem NSU-Komplex. So bestätigte<br />

die Landespolizeidirektion des Freistaats<br />

einen Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks,<br />

wonach in den vergangenen Tagen<br />

noch etwa 20 Aktenordner, die den NSU-<br />

Komplex betreffen, in Thüringer Polizeistellen<br />

aufgefunden worden seien, von derenExistenz<br />

diePolizeileitungzuvor offenbar<br />

keine Ahnung hatte.<br />

Bei den Unterlagen, insgesamt sollen es<br />

etwa1000Blatt sein, handelt essichum Ermittlungsmaterial,<br />

das die Staatsschützer<br />

im Zusammenhang mit dem „Thüringer<br />

Heimatschutz“ gesammelt hatten – jener<br />

rechtsextremistischen Organisation, der<br />

auchUweMundlos,UweBöhnhardtundBeate<br />

Zschäpe angehört hatten, bevor sie<br />

1998indenUntergrundabtauchten.Inwiefern<br />

die Akten wichtige Erkenntnisse zu<br />

den aktuellen Ermittlungen liefern können,<br />

ist unklar. Bemerkenswert an dem<br />

Fund ist, dass der Auftrag zur Aktensuche<br />

offensichtlich erst Anfang Juli im Rahmen<br />

einerUmstrukturierung der Thüringer Polizei<br />

ergangen war – zuvor hatte offenbar<br />

niemanddarangedacht,dassindenPolizeistellennochUnterlagenschlummernkönnten.<br />

Die Akten wurden entsprechend auch<br />

nicht der Schäfer-Kommission vorgelegt,<br />

die im Auftrag des Thüringer Innenministers<br />

in den vergangenen Monaten mögliche<br />

Pannen bei der Fahndung nach den<br />

drei Rechtsterroristen untersucht hatte.<br />

Auch die Aktenaffäre in Sachsen, als deren<br />

Folge vergangene Woche der Dresdner<br />

Verfassungschef Reinhard Boos seinen<br />

Rücktritt eingereicht hatte, bleibt unübersichtlich.Soistweiterhinunklar,welcheRelevanzzwei<br />

in dervergangenenWoche aufgefundeneAktenmitAbhörprotokollenhabenkönnten:DasichbislangkeineAuswertung<br />

zu den SMS- und Telefonprotokollen<br />

fand, die einen mutmaßlichen Unterstützer<br />

des Trios betrafen, wollen sich die Mitglieder<br />

der Parlamentarischen Kontrollkommission<br />

im Landtag am kommenden<br />

Freitag erneut mit dem Fund befassen.<br />

Unklar ist auch, ob beim sächsischen<br />

Verfassungsschutz möglicherweise doch<br />

wichtigeUnterlagen vernichtetwordenwaren.<br />

Einem Bericht der Leipziger Volkszeitung<br />

zufolge sollen noch im November 2011<br />

zweiOrdner geschreddertworden sein.Dazu<br />

bestätigte das Landesamt in einer Stellungnahme,<br />

dass aufgrund der gesetzlichen<br />

Pflichten personenbezogene Daten<br />

gelöscht wordenseien.Jedochgebees„keine<br />

Anhaltspunkte“, dass davon „auch AktenmitBezugzumFallkomplexNSUbetroffen<br />

sind“. CHRISTIANE KOHL<br />

Deals kurz vor Ladenschluss<br />

Nordrhein-Westfalen kauft eine CD mit Daten von Kunden einer Zürcher Bank. Viele hatten wohl vergeblich auf das mit der Schweiz ausgehandelte Steuerabkommen gehofft<br />

Düsseldorf will dem Abkommen<br />

mit der Schweiz in der jetzigen<br />

Fassung nicht mehr zustimmen<br />

Akten, von denen<br />

sie nichts ahnten<br />

Nach Sachsen offenbart Thüringen<br />

Pannen bei der NSU-Aufklärung<br />

ten, bevor die Fahnder ihre Ermittlungen<br />

einleitenkönnten.Dieneuen Ermittlungen<br />

werden erneut von der Steuerfahndung<br />

Wuppertalkoordiniert.DieSchweizerBundesanwaltschaft<br />

hatte im Frühjahr gegen<br />

zwei derWuppertalerFahnder sowiegegen<br />

einen Düsseldorfer Ermittler Haftbefehle<br />

erlassen. Die Fahnder sollen im Steuerfall<br />

der Credit Suisse <strong>angeblich</strong> „Gehilfenschaft“<br />

zum Datendiebstahl geleistet haben.<br />

Schweizer Behörden behaupten, die<br />

Fahnder hätten Unterlagen nachbestellt.<br />

Die Wuppertaler erklärten dagegen in internen<br />

Vermerken, sie hätten bei der Beschaffung<br />

keine aktive Rolle gespielt. Das<br />

Material sei ihnen angeboten worden. Die<br />

Anstiftung zum Beschaffen solcher Daten<br />

ist auch in Deutschland eine Straftat.<br />

Die Wuppertaler Ermittler haben bundesweit<br />

die größte Erfahrung mit diesem<br />

Metier. Sie koordinieren derzeit die Überprüfungen<br />

im Fall von etwa 1800 Kunden<br />

der Credit Suisse, die mit Hilfe von fingiertenLebensversicherungenSchwarzgeldgetarnt<br />

haben sollen. HANS LEYENDECKER<br />

rer Zeit im Ministerium war sie Grundsatzreferentin<br />

des Katholischen FrauenbundesundReferatsleiterinbeimZentralkomitee<br />

der Katholiken. Trotzdem genießt sie<br />

auch bei SPD und Grünen hohes Ansehen.<br />

Dank ihres Einsatzes für die Frauenpolitik<br />

sitzt sie in einer Vielzahl nationaler und internationaler<br />

Gremien. Unter anderem ist<br />

Welskop-Deffaa Verwaltungsratschefin<br />

des Europäischen Gleichstellungsinstituts<br />

in Vilnius.<br />

„Sie ist eine der am besten vernetzten<br />

Frauenpolitikerinnen“, sagt auch die stellvertretende<br />

Fraktionschefin der Grünen,<br />

Ekin Deligöz. Der Rauswurf zeige, „wie unsouverän<br />

Ministerin Schröder ist“. Die frühereFamilienausschuss-VorsitzendeKerstin<br />

Griese (SPD) hält es „für einen Skandal,<br />

dass eine kompetente Abteilungsleiterin<br />

ein Jahr vor der Wahl rausgeworfen wird“.<br />

GriesehatdeshalbeineAnfrageimBundestag<br />

gestellt. Bis Mitte der Woche muss das<br />

Ministerium jetzt erklären, „aus welchen<br />

politischen oder fachlichen Gründen“ es<br />

Welskop-Deffaa in den Ruhestand versetzt<br />

hat. ROBERT ROSSMANN


6 HF3 POLITIK<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

INLAND<br />

Neue Regeln für Beschneidung<br />

Berlin – Die Bundesregierung will die<br />

rituelle Beschneidung von Jungen möglichst<br />

bald gesetzlich regeln. Gesundheitsminister<br />

Daniel Bahr (FDP) plädiert<br />

für eine schnelle Lösung und<br />

prüft, ob eine entsprechende Änderung<br />

des Patientenrechts machbar ist. Der<br />

Druck ist groß: Der Zentralrat der Juden<br />

warnt vor drastischen Folgen für<br />

den Fall, dass die Beschneidung weiterhin<br />

als rechtswidrig eingestuft wird.<br />

Auch die Bundesärztekammer ermahnt<br />

die Politik. Das Landgericht Köln hatte<br />

die Beschneidung von Jungen im Juni<br />

als strafbare Körperverletzung gewertet.<br />

Das Urteil rief auch international<br />

Empörung hervor. Die Beschneidung<br />

hat sowohl im Judentum als auch im<br />

Islam eine lange Tradition. Bahr sagte,<br />

dass er die Beschneidung als Ausdruck<br />

religiöser Selbstbestimmung straffrei<br />

halten wolle. „Für mich ist die freie<br />

Ausübung der Religion ein ganz hohes<br />

Gut“, sagte er der Zeitung Die Welt.<br />

Deshalb sei die Unsicherheit nach dem<br />

Gerichtsurteil schnellstens abzubauen.<br />

Es werde nun diskutiert, „ob eine Legalisierung<br />

religiös begründeter Beschneidungen<br />

im Patientenrecht geregelt<br />

werden kann“, sagte Bahr. Man müsse<br />

aber abwarten, ob der Weg rechtlich<br />

überhaupt gangbar sei. DAPD R Seite 4<br />

Zoff um Grünen-Personal<br />

Berlin – Die Personalstreitigkeiten bei<br />

den Grünen weiten sich zur Zerreißprobe<br />

für die Parteispitze aus. Einem Bericht<br />

der Bild am Sonntag zufolge kam<br />

es vergangene Woche in einer Sitzung<br />

des Bundesvorstands zum Eklat. Weil<br />

Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke<br />

damit scheiterte, ihren Kandidaten für<br />

den Posten eines organisatorischen<br />

Geschäftsführers durchzusetzen, kündigte<br />

sie „Konsequenzen“ an. Teilnehmer<br />

verstanden das als Rücktrittsdrohung.<br />

Parteichefin Claudia Roth hatte<br />

zuvor einen ehemaligen persönlichen<br />

Mitarbeiter ins Rennen geschickt und<br />

die Abstimmung klar gewonnen. Auf<br />

Lemkes Reaktion hin lenkte Roth allerdings<br />

ein, das Gremium vertagte die<br />

Entscheidung. Der Streit, an dem auch<br />

Ko-Parteichef Cem Özdemir beteiligt<br />

war, wird in Parteikreisen als Auswuchs<br />

der Debatte über mögliche Spitzenkandidaten<br />

für die Bundestagswahl eingeordnet.<br />

Fraktionschef Jürgen Trittin<br />

befeuerte die Diskussion am Wochenende,<br />

indem er dem Tagesspiegel sagte:<br />

„Wir werden mit einem Spitzenduo in<br />

diese Wahl gehen.“ Zuletzt war über ein<br />

Trio aus ihm, Roth und Bundestagsvizepräsidentin<br />

Katrin Göring-Eckardt<br />

debattiert worden. HICK R Seite 4<br />

Salafist ausgeliefert<br />

München/Stuttgart – Ein aus Ulm<br />

stammender Salafist ist von der Türkei<br />

ausgeliefert und am Frankfurter Flughafen<br />

verhaftet worden. Die Stuttgarter<br />

Staatsanwaltschaft bestätigte am Wochenende<br />

Medienberichte, laut denen<br />

sie gegen den Mann wegen des Verdachts<br />

ermittelte, junge Islamisten als<br />

Kämpfer für den Heiligen Krieg angeworben<br />

zu haben. Danach soll es sich<br />

bei dem Verhafteten um den zum Islam<br />

konvertierten Deutschen Peter B. handeln.<br />

Wie der Spiegel berichtet, hatte<br />

sich der 31-jährige Ulmer mit seiner<br />

Familie in das afghanisch-pakistanische<br />

Grenzgebiet nach Waziristan abgesetzt,<br />

wo er untergetaucht war. Bei der<br />

Rückkehr soll er aus Iran illegal in die<br />

Türkei eingereist und in einer Wohnung<br />

in einem Istanbuler Vorort festgenommen<br />

worden sein. Peter B. gehörte zu<br />

einer Gruppe radikaler Islamisten,<br />

die sich im 2005 geschlossenen Multikulturhaus<br />

im bayerischen Neu-Ulm<br />

(FOTO: DPA) versammelt hatten. Dort stand<br />

er unter anderem mit den 2010 verurteilten<br />

Terroristen der „Sauerland-<br />

Gruppe“ in Kontakt. DPA, SZ<br />

Zweifel an Energiewende<br />

Berlin - Bundesumweltminister Peter<br />

Altmaier (CDU) hat erstmals in Frage<br />

gestellt, ob sich die Energiewende so<br />

schnell wie geplant umsetzen lässt. Er<br />

habe Zweifel, ob sich der Stromverbrauch<br />

bis 2020 wirklich um zehn Prozent<br />

senken lasse, sagte der CDU-Politiker<br />

der Bild am Sonntag. Dies sei nur<br />

mit riesigen Anstrengungen zu schaffen.<br />

Die Politik müsse sich auch darum<br />

kümmern, „dass die Energiepreise für<br />

Bürger und Wirtschaft nicht über das<br />

absolut notwendige Maß hinaus steigen“,<br />

sagte der Bundesumweltminister.<br />

Ein bezahlbarer Strompreis habe höchste<br />

Priorität. Der SPD-Vorsitzende Sigmar<br />

Gabriel forderte, Kanzlerin Angela<br />

Merkel müsse eine „Energiewende-<br />

Agentur“ schaffen. Darin sollten Wirtschaft,<br />

Verbraucherverbände und Länder<br />

der Politik Vorschläge machen. Die<br />

CSU sprach sich dafür aus, nach den<br />

nächsten Bundestagswahlen ein eigenständiges<br />

Bundesenergieministerium<br />

einzurichten. TÖ<br />

VON KLAUS BRILL<br />

Warschau – Miroslav Kalousek ist kein<br />

Mann von sanfter Wesensart. Der tschechische<br />

Finanzminister ist bekannt dafür,<br />

dass er gelegentlich in Wut gerät und dann<br />

sehr deutlich wird, mitunter sogar handgreiflich.<br />

Im vorigen September beschimpfte<br />

ihn ein junger Mann unweit des<br />

Parlaments in Prag auf der Straße als<br />

„Scheißkerl“ und „Verbrecher“ – worauf<br />

ihm der Beleidigte eigenhändig mehrmals<br />

ins Gesicht schlug. Er rechtfertigte die Ohrfeigen<br />

hinterher als „pädagogische Maßnahme“.<br />

Der Vorfall wurde aufgezeichnet, das Video<br />

den Medien zugespielt. Und wieder geriet<br />

Kalousek darüber in Rage. Den Abgeordneten<br />

Petr Skokan von der neuen populistischen<br />

Partei Öffentliche Angelegenheiten<br />

(VV) verdächtigte er, den Vorfall publik<br />

gemacht zu haben, und rief ihn an. Wie Skokan<br />

am Wochenende berichtete, beschimpfte<br />

der Minister ihn als „Dummkopf“,<br />

als „Pisser“ und „Idioten“ und drohte:<br />

„Wenn du vor mir keine Angst hast,<br />

dann polier‘ ich dir morgen die Fresse.“<br />

Man könnte den Satz auch so übersetzen:<br />

„Dann schlage ich dir die Schnauze ein.“<br />

Es ist kein Zufall, dass der Vorfall gerade<br />

jetzt bekannt wurde, obwohl er eine Weile<br />

zurückliegt. In diesen Tagen nämlich steht<br />

München – Ein paar Klicks genügen, und<br />

Tausende Adressen landen im Warenkorb.<br />

Bei anderen Online-Shops kann man Bücher<br />

oder Schuhe kaufen, und bei Schober,<br />

dem deutschen Marktführer für dieses Geschäftsfeld,<br />

kann man eben Adressen bequem<br />

am Computer ordern. Schober hat<br />

zum Beispiel 17 700 Adressen von 18- bis<br />

30-jährigen Berlinern im Angebot, sie wären<br />

für 5000 Euro zu haben. Und die Privatadressen<br />

von Berlinern, die in Hochhäusern<br />

wohnen? Es gäbe 2500 Stück für 1800<br />

Euro. Telefonnummern kosten extra: 871<br />

Nummern, 13 Cent das Stück, 110 Euro.<br />

Der Handel mit privaten Daten ist heute<br />

einfach, und er ist für werbetreibende Unternehmen<br />

enorm wichtig. So gut wie alle<br />

Unternehmen greifen auf die Daten von<br />

Adresshändlern und -vermietern, die auch<br />

„Listbroker“ genannt werden, zurück –<br />

und sind bereit, dafür viel Geld auszugeben.<br />

Und es geht nicht nur um Adressen: In<br />

den Listen der Anbieter können auch Alter,<br />

Lebensumstände und Vorlieben verzeichnet<br />

sein, damit die Datenkäufer sehr genau<br />

potenzielle Kunden ansprechen können. In<br />

der Branche nennt man diese Dienstleistung„Kunden-Informationsmanagement“.<br />

Laut dem Deutschen Dialogmarketing<br />

Verband, der Lobbyorganisation der<br />

Branche, haben Unternehmen im vergangenen<br />

Jahr 27,7 Milliarden Euro in persönlich<br />

adressierte Werbung investiert, genau<br />

so viel wie in klassische Werbung.<br />

„Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, in<br />

einer Datenbank verzeichnet zu sein“, sagt<br />

Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale<br />

Nordrhein-Westfalen. Denn einerseits<br />

nutzen Unternehmen die eigenen<br />

Kundendaten selbst für Werbung, andererseits<br />

beschaffen sie sich neue Daten von<br />

Adresshändlern, um neue Kunden zu gewinnen.<br />

Auf verschiedenen Wegen also landen<br />

Kundeninformationen in Datenbanken,<br />

werden weiterverkauft oder auch für<br />

einen bestimmten Zeitraum vermietet. Jeden<br />

Tag, tausendmal.<br />

Obwohl also wahrscheinlich die Daten<br />

fast jeden Bürgers gehandelt werden, sind<br />

Kalousek erneut im Kreuzfeuer öffentlicher<br />

Auseinandersetzungen, weil er in einer<br />

anderen, politisch weit brisanteren Angelegenheit<br />

ebenfalls erzürnt zum Telefon<br />

gegriffen und losgepoltert haben soll. Der<br />

Fall betrifft eine neue Korruptionsaffäre<br />

und könnte wegen seiner Sprengwirkung<br />

die tschechische Regierung ins Wanken<br />

bringen.<br />

Seit Wochen kreist die Debatte der tschechischen<br />

Politik um vier militärische Transportflugzeuge,<br />

die die Armee 2009 von<br />

dem spanischen Hersteller EADS CASA für<br />

132 Millionen Euro <strong>gekauft</strong> hatte. Den zuständigen<br />

Beamten und Politikern, an ihrer<br />

Spitze die damalige Verteidigungsministerin<br />

Vlasta Parkanova, wird jetzt von<br />

der Polizei vorgeworfen, einen weit überhöhten<br />

Preis gezahlt zu haben, er hätte mindestens<br />

26 Millionen Euro niedriger liegen<br />

können. Im Hintergrund wird Korruption<br />

vermutet.<br />

Ein Experte im Verteidigungsministerium<br />

hatte schon 2009 vor dem Kauf gewarnt<br />

und der Polizei erklärt, auf den Generalstab<br />

sei vom früheren Verteidigungsmi-<br />

die Namen der Marktführer weitgehend unbekannt<br />

– zwar gibt es eine beständige Debatte<br />

über die Tücken des Datenhandels,<br />

aber kaum einer kennt Schober, die Bertelsmann-Tochter<br />

AZ Direkt oder das Unternehmen<br />

Acxiom. Insgesamt bieten mehr<br />

als 1000 deutsche Adresshändler Informationen<br />

für die Werbeindustrie: Schober etwa<br />

wirbt allein in Deutschland mit einem<br />

Angebot von mehr als vier Millionen Firmenadressen,<br />

50 Millionen Privatadressen<br />

und sechs Millionen sogenannten Lifestyle-Adressen<br />

von „Reagierern“. Das sind<br />

Menschen, die explizit an Umfragen teilgenommen<br />

haben, über welche die Händler<br />

also besonders viel wissen.<br />

Und was ist mit dem überwiegenden<br />

Teil der Bürger, die keine „Reagierer“ sind?<br />

Die Branche kennt vielfältige legale Wege,<br />

um auch an deren Informationen zu gelangen.<br />

Dazu müssen nicht einmal die Adressen<br />

der Melderegister befragt werden –<br />

das wäre aufwendig, langwierig, teuer. Es<br />

geht einfacher: etwa über offen zugängli-<br />

Mann fürs Grobe<br />

Der tschechische Finanzminister Miroslav Kalousek ist dafür bekannt, dass er zuweilen Gegner und Kritiker beleidigt oder<br />

gar handgreiflich wird – nun steht er im Zentrum einer Korruptionsaffäre, die die ganze Prager Regierung ins Wanken bringen könnte<br />

Militärflugzeuge sollen<br />

zu einem überhöhten Preis<br />

ein<strong>gekauft</strong> worden sein<br />

nister Martin Barak, einem Politiker der<br />

konservativen Bürgerpartei (ODS), politischer<br />

Druck ausgeübt worden. Der Experte<br />

wurde danach vom Amt suspendiert und<br />

wird heute von der Polizei geschützt.<br />

Ins Visier der Ermittler geriet auch die<br />

Verteidigungsministerin Parkanova, die<br />

versäumt haben soll, weitere Meinungen<br />

von Fachleuten einzuholen. Diese Frage ist<br />

unter Juristen hoch umstritten, Parkanova<br />

wehrte sich vehement gegen diesen Vorwurf,<br />

und sie wurde darin von ihrem Parteikollegen<br />

Miroslav Kalousek, dem Finanzminister,<br />

unterstützt. Die Polizeidokumente<br />

seien voller Fehler, sagte Parkanova. Einem<br />

Antrag auf Aufhebung ihrer Immunität<br />

widersprach sie, doch kam sie damit gegen<br />

die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament<br />

nicht durch.<br />

Die Affäre hat sich von ihrem Ausgang<br />

mittlerweile weit entfernt, nachdem Kalousek<br />

wegen der Ermittlungen gegen die Parteifreundin<br />

erklärt hatte, dies sei „der Beginn<br />

eines Polizeistaats und ein beispielloser<br />

Angriff auf das demokratische System“.<br />

Außerdem rief er, wie die Prager Presse<br />

bald erfuhr, bei zwei der Polizeiermittler<br />

an und beschimpfte sie, einem drohte er <strong>angeblich</strong><br />

sogar mit Entlassung. Nicht genug<br />

damit: Vor ein paar Tagen kontaktierte der<br />

Finanzminister per Telefon auch den obersten<br />

tschechischen Polizeichef Petr Lessy<br />

che Verzeichnisse, beispielsweise Handeloder<br />

Vereinsregister, und Telefonbücher.<br />

Außerdem gibt es Quellen, bei denen der<br />

Kunde die Daten von sich aus Preis gibt,<br />

wissentlich oder unwissentlich: etwa bei<br />

Gewinnspielen und Preisausschreiben<br />

oder als Teilnehmer an Rabattsystemen im<br />

Einzelhandel. Schober setzt auch sogenannte<br />

Rechercheure ein, die in die Wohngebiete<br />

gehen und die Leute direkt an der<br />

Haustüre befragen.<br />

Angereichert werden diese Angaben<br />

dann mit wissenschaftlichen und statistischen<br />

Erkenntnissen. Das Kraftfahrtbundesamt<br />

zum Beispiel weiß genau, in welcher<br />

Region eher ausländische Fabrikate<br />

oder Wagen mit hoher PS-Zahl gefahren<br />

werden. Alle diese Daten sind offen zugänglich,<br />

„Data-Mining“ heißt die Suche danach.<br />

Damit können die Händler eine sehr<br />

genaue Informations-Landkarte erstellen.<br />

Und je detaillierter die Informationen über<br />

eine Zielgruppe sind, desto genauer kann<br />

die Werbung gestaltet werden. So wird sich<br />

FOTO: URIEL SINAI/GETTY IMAGES<br />

und machte auch diesem heftige Vorhaltungen.<br />

Als dies vor ein paar Tagen bekannt wurde,<br />

war der Skandal um die überteuerten<br />

Flugzeuge endgültig zur Kalousek-Affäre<br />

mutiert. Der Fall ist deshalb von besonderem<br />

politischem Reiz, weil Kalousek und<br />

Parkanova, zwei ehemalige Christdemokraten,<br />

heute beide der neuen Partei TOP<br />

09 angehören, die vor zwei Jahren erstmals<br />

Wird bei Meinungsverschiedenheiten mitunter<br />

rabiat: Miroslav Kalousek FOTO: DPA<br />

17 000 Adressen für 5000 Euro<br />

Der Handel mit privaten Daten ist ein Milliardengeschäft, die Anbieter haben viele Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen<br />

Ganz legal und einfach zugänglich sind auch Daten des Kraftfahrtbundesamts – es<br />

weiß zum Beispiel, wo viele Bürger Autos mit starken Motoren fahren. FOTO: DAPD<br />

ein 45-jähriger Banker aus einem noblen<br />

Vorort eher einen Sportwagen kaufen als eine<br />

20-jährige Studentin. Datenbestände<br />

spezieller Zielgruppen sind daher teuer,<br />

das Geschäft damit lukrativ.<br />

„Man muss schon sehr viel anstellen,<br />

um nicht in das System reinzukommen“,<br />

sagt Verbraucherschützerin Zander-Hayat.<br />

Sie warnt vor Datenmissbrauch und<br />

fürchtet die Sammelwut der Listbroker.<br />

Aber man kann Vorkehrungen treffen.<br />

„Das oberste Gebot muss sein: Üben Sie Zurückhaltung<br />

bei der Weitergabe ihrer Daten“,<br />

sagt Zander-Hayat. Bei Werbeanrufen<br />

und Haushaltsumfragen: unhöflich<br />

sein, auflegen. Bei Gewinnspielen und Verträgen:<br />

Hinweise, dass die Daten für Werbezwecke<br />

genutzt werden dürfen, streichen.<br />

Und schließlich hat jedermann das Recht,<br />

bei Unternehmen zu erfragen, welche Daten<br />

gespeichert sind und an wen diese weiterverkauft<br />

wurden. Die Verbraucherzentralen<br />

halten dazu im Internet Musterbriefe<br />

bereit. MATHIAS WEBER<br />

Ämter und Daten<br />

BundestagsabgeordnetevonUnionundFDP<br />

habendenumstrittenen EntwurffüreinneuesMeldegesetzverteidigt.„DasvomBundestag<br />

verabschiedete Gesetz stellt eine deutlicheVerbesserungdergegenwärtigenDatenschutzregelung<br />

im Meldegesetz dar“, sagte<br />

der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl der<br />

Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.<br />

Sinn des neuen Meldegesetzes sind bundesweit<br />

einheitliche Regeln für den Umgang<br />

mit Bürgerdaten in den Ämtern. Der vom<br />

Bundestag Ende Juni beschlossene Entwurf<br />

sieht vor, dass Meldeämter Namen und<br />

Adressen ohne ausdrückliche Zustimmung<br />

zu Werbezwecken an Firmen weitergeben<br />

dürfen.Diesistauch nachderzeitigerRechtslage<br />

möglich. Der ursprüngliche Gesetzentwurf<br />

aus dem Bundesinnenministerium sah<br />

jedoch eine Datenweitergabe nur vor, wenn<br />

der Bürger ausdrücklich einwilligt. DPA<br />

Protest in Tel Aviv<br />

Vor einem Jahr begannen in Israel die Massenproteste<br />

gegen hohe Immobilienpreise<br />

und soziale Ungerechtigkeiten. Am Samstag<br />

fanden sich zum Jahrestag wieder Tausende<br />

Menschen auf den Straßen von Tel<br />

Aviv zusammen und forderten einen Rücktritt<br />

der Regierung. Die Demonstranten trugen<br />

Transparente, auf denen sie soziale Gerechtigkeit<br />

für alle forderten. Dabei kam es<br />

zu einem schweren Zwischenfall. Ein 40<br />

Jahre alter Mann zündete sich selbst an, er<br />

wurde mit starken Verbrennungen ins<br />

Krankenhaus gebracht. Zuvor hatte er ein<br />

Schreiben verteilt, in dem er Regierungschef<br />

Benjamin Netanjahu und Finanzminister<br />

Juval Steinitz vorwirft, für die „ständige<br />

Demütigung“ der Israelis verantwortlich<br />

zu sein. „Sie nehmen von den Armen und<br />

geben es den Reichen“, heißt es darin. Im<br />

Sommer 2011 waren bei einer in der Geschichte<br />

Israels einmaligen Protestbewegung<br />

über Wochen Hunderttausende Menschen<br />

auf die Straße gegangen. Sie hatten<br />

unter anderem gegen Wohnungsnot und<br />

gestiegene Lebenshaltungskosten demonstriert.<br />

Die Regierung versprach daraufhin<br />

zahlreiche Reformen, bislang wurden aber<br />

nur wenige davon umgesetzt. Die Organisatoren<br />

der Proteste vom Samstag hatten daher<br />

auf deutlich mehr Teilnehmer und auf<br />

eine Neuauflage der Proteste vom vergangenen<br />

Sommer gehofft. SZ<br />

ins Parlament kam und zusammen mit den<br />

Bürgerdemokraten und Teilen der populistischen<br />

Partei VV dort eine fragile Mehrheit<br />

hat. Parteichef ist Fürst Karel Schwarzenberg,<br />

als eigentlicher Macher und Gründer<br />

der Partei gilt aber Kalousek, der wegen früherer<br />

Affären indes weit weniger populär<br />

ist als Schwarzenberg. Im Unterschied zu<br />

anderen Parteien war TOP 09 bisher von<br />

Skandalen verschont geblieben, doch damit<br />

ist es jetzt vorbei.<br />

Die Opposition hat einen<br />

Misstrauensantrag<br />

eingebracht<br />

Die sozialdemokratische Opposition hat<br />

wegen Kalouseks Eingriff in die Ermittlungen<br />

dessen Entlassung verlangt und einen<br />

Misstrauensantrag gegen die Regierung<br />

eingebracht, der in den nächsten Tagen zur<br />

Abstimmung kommt. Zwar hat das Regierungslager<br />

eine knappe Mehrheit, doch<br />

sorgt sich Parteichef Schwarzenberg offenbar<br />

darüber, es könnten auch Abgeordnete<br />

der Koalitionspartner versucht sein, dem<br />

Finanzminister einen Denkzettel zu verpassen.<br />

Deshalb erklärte er, ohne Kalousek<br />

könne er sich ein Verbleiben von TOP 09 in<br />

der Regierung nicht vorstellen. Es wäre das<br />

Ende der Koalition.<br />

CDU-Abgeordnete<br />

bilden Großstadt-Gruppe<br />

Berlin – Etwa 20 CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

aus Großstädten haben sich zu einem<br />

Gesprächskreis zusammengefunden,<br />

um gemeinsam eine Metropolen-Strategie<br />

zu entwickeln. Die Christdemokraten hatten<br />

zuletzt in mehreren Großstädten schwere<br />

Niederlagen erlitten. Der Hamburger Abgeordnete<br />

und CDU-Vorsitzende Marcus<br />

Weinberg sagte der Süddeutschen Zeitung,<br />

in den Großstädten stehe die Union vor besonderen<br />

Herausforderungen. Ziel des Gesprächskreises<br />

könne es deshalb sein, „spezielle<br />

Strategien und Kampagnen für die<br />

Metropolen zu entwickeln“. Dies werde natürlich<br />

„gemeinsam mit der CDU“ geschehen.<br />

Weinberg grenzte sich damit vom konservativen<br />

Berliner Kreis ab, in dem sich<br />

ebenfalls etwa 20 Unionsabgeordnete zusammengefunden<br />

haben. Anders als der<br />

Berliner Kreis wolle man sich nicht fest als<br />

parteiinterne Gruppe institutionalisieren.<br />

Bei der Runde der Abgeordneten aus<br />

den Großstädten handele es sich lediglich<br />

um einen „lockeren Gesprächskreis“, in<br />

dem man sich austausche. Das erste Treffen<br />

habe zwanglos im Restaurant des Bundestags<br />

stattgefunden. Weinberg sagte,<br />

„die Frankfurter CDU sei zwar eine andere<br />

CDU als die Hamburger CDU oder die Leipziger<br />

CDU“. Trotzdem gebe es viele gemeinsame<br />

Probleme und Herausforderungen.<br />

Im Herbst wolle man sich deshalb treffen,<br />

um „vertieft darüber zu reden, was einen<br />

verbindet“.<br />

Initiator der neuen Metropolen-Gruppe<br />

ist der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Matthias Zimmer. Dem HamburgerAbendblatt<br />

sagte Zimmer, ein CDU-Kandidat<br />

in einer Großstadt müsse „auch für<br />

die Grünen wählbar sein“. Die Grünen seien<br />

„in den Großstädten besonders präsent“,<br />

die CDU müsse sich mit ihnen dort<br />

deshalb „stärker auseinandersetzen“. Zimmer<br />

forderte außerdem eine „zeitgemäße<br />

CDU-Großstadtpolitik beim Thema Drogen“<br />

sowie klare Positionen seiner Partei etwa<br />

zum Steuerrecht für gleichgeschlechtlichen<br />

Lebenspartnerschaften oder gegenüber<br />

der zunehmenden „Eventkultur“ in<br />

Großstädten. ROBERT ROSSMANN


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 POLITIK<br />

HF2 7<br />

AUSLAND<br />

Vorwürfe gegen Romney<br />

Washington – Knapp vier Monate vor<br />

der Präsidentenwahl wird die Debatte<br />

der Kandidaten aggressiver. Amtsinhaber<br />

Barack Obama warf seinem designierten<br />

Herausforderer Mitt Romney<br />

am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung<br />

und in Fernsehspots vor, der<br />

Republikaner sei für die Verlagerung<br />

von Jobs ins Ausland verantwortlich.<br />

Die Vorwürfe konzentrieren sich auf<br />

den Zeitraum 1999 bis 2002, in dem<br />

Romney entgegen eigener Aussagen in<br />

der Firma Bain Capital tätig gewesen<br />

sein soll. Die Zeitung Boston Globe war<br />

auf offizielle Dokumente gestoßen, die<br />

dies belegen sollen. Der Zeitraum könnte<br />

deshalb eine Rolle spielen, weil Bain<br />

Capital in Firmen investiert haben soll,<br />

die nach 1999 Arbeitsplätze ins Ausland<br />

verlagerten. Mitt Romney wehrte sich.<br />

Nach Februar 1999 habe er in der Firma<br />

„absolut keine Rolle“ mehr gespielt,<br />

sagte er dem Sender CNN. Dem Sender<br />

ABC News sagte Romney, Obama müsse<br />

sich „für die Art von Attacken seines<br />

Teams entschuldigen“. Daneben wird<br />

Romney vorgeworfen, „Millionen auf<br />

Schweizer Konten“ zu haben und sein<br />

Geld in Steuerparadiesen in der Karibik<br />

anzulegen. AFP R Seite 4<br />

Flüchtlinge festgenommen<br />

Colombo – Sri Lankas Behörden haben<br />

131 Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach<br />

Australien festgenommen. Die Marine<br />

habe am Samstag einen Fischtrawler<br />

mit 109 Menschen an Bord vor der Ostküste<br />

Sri Lankas geortet und in den<br />

Hafen Trincomalee 260 Kilometer nordöstlich<br />

von Colombo gebracht, teilten<br />

Marine- und Polizeibeamte mit. Das<br />

Boot wurde demnach beschlagnahmt.<br />

Zudem seien weitere 22 mutmaßliche<br />

Flüchtlinge unter dem Verdacht festgenommen<br />

worden, die Insel illegal an<br />

Bord eines anderen Trawlers verlassen<br />

zu wollen. In Sri Lanka wurden in den<br />

vergangenen Tagen damit mehr als<br />

250 Menschen unter dem Vorwurf festgenommen,<br />

illegal das Land verlassen<br />

zu wollen. Zuletzt waren mehrere Boote<br />

mit illegalen Einwanderern aus Sri Lanka<br />

und anderen Ländern auf dem Weg<br />

nach Australien gesunken. AFP<br />

Gedenken an Reagan<br />

Danzig – In der polnischen Stadt Danzig<br />

ist eine Statue zu Ehren des früheren<br />

US-Präsidenten Ronald Reagan und<br />

für Papst Johannes Paul II. enthüllt<br />

worden . Damit sollen die Verdienste<br />

der beiden Männer im Kampf gegen<br />

den Kommunismus in Polen gewürdigt<br />

werden. Die Statue (FOTO: AP) wurde am<br />

Samstag im Beisein von etwa 120 früheren<br />

Aktivisten der Gewerkschaft Solidarnosc<br />

enthüllt. Viele von ihnen waren in<br />

Achtzigerjahren wegen der Organisation<br />

oder Teilnahme an Protestaktionen<br />

gegen das damalige kommunistische<br />

Regime inhaftiert. Die neue Bronzestatue<br />

wurde von einem Foto inspiriert,<br />

das 1987 während eines Besuchs des<br />

damaligen Papstes Johannes Paul II. in<br />

den USA gemacht worden war. DAPD<br />

Millionen für Jesus<br />

São Paulo – Eine Million Christen haben<br />

sich in der brasilianischen Stadt<br />

São Paulo am Samstag an einem<br />

„Marsch für Jesus“ beteiligt. Die Veranstaltung,<br />

die von der evangelikalen<br />

Bewegung „Wiedergeboren in Christi“<br />

organisiert wird, zieht jährlich Gläubige<br />

aus ganz Lateinamerika an. Die Organisatoren,<br />

die den Marsch als „größtes<br />

christliches Ereignis weltweit“ bezeichnen,<br />

erwarteten am Wochenende fünf<br />

Millionen Teilnehmer. 22 Prozent der<br />

Brasilianer sind Anhänger der Pfingstkirchen.<br />

Knapp 65 Prozent der etwa<br />

190 Millionen Einwohner zählen sich<br />

zum katholischen Glauben. Jedoch ist<br />

ihr Anteil an der Bevölkerung in den<br />

letzten zehn Jahren um circa zehn Prozentpunkte<br />

geschrumpft, die Evangelikalen<br />

legten durch intensive Missionierung<br />

im gleichen Zeitraum um knapp<br />

sieben Prozentpunkte zu. DAPD, EPD<br />

Neuer strategischer Ansatz<br />

Addis Abeba – Sudan und Südsudan<br />

wollen ihren Konflikt über Öl und Grenzziehung<br />

friedlich beilegen. Dies betonten<br />

die Präsidenten der beiden Staaten,<br />

Omar Hassan al-Baschir und Salva Kiir,<br />

nach ihrem ersten Treffen seit mehr als<br />

einem halben Jahr am Samstag am<br />

Rande des Gipfels der Afrikanischen<br />

Union. Sie suchten mit „einem neuen<br />

strategischen Ansatz“ eine umfassende<br />

Lösung aller offenen Fragen, betonte<br />

der Chefunterhändler von Südsudan,<br />

Pagan Aman. Die Präsidenten haben<br />

nach den Worten Amans ihre Verhandlungsdelegationen<br />

angewiesen, bis zum<br />

2. August Lösungen für Konfliktthemen<br />

zu finden. Der UN-Sicherheitsrat hatte<br />

den Konfliktparteien Sanktionen angedroht,<br />

wenn der Konflikt bis dahin nicht<br />

friedlich beigelegt wird. DPA<br />

Zwischen Gott<br />

und Vaterland<br />

Es sollte eine Annäherung zwischen Kirche und Staat werden –<br />

doch dann führt eine Weihezeremonie in Shanghai zum Eklat<br />

VON CHRISTOPH GIESEN<br />

Berlin – Die Sankt-Ignatius-Kathedrale<br />

im Shanghaier Stadtteil Xuhui ist ein imposanter<br />

Backsteinbau. 1905 legten französische<br />

Jesuiten den Grundstein für die Kirche.<br />

Fünf Jahre dauerten die Bauarbeiten.<br />

Lange Zeit war die Kathedrale das höchste<br />

Gebäude im Umkreis, ein Wahrzeichen Gottes<br />

auch noch im kommunistischen China.<br />

1989 hielt Bischof Aloysius Jin Luxian in<br />

der einst größten Kathedrale des Fernen<br />

Ostens die erste chinesischsprachige Messe<br />

in der Volksrepublik. Heute ist die Kathedrale<br />

von unzähligen Hochhäusern eingekesselt,<br />

sie wirkt ein wenig verloren zwischen<br />

all den Wolkenkratzern.<br />

Am vorvergangenen Samstag stand die<br />

Sankt-Ignatius jedoch wieder einmal im<br />

Fokus. Der 44-jährige Thaddeus Ma Daqin<br />

sollte zum Weihbischof der Diözese Shanghai<br />

geweiht werden. Er wurde als möglicher<br />

Nachfolger für den 96-jährigen Bischof<br />

Aloysius Jin Luxian gehandelt, einen<br />

der einflussreichsten Bischöfe der offiziellen<br />

katholischen Kirche Chinas. Eigentlich<br />

galt Mas Weihe als eine löbliche Annäherung<br />

zwischen der katholischen Kirche<br />

und Chinas Behörden: Sowohl die staatliche<br />

Religionsbehörde als auch Papst Benedikt<br />

hatten Mas Ernennung zugestimmt.<br />

Gegen Ende der Weihezeremonie kam<br />

es jedoch zum Eklat: „Vom Moment meiner<br />

Weihe an“, rief Ma den mehr als 1000 Gläubigen<br />

in der Kathedrale zu, „ist es für mich<br />

nicht mehr angemessen, ein Mitglied der<br />

Patriotischen Katholischen Vereinigung zu<br />

sein“. Einige Gemeindemitglieder hielten<br />

die Ansprache auf Video fest und luden sie<br />

später im Internet hoch. Bereits wenige<br />

Stunden nach seiner Kritik an der offiziellen<br />

Kirche wurde Ma in ein 30 Kilometer<br />

von Shanghai entferntes Kloster gebracht.<br />

Öffentlich zu Wort gemeldet hat er sich seitdem<br />

nicht. Nur ein paar kryptische SMS, in<br />

denen er von „Erschöpfung“ und „Meditation“<br />

schreibt, erreichten seine Glaubensbrüder.<br />

Ob er die Kurznachrichten wirklich<br />

selbst getippt hat, ist unklar.<br />

Statt den Konflikt zwischen Rom und Peking<br />

zu besänftigen, hat ihn Mas Kirchenaustritt<br />

wieder entflammen lassen. Der Vatikan<br />

nannte es bedauerlich, dass nach der<br />

Ordination eine „anomale Situation“ entstanden<br />

sei. Diese sei „nicht positiv“, erklärte<br />

Vatikansprecher Federico Lombardi.<br />

Die Beziehungen zwischen dem Vatikan<br />

und der chinesischen Regierung sind seit<br />

Jahrzehnten schwierig. Wie überall auf der<br />

Welt besteht der Vatikan darauf, ohne jeglichen<br />

staatlichen Einfluss Bischöfe ernennen<br />

zu dürfen. Der chinesische Staat lehnt<br />

das als eine Einmischung in innere Angelegenheiten<br />

ab. Nach der Machtübernahme<br />

der Kommunisten 1949 wurde die katholi-<br />

Kundus – Am Wochenende haben Attentäter<br />

in Afghanistan zwei Anschläge auf ranghohe<br />

Politiker verübt. Am Samstag sprengte<br />

sich im Norden des Landes ein Selbstmordattentäter<br />

auf einem Hochzeitsempfang<br />

in die Luft und riss etwa 23 Menschen<br />

mit in den Tod. Der Angriff galt offenbar<br />

dem Brautvater Ahmed Chan Samangani,<br />

einem früheren Kriegsherrn und einflussreichen<br />

Abgeordneten. Samangani zählt<br />

ebenso zu den Toten wie ein Geheimdienstchef<br />

der Provinz und hochrangige Polizeioffiziere,<br />

wie ein Polizeisprecher mitteilte.<br />

60 weitere Menschen seien verletzt worden.<br />

Ein Minister der afghanischen Regierung<br />

kam am Sonntag bei einem Bomben-<br />

Baltimore – Jill Stein strahlt. Etwas verlegen<br />

zupft die Frau im schrill-blauen Hosenanzug<br />

ihren roten Schal zurecht. Die 62-jährige<br />

Fachärztin für Innere Medizin wirkt<br />

froh und erleichtert, da sie im muffigen,<br />

Saal des Holiday Inn von Baltimore jetzt ihren<br />

Anhängern zuwinkt. Froh ist sie, weil<br />

die langjährige Vorkämpferin gegen Umweltdreck<br />

und für eine bessere Gesundheitsversorgung<br />

soeben vom Parteitag der<br />

US-Grünen zur Spitzenkandidatin gekürt<br />

worden ist. Und doch ist Jill Stein Amateurpolitikerin<br />

geblieben, weshalb sie erleichtert<br />

durchatmet, da sie soeben eine geschlagene<br />

Dreiviertelstunde ihr sehr alternatives<br />

Programm für ein anderes Amerika ausgebreitet<br />

hat. „Wir lassen uns nicht aufhalten“,<br />

hat sie am Ende ihrer Rede der bunten<br />

Delegiertenschar zugerufen, „nicht, ehe<br />

wir nicht das Weiße Haus in ein ,Green<br />

House’ verwandelt haben“.<br />

Das ist ein schönes Wortspiel, schließlich<br />

bedeutet „greenhouse“ im Englischen<br />

ja Treibhaus. Und gegen den globalen Klimawandel,<br />

so lautet einer der vielen Vorwürfe<br />

von Jill Stein gegenüber Barack Obama,<br />

habe der Demokrat genauso wenig getan<br />

wie zuvor die Republikaner. Überhaupt<br />

begreifen sich Amerikas Grüne, als nationale<br />

Partei vor gerade mal elf Jahren gegründet,<br />

als die große, ja als die einzig wahre Alternative<br />

zum Establishment. Demokraten<br />

wie Republikaner, so wettert Jill Stein,<br />

gehorchten doch nur den Reichen von der<br />

Wall Street: „Auf deren Lobbyisten hören<br />

sie, von deren Spendengeldern sind sie abhängig.“<br />

Nun jedoch breche eine neue Ära<br />

an. Die „Politik der Angst“, die ihre Lands-<br />

sche Kirche in China dazu gezwungen, sich<br />

von Rom und dem Papst loszusagen. In Folge<br />

dessen spaltete sich eine Untergrundkirche<br />

ab, deren Mitglieder weiterhin dem<br />

Papst loyal sind. Chinas Behörden erklärten<br />

die Untergrundkirchen für illegal und<br />

verhafteten zahlreiche Priester und Bischöfe.<br />

Chinas offizielle katholische Kirche ernennt<br />

ihre Bischöfe selbst. Meistens geschieht<br />

das ohne die Zustimmung des Papstes.<br />

Die Entscheidungen der chinesischen<br />

Kirche überwacht Chinas sogenannte Katholische<br />

Patriotische Vereinigung. Sie wurde<br />

1957 gegründet. Papst Pius XII. lehnte<br />

die Gründung ein Jahr später ab. Papst Benedikt<br />

XVI. bekräftigte 2007 in einem Brief<br />

an die chinesischen Bischöfe die Position<br />

des Vatikans, forderte aber die Staatskirche<br />

und die Untergrundkirche auf, sich einander<br />

anzunähern.<br />

In China darf ohne Genehmigung<br />

kein Priester oder Imam<br />

einen Gottesdienst leiten<br />

Die Patriotische Vereinigung unterscheidet<br />

sich einigen Punkten fundamental von<br />

den Leitlinien der katholischen Kirche. Das<br />

Zweite Vatikanische Konzil etwa erkennt<br />

die Patriotische Vereinigung nicht an; zudem<br />

ist es Mitgliedern der offiziellen Kirche<br />

nicht gestattet, Kritik an der Kommunistischen<br />

Partei zu üben. Die Vereinigung<br />

unterstützt im Gegensatz zum Vatikan die<br />

Empfängnisverhütung und übt keinerlei<br />

Kritik an erzwungenen Abtreibungen, mit<br />

denen Chinas Behörden die staatlich verordnete<br />

Ein-Kind-Politik durchzusetzen<br />

versuchen. In vielen offiziellen Kirchen Chinas<br />

hängen Banner, auf denen man die Philosophie<br />

der Staatskirche lesen kann: „Liebe<br />

Gott und liebe dein Land.“ Im Zweifel<br />

das Vaterland noch ein wenig mehr. Laut<br />

staatlichen Angaben hat die katholische<br />

Kirche in China etwa 5,7 Millionen Mitglieder,<br />

zählt man die geschätzt mehr als sechs<br />

Millionen Untergrundkatholiken hinzu,<br />

könnten es sogar mehr als zwölf Millionen<br />

Gläubige sein.<br />

Neben dem Katholizismus erkennt der<br />

chinesische Staat offiziell als Religion auch<br />

noch den Buddhismus, den Protestantismus,<br />

den Islam und den Daoismus an. Über<br />

allen Religionen wacht als Kontrollinstanz<br />

jedoch das staatliche Amt für Religionsangelegenheiten.<br />

Kein Priester und schon gar<br />

kein Imam in der muslimischen Provinz<br />

Xinjiang darf ohne eine Genehmigung des<br />

Amtes einen Gottesdienst leiten. Chinas<br />

Kommunistische Partei, spotten Kritiker,<br />

sei nach der katholischen Kirche die zweitgrößte<br />

Massenorganisation der Welt. In<br />

China selbst ist die Partei die Nummer eins.<br />

Und dabei soll es wohl auch bleiben.<br />

Blutiges Wochenende<br />

Ein Selbstmordattentäter tötet in Afghanistan bei einer Hochzeit 23 Menschen – ein Minister überlebt einen Anschlag auf seinen Konvoi<br />

anschlag auf seinen Konvoi mit dem Schrecken<br />

davon. Der Minister für Hochschulangelegenheiten,<br />

Obaidullah Obaid, war in<br />

der Provinz Baghlan unterwegs, als der am<br />

Straßenrand versteckte Sprengsatz explodierte,<br />

wie die Polizei mitteilte. Zwei Polizisten<br />

seien verletzt worden. Zunächst bekannte<br />

sich niemand zu den beiden Taten.<br />

Der afghanische Präsident Hamid Karsai<br />

verurteilte den Anschlag auf den Hochzeitsempfang.<br />

Er sei von „Feinden Afghanistans“<br />

ausgeführt worden, sagte Karsai.<br />

Er kündigte an, ein Team aus Kabul zu entsenden,<br />

um die Hintergründe der Tat zu untersuchen.<br />

Die radikalislamischen Taliban<br />

wiesen jegliche Verantwortung für den An-<br />

leute seit 9/11 beherrscht habe, werde einer<br />

„Politik des Mutes“ weichen.<br />

Da hat, vorne rechts in der zweiten Reihe,<br />

auch Sean Connell begeistert geklatscht.<br />

Der 23-jährige Aktivist, über dessen<br />

beleibten Oberkörper sich ein strahlend<br />

grünes T-Shirt spannt, analysierte als<br />

Politikstudent per Seminararbeit einst die<br />

Entwicklung der deutschen Grünen: „Den<br />

Weg wollen wir auch gehen.“ Ja, Amerikas<br />

„Green Party“ habe noch eine lange Strecke<br />

vor sich, räumt er lächelnd ein – „aber<br />

Katholiken in China dürfen nur unter strenger staatlicher Aufsicht ihren Glauben<br />

praktizieren: Marienstatue in Shanghai. FOTO: ALY SONG/REUTERS<br />

schlag zurück. Nach ihrer Darstellung sollen<br />

persönliche Feinde des Politikers hinter<br />

der Tat stecken. Die Taliban töteten in<br />

der Vergangenheit immer wieder Mitglieder<br />

und Anführer der sogenannten Nordallianz,<br />

die die Regierung in Kabul im Kampf<br />

gegen die Aufständischen unterstützen.<br />

Der Brautvater Samangani galt als wichtige<br />

Führungsperson in der Provinz Samangan<br />

und im Norden Afghanistans.<br />

Der Anschlag ereignete sich in einer Festhalle,<br />

wo sich mehrere hundert Menschen<br />

anlässlich der Hochzeit von Samanganis<br />

Tochter versammelt hatten. Nach Polizeiangaben<br />

zündete der Täter seine Sprengstoffweste<br />

in unmittelbarer Nähe des<br />

wir stehen vor einem großen Sturm. Millionen<br />

Menschen haben die Nase voll vom Establishment<br />

in Washington.“<br />

Sean Connell ist einer der jüngsten im<br />

Hotelsaal zu Baltimore. Etwa die Hälfte der<br />

mehr als 350 Delegierten hat sehr graue<br />

Haare, trägt Zopf oder kann sich über einen<br />

Rauschebart streichen wie jener Barde aus<br />

Tennessee, der in einer Konferenzpause<br />

auf die Bühne tritt und sein frohes Lied von<br />

den vielen „grünen Graswurzeln“ ins Mikro<br />

trällert, die nun überall in den USA wu-<br />

Brautvaters, als dieser die Gäste begrüßte.<br />

Aus Respekt vor den Eingeladenen habe Samangani<br />

auf Personenkontrollen verzichtet,<br />

sagte ein Polizeisprecher. Die sonst relativ<br />

friedliche Provinz Samangan gehört<br />

zum Einsatzgebiet der Bundeswehr. „Es<br />

war eine große Explosion. Überall im Erdgeschoss<br />

lagen blutüberströmte Leichen“, berichtete<br />

ein Polizist.<br />

Erst am Freitag waren der Direktor im<br />

Ministerium für Frauenfragen in der Provinz<br />

Laghman und der Bezirksbürgermeister<br />

von Schindand in der Provinz Herat einem<br />

Attentat zum Opfer gefallen. Am<br />

Samstag starben im Osten des Landes zudem<br />

erneut zwei Nato-Soldaten. SZ<br />

chern würden. Hinten im Saal hockt Alan<br />

Apurim, der in Houston den Armen hilft<br />

und davon träumt, Sonnenkollektoren auf<br />

dem Mond zu installieren: „All die Energie<br />

könnten wir per Mikrowelle auf die Erde<br />

beamen.“<br />

Amerikas Grüne keimen noch. Das Wahlprogramm<br />

beschließt der Parteitag mit<br />

merkwürdigem Gleichmut: keine Abstimmung,<br />

Beschluss per „einfachem Konsens“.<br />

An kontroverser Strategiedebatte<br />

Jill Stein will mit einem<br />

„Green Deal“ die<br />

Arbeitslosigkeit abschaffen<br />

zeigt niemand Interesse. Kurz flammt<br />

Zank auf, als Roseanne Barr, die unterlegene<br />

Gegenkandidatin von Jill Stein und frühere<br />

TV-Sitcom-Heldin, von Hawaii aus<br />

per gemailter Grußbotschaft ausrichten<br />

lässt, sie erkenne „rassistische Tendenzen“<br />

in der Partei. Da geht ein Raunen<br />

durch den Saal, aber kurz drauf sind alle<br />

wieder nett zueinander.<br />

Tatsächlich sind Amerikas Grüne bislang<br />

vor allem eine Partei der Weißen – die<br />

sich aber für Menschen anderer Hautfarben,<br />

für die Afro-Amerikaner, für Latinos<br />

oder auch für die Rechte verarmter Indianer,<br />

seit Jahr und Tag einsetzen. Sean Connell<br />

geht gerade denselben Weg, seit seinem<br />

Examen verdingt er sich für elf Dollar<br />

die Stunde in Massachusetts im Slum als<br />

„Community Organizer“. Bis November<br />

wird er keine freie Minute mehr haben. Er<br />

hat versprochen, für Jill Stein als Freiwilli-<br />

Clinton verspricht<br />

Mursi Hilfe<br />

Besuch der US-Außenministerin<br />

in Kairo von Protesten begleitet<br />

Kairo – US-Außenministerin Hillary Clinton<br />

hat bei ihrem Besuch in Ägypten den<br />

Druck auf das nordafrikanische Land verstärkt,<br />

sich vollständig zu demokratisieren.<br />

Bei ihrem erstem Treffen mit dem neuen<br />

ägyptischen Präsidenten Mohammed<br />

Mursi sagte Clinton am Samstag in Kairo,<br />

das Militär müsse sich auf seine Sicherheitsrolle<br />

beschränken. Sie forderte Mursi<br />

allerdings auch zum Dialog mit den Generälen<br />

auf. Die USA unterstützten einen „vollständigen<br />

Übergang“ zu einer Zivilregierung,<br />

sagte Clinton. Die Entscheidung über<br />

die Zukunft ihres Landes müssten die Ägypter<br />

jedoch selbst treffen.<br />

Clinton lobte den „Mut und die Aufopferung“<br />

der ägyptischen Bevölkerung auf<br />

dem Weg zu Demokratie. „Es gibt aber<br />

noch eine Menge Arbeit“, sagte sie mit<br />

Blick auf den Konflikt zwischen Militär,<br />

Präsidenten und Oberstem Verfassungsgericht<br />

nach der Auflösung des Parlaments.<br />

Die USA wollten den demokratischen Wandel<br />

kraftvoll unterstützen. Es sei wichtig,<br />

dass der Demokratisierungsprozess weitergehe.<br />

Sie stellte der ägyptischen Regierung<br />

Wirtschaftshilfe in Aussicht und erklärte:<br />

„Unsere strategischen gemeinsamen Interessen<br />

wiegen schwerer als die Meinungsverschiedenheiten.<br />

Wir wollen ein guter<br />

Partner für Ägypten sein.“ Konkret sicherte<br />

sie Kreditgarantien in Höhe von 250 Millionen<br />

Dollar sowie einen Investitionsfonds<br />

in Höhe von 60 Millionen Dollar zu.<br />

Clinton und Mursi begrüßten einander<br />

beim ersten Pressetermin ohne Handschlag.<br />

„Wir sind sehr, sehr begeistert, Sie<br />

zu treffen, und froh, Sie zu sehen“, sagte<br />

Mursi zur Begrüßung auf Englisch.<br />

Ägyptens Präsident kassiert<br />

erneut eine<br />

juristische Niederlage<br />

Begleitet wurde das Treffen von Protesten,<br />

die von Gegnern der regierenden Muslimbruderschaft<br />

organisiert worden waren.<br />

Vor dem Hotel, in dem Clinton übernachten<br />

sollte, zogen am frühen Samstagabend<br />

etwa tausend Demonstranten auf.<br />

Sie warfen der US-Regierung vor, sie unterstütze<br />

in den Staaten des arabischen Frühlings<br />

die Parteien des politischen Islams<br />

und nicht die „Revolutionäre“. Eine Gruppe<br />

junger Christen und andere Aktivisten<br />

hatten zum Protest aufgerufen.<br />

Am Sonntag traf sich Clinton auch mit<br />

dem Chef des Obersten Militärrates, Feldmarschall<br />

Mohammed Hussein Tantawi.<br />

Er gilt wegen seiner großen Machtfülle als<br />

zweiter Herrscher in Ägypten. Unterdessen<br />

kassierte Präsident Mursi im Kompetenzgerangel<br />

mit den Generälen erneut eine<br />

juristische Niederlage. Das Revisionsgericht<br />

erklärte am Samstag, es könne nicht<br />

über die Rechtmäßigkeit des aktuellen Parlaments<br />

entscheiden. Diese Frage liege außerhalb<br />

der eigenen Reichweite, erklärte<br />

das Gericht, wie das staatliche Fernsehen<br />

berichtete. Ende Juni hatte das Oberste Verfassungsgericht<br />

das – von Mursis Islamisten<br />

dominierte – Parlament für illegitim erklärt.<br />

Daraufhin hatte der Oberste Militärrat<br />

die Volksvertretung aufgelöst. Jüngst<br />

hatte Präsident Mursi versucht, das Parlament<br />

per Dekret wieder einzusetzen, was<br />

das Verfassungsgericht wiederum ablehnte.<br />

Mursis Parteifreunde hatten das Revisionsgericht<br />

daraufhin um Klärung gebeten.<br />

Am Sonntagabend wurde Clinton im<br />

Rahmen ihrer Nordafrika- und Nahostreise<br />

in Israel erwartet. Ägyptens Führung<br />

sandte zuvor beruhigende Botschaften<br />

nach Jerusalem. Kairo habe über US-Vermittler<br />

betont, es sei dem Friedensvertrag<br />

von 1979 mit Israel weiter verpflichtet, meldete<br />

der israelische Rundfunk. Clinton hatte<br />

am Samstag in Kairo gesagt, Washington<br />

werde den Frieden zwischen Israel und<br />

Ägypten weiter unterstützen. SZ<br />

Mission Treibhaus<br />

Die amerikanischen Grünen begreifen sich als einzig wahre Alternative zur Herrschaft der Wall Street – und schicken nun eine Ärztin in den Präsidentschaftswahlkampf<br />

„Wir lassen uns nicht aufhalten“, ruft die 62 Jahre alte Jill Stein in Baltimore den Delegierten<br />

zu. FOTO: AP<br />

ger zu arbeiten. Personal oder Apparat haben<br />

diese Grünen nicht. Als Riesenerfolg<br />

gilt ihnen, dass sie dieses Jahr erstmals in<br />

vielen Bundesstaaten die bürokratischen<br />

Hürden von Amerikas Parteiengesetzen<br />

überwunden haben: In wenigstens 21 der<br />

50 Bundesstaaten haben sie ab sofort Anspruch<br />

auf Zuweisungen. Falls sie bei der<br />

Wahl im November fünf Prozent ergattern,<br />

gäbe es sogar Geld aus Washington. Jill<br />

Steins kühne Kampagne dient dem heimlichen<br />

Zweck, jene Partei, in deren Namen<br />

sie gegen Präsident Barack Obama und Herausforderer<br />

Mitt Romney antritt, überhaupt<br />

erst zu kreieren.<br />

Jill Stein ist ihre Hoffnung. Und die Grünen<br />

träumen groß, ja unbändig. In ihrer Antrittsrede<br />

als Präsidentschaftskandidatin<br />

hat Stein alle Wünsche addiert, die ihre Basis<br />

aus Bürgerrechtlern, Soli-Vereinen und<br />

Occupy-Bewegung umtreibt. Sage und<br />

schreibe 25 neue Millionen Jobs will Stein<br />

schaffen und „die Arbeitslosigkeit abschaffen“,<br />

per grünem „New Deal“, einem linkskeynesianisches<br />

Milliardenprogramm des<br />

Staates, vom Volke demokratisch kontrolliert<br />

in vielen lokalen Räten. Finanziert<br />

wird all dies durch höhere Steuern für Reiche<br />

(„90 Prozent für die Boni der Banker“)<br />

und durch drastische Kürzungen im Verteidigungshaushalt.<br />

Kostenlose College-Ausbildung<br />

soll es ebenso geben wie die Freigabe<br />

von „medizinischem Marihuana“.<br />

Steins „grüner New Deal“ bot jedem im<br />

Saal von Baltimore etwas. Weshalb auch alle<br />

klatschten. Es dürfte noch Jahre dauern,<br />

ehe die Grünen wissen, ob die Saat von<br />

2012 aufgeht. CHRISTIAN WERNICKE


8 HF2 PANORAMA<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

LEUTE Weinen? Geht nicht<br />

Hugh Hefner, 86, Playboy-Gründer,<br />

hat sich nach eigenen Angaben stets für<br />

die Rechte von Frauen eingesetzt. „Ich<br />

war genau genommen schon ein Feminist,<br />

bevor es das Wort überhaupt gab!“,<br />

sagte er der Frankfurter Rundschau.Er<br />

habe sich „über mehrere Dekaden für<br />

Frauenrechte engagiert“, beispielsweise<br />

für das Recht „auf selbstbestimmte<br />

Abtreibung“, erläuterte Hefner, der sich<br />

in seiner Villa seit Jahren mit jungen<br />

Blondinen umgibt. Aber auch für die<br />

Rechte von Afroamerikanern und Homosexuellen<br />

sei er früh eingetreten.<br />

Cheryl Cole, 29, britische Sängerin, legt<br />

ihr Vermögen aus Verehrung für Königin<br />

Elisabeth II. ausnahmslos in britischen<br />

Pfund an. „Ich bin sehr patriotisch“,<br />

sagte sie dem Focus. „Auf jedem<br />

Pence-Stück, auf jedem Geldschein ist<br />

unsere Königin zu sehen“, fügte sie<br />

hinzu. „Schon deshalb kann ich keine<br />

anderen Währungen<br />

vorziehen.“ Die<br />

Sängerin trat kürzlich<br />

bei den Feierlichkeiten<br />

zum<br />

Thronjubiläum der<br />

Queen auf und wurde<br />

danach auf einen<br />

Drink in den königlichen<br />

Palast eingeladen.<br />

„Das war unfassbar“,<br />

sagte sie.<br />

FOTO: GETTY<br />

Steffi Graf, 43, ehemalige Tennisspielerin,<br />

ist mit Familie auf Deutschlandreise<br />

und freut sich über den Regen. Zu<br />

Hause in Las Vegas sei das Wetter zuletzt<br />

extrem heiß gewesen, sagte Graf<br />

am Samstag bei einem Besuch in Bochum.<br />

Kürzlich seien es bis 47 Grad<br />

gewesen. „Ich freue mich über den Regen<br />

und dass man das Fenster nachts<br />

aufmachen kann und die frische Luft<br />

genießen kann.“ Na toll.<br />

Christian Sweep, 35, ist Deutschlands<br />

bester Luftgitarren-Spieler. Der Berliner<br />

gewann am Samstagabend in der<br />

Hauptstadt die deutschen Meisterschaften<br />

im Luftgitarren-Spiel. In der Kür<br />

trugen die Künstler ein frei gewähltes<br />

Stück vor. Bei der anschließenden<br />

Pflicht präsentierten sie ein Queen-<br />

Stück. Eine fünfköpfige Jury bewertete<br />

die Auftritte und orientierte sich bei der<br />

Punktvergabe an<br />

den Regeln im Eiskunstlauf.<br />

Erklärtes<br />

Ziel des Wettbewerbs<br />

ist nach Angaben<br />

der Veranstalter<br />

der Weltfrieden.<br />

Wer Luftgitarre<br />

spiele, könne nicht<br />

gleichzeitig eine<br />

Waffe in der Hand<br />

halten, lautet die<br />

Begründung. FOTO: AP<br />

Marine Le Pen, 43, rechtsextreme Politikerin<br />

in Frankreich, will Sängerin<br />

Madonna, 53, wegen Beleidigung anzeigen.<br />

Das sagte ein Sprecher ihrer Partei,<br />

der Front National, dem Sender BFM TV<br />

am Sonntag. Madonna habe bei ihrem<br />

Konzert in der Nähe von Paris am Samstagabend<br />

ein Video gezeigt, das Le Pen<br />

mit einem Hakenkreuz auf der Stirn<br />

zeige. Das Video hatte bereits zum Auftakt<br />

von Madonnas Tournee in Tel Aviv<br />

Empörung bei Le Pen ausgelöst. Diese<br />

sagte damals: „Die alternden Sängerinnen<br />

müssen von sich reden machen. Da<br />

kann man verstehen, dass sie zu solchen<br />

Extremen greifen.“ Unabhängig<br />

von ihren politischen Aussagen sorgte<br />

Madonna bei dem Pariser Konzert für<br />

besondere Aufmerksamkeit, als sie ihre<br />

linke Brust entblößte.<br />

Cosma Shiva Hagen, 31, Schauspielerin,<br />

zieht ihre Hamburger Kneipe der<br />

Karriere vor. „Ich sage viele Rollen ab,<br />

zum Beispiel alle<br />

Liebesschmonzetten“,<br />

sagte die Tochter<br />

von Nina Hagen<br />

dem Berliner Kurier.<br />

Viele Angebote<br />

passten nicht zu ihr<br />

– „und ich verkaufe<br />

nicht meine Seele!“.<br />

Stattdessen verkaufe<br />

sie lieber Bier in<br />

ihrer Kneipe „Sichtbar“.<br />

FOTO: GETTY<br />

Mindestens 25 Tote<br />

nach Unwettern in Japan<br />

Tokio – Die heftigen Unwetter auf Japans<br />

südlicher Hauptinsel Kyushu haben inzwischen<br />

25 Menschen das Leben gekostet.<br />

Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am<br />

Sonntagberichtete,sind mehrals 3000Bewohner<br />

von der Außenwelt abgeschnitten,<br />

weil Schlammlawinen die Straßen blockieren.<br />

Sie würden vom Militär teilweise mit<br />

Hubschraubern mit Proviant und Wasser<br />

versorgt.BereitsamSamstaghattendieBehörden<br />

fast 250 000 Bürger aufgefordert,<br />

ihre Häuser zu verlassen. Durch den Rekordregen<br />

traten in den vergangenen Tagen<br />

Flüsse über die Ufer und überschwemmten<br />

mehrere Wohngebiete und<br />

Ackerland. Schlammlawinen rissen Autos<br />

und Wohnhäuser mit. Die Meteorologen<br />

warnten vor weiteren Überflutungen und<br />

Erdrutschen. Allein in der Region Fukuoka<br />

wurden etwa 190 000 Menschen aufgerufen,<br />

sich in Sicherheit zu bringen. Am frühenSamstagmorgenwurdendortdreiMenschen<br />

von Schlamm begraben. Die Ausmaße<br />

der Regenfälle auf Kyushu seien beispiellos,<br />

teilte der Wetterdienst mit. DPA<br />

Jens Söring wurde am 1. August 1966 als<br />

Sohn eines deutschen Diplomaten geboren.<br />

Am 30. April 1986 wurde er zusammen<br />

mit seiner Freundin Elisabeth Haysom in<br />

London verhaftet, am 12. Januar 1990<br />

wurde er an die USA ausgeliefert und am<br />

21. Juni 1990 wegen Doppelmordes an den<br />

Eltern von Elisabeth verurteilt. Zwei Mal<br />

lebenslänglich. Es ist ein Fall ohne Augenzeugen,ohneFingerabdrücke,esgabUngereimtheiten,<br />

Verfahrensfehler, befangene<br />

Richter.JensSöringsagt,er waresnicht.26<br />

Jahre ist er jetzt im Gefängnis. Momentan<br />

sitzt er im Buckingham Correctional Center,<br />

Dylwin, Virginia. Eine Entlassung auf<br />

Bewährung wurde siebenmal abgelehnt.<br />

Im Januar 2010 stimmte der demokratische<br />

Gouverneur von Virginia, Timothy<br />

M. Kaine, einer Haftüberstellung Sörings<br />

nach Deutschland zu. Wenige Tage später<br />

nahm sein republikanischer Nachfolger<br />

Robert F. McDonnell diese Entscheidung<br />

zurück.Söringklagte,umdie Haftüberstellung<br />

nach Deutschland juristisch doch<br />

noch durchzusetzen. Der Antrag wurde<br />

Ende letzter Woche abgewiesen.<br />

Söring: Na, wie geht's?<br />

Jens Söring sitzt seit 26 Jahren wegen Doppelmordes im Gefängnis. Er sagt, er sei unschuldig. Jetzt hat er versucht, vor einem<br />

US-Gericht seine Haftüberstellung nach Deutschland durchzusetzen – vergeblich. Am Telefon erzählt er über ein Leben zwischen Hoffen und Bangen<br />

SZ: Das wollte ich eigentlich Sie fragen?<br />

Sie haben gerade erfahren, dass Sie<br />

Ihren Prozess verloren haben.<br />

Klar, ich bin enttäuscht. Überrascht bin ich<br />

nicht, ich habe in den 22 Jahren, die ich<br />

jetzt im virginianischen Strafvollzug verbracht<br />

habe, kein einziges Mal vor Gericht<br />

gewonnen. Im März wurde eine Studie veröffentlicht,<br />

da bekam Virginia die Note „f“<br />

für failure. Es wird ausdrücklich erwähnt,<br />

dass das Justizsystem in Virginia nicht unabhängigist,weildieRichtervondenPolitikern<br />

ernannt werden. Sie fühlen sich verpflichtet,<br />

den so genannten Willen des<br />

Volkes auszuführen. Und der <strong>angeblich</strong>e<br />

Wille hier ist, dass man mich nie frei lässt.<br />

Es sah doch ganz gut aus, oder?<br />

Mein Anwalt hatte ein gutes Gefühl bei der<br />

Gerichtsanhörung. Am Urteil ist vieles ungewöhnlich.<br />

Wir werden auf jeden Fall in<br />

Berufung gehen. Mein Anwalt glaubt, dass<br />

der Virginia Supreme Court den Fall zulassen<br />

wird, weil er so kontrovers ist. Dann<br />

gäbe es im Januar 2013 die mündliche Verhandlung.<br />

Und im März dann das Urteil.<br />

Wie haben Sie es denn erfahren?<br />

Nach dem Frühstück, um 7.30 Uhr. Ich saß<br />

auf dem Klo, da hat das elektronische<br />

Schloss an meiner Zellentür geschnurrt.<br />

Damit lassen sie uns wissen, dass man zum<br />

Kontrollraum kommen soll. Das Schloss<br />

hat also geschnurrt und dann kam über die<br />

Ansage: Söring – 204 – zum Kontrollraum.<br />

„Wenn ich mich erhänge, dann<br />

müssen sie Formulare ausfüllen –<br />

das wollen sie natürlich nicht“<br />

204?<br />

Das ist meine Zellennummer. Ich habe mir<br />

alsomeinHemdangezogenundmeineStiefel<br />

und bin sofort zur Kommandozentrale<br />

gegangen, watch office heißt das hier. Ich<br />

bin in ein Zimmer gebracht worden und da<br />

haben sie mir dann gesagt, dass der Fall<br />

abgelehnt worden sei. Sie haben gefragt,<br />

ob ich in Ordnung sei, oder ob ich obsessed<br />

bin. Wie sagt man das auf Deutsch.<br />

Ob Sie besessen sind?<br />

Naja, die machen sich Sorgen, dass man<br />

durchdreht und alles kaputt schlägt. Ich<br />

habe gesagt: Alles in Ordnung. Wir dürfen<br />

dreimal im Monat einkaufen, also bin ich<br />

einkaufen gegangen. Wie gesagt, das Leben<br />

geht weiter, ich muss meine Einkäufe<br />

holen, die habe ich ja schon bezahlt. Ich bin<br />

also zum Knastladen gegangen: Vitamintabletten,<br />

Thunfisch, Brötchen, Briefmarken,<br />

Schreibmaterial. Dann habe ich meinen<br />

Anwalt angerufen. Das Seltsame ist,<br />

dass die Richterin ein virginianisches Gesetz<br />

über eine europäische Konvention zur<br />

Haftüberstellunginterpretierthat.Normalerweise<br />

ist das für die konservativen Richter<br />

des Virginia Supreme Court ein rotes<br />

Tuch. Denen dürfte das nicht gefallen.<br />

Sie haben in der Kommandozentrale gesagt,<br />

sie sind ok. Ist das wahr?<br />

Naja, es hat auch weh getan. Im Gefängnis<br />

sagt man: Es war ein Tritt in die Eier.<br />

Paris – Knapp, aber bestimmt hat Präsident<br />

François Hollande am französischen<br />

Nationalfeiertag am Samstag den bisher<br />

größtenEklatseiner zweimonatigenAmtszeitkommentiert:„IchbinfüreineklareAbgrenzungzwischenöffentlichemundprivatem<br />

Leben.“ Seinen Familienangehörigen<br />

habe er gesagt, dass sie „peinlich genau“<br />

Privates auch privat halten sollten. Der<br />

Staatschef ging damit im Fernsehen erstmals<br />

öffentlich auf die Twitter-Affäre ein,<br />

mitderseineLebensgefährtinValérieTrierweiler<br />

Empörung ausgelöst hatte.<br />

Die 47-jährige First Lady hatte mitten<br />

imParlamentswahlkampfklarPosition gegen<br />

Hollandes ehemalige Lebensgefährtin<br />

Ségolène Royalbezogen,dieimwestfranzösischen<br />

La Rochelle einen Parlamentssitz<br />

erobern wollte. Per Kurzbotschaftendienst<br />

Twitter attackierte Trierweiler die Mutter<br />

vonHollandesvierKindernundunterstützte<br />

deren Gegenkandidaten: „Nur Mut“,<br />

schrieb die Journalistin dem Abtrünnigen,<br />

den die Sozialisten wegen seiner Kandida-<br />

„Ich kann mir das nicht leisten, von einer Zukunft zu träumen, die ich vielleicht nie haben werde“, sagt Jens Söring, der mehr als die Hälfte seines Lebens im Gefängnis<br />

verbracht hat. Beim Gespräch sagt er nun, warum er trotzdem nicht aufgibt. FOTO: AP/STEVE HELBER<br />

Das sagt man hier draußen auch.<br />

Es ist ja nicht so, dass ich vor der Sachbearbeiterin<br />

und dem hochrangigen Wächter,<br />

irgendwelche Gefühle zeigen kann. Ich<br />

kann da nicht weinen oder schreien.<br />

Warum eigentlich nicht?<br />

Weil ich dann weggesperrt werde. Dann<br />

heißt es, wegen meines psychologischen<br />

Zustands muss ich eine Woche oder länger<br />

indieStrafzelle.Das nenntsich special housing,mankanndasübersetzenmitSonderbehandlung.EssindStrafzellenfürGeisteskranke,<br />

die sich nicht beherrschen können.<br />

Ich kann also gar keine Gefühle zeigen,<br />

sonst wird es noch schlimmer. Wenn ich<br />

hier jemanden verprügle oder das Telefon<br />

von der Wand reiße, oder wenn ich mich<br />

erhänge, dann müssen sie Formulare ausfüllen<br />

und Berichte schreiben, das wollen<br />

sienatürlich nicht. Es istFreitag,die wollen<br />

ins Wochenende. Ich störe hier den normalen<br />

Arbeitstrott, wenn ich durchdrehe.<br />

Weint man dann später in der Zelle?<br />

Nein, nein, ich bin ja in einer Doppelzelle,<br />

mein Mitinsasse hat schwere psychologischeProbleme.HeutemorgenwarerimGemeinschaftssaal,<br />

sein Buch lag am Tisch.<br />

DannhateinandererInsasse sein Buchvon<br />

dem einen auf den anderen Platz rübergeschoben.<br />

Über diese Sache hat er sich<br />

schrecklich aufgeregt. Er musste erst mal<br />

von mir beruhigt werden, damit er nicht<br />

durchdreht. Ich habe gar keine Zeit, mich<br />

ummichselberzukümmern.Ichmuss aufpassen,<br />

dass der nicht umkippt.<br />

Oh je – war der ganze Tag so?<br />

Ich habe dann noch mit der deutschen Botschaft<br />

telefoniert, um viertel nach zehn<br />

musste ich zur Sachbearbeiterin, am Montag<br />

habe ich mein Parole-Interview. Da<br />

kommteinervomParoleBoard,derBewährungskommission,<br />

und fragt mich und 20<br />

andere, jeden etwa fünf bis zehn Minuten,<br />

dann fertigt er seinen Bericht an und<br />

schickt ihn an das Parole Board.<br />

Bei einer ihrer BewährungsverhandlungenamParoleBoardisteinereingeschlafen.<br />

Nehmen Sie das noch ernst?<br />

turgegenRoyalausderParteiausgeschlossen hatten. Royal scheiterte am Ende in La<br />

Rochelle, obwohl selbst Hollande sich demonstrativfürsiestarkgemachthatte.Seitdem<br />

hing der Haussegen im Elysée-Palast<br />

schief – und ganz Frankreich diskutierte<br />

über die angemessene Rolle für eine First<br />

Lady. Hollande soll nach Medienberichten<br />

Nach der Twitter-Affäre soll der<br />

Präsident tagelang nicht mit der<br />

Première Dame geredet haben<br />

tagelang nicht mehr mit seiner Lebensgefährtingeredethaben.Trierweilerwarseitherbeikeinemwichtigen,öffentlichenAuftritt<br />

des Präsidenten mehr dabei.<br />

Die vier Kinder, die Hollande gemeinsam<br />

mit Ex-Partnerin Royal hat, verweigern<br />

nun den Kontakt zur First Lady. Sohn<br />

Thomas wurde vom Magazin Le Point mit<br />

der Einschätzung zu Trierweiler zitiert:<br />

„Ich wusste, dass von ihr eines Tages etwas<br />

Es haben gerade elf Gefängnisinsassen in<br />

Virginia geklagt, weil das Parole Board<br />

immer nein sagt ohne richtige Gründe zu<br />

nennen. Die Parole-Rate hier schwankt<br />

zwischen 2,1 und 3,7 Prozent. Die Insassen<br />

sagen, das beweist, dass man uns keine<br />

Chance gibt. Das Gericht hat gesagt, im Gegenteil,<br />

das beweise nur, dass man es sich<br />

sehr gut überlegt. Am Montag treffe ich<br />

mich mit dem Mann vom Parole Board, die<br />

Anhörung ist am 10. September.<br />

Tödliche Liebe: 1984 traf Jens Söring in<br />

der Uni Elisabeth Haysom. Sieben Monate<br />

später waren ihre Eltern tot. FOTOS: AP<br />

Und wieder macht man sich Hoffnung?<br />

Ein bisschen. Es ist ja so, dass sich viele<br />

deutsche Politiker für mich eingesetzt<br />

haben, auch bei McDonnell. Ich hoffe, dass<br />

mit weiterer Unterstützung die Möglichkeit<br />

bestünde, mich über Parole gehen zu<br />

lassen. Die Verantwortung dafür könnte<br />

der Gouverneur auf das Parole Board abwälzen.<br />

Bei der Haftüberstellung ist es das<br />

Gegenteil, das ist seine eigene Entscheidung.<br />

Deswegen kann der Gouverneur seine<br />

Meinung zu meiner Haftüberstellung<br />

nie ändern. Er kann nicht, politisch. Ein<br />

Republikaner, er muss hard on crime sein.<br />

Was macht das alles mit einem?<br />

Ach, ehrlichgesagt, ich bin im 27. Jahr meiner<br />

Haft. Nach so vielen Jahrzehnten mit<br />

kommen könnte, aber nicht ein solcher<br />

Hammer. Das ist unfassbar.“ Bei einem<br />

Abendessen habe Vater Hollande versprochen,<br />

dass er sich zu der Twitter-Botschaft<br />

öffentlichäußernunddieRollederPremière<br />

Dame klarstellen werde. Im Gegenzug<br />

solle die Familie aber nicht weiter Öl ins<br />

Feuer gießen. Die erst vergangene Woche<br />

verbreiteten Aussagen des Sohnes, der einen<br />

Teil davon bestritt und versicherte, sie<br />

seien „aus dem Zusammenhang gerissen“,<br />

lösten abermals Wirbel aus. So hatte der<br />

27-Jährige laut Le Point auch kritisiert,<br />

dass Trierweiler das kaputt gemacht habe,<br />

was sein Vater mühsam aufgebaut habe:<br />

Sein Image als „normaler“ Präsident, der<br />

andersalsseinkonservativerVorgängerNicolasSarkozynichtständigmitseinemPrivatleben<br />

in der Presse präsent sein wollte.<br />

Trierweiler,die nachHollandesWahlangekündigt<br />

hatte, nicht nur „Dekoration“<br />

für den Präsidenten sein zu wollen, sondern<br />

ihr Leben als Journalistin weiterführenzuwollen,tratbeidenFeiernzumNatio<br />

immer dem gleichen Rhythmus, hoffen,<br />

enttäuscht werden, Hoffnung aufbauen,<br />

hoffen, enttäuscht werden. Früher war es<br />

so, dass ich völlig am Boden zerstört war.<br />

Zum Beispiel in der Nacht des Urteils am<br />

21. Juni 1990: Ich war so enttäuscht darüber,<br />

dass man mich für schuldig befunden<br />

hatte für ein Verbrechen, das ist nicht<br />

begangen habe, dass ich da halbherzig,<br />

aberimmerhin,versuchthabe,michumzubringen.<br />

Aber man gewöhnt sich irgendwie<br />

daran . . . Naja, es ist schon jedes Mal<br />

schlimm, es ist auch jetzt noch schlimm.<br />

Ich kann mich gar nicht daran erinnern,<br />

wie oft ich schon abgelehnt worden bin. Ich<br />

könnte mal nachzählen. Ich glaube, das<br />

warjetztdaszehnteGericht,dasmichabgelehnt<br />

hat seit 1990.<br />

Und jedesmal träumt man wieder, doch<br />

noch einmal einen Baum zu berühren?<br />

DaseinzigeMal,woichmirwirklichGedanken<br />

darüber gemacht habe, wie meine Zukunft<br />

aussehen könnte, war 2010, als ich<br />

glaubte, dass mich US-Staatsanwalt Eric<br />

Holder doch nach Deutschland gehen lassen<br />

wird, trotz des Briefs von Gouverneur<br />

McDonnell. Dahabeich mirGedankendarüber<br />

gemacht, was für ein Leben ich haben<br />

könnte. Dann kam am 7. Juli der Brief von<br />

Holder. Das hat mich dermaßen zerstört.<br />

Das habe ich gerade gar nicht mitgezählt.<br />

Das ist noch eine Instanz, von der ich enttäuscht<br />

wurde. Seitdem mache ich das<br />

nicht mehr. Ich kann mir das nicht leisten,<br />

von einer Zukunft zu träumen, die ich vielleicht<br />

nie haben werde.<br />

Was machen Sie denn heute noch?<br />

Erst mal muss ich zum Mittagessen gehen.<br />

Gibt’s denn überhaupt noch was?<br />

Keine Sorge, ich war ja heute Morgen beim<br />

Einkaufen. Man muss hier sowieso vor<br />

jeder Mahlzeit was essen, wir kriegen ja<br />

kaum noch genug hier. Es ist verrückt. Die<br />

Haushaltslageistdermaßendesolat,diehaben<br />

nicht genug Geld, um die ärmlichsten<br />

Kleinigkeiten zu machen. Man hat schon<br />

beinahe Mitleid mit diesen Leuten. Nach<br />

dem Essen muss ich dann bei derBotschaft<br />

anrufen, dann eine Anwältin und einen<br />

Ruhe, bitte!<br />

Am französischen Nationalfeiertag ruft François Hollande seine sich öffentlich zankende Großfamilie zur Ordnung<br />

Wenigstens am Himmel herrschte am Nationalfeiertag<br />

Geschlossenheit FOTO: AFP<br />

nalfeiertag erstmals seit langem wieder öffentlich<br />

auf.Siehieltsichdabeiaber auffällig<br />

im Hintergrund. In einem Interview mit<br />

demSenderBFMTVgelobtesieBesserung:<br />

„Künftig werde ich es mir dreimal überlegen,<br />

bevor ich etwas twittere.“ AFP<br />

Freund. Und ich habe einen sehr netten<br />

Brief von Katrin Göring-Eckardt bekommen,<br />

den muss ich noch beantworten. Ich<br />

bekomme mittlerweile erstaunlich viel<br />

Post von Mitgliedern des Bundestags. Teilweise<br />

sind das wirklich sehr liebenswürdige<br />

Menschen, das sind sehr persönliche<br />

Briefe, es ist berührend.<br />

„Die werden mich hier nie gehen<br />

lassen. Berlin ist die einzige<br />

Hoffnung, die ich noch habe“<br />

Hilft einem so etwas? Ein Brief?<br />

Es hilft mir zu überleben. Es ist ja so, dass<br />

die Virginianer mich aus eigener Kraft nie<br />

gehen lassen werden. Das kann nur gelingen,<br />

wenn Berlin mich rausholt. Das ist die<br />

einzige Hoffnung. Für Lebenslängliche ist<br />

die Bewährungsrate ja noch geringer. Wir<br />

sollen hier wirklich sterben. Das ist kein<br />

Witz. Aber es geht mir besser als den anderen,<br />

die haben niemanden da draußen. Ich<br />

habe ja, gottlob, sehr viele Unterstützer in<br />

Deutschland. Vor einigen Wochen hat mich<br />

übrigens eine Freundin besucht, sie hatte<br />

einenRock an, derzukurzwar.Undsiehatte<br />

keinen Unterrock an. Sie wurde rausgeschmissen<br />

und musste sich umziehen. Ich<br />

dachte, das würde Sie amüsieren, Sie hattenbeiIhremletztenBesuchdochauchProbleme.<br />

Die passen hier unwahrscheinlich<br />

aufbei derUnterwäsche,dasistihnen wichtig.<br />

Unschuldige Menschen freizulassen,<br />

das ist ihnen nicht wichtig.<br />

Absurd. Vielleicht kommen Sie da ja<br />

doch irgendwann raus.<br />

Raus komme ich bestimmt, die Frage ist<br />

nur, ob ich noch zu Lebzeiten rauskomme.<br />

Das können Sie reinschreiben. Raus komme<br />

ich garantiert. Wir haben übrigens<br />

noch ein bisschen Zeit. Was ich noch sagen<br />

möchte: Ich würde meinen Unterstützern<br />

in Deutschland so gerne mal die Gelegenheit<br />

zu großer Freude bieten. Ich wäre gerne<br />

auch mal good news. So, jetzt ist Schluss,<br />

es wird mir zugewunken.<br />

INTERVIEW: KARIN STEINBERGER<br />

Mann erschießt eigenen<br />

Bruder in Bremen<br />

Bremen–BeieinemFamiliendramainBremenhatein<br />

63JahrealterMann seinensieben<br />

Jahre älteren Bruder getötet. Die Polizei<br />

war zunächst von einer Geiselnahme<br />

ausgegangen, weil sich der mutmaßliche<br />

Täter mit seinem Opfer im Keller seines<br />

Einfamilienhauses verbarrikadiert hatte.<br />

Da der Mann aber keinerlei Forderungen<br />

stellte und es den Beamten auch nicht gelang,zuihmKontaktaufzunehmen,stürmten<br />

Spezialeinsatzkräfte schließlich nach<br />

knapp vier Stunden das Haus im Stadtteil<br />

Huchting. Dort fanden die Polizisten im<br />

Keller die Leiche des 70-Jährigen. Den<br />

63-Jährigen nahmen sie als mutmaßlichen<br />

Täter fest. Das Opfer hatte schwere KopfundBrustverletzungen,berichteteeinPolizeisprecher<br />

am Nachmittag. Über die Tatwaffe<br />

und weitere Einzelheiten des Familiendramas<br />

gab es zunächst keine Angaben.<br />

Die Hintergründe der Tat und die Motive<br />

des 63-Jährigen sind noch völlig unklar.<br />

Die Ehefrauen der Männer waren von der<br />

Polizei vor der Stürmung des Hauses in Sicherheit<br />

gebracht worden. DPA


FEUILLETON<br />

DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HBG 9<br />

Diebe spielen Theater<br />

Wie Rumänien in die Weltpresse kam Von Richard Swartz<br />

In einem satirischen Theaterstück von Ion<br />

Luca Caragiale, der Gründergestalt des rumänischen<br />

Dramas, kommt ein Mann in<br />

seinen besten Jahren in einen Salon gestürzt,indemdieDamendesHausesmitihren<br />

Handarbeiten und Kaffeetassen herumsitzen.<br />

Warum so empört? Weil er nicht<br />

ins Parlament gewählt worden ist.<br />

Ein Skandal! Er, der Herr des Hauses, Mitglied<br />

aller in diesem Lande existierenden<br />

Parteien!<br />

Ion Luca Caragiale geißelte die rumänische<br />

Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts<br />

um die vorvorige Jahrhundertwende.<br />

Doch haben seine Stücke nichts von ihrer<br />

Aktualität verloren. Die Politik in Rumänien<br />

ist absurdes Theatergeblieben,eine Angelegenheit<br />

nicht für die Gesellschaft, sondern<br />

nur für eine kleine Schar von Eingeweihten.<br />

Der letzte russische Zar war der<br />

gleichen Meinung – auch wenn ihm Caragiales<br />

gutmütiger Zynismus fehlte –, als er<br />

erklärte,eshandlesichimFallderRumänien<br />

nicht um eine Nation, sondern um einen<br />

Beruf.<br />

Das absurde Theaterlebt vom absoluten<br />

Auseinanderfallen von Wirklichkeit und<br />

Schein. So ist es auch in der rumänischen<br />

Politik. Nach dem Fall des Kommunismus<br />

wurde Rumänien zwareineuropäischerdemokratischer<br />

Staat, doch nur auf dem Papier.<br />

Die Hinrichtung des Paares Ceausescu<br />

war ein Fall von Lynchjustiz, das darauf<br />

folgende „Gerichtsverfahren“ eine Technik,<br />

ein paar unbequeme Zeugen aus dem<br />

Weg zu räumen. Die Revolution war – wie<br />

sooftaufdemBalkan–einePalastrevolution.<br />

Wer auf wen schoss und aus welchem<br />

Grund, weiß man immer noch nicht so<br />

recht.<br />

Denn die Aufarbeitung der Vergangenheit<br />

wurde sabotiert von Leuten, die einen<br />

Saulus völlig ohne Schmerzen und Risiken<br />

ineinen Paulus verwandelnwollten.Einige<br />

Archive wurden geöffnet, das ist wahr.<br />

Doch das böswillige, absichtlich gestreute<br />

Gerücht ist noch immer ein wichtigeres<br />

Mittel der Politik als Fakten.<br />

Nastase trug auf der Bahre einen<br />

eleganten Schal – ein Dandy, kein<br />

potenzieller Selbstmörder<br />

Gleichzeitig bestehen die alten Seilschaften<br />

fort, die den Übergang aus einem erstarrtenKommunismusin<br />

eine Welt, inder<br />

alles verkauft oder <strong>gekauft</strong> (oder gestohlen)<br />

werden kann, mit Leichtigkeit bewältigt<br />

haben. Die politische Klasse besteht<br />

praktisch aus zwei Lagern: aus dem postkommunistischen,<br />

mit tiefen Wurzeln in<br />

der vorangehenden Epoche, und aus dem<br />

konservativ-liberalen, das unter den neuen<br />

Verhältnissen aus dem ersteren hervorgegangen<br />

ist. Die Unterschiede zwischen<br />

den Lagern sind oft weniger bedeutsam als<br />

dieUnversöhnlichkeit,mit derbeide Seiten<br />

einander bekämpfen.<br />

Doch im Laufe dieses Frühjahrs sind die<br />

Streitigkeitenrascheskaliert.Derpostkommunistischen<br />

Regierung unter dem jungen<br />

Victor Ponta ist es nun sogar gelungen,<br />

Traian Basescu, den konservativen Präsidenten,<br />

von seinem Amt zu suspendieren.<br />

In einer Volksabstimmung am 29. Juli soll<br />

dessen Schicksal nun entschieden werden.<br />

Pontas Regierung hat Basescu persönlich<br />

angegriffen und, im Widerspruch zur Verfassung,<br />

einen Teil von dessen Aufgaben<br />

übernommen – auf eine Weise, die man einen<br />

verschleierten Putsch nennen könnte.<br />

Dieser Coup wird begleitet von umfassenden<br />

Säuberungen in der Staatsverwaltung<br />

und in den Medien, oft ohne juristischen<br />

Rückhalt, wobei zwischen RegierungsparteiundStaatnichtunterschiedenwird.Tatsächlich<br />

ist Ponta während der vergange-<br />

nen zwei Monate schneller und schärfer<br />

vorangegangen als Viktor Orbán im Nachbarland<br />

Ungarn.<br />

Basescu ist gewiss keine Lichtgestalt<br />

wie Václav Havel. Der frühere Kapitän ist<br />

ein schillernder, theatralischer Politiker,<br />

ein Liebhaber großer Gesten, die oft leer<br />

und gelegentlich brutal sind. Auch in seinem<br />

Lager versteht man viel von Korruption<br />

und Vetternwirtschaft. Doch hat er mit<br />

einem strengen Sparprogramm versucht,<br />

die Wirtschaft des Landes zu sanieren, damit<br />

es nicht ein weiteres Griechenland<br />

wird (der Euro soll <strong>angeblich</strong> 2014 eingeführt<br />

werden). Und er hat den Rechtsstaat<br />

respektiert. Das rumänische Verfassungsgericht<br />

ist ihm darin gefolgt und konnte<br />

dennochnichtverhindern, dassermindestens<br />

bis zum 29. Juli nicht mehr im Amt ist.<br />

Doch nichts von alledem – und auch<br />

nicht die Nachricht, dass Ponta nahezu seinegesamte<br />

Doktorarbeit Wort für Wort abgeschrieben<br />

hat – war skandalös genug,<br />

um die dramatische Steigerung eines viel<br />

älterenKonfliktesaufzuhalten:DieseEskalation<br />

geht ausschließlich auf Korruption<br />

zurück.Und ohnedieseKorruptionundderen<br />

Folgen würde Rumänien sich nicht<br />

plötzlich auf den ersten Seiten der Weltpresse<br />

wiederfinden.<br />

Denn als der frühere Premierminister<br />

Adrian Nastase (der zufällig der akademische<br />

Betreuer der Doktorarbeit Pontas<br />

war) wegen Bestechlichkeit zu zwei Jahren<br />

Gefängnis verurteilt wurde, machte das<br />

postkommunistische Lager mobil. Nastase<br />

ist dessen Pate, Ponta nur ein Handlanger.<br />

Nastase ins Gefängnis zu schicken – das<br />

war ein deutliches Signal, dass sich niemand<br />

in der Kleptokratie des Landes sicher<br />

fühlen konnte. Nicht mehr. Und so<br />

musste sie reagieren.<br />

NastasesimulierteeinenSelbstmordversuch.<br />

Als die Polizei ihn holen wollte,<br />

„schoss“ er sich in den Hals (!) und wurde<br />

daraufhinaufeinerBahrezumKrankenwagen<br />

getragen – eingewickelt in einen eleganten<br />

Schal, der diskret verdeckte, was<br />

wohl gar nicht da war. Ein Dandy, nicht ein<br />

potenzieller Selbstmörder, ließ sich so<br />

transportieren.JetztwirderineinemKrankenhaus<br />

„versorgt“. Und Ponta erhielt den<br />

Auftrag, die Macht der Regierung zu nutzen,<br />

das Rechtswesen unter seine Kontrolle<br />

zu bringen und die Geschäfte der politischen<br />

Mafia ein- für allemal zu sichern.<br />

DarumgehtesbeimMachtkampfinRumänien.<br />

Im Unterschied zu Ungarn muss sich<br />

dieses Land in einem solchen Machtkampf<br />

nicht auf so noble Requisiten wie Nation,<br />

Geschichte oder Vaterland berufen. In einer<br />

Art byzantinischem Postmodernismus<br />

ist dieser Konflikt so radikal, wie es einst<br />

Eugène Ionescos Stücke in Pariser Kellern<br />

waren.<br />

Nichtganzunerwartetstehtdie EuropäischeUnionratlosvordiesemneuen,überraschenden<br />

Kapitel in der Geschichte der europäischen<br />

Krise. Die europäischen Linksparteien<br />

scheinen die Augenvor Rumänien<br />

zu schließen, die Rechtsparteien vor Ungarn.<br />

Doch ist diese taktische Solidarität<br />

mit Parteifreunden ebenso feige wie kurzsichtig.<br />

In Caragiales Theaterstück vom<br />

Mann, der nicht gewählt wird, gibt es übrigens<br />

einen politischen Wichtigtuer, der in<br />

einem fort zum Handeln aufruft, weil<br />

„brennende Fragen auf der Tagesordnung<br />

stehen“.<br />

Da hat er recht. Aber getan wird nichts.<br />

Der Autor ist Publizist und Schriftsteller.<br />

Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch der Erzählungsband<br />

„Notlügen“ (Hanser Verlag,<br />

München 2012). Er war jahrzehntelang Osteuropa-Korrespondent<br />

der schwedischen<br />

Tageszeitung Svenska Dagbladet. Er lebt in<br />

Wien und in Istrien.<br />

Disco statt Kunst<br />

Zu viele „Events“ im Museum – Aufsichtsrat tritt zurück<br />

Eine Ausstellung zu Street Art haben sie<br />

noch mitgetragen. Auch einen zweiwöchigen,<br />

von Mercedes-Benz bezahlten Partymarathon<br />

und eine spaßige Hommage an<br />

JamesDean.DochalsJeffreyDeitch,derDirektor<br />

des einst renommierten Museum of<br />

Contemporary Art (Moca) in Los Angeles<br />

voreinigenTagen ankündigte,erwerdedie<br />

nächste große Ausstellung der Disco-Ära<br />

widmen, war für John Baldessari, Catherine<br />

Opie und Barbara Kruger Schluss. Sie<br />

tratenals TrusteesimAufsichtsratdesMuseumszurück.<br />

Nun istEd Ruscha der einzige<br />

Künstler, der noch Mitglied des Board<br />

ist.<br />

Begonnen hatte die jüngste Episode mit<br />

der Kündigung von Paul Schimmel, dem<br />

Chefkurator des Museums und einem der<br />

angesehensten Museumsleute Amerikas.<br />

Nun scheint Amerikas wichtigste InstitutionfürzeitgenössischeKunstindieZerfallsphase<br />

einzutreten.<br />

Um die Zukunft des Moca wird gestritten,<br />

seit es im Zuge von Misswirtschaft und<br />

Finanzkrise vor drei Jahren kurz vor dem<br />

Bankrott stand. Eli Broad, der Milliardär<br />

und Über-Mäzen von Los Angeles, rettete<br />

das Haus damals mit einer 30-Millionen-<br />

Spritze.Wenigspäterwar seinWunschkandidat,<br />

der New Yorker Kunsthändler Jeffrey<br />

Deitch, als neuer Direktor installiert.<br />

Sein Auftrag, so erklärte Broad kürzlich in<br />

der LA Times,bestehedarin, dasMocazueiner„populistischenstattinsulärenInstitution<br />

machen“, um ihr Überleben zu sichern.<br />

Nun stellt sich allerdings die Frage,<br />

ob die Populismus-Kur den Tod nicht nur<br />

auf andere Weise herbeiführt.<br />

Wie weit kann eine Kunstinstitution gehen,<br />

um die Kassen zu füllen, bis sie ris-<br />

kiert, ihr größtes Kapital, Renommee und<br />

Autorität,zuverlieren?Nichtnurdie amerikanischen<br />

Museen laborieren seit Jahren<br />

andieserFrageherum. DasMoca war keine<br />

Ausnahme.PaulSchimmelselbst kuratierte<br />

nicht nur forschungsintensive Themenschauen,sondernaucheineMurakami-Retrospektive,<br />

an dessen Ende der Besucher<br />

direkt in einen Louis-Vuitton-Laden geschleustwurde.DasNewYorkerMetropolitan<br />

Museum ließ sich eine Alexander<br />

McQueen-Ausstellung vom Haus Alexander<br />

McQueen nicht nur bezahlen, es überließ<br />

den McQueen-Leuten auch das Ausstellungsdesign.<br />

Und das Guggenheim erklärte<br />

mit „The Art of the Motorcycle“ das<br />

Motorrad zur Kunstform, nur weil BMW-<br />

Geld winkte. Alle drei Ausstellungen wurden<br />

von Besuchern überrannt.<br />

Man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt,<br />

diese Ethik-Brüche zu akzeptieren<br />

–solangesiealsMassenspektakelSpaßmachenundhelfen,anspruchsvollereAusstellungen<br />

zu finanzieren. Am Moca verhält es<br />

sich anders: Mit dem Rauswurf von Paul<br />

Schimmel und den Abgängen von Philipp<br />

Kaiser zum Museum Ludwig und von Ann<br />

Goldstein zum Stedelijk Museum ist klar,<br />

dass Deitch nicht beabsichtigt, je wieder<br />

ProjektewiediederzeitlaufendeLand-Art-<br />

Ausstellung „Ends of the Earth“ anzugehen.<br />

Das ist, so lautet eine Theorie, auch<br />

deshalb im Interesse von Broad, weil das<br />

Museum,dasersichfürseineriesigeKunstsammlung<br />

zur Zeit direkt gegenüber des<br />

Moca bauen lässt, dannerst richtig glänzen<br />

wird. Und sollte der Platz für all seine glänzenden<br />

Jeff-Koons-Hasen nicht reichen,<br />

kann er ja die alte Moca-Hülle mieten.<br />

JÖRG HÄNTZSCHEL<br />

„Beten kann nicht schaden, aber wenn mich eine Religion auf die Knie zwingt, ist sie schlecht.“ – Frank Ocean FOTO: UNIVERSAL<br />

VON JAN KEDVES<br />

Wie hört sich vollständige Isolation<br />

an, kurz vor dem inneren Kollaps?<br />

Wer davon einen Eindruck<br />

bekommen will, der steuere doch bitte<br />

Track 14 an von Frank Oceans Debütalbum<br />

„ChannelOrange“(Universal):Eineelektrische<br />

Kirchenorgel leiert da los, dann steigt<br />

ein junger Afroamerikaner in ein Taxi und<br />

sagt zum Fahrer: „Entschuldigen Sie, dass<br />

ich Sie für eine Stunde als Seelenklempner<br />

missbrauche, nehmen Sie ruhig viele Umwege<br />

und lassen Sie die Uhr laufen – aber<br />

umfahren Sie bitte großräumig meine Dämonen!“<br />

Diese Dämonen heißen gleichgeschlechtliches<br />

Begehren und unerwiderte<br />

Liebe, und sie wollen raus, Hauptsache anonym.<br />

Der Taxifahrer dreht sich rum und<br />

sagt: „Allahu Akbar“ – Gott ist größer. Der<br />

Junge solle beten.<br />

Man wartet in diesem Stück die ganze<br />

Zeit darauf, dass es knallt, dass Bremsen<br />

quietschen, Gewalt angedroht wird. Denn<br />

während sich zum Moll der Kirchenorgel<br />

noch das traurigste Streichquartett gesellt,<br />

das man seit langem im Pop gehört hat, erwidert<br />

der Junge auf der Rückbank: „Beten<br />

kann nicht schaden, aber wenn mich eine<br />

Religion auf die Knie zwingt, ist sie<br />

schlecht.“ Dann singt er in schmerzlichstem<br />

Falsett von einem „one man cult“, womit<br />

Religion genauso gemeint sein könnte<br />

wie eine enttäuschte Liebe. Der Angehimmelte<br />

könnte Gott oder Allah sein. Natürlich<br />

hält man das, was Frank Ocean hier<br />

singt, für autobiografisch. Schließlich hat<br />

der aus New Orleans stammende und in<br />

Los Angeles mit dem Hip-Hop-Kollektiv<br />

Odd Future bekannt gewordene Sänger am<br />

3.JuliinpoetischraffiniertenZeilenöffentlich<br />

gemacht, dass seine erste, unglückliche<br />

Liebe mit 19 ein Mann war.<br />

Das amerikanische Publikum scheint<br />

„Bad Religion“ exakt so zu verstehen – wie<br />

vorletzten Samstag deutlich wurde, als<br />

OceandasStückzumerstenMalinderLate-<br />

Night-Show von Jimmy Fallon live sang,<br />

grandios begleitet von Fallons Hausband<br />

The Roots. Der Jubel im Studio war euphorisch,<br />

als seien die zementierten Moralvorstellungen<br />

und Geschlechterbilder, die in<br />

weiten Teilen der amerikanischen Gesellschaft<br />

und im R&B und Hip-Hop noch immer<br />

herrschen, mit dieser einzigen, kaum<br />

drei Minuten langen Klage endgültig zerschmettert<br />

worden, als müsse sich in Zukunft<br />

niemand mehr von unaussprechlichen<br />

Tabus befreien. Das Debütalbum des<br />

24-Jährigen wurde noch während der Ausstrahlung<br />

der Show um Mitternacht digital<br />

veröffentlichtundstandam nächstenMorgen<br />

schon auf dem ersten Platz der amerikanischen<br />

iTunes-Charts.<br />

Nein, sein Coming-out hat Ocean, der<br />

neue große Star des R&B, bislang nicht geschadet.<br />

Sie passt fast zu perfekt auch zu<br />

ObamasjüngstenWahlkampf-Bekenntnissen<br />

zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Die<br />

Welle der Ermutigungen und Glückwünsche<br />

vonRussell Simmons, Jay-Z,Beyoncé,<br />

California Noir<br />

Der amerikanische Sänger Frank Ocean legt mit seinem Debütalbum<br />

„Channel Orange“ das erste echte Pop-Meisterwerk des Jahres vor<br />

Tyler The Creator und vielen anderen war<br />

überwältigend – obwohl eigentlich gar<br />

nicht so klar ist, was dabei ans Licht kam.<br />

Ist er jetzt schwul, bisexuell oder einfach<br />

nicht so ganz festgelegt? Das Rätsel deutetesichimvergangenenJahrschonan,<br />

alser<br />

auf seinem Mixtape „Nostalgia, Ultra“ eine<br />

Zeile sang, die sich als Plädoyer für die Homo-Ehe<br />

lesen ließ: „I believe that marriage<br />

isn’t between a man and woman, but between<br />

love and love“. Fest steht: Frank<br />

Ocean hat die Aufmerksamkeit nun umso<br />

mehr auf sein phantastisches Debüt gelenkt,<br />

auf ein Album, das mit einer Ode an<br />

einenMannbeginnt(„Thinkin’AboutYou“),<br />

aufdem abergenauso Frauen begehrt werden,<br />

ein Album, das neu bestimmt, was<br />

R&B heute sein kann – und ein Album, das<br />

eine Abneigung gegenüber dieser Genre-<br />

Zuschreibung genauso zeigt wie ein Unbehagen<br />

an fixierten Identitäten.<br />

Die Sache mit dem R&B wird am klarsten<br />

im zweiteiligen Zehn-Minuten-Epos<br />

„Pyramids“, dem Herzstück des Albums:<br />

eingebettet in luxuriös schimmernden Digitalsound,<br />

folgen wir hier einer Stripperin<br />

namens Kleopatra auf dem Weg zur Arbeit<br />

im Club Pyramid in Las Vegas. Zwischen<br />

rückwärts gedrehten Funk-Beats, zwischenStrophe<br />

undRefrain,schrillt ein harter<br />

Rave-Synthesizer hervor. Das ist kein<br />

Zugeständnis an den aktuellen Sound der<br />

Billboard-Charts, wo Kirmes-Techno-Referenzen<br />

im R&B längst zum guten Ton gehören.<br />

Eher unterstreicht die Techno-Sirene<br />

Oceans Erzählung, als wolle er sagen:<br />

„Hört genau hin, so klingt das, was ihr heuteR&Bnennt,esscheppertbilligundistdazu<br />

gemacht, Frauen in Strip-Clubs auszuziehen.“<br />

Ein wenig Afrozentrismus gehört<br />

natürlich auch dazu, wenn die schwarze<br />

Heldin des Songs genauso heißt wie jene<br />

Königin, die dem Geschichtsverständnis<br />

der Nubier nach in Ägypten einst die Krone<br />

der Zivilisation trug. Was, scheint Ocean zu<br />

fragen, hat Amerika, was haben Jahrhunderte<br />

Sklaverei und Prostitution aus unserer<br />

Kleopatra gemacht?<br />

Frank Ocean bestimmt in<br />

jeder Hinsicht ganz neu, was<br />

R&B heute sein kann<br />

Es ist keineswegs übertrieben, aus<br />

„Channel Orange“ ein solches Bewusstsein<br />

für Geschichte und Gesellschaft herauszuhören<br />

– auch an anderen Stellen des Albums<br />

scheint diese historische Sensibilität<br />

auf, besonders dort, wo Ocean Gefühle für<br />

Männeräußert.Ertutdiesnieexplizit. Hätte<br />

man in den vergangenen zwei Wochen<br />

nichts über sein <strong>angeblich</strong>es Bekenntnis<br />

zum Schwulsein gehört, würde man an<br />

manchen Stellen nicht auf Ideen kommen.<br />

Ocean scheint sich hier auf genau jenem<br />

Grat bewegen zu wollen, der Homosozialität<br />

von Homophobie trennt. Häufig ist zu<br />

hören, dieTrennlinie, von deran die Zuneigung<br />

unter Männern unter Verdacht steht,<br />

werde besonders in afroamerikanischen<br />

Gemeinschaften, somit auch im Hip-Hop<br />

undR&B,geradezuparanoidbewacht.Religion<br />

mag dafür ein Grund sein, und es gibt<br />

auch die These, im afroamerikanischen<br />

Männerbild stecke noch das Trauma der<br />

„entmännlichenden“ Versklavung.<br />

Das alles mag fraglich sein. Dennoch<br />

scheint sich Ocean zu überlegen, was eigentlich<br />

genau das gesellschaftliche Problem<br />

mit der Männlichkeit ist – zum Beispiel,<br />

wenn er im Song „Forrest Gump“<br />

sein Begehren in ein Footballstadion verfrachtet,<br />

wo die Menge demselben Spieler<br />

zujubelt wie er. Großartig, wie er sich hier<br />

ganze Fan-Chöre dazugebastelt hat, die in<br />

seinen nervös verliebten Refrain einstimmen.<br />

Und das ist nur einer der Sample-<br />

Tricks, die aus diesem Album fast ein Hörspielmachen.<br />

Dazu schraubensich die Melodien<br />

jedes einzelnen Songs tief ins Hirn,<br />

nichts klingt zu süßlich, alles ist mit einer<br />

leicht bitteren Note überzogen. Ocean etabliert<br />

mit „Channel Orange“ für den R&B<br />

tatsächlich einen neuen Stil. Man könnte<br />

ihn California Neo-Noir nennen.<br />

Das einzig Merkwürdige an diesem frühen<br />

Meisterwerk ist, dass am Ende noch<br />

einvölligüberflüssiger,versteckterBonus-<br />

Trackwartet: „Golden Girl“ spielt aneinem<br />

verlockend rauschenden Traumstrand auf<br />

einer Trauminsel, Ocean bezirzt zu lässigem<br />

karibischen Hängemattenbeat eine<br />

Traumfrau, mit der sich Kinder kriegen<br />

und gemeinsam alt werden lässt. Das<br />

Stück ist keineswegs schwach, weil er sich<br />

hier als Familienvater imaginiert. Nur:<br />

Muss die Auserwählte unbedingt in Gold<br />

aufgewogen werden? So wertvoll wie ein<br />

24-Karat-Edelstein sei sie, singt Ocean.<br />

Wo ist da die metaphorische Finesse,<br />

mit der Kleopatra vorher in ihre 15-Zentimeter-Heels<br />

schlüpfte oder mit der Ocean<br />

zuvor den Materialismus ironisiert? „SuperRich<br />

Kids“handelt zu Beginnvontrostlos<br />

reichen Bälgen, die inLader Fights,dem<br />

„schwarzen Beverly Hills“ von Los Angeles,<br />

kistenweise Paradeweinrunterkippen, ohne<br />

überhaupt dessen Namen richtig aussprechen<br />

zu können. Ein Bild vollständiger<br />

Leere, für das sich Ocean den Refrain von<br />

Mary J. Bliges „Real Love“ leiht, einem<br />

Glanzstück des R&Bs der neunziger Jahre,<br />

in dem erfolglos nach der wahren Liebe gesucht<br />

wird. Ganz am Ende des Albums in<br />

„Golden Girl“ soll sich die Suche dann aber<br />

doch abkürzen lassen, ganz einfach mit<br />

Kreditkarte und einem Besuch beim örtlichen<br />

Juwelier?<br />

Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass<br />

dieser schiefe Schlussakkord – der auf einer<br />

LP von Usher vermutlich zu den besseren<br />

Songs gehörte – keine bewusste Entscheidung<br />

war. Sicher wollte Ocean, während<br />

ihn manche längst als neuen Marvin<br />

Gaye oder Stevie Wonder bejubeln, eine<br />

weitere, allzu klare Zuschreibung im großen<br />

Bogen umsteuern – nämlich die, dass<br />

erein unfehlbarespoetischesGenieist.Niemand<br />

soll offenbar behaupten können, er<br />

sei mit seinem allerersten Album schon direkt<br />

bei der Perfektion angekommen.<br />

Feuilleton<br />

Die Stadt Nancy ehrt Jean Prouvé,<br />

den Zenmeister des Blechs<br />

in der Architektur 10<br />

Feuilleton<br />

Die Geigerin Julia Fischer<br />

triumphiert bei den Münchner<br />

Philharmonikern 11<br />

Literatur<br />

Marc Deckerts<br />

gelungener Debütroman<br />

„Die Kometenjäger“ 12<br />

Wissen<br />

Seit der Antike suchen<br />

Naturforscher nach Symmetrie<br />

im Universum 14<br />

R www.sz.de/kultur<br />

HEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

AUS DEM NETZ<br />

So also vergeht der Ruhm in<br />

der digitalen Welt. Noch vor<br />

wenigen Jahren war Digg eines<br />

der vielversprechenden<br />

Phänomene desSocial Web.Auf 150Millionen<br />

Dollar wurde der Wert des Unternehmens2008geschätzt.EsgibtsogarGerüchte,<br />

dass Google im selben Jahr kurz davor<br />

stand, die Seite für 200 Millionen Euro zu<br />

übernehmen. Digg war damals nicht so bedeutend<br />

wie Facebook, nicht einmal so<br />

wichtig wie Twitter. Aber die Seite gehört<br />

zu den Diensten, die am erfolgreichsten<br />

das Setzen von Lesezeichen für andere, das<br />

sogenannte Social Bookmarking, etabliert<br />

haben. Die Idee war es, dass die Community<br />

durch das Drücken des „Digg“-<br />

Knopfes Texte von überall aus dem Netz<br />

aufderSeitehoch–oderrunterwählensollte.<br />

Je populärer sie wurden, desto mehr<br />

Traffic erhielten die Originalartikel.<br />

Am vergangenen Donnerstag wurde<br />

Digg nun für magere 500 000 Dollar, so berichtet<br />

es das Wall Street Journal, an Betaworks<br />

verkauft, das den Digg-Dienst mit<br />

seinem eigenen Angebot News.me verschmelzen<br />

will. Die Häme bei Twitter war<br />

gewaltig, vor allem weil sich viele noch an<br />

ein Titelbild der Zeitschrift Business Week<br />

ausdemJahr<strong>2006</strong>erinnerten,aufdemMitgründer<br />

Kevin Rose als „Kid“ mit Baseball-<br />

Kappe vorgestellt wurde, „das 60 Millionen<br />

Dollar in 18 Monaten verdient“ habe.<br />

Etwas höher als eine halbe Million Dollar<br />

dürfte der Preis in Wahrheit vermutlich<br />

schongewesensein.AnteilspaketewechseltendenBesitzerundwieTechcrunchberichtet,<br />

waren Teile von Digg (die Techniker,<br />

diePatente) schonin denvergangenenMonaten<br />

an andere Käufer veräußert worden,<br />

zusammen wohl für bis zu 16 Millionen.<br />

Ist das Schicksal von Digg ein<br />

Zeichen für die Entbehrlichkeit<br />

jedes großen Netz-Dienstes?<br />

Dennoch: Die bloß sechsstellige Summe<br />

für die Überreste eines einst vielbeachteten<br />

Unternehmens des Social Web schwarz<br />

aufweißzusehen,wirktaufmanchenBeobachter<br />

jetzt wie der Anblick eines Vanitas-<br />

BildesfürdieSocial-Media-Szene.40Millionen<br />

Nutzer im Monat hatte Digg einmal,<br />

unddasist erstgutzweiJahreher.Nochimmer<br />

sollen es 16 Millionen sein, aber eine<br />

Rolle für die Trends des Netzes spielen sie<br />

nicht mehr. Ist das ein düsterer Vorbote für<br />

die Entbehrlichkeit jedes derzeit großen<br />

Dienstes, ähnlich wie die untote Existenz<br />

des einstigen Social-Network-Giganten<br />

Myspace?<br />

Der Guardian erinnerte daran, dass<br />

schon vor zwei Jahren die ersten Kritiker<br />

das Ableben von Digg aufgrund um sich<br />

greifender„Social-Müdigkeit“vorhersagten.<br />

Das demokratische Mitbestimmen<br />

über den Erfolg von Inhalten verlor nach<br />

dieser Lesart viel von seinem Reiz, als das<br />

KlickenaufdenLike-ButtonzurFließbandtätigkeit<br />

der Online-Existenz wurde.<br />

AlexisMadrigal,derMannfürdasDigitale<br />

beim Atlantic,sieht den Abstieg vonDigg<br />

zum Ramschartikel dagegen als exemplarischfürdieRisikeneinerWirtschaft,dieihren<br />

Erfolg nur zu einem sehr geringen Teil<br />

auf einer bestimmten Technologie, sondern<br />

vielmehr auf dem fortwährenden Interesse<br />

einer Nutzergemeinschaft aufbaut.<br />

Es war unter anderem ein von den Nutzern<br />

abgelehntes Redesign im Jahr 2010, das<br />

den massenhaften Exodus von der Plattform<br />

ausgelöst haben soll. Digg habe zunehmend<br />

den Eindruck vermittelt, Verlage<br />

und clevere Vermarkter bestimmten, welche<br />

Inhalte auf der Seite gut zu laufen hätten,<br />

nicht mehr die Nutzer selbst: „Sie waren<br />

keine selbstbewussten Netzbürger auf<br />

Besuch aus der Zukunft, sondern Trottel,<br />

die von Digg und einer Bande von ,Social-<br />

Media-Beratern‘ an der Nase herumgeführt<br />

wurden.“<br />

Die Nutzer wandten sich ab, und das,<br />

was Digg am Ende verkaufen konnte, sei,<br />

so Madrigal, nur noch die technische Hülle<br />

gewesen.Und diehabe eben beieiner Community-Seite<br />

ohne echte Community keinen<br />

höheren Wert als 500 000 Dollar.<br />

KevinRose,dasschlaue„Kid“vom Business-Week-Cover,<br />

hat das Unternehmen<br />

übrigens schon im vergangenen Jahr verlassen.<br />

Seit einigen Monaten ist er Angestellter<br />

beim Suchmaschinen-Konzern<br />

Google und dort für das Wagniskapital zuständig.<br />

45 Millionen Wagniskapital hat<br />

Digg einst kassiert. NIKLAS HOFMANN


10 FEUILLETON<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

Der<br />

Schattenkönig<br />

Richard Zanuck, Großproduzent<br />

und Sohn Hollywoods, ist tot<br />

Beim Namen Zanuck denkt man in Hollywood<br />

nicht zuerst an ihn – bis heute nicht<br />

und auch nicht auf dem Höhepunkt seiner<br />

Erfolge, als er mit dem „Weißen Hai“ alle<br />

Rekorde brach oder den Oscar für „Driving<br />

Miss Daisy“ entgegennehmen konnte.<br />

Denn immer ist da die Legende seines Vaters,<br />

Darryl F. Zanuck, der als Schreiber für<br />

Thalberg und Mack Sennett begann, 1933<br />

mit zwei Partnern die 20th Century Films<br />

gründete und schon zwei Jahre später die<br />

Fox Studios dazukaufte. Von da an hieß es<br />

20th Century Fox, wenn allabendlich die<br />

Suchscheinwerfer angingen, um nach den<br />

Sternen zu greifen – und seither steht der<br />

Name Zanuck in die Annalen der Filmgeschichte<br />

eingemeißelt, im Pantheon mit<br />

den Gründervätern.<br />

Richard, geboren 1934 in Los Angeles,<br />

war Darryls drittes Kind mit der Stummfilm-Diva<br />

Virginia Fox. Schon als Student<br />

durchlief er alle Abteilungen des Studios,<br />

mit 24 ließ der Vater ihn seinen ersten Film<br />

produzieren, das war „Compulsion“ mit<br />

Orson Welles. Dem alten Zanuck waren<br />

seine Affären in Paris da schon wichtiger<br />

als das Studio, ein paar Jahre lang war er<br />

sogar entmachtet. Nach dem „Cleopatra“-<br />

Desaster wollte ihn die Fox 1962 aber zurück,<br />

Darryl sagte ja und blieb doch in<br />

Frankreich. Also bat er seinen Sohn, drei<br />

Vorschläge aufzuschreiben, wen er als Produktionschef<br />

in Hollywood installieren<br />

könnte. Richard schrieb den Zettel, aber es<br />

stand nur ein Wort darauf: „Me“.<br />

Es gehörtzuden großenStories vonTinseltown,dassderVaterdieserIdeedesSohnes<br />

tatsächlich folgte – und Richard acht<br />

Jahre lang ein durchaus erfolgreicher Produktionschef<br />

war. Gewaltige Einnahmen<br />

mit „The Sound of Music“ fielen in diese<br />

Zeit,ebenso„Patton“und„FrenchConnection“.<br />

Spektakulärer als seine Einstellung<br />

war dann nur noch sein Abgang: 1970 war<br />

es wiederum der Vater, der ihn feuern ließ,<br />

ineinemmisslungenen Versuch,dieeigene<br />

Macht einmal mehr zu retten.<br />

Fortan bewies der jüngere Zanuck sein<br />

Gespür für Stoffe und Talente vor allem als<br />

unabhängigerProduzent.So brachteerStevenSpielbergserstenSpielfilm<br />

„Sugarland<br />

Express“ auf den Weg und im nächsten<br />

JahrdannschondenBlockbuster„Derweiße<br />

Hai“. Eine weitere äußerst fruchtbare<br />

ZusammenarbeitverbandihnmitTimBurton<br />

– sechs Filme haben sie zusammen ge-<br />

Richard D. Zanuck,<br />

Sohn eines Hollywood-Moguls,<br />

machte sich mit<br />

Erfolgen wie „Der<br />

weiße Hai“ einen<br />

eigenen Namen.<br />

FOTO: AP<br />

macht, darunter „Dark Shadows“ (derzeit<br />

in den Kinos) und davor „Alice in Wonderland“,<br />

einen der bisher größten 3D-Erfolge.SowarZanuckbiszuletztontopofhisgame<br />

– auch wenn es dazwischen längere<br />

Durststrecken für ihn gab, wie zum BeispielinderzweitenHälftederachtzigerJahre.<br />

Damals kam er besonders spektakulär<br />

zurück – mit „Driving Miss Daisy“, einer<br />

stillen Südstaaten-Geschichte mit Morgan<br />

Freeman und Jessica Tandy. Kein Mensch<br />

hatte den Film auf dem Radar, er kostete<br />

auch nur fünf Millionen Dollar – und trat<br />

dann mit vier Oscars und weltweiten Kasseneinnahmenvon145MillionenDollareinen<br />

gewaltigen Siegeszug an. Die Trophäe<br />

für den „Besten Film“ konnte Zanuck mit<br />

seiner Frau und Co-Produzentin Lili Fini<br />

Zanuck in die Höhe recken.<br />

Richard D. Zanuck starb am Freitag in<br />

seinemHausinBeverlyHillsaneinemHerzinfarkt.<br />

Sein Leben erzählt nun die halbe<br />

Geschichte Hollywoods – den Rest erzählt<br />

das Leben seines Vaters. Und so unterschiedlich<br />

diese Leben waren – sie dauerten<br />

beide 77 Jahre lang. TOBIAS KNIEBE<br />

Mehr als bei allen anderen geht bei diesem Designer die Ästhetik in der Funktion auf: Jean Prouvés „Chambre de cité“ FOTO: AUSSTELLUNG<br />

VON JOSEPH HANIMANN<br />

Gefaltetes Blech war seine große Pionierleistung,<br />

Aluminium letztlich<br />

sein Verhängnis. Jean Prouvé, der<br />

WegbegleitervonMallet-Stevens,PierreJeanneret,<br />

Le Corbusier, Marcel Lods war die<br />

Flüsterstimme der modernen Architektur.<br />

Standardisierung und Serienproduktion<br />

waren für ihn nie eine Glücksgarantie für<br />

die Menschheit, sondern die Lösung zu einem<br />

gerade anstehenden Problem. Seine<br />

spärlichen Schriften sprechen nicht im<br />

Tonfall der messianischen Moderne, seine<br />

Zeichnungen begnügen sich mit technischen<br />

Details. Sein ganzes Wirken hat etwas<br />

vom kurz geschorenen Bürstenhaarschnitt,derzeitlebensdieErscheinungdieses<br />

Unternehmers und Ingenieurs prägte.<br />

Mit dieser Bescheidenheit hängt wohlauch<br />

zusammen,dasseraufdemHöhepunktseiner<br />

Karriere sich von der aufstrebenden<br />

Aluminiumindustrie seine Metallbaufabrik<br />

in Maxéville bei Nancy abluchsen ließ<br />

und die letzten dreißig Jahre seines Lebens<br />

statt bei den Arbeitern im Atelier ziemlich<br />

einsam am Zeichentisch verbrachte.<br />

Sein Vater war der Maler und Bildhauer<br />

VictorProuvé,nebenÉmileGallé,LouisMajorelle,<br />

Antonin Daum ein Mitbegründer<br />

des Art Nouveau und der „École de Nancy“.<br />

Jean Prouvé, 1901 geboren, wurde mit seinen<br />

schlichten Möbelkreationen, seinen<br />

Blechfassadenkonstruktionen und seinen<br />

Fertighäusern früh anerkannt, aber erst<br />

spät berühmt. Erst als seine gestelzten<br />

StahlrohrstühleundseineSpreizbein-Holztische<br />

auf dem Designmarkt Spitzenpreise<br />

erlangten, kam posthum auch der Ruhm.<br />

Ein Jahr vor seinem Tod ehrte das Centre<br />

Pompidou in Paris ihn 1983 noch mit einer<br />

Ausstellung. Nun feiert die Stadt Nancy<br />

den Erneuerer an verschiedenen Standorten<br />

einen Sommer lang – an manchen Orten<br />

auch darüber hinaus. Ein Parcours<br />

führt zu einem Dutzend Werkspuren Jean<br />

Prouvés in der Stadt – ein Treppengeländer<br />

ist darunter, oder die Lampen der Jugendstil-Brasserie<br />

„Excelsior“. Im Beaux-<br />

Zenmeister des Blechs<br />

Die Stadt Nancy ehrt den Architekten und Designer Jean Prouvé, einen stillen und klarsichtigen Pionier der Moderne<br />

Arts-MuseumwurdeeinständigerProuvé-<br />

Saaleingerichtet,ebensoimMuséedel’Histoire<br />

du Fer . Vier temporäre Ausstellungen<br />

beleuchtenüberdiesdasWirkendesKunstschmieds,<br />

des Konstrukteurs und Unternehmers,<br />

des Möbeldesigners und des<br />

Staatsbürgers Jean Prouvé, der vorübergehend<br />

auch Bürgermeister von Nancy war.<br />

Zu den schönsten Zeugnissen gehört<br />

das eingeschossige Haus, das Prouvé 1954<br />

auf einem abschüssigen Grundstück über<br />

der Stadt für seine Familie gebaut hat. Es<br />

sollte mit seiner streng durchdachten Einfachheit<br />

aus leichten Fertigbauteilen ursprünglich<br />

ein Demonstrationsobjekt des<br />

neuen Wohnens ohne Tragemauern und<br />

sonstige Baumasse werden: großer, heller<br />

Gemeinschaftswohnraum, winzige Zimmer.<br />

Prouvé hatte schon in den zwanziger<br />

JahrenseinKonzeptdes„mur-rideau“entwickelt,derVorhang-FassadeausBlechohne<br />

statische Funktion. Im „Maison du peuple“<br />

in Clichy bei Paris ist sie 1935 zur Anwendung<br />

gekommen.<br />

Anders als Le Corbusier diente er<br />

sich nie beim Vichy-Regime an<br />

Das Eigenheim in Nancy wurde dann<br />

aber zu einer reinen Privatsache, nachdem<br />

die durch Kapitalerhöhung in sein Unternehmen<br />

eingestiegenen Manager der Gesellschaft<br />

„L’Aluminium français“ ihm das<br />

Heft aus der Hand nahmen. Resigniert<br />

schied er 1953 aus seiner Fabrik aus, verlor<br />

Besitz und Patente und fing wieder von<br />

vornan. DasWohnhaus,aufdessenGrundstück<br />

nun auch Prouvés Direktionsbüro<br />

aus Maxéville, ebenfalls ein Fertigbau, installiert<br />

worden ist, gehört heute der Stadt,<br />

stehtunterDenkmalschutz,wird weiterbewohnt,<br />

kann aber besichtigt werden.<br />

So zurückhaltend dieser Mann im Erteilen<br />

von Lektionen war, so konsequent war<br />

er während des Krieges gegen jede Art von<br />

Kollaboration. Er amüsierte sich später<br />

über den zunächst beim Vichy-Regime<br />

sich andienenden Le Corbusier, dem alle<br />

Mittel recht gewesen seien, um die Welt<br />

SZ-RÄTSEL<br />

mit seinen Betonpfeilerbauten zu beglücken.<br />

Prouvé entwickelte während dem<br />

Krieg seine Bautechnik weiter, beteiligte<br />

sichinderRésistanceundarbeiteteeinModell<br />

von kleinen Fertigbauhäusern für die<br />

Bombengeschädigten in Lothringen aus.<br />

Darauf griff er später zurück, als er nach<br />

dem aufrüttelnden Appell des Abbé Pierre<br />

im Winter 1954 die in Serie produzierten<br />

Obdachlosenbungalows entwarf, bestehend<br />

aus einem Betonsockel mit Nasszelle<br />

in der Mitte und einem Wohngeviert drum<br />

herum. Über ein paar Prototypen kam dieses<br />

„Haus für bessere Tage“ allerdings<br />

nicht hinaus.<br />

Statt in einer einzigen Monumentalschau<br />

führt die Stadt Nancy über mehrere<br />

Institutionen verteilt unterschiedliche Aspekte<br />

von Figur und Werk Jean Prouvés<br />

vor. Das Museum der École de Nancy zeigt<br />

ihn, der fünfzehnjährig eine Lehre als<br />

Kunstschmied begann, als Gesellen und<br />

dann Meister am Amboss bei der Arbeit an<br />

Metalltoren, Geländern und Lampen, noch<br />

ganz in der Kunsthandwerktradition seines<br />

Vaters. Der Wechsel zur Industrieproduktion<br />

mit dem Zusammensetzen vorfabrizierter<br />

Einzelteile war für ihn dann<br />

mehr die logische Fortsetzung des Handwerks<br />

als ein Bruch mit ihm.<br />

DieseEntwicklung istimMusée del'Histoire<br />

du Fer zu verfolgen, einem von Jean<br />

Prouvés Sohn Claude entworfenen Stahlbau<br />

am Rand der Stadt. So leicht bauen wie<br />

möglich, das war stets sein Leitsatz bei der<br />

Suche nach Wegen, dem Baustoff Blech<br />

durch entsprechende Faltung Festigkeit zu<br />

verleihen. Warum sollte, was bei Fahrzeugen<br />

ging, nicht auch für Häuser möglich<br />

sein? Den massiven Betonfluss in der modernen<br />

Architektur beobachtete er skeptisch.<br />

Massiver noch als der Beton fließe da<br />

dasgroßeGeldderUnternehmer,gaberseinen<br />

Kollegen Le Corbusier oder Oscar Niemeyerzubedenken.DieseinGesellschaftsfragen<br />

implizierte Seite des Menschen<br />

Jean Prouvéwirdin Nancy in einerAusstellung<br />

des Musée Lorrain besonders vorgeführt.<br />

2 3<br />

3<br />

8<br />

6<br />

7 9<br />

2 3<br />

8 2<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Lange hat die Stadt sich lieber für ihre Art-<br />

Nouveau-Pracht als für den etwas spröden<br />

Vertreter der Moderne interessiert. Nancy<br />

besaß so gut wie keine Sammlungsstücke.<br />

Das hat sich seit einigen Jahren geändert.<br />

Dank Ankäufen und Dauerleihgaben kann<br />

das Musée des Beaux-Arts heute zwei Säle<br />

mit Mobiliarstücken, Bauteilen und ZeichnungenvonJeanProuvéfüllen.UndzurErgänzungwurdediezuvorinTurinschongezeigte<br />

Privatsammlung von Alexander von<br />

Vegesack,demehemaligenDirektor desVitra<br />

Design Museums, mit Kreationen Prouvés<br />

im Kontext des zeitgenössischen Möbeldesigns<br />

in den Espace Poirel nach Nancy<br />

geholt.<br />

Was das Veranstaltungsprogramm in<br />

seinerDisparatheitnichtzuvermittelnvermag,<br />

ist die innere Logik, die hinter Prouvés<br />

Wirken steckt. Er schuf mit dem<br />

schlecht alternden Blech, der mangelhaften<br />

Wärmeisolation, den sich eintrübenden<br />

Bullaugenfenstern Objekte nicht für<br />

die Dauerhaftigkeit, sondern für den unmittelbaren<br />

Gebrauch. Selbst die in ihrer<br />

Einfachheit perfekt gestylten Stühle und<br />

Sesselhaben mitder Ärmlichkeit ihresMaterials<br />

in den teuren Sammlungen stets etwas<br />

Deplatziertes. Mehr als bei allen anderen<br />

ging bei diesem Designer die Ästhetik<br />

in der Funktion auf. Das damit einhergehende<br />

Verständnis von Materialität, Beständigkeit,<br />

Werthaftigkeit als Einzelobjekt,<br />

dinglich gebundener Emotion muss<br />

der Besucher selber aus den Exponaten in<br />

Nancy herleiten. Die AusstellungskuratorengehendaraufsowenigeinwiederPraktiker<br />

Prouvé selbst, der sich vor analytischenExkursenscheuteundaufdenZeichnungsblättern,<br />

wo andere Kollegen Wolken,<br />

Pflanzen und Stadtleben wuchern ließen,<br />

sich auf Profilträger, Gelenkteile und<br />

Winkelverhältnisse konzentrierte. "<br />

Zwei Dauerausstellungen, vier Wechselausstellungen<br />

in und um Nancy. Bis zum 28. Oktober. Einzelheiten<br />

auf www.jeanprouvenancy2012.com. Der im Verlag<br />

Somogy erschienene Katalog kostet 49,- Euro.<br />

Schwedenrätsel Str8ts leicht<br />

Sudoku mittelschwer<br />

7 8<br />

9 3 2 5<br />

Str8ts: So geht’s<br />

Die Ziffern 1 bis 9 dürfen pro Spalte und Zeile<br />

nur einmal vorkommen. Zusammenhängende<br />

weiße Felder enthalten direkt aufeinander folgende<br />

Zahlen, die aber in beliebiger Reihenfolge<br />

stehen (Straßen). Weiße Ziffern gehören zu<br />

keiner Straße, blockieren jedoch diese Ziffern<br />

sowohl in der Zeile als auch in der Spalte. Tipps<br />

im Internet unter: www.sz-shop.de/str8ts<br />

© 2010 Syndicated Puzzles Inc. 16.7. 2012<br />

Lösungen vom Wochenende<br />

8 7 6 9 3 4<br />

9 6 7 1 8 2 5 3<br />

2 5 8 6 7 4<br />

3 5 4 7 6 2 1<br />

8 7 4 3 5 1 2<br />

7 6 8 1 2 4 3<br />

6 3 4 2 5 7<br />

9 4 1 2 5 3 7 8 6<br />

5 1 3 2 4 6 7 5<br />

Natur und<br />

Natürlichkeit<br />

Der Tenor Pavol Breslik beim<br />

Oleg-Kagan-Musikfest in Kreuth<br />

DiegrößteÜberraschungist,dassesdieses<br />

klassische Musikfestival in Wildbad<br />

Kreuth inmitten malerischer Natur und<br />

ebenso malerischer Tegernseer Trachtenkultur<br />

überhaupt noch gibt. Benannt ist es<br />

nach dem früh verstorbenen großen Geiger<br />

Oleg Kagan, dessen Frau, die Cellistin<br />

Natalia Gutmann, seit dem Gründungsjahr<br />

1990bisaufeinekleineAuszeitdiekünstlerische<br />

Leitung innehat. Hauptgrund für<br />

das Überleben dürfte neben dem großen<br />

persönlichen Engagement vieler helfender<br />

Hände die schlichte Tatsache sein, dass<br />

man die Finanzierung rechtzeitig durch eine<br />

unabhängige Stiftung gesichert hat und<br />

somitnichtjedesJahraufsNeueumöffentliche<br />

Zuschüsse betteln muss. Anders, als<br />

zum Beispiel das durch allerlei MissgeschickverschwundendeAlte-Musik-FestivalinKlosterIrsee,dasvielmehrüberregionales<br />

Renommee besaß, konnte sich das<br />

Oleg-Kagan-Musikfest am Tegernsee souverän<br />

behaupten.<br />

Ein zweiter, ebenso wichtiger Faktor ist<br />

das erfolgreiche Bemühen, den Altersdurchschnittder<br />

auftretendenKünstler einigermaßen<br />

stabil zu halten und im Zweifel<br />

eher nach unten zu korrigieren. Nicht,<br />

weil die Gagen der Newcomer geringer<br />

sind, denn viele Klassikstars von Svjatoslav<br />

Richter bis Boris Pergamentschikow<br />

sind hier ohne Honorar aufgetreten. Aus<br />

Freundschaft zu Kagan und Gutman, zur<br />

Unterstützung dieses Nischenfestivals, zur<br />

MotivationdesNachwuchses,zurBegeisterungdesörtlichen<br />

wiedeszum TeilvonFerne<br />

angereisten Publikums.<br />

Und auch wenn allein schon aus Altersgründen<br />

nicht mehr alle Superstars Teil<br />

des Festivals sind, die einst hier auftraten,<br />

sofindetman nochimmergroßartigeSolisten<br />

und Kammermusikensembles, in diesem<br />

Jahr etwa mit Yuri Bashmet, Kolja Blacher,<br />

Eduard Brunner, Natalia Gutman selber,<br />

dem Münchner Kammerorchester,<br />

demGeorgischenKammerorchesterIngolstadt<br />

und all den noch unbekannten Nachwuchskünstlern.<br />

Stramme Höhe<br />

und makellose Technik<br />

Dazu darf oder muss man sicherlich<br />

auch den Tenor Pavol Breslik zählen, der<br />

zwar schon vor neun Jahren ins Ensemble<br />

der Berliner Lindenoper geholt wurde und<br />

seit fünf Jahren als freischaffender Sänger<br />

in Opern und Konzerten zu hören ist, einembreiten<br />

Publikum abernochkaumbekannt<br />

sein dürfte.<br />

Ob er sein Heil allerdings – auch angesichts<br />

der momentanen Konkurrenz – im<br />

Liedgesang finden wird, muss nach seinem<br />

Abend in Kreuth mit Franz Schuberts<br />

„Die schöne Müllerin“ offen bleiben. Anfangs<br />

wirkte er sehr unsicher, was seinen<br />

slawischenAkzentnocheinwenigverstärkte,<br />

vor allem aber die Stimme durch allzu<br />

große Zurückhaltung dämpfte. Die etwas<br />

zu trockene Saalakustik arbeitete ebenfalls<br />

gegen Breslik, obgleich man von Anfang<br />

an sein lyrisches Talent wahrnahm,<br />

seinen,wenngleichnochverhaltenen,sanften<br />

Schmelz. Zumindest in der Mittellage.<br />

Die stramme Höhe dagegen verwies auf<br />

dasOpernumfeld,bliebdennochinden ersten<br />

Liedern viel zu eng, öffnete sich erst ab<br />

dem freundlich einladenden „Morgengruß“.<br />

Dennoch stach schon in der ersten Konzerthälfte<br />

einiges ins Ohr, das größere Zuversicht<br />

rechtfertigte: traumwandlerisch<br />

sichereIntonation, makelloseTechnik–offenbarbasierendaufeinemgroßennatürlichen<br />

Talent, darüber hinaus eine energiegeladene<br />

Konzentration, die unweigerlich<br />

stete Spannung schuf und aufrecht erhielt.<br />

LeiderbotKlavierbegleiterAmir Katz nicht<br />

den nötigen Reibungswiderstand, sondern<br />

einen durchgehend ungestalt neutralen<br />

Hintergrund. Romantische Gefühlsdichte<br />

undFreiheitsdrangwarenso nichtzuerreichen,<br />

bestenfalls biedermeierliche Kunstanbetung.<br />

HELMUT MAURÓ<br />

3 2 7<br />

1 8<br />

9 8 6<br />

5 1<br />

2 3 7 4<br />

8 3 4 5<br />

6 5<br />

1 9<br />

1 5 4 2 9 8 3 7 6<br />

8 3 9 4 7 6 5 1 2<br />

7 2 6 3 5 1 4 8 9<br />

5 4 7 9 6 2 8 3 1<br />

2 6 3 8 1 7 9 5 4<br />

9 1 8 5 4 3 2 6 7<br />

6 8 2 1 3 4 7 9 5<br />

3 7 5 6 2 9 1 4 8<br />

4 9 1 7 8 5 6 2 3<br />

2


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 FEUILLETON<br />

HF2 11<br />

NEU AUF DVD<br />

Texas Killing Fields<br />

Morgue-Geruch liegt über der Ebene,<br />

ihren Morgen und Abenden, das Land<br />

perspiriert die Aura des Todes: „Texas<br />

Killing Fields“. Dutzende tote Frauen<br />

hat man hier gefunden, ein Serienmörder.<br />

In den Leichenhallen des Countys<br />

hat Ami Canaan Mann, Tochter von<br />

Michael, für ihren Film recherchiert:<br />

Ameisen auf den Fingern eines toten<br />

Mädchens. Die sorgfältige Eleganz der<br />

Polizisten. Der alte Colt, den einer als<br />

Dienstwaffe trägt, er ist noch von seinem<br />

Vater. Ein kleines Mädchen zieht<br />

den Highway entlang, singt Lieder, um<br />

die Angst zu vertreiben. Ein Krimi, der<br />

nicht von der Intrige lebt, sondern aus<br />

den Details, surreal dokumentarisch.<br />

Der eine Cop, Jeffrey Dean Morgan,<br />

betet kurz bei den gefundenen Opfern.<br />

Dieses Land ist Chaos, sagt der andere,<br />

Sam Worthington, nicht mal dein Gott<br />

kommt hierher. Zwischen ihnen eine<br />

Kollegin, vehement, Jessica Chastain.<br />

Faces in the Crowd<br />

Ein Thriller über Prosopagnosie, von<br />

Julien Magnat, der Theater und Film<br />

studierte in London und dann an der<br />

Femis in Paris war. „100 visages“ sollte<br />

dieser Film ursprünglich heißen, ein<br />

französisches Projekt, aber gedreht<br />

wurde dann schließlich in den USA, mit<br />

Milla Jovovich. Sie ist eine Grundschullehrerin,<br />

die eines Nachts einen Frauenkiller<br />

bei seinem Werk überrascht, auf<br />

der Flucht stürzt und mit dem Kopf<br />

schwer aufschlägt. Diagnose: Prosopagnosie.<br />

Gesichtsblindheit. Sie kann<br />

keine Gesichter mehr unterscheiden,<br />

nicht das ihres Geliebten und nicht das<br />

des Mörders, den sie als einzige gesehen<br />

hat. Eine kleine Studie zum größten<br />

Thrillerthema, Isolation, Einsamkeit.<br />

Erinnerung . . .<br />

Ein alter Mann und die Liebe, er ist 89,<br />

hat jede Menge Frauen in seinem Leben<br />

gehabt, liegt am liebsten in der Hängematte<br />

und liest, „La Lozana andaluza“<br />

zum Beispiel. Nun wird er neunzig, will<br />

den Geburtstag mit einem wirklichen<br />

Liebesakt begehen, in aller Unschuld –<br />

eine Jungfrau soll es sein – das ist<br />

schwer heutzutage, sagt seine erfahrene<br />

Puffmutter, Geraldine Chaplin. „Erinnerung<br />

an meine traurigen Huren“<br />

entstand nach dem letzten Roman von<br />

Gabriel García Márquez – der nun keine<br />

Erzählung mehr schaffen wird, keine<br />

Erinnerungsarbeit. Für die Reinheit der<br />

Bilder sorgte der dänische Regisseur<br />

Henning Carlsen, der einst Hamsun<br />

verfilmte. Er ist gerade 85 geworden.<br />

Coriolanus<br />

Texas Killing Fields,<br />

Ascot Elite<br />

Faces in the Crowd<br />

Sony<br />

Erinnerung an<br />

meine traurigen Huren<br />

Capelight<br />

Er ist eine Art Samurai, sagt Ralph Fiennes<br />

von seinem Helden Cajus Marcius<br />

Coriolanus. Shakespeare in der Jetztzeit,<br />

mit Limousinen und Panzern, dieser<br />

Held geht immer wieder unters<br />

Volk, um seine Politik durchzusetzen,<br />

seine Karriere im Rom der Volkstribunen.<br />

Eine Energie, eine obszöne persönliche<br />

Integrität, sagt Fiennes, es ist auch<br />

seine erste Filmregie. Vanessa Redgrave<br />

ist seine Mutter, Jessica Chastain seine<br />

Frau. Coriolan ist bereit, seinen Preis zu<br />

zahlen. „Aber schließlich bezahlt die<br />

Gesellschaft, bezahlt Rom mit“, hat<br />

sarkastisch Brecht geschrieben. Der<br />

Film ist furios als Kommentar zur viel<br />

gepriesenen direkten Demokratie, zeigt<br />

Schwarmintelligenz, Mob-Stimmung.<br />

Man sieht der Menge zu beim Sichverführenlassen.<br />

FRITZ GÖTTLER<br />

Coriolanus<br />

New KSM<br />

Herrscherin im Reich der Musik<br />

Julia Fischer triumphiert bei den Münchner Philharmonikern mit Tschaikowsky<br />

und demonstriert mit ihrem neu gegründeten Streichquartett ihre musikalische Vielseitigkeit<br />

VON HARALD EGGEBRECHT<br />

Das hat schon etwas Heroisches: Da<br />

spielt Julia Fischer an zwei Abenden<br />

in der Gasteig-Philharmonie<br />

Peter Tschaikowskys Violinkonzert mit<br />

den Münchner Philharmonikern unter Juraj<br />

Valcuha und präsentiert am anschließendenSonntagmorgenimPrinzregententheater<br />

in einer Matinee ihr 2010 formiertesQuartettmitwahrhaftillustrenMitspielern:<br />

Alexander Sitkowetzky, 2. Violine,<br />

Nils Mönkemeyer,Viola,undBenjaminNyffenegger,<br />

Violoncello.<br />

Heroisch auch deshalb, weil das Tschaikowsky-Konzert<br />

neben aller Virtuosität<br />

auch enorm kraftfressend ist und ein ProgrammmitQuartettmeisterwerkenvonJoseph<br />

Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

und Franz Schubert wirklich Konzentration<br />

und Energie erschöpft – neben allen<br />

technischenSchwierigkeiten.AberJuliaFischer<br />

strahlt eine solche Souveränität und<br />

Sicherheit aus, als gebiete sie über unerschöpfliche<br />

Reserven ihrer geigerischen<br />

und vor allem musikalischen Mittel.<br />

Das machte manchen Hörer in der Philharmonie<br />

sprachlos, der es womöglich gewohnt<br />

ist, dass bei Tschaikowsky Solistenblut<br />

fließen muss. Manche ereiferten sich<br />

auch, ob solche Staunen erregende instrumentale<br />

Überlegenheit nicht erkauft sei<br />

durch einen Mangel an Wärme und inneremEngagement.Dassindjenealtbekannten,gleichwohlfalschenAnsichten,mitdenen<br />

man früher einem Geiger wie Jascha<br />

Heifetz die höheren Künstlerweihen absprach.<br />

Damals schwangen da auch unverhohlen<br />

antisemitische Töne mit.<br />

Julia Fischer befreit Tschaikowsky<br />

vom Ballast russisch sentimental<br />

kitschiger Traditionen<br />

Diese,mitVerlaub,dämlicheKonstruktionvomGegensatzzwischenkaltenTechnikern,<br />

den Virtuosen, und den, wenn auch<br />

technischunzulänglichen,vermeintlichbegnadeten<br />

Musikern, hat der große Cellist<br />

EmanuelFeuermannoftattackiert:„Virtuose<br />

sollte ein Ehrentitel sein, und ich glaube,<br />

dassselbstunterdenGrößtenaufdemheutigen<br />

Podium nur wenige ihn verdienen.<br />

Virtuosezu seinbedeutet:dasgrößte Spielvermögenzuhaben,dasKunstwerkzuachten<br />

und über die Fähigkeit zu verfügen, die<br />

eigenePersönlichkeitsinnvollindasKunstwerkeinzubringen.Wievielevonunsbesitzen<br />

das? Wie viele von uns glauben, sie hätten<br />

es, und liegen doch ganz falsch? Und<br />

wievielekönntendiesesVirtuoseseinbesitzen,<br />

wären sie nur sorgfältig in ihrer Entwicklung<br />

angeleitet worden?“<br />

Julia Fischer ist also in Feuermanns<br />

Sinn eine Virtuosin, denn wie sie das<br />

Tschaikowsky-Konzertentfettete,vomBallastrussisch-sentimental-kitschigerTraditionen<br />

befreite, wie sie symphonisch mit<br />

dem Orchester agierte und rhythmisch unmissverständlich<br />

die Impulse setzte, wie<br />

sie die Kadenz im Kopfsatz als integralen<br />

Bestandteil des musikalischen Geschehens<br />

verstand und nicht wie so oft als exhibitionisch-hysterische<br />

Szene eines delirie-<br />

Am Ende, etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht,<br />

sind die nur leicht unterkühlten<br />

Zuschauer, wohl 1700 an der Zahl, begeistert.<br />

Sie haben eine Seeschlacht miterlebt,<br />

bei der Schiffe in Feuer aufgingen, sie haben<br />

auf der Bühne etwa 200 Römer und<br />

Ägypter gesehen , in Uniformen, mit Lanzen,<br />

Schilden und Schwertern; man hat<br />

Chöre gehört und ein 60-Mann-Orchester<br />

im Graben. Alles war groß. Man könnte alsomeinen,<br />

alles warwieimmerin Oberammergau,<br />

nur die Tiere fehlten. Das stimmt<br />

auch. Aber nur zum Teil.<br />

Christian Stückl hat den Mut der Leidenschaft.<br />

Deswegen kann er auch mit einem<br />

Heer von Laien Shakespeare inszenieren,<br />

„Antonius und Cleopatra“. Ein Stück, um<br />

das die meisten Theater einen Bogen machen.<br />

Weil es sperrig ist, weil alle Protagonisten<br />

darin entweder reichlich unsympathisch<br />

sind oder zumindest jeder edle Charakterzug<br />

von Gier, Verschlagenheit und<br />

Verfall verdeckt wird. Weil es ein großes,<br />

auf Plutarch gestütztes Historiendrama ist<br />

und gleichzeitig fast irritierend modern.<br />

Stücklfing2005 an,diezehnJahre,diezwischen<br />

jedem Passionsspiel liegen, für eigene<br />

Neuproduktionen zu nutzen. Die Stoffe<br />

blieben biblisch, „König David“, „Jeremias“<br />

von Stefan Zweig, eine Adaption von<br />

Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“.<br />

„Antonius und Cleopatra“ hat mit der<br />

Bibel nur insofern zu tun, als der Gegenspieler<br />

des Antonius, Octavian, im Neuen<br />

Testament immerhin erwähnt wird, weil er<br />

später, als Kaiser Augustus, jene Volkszählung<br />

in Auftrag gibt, die Josef und Maria<br />

letztlich in den Stall von Bethlehem führt.<br />

Die Zeit passt also, die Gegend auch. Aber<br />

biblisch ist hier nichts.<br />

Ein Problem der Umsetzung des Stückes<br />

löst Stückl mit souveräner Leichtigkeit.<br />

Von Szene zu Szene, und es gibt derer sehr<br />

viele, auch sehr kurze, hüpft die Handlung<br />

zwischen Ägypten, wo Antonius sich den<br />

ReizenCleopatrashingibt,undRom,woOctavian<br />

mit innenpolitischen Verwerfungen<br />

zukämpfenhat,hinundher.Mankann diese<br />

Ortswechsel nur behaupten, man kann<br />

sie nicht erfüllen. Stückl ließ sich dafür von<br />

Stefan Hageneier ein offenes, rotes Halbrund<br />

vor die festgemauerte, ohnehin ein<br />

Die Geigerin Julia Fischer FOTO: FOTO: FELIX BROEDE/KASSKARA/DAPD<br />

renden Solisten lieferte, wie sie schließlich<br />

die Canzonetta als intimen Nachtgesang,<br />

als nach innen gekehrtes Selbstgespräch<br />

bot, um dann im Finale dem Affen Zucker<br />

zu geben, ohne reißerisch zu werden oder<br />

gar aus dem Ruder zu laufen, das rechtfertigte<br />

alle Ovationen nicht nur des Publikums,<br />

auch des Orchesters. Die Paganini-<br />

ZugabelagdanngenauindieserLogik.Später<br />

glückte dem Orchester und Juraj Valcuha<br />

eine blitzende, blühende, von herrlichen<br />

Soli getragene Aufführung von Sergej<br />

Rachmaninows 3. Symphonie.<br />

Doch ein Quartett ist eine andere Aufgabe,dareichtdiereineSpielfreude,dastechnische<br />

Vermögen und die individuelle<br />

Phantasie von vier ausgemachten Solisten<br />

keineswegs aus, um die gerade bei dieser<br />

Form stets geforderten höchsten Ansprüche<br />

zu erfüllen. Kein Wunder daher, dass<br />

sich Quartettformationen über Jahre hinweg<br />

zusammenfinden müssen, um Balance<br />

und Transparenz herauszufinden, kam-<br />

Im Nilschlamm versunken<br />

Christian Stückl zeigt im Oberammergauer Passionstheater „Antonius und Cleopatra“ von William Shakespeare<br />

wenig an einen ägyptischen Tempel der<br />

ptolemäischen Zeit erinnernde Bühnenarchitektur<br />

stellen. In der Mitte eine schwarze<br />

Pyramide, vier schwarze Palmen und<br />

schwarzer Sand, der die roten Stufen zu einem<br />

schwarzen Springbrunnen hinunterfließt<br />

– das Reich Cleopatras ist eine<br />

schwarze Insel in Roms Rot, ist Irritation,<br />

Fremdkörper, immer da, aber nicht immer<br />

bespielt. Rot sind die Truppen Roms, grau<br />

die des Antonius in Ägypten, schwarz und<br />

aufwendig gewandet sind Cleopatra und<br />

ihr Gefolge, da gibt es nichts zu deuteln.<br />

Mit Hilfe der zwei Liebenden, die sich ständigzanken,weilsie,obwohlrettungslosverknallt,<br />

einander nicht vertrauen und ihre<br />

Gefühle politischem Kalkül unterworfen<br />

sind, erzählt Shakespeare die historischen<br />

Geschehnisse von etwa zehn Jahren. Die<br />

Triumvirn Octavian, Antonius und Lepidus<br />

herrschen über Rom, der Bürgerkrieg<br />

brodelt noch ein bisschen, der renitente<br />

Feldherr Pompeiusbedrohtmitseiner FlottedieKüste.Jahrenachder<br />

Ermordung Cäsars<br />

dient Octavian die Macht nur noch<br />

dem Machterhalt, in Ägypten hingegen<br />

mermusikalisches Denken, die Fähigkeit<br />

zum„Vierergespräch“ und die gedankliche<br />

Durchdringung der Werke zu üben, um<br />

dann einen eigenen Ensembleton zu kreieren<br />

und einen unverwechselbaren Charakter<br />

zu entwickeln.<br />

Nebendensogewachsenen,zuRechtbewunderten<br />

Spezialensembles à la Juilliard,<br />

Emerson, Amadeus, Alban Berg, Ebène,<br />

Modigliani, Brentano, Artemis und anderen<br />

hat es jedoch immer auch Solistenformationen<br />

in der Geschichte gegeben, man<br />

denke nur an die berühmten Quartette von<br />

Geigern wie Joseph Joachim, Adolf Busch,<br />

Mischa Elman oder Oskar Shumsky. Heute<br />

setzen etwa Christian Tetzlaff, Thomas Zehetmair<br />

oder Antje Weithaas diese Tradition<br />

fort, mit großartigen Ergebnissen. Nun<br />

also auch Julia Fischer und das gleich mit<br />

drei Werken, die selbstverständlich höchste<br />

Virtuosität voraussetzen, damit der geheime<br />

Sinn der Werke entschlüsselt werden<br />

kann.<br />

frönt man der Dekadenz in einem im Nilschlamm<br />

versinkenden Reich. Am Ende<br />

hat Octavian alle Gegner in Schlachten und<br />

durch Mord beseitigt, der künftige Kaiser<br />

blickt auf die Toten und hat keinerlei Vision,<br />

wie eine blühende Zukunft aussehen<br />

könnte. Seine Macht ist hohl.<br />

So plastisch Stückl vieles gelingt,<br />

einem packenden Erlebnis steht<br />

die epische Stückstruktur im Weg<br />

Den Oktavian spielt bei Stückl Frederik<br />

Mayet. Alternierend mit Andreas Richter,<br />

der den Antonius spielt, war er der Jesus in<br />

der letzten Passion, und so sehr man bei<br />

ihm, wie bei vielen Mitwirkenden, den naiven<br />

Klang der Christus-Erzählung mithört,so<br />

sehr spürt man gleichzeitig dasGefangensein<br />

des Octavian im eigenen Tun.<br />

Jedesherrische Auftretenistnur einPostulat<br />

der eigenen Bedeutung, jede Tat nur eine<br />

störrische Reaktion. Richter und Barbara<br />

Dobner, die Cleopatra, tollen derweil<br />

durch Ägyptens schwarzen Sand, zärtlich<br />

Andreas Richter als Antonius und Barbara Dobner als Kleopatra: ein Paar ohne Aussicht<br />

auf dauerhaftes Glück. FOTO: PICTURESBERLIN / EWA BLAUTH<br />

Dieneuen Vier beeindruckendurch ausgesprochen<br />

konzertanten, extrovertierten,<br />

nach vorne drängenden Stil. Die Kunst des<br />

Sich-Zeitlassens wird fraglos noch kommen.<br />

Haydns in den raschen Sätzen von<br />

blitzartigen Dynamikwechseln und kühn<br />

durchbrochenem Satz geprägten Quartett<br />

Op.77,2bekamdieserStilsehr gut.Daswar<br />

musikalischesPingpong-SpielersterKlasse.<br />

Für Mendelssohns Op. 44,2 boten die<br />

Vier leidenschaftlichen Kampf ebenso wie<br />

die Kunst des elegischen, innigen Aussingens.<br />

Und es ist natürlich eine Freude, ein<br />

Presto agitato auch als solches dargestellt<br />

zu hören. Endlich Schuberts „Tod und das<br />

Mädchen“: Lyrische Emphase undAkzentwildheit<br />

im Eingangsallegro, zauberisches<br />

Geigengespinst bis in die Höhen und großer<br />

Cellogesang im Variationssatz, rhythmische<br />

Heftigkeit und Pianissimoschmelz<br />

in den Gegensätzen des Scherzos, schließlich<br />

die wilde Jagd des Finales – Ovationen<br />

für ein großes Debüt.<br />

und gleich wieder mürrisch, ein Paar ohne<br />

Aussicht auf dauerhaftes Glück. Dobner ist<br />

eine harsche Herrscherin, Richter ein<br />

Schwärmer, der auch die von Octavian eingefädelte<br />

Heirat mit dessen Schwester Octavia<br />

– die beeindruckend klare Eva Reiser<br />

–nuralsspielerischeEpisodesieht. Antonius<br />

liebt Cleopatra; vor allem aber will er<br />

von Rom fern sein.<br />

Stückl formt seine Darsteller liebevoll zu<br />

teils grellen Figuren. Lepidus (Christian<br />

Bierling), der weiche Kitt des Triumvirats,<br />

fängt Schmetterlinge und schwadroniert,<br />

Enobarbus (Anton Burkhart), von Shakespeare<br />

alszwischenden beidenLagernpendelnder,<br />

quasi objektiver Berichterstatter<br />

erfunden, trinkt, staunt und rennt voller<br />

Begeisterung ins eigene Verderben, ähnlich<br />

wie Mardian (Martin Schuster), der<br />

schillernde Eunuch an Cleopatras Seite,<br />

nur säuft der nicht, sondern berauscht sich<br />

an Gedanken sexueller Natur.<br />

So plastisch und voll mit Leben Stückl vieles<br />

gelingt, einem unmittelbar packendem<br />

Erlebnis steht die immer wieder epische<br />

StrukturdesStücksimWeg.Stücklwilldiese<br />

gar nicht verleugnen, baut arabische<br />

und lateinische Chöre ein, wie ihm überhauptMarkusZwinkeinenzwischenHollywood-Cinemascope<br />

und orientalisierenden<br />

Arabesken changierenden Soundtrack<br />

komponiert hat, effektvoller Hintergrund<br />

für die Massenszenen, doch selten so konkret<br />

wie das, was Hadi Alizadeh macht. Der<br />

trommelt auf der Bühne, rhythmisiert die<br />

Szenen, die Sprache, sehr fein, sehr dezent.<br />

Was man von der Textfassung nicht sagen<br />

kann. Die ist merkwürdig. Einerseits fast<br />

streng gebunden im Rhythmus, andererseits<br />

völlig irrsinnig in der Wortwahl. Warum<br />

eine Cleopatra, gekleidet in antikisierenden<br />

Gewändern, umgeben von einem<br />

pittoresken Minihofstat, Sätze sagt wie<br />

„ich hab’ Migräne und bin schlecht drauf“,<br />

bleibt ein Rätsel. Es gibt hier viele solche<br />

Sätze. Stückl hätte sie in seiner Inszenierung<br />

gar nicht nötig. Dadurch werden die<br />

Figuren nicht näher an uns herangerückt,<br />

im Gegenteil. Und bei den Darstellern<br />

schimmert ihr echtes Dasein in der Oberammergauer<br />

Realität ohnehin immer<br />

durch. EGBERT THOLL<br />

Sendepause für<br />

die Domekamera<br />

Ein überwachungsfreier<br />

Rundgang durch Stuttgart<br />

Seit den Stuttgart-21-Demos gehören die<br />

schwarzenSheriffs zumStadtbild–Polizeitrupps,diemitSchlagstöckendurchdieKönigstraße<br />

ziehen. Doch die Armada, die<br />

diesmal durch dieFußgängerzone trabt, ist<br />

schneeweiß. Weiße Schutzanzüge, weiße<br />

Kappen, weiße Handschuhe und spiegelnde<br />

Schutzschilde. Als lange Kette spuren<br />

sie in Richtung U-Bahn, auf der Rolltreppe<br />

gehen sie in die Hocke, halten die Spiegel<br />

über ihre Köpfe und sind: unsichtbar.<br />

Die Besucher, die am Sonntag ins Kunstmuseum<br />

Stuttgart gekommen sind, haben<br />

sich ihren Nachmittag wohl weniger<br />

schweißtreibend vorgestellt. Begleitend<br />

zur Ausstellung „Rasterfahndung“ hat die<br />

Linzer Gruppe Social Impact eingeladen zu<br />

einem überwachungsfreien Spaziergang<br />

durch die Stuttgarter Innenstadt. Ein absurdes,<br />

ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben–alleinwegenderÜberwachungskamera<br />

auf dem Stuttgarter Bahnhofsturm,<br />

die die City fest im Visier hat und selbst auf<br />

mehrere hundert Meter winzigste Details<br />

heranzoomen kann. Nur unter Bäumen<br />

kann man dem Kontrollauge ausweichen.<br />

Oder eben unter Spiegelschilden. Die<br />

KünstlergruppeSocialImpact,diesichoffiziell<br />

„Verein für Kunst und Aktionsforschung“<br />

nennt, spürt gesellschaftspolitische<br />

Konflikte und Reibungsflächen auf,<br />

sie machtKunstaktionen, um in die Gesellschaft<br />

zu intervenieren. Seit 15 Jahren sind<br />

sie in wechselnder Zusammensetzung aktiv.<br />

Sie haben die erste „privat organisierte<br />

Bankenrettungsaktion“ durchgeführt und<br />

eineKundgebungfürdenCasino-Kapitalismus<br />

organisiert: Als Fondsmanager verkleidet<br />

verbreiteten sie Slogans wie „Armut<br />

stinkt – Geld nicht!“.<br />

Social Impact ist eine Art künstlerische<br />

Attac-Formation,auchwennChristianKorherr<br />

sagt, „den Kunstbegriff halte ich für<br />

schwierig“. Er ist nun gemeinsam mit Ulrike<br />

Hager angetreten, die Besucher des<br />

Kunstmuseums Stuttgart „in diese für sich<br />

gesehen total idiotische Situation zu bringen“.<br />

In Tarnanzügen trottet die kuriose<br />

Kunstexpedition aus dem Museum und<br />

muss auf dem Schlossplatz erst einmal<br />

Übungen absolvieren: Aufwärmtraining,<br />

die „Schildkröten-Formation“ der Römer<br />

aus „Asterix“ und den „Präriehund“ in<br />

Hockstellung. Spiegel links. Spiegel rechts.<br />

Spiegel über dem Kopf.<br />

Solche Inszenierungengehören bei Social<br />

Impact dazu. „Es funktioniert nur, wenn<br />

man es in ein Spiel einbindet“, sagt Korherr.<br />

Und tatsächlich werden die trabenden<br />

Museumsbesucher immer eifriger bei<br />

dem Versuch, durch die gemeinsamen Bewegungsmuster<br />

in der Anonymität aufzugehen<br />

und an den Überwachungskameras<br />

unerkannt vorbeizukommen. Überall lauern<br />

sie, nicht nur vor Banken und Juwelieren.InderschäbigenStephanspassagehängenallein14<br />

Kameras aufden wenigenMetern<br />

zwischen Elektromarkt und Parkhaus.<br />

Das Haus der Katholischen Kirche ist<br />

ebenso überwacht wie Hauseingänge und<br />

Boutiquen.<br />

Bei aller Liebe zur Sicherheit – es<br />

ist kein gutes Gefühl, sich plötzlich<br />

beständig beobachtet zu fühlen<br />

Fünf Tage haben Hager und Korherr in<br />

der Stuttgarter Innenstadt recherchiert,<br />

denn Überwachungssysteme sind nicht<br />

meldepflichtig. Dort, wo es sie gibt, muss<br />

aber darauf hingewiesen werden. 1958, erklärt<br />

Ulrike Hager, wurde in Deutschland<br />

die erste Überwachungskamera montiert<br />

– in München. Zunächst sollte dadurch ein<br />

besserer Verkehrsfluss ermöglicht werden,danachwurdederÖffentlicheNahverkehrzurSicherheitausgestattet,dannfolgte<br />

der öffentliche Raum. Als die Kunstaktivisten<br />

auf der Wiese im Schlossgarten eine<br />

Verschnaufpause machen, schaut wiederum<br />

eine dicke Domekamera zu –aber diesmal<br />

holen die braven Museumsbesucher<br />

zumGegenschlagaus und lenken mit ihren<br />

Spiegeln das Sonnenlicht auf das Kameraauge:<br />

Sendepause. Eine Strategie, die<br />

G-8-Demonstranten gelegentlich nutzen.<br />

AberSocialImpactsind eben keine Politaktivisten<br />

und Protestler, auch wenn Attac<br />

bei ihnen schon angeklopft hat und sich an<br />

Aktionenbeteiligen wollte.„WirwollenkeinePositioneinnehmen“,sagtKorherr,„diskutieren<br />

ist definitiv interessanter als eine<br />

Meinung“. Sie wollen vor allem Wissen zu<br />

aktuellen gesellschaftlichen Debatten weitergeben,<br />

auf ihrer „Subversiv Messe“<br />

2009inLinzinformiertensieüberGrenzregime,<br />

Abschottung, Repression.<br />

Mit dem überwachungsfreien Rundgang<br />

wollen sie vor allem sensibilisieren.<br />

Immer wieder kommen Hager und Korherr<br />

mit Passanten ins Gespräch, durchs<br />

Megafon ruft Korherr, dass so die Zukunft<br />

ausschauen könnte. Japanische Touristen,<br />

Eis essende Familien, alle wollen sie wissen,wasdieseAktionzubedeutenhat–womit<br />

Social Impact schon sein Ziel erreicht<br />

hat.„Manchmalgenügtes“,sagtUlrikeHager,<br />

„wenn Leute sich darüber Gedanken<br />

machen,warumsichandereGedankenmachen.“<br />

Verschwitzt, aber auch aufgewühlt,<br />

kehrt die Aufklärungsarmee schließlich<br />

ins Kunstmuseum zurück, legt Tarnanzüge<br />

und Spiegel wieder ab – und muss sich<br />

schutzlos zurück ins Getümmel stürzen.<br />

BeiallerLiebezurSicherheit–esistkeingutes<br />

Gefühl, sich plötzlich von allen Seiten<br />

beobachtet zu wissen. Wobei es keineswegs<br />

nur Polizei und Banken sind, die die<br />

Bürger beobachten. Die schärfste Überwachung<br />

in der Stuttgarter Innenstadt befindet<br />

sich im kleinsten Laden. In der „Trendbox“<br />

gibt es Teenieschmuck zum Schleuderpreis.AufdenpaarQuadratmeternhängen<br />

stolze 14 Kameras. ADRIENNE BRAUN


12 HBG LITERATUR<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

Als ehemaliger Textchef von „Neon“ kennt sich Marc Deckert aus mit dem diffusen Lebensgefühl derjenigen, die einfach nicht erwachsen werden wollen. FOTO: TANJA KERNWEISS<br />

VON MATTHIAS WAHA<br />

In einer Sommernacht mit einem verranzten<br />

japanischen Sportwagen über<br />

oberbayerische Landstraßen heizen<br />

und danach Sterne schauen – so müssen<br />

Freundschaften anfangen. Aus dem Radio<br />

mit Skalenzeiger kommen Stimmen aus<br />

aller Welt, glühen kurz auf und verschwinden<br />

wieder im Äther. Dann, als die Lichtverschmutzung<br />

der Zivilisation überwunden<br />

ist, stehen zwei Jungs in der Pampa<br />

und starren durch ein Teleskop. Philipp,<br />

Endzwanziger, Amateur-Künstler. Tom,<br />

Startzwanziger, Astro-Freak. Was die beiden<br />

verbindet, ist am Anfang nicht viel<br />

mehr als ihre für jedes Assessment-Center<br />

völlig ungeeigneten Biografien. Und eine<br />

Sehnsucht, die nicht recht weiß, nach was<br />

sie sich sehnt. So fliehen sie einfach unters<br />

Himmelszelt.<br />

Tom hat ein seltsames Hobby, denn er<br />

jagt Kometen. Nacht für Nacht der Nervenkitzel,<br />

vielleicht der allererste Mensch zu<br />

sein, der einen neuen Schweifstern entdeckt.<br />

Als Belohnung heißt das Ding dann<br />

nach seinem Entdecker, wie etwa Shoemaker-Levy<br />

9 (offiziell: D/1993 F2). Und<br />

Philipp, der Ich-Erzähler, schlittert zufällig<br />

in diese Kometenjäger-Szene hinein, als<br />

er für einen Illustrationsauftrag recherchiert.<br />

Doch Tom und die Sterne haben auf<br />

ihn eine Magnetwirkung, die ihn nicht<br />

mehr loslässt. Seine Freundin Vera promo-<br />

Wer das Genre der Biografie bedient, der<br />

sollte, ganz egal wie häufig die betreffende<br />

Person bereits porträtiert wurde, eine Neuentdeckung<br />

versuchen. Kurt Tucholsky ist<br />

hier ein besonderer Fall. 1935 gestorben,<br />

ist er vor allem wegen seiner beiden Romane<br />

„Rheinsberg“ und„Schloss Gripsholm“<br />

bis heute ein ungemein populärer Schriftsteller,<br />

und er wird permanent zitiert. Jeder<br />

kennt Tucholsky, meint ihn zumindest<br />

zu kennen. Vielleicht ist das auch einer der<br />

Gründe,warumesüberihnnurwenigeBiografien<br />

gibt. Wer eine wagt, kann also auf<br />

Neuland gewinnen und sich damit große<br />

Verdienste erwerben.<br />

Rolf Hosfeld ist ein exzellenter Kenner<br />

des Tucholskyschen Werkes. Dramaturgischvirtuos,flichtermitbewundernswertem<br />

Überblick Zitate aus den Feuilletons,<br />

Artikeln,BüchernundBriefen,die Tucholsky<br />

in seinem kurzen, aber intensiven LebeningroßerZahlverfassthat,inseineDarstellung<br />

ein. Das sitzt, hat Aplomb, ist gut,<br />

flott und ohne überflüssiges Sentiment geschrieben.<br />

Besonders gelungen ist, wie am<br />

AnfangallerhandtypischeLebens-undLiebeskonstellationen,<br />

die Nähe von Biografie<br />

und Werk also, aus Tucholskys frühem Geniestreich„Rheinsberg“,<br />

seinemauch heutenochbezaubernden„BilderbuchfürVerliebte“<br />

herausdestilliert werden.<br />

Ähnlich dicht geht es in den letzten Abschnitten<br />

zu, in denen der von den Nazis<br />

ausgebürgerte Schriftsteller, in schwedi-<br />

viertgeradeinMünchen,währenderimbeschaulichen Landsberg am Lech kleben<br />

bleibt, und beide sind in der von Liedermacher<br />

Rainald Grebe so schön besungenen<br />

Lebensphase:„Wielangewir wohlnochzusammen<br />

sind? / Na, wir machen Schluss,<br />

oder ein Kind“. Also, was soll’s, Philipp<br />

wehrt sich erst gar nicht gegen den Sog der<br />

Nacht.<br />

Vera wirft ihm dann Weltflucht vor, aber<br />

Weltflucht heute, geht das überhaupt? Das<br />

HornderPostkutschen, dasfürdieRomantiker<br />

die weite Welt verhieß, ist längst verstummt.<br />

Alles ist ja inzwischen ein globaler<br />

Paketdienst. Facebook und Individualreisen,<br />

amerikanische Fernsehserien und<br />

Smartphone-Spielchen, wie viel Flucht<br />

geht, wenn Millionen in dieselbe Richtung<br />

flüchten? DieEntscheidung für ferne Galaxien<br />

erscheint angesichts dessen als eine<br />

der letzten Möglichkeiten. Man selbst da<br />

unten und so klein, das glitzernde Universum<br />

da oben und so groß, wen kümmert da<br />

das nächste Großprojekt oder die Wäsche,<br />

die noch aufs Bügeln wartet. „Warum<br />

glaubst du, sehen sich Leute das an?“, fragt<br />

Vera.UndPhilipp:„Vielleicht,weil esnichts<br />

mit ihrem Leben zu tun hat.“<br />

Es geht in Marc Deckerts sehr gelungenem<br />

Debütroman „Kometenjäger“ also<br />

nicht im Kern um Himmelskörper, wie der<br />

Titel vermuten lässt, sondern um Freundschaft<br />

und um die Suche einer Generation<br />

nach ihrem Platz in der Welt. Mit Letzte-<br />

scher Einsamkeit lebende Tucholsky an<br />

denZeitläuftenverzweifelte.AuchdieSchilderung,<br />

wie der frisch promovierte Dr. jur.<br />

imErstenWeltkriegandieOstfront zog, wo<br />

der lebenslange Erotomane in Riga Mary<br />

Gerold,seinereinzigenwirklichgroßenLiebe<br />

begegnete, liest sich mit Gewinn.<br />

So recht glücklich will man aber doch<br />

nicht mit diesem Buch werden. Es findet<br />

seinen Brenn-, seinen Mittelpunkt nicht,<br />

vielleicht sogar, weil Hosfeld seinen Tucholsky<br />

zu gut kennt und Vieles nur kursorisch<br />

abhandelt. Unter dem Strich versteht<br />

man deshalb kaum, wie Tucholsky zu Tucholsky<br />

werden konnte.<br />

Gewiss wird deutlich, dass er ein außerordentlichbegabter,vorallemvielfältigbegabter<br />

junger Mann war. Denn was konnte,<br />

was war Tucholsky nicht alles zugleich –<br />

Theater- und Literaturkritiker, politischer<br />

Schriftsteller,SchöpfervolkstümlicherLiebesromanzen<br />

auf hohem Niveau in einem<br />

damals ganz neuen Ton, er spielte Klavier<br />

und dichtete Couplets.<br />

Wie und warum Kurt Tucholsky all das<br />

konnteundwarumer–inderWeimarerRepublik<br />

– schnell ein Star wurde, das aber<br />

versteht man nicht recht. Es fehlt an Thesen,<br />

Hypothesen und Parametern, in denen<br />

ein gelebtes Leben zwar nie aufgeht<br />

und in einer Biografie auch nicht aufgehen<br />

soll, ohne die sich aber auch kein Leben in<br />

all seiner Widersprüchlichkeit beschreiben<br />

lässt. Kurz, es gibt keine Entwicklungen<br />

in diesem Buch, „Tucholsky ist inzwischen<br />

eine gefeierte und bekannte Persönlichkeit<br />

in Deutschland“.<br />

Aha, denkt man, interessant; wie es dazu<br />

kam, leuchtet einem aber nicht ein. Rolf<br />

Hosfeld liefert zwar ein gut lesbares Le-<br />

rem kennt sich der einstige Neon-Textchef,<br />

Jahrgang 1970, ja aus, mit dem diffusen<br />

Lebensgefühl derjenigen, die zwischen<br />

Mitte zwanzig und Mitte dreißig einfach<br />

nicht erwachsen werden wollen oder können.<br />

Doch steckt noch mehr dahinter: Das<br />

Kometen-Thema taugt grundsätzlich zur<br />

Erhellung anthropologischer Aspekte. Der<br />

Weltraum hat mit Sehnsüchten zu tun,<br />

nach Größe und Unendlichkeit, und unwiderruflich<br />

auch mit der alltäglichen<br />

Ernüchterung,sichzufühlen„wie einKinobesucher<br />

beim Verlassen des Saals“. Dass<br />

Deckert diese Verbindung aktualisiert, ist<br />

seine große Leistung. Und so gelingt ihm<br />

ein Gegenwartsroman, der auch tatsächlich<br />

etwas über die Gegenwart auszusagen<br />

vermag.<br />

„Kometenjäger“ lässt sich vielleicht beschreiben<br />

als Mischung aus Wolfgang<br />

Herrndorfs Erfolgsroman „Tschick“ und<br />

der Philosophie Hans Blumenbergs. Wie<br />

beijenemgehtes umdenverrücktenRoad-<br />

Trip zweier ungleicher Freunde. Und wie<br />

bei diesem schwingt durch den ganzen Roman<br />

atmosphärisch die Melancholie über<br />

dieUnausweichlichkeit dersäkularisierten<br />

und technisierten Moderne. Auch wenn<br />

benspanorama,indieTiefegehteraberselten. Ein Beispiel: Tucholsky war ein enthusiastischer<br />

Leser Knut Hamsuns, von dem<br />

ersich,alssichdernorwegischeSchriftsteller<br />

nach 1933 als Hitler-Verehrer präsentierte,<br />

enttäuschtund angewidert abwandte.<br />

Was Tucholsky an der Romankunst<br />

Hamsuns faszinierte, erfährt man jedoch<br />

nicht. Es hätte eine Spur zum Verständnis<br />

des recht widersprüchlichen Tucholskyschen<br />

Charakters sein können.<br />

Typ wie Typus, kämpferisch und zartfühlend,<br />

das war Tucholsky. Eine Ausnah-<br />

klar ist, dass es keine großen Geheimnisse<br />

und Ordnungen mehr gibt, muss man das<br />

erst einmal verarbeiten. So ist das Halali<br />

der Kometenjäger, die mit selbstgebauten<br />

Teleskopen und bloßem Auge den Himmel<br />

absuchen, auch eine Auflehnung gegen<br />

den Fortschritt und Ausdruck einer Suche,<br />

dienichtunbedingtetwasmitHimmelskörpern<br />

zu tun hat. Kometen findet man ja auf<br />

Hawaii oder in Chile längst mit Riesenteleskopen,<br />

die mit computergesteuerten<br />

Suchprogrammen arbeiten. Im Roman<br />

heißt es: „Der Jäger näherte sich dem Himmel<br />

wie ein Bedürftiger. Er sehnte sich<br />

nacheinem Blickauf die andere Seite, nach<br />

einer Erfahrung, die ihn vervollständigte.“<br />

Die Astronomen-Clique erschaut die göttliche<br />

Transzendenz noch ganz wörtlich,<br />

nämlich mit dem Teleskop.<br />

Bemerkenswert ist auch Deckerts Gabe,<br />

Menschen in wenigen Worten so zu beschreiben,<br />

dass man sie wie gemalt vor sich<br />

sieht. Etwa in dieser Szene vom Anfang:<br />

EineSchiffspartyaufdemAmmersee,viele<br />

Leute, Alpenpanorama in der Dämmerung.<br />

Da wird Philipps Blick von jemandem<br />

an der Reling angezogen: „Das Mädchen,<br />

in Jeans und Kapuzenpulli, war sehr<br />

hübsch. Schwarzhaarig, aber blass mit<br />

Sommersprossen. Typ israelische Wehrdienstleistende.“<br />

Braucht es mehr?<br />

Die zweite Hälfte des Romans spielt<br />

dann in den USA. Hier soll Toms antikes<br />

und wertvolles Clark-Teleskop verkauft<br />

Er war und blieb ein Berliner<br />

meerscheinung zwar, seine auffälligsten<br />

Charakterzügehatteer abermiteinigenanderen<br />

publizistischen Großen des Weimarer<br />

Jahrzehnts gemein. Unstet und reisefreudig,<br />

leidend an Deutschland, ihrer Zeit,<br />

das waren auch Walter Benjamin, Franz<br />

Hessel oder Joseph Roth.<br />

Die liebenswürdige Hochstapelei, die<br />

sich in Tucholskys zahlreichen PseudonymenwiedennichtminderzahlreichenLiebschaftenunddendamitverbundenenKomplikationen<br />

äußerte, zeigt eine gewisse Nähe<br />

zur Erzählkunst eines Walter Serner wie<br />

werden,eineschwere Trennung,abererbenötigt<br />

das Geld für eine Operation seines<br />

Vaters. Mit dem Wechsel des Kontinents<br />

scheint es, als bräuchten Tom und Philipp,<br />

je weiter sie ihrem unbekannten Ziel näher<br />

kommen, immer längere Straßen für ihre<br />

Sinn-Suche. Erst geht es durch Oberbayernund<br />

Schwaben,dann durch Kalifornien<br />

und Arizona. Von den Sternen inspiriert,<br />

versuchen sie eine konstante Bewegung<br />

ins Unendliche.<br />

Doch irgendwann ist selbst der längste<br />

Highway zu Ende. Sie haben einen Unfall,<br />

der Wagen stürzt in eine Schlucht. Dieses<br />

Schlüsselereignis ist gleichzeitig die Neuerzählung<br />

einer uralten Geschichte, nämlich<br />

der vom antiken Philosophen Thales<br />

von Milet, der vor lauter Himmelsbetrachtungen<br />

auf den Weg zu achten vergisst und<br />

in einen Brunnen fällt. Für die beiden Wolkenkuckucksheimer<br />

ist es höchste Zeit,<br />

mit sich selbst ins Reine zu kommen.<br />

Kundig erzählt Rolf Hosfeld das Leben von Kurt Tucholsky – und kommt dessen widersprüchlichem Charakter doch nicht richtig nahe<br />

Was war Tucholsky nicht alles:<br />

Kritiker, politischer Schriftsteller,<br />

Autor von Liebesromanzen<br />

Lichtjahre<br />

Sie wollen nach den Sternen greifen und kriegen doch den Hintern nicht hoch: Marc Deckerts gelungener Debütroman<br />

„Die Kometenjäger“ über zwei Freunde, die ihre Ziele im Leben noch nicht kennen und erst mal den Kopf in den Wolken haben<br />

Herrndorfs „Tschick“<br />

trifft hier auf die Philosophie<br />

von Hans Blumenberg<br />

Kämpferisch und zartfühlend, Typ wie Typus, eine Ausnahmeerscheinung:<br />

Kurt Tucholsky (1890-1935). FOTO: ULLSTEIN<br />

Marc Deckert: Die Kometenjäger.<br />

Roman. btb<br />

Verlag, München 2012.<br />

416 Seiten, 19,99 Euro.<br />

dem Lebenswandel des ebenfalls klein gewachsenen,<br />

zu dicken und stets eleganten<br />

Frauenbetörers und Vielschreibers Gottfried<br />

Benn.<br />

Hinweise auf solche Korrespondenzen<br />

gibtesinHosfeldsBuchnicht.Hieraberhätte<br />

sich ein interessantes Feld generationeller<br />

Differenzen wie Gemeinsamkeiten erschließen<br />

lassen, aus einem individuellen<br />

Schriftsteller-hätteeinGenerationen-,daraus<br />

ein Zeitporträt entstehen können.<br />

Mehrnoch,dasPorträteines mitseiner Geburtsstadt<br />

innig verbundenen jüdischen<br />

Mannes, der Deutschland 1924 verließ,<br />

aber immer eines blieb – Berliner, wie der<br />

fast durchgängige Gebrauch der heimischen<br />

Mundart in seinen publizistischen<br />

Texten wie auch persönlichen Briefen<br />

zeigt.<br />

Ja,Berlin,daswiederfastsogroßundbedeutendistwie<br />

ehedem.Mithilfe dieserKapitalehättensichPeterPanter,TheobaldTiger,<br />

Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser, wie Tucholskys<br />

Pseudonyme lauteten, näher an<br />

den Leser heranrücken lassen. Tucholsky,<br />

einer, der durch die Straßen Berlins geht<br />

wie Du und ich, ferne Zeiten nahgestellt.<br />

Hat da nicht einer vergebens versucht, zu<br />

Hause zu sein?<br />

Ohnesolcheinetopographisch-biografische<br />

Empathie hinterlässt Hosfelds Buch<br />

mehr Fragen als Antworten. Vielleicht<br />

nicht das Schlechteste, um sich wieder einmal<br />

ausführlich dem Original zu widmen.<br />

THOMAS MEDICUS<br />

RolfHosfeld: Tucholsky. Ein deutsches Leben. Biografie.<br />

Siedler Verlag, München 2012. 318 Seiten. 21,99<br />

Euro.<br />

Leichtigkeit und<br />

Schadenfreude<br />

Ein italienischer Bestseller sucht<br />

die Augenblicke des Glücks<br />

Seit jeher zerfällt die Philosophie in zwei<br />

ethische Lager. Die einen erklären die Tugend,die<br />

anderen dieLustoderdasGlück–<br />

hier schwankt die Terminologie – für den<br />

Daseinszweck und das höchste Ziel des<br />

Menschen.<br />

In der Antike hießen die einen Stoiker,<br />

die anderen Epikureer, aber der Grundunterschied<br />

der zwei Lager besteht fort bis<br />

auf den heutigen Tag. Doch ebenso hat die<br />

Schule der Lust in der Philosophie schon<br />

immer die Tendenz gehabt, ihrer Konkurrentin<br />

ähnlicher zu werden, als ihr lieb sein<br />

konnte: Denn wer das Glück so ernst<br />

nimmt, wie es das verdient, der fängt an,<br />

Programme aufzustellen und Pläne zu<br />

schmieden, die ihm eine ziemliche Konsequenz<br />

abverlangen, diese bekanntlich anstrengendste<br />

aller Tugenden. Trinkt ruhig<br />

Wein, bescheidet Epikur seine Schüler,<br />

aber trinkt nicht zu viel, denn der Kater<br />

morgen wird ein größeres Übel sein, als der<br />

Rausch ein Gut war! Und so läuft auch hier<br />

alles zuletzt auf das langweilige Maßhalten<br />

hinaus.<br />

Wer das ändern und das Glück in seiner<br />

wahren, seiner spontanen und flüchtigen<br />

Gestalt treffen will, der sollte sich des<br />

Wunschs nach Dauer und System enthalten.<br />

So nennt der Schriftsteller und Drehbuchautor<br />

Francesco Piccolo sein jetzt auf<br />

Deutsch erschienenes Büchlein nicht „Vom<br />

Glück“,sondern„VonGlücksmomenten“–<br />

wohlwissend,dassmandemGlückeherbegegnet,<br />

wenn man Geistes- und Seelengegenwart<br />

hat, als dass man es mit einer ausgeklügelten<br />

Diät herbeizwingt.<br />

Kein Zufall dürfte es sein, dass dieser<br />

Autor aus Italien stammt, wo das Buch ein<br />

Bestseller wurde: Dort stehen die großen<br />

ZeichenderzeitaufResignation–umsoverlockender<br />

erscheint die Aussicht, im Kleinen<br />

darunter wegzutauchen. Und dann ist<br />

dieses Land die alte Heimstattdes „Furbo“,<br />

des Schlaukopfs und Schelmen, der<br />

gewandt improvisierend seinen Vorteil<br />

sucht, aber zugleich durch seinen Charme<br />

zu verhindern weiß, dass man es ihm je<br />

übel nimmt. Nicht nur nimmt er es sich<br />

heraus, in zweiter Reihe zu parken, sondern<br />

er lässt die Leute auch ruhig erst mal<br />

hupen, trinkt in Ruhe seinen Kaffee aus<br />

und hebt dann – ganz wichtig! – die Hand<br />

in einer Geste, die als Entschuldigung firmiert,<br />

vor allem aber die Zufriedenheit mit<br />

sichselbst bekundet.Das isteinGlücksmoment<br />

für den eingefleischten italienischen<br />

Stadtbewohner, da erfährt er sich selbst<br />

und seine Stadt.<br />

Wie schön ist das: In zweiter<br />

Reihe parken. Und die Leute<br />

erst mal ruhig hupen lassen<br />

Auch sehr zartfühlend kann er sein, ja<br />

es wohnen ihm erlösende Fähigkeiten inne.<br />

„Alle Menschen, die nicht gut aussehen<br />

oder hässlich sind, werden, wenn du sie<br />

dann kennenlernst, auf einmal schöner, jedes<br />

Mal.“ In seinem Erstaunen über diesen<br />

Tatbestand ahnt man etwas von dem Geschenk,<br />

dass er seinem Gegenüber zu machen<br />

versteht.<br />

Aber zum Tugendbolzen wird er darüber<br />

nicht. Er weiß, wie viel Augenwischerei<br />

und Selbsttäuschung in der üblichen<br />

höflichen Rücksichtnahme liegt. „Auf Zehenspitzen<br />

über den frisch gewischten Boden<br />

zu laufen, mit einer Muskelanspannung,<br />

die einem vormachen möchte, man<br />

sei so leicht geworden, dass der Boden<br />

nichtschmutzigwird.“DieserVorgangwürdenichtausnahmslosjedenbeglücken,keinesfalls<br />

den Nordländer mit seinem unironischen<br />

Schwergewicht, der die Zerstörung<br />

des fremden Reinigungswerks nur in<br />

Bekümmerung vollzöge. Man muss den<br />

Wunsch, man wäre leicht, wie eine echte<br />

Leichtigkeit erleben und zugleich über deren<br />

illusorischen Charakter lachen können,<br />

damit man die kleine Komödie genießt<br />

und die Putz- oder Hausfrau einlädt,<br />

mitzulachen.<br />

Generell, das lernt man in diesem Buch,<br />

sind es seelisch komplexe und schwebende<br />

Zustände, die das Glück anziehen wie der<br />

Blitzableiter den Blitz. Schadenfreude gehört<br />

ganz gewiss zu den unschönsten<br />

menschlichen Zügen. Aber auch sie hat ihre<br />

anmutigen Augenblicke. Wenn man beispielsweise<br />

im Zug eine Platzreservierung<br />

hat, finde man sich erst im letzten Moment<br />

ein. Der Platz ist dann natürlich längst von<br />

einem unbefugten Zeitgenossen okkupiert,<br />

der auf die Uhr blickt und inständig<br />

hofft, der rechtmäßige Eigentümer möge<br />

nicht kommen. Früher, berichtet Francesco<br />

Piccolo, wäre ihm ein solches Zusammentreffen<br />

peinlich gewesen. „Heute, da<br />

ich ein Arsch geworden bin, freut es mich.<br />

‚Entschuldigen Sie, aber dieser Platz ist eigentlichbesetzt.‘UndichzückedieFahrkarte.<br />

Ich sage extra eigentlich, damit er noch<br />

eine Sekunde länger hoffen kann, ich würde<br />

hinzufügen: Aber das macht nichts.<br />

Doch ich rühre mich nicht von der Stelle.<br />

Und er macht sich davon, gekränkt, fast als<br />

würde er abhauen, auf der Suche nach einem<br />

anderen Platz.“<br />

Man lausche dem beiläufig geäußerten,<br />

aber tiefen Wohlgefühl, mit der hier ein<br />

Arschsichalssolcheneinbekennt.Nicht naturwüchsig<br />

ist er es, sondern geworden in<br />

einem langen Prozess der Reifung und Befreiung.<br />

Ja, man muss sich wohl doch<br />

grundsätzlich entscheiden, ob man im Leben<br />

die Tugend oder das Glück will. Und<br />

will man das Glück, dann gewährt das Laster,<br />

obschon in kleinen Dosen, eine besondere<br />

Befriedigung. BURKHARD MÜLLER<br />

Francesco Piccolo: Von Glücksmomenten. Aus dem<br />

Italienischen von Birte Völker. Insel Verlag, Berlin<br />

2012. 141 Seiten, 14,95 Euro.


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 FORUM & LESERBRIEFE<br />

13<br />

SORGERECHT<br />

Widerspruch aus<br />

dem Wochenbett<br />

„Gut gemeinter Kompromiss“ und „Mehr<br />

Rechte für ledige Väter“ vom 4. Juli:<br />

Unzumutbarer Einfluss<br />

Wenn die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt<br />

zusammenlebten, spricht nichts gegen ein<br />

automatisches Sorgerecht für beide. Aber<br />

das ist ja nun nicht immer der Fall. Es ist<br />

nicht so selten, dass Frauen während der<br />

Schwangerschaft verlassen werden oder<br />

mit dem Kindsvater nie zusammen waren.<br />

Für die betroffenen Frauen, die Schwangerschaft<br />

und Geburt alleine durchzustehen<br />

hatten, halte ich es für unzumutbar, sollte<br />

der Kindsvater über das Sorgerecht Einfluss<br />

auf ihre Lebensplanung erhalten. Das<br />

Sorgerecht beinhaltet ja auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht,<br />

was sich zwangsläufig<br />

auf den Wohnort des betreuenden Elternteils<br />

auswirkt und damit auf Arbeitsplatz<br />

und soziales Umfeld. Gerade nach gescheiterten<br />

Beziehungen ist die Gefahr<br />

nicht gering, dass das Sorgerecht als Druckmittel<br />

eingesetzt wird und jede Unterschrift<br />

einen Machtkampf auslöst – natürlich<br />

kann dies nicht pauschalisiert werden,<br />

aber es kommt vor. Die jetzige Neuregelung,<br />

die der Mutter sechs Wochen von Geburt<br />

an Zeit gibt, einen begründeten Widerspruch<br />

einzulegen, halte ich für unrealistisch:<br />

Sie hat gerade ein Kind zur Welt gebracht<br />

und soll quasi vom Wochenbett aus,<br />

ausgelaugt vom Stillen und vom nächtlichen<br />

Kindergeschrei einen freien Kopf für<br />

gerichtswirksame Formulierungen finden?<br />

Wer soll das leisten können? Wie<br />

passt das zum Mutterschutz, der einer<br />

Frau acht Wochen nach der Geburt gesetzlich<br />

zusteht? Nane Biersack, Berlin<br />

Alles beim Alten<br />

Was unsere Justizministerin da vorlegt,<br />

ist ein durch und durch weich gespülter<br />

Entwurf, der einen Kniefall vor dem<br />

reaktionären Familienbild der CSU<br />

bedeutet: Weiterhin ist in Deutschland<br />

eine Mutter qua Geschlecht mit mehr<br />

Rechten ausgestattet als ein Vater.<br />

Christopher Bloss, Pforzheim<br />

Wo bleibt die Grundsicherung?<br />

Gesellschaftlich sehr viel sinnvoller wäre eine<br />

gesetzliche und vor allem auch steuerliche<br />

Anerkennung der sozialen Elternschaften,<br />

eine finanzielle Gleichbehandlung der<br />

Kinder auch im Unterhaltsvorschuss (wie<br />

im Grundgesetz vorgesehen) und ein gesellschaftliches<br />

Klima, in dem die Nichtzahlung<br />

von Kindesunterhalt nicht weiter als<br />

Kavaliersdelikt gewertet wird. Ursprünglich<br />

sollten laut Grundgesetz gemeinsame<br />

und alleinige Sorge gleichberechtigt nebeneinanderstehen,<br />

aber in der Rechtsprechung<br />

hat sich ein gegenteiliger Automatismus<br />

entwickelt. Die beste Lösung wäre die<br />

vom Verband Alleinerziehender Mütter<br />

und Väter seit 40 Jahren geforderte Kindergrundsicherung.<br />

Die finanziellen Konflikte<br />

aus getrennten Partnerschaften herauszunehmen,<br />

würde für die Kinder und auch<br />

ihre Eltern eine unendliche Erleichterung<br />

bedeuten. Runa Rosenstiel, Kiel<br />

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Gebietsweise wechselhaft<br />

Westwind 40 km/h<br />

Genf<br />

Köln<br />

21°<br />

12°<br />

18°<br />

13°<br />

Münster<br />

19°<br />

14°<br />

20°<br />

15°<br />

21°<br />

12°<br />

Zürich<br />

19°<br />

9°<br />

18°<br />

13°<br />

Hamburg<br />

Frankfurt<br />

Stuttgart<br />

Kiel<br />

19°<br />

13°<br />

18°<br />

13°<br />

20°<br />

12°<br />

18°<br />

7°<br />

20°<br />

10°<br />

20°<br />

10°<br />

München<br />

Innsbruck<br />

Rostock<br />

19°<br />

12°<br />

Dresden<br />

Ägypten: „Lassen Sie mich Ihnen erklären, was Demokratie ist!“ – „...ein Chaos!“ ILLUSTRATION: CHAPPATTE<br />

„Mitläufer und Randpersonen“ vom 2. Juli,<br />

„Verfassungsschutzpräsident Fromm gibt<br />

Amt auf“ vom 3. Juli und „Spurensuche in<br />

Treptow“ vom 4. Juli:<br />

Alte Kameraden<br />

Mitglieder oder auch nur Sympathisanten<br />

der Linkspartei müssen damit rechnen,<br />

„beobachtet“ und abgehört zu werden, und<br />

alles, was sie sagen und schreiben, wird gesammelt<br />

und archiviert. Sprechen sie von<br />

Sozialismus oder gar Kommunismus, werden<br />

sie als staatsgefährdend verfolgt. Die<br />

gesammelten Akten über rechtsextreme<br />

Organisationen mit Verbindungen zu Kriminellen,<br />

die auch vor Morden an ausländischen<br />

Mitbürgern nicht zurückschrecken,<br />

werden vernichtet. Versagen des Verfassungsschutzes?<br />

Versehen oder Panne?<br />

Oder nur Ausdruck der Tatsache, dass man<br />

gegen „Kameraden“ nicht ermittelt, deren<br />

rechtsextreme Ansichten man im Grunde<br />

teilt? Josef Gegenfurtner, Schwabmünchen<br />

Schreiend am Straßenrand<br />

Wenn ich mir nur in Erinnerung rufe, wie<br />

die Reaktion bei den Ermittlungsbehörden<br />

war, als nach dem Sprengstoffanschlag in<br />

der Kölner Keupstraße im Juni 2004 unweit<br />

davon in einer Bahn ein Flugblatt mit<br />

rechtsradikalen Thesen gefunden wurde,<br />

muss ich heute noch den Kopf schütteln.<br />

Goldgräberstimmung<br />

Endlich sagt einmal jemand, worum es bei<br />

der Energiewende wirklich geht („Richtungsstreit“,<br />

2. Juli): Finanzierungsmodelle<br />

oder eigentlich sogar um Geldanlagemodelle.<br />

Mit einer sinnvollen Energiepolitik<br />

hat das alles nichts zu tun und auch nicht<br />

mit einer zukünftigen sicheren Energieversorgung.<br />

Es herrscht Goldgräberstimmung<br />

„draußen im Land“. Jeder – vom<br />

(Energie)-Landwirt über die Energiegenossenschaft,<br />

einige gut meinende (naive) Bürger<br />

bis hin zu Projektierern und Netzbetreibern<br />

– jeder will ein möglichst großes<br />

Stück vom Kuchen, egal, ob genügend<br />

Wind weht oder nicht, egal ob Dorfgemeinschaften<br />

zerstört werden, egal ob Land-<br />

Berlin<br />

19°<br />

12°<br />

Westwind 30 km/h<br />

Salzburg<br />

19°<br />

10°<br />

21°<br />

12°<br />

über 30°<br />

25° bis 30°<br />

20° bis 25°<br />

15° bis 20°<br />

10° bis 15°<br />

5° bis 10°<br />

0° bis 5°<br />

-5° bis 0°<br />

-10° bis -5°<br />

unter -10°<br />

Wien<br />

Quelle: www.wetterkontor.de<br />

VERFASSUNGSSCHUTZ<br />

Verhöhnung der Opfer<br />

Sonne und Mond (Angaben für München)<br />

Diese Hetzschrift wurde vonseiten der Polizei<br />

als „Solidarität mit den Opfern“ bezeichnet,<br />

was damit in Wahrheit einer Verhöhnung<br />

gleichkam. Dazu passte dann auch,<br />

dass man eine Hellseherin zu Rate zog.<br />

Es gibt in Köln zwei Straßen, in denen<br />

überwiegend türkische Einzelhändler und<br />

türkische Restaurants angesiedelt sind.<br />

Das ist einmal die Keupstraße in Köln-Mülheim,<br />

in welcher der „Nagelbombenanschlag“<br />

verübt wurde, und die Weidengasse<br />

in der Kölner Altstadt. Als im Januar<br />

2001 der heimtückische Sprengstoffanschlag<br />

auf einen iranischen Einzelhändler<br />

Ein Witz!<br />

Wetterhistorie München<br />

Maximum 2007: 35,2°C / Minimum 1977: 6,7°C<br />

Man kann sich die Situation nur als<br />

Witz vorstellen. Spricht Braunhemd zu<br />

Schwarzhemd: „Solche Stümper! Jetzt<br />

müssen wir unsere V-Leute abziehen<br />

oder preisgeben, sonst kriegen wir den<br />

Verfassungsschutz ja nie verboten.“<br />

Ehrhard Hütz, Gau-Heppenheim<br />

mit einer schwer verletzten jungen Iranerin<br />

nur 300 Meter von der Weidengasse entfernt<br />

geschah, kam ich zufälligerweise 20<br />

Minuten nach der Detonation am Ort des<br />

Geschehens vorbei. Die geschockte,<br />

schwarz verhüllte Mutter des Opfers kniete<br />

WEITERE LESERBRIEFE<br />

schaften oder gar Landschaftsschutzgebiete<br />

und Wälder weithin sichtbar verschandelt<br />

werden – es wird ja subventioniert.<br />

Suganda Sutiono, Rathsberg<br />

Frommer Wunsch<br />

In seinem Artikel „Vom Saulus zum Paulus“<br />

vom 5. Juli über den neuen Präfekten<br />

der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig<br />

Müller schreibt Rudolf Neumaier, dass<br />

dieser das Gegenteil eines Traditionalisten<br />

sei. Wer die Argumentation Neumaiers aufmerksam<br />

liest, vermag sich nur zu wundern,<br />

wie er zu dieser Einschätzung kommen<br />

konnte. Um das <strong>angeblich</strong> „progressive<br />

Potenzial“ Müllers zu verdeutlichen,<br />

greift Neumaier auf zwei mehr als 20 Jahre<br />

Wetterlage<br />

Weiterhin gelangt feuchte Luft nach Mitteleuropa. Zeitweise<br />

fallen kräftige Schauer, zum Teil sind auch Gewitter dabei.<br />

Im Tagesverlauf lockert es im Südwesten und Süden immer<br />

mehr auf, und die Schauerneigung geht zurück.<br />

Aussichten<br />

Zunächst ziehen letzte Regenwolken von Brandenburg nach<br />

Polen. Sonst ist es wechselnd bewölkt mit nur wenigen<br />

Schauern. Später ziehen über dem Norden und der Mitte<br />

Regengüsse, zum Teil mit Gewittern auf. Im Südwesten werden<br />

die Wolken zum Abend hin ebenfalls dichter. 17 bis 21<br />

Grad werden erreicht. Der Wind weht mäßig bis frisch, auf<br />

den Bergen und an der Küste stark mit stürmischen Böen.<br />

Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />

05:30<br />

21:08<br />

03:01<br />

19:01<br />

Nullgradgrenze:<br />

19.07. 26.07. 02.08. 09.08.<br />

2700 m<br />

Deutschland<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Brocken<br />

Dortmund<br />

Dresden<br />

Düsseldorf<br />

Erfurt<br />

Essen<br />

Feldberg<br />

Feldberg/Ts.<br />

Frankfurt<br />

Freiburg<br />

Freudenstadt<br />

Garmisch<br />

Hamburg<br />

Hannover<br />

Ingolstadt<br />

Karlsruhe<br />

Kassel<br />

Kiel<br />

Koblenz<br />

Köln<br />

Konstanz<br />

Leipzig<br />

Lindau<br />

List/Sylt<br />

Lübeck<br />

Magdeburg<br />

Mannheim<br />

München<br />

Nürnberg<br />

Oberstdorf<br />

Osnabrück<br />

Passau<br />

Rostock<br />

Saarbrücken<br />

Schleswig<br />

Schwerin<br />

Stuttgart<br />

Trier<br />

Wiesbaden<br />

Zugspitze<br />

DAS WETTER<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 9°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 11°<br />

Schauer 12°<br />

Schauer 20°<br />

wolkig 21°<br />

Schauer 16°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 20°<br />

wolkig 21°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 19°<br />

wolkig 21°<br />

Schauer 20°<br />

wolkig 20°<br />

Schauer 17°<br />

Schauer 17°<br />

Schauer 19°<br />

wolkig 21°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 17°<br />

Schauer 19°<br />

Schauer 18°<br />

Schauer 19°<br />

wolkig 21°<br />

Schauer 20°<br />

Schauer 19°<br />

Schn.sch. -2°<br />

noch schreiend am Straßenrand. Tage später<br />

wurde bekannt, dass ein junger Deutscher<br />

die als Geschenkdose präparierte<br />

Bombe kurz vor Weihnachten 2000 im Geschäft<br />

„vergessen“ hätte. Jeder, der mit „gesundem<br />

Menschenverstand“ ausgestattet<br />

ist, tippte dabei auf einen rechtsradikalen<br />

Hintergrund, aber nicht die Kölner Ermittlungsbehörden,<br />

geschweige denn der Verfassungsschutz.<br />

Michael Mohr, Köln<br />

Amtliche Spurentilgung<br />

Es ist noch kein halbes Jahr her, dass man<br />

von den kriminellen Machenschaften der<br />

Berliner Polizei erfuhr, die im Mordfall Benno<br />

Ohnesorg nicht nur Beweismittel, sondern<br />

auch das Einschussloch im Kopf des<br />

Erschossenen manipulierte. Man hat sich<br />

von dem Schock dieser späten Enthüllung<br />

noch nicht erholt, da liest man die Schreckensmeldung,<br />

dass der Verfassungsschutz<br />

Beweismaterial im Zusammenhang<br />

mit den NSU-Morden vernichtet. Die für<br />

dieses Vergehen Verantwortlichen und ihre<br />

Vorgesetzten sind sich hoffentlich im Klaren<br />

darüber, was der misstrauisch gewordene<br />

Bürger denken wird: Dass hier nicht nur<br />

eine sogenannte „Panne“ vertuscht werden<br />

sollte, sondern dubiose personelle, finanzielle<br />

und politische Querverbindungen<br />

zwischen den Behörden und der Neonazi-Szene.<br />

In welchem Land leben wir eigentlich?<br />

Dr. Gerhard Schoenberner, Berlin<br />

alte Aufsätze Müllers zurück. Doch selbst<br />

wenn man dem Urteil Neumaiers folgt,<br />

dass sich Müller hierin „progressiv“ äußerte,<br />

so mutet es doch ziemlich weltfremd an,<br />

hieraus auf eine Progressivität Müllers heute<br />

zurückzuschließen. Dass dieser Rückschluss<br />

mehr als nur hinkt, zeigt ein Vergleich<br />

mit Joseph Ratzingers frühen Schriften.<br />

Wie lächerlich erschiene uns doch ein<br />

Verweis auf die vermeintliche Fortschrittlichkeit<br />

des gegenwärtigen Papstes, wenn<br />

diese mit Ratzingers postkonziliarer Theologie<br />

begründet werden würde. Neumaiers<br />

Beschwörung der „Weltoffenheit“ Müllers<br />

erscheint nur wie ein frommer Wunsch,<br />

dem ich mich im Interesse der Ökumene jedoch<br />

ausdrücklich anschließen möchte!<br />

Simon Kerwagen, Uffenheim<br />

Europa<br />

Kanaren<br />

Nordamerika<br />

Vancouver<br />

Denver<br />

Los Angeles<br />

Madrid<br />

Chicago<br />

London<br />

Houston<br />

Paris<br />

München<br />

Rom<br />

Tunis<br />

Toronto<br />

New York<br />

Washington<br />

Miami<br />

Havanna<br />

Stockholm<br />

BESCHNEIDUNG<br />

Kampf der Kulturen<br />

„Kastrationsängste“ vom 11. Juli, „Ich tu<br />

dir weh“ vom 6. Juli und „Ein Triumph des<br />

Vulgärrationalismus“ vom 30. Juni/1. Juli:<br />

Menschenrechte verteidigen<br />

Die großen Auseinandersetzungen der<br />

Weltpolitik würden heute, wie der amerikanische<br />

Politologe Samuel Huntington meinte,<br />

als Kampf der Kulturen zu verstehen<br />

sein. Ob sich ein solcher Kulturkampf innergesellschaftlich<br />

nun auch bei uns anzubahnen<br />

scheint? Der Streit um die rituelle<br />

Beschneidung kleiner Jungen beginnt allmählich<br />

alle Züge eines solchen anzunehmen.<br />

Der Philosoph Robert Spaemann hält<br />

das Urteil des Kölner Landgerichts zur<br />

Strafbarkeit der Zirkumzision für eine<br />

„Kulturrevolution“, andere Publizisten sehen<br />

in ihm den „Triumph des Vulgärrationalismus“.<br />

Und nun meint Doron Rabinovici,<br />

ein solches Urteil schüre „unweigerlich<br />

den Eindruck, der Islam gehöre nicht zu<br />

Deutschland“ und nähre „den Verdacht, Juden,<br />

die nach ihrer jahrtausendealten Überlieferung<br />

leben wollen, seien in der Bundesrepublik<br />

nicht erwünscht“. Das sind in der<br />

Tat harte Worte! Zur Abkühlung des politischen<br />

Klimas tragen sie nicht bei.<br />

Unbestreitbar ist es schwer, den Konflikt<br />

zwischen zwei Grundrechten, der Religionsfreiheit<br />

und dem Recht auf körperliche<br />

Unversehrtheit, ausgleichend zu lösen.<br />

Die sehr einseitig geführte mediale Auseinandersetzung<br />

ist hierbei leider kein förderlicher<br />

Beitrag. Bei aller Achtung gegenüber<br />

religiöser Tradition und individueller Identitätsbildung,<br />

eine säkulare Gesellschaft<br />

kann und muss die allgemein gültigen Gesetze<br />

und die Menschenrechte verteidigen<br />

können. Aufgeklärtheit bedeutet nämlich<br />

insbesondere, die eigene Weltanschauung<br />

relativieren und Respekt gegenüber anderen<br />

Ansichten üben zu können.<br />

Prof. Hermann Beck, Hof/Saale<br />

Wie ein Brandzeichen?<br />

Andreas Zielke hat sich mit seinem Artikel<br />

zur männlichen Beschneidung große Mühe<br />

gegeben, vielem gerecht zu werden. Er<br />

gerät aber vielleicht gerade deswegen ins<br />

Abseits. Die Unverletzlichkeit der Person<br />

ist eines der höchsten Rechtsgüter. Wer davon<br />

abweicht, öffnet die Schleusen zur Willkür.<br />

Ein bisschen Körperverletzung und<br />

Schmerz bei einem kleinen Jungen um der<br />

Religion willen, ein bisschen Folter bei einem<br />

Verdächtigen, um Schaden abzuwenden,<br />

wo sind die Grenzen? Es geht bei der<br />

Debatte um Religion, aber nicht um Religionsfreiheit.<br />

Jeder Erwachsene ist frei, sich<br />

beschneiden zu lassen, um seine Zugehörigkeit<br />

zu einer Religionsgemeinschaft zu<br />

dokumentieren. Die Beschneidung eines<br />

hilflosen Kindes zur lebenslangen Markierung<br />

der Religionszugehörigkeit seiner Eltern<br />

ist mit einem Rechtsstaat nicht vereinbar.<br />

Die Kölner Richter haben nicht mehr<br />

und nicht weniger als ihre Pflicht getan.<br />

In der gleichen Ausgabe der SZ wird<br />

über das Tierschutzgesetz und das Verbot<br />

berichtet, Brandzeichen bei Pferden zu setzen.<br />

Ob ein Pferd wohl empfindsamer ist<br />

als ein kleiner Junge? Verquere Welt.<br />

Dr. Herbert Diehl, Bonn<br />

Schwerwiegende Verluste<br />

Am Ende des Artikels spricht Zielcke vom<br />

„Druck der Kriminalisierung“ durch das<br />

Kölner Urteil, der das vom Autor geforderte<br />

Ergebnis unmöglich machen werde. Erstens<br />

bestreite ich, unter anderem aus historischen<br />

Gründen, die Richtigkeit dieser<br />

Schlussfolgerung, und zweitens möchte<br />

ich das Motiv „Druck“ auf die andere Seite<br />

anwenden: Wer sagt, dass es nicht der<br />

Druck des religiösen Absolutismus ist, der<br />

das Geforderte verunmöglichen könnte?<br />

Es muss die äußerst naheliegende Möglichkeit<br />

ins Auge gefasst werden dürfen,<br />

dass sich (importierte!) Tiefgläubigkeit<br />

und freiheitlich-aufgeklärte Rechtsstaatlichkeit<br />

westlichen Typs nicht in ein und<br />

demselben Land unter einen Hut bringen<br />

lassen. Jedenfalls nicht ohne schwerwiegende<br />

Verluste – die vielleicht aber eben<br />

nicht vermeidbar sind.<br />

Stefan T. Schneider, Eppelheim<br />

Berlin<br />

Asien<br />

Wien<br />

Chengdu<br />

Athen<br />

Hanoi<br />

Bangkok<br />

Warschau<br />

Helsinki<br />

Belgrad<br />

Peking<br />

Singapur<br />

H<br />

T<br />

Hoch<br />

Tief<br />

Kiew<br />

Shanghai<br />

Moskau<br />

Istanbul<br />

Hongkong<br />

Warmfront<br />

Kaltfront<br />

Mischfront<br />

Kaltluft<br />

Warmluft<br />

Manila<br />

Tokio<br />

Europa<br />

Amsterdam<br />

Athen<br />

Barcelona<br />

Belgrad<br />

Brüssel<br />

Bukarest<br />

Dublin<br />

Helsinki<br />

Innsbruck<br />

Istanbul<br />

Kiew<br />

Lissabon<br />

London<br />

Madrid<br />

Mailand<br />

Moskau<br />

Nizza<br />

Palma d.M.<br />

Paris<br />

Prag<br />

Rom<br />

Salzburg<br />

Sofia<br />

Stockholm<br />

Venedig<br />

Warschau<br />

Wien<br />

Zürich<br />

Verbalinspiration<br />

Der Autor des Artikels „Ein Triumph des<br />

Vulgärrationalismus“, Navid Kermani,<br />

geht von Voraussetzungen aus, die zwar<br />

von manchen Angehörigen einer Religionsgemeinschaft<br />

angenommen werden, aber<br />

keinesfalls Allgemeinnützigkeit beanspruchen<br />

dürfen. Diese wörtliche Interpretation<br />

von Genesis 17, 10-14 beruht auf der Voraussetzung<br />

einer „Verbalinspiration“, worauf<br />

sich die daraus gebildete Tradition<br />

gründet. Dass das Genesisbuch keinesfalls<br />

aus der „angenommenen Zeit Mose“<br />

stammt und erst Jahrhunderte später –<br />

wahrscheinlich von Priestern – verfasst<br />

und von Menschenhand geschrieben wurde,<br />

hat nicht erst „moderne“ Forschung ergeben,<br />

es ist dies schon lange bekannt! Die<br />

historisch kritische Methode der Hermeneutik<br />

ist daher weder „Vulgärrationalismus“<br />

– was immer damit gemeint ist –<br />

noch ist sie auf einen Verstand gegründet,<br />

„der sich selbst gesund hält“, sondern Forschungsmethode,<br />

deren Ergebnis freilich<br />

Fundamentalisten nicht annehmen. Das<br />

Gerichtsurteil ist deshalb auch keineswegs<br />

„blasphemisch“, sondern beruht auf der<br />

Unantastbarkeit der Person.<br />

Prof. Edgar Früchtel, München<br />

Bizarr<br />

Was für eine bizarre Vorstellung von<br />

„religiöser Identität“ es ist, die sich<br />

auf dem Abschneiden der Vorhaut<br />

gründet. Und in welcher Weise wird<br />

eigentlich Frauen eine religiöse Identität<br />

zuteil, da doch bei ihnen nichts<br />

abgeschnitten wird?<br />

Hermann Engster, Göttingen<br />

Freie Wahl<br />

Nur aus einem bornierten und dogmatisch<br />

geprägten Blickwinkel der Religion lässt<br />

sich das Urteil zur Beschneidung als Indifferenz<br />

oder gar als Fanatismus abtun. Und<br />

nur aus diesem Blickwinkel lässt sich die<br />

Beschneidung als „hochheilig“ tabuisieren<br />

oder als Gottesgebot setzen. Und nur dieser<br />

Blickwinkel kann aus dem schieren Alter<br />

einer Tradition eine argumentative<br />

Kraft ableiten. Indes beweist die Dauer gar<br />

nichts, denn auch Irrlehren lassen sich tradieren.<br />

Zur Rechtfertigung des Beschneidungsrituals<br />

bemüht Navid Kermani auch<br />

die Aufklärung: „Ich mag an keinen Gott<br />

glauben, aber ich nehme Rücksicht darauf,<br />

dass andere es tun.“ Eine perfide Unterstellung,<br />

derzufolge Gottesglaube die Akzeptanz<br />

von Beschneidung impliziert. Kermani<br />

sollte es mal so rum probieren: Ich mag<br />

an einen Gott der Beschneidung glauben,<br />

aber ich akzeptiere, dass mein Sohn einst<br />

diesen Glauben nicht teilen wird. Deshalb<br />

überlasse ich ihm die freie Wahl als Erwachsener.<br />

Daniel Aue, Ubstadt-Weiher<br />

Liberal oder konservativ?<br />

Was ich bei der Beschneidungsdebatte bisher<br />

weitgehend vermisse, ist eine grundsätzliche<br />

Auseinandersetzung mit den Zuschreibungen,<br />

die unsere Gesellschaft Kindern<br />

aufdrückt. Wie kann ein Kind als<br />

christlich, muslimisch oder jüdisch bezeichnet<br />

werden, wenn es doch noch viel zu<br />

jung ist um religionsmündig zu sein? Es<br />

würde doch auch niemand auf die Idee<br />

kommen, Kinder in Kategorien wie liberal,<br />

sozialistisch oder konservativ einzuteilen,<br />

nur weil ihre Eltern diese politische Weltanschauung<br />

vertreten.<br />

Stephan Englberger, Weilheim<br />

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen<br />

der Redaktion. Wir behalten uns vor, die<br />

Texte zu kürzen. Es können nur Zuschriften veröffentlicht<br />

werden, die sich auf Artikel der Süddeutschen<br />

Zeitung beziehen. Bitte geben Sie<br />

auch immer Ihre Telefonnummer an.<br />

Fax: 089/21 83-85 30<br />

forum@sueddeutsche.de<br />

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14 WISSEN<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

Umweltfaktoren<br />

im Mutterleib<br />

Prägung des Erbguts beginnt<br />

schon vor der Geburt<br />

Der Glaube an die Allmacht der Gene, wie<br />

er zu Hochzeiten der Genetik verbreitet<br />

war, schwindet zunehmend. Eine australische<br />

Studie an Zwillingen zeigt nun erneut,<br />

wievielMachtdieUmweltüberdasmolekulare<br />

Erbgut des Menschen hat. Ein ForscherteamumJeffreyCraigvomRoyalChildren’s<br />

Hospital in Victoria zeigt im Fachblatt<br />

Genome Research (online): Trotz ihrer<br />

zunächstidentischengenetischenAusstattung<br />

kommen eineiige Zwillinge mit stark<br />

unterschiedlichen Prägungen im Erbgut<br />

zur Welt. Diese Veränderungen haben sich<br />

offenbar während ihrer Zeit im Mutterleib<br />

ergeben.<br />

Es ist längst nicht mehr zu leugnen: Die<br />

DNA ist keineswegs das unveränderliche<br />

Molekül, das den Menschen in seiner Gestalt,<br />

seinem Wesen und seinem Handeln<br />

festlegt. Vielmehr verändert sich das Erbgut<br />

jedes Menschen im Laufe seines Lebens.<br />

Dies geschieht auf molekularer Ebene<br />

mithilfe sogenannter Methylierungen.<br />

Kleine chemische Anhängsel, sogenannte<br />

Methylgruppen, heften sich gehäuft an die<br />

DNA jener Gene, deren Information wenig<br />

genutzt wird. Da dies der Bedeutung des<br />

Erbguts eine zweite Ebene hinzufügt,<br />

spricht man auch von „Epigenetik“. Was<br />

der Mensch tut, isst, erlebt, schlägt sich auf<br />

dieseWeiseaufseineDNAnieder.Dass diese<br />

Prozesse in erheblichem Maße schon im<br />

Mutterleib stattfinden, erstaunt die Wissenschaftler<br />

nun.<br />

Die Unterschiede in ihren epigenetischen<br />

Veränderungen müssten „auf Ereignissezurückzuführen<br />

sein, dieeinem Zwilling<br />

geschehen sind und dem anderen<br />

nicht“, erläutert Jeffrey Craig. Seine Mitarbeiter<br />

hatten verschiedene Gewebeproben<br />

von eineiigen und zweieiigen Zwillingen<br />

miteinander verglichen, die sie unmittelbar<br />

nach der Geburt der Kinder gewonnen<br />

hatten. So verwendeten sie Erbgut aus der<br />

Nabelschnur, dem Mutterkuchen und dem<br />

Nabelschnurblut.<br />

Demnach hat die Umwelt offenbar<br />

schonimMutterleibeinen starken Einfluss<br />

darauf, welche seiner Gene ein Mensch bevorzugt<br />

nutzt und welche er eher stilllegt.<br />

Zwillinge hätten tatsächlich eine unterschiedliche<br />

Umwelt, auch wenn beide KinderimBauchderselbenMutterheranwachsen,<br />

sagt Craig: „Sie haben eine eigene Nabelschnur<br />

und in mehr als 95 Prozent der<br />

Fälle auch eine eigene Fruchtblase.“ Ihre<br />

Umgebung sei also durchaus individuell.<br />

Weil die epigenetischen Methylierungen<br />

eine so große Wirkung auf die Nutzung<br />

der Gene haben, hängen sie auch eng mit<br />

der Entstehung von Krankheiten zusammen.<br />

Epigenetische Einflüsse wurden<br />

schon bei Diabetes, Herzkrankheiten und<br />

Krebs nachgewiesen. Die australischen<br />

Wissenschaftler haben nun herausgefunden,<br />

dass ausgerechnet jene Methylierungen,<br />

die mit dem Geburtsgewicht zusammenhingen,<br />

zugleich Gene betrafen, die<br />

bei Wachstum, Stoffwechsel und kardiovaskulären<br />

Erkrankungen eine Rolle spielen.<br />

Dies könnte erklären, weshalb ein hohes<br />

Geburtsgewicht von Kindern bereits<br />

aufeinerhöhtesRisikofür dieEntwicklung<br />

von Zuckerkrankheit und Herzleiden hindeutet.<br />

CHRISTINA BERNDT<br />

Ein Stürmchen<br />

Sonnenwind hat die Erde getroffen<br />

Ein für das Wochenende angekündigter<br />

Sonnensturm hat wie erwartet die Erde getroffen,<br />

aber keine nennenswerten Schäden<br />

angerichtet. Ausfälle von Satelliten<br />

oder anderer Technik gab es nicht. Die<br />

Hauptfront des Sturmes traf am Samstagabend<br />

gegen 21.30 Uhr auf die Erde. Von<br />

„geringen geomagnetischen Sturmaktivitäten“<br />

berichten Experten der amerikanischen<br />

Atmosphärenbehörde NOAA. Der<br />

Sturm erreichte die Stärke eins auf einer<br />

bisfünfreichendenSkala.Fürdiekommenden<br />

Monate erwarten Astronomen jedoch<br />

eine Zunahme von Sonnenstürmen. Diese<br />

entstehen, wenn die Sonne große Wolken<br />

elektrisch geladener Teilchen ins All<br />

schleudert. Die Sonnenaktivität schwankt<br />

in einem etwa elfjährigen Zyklus. Seit 2010<br />

nimmtsie wieder zu und dürfte zur JahreswendehineinMaximumerreichen.EinbesondersstarkerSonnensturmhatteimSeptember<br />

1859 die damals neuen Telegrafenleitungen<br />

unterbrochen. DPA<br />

VON KLAUS MAINZER<br />

Symmetrien üben auf Menschen aller<br />

Kulturen und Religionen eine eigentümlicheFaszinationaus.ObdieKuppel<br />

der Hagia Sophia in Istanbul, das<br />

Tadsch Mahal in Indien oder der Rundbau<br />

des Aachener Doms – seit alters her scheinen<br />

Menschen die Vollkommenheit des<br />

Himmels mit Symmetrien darstellen zu<br />

wollen. Im Judentum und Islam, in denen<br />

das Göttliche nicht als Person dargestellt<br />

werden darf, wurden besonderskunstvolle<br />

Ornamente entwickelt. Gelegentlich bauten<br />

die Künstler kleine Abweichungen von<br />

Symmetrien in die Ornamente ein, da vollkommene<br />

Symmetrie nur Gott vorbehalten<br />

war und Symmetriebrüche die endliche<br />

Welt bestimmten.<br />

Euklids Lehrbücher der Geometrie gipfelten<br />

in dem Nachweis, dass es im dreidimensionalen<br />

Raum genau fünf reguläre<br />

Körper gibt, nämlich der Würfel aus sechs<br />

gleichseitigen Quadraten, das Tetraeder<br />

ausvierregulären Dreiecken, dasOktaeder<br />

aus acht regulären Dreiecken, das Ikosaeder<br />

aus zwanzig regulären Dreiecken und<br />

das Dodekaeder aus zwölf regulären Fünfecken.<br />

Diese mathematisch faszinierenden<br />

Körper machten auf Platon einen derartstarkenEindruck,dassersiemitdendamals<br />

angenommenen Elementen des Universums<br />

identifizierte: Das Feuer sei danach<br />

aus Tetraedern gemacht, Erde aus<br />

Würfeln, Luft aus Oktaedern und Wasser<br />

aus Ikosaedern. Später wird das aus Fünfecken<br />

aufgebaute Dodekaeder als „Quintessenz“<br />

und Baustein der Himmelssphären<br />

hinzugenommen. Eine geniale Idee<br />

war geboren: Das Universum lässt sich<br />

trotzallerVielfaltaufgrundlegendemathematische<br />

Symmetrien zurückführen. DieseVorstellung<br />

beherrscht bisheutediemathematische<br />

Naturschreibung, auch in der<br />

Quanten- und Elementarteilchenphysik.<br />

Am Beginn der Neuzeit beschäftigte der<br />

Glaube an Symmetrie den großen Mathematikerund<br />

AstronomenJohannes Kepler.<br />

So unternahm er systematische Untersuchungen<br />

regulärer Vielecke und Körper<br />

und beschäftigte sich mit Anwendungen<br />

auf Kristalle in der Natur. In seinem Frühwerk<br />

„Mysterium cosmographicum“ von<br />

1596 versuchte er sogar, die Entfernungen<br />

im Planetensystem auf die regulären „Platonischen<br />

Körper“ zurückzuführen. Hierbei<br />

ging er bereits von einem heliozentrischen<br />

Weltmodell aus, in dem sich die Planeten<br />

auf Kugelflächen um die Sonne drehen.DiePlanetenSaturn,Jupiter,Mars,Erde,<br />

Venus und Merkur entsprachen sechs<br />

ineinander gelagerten Sphären, die in dieser<br />

Reihenfolge durch Würfel, Tetraeder,<br />

Dodekaeder, Oktaeder und Ikosaeder getrennt<br />

wurden. Aufgrund genauerer Beobachtungen<br />

gab Kepler schließlich sein<br />

Sphärenmodell zugunsten von Ellipsenbahnen<br />

auf.<br />

DieSuchenachSymmetrienalsGrundlagen<br />

der Natur verlagerte sich in der Folge<br />

vonFigurenundKörpernaufdiemathematischen<br />

Naturgesetze. Dazu muss man sich<br />

klarmachen, was Symmetrie in der Mathematik<br />

bedeutet. In der Antike bezeichnete<br />

dasgriechischeWortfürSymmetriedasgemeinsameMaß,alsodieHarmoniederProportionen<br />

von Figuren und Körpern. So<br />

werden zum Beispiel Spiegelung, Rotation<br />

und Periodizität (regelmäßige Wiederholung)<br />

als Symmetrieeigenschaften angesehen.<br />

Nach symmetrischen Rotationen,<br />

Spiegelungen oder periodischen Verschiebungen<br />

gleichen Figuren oder Körper ihrer<br />

ursprünglichen Form. Dreht man etwa ein<br />

reguläres Achteck um die acht gleichen<br />

Winkel, die durch seine Diagonalen gebildet<br />

werden, dann bleibt die Form dieser Figur<br />

nach jeder Drehung unverändert oder<br />

„invariant“. Es sind diese Drehungen sowie<br />

Spiegelungen, welche die Symmetrie<br />

dieser Figur definieren. Mathematiker bezeichnenderleiVeränderungenalsSymmetrietransformationen.<br />

Ebenso sind in der<br />

Kunst viele Ornamente durch periodische<br />

VerschiebungenundSpiegelungencharakterisiert,<br />

nach denen ihre Form unverändert<br />

bleibt. Auch in den Platonischen Körpern<br />

finden sich derartige Symmetrien.<br />

Symmetrie und Gottes Teilchen<br />

Menschliche Sehnsucht oder Urprinzip des Universums? Seit der Antike versuchen Naturforscher, die Welt anhand regelmäßiger,<br />

ästhetischer Formen und Strukturen zu erklären. Auch die moderne Physik verfolgt dieses Ziel<br />

Johannes Kepler vermutete<br />

Platonische Körper im Bauplan<br />

des Planetensystems<br />

DWS – Europas führende Fondsgesellschaft<br />

bei globalen Dividendenstrategien. 1<br />

Statt der Symmetrie von Figuren und<br />

Körpern untersucht die moderne Physik,<br />

inwieweitmathematischeNaturgesetzegegenüber<br />

Symmetrietransformationen invariant<br />

sind.So geltendieGesetzederklassischen<br />

Physik, etwa die Keplerschen Planetengesetze,<br />

unverändert in allen gleichförmig<br />

zueinander bewegten Bezugssystemen.<br />

Sie gelten auf dem Mars ebenso wie<br />

auf der Erde. Werden die Koordinaten in<br />

RaumundZeitnach densogenanntenGalilei-Transformationen<br />

verschoben, bleiben<br />

die mechanischen Gesetze gleich. Und weil<br />

diese Symmetrie überall gilt, wird sie eine<br />

„globale Symmetrie“ genannt. In diesem<br />

Fall sind die Gleichungen unempfindlich<br />

gegenüber einer gleichmäßigen Verschiebung<br />

aller Koordinaten.<br />

Albert EinsteinerweitertedieseSymmetriebetrachtungzunächstfürseinespezielleRelativitätstheorie,indemerdieSymmetrien<br />

der klassischen Mechanik mit den<br />

PrinzipienderElektrodynamikzusammenführte.<br />

In seiner Allgemeinen Relativitätstheorie<br />

arbeitete Einstein hingegen erstmalsmitBezugssystemen,indenendieglobale<br />

Symmetrie gebrochen wird. Demnach<br />

könnenanmanchen StellenimRaum-Zeit-<br />

Gefüge plötzlich lokale Beschleunigungen<br />

auftreten.UmindenGleichungenderAllgemeinen<br />

Relativitätstheorie dennoch eine<br />

mathematische Symmetrie zu erhalten,<br />

kompensiert Einstein die lokalen Abweichungen,<br />

indem er dort jeweils eine Kraft<br />

Dividendentitel sind wieder im Fokus. Denn Dividenden bieten nicht nur einen Puffer in Abwärtsphasen,<br />

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Gesamtkostenquote p.a. (Stand: 30.09.2011): 1,45 % zzgl. 0,099 % erfolgsbez. Vergütung aus Wertpapierleihe-Erträgen. 1 Quelle: Morningstar; Größter Asset Manager von Income-/<br />

Dividendenstrategien nach Assets under Management in der Kategorie (OE) Global Large Cap Value, Equity, Stand 06/2012. 2 Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein<br />

verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. © (2012) Morningstar Inc. Stand: Juli 2012. Alle Rechte vorbehalten. Die hierin enthaltenen Informationen 1. sind für<br />

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entstehen. Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung/der vom Fondsmanagement verwendeten Techniken eine erhöhte Volatilität auf, d.h., die Anteilspreise<br />

können auch innerhalb kurzer Zeiträume stärkeren Schwankungen nach unten oder nach oben unterworfen sein.<br />

Die hölzerne Kuppel des Alkazar im spanischen Sevilla. Weil der Islam Gottesdarstellungen verbietet, wurde dem Göttlichen mit<br />

ausgefeilter, oft auch mathematisch anspruchsvoller Ornamentik gehuldigt. FOTO: CAMILLE MOIRENC/LAIF<br />

walten lässt: die Schwerkraft oder Gravitation.<br />

Mit dieser bleibt Einsteins GravitationsgesetztrotzderlokalenSymmetriebrüche<br />

gegenüber Raum-Zeit-Verschiebungen<br />

invariant. Man spricht von einer „lokalen<br />

Symmetrie“.<br />

Bei extrem hoher Energie<br />

vereinigen sich plötzlich die<br />

verschiedenen Naturkräfte<br />

So wie die Gravitation lassen sich auch<br />

die übrigen physikalischen Grundkräfte,<br />

die elektromagnetische Wechselwirkung<br />

sowie die zwischen Elementarteilchen<br />

dominierende starke und schwache Wechselwirkung,<br />

durch lokale Symmetrien<br />

ihrerGesetze charakterisieren. Dievonder<br />

Theorie vorhergesagten Wechselwirkungen<br />

ändern sich somit nicht, wenn man<br />

bestimmte Größen an einem Ort (lokal)<br />

frei wählt. Das erinnert an das Eichen von<br />

Maßstäben. Daher sprach der Mathematiker<br />

Hermann Weyl in den 1920er Jahren<br />

von Eichinvarianz beziehungsweise Eichsymmetrie,<br />

wenn Gleichungen invariant<br />

sind gegen beliebige Verschiebungen einer<br />

Größe.<br />

Nach heutigem Verständnis der GrundkräfteinderNaturgibteszujederKraftVermittlerteilchen,<br />

Bosonen, welche die Kraft<br />

übertragen und die Symmetrie der Kraftgleichungen<br />

retten. So überträgt nach dem<br />

Verständnis der Quantenphysik das Photon<br />

die elektromagnetische Wechselwirkung.<br />

1954 entwickelten die Physiker Chen<br />

Ning Yang und Robert Mills eine Eichtheorie,<br />

die zur Beschreibung der zwischen Elementarteilchen<br />

sowie in Atomkernen vorherrschenden<br />

starken und schwachen<br />

Wechselwirkung herangezogen werden<br />

sollte. Sie erwies sich zunächst als falsch,<br />

da sie die zugehörigen Vermittlerteilchen<br />

ähnlich dem Photon als masselos annahm.<br />

Tatsächlich jedoch haben die 1983 am Cern<br />

entdeckten Bosonen derschwachen Wechselwirkung<br />

eine beträchtliche Masse. Die<br />

Reichweite der von ihnen übertragenen<br />

Kraft ist daher endlich.<br />

Vermittlerteilchen mit verschiedenen<br />

Massen?DasistwiederumeineSymmetriebrechung.<br />

Und es ist ein Hindernis, will<br />

man alle Kräfte der Natur in einer Grand<br />

Unified Theory, also in einem übergreifenden<br />

Formelwerk zusammenführen. Diese<br />

Symmetriebrechung der Teilchenmassen<br />

lässt sich jedoch kitten, nimmt man an,<br />

dass es einen zusätzlichen, im Hinblick auf<br />

Massen invarianten Mechanismus gibt.<br />

Das ist der von dem schottischen Physiker<br />

PeterHiggsinden1960erJahrenaufgezeigte<br />

Mechanismus. Er könnte erklären, wieso<br />

verschiedene Eichbosonen verschiedeneMassen<br />

haben.DocherfordertdieHiggs-<br />

TheorieselbstwiederumeinVermittlerteilchen,<br />

das sozusagen Masse verleiht. Vieles<br />

spricht nun dafür, dass das kürzlich vom<br />

Europäischen Kernforschungszentrum<br />

CerngefundeneTeilcheneinsolchesHiggs-<br />

Teilchen ist.<br />

Kosmologen nehmen an, dass alle heute<br />

beobachtbaren Grundkräfte sich kurz<br />

nach dem Urknall aus einer einheitlichen<br />

Urkraft schrittweise separiert haben. Es<br />

müsste somit eine überwölbende Formel<br />

geben,diesich ausdenSplitterndereinzelnen<br />

heute bekannten Kraft-Formeln zusammensetzt.<br />

Tatsächlich ist es Anfang<br />

der1980erJahreamCernexperimentellgelungen,<br />

zumindest zwei dieser einzelnen<br />

Kräfte zu vereinigen: die schwache und die<br />

elektromagnetische Wechselwirkung. Bei<br />

sehr hoher Energie, etwa in Kollisionen eines<br />

Teilchenbeschleunigers, verschmelzen<br />

die beiden Wechselwirkungen und<br />

sindnichtmehrzuunterscheiden.Beiniedrigen<br />

Energien, wie sie dem heutigen Alltag<br />

auf der Erde entspricht, bricht diese<br />

Symmetrie jedoch spontan auseinander.<br />

Beinoch höhererEnergielässtsichwomöglich<br />

auch die starke Wechselwirkung mit<br />

der elektromagnetischen und schwachen<br />

Wechselwirkung vereinigen.<br />

Lässt sich die Entstehung des<br />

Kosmos mit einem kippenden<br />

Ei vergleichen?<br />

Die spontane Symmetriebrechung lässt<br />

sich mit einem Alltagsbeispiel anschaulich<br />

machen. So besitzt ein Ei idealerweise eine<br />

vollkommen symmetrische Form. Um die<br />

Längsachseherum sieht es vonallen Seiten<br />

gleich aus. Stellen wir es aber mit der Spitze<br />

auf eine glatte Tischplatte, dann fällt es<br />

spontan zu einer Seite und bricht damit die<br />

Rotationssymmetrie, obwohl zuvor keine<br />

Richtungausgezeichnet war.Ähnlichkönnten<br />

sich kurz nach dem Urknall die zuvor<br />

vereinigten Urkräfte spontan separiert haben,<br />

und ihre Austauschteilchen erhielten<br />

nachdemHiggs-Mechanismus jeweilsverschiedene<br />

Massen, so wie ein Ei bei mehreren<br />

Versuchen jedesmal in eine andere<br />

Richtung kippt. Allem vorausgegangen<br />

war jedoch eine perfekte Symmetrie.<br />

Werner Heisenberg war überzeugt: „Die<br />

ElementarteilchenhabendieihnenvonPlatozugeschriebeneForm,weilsiediemathematisch<br />

schönste und einfachste Form ist.<br />

Die letzte Wurzel der Erscheinungen ist alsonichtdieMaterie,sonderndasmathematische<br />

Gesetz, die Symmetrie, die mathematische<br />

Form.“ Hier drückt sich eine Faszination<br />

für mathematische Symmetrien<br />

aus,dienochheuteForscherinnenundForscher<br />

verschiedener Kulturen teilen. Diese<br />

Ursymmetrie, aus der womöglich einst alles<br />

entstand, istjedoch bislangeine mathematische<br />

Spekulation. Um sie zu vervollständigen,<br />

istes nötig,auch dieGravitation<br />

mit den drei bekannten quantenphysikalischen<br />

Kräften zu vereinigen. Einsteins Allgemeine<br />

Relativitätstheorie müsste mit<br />

derQuantenfeldtheoriederstarken,schwachen<br />

und elektromagnetischen Wechselwirkungen<br />

zusammengeführt werden.<br />

Das ist noch nicht gelungen.<br />

Nach heutigem Verständnis erklärt sich<br />

die Existenz des Universums jedenfalls<br />

durch eine Reihe von Symmetriebrechungen.<br />

Das bringt uns zu den eingangs erwähntenKünstlernzurück,dieSymmetriebrechungen<br />

in ihre Ornamente einbauten.<br />

Vielleicht ist es aber auch menschlich, vor<br />

der „kalten“ Symmetrie zurückzuschrecken,<br />

so wie Thomas Mann in seinem Roman„Zauberberg“,in<br />

demerHans Castorp<br />

bei der Betrachtung von Schneekristallen<br />

sagen lässt: „Dem Leben schauderte vor<br />

dergenauen Richtigkeit.“Tatsächlichwurden<br />

in der Biochemie des Lebens charakteristische<br />

Symmetriebrechungen von Makromolekülen–<br />

zumBeispiellinkshändige<br />

Aminosäuren oder rechtshändige Zuckermoleküle<br />

– nachgewiesen, von denen vermutet<br />

wird, dass sie auf eine Symmetriebrechung<br />

der schwachen Wechselwirkung<br />

zurückgehen. Ob die Entdeckung des Cern<br />

nun ein „Gottesteilchen“ ist, mag bezweifelt<br />

werden. In jedem Fall ist es ein weiterer<br />

Schlüssel zum Hochenergielaboratorium<br />

des Universums, in dem wir leben.<br />

Der Autor ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie<br />

an der Technischen Universität München<br />

sowie Direktor des Munich Center for Technology<br />

in Society. Er schrieb mehrere Bücher über Symmetrien<br />

in der Natur.


WIRTSCHAFT<br />

DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HF3 15<br />

GUTE ZEITEN FÜR REISEVERANSTALTER<br />

Deutschland mit Sonne<br />

VON MICHAEL KUNTZ<br />

Nun reisen sie wieder. Die Ferienzeit<br />

hat begonnen, und auf Autobahnen<br />

mit so vielen Baustellen wie<br />

nie quälen sich die voll beladenen Familien-Kombis<br />

in die <strong>angeblich</strong> schönste<br />

Zeit des Jahres. Auf Reisen suchen viele<br />

Deutsche eigentlich nicht das fremde<br />

Land, sondern Deutschland mit Sonne,<br />

analysierte der Soziologe Erwin Kurt<br />

Scheuch diesen regelmäßig wiederkehrenden<br />

kollektiven Drang. Deutschland<br />

mit Sonne zu finden ist nicht ganz einfach<br />

indiesemSommer,in demvielerortsFerienzeit<br />

gleich Regenzeit ist.<br />

DenntrotzdervielenfarbigenWerbefotosvongertenschlankengebräuntenBikini-Schönheiten<br />

unter Palmen sieht der<br />

normaleUrlaubnichtganzso tollaus.Erstens<br />

machen nur drei Viertel der Bevölkerung<br />

überhaupt eine Urlaubsreise. Zweitens<br />

bleibt von denen, die reisen, ein Drittel<br />

im eigenen Land. Die meisten setzen<br />

sichinihrAutoundfahren,wennsieBerlinersind,<br />

andieOstsee, so wie ihreGroßeltern<br />

das auch schon machten. Der bodenständigeUrlauberistofteinGewohnheitsmensch,<br />

liebt den Bayerischen Wald oder<br />

seine Nordseeinsel.<br />

Urlaubsglück ist, wenn das Büfett<br />

frei von Fliegen ist und nicht<br />

alle Liegen am Pool besetzt sind<br />

Das also ist ein nicht zu unterschätzender<br />

Teil der Menschheit, der zudem für<br />

die Reiseindustrie nicht einfach erreichbarist.FastdieHälftederreisendenBevölkerung<br />

verzichtet völlig auf die Dienste<br />

von Reisebüros und Veranstaltern. Die leben<br />

trotzdem gut, denn sie machen den<br />

Großteil ihrer Geschäfte mit den Menschen,<br />

die tatsächlich Deutschland mit<br />

Sonne suchen.<br />

Das liegt dann meistens am Mittelmeer<br />

und ist normiert wie eine EU-Banane.<br />

Die besondere Leistung von Tui, Thomas<br />

Cook, Rewe und Alltours liegt darin,<br />

möglichst voll besetzte Flugzeuge neben<br />

bereits wartenden Reisebussen landen zu<br />

lassen, die jene erwartungsfrohen Urlauber<br />

unverzüglich in ein Hotel befördern.<br />

Dort sollte das Zimmer sauber sein, mindestensdengebuchtenseitlichenMeeresblick<br />

bieten, das Büfett frei von Fliegen<br />

und nicht alle Liegen am Pool von Engländern<br />

– oder schlimmer noch: blondierten<br />

Russinnen – besetzt sein. Dann gefällt es<br />

dem Pauschalreisenden, und dann bestehteinegewisseAussicht,dassdieReiseindustrie<br />

ihn als einen weiteren Stamm-<br />

kunden gewinnt. Klappt etwas nicht,<br />

weiß sich der Urlauber zu helfen, denn er<br />

hatvonden diversenReiseinspektoren im<br />

Privatfernsehen bereits vor Abflug gelernt,<br />

was er sich keinesfalls bieten lassen<br />

muss und wie er sich wirkungsvoll wehren<br />

kann. Da sind die Einladung zum Gratis-Drink<br />

oder dem kostenfreien Mietwagenausflug,<br />

dann die kleineren KompensationenfürerlitteneUnbill,dietrophäengleich<br />

mit dem Reiseleiter vor Ort ausgehandelt<br />

werden. Das Recht ist dabei auf<br />

der Seite des gut unterrichteten Urlaubers,<br />

denn wer eine Pauschalreise als<br />

Kombination aus Flug plus weiteren<br />

Leistungen bucht, der packt sozusagen<br />

das deutsche Rechtssystem mit ins Gepäck.<br />

Der solchermaßen abgesicherte Tourist<br />

darf dann auch bei allfälligen Vulkanwolken,ErdbebenoderÄhnlichemdieNase<br />

rümpfen über jene Individualisten, die<br />

von sich glauben, alles besser zu wissen.<br />

Nur weil sie es geschafft haben, im InterneteinenFlugzubuchen,derdannsovielleicht<br />

gar nicht stattfindet, und die wertvolle<br />

Urlaubszeit mit der Suche nach Unterkünften<br />

verplempern, bei denen eben<br />

kein Reiseveranstalter mit den Hoteliers<br />

harte Preisverhandlungen geführt hat.<br />

Das erledigen Individual-Touristen lieber<br />

selbst.<br />

Das alles erklärt, weshalb Deutschland<br />

nicht nur als Reise-Weltmeister gilt, sondernauchalsfruchtbaresBiotopfürReiseveranstalter<br />

undReisebüros. Warum man<br />

noch in einen Laden gehen soll, um dort<br />

seinen Urlaub zu buchen, obwohl das <strong>angeblich</strong><br />

problemlos im Internet geht – es<br />

leuchtetkaumnochjemandemein,jedenfalls<br />

theoretisch. Dabei heißt Internet<br />

nicht zwangsläufig preisgünstig, schon<br />

gar nicht in einer Branche, in der sich die<br />

großen Player freiwillig verpflichtet haben,ihreLeistungenaufallenVertriebskanälen<br />

zum gleichen Preis anzubieten.<br />

Also informieren sich die meisten inzwischen<br />

im Internet, in der Praxis werdenallerdings95ProzentderPauschalreisen<br />

weiterhin in einem Reisebüro gebucht.<br />

Eigentlich ist das erstaunlich. Ein wesentlicher<br />

Grund, der die Menschen in die<br />

Läden der Reiseverkäufer treibt, dürfte<br />

sein, dass sich niemand einen misslungenenUrlaubleistenkann.DenndasgibtÄrger<br />

mit der Frau, den Kindern, den Freunden.<br />

Es ist das Gegenteil vom Urlaubsglück,<br />

das die Reiseindustrie zu produzieren<br />

verspricht. Man kann, wenn alles<br />

schiefläuft, dann übrigens auch nicht mit<br />

einergelungenenReiseimInternetbeiseinen<br />

Facebook-Freunden angeben.<br />

Es reicht nicht<br />

Spaniens Reformen bringen zu wenig – nun sollen neue Steuern her<br />

München – Weniger Geld und weniger Urlaub<br />

für Staatsbedienstete, höhere Mehrwertsteuer,<br />

weniger Arbeitslosenhilfe und<br />

Mietzuschüsse, höhere Abgaben – Spanien<br />

spart an allen Ecken und Enden, um den<br />

Forderungen aus Brüssel und Berlin zum<br />

Defizitabbau nachzukommen. Doch es<br />

reicht noch immer nicht. Das Wirtschaftsministerium<br />

in Madrid bestätigte am Wochenende<br />

einen Bericht der Zeitung El<br />

País, wonach die anvisierten 65 Milliarden<br />

Euro mit dem jüngst beschlossenen Sparpaket<br />

nicht zusammenkommen, sondern<br />

nur 56 Milliarden. Um die Lücke zu füllen,<br />

will die Regierung neue Energie- und Umweltsteuern<br />

erheben.<br />

In der Bevölkerung formiert sich immer<br />

stärkererWiderstand.DieGewerkschaften<br />

rufen für 19. Juli zu Massendemonstrationen<br />

auf, sie schließen einen Generalstreik<br />

nichtaus.DieAnleger,diespanischeStaatsanleihen<br />

kaufen, kümmert das alles nicht;<br />

die Renditen sind trotz aller Kürzungen<br />

und Reformen weiterhin untragbar hoch.<br />

Unmut in weiten Teilen der Bevölkerung<br />

rufen nicht nur die Kürzungen selbst<br />

hervor,dievermutlichdie Bankenkriseverschärfen<br />

werden, weil noch weniger Menschen<br />

ihre Hypothekenkredite werden bedienen<br />

können. Auf blankes Entsetzen<br />

stößt die von vielen als zynisch empfundene<br />

Art und Weise, mit der Vertreter der regierenden<br />

Volkspartei die Einschnitte präsentieren.<br />

In sozialen Netzwerken kursieren<br />

Bilder der PP-Fraktion im Parlament,<br />

wiesieMinisterpräsidentMarianoRajoytosenden<br />

Applaus spendet – und daneben<br />

das Bild der italienischen Arbeitsministerin,<br />

die bei der Ankündigung vergleichbarer<br />

Reformen in ihrem Land in Tränen aus-<br />

brach. Ein Video zeigt die PP-Abgeordnete<br />

Andrea Fabra,diebei derAnkündigungder<br />

Kürzung des Geldes für Arbeitslose ein<br />

hör-undsichtbares„Quese jodan“,(diesollen<br />

zum Teufel gehen) fahren lässt. Fabra<br />

behauptete danach zwar, das sei an die oppositionellen<br />

Sozialisten gerichtet gewesen,<br />

doch Rücktrittsforderungen an sie im<br />

Internet sind bis Sonntag trotzdem<br />

150 000-mal geklickt wurden.<br />

FürvieleistFabraderInbegriffeinesgrößenwahnsinnigenundkorruptenParteiapparates,sieistTochterdesPP-ProvinzfürstenCarlosFabra,derzurMehrungdeseigenen<br />

Ruhms einen Flughafen in Castellón<br />

bauen ließ, der nie in Dienst gestellt wurde.<br />

Vielfach werden der konservativen Regierungspartei<br />

vergangene Äußerungen vorgehalten,<br />

wie die von Finanzminister Cristóbal<br />

Montoro, der eine Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer „rundweg“ ausgeschlossen<br />

hatte. Rajoy hat unter Druck von außen<br />

bislang praktisch alle finanzpolitischen<br />

Wahlversprechen gebrochen, betont aber<br />

stets, er müsse sich für nichts schämen.<br />

Umso erleichterter dürfte der Regierungschef<br />

ungewohnt positive Nachrichten<br />

aus Deutschland aufgenommen haben, wo<br />

Rettungsfonds-Chefs Klaus Regling der<br />

Welt am Sonntag sagte, Bankenhilfe würde<br />

nichtdiebetroffenenStaatenbelasten.AllerdingshatFinanzministerWolfgangSchäuble<br />

bisher das Gegenteil behauptet. Der Spiegel<br />

meldete, das Hilfsprogramm für spanische<br />

Banken solle bis 2028 laufen und in<br />

vier Tranchen ausgezahlt werden, die ersten<br />

30 Milliarden Ende Juli. Der Bundestag<br />

stimmt am Donnerstag über den Hilfsantrag<br />

Spaniens ab. SEBASTIAN SCHOEPP<br />

R Seite Zwei<br />

Die Spanier protestieren gegen den Sparkurs ihrer Regierung. Doch sie müssen sich auf<br />

Schlimmeres gefasst machen. Die Reformen reichen nicht. FOTO: ANDRES KUDACKI/AP<br />

Wolfgang Heni war einer der einflussreichen Männer beim Energieversorger EnBW. Er reiste gern und oft nach Russland, um Geschäfte zu machen. Heni gilt neben dem<br />

Lobbyisten Andrej Bykow als Schlüsselfigur in der Russland-Affäre. FOTO:BENNO KRAEHAHN/PHOTOSELECTION<br />

VON MARKUS BALSER UND UWE RITZER<br />

München – Der „Autonome Kreis der Jamal-Nenzen“<br />

gehört nicht wirklich zu den<br />

behaglichen Gegenden dieser Erde. Obwohl<br />

doppelt so groß wie Deutschland plus<br />

einmal Bayern obendrauf, leben nur eine<br />

halbe Million Menschen in dem Landstrich<br />

am Polarkreis 3600 Kilometer nordöstlich<br />

von Moskau. Der Winter dauert hier bis zu<br />

neun Monate, und die Temperaturen sinken<br />

weit unter minus 40 Grad. Am 8. Juli<br />

2008 ist der Himmel jedoch blau, und die<br />

Sonne scheint.<br />

Der Besucher aus Deutschland trägt<br />

trotzdem eine gefütterte Jacke, um den<br />

KopfhatersicheinweißesNetzwieein Piratentuchgebunden.FröhlichwieeinTourist<br />

lacht er in die Kamera. Es ist Wolfgang Heni,<br />

der wichtigste Atommanager des deutschen<br />

Energiekonzerns EnBW. Er besichtigt<br />

an diesem Tag die Gasfelder von Urengoj.<br />

Mit dabei: Andrej Bykow, 49.<br />

Vier Jahre später ist Wolfgang Heni, 66,<br />

neben dem schillernden Moskauer LobbyistenBykowdieSchlüsselfigurindermerkwürdigen<br />

Russland-Affäre der EnBW. Sie<br />

dreht sich um womöglich krumme Geschäfte<br />

in dreistelliger Millionenhöhe (sieheKasten).NunhatdasUnternehmenWolfgang<br />

Heni auf 93 Millionen Euro Schadenersatz<br />

verklagt.<br />

Bis zu seiner Pensionierung 2009 ist der<br />

Schwabemitdemgemütlichem Leibesumfang<br />

jahrzehntelang das Gesicht der EnBW<br />

und ihrer Vorgängerfirmen in Russland.<br />

1973, mitten im Kalten Krieg, begann Heni<br />

damit, dort Uran für deutsche Kernkraftwerke<br />

einzukaufen. Unzählige Male bereist<br />

er das Land. Er spricht kein Russisch,<br />

kennt vor Ort aber Gott und die Welt. An jenem<br />

Julitag 2008 in Urengoj besichtigt Heni<br />

Gasfelder, die zu den größten dieser Erde<br />

gehören. Erdgas für zig Milliarden Euro<br />

schlummerthier imBoden.DochsolcheDimensionen<br />

bereiten ihm kein Kopfzerbrechen.WennerGeschäftemacht,gehtesimmer<br />

um sehr viel Geld.<br />

Es ist ein Strudel von Affären, der Deutschlands<br />

drittgrößten Energieversorger EnBW ins Trudeln<br />

gebracht hat. Zum einen sind da die fragwürdigenUmstände,unterdenenBaden-Württemberg<br />

im Dezember 2010 für 4,7 Milliarden<br />

Euro Anteile an EnBW vom französischen Energiekonzern<br />

EdF <strong>gekauft</strong> hat. Gutachter sagen,<br />

derKaufpreis seium 840 Millionen Euro zu hoch<br />

gewesen. Der Deal beschäftigt inzwischen einen<br />

Landtags-Untersuchungsausschuss; der<br />

Rechnungshof übte schwere Kritik. Unter BeschussstehtderbeidemGeschäftfederführende,<br />

damalige Ministerpräsident Stefan Mappus.<br />

Gegen ihn, Ex-Finanzminister Willi Stächele<br />

und den früheren Staatsminister Helmut Rau<br />

(alle CDU) ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />

Stuttgart wegen Verdachts der Untreue.<br />

Die Skandale<br />

Spielkameraden<br />

Der schillernde Lobbyist Bykow machte gemeinsame Sache mit Wolfgang Heni, dem Atommanager von EnBW. Dieser beschaffte<br />

in Russland diskret Uran und suchte nach Gas. Nun hat ihn der Energiekonzern auf 93 Millionen Euro Schadenersatz verklagt<br />

EnBW wirft Heni vor, seine<br />

Kompetenzen maßlos<br />

überschritten zu haben<br />

Es sind diskrete Geschäfte ineinem sensiblen<br />

Umfeld. Heni ist einer von drei ehemaligen<br />

Topmanagern, die der drittgrößte<br />

deutscheEnergieversorgerEnBWaufSchadenersatz<br />

verklagt hat. Ein vierter ist noch<br />

in Amt und Würden: Hans-Josef Zimmer,<br />

54, Vorstandsmitglied der EnBW AG. 2010<br />

trat er von seinem Posten in Zusammenhang<br />

mit den Russlandgeschäften zurück.<br />

Anfang 2012 holte man ihn überraschend<br />

zurück. Die Schadenersatzklage gegen ihn<br />

verfolgtEnBWdennoch weiter–eineebenso<br />

skurrile, wie einmalige Konstellation.<br />

Bei alledem geht es um fragwürdige GeschäftemitAndrejBykow.Im<br />

großen Energie-Monopoly<br />

um Uran und Gas war Wolfgang<br />

Heni – wenn man so will – Bykows<br />

wichtigster Spielkamerad.<br />

Als 2009 Prüfer im Auftrag des EnBW-<br />

Vorstands das Beziehungsgeflecht zwischen<br />

dem Konzern und Bykow untersuchen,stoßen<br />

sie ständigaufdenNamen Heni.<br />

Sie werfen ihm vor, als Geschäftsführer<br />

derEnBW-AtomsparteEnKKseineKompetenzen<br />

maßlos überschritten zu haben. Es<br />

geht um Lieferungen von Uran aus russischen<br />

Militärbeständen, den Rückbau des<br />

Kernkraftwerks Obrigheim, Beratungsund<br />

Darlehensverträge, sowie ein geplantes<br />

Überwachungssystem für Atomtransporte<br />

in Russland namens „Easy-Toll“.<br />

Heni, so der Vorwurf, soll mit Bykow eigenmächtigMillionenverträgeabgeschlossen<br />

und das Geld nicht selten noch am selben<br />

Tag überwiesen haben. Von „Vorauszahlungen<br />

ohne angemessene Sicherheiten“<br />

ist die Rede. Heni und Co. hätten „gegen<br />

ihre Sorgfaltspflichten verstoßen“, so<br />

die Prüfer. Das Schadenersatzverfahren<br />

vor dem Landgericht Heilbronn steht noch<br />

ganzamAnfang.Ob dieEnBW amEnde obsiegen<br />

wird, ist allerdings fraglich.<br />

Es gibt zahlreiche interne Unterlagen –<br />

Sitzungsprotokolle, Aktenvermerke, Mailverkehr<br />

– die gehörig Zweifel nähren an<br />

derVersionvomAlleingängerWolfgangHeni.Vielmehrdeutensiedaraufhin,dassviele<br />

Top-Manager bis hinein in den Vorstand<br />

der EnBW AG ganz gut über die Russlandaktivitäten<br />

ihres Atommanagers und die<br />

Bykow-Connection Bescheid wussten.<br />

Schon die Struktur des EnBW-Konzerns<br />

scheintderVersionvomAlleingängerzuwidersprechen.<br />

Die Atomtochter EnKK ver-<br />

Der zweite große Komplex ist die sogenannte„Russland-Affäre“.Esgeht<br />

umGeschäfte mit<br />

dem russischen Lobbyisten Andrej Bykow und<br />

dessenSchweizerFirmen.Er hatfürdieEnBWin<br />

Russland Geschäfte im Volumen von mehr als<br />

400Millionen Euroeingefädelt. EnBWsoll dabei<br />

130 Millionen Euro Schaden entstanden sein.<br />

Insgesamthat derKonzernBykow mehrals 200<br />

Millionen Euro an Honoraren gezahlt. Für die<br />

Vermittlung von Nukleargeschäften und damit<br />

verbundene Dienstleistungen, heißt es. Bykow<br />

behauptet jedoch, er habe das Geld auch zur<br />

„Klimapflege“ in Russland ausgegeben, damit<br />

EnBW dort an dringend benötigtes Erdgaskam.<br />

DarübergebeesGeheimverträge mitEnBW.Bewiesen<br />

ist das nicht; die Mannheimer Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt. MBAL/URIT<br />

fügtekaumübereigeneMittel.IhrChefHeni war bei größeren Ausgaben auf Zuwendungen<br />

anderer Konzernableger angewiesen.<br />

Woher kamen die vielen Millionen Euro,<br />

die er an Bykows vorwiegend in der<br />

Schweiz angesiedelte Firmen überwies?<br />

Zudem war der EnKK-Aufsichtsrat gespickt<br />

mit Vorstandsmitgliedern der MuttergesellschaftKWGundderdarüberangesiedelten<br />

EnBW AG. Sollten alle diese Top-<br />

Manager ahnungslos gewesen sein? KonnteHenianihnenvorbeiriesigeMillionengeschäfte<br />

abwickeln? Und vor allem: Wie<br />

kauft man Hunderttausende Kilogramm<br />

Uran ein, ohne dass es im Konzern auffällt?<br />

Scheinbar mühelos öffnet<br />

Bykow die Türen in Ministerien<br />

und zu Medwedjew<br />

Als Wolfgang Heni im Frühjahr 2001<br />

nach Moskau fliegt, begleiten ihn gleich<br />

mehrere EnBW-Manager. Man will die<br />

Schlagkraft eines russischen Lobbyisten<br />

testen. Und tatsächlich: Scheinbar mühelos<br />

öffnet dieser Andrej Bykow die Türen in<br />

Ministerien und zu einem gewissen Dmitrij<br />

Medwedjew, damals enger Mitarbeiter<br />

des Präsidenten Wladimir Putin und später<br />

dessen Nachfolger. Die Gäste aus<br />

Deutschland sind schwer beeindruckt. Bykow,<br />

so ist man sich einig, sei der richtige<br />

Mann, um EnBW auch Zugang zu russischem<br />

Gas zu verschaffen.<br />

DerdamaligeEnBW-VorstandschefGerhard<br />

Goll persönlich habe ihm den Auftrag<br />

erteilt, seine guten und langen BeziehungeninRussland<br />

zunutzen,„umeinen möglichenGasbezuganGazpromvorbeiauszuloten“.<br />

So trägt es Heni Jahre später, am 22.<br />

Juni 2004, ausweislich des Protokolls im<br />

Vorstand der EnBW AG vor. Da war Goll<br />

schon nicht mehr im Amt. Auf SZ-Anfrage<br />

wollten Heni und sein Anwalt sich zu dem<br />

gesamten Komplex nicht äußern.<br />

Wolfgang Heni und Andrej Bykow liefen<br />

sich Mitte der Neunzigerjahre erstmals<br />

über den Weg. Zwei sehr unterschiedliche<br />

Männer: Unscheinbarer Kaufmann der eine,<br />

schillernder Selbstdarsteller mit Hang<br />

zum Religiösen der andere. Ab 2001 werden<br />

die Beziehungen immer enger. Bykow<br />

nimmt Heni zu einem Besuch bei SüdafrikasPräsidentNelsonMandelanachJohannesburg<br />

mit. Heni wird Kuratoriumsmitglied<br />

in einer Stiftung Bykows, und der hält<br />

eineRede,alsdasrussischeAtomministerium<br />

Heni eine Urkunde verleiht.<br />

Mitte der Neunzigerjahre besorgt Wolfgang<br />

Heni der EnBW Nuklearmaterial aus<br />

BeständenderRotenArmee.DieRussenhaben<br />

die Kontrolle über ihre in dem riesigen<br />

LandverstreutenatomarenWaffenbestände<br />

zum Teil verloren. Die Angst geht um,<br />

waffenfähiges Plutonium könnte in terroristische<br />

Hände gelangen. Es ist ein von<br />

den höchsten politischen Ebenen beider<br />

Staaten gewollter Deal, den Heni und Bykowabwickeln:EnBWerhältrelativgünstiges<br />

Material für seine Kernkraftwerke –<br />

Russlandhatein Sicherheitsproblemweniger<br />

und verdient auch noch daran.<br />

EnBW-internistHenisengeZusammenarbeit<br />

mit Andrej Bykow kein Geheimnis.<br />

Am 24. Juni 2004 schreibt Heni eine<br />

E-Mailan EnBW-VorständeundAufsichtsräte.<br />

Es geht um ein bevorstehendes Geheimtreffen<br />

in Berlinzum Thema NuklearsicherheitinRussland.ErfügteinachtseitigesDossierzumThemaan.Esgehtum„Easy-Toll“,<br />

ein geplantes Überwachungssystem<br />

für Atomtransporte in Russland ähnlichdemMautsystemToll-Collectaufdeutschen<br />

Autobahnen.<br />

In der Schweiz wird die Firma Easy Toll<br />

SystemsSAgegründet;BykowwirdihrPräsident.<br />

Im Verwaltungsrat sitzt von Januar<br />

<strong>2006</strong> bis März 2008 EnBW-Vorstand Zimmer,<br />

anschließend bis Oktober 2009 Wolfgang<br />

Heni. Easy-Toll, eines der Projekte,<br />

die Heni eigenmächtig betrieben haben<br />

soll,wirdsogarThema imEnBW-Vorstand.<br />

BeieinerSitzungam20.Mai2005stelltHeni<br />

das Projekt mit einer 14-seitigen Power-<br />

Point-Präsentation vor. Der Vorstandsvorsitzende<br />

Utz Claassen nennt den Plan laut<br />

Protokoll „hervorragend“, lobt „den hohen<br />

Einsatz und das große Engagement“ aller<br />

Beteiligten und dankt Zimmer und Heni<br />

für deren „sehr gute Arbeit“.<br />

AuchinpunctoGasistHeni weiterunterwegs<br />

– mit Bykow. Ein von beiden eingefädelter<br />

Einstieg der EnBW bei der Erschließung<br />

von Gasfeldern im russischen Kharampour<br />

scheitert 2002. Als Wolfgang HenisechsJahrespäterinUrengojwieeinTourist<br />

in die Kamera lächelt, ist eine EnBW-<br />

Beteiligung dort im Gespräch. Am Ende<br />

kommt alles ganz anders.<br />

Vorigen Donnerstag gab EnBW stolz bekannt,<br />

man habe einen Zehn-Jahresvertrag<br />

mit einem ausländischen Gaslieferantenabgeschlossen.Gesamtvolumen:<br />

Sechs<br />

Milliarden Euro. Um den Lieferanten<br />

macht die EnBW ein großes Geheimnis. Es<br />

soll sich um Novatek handeln, nach Gazprom<br />

die Nummer zwei in Russland. Wer<br />

das Geschäft eingefädelt hat, wollte EnBW<br />

auch auf zwei Nachfragen nicht mitteilen.<br />

Es soll Wolfgang Heni gewesen sein.<br />

HEUTE<br />

Montagsinterview<br />

Bundestagspräsident Lammert<br />

kritisiert die „gigantischen<br />

Einkommensunterschiede“. 16<br />

Politik und Markt<br />

Die Serie von Umweltsünden<br />

ausländischer Multis in<br />

Schwellenländern hält an. 17<br />

Unternehmen<br />

Der Aufsichtsrat sucht einen Chef<br />

für Opel. Er soll die Geschäfte<br />

nur kommissarisch führen. 18<br />

Geld<br />

Visa und Mastercard beenden<br />

Streit mit dem Einzelhandel<br />

über illegale Absprachen. 20<br />

R www.sz.de/wirtschaft


16 HBG WIRTSCHAFT<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

INTERVIEW: MARC BEISE UND<br />

KARL-HEINZ BÜSCHEMANN<br />

Ein gewaltiger Raum für ein paar<br />

Irdische. Norbert Lammert, 63,<br />

hatindasweitläufigeRepräsentationszimmer<br />

des Bundestagspräsidenten<br />

im Reichstag gebeten. Hier werden<br />

ausländische Gäste empfangen. Ein großer<br />

runder Tisch und eine ausladende Sitzgruppe<br />

aus schwarzem Leder. In der sitzt<br />

der zweithöchste Repräsentant des Staates<br />

(nach dem Bundespräsidenten), um mit<br />

den Interviewern über Politik und Wirtschaft<br />

zu sprechen. Norbert Lammert beginnt<br />

leise und langsam, wägt jedes Wort.<br />

Im Lauf des Gesprächs wird er Fahrt aufnehmen,eskannsogarheftigwerden.Lammert<br />

sorgt sich um die Akzeptanz der<br />

Marktwirtschaft und der Demokratie. Er<br />

prangert Missstände an.Kürzlich hat er die<br />

unbekümmerteSuspendierungder Altersgrenze<br />

für Manager beim Großkonzern<br />

VW zugunsten des dort allmächtigen<br />

75-jährigen Aufsichtsratschef Ferdinand<br />

Piëch kritisiert, die sogar ohne Begründung<br />

erfolgt sei, „weil es für Außerirdische<br />

offensichtlich gar keiner Begründung bedarf“.<br />

Zum Gebaren von Managern hat der<br />

Bundestagspräsident noch mehr zu sagen,<br />

und auch zur Euro-Rettung und zum Verhältnis<br />

von Markt und Staat.<br />

SZ: Herr Lammert,in der Euro-Krise treiben<br />

die Finanzmärkte die Regierungen<br />

unddiesedieParlamentevorsichher.Entscheidungen<br />

werden durchgepeitscht.<br />

WielangewollenSiealsBundestagspräsident<br />

sich das noch gefallen lassen?<br />

Norbert Lammert: Der Eindruck kann entstehen,<br />

ist aber nicht ganz richtig. Dass in<br />

Krisen Regierungen handeln und Parlamenteeineeherbeobachtendeundeinenotarielle<br />

Rolle haben, ist normal. Deswegen<br />

ist nicht auffällig, dass es einen AktionismusaufRegierungsseitegibt.Deraußergewöhnliche<br />

Punkt ist,dass esin solchen Krisensituationen<br />

zum Ausbau parlamentarischer<br />

Beteiligung kommt.<br />

Die Erkenntnis, dass der Bundestag in<br />

der Krise nicht etwa ohnmächtiger wird,<br />

sondern sogar mehr Macht erhält, haben<br />

Sie exklusiv.<br />

Dasglaubeichnicht.InkeinerLegislaturperiode<br />

hat es einen stärkeren Zuwachs an<br />

parlamentarischer Mitwirkung gegeben<br />

alsindieser,sodassparallelzurMedienvermutung<br />

einer Marginalisierung von Parlamenten<br />

in der Realität das genaue Gegenteil<br />

stattfindet.<br />

Woran machen Sie das fest?<br />

Europäische Angelegenheiten, die bis vor<br />

wenigen Jahren rein exekutives Handeln<br />

waren, sind seit dem Lissabon-Urteil des<br />

Bundesverfassungsgerichts und dem daraus<br />

entwickelten Parlamentsbeteiligungsgesetz<br />

die Umwidmung der Europapolitik<br />

in Innenpolitik mit anderen Mitteln. Seitdem<br />

muss bei allen europäischen InitiativendasParlamentbeteiligtwerden.Wirhaben<br />

in Deutschland zum ersten Mal eine<br />

Rollenverteilung, die in der Parlamentsgeschichteuntypischist,dasswirbeiinternationalen<br />

Verhandlungen quasi mit am<br />

Tisch sitzen, und am Ende über einen Vertragstext<br />

votieren, dessen Entstehen wir<br />

begleitet haben.<br />

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Innenpolitischhat dieses Verfahren aber<br />

einen Preis. Die Menschen haben den<br />

Eindruck,dassalleuntereinerDeckestecken,dassfürRettungsschirmeundBanken<br />

Milliarden Euro dasind und für soziale<br />

Probleme kein Geld.<br />

Das ist wohl wahr. Eine Wirtschaftsordnung<br />

verliert Akzeptanz, wenn den Leuten<br />

die Plausibilität der Zusammenhänge abhandenkommt.DiemeistenMenschenwollen<br />

nicht alle Einzelheiten übersehen, aber<br />

siewollendenEindruckhaben,dassdie Akteure<br />

mit der gebotenen Sorgfalt und Redlichkeit<br />

am Werk sind.<br />

Diesen Eindruck haben viele Bürger erkennbar<br />

nicht mehr. Für wie gefährlich<br />

halten Sie diese Erosion des Systems?<br />

Die halte ich für beachtlich. Das ist nichteine<br />

kurzfristige Schlechtwetterfront, sondern<br />

ein seit langem erkennbarer Klimawechsel.<br />

Nicht irreversibel, aber sehr ernst<br />

zu nehmen.<br />

Ist der zunehmende Zweifel an der Wirtschaftsordnung<br />

sogar eine Gefahr für<br />

die Demokratie?<br />

Im Ergebnis ja. Wenn das Grundvertrauen<br />

in die Wirtschaftsordnung verloren ginge,<br />

Der CDU-Politiker Norbert Lammert im Reichstag in Berlin, hinter sich das Bundeskanzleramt. Krisenzeiten sind Sternstunden der Exekutive, aber der Deutsche Bundestag<br />

schlägt sich nicht schlecht, findet dessen Präsident. „Wir sitzen bei internationalen Verhandlungen quasi mit am Tisch“, sagt Lammert.<br />

„Gigantische Einkommensunterschiede,<br />

die nicht zu rechtfertigen sind“<br />

Verdacht der Selbstbedienung: Bundestagspräsident Norbert Lammert kritisiert die Managergehälter,<br />

beklagt einen Vertrauensverlust für das Wirtschaftssystem und beschreibt die Rolle des Parlaments bei der Euro-Rettung<br />

hätte das Folgen für das politische System.<br />

Die Systeme sind zu eng miteinander verbunden.<br />

Dazwischen kann man keine<br />

Brandmauern errichten.<br />

Wie kann man das Vertrauen in die Wirtschaftsordnungwiederfestigen?SindIhnen<br />

die Spitzenkräfte der deutschen<br />

Wirtschaft dabei eine Hilfe?<br />

Wirkönnen,was Qualifikationund Verantwortungsbewusstsein<br />

des deutschen Managements<br />

angeht, mit anderen Ländern<br />

gut mithalten. Leider werden aber einige<br />

Übertreibungen, die in anderen Ländern<br />

begonnenhaben,auchin deutschenUnternehmen<br />

praktiziert.<br />

Sie denken an die Spitzengehälter?<br />

Ja, da gibt es seit Jahren einen fröhlichen<br />

Überbietungswettbewerb, der nicht immer<br />

mit stichhaltigen Begründungen die<br />

Unvermeidlichkeit einer Einkommensspirale<br />

nach oben vortäuscht.<br />

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn<br />

hat einen Rekordgewinn von 16 Milliarden<br />

Euro geschafft. Dann kann er doch<br />

17 Millionen Euro verdienen?<br />

Ich will mich nicht zu einzelnen Fällen äußern,<br />

aber gerne etwas zu den Corporate-<br />

Governance-Vereinbarungen sagen, die<br />

dieManageralsSelbstregulierungderWirtschaftöffentlichverkündethaben.Dazugehörtauch<br />

die Vereinbarung vonGehaltsbegrenzungen,<br />

von denen sich Unternehmen<br />

aber, wenn es halt nicht passt, möglichst<br />

unauffällig verabschieden.<br />

WelchesGehaltist angemessen?17Millionen<br />

sicher nicht – kann man das so sagen?<br />

Sie können das so sagen, und manche langjährige<br />

Spitzenmanager sagen das inzwischenöffentlichauch.Ichsageesso:Esgibt<br />

gigantische Einkommensunterschiede in<br />

denUnternehmen,selbstzwischenderersten<br />

und der zweiten Leitungsebene. Das ist<br />

nicht zu rechtfertigen, schon gar nicht mit<br />

entsprechenden Leistungs- und Verantwortungsdifferenzen.<br />

Das ist die Verselbständigung<br />

der Gehaltsfindung, die den<br />

Verdacht der Selbstbedienung nahe legt.<br />

Sind Sie über diese Entwicklung als Politiker<br />

richtig sauer?<br />

Ich bin gelegentlich fassungslos über die<br />

Gedankenlosigkeit oder die Skrupellosigkeit,<br />

mit der solche Ansprüche geltend gemacht<br />

und durchgesetzt werden. Das gilt<br />

insbesondere für Klagen zu verweigerten<br />

Bonizahlungen der Finanzmakler, die offenkundig<br />

kein Problem damit haben, die<br />

Folgen ihrer eigenen Fehleinschätzungen<br />

und misslungenen Wettgeschäfte beim<br />

Steuerzahler anzumelden und gleichzeitig<br />

ihrevertraglichbegründetenBonusleistungenbeiordentlichenGerichtenfürsichpersönlich<br />

einzufordern.<br />

Noch einmal: Was ist ein gerechtes Gehalt?<br />

Was ist Ihr Maßstab?<br />

Ich bin nicht treuherzig genug, um eine bestimmtemathematischeRelationalsangemessen<br />

oder ethisch begründbar auszugeben.<br />

Da traue ich dem Wettbewerb mit sei-<br />

nem Kontrollmechanismus mehr Augenmaß<br />

und Steuerungskraft zu als noch so<br />

gut gemeinten statistischen Vorgaben. Es<br />

gibtjaauchlängstinderWirtschafteineDebatte,<br />

auch wenn ich nicht erkennen kann,<br />

dasssiesichinverändertenVerhaltensmustern<br />

niederschlägt.<br />

Sondern?<br />

Es ist doch offensichtlich so, dass die erstaunliche<br />

Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Wirtschaft,<br />

die noch vor 15 Jahren im Ausland als kranker<br />

Mann Europas galt, ganz wesentlich<br />

der Lohn- und Gehaltsdisziplin der Beschäftigten<br />

zu verdanken ist, deren ReallöhnesichindiesemZeitraumkaumverändert<br />

haben. Die einzige auffällige Veränderung<br />

hat in den Vorstandsetagen stattgefunden.<br />

Was folgt daraus?<br />

EsgibtinUmfragenseiteinigenJahrenstabile<br />

hohe Mehrheiten, die die UngerechtigkeitderEinkommens-undVermögensverteilung<br />

beklagen. Der geringste Anteil befindet<br />

sich bei FDP-Wählern, und selbst<br />

hier liegt er bei 65 Prozent. Der Krug geht<br />

so lange zum Brunnen, bis er bricht.<br />

In der Wirtschaft selbst sehen manche<br />

Manager dieses Problem auch. Sie setzenauffreiwilligeVerhaltensregeln.Reichen<br />

Appelle noch?<br />

IchhabenichtdenEindruck,dassdieSelbstverpflichtungen<br />

wirklich ernst genommen<br />

werden. Ich kann den Unternehmen nur<br />

empfehlen, die öffentliche Wirkung ihrer<br />

Entscheidungen nicht zu unterschätzen.<br />

Sie müssen statt gesetzlicher Regelungen<br />

eigene ethische Ansprüche wirtschaftlichen<br />

Handelns Realität werden lassen.<br />

Wenn es aber freiwillig nicht geht, brauchenwirdanndochmehrgesetzlicheRegeln<br />

- auch zur Gehaltsfindung?<br />

Ich würde eine nichtgesetzliche Regelung,<br />

die begründete Flexibilitäten erlaubt, einer<br />

gesetzlichen Regelung vorziehen, die<br />

der Natur der Sache nach ausnahmslos gilt<br />

und keine Berücksichtigung von Einzelfällengestattet.AberwennessolcheVerpflichtungen<br />

nicht gibt oder sie in der Realität<br />

leerlaufen, dann wächst der Druck zu gesetzlichen<br />

Regelungen.<br />

In der Wirtschaft hört man oft die Klage,<br />

die meisten Politiker hätten keine Ahnung<br />

von Wirtschaft,fürdie Zusammenhänge<br />

beim Euro gelte das erst recht …<br />

WärederüberlegeneSachverstanddervermeintlichen<br />

Experten die natürliche<br />

GrundlagefürzielgerichtetesHandeln, hätte<br />

esdieTurbulenzen aufden Finanzmärkten<br />

nie geben dürfen. Ich erinnere mich,<br />

dass der verzweifelte Appell der Finanzakrobaten<br />

an den Staat, den diese für das<br />

letzte verbliebene Hindernis für die Effizienz<br />

der Märkte gehalten haben, den totalen<br />

Zusammenbruch der Finanzmärkte<br />

erst verhindert hat. Soviel zum Thema,<br />

dass die einen was von der Sache verstehen<br />

und die anderen ahnungslos sind.<br />

Der Versuch, die europäische Schuldenkrise mit immer mehr Geld zu lösen, ist gescheitert,<br />

sagt Norbert Lammert. „Unser Problem ist nicht, dass zu wenig Geld im<br />

System ist, sondern dass es zu wenig Regeln gibt.“ FOTOS: JENS NEUMANN/VISUM<br />

Heißt das auch, dass Sie auf den Rat von<br />

Wirtschaftsvertretern nichts geben? Wo<br />

suchen Sie persönlich Rat?<br />

Selbstverständlich haben wir alle unsere<br />

Kontakteauch indieWirtschaft.Politikfindet<br />

doch nicht unter einer Glasglocke statt,<br />

sondern als dauerhafter Feldversuch mit<br />

ständigen absehbaren und nicht absehbaren<br />

Herausforderungen und Konfrontationen.<br />

Das spürt doch jeder Abgeordnete,<br />

wenn Unternehmen in seinem Wahlkreis<br />

Schwierigkeiten haben und sich melden<br />

und viele auch den regelmäßigen Kontakt<br />

pflegen, weil sie am Ort eine besondere Bedeutung<br />

haben. Immer, wo es Branchenproblemegibt,gibtesdenorganisiertenDialog.<br />

Es gibt ja auch die Gespräche mit Verbänden.<br />

ManchePolitikerbeklagendenvielstimmigen<br />

Chor der Experten.<br />

Ich tue das nicht. Ich wäre eher erstaunt,<br />

wennalleeinerMeinung wären. Aber wenn<br />

die Fachleute zu sehr unterschiedlicher<br />

Einschätzung der Lage und extrem unterschiedlichen<br />

Handlungsempfehlungen<br />

kommen, dann sollte man der Politik nicht<br />

den Vorwurf machen, sie folge mit mangelndem<br />

eigenen Sachverstand nicht den<br />

luziden Empfehlungen der Wissenschaften.<br />

Wenn nicht einmal die Experten wissen,<br />

wo es langgeht, wie können Sie dann als<br />

Politiker überhaupt zuverlässige Entscheidungen<br />

treffen?<br />

Politische Entscheidungen sind in erheblichem<br />

Ausmaß kollektive Plausibilitätstests.<br />

Klingt gut. Was heißt das konkret?<br />

Das Geheiminis der erfolgreichen Arbeit<br />

vonParlamenten besteht darin,dass regelmäßig<br />

eine kleine Gruppe von tatsächlichen<br />

oder vermeintlichen Experten einer<br />

wesentlich größeren Zahl von Kolleginnen<br />

undKollegen,dienichtExpertensind,plausibel<br />

zu machen versucht, warum sie sich<br />

so oder anders verhalten sollen. Sie müssen<br />

90 Prozent der Kollegen überzeugen,<br />

die mit so simplen Fragen kommen wie:<br />

Warum? Warum jetzt? Warum so? Dieser<br />

Test auf den gesunden Menschenverstand<br />

isteinesognadenloseundzugleichsoeffiziente<br />

Form der kollektiven Urteilsbildung,<br />

dassdarauszwar seltengenialische Lösungen<br />

kommen, aber auch ganz selten große<br />

Flops.<br />

Könnte es nicht sein, dass dieses System<br />

beim Euro an seine Grenze kommt? Die<br />

Fragen sind so kompliziert, und der<br />

Druck der Finanzmärkte ist so groß wie<br />

nie zuvor.<br />

Es spricht genauso viel für die umgekehrte<br />

These, dass gerade bei einem so komplexen<br />

Thema, bei dem die Risiken so hoch<br />

sind,beidemderRatderExpertensouneinheitlich<br />

ist wie bei diesem, das von mir geschilderte<br />

Verfahren umso dringlicher ist.<br />

Wie funktioniert das beim Euro?<br />

Es gibt kein anderes Thema, um das sich so<br />

vieleKollegenjenseitsihrerjeweiligenfachlichen<br />

Ausrichtung so intensiv kümmern,<br />

mit dem sie sich so quälen wie mit diesem,<br />

von dem die allermeisten in einem ruhigen<br />

Gespräch sagen würden: Ich habe davon<br />

keine ausreichende Kenntnis, aber ich<br />

weiß, dass ich dazu votieren muss, und ich<br />

will es wenigstens subjektiv mit gutem Gewissen<br />

zu tun. Deshalb ist der Vorwurf des<br />

Durchpeitschens auch so falsch.<br />

Sie fühlen sich nicht unter Zeitdruck gesetzt?<br />

Naklar, wir allestehen pausenlos durch die<br />

Entwicklung der Märkte unter Zeitdruck.<br />

Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir uns<br />

mal wieder anderen Themen mit ähnlicher<br />

Liebe zuwenden können, wie wir es jetzt<br />

seit vier Jahren mit den Themen des Finanzmarktes<br />

machen, wo uns der erdrückende<br />

Sachverstand derjenigen, die davon<br />

mehr verstehen als die Politiker, von<br />

Monat zu Monat mit neuen Fragestellungen<br />

beglückt.<br />

Was war für Sie die schwierigste Entscheidung<br />

in der Finanzkrise?<br />

Die dramatischste Situation, die ich je erlebt<br />

habe, war diese berühmte Woche im<br />

Herbst 2008, als wir zur Abwehr eines drohenden<br />

Kollaps der Weltfinanzmärkte mal<br />

eben in fünf Tagen einen Rettungsschirm<br />

über 480 Milliarden Euro errichtet haben.<br />

Eine Summe, beinahe doppelt so hoch wie<br />

der damalige Bundeshaushalt. Diese EntscheidungwarsichernichtüberjedenZweifel<br />

erhaben, aber ich halte sie für eines der<br />

Glanzstücke unseres politischen Systems,<br />

auch unter dem Aspekt der Belastbarkeit<br />

unserer politischen Kultur. Schließlich haben<br />

alle Fraktionen und alle Angeordneten,<br />

unabhängig von ihrer späteren EntscheidunginderSache,ineinembeispiellosen<br />

Verfahren der Verkürzung aller üblichen<br />

parlamentarischen Fristen zugestimmt.<br />

Nun allerdings hält das Bundesverfassungsgericht<br />

das ganze Verfahren auf,<br />

es berät womöglich länger über den zwischen<br />

den Regierungen bereits ausgehandelten<br />

Rettungsschirm ESM, als die<br />

Finanzmärkte Geduld haben.<br />

Das werden die Märkte wohl aushalten<br />

müssen.IchhabedieBerechtigungderKläger,<br />

das Euro-Thema dem höchsten deutschen<br />

Gericht vorzulegen, immer vertreten,<br />

auch wenn ich ihre Einschätzung nicht<br />

teile.Karlsruhe sollnichtden Sachverständigenrat<br />

ersetzen. Es hat die Aufgabe, VerträgeundGesetzeaufihreVerfassungskonformität<br />

zu überprüfen. Je wichtiger ein<br />

Thema ist, desto angemessener ist doch eine<br />

solche Prüfung.<br />

Der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />

Paul Kirchhof sagt, eine Instabilität<br />

desRechtswiegeschwereralseineInstabilität<br />

der Finanzen. Um die Herrschaft<br />

des Rechts wieder herzustellen, müsse<br />

man notfalls sogar Wohlstandsverluste<br />

in Kauf nehmen. Stimmt das?<br />

Selbstverständlich. Wenn überhaupt, ist<br />

eher hinzunehmen, dass die Erwartungen<br />

der Märkte durch unsere Rechtsordnung<br />

enttäuscht werden, als umgekehrt unsere<br />

Rechtsordnung durch die Verselbständigung<br />

der Märkte. Unser Problem ist nicht,<br />

dass zu wenig Geld im System ist, sondern<br />

dass es zu wenig Regeln gibt. Der Versuch,<br />

die Probleme mit immer mehr Geld zu lösen,<br />

ist erkennbar gescheitert.<br />

TragendiePolitikernichteineMitverantwortung,<br />

weil sie durch großzügige<br />

Schuldenpolitik einen Beitrag zur Finanzkrise<br />

geleistet haben?<br />

Zweifellos. Aber es geht eben nicht nur um<br />

Staatsschulden, sondern auch um eine Finanzkrise<br />

wegen nicht ausreichender Regulierung.<br />

Die Ökonomen haben uns vor<br />

zehnJahrenweisgemacht,dieFinanzmärkte<br />

müssten immer weiter liberalisiert werden.<br />

Die Politik hat diesem Trend zu großzügig<br />

nachgegeben mit der Folge, dass sich<br />

die Gewichte verschoben haben. DeswegenhabenauchbeideSeitenAnlasszurDemutund<br />

vergleichsweise wenig Grund,mit<br />

stolz geschwellter Brust über das makelloseVerhalteninderVergangenheitaufdiejeweils<br />

andere Adresse zu zeigen.<br />

Und wie geht es nun weiter?<br />

NunmüssenwirdieverschobenenGewichte<br />

zwischen Staat und Markt in eine neue<br />

Balance bringen. Das ist eine mühsame<br />

Aufgabe. Aber sie ist nicht aussichtslos.<br />

Norbert Lammert<br />

Der CDU-Politiker stammt aus dem Ruhrgebiet.<br />

In Bochum wurde er 1948 als erstes von<br />

siebenKindern geboren,dort ist er bis heute –<br />

nunmit eigenerFamilie, Frauund viererwachsenen<br />

Kindern – zu Hause. Sein Vater war Bäckermeister,<br />

der Sohn ging auf das altsprachlich-humanistische<br />

Gymnasium. Er studierte<br />

Politik, Soziologie, Geschichte und Sozialökonomie,<br />

1972 promovierte er zum Doktor der<br />

Sozialwissenschaften. Früh fand er indie Politik.<br />

Zunächst neben der freiberuflichen Tätigkeit<br />

als Dozent in der Erwachsenenbildung,<br />

stieg er in der Kommunal- und Landespolitik<br />

rasch auf. 1980 wurde er erstmals in den Bundestaggewählt.<br />

Inder Ära Kohlwar der „geübte<br />

Strippenzieher“ (so die Einschätzung von<br />

Kollegen) lange JahreStaatssekretär, nacheinanderin<br />

den Ministerienfür Bildung-und Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Verkehr. In der rotgrünen<br />

Ära war er kultur- und medienpolitischer<br />

Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, seit<br />

2005 ist er Präsident des Deutschen Bundestags.<br />

Lammert gilt als ehrlich, fachkundig,<br />

selbstbewusst bis eigensinnig, das Gegenteil<br />

eines„Parteisoldaten“.Die Bundestagsdebatten<br />

lockert er mit seinem Sinn für Ironie und<br />

seinem Humor auf. In diesem Jahr entließ er<br />

seine Abgeordneten mit der Mahnung in die<br />

Sommerpause, sie möchten mit Sondersitzungen<br />

wegen des Euro rechnen: „Schwimmen<br />

Sie nicht zu weit hinaus und achten Sie<br />

darauf, das Handgepäck immer griffbereit zu<br />

haben.“ Und tatsächlich: In dieser Woche tritt<br />

der Bundestag wieder zusammen – außerplanmäßig,<br />

um über die Milliardenhilfe für<br />

Spaniens Banken zu entscheiden.


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 WIRTSCHAFT<br />

HBG 17<br />

POLITIK UND MARKT<br />

Vorwürfe gegen Adidas<br />

London – Die Veranstalter der Olympischen<br />

Spiele in London gehen Vorwürfen<br />

nach, wonach der Sportartikelhersteller<br />

Adidas Fabrikarbeiter in<br />

Kambodscha ausgebeutet haben soll.<br />

Der Fall werde untersucht, sagte ein<br />

Sprecher des Londoner Organisationskomitees<br />

laut Daily Telegraph. Die Zeitung<br />

hatte berichtet, dass Arbeiter in<br />

einer Fabrik nahe der kambodschanischen<br />

Hauptstadt Phnom Penh für die<br />

Herstellung von Olympia-Fanartikeln<br />

trotz einer Arbeitswoche von sechs<br />

Tagen nur ein monatliches Grundgehalt<br />

von 61 Dollar (50 Euro) bekämen. Fabrikarbeiter<br />

sagten der Zeitung, sie<br />

hätten ihr Gehalt bei einer Aufstockung<br />

der täglichen Arbeitszeit von acht auf<br />

zehn Stunden auf 120 Dollar monatlich<br />

aufbessern können. Dies sei aber weniger<br />

als das Existenzminimum, erklärten<br />

Aktivisten. Sollten sich die Vorwürfe<br />

bestätigen, wäre dies ein Verstoß gegen<br />

die Vereinbarung mit den Olympia-Organisatoren,<br />

den Angestellten einen<br />

Lohn zu zahlen, der die Lebenshaltungskosten<br />

deckt. AFP<br />

Kleidung wieder aus den USA<br />

Los Angeles – Nach Kritik an den in<br />

China hergestellten Uniformen der<br />

US-Olympia-Mannschaft soll die Teamkleidung<br />

künftig in den Vereinigten<br />

Staaten produziert werden. Da die Athleten<br />

bereits ihre Kleidung für die Eröffnungs-<br />

und Abschlussfeiern in London<br />

erhalten hätten, sei es zu spät für Änderungen<br />

bei den diesjährigen Sommerspielen,<br />

sagte der Chef des Olympischen<br />

Komitees der USA, Scott Blackmun.<br />

Der Hersteller Ralph Lauren werde<br />

aber sicherstellen, dass die Kleidung<br />

für die Winterspiele 2014 in den USA<br />

gefertigt werde. US-Abgeordnete hatten<br />

scharfe Kritik geäußert, dass Ralph<br />

Lauren die diesjährigen Uniformen in<br />

China hatte anfertigen lassen. „Ich denke,<br />

das Olympische Komitee sollte sich<br />

schämen“, sagte der Mehrheitsführer<br />

im Senat, Harry Reid. Die Uniformen<br />

sollten auf einen großen Haufen geworfen<br />

und verbrannt werden, um noch<br />

einmal von vorn zu beginnen, forderte<br />

der Demokrat. AFP<br />

Proteste an Shell-Tankstellen<br />

Hamburg – Greenpeace-Aktivisten<br />

haben am Wochenende nach eigenen<br />

Angaben in 40 Städten vor Shell-Tankstellen<br />

gegen Ölbohrungen in der Arktis<br />

protestiert. Vor der Tankstelle des Konzerns<br />

am Hamburger Dammtor-Bahnhof<br />

bauten 20 Aktivisten ein etwa drei<br />

Meter hohes Modell eines Ölbohrturms<br />

auf. Aus dem Turm sprudelte eine<br />

schwarze Flüssigkeit, die das darunter<br />

liegende Eis schwarz färbte. Martin<br />

Hofstetter von Greenpeace sagte:<br />

„Wenn wir die Pläne von Shell nicht<br />

stoppen, wird eine der letzten unberührten<br />

Regionen dieser Erde von der Ölindustrie<br />

ausgebeutet. „Sollte es zu einem<br />

Ölunfall kommen, hätte das katastrophale<br />

Folgen für diese Region.“ Ein<br />

Shell-Sprecher betonte, das Unternehmen<br />

arbeite seit Jahrzehnten in arktischen<br />

und subarktischen Regionen.<br />

„Shell besitzt die technische Expertise<br />

und das Know-how, um Öl und Gas<br />

auch unter arktischen Bedingungen<br />

verantwortlich zu produzieren.“ DPA<br />

Allianz bei Seltenen Erden<br />

Hanoi – Japan und Vietnam wollen<br />

Chinas Dominanz bei den begehrten<br />

Seltenen Erden brechen. „Japan und<br />

Vietnam haben sich darauf geeinigt,<br />

ihre Kooperation zu stärken, um 2013<br />

mit der Produktion zu starten“, sagte<br />

Japans Außenminister Koichiro Gemba<br />

nach einem Treffen mit seinem vietnamesischen<br />

Amtskollegen Pham Binh<br />

Minh in Hanoi. Japan wolle bei Forschung,<br />

Abbau und Verarbeitung der<br />

metallischen Grundstoffe rund um das<br />

Dong-Pao-Projekt im Norden Vietnams<br />

mitwirken. Geplant sei die Produktion<br />

von 3000 Tonnen im kommenden Jahr<br />

und 7000 Tonnen im Jahr 2014. China<br />

hat ein Fast-Monopol auf die Förderung<br />

der metallischen Grundstoffe. Dort<br />

werden mit über 100 000 Tonnen jährlich<br />

mehr als 90 Prozent dieser Bodenschätze<br />

aus der Erde geholt. Seltene<br />

Erden werden in der Hightech-Industrie,<br />

zum Bau von Hybrid-Fahrzeugen<br />

oder bei Solar- und Windkraftanlagen<br />

eingesetzt. DPA<br />

Bahn will sich mit GDL einigen<br />

Berlin – Im Tarifstreit zwischen der<br />

Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft<br />

GDL will das Unternehmen<br />

die Verhandlungen zu einem schnellen<br />

Abschluss bringen. „Drohgebärden<br />

bringen uns nicht weiter, sondern konstruktive<br />

und vernünftige Verhandlungen“,<br />

sagte eine Konzernsprecherin. Die<br />

Bahn kündigte an, für die nächste Tarifrunde<br />

am 23. Juli ein neues Angebot auf<br />

den Tisch zu legen. Der Vorsitzende der<br />

Lokführergewerkschaft GDL, Claus<br />

Weselsky, hatte zuvor Warnstreiks in<br />

der Ferienzeit für den Fall nicht ausgeschlossen,<br />

dass sich die Arbeitgeberseite<br />

nicht bewege. „Ein Arbeitskampf ist<br />

nicht vom Tisch“, sagte Weselsky dem<br />

Focus. Die Bahn hatte der Gewerkschaft<br />

ursprünglich eine Lohnerhöhung von<br />

5,5 Prozent für zwei Jahre angeboten.<br />

Die Lokführer lehnen dieses Angebot<br />

als „unzureichend“ und „keinesfalls<br />

akzeptabel“ ab. Sie fordern sieben Prozent<br />

mehr Gehalt bei einer Laufzeit von<br />

zwölf Monaten. DAPD<br />

Für Schlagzeilen sorgte auch der Fall Chevron/Texaco. Jahrelang hat der amerikanische Ölkonzern in Ecuador Öl gefördert und Milliarden Dollar verdient. Für die Bevölkerung<br />

ein Fluch. Im Amazonasgebiet kommen viele Kinder wie Juanito (im Bild) mit Missbildungen zur Welt. FOTO: JOHAN BÄVMAN/AGENTUR FOCUS<br />

VON PETER BURGHARDT<br />

BuenosAires – Irgendwann spürte Ciomara<br />

Rodrígues, dass etwas nicht mehr stimmte.<br />

Seit ihrer Kindheit wohnte die Brasilianerin<br />

auf dem Grundstück nahe der Chemiefabrik<br />

von Paulínia im Hinterland von<br />

São Paulo, ihre beiden Söhne kamen dort<br />

zur Welt. Ihr Ältester musste sich ständig<br />

übergeben und litt unter Durchfall, wenn<br />

sie ihm die Brust gegeben hatte. Heute<br />

plagt ihn eine vergrößerte Milz, und seine<br />

Mutter leidet unter Leberschäden, Depressionen<br />

und weiteren mutmaßlichen Folgen<br />

des Insektizids Aldrin und anderer toxischer<br />

Stoffe. Dabei dachte sich die Frau<br />

erst nichts dabei. Der Betreiber Shell galt<br />

doch als seriös. 1977 bis 1992 stellte der Mineralkonzern<br />

in ihrer damaligen Nachbarschaft<br />

Pflanzenschutzmittel her, dann<br />

übernahm Cyanamid aus den USA, danach<br />

BASF aus Deutschland. „Wer konnte sich<br />

vorstellen, dass man so etwas mit uns<br />

macht?“, fragte Ciomara Rodrígues in der<br />

Zeitung O Globo.<br />

Bendita Mary Andrade ging es noch<br />

schlechter, sie hatte neun Jahre bei Shell in<br />

Paulínia gearbeitet. Ihr Sohn Leonardo wurde<br />

mit Missbildungen im Gehirn geboren,<br />

offenbar war auch dies eine Folge von Einflüssen<br />

aus der Giftküche nebenan. Beide<br />

Frauen gehören zu jenen Klägern, die von<br />

New York – Noch kämpfen die Banken in<br />

der Libor-Affäre um ihren Ruf und ihr<br />

Geld. Schon bald könnte es um die Freiheit<br />

ihrer Händler gehen. Das amerikanische<br />

Justizministerium bereitet Strafverfahren<br />

gegen mehrere Banken und einzelne Angestellte<br />

vor, wie die New York Times berichtet.<br />

Die erste Anklage könnte schon in ein<br />

paar Monaten erhoben werden.<br />

Die Drohkulisse zeigt Wirkung. Mehrere<br />

Großbanken wetteifern inzwischen darum,<br />

den Behörden in den USA und in Europa<br />

ihre Kooperation anzubieten. Die Deutsche<br />

Bank hat sich in diesem Rennen offenbar<br />

einen Startvorteil verschafft: Das Kreditinstitut<br />

brachte sich bei der EU-Kommission<br />

und den Schweizer Kontrollbehörden<br />

schon im vergangenen Jahr als Kronzeuge<br />

ins Spiel, wie übereinstimmend der Spiegel<br />

und die Nachrichtenagentur Reuters melden.<br />

Die Behörden hätten dem Antrag stattgegeben.<br />

Damit kann die Deutsche Bank<br />

auf Strafminderung hoffen.<br />

In London und in den USA kamen jedoch<br />

andere Institute zum Zuge. Zudem haben<br />

in Brüssel auch die Schweizer Großbank<br />

UBS und die britische Bank Barclays Kronzeugenstatus<br />

erlangt, was den Wert der<br />

Aussagen der Deutschen Bank verringern<br />

könnte.<br />

Ein Sprecher des Konzerns wollte sich<br />

am Sonntag zu den Berichten nicht äußern.<br />

Nach groben Schätzungen der Investmentbank<br />

Morgan Stanley, die selbst nicht in die<br />

Affäre verstrickt ist, drohen Deutschlands<br />

größtem Geldhaus finanzielle Belastungen<br />

von mehr als einer Milliarde Dollar.<br />

Die Vorwürfe gegen die Finanzindustrie<br />

wiegen schwer: Jahrelang haben mehr als<br />

ein Dutzend Großbanken den wohl wichtigsten<br />

Finanzwert der Welt manipuliert.<br />

Kranke Geschäfte<br />

Im brasilianischen Paulínia produzierte Shell jahrelang das Insektizid Aldrin. Die Anwohner leiden, Kinder sind missgebildet.<br />

Der Fall ist ein Lehrstück aus der Serie von Umweltsünden ausländischer Multis in Schwellenländern<br />

Die Angeklagten zogen den Prozess<br />

mit Tricks, Geld und einem<br />

Heer von Anwälten in die Länge<br />

den Unternehmen seit Jahren Schadenersatz<br />

fordern. Die Anlage ist seit 2002 geschlossen<br />

und das verpestete Gebiet gesperrt.<br />

Mindestens 61 Betroffene sollen in<br />

den vergangenen zehn Jahren wegen der<br />

krebserregenden und anderweitig schädlichen<br />

Substanzen in Wasser, Luft und Boden<br />

gestorben sein. Mehr als 1000 frühere<br />

Angestellte und Anwohner haben Entschädigungen<br />

erstritten, doch nach wie vor<br />

herrscht juristische Verwirrung.<br />

Ein Gericht entschied 2010, dass Shell<br />

und BASF die Kosten für die Behandlung<br />

der Erkrankten übernehmen. Kürzlich wurde<br />

das Urteil bestätigt. Die Arbeitsrichterin<br />

Maria Inês Corrêa de Cerqueira in Paulínia<br />

verfügte, dass die beiden Unternehmen<br />

622 Millionen Reáis, umgerechnet 248,5<br />

Millionen Euro, für das geschädigte Kollektiv<br />

sowie 64 500 Reáis (25 700 Euro) für jeden<br />

Einzelnen bezahlen. Außerdem seien<br />

pro Arbeitsjahr und Angestellten 20 000<br />

Reáis (8000 Euro) zu entrichten.<br />

Shell/BASF sollten 1,1 Milliarden Reáis in einen<br />

Entschädigungsfonds hinterlegen,<br />

440 Millionen Euro. Letztere Verpflichtung<br />

zur Hinterlegung des Geldes kassierte<br />

indes kurz danach der Oberste Arbeitsgerichtshof<br />

in Brasilia, eine rasche Wende.<br />

Die Verurteilten hatten Rechtsmittel eingelegt.<br />

BASF findet ohnehin, dass Shell verantwortlich<br />

sei. Der Fall Paulínia ist ein<br />

Lehrstück aus der Serie von Umweltsünden<br />

ausländischer Multis in Schwellenländern<br />

und den Konsequenzen.<br />

In Ansätzen erinnert das Drama an den<br />

Rechtsstreit um Chevron-Texaco in Lago<br />

Agrio im Amazonasgebiet von Ecuador. In<br />

Der Libor-Zins fungiert als Referenz für Finanztransaktionen<br />

in einem Volumen von<br />

360 Billionen Dollar. Er wird täglich in London<br />

auf Grundlage der Konditionen ermittelt,<br />

zu denen sich die Banken untereinander<br />

Geld leihen. Zwischen 2005 und 2009<br />

machten die Konzerne falsche Angaben<br />

und verzerrten damit Kreditkosten im gesamten<br />

Finanzsystem. Teils taten sie dies,<br />

um ihre eigene Schwäche zu verbergen,<br />

teils aber auch, um ihre Gewinne zu steigern.<br />

Die Manipulation wirkte sich auf exotische<br />

Derivate genauso aus wie auf Hypotheken<br />

und Studentendarlehen. Schon win-<br />

der Gegend hatte der US-Gigant Texaco jahrelang<br />

nach Öl gebohrt, Milliarden Dollar<br />

verdient und den Urwald verseucht. Dann<br />

zogen die Nordamerikaner ab und hinterließen<br />

ein ökologisches Desaster. Einheimische<br />

starben und wurden krank. Wer<br />

durch den Dschungel fährt, der sieht noch<br />

heute die Spuren schmieriger Verwüstung.<br />

30 000 Geschädigte schlossen sich zusammen<br />

und klagten 1993 gegen Texaco und<br />

Rechtsnachfolger Chevron, angeführt von<br />

mutigen Ecuadorianern wie dem Anwalt<br />

Pablo Fajardo und dem Aktivisten Luis Yanza.<br />

Im Februar 2011 verurteilte ein Gericht<br />

in Lago Agrio Chevron zu einer Entschädigung<br />

in Höhe von 18 Milliarden Dollar, es<br />

war der Umweltprozess mit dem bisher<br />

größten Streitwert. „Ein Triumph der Justiz“,<br />

fand der Jurist Fajardo. Doch auch diese<br />

Causa ist damit keineswegs zu Ende.<br />

Der Ölkonzern Chevron soll fast<br />

60 Millionen Dollar für<br />

Lobbyisten ausgegeben haben<br />

Zuvor hatten die Angeklagten die Verhandlung<br />

mit allen Tricks, viel Geld und einem<br />

Heer von Anwälten in die Länge gezogen.<br />

Unter anderem argumentierte Chevron,<br />

dass der Konzern Petroecuador das<br />

meiste Öl verschüttet habe. Auch die geforderte<br />

Entschuldigung schlug der Konzern<br />

aus, daraufhin verdoppelte sich die Buße<br />

von zunächst 8,6 Milliarden Dollar. Nachher<br />

nannte Chevron die Strafe „illegal“ und<br />

„inakzeptabel“, zog vor ein internationales<br />

Schiedsgericht und verweigert die Zahlung<br />

zige Veränderungen beim Libor-Zins können<br />

Milliardensummen auf der ganzen<br />

Welt bewegen.<br />

Als erste Bank hatte Barclays öffentlich<br />

eingeräumt, jahrelang versucht zu haben,<br />

den Libor zu manipulieren. Mit den Aufsichtsorganen<br />

in den USA und Großbritannien<br />

einigte sie sich auf eine Geldbuße von<br />

450 Millionen Dollar. Dieser Deal bewahrt<br />

die Bank jedoch nicht vor den strafrechtlichen<br />

Ermittlungen, die das Justizministerium<br />

jetzt anstrebt. Im Zuge der Affäre sah<br />

sich die Konzernspitze von Barclays bereits<br />

zum Rücktritt gezwungen. Ein Ergebnis,<br />

mit immer neuen Manövern. Zwischenzeitlich<br />

lief Chevron auch noch Öl vor Brasiliens<br />

Küste aus. Der Druck auf Ecuador wird<br />

erhöht, laut Ecuador sogar im US-Kongress<br />

in Washington. Die Interessengemeinschaft<br />

der Opfer klagte gerade, Chevron<br />

habe in den vergangenen Jahren allein<br />

59 Millionen Dollar für Lobbyisten ausgegeben.<br />

Kein Problem bei einem Nettogewinn<br />

von 27 Milliarden Dollar 2011. Noch<br />

immer ist unklar, ob und wie der Krösus<br />

für sein schmutziges Erbe im Busch zur<br />

Kasse gebeten werden könnte.<br />

Ecuadors linker Präsident Rafael Correa<br />

sagte, es sei ein Kampf von David gegen Goliath.<br />

Manchmal gewinnt David, aber deshalb<br />

muss Goliath nicht verloren haben.<br />

Und was heißt schon Sieg. „Wir kämpfen<br />

seit 18 Jahren für Gerechtigkeit, damit etwas<br />

für uns und unsere Familien getan<br />

wird“, wird in einem Schriftstück der Klägervereinigung<br />

Maria Toalá zitiert, sie lebte<br />

im Ort Shushufindi nahe einer Ölwanne<br />

von Texaco. „Mein Vater ist an Krebs gestorben,<br />

ich habe auch Krebs. Ich bitte darum,<br />

dass für den Schaden endlich Justiz geübt<br />

wird.“<br />

In Paulínia in Brasilien hofft derweil die<br />

ehemalige Shell-Angestellte Benedita Mary<br />

Andrade darauf, dass sie mit der Buße<br />

von Shell und BASF ihren behinderten<br />

Sohn versorgen kann. Das Geld wird ihn<br />

nicht gesund machen. „Aber ich muss seine<br />

Zukunft garantieren. Zu wissen, dass<br />

meine Arbeit die Ursache seiner Probleme<br />

war, ist schmerzhaft.“ Am einstigen Firmengelände<br />

steht ein Schild: „Betreten verboten.<br />

Risiko für die Gesundheit.“<br />

Die Kronzeugen<br />

Die Deutsche Bank und andere Institute hoffen in der Affäre um Zinsmanipulationen auf Schadensbegrenzung<br />

MEISSNERS STRATEGEN<br />

Die Zinsen sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, wobei wir lediglich<br />

festlegen, was als Nachfrage gilt und was als Angebot. CARTOON: DIRK MEISSNER<br />

das die Deutsche Bank, die gerade erst einen<br />

Führungsstreit hinter sich hat und sich<br />

verzweifelt darum bemüht, ihr ramponiertes<br />

Image zu reparieren, um jeden Preis verhindern<br />

will.<br />

Der Kronzeugenstatus in Europa bietet<br />

in den USA jedoch keinen Schutz – und dort<br />

kündigt sich eine Klagewelle an. Städte,<br />

Brokerhäuser und kleine Privatbanken,<br />

darunter das deutsche Bankhaus Metzler,<br />

fordern Schadensersatz. Ihren zivilrechtlichen<br />

Klagen dürften sich etliche weitere<br />

Streitparteien anschließen. Prinzipiell<br />

kann jeder, der geltend machen kann,<br />

durch die Libor-Tricks geschädigt worden<br />

zu sein, gegen die Finanzkonzerne vorgehen.<br />

Einige Banken, darunter mindestens<br />

zwei europäische Geldhäuser, arbeiten Anwälten<br />

zufolge bereits an umfassenden Vergleichen.<br />

Letztlich geht es bei der Libor-Affäre<br />

aber um mehr als nur materielle Schäden,<br />

so hoch sie auch sein mögen. Es geht um<br />

das Gerechtigkeitsempfinden einer verunsicherten<br />

Nation.<br />

In Amerika ist die Ansicht weit verbreitet,<br />

dass die Banken, die das Land 2008 in<br />

die schwerste Krise seit der Großen Depression<br />

gestürzt haben, ungeschoren davon gekommen<br />

sind. So sei bis heute kein Spitzenmanager<br />

der Wall Street strafrechtlich belangt<br />

worden. Die Libor-Affäre wird nun<br />

als Chance gesehen, dieses Versäumnis<br />

nachzuholen. Das ist auch dem Justizministerium<br />

nicht entgangen: „Es ist schwer,<br />

sich einen größeren Fall als Libor vorzustellen“,<br />

zitiert die New York Times einen Ermittler<br />

der Regierung. Allerdings bedeutet<br />

groß in diesem Fall auch hochkomplex.<br />

Die juristische Aufarbeitung wird Jahre<br />

in Anspruch nehmen. MORITZ KOCH<br />

Gribkowsky<br />

lenkt ein<br />

Verhandlungen mit BayernLB über<br />

Freigabe des Millionenvermögens<br />

München – In der Schmiergeldaffäre um<br />

die Formel 1 zeigt der zu achteinhalb Jahren<br />

Haft verurteilte frühere BayernLB-Vorstand<br />

Gerhard Gribkowsky nach seinem<br />

Geständnis weitere Zeichen der Reue. Der<br />

Ex-Banker will das von Formel-1-Chef Bernie<br />

Ecclestone unrechtmäßig erhaltene<br />

Millionenvermögen der Landesbank überlassen,<br />

die darauf Anspruch erhebt. „Wir<br />

bemühen uns, einen Weg zur Wiedergutmachung<br />

des Schadens zu finden“, sagt<br />

Gribkowskys Münchner Rechtsanwalt Daniel<br />

Amelung. „Die Anwälte von Gribkowsky<br />

und die der BayernLB sind in Verhandlungen.“<br />

Bei diesen Gesprächen geht es unter<br />

anderem darum, wie das von Gribkowsky<br />

in seiner österreichischen Privatstiftung<br />

„Sonnenschein“ eingebrachte Vermögen<br />

zur Landesbank nach München transferiert<br />

werden kann.<br />

Das Geld liegt bei der<br />

Privatstiftung „Sonnenschein“<br />

Der damalige BayernLB-Vorstand hatte<br />

von Ecclestone und von der Bambino-Holding,<br />

hinter der die Ehefrau des Formel-1-Bosses<br />

steht, heimlich insgesamt<br />

44 Millionen Dollar kassiert; was später<br />

aufflog. Das war Schmiergeld, wie das<br />

Münchner Landgericht befand. Gribkowsky<br />

legte das Geld in der Privatstiftung<br />

„Sonnenschein“ in Österreich an, wo nach<br />

Abzug der dortigen Steuern etwa 25 Millionen<br />

Euro verblieben. Davon will das Finanzamt<br />

in München 14 Millionen Euro haben,<br />

weil Gribkowsky seine Erlöse in Deutschland<br />

hätte versteuern müssen, zu weit höheren<br />

Sätzen. Auch die Landesbank erhebt<br />

Anspruch auf das Vermögen. Sie wurde<br />

laut Gericht um 41 Millionen Dollar geschädigt.<br />

So viel Geld hatte die BayernLB beim<br />

Ausstieg aus der Formel 1 als Provision an<br />

Ecclestone gezahlt, weil dieser den Käufer<br />

vermittelt habe. Die von Gribkowsky in der<br />

Landesbank durchgesetzte Provision sei<br />

aber nicht nötig gewesen, so das Gericht.<br />

Die Münchner Staatsanwaltschaft und<br />

die BayernLB haben Gribkowskys Vermögen<br />

bereits arrestieren lassen. Der Ex-Banker<br />

wehrte sich mit Einsprüchen bei der<br />

Justiz bislang aber dagegen, die Millionen<br />

herauszurücken. Das Landgericht missbilligte<br />

dieses Verhalten bei Gribkowskys Verurteilung<br />

wegen Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung<br />

und Veruntreuung von Landesbank-Vermögen.<br />

Seine Verteidiger hatten<br />

gleich nach dem Urteil angekündigt,<br />

ihr Mandant werde einlenken. Das geschieht<br />

nun. Offen ist, wie Gribkowskys<br />

Vermögen zwischen Fiskus und Landesbank<br />

aufgeteilt wird. Das Gericht hat deutlich<br />

gemacht, dass Gribkowsky nur dann<br />

mit einer Haftverkürzung rechnen könne,<br />

wenn er die Millionen freigibt. Der ehemalige<br />

Banker geht laut seinem Anwalt Amelung<br />

davon aus, wieder „bei Null“ anfangen<br />

zu müssen. KLAUS OTT<br />

Koalition lehnt<br />

Zwangsabgabe ab<br />

Berlin – Die Regierungskoalition lehnt höhere<br />

Steuern und damit auch eine Zwangsabgabe<br />

für Reiche zur Bekämpfung der<br />

Schuldenkrise weiter ab. Dies komme für<br />

die Union nicht in Frage, sagte Unionsfraktionschef<br />

Volker Kauder der Welt am Sonntag.<br />

Er reagierte damit auf einen Vorschlag<br />

des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW) zu einer Zwangsabgabe für<br />

Vermögende. Bundesfinanzminister Wolfgang<br />

Schäuble (CDU) nannte das DIW-Modell<br />

„weder sinnvoll noch notwendig“. FDP-<br />

Fraktionschef Rainer Brüderle sagte, von<br />

einer solchen Zwangsanleihe wären „Millionen<br />

betroffen, nicht Millionäre“. Schleswig-<br />

Holsteins linker SPD-Chef Ralf Stegner,<br />

Linkspartei-Vize Sahra Wagenknecht und<br />

DGB-Vorstand Claus Matecki sprachen<br />

sich dagegen für eine höhere Belastung Vermögender<br />

aus. „Der Charme einer Zwangsanleihe<br />

liegt darin, dass sie nur Leute betrifft,<br />

die es sich leisten können“, sagte<br />

Stegner. (Seite 4) TÖ<br />

Apple macht<br />

Öko-Kehrtwende<br />

Cupertino – Auf Druck seiner Kunden<br />

kehrt der US-Elektronikkonzern Apple zu<br />

einem amerikanischen Umweltsiegel zurück.<br />

„Wir haben von vielen loyalen Apple-<br />

Kunden gehört, dass sie unglücklich mit<br />

der Entscheidung waren, dass wir unsere<br />

Produkte aus dem EPEAT-Bewertungssystem<br />

herausgenommen haben“, schrieb<br />

Hardware-Chef Bob Mansfield in einem offenen<br />

Brief. „Ich gebe zu, das war ein Fehler.“<br />

Der Chef des Umweltsiegels, Robert<br />

Frisbee, bestätigte Apples 180-Grad-Wende:<br />

„Alle zuvor registrierten Apple-Produkte<br />

und eine Zahl neuer Produkte sind zurück<br />

im EPEAT-System.“ Technologieblogs<br />

hatten vermutet, dass die neuesten<br />

Notebooks der Baureihe MacBook Air wegen<br />

ihrer kompakten Bauweise die Auflagen<br />

zur Recycling-Fähigkeit und einfachen<br />

Reparatur nicht mehr erfüllen und<br />

Apple deshalb lieber gleich alle Geräte vom<br />

Umweltsiegel zurückziehe. „Unser Engagement,<br />

die Umwelt zu schützen, hat sich niemals<br />

geändert“, versicherte Mansfield. Mit<br />

dem Rückzug bei dem von der US-Regierung<br />

unterstützten Umweltsiegel hatte<br />

sich Apple den Weg zu zahlreichen staatlichen<br />

Aufträge verbaut. Viele Verwaltungen<br />

und Schulen verlangen bei Neuanschaffungen,<br />

dass ein Gerät die EPEAT-Auflagen erfüllt.<br />

Die Stadt San Francisco hatte bereits<br />

angekündigt, keine Apple-Computer mehr<br />

anzuschaffen. DPA


18 HF2 WIRTSCHAFT<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

UNTERNEHMEN<br />

Hollande springt Peugeot bei<br />

Paris – Wenn es um heimische Unternehmen<br />

und Arbeitsplätze geht, agiert<br />

der französische Präsident François<br />

Hollande ganz in der Tradition seiner<br />

Vorgänger – gleich welcher Couleur. Er<br />

mischt sich ein. Der Sparplan für den<br />

Autobauer PSA Peugeot-Citroën „ist<br />

nicht akzeptabel, er muss neu verhandelt<br />

werden“, sagte Hollande am Samstag,<br />

dem Nationalfeiertag, in einem<br />

Fernsehinterview. Die Streichung von<br />

8000 Stellen in Frankreich sei ein<br />

„Schock“. Der Staat werde dies nicht<br />

zulassen. Die neue sozialistische Regierung<br />

werde am 25. Juli einen Plan für<br />

die Automobilindustrie vorlegen. Einzelheiten<br />

nannte er nicht, nur eine Abwrackprämie<br />

werde es nicht geben. AFP<br />

UPS verlängert Angebot<br />

Atlanta – Die Übernahme des niederländischen<br />

Paketdienstes TNT Express<br />

durch den US-Konzern UPS zieht sich<br />

hin. Dieser rechnet damit, dass die Wettbewerbshüter<br />

der EU-Kommission den<br />

Kauf eingehender prüfen werden. Das<br />

Angebot an die TNT-Aktionäre werde<br />

deshalb über den 31. August hinaus<br />

verlängert, erklärte UPS. Die Übernahme<br />

soll dann bis zum Jahresende abgeschlossen<br />

werden. UPS bietet 5,2 Milliarden<br />

Euro für TNT und könnte mit dem<br />

Zukauf der Deutschen Post-Tochter<br />

DHL bei den Expresssendungen die<br />

Vorherrschaft in Europa streitig machen.<br />

Die TNT-Führung unterstützt das<br />

Angebot. Die Arbeitnehmervertreter<br />

hatten sich skeptisch geäußert. DPA<br />

Schlappe für Blackberry<br />

San Francisco - Es kommt noch dicker<br />

für Research in Motion (RIM). Wegen<br />

der Verletzung von Patentrechten muss<br />

der angeschlagene Hersteller des Blackberry<br />

147,2 Millionen Dollar an den<br />

Technologiekonzern Mformation Technologies<br />

zahlen. Das entschied ein Gericht<br />

in San Francisco nach einem dreiwöchigen<br />

Prozess und einwöchigen<br />

Beratungen der Geschworenen. Mformation<br />

hatte RIM im Oktober 2008<br />

verklagt, weil der Konzern seine Patente<br />

bei einem Fernsteuerungssystem für<br />

Mobilgeräte verletzt habe. RIM war<br />

einmal der Branchenprimus bei Smartphones.<br />

Seit längerem laufen die Geschäfte<br />

aber schlechter. Im ersten Quartal<br />

machte RIM Verluste. DPA<br />

Unter Druck<br />

Frankfurt – Die Verluste beim weltweit<br />

größten Druckmaschinenbauer Heidelberger<br />

Druck steigen. Im Quartal von<br />

April bis Juni lag das Betriebsergebnis<br />

vor Sondereinflüssen nach vorläufigen<br />

Zahlen bei minus 58 (Vorjahr minus 25)<br />

Millionen Euro, teilte das Unternehmen<br />

mit. Der Umsatz sank auf rund 520<br />

(Vorjahr 544) Millionen Euro. Den Rückgang<br />

schreibt der Konzern der Investitionszurückhaltung<br />

der Kunden im<br />

Vorfeld der Branchenmesse Drupa im<br />

Mai zu. Der Auftragseingang sei dagegen<br />

auf rund 890 (Vorjahr 665) Millionen<br />

Euro gestiegen und erreiche damit<br />

den höchsten Wert seit vier Jahren,<br />

teilte der Konzern mit. REUTERS<br />

Im Haus meines Vaters gibt<br />

es viele Wohnungen<br />

Joh. 14,2<br />

Alfred Stadler<br />

* 19. Januar 1930 + 13. Juli 2012<br />

In Dankbarkeit:<br />

Viktoria<br />

Wolfgang und Eva-Maria mit Andreas, Michael und Katharina<br />

Maria<br />

Uli und Evi mit Phillip<br />

Rupert und Margit mit Valentin und Franziska<br />

Elisabeth und Winnie mit Tobi und Simi<br />

Berthold und Mani<br />

Trauergottesdienst: Donnerstag, 19. Juli 2012,<br />

um 10.00 Uhr in St. Albertus Magnus, anschließend<br />

Beerdigung im Gemeindefriedhof Hohenbrunn.<br />

Anstelle von Blumen bitten wir um Spenden für die<br />

Diözese Verklärung des Herrn, Nowosibirsk.<br />

Die Bestattungskostenversicherung<br />

Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, bedarf einiger<br />

Überwindung. Doch wer seinen letzten Gang in Würde gehen<br />

will, weiß, wie wichtig eine Trauerfallvorsorge und eine Bestattungskostenversicherung<br />

sind.<br />

Das gilt ganz besonders für die vielen Menschen ohne direkte<br />

Angehörige. Hier ist niemand, der sich liebevoll und im Sinne<br />

des Verstorbenen um die letzten Dinge kümmern könnte. So<br />

will die angemessene Gestaltung der Trauerfeier und der eigenen<br />

Beisetzung wohl bedacht sein.<br />

Toni Hanrieder, Vorsitzender des Bestatterverbands Bayern<br />

e.V., kennt diese Problematik. Denn auch die Kosten einer Beerdigung<br />

sind für immer mehr Menschen schwer zu finanzieren.<br />

Das trifft nicht nur die zunehmende Zahl alter Menschen.<br />

Wer denkt schon in jungen Jahren daran, dass ihn ein Unfall<br />

plötzlich aus dem Leben reißen könnte? Und wer denkt schon<br />

daran, dass ein würdiges Begräbnis die Hinterbliebenen in finanzielle<br />

Not bringen könnte?<br />

Eine Bestattungskostenversicherung hilft, diese Sorgen zu vermeiden.<br />

Der Bestatterverband Bayern e.V. und jeder fachgeprüfte<br />

Bestatter informieren gerne und unverbindlich über die<br />

Möglichkeiten einer umfassenden Vorsorge für die eigene Bestattung.<br />

VON THOMAS FROMM UND KLAUS OTT<br />

München–Dem angeschlagenenAutokonzern<br />

Opel droht nach dem Rücktritt von<br />

Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke eine<br />

längere Führungskrise. Bei einer außerordentlichen<br />

Sitzung des Aufsichtsrats am<br />

Dienstag soll laut Tagesordnung nur ein<br />

kommissarischer Opel-Chef gewählt werden.<br />

Eine endgültige Lösung ist damit<br />

nicht in Sicht. „Es scheint, als habe die GM-<br />

Führung in Detroit keine Vorkehrungen<br />

für einen Abgang Strackes getroffen“,<br />

heißt es aus Aufsichtsratskreisen.<br />

Als starker Mann beim deutschen Autobauer<br />

gilt zwar Stephen Girsky vom US-<br />

Mutterkonzern General Motors (GM)inDetroit.<br />

Opel hatte vergangene Woche mitgeteilt,<br />

Girsky werde die Geschäfte von GM in<br />

Europakommissarischleiten.DaGMEurope<br />

praktisch identisch ist mit Opel, läuft<br />

diese Lösung darauf hinaus, dass Girsky<br />

faktisch einstweilen den deutschen Autokonzern<br />

lenkt. Das Problem, so heißt es in<br />

Konzernkreisen: Da Girsky Aufsichtsratschef<br />

von Opel ist, könne er nicht gleichzeitig<br />

den Vorstandsvorsitz übernehmen. Daher<br />

gebe es derzeit keine Anzeichen dafür,<br />

dass der Amerikaner vorübergehend aus<br />

dem Kontrollgremium ausscheide, um<br />

Opel auch formal zu führen.<br />

Chef auf Bewährung<br />

An diesem Dienstag will der Opel-Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden bestellen, allerdings nur kommissarisch.<br />

Ein schwieriges Unterfangen: Wer will schon auf Abruf einen derart angeschlagenen Konzern führen, mutmaßen Arbeitnehmer<br />

Als Kandidaten für den kommissarischen<br />

Vorstandsvorsitz gelten Strategiechef<br />

Thomas Sedran und Produktionschef<br />

Peter Thom. Nach Einschätzungen aus Arbeitnehmerkreisen<br />

wäre Sedraneine „gute<br />

Lösung“, da er nicht durch die vielen Auseinandersetzungen<br />

zwischen GM und Opel<br />

belastet sei. Er könnte deshalb „unvoreingenommen“<br />

auf die Aufgabe herangehen,<br />

den stark defizitären Autobauer zu sanieren.<br />

Es sei, so Arbeitnehmerkreise, allerdings<br />

„unsicher“, ob die Wahl auf Sedran<br />

falle. Aus dem Aufsichtsrat ist zu hören,<br />

man könne sich nicht vorstellen, dass Sedransichdaraufeinließe,unterdiesenUmständen<br />

den kommissarischen Vorstandsvorsitz<br />

zu übernehmen. Sedran wäre ein<br />

ChefaufBewährungmitGirskyalseigentlichem<br />

Chef über sich.<br />

Strackes Demission war offenbar systematisch<br />

betrieben worden, weil er als<br />

schwacher Vorstandschef galt. Aus Arbeitnehmerkreisen<br />

heißt es dazu, GM-Chef<br />

Dan Akerson sei trotzdem davon überrascht<br />

gewesen, dass Stracke nun so<br />

schnell hingeworfen habe. Offenbar sollte<br />

erst Ende Juli im Aufsichtsrat über einen<br />

WechselanderSpitzevonOpelgeredetwerden.<br />

Aus dem Umfeld des Konzerns heißt<br />

es, dass weitere Vorstandsmitglieder als<br />

schwach und austauschbar gälten. Am<br />

SonntagbestätigtederKonzern,dassCheflobbyist<br />

Volker Hoff Opel verlassen habe.<br />

Die neue Unternehmensführung und er<br />

hätten unterschiedliche Vorstellungen<br />

über die Zukunft von Opel, deshalb habe<br />

man sich entschlossen, getrennte Wege zu<br />

gehen, sagte Hoff dem Hessischen Rundfunk.DerCDU-Politikerundfrüherehessischer<br />

Minister für Bundes- und Europaan-<br />

Auch Cheflobbyist Volker Hoff<br />

soll <strong>angeblich</strong> den<br />

Konzern verlassen haben<br />

gelegenheiten arbeitete seit Februar 2010<br />

fürOpelundwarzuständigfürRegierungsbeziehungen.<br />

Arbeitnehmer und Experten befürchten<br />

eine von GM verordnete Rosskur für die<br />

Rüsselsheimer Traditionsmarke. Opel leidet<br />

wie andere Massenhersteller unter der<br />

Absatzkrise in Europa. Erst vor zwei Wochen<br />

hatte der Aufsichtsrat ein von Stracke<br />

vorgelegtes Sanierungskonzept gebilligt.<br />

Dieses sieht Investitionen in neue Modelle,<br />

eine engere Zusammenarbeit mit dem<br />

ebenfalls krisengebeutelten französischen<br />

AutobauerPSAPeugeotCitroënsowiedrastische<br />

Einsparungen bei Material-, Entwicklungs-<br />

und Produktionskosten vor. Ein<br />

Opel-Sprecher hatte am Freitag erklärt,<br />

Opel stehe auch nach dem Führungswechsel<br />

zu seinem Sanierungsplan, über dessen<br />

Umsetzung noch verhandelt wird. Die<br />

Schließung einzelner Standorte ist bislang<br />

nichtbeschlossen.VieleBeschäftigtefürchten<br />

solche Maßnahmen, trotz bestehender<br />

Verträge, die das in den nächsten vier Jahren<br />

ausschließen sollen. Vor allem das<br />

Werk Bochum könnte in einigen Jahren<br />

dicht gemacht werden. Einige befürchten,<br />

dass dies nun früher als geplant geschieht.<br />

Was genau den Opelanern genau bevorsteht,<br />

können sie derzeit nur ahnen. In einer<br />

Mail an die Mitarbeiter schrieb Interimschef<br />

Girsky, er wolle die Konzernstrategie<br />

verschärfen – und verlange von den<br />

MitarbeiternmehrAnstrengungen.„Unsere<br />

erfolgreiche Revitalisierung erfordert<br />

von uns allen die Bereitschaft, das Geschäftanders<br />

zu machen als bisherund dabei<br />

schnell zu handeln. Jeder Einzelne von<br />

uns ist verantwortlich für die Ergebnisse",<br />

so Girsky. Vielen Mitarbeitern mag dies<br />

wieHohn vorkommen: SchuldanderMisere<br />

des Herstellers, das sagen auch renommierte<br />

Experten, sind nicht die Arbeiter,<br />

sondern die Topmanager: Sie haben die<br />

StrategiedesaufEuropabeschränktenHerstellers<br />

festgezurrt. Eine Strategie, die<br />

schon lange nicht mehr funktioniert.<br />

Sie bangen seit Jahren um ihr Werk: Opel-Mitarbeiter in Bochum. FOTO: SASCHA SCHUERMANN/DAPD<br />

Waldfriedhof, Alter Teil:<br />

Erdbestattungen:<br />

13.00 Lamperski Margarete, Hausfrau, 89 Jahre<br />

13.30 Schweiger Maria, Schwester M. Baratina,<br />

Barmherzige Schwester, 95 Jahre<br />

14.30 Möller Rudolf, Beamter, 90 Jahre<br />

Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz:<br />

Erdbestattung:<br />

9.30 Thurn Christine, Hausfrau, 92 Jahre<br />

Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz:<br />

Feuerbestattung:<br />

13.45 Nigl Friedrich, Metzgermeister, 89 Jahre<br />

Friedhof Pasing:<br />

Urnentrauerfeier:<br />

14.00 Schiller Maria, Hausfrau, 85 Jahre<br />

Westfriedhof:<br />

Feuerbestattung:<br />

15.00 Spitzner Gert, Diplom-Ingenieur, 72 Jahre<br />

Westfriedhof:<br />

Urnentrauerfeiern:<br />

12.00 Scheuerer Rosa,Verwaltungsfachangestellte, 91 Jahre<br />

13.00 Müller Erwin, Innenausstatter, 77 Jahre<br />

Zur Beratung und Entgegennahme von<br />

Bestattungen Landeshauptstadt München<br />

Nordfriedhof:<br />

Erdbestattung:<br />

12.00 Vercamer Robert, Biochemiker, 84 Jahre<br />

Nordfriedhof:<br />

Feuerbestattungen:<br />

9.00 Spranger Marianne, technische Zeichnerin,<br />

67 Jahre<br />

9.45 Dr. Walter Eva, Lektorin, 77 Jahre<br />

Nordfriedhof:<br />

Urnentrauerfeier:<br />

11.15 Grundner Maria, Kontoristin, 84 Jahre<br />

Ostfriedhof:<br />

Erdbestattung:<br />

Familien- und Traueranzeigen<br />

Friedhofverwaltung – Telefon 2319901 – heute, Montag, 16. Juli 2012<br />

13.00 Singer Felix, Prokurist, 84 Jahre<br />

Ostfriedhof, Krematorium:<br />

11.30 Ertl Siegfried, Software-Ingenieur, 67 Jahre<br />

Ostfriedhof, Krematorium:<br />

Urnentrauerfeiern:<br />

8.30 Borkmann Klaus Harald Bernhard, 83 Jahre<br />

9.15 Frohn Theo Herbert, Telefonist, 68 Jahre<br />

steht unser Service-Zentrum in der Fürstenfelder Straße 7 in 80331 München<br />

Montag bis Donnerstag: 9.30 – 18.00 Uhr<br />

Freitag und Samstag: 9.30 – 16.00 Uhr<br />

Sonntag: 11.00 – 14.30 Uhr<br />

sowie unsere telefonische Anzeigenannahme, Telefon 0 89/21 83 - 10 30, gerne zur Verfügung.<br />

(An Feiertagen ist das Service-Zentrum wie Sonntags von 11.oo Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet)<br />

Neuer Südfriedhof:<br />

Erdbestattungen:<br />

ZWISCHEN DEN ZAHLEN<br />

Kiffen für den<br />

Durchblick<br />

Diese E-Mails zu lesen, so<br />

sagte Bob Diamond, habe ihm<br />

physische Schmerzen bereitet.Diamondwarbisvorwenigen<br />

Tagen Chef der Großbank<br />

Barclays.Nunist eresnichtmehr.InderAffäre<br />

ging es um manipulierte Marktzinsen<br />

–undebendieseE-Mails,indenensichgierige<br />

Aktienhändler gegenseitig Champagner<br />

versprachen. Man darf wohl davon<br />

ausgehen, dass die Erkenntnis, mit der der<br />

britische Softwareanbieter Mimecast dieser<br />

Tage aufwartete, Bob Diamond nur ein<br />

geringer Trost ist: Die meisten E-Mails, die<br />

im Büro landen, sind nicht wirklich wichtig!ZweiDrittel,sohatMimecastherausgefunden,<br />

sind für den Job völlig irrelevant.<br />

Fast jede zehnte Mail ist digitaler Müll.<br />

Man hatte so etwas schon geahnt. In einer<br />

einzigen Minute werden nämlich 168<br />

Millionen E-Mails quer durchs World Wide<br />

Webgeschickt–diekönnennichtallewichtig<br />

sein. Die große Schwierigkeit besteht<br />

darin herauszufinden, was wirklich wichtig<br />

ist. Je größer die Flut, desto hilfloser<br />

sind die Empfänger. In den USA haben bereits<br />

einige Firmen eine Art Schutzwall<br />

hochgezogen: Die Unternehmensberatung<br />

Deloitte oder der Chipkonzern Intel etwa<br />

haben ihren Mitarbeitern einen E-Mailfreien<br />

Tage verordnet. Denn die digitale<br />

Korrespondenz, vor allem die unnütze, sie<br />

drückt auf die Bilanz: Alle 13 Minuten, so<br />

habenStatistikerermittelt,wirdeindurchschnittlicherAngestellterbeiseinerAufgabe<br />

unterbrochen, weil eine E-Mail aufploppt.<br />

Und dann braucht er im Schnitt 20<br />

Minuten, um gedanklich wieder zu der Sache<br />

zu finden, aus der ihn diese Mail gerissen<br />

hat. Das geht auf die Konzentration.<br />

Wie stark E-Mails den Geist benebeln,<br />

hat der Psychologe Glenn Wilson bereits<br />

vorsiebenJahrenwissenschaftlichnachgewiesen.ErschicktedreiGruppenzumIntelligenztest:<br />

Eine war dabei ungestört, die<br />

zweite wurde durch E-Mails und Telefonanrufe<br />

abgelenkt, der dritten hatten die<br />

ForscherzuvoreineordentlicheDosisMarihuana<br />

verpasst. Die Bekifften schnitten etwas<br />

schlechter ab als die Ungestörten.<br />

Noch schlechter machten sich diejenigen,<br />

dieAnrufen undE-Mailsausgesetzt waren.<br />

Vielleicht hätte Diamond ab und zu einen<br />

Joint gebraucht. Marihuana soll auch<br />

Schmerzen lindern. VARINIA BERNAU<br />

Zitterpartie bei<br />

Neckermann<br />

Frankfurt – Zum Wochenauftakt geht es<br />

für Neckermann um alles oder nichts.<br />

EntwedermündendieSondierungsgespräche<br />

zwischen dem Investor Sun Capital als<br />

Eigentümer und den Gewerkschaften in<br />

Verhandlungen oder es kommt das Aus.<br />

Die Gewerkschaften ringen um Abfindungen<br />

für 1380 Beschäftigte, denen gekündigt<br />

wurde. Neckermann hatte bisher gesagt,<br />

kein Geld für Abfindungen zu haben.<br />

Sollten die Beschäftigten klagen, sei die<br />

ExistenzdesUnternehmensgefährdet.Insgesamt<br />

arbeiten bei Neckermann 2400<br />

Menschen. Das Logistikzentrum soll geschlossen,<br />

das Versandgeschäft auf das<br />

Internet beschränkt werden. Der Erfolg<br />

dieser Radikalkur ist ungewiss. HE<br />

11.15 Troppmann Lina, Hausfrau, 86 Jahre<br />

13.00 Wimmer Otto, Kirchenmalermeister, 71 Jahre<br />

13.45 Rosner Helene, Hausfrau, 88 Jahre<br />

15.15 Reiter Emma, Hausfrau, 97 Jahre<br />

Friedhof Allach:<br />

11.30 Trauerfeier in der Kirche St. Peter und Paul,<br />

anschließend Urnenbeisetzung<br />

Amtmann Georg,Verlagskaufmann, 60 Jahre<br />

Friedhof Obermenzing:<br />

Urnentrauerfeier:<br />

11.00 Bayerlein Barbara, Hausfrau, 83 Jahre<br />

Bestattung im Landkreis München<br />

Friedhof Neubiberg:<br />

10.30 Trauerfeier zur Feuerbestattung<br />

Kaltenborn Siegfried, Soldat, 87 Jahre


GELD<br />

In Deutschland zugelassene Qualitätsfonds im Wochenvergleich – mitgeteilt von vwd group<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />

13.07. 13.07. 06.07.<br />

Aberdeen Immobilien KAG<br />

DEGI EUROPA € 32,09 30,56 30,54 0,34 DE0009807800<br />

DEGI Internat. € 40,10 38,19 38,39 0,05 DE0008007998<br />

Adviser I Funds, SICAV<br />

Alb&Cie Optiselect € 166,85 158,90 160,90 0,00 LU0107901315<br />

Alceda Fund Management<br />

NV Strat-Kons. P € 47,77 46,38 46,50 0,30 LU0212363658<br />

NV Strat-Kons. POA € 41,03 41,03 41,14 0,22 LU0319455936<br />

NV Strat-Kons. POT € 42,27 42,27 42,39 0,23 LU0307990381<br />

Allianz Global Investors KAG mbH<br />

Adifonds A € 70,80 67,43 67,41 0,00 DE0008471038<br />

Adirenta P € 14,57 14,15 14,00 0,31 DE0008471079<br />

Adireth € 88,01 85,45 85,01 0,50 DE0009769554<br />

Adiverba A € 88,22 84,02 84,56 0,00 DE0008471061<br />

Aktien Europa A € 57,86 55,10 55,00 0,02 DE0008471483<br />

Concentra AE € 64,21 61,15 61,31 0,00 DE0008475005<br />

Europazins AE € 50,39 48,92 48,27 0,69 DE0008476037<br />

Fl Rentenfd AE € 77,73 75,10 74,63 2,42 DE0008471921<br />

Flex Eur Ba AE € 54,31 52,22 52,24 0,32 DE0009789867<br />

Flex Eur Dy AE € 51,20 48,76 49,01 0,00 DE0009789834<br />

Flexi Immo A € 104,27 100,26 100,31 4,22 DE0009797332<br />

Fondak A € 97,78 93,12 93,93 0,00 DE0008471012<br />

Fondirent € 49,73 48,28 47,32 1,09 DE0008471111<br />

Geldmarkt AE € 49,77 49,77 49,75 1,00 DE0008471442<br />

Geldmkt SP AE € 50,38 50,38 50,37 0,92 DE0008476276<br />

Global Eq.Dividend € 85,59 81,51 82,06 0,00 DE0008471467<br />

Horizont Def € 118,11 113,57 113,43 2,26 LU0103682513<br />

Industria AE € 76,45 72,81 73,19 0,00 DE0008475021<br />

Interglobal A € 165,92 158,02 160,04 0,01 DE0008475070<br />

Kapital + AE € 52,17 50,65 50,33 0,68 DE0008476250<br />

Mobil-Fonds AE € 55,05 53,97 53,85 1,19 DE0008471913<br />

Nebenw. Deutschl.A € 146,94 139,94 139,60 0,00 DE0008481763<br />

Reale Werte A € 55,27 53,14 53,16 1,44 DE0009797407<br />

Rentenfonds AE € 78,95 77,02 76,31 1,43 DE0008471400<br />

Rohstofffonds A € 93,72 89,26 95,52 0,00 DE0008475096<br />

Thesaurus AT € 508,73 484,50 487,74 0,00 DE0008475013<br />

Vermög. Deutschl. A € 105,28 100,27 100,60 0,00 DE0008475062<br />

Wachstum Euroland A € 65,34 62,23 62,64 0,00 DE0009789842<br />

Wachstum Europa A € 72,26 68,82 69,04 0,00 DE0008481821<br />

Allianz Global Investors Luxembourg S.A<br />

AGIF B St E IE € 7,09 7,09 7,21 0,00 LU0178440839<br />

AGIF Eu EqD ATE € 175,86 167,49 168,46 0,00 LU0414045822<br />

AGIF EuBd AE € 10,62 10,31 10,24 0,08 LU0165915215<br />

AGIF Gl AgTr AE € 138,39 131,80 133,00 0,00 LU0342688198<br />

AGIF GlEcoT AE € 74,39 70,85 72,47 0,00 LU0250028817<br />

All Comm Stra A € 90,41 86,10 85,98 0,00 LU0353377335<br />

Emerging Europe A € 338,01 321,91 321,93 0,00 LU0081500794<br />

Eur Bd TR AE € 60,58 58,82 58,38 0,72 LU0140355917<br />

Euro HiYield Bd A € 110,54 107,32 107,10 4,21 LU0482909818<br />

Europe 25 ATE € 103,82 98,88 98,43 0,82 LU0360457955<br />

Mlt.AsiaAct.A(EUR) € 48,63 46,31 47,07 0,00 LU0294651343<br />

Oriental Income AT € 124,86 118,91 119,37 0,11 LU0348784041<br />

RCM BRIC Stars A € 129,49 123,32 125,42 0,00 LU0224575943<br />

RCM Enh ST Euro AT € 107,65 107,65 107,51 1,56 LU0293294277<br />

RCM Renminbi Cur A $ 10,32 10,12 10,13 0,16 LU0665630819<br />

Sm.Cap Europa AE € - 101,22 101,96 0,00 LU0096450639<br />

Allianz Global Investors Ireland Ltd.<br />

Emg Mrkt Bd AE € 67,04 65,09 64,42 1,49 IE0032828273<br />

Gl. Em. Mkts Eq. A € 36,68 34,93 35,45 0,00 IE0000597124<br />

US Equity A € 50,33 47,93 48,85 0,00 IE0031399342<br />

Alte Leipziger Trust<br />

€uro Short Term € 48,80 48,32 48,25 0,85 DE0008471699<br />

Aktien Deutschland € 75,34 71,75 72,55 0,00 DE0008471608<br />

AL Trust €uro Relax € 51,30 49,81 49,74 0,35 DE0008471798<br />

Trust €uro Cash € 47,99 47,99 47,98 0,83 DE0008471780<br />

Trust €uro Renten € 46,12 44,78 44,34 0,97 DE0008471616<br />

Trust Aktien Europa € 35,92 34,21 34,74 0,00 DE0008471764<br />

Trust Global Invest € 54,21 51,63 52,47 0,00 DE0008471715<br />

AmpegaGerling Investment<br />

Gerl Substanz Pa € 24,16 23,23 23,31 0,33 DE0008481136<br />

Gerl. Global Aktien € 7,87 7,53 7,59 0,00 DE0009847301<br />

Gerling AS € 33,34 31,90 32,30 0,27 DE0008481193<br />

Gerling Flex € 34,40 32,84 32,79 0,17 DE0008485129<br />

Gerling Global € 19,48 18,78 18,54 0,28 DE0008481086<br />

Gerling Pf.Tot.Ret € 98,09 94,32 94,02 1,20 DE0009847467<br />

Gerling Rendite € 20,59 19,99 19,89 0,37 DE0008481052<br />

Gerling Reserve € 52,21 51,69 51,56 0,84 DE0008481144<br />

GerlingEuroStar 50 € 29,39 29,39 30,15 0,00 DE0005322176<br />

GerlPf MuETFStr Pa € 20,11 19,52 19,65 0,26 DE0009847327<br />

GerlPf Real Estate € 108,99 103,80 103,63 2,05 DE0009847483<br />

JF Renten W. € 107,92 105,80 105,29 2,85 DE000A0F5HA3<br />

KAPITAL PROZINS € 24,30 23,59 23,46 1,21 DE0008481078<br />

MPC Europa Meth. € 137,81 131,25 134,47 0,00 DE0007248627<br />

PF Glob ETF Aktien € 16,46 15,98 16,35 0,03 DE0009847350<br />

terrAssi.Akt.I AMI € 14,62 13,99 14,12 0,00 DE0009847343<br />

terrAssisi Rent IA € 101,49 100,99 100,90 1,27 DE000A0NGJV5<br />

TOP TREND AMI € 112,91 107,53 108,27 0,00 DE000A0EAFX1<br />

Zan.Eu.Cor.B.AMI P* € 109,30 107,16 106,73 1,59 DE000A0Q8HP2<br />

Zantke Eu.HY AMI Pa* € 114,03 111,79 111,43 3,41 DE000A0YAX56<br />

Axxion S.A.<br />

M-AXX InCap Taurus € 67,52 64,30 64,28 0,00 LU0140029017<br />

BNY Mellon Service KAG<br />

www.bnymellonkag.com<br />

Balanced € 54,12 51,54 51,42 0,35 DE0008006263<br />

Europa € 31,66 30,15 30,61 0,00 DE0009770289<br />

Eurorent € 56,88 55,22 54,92 0,90 DE0008006255<br />

Megatrend € 41,51 39,53 40,59 0,00 DE0005317374<br />

Triselect € 43,95 41,86 42,04 0,10 DE0009770370<br />

Commerz Grundbesitz-Invest<br />

hausInvest € 42,69 40,66 40,62 0,05 DE0009807016<br />

www. .lu<br />

Nachhaltigkeit A € 58,30 55,52 56,59 0,00 DE0001619997<br />

Osteuropa A € 36,53 34,79 35,36 0,00 DE000A0JDAY3<br />

ProInvest € 93,49 89,04 90,78 0,00 DE0009754119<br />

ProZins A € 49,77 49,77 49,75 0,82 DE0009754192<br />

RealReturn A € 54,20 52,37 52,01 2,31 DE000A0HMMW7<br />

MK Luxinvest<br />

Telefon +49 911 180 - 1009<br />

IAM - Top Mix Welt* € 11,10 10,55 10,64 0,04 LU0211525950<br />

MVM SICAV<br />

MVM LUX S-frontr g € 5,08 4,84 4,88 0,00 LU0134237253<br />

Nomura Asset Management<br />

Telefon 069 153093-020 Internet www.nomura-asset.de<br />

Asia Pacific € 101,70 96,86 98,45 0,00 DE0008484072<br />

Asian Bonds € 68,62 66,62 65,54 1,58 DE0008484429<br />

Euro Convertible € 46,41 45,06 45,00 0,00 DE0008484098<br />

Fundamental Europe € 37,28 35,50 35,79 0,00 DE0008484445<br />

Fundamental Japan € 38,38 36,55 36,91 0,00 DE0008484411<br />

Japan Equity € 30,14 28,70 29,17 0,00 DE0008484122<br />

Medio Rent € 71,44 70,04 69,72 0,45 DE0008484106<br />

Real Protect € 114,86 112,61 112,17 13,19 DE0008484452<br />

Real Return € 618,59 606,46 601,81 78,28 DE0008484361<br />

NORAMCO Asset Management<br />

Telefon 0800 9932847 Internet www.noramco.de<br />

Quality Fd.Europe € 9,62 9,14 9,27 0,00 LU0131669946<br />

Quality Funds USA € 5,86 5,57 5,62 0,00 LU0113590789<br />

Norddeutsche Landesbank Luxembourg S.A.<br />

N.Lux Renten Cap.* € 70,30 70,30 70,19 1,70 LU0078525416<br />

N.Lux Renten Dis.* € 42,08 42,08 42,01 1,03 LU0072178972<br />

Oppenheim Asset Management<br />

Albatros EUR € 60,24 57,37 57,29 0,06 DE0008486465<br />

MedBioHealth EUR € 170,46 162,34 161,20 0,00 LU0119891520<br />

OP DAX-Werte € 173,37 165,11 165,97 0,00 DE0008486382<br />

OP Euroland Werte € 50,53 48,12 48,72 0,00 DE0009778563<br />

OP Food € 211,59 201,51 200,36 0,00 DE0008486655<br />

OP Global Securiti € 78,77 75,02 76,09 0,00 DE0008486606<br />

OP GlStr Worldwide € 111,90 111,90 112,66 0,43 LU0389034462<br />

SOP Akt.Marktneut € 105,41 102,34 101,77 0,00 DE000A1JBZ51<br />

SOP NonEuQuaAnl.R € 54,54 52,95 52,36 0,82 DE000A1JBZ77<br />

Special Opp. € 37,78 35,98 35,84 0,00 LU0099601980<br />

Spezial 3 € 95,95 93,16 93,07 0,00 DE0008486051<br />

Top Ten Balanced € 55,60 53,72 53,76 0,00 LU0099591223<br />

Top Ten Classic € 65,24 62,13 62,14 0,00 LU0099590506<br />

PEH Quintessenz Sicav<br />

Q Europa € 51,68 49,69 50,82 0,00 LU0070356083<br />

Q Goldmines € 63,59 61,14 65,34 0,00 LU0070355788<br />

Q Renten Global I* € 109,31 105,11 105,11 0,00 LU0350900451<br />

Q Renten Global P € 106,98 102,87 102,50 0,00 LU0350899695<br />

PEH SICAV<br />

Empire P € 82,88 79,69 79,66 0,05 LU0086120648<br />

Infl Link Bds Fl I € 106,28 102,19 100,91 4,72 LU0498681898<br />

Infl Link Bds Fl P € 105,07 101,03 99,78 4,25 LU0498681468<br />

Renten EvoPro P € 107,33 103,20 102,85 0,65 LU0291408713<br />

RentenEvoProVR2 d € 47,74 46,58 46,42 0,30 LU0432813052<br />

RentenEvoProVRdist € 48,91 47,72 47,55 0,31 LU0343003991<br />

Strat Flexibel P € 66,29 63,74 64,53 0,09 LU0086124129<br />

Strat.Flexibel I € 101,43 97,53 98,73 0,34 LU0451530025<br />

PEH Trust Sicav<br />

Trust Balanced € 90,76 87,27 87,41 0,00 LU0336716443<br />

Trust Chance € 86,38 83,06 83,63 0,00 LU0336716872<br />

Trust Rendite Plus € 101,08 97,19 97,13 0,00 LU0336722177<br />

Pioneer Investments<br />

Tel. 0800 8881928 Internet www.pioneerinvestments.de<br />

PF-Commod.Alpha T € 49,66 47,75 47,71 2,69 LU0313643024<br />

PF-Glob.Ecology T € 163,10 155,33 155,18 0,00 LU0271656133<br />

PF-Glob.Select T € 56,13 53,46 53,48 0,00 LU0271651761<br />

PF-US.Pioneer Fd T € 4,82 4,59 4,57 0,00 LU0133643469<br />

PI German Equity € 123,26 117,39 117,94 0,00 DE0009752303<br />

PI Tot.Ret.A € 48,29 46,88 46,59 1,12 LU0149168907<br />

RREEF Investment GmbH<br />

grundb. europa RC € 43,60 41,52 41,49 0,07 DE0009807008<br />

grundb. global RC € 54,34 51,75 53,42 0,02 DE0009807057<br />

Sarasin Multi Label SICAV<br />

www.sarasin.de<br />

New Energy EUR* € 4,70 4,44 4,48 0,00 LU0121747215<br />

Siemens Kapitalanlagegesellschaft<br />

EuroCash € 12,45 12,45 12,45 0,26 DE0009772632<br />

Euroinvest Aktien € 8,31 7,99 8,10 0,00 DE0009772582<br />

Euroinvest Renten € 14,93 14,64 14,52 0,05 DE0009772590<br />

Global Growth € 3,54 3,40 3,52 0,00 DE0009772657<br />

SKAG Balanced € 13,06 12,68 12,81 0,05 DE000A0KEXM6<br />

SKAG Euroinv.Corp. € 13,15 12,77 12,72 0,27 DE000A0MYQX1<br />

Weltinvest Aktien € 8,35 8,03 8,19 0,00 DE0009772624<br />

Star Capital<br />

SC Allocator € 1225,05 1189,37 1192,00 6,31 LU0425811519<br />

SC Argos € 1408,55 1367,52 1362,40 22,48 LU0137341789<br />

SC Huber-Strategy1 € 989,70 960,87 975,94 3,98 LU0350239504<br />

SC Priamos € 1173,25 1117,38 1143,96 0,00 LU0137341359<br />

SC SIC.Ger.Masters € 78,13 74,41 75,79 0,00 LU0105752140<br />

SC SIC.Starpoint € 1352,98 1288,55 1315,16 0,00 LU0114997082<br />

SC SIC.Winbonds+ € 1467,80 1425,05 1427,20 128 LU0256567925<br />

Union-Investment Privatfonds<br />

BBBank Chance Uni.* € 25,87 25,24 25,45 0,01 DE0005314223<br />

BBBank Kont.Uni.* € 58,99 57,83 57,67 1,31 DE0005314231<br />

BBBank Wach.Uni.* € 44,81 43,72 43,74 0,57 DE0005314249<br />

BBV-Fonds-Union* € 46,26 44,91 44,50 0,74 DE0008491077<br />

BBV-Invest-Union* € 87,66 83,49 84,23 0,00 DE0009750018<br />

Condor-Fd.Union* € 50,75 49,27 49,03 1,17 DE0008491101<br />

Delbrück Renten € 54,67 53,07 52,87 0,51 DE0009750042<br />

Geno AS:1* € 46,79 45,43 45,69 0,29 DE0009757682<br />

GenoEuroClassic* € 43,28 42,02 42,03 0,59 DE0009757781<br />

GenoEuroClassic II* € 39,53 38,38 38,39 0,34 DE0009757997<br />

Invest Euroland* € 34,75 33,74 33,94 0,00 DE0009757914<br />

Invest Global* € 53,03 51,49 51,94 0,00 DE0009757922<br />

KCD Uni. Aktien* € 33,18 33,18 33,34 0,00 DE0005326532<br />

KCD Uni.Renten+* € 50,91 50,91 50,65 1,00 DE0005326524<br />

KCD-Union Nachh.Mix* € 48,32 46,91 46,71 0,25 DE0009750000<br />

LIGA-Pax-Aktien-U.* € 27,10 27,10 27,28 0,00 DE0009750216<br />

LIGA-Pax-Bal.S.U.* € 30,43 30,43 30,30 0,11 DE0005314215<br />

LIGA-Pax-K-Union* € 38,58 38,01 37,95 0,23 DE0009750141<br />

LIGA-Pax-Rent-Unio* € 25,59 24,84 24,77 0,12 DE0008491226<br />

Münch.Bk.Glob.Sel.* € - 45,67 45,63 0,51 DE000A0KDYK0<br />

Priv.Fonds:Flex.* € 96,96 96,96 96,89 0,75 DE000A0Q2H14<br />

Priv.Fonds:FlexPro* € 104,85 104,85 105,03 0,00 DE000A0RPAL7<br />

Priv.Fonds:Kontr.p* € 105,39 105,39 105,72 0,38 DE000A0RPAN3<br />

PrivFd:Kontrolliert* € 104,71 104,71 104,77 0,92 DE000A0RPAM5<br />

Stuttg.Bk.Rentinv.* € 42,44 41,20 41,15 0,32 DE0009750026<br />

SüdwBk.Interselect* € 45,48 44,16 44,24 0,57 DE0006352727<br />

Südwestbk.-Inter.* € 41,39 40,18 39,90 0,41 DE0008491291<br />

Uni21.Jahrh.-net-* € 20,86 20,86 21,10 0,00 DE0009757872<br />

UniBalancePlus* € 108,71 106,06 105,99 1,42 DE0009750489<br />

UniDeutschland* € 118,68 114,12 114,00 0,00 DE0009750117<br />

UniDeutschland XS* € 64,95 62,45 62,84 0,00 DE0009750497<br />

UniEu.Renta-net-* € 50,21 50,21 49,71 0,82 DE0009750240<br />

UniEuroAktien* € 42,02 40,02 40,26 0,00 DE0009757740<br />

UniEuroBond* € 74,51 72,34 71,33 1,51 DE0009750059<br />

UniEuropa-net-* € 40,12 40,12 40,34 0,00 DE0009750232<br />

UniEuroRenta* € 68,21 66,22 66,00 0,61 DE0008491069<br />

UniEuroRentaHigh Y* € 35,27 34,24 34,17 1,53 DE0009757831<br />

UniFonds* € 34,73 33,08 33,08 0,00 DE0008491002<br />

UniFonds-net-* € 50,69 50,69 50,70 0,00 DE0009750208<br />

UniGlobal* € 127,43 121,36 122,47 0,04 DE0008491051<br />

UniGlobal-net-* € 73,16 73,16 73,81 0,00 DE0009750273<br />

UniJapan* € 32,05 30,52 31,06 0,00 DE0009750125<br />

UniKapital* € 110,70 108,53 108,26 2,23 DE0008491085<br />

UniKapital-net-* € 43,70 43,70 43,60 0,84 DE0009750174<br />

UniNordamerika* € 145,33 138,41 139,48 0,00 DE0009750075<br />

UnionGeldmarktfonds* € 50,36 50,36 50,36 0,16 DE0009750133<br />

UniRak* € 84,18 81,73 81,72 0,39 DE0008491044<br />

UniRak -net-* € 44,64 44,64 44,64 0,16 DE0005314462<br />

UniReits* € 68,08 65,46 66,13 0,00 DE0005326797<br />

UniRenta* € 21,77 21,14 20,86 0,27 DE0008491028<br />

UniStrat: Ausgew.* € 42,78 41,53 41,63 0,36 DE0005314116<br />

UniStrat: Dynam.* € 33,02 32,06 32,25 0,33 DE0005314124<br />

UniStrat: Flex net* € 46,31 46,31 46,28 0,65 DE000A0KDYD5<br />

UniStrat: Konserv.* € 55,14 53,53 53,52 0,83 DE0005314108<br />

UniStrat:Flexibel* € 46,96 45,59 45,56 0,81 DE000A0KDYC7<br />

UniStrat:Offensiv* € 29,13 28,28 28,53 0,00 DE0005314447<br />

UniTrend: Gbl-net-* € 36,82 36,82 36,94 0,14 DE000A0KDYB9<br />

UniTrend: Global* € 37,24 36,16 36,28 0,22 DE000A0KDYA1<br />

Union-Investment (Lux)<br />

Deutschl. 2016 III* € - 101,74 101,52 0,49 LU0661713536<br />

Ern. Ener. (2018)* € - 99,73 99,66 0,69 LU0661713296<br />

LIGA-Pax-Cattol.-U* € 1119,82 1100,56 1106,15 0,00 LU0152554803<br />

LIGA-Pax-Corp.-U.* € 41,07 39,87 39,74 0,32 LU0199537852<br />

UGaTop: Europa III* € 119,90 114,14 113,77 1,60 LU0229392385<br />

UGTEuropa* € 131,04 124,74 124,47 0,83 LU0183299055<br />

UGTEuropa II* € 122,56 116,67 116,33 0,68 LU0214294224<br />

UI Local EMBonds* € 93,92 93,92 93,65 2,64 LU0356243922<br />

UIGl.High.YieldBds* € 40,27 40,27 40,14 1,76 LU0220302995<br />

UniAsia* € 44,97 42,83 43,55 0,00 LU0037079034<br />

UniAsia Pacif. net* € 96,02 96,02 98,21 0,00 LU0100938306<br />

UniAsia Pacific A* € 97,17 93,43 95,55 0,00 LU0100937670<br />

UniDividAss net A* € 44,05 44,05 44,15 0,00 LU0186860663<br />

UniDividendenAss A* € 44,96 43,23 43,33 0,00 LU0186860408<br />

UniDyn.Eur-net A* € 31,65 31,65 31,94 0,00 LU0096427066<br />

UniDyn.Europa A* € 52,79 50,76 51,23 0,00 LU0085167236<br />

UniDyn.Gl.-net- A* € 20,51 20,51 20,76 0,00 LU0096426845<br />

UniDynamic Gl. A* € 32,82 31,56 31,94 0,00 LU0089558679<br />

UniEM Fernost* € 1239,14 1180,13 1200,56 0,00 LU0054735278<br />

UniEM IMMUNO 90* € 98,98 96,10 96,70 0,33 LU0630383007<br />

UniEM Osteuropa* € 2258,76 2151,20 2159,53 0,50 LU0054734388<br />

UniEMGlobal* € 73,22 69,73 71,13 0,04 LU0115904467<br />

UniEuReal Zins-net* € 59,55 59,55 58,71 7,57 LU0192294089<br />

UniEurKapital-net-* € 43,51 43,51 43,41 0,55 LU0089559057<br />

UniEuroAspirant* € 52,24 50,72 50,09 2,39 LU0097169550<br />

UniEuroKapital* € 68,58 67,24 67,11 0,88 LU0046307343<br />

UniEuropa* € 1263,33 1203,17 1209,67 0,00 LU0047060487<br />

UniEuropaRenta* € 46,43 45,08 44,62 0,81 LU0003562807<br />

UniEuroR.Corp.2012* € - 40,66 40,64 0,39 LU0238232689<br />

UniEuroRenta 5J* € 52,20 50,17 50,12 0,08 LU0194854047<br />

UniEuroRenta Co.16* € 43,82 42,54 42,47 0,38 LU0207948281<br />

UniEuroRenta Co.17* € 42,69 41,45 41,36 0,36 LU0219921789<br />

UniEuroRentaCor.A* € 46,27 44,92 44,77 1,14 LU0117072461<br />

UniEuroSt.50 A* € 33,58 32,29 32,38 0,00 LU0090707612<br />

UniEuroSt.50-net* € 27,53 27,53 27,61 0,00 LU0096427496<br />

UniEurRentRealZins* € 59,72 57,98 57,16 7,50 LU0192293511<br />

UniFavorit: Renten* € 28,22 27,40 27,37 0,71 LU0006041197<br />

UniGa:Er.Energ 2018* € - 98,63 98,52 0,05 LU0729215185<br />

UniGaExt:D 2019 II* € - 98,70 98,17 0,04 LU0729213560<br />

UniGar: Deut.2017* € - 100,02 99,84 1,30 LU0595483875<br />

UniGar: EmMkt 2018* € - 99,47 99,51 1,33 LU0595487439<br />

UniGarExt: Deut.2019* € - 97,52 97,27 0,17 LU0707763248<br />

UniGarPl: Eur.2018* € - 103,79 103,64 0,86 LU0630382967<br />

UniGarTop: Eur.IV* € 127,50 121,37 120,98 0,66 LU0234773439<br />

UniGlobal II A* € 55,61 52,96 53,49 0,00 LU0718610743<br />

UniM.&S.Caps:Eur.* € 28,80 27,69 27,97 0,00 LU0090772608<br />

UniMarktf. A* € 27,00 25,96 26,12 0,00 LU0103244595<br />

UniMarktf. -net- A* € 26,72 26,72 26,88 0,00 LU0103246616<br />

UniOptima* € 757,92 750,42 749,45 2,07 LU0051064516<br />

UniOptimus-net-* € 732,35 732,35 731,72 3,11 LU0061890835<br />

UniProt.Europa II* € 112,71 109,43 109,43 0,84 LU0168936093<br />

UniProtect:Europa* € 112,47 109,19 109,09 0,30 LU0165183871<br />

UniRak Nachh.A* € 52,59 51,06 51,23 0,00 LU0718558488<br />

UniRak Nachh.A net* € 50,98 50,98 51,16 0,00 LU0718558728<br />

UniRenta Corp A* € 87,28 84,74 83,36 2,16 LU0039632921<br />

UniRentaEURPlus 5J* € 104,59 102,54 102,27 2,11 LU0578911900<br />

UniReserve: Euro A* € 501,26 501,26 501,04 5,99 LU0055734320<br />

UniReserve: USD* $ 992,18 992,18 992,03 0,62 LU0059863547<br />

UniSec. Bas. Ind.* € 81,18 78,06 79,44 0,00 LU0101442050<br />

UniSec. BioPha.* € 59,02 56,75 56,52 0,00 LU0101441086<br />

UniSec. Cons.Goods* € 76,92 73,96 74,86 0,00 LU0101441912<br />

UniSec. Finance* € 31,53 30,32 30,44 0,00 LU0101441839<br />

UniSec. GenTech A* € 59,17 56,89 56,37 0,00 LU0125232032<br />

UniSec. High Tech.* € 41,93 40,32 41,11 0,00 LU0101441672<br />

UniSec. MultiMe.* € 21,24 20,42 20,54 0,00 LU0101441169<br />

UniVa. Europa A* € 36,45 35,05 34,96 0,00 LU0126314995<br />

UniVa. Global A* € 56,56 54,38 54,56 0,00 LU0126315885<br />

UniVa.Euro.-net-A* € 35,65 35,65 35,56 0,00 LU0126315372<br />

UniVa.Glb-net-A* € 54,71 54,71 54,88 0,00 LU0126316180<br />

UniVorsorge 1 ASP* € 50,01 48,55 48,53 0,01 LU0732151963<br />

UniVorsorge 1 AZP* € 49,91 48,46 48,44 0,00 LU0683715469<br />

UniVorsorge 2 ASP* € 50,00 48,54 48,53 0,15 LU0732152003<br />

UniVorsorge 2 AZP* € 50,13 48,67 48,66 1,01 LU0683715543<br />

UniVorsorge 3 ASP* € 50,22 48,76 48,59 0,13 LU0732152185<br />

UniVorsorge 3 AZP* € 51,41 49,91 49,73 0,80 LU0683715626<br />

UniVorsorge 4 ASP* € 50,34 48,87 48,51 0,14 LU0732152268<br />

UniVorsorge 4 AZP* € 52,63 51,10 50,73 0,91 LU0683715899<br />

UniVorsorge 5 ASP* € 49,90 48,45 47,92 0,17 LU0732152342<br />

UniVorsorge 5 AZP* € 54,69 53,10 52,53 1,07 LU0683715972<br />

UniVorsorge 6 ASP* € 48,30 46,89 45,98 0,13 LU0732152425<br />

UniVorsorge 6 AZP* € 55,31 53,70 52,65 0,96 LU0683716194<br />

UniVorsorge 7 ASP* € 47,25 45,87 44,87 0,12 LU0732152698<br />

UniVorsorge 7 AZP* € 56,20 54,56 53,38 0,79 LU0683716277<br />

Union-Investment Real Estate<br />

UniImmo:Dt.* € 96,43 91,84 91,78 0,14 DE0009805507<br />

UniImmo:Europa* € 59,50 56,67 56,63 0,24 DE0009805515<br />

UniImmo:Global* € 52,87 50,35 50,30 0,00 DE0009805556<br />

Universal-Investment<br />

BW-Renta-Internat.* € 42,82 41,78 41,62 0,57 DE0008483678<br />

BW-Renta-Univ.* € 26,13 25,49 25,40 0,30 DE0008491549<br />

Concept Aurelia Gl* € 124,57 118,64 120,87 0,00 DE000A0Q8A07<br />

G&P-Univ.Aktien A* € 50,62 48,21 47,41 0,04 DE0009767301<br />

H&A Akt.Eurol.-UI* € 112,58 107,22 107,99 0,00 DE0008491341<br />

J. Führ-UI-Aktien* € 82,16 78,25 78,95 0,00 DE0009781906<br />

J. Führ-UI-Renten* € 44,38 43,51 43,33 1,03 DE0009790790<br />

SC BondValue UI* € 71,85 69,76 69,47 1,96 DE0009781872<br />

Trend-Uni- Glbl* € 113,37 107,97 107,89 0,00 DE0009767392<br />

Universal AS Fd. I* € 61,97 59,59 59,59 0,06 DE0009790774<br />

WM Akt. Gl. UI* € 64,77 61,69 62,94 0,00 DE0009790758<br />

WM Akt. Gl. US$* $ 240,41 228,96 233,27 0,00 DE0009781898<br />

VERITAS INVESTMENT TRUST GmbH<br />

A2A Defensiv € 13,04 12,54 12,49 0,04 DE0005561666<br />

A2A Offensiv € 14,70 13,87 14,06 0,00 DE0005561658<br />

A2A Wachstum € 14,85 14,14 14,23 0,00 DE0005561641<br />

ETF-Dachf. Quant € 28,86 27,49 27,70 0,03 DE0005561625<br />

ETF-Dachf.EM+Money € 18,31 17,61 17,76 0,04 DE0009763326<br />

ETF-Dachfd AktienP € 11,13 11,13 11,34 0,00 DE0005561682<br />

ETF-Dachfd RentenP € 12,07 12,07 11,92 0,11 DE0005561690<br />

ETF-DACHFONDS P € 11,95 11,95 12,11 0,00 DE0005561674<br />

ETF-Dachfonds VDH € 12,22 12,22 12,38 0,00 DE000A0MKQL5<br />

ETF-PTFOLIO GLOBAL € 10,36 10,36 10,63 0,00 DE000A0MKQK7<br />

RWS-BALANCE € 14,72 14,15 14,15 0,04 DE0009763383<br />

RWS-DYNAMIK € 21,43 20,41 20,68 0,00 DE0009763334<br />

RWS-ERTRAG € 14,37 13,95 13,85 0,03 DE0009763375<br />

VERI-Europa € 18,09 17,07 17,10 0,00 DE0009763276<br />

VERIFONDS € 135,05 128,62 128,75 0,38 DE0009763235<br />

VERIFONDS Europa € 32,53 31,28 31,19 0,01 DE0009763268<br />

VERI-GLOBAL € 14,15 13,48 13,55 0,00 DE0009763342<br />

VERI-LIQUIDE € 30,52 30,37 30,37 0,12 DE0009763250<br />

VERI-VALEUR € 58,65 55,33 55,78 0,00 DE0009763201<br />

VERSIKO AG<br />

Klima € 33,85 32,24 32,74 0,00 LU0301152442<br />

New Energy EUR* € 4,70 4,44 4,48 0,00 LU0121747215<br />

Ökotrend Bonds € 53,65 51,84 51,75 1,92 LU0183092898<br />

ÖkoTrust € 105,84 100,80 101,29 0,00 LU0380798750<br />

ÖkoVision Classic € 99,36 94,63 95,65 0,00 LU0061928585<br />

ÖkoVision Europe € 31,71 30,20 30,51 0,00 LU0309769247<br />

ÖkoVision Gar.20C € 111,79 106,47 106,12 0,94 LU0332822906<br />

Water For Life C € 107,70 102,57 103,14 0,00 LU0332822492<br />

Wallberg Invest S.A.<br />

Wallb.Real Asset P € 9,31 8,87 8,89 0,04 LU0322787366<br />

WWK Investment S.A.<br />

WWK Sel-Balance € 12,04 11,47 11,53 0,09 LU0126855641<br />

WWK Sel-Chance € 10,13 9,65 9,79 0,00 LU0126855997<br />

WWK Sel-EuRe B € 10,23 9,93 9,91 0,23 LU0489465855<br />

WWK Sel-EuRe C I € 9,58 9,58 9,56 0,24 LU0524861225<br />

WWK Sel-TopTen € 7,85 7,48 7,54 0,00 LU0126856375<br />

www.cratoncapital.com<br />

Precious Metal* $ - 173,48 185,36 0,00 LI0016742681<br />

Credit Suisse<br />

CS Euroreal A CHF* CHF 83,70 79,71 79,72 0,03 DE0009751404<br />

CSAM Immobilien KAG mbH<br />

CS EUROREAL* € 53,99 51,42 51,42 0,02 DE0009805002<br />

Deka<br />

BW Portfolio 20 € 41,80 40,98 41,00 0,36 DE000DK094G4<br />

BW Portfolio 40 € 40,14 39,35 39,57 0,43 DE000DK094H2<br />

BW Portfolio 75 € 36,09 35,38 35,82 0,16 DE000DK094J8<br />

BW Zielfonds 2020 € 33,98 33,31 33,51 0,37 DE000DK0ECN3<br />

BW Zielfonds 2025 € 31,94 31,31 31,79 0,14 DE000DK0ECP8<br />

BW Zielfonds 2030 € 31,90 31,27 31,83 0,05 DE000DK0ECQ6<br />

DekaFonds € 64,65 61,42 61,93 0,00 DE0008474503<br />

DekaFonds TF € 155,77 155,77 157,04 0,00 DE000DK2D7T7<br />

Deka-MegaTrends CF € 40,26 38,80 39,05 0,00 DE0005152706<br />

Deka-MegaTrends TF € 35,68 35,68 35,93 0,00 DE0005152714<br />

DekaRent-intern.TF € 124,46 124,46 122,38 1,04 DE000DK1A6Q9<br />

DekaRent-Internat. € 20,23 19,64 19,31 0,20 DE0008474560<br />

Eur. Disc.Strat.CF € 36,50 35,18 35,57 0,00 DE000DK0AYM7<br />

Eur. Disc.Strat.TF € 33,53 33,53 33,90 0,00 DE000DK0AYN5<br />

EuropaBond CF € 116,86 113,46 112,04 3,16 DE000DK091G0<br />

EuropaBond TF € 41,47 41,47 40,95 1,01 DE0009771980<br />

GlobalChampions CF € 103,69 99,94 101,01 0,00 DE000DK0ECU8<br />

GlobalChampions TF € 95,97 95,97 97,00 0,00 DE000DK0ECV6<br />

LBBW Bal. Konzept € 44,12 43,25 43,69 0,00 DE000DK094K6<br />

LBBW Exportstrat. € 45,57 43,75 44,10 0,01 DE0009771964<br />

LBBW-Rentenf.Euro € 42,60 41,36 41,23 0,45 DE0008480682<br />

Mainfranken Strate € 106,21 106,21 106,34 0,00 DE000DK2CE40<br />

MF Weltkonz. kons. € 100,63 100,63 100,45 0,52 DE000DK1CHT1<br />

MF Wertkonz. ausg. € 99,65 99,65 99,48 0,46 DE000DK1CHU9<br />

RenditDeka € 21,84 21,20 21,06 0,16 DE0008474537<br />

RenditDeka TF € 27,49 27,49 27,31 0,17 DE000DK2D640<br />

S-BayRent-Deka € 51,34 49,54 49,23 1,05 DE0008480773<br />

UmweltInvest CF € 65,63 63,26 64,36 0,00 DE000DK0ECS2<br />

UmweltInvest TF € 60,81 60,81 61,86 0,00 DE000DK0ECT0<br />

Deka Immobilien Investment<br />

Deka Immob Europa € 49,14 46,68 46,66 0,15 DE0009809566<br />

Deka Immob Global € 59,42 56,45 56,43 0,45 DE0007483612<br />

Deka International (Lux.)<br />

Corp.Bd. Euro CF € 52,79 51,25 51,07 0,88 LU0112241566<br />

Corp.Bd. Euro TF € 50,92 50,92 50,74 0,75 LU0112250559<br />

Deka-Conv.Akt. TF € 146,70 146,70 146,12 0,00 LU0133666759<br />

Deka-Conv.Aktien CF € 164,28 158,34 157,72 0,00 LU0133666676<br />

Deka-Conv.Rent. TF € 50,58 50,58 50,04 0,24 LU0133666247<br />

Deka-Conv.Renten CF € 52,86 50,95 50,41 0,39 LU0133666163<br />

Deka-Gl.Con.Rent. CF € 46,87 45,18 44,53 0,80 LU0245287742<br />

Deka-Gl.Conv.Re.TF € 44,99 44,99 44,34 0,70 LU0245302137<br />

DekaLux-BioTech CF € 175,41 169,07 170,47 0,00 LU0348461467<br />

DekaLux-BioTech TF € 164,27 164,27 165,63 0,00 LU0348461897<br />

DekaLux-MidCapTF A € 41,69 41,69 41,95 0,00 LU0075131606<br />

GlobalResources CF € 81,43 78,49 80,37 0,00 LU0349172485<br />

GlobalResources TF € 77,04 77,04 78,89 0,00 LU0349172725<br />

Wandelanleihen CF € 49,42 47,98 48,11 0,00 LU0158528447<br />

Wandelanleihen TF € 46,83 46,83 46,95 0,00 LU0158529254<br />

Deutsche Postbank Fonds<br />

Telefon 0180 3040500 Internet www.postbank.de<br />

Best Inv.Chance € 54,42 52,33 52,02 0,00 DE0009797787<br />

Best Inv.Wachst. € 50,75 49,03 48,93 0,00 DE0009797779<br />

Business Basic EUR € 52,37 52,11 52,04 0,63 DE0009797746<br />

Euro Cash EUR € 56,80 56,80 56,77 0,00 DE0009797795<br />

Europaf. Aktien € 46,17 44,39 44,42 0,00 DE0009797720<br />

Europaf. Plus EUR € 51,17 49,68 49,57 0,73 DE0009797712<br />

Europaf. Renten € 55,19 53,58 53,15 1,23 DE0009797704<br />

Global Player EUR € 27,48 26,42 26,66 0,00 DE0009797753<br />

H&S FM Global 100 € 100,91 96,10 96,35 0,32 DE0002605359<br />

H&S FM Global 60 € 105,68 102,60 102,70 0,74 DE0002605342<br />

Protekt Plus € 126,92 122,33 121,99 0,61 DE0007019879<br />

Sydbank VV Dyn € 42,08 40,08 40,22 0,28 DE0002605326<br />

Sydbank VV Klass € 46,64 44,42 44,42 0,08 DE0002605334<br />

VL Invest EUR € 32,02 30,79 31,13 0,06 DE0009797738<br />

Deutsche Postbank Int. S.A. (Lux)<br />

Nach Auskunft des Emittenten wurde das Ertragsausgleichsverfahren für die u.g.<br />

Fonds angewendet.<br />

PB Dyn.Best Garant € - 52,14 51,99 0,00 LU0336084545<br />

PB Dyn.DAX® € 82,83 80,22 80,89 0,08 LU0074279729<br />

PB Dyn.DAX® Gar.II € - 51,36 51,65 0,36 LU0432109477<br />

PB Dyn.Garant 2013 € - 50,01 49,98 0,00 LU0252591499<br />

PB Dyn.Innovation € 17,18 16,56 16,96 0,00 LU0111266267<br />

PB Dyn.KlimaGarant € - 49,76 49,73 0,00 LU0353730392<br />

PB Dyn.Protekt € 52,30 50,29 50,01 0,52 LU0483311063<br />

PB Dyn.Vision € 43,80 42,22 42,96 0,00 LU0130393993<br />

PB Dyn.Zuk.Gar. € - 53,47 53,46 0,00 LU0372819135<br />

PB Dyn.Zuk.Gar. II € - 53,67 53,65 0,00 LU0387940785<br />

PB Str. Prt.+ III € 107,49 103,36 102,83 0,97 LU0592966559<br />

PB Strat. Prt.+ II € 119,04 114,46 113,83 1,10 LU0401737738<br />

PB Strat. Rt Medi € 50,19 48,73 48,63 0,64 LU0268918090<br />

PB Strat. Rt Short € 51,58 51,58 51,54 0,48 LU0268917522<br />

PB Vermog + Chance € 43,19 41,73 41,84 0,42 LU0313082835<br />

PB Vermog + Ertrag € 47,92 46,30 46,36 0,18 LU0313082678<br />

PB Vermog + Wachst € 45,29 43,76 43,85 0,29 LU0313082751<br />

DJE Investment S.A.<br />

DJE - Div&Sub I € 256,22 256,22 254,63 0,00 LU0159551042<br />

DJE - Div&Sub P € 251,21 239,25 237,81 0,00 LU0159550150<br />

DJE - Div&Sub XP € 152,48 152,48 151,51 0,00 LU0229080733<br />

DJE Inv.Karitativ € 1335,09 1259,52 1254,00 27,72 LU0194682679<br />

DJE Inv.Lux Select € 168,17 160,16 159,65 1,72 LU0159520088<br />

DJE Inv.Primus € 1905,05 1797,22 1786,87 61,15 LU0174656271<br />

DJE INVEST-StiftRI € 11,09 10,82 10,78 0,35 LU0423128866<br />

DJE INVEST-Vario P € 903,76 852,60 849,92 1,80 LU0356605427<br />

DJE-Absolut I € 221,67 221,67 221,28 0,13 LU0159550408<br />

DJE-Absolut P € 221,68 211,12 210,76 0,12 LU0159548683<br />

DJE-Absolut XP € 91,90 91,90 91,73 0,08 LU0229080576<br />

DJE-Ag&Ernährung I € 132,13 132,13 133,27 0,00 LU0350836184<br />

DJE-Alpha Global I € 171,12 171,12 170,17 0,56 LU0159550747<br />

DJE-Alpha Global P € 168,29 161,82 160,93 0,53 LU0159549145<br />

DJE-Asien Hi D XP € 144,75 144,75 144,86 0,00 LU0374457033<br />

DJE-Asien High D I € 142,24 142,24 142,37 0,00 LU0374456811<br />

DJE-Asien High D P € 145,55 138,62 138,88 0,00 LU0374456654<br />

DJE-Div&Sub.IH-CHF CHF 112,40 112,40 111,70 0,00 LU0383655254<br />

DJE-Gold&Ressour I € 170,05 170,05 179,47 0,00 LU0159550820<br />

DJE-Gold&Ressour P € 172,08 163,89 172,99 0,00 LU0159550077<br />

DJE-InterCash I € 128,55 128,55 128,08 0,00 LU0159551125<br />

DJE-InterCash P € 128,62 127,35 126,89 0,00 LU0159549814<br />

DJE-Real Estate I € 819,40 811,29 811,31 11,16 LU0200037074<br />

DJE-Real Estate P € 8,17 7,78 7,78 0,05 LU0188853955<br />

DJE-Renten Glob I € 151,33 151,33 149,90 1,30 LU0159550580<br />

DJE-Renten Glob P € 150,20 147,25 145,81 1,19 LU0159549574<br />

DJE-Renten Glob XP € 128,66 128,66 127,44 1,65 LU0229080659<br />

DJE-Zins&Divid I € 103,21 103,21 102,53 0,18 LU0553169458<br />

DJE-Zins&Divid P € 107,05 102,93 102,28 0,15 LU0553164731<br />

DJE-Zins&Divid XP € 104,41 104,41 103,71 0,19 LU0553171439<br />

Gamma Concept € 188,60 181,35 180,51 13,28 LU0124662932<br />

GoldPort Stab.Fd.I CHF 123,73 122,50 123,08 0,79 LU0344733745<br />

GoldPort Stab.Fd.P CHF 124,65 118,71 119,29 0,00 LU0323357649<br />

LuxPro-Euro Rent I € 1045,03 1019,54 1016,42 27,70 LU0211481055<br />

LuxPro-Euro Renten P € 106,09 103,50 103,18 2,60 LU0304837403<br />

LuxTopic-Akt.Eu A € 17,68 16,84 17,13 0,00 LU0165251116<br />

LuxTopic-Akt.Eu B € 927,59 927,59 943,65 0,00 LU0592234537<br />

LuxTopic-Bk.Schill € 16,41 15,63 15,59 0,09 LU0165251629<br />

LuxTopic-DJE Cosmo € 150,38 143,22 142,81 2,38 LU0185172052<br />

LuxTopic-Flex € 156,74 149,28 149,98 0,00 LU0191701282<br />

LuxTopic-Pacific P € 20,06 19,10 19,38 0,17 LU0188847478<br />

D W S Investmentfonds<br />

Telefon 01803 10111011 Telefax 01803 10111050<br />

DWS Investment GmbH<br />

DWS Akkumula € 587,32 559,35 563,33 0,95 DE0008474024<br />

DWS Akt.Strat.D € 168,31 160,29 160,69 0,25 DE0009769869<br />

DWS Bonus Aktiv € 45,14 43,40 43,63 0,00 DE0005152458<br />

DWS Convertibles € 125,50 121,84 122,30 0,53 DE0008474263<br />

DWS Cov Bond F € 50,48 49,24 49,06 0,87 DE0008476532<br />

DWS EUR Strat(R) € 41,75 40,72 40,51 0,88 DE0009769778<br />

DWS Eurol Strat R € 35,85 34,97 34,80 0,63 DE0008474032<br />

DWS Europ. Opp € 161,03 153,36 154,37 0,01 DE0008474156<br />

DWS Eurovesta € 86,80 82,66 83,04 0,00 DE0008490848<br />

DWS Flexizins + € 67,87 67,87 67,85 0,37 DE0008474230<br />

DWS ImoFl VeM(GS) € - 93,80 93,77 0,91 DE000DWS0N09<br />

DWS Inter Genuß € 36,52 35,45 35,42 1,47 DE0008490988<br />

DWS Inter-Renta € 16,33 15,85 15,55 0,15 DE0008474040<br />

DWS Investa € 92,64 88,22 88,77 0,47 DE0008474008<br />

DWS Klimawandel € 27,63 26,31 26,87 0,00 DE000DWS0DT1<br />

DWS PlusInv.(W) € 38,88 37,02 37,31 0,00 DE0009769943<br />

DWS Select-Invest € 215,84 205,56 206,97 0,32 DE0008476565<br />

DWS Top 50 Asien € 105,26 101,20 102,94 0,00 DE0009769760<br />

DWS Top 50 Europa € 95,85 92,16 92,39 0,01 DE0009769729<br />

DWS Top 50 Welt € 60,74 58,40 59,09 0,00 DE0009769794<br />

DWS Top Dividende € 91,84 87,46 87,07 0,01 DE0009848119<br />

DWS Vermbf.I € 89,70 85,43 86,00 0,02 DE0008476524<br />

DWS Vermbf.R € 17,84 17,32 17,20 0,31 DE0008476516<br />

DWS Vors.AS(Dyn.) € 84,40 81,15 81,07 1,15 DE0009769885<br />

DWS Vors.AS(Flex) € 81,24 78,11 78,04 1,04 DE0009769893<br />

DWS Zukunftsress. € 50,02 47,63 48,19 0,00 DE0005152466<br />

DWS Investment S.A.<br />

DWS Eurorenta € 52,47 50,94 50,48 0,45 LU0003549028<br />

DWS Fl Rt Nts € 83,25 82,42 82,40 0,59 LU0034353002<br />

DWS Global Value € 146,56 139,58 140,40 0,01 LU0133414606<br />

DWS Gold plus € 2134,20 2072,03 2067,08 0,00 LU0055649056<br />

DWS Rend.Opt. € 73,56 73,56 73,56 0,20 LU0069679222<br />

DWS Rend.Opt.4 S € 103,39 103,39 103,37 0,36 LU0225880524<br />

DWS VermMan-Bal € 98,41 94,62 94,70 0,70 LU0309483435<br />

DWS VermMan-Def € 105,87 102,78 102,93 1,82 LU0309482544<br />

DWS VermMan-Dyn € 94,14 89,66 89,93 0,45 LU0309483781<br />

DWS VermMan-Pro80 € 86,57 82,44 82,41 0,85 LU0309484086<br />

DWS Zinseinkommen € 104,83 101,77 101,66 1,38 LU0649391066<br />

DWS Invest SICAV<br />

DWS Inv.AlpS FC € 119,86 119,86 119,71 0,00 LU0195140214<br />

DWS Inv.AlpS LC € 119,16 115,58 115,45 0,00 LU0195139711<br />

DWS Inv.BRIC+ LC € 183,25 174,09 177,17 0,00 LU0210301635<br />

DWS Inv.Conv.FC € 135,74 135,74 136,35 0,90 LU0179220412<br />

DWS Inv.Conv.LC € 132,77 128,79 129,38 0,00 LU0179219752<br />

DWS Inv.DFIS FC € 111,68 111,68 111,38 1,97 LU0363466045<br />

DWS Inv.EURB S LC € 138,48 134,32 133,80 1,99 LU0145655824<br />

DWS Inv.GlAgr LC € 130,79 124,25 125,76 0,00 LU0273158872<br />

DWS Inv.InSt Pl LC € 123,63 119,92 119,56 1,40 LU0179217541<br />

DWS Inv.TD EUR LC € 114,56 108,84 108,12 0,00 LU0195137939<br />

Flossbach & Storch<br />

Telefon +49 221 33 88 290 Internet www.fvsag.com<br />

Aktien Global P € 125,70 119,71 121,37 0,00 LU0366178969<br />

Ausgewogen R € 120,81 115,06 115,44 2,18 LU0323578145<br />

Bond Diversifik P € 118,79 115,33 114,59 6,02 LU0526000731<br />

Bond Opport. P € 113,64 110,33 109,80 2,55 LU0399027613<br />

Defensiv R € 119,04 113,37 113,54 2,71 LU0323577923<br />

Fundament P* € 107,37 102,26 102,39 0,00 DE000A1JMPZ7<br />

Multiple Opp. R € 166,94 158,99 160,50 0,00 LU0323578657<br />

Stiftung € 104,14 103,11 103,07 3,36 LU0323577766<br />

Wachstum R € 120,12 114,40 115,21 1,26 LU0323578491<br />

Wandelanl.Global P € 125,20 119,24 119,44 6,47 LU0366179009<br />

FRANKFURT-TRUST<br />

Basis-Fonds I € 138,85 138,85 138,68 2,74 DE0008478090<br />

FMM-Fonds € 354,19 337,32 337,14 2,45 DE0008478116<br />

FT AccuGeld PT € 71,35 71,35 71,33 0,60 DE0009770206<br />

FT AccuZins € 283,38 275,13 271,13 8,24 DE0008478082<br />

FT Euro High Div. € 46,17 43,97 44,34 0,00 DE0005317424<br />

FT EuropaDynamik P € 177,62 169,16 170,55 0,00 DE0008478181<br />

FT EuroRendite € 54,23 52,65 52,42 0,00 DE0009761692<br />

FT Frankfurter-Eff. € 146,58 139,60 140,22 0,00 DE0008478058<br />

FT Gl.InfraSt.Div.P € 61,80 58,86 59,52 0,00 DE000A0NEBS3<br />

FT InterSpezial € 24,43 23,27 23,38 0,00 DE0008478009<br />

UnternehmerWerte € 46,25 44,05 44,29 0,00 DE000A0KFFW9<br />

FRANKFURT-TRUST Invest Luxemburg AG<br />

FT Em.Cons.Dem.P € 60,49 57,61 57,38 0,00 LU0632979331<br />

FT EmergingArabia* € 30,01 28,58 28,83 0,10 LU0317905148<br />

FT EuroCorporates € 56,29 54,65 54,43 0,45 LU0137338488<br />

Nik.Bel.Gl.AT(EUR) € 92,04 87,66 89,01 0,00 LU0334775037<br />

Generali Fund Management S.A.<br />

Generali FondsStrategie<br />

Dynamik € 44,72 44,72 45,35 0,35 LU0136762910<br />

Generali Komfort<br />

Balance € 51,93 51,93 52,42 0,09 LU0100842029<br />

Dynamik Europa € 43,32 43,32 43,92 0,00 LU0100847093<br />

Dynamik Global € 39,83 39,83 40,46 0,70 LU0100847929<br />

Wachstum € 47,77 47,77 48,50 0,00 LU0100846798<br />

HansaInvest Lux S.A.<br />

MultiAStr-Balanc P € 9,10 8,75 8,72 0,06 LU0105418833<br />

MultiAStr-Growth P € 6,83 6,50 6,49 0,00 LU0105425887<br />

MultiAStr-Income P € 9,51 9,23 9,18 0,11 LU0105418759<br />

Hauck & Aufhäuser<br />

www.haig.lu<br />

CF Eq.-Global Opp. € 70,26 66,91 67,68 0,00 LU0266124972<br />

CF Eq.HAIG-Flex € 42,47 40,45 40,90 0,00 LU0105452691<br />

CF Eq.-Pharma € 66,70 63,52 62,61 0,00 LU0100181295<br />

CF Eq.-Resources € 21,72 20,69 21,53 0,00 LU0100181535<br />

H&A Lux Wandel € 68,46 66,47 66,66 0,00 LU0195337604<br />

H&A Lux Wandel CI € 50,77 49,29 49,43 0,01 LU0204014780<br />

HAIG Eq.Val. Inv.B € 56,20 53,52 54,53 0,00 LU0100177426<br />

MMT Glbl Select € 36,06 34,34 34,31 0,00 LU0108788612<br />

MMT Glbl Value € 42,79 40,75 42,28 0,00 LU0346639395<br />

MMT Prem Value € 44,98 43,25 42,59 0,76 LU0121596844<br />

Vermögensauf.HAIG € 12,82 12,51 12,99 0,00 LU0144224713<br />

Ideal Invest Sicav<br />

Ideal Global A € 72,68 69,22 74,54 0,00 LU0098624041<br />

International Fund Mgmt. S.A.<br />

LBBW Bal. CR 20 € 40,50 39,71 39,73 0,41 LU0097711666<br />

LBBW Bal. CR 40 € 40,33 39,54 39,78 0,31 LU0097712045<br />

LBBW Bal. CR 75 € 40,59 39,79 40,29 0,07 LU0097712474<br />

Ludwigsburg BoG 1 € 104,09 100,57 100,58 0,00 LU0306023408<br />

Ludwigsburg BoG 2 € 103,93 100,42 100,41 0,00 LU0321011867<br />

Ludwigsburg BoG 3 € 103,83 100,32 100,29 0,00 LU0334107355<br />

IPConcept Fund Management S.A.<br />

Aktien Global F € 159,11 151,53 153,60 0,00 LU0320532970<br />

Aktien Global I € 157,20 149,71 151,77 0,00 LU0097333701<br />

Aktien Global P € 125,70 119,71 121,37 0,00 LU0366178969<br />

apo Medical Opp. € 73,95 70,43 71,20 0,00 LU0220663669<br />

ME Fonds PERGAMONF € 1300,62 1238,69 1297,69 0,00 LU0179077945<br />

ME Fonds Special V € 1623,13 1545,84 1555,51 3,06 LU0150613833<br />

Stabilit.Gold&ResP € 43,47 41,40 45,66 0,00 LU0229009351<br />

Stabilit.Sil&WeißP € 46,05 43,86 47,22 0,00 LU0265803667<br />

Umweltfonds DE € 67,22 64,02 65,02 0,00 LU0360172109<br />

Wandelanl.Global F € 143,19 136,37 136,58 2,86 LU0097335235<br />

Wandelanl.Global I € 144,65 137,76 137,98 3,10 LU0320533861<br />

Wandelanl.Global P € 125,20 119,24 119,44 6,47 LU0366179009<br />

KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mbH<br />

grundinvestFonds € 51,88 49,18 49,17 0,00 DE0006791809<br />

US-grundinvest Fd. $ 5,63 5,34 5,34 0,00 DE0006791817<br />

KAS Investment Servicing GmbH<br />

ComfortInvest C € 41,30 39,33 40,00 0,09 DE0002605318<br />

ComfortInvest P € 46,35 44,14 44,70 0,06 DE0002605367<br />

ComfortInvest S € 55,64 54,02 54,19 0,63 DE0002605300<br />

MultiManager 1 € 60,63 58,86 58,87 0,17 DE0007013583<br />

MultiManager 2 € 59,57 57,56 57,70 0,21 DE0007013591<br />

MultiManager 3 € 59,26 56,98 57,31 0,53 DE0007013609<br />

MultiManager 4 € 53,83 51,51 52,03 0,08 DE0007013617<br />

MultiManager 5 € 47,61 45,34 45,94 0,00 DE0007013625<br />

H&S FM Global 100 € 100,91 96,10 96,35 0,32 DE0002605359<br />

H&S FM Global 60 € 105,68 102,60 102,70 0,74 DE0002605342<br />

Sydbank VV Klass € 46,64 44,42 44,42 0,08 DE0002605334<br />

Sydbank VV Dyn € 42,08 40,08 40,22 0,28 DE0002605326<br />

FM Core Ind.Select € 58,03 55,80 56,80 0,06 DE0007013658<br />

Convert. America* $ - 125,87 127,22 0,62 LU0246000094<br />

Convert. Europe D* € - 149,81 149,54 1,62 LU0114314536<br />

Convert. Europe I* € - 100,28 100,08 0,63 LU0686794354<br />

Convert. Far East* € - 1520,45 1526,57 0,00 LU0061927850<br />

Convert. Glb.D Acc* € - 115,94 116,62 0,59 LU0245991913<br />

Convert. Glb.I Acc* € - 96,69 97,24 0,70 LU0623725164<br />

Convert. Glb.I Dis* € - 95,71 96,25 0,69 LU0626621824<br />

Convert. Japan* € - 1149,60 1156,10 0,00 LU0063949068<br />

Man AHL Trend CHF D* CHF - 89,92 88,28 0,00 LU0428380470<br />

Man AHL Trend EUR D* € - 97,28 95,47 0,00 LU0424370004<br />

Man AHL Trend EUR I* € - 97,11 95,30 0,00 LU0428380124<br />

Man AHL Trend GBP D* £ - 96,34 94,55 0,00 LU0428380553<br />

MEAG MUNICH ERGO KAG mbH<br />

Tel.: 09281 72583020<br />

EuroBalance € 42,04 40,42 40,63 0,19 DE0009757450<br />

EuroErtrag € 57,63 55,68 55,56 0,40 DE0009782730<br />

EuroFlex € 49,26 48,77 48,69 0,44 DE0009757484<br />

EuroInvest A € 51,57 49,11 50,23 0,00 DE0009754333<br />

EuroKapital € 56,46 53,77 54,01 0,00 DE0009757468<br />

EuroRent A € 30,64 29,60 29,40 0,27 DE0009757443<br />

FairReturn A € 57,31 55,64 55,60 0,78 DE000A0RFJ25<br />

Floor EuroAktien € 46,95 44,93 45,26 0,06 DE000A0JDAV9<br />

GlobalBalance DF € 45,20 43,46 43,56 0,07 DE0009782763<br />

GlobalChance DF € 35,56 33,87 34,38 0,00 DE0009782789<br />

Währung: € = Euro, $ = US-Dollar, ¥ = Yen, £ = Brit. Pfund.<br />

Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag.<br />

Rücknahme: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum angegebe-<br />

nen Tag.<br />

Akt.G: Der aktuelle Aktiengewinn (Veräußerungsgewinn bei Invest-<br />

mentanteilen) wird täglich in Prozent mit Ausnahme der Montagsaus-<br />

gaben veröffentlicht.<br />

ATE: Akkumulierte Thesaurierte Erträge ausländischer Fonds seit<br />

1.1.1994 nach Auslandsinvestmentgesetz (AIG).<br />

ISIN: Die Internationale Wertpapierkennummer eines Fonds wird<br />

ausschließlich in den Montagsausgaben veröffentlicht.<br />

ZWG: Zwischengewinn seit 1. Januar 2005<br />

*: Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.<br />

Alle Fondspreise etc. ohne Gewähr - keine Anlageberatung und -<br />

empfehlung<br />

Weitere Fonds-Infos unter http://fonds.sueddeutsche.de<br />

DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 19<br />

Auch wenn es zieht und wertvolle Wärmeenergie verloren geht: Alte<br />

Holzfenster gehören nicht auf den Müll. Sie können saniert werden. Mit<br />

neuen Dichtungen erzielen Fenster einen hohen Qualitätsstandard. Die-<br />

se Marktlücke besetzt die bau-ko Fensterservice GmbH erfolgreich:<br />

Denn die Schwäbisch-Gmünder sanieren alte Holzfenster schnell,<br />

stressfrei und kostengünstig. Die Mit-<br />

arbeiter hängen die Fenster aus, um<br />

dann im Servicewagen nachträglich<br />

eine hochwertige Anpressdichtung zu<br />

montieren. Nachdem die Fenster wie-<br />

der eingebaut sind, werden diese ein-<br />

gestellt. Danach erfolgt – je nach Not-<br />

wendigkeit – ein Service rund um das<br />

Fenster für Silikon, Kitt sowie Beschlä-<br />

ge. Wichtig für Immobilienbesitzer:<br />

Werden zusätzlich die Isoscheiben<br />

ausgetauscht, erzielen diese den<br />

empfohlenen Wärmedämmwert von 1,1 Ug. Danach entsprechen sie der<br />

Energieeinspar-Verordnung (EnEV). Denn: Die Energiepreise steigen und<br />

den Gebäude-Energiepass gibt es seit 1. Juli 2008. Nach der Sanierung<br />

erreichen die Fenster außerdem eine bis zu 40 Prozent verbesserte<br />

Schalldämmung.<br />

Individuelle Beratung unter:<br />

bau-ko GmbH Fensterservice<br />

0800/9 86 86 00 (kostenfrei)<br />

info@bau-ko.de oder www.bau-ko.de<br />

München · Stuttgart · Ulm · Nürnberg · Kempten<br />

Zugluft,<br />

Kälte und<br />

Lärm<br />

bleiben<br />

draußen<br />

wohlige<br />

Wärme<br />

eingebaute<br />

WK-Dichtung<br />

Tausch von<br />

Isolierverglasungen<br />

Ausgefeilte Fenstertechnik<br />

Holzfenster nachträglich sanieren<br />

Spezial: InnovationCity Ruhr<br />

Themen Termine<br />

Der Initiativkreis City Ruhr macht ernst mit<br />

Klimaschutz und Energieeffizienz. Ziel ist es,<br />

das gesamte Ruhrgebiet mittel bis langfristig zu<br />

einer Niedrigenergieregion zu machen. In der<br />

Pilotphase ist Bottrop zunächst Musterstadt, in<br />

der Energiesparprojekte und innovative<br />

Umwelttechnologie auf ihre Praxistauglichkeit<br />

geprüft werden sollen.<br />

Bottrop wird zur Musterstadt der Zukunft: Was<br />

steckt hinter der Idee Innovation City, wer sind<br />

die Initiatoren, wer macht mit, was sind die<br />

wichtigsten Projekte – ein Überblick.<br />

Von wegen Hinterwäldler: Auch an den<br />

klassischen (und teilweise ziemlich zurück-<br />

gebliebenen) Zechensiedlungen in Bottrop geht<br />

die „Zukunftsstadt“ nicht vorbei.<br />

Die Welheimer Mark bedient alle gängigen<br />

Klischees über den „Ruhrpott“. Jetzt geht es<br />

ab ins 21. Jahrhundert: „Zero Emission Park“<br />

geht den alten Bottropern noch nicht so leicht<br />

über die Lippe. Aber sie verstehen, was damit<br />

gemeint ist: Gebäudesanierungen, innovative<br />

Energieversorgung. Vorreiter sein, das macht<br />

den Bottropern Spaß – eine Reportage aus dem<br />

Revier.<br />

Erscheinungstermin:<br />

29. August 2012<br />

Anzeigenschluss:<br />

14. August 2012<br />

Kontakt<br />

Süddeutsche Zeitung<br />

Anzeigenverkauf Sonderthemen<br />

Telefon (089) 21 83-5 83<br />

Telefax (089) 21 83-82 16<br />

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20 GELD<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

USA gegen weltweit<br />

gültige Bilanzregeln<br />

New York – Weltweit einheitliche Bilanzstandards<br />

lassen weiter auf sich warten. Es<br />

gebe wenig Bereitschaft bei US-Unternehmen<br />

und Investoren, die eigenen Regeln<br />

für die Rechnungslegung US-GAAP zugunsten<br />

des internationalen Standards<br />

IFRS komplett aufzugeben, resümierten<br />

Mitarbeiter der US-Börsenaufsicht SEC in<br />

einem seit langem erwarteten Bericht.<br />

Eine schrittweise Umstellung könnte auf<br />

mehr Zustimmung treffen. Seit vielen JahrenwirdaneinerAnnäherungderBilanzregeln<br />

gearbeitet. Bereits Ende vergangenen<br />

Jahres war eigentlich mit einem Entschlussder„SecuritiesandExchangeCommission“(SEC)gerechnetworden.DieKommissare<br />

der Aufsichtsbehörde hatten jedoch<br />

auf den Mitarbeiterbericht gewartet.<br />

In der Regel folgen sie den Empfehlungen.<br />

DieSECzweifeltenunan, obdurch deneinheitlichen<br />

Standard IFRS die Bilanzen –<br />

wie von den Befürwortern propagiert –<br />

weltweitwirklichbesserzuvergleichenseien.<br />

Etwa 100 Länder haben auf IFRS umgestellt,<br />

die USA halten aber an ihren eigenen<br />

Regeln fest. Ein Knackpunkt ist die Bewertung<br />

von Finanzinstrumenten. REUTERS<br />

MO DI MI D0<br />

Festgeld Telefon Tagesgeld<br />

Rürup-Rente<br />

Garantierte Monatsrente in Euro<br />

▲ Dax 30<br />

Divi- Schluss Schluss Wochen Wochen- Schluss am Jahres Div. KGV<br />

dende 13.07. Vorwoche Veränderung in % Hoch Tief 30.12.2011 Veränderung in % Rendite 2012<br />

Adidas 1,00 57,91 57,63 +0,49 57,91 56,64 50,26 + 15,22 1,73 15<br />

Allianz* 4,50 79,06 77,88 +1,52 79,07 77,30 73,91 + 6,97 5,69 7<br />

BASF* 2,50 55,96 56,10 -0,25 56,22 54,69 53,89 + 3,84 4,47 10<br />

Bayer* 1,65 58,30 57,10 +2,10 58,64 57,07 49,40 + 18,02 2,83 12<br />

Beiersdorf 0,70 53,48 52,31 +2,24 53,48 52,63 43,82 + 22,04 1,31 27<br />

BMW* 2,30 57,77 56,42 +2,39 58,03 55,67 51,76 + 11,61 3,98 8<br />

Commerzbank – 1,24 1,25 -0,64 1,25 1,22 1,30 – 4,76 – 5<br />

Daimler* 2,20 36,40 35,34 +3,00 36,49 35,09 33,92 + 7,30 6,04 7<br />

▼ Deutsche Bank* 0,75 25,60 27,39 -6,52 26,25 25,27 29,44 – 13,03 2,93 5<br />

▼ Deutsche Börse 3,30 42,12 42,82 -1,63 42,19 41,55 43,12 – 2,33 7,84 9<br />

Deutsche Post 0,70 14,34 14,01 +2,39 14,34 14,08 11,88 + 20,71 4,88 12<br />

▲ Dt. Telekom* 0,70 9,18 8,50 +7,95 9,18 8,73 8,87 + 3,53 7,63 13<br />

Eon* 1,00 17,65 16,84 +4,78 17,68 17,12 16,67 + 5,85 5,67 12<br />

Fres.Med.Care 0,69 57,05 55,90 +2,06 57,06 56,15 52,50 + 8,67 1,21 15<br />

Fresenius SE 0,95 85,62 83,61 +2,40 85,78 84,60 71,48 + 19,78 1,11 16<br />

Heidelb.Cement 0,35 37,22 37,45 -0,63 38,18 36,96 32,79 + 13,49 0,94 12<br />

Henkel Vz 0,80 55,12 54,59 +0,97 55,21 54,63 44,59 + 23,62 1,45 15<br />

Infineon 0,12 5,23 5,21 +0,33 5,23 5,07 5,82 – 10,08 2,29 12<br />

K + S 1,30 37,95 36,70 +3,41 37,98 37,19 34,92 + 8,68 3,43 12<br />

Linde 2,50 117,50 116,60 +0,77 118,20 116,35 114,95 + 2,22 2,13 15<br />

Lufthansa 0,25 9,75 9,27 +5,11 9,78 9,60 9,19 + 6,10 2,57 19<br />

MAN 2,30 80,75 80,31 +0,55 80,75 79,15 68,70 + 17,54 2,85 14<br />

Merck KGaA 1,50 78,10 78,60 -0,64 78,37 77,61 77,03 + 1,39 1,92 11<br />

▼ Metro 1,35 20,42 21,80 -6,35 20,48 20,04 28,20 – 27,61 6,61 7<br />

Münchener Rück* 6,25 114,10 111,60 +2,24 114,10 111,25 94,78 + 20,38 5,48 8<br />

RWE* 2,00 34,06 32,79 +3,89 34,14 33,07 27,15 + 25,45 5,87 8<br />

▲ SAP* 0,75+0,35 48,90 45,55 +7,35 48,90 47,71 40,85 + 19,71 1,53 16<br />

Siemens* 3,00 68,03 66,64 +2,09 68,03 66,56 73,94 – 7,99 4,41 11<br />

▲ Thyssen-Krupp 0,45 14,51 13,13 +10,55 14,57 14,15 17,73 – 18,14 3,10 15<br />

Volkswagen Vz* 3,06 137,10 130,90 +4,74 137,10 132,20 115,75 + 18,44 2,23 7<br />

6520<br />

6460<br />

6400<br />

FR<br />

Kredite<br />

SA<br />

Sparbriefe<br />

Versicherer Tarif in Euro<br />

Europa E-R1B 632,73<br />

Hannov. Leben Klassik RB4 623,15<br />

ASSTEL ARP312PA 620,93<br />

HUK24 BRAGT24 618,23<br />

Debeka BA1/BA3 611,41<br />

myLife LB - Rürup-Classic 610,24<br />

HanseMerkur RB2012 M 609,94<br />

HUK-COBURG BRAGT 601,11<br />

Allianz BVR1/BVR2 599,37<br />

Volkswohl Bund BSR 595,81<br />

Berechnungsgrundlage: Mann, 30 Jahre alt bei Versicherungsbeginn 01.06.2012,<br />

monatlicher Beitrag 300 Euro, dynamischer Rentenbezug, fällig mit 67 Jahren,<br />

Beitragsrückgewähr in der Ansparzeit, Rentengarantiezeit 10 Jahre.<br />

Angaben ohne Gewähr, Stand: 13.07.2012<br />

Quelle: biallo.de / Datenbasis MORGEN & MORGEN<br />

Täglich aktualisierte Tarife: www.sueddeutsche.de/sparmeister<br />

Dax<br />

seit 9.7.12, Angaben in Punkten<br />

SZ-Graphik, smallCharts<br />

Quelle: Reuters<br />

6340<br />

9.7.12 10.7.12 11.7.12 12.7.12 13.7.12<br />

13.7.2012 Schluss 6557,10<br />

Schluss Vorwoche 6410,11<br />

Weltindizes<br />

Schluss Veränderung in %<br />

13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />

Schluss Veränderung in %<br />

13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />

Schluss Veränderung in %<br />

13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />

Dax<br />

MDax<br />

6557,10<br />

10621,23<br />

+ 2,29<br />

+ 1,65<br />

+ 11,17<br />

+ 19,37<br />

Dow Jones<br />

S & P 500<br />

12777,09<br />

1356,77<br />

+ 0,04<br />

+ 0,15<br />

+<br />

+<br />

4,58<br />

7,89<br />

Nikkei 225<br />

HangSeng<br />

8724,12<br />

19092,63<br />

– 3,29<br />

– 3,58<br />

+<br />

+<br />

3,18<br />

3,57<br />

TecDax 751,29 – 0,71 + 9,67 Nasdaq 2908,47 – 0,98 + 11,64 Straits Times 2972,04 + 0,02 + 12,31<br />

Euro Stoxx 50 2259,09 + 1,05 – 2,48 MSCI World ($) 1207,47 – 1,78 + 2,10 Shanghai Comp. 2185,90 – 1,69 – 0,61<br />

DJ Global Titans 50 (e)/ 184,01<br />

AEX All Shares/Amsterdam314,60<br />

General Comp./Athen 621,78<br />

SET-Index/Bangkok 1210,29<br />

Bel 20/Brüssel 2220,34<br />

BUX/Budapest 17021,96<br />

MerVal/Buenos Aires 2350,96<br />

Irish SE/Dublin 3183,97<br />

OMX H25/Helsinki 1892,50<br />

ISE National 100/Istanbul 62662,16<br />

+ 0,10<br />

+ 1,54<br />

– 2,67<br />

+ 0,85<br />

+ 0,40<br />

– 0,43<br />

– 1,26<br />

+ 0,34<br />

+ 0,46<br />

– 0,19<br />

+ 5,47<br />

+ 0,68<br />

– 8,62<br />

+ 18,04<br />

+ 6,57<br />

+ 0,28<br />

– 4,53<br />

+ 9,72<br />

– 2,55<br />

+ 22,23<br />

OMX C20/Kopenhagen 461,10<br />

PSI 20/Lissabon 4838,63<br />

FTSE 100/London 5666,13<br />

FT Gold Mines/London 2273,37<br />

IBEX 35/Madrid 6664,60<br />

MIB/Mailand 13714,68<br />

RTS 1/Moskau 1368,69<br />

BSE Sensex/Mumbai 17213,70<br />

S & P 100/New York 622,83<br />

OBX Top 25/Oslo 416,09<br />

CAC 40/Paris 3180,81<br />

+ 0,20<br />

+ 2,09<br />

+ 0,06<br />

– 1,78<br />

– 1,10<br />

– 0,13<br />

+ 0,81<br />

– 1,75<br />

+ 0,42<br />

+ 2,41<br />

+ 0,38<br />

+ 18,25<br />

– 11,93<br />

+ 1,68<br />

– 20,16<br />

– 22,20<br />

– 9,11<br />

– 0,95<br />

+ 11,38<br />

+ 9,12<br />

+ 8,09<br />

+ 0,66<br />

General Index/St. de Chile 20979,58<br />

Bovespa/Sao Paulo 53420,00<br />

Kospi/Seoul 1812,89<br />

OMX S30/Stockholm 1030,94<br />

All Ordinaries/Sydney 4118,30<br />

Taiwan Average/Taipeh 7130,93<br />

TA-25/Tel Aviv 1068,40<br />

S& P/TSE 300/Toronto 11514,53<br />

WIG/Warschau 40301,29<br />

NZSX 50/Wellington 3495,41<br />

Austrian Traded/Wien 1960,81<br />

– 0,49<br />

– 5,25<br />

– 2,44<br />

+ 0,69<br />

– 1,92<br />

– 3,48<br />

– 1,53<br />

– 1,25<br />

– 1,20<br />

+ 0,48<br />

+ 0,21<br />

+<br />

–<br />

–<br />

+<br />

+<br />

+<br />

–<br />

–<br />

+<br />

+<br />

+<br />

4,22<br />

5,87<br />

0,70<br />

4,36<br />

0,18<br />

0,83<br />

1,49<br />

3,69<br />

7,20<br />

6,74<br />

3,65<br />

JSE Top 40/Johannesburg 29663,61 – 1,31 + 4,19 PX SE Ind./Prag 904,20 – 1,32 – 0,76 Swiss Market/Zürich 6181,81 – 0,03 + 4,14<br />

▲ MDax<br />

VON MORITZ KOCH<br />

New York – Es ist ein großer Sieg für den<br />

amerikanischen Einzelhandel, und ein<br />

massiver Schlag gegen die Finanzbranche:<br />

Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um<br />

Kreditkarten-Gebühren haben Visa und<br />

MastercardsowiemehrereGroßbankeneinem<br />

umfassenden Vergleich zugestimmt.<br />

Ladenbesitzer hatten ihnen vorgeworfen,<br />

illegale Preisabsprachen getroffen zu haben<br />

– und können sich jetzt über die Entschädigungszahlung<br />

von sechs Milliarden<br />

Dollar freuen. Zu den Profiteuren zählen<br />

große Supermarktketten wie Publix und<br />

Safeway genauso wie kleine, unabhängige<br />

Läden.<br />

Schon ist vom größten kartellrechtlichenVergleichinderUS-GeschichtedieRede.<br />

Die Einigung beendet ein Verfahren,<br />

dasschon2005begann, alsdieEinzelhändler<br />

gemeinsam eine Klage einreichten.<br />

Schonjetztistklar:DerVergleichwirdweitreichende<br />

Auswirkungen haben und auch<br />

jenetreffen,dieindem RechtsstreitnurBeobachterwaren:dieKonsumenten.DieEinzelhändler<br />

dürfen in Zukunft Gebühren<br />

verlangen, wenn Kunden mit Kreditkarte<br />

zahlen.Zudemwerden dieKreditkartengebühren,<br />

die die Läden abführen müssen,<br />

acht Monate lang gesenkt. Dies allein dürfte<br />

dem Einzelhandel 1,2 Milliarden Dollar<br />

einsparen.<br />

Die Händler dürfen nun<br />

einen Teil der Gebühren<br />

an die Kunden weiterreichen<br />

Die Ladenbesitzer haben also allen<br />

Grund zur Freude. Seit Jahren hatten sie<br />

darauf gedrungen, einen Teil der Gebühren<br />

direkt an die Kunden weiterreichen zu<br />

können. Dies hatten die Kreditkartenfirmen<br />

jedoch untersagt und argumentiert,<br />

dass das bisherige Arrangement letztlich<br />

auch zum Vorteil der Ladenbesitzer sei,<br />

weil Kreditkarten die Kaufkraft der Kunden<br />

und damit auch die Konsumausgaben<br />

steigerten.<br />

Dax findet keine Richtung<br />

Der Dax hat nach einem richtungslosen Handel<br />

die Woche mit einem Plus von 2,3 Prozent beendet.<br />

Der Markt wird nach Einschätzung von Experten<br />

auch in der kommenden Woche keine<br />

klare Tendenz finden. Die Themen bleiben die<br />

gleichen: die Konjunktur, der Euro, wie viel Liquidität<br />

werden die Notenbanken in der Schuldenkrise<br />

noch bereit stellen.<br />

Divi- Schluss Schluss Wochen Wochen- Schluss am Jahres Div. KGV<br />

dende 13.07. Vorwoche Veränderung in % Hoch Tief 30.12.2011 Veränderung in % Rendite 2012<br />

Aareal Bank – 13,25 13,35 -0,75 13,33 12,96 13,99 – 5,26 – 7<br />

Aurubis 1,20 38,68 38,27 +1,07 38,72 37,85 41,20 – 6,13 3,10 9<br />

Baywa vink. Na 0,60 29,50 28,49 +3,56 29,59 28,93 27,30 + 8,08 2,03 13<br />

Bilfinger Berger 3,40 65,46 63,74 +2,70 65,46 63,87 65,88 – 0,64 5,19 11<br />

Boss 2,89 78,91 75,99 +3,84 79,09 77,21 + 0,00 3,66 17<br />

Brenntag 2,00 91,62 87,75 +4,41 91,90 89,57 71,95 + 27,34 2,18 14<br />

Celesio 0,25 13,49 13,21 +2,08 13,53 13,37 12,24 + 10,17 1,85 11<br />

Continental 1,50 70,73 68,56 +3,17 70,88 67,82 48,10 + 47,06 2,12 8<br />

▼ Deutz – 3,47 3,97 -12,69 3,50 3,40 4,11 – 15,60 – 7<br />

Douglas 1,10 32,10 31,53 +1,82 32,23 31,67 27,80 + 15,47 3,43 20<br />

Dt. Euroshop 1,10 29,93 28,69 +4,32 29,98 28,72 24,80 + 20,67 3,68 19<br />

Dt. Wohnen 0,23 14,00 13,20 +6,06 14,02 13,42 10,27 + 36,39 1,64 21<br />

▲ Dürr 1,20 54,27 50,27 +7,96 54,32 50,94 34,00 + 59,62 2,21 11<br />

EADS 0,45 27,29 28,04 -2,67 27,29 26,80 24,16 + 12,98 1,65 15<br />

Elring-Klinger 0,58 20,80 19,60 +6,10 20,82 20,09 19,18 + 8,42 2,79 13<br />

Fielmann 2,50 70,78 71,71 -1,30 71,06 69,61 73,44 – 3,62 3,53 22<br />

Fraport 1,25 44,77 43,32 +3,35 44,89 43,73 38,00 + 17,82 2,79 17<br />

Fuchs Petrol. Vz 1,00 44,43 43,66 +1,78 44,61 44,01 33,82 + 31,37 2,25 17<br />

▲ Gagfah 0,10 8,03 7,53 +6,72 8,15 7,92 3,97 + 102,11 1,25 24<br />

Gea Group 0,55 21,87 21,84 +0,11 21,93 21,50 21,85 + 0,07 2,52 11<br />

Gerresheimer 0,60 38,79 37,04 +4,71 38,90 38,36 32,20 + 20,47 1,55 15<br />

Gerry Weber 0,65 32,49 31,94 +1,72 33,01 31,79 23,57 + 37,82 2,00 19<br />

▼ Gildemeister 0,25 12,36 13,34 -7,35 12,36 11,97 9,75 + 26,72 2,02 9<br />

GSW Immobilien – 29,66 28,00 +5,93 29,74 28,91 22,40 + 32,41 – 19<br />

Hamburger Hafen 0,65 19,60 19,99 -1,95 19,77 19,39 22,83 – 14,15 3,32 15<br />

Hannover Rück 2,10 46,72 46,90 -0,39 46,98 46,28 38,33 + 21,89 4,50 8<br />

Hochtief – 38,50 38,85 -0,89 38,50 37,83 44,70 – 13,86 – 12<br />

Kabel Deutschland – 51,20 48,35 +5,89 51,20 49,14 39,22 + 30,56 – 29<br />

Klöckner & Co – 7,59 7,56 +0,38 7,63 7,51 9,92 – 23,50 – 12<br />

Krones 0,60 42,78 41,21 +3,82 42,78 41,88 36,77 + 16,36 1,40 14<br />

KUKA – 19,01 18,42 +3,23 19,05 18,60 14,14 + 34,49 – 15<br />

Lanxess 0,85 54,33 53,82 +0,95 54,37 52,75 40,00 + 35,83 1,56 9<br />

Leoni 1,50 30,52 31,18 -2,13 30,52 29,59 25,75 + 18,50 4,92 6<br />

▲ MTUAeroEngines 1,20 62,65 58,90 +6,37 63,72 61,20 49,44 + 26,72 1,92 15<br />

ProSiebenSat1Vz 1,17 17,97 18,15 -0,99 17,98 17,43 14,12 + 27,28 6,51 9<br />

Puma 2,00 222,30 224,10 -0,80 222,95 218,05 225,00 – 1,20 0,90 13<br />

Rational 5,50 189,30 186,20 +1,66 189,30 183,40 168,20 + 12,54 2,91 23<br />

Rheinmetall 1,80 38,35 37,53 +2,17 38,37 36,93 34,24 + 12,01 4,69 7<br />

▼ Rhön-Klinikum 0,45 16,10 16,70 -3,59 16,42 15,96 14,72 + 9,38 2,80 14<br />

Salzgitter 0,45 30,17 31,13 -3,08 30,20 29,69 38,63 – 21,91 1,49 10<br />

SGL Carbon 0,20 32,69 30,99 +5,49 32,84 31,41 38,09 – 14,19 0,61 22<br />

Sky Deutschland – 2,86 2,90 -1,52 2,90 2,85 1,41 + 103,13 – –<br />

Springer 1,70 36,47 35,00 +4,21 36,59 34,82 33,21 + 9,83 4,66 12<br />

Stada Arznei 0,37 25,08 25,35 -1,08 25,22 24,55 19,25 + 30,26 1,48 10<br />

Südzucker 0,55 28,67 27,76 +3,28 28,94 28,10 24,65 + 16,31 1,92 15<br />

Symrise 0,62 25,36 24,07 +5,36 25,43 24,82 20,62 + 22,99 2,44 18<br />

TUI – 4,55 4,62 -1,45 4,56 4,48 4,80 – 5,09 – 8<br />

Vossloh 2,50 68,48 65,98 +3,79 68,48 67,25 74,07 – 7,55 3,65 14<br />

Wacker Chemie 2,20 54,31 54,76 -0,82 55,35 53,70 62,15 – 12,61 4,05 11<br />

Wincor Nixdorf 1,70 27,15 27,93 -2,81 27,26 26,65 34,53 – 21,39 6,26 8<br />

Das Kapital, das nötig ist, um den Vergleich<br />

abzufedern, haben Visa und Mastercard<br />

bereits zurückgelegt. Visa wird zwei<br />

Drittel der finanziellen Belastung tragen<br />

müssen, Mastercard ein Drittel, wobei die<br />

in den Streit involvierten Banken – JP Morgan<br />

Chase, Bank of America und Wells Fargo–<br />

Mastercardnoch einen Teil der Kosten<br />

abnehmen.DieKreditkartenanbieterAmerican<br />

Express und Discover waren nicht in<br />

den Rechtsstreit verwickelt.<br />

Die Geschäftsbeziehungen zwischen<br />

Einzelhändlern und Kreditkartenfirmen<br />

sind schnell zu überblicken. Die Kartenanbieter<br />

verdienen an jedem Kunden, der in<br />

einem Laden lieber mit Plastik als mit Bar-<br />

Wie schützen sich Anleger vor der<br />

Inflation, Herr Steinbeis?<br />

Schwankende Aktien- und<br />

Rohstoffmärkte haben für<br />

Markus Steinbeis durchaus<br />

etwas Beruhigendes. Nicht dass der Leiter<br />

des Fondsmanagements bei der<br />

Münchner Vermögensverwaltung Huber,<br />

Reuss & Kollegen sein Geld besonders<br />

gerne risikoreich anlegen würde.<br />

Aber „Schwankungen“, sagt Steinbeis,<br />

„sind etwas, das Anleger künftig aushaltenmüssen,wennsieihrVermögenlangfristig<br />

erhalten wollen“. Mehr noch: Nur<br />

werseinGeldinMärkteinvestiere,beidenen<br />

das tägliche Auf und Ab der Normalfall<br />

ist, könne verhindern, dass sein Erspartes<br />

aufgezehrt werde.<br />

MehrSicherheitdurch Volatilität –für<br />

Steinbeis ist das kein Widerspruch. Im<br />

Gegenteil. Riskant für die Sparer seien<br />

derzeit eher jene Anlageformen, die über<br />

Jahrzehnte hinweg als besonders sicher<br />

galten:Sparkonten,Lebens-undRentenversicherungen,<br />

Staatsanleihen. Sie alle<br />

werfen in Zeiten der Dauerkrise an den<br />

Finanzmärkten kaum Zinsen ab. Das<br />

zehrt am Vermögen der Anleger, weil<br />

gleichzeitig die Inflationsrate höher liegt<br />

als die Verzinsungdes angelegten Geldes<br />

(Grafik). „Negative Realzinsen“ nennt<br />

sich das. Sie sorgen dafür, dass die Sparer<br />

sich Jahr für Jahr für ihr angelegtes<br />

Geld weniger kaufen können.<br />

Auf lange Sicht hat das drastische Folgen.<br />

Liegt die Teuerung um 2,5 Prozent<br />

über der Verzinsung des Vermögens, bedeutet<br />

das: 100 Euro sind nach 10 Jahren<br />

nur noch 78 Euro wert. Nach 20 Jahren<br />

sind noch 60 Euro an Kaufkraft übrig,<br />

nach 30 Jahren 47 Euro. „Wer mit gering<br />

verzinsten Anlageformen fürs Alter vorsorgt,<br />

hat keine Chance, sein Vermögen<br />

zuerhalten“,sagtSteinbeis.AnlegerwürdenaufdiesemWeg„schrittweiseenteignet“.<br />

Langfristig, so glaubt der ehemalige<br />

Topmanager der Fondsgesellschaft<br />

Pioneer, bestehedieGefahr,dasssich die<br />

Altersarmut drastisch verschärfe.<br />

Hintergrund für diese Entwicklung<br />

ist die Politik der Notenbanken in der Finanzkrise.UmdieZahlungsfähigkeitkriselnder<br />

Staaten zu erhalten, müssen sie<br />

ZinsniveauundRenditenderStaatsanleihen<br />

künstlich niedrig halten. Sie tun das<br />

unteranderem, indem siemassivStaatsanleihen<br />

aufkaufen. So werden mittlerweile<br />

60 Prozent der neu emittierten US-<br />

Erledigt<br />

Visa und Mastercard beenden ihren jahrelangen Streit mit dem Einzelhandel über unerlaubte Absprachen.<br />

Das kommt die Kreditkartenfirmen allerdings teuer: Sie zahlen dafür mehrere Milliarden Dollar<br />

Zahlen per Kreditkarte ist nicht nur in den USA beliebt. Unternehmen und Banken verdienen daran. FOTO: NICK UT/DAPD<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

DIE WOCHENSCHAU<br />

geld zahlt, und teilen die Gewinne mit den<br />

Banken, die die Kreditkarten ausstellen.<br />

Insgesamtschlagennach AngabenderVereinigung<br />

der US-Einzelhändler die Gebühren,<br />

die Visa und Mastercard kassieren,<br />

mit jährlich 30 Milliarden Dollar zu Buche.<br />

Durchdieneuen,inderEinigungfestgelegten<br />

Regeln könnten die Läden nun die<br />

Kreditkartenunternehmen unter Druck<br />

setzen, ihre Gebühren zu senken, freute<br />

sich Patrick Coughlin, einer der Anwälte<br />

der Kläger. Dies könnte Visa und Mastercard<br />

letztlich noch härter treffen, als die<br />

Milliardenzahlung, die der Vergleich erfordert.<br />

Zumal es nicht der erste Schlag gegen<br />

die Kreditkartenfirmen ist. Schon die Fi-<br />

Markus Steinbeis FOTO: OH<br />

Staatspapiere von Notenbanken erworben.<br />

Langfristig führten diese zum Teil<br />

mit „frisch gedrucktem Geld“ finanzierten<br />

Käufe zu höherer Inflation. Das verschärft<br />

die Geldentwertung – und damit<br />

die schleichende Enteignung der Sparer.<br />

„Risikolose Anlageklassen gibt es<br />

nichtmehr“,sagtderFondsmanagerdeshalb.<br />

Anleger müssten sich entscheiden<br />

zwischen dem Risiko der Enteignung<br />

und dem Schwankungsrisiko. Um Kaufkraftzu<br />

erhalten,führtfür Steinbeiskein<br />

Weg an Sachwerten vorbei – und deren<br />

Märkte sind eben Schwankungen unterworfen.<br />

Aktien, Immobilien, Rohstoffe,<br />

Edelmetalle gehören für den Experten in<br />

jedes Depot – jedoch breit gestreut und<br />

„mit Substanz“. Bei Aktien etwa empfiehlt<br />

der Anlagestratege Firmen, die<br />

überJahrehinweg einegute Dividendenrendite<br />

erwirtschaftet haben. Sie sollten<br />

überdies im Markt Preise setzenkönnen.<br />

Nur dann könnten sie steigende Produktionskosten<br />

an die Kunden weitergeben.<br />

Immobilien sind für Steinbeis substanzhaltig,<br />

wenn sie in Regionen und Lagen<br />

angesiedeltsind,wosieauchin schwierigen<br />

Marktphasen ihren Wert halten.<br />

Ganz auf die lieb gewonnenen Sparbriefe,<br />

Lebenspolicen oder Rentenversicherungen<br />

verzichten müssen Sparer<br />

aber nicht. „Jeder sollte für sich die Balance<br />

finden, zwischen real negativ verzinsten<br />

Anlageformen und Anlagen mit<br />

Sachwertecharakter“, rät Steinbeis. Klar<br />

ist für ihn aber: „Wer nicht lernt, mit<br />

Schwankungen zu leben, wird am Ende<br />

verlieren.“ ANDREAS JALSOVEC<br />

Rendite der 5-jährigen Bundesobligation im Vergleich zur Inflation in Deutschland<br />

Angaben in Prozent<br />

Bundesobligation Inflation<br />

J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J<br />

2010 2011 2012<br />

SZ-Grafik, smallCharts; Quelle: Thomson Reuters<br />

nanzreform, die Präsident Barack Obama<br />

vorzweiJahreninKraftgesetzthat,halbierte<br />

die Gebühren, die die Anbieter für das<br />

bargeldlose Zahlen verlangen dürfen. Die<br />

Finanzbranche hatte dagegen massiv protestiert,scheiterteletztlichmitihrenVersuchen,<br />

die Regelung zu stoppen.<br />

Dieses Mal wollten die KreditkartenanbieterjedochkeinDramainszenieren.Visa-<br />

Chef Joseph Saunders zeigte sich mit der<br />

Einigung sogar zufrieden. „Wir denken,<br />

dasseinVergleich im Interesse aller Parteien<br />

ist“, sagte er. Mastercard-Anwalt Noah<br />

Hanft attestierte: Immerhin sei es gelungen,<br />

einüber Jahreandauerndes Verfahren<br />

zu verhindern.<br />

▲ Euro Stoxx 50 (ohne Dax 30 Werte)<br />

Dividende<br />

Schluss<br />

13.07.<br />

Schluss<br />

Vorwoche<br />

Wochen<br />

Veränderung in %<br />

Wochen-<br />

Hoch Tief<br />

Schluss am<br />

30.12.2011<br />

Jahres Div. KGV<br />

Veränderung in % Rendite 2012<br />

Air Liquide 2,50 88,69 89,47 -1,58 88,70 87,06 95,59 – 7,22 2,82 15<br />

Anh.-Busch Inb. 0,80 63,00 62,85 +0,16 63,10 62,63 47,31 + 33,18 1,27 14<br />

Arcelor-Mittal 0,57 12,32 12,15 -1,19 12,32 12,06 14,13 – 12,85 4,63 8<br />

ASML 0,46 41,56 40,48 +1,74 41,77 40,91 32,48 + 27,98 1,11 15<br />

Axa 0,69 10,06 10,00 -1,16 10,08 9,88 10,05 + 0,15 6,86 5<br />

Banco Bilbao (BBVA) 0,42 5,08 5,18 -2,30 5,10 4,99 6,68 – 23,95 8,27 7<br />

▼ Banco Santander 0,60 4,66 4,90 -4,66 4,70 4,60 5,87 – 20,55 12,86 6<br />

BNP Paribas 1,20 29,77 29,20 +1,91 29,89 29,10 30,35 – 1,91 4,03 5<br />

▲ Carrefour 0,52 14,55 13,51 +7,11 14,57 14,06 17,62 – 17,43 3,58 10<br />

CRH Plc 0,63 15,04 14,57 +0,33 15,38 15,00 15,36 – 2,12 4,19 17<br />

Danone 1,39 49,83 49,83 -0,18 49,96 49,50 48,57 + 2,59 2,79 16<br />

Enel 0,26 2,39 2,44 -1,64 2,40 2,31 3,14 – 23,92 10,87 6<br />

ENI 1,04 16,89 16,87 -0,57 16,98 16,64 16,01 + 5,50 6,16 8<br />

Essilor Int. 0,85 72,20 73,56 -1,85 72,28 71,64 54,55 + 32,36 1,18 26<br />

▲ France Télécom 1,40 10,82 10,18 +4,00 10,85 10,30 12,14 – 10,84 12,94 8<br />

GDF Suez 1,50 18,04 18,06 +0,54 18,08 17,47 21,12 – 14,61 8,32 11<br />

Generali 0,20 9,92 9,94 +0,10 10,00 9,76 11,63 – 14,70 2,02 8<br />

▼ Iberdrola 0,33 3,19 3,30 -3,32 3,21 3,07 4,84 – 34,06 10,40 7<br />

Inditex 1,80 80,79 79,67 +0,98 81,27 79,28 63,28 + 27,67 2,23 23<br />

ING – 5,29 5,07 +3,59 5,33 5,19 5,56 – 4,84 – 4<br />

Intesa San Paolo 0,05 1,02 1,01 +0,69 1,03 1,00 1,29 – 21,02 4,89 6<br />

L’Oreal 2,00 91,67 92,47 -1,35 91,82 90,43 80,70 + 13,59 2,18 20<br />

LVMH 2,60 118,85 120,75 -2,89 118,90 115,40 109,40 + 8,64 2,19 17<br />

▼ Nokia 0,20 1,51 1,55 -2,57 1,55 1,50 3,77 – 59,97 13,25 13<br />

Philips 0,75 16,11 15,51 +3,41 16,26 15,97 16,28 – 1,04 4,66 13<br />

Repsol 1,11 12,64 12,27 +2,97 12,79 12,39 23,74 – 46,77 8,75 6<br />

Saint Gobain 1,24 28,01 28,18 -0,34 28,05 27,47 29,67 – 5,60 4,43 9<br />

Sanofi-Aventis 2,65 60,74 59,75 +1,09 60,74 60,07 56,75 + 7,03 4,36 10<br />

Schneider Electric 1,70 42,79 43,10 -1,76 42,79 41,89 40,68 + 5,19 3,97 11<br />

Societe Generale – 17,18 17,53 -1,47 17,45 16,81 17,21 – 0,15 – 5<br />

Telefonica 1,55 9,96 9,88 +1,13 10,00 9,67 13,39 – 25,56 15,59 7<br />

Total 2,28 36,04 36,06 -0,39 36,14 35,64 39,50 – 8,77 6,33 7<br />

Unibail 8,00 150,15 149,05 -0,63 150,50 148,20 138,90 + 8,10 5,33 16<br />

Unicredit 0,00 2,70 2,66 +1,31 2,73 2,64 4,23 – 36,06 – 8<br />

Unilever NV 0,90 26,74 26,94 -1,23 26,77 26,46 26,57 + 0,62 3,37 16<br />

Vinci 1,77 35,16 35,79 -3,85 35,29 34,58 33,76 + 4,15 5,03 10<br />

▲ Vivendi 1,00 15,77 14,62 +7,50 15,84 15,30 16,92 – 6,80 6,34 8<br />

● US-Aktien<br />

Dividende<br />

Schluss<br />

13.07.<br />

Schluss<br />

Vorwoche<br />

Wochen<br />

Veränderung in %<br />

Wochen-<br />

Hoch Tief<br />

Schluss am<br />

30.12.2011<br />

Jahres Div. KGV<br />

Veränderung in % Rendite 2012<br />

Alcoa 0,12 8,42 8,73 -2,37 8,43 8,27 8,65 – 2,89 1,43 17<br />

Altria Group 1,64 35,62 34,97 +2,08 35,63 35,16 29,65 + 20,07 4,61 16<br />

Amazon – 218,39 225,05 -2,36 219,31 213,88 173,10 + 26,30 – 171<br />

Apple – 604,97 605,88 +0,66 607,19 600,00 405,00 + 49,36 – 14<br />

Bank of America 0,04 7,82 7,66 -0,58 7,82 7,55 5,56 + 40,38 0,51 11<br />

Berkshire Hathaway – 84,48 82,54 +2,74 84,45 83,51 76,30 + 10,63 – 19<br />

Caterpillar 1,84 82,07 84,61 -2,93 82,14 79,55 90,60 – 9,59 2,25 9<br />

Cisco Systems 0,32 16,31 16,77 -2,44 16,37 15,98 18,08 – 9,82 1,96 9<br />

Citigroup 0,04 26,65 26,36 +0,54 26,97 25,54 26,31 + 1,29 0,15 7<br />

Coca-Cola 2,04 77,28 78,15 -0,83 77,59 76,34 69,97 + 10,41 2,64 19<br />

eBay – 39,95 40,41 -0,80 40,08 39,19 30,33 + 31,85 – 17<br />

EMC – 23,65 24,07 -0,72 23,72 23,25 21,54 + 9,77 – 14<br />

Exxon Mobil 2,28 85,47 84,80 +1,71 85,57 84,26 84,76 + 0,87 2,67 10<br />

Facebook – 30,74 31,73 -2,04 31,07 30,56 + 0,00 – –<br />

General Electric 0,68 19,77 20,00 -0,30 19,87 19,46 17,91 + 10,27 3,44 13<br />

Google – 576,52 585,98 -1,35 579,15 568,55 645,90 – 10,72 – 14<br />

▼ Green Mountain Coffee Roasters – 19,66 24,50 -20,06 20,48 19,17 44,85 – 56,16 – 7<br />

▼ Hewlett-Packard 0,53 18,98 19,57 -3,60 19,20 18,77 25,76 – 26,42 2,79 5<br />

IBM 3,40 186,01 191,41 -2,06 186,33 183,03 183,88 + 1,00 1,83 12<br />

▼ Intel 0,84 25,25 26,16 -3,23 25,39 24,76 24,25 + 4,25 3,32 10<br />

Johnson & Johnson 2,44 68,61 67,64 +2,28 68,74 67,73 65,58 + 4,61 3,56 13<br />

▲ JPMorgan Chase 1,20 36,07 33,90 +6,42 36,20 34,86 33,25 + 8,30 3,33 8<br />

Kraft Foods 1,16 39,71 38,98 +1,96 39,75 39,03 37,36 + 6,25 2,92 16<br />

▲ McDonald’s 2,80 92,29 89,66 +3,50 92,69 92,07 100,33 – 7,97 3,03 16<br />

Microsoft 0,80 29,39 30,19 -2,33 29,48 28,72 25,96 + 13,33 2,72 11<br />

Newmont Mining 1,40 46,16 47,91 -3,06 46,35 45,55 60,01 – 23,11 3,03 –<br />

Pfizer 0,88 22,81 22,54 +2,65 22,90 22,70 21,64 + 5,45 3,86 10<br />

Philip Morris 3,08 90,21 89,45 +2,21 90,49 89,75 78,48 + 15,00 3,41 17<br />

▲ Procter & Gamble 2,25 65,09 61,28 +6,30 65,75 63,77 66,71 – 2,34 3,45 16<br />

Starbucks 0,68 53,61 51,97 +3,33 53,69 52,16 46,01 + 16,49 1,27 29<br />

Staatsanleihen Industrielaender<br />

Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />

4,25 Belgien 12/22 114,11 – AA BE0000325341<br />

4 Finnland 09/19 123,61 1,92 AAA FI4000006176<br />

5,75 Frankreich 01/32 140,83 – AAA FR0000187635<br />

4,25 Frankreich 08/18 116,89 1,41 AAA FR0010670737<br />

8,5 Frankreich 92/23 157,60 – AAA FR0000571085<br />

4,5 Niederlande 07/17 118,29 0,75 AAA NL0006007239<br />

7,5 Niederlande 93/23 155,21 – AAA NL0000102077<br />

4,3 Österreich 07/17 116,75 0,95 AAA AT0000A06P24<br />

4,35 Österreich 08/19 118,80 1,37 AAA AT0000A08968<br />

4 Polen 10/21 107,82 2,96 A- XS0543882095<br />

4,63 Slowakei 12/17 109,10 – A+ SK4120008301<br />

4,85 Spanien 10/20 89,64 6,49 BBB- ES00000122T3<br />

Staatsanleihen Emerging Markets<br />

Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />

7,38<br />

11<br />

5<br />

5,5<br />

4,25<br />

7,5<br />

5<br />

5,25<br />

4,5<br />

Brasilien 05/15<br />

Brasilien 97/17<br />

Kroatien 04/14<br />

Mexiko 04/20<br />

Mexiko 10/17<br />

Peru 04/14<br />

Rumänien 10/15<br />

Rumänien 11/16<br />

Südafrika 06/16<br />

114,58<br />

140,66<br />

104,00<br />

115,92<br />

107,38<br />

112,94<br />

101,28<br />

101,00<br />

108,55<br />

1,48<br />

2,22<br />

2,61<br />

3,10<br />

2,65<br />

–<br />

4,46<br />

–<br />

–<br />

BBB XS0211229637<br />

BBB XS0077157575<br />

BBB- XS0190291582<br />

BBB XS0206170390<br />

BBB XS0525982657<br />

BBB- XS0203281182<br />

BBB- XS0495980095<br />

BBB- XS0638742485<br />

BBB+ XS0250007498<br />

Anleihen Sonderinstitute<br />

Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />

0,4 EFSF 12/13 100,10 0,24 AAA EU000A1G0AF5<br />

1 EFSF 12/14 101,05 0,36 AA+ EU000A1G0AG3<br />

1,63 EFSF 12/15 102,20 0,75 AA+ EU000A1G0AE8<br />

2 EFSF 12/17 102,88 1,38 AAA EU000A1G0AK5<br />

2,75 EFSF 11/16 107,15 – AA+ EU000A1G0AC2<br />

3,38 EFSF 11/21 107,64 2,42 AA+ EU000A1G0AB4<br />

3,5 EFSF 11/22 108,70 2,46 AA+ EU000A1G0AD0<br />

2,25 KFW 10/15 105,22 0,32 AAA DE000A1DAMJ6<br />

2,25 KFW 10/17 106,91 0,87 AAA DE000A1DAMM0<br />

2,5 KFW 12/22 106,89 1,71 AAA DE000A1K0UG6<br />

2,63 KFW 11/19 108,36 1,37 AAA DE000A1K0UA9<br />

3,13 KFW 09/14 104,83 0,11 AAA DE000A0XXM38<br />

3,13 KFW 11/18 111,15 – AAA DE000A1H36X9<br />

3,13 KFW 09/16 109,74 0,63 AAA DE000A0Z2KS2<br />

3,13 KFW 11/16 109,30 0,59 AAA DE000A1H36V3<br />

3,38 KFW 11/21 114,04 1,60 AAA DE000A1EWEJ5<br />

3,63 KFW 10/20 115,25 1,46 AAA DE000A1CR4S5<br />

3,88 KFW 09/19 116,15 1,27 AAA DE000A0L1CY5<br />

4,13 KFW 07/17 115,74 0,87 AAA DE000A0MFJX5<br />

4,38 KFW 08/18 118,37 1,17 AAA DE000A0SLD89<br />

4,38 KFW 08/13 105,32 0,02 AAA DE000A0E9DM0<br />

4,63 KFW 07/23 125,53 1,91 AAA DE000A0PM5F0<br />

Ausgewählte Anleihen<br />

Gewinnzahlen<br />

Glücksspirale: 10 Euro auf Endziffer 2, 20 Euro auf<br />

Endziffern 89, 50 Euro auf Endziffern 639, 500 Euro<br />

auf Endziffern 5 541, 5 000 Euro auf Endziffern<br />

96 872, je 100 000 Euro auf die Endziffern 061 840<br />

und 762 139.<br />

Prämienziehung: je 7500 Euro monatlich auf die<br />

Losnummern 6 130 592 und 9 268 291.<br />

SKL - Das Millionenspiel: 1 000 000 Euro fiel auf<br />

die Losnummer 1 235 427; 100 000 Euro auf die<br />

Losnummer 0 529 653; 50 000 Euro auf die Losnummer<br />

2 527 445; 10 000 Euro auf die Losnummer<br />

2 926 009; 1 000 Euro auf die Endziffern<br />

6 453; je 200 Euro auf die Endziffern 17 , 48 und 84.<br />

Es sind keine Ergänzungszüge angefallen.<br />

ARD-Fernsehlotterie (nur Mega-Lose): 1 000 000<br />

Euro auf Losnummer 8 052 726; 100 000 Euro auf<br />

Endziffern 075 271; 10 000 Euro auf Endziffern<br />

80 537; 1 000 Euro auf Endziffer 7 666, 10 Euro auf<br />

Endziffern 26. Wochenziehung: Polo Trendline auf<br />

Losnummer 7 349 930; Golf Trendline auf Losnummer<br />

1 999 100; 1 Woche ( 2 Pers.) in der Yachthafenresidenz<br />

Hohe Düne Yachting & Spa Resort<br />

in Rostock-Warnemünde auf Losnummer<br />

2 305 025; Wellness-Woche für 2 Pers. im Hotel<br />

„Dollenberg“ im Schwarzwald auf Losnummer<br />

7 702 308; 100 000 Euro auf Losnummer<br />

7 497 875.<br />

Eurojackpot:<br />

Gewinnzahlen (5 aus 50): 8, 12, 27, 31, 37<br />

Eurozahlen (2 aus 8): 3, 6<br />

1. Rang (5+2) unbesetzt, im Jackpot 20 000 000 Euro;<br />

2. Rang (5+1) 3 x 125 697,40; 3. Rang (5) 1<br />

x 125 697,40 Euro; 4. Rang (4+2) 22 x 3 677,30 Euro;<br />

5. Rang (4+1) 283 x 226,30 Euro; 6. Rang (4) 383<br />

x 105,60 Euro; 7. Rang (3+2) 1 465 x 39,10 Euro; 8.<br />

Rang (3+1) 13 855 x 19,90 Euro; 9. Rang (2+2)<br />

21 995 x 12,00 Euro; 10. Rang (3) 17 523 x 12,00 Euro;<br />

11. Rang (1+2) 110 281 x 7,40 Euro; 12. Rang<br />

(2+1) 204 268 × 7,40 Euro. (Ohne Gewähr)<br />

Versicherer mischen mit<br />

Frankfurt –DieAareal Bank prüft eine Zusammenarbeit<br />

mit Versicherern bei der Finanzierung<br />

von Immobilien. Versicherer<br />

zeigtenzunehmend Interesseangroßvolumigem<br />

Geschäft an erstklassigen Standorten,<br />

sagte Aareal-Finanzchef Hermann<br />

Merkens der Börsen-Zeitung.AuchdieAareal<br />

werde „beidemeinoderanderen Deal“<br />

wahrscheinlich mit Versicherern zusammenarbeiten.<br />

REUTERS<br />

Unternehmensanleihen<br />

Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />

3,88 BMW Fin. 10/17 110,61 1,42 A XS0478931354<br />

5 BMW US Cap. 08/15 110,88 1,11 A XS0364671346<br />

4,13 Daimler 10/17 111,47 1,47 A- DE000A1C9VQ4<br />

2,13 Daimler 12/18 101,97 1,77 A- DE000A1PGQY7<br />

2,95 Dt. Post Fin. 12/22 103,40 2,56 BBB+ XS0795877454<br />

4,25 Dt. Telekom Int. Fin 10/22 114,76 2,56 BBB+ XS0525787874<br />

5,75 Dt. Telekom Int. Fin. 08/15 112,07 1,24 BBB+ DE000A0TT2M2<br />

4,13 EnBW Int. Fin. 09/15 108,78 1,11 A- XS0438843871<br />

5,25 Eon Intern Fin. 08/15 112,99 1,01 A- XS0385754733<br />

3,75 GE Cap. Europ.F. 11/16 106,87 – A+ XS0612837657<br />

6,75 Heidelb.-Cem. Fin. 10/15 110,35 3,53 BB+ XS0520759803<br />

5,5 Hoch-Tief 12/17 106,45 3,95 DE000A1MA9X1<br />

4,75 Lafarge 05/20 96,66 – BB+ XS0215159731<br />

7,75 Lanxess Fin. 09/14 111,16 1,17 BBB XS0423036663<br />

5,5 Lanxess Fin. 09/16 114,81 1,77 BBB XS0452802175<br />

4,75 Linde Fin. 07/17 116,42 1,18 A XS0297699588<br />

3,88 Linde Fin. 11/21 115,44 1,96 A XS0632659933<br />

6,75 Lufthansa AG 09/14 107,80 1,97 BB+ XS0419185789<br />

4,5 Merck Fin. Serv. 10/20 116,17 2,19 BBB XS0497186758<br />

7,63 Metro AG 09/15 115,16 1,67 BBB DE000A0XFCT5<br />

4,25 Metro AG 10/17 109,50 2,06 BBB DE000A1C92S3<br />

8,63 Michelin Lux 09/14 113,63 – BBB+ XS0424686573<br />

8,38 Peugeot SA 09/14 103,14 6,64 BB+ FR0010780452<br />

6,88 Peugeot SA 11/16 98,70 7,26 BB+ FR0011124544<br />

5,63 Renault SA 10/17 104,34 4,56 BB+ FR0010871541<br />

4 Rheinmetall 10/17 106,89 – BBB- XS0542369219<br />

3,88 Rhön Klinikum 10/16 104,25 2,63 BBB XS0491047154<br />

6,5 RWE Fin. 09/21 132,58 2,44 A XS0412842857<br />

4,5 Sanofi 09/16 113,18 0,98 AA- XS0428037740<br />

3,5 SAP AG 10/17 107,95 1,73 XS0500128326<br />

4 Schneider El. 05/17 111,77 – FR0010224337<br />

4,38 Shell Intern. 09/18 116,84 1,35 AA XS0428147093<br />

5,38 Siemens Fin. 08/14 108,64 0,77 AA- XS0369462022<br />

4 Stada Arznei. 10/15 104,95 2,13 XS0503278847<br />

5,13 Stora Enso 04/14 104,91 – BB XS0194948617<br />

4,13 Südzucker Int.Fin. 11/18 113,24 1,67 BBB+ XS0606202454<br />

4,38 Thyssen-Krupp AG 12/17 102,27 3,82 BB DE000A1MA9H4<br />

8,5 Thyssen-Krupp Fin. 09/16 114,54 4,06 BB DE000A0T61L9<br />

3,63 Total Cap. 09/15 107,78 – AA XS0428461718<br />

3,38 Unilever 05/15 108,39 0,70 A+ XS0230663196<br />

5,25 Veolia 09/14 107,35 1,03 BBB+ FR0010750497<br />

6,75 Veolia SA 09/19 125,29 2,62 BBB+ FR0010750489<br />

7 VW Int. Fin. 09/16 119,24 1,41 A- XS0412443052<br />

Quelle: GOYAX.de, AID Hannover, Morningstar Alle Angaben im Kursteil der SZ erfolgen ohne Gewähr


SPORT<br />

DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HF3 21<br />

SCHIEDSRICHTERREFORM<br />

Nur noch<br />

Teilzeit-Zahnarzt<br />

VON JOHANNES AUMÜLLER<br />

Es ist gar nicht so einfach, für den<br />

Begriff „Schiedsrichter“ genügendSynonymezufinden.„Unparteiischer“<br />

mag ja noch gehen, aber schon<br />

„Referee“ ist für die Anti-Anglizismen-<br />

Fraktion ein Graus, und vom „Mann in<br />

Schwarz“ kann wirklich keine Rede<br />

mehr sein, seit sich die Spielleiter auch<br />

bunte Trikots anziehen. Doch zum Glück<br />

hat eines Tages jemand entdeckt, dass<br />

diese Schiedsrichter alle noch irgendeinen<br />

Beruf haben und aus irgendeinem<br />

Ort stammen – weshalb sich Konstruktionen<br />

wie der „Zahnarzt aus Kaiserslautern“,<br />

der „Bankkaufmann aus Ergolding“<br />

oder der „Jurist aus München“ einen<br />

hübschen Platz im <strong>Fußball</strong>reportagen-Jargon<br />

erarbeitet haben.<br />

Ein Teil der <strong>Fußball</strong>-Welt hat damit<br />

aber Probleme. Wie kann es sein, dass in<br />

diesem durch und durch professionalisierten<br />

Sportbetrieb an so exponierter<br />

Stelle noch Zahnärzte, Bankkaufleute<br />

und Juristen, mithin also aus sportlicher<br />

Sicht: Amateure, wirken? Müsste dort<br />

nicht ein Profi-Schiedsrichter hin?<br />

Der Deutsche <strong>Fußball</strong>-Bund hat sich<br />

nun zum wiederholten Mal, und gegen<br />

den Wunsch von Fifa-Chef Sepp Blatter,<br />

gegen den Profi-Ansatz entschieden. Er<br />

belässt seine Schiedsrichter formal im<br />

StatusvonAmateuren.Abererbezahltihnen<br />

– zusätzlich zu den Einsätzen pro<br />

Spiel – ab sofort noch ein ansehnliches<br />

Fixgehalt pro Jahr. Spitzenkräfte kommen<br />

so auf bis zu 200 000 Euro pro Jahr.<br />

Von „Halbprofis“ ist jetzt die Rede. Die<br />

Schiedsrichter können nun noch etwas<br />

mehr als bisher als Teilzeit-Zahnärzte<br />

und Teilzeit-Juristen arbeiten und müssen<br />

sich weniger sorgen, wenn sie sich<br />

einmal verletzen. Der DFB wiederum<br />

mussbei einemLeistungseinbrucheines<br />

Schiedsrichters kein Arbeitnehmerverhältnis<br />

berücksichtigen.<br />

InsofernistdieReformokay.Entscheidender<br />

als der formale Status sind aber<br />

die drängenden inhaltlichen Fragen zum<br />

Schiedsrichterwesen. Wie sieht es beispielsweise<br />

mit der technischen Unterstützung<br />

aus? Anders als der HalbprofischiedsrichterkommtdieTorlinientechnologie<br />

in der Bundesliga nämlich nicht<br />

mit dem Start der neuen Saison, sondern<br />

frühestens im Sommer 2013. Das ist den<br />

Verantwortlichen aufgrund des engen<br />

Zeitplanes nicht zwingend anzukreiden<br />

– aber es ist bezeichnend. Zudem ließe<br />

sich über mehr Transparenz in Berufungs-undBeurteilungsfragendebattieren.<br />

Beispielsweise war in den vergangenen<br />

Jahren bisweilen irritierend, welcher<br />

Schiedsrichter den Sprung in die<br />

Erstliga-Gruppe schaffte. Und schließlich<br />

sind weder die Folgen der Amerell/Kempter-Causa<br />

noch die staatsanwaltschaftlichen<br />

Ermittlungen gegen<br />

mehrals20UnparteiischewegenSteuerhinterziehung<br />

vollends aufgearbeitet.<br />

Geld und Technik<br />

Mehr Unterstützung für die Schiedsrichter<br />

Altensteig-Wart – Deutschlands Spitzen-<br />

Schiedsrichter dürfen sich neben einer finanziellen<br />

Grundabsicherung auch über<br />

die Einführung technischer Hilfsmittel ab<br />

derSaison 2013/14 freuen. Mit der Zahlung<br />

eines Fixgehaltes von mindestens 15 000<br />

und maximal 40 000 Euro will der Deutsche<br />

<strong>Fußball</strong>-Bund (DFB) die Rahmenbedingungen<br />

für die Referees weiter professionalisieren.<br />

„Profi-Schiedsrichter wird<br />

es aber auch künftig nicht geben“, stellte<br />

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am<br />

SamstagbeiderSchiedsrichtertagunginAltensteig-Wart<br />

klar. Damit bleibt der DFB<br />

auf Konfrontationskurs zu Fifa-Präsident<br />

Sepp Blatter. Nach dem Willen des Schweizers<br />

sollen bei der WM 2014 nur noch<br />

hauptamtliche Schiedsrichter zum Einsatz<br />

kommen. „Das machen wir nicht. Die<br />

Schiedsrichter bleiben in ihren Jobs, haben<br />

jetzt aber mehr Freiräume, die sie für die<br />

Spiele einfach brauchen“, sagte Niersbach.<br />

Insgesamt gibt der DFB pro Saison zusätzlicheineMillionEurofürdieUnparteiischenaus.„Das<br />

isteinwunderbares Signal,<br />

über das wir sehr froh sind“, erklärte<br />

Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel. Neben<br />

dem Grundgehalt und den Spielhonoraren,<br />

die in der Bundesliga unverändert<br />

3800 Euro und in der 2. Liga 2000 Euro betragen,<br />

erhalten die Unparteiischen ab sofortaucheinebesseremedizinischeBetreuung.<br />

Künftig steht ihnen bei jedem Einsatz<br />

ein Physiotherapeut zur Verfügung.<br />

Die deutschen Spitzenschiedsrichter –<br />

Wolfgang Stark, Felix Brych, Florian Meyer,<br />

Manuel Gräfe und Deniz Aytekin – kassieren<br />

von nun an die Maximalsumme von<br />

40 000Euro, dieanderenFifa-Referees sowie<br />

die Bundesliga-Schiedsrichter mit<br />

mehralsfünfJahrenErfahrung30000.Alle<br />

anderen Unparteiischen in der Bundesliga<br />

erhalten 20 000 Euro, in der 2. Liga werden15000Eurogezahlt.Nebenderfinanziellen<br />

Unterstützung wird es für die Referees<br />

bald auch technische Hilfe bei kniffligen<br />

Spielsituationen geben. „Der DFB und<br />

der Ligaverband sind für die Einführung<br />

der Torlinientechnologie. Das geht aber<br />

nicht vor der Saison 2013/14“, erklärte<br />

Niersbach. Er rechnet nicht damit, dass die<br />

Technik auch im DFB-Pokal zum Einsatz<br />

kommt, weil sie für die Amateurvereine zu<br />

teuer ist. „Da geht es um die Einheitlichkeit<br />

des Wettbewerbes. Deshalb sehe ich das<br />

nicht“, meinte der DFB-Chef. Torrichter<br />

lehnte Niersbach ab. DPA<br />

VON THOMAS KISTNER<br />

München–UnterDruckgeratendurchDokumente<br />

der Schweizer Justiz, die seine<br />

Mitwisserschaft im Korruptionsgeflecht<br />

um den <strong>Fußball</strong>-Weltverband belegen, hat<br />

Fifa-Präsident Sepp Blatter am Sonntag<br />

um sich geschlagen. Dabei machte er<br />

Schlagzeilen mit kaum verhohlenen Korruptionsvorwürfen<br />

gegen seineKritikerim<br />

deutschen <strong>Fußball</strong> – und offenbar einen<br />

schweren Fehler. Denn in seinem Interview<br />

mit dem Schweizer SonntagsBlick behauptet<br />

Blatter, er habe von SchmiergeldernanbestechlicheFifa-FunktionäreerstnachträglichimJahr2001erfahren.Ermittlungsergebnisse<br />

und Zeugenaussagen zeigen<br />

jedoch anderes.<br />

Das Schweizer Gerichtsdokument zum<br />

Fall der früheren Rechte-Agentur ISL wurdeamvergangenenMittwochpublik.Esbelegt<br />

Schmiergelder in Millionenhöhe an<br />

Blatters Vorgänger João Havelange und<br />

dessen Ex-Schwiegersohn Ricardo Teixeira.<br />

Und vor allem: dass Blatter davon wusste,<br />

in mindestens einem Fall sogar konkret<br />

von einer Millionenzahlung an Havelange,<br />

die irrtümlich auf einem Fifa-Konto gelandet<br />

war. Der Vorgang fand nach Aktenlage<br />

und Zeugenaussagen im März 1997 statt –<br />

vier Jahre vor dem Konkurs der ISL 2001.<br />

Dessen ungeachtet unterschrieb Blatter<br />

Monate später, am 12. Dezember 1997, mit<br />

Havelange für die Fifa einen neuen MarketingvertragmitderISLfürdieWM-Turniere<br />

2002 und <strong>2006</strong>. Schon damals, bei den<br />

Bieterverfahren umdieTV-und dieMarketingrechte,warvonkonkurrierendenAgenturen<br />

Blatters Prozedere als parteiisch gerügtworden;derwardamalsFifa-Generalsekretär.<br />

Eric Drossart, Topmanager der<br />

Sportagentur IMG, beklagte sich, das Bieterverfahren<br />

laufe auf zwei Ebenen ab, „eine<br />

für die ISL und eine für alle anderen“. Er<br />

bezeichneteBlatters nebulöseZwischenbescheide<br />

auf seine Offerten als „kosmetische<br />

Übungen“, um die Fifa gegen „künftige<br />

Vorwürfe der unfairen und unsauberen<br />

Wettbewerbsführung zu schützen“.<br />

Die DiskrepanzzwischeneinerSchmiergeldüberweisunganno1997mitBlattersoffenkundiger<br />

Kenntnisnahme einerseits<br />

und andererseits den jüngsten Beteuerungen,<br />

erst 2001 von ISL-Zahlungen erfahren<br />

zuhaben,bedarfdringend derAufklärung.<br />

Fehler sieht Blatter in seiner gesamten<br />

Verhaltensweise vorläufig nicht. Per Fifa-<br />

Erklärung am Donnerstag bezeichnete er<br />

SchmiergelderalsProvisionen,diemandamals<br />

„als Geschäftsaufwand sogar von den<br />

Steuern“ habe abziehen können. Man könne<br />

nicht heutige Maßstäbe anlegen: „Ich<br />

kann also nicht von einem Delikt gewusst<br />

haben, welches keines war.“ Sätze wie diese<br />

fliegen ihm international um die Ohren.<br />

München – Auf einmal hatte Charles<br />

Dempsey genug. Der Neuseeländer erhob<br />

sich,murmelte etwasvon persönlichen Bedrohungen<br />

und verließ den Raum, in dem<br />

sich das 24-köpfige Exekutivkomitee des<br />

Weltfußballverbandes Fifa versammelt<br />

hatte, um den Ausrichter der WM <strong>2006</strong> zu<br />

küren.EnglandundMarokkowarenausgeschieden.<br />

Alles war auf ein Unentschieden<br />

zwischen Deutschland und Südafrika hinausgelaufen,<br />

was für Deutschland dennoch<br />

gleichbedeutend mit einer Niederlage<br />

gewesen wäre: Denn Fifa-Chef Sepp<br />

Blatter unterstützte den Gegner, und bei<br />

Pattsituationen entscheidet die Stimme<br />

des Vorsitzenden. Es stand zwar nicht zehn<br />

zu zehn, wie sich Blatter im SonntagsBlick<br />

kurioserweise erinnert, aber es stand zwölf<br />

zu zwölf. Doch wegen Dempseys mysteriösem<br />

Verhalten hatten sich die Mehrheitsverhältnisse<br />

in dem Gremium verschoben.<br />

EineEnthaltung,elfStimmenfürSüdafrika,<br />

zwölf Stimmen für Deutschland. Die<br />

vonBundeskanzlerGerhardSchröderange-<br />

Ein Angriff – und ein Fehler<br />

Der unter Druck geratene Fifa-Chef Sepp Blatter geht mit seinem Korruptionsvorwurf gegen die deutschen WM-Bewerber von <strong>2006</strong> in die Offensive.<br />

In der aktuellen Fifa-Schmiergeldaffäre behauptet er unterdessen, erst 2001 Details erfahren zu haben – was der Aktenlage widerspricht<br />

Dass ihn auch DFB-Chef<br />

Niersbach angreift, ließ Blatter<br />

wohl die Contenance verlieren<br />

Ein schöner Schreibtisch ist das, im Fifa-Hauptquartier. Doch die Zahl derer, die wollen, dass Sepp Blatter dort nicht mehr lange sitzt, wächst. FOTO: SONNTAGSBLICK / GORAN BASIC<br />

Besonders in Deutschland. Wie Blatter nun<br />

selbstbestätigt,hatihnLigapräsidentReinhardRauballpersönlichzumRücktrittaufgefordert.„RauballhatmichamFreitagangerufenund<br />

mirgesagt,ich sollezurücktreten.“<br />

Er habe Rauball gesagt, das sei nicht<br />

so einfach – die bizarre Begründung:<br />

„Schließlich bin ich vom Kongress gewählt.“<br />

Ist es Fifa-Präsidenten etwa verboten,auseigenemAntriebihrAmtzurVerfügung<br />

zu stellen?<br />

Als wendig „wie ein Aal“ beschrieb unlängst<br />

Bayern Münchens Vorstandschef<br />

Karl-Heinz Rummenigge den Fifa-Boss,<br />

und so schlängelt er sich auch diesmal<br />

durch das Minenfeld. Dass ihn allerdings<br />

neben Rauball auch Wolfgang Niersbach<br />

angreift, ließ Blatter nun womöglich die<br />

Contenanceverlieren.Niersbach,derPräsi-<br />

führte deutsche Delegation jubelte, das<br />

Sommermärchen nahm Gestalt an.<br />

Seitjenem6. Juli2000istnichtabschließend<br />

geklärt, was den greisen Neuseeländer<br />

zu diesem Schritt veranlasste. Das berühmtgewordeneJux-FaxdesSatiremagazins<br />

Titanic, das Dempsey in der Nacht vor<br />

der Abstimmung im Grand Hotel Dolder in<br />

Zürich erhielt und das ihm als Gegenleis-<br />

tung für eine Stimme für Deutschland einenPräsentkorbmitSchwarzwälderSpezialitäten<br />

sowie eine Kuckucksuhr versprach,<br />

war eher nicht der Grund. Es verstellt<br />

vielmehr den Blick auf jene Gerüchte,<br />

die sich in fußballerischen und politischen<br />

Kreisen seitdem halten – dass nämlich in<br />

den Stunden vor der Wahl ein Koffer mit<br />

250 000 Dollar durchs feine Züricher Hotel<br />

transportiert worden sei. Fedor Radmann,<br />

damals Vizepräsident des deutschen WM-<br />

dent des Deutschen <strong>Fußball</strong>-Bundes<br />

(DFB), attackierte Blatter am Samstag<br />

scharf in der ISL-Affäre: „Die Reaktion des<br />

Fifa-Präsidenten hat mich geschockt.<br />

Wenn nicht unbedeutende PersönlichkeitenderFifa<br />

Geldkassierthabenund dieReaktiondaraufist,dassdasdamalsnichtverbotenwar,dannkönnenwirunsalsDFBdavon<br />

nur klar distanzieren.“<br />

Blatters offenkundige Retourkutsche<br />

folgte im SonntagsBlick, wo er ohne Not die<br />

Vergabe derWM <strong>2006</strong> an Deutschland thematisiert:<br />

„Gekaufte WM – da erinnere ich<br />

mich an die WM-Vergabe für <strong>2006</strong>, wo im<br />

letzten Moment jemand den Raum verließ.<br />

Und man so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung<br />

ein 10 zu 9 für Deutschland hatte. Ich<br />

bin froh, musste ich keinen Stichentscheid<br />

fällen. Aber, na ja, es steht plötzlich einer<br />

Organisationskomitees, sagte am Sonntag<br />

dem Tagesspiegel, auf den Neuseeländer<br />

sei es gar nicht angekommen: „Dempsey<br />

hattedemDFBzugesichert,zuerstfür EnglandzustimmenundnacheinemAusscheiden<br />

Englands für Deutschland.“ Das darf<br />

man allerdings bezweifeln: Vom ozeanischenKontinentalverbandhatteerdieWeisung<br />

erhalten, Südafrika zu unterstützen.<br />

Doch nicht nur wegen des Verhaltens<br />

des vor vier Jahren verstorbenen Charles<br />

Dempsey war das Zustandekommen des<br />

Entscheids pro Deutschland dubios. Ende<br />

der neunziger Jahre hatte die entscheidendePhase<br />

fürdieBewerbung begonnen –eine<br />

Bewerbung, die nicht nur der Deutsche<br />

<strong>Fußball</strong>-Bund (DFB) unterstützte, sondern<br />

auch die Politik und der Fernsehrechteinhaber<br />

Leo Kirch, der sich von einem Turnier<br />

in Deutschland mehr Einnahmen versprach<br />

als von einem am Kap. So ging also<br />

Franz Beckenbauer für die Fotografen und<br />

Fernsehkameras auf Weltwerbetournee,<br />

die ihn bis in die Südsee führte. Nette Bil-<br />

auf und geht. Vielleicht war ich da auch zu<br />

gutmütig und zu naiv.“ Auf Nachfrage, ob<br />

er vermute, die WM <strong>2006</strong> in Deutschland<br />

sei <strong>gekauft</strong> gewesen, antwortet Blatter:<br />

„Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest.“<br />

Wie sicher sich Blatter auf dem Fifa-<br />

Thron fühlt, den er 1998 unter affärenreichen<br />

Umständen eroberte, lässt er wiederholt<br />

anklingen. So schließt er eine fünfte<br />

Amtszeit ab 2015 nicht aus, auch hält er<br />

sich die – kaum erkennbare – interne Reform<br />

unter Mark Pieth zugute. Wobei sich<br />

der Basler Compliance-Experten durch<br />

Blatters nun angekündigte Lust auf eine<br />

fünfte Amtszeit massiv düpiert fühlen<br />

müsste.ZudenVorschlägenseinerReform-<br />

Gruppe zählt ja auch der, die Amtszeit des<br />

Präsidenten auf zwei Laufzeiten zu beschränken.<br />

Pieth hatte bereits am Samstag<br />

der, die faktisch aber nur wenig einbrachten.DennwährendBeckenbaueröffentlichkeitswirksam<br />

um die Welt jettete, bastelten<br />

die Strippenzieher zu Hause an einer<br />

Mehrheitinjenem 24-Mann-Gremium namensExekutivkomitee,indemesvonskandalumranktenMitgliedernnursowimmelte.DieachtStimmendeseuropäischenBlockes<br />

durften sie schnell als sicher erachten:<br />

vor allem als Revanche für den Ausgang<br />

der Fifa-Präsidentenwahl 1998, als der europäischen<br />

Kandidat Lennart Johansson<br />

überraschend Blatter unterlegen war.<br />

Dochwosollten dieübrigenVoten herkommen?<br />

Von den afrikanischen Mitgliedern<br />

des Gremiums wegen des Gegenkandidaten<br />

Südafrika ehernicht. Vonden amerikanischen<br />

eher auch nicht, weil deren einflussreichstenLeutedamalsenganderSeite<br />

von Blatter standen.<br />

Das soll nicht heißen, dass die deutschen<br />

Strategen bei den Funktionären aus<br />

diesen Kontinenten gleich aufgaben. Als<br />

wenigeWochenvorderAbstimmungMitarbeiter<br />

von Kirch in vier ausgesuchten VerbändendieVerwertungsrechtefürFreundschaftsspiele<br />

mit Beteiligung des Beckenbauer-Klubs<br />

FC Bayern erwarben, zählten<br />

dazu auch die von Tunesien und Trinidad<br />

&Tobago,woherdiebeidenFifa-Wahlmänner<br />

Slim Chiboub und Jack Warner kamen.<br />

Doch in erster Linie richtete sich der Blick<br />

der Strippenzieher auf eine andere Gruppe:<br />

den asiatischen Block.<br />

Vier Asiaten saßen damals im Exekutivkomitee:<br />

Mohammed Bin Hammam (Katar),<br />

Abdullah Al-Dabal (Saudi-Arabien),<br />

Chung Mong-joon (Südkorea) und Worawi<br />

Makudi (Thailand). Einerseits war dieses<br />

Quartett noch sauer, weil Fifa-Chef Blatter<br />

demasiatischenVerbandeinenversprochenen<br />

zusätzlichen WM-Startplatz verwehrte.<br />

Doch zugleich war merkwürdig, was<br />

sich in den Wochen vor der Züricher Entscheidung<br />

auf dem politischen und wirtschaftlichenTerrainabspielte.DastiegbeispielsweiseDaimlerChrysler,dasüberMercedes-Benz<br />

zu den wichtigsten Sponsoren<br />

desDFBzählt,beimsüdkoreanischenAutohersteller<br />

Hyundai ein – Fifa-Wahlmann<br />

Chung ist der sechste Sohn des Hyundai-<br />

Gründers. Da verkaufte eine Firma des<br />

im Deutschlandfunk erklärt, dass er weiter<br />

auf Blatter setze. Nur dieser könne auf die<br />

Mitglieder des Fifa-Vorstands einwirken<br />

und seine Vorschläge durchfechten.<br />

Auch eine Amtszeitbeschränkung? Es<br />

wirdabsurd,inderinternationalen Compliance-Branche<br />

wächst das Unverständnis,<br />

Pieth scheint seinen guten Ruf zu verspielen.Kritisiertwirdetwa,dassPiethbehauptet,erbraucheBlatterunbedingtfürdieReform.<br />

Warum eigentlich? Blatter habe doch<br />

gerade mit seinen verharmlosenden Äußerungen<br />

über Schmiergelder alle Prinzipien<br />

vonNull-ToleranzundguterGeschäftsführung<br />

„ad absurdum geführt“, sagt Sylvia<br />

Schenk von Transparency International,<br />

„jetzt kann auch jeder Wettbetrüger sagen,<br />

gewisse Dinge seien in seinem Land nicht<br />

direkt verboten.“<br />

Der dreizehnte Mann<br />

Freundschaftsspiele, Panzerfäuste und ein plötzlicher Abschied: Dem Mehrheits-Votum für Deutschland bei der WM-Vergabe <strong>2006</strong> gingen zahlreiche Merkwürdigkeiten voraus<br />

War es ein Titanic-Fax? Oder doch<br />

ein Koffer mit 250 000 Dollar?<br />

Natürlich gewinnt Deutschland, wer denn sonst? Bundeskanzler Gerhard Schröder, Franz Beckenbauer, Claudia Schiffer und Boris<br />

Becker (von rechts nach links) gaben sich kurz vor der Abstimmung im Jahr 2000 zuversichtlich. FOTO: DPA<br />

Entscheidend ist<br />

der asiatische Block<br />

Thailänders Makudi plötzlich deutsche<br />

Edelkarossen – wobei: Es war gar nicht seine<br />

Firma, wie er später erklärte, sondern<br />

die Firma seiner Frau. Da kam es zu diversen<br />

Investitionen deutscher Dax-KonzerneinAsien.UnddafälltederBundessicherheitsratunterKanzlerSchröderniedementierten<br />

Berichten zufolge den Beschluss,<br />

1200 Panzerfäuste nach Saudi-Arabien zu<br />

liefern,zudessenKönigshausauchderFifa-<br />

Vorstand Al-Dabal zählt. Ein Zusammenhang<br />

wird von allen Beteiligten bestritten,<br />

und doch stimmte das asiatische Quartett<br />

inderentscheidenden Sitzunggeschlossen<br />

für Deutschland, wie Bin Hammam später<br />

selbst zugab.<br />

Das Problem: Selbst die Voten der acht<br />

Europäer und der vier Asiaten reichten<br />

noch nicht. Nun stand es ja erst zwölf zu<br />

zwölf,beieinerPattsituationwürdediePräsidentenstimme<br />

Sepp Blatters entscheiden.<br />

Noch sprach immer alles für eine WM<br />

<strong>2006</strong> in Südafrika. Musste nun noch einer<br />

dervorherumgarntenKandidatenausAfrika<br />

oder Amerika umkippen, um die Mehrheit<br />

für Deutschland zu sichern?<br />

Nein. Dennplötzlich verließder Neuseeländer<br />

Charles Dempsey das Fifa-Hauptquartier.<br />

JOHANNES AUMÜLLER<br />

Wie man nicht auftritt<br />

Investor Michael Kühne setzt<br />

die HSV-Führung weiter<br />

unter Druck 22<br />

Mit Badehose und Flipflops<br />

Der stille Rad-Sprinter André Greipel<br />

gewinnt zum dritten Mal<br />

eine Tour-Etappe 23<br />

Nachricht an Vitali<br />

Boxer David Haye demonstriert,<br />

dass er den Klitschkos auf<br />

Augenhöhe begegnen kann 24<br />

Ergebnisse 24<br />

R www.sz.de/sport<br />

HEUTE


22 HBG SPORT<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

FUSSBALL<br />

Thiago Silva geht nach Paris<br />

Der Wechsel des brasilianischen Innenverteidigers<br />

Thiago Silva vom italienischen<br />

Spitzenklub AC Mailand zu Paris<br />

St. Germain ist perfekt. Wie der französische<br />

Klub mitteilte, erhält der 27-Jährige<br />

einen Fünfjahresvertrag bis 2017.<br />

Nach Ezequiel Lavezzi vom SSC Neapel<br />

ist Thiago Silva der zweite prominente<br />

Zugang des PSG, bei dem es seit der<br />

Übernahme der Aktienmehrheit durch<br />

eine Investorengruppe aus Katar im<br />

Frühjahr 2011 zahlreiche Multi-Millionen-Transfers<br />

gegeben hat. Der nächste<br />

steht bereits bevor: Stürmer Zlatan<br />

Ibrahimovic soll ebenfalls von Milan<br />

nach Paris geholt werden. Noch konnten<br />

sich Ibrahimovics Berater Mino<br />

Raiola und PSG-Sportdirektor Leonardo<br />

aber nicht auf ein angemessenes<br />

Gehalt einigen. Ibrahimovic fordert<br />

<strong>angeblich</strong> zwölf Millionen Euro netto<br />

pro Jahr. Der Gesamtumfang des Wechsels<br />

von Ibrahimovic und Thiago Silva<br />

soll bei einer Ablöse von mehr als 60<br />

Millionen Euro liegen. DAPD<br />

Dortmunder Niederlage<br />

Der deutsche Meister Borussia Dortmund<br />

hat ein Testspiel beim belgischen<br />

Erstligisten FC Brügge 1:3 (1:2) verloren.<br />

Die Mannschaft von Trainer Jürgen<br />

Klopp konnte gegen die engagierten<br />

Gastgeber nur wenige Akzente setzen;<br />

den Profis war vor 24 000 Zuschauern<br />

die Belastung der vorangegangenen<br />

Trainingseinheiten anzumerken. Brügge<br />

nutzte seine Torchancen durch Lior<br />

Refaelov, Jim Larsen und Victor Vazquez,<br />

für Dortmund traf nur Leonardo<br />

Bittencourt. Das Spiel wurde überschattet<br />

von Prügeleien, die den Anpfiff um<br />

rund zehn Minuten verzögerten. Vor<br />

dem Match kam es in einer Ecke des<br />

Jan-Breydel-Stadions zu Auseinandersetzungen<br />

unter den Fangruppen. „Es<br />

gab Rangeleien, die aber schnell geschlichtet<br />

wurden“, berichtete BVB-<br />

Sprecher Sascha Fligge. Die Partie war<br />

Bestandteil der Ablösevereinbarung<br />

beim Wechsel von Angreifer Ivan Perisic<br />

vor einem Jahr. Der kroatische Nationalspieler<br />

hat nach der EM aber noch<br />

bis zum kommenden Mittwoch Urlaub<br />

und war nur als Zuschauer in Brügge.<br />

Am Montag sollen die polnischen Nationalspieler<br />

Robert Lewandowski, Lukasz<br />

Piszczek und Jakub Blaszczykowski<br />

wieder ins Training einsteigen. DPA<br />

Ribéry trainiert allein<br />

Der französische Nationalspieler<br />

Franck Ribéry wird nicht am Trainingslager<br />

von Rekordmeister Bayern München<br />

am Gardasee teilnehmen. „Franck<br />

bleibt hier. In München trainiert er<br />

intensiv mit einem Fitnesstrainer“,<br />

sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge<br />

der Bild-Zeitung: „Das ist<br />

sinnvoll, weil dem ja auch Rechnung<br />

getragen werden muss, dass er jetzt<br />

später einsteigt.“ Ribérys Urlaub nach<br />

der EM endet Mitte der Woche. Der FC<br />

Bayern reiste bereits am Sonntag bis<br />

zum 20. Juli ins Trainingslager. SID<br />

Sporting holt Pranjic<br />

Der kroatische Nationalspieler Danijel<br />

Pranjic wechselt nach seinem beendeten<br />

Engagement beim deutschen Rekordmeister<br />

Bayern München zum<br />

portugiesischen Spitzenklub Sporting<br />

Lissabon. Wie der Europa-League-Teilnehmer<br />

mitteilte, erhält der 30 Jahre<br />

alte Mittelfeldspieler einen Vertrag bis<br />

2015. Die Ablöse für einen vorzeitigen<br />

Wechsel wurde auf 15 Millionen Euro<br />

festgeschrieben.Pranjic, dessen Vertrag<br />

bei den Bayern im Sommer ausgelaufen<br />

war, stand seit 2009 in 55 Bundesligaspielen<br />

für die Münchner auf dem Platz<br />

und erzielte dabei ein Tor. In der abgelaufenen<br />

Spielzeit kam der EM-Teilnehmer<br />

allerdings nur noch auf sieben<br />

Ligaeinsätze. SID<br />

Friedrich muss vom Platz<br />

Die ehemaligen Nationalspieler Arne<br />

Friedrich und Torsten Frings haben mit<br />

ihren Klubs am 19. Spieltag der nordamerikanischen<br />

Profiliga MLS jeweils<br />

gewonnen. Trotz einer gelb-roten-Karte<br />

feierte Friedrich, 33, mit Chicago Fire<br />

den neunten Saisonsieg. Der ehemalige<br />

Stuttgarter Bundesliga-Profi Pavel<br />

Pardo traf zum 1:0 gegen die Vancouver<br />

Whitecaps. Friedrich, der im März in<br />

die USA gewechselt war, musste 21 Minuten<br />

vor Abpfiff aufgrund der Ampelkarte<br />

vom Platz. Chicago bleibt Vierter<br />

der Eastern Conference. Auch Frings<br />

sammelte mit dem FC Toronto Punkte:<br />

Der Tabellenletzte im Osten gewann<br />

dank eines Treffers von Luis Silva 1:0<br />

bei New England Revolution. SID<br />

Eklat bei Erfurter Testspiel<br />

Im Testspiel des Drittligisten Rot-Weiß<br />

Erfurt gegen den georgischen Pokalsieger<br />

FC Dila Gori ist es am Freitagabend<br />

in Rhüden zu einem Eklat gekommen.<br />

Die Erfurter verließen in der 79. Minute<br />

beim Stand von 2:1 das Spielfeld, nachdem<br />

es zu Tumulten gekommen war.<br />

Erst trat ein Spieler der Georgier gegen<br />

Joan Oumari nach, dann stürmten alle<br />

Ersatzleute der Georgier samt Betreuern<br />

auf den Platz. Erfurts Trainer Stefan<br />

Emmerling beorderte seine Spieler<br />

daraufhin aus Sicherheitsgründen in<br />

die Kabine. „So etwas habe ich noch nie<br />

erlebt. Erst spielen sie an der Grenze<br />

des Erlaubten und dann treten sie richtig<br />

zu. Das müssen wir nicht haben“,<br />

sagte Co-Trainer Rudi Zedi. SID<br />

Früher Kapitän, heute Streitobjekt beim HSV: Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart (rechts). FOTO: ARMANDO FRANCA/AP<br />

VON CARSTEN EBERTS<br />

Hamburg-Am SonntagverkündeteThorsten<br />

Fink das Aus von Abwehrspieler Slobodan<br />

Rajkovic beim Hamburger SV. Im FreitagstrainingwarenFäustegeflogen,Rajkovic<br />

wollteSon Heung-Minwegen einervergebenen<br />

Chance maßregeln, zielte mit seinerFaustkurzerhand<br />

inRichtungvonSons<br />

Gesicht.Derwichzurück,trafmitdemHinterkopf<br />

TolgayArslan,dereine Platzwunde<br />

davon trug. Der Koreaner Son habe sich<br />

noch in der Kabine bei Arslan entschuldigt,<br />

hieß es, nicht so der Serbe Rajkovic. Zu viel<br />

für Fink. „Für mich ist klar, dass er nicht<br />

mehrzurückkehrt“,erklärtederTrainerbezüglich<br />

Rajkovic, „so etwas geht nicht. Man<br />

muss untereinander Respekt haben.“<br />

Die Ausmusterung des talentierten RajkovicwarderSchlusspunkteineraufgeregten<br />

Woche, in der es gerade mit der Einigkeit,<br />

die Fink forderte, nicht allzu weit her<br />

war. Dabei schien zunächst alles in eine<br />

neue Richtung zu gehen. Am Donnerstag<br />

war der Vorstand vor die Presse getreten,<br />

um das neue Jugendkonzept vorzustellen.<br />

Sportdirektor Frank Arnesen erklärte geduldig,<br />

dass dem Klub für große Sprünge<br />

gerade das Geld fehle. Der neue Jugendcampus<br />

wird deshalb über eine Fan-Anleihefinanziert,rund12<br />

Millionen Euro sollen<br />

die Anhänger in die Jugendarbeit stecken.<br />

Angesichts leerer Kassen klang der Vorschlagvernünftig;unddaesgeradeumVernunft<br />

ging, nahm Arnesen gleich noch zu<br />

den Gerüchten um den ehemaligen Kapi-<br />

Berlin – Als Katrin Holtwick am Sonntagmorgen<br />

im strömendenRegen ihren ersten<br />

Aufschlag ins Netz schlug, der Wettbewerb<br />

also noch lief, war eigentlich schon alles<br />

vorbei.WenigeralshundertZuschauerhatten<br />

sich anlässlich der Beachvolleyball<br />

WorldTourzu früherStundein dieBerliner<br />

Waldbühne verlaufen. Das lag weniger an<br />

dersportlichenLeistungalsanderTurnierplanung.<br />

Das Männerfinale war bereits gespielt<br />

(Die Brasilianer Emanuel Rego und<br />

Alison Cerutti hatten gewonnen), der Weltrekordversuchbereitsgescheitert,dasBerlin<br />

City Girl bereits gecastet und das Abschlusskonzert<br />

bereits abgefeiert. All das<br />

war am Samstagabend geschehen. Nur der<br />

Frauenwettbewerb ging noch am SonntagmorgenindasHalbfinale,mitderspannenden<br />

Partie zwischen den deutschen Holtwick/Ilka<br />

Semmler und den WeltranglistenführendenausChina,eswarzusageneine<br />

Dreingabe.<br />

Derfranzösische PhilosophGilles Deleuze<br />

sagte einmal, ein Ereignis sei etwas, was<br />

bereits geschehen und trotzdem noch präsent<br />

sei. So gesehen haben die Berliner Organisatoren<br />

alles richtig gemacht. Auch die<br />

zweite Hälfte der Definition von Deleuze<br />

wurde erfüllt. Ein Ereignis ist schon da, obwohl<br />

noch nichts passiert ist: Tage vor ihrem<br />

Beginn geisterte die Veranstaltung<br />

durch die Medien. Denn die Organisatoren<br />

hatten einen Weltrekord versprochen. So<br />

viele Menschen wie nie zuvor sollten ein<br />

BeachvolleyballspielliveimStadionverfolgen.<br />

Der bisherige Rekord stand bei 18 000<br />

Zuschauern und datierte vom Finale des<br />

Olympischen Turniers 2008. Nun konnten<br />

die Berliner nicht von der Magnetwirkung<br />

Olympischer Spiele profitieren, daher kre-<br />

tän Rafael van der Vaart Stellung. „Die finanzielle<br />

Situation ist für uns alle ein großes<br />

Problem“, sagte er, Geld für den<br />

Wunschspieler sei deshalb nicht da. ZeitgleicherklärtevanderVaart,erwolleinTottenham<br />

bleiben. Das Thema, so schien es,<br />

hatte sich damit erledigt.<br />

Hatte es sich nicht. Nur 24 Stunden später<br />

war Arnesens Rede schon wieder torpediert.VonKlaus-MichaelKühne,demmilliardenschweren<br />

Logistik-Unternehmer,<br />

der zwar kein offizielles Amt bekleidet,<br />

dem HSV in den vergangenen Jahren aber<br />

mit vielen Millionen zur Seite gestanden<br />

hatte.Kühne,75,gingallesnichtschnellgenug.<br />

Gerade im Fall van der Vaart agierte<br />

ihm die Führung zu zögerlich, „das letzte<br />

Feuer brennt nicht“, analysierte er gar.<br />

Einer Pressemitteilung folgte eine Telefonkonferenz<br />

mit Journalisten, als sei dies<br />

nicht genug, gab er noch ein großes Interview.<br />

„Ich sympathisiere weiter mit dem<br />

HSV. Aber seit van der Vaart gegangen ist,<br />

fehlt dem HSV das Herzstück“, erklärte<br />

Kühne in der Welt am Sonntag. Mit einem<br />

wie dem Niederländer „würde der HSV seineAttraktivitätfürandereSpielerschlagartigverbessern.“Nungeheesdarum,„diefinanziellen<br />

Möglichkeiten dafür zu schaffen“.<br />

Kühne selbst würde einen maßgebli-<br />

ierten sie ein Ereignis. Dazu ließen vor dem<br />

Männerfinale junge Frauen in knappen<br />

Outfits über den Laufsteg stöckeln und<br />

zum Berlin City Girl küren. Der Moderator<br />

betonte: „Die Mädchen sind alle über 16<br />

Jahre.“ Das sagteschon alles über dieüberflüssige<br />

Modeeinlage.<br />

Der Frauensportwurde dagegenaufden<br />

Sonntag geschoben – ohne Rahmenprogramm.<br />

Das hatten die Spielerinnen auch<br />

gar nicht nötig, ihre Leistungen waren<br />

hochklassig. Wie bei den Männern waren<br />

fast alle für Olympia qualifizierten Mannschaften<br />

vertreten. Am Ende setzten sich<br />

imFinaledieBrasilianerinnenLarissaFrança<br />

und Juliana Felisberta Da Silva gegen<br />

ChenXueundXiZhangdurch;dieChinesin-<br />

chen Betrag für das Gehalt des Niederländersbeisteuern.DieFührungdesHSVmüsse<br />

nur nach seinen Wünschen handeln.<br />

So ist das also beim HSV. Da spricht der<br />

VorstandvonklammenKassen,undderInvestor<br />

erzählt das genaue Gegenteil. Viele<br />

Freunde machte sich Kühne mit seinem<br />

Vorstoßnicht,dieReaktion derVereinsbosse<br />

ließ nicht lange auf sich warten. Vor allem<br />

Präsident Carl-Edgar Jarchow zeigte<br />

sich erbost über den Habitus des Investors.<br />

„Wennmanunsvorwirft,wir seiennichtaktiv<br />

genug, kann ich das nicht nachvollziehen“,<br />

attackierte Jarchow zurück, „und<br />

werde ihm das auch so mitteilen.“ Er wisse<br />

KühnesEngagementumdenHSVzuschätzen,<br />

Jarchow sagte jedoch: „Wir lassen uns<br />

von niemandem zu etwas drängen.“ Auch<br />

nicht von Kühne und dessen Millionen.<br />

Die Diskussion zeigt vor allem Arnesen,<br />

wie schwer sein Job dieser Tage ist. Die<br />

Transfers in seiner ersten HSV-Saison waren<br />

von wenig Erfolg gekrönt, der Klub<br />

stieg beinahe erstmals aus der Bundesliga<br />

ab. Arnesen muss nun liefern. Mit Trainer<br />

Fink hat er den Kader analysiert, ein Sechser<br />

und ein Zehner sollen her. Das wird allerdings<br />

schwer: Der Markt ist leer,<br />

Wunschspieler wie van der Vaart sind zu<br />

teuer und ein denkbarer Kandidat wie der<br />

frühere Wolfsburger Zvjezdan Misimovic<br />

steht laut Arnesen „nicht auf der Liste“.<br />

Der Däne muss folglich einen Überraschungsmann<br />

präsentieren – oder doch<br />

Geld in die Hand nehmen. An dieser Stelle<br />

kommt wieder Investor Kühne ins Spiel. Er<br />

nen hatte am Morgen gegen Holtwick/Semmler<br />

in drei Sätzen gewonnen.<br />

Für die Weltmeisterinnen aus Brasilien<br />

war es der erste Finaleinzug bei der World<br />

Tour seit April. Pünktlich vor dem Saisonhöhepunkt,<br />

den Olympischen Spielen in<br />

London, ist die Form also zurück.<br />

Das gilt auch für das deutsche Duo Holtwick/Semmler,<br />

das in Berlin Platz vier belegte<br />

nach der 0:2 (13:21, 19:21)-Niederlage<br />

imkleinenFinalegegendieehemaligenEuropameisterinnen<br />

Greta Cicolari und Marta<br />

Menegatti aus Italien. Das deutsche<br />

Team Nummer eins, Sara Goller und Laura<br />

Ludwig,hatte sich hingegen im Achtelfinale<br />

verabschiedet. Goller war dennoch zufrieden.<br />

„Wir haben eine tolle Show ge-<br />

hattebereits vor zwei Jahren 12,5 Millionen<br />

Euro in den Klub investiert und wurde dafür<br />

zu einem Drittel an den möglichen<br />

TransfererlösenvonsechsSpielern(u.a.PaoloGuerrero,DennisAogoundMarcellJansen)<br />

beteiligt. Er würde es wieder tun, etwa<br />

für van der Vaart, wenn alles nach seiner<br />

Pfeifetanzt.DenForderungenKühneswerden<br />

Jarchow und Arnesen kaum nachgeben.<br />

Sonst könnte es heißen, sie ließen sich<br />

von einem Investor diktieren, was zu tun<br />

und was zu lassen ist.<br />

AmSamstagspieltederHSVgegenViertligist<br />

Holstein Kiel. Die Partie endete 1:1,<br />

von einem Klassenunterschied war wenig<br />

zu sehen. „Darüber wird zu reden sein“, erklärte<br />

der neue Torwart René Adler zornig,<br />

„so kann man nicht auftreten.“ Gemeint<br />

war allein der sportliche Auftritt des HSV.<br />

Nur ein Drittel<br />

Berlins Ausgabe der Beachvolleyball World Tour fällt mit hochklassigem Sport auf – und einem misslungenen Weltrekordversuch<br />

Olympia war das nicht, dafür<br />

schufen die Berliner ein Event<br />

Wie man nicht auftritt<br />

Mit dem Rauswurf von Rüpel Slobodan Rajkovic wollte der Hamburger SV eine turbulente Woche beenden. Doch der Wunsch<br />

des Investors nach einer Verpflichtung Rafael van der Vaarts setzt die Vereinsführung weiterhin unter Druck.<br />

Präsident Jarchow reagiert erbost.<br />

Er sagt: „Wir lassen uns von<br />

niemandem zu etwas drängen.“<br />

Wie eine Dreingabe: Die deutschen Beachvolleyballerinnen Holtwick/Semmler (links)<br />

verlieren im Halbfinale am Sonntag vor wenigen hundert Zuschauern. FOTO: SCHUH/DPA<br />

Unbequemer Geldgeber: HSV-Investor Michael<br />

Kühne. FOTO: DAPD<br />

zeigt“, sagte die 28-Jährige bei der Autogrammstunde<br />

mit ihren Fans. Ebenso nur<br />

bis zum Achtelfinale blieben Julius Brink<br />

und Jonas Reckermann dabei. Erst Anfang<br />

Juni hatten die Deutschen nach der Schulterverletzung<br />

von Reckermann ihr Comeback<br />

im Sand gegeben. In Berlin zeigte sich<br />

Brink „enttäuscht“ ob der „nicht berauschenden<br />

Leistung“. Dennoch bleiben sie<br />

in den Augen ihrer Konkurrenten ein heißer<br />

Anwärter auf eine Medaille in London.<br />

„Sie sind sehr erfahren und mental stark“,<br />

sagte Turniersieger Emanuel.<br />

Altmeister Emanuel konnte sich<br />

auf Alisons Dynamik verlassen<br />

Wer nun der olympische Topfavorit ist,<br />

konnte in Berlin nicht geklärt werden. Wie<br />

bei den vorangegangenen Stationen der<br />

World Tour standen sich im Finale Emanuel/Alison<br />

und die US-Amerikaner Jake<br />

Gibb und Sean Rosenthal gegenüber. Nach<br />

zwei Niederlagen in Rom und Gstaad gewannen<br />

diesmal die Brasilianer mit 2:1<br />

(21:17, 15:21, 15:11). „Wir spielen seit einem<br />

Jahr gut, er seit 15“, sagte Rosenthal und<br />

deutete auf den 39-jährigen Emanuel Rego.<br />

Der besagte Altmeister zeigte zwar im<br />

zweiten Satz Unsicherheiten in der Annahme<br />

und unplatzierte Angriffsschläge. Aber<br />

er gewann die Überzeugung, dass er sich<br />

stets auf seinen 12 Jahre jüngeren, explosiven<br />

Blockspieler Alison verlassen kann.<br />

Die Weltrekordverkündung nach dem<br />

Männerfinalefiel unterdessendenstündlichen<br />

Wolkenbrüchen zum Opfer. Nur etwas<br />

mehr als ein Drittel der erwarteten Zuschauermenge<br />

war am Samstagabend gekommen<br />

– trotz Show und Spektakel. Dem<br />

Sieger Emanuel war das egal. Er genoss<br />

den Schluck aus der Champagnerflasche<br />

und fand: „Berlin hat gezeigt, wie man ein<br />

Event macht.“ MAX BOSSE<br />

Von acht auf vier<br />

Bestes Ergebnis für Bradl in der Moto-GP<br />

Mugello/Leipzig – Im besten Rennen seinernochjungenKarriereinderKönigsklasse<br />

der Motorrad-WM, der Moto-GP, verfehlte<br />

Stefan Bradl am Sonntag nur knapp<br />

Rangdrei.DerZahlingerbelegtebeimItalien-Grand-Prix<br />

Platz vier, wurde von seinem<br />

LCR-Team jedoch gefeiertwie einSieger.<br />

Mit 75 WM-Punkten ist der Honda-Pilot<br />

auf Platz sieben gesprungen und so erfolgreichster<br />

deutscher Fahrer in dieser<br />

Klasse. Seinen Anspruch auf den WM-Titel<br />

untermauerte in der Moto3-Klasse Sandro<br />

Cortese. Der Berkheimer musste zwar seinem<br />

ärgsten Rivalen Maverick Vinales aus<br />

Spanien den Sieg überlassen, Platz drei bedeutete<br />

aber weiter die WM-Führung.<br />

BeiLCR bekamman sich nachBradlsErfolg<br />

kaum ein. Teamchef Lucio Cecchinello<br />

wollte seinen Piloten nicht mehr aus seinen<br />

Armen lassen. Er gab erst nach, als seine<br />

Crewmitglieder den 22-Jährigen vom<br />

Motorrad hoben und ihn auf den Schultern<br />

unter dem Beifall von Fans, Freunden und<br />

SponsorenindieBoxtrugen.„Esisteinfantastisches<br />

Ergebnis und ein tolles Gefühl,<br />

jetzt auf Podestkurs zu sein“, jubelte Bradl.<br />

Vom Start weg war er auf der Höhe des Geschehens,<br />

obwohl er den späteren Sieger<br />

JorgeLorenzo(Spanien) nichthaltenkonnte.<br />

Von Rang acht kommend, fand sich<br />

Bradl nach der ersten Kurve auf Platz fünf<br />

wieder. Nach drei Runden war er Vierter,<br />

weitere fünf Umdrehungen später Dritter.<br />

Erst in der Schlussphase fuhr der Italiener<br />

Andrea Dovizioso an ihm vorbei, dann<br />

musste sich Bradl in einem Duell mit dem<br />

ehemaligen Champion Nicky Hayden<br />

(USA) behaupten. Auf derZielgeraden fehlte<br />

etwas Speed,um noch Platz drei zuerreichen.„Indenletztenfünf,sechsRundenhabenmeineReifenabgebaut.Dadurchkonnte<br />

ich nicht mehr so attackieren, wie ich es<br />

gern gewollt hätte“, sagte Bradl. DPA<br />

Weishaupt in Form<br />

Springreiter gewinnt in Estoril<br />

Estoril – Springreiter Philipp Weishaupt<br />

hat seine Olympiaform bestätigt und beim<br />

Reitturnier in Estoril den Großen Preis von<br />

Portugalgewonnen.Der26-JährigeausRiesenbecksichertesichdamitdiesiebteEtappederGlobalChampionsTourundkassierte<br />

eine Prämie von 94 050 Euro. Nach zwei<br />

fehlerfreien Runden mit seinem Hengst<br />

Leoville setzte sich Weishaupt in 44,96 Sekunden<br />

mit dem schnellsten fehlerfreien<br />

Ritt klar durch. Auf den Plätzen zwei und<br />

drei folgten der Brite MichaelWhitaker mit<br />

Viking (0/45,65) und Ludger Beerbaum<br />

(Riesenbeck) mit Chaman (0/47,46). Drittbester<br />

Deutscher in Estoril war Vorjahressieger<br />

Christian Ahlmann (Marl), der mit<br />

Aragon(4/47,25)aufPlatzsechskam,nachdemeramFreitagabenddiezweitwichtigstePrüfunggewonnenhatte.InderGesamtwertung<br />

führt Edwina Tops-Alexander<br />

(Australien) mit 189 Punkten vor dem Iren<br />

DenisLynch(121 Punkte)undMichaelWhitaker<br />

(120 Punkte). Auf den Plätzen fünf<br />

und sechs liegen Ahlmann (113) und Marcus<br />

Ehning (Borken/112). DPA<br />

Kaymer wahrt Chance<br />

Siem bei den Scottish Open weit zurück<br />

Inverness – Golfprofi Martin Kaymer hat<br />

bei den Scottish Open einen Zwischenerfolg<br />

errungen. Nach dem dritten Tag in Inverness<br />

lag er nach einer guten 69er-Runde<br />

in Schlagdistanz zur Spitze. Der Weltranglisten-14.<br />

spielte auf dem Linkskurs<br />

im Norden Schottlands konstantes Golf<br />

und verbuchte am Ende des Tages eine bogeyfreieRundemitdreiBirdies.Nach54gespielten<br />

Löchern belegte der 27-Jährige<br />

mit einem Gesamtergebnis von 204 Schlägen<br />

und zwölf unter Par den geteilten 16.<br />

Platz. Vor der Schlussrunde am Sonntag<br />

hatteKaymerbeidermit3,15 MillionenEuro<br />

dotierten Veranstaltung fünf Schläge<br />

Rückstand auf den führenden Italiener<br />

Francesco Molinari (199). Marcel Siem, der<br />

zweite Deutsche im Teilnehmerfeld, kam<br />

am Samstag ebenfalls mit einer 69er-RundeinsKlubhaus.DerRatingerlagmitinsgesamt<br />

209 Schlägen und sieben unter Par<br />

auf dem geteilten 53. Platz. Nach seinem<br />

Siegin derVorwochehatte Siem keine reale<br />

Chance mehr auf den Sieg. DAPD<br />

Vier Medaillen<br />

Leichtathleten überzeugen bei U20-WM<br />

Barcelona – Die deutsche 4x100-Meter-<br />

Staffel der Frauen hat bei der U20-Leichtathletik-WMinBarcelonadieSilbermedaille<br />

gewonnen. Das Quartett musste sich in<br />

44,23 Sekunden nur dem US-Nachwuchs<br />

(43,89) geschlagen geben. Dritter wurde<br />

die Staffel aus Brasilien (44,29). Zuvor hatte<br />

Stabhochspringerin Anjuli Knäsche (SG<br />

Kronshagen/Kieler TB) das Podest knapp<br />

verpasst. Beim überlegenen Sieg der<br />

Schwedin Angelica Bengtsson (4,50 Meter)<br />

belegte die 18-Jährige Rang vier. Tags zuvor<br />

hatten Hochspringer Falk Wendrich<br />

undWeitspringerinLenaMalkusdemdeutschen<br />

Leichtathletik-Nachwuchs die Medaillenzweiunddreibeschert.Der17-jährige<br />

Wendrich (LAZ Soest) steigerte seine<br />

BestmarkeumvierZentimeterauf2,24Meter<br />

und holte hinter dem höhengleichen<br />

Weißrussen Andrej Tschurila Silber. Die 18<br />

Jahre alte Malkus (Münster) schob sich<br />

nach 6,80 Meter im letzten Versuch noch<br />

vom sechsten auf den zweiten Platz und<br />

musste sich nur Katarina Johnson-Thompson<br />

(Großbritannien) um einen Zentimeter<br />

geschlagen geben. Zum Auftakt der Titelkämpfe<br />

hatte Shanice Craft (19) von der<br />

MTGMannheimdurchihrenSiegimKugelstoßen<br />

die erste Medaille für die deutschen<br />

Junioren gewonnen. SID


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 SPORT<br />

HF2 23<br />

Armstrong-Helfer<br />

lehnt Sperre ab<br />

Verfahren um Bruyneel dürfte<br />

Tour-Rekordler weiter belasten<br />

Foix – Lance Armstrong, 40, wehrt sich vor<br />

einem Zivilgericht in Texas noch gegen die<br />

Dopingklage der US-Antidoping-Agentur<br />

(Usada), binnen vier Wochen muss der aus<br />

demRadsportzurückgetreteneRekordsieger<br />

der Tour de France seine Beschwerde<br />

begründen. Weiter in Bedrängnis bringt<br />

ihn jedoch sein langjähriger Teamchef Johan<br />

Bruyneel,dem in derSammelklage der<br />

Usada ebenfalls systematisches Doping in<br />

denfrüherenArmstrong-Teamsvorgeworfenwird:JohanBruyneel,47,lehnteeinelebenslange<br />

Sperre durch die Usada ab – somit<br />

kommt es nun zumindest in seiner Sache<br />

zu einem Schiedsgerichtsverfahren, in<br />

dem auch sämtliche Vorwürfe gegen Lance<br />

ArmstrongaufdenTischkommendürften;<br />

Johan Bruyneel begleitete Lance Armstrong<br />

bei dessen sieben Toursiegen. In jeder<br />

Anhörung würden „sämtliche Beweise<br />

präsentiert, und sämtliche Zeugen haben<br />

unter Eid auszusagen“, hatte die Usada zuvor<br />

mitgeteilt. Die Berufung Armstrongs<br />

alsZeugegiltalswahrscheinlichimVerfahren<br />

gegen den Belgier Bruyneel, der Teammanager<br />

beim Rennstall RadioShack ist.<br />

Radio-Shacks Träger räumt<br />

Proteste der Topverdiener ein<br />

Die schlechten Nachrichten bleiben der<br />

luxemburgischen Mannschaft Radio-<br />

Shackdemnacherhalten. DasGroßherzogtum<br />

ist ohnehin in heller Aufregung, seitdemdermöglicheLizenzverlustdesumdie<br />

zwei Volkshelden Andy und Frank Schleck<br />

konstruierten Teams thematisiert wird (SZ<br />

vom14.7.).NunhatzudemdieTrägergesellschaft<br />

des Rennstalls, Leopard S.A., erstmals<br />

eingeräumt, dass hinter den bislang<br />

anonymen Protesten beim Weltverband<br />

UCI wegen Unregelmäßigkeiten bei Gehaltszahlungen<br />

die Topverdiener stehen.<br />

„Es hat uns natürlich überrascht, dass sich<br />

die Schlecks und Fabian Cancellara bei der<br />

UCIbeschwerthaben“,sagtCarloRock,Vertreter<br />

des Teameigners Flavio Becca, der<br />

SZ.„Und JakobFuglsang hatuns sogarverklagt,<br />

die Sache ist bei Gericht“, räumte<br />

Rock ein.<br />

Teameigner Flavio Becca, ein 50-jährigerBaulöweausLuxemburg,sollinfinanziellen<br />

Schwierigkeiten stecken. Darauf<br />

weist nun auch eine Meldung im Luxemburger<br />

Tageblatt hin: Eine unabhängige<br />

Wirtschaftsprüfung hat allein für die anderthalb<br />

Geschäftsjahre bis Ende 2011 einen<br />

Schuldenstand der Leopard S.A. von<br />

7,6 Millionen Euro ergeben. Mit den vermutlich<br />

rund 500 000 Euro, auf die allein<br />

die Schlecks jeweils warten sollen, Fuglsangs<br />

Außenständen von rund 150 000<br />

Euro und akkumulierten Verlusten könnte<br />

Sprecher Rock kritisiert<br />

die Kritiker des Teams<br />

sich das Defizit allmählich einer achtstelligen<br />

Summe nähern. Die Leopard S.A. erklärte<br />

hingegen am Samstag in einer Stellungnahme,derAufbaudesTeamshabeerwartete<br />

Defizite erzeugt, man liege voll im<br />

Finanzplan,unddieUCIhabeallesabgesegnet.<br />

Die UCI äußerte sich nicht.<br />

In seiner Begründung für den Gehaltsrückstand<br />

bei den Schlecks und auch bei<br />

Fuglsang kritisierte Beccas Sprecher Rock<br />

vor allem das prominente Bruderpaar<br />

scharf. „Vielleicht kennen die beiden die<br />

komplizierten Vertragsregeln der UCI<br />

nicht. Und es gibt ja in Luxemburg Gerichte,dakönnensiehingehen–unddannkönnen<br />

auch sie wie Fuglsang uns verklagen.“<br />

Laut Rock halte Beccas Betreiberfirma einen<br />

Teil des Gehalts – etwa ein Viertel für<br />

sogenannte„Image-Rechte“,dieinLuxemburg<br />

günstig versteuert werden können –<br />

zurück, weil dieser „auf Konten von undurchsichtigen<br />

Firmenkonstrukten überwiesen<br />

werden soll. Wir müssen doch sichersein,dasswir<br />

danichtGeldwäsche unterstützen.“<br />

Weshalb es nach nunmehr einem<br />

Jahr, in dem das Geld nichtausbezahlt<br />

wurde, noch keine Klärung mit den Team-<br />

Assen gibt, vermochte Carlo Rock nicht zu<br />

sagen.Gegen denGeschäftsmannBeccaermittelt<br />

Luxemburgs Justiz wegen des Verdachts<br />

der Veruntreuung von Firmengeldern.<br />

ABUR<br />

London/München – Es war Juni, schon<br />

nicht mehr ganz früh in der Saison, aber<br />

auch noch nicht zu spät. Das Olympiajahr<br />

lagvorJeremyWarinerwieeineoffeneWiese,<br />

auf der die schönsten Hoffnungen blühenkonnten.Erwirkteentspannt.ImNBC-<br />

Interview erzählte er vom Glück. Von Sarah,<br />

die er im November geheiratet hatte.<br />

Vom Stiefvatersein für Isabella, Sarahs siebenjähriger<br />

Tochter. Vom Vaterwerden,<br />

weil Sarah und er im Oktober ihr erstes gemeinsames<br />

Kind erwarten. Da hat man<br />

schon gesehen, dass sich einiges verändert<br />

hat im Leben des früheren 400-Meter-Dominators<br />

Jeremy Wariner, 28, aus Waco in<br />

Texas. Früher hat Wariner nie so richtig<br />

vomGlückerzählt, zumindestnichtöffentlich.<br />

Er kam damals, blickte aus kalten Augen,<br />

die er hinter einer Sonnebrille verborgen<br />

hatte, und gewann mit großer Selbstverständlichkeit.Olympia-Gold2004,WM-<br />

Gold2005, WM-Gold 2007. Jetzt standWariner<br />

also im sanften Licht dieses persönlichen<br />

Glückes, von dem wenig später bei<br />

VON ANDREAS BURKERT<br />

Capd'Adge–FürdieLiveschaltungdesbelgischen<br />

Fernsehen, das am Samstagabend<br />

vom Parkplatz des Teamquartiers in Carcassonnesendete,brachtesichAndréGreipel<br />

die dunkelblonden Haare mit viel Gel in<br />

Form. Die Sprache seiner Gastgeber<br />

spricht der Rostocker allerdings nicht, zu-<br />

denUS-TrialsinEugeneallerdingsfür kurzeZeit<br />

nichts mehrzusehen war.Denndort<br />

wurdeerSechsterundverfehltedieQualifikation<br />

für die Olympischen Spiele.<br />

Jeremy Wariner ist schon noch dabei in<br />

der Welt-Leichtathletik, am Samstag erst<br />

startete er beim Diamond-League-Meeting<br />

in London. Und doch ist er vorerst raus<br />

aus der Hochleistungsfamilie des olympischen<br />

Kernsports. In London wurde er in<br />

seinem Lauf Fünfter in 45,29 Sekunden,<br />

was gemessen an seiner Bestzeit von 43,45<br />

(2007) bescheiden ist. Und als der übliche<br />

Vor-Olympia-Talk anhob, tauchte sein Name<br />

nirgends auf. Es sind keine zwei Wochenmehr,bisbeiOlympiadieLeichtathletik-Wettkämpfe<br />

beginnen, prominente<br />

Ausfälle und Spekulationen beherrschen<br />

dieSzene-Nachrichten:DieverletzteHochsprung-WM-Zweite<br />

Blanka Vlasic hat ihren<br />

Spiele-Start abgesagt. Die amerikanische<br />

400-Meter-Läuferin Debbie Dunn<br />

nimmt wegen eines Doping-Befunds auf<br />

Testosteron nicht teil. Großbritanniens<br />

Dreisprung-Hoffnung Phillips Idowu<br />

macht Sorgen, weil er sich beim Londoner<br />

Meeting wegenHüftproblemenentschuldigen<br />

ließ. Und was bedeutet es, dass Chinas<br />

Hürdensprint-Olympiasieger Liu Xiang<br />

nachseinemVorlaufsiegin 13,27Sekunden<br />

mindest nicht so gut, dass er sich das vor<br />

Kameras zutraut. Die Belgier haben den<br />

stillen Deutschen dennoch längst adoptiert,<br />

für sie ist Radsport trotz aller Begleiterscheinungen<br />

immer noch das Größte,<br />

weit vor <strong>Fußball</strong>. Und jemand wie Greipel<br />

gibt ihnen das Gefühl, dass auch sie gewinnen,<br />

wenn er für das belgische Lotto-Team<br />

alsErsterdurchsZielschießt.Seit zweiWo-<br />

Geballte Freude: André Greipel bei seinem Sieg am Samstag. FOTO: JEAN-PAUL PELISSIER/REUTERS<br />

Mit Badehose und Flipflops<br />

Seine Sprache ist der Sprint: Am Samstag hat André Greipel, der stille Deutsche, zum dritten Mal eine Etappe bei der<br />

diesjährigen Tour de France gewonnen. Und auf einmal häufen sich in der Karriere des Spätberufenen die Höhepunkte<br />

das Finale wegen Rückenproblemen ausließ?<br />

Gar nichts, behauptet Liu: „Ich werde<br />

zu den Olympischen Spielen zurück sein.“<br />

Aber was mit Wariners Fitnesszustand<br />

los ist, interessiert zur Zeit niemanden<br />

mehr. Seine Situation ist zu klar. Er ist<br />

nichtdabeibeidenSpielen. BeidenUS-Trials<br />

Ende Juni wäre er sogar fast schon im<br />

Halbfinale ausgeschieden, weil er zu früh<br />

austrudelte. „Ich bin, wo ich sein will“, sag-<br />

teeranschließendtrotzig.„Ichwerd’sEuch<br />

allen zeigen.“ Im Finale zeigte er dann aber<br />

45,24 Sekunden, sein sechster Platz reicht<br />

nicht einmal für einen Staffelplatz in London.<br />

Wariner sank in die Knie und vergrub<br />

seinGesichtindenArmen.Alserwenigspäter<br />

das Stadion verließ, wirkte er verstört<br />

undverletzt.Wortlos lieferdurch dieInterviewzone,<br />

was ihm neben dem sportlichen<br />

Schaden noch zusätzliche Kritik einbrachte.<br />

Der Wariner kann nicht verlieren, sagten<br />

die Leute. „Keinmal in den vergangenen<br />

drei Tagen (der US-Trials) habe ich einen<br />

besiegten Athleten an den Medien-Ab-<br />

chen redet er ja auch von nichts anderem<br />

als vom großartigen Teamwork seiner<br />

Mannschaft. „Alle arbeiten so viel für<br />

mich, und deshalb kann ich gar nicht anders,<br />

als zu gewinnen“, sagte er am Samstag.<br />

„Wenn ich gewinne, gewinnen alle.“<br />

Aus Greipel wird kein Entertainer mehr<br />

werden,aberdasbrauchtesauch nicht. Seine<br />

Sprache ist der Sprint. Am Samstag hat<br />

er also schon zum dritten Mal bei der diesjährigenTourgewonnen,diesmaldieÜbergangsetappe<br />

Richtung Pyrenäen, am von<br />

Menschenmassen überfüllten Hafen von<br />

Capd'AdgeamMittelmeer.Errangnacheinem<br />

langen Tag mit einer heftigen Steigung<br />

im Küstenort Sête und sehr viel Gegenwind<br />

im Finish Peter Sagan nieder, den<br />

ziemlich kecken Wunderknaben Peter Saganaus<br />

der Slowakei. Der Mann im Grünen<br />

Trikotisterst22Jahrealtunddochschoneine<br />

Attraktion der Tour. Gewann ebenfalls<br />

bereits drei schnelle Ankünfte, und in den<br />

Alpen, wo er wie sämtliche Sprinter mit<br />

reichlichVerspätungeintraf –daschaukelte<br />

Sagan schon mal wie einst der PS-Akrobat<br />

Evel Knievel ins Ziel, auf einem Rad. In<br />

Cap d'Adge war Sagan dagegen mäßig gelaunt.<br />

„Ich denke nicht, dass Greipel stärker<br />

ist als ich“, sagte er.<br />

André Greipel stört solches Geredenicht<br />

weiter. Er feiert an diesem Montag seinen<br />

30. Geburtstag und ist mit sich im Reinen.<br />

Noch all den Jahren in der zweiten Reihe,<br />

vor allem bei Highroad, wo ihn der Platzhirsch<br />

Mark Cavendish kleinhielt, ist er<br />

nun der Tour in der Galerie der großen Finisseureaufgenommenworden.Dieeinstige<br />

Sprintgröße Sean Kelly aus Irland, der<br />

sperrungen vorbeifegen gesehen ohne zumindest<br />

ein nüchternes ’Kein Kommentar‘“,<br />

schrieb der sehr empörte Kolumnist<br />

der Zeitung Star-Telegram.<br />

Es ist nun mal schwer, wenn man spürt,<br />

wieeinemallmählichdieeigeneGeschwindigkeit<br />

entgleitet. Noch 2007 war Wariner<br />

so unangefochten, dass viele in ihm ein besonders<br />

raffiniertes Produkt der modernen<br />

Dopingindustrie vermuteten. Er war<br />

erst 23, und weil in Zeiten des Erfolges<br />

kaum einer an die Vergänglichkeit denkt,<br />

schien für Wariner der Weg zum WeltrekordvonMichaelJohnson(43,18/1999)vorgezeichnet<br />

zu sein. Wariner wechselte von<br />

seinem alten Meistermacher Clyde Hart zu<br />

dessen früheren Trainer-Assistenten an<br />

der Baylor-Universität, Michael Ford.<br />

Promptsetzteesdieersten Niederlagengegen<br />

seinen Landsmann LaShawn Merritt.<br />

Warinerwurde2008nochStaffel-Olympiasieger,<br />

aber das war nicht das, was er wollte.<br />

Reumütigkehrte erzu Hart zurück, aber<br />

an Merritt kam Wariner weiterhin nicht<br />

vorbei: WM-Silber in Berlin. Er grübelte.<br />

Wariner sagt: „In den letzten Jahren habe<br />

ich angefangen, darüber nachzudenken:<br />

Was passiert mit meinem Ausrüster-Vertrag,<br />

wenn ich verliere?“ 2010 war Merritt<br />

wegen einer Dopingsperre aus dem Ver-<br />

1980 das Grüne Trikot gewann, nennt den<br />

Deutschen mit den Muskelbeinen „ein<br />

MonsterderKraft“.Nur Cavendish,derEinzelkämpfer<br />

im Team Sky, das sich auf den<br />

Gesamtsieg von Bradley Wiggins konzentriert,<br />

ist, ähnlich wie Sagan, noch mit seinem<br />

Ego beschäftigt. Der Brite bedankte<br />

sich am Samstag für die Titelgeschichte im<br />

,L'Équipe'-Magazin, das ihn zum „besten<br />

Sprinter in der Historie der Tour de<br />

France“ kürte.<br />

Favorit auf den Sieg beim<br />

olympischen Straßenrennen?<br />

Greipel widerspricht nicht<br />

Cavendishs Dank kam nicht mittags vor<br />

dem Start. Sondern kurznach Greipels Triumph.<br />

Doch Greipel entwickelt für seine Verhältnisse<br />

echtes Selbstbewusstsein, nicht<br />

nur im Sattel. Er sprach später in Cap d'Adge<br />

von Mailand – San Remo, den Sieg beim<br />

Frühjahrsklassiker traue er sich ebenfalls<br />

zu wie in Paris auf den Champs-Élysees,<br />

wonächsten Sonntagbeim Finalederwertvollste<br />

Sprintpreis der Tour zu gewinnen<br />

ist. „Das wäre nicht schlecht.“ Wichtiger<br />

sei ihm aber eigentlich, mit dem Team Jurgen<br />

van den Broeck noch auf dem Pariser<br />

Podium abzuliefern, der belgische Kletterer<br />

von Lotto ist zurzeit Fünfter. Doch dann<br />

ließ sich Greipel sogar ohne Widerspruch<br />

als Favorit für das olympische Straßenrennen<br />

in London bezeichnen. Trotz Cavendishs<br />

Heimspiel.<br />

Aber der Weltmeister ist eben auch<br />

Gut, aber nicht so gut wie früher: Jeremy<br />

Wariner läuft in London 45,29. FOTO: AFP<br />

Sanchez gewinnt<br />

Welche Unwägbarkeiten die Tour bereit<br />

hält, hat Cadel Evans am Sonntag erfahren<br />

müssen. Auf der letzten Passstraße, die<br />

es zu überfahren galt, kam der australische<br />

Titelverteidiger mit einem Plattfuss an.<br />

Doch ein Materialwagen fehlte weit und<br />

breit, und so wartete Evans verzweifelt, er<br />

winkte eintreffende Teamkollegen heran,<br />

auf dass sie ihm ein Hinterrad überließen.<br />

Das dauerte. Dreimal musste Evans dann<br />

noch das Hinterrad wechseln, zwei Minuten<br />

lag der Viertplatzierte zwischenzeitlich<br />

hinter dem Hauptfeld um den Gesamtführenden<br />

Bradley Wiggins zurück. Doch dort<br />

tat sich Großes: Zwar hatte Wiggins' Sky-<br />

Team zunächst forciert, doch über Funk<br />

wurde die Mannschaft dann zur Tempodrosselung<br />

aufgefordert, auch Wiggins intervenierte,<br />

obwohl er Evans immer noch<br />

alsgrößteBedrohungansieht.Undsokonnte<br />

Evans wieder im Peloton einrücken und<br />

verlor keine Zeit. Den Tagessieg feierte der<br />

Solist Luis Leon Sanchez (im Bild). Im Ziel<br />

berichteten zahlreiche Fahrer von platten<br />

Reifen auf der Etappe an den Fuß der Pyrenäen<br />

nach Foix: Der Asphalt sei an vielen<br />

Abschnitten mit Reißzwecken übersät gewesen,<br />

meldete Rennchef Jean-Francois<br />

Pescheux, auch Begleitmotorräder waren<br />

betroffen. „Wir wissen nicht, wer für diese<br />

gefährliche Attacke verantwortlich ist,<br />

aber wir werden diese Leute finden.“ Wiggins<br />

wurde für das Fairplay seines Teams<br />

gelobt, „das war eine schöne Geste“, sagte<br />

Evans. Der Engländer konnte sich die gute<br />

Tat allerdings auch leisten, denn Evans<br />

wird ihn kaum noch gefährden können.<br />

Der ärgste Feind fährt wohl im eigenen<br />

Team, denn der zweitplatzierte Landsmann<br />

Chris Froome deutete Grenzen seiner<br />

Loyalität an: Sollte Wiggins „die Tour<br />

indenPyrenäenverlieren,folgeichdenbesten<br />

Fahrern, um die Farben von Sky zu retten“,sagte<br />

erin einem Interview.Und 2013,<br />

wenn mehr Bergprüfungen im Plan stehen<br />

werden, hoffe er doch sehr, „dass Sky ehrlich<br />

sein wird und das Team dann für mich<br />

fährt“. Wiggins’ Fairplay-Kompetenz wird<br />

dann womöglich einer neuen Probe unterzogen.<br />

ABUR<br />

nichtinFormwieindenVorjahren.AchtMinuten<br />

Rückstand hatte Cevandish in Cap<br />

d'Adge. Am kurzen, aber extrem schweren<br />

Anstieg des Mont Saint-Clair in Sête fiel er<br />

frühaus derHauptgruppe;auchGreipelbesaß<br />

kurz Probleme, aber seine Leute führtenihnimWindanderCornichegleichwieder<br />

heran. In London habe er im Nationalteam<br />

unter anderem Tony Martin dabei,<br />

„das ist die beste Maschine, um eine Lücke<br />

zufahren zu können“, erklärte Greipel. Die<br />

Engländer kommen allerdings ebenfalls<br />

miteinpaarPS,imOlymiateamstehenWiggins,derTourzweite<br />

ChrisFroome und David<br />

Millar, allesamt haben sie schon Etappen<br />

bei der Tour de France gewonnen.<br />

DochGreipelsagt,erkennedie Olympiastrecke.<br />

Sie ist sagenhafte 250 Kilometer<br />

lang, und der Rundkurs durch London und<br />

die Grafschaft Surrey im Südwesten enthält<br />

den Box Hill, eine drei Kilometer lange<br />

Steigung mit 150 Höhenmetern. Neunmal<br />

geht es über den Hügel in den North<br />

Downs. Das muss Mark Cavendish erst mal<br />

schaffen.<br />

Paris, London, die Höhepunkte in der<br />

Karriere des Spätberufenen André Greipel<br />

ballen sich auf einmal. „Es ist wie im Film,<br />

und wir haben das Drehbuch selbst geschrieben“,<br />

sagt er. „Wir haben hier schon<br />

alles erreicht.“ Und einen großen Auftritt<br />

wird Greipel ja in jedem Fall noch haben,<br />

das hat er versprochen. Er verlor eine Wette<br />

gegen seinen australischen Helfer Adam<br />

Hansen,undnunhatGreipel dieEhrenrunde<br />

auf den Champs-Élysees in Badehose<br />

und Flipflops zu absolvieren. Belgien freut<br />

sich bereits darauf.<br />

Im sanfteren Licht<br />

Der amerikanische 400-Meter-Läufer Jeremy Wariner war früher so überlegen, dass viele Betrachter seine Leistungen unglaubwürdig fanden – 2012 ist er aus seiner olympischen Karriere gefallen<br />

Vlasic fällt aus, Idowu macht<br />

Sorgen – Wariners Fitness<br />

interessiert gerade niemanden<br />

Zum sportlichen Misserfolg<br />

kommt der Image-Schaden:<br />

Wariner verliert nicht gut<br />

FOTO: GUILLAUME HORCAJUELO/DPA<br />

kehr, Wariner gewann wieder in Serie,<br />

dann bremsten ihn Verletzungen. Die WM<br />

2011verpassteer,2012solltedieSaisonwerden,<br />

in der er zu altem Glanz zurückfindet.<br />

Vergeblich, Wariner ist aus seiner olympischen<br />

Karriere gefallen. Und nun ist die<br />

Frage, woran das liegt. Über Probleme in<br />

der Saisonvorbereitung ist nichts bekannt,<br />

Wariner gab sogar mal Olympia-Gold als<br />

Zielaus.VielleichtistihmeinFaktorabhanden<br />

gekommen, der früher wichtig war für<br />

seine Leistung. Vielleicht ist Wariner aber<br />

auch einfach nur das natürliche Opfer einer<br />

Sportart, die so gut wie nichts verzeiht.<br />

Schnelligkeit kann man nun mal nicht für<br />

alle Zeit einfrieren, ein Körper, den lange<br />

Verletzungen heimsuchten, lässt sich nicht<br />

beliebig auf altes Sprintniveau heben.<br />

Jeremy Wariner fällt es schwer, sich damitabzufinden,dassernichtmehrdernimmermüde<br />

20-Jährige ist, der er mal war,<br />

das sieht man ihm an. Mit Würde langsamer<br />

werden – das müsste jetzt sein Ziel<br />

sein. Vielleicht gelingt ihm das noch. Jeremy<br />

Wariner weiß doch mittlerweile eigentlich,<br />

dasses Wichtigeresgibt, alsmit dereigenen<br />

Vergangenheit um die Wette zu rennen.<br />

Er muss nur an Sarah denken, an Isabella,<br />

und an sein Kind, das im Oktober zur<br />

Welt kommen soll. THOMAS HAHN


24 HBG SPORT<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

Basketball<br />

EM-Qualifikation, Frauen<br />

Gruppe D<br />

Rumänien - Bulgarien n.V. 75:68 (62:62,31:28)<br />

Deutschland - Schweden 62:73 (38:43)<br />

Tabelle: 1. Schweden 601:520/15, 2. Spanien<br />

548:455/14, 3. Deutschland 496:515/11, 4. Rumänien<br />

518:569/11, 5. Bulgarien 472:576/9.<br />

Schweden und Spanien für EM 2013 in Frankreich<br />

qualifiziert.<br />

Beach-Volleyball<br />

World Tour, Grand-Slam-Turnier in Berlin<br />

Männer<br />

Halbfinale: Cerutti/Rego (Brasilien) - Nummerdor/Schuil<br />

(Niederlande) 2:0 (21:17, 21:18),<br />

Gibb/Rosenthal (USA) - Fijalek/Prudel (Polen) 2:0<br />

(21:18, 21:14).<br />

Spiel um Platz 3: Nummerdor/Schuil - Fijalek/Prudel<br />

0:2 (18:21, 19:21).<br />

Finale: Cerutti/Rego - Gibb/Rosenthal 2:1 (21:17,<br />

15:21, 15:11).<br />

Deutsche Platzierungen: 5. Klemperer/Koreng<br />

(Hamburg/Kiel) und Erdmann/Matysik (Potsdam/Berlin),<br />

9. Brink/Reckermann (Leverkusen/<br />

Köln) und Böckermann/Urbatzka (Kiel/Hamburg).<br />

Frauen<br />

Halbfinale: Holtwick/Semmler (Berlin) - Chen/Xi<br />

(China) 1:2 (15:21, 21:19, 11:15), Cicolari/Menegatti<br />

(Italien) - Franca/da Silva (Brasilien) 0:2<br />

(18:21, 16:21).<br />

Spiel um Platz 3: Holtwick/Semmler - Cicolari/Menegatti<br />

0:2 (13:21, 19:21).<br />

Finale: Chen/Xi - Franca/da Silva 2:0 (21:16,<br />

21:18).<br />

Deutsche Platzierungen: 9. Goller/Ludwig (Hamburg)<br />

und Köhler/Schumacher (Hamburg/Dresden),<br />

17. Bieneck/Großner (Berlin).<br />

<strong>Fußball</strong><br />

Testspiele<br />

Astoria Walldorf - 1899 Hoffenheim 0:3 (0:1)<br />

FC Ismaning - Bayern München 0:4 (0:1)<br />

FSV Hollenbach - Eintracht Frankfurt 1:4 (0:2)<br />

Hertha BSC - FK Teplice 0:1 (0:0)<br />

SG S. Großaspach - FC Schalke 04 2:4 (0:2)<br />

Erzgebirge Aue - HB Köge 1:0 (0:0)<br />

Preußen Münster - Hannover 96 2:0 (1:0)<br />

TSV Buchbach - Jahn Regensburg 1:0 (0:0)<br />

Frisia L./Germ. Leer - W. Bremen 0:11 (0:5)<br />

ETSV W. Flensburg - VfL Wolfsburg 0:2 (0:1)<br />

SV Babelsberg 03 - FC St. Pauli 1:2 (0:2)<br />

SV Sandhausen - VfB Stuttgart II 0:0<br />

VfB Weißwasser - Energie Cottbus 0:23 (0:13)<br />

FC Brügge - Borussia Dortmund 3:1 (2:1)<br />

TSV Höchstadt - SpVgg G. Fürth 0:18 (0:10)<br />

VfB P. Löcknitz - 1. FC Union Berlin 1:23 (0:12)<br />

VfL Osnabrück - VfL Bochum 3:1 (1:1)<br />

Preußen Münster - B. M'gladbach 0:3 (0:2)<br />

SSV Ulm 46 - 1. FC Nürnberg 2:3 (2:1)<br />

Schweiz, Super League, 1. Spieltag<br />

Servette FC Genf - FC Basel 0:1 (0:0)<br />

FC Thun 1898 - Lausanne-Sports 0:0 (0:0)<br />

Grasshopper-Club Zürich - FC Sion 0:2 (0:1)<br />

FC Luzern - FC Zürich 1:1 (0:1)<br />

Golf<br />

Nachricht an Vitali:<br />

„Ich bin hier!“<br />

Mit dem überzeugenden Sieg gegen Dereck Chisora zeigt<br />

David Haye, dass er den Klitschkos auf Augenhöhe begegnen kann<br />

VON JÜRGEN SCHMIEDER<br />

London/München – Es ist manchmal dieser<br />

eine Schlag weniger, der einen Knockoutim<br />

Boxen sehenswerter,schöner,stilistischer<br />

werden lässt. Muhammad Ali verzichtetedereinstinderachtenRundeaufeinenzusätzlichenPunchgegenGeorgeForeman,<br />

der fiel auch so ganz wunderbar um.<br />

Der Brite David Haye hielt seine rechte<br />

Faust am Samstag zurück, als er erkannte,<br />

dass sich sein Gegner Dereck Chisora bereits<br />

auf dem Weg in den Ringstaub befand.<br />

Haye lächelte nur, er wusste: Chisora<br />

würde nicht mehr rechtzeitig aufstehen<br />

können, die fünfte Runde würde die letzte<br />

sein in diesem Schwergewichts-Kampf.<br />

Der 31 Jahre alte Haye sendet gerne<br />

Nachrichten, er tut das entweder mit seinem<br />

Mundwerk („Klitschko-Schwestern“),<br />

mit geschmacklosen T-Shirts, auf<br />

denen abgerissene Köpfe von Gegnern zu<br />

sehen sind, oder mit noch geschmackloseren<br />

Handyspielen, bei denen man als David<br />

Haye anderen Boxern die Köpfe abschlagen<br />

kann. An diesem Abend in London, vor<br />

35 000 Zuschauern im Upton Park, da<br />

schickte Haye eine recht deutliche Botschaft,<br />

er gebrauchte dafür ausnahmsweise<br />

ausschließlich seine Fäuste. Haye hatetwas<br />

geschafft, das Vitali Klitschko vor fünf<br />

MonateninMünchenzwölfRundenlangerfolglos<br />

probiert hat: Er hat Chisora für dessen<br />

Flegeleien bestraft. Diese Nachricht<br />

geht hinaus in die Welt, die einzigen Empfänger<br />

sind indes die Gebrüder Klitschko,<br />

die sich zuvor taub gestellt hatten gegenüber<br />

Botschaften von Haye.<br />

Dereck Chisora wühlt sich<br />

nach vorne wie ein<br />

Maulwurf auf Nahrungssuche<br />

Der 16 Kilogramm leichtere Haye war<br />

aufgrund des Regens in Laufschuhen in<br />

den Ring gekommen. „Ich wollte keinesfalls<br />

ausrutschen wie damals gegen Wladimir<br />

Klitschko, also lieber keine Boxschuhe“,<br />

sagte er nach dem Kampf. Von Beginn<br />

an war Haye der dominierende Athlet bei<br />

diesem temporeichen und spannenden<br />

Duell, er fand schnell Rhythmus und Distanz,<br />

er boxte technisch herausragend und<br />

überaus variabel. Mal traf er mit dem rechten<br />

Cross, ein anderes Mal mit einem linken<br />

Haken, dann wieder mit einem rechten<br />

Europa-Tour, Scottish Open in Inverness<br />

(2,5 Mio. Pfund/Par 72)<br />

1. Molinari (Italien) 271 (62/70/67/72) und Milkha<br />

Singh (Indien) 271 (66/70/68/67) Schläge;, 3.<br />

Noren (Schweden) 272 (66/66/70/70) und Warren<br />

(Schottland) 272 (68/69/64/71), 5. Kjeldsen<br />

(Dänemark) 273 (65/72/64/72), Baldwin (England)<br />

273 (67/68/71/67) und Levet (Frankreich)<br />

273 (68/69/66/70), 8. Price (Wales) 274<br />

(68/69/68/69), Stenson (Schweden) 274<br />

(69/69/66/70) und Whiteford (Schottland) 274<br />

(71/65/66/72); 29. Kaymer (Mettmann) 278<br />

(67/68/69/74) und Siem (Ratingen) 278<br />

(71/69/69/69).<br />

US-PGA-Tour in Silvis/Illinois<br />

(4,6 Mio. Dollar/Par 71)<br />

Stand nach der 3. Runde: 1. Matteson (USA) 195<br />

(61/68/66) Schläge, 2. Stricker (USA) 198<br />

(65/67/66), 3. Harman (USA) 199 (65/65/69) und<br />

Johnson (USA) 199 (68/65/66), 5. Henry (USA)<br />

200 (67/64/69), Hurley (USA) 200 (68/68/64) und<br />

Senden (Australien) 200 (69/64/67), 8. Christian<br />

(England) 201 (65/66/70), Lovemark (USA) 201<br />

(71/66/64), Gates (USA) 201 (66/68/67), Piercy<br />

(USA) 201 (65/69/67) und DiMarco (USA) 201<br />

(66/67/68); 41. Cejka (Las Vegas) 206 (67/68/71).<br />

Handball<br />

Frauen, Länderspiele<br />

In Bremen: Deutschland - Brasilien 23:30 (14:16)<br />

in Minden: Deutschland - Brasilien 20:27 (12:14)<br />

Hockey<br />

Nationen-Turnier in Bremen, Frauen<br />

Belgien - Deutschland 1:0 (0:0)<br />

Südafrika - Neuseeland 0:1 (0:1)<br />

Belgien - Südafrika 1:4 (1:4)<br />

Neuseeland - Deutschland 1:5 (0:2)<br />

Tabelle: 1. Deutschland 10:3/6, 2. Neuseeland<br />

6:7/6, 3. Südafrika 5:7/3, 4. Belgien 4:8/3.<br />

Leichtathletik<br />

Aufwärtshaken. Wenn ihm danach war,<br />

wechselte er kurz die Auslage und schlug<br />

seine rechte Hand als Jab, dann brachte er<br />

Kombinationen an Chisoras Kopf. „Er hat<br />

eines der besten Kinne, gegen die ich jemals<br />

gehauen habe“, sagte Haye danach,<br />

„das waren Schläge, bei denen andere umfallen<br />

– er steckt sie weg und lacht dabei“.<br />

Chisora agierte vorsichtig, ja beinahe<br />

ängstlich,erverstecktesichpermanenthinter<br />

der Doppeldeckung und wühlte sich<br />

nachvornewieeinMaulwurfaufNahrungssuche.Dannprügelteerwilddarauflosund<br />

offenbarte neben technischen Unzulänglichkeiten<br />

auchdas AugenmaßeinesMaulwurfs<br />

– er erkannte die wenigen Momente<br />

nicht, in denen Haye tatsächlich die Balance<br />

verlor und die Deckung vernachlässigte.<br />

Nach dem Kampf gaben sich<br />

Haye und Chisora brav die Hand,<br />

sie umarmten sich sogar<br />

Nur ein Mal traf Chisora seinen Konkurrenten<br />

hart, am Ende der dritten Runde.<br />

Chisora schlug mit dem Gong noch einen<br />

linken Haken an Hayes Kopf. Der schüttelte<br />

sich kurz und machte einfach weiter.<br />

Das Ende des Kampfes kam in der fünften<br />

Runde, als Haye 25 so genannte „Power<br />

Punches“ versuchte, kräftige Schläge also,<br />

und seinen Gegner damit 18 Mal traf. Zunächst<br />

schickte er Chisora mit einer schönen<br />

Kombination aus linken und rechten<br />

Haken zu Boden. Wenige Sekunden später<br />

gelang ihm eine gar noch schönere Variante:<br />

zwei rechte Haken, linker Haken, rechte<br />

Gerade,linkerHaken.DiezweiterechteGerade<br />

brauchte er nicht mehr, Chisora war ja<br />

bereits am Fallen und verlor zum ersten<br />

Mal in seiner Karriere durch Niederschlag.<br />

„Das waren großartige Treffer, ich habe sie<br />

nicht kommen sehen“, sagte Chisora.<br />

Haye darf sich nach diesem Sieg IntercontinentalChampionderWorldBoxingOrganisation(WBO)und<br />

International Champion<br />

der World Boxing Association (WBA)<br />

nennen. Diese Titel sind ungefähr so viel<br />

wert wie die Trophäe, die man für einen<br />

Sieg beim Kirmesboxen bekommt. OhnehinwardieserKampfaufunrühmlicheWeisezustandegekommen:Derzurückgetretene<br />

Haye und der gegen Vitali Klitschko unterlegene<br />

Chisora hatten sich vor fünf MonateninMüncheneinewildePrügeleigeliefert.<br />

Nach der „Freakshow“ allerdings, wie<br />

Diamond League in London, Männer<br />

100 m (1,2 m/s GW): 1. Gay (USA) 10,03 Sek., 2.<br />

Bailey (USA) 10,09, 3. Carter (Jamaika) 10,13.<br />

200 (1,1 m/s RW): 1. Lemaitre (Frankreich) 19,91<br />

Sek., 2. Martina (Niederlande) 19,95, 3. Anderson<br />

(Jamaika) 20,55.<br />

400 m: 1. James (Grenada) 44,85, 2. Brown (Bahamas)<br />

44,95, 3. McQuay (USA) 45,00.<br />

800 m: 1. Kszczot (Polen) 1:44,49 Min., 2. Kinyor<br />

(Kenia) 1:44,60, 3. Osagie (Großbritannien)<br />

1:45,21.<br />

5000 m: 1. Farah (Großbritannien) 13:06,04 Min.,<br />

2. Birmingham (Australien) 13:09,57, 3. Kipsiro<br />

(Uganda) 13:09,98.<br />

400 m Hürden: 1. Culson (Puerto Rico) 47,78 Sek.<br />

(Weltjahresbestleistung = WJB), 2. Greene (Großbritannien)<br />

48,10, 3. Taylor (USA) 48.43.<br />

Weitsprung: 1. Watt (Australien) 8,28 m, 2. Tomlinson<br />

(Großbritannien) 8,26, 3. Khotso Mokoena<br />

(Südafrika) 8,24; 8. Camara (Leverkusen) 7,79.<br />

Dreisprung: 1. Taylor (USA) 17,41 m, 2. Sands (Bahamas)<br />

16,97, 3. Oke (Nigeria) 16,93.<br />

Hochsprung: 1. Drouin (Kanada) 2,26 m, 2. Parsons<br />

und Grabbarz (beide Großbritannien) je<br />

2,22 m.<br />

Stabhochsprung: 1. Otto (Uerdingen) 5,74 m, 2.<br />

Mesnil (Frankreich) 5,66, 3. Holzdeppe (Zweibrücken)<br />

5,66; 5. Dilla (Dormagen) 5,40.<br />

Diskuswurf: 1. Kanter (Estland) 64,85 m, 2. Alekna<br />

(Litauen) 63,71, 3. Okoye (Großbritannien)<br />

63,33.<br />

Kugelstoß: 1. Hoffa (USA) 21,34 m, 2. Majewski<br />

(Polen) 21,28, 3. Armstrong (Kanada) 20,46.<br />

Frauen<br />

100 m: 1. Okagbare (Nigeria) 11,01 Sekunden, 2.<br />

Jeter 11,03, 3. Madison (beide USA) 11,13.<br />

200 m (0,5 m/s GW): 1. Williams (USA) 22,75 Sek.,<br />

2. McLaughlin (Jamaika) 22,81, 3. Knight (USA)<br />

23,00.<br />

400 m: 1. Ohuruogu (Großbritannien) 50,42 Sek.,<br />

2. Montsho (Botswana) 50,56, 3. Whyte (Jamaika)<br />

51,19.<br />

1500 m: 1. Yusuf Jamal (Bahrain) 4:06,78 Min., 2.<br />

Simpson (USA) 4:07,76, 3. Pierce (USA) 4:08,06.<br />

100 m Hürden (0,5 m/s RW): 1. Pearson (Australien)<br />

12,53 Sek., 2. Vukicevic (Norwegen) 12,54, 3.<br />

George (Kanada) 12,87.<br />

3000 m Hindernis: 1. Bobocel (Rumänien) 9:27,24<br />

Min., 2. Jelizarova (Lettland) 9:28,27, 3. Parker<br />

(Großbritannien) 9:29,22.<br />

Hochsprung: 1. Lowe (USA) 2,00 m, 2. Hellebaut<br />

(Belgien) 1,97, 3. Tschitscherowa (Russland)<br />

1,94; 7. Jungfleisch (Kornwestheim) 1,87.<br />

Dreisprung: 1. Ibarguen (Kolumbien) 14,66 m, 2.<br />

Saladuchna (Ukraine) 14,37 m, 3. Aldama (Großbritannien)<br />

14,33.<br />

Speerwurf: 1. Sayers (Großbritannien) 66,17 m,<br />

2. Spotakova (Tschechien) 64,19, 3. Rebryk (Ukraine)<br />

63,80; 7. Molitor (Leverkusen) 58,81.<br />

Motorsport<br />

Motorrad, Grand Prix von Italien in Mugello,<br />

Moto3 (20 Runden à 5,245 km/104,9 km)<br />

1. Viñales (Spanien) FTR Honda 39:57,374 Min.<br />

(Schnitt: 157,522 km/h), 2. Fenati (Italien) FTR<br />

Honda + 0,020 Sek., 3. Cortese (Berkheim) KTM<br />

0,071, 4. Antonelli (Italien) FTR Honda 5,788, 5.<br />

Kent (England) KTM 5,836, 6. Vazquez (Spanien)<br />

FTR Honda 5,860, 7. Rins (Spanien) Suter Honda<br />

5,906, 8. Kornfeil (Tschechien) Honda 18,195, 9.<br />

Khairuddin (Malaysia) KTM 19,232, 10. Faubel<br />

(Spanien) Kalex KTM 19,308; 18. Finsterbusch<br />

(Hohenossig) MZ-RE Honda 36,651, Ausfall: Folger<br />

(Schwindegg) Ioda (6. Runde).<br />

WM-Stand (9/17 Rennen): 1. Cortese 164 Pkt., 2.<br />

Viñales 155, 3. Salom (Spanien) Kalex KTM 104, 4.<br />

Fenati 85, 5. Masbou (Frankreich) Honda 75, 6.<br />

Khairuddin 66, 7. Rins 63, 8. Rossi (Frankreich)<br />

Ausgezählt: Der englische Profiboxer Dereck Chisora kommt nicht mehr rechtzeitig auf die Beine, sein Bezwinger David Haye<br />

(im Hintergrund) scheint sich bereits anderen Dingen zuzuwenden. FOTO: SCOTT HEAVEY/GETTY<br />

Wladimir Klitschko die Ansetzung des<br />

Kampfes bezeichnet hatte, gaben sich<br />

Haye und Chisora die Hand, sie umarmten<br />

sich gar. Alles nicht so wild, alles nur Show<br />

– wie so oft beim Preisboxen.<br />

Die wahre Botschaft des Abends war<br />

nicht die Versöhnung zwischen Haye und<br />

FTR Honda 56, 9. Antonelli 55, 10. Kent 53; 23.<br />

Grünwald (Waldkraiburg) KTM 8, 25. Finsterbusch<br />

7, 27. Folger 5, 29. Schrötter (Pflugdorf)<br />

Mahindra 4, 30. Hanus (Nürnberg) Honda 3.<br />

Moto2 (21 Runden à 5,245 km/110,145 km)<br />

1. Iannone (Italien) Speed Up Honda 39:52,523<br />

Min. (Schnitt: 165,733 km/h), 2. Espargaro (Spanien)<br />

Kalex Honda + 0,090 Sek., 3. Lüthi (Schweiz)<br />

Suter Honda 0,897, 4. Smith (England) Tech 3<br />

Honda 1,025, 5. Márquez (Spanien) Suter Honda<br />

3,796, 6. Redding (England) Kalex Honda 3,911,<br />

7. Nakagami (Japan) Kalex Honda 4,425, 8. Aegerter<br />

(Schweiz) Suter Honda 11,366, 9. Corti (Italien)<br />

Kalex Honda 12,817, 10. Zarco (Frankreich)<br />

Motobi Honda 13,031, Ausfall: Neukirchner (Stollberg)<br />

Kalex Honda (1. Runde).<br />

WM-Stand (9/17 Rennen): 1. Márquez 163 Pkt., 2.<br />

Espargaro 129, 3. Iannone 129, 4. Lüthi 123, 5.<br />

Redding 96, 6. Kallio (Finnland) Kalex Honda 77,<br />

7. Smith 69, 8. Corti 59, 9. Aegerter 52, 10. Rabat<br />

(Spanien) Kalex Honda 51; 21. Neukirchner 8.<br />

MotoGP (23 Runden à 5,245 km/120,635 km)<br />

1. Lorenzo (Spanien) Yamaha 41:37,477 Min.<br />

(Schnitt: 173,889 km/h), 2. Pedrosa (Spanien)<br />

Honda + 5,223 Sek., 3. Dovizioso (Italien) Yamaha<br />

10,665, 4. Bradl (Zahling) Honda 10,711, 5. Rossi<br />

(Italien) Ducati 11,695, 6. Crutchlow (England) Yamaha<br />

12,060, 7. Hayden (USA) Ducati 12,235, 8.<br />

Stoner (Australien) Honda 30,617, 9. Barbera<br />

(Spanien) Ducati 31,728, 10. Bautista (Spanien)<br />

Honda 34,589.<br />

WM-Stand (9/18 Rennen): 1. Lorenzo 185 Pkt., 2.<br />

Pedrosa 166, 3. Stoner 148, 4. Dovizioso 108, 5.<br />

Crutchlow 95, 6. Rossi 82, 7. Bradl 75, 8. Hayden<br />

74, 9. Bautista 73, 10. Spies 66.<br />

Pferdesport<br />

AKTUELLES IN ZAHLEN<br />

Springreiten, Nations Cup,<br />

6. Station in Falsterbo/Schweden<br />

1. Schweden (Fredricson - Lunatic, Baryard-Johnson<br />

- Tornesch, von Eckermann - Coupe de Couer,<br />

Bengtsson - Ninja La Silla) 12 Strafpkt. - Ste-<br />

Chisora, sondern die sportliche Nachricht,<br />

dassestatsächlich einenSchwergewichtler<br />

gibt, derden Klitschkos aufAugenhöhe begegnen<br />

kann. „Das war eine erschreckende<br />

Botschaft“, sagte Haye danach, „es würde<br />

michschonsehrüberraschen,wenn sichVitali<br />

traut, gegen mich anzutreten. Er boxt<br />

chen 0/37,62 Sek., 2. Großbritannien (Funnel - Billy<br />

Angelo, Thornton - Caballero, Fletcher - Ursula,<br />

Smith - Voila) 12 - 0/40,75, 3. Frankreich (Hurel<br />

- Ohm de Ponthual, de Ponnat - Armitages<br />

Boy, Dilasser - Obiwan, Leprevost - Topinambur)<br />

12 - /43,74, 4. Schweiz 16, 5. Deutschland (Wulschner/Groß<br />

Viegeln - Cefalo, Naeve/Ehlersdorf<br />

- Commanchi, Rieskamp-Goedeking/Steinhagen<br />

- Chopin, Voss/Schülp - Carinjo) 20, 6. Belgien<br />

24, 7. Niederlande 28, 8. Irland 34.<br />

Nations Cup-Gesamtwertung (6/8 Stationen): 1.<br />

Deutschland 41 Pkt., 2. Schweiz 30,5, 3. Frankreich<br />

30, 4. Schweden 28, 5. Niederlande 27,5, 6.<br />

Großbritannien 27, 7. Belgien 25, 8. Irland 19.<br />

Springen, Großer Preis von Falsterbo<br />

(200 000 Euro)<br />

1. Philippaerts (Belgien) Carlos 0 Strafpkt./50,21<br />

Sek., 2. Goutal (USA) Nice de Prissey 0/50,50, 3.<br />

Fredericson (Schweden) Cash In 0/51,42, 4. da Silva<br />

(Schweiz) Luis Della Caccia 0/52,08, 5. Ericsson<br />

(Dänemark) Extens 0/53,36, 6. Moneta (Italien)<br />

Neptune Brecourt 0/54,20, 7. Leprevost<br />

(Frankreich) Topinambour 4/51,40, 8. Wulschner<br />

(Groß Viegeln) Cefalo 6/61,93 alle 2. Umlauf; 13.<br />

Naeve (Ehlersdorf) Commanchi 4/82,33, 24. Rieskamp-Gödeking<br />

(Steinhagen) Chopin 8/81,41.<br />

Dressur, Grand Prix Kür<br />

1. Kittel (Schweden) Scandic 79,100 Prozentpkt.,<br />

2. Werth (Rheinberg) El Santo 78,825, 3. Vilhelmsson-Silfvén<br />

(Schweden) Favourit 73,000, 4. Rasmussen<br />

(Norwegen) Fernandez 71,700, 5. Lexner<br />

(Schweden) Charming Boy 71,500, 6. van Essen<br />

(Schweden) Ferdi 71,325.<br />

Radsport<br />

Tour de France<br />

13. Etappe, Saint-Paul-Trois-Châteux - Le Cap<br />

d'Agde (217 km)<br />

1. Greipel (Hürth) Lotto-Belisol 4:57:59 Std., 2. Sagan<br />

(Slowakei) Liquigas-Cannondale, 3. Boasson<br />

Hinein ins kalte Wasser: Beim 16. Ironman-Triathlon in Zürich waren in diesem Jahr tatsächlich<br />

die harten Männer und Frauen gefragt, denn nicht nur das Wasser war kühl – beim Radfahren<br />

und dem Marathonlauf waren auch die Lufttemperaturen nicht der Jahreszeit entsprechend. Bei<br />

den Männern lag am Ende der Schweizer Ronnie Schildknecht (8:17:13 Stunden), vorne, bei den<br />

Frauen die Ungarin Erika Csomor (9:20:16). FOTO: ALESSANDRO DELLA BELLA / DPA<br />

wieder lieber gegen eine Pflaume, die keiner<br />

kennt und wird dann Politiker. Wenn er<br />

der Welt einen großartigen Kampf geben<br />

will:Ichbinhier!“BeimRedenistesmanchmal<br />

wie beim Boxen: Eine Botschaft ist viel<br />

eindrucksvoller, wenn man auf eines oder<br />

mehrere Details einfach verzichtet.<br />

Hagen (Norwegen) Sky, 4. Hinault (Frankreich)<br />

Ag2r, 5. Impey (Südafrika) Orica GreenEdge, 6. Simon<br />

(Frankreich) Saur-Sojasun, 7. Marcato (Italien)<br />

Vacansoleil-DCM, 8. Gilbert (Belgien) BMC, 9.<br />

Velits (Slowakei) Omega-Quick Step, 10. Hondo<br />

(Lugano/Schweiz) Lampre-ISD; 18. Klöden<br />

(Kreuzlingen/Schweiz) Radioshack-Nissan alle<br />

gleiche Zeit, 54. Voigt (Berlin) Radioshack-Nissan<br />

+ 8:36 Min., 61. Sieberg (Bocholt) Lotto-Belisol,<br />

70. Grabsch (Kreuzlingen/Schweiz) Omega-<br />

Quick Step beide gleiche Zeit, 101. Knees (Euskirchen)<br />

Sky 12:31, 102. Nerz (Wangen/Allgäu) Liquigas-Cannondale<br />

gleiche Zeit, 117. Gretsch<br />

(Kreuzlingen/Schweiz) Argos-Shimano 14:04,<br />

122. Burghardt (Steinmaur/Schweiz) BMC gleiche<br />

Zeit.<br />

14. Etappe, Limoux - Foix (191 km)<br />

1. Sanchez (Spanien) Rabobank 4:50:29 Std.; 2.<br />

Sagan (Slowakei) Liquigas-Cannondale 0:47 Min.<br />

zur.; 3. Casar (Frankreich) FDJ-Big Mat; 4. Gilbert<br />

(Belgien) BMC; 5. Izaguirre (Spanien) Euskaltel-<br />

Euskadi alle gleiche Zeit; 6. Moreira (Portugal) Saxo<br />

2:51; 7. Minard (Frankreich) Ag2r gleiche Zeit;<br />

8. Velits (Slowakei) Omega-Quick Step 3:49; 9.<br />

Worganow (Russland) Katusha 4:51; 10. Kruijswijk<br />

(Niederlande) Rabobank 4:53; 22. Knees<br />

18:15; 55. Klöden; 56. Burghardt beide gleiche<br />

Zeit; 70. Voigt 21:19; 103. Grabsch 28:18; 104.<br />

Gretsch; 108. Nerz; 119. Greipel; 121. Sieberg;<br />

136. Hondo alle gleiche Zeit.<br />

Gesamtwertung<br />

1. Wiggins (Großbritannien) Sky 64:41:16 Std.; 2.<br />

Froome (Großbritannien) Sky 2:05 Min. zur.; 3. Nibali<br />

(Italien) Liquigas-Cannondale 2:23; 4. Evans<br />

(Australien) BMC 3:19; 5. van den Broeck (Belgien)<br />

Lotto-Belisol 4:48; 6. Zubeldia (Spanien) Radioshack-<br />

Nissan 6:15; 7. van Garderen (USA) BMC<br />

6:57; 8. Brajkovic (Slowenien) Astana 7:30; 9. Rolland<br />

(Frankreich) Europcar 8:31; 10. Pinot (Frankreich)<br />

FDJ-Big Mat 8:51; 11. Klöden 9:29; 52. Voigt<br />

1:13:56 Std.; 62. Nerz 1:18:57; 69. Burghardt<br />

1:24:24; 84. Hondo 1:41:23; 87. Knees 1:43:23;<br />

115. Greipel 2:03:38; 118. Grabsch 2:05:04; 133.<br />

Sieberg 2:15:03; 147. Gretsch 2:23:35.<br />

Sprintwertung<br />

1. Sagan (Slowakei) Liquigas-Cannondale 333<br />

Pkt.; 2. Greipel 236; 3. Goss (Australien) Orica<br />

GreenEdge 203; 4. Cavendish (Großbritannien)<br />

Sky 129; 5. Hagen (Norwegen) Sky 125; 6. Wiggins<br />

(Großbritannien) Sky 105; 51. Voigt (Berlin)<br />

Radioshack-Nissan 26; 75. Burghardt (Steinmaur/Schweiz)<br />

BMC 15; 76. Hondo (Lugano/Schweiz)<br />

Lampre-ISD 15; 86. Klöden (Kreuzlingen/Schweiz)<br />

Radioshack-Nissan 12; 88.<br />

Gretsch (Kreuzlingen/Schweiz) Argos-Shimano<br />

12; 109. Nerz (Wangen/Allgäu) Liquigas- Cannondale<br />

1; 110. Knees (Euskirchen) Sky 1.<br />

Polen-Rundfahrt<br />

5. Etappe, Rabka-Zdroj - Zakopane (163,1 km)<br />

1. Swift (Großbritannien/Sky Procycling) 4:01:22<br />

Std., 2. Viviani (Italien/Liquigas-Cannondale), 3.<br />

Ligthart (Niederlande/Vacansoleil-DCM), 4. Visconti<br />

(Italien/Movistar Team), 5. Matthews (Australien/Rabobank<br />

Cycling Team), 6. Kwiatkowski<br />

(Polen/Omega Pharma-Quick Step), 7. De Negri<br />

(Italien/Farnese Vini), 8. Bauer (Neuseeland/Garmin<br />

- Sharp), 9. Henao Montoya (Kolumbien/Sky<br />

Procycling), 10. Kocjan (Slowenien/Teamtype 1 -<br />

Sanofi); 26. Martens (Lanaken/Belgien/Rabobank<br />

Cycling Team), 28. Gerdemann (Kreuzlingen/Schweiz/Radioshack-Nissan),<br />

46. Wegmann<br />

(Freiburg/Garmin - Sharp) alle +0:00, 79.<br />

Geschke (Kelmis/Belgien/Team Argos-Shimano),<br />

88. Degenkolb (Erfurt/Team Argos-Shimano)<br />

alle +0:18, 120. Selig (Leipzig/Katusha Team)<br />

+1:45, 158. Ciolek (Pulheim/Omega Pharma-<br />

Quick Step), 159. Kluge (Cottbus/Team Argos-<br />

Shimano), 160. Wagner (Kelmis/Belgien/Radioshack-Nissan)<br />

alle +6:47.<br />

6.Etappe,BukovinaTermaHotel Spa –Bukowina<br />

Tatrzanska (191,8 km)<br />

1. Moser (Italien/Liquigas-Cannondale) 5:16:32<br />

Std., 2. Montoya (Kolumbien/Sky Procycling), 3.<br />

Kwiatkowski (Polen/Omega Pharma-Quick<br />

Step) alle + 0:00, 4. Van Avermaet (Belgien/BMC<br />

Racing Team) 0:03, 5. Niemec (Polen/Lampre -<br />

ISD), 6. Kolobnew (Russland/Katusha Team) alle<br />

0:04, 7. Nocentini (Italien/Ag2R La Mondiale), 8.<br />

Gerdemann (Kreuzlingen/Schweiz/Radioshack-<br />

Nissan), 9. Insausti (Spanien/Euskaltel - Euskadi),<br />

10. Machado (Portugal/Radioshack-Nissan)<br />

alle 0:07.<br />

Tennis<br />

Männer in Stuttgart (410 175 Euro/Sand)<br />

Viertelfinale: Tipsarevic (Serbien/1) - Phau (Weilerswist)<br />

6:7 (6), 7:6 (2), 6:4, Bellucci (Brasilien) -<br />

Stebe (Vaihingen/Enz) 6:4, 6:1, Garcia-Lopez<br />

(Spanien) - Brown (Winsen/Aller) 6:0, 6:3, Monaco<br />

(Argentinien/2) - Cervenak (Slowakei) 6:1, 7:5.<br />

Halbfinale: Tipsarevic - Bellucci 6:4, 2:6, 6:4, Monaco<br />

- Garcia-Lopez 6:3, 3:6, 7:5.<br />

Finale: Tipsarevic - Monaco 6:4, 5:7, 6:3.<br />

Doppel, Halbfinale: Chardy/Kubot (Frankreich/Polen)<br />

- Cabal/Farah (Kolumbien) 6:4, 6:4,<br />

Mertinak/Sa (Slowakei/Brasilien) - Emmrich/Phau<br />

(Magdeburg/Darmstadt) 6:3, 6:4.<br />

Finale: Chardy/Kubot - Mertinak/Sa 6:1, 6:3.<br />

Männer in Båstad/Schweden<br />

(410 175 Euro/Sand)<br />

Viertelfinale: Ferrer (Spanien/1) - Robredo (Spanien)<br />

6:3, 4:6, 6:0, Almagro (Spanien/2) - Gimeno-<br />

Traver (Spanien) 7:6 (5), 4:6, 6:3, Dimitrow (Bulgarien/6)<br />

- Ramos (Spanien/3) 7:6 (1), 6:3, Hajek<br />

(Tschechien) - Zopp (Estland) 6:3, 4:6, 6:3.<br />

Halbfinale: Ferrer - Dimitrow 6:3, 7:5, Almagro -<br />

Hajek 6:4, 6:3.<br />

Finale: Ferrer - Almagro 6:2, 6:2.<br />

Doppel, Halbfinale: Peya/Soares (Österreich/Brasilien)<br />

- Ungur/Volandri (Rumänien/Italien) 6:2,<br />

6:0, Lindstedt/Tecau (Schweden/Rumänien) -<br />

Hanley/Knowle (Australien/Österreich) 6:4, 6:3.<br />

Finale: Lindstedt/Tecau - Peya/Soares 6:3, 7:6<br />

(5).<br />

Männer in Umag/Kroatien(358 425 Euro/Sand)<br />

Viertelfinale: Granollers (Spanien/4) - Bachinger<br />

(Dachau) 1:6, 6:3, 7:5, Verdasco (Spanien/1) - Kusnezow<br />

(Russland) 6:2, 6:2, Cilic (Kroatien/2) -<br />

Odesnik (USA) 6:4, 6:0, Dolgopolow (Ukraine/3) -<br />

Berlocq (Argentinien/5) 6:4, 6:4.<br />

Halbfinale: Granollers - Verdasco 6:2, 6:7 (5), 6:1,<br />

Cilic (Kroatien/2) - Dolgopolow (Ukraine/3) 7:5,<br />

6:2.<br />

Finale: Granollers - Cilic.<br />

Doppel, Halbfinale: Granollers/M. Lopez (Spanien)<br />

- Dodig/Pavic (Kroatien) 6:4, 7:5, Marrero/Verdasco<br />

(Spanien) - Bracciali/Fognini (Italien)<br />

6:1, 6:3.<br />

Finale: Marrero/Verdasco - Granollers/M. Lopez<br />

6:3, 7:6 (4).<br />

Männer in Newport/Rhode Island<br />

(398 250 Dollar/Rasen)<br />

Viertelfinale: Harrison (USA/6) - Becker (Mettlach)<br />

6:4, 3:0 Aufgabe, Isner (USA/1) - van der<br />

Merwe (Südafrika) 6:4, 7:6 (2).<br />

Halbfinale: Isner - Harrison 7:6 (4), 6:3, Hewitt -<br />

Ram 6:4, 5:7, 6:2.<br />

Finale: Isner - Hewitt.<br />

Doppel, Halbfinale: S. Gonzalez/Lipsky (Mexiko/USA)<br />

- Klaasen/I. Van Der Merwe (Südafrika)<br />

6:3, 6:4, Fleming/Hutchins (Großbritannien) -<br />

Huey/Inglot (Philippinen/Großbritannien) 7:6<br />

(4), 6:4.<br />

KURZ GEMELDET<br />

Michael Bradley, amerikanischer <strong>Fußball</strong>profi,<br />

wechseltinnerhalb deritalienischenLigavonChievoVeronazumAS<br />

Rom.Die RömerzahleneineAblösein<br />

Höhevon 3,75MillionenEuro fürden24Jahre<br />

alten Mittelfeldspieler, der zwischen 2008 bis<br />

2011 für Borussia Mönchengladbach 76 Bundesligaspiele<br />

bestritt und dabei zehn Tore erzielte.<br />

Die Dallas Mavericks, Klub der nordamerikanischenBasketball-ProfiligaNBA,habendenFlügelspieler<br />

Elton Brand, 33, für die kommende Saison<br />

unter Vertrag genommen. Brand war in der vorigen<br />

Woche von den Philadelphia 76ers entlassen<br />

worden. Zuvor hatten die Mavericks, bei denen<br />

der Würzburger Dirk Nowitzki Kapitän ist, bereits<br />

den Center Chris Kaman sowie den Aufbauspieler<br />

Darren Collison für ein Jahr engagiert.<br />

Yervasios Filippidis, griechischer Speerwerfer,<br />

ist von seinem nationalen Leichtathletik-Verband<br />

suspendiert worden. Er war bei einer Dopingkontrolle<br />

im Training positiv getestet worden. FilippidiswarEndeJuni<br />

beiderEM inHelsinkiinderQualifikation<br />

ausgeschieden.<br />

Das deutsche Sportgymnastik-Team hat bei<br />

der Olympia-Generalprobe in Minsk den sechsten<br />

Platz belegt. Am Ende des Weltcups standen für<br />

die deutschen Turnerinnen die Ränge sechs<br />

(Übung Reifen/Bänder, 26,125 Punkte) und acht<br />

(Übung mit Bällen, 25,725 Punkte) zu Buche. Die<br />

Podiumsplätze sicherten sich in beiden DisziplinenRussland,WeißrusslandundItalien.ImEinzelmehrkampf<br />

belegte Jana Berezko-Marggrander<br />

(Schmiden) mit 107,35 Punkten Platz 13, Laura<br />

Jung (St. Wendel) wurde mit 103,600 Punkten 19.<br />

Susanne Riesch, alpine Ski-Rennläuferin aus<br />

Garmisch-Partenkirchen, wird an diesem Montag<br />

am linken Knie operiert. Als Termin für die RückkehrindenWeltcup<br />

hatdiejüngere Schwesterder<br />

Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch den<br />

Slalom in Levi/Finnland am zweiten November-<br />

Wochenendeeingeplant.SusanneRiesch,24,hatte<br />

sich im vorigen September bei einem Sturz im<br />

Training einen Bruch des linken Schienbeinkopfes<br />

zugezogen sowie einen Riss des vorderen Kreuzbandes<br />

und eine Verletzung am Meniskus.<br />

DasspanischeAspar-TeamundderfrühereMotorrad-Weltmeister<br />

Toni Elias haben ihre Zusammenarbeit<br />

mit sofortiger Wirkung beendet. Der<br />

Spanier, Vorgänger von Stefan Bradl als Moto2-<br />

Champion (2010), konnte die Erwartungen nicht<br />

erfüllen. Der 29-Jährige liegt im WM-Klassement<br />

der Moto2 nach neun von 17 Rennen auf dem 15.<br />

Platz. Beim Großen Preis von Italien in Mugello<br />

schied Elias zum dritten Mal in dieser Saison aus.<br />

KapitänRobertHock,39,bleibtdemEishockey-<br />

Erstligisten Iserlohn Roosters eine weitere Saison<br />

treu. Der Center spielt bereitsseit sechs Jahren für<br />

die Roosters, in der Deutschen Eishockey Liga<br />

(DEL) lief er bislang insgesamt 836 Mal auf.<br />

Im Alter von 83 Jahren ist der viermalige Skilanglauf-Olympiasieger<br />

Sixten Jernberg aus<br />

Schweden am Samstag gestorben. Jernberg erlag<br />

einem Krebsleiden. Zwischen 1956 und 1964 gewann<br />

er insgesamt neun Olympia-Medaillen,<br />

Gold holte er über 50 Kilometer (1956 und 1964),<br />

30 Kilometer (1960) sowie mit der Staffel (1964).<br />

Frauen in Stanford/Kalifornien<br />

(640 000 Dollar/Hart)<br />

Viertelfinale: S. Williams (USA/1) - Scheepers<br />

(Südafrika/6) 6:4, 6:0, Wickmayer (Belgien/5) -<br />

Bartoli (Frankreich/2) 6:3, 6:2, Cirstea (Rumänien/9)<br />

- Cibulkova (Slowakei/3) 6:7 (5), 6:2, 6:0,<br />

Vandeweghe (USA) - Radwanska (Polen) 6:4, 6:4.<br />

Halbfinale: S. Williams - Cirstea 6:1, 6:2, Vandeweghe<br />

- Wickmayer 6:2, 3:6, 6:2.<br />

Finale: S. Williams - Vandeweghe.<br />

Doppel, Halbfinale: Gajdosova/King (Australien/USA)<br />

- Y.-J. Chan/H.-C. Chan (Taipeh) 6:3, 6:3,<br />

Erakovic/H. Watson (Neuseeland/Großbritannien)<br />

- Grandin/Uhlirova (Südafrika/Tschechien)<br />

7:5, 6:7 (6), 10-7.<br />

Frauen in Palermo (220 000 Dollar/Sand)<br />

Viertelfinale: Zahlavova-Strycova (Tschechien/8)<br />

- Görges (Bad Oldesloe/3) 7:6 (4), 6:7 (4),<br />

6:1, Errani (Italien/1) - Cadantu (Rumänien) 6:2,<br />

6:2, Robson (Großbritannien) - Suárez Navarro<br />

(Spanien/5) 6:4, 2:6, 6:3, Begu (Rumänien) - Cabeza<br />

(Spanien) 5:7, 6:4, 6:4.<br />

Halbfinale: Errani (Italien/1) - Begu (Rumänien)<br />

6:4, 6:1, Zahlavova-Strycova (Tschechien/8) -<br />

Robson (Großbritannien) 2:6, 7:5, 6:2.<br />

Finale: Errani (Italien/1) - Zahlavova-Strycova<br />

(Tschechien/8).<br />

Doppel, Halbfinale: Jurak/Marosi (Kroatien/Ungarn)<br />

- Dsehalewitsch/Kalaschnikowa (Weißrussland/Georgien)<br />

4:6, 6:4, 12-10, Voracova/Zahlavova<br />

Strycova (Tschechien) - Duschewina/Gallovits-Hall<br />

(Russland/Rumänien) 2:6, 6:4, 10-5.<br />

Finale: Voracova/Zahlavova Strycova (Tschechien)<br />

- Jurak/Marosi (Kroatien/Ungarn) 7:6 (5), 6:4.<br />

Tischtennis<br />

Männer, Europameisterschaft-Qualifikation<br />

Gruppe A, 1. Spieltag<br />

Deutschland - Schweden 3:0<br />

1. Deutschland 1 1 0 0 3:0 2:0<br />

2. Frankreich 0 0 0 0 0:0 0:0<br />

2. Portugal 0 0 0 0 0:0 0:0<br />

2. Serbien 0 0 0 0 0:0 0:0<br />

2. Spanien 0 0 0 0 0:0 0:0<br />

6. Schweden 1 0 0 1 0:3 0:2<br />

Sport im Fernsehen<br />

Montag, 16. Juli<br />

14 - 17.45 Uhr, Eurosport: Rad, Tour de France<br />

2012 15. Etappe: Samatan - Pau (160 km flach).<br />

14.30 - 18.30 Uhr, Sport1: Tennis, ATP World Tour<br />

Bet-at-home Open in Hamburg, 1. Tag.<br />

17.45 - 19 Uhr, Eurosport: Radsport, 69. Polen-<br />

Rundfahrt 2012 7. und letzte Etappe: Krakau -<br />

Krakau (131 km).<br />

Der Toto-Tipp<br />

28. Veranstaltung<br />

1 Philadelphia Union - Montreal Impact 2:1 1<br />

2 New England Rev. - Toronto FC 0:1 2<br />

3 Columbus Crew - Sport. Kansas City 0:2 2<br />

4 Chicago Fire - Vancouver Whitecaps 1:0 1<br />

5 Colorado Rapids - FC Dallas 1:2 2<br />

6 S. J. Earthquakes - Real Salt Lake 5:0 1<br />

7 Portland Timbers - L. A. Galaxy 3:5 2<br />

8 Figueirense SC - Atletico Mineiro 3:4 2<br />

9 Corint. Sao Paulo - C.N.Capibaribe 2:1 1<br />

10 Ponte Preta - Coritiba FC 4:1 1<br />

11 IFK Göteborg - Gefle IF 1:1 0<br />

12 Atvidabergs FF - AIK Solna 2:0 1<br />

13 Mjällby AIF - GIF Sundsvall 1:0 1<br />

(Ohne Gewähr)


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MÜNCHEN · BAYERN<br />

25<br />

MITTEN IN BAYERN<br />

Neuers heimliche<br />

Hochzeit<br />

VON WOLFGANG WITTL<br />

Sommerzeit, Feierzeit. In bald jedem<br />

Dorf gehört es zur guten Sitte,<br />

dass neben dem Bierzelt eine ganze<br />

Vergnügungsindustrie aufgebaut wird.<br />

Nur in Weiden hat die Feierfreude zuletzt<br />

ein wenig gelitten: Seit der Volksfestplatz<br />

als Party-Location ausfällt, ist die<br />

Stadt in der Oberpfalz verzweifelt auf<br />

der Suche nach einem neuen Standort.<br />

Das Frühlingsfest musste bereits aufs<br />

Sportgelände umziehen, was insofern<br />

kein Problem war, weil man es auf Grillfest-Größe<br />

geschrumpft hat. Ein dauerhafter<br />

Zustand ist das freilich nicht. Welche<br />

Auswirkungen durch so einen unfreiwilligen<br />

Entzug entstehen können, war<br />

nun am Wochenende zu beobachten.<br />

Es begann als kleines Gerücht: Manuel<br />

Neuer, hieß es, sollte am Samstag in<br />

Weiden heiraten. Woher die Information<br />

kam, wusste niemand genau, aber was<br />

machte das schon. Stammt die Freundin<br />

des deutschen Nationaltorhüters denn<br />

nicht aus Weiden? Und hatte nicht auch<br />

schon Thomas Müller, Neuers Kollege<br />

vom FC Bayern, ohne großes Brimborium<br />

den Bund fürs Leben vollzogen? Von<br />

Neuer ist bekannt, dass er sein Privatleben<br />

diskreter behandelt als alle anderen<br />

<strong>Fußball</strong>stars – also auf in die Stadt!<br />

Zunächst fand sich die Feiergemeinde<br />

samt Fotografen, Reportern und Kamerateams<br />

vor der Josefskirche ein. Dass<br />

die Pfarrei eine Trauung schon vorab bestritten<br />

hatte – was soll’s. Dann halt weiter<br />

in die Fußgängerzone zum Alten Rathaus,<br />

wo das Standesamt samstags zwar<br />

gar nicht geöffnet hat, aber nun ja: Vielleicht<br />

gibt es für Promis ja eine Ausnahme.<br />

Und überhaupt: War das nicht der<br />

Mario Gomez, der da in einem Wagen<br />

saß? Auch Karl-Heinz Rummenigge und<br />

Uli Hoeneß gaben sich, wie es sich für gute<br />

Vorgesetzte gehört, die Ehre. Zumindest<br />

meinten das einige aus der inzwischen<br />

Hunderte Menschen zählenden<br />

Schar. Durch die Stadt, so der Rat der Behörden,<br />

sollte man angesichts des Auflaufs<br />

nun besser nicht mehr fahren. Bestimmt<br />

war auch das vermeintliche Ehepaar<br />

Neuer ausgewichen . . . Lässt es sich<br />

nicht auch in Neustadt an der Waldnaab<br />

oder in Wernberg gut heiraten?<br />

Womit sich Manuel Neuer am Samstag<br />

die Zeit vertrieben hat, ließ sich letztlich<br />

nicht klären, doch die Weidener trugen<br />

es mit Fassung: Wenigstens war mal<br />

wieder etwas los in der Stadt.<br />

NALLINGERS PLÄNE<br />

Wenn Visionen<br />

unbezahlbar sind<br />

VON PETER FAHRENHOLZ<br />

Mit Visionen in der Politik ist das<br />

so eine Sache. Von Altkanzler<br />

Helmut Schmidt, gewissermaßen<br />

der Super-Realo der Politik, stammt<br />

der Spruch: Wer Visionen hat, sollte zum<br />

Arzt gehen. Schmidt hat damit seiner Abneigung<br />

gegen politische Wolkenkuckucksheime<br />

Ausdruck verliehen. Andererseits<br />

würde heute kein Wahlstratege<br />

für ein visionsfreies, rein pragmatisches<br />

„Weiter So“ plädieren. Ein Politiker, der<br />

so uninspiriert daherkäme, hätte kaum<br />

Erfolgsaussichten. Es kommt darauf an,<br />

eine politische Vision so mit der Realität<br />

zu verknüpfen, dass der Wähler das Gefühl<br />

hat: Ja, daraus kann etwas werden.<br />

Sabine Nallinger, einzige Frau unter<br />

den drei Bewerben um die OB-Kandidatur<br />

bei den Grünen, ist diese schwierige<br />

Übung jetzt misslungen. Nallinger hat<br />

im Bestreben, sich als die Kandidatin zu<br />

inszenieren, die frischen Wind in die<br />

Münchner Politik bringt und ausgetretene<br />

Pfade verlässt, den Mund reichlich<br />

voll genommen. Sie will Münchens Wohnungsmisere<br />

mit einem kommunalen<br />

Bauboom lösen. Ihr Rivale, Bürgermeister<br />

Hep Monatzeder, war instinktsicher<br />

genug, sofort zuzuschnappen und Nallinger<br />

vorzurechnen, ihre Visionen seien leider<br />

unbezahlbar.<br />

Seither versucht Nallinger, ihren<br />

Traum mit Zahlen zu unterfüttern, ohne<br />

die Sache damit aber viel besser zu machen.<br />

Denn die insgesamt 74 000 neuen<br />

Wohnungen aus kommunaler Hand, die<br />

Nallinger in den nächsten 40 Jahren verspricht,<br />

sind, aufs Jahr heruntergerechnet,<br />

alles andere als eine kühne Vision.<br />

Ganz abgesehen davon, dass niemand eine<br />

seriöse Prognose über einen so langen<br />

Zeitraum abgeben kann. Und zu behaupten,<br />

in 40 Jahren werde der Anteil der<br />

Mietwohnungen in kommunaler Hand<br />

dann 30 Prozent betragen, ist auch ziemlich<br />

mutig. Denn wer weiß schon, wie viele<br />

frei finanzierte Wohnungen in diesem<br />

Zeitraum entstehen werden?<br />

Auch eine andere Gefahr hat Nallinger<br />

unterschätzt: Wer schon so lange mitregiert<br />

wie die Grünen in München, muss<br />

mit paradiesischen Verheißungen besonders<br />

vorsichtig sein. Er könnte sonst<br />

nämlich gefragt werden, warum er seine<br />

Ideen nicht schon längst in die Tat umgesetzt<br />

hat.<br />

Kocherlball<br />

VON CHRISTIAN ROST<br />

München – Eine 31-Jährige mit deutschem<br />

Pass ist offenbar kriminellen Partnerschaftsvermittlern<br />

auf den Leim gegangen<br />

und seit vier Jahren wider Willen mit einem<br />

Inder verheiratet. Der Fall beschäftigt<br />

in München mehrere Gerichte. Obwohl es<br />

offensichtlich ist, dass die Ehe nicht auf legalem<br />

Wege zustande gekommen sein<br />

kann, ist sie trotz vielfältiger Bemühungen<br />

des Opfers bislang weder gelöst noch geschieden<br />

worden. Das ist bitter für die<br />

Frau, weil sie einen Mann, mit dem sie zwischenzeitlich<br />

zusammen lebt und mit dem<br />

sie auch ein Kind hat, nicht heiraten kann.<br />

In die Ehe-Falle tappte die kasachischstämmige<br />

Frau, die seit Jahren in Deutschland<br />

lebt und auch eingebürgert ist, im Jahre<br />

2008. Damals suchte Anna K. (Name geändert)<br />

nach einem Partner und wandte<br />

sich an eine Heiratsvermittlerin. Bei einem<br />

Treffen am Münchner Hauptbahnhof soll<br />

die im Raum Kempten lebende Putzfrau<br />

der Frau leichtfertig eine Kopie ihres deutschen<br />

Passes und ihrer Geburtsurkunde<br />

überlassen haben. Die Vermittlerin schickte<br />

daraufhin einen 20-jährigen heiratswilligen<br />

Inder bei Anna K. vorbei, der ihr aber<br />

nicht zusagte. „Zu schmächtig“, fiel ihr Urteil<br />

aus – sie schickte den jungen Mann, der<br />

als Küchenhilfe in München arbeitete, wieder<br />

nach Hause. Einige Wochen später er-<br />

München – Jetzt ist es doch noch spannend<br />

geworden: Das Rennen um die grüne<br />

OB-Kandidatur, lange Zeit eher ein Geplänkel<br />

im Schatten der Ude-Seehofer-<br />

Schlacht, hat seine kritische Phase erreicht<br />

– die etwa 1200 Münchner Parteimitglieder<br />

müssen entscheiden, welcher der drei<br />

Bewerber für die Grünen ins Rennen geht.<br />

Wie die Abstimmung ausgeht, gilt als völlig<br />

offen. Selbst grüne Spitzenpolitiker wagen<br />

angesichts der vielen Neumitglieder keine<br />

Prognose. Klar ist nur, dass es wohl auf einen<br />

Zweikampf zwischen Bürgermeister<br />

Hep Monatzeder und Stadträtin Sabine Nallinger<br />

hinausläuft. Der einstige Stadtchef<br />

Nikolaus Hoenning gilt als Außenseiter.<br />

Bis zum 24. Juli läuft die Frist und der<br />

Vorstand hat sich aus Ersparnisgründen<br />

ein ungewöhnliches, in der Partei nicht unumstrittenes<br />

Verfahren ausgedacht. Um<br />

nicht zweimal Post verschicken zu müssen,<br />

Der Kocherlball am Chinesischen Turm greift eine alte Tradition der Münchner Dienstboten auf: Eine Tanzveranstaltung am frühen<br />

Sonntagmorgen, wenn die Herrschaft noch schläft. Der Zulauf ist enorm, wer einen Sitzplatz will, muss vorher reservieren. Dirndl<br />

und Janker sind zwar angesagt, aber längst nicht alle erscheinen in Tracht. Immer wieder sieht man Besucher, die mit viel Liebe zum<br />

Detail in Gewändern erscheinen, die an die Herrschaften und Dienstboten von früher erinnern sollen. FOTO: CATHERINA HESS<br />

Ehe wider Willen<br />

Eine 31-Jährige ist seit vier Jahren mit einem jungen Inder verheiratet. Weder wollte sie den Mann, noch war sie<br />

bei der Trauung in Bosnien anwesend. Der ungewöhnliche Fall beschäftigt in München jetzt mehrere Gerichte<br />

München – Die zweijährige Pauline wird<br />

Anfang Juni bei einem Sommerfest in Harlaching<br />

von einem Hund ins Gesicht gebissen.<br />

Seitdem liegt sie im Krankenhaus, ist<br />

schon mehrmals operiert worden und<br />

trägt wohl bleibende Gesichtsverletzungen<br />

davon. Über diesen Fall hat die Süddeutsche<br />

Zeitung am Wochenende berichtet<br />

– und damit eine intensive Diskussion<br />

unter Lesern über Leinenzwang und Maulkorbpflicht<br />

ausgelöst. Dabei zeigt sich:<br />

Die Forderung, auch in München einen generellen<br />

Leinenzwang für Hunde einzuführen,<br />

wird lauter. Eine solche Vorschrift<br />

wollen unter anderem auch die Eltern des<br />

kleinen Mädchens erreichen. Sie kündigten<br />

an, das am Dienstag in der Sitzung des<br />

hielt die Frau dann Post aus Banja Luka.<br />

Das Standesamt der Stadt in Bosnien und<br />

Herzegowina beglückwünschte sie zur Eheschließung<br />

und schickte die Heiratsurkunde<br />

gleich mit. Seitdem weiß Anna K., dass<br />

sie mit dem Inder verheiratet ist.<br />

Mit ihrem Kemptener Anwalt versucht<br />

sie seither, die Ehe für ungültig erklären zu<br />

lassen. Vergeblich. Sie kann zwar anhand<br />

ihres Stundenzettels nachweisen, dass sie<br />

zum Zeitpunkt der <strong>angeblich</strong>en Hochzeit<br />

gar nicht in Bosnien war, sondern als Ein-<br />

Euro-Jobberin im einem Altenheim im Allgäu<br />

geputzt hatte. Schriftgutachter des bayerischen<br />

Landeskriminalamtes stellten zudem<br />

fest, dass die Unterschrift der Frau auf<br />

der Heiratsurkunde „mit hoher Wahrscheinlichkeit“<br />

gefälscht ist. Es gibt also gute<br />

Gründe dafür anzunehmen, dass die Ehe<br />

illegal zustande gekommen war – offensichtlich,<br />

um dem jungen Inder eine dauerhafte<br />

Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik<br />

zu verschaffen. Der in München lebende<br />

Kulwinder S. sagt dazu nur: Ja, er habe<br />

die Deutsche geheiratet. In Banja Luka,<br />

wo andere Gesetze gelten.<br />

Nach Auskunft der dortigen Behörden<br />

ist es nämlich nicht unbedingt notwendig,<br />

dass zum Hochzeitstermin Mann und Frau<br />

auf dem Standesamt erscheinen. Es genügt,<br />

dass eine Person anwesend ist – und<br />

die notwendigen Papiere vorlegt. Der andere<br />

Partner kann der Eheschließung per Voll-<br />

wird die Stichwahl im ersten Wahlgang<br />

gleich miterledigt. Den Mitgliedern flattert<br />

ein Wahl-Brief ins Haus, auf dem gleich<br />

mehrere Kreuze gemacht werden müssen.<br />

Eines für den Favoriten im ersten Wahlgang.<br />

Und eines für jede denkbare Konstellation<br />

einer eventuellen Stichwahl. Diese<br />

völlig ungewöhnliche Prozedur nimmt den<br />

Wahlberechtigten die Möglichkeit, bei einer<br />

Stichwahl ihre Präferenzen noch einmal<br />

neu zu überdenken.<br />

Schon jetzt herrscht in Teilen der Partei<br />

das Gefühl vor, dass mit harten Bandagen<br />

gekämpft wird. Denn Nallinger, in den OB-<br />

Foren die klare Favoritin des Publikums,<br />

muss sich inzwischen des Vorwurfs erwehren,<br />

die Arbeit der rot-grünen Koalition<br />

schlechtzureden und den Münchnern mit<br />

einer ehrgeizigen Wohnungsbauoffensive<br />

das Blaue vom Himmel zu versprechen.<br />

Der Profiteur dieses Disputs, bei dem inzwi-<br />

macht zustimmen. Solche Regelungen<br />

sind sinnvoll, wenn zum Beispiel ein Sterbenskranker,<br />

der in der Isolierstation eines<br />

Krankenhauses liegt, noch vor seinem Tod<br />

heiraten möchte und nicht mehr selbst am<br />

Standesamt erscheinen kann. Im vorliegenden<br />

Fall waren aber sogar weder der Inder<br />

noch die Deutsche anwesend.<br />

Die Unterschrift der Frau<br />

auf der Heiratsurkunde ist<br />

laut LKA gefälscht<br />

Kulwinder S. hatte von Indien aus<br />

schriftlich der Hochzeit per notarieller Vollmacht<br />

zugestimmt. Und eine bislang unbekannte<br />

weibliche Person gab sich mit den<br />

Kopien des Passes und der Geburtsurkunde<br />

von Anna K. als Ehewillige aus und wickelte<br />

die Formalitäten in Banja Luka ab.<br />

Der Standesbeamte dort beharrt bis heute<br />

darauf, dass alles seine Richtigkeit gehabt<br />

habe, was allerdings keine bosnische Besonderheit<br />

ist: Fehler gestehen Behörden<br />

nirgendwo gerne ein.<br />

Mit dieser Variante der Eheschließung<br />

schlagen sich nun mehrere Gerichte in<br />

München herum. Dem Familiengericht<br />

liegt seit geraumer Zeit ein Antrag der Deutschen<br />

vor, die Ehe annullieren oder wenigstens<br />

scheiden zu lassen, damit sie endlich<br />

ihren wirklichen Lebensgefährten heira-<br />

Immer an die Leine?<br />

schen auch der Koalitionspartner SPD mitmischt,<br />

könnte Monatzeder sein – und<br />

nicht wenige in der Partei glauben, dass<br />

dies kein Zufall ist. Tatsächlich hat der aus<br />

der Favoritenrolle gedrängte Bürgermeister<br />

die Debatte selber eröffnet, indem er<br />

der Konkurrentin beim zweiten OB-Forum<br />

unhaltbare Versprechungen vorwarf. Den<br />

Ball nahm sogleich die SPD auf, die sich<br />

von den oppositionsähnlichen Aussagen<br />

der Grünen-Stadträtin auf den Schlips getreten<br />

fühlte. In der Nallinger-Fraktion<br />

wird dies alles als kalkuliertes Aufbäumen<br />

des Polit-Establishments gewertet. Als Versuch,<br />

den Generationswechsel mit weiblicher<br />

Frontfigur doch noch zu verhindern.<br />

Viele Nallinger-Fans glauben, dass ihre<br />

Kandidatin bei der SPD als die gefährlichere<br />

Konkurrenz gesehen wird. Weshalb die<br />

Sozialdemokraten ein Interesse daran haben,<br />

die 48-Jährige zu beschädigen. Die An-<br />

ten kann. Die Annullierung erfolgte bislang<br />

aber nicht, weil ja die bosnische Heiratsurkunde<br />

echt ist – falsche Unterschrift<br />

hin oder her. Die Echtheit der Urkunde bestätigte<br />

auch das bosnische Konsulat. Und<br />

die Scheidung konnte nicht erfolgen, weil<br />

das Gericht nach Lage der Dinge davon ausgehen<br />

muss, dass die Ehe nicht rechtmäßig<br />

zustande gekommen war. Eine nie geschlossene<br />

Ehe kann man aber nicht scheiden,<br />

so die Logik des Familiengerichts. Es<br />

legte den Fall auf Eis, um abzuwarten, was<br />

die Strafjustiz unternimmt. Die Münchner<br />

Staatsanwaltschaft ermittelte nämlich zwischenzeitlich<br />

gegen den Inder.<br />

Die Strafverfolger glauben, dass der<br />

Mann, der als Asylbewerber nach Deutschland<br />

gekommen war, für die Heiratsurkunde<br />

und somit seinen Aufenthaltstitel bezahlt<br />

hat. Das wäre ein Vergehen nach dem<br />

Ausländerrecht. Der Beschuldigte bestreitet<br />

den Vorwurf. Am 30. Juli verhandelt das<br />

Landgericht München I in zweiter Instanz<br />

über den Fall. Dabei gilt es auch, die Rolle<br />

der Partnervermittlerin zu beleuchten, die<br />

die Deutsche und den Inder 2008 bekannt<br />

gemacht hatte. Die Vermittlerin stritt bislang<br />

jede Beteiligung an illegalen Vorgängen<br />

ab. Wer eigentlich die Frau war, die in<br />

Banja Luka vor dem Standesbeamten stellvertretend<br />

das Ja-Wort zur Ehe von Anna<br />

K. und Kulwinder S. gegeben hatte, konnte<br />

nie ermittelt werden.<br />

Der Fall der kleinen Pauline löst in München eine heftige Diskussion über schärfere Vorschriften für Hundebesitzer aus<br />

Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching<br />

zu fordern. In vielen Städten und Gemeinden<br />

des Umlands gibt es bereits eine<br />

Leinenpflicht: In Erding und Wolfratshausen,<br />

in Garching und Sauerlach, in Gilching<br />

und Andechs, zum Beispiel. Allein<br />

im Landkreis Ebersberg gilt sie in 14 von<br />

insgesamt 21 Gemeinden.<br />

In der Stadt München gibt es dagegen<br />

keine generelle Pflicht, allerdings eine<br />

Vielzahl von Einzelverordnungen, die regeln,<br />

wo Hunde wann frei laufen dürfen.<br />

So sind zum Beispiel Kinderspielplätze<br />

für sie gesperrt, in einigen städtischen<br />

Parks, etwa im Westpark gilt Leinenpflicht,<br />

ebenso in allen staatlichen Gärten,<br />

auch dem Englischen Garten. Im ver-<br />

gangenen Jahr habe es auch nur 330 Vorfälle<br />

mit Hunden gegeben – bei mehr als<br />

31 000 Tieren, hieß es vor kurzem im<br />

Kreisverwaltungsreferat (KVR).<br />

Die (allerdings anonymen) Kommentare<br />

bei Süddeutsche.de, dem SZ-Internet-<br />

Portal, zeigen aber, dass die relativ liberale<br />

Handhabe der Stadt bei vielen auf Unverständnis<br />

stößt. „Hunde haben mehr<br />

Rechte als Kinder. Die Kinder müssen aufpassen,<br />

nicht die Halter. Und ich war der<br />

Meinung, dass in Städten sowieso Leinenpflicht<br />

gilt? Das ist nicht der Fall? Das<br />

kann ja wohl alles nicht wahr sein“, kritisiert<br />

ein Nutzer. Ein anderer schreibt:<br />

„Wir werden staatlicherseits vor allem geschützt:<br />

vor Rauchern, vor Rasern, vor Ra-<br />

del-Rambos und so weiter, Aber bei einem<br />

kleinen Kind, welches von einem<br />

Hund für sein Leben entstellt ist, zieht<br />

man eine Mitverantwortung der Eltern in<br />

Betracht.“ Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat<br />

wird von einigen Nutzern<br />

Versagen vorgeworfen: „Die Behörden haben<br />

einfach gepennt“, heißt es.<br />

Hundefreunde wehren sich freilich dagegen,<br />

die Tiere generell nur noch als Waffe<br />

auf vier Beinen zu sehen. „Wenn ein<br />

Mensch einen anderen Menschen mit einem<br />

Messer ermordet, schmilzt man<br />

auch nicht das Messer ein “, schreibt eine<br />

Nutzerin. CHRISTIAN KRÜGEL<br />

R www. sz.de/muenchen<br />

OB-Kandidatenkür führt zu Streit bei den Grünen<br />

Anhänger von Sabine Nallinger wittern hinter dem Disput um mehr Wohnungen ein kalkuliertes Aufbäumen der alten Garde<br />

hänger Monatzeders sind dagegen überzeugt,<br />

dass allein der langjährige Bürgermeister<br />

in der Lage ist, auch jenseits der typischen<br />

Grünen-Klientel nach Stimmen zu<br />

fischen.<br />

Nallinger hat ihre Offensive inzwischen<br />

konkretisiert. Demnach könnten in den<br />

nächsten 40 Jahren 40 000 zusätzliche<br />

kommunale Wohnungen entstehen – eine<br />

Zahl, die laut Nallinger von den städtischen<br />

Unternehmen GWG und Gewofag problemlos<br />

gestemmt werden könne. Weitere<br />

34 000 Wohnungen, so Nallinger, sollen<br />

im gleichen Zeitraum von Genossenschaften<br />

hochgezogen werden. Anschließend befänden<br />

sich etwa 30 Prozent aller Münchner<br />

Mietwohnungen im Besitz von kommunalen<br />

Unternehmen oder Genossenschaften<br />

– womit dauerhaft bezahlbare Konditionen<br />

gesichert seien. DOMINIK HUTTER<br />

R Kommentar<br />

Werkzeugkasten<br />

für das G 8<br />

Runder Tisch in der Staatskanzlei<br />

ergibt einen neuen Konsens<br />

VON MARTINA SCHERF<br />

München – Das achtjährige Gymnasium<br />

in Bayern wird flexibler gestaltet, es wird<br />

zusätzliche Lehrerstunden geben, und die<br />

Stofffülle wird noch einmal reduziert. Dies<br />

sind die Kernpunkte des Reformentwurfs,<br />

den ein Runder Tisch in der Staatskanzlei<br />

am Freitagabend beschlossen hat. Fast alle<br />

Beteiligten sprachen im Anschluss an die<br />

Tagung von einem tragfähigen Konsens,<br />

mit dem nach jahrelangen Debatten über<br />

das G8 nun endlich Ruhe an den Gymnasien<br />

einkehren soll.<br />

Als großen Erfolg wertete die Landeselternsprecherin<br />

Susanne Arndt die Tatsache,<br />

dass es künftig ein „Frühwarnsystem“<br />

geben wird, das Schülern ihre Schwächen<br />

in einzelnen Fächern rechtzeitig aufzeigt,<br />

sie aber nicht wie bisher mit ihren Fünfen<br />

oder Sechsen alleine lässt, sondern ihnen<br />

gleichzeitig Hilfen anbietet. Sie hofft, dass<br />

durch die jetzt beschlossene „integrierte<br />

Lehrerreserve“ an den Schulen genügend<br />

Kapazitäten vorhanden sein werden, um<br />

solche Schwächen rechtzeitig auszugleichen.<br />

Offenbar ist auch daran gedacht, den<br />

Direktoren mehr Leitungsstunden einzuräumen,<br />

„dies ist dringend notwendig“,<br />

sagte Arndt, um die neuen Herausforderungen<br />

an den Schulen sinnvoll umzusetzen.<br />

Mit dem freiwilligen Intensivierungsjahr<br />

in der Mittelstufe, das Kultusminister<br />

Ludwig Spaenle schon vor Monaten vorgeschlagen<br />

hatte, könnten in Zukunft Jugendliche,<br />

die gerade in der Pubertät oft Probleme<br />

mit dem Lernpensum bekommen, ihr<br />

Tempo verlangsamen. Man stellt sich das<br />

so vor, dass diese Schüler dann die achte<br />

oder neunte Klasse in zwei Jahren statt in einem<br />

Jahr machen und sich in diesem Zeitraum<br />

vor allem auf jene Fächer, in denen<br />

sie Schwächen zeigen, konzentrieren. Schulen<br />

können außerdem eine Zusatzstunde<br />

in Mathematik in der achten Klasse und eine<br />

zusätzliche Deutschstunde in der zehnten<br />

Klasse einführen, sagte Spaenle. Auch<br />

Schüler, die mehr Zeit für Außerschulisches<br />

wie Sport oder Musik möchten, könnten<br />

von dem Zusatzjahr Gebrauch machen.<br />

An Unter- und Oberstufe und am Mathematikabitur<br />

soll aber nichts geändert werden.<br />

In elf Fächern werden<br />

die Lehrpläne verschlankt<br />

Dass die Schulen bei der Ausgestaltung<br />

der Reform mehr Spielraum erhalten, wertete<br />

Karl-Heinz Bruckner, der Vorsitzende<br />

der bayerischen Direktorenvereinigung,<br />

als besonders wichtig. Nicht jede Schule habe<br />

die gleiche Klientel und die gleichen Probleme,<br />

sagte er. Manchen Schüler täte das<br />

Intensivierungsjahr gut, andere kämen<br />

vielleicht mit einzelnen Zusatzstunden zurecht.<br />

„Wir werden einen Werkzeugkasten<br />

mit einer Fülle von Möglichkeiten erhalten,<br />

die wir zu Gunsten unserer Schüler einsetzen<br />

können“, sagte Bruckner. Auch Landesschülersprecher<br />

Ansgar Münichsdorfer<br />

wertete die Fördermöglichkeiten als<br />

durchaus positiv.<br />

Um dem Unterrichtsausfall zu begegnen,<br />

sollen schon im Herbst 250 Lehrerstellen<br />

zusätzlich für die mobile Reserve bereitgestellt<br />

werden. Allerdings greift gleichzeitig<br />

die Arbeitszeitverkürzung für Lehrer.<br />

Die geplante „integrierte Lehrerreserve“<br />

sollen vom kommenden Schuljahr an acht<br />

Prozent der bayerischen Gymnasien erhalten,<br />

im Jahr darauf dann 75 Prozent. In elf<br />

von 25 Fächern sollen außerdem die Lehrpläne<br />

schlanker werden. Die Details der Reform<br />

formuliert eine Arbeitsgruppe im Kultusministerium<br />

unter Beteiligung der Betroffenen<br />

in den kommenden 14 Tagen<br />

aus. Dann soll es noch einmal einen Runden<br />

Tisch in der Staatskanzlei mit Seehofer<br />

geben, bevor der Beschluss dann am 31. Juli<br />

dem Ministerrat vorgelegt wird, kündigte<br />

Spaenle an.<br />

„Die Stellschrauben sind jetzt vernünftig<br />

justiert worden“, sagte Elternsprecherin<br />

Arndt. Nachdem Baden-Württemberg<br />

und Hessen jüngst den Schulen freigestellt<br />

hatten, zum G 9 zurückzukehren, die Gymnasiumsfrage<br />

also zu einem Politikum geworden<br />

war, hatte Ministerpräsident Horst<br />

Seehofer das Thema zur Chefsache erklärt<br />

und alle Beteiligten in die Staatskanzlei eingeladen.<br />

Die Wiedereinführung eines<br />

G 9-Zuges an einzelnen Gymnasien lehnten<br />

die Spitzen von FDP und CSU allerdings<br />

kategorisch ab. Dies würde die Schulen vor<br />

erhebliche organisatorische Probleme stellen,<br />

so die vorherrschende Meinung.<br />

Flüchtlingsprotest<br />

weitet sich aus<br />

Nürnberg – Flüchtlinge aus Iran und Afghanistan<br />

wollen in mehreren Städten Bayerns<br />

auf die ihrer Ansicht nach menschenunwürdigen<br />

Aufenthaltsbedingungen von<br />

Asylbewerbern aufmerksam machen. Die<br />

Demonstrationen richten sich vor allem gegen<br />

die Unterbringung in Flüchtlingsheimen,<br />

aber auch gegen das Arbeitsverbot<br />

und gegen die Residenzpflicht von Asylbewerbern.<br />

In Nürnberg demonstrierten am<br />

Samstag afghanische Flüchtlinge für einen<br />

Abschiebestopp und ein Bleiberecht, wie<br />

der Flüchtlingsrat mitteilte. In Regensburg<br />

informierten iranische Flüchtlinge auf einem<br />

Straßenfest über ihre Situation. Am<br />

Mittwoch soll es eine weitere Kundgebung<br />

in der Innenstadt geben. Unter dem Motto<br />

„Flucht ist kein Verbrechen – Menschenrechte<br />

für Alle“ findet diesen Montag in<br />

Bamberg eine Veranstaltung statt. Unterdessen<br />

gehen die seit Mitte März in Würzburg<br />

dauernden Proteste weiter. Kleinere<br />

Aktionen sind zudem in Aub (Landkreis<br />

Würzburg) geplant. EPD


26 JETZT.DE<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

VON MAX SCHARNIGG<br />

Köpfer<br />

Grundsätzlich: Der Köpfer, auch Köpper,<br />

Hecht oder formaljuristisch Kopfsprung<br />

genannt,istnatürlichderKlassikerdeskleinen<br />

Stapellaufs. Er markiert für die meisten<br />

Höhepunkt und auch schon das Ende<br />

der Beckenspringer-Entwicklung.<br />

So geht’s: Meistens beginnt das Herantasten<br />

an den Kopfsprung mit einem in der<br />

BeugeversteinertenEinkippenindieFlachwasserzone<br />

des Beckens. Unabdingbar<br />

wichtig ist dabei, dass die Arme fest vornüber<br />

an den Kopf gepresst sind. Dergestalt<br />

stellt man sich schlotternd ganz dicht an<br />

den Rand, verkleinert in Zeitlupe den Winkel<br />

zur Erdoberfläche und lässt dann die<br />

Schwerkraft den Rest erledigen. Das sieht<br />

letztlich meist aus, als wäre man beim Purzelbaumversteinertwordenundendetbisweilen<br />

in einem halben Salto inkl. Rückenprellung.SpäterwirdderKöpferaktiveran<br />

Pussy Riot nennt sich eine 2011 gegründete<br />

Punk-Performancegruppe, die gegen die<br />

Regierung Putin aufbegehrt. Als sie Anfang<br />

2012 den Song „Mother of God, Cast<br />

Putin Out!"“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale<br />

performte, wurden drei<br />

Mitglieder verhaftet. Vorwurf: Hooliganismus<br />

und Blasphemie. Sowohl das unüblich<br />

schnelle Verfahren als auch die HaftbedingungenwerdenvonAmnestyInternational<br />

kritisiert, viele Unterstützer der Gruppe<br />

versuchen gegen die Verurteilung zu protestieren.<br />

Eine davon ist Elena Vovkova.<br />

Die ehemalige Universitätsdozentin hat im<br />

vergangenen Jahr ihre Laufbahn beendet,<br />

da sie den staatlichen Lehrvorschriften<br />

nicht mehr Folge leisten wollte.<br />

jetzt.de: Elena, wie sind Sie auf Pussy Riot<br />

aufmerksam geworden?<br />

Elena Vovkova: Ich habe ein Video gesehen,<br />

in dem die Mädchen auf dem Dach des Gefängnisses,<br />

in dem Protest-Führer inhaftiert<br />

waren, Musik gemacht haben. Sie beeindruckten<br />

mich durch ihren Mut, ihre<br />

Energie und ihr fantastisches Äußeres. Eine<br />

Mischung aus Kriegern und Engeln, wie<br />

eine himmlische Armee.<br />

Sind Sie Mitglied der Gruppe?<br />

Ich bin kein Teil von Pussy Riot. Ich schätze<br />

sie für das, was sie machen, und tue alles,<br />

wasin meinerMachtsteht,umsiezuverteidigen.<br />

Ich schreibe Artikel im Internet, und<br />

habe, ebenfalls online, die Pussy Riot<br />

School gegründet, in der ich Essaysüber ihre<br />

Aktionen veröffentliche. Außerdem bieteichSeminareüberdieGruppean,protestiere<br />

vor dem Gerichtsgebäude und spreche<br />

in Radio- und Fernsehsendungen.<br />

Kennen Sie Mitglieder von Pussy Riot<br />

persönlich?<br />

MitdenInhaftiertenbinichüberderenVerteidiger<br />

in Kontakt und unterstütze sie, indem<br />

ich ihnen Briefe schreibe. Ich bin Mitglied<br />

des Occupy-Court-Lagers, das sich<br />

vor dem Gerichtsgebäude befindet, und<br />

ich vermute, dass einige Mädchen dort<br />

auch zu Pussy Riot gehören.<br />

Was will die Gruppe mit ihren Aktionen<br />

erreichen?<br />

Demokratie, faire Wahlen, Putins Rücktritt,<br />

Freiheit, die Trennung von Staat und<br />

Kirche, Unabhängigkeit der Frau, Gleichstellung<br />

Homosexueller. Der Feminismus<br />

in Russland steckt noch in den Anfängen<br />

und auch einige Feministen stimmen nicht<br />

mitPussyRiotüberein.Siefindensiezuaggressiv.<br />

Ich denke, dass ihr Stil eine Antwort<br />

auf die Gewalt der neuen Diktatur ist.<br />

Warum reagiert die russische Regierung<br />

so heftig auf die Gruppe?<br />

Putin glaubt wohl,dass er von Gottgesandt<br />

wurde und eine Mission hat. Aus der unabhängigen<br />

Kirche wurde eine Staatskirche,<br />

das hat nur noch wenig mit dem christlichen<br />

Glauben zu tun. Die Mädchen machen<br />

darauf aufmerksam.<br />

Wie denkt die russische Bevölkerung<br />

über die Gruppe?<br />

Der durchschnittliche Russe stimmt nicht<br />

gegangen, das bedeutet, mit Abstoßen und<br />

ansatzweisegekrümmterFlugbahn.Umeinen<br />

Kopfsprung wie in der „Cliff“-Duschgel-Werbung<br />

hinzukriegenbrauchtesaber<br />

schonehereineKlippealsdenBeckenrand.<br />

Der macht’s: Eigentlich jeder, Kinder als<br />

Mutprobe, junge Männer als Pflichtübung,<br />

junge Frauen als sportlicher Nachweis.<br />

Was bleibt: Im Idealfall sollte der Köpfer<br />

gestreckt eintauchen und also wenig spritzen.<br />

Klappt vom Beckenrand aber nicht so<br />

gut, meistens tauchen Hände, Kinnpartie<br />

und Torso gleichzeitig ein. Sieht dann auch<br />

uneleganter aus als eine gute Kerze.<br />

Kerze<br />

Grundsätzlich:DieKerze istderBasic-Einstieg<br />

ins Wasser, für alle, die sonst lieber<br />

TreppeoderRutschenehmen.Sieistdas allerfrühste<br />

Wagnis und ziemlich bald dann<br />

nur noch Objekt des Spotts. Wer als Junge<br />

jenseits des elften Geburtstags noch Kerze<br />

ins Freibadbecken macht, der darf jeden-<br />

mit den Taten der Pussy Riots überein, findet<br />

es aber in Ordnung, wenn sie aus dem<br />

Gefängnis entlassen würden. Die Kirchenfundamentalisten<br />

sähen sie am liebsten<br />

fürimmerimGefängnis.Danngibteswenige,<br />

die sie als Talente sehen. Intellektuelle,<br />

KünstlerundDemonstrantenundunzählige<br />

Menschen unterstützen uns online.<br />

Wie haben Sie auf die Verhaftung der<br />

drei Mitglieder reagiert?<br />

Meine Freunde und ich haben vor dem Gerichtsgebäude<br />

protestiert. Ich habe einen<br />

runden Tisch organisiert, um über Pussy<br />

Riot zu sprechen. Viele bezeichnen sie als<br />

Rowdys und Huren und ich wollte zeigen,<br />

dass sie intellektuell orientiert sind.<br />

Wer sind die drei Frauen, die im Gefängnis<br />

sitzen?<br />

Nadezhda Tolokonnikova hätte in diesem<br />

Jahr eigentlich an derUniversität ihren Abschluss<br />

gemacht. Sie studiert Philosophie<br />

und ist einer der besten Studenten ihres<br />

Jahrgangs. Sie und ihr Mann Petr Verzilov<br />

warenMitgliedervonVoina,einerStraßenkunstgruppe,die<br />

radikale Proteste initiiert<br />

hat. Maria Alekhina ist Dichterin, ihr Gedichtband<br />

ist kürzlich veröffentlicht worden.<br />

Ekaterina ist Fotografin.<br />

Was wissen Sie über die Haftbedingungen?DieBedingungensindschrecklich.DieZimmer<br />

sind zu warm mit viel zu vielen Menschen.<br />

Als die Mädchen in den Hungerstreik<br />

getreten sind, haben sie Einzelzimmerbekommen.Nadezdhahatgesundheitliche<br />

Probleme und hat die benötigten Medikamente<br />

nicht bekommen. Während der<br />

fallsim Schulbus nicht auf einen Platz ganz<br />

hinten hoffen. Andererseits machen Taucher,<br />

die vom Forschungsboot in den Pazifik<br />

springen ja auch immer nur Kerze. Aber<br />

das weiß man eben mit elf noch nicht.<br />

So geht’s: Eine Hand gerade an den Körper<br />

gelegt, die andere hält verkrampft die Nasenspitze<br />

zugepresst, Augen werden ebenfalls<br />

zugehalten, es folgt ein einziger großer<br />

Schritt ins Offene – platsch. Die Anfangskerze<br />

ist kein Sprung, sondern eher<br />

ein Straucheln. Später geht's ohne Nasenklemme<br />

und mit Körperstreckung.<br />

Der macht’s: Alle irgendwann. Denn die<br />

Kerze ist auch das Mittel der Wahl, wenn<br />

man sich sprungtechnisch in die Höhe<br />

wagt. Beim ersten Sprung vom Fünfmeter-<br />

Turm hört der Spaß auf, da macht erstmal<br />

keiner was anderes als eine Kerze. Auch<br />

nicht die aus dem Bus ganz hinten.<br />

Was bleibt: Die Erkenntnis, dass man mit<br />

einer guten Kerze auch im Vier-Meter-Becken<br />

auf den Grund kommt und deswegen:<br />

ein süßsaurer Schauder der Tiefe.<br />

ganzenZeithattensiekeineMöglichkeit,ihre<br />

Familien und ihre Kinder zu sehen.<br />

Wie ist der Status quo?<br />

Die Anklage lautet Blasphemie und Hooliganismus.<br />

Das könnte sieben Jahren Haft<br />

einbringen. Sie haben drei Verteidiger. Der<br />

entscheidende Gerichtstermin wurde verschoben<br />

und sie dürfen wegen Fluchtgefahr<br />

das Gefängnis nicht verlassen. Und<br />

das, obwohl 53 Menschen, inklusive mir,<br />

unterschrieben haben, dasswir für sie bürgen.NadezhdaundMariahabenihrenHungerstreik<br />

beendet, da sie krank wurden.<br />

Ekatarina isst noch immer nichts.<br />

Wieso wurde der Prozess verschoben?<br />

Ich denke, mit einem Prozess im Sommer<br />

versuchtman,allesunterden Tischzu kehren,dennimSommersindvieleRussenunterwegs.<br />

Ich fürchte, sie werden verurteilt,<br />

ohnedasssieBeachtungbekommenund in<br />

ein abgelegenes Gefängnis gebracht. Das<br />

war schon bei Chodorkowski so.<br />

Was machen Sie aktuell, um der Gruppe<br />

zu helfen?<br />

Ich schreibe Briefe, zum Beispiel an den<br />

ErzbischofvonYork,derpolitischerGefangener<br />

war, oder an das Jeston Institut. Gemeinsam<br />

mit anderen organisiere ich Proteste<br />

und es gibt eine Liste, auf der Schauspieler,<br />

Musikerund Künstlerunterschrieben<br />

haben. Wir haben sie gebeten, Bilder<br />

von Pussy Riot auf ihren Konzerten zu zeigen<br />

und wir organisieren PussyRiot-Festivals.<br />

Was fehlt ist Unterstützung aus dem<br />

Westen, die wir dringend brauchen.<br />

INTERVIEW: EVI LEMBERGER<br />

Ins Wasser!<br />

Vom Beckenrand zu springen ist verboten. Trotzdem macht es jeder, es geht nur darum, auf welche Art.<br />

Eine kleine Typologie der wichtigsten Figuren<br />

„Mischung aus Kriegern und Engeln“<br />

Elena kämpft für die in Moskau inhaftierte Band „Pussy Riot“<br />

Am 2.Juli spielten Faith No More ein Konzert in Moskau, dabei durften Mitglieder von<br />

Pussy Riot auf ihre inhaftierten Kolleginnen aufmerksam machen. FOTO: REUTERS<br />

Bauchplatscher<br />

Grundsätzlich: Bauchplatscher verhalten<br />

sich zu Wassersport wie Rülpsen zu Rhetorik.<br />

Sie sind meistens vorher nicht geplant,<br />

sondern Universalergebnis nahezu jeden<br />

missglückten Sprungs.<br />

So geht's: Als Bauchplatscher zählt alles,<br />

wasbreitflächig undunvorbereitetKörperteile<br />

und Wasseroberfläche zusammenbringt<br />

und auch Weichteile nicht ausspart.<br />

Anlass kann ein halbherziger Salto, ein<br />

falsch verstandener Kopfsprung oder,<br />

schlimmster Fall, eine plötzliche Unentschlossenheit<br />

während des Fluges sein.<br />

Dermacht’s:Erstmalkeinerfreiwillig.Ausnahme<br />

sind aufgedrehte Jungs die ihre<br />

Schmerzfreiheit damit unter Beweis stellen<br />

wollen. Zu beobachten sind aber gelegentlich<br />

auch Menschen, die im Besitz eines<br />

stattlichen Bauches sind und diesen<br />

eben nun einmal gewinnbringend einsetzen<br />

möchten<br />

Was bleibt: Hämische Schadenfreude der<br />

Lehrer-Blogs, das klingt nach der späten<br />

Rache für Bewertungsseiten wie spickmich.de.<br />

Auf dem Portal werden Lehrer<br />

von Schülern nach fachlicher Kompetenz<br />

und Beliebtheit bewertet. Dass das nicht<br />

immer nett ausfällt, ist klar. Trotzdem ist<br />

die Rache keine richtige, denn anders als<br />

die Lehrer auf spickmich.de werden die<br />

Schüler in den mittlerweile mehr als 150<br />

Lehrer-Blogs nicht beim Namen genannt.<br />

Dennoch werden die bloggenden Lehrer<br />

immermehr. Vor einem Jahr waren es noch<br />

Ausnahmen, inzwischen ist es fast normal,<br />

wenn Referendare, junge Lehrer und auch<br />

solche, die schon 20 Jahre unterrichten,<br />

über ihre Schüler schreiben, über witzige<br />

bis peinliche Antworten in Schulaufgaben,<br />

freche Sprüche und andere Anekdoten.<br />

Jan-Martin Klinge, 30, ist Mathe-, Physikund<br />

Techniklehrer an einer Gesamtschule<br />

in Siegen. Seit 2009 schreibt er auf „Ein<br />

Halbtagsblog“ über seinen Alltag als Lehrer.<br />

Er bloggt über die Top-Ten-Fragen<br />

beim Elternabend, postet Tortendiagramme<br />

mit den Berufswünschen seiner Schüler<br />

(50 Prozent: „Was mit Computern“, 50<br />

Prozent: „Was mit Menschen“) und Memes<br />

im Stil von „What People Think I Do“. Zwischendurch<br />

erklärt er, ganz der Physiklehrer,<br />

was genau passiert, wenn man in der<br />

Mittagspauseaufden LöffelmitSuppepustet.<br />

Seine Schüler sind oft das Thema seinerEinträge,<br />

aber nie nennter ihre Namen.<br />

„Dasverbietetsichvonselbst“,sagter,„außerdem<br />

geht es mir nicht um das Karikieren<br />

von Schülern.“<br />

Manchmal schreibt Jan-Martin Klinge<br />

dann aber doch über den Ärger im Unterricht:<br />

„In der Klasse 10 ist das mit der<br />

Pünktlichkeit so eine Sache“, schreibt er in<br />

einem Eintrag und erzählt, wie ein Teil der<br />

Klasse nach Unterrichtsbeginn erst nach<br />

und nach eintraf. Die Ausreden, einer<br />

schob eine vorgezogene Pinkelpause vor,<br />

deranderemeintenur,dasssiebeidenTheaterproben<br />

einer anderen Klasse zugeschaut<br />

haben, fand er nicht überzeugend,<br />

und schickte sie aus dem Klassenzimmer:<br />

„Dann guckt euch doch noch den Rest der<br />

Proben auch noch an. In meinem Unterricht<br />

habt ihr nämlich nichts verloren“. Auf<br />

seinem Blog macht sich Jan-Martin Klinge<br />

dann Gedanken, ob er das eigentlich darf.<br />

Ganz schön gewagt, wenn man bedenkt,<br />

dass er mit seinem Klarnamen eine echte<br />

Ausnahme im Lehrer-Blog-Kosmos ist.<br />

Die meisten Lehrer bloggen anonym<br />

und nennen ihre Schule nicht. „Ich schreibe,ummichunddieSchuleweiterzuentwickeln.<br />

Ich will einen transparenten Einblick<br />

geben und zeigen, wie Schule heute<br />

seinkann,mitAppsimUnterricht,Lerntheken<br />

und Rätseln. Das geht ehrlich und mit<br />

Namen deutlich besser“, sagt Klinge. Der<br />

Grund für die Anonymität seiner Kollegen<br />

sind nicht Richtlinien des Kultusministeriums,<br />

die gibt es weder auf Bundes- noch<br />

auf Landesebene, sondern ganz einfach<br />

der Datenschutz. Um den zu verletzen,<br />

muss nicht einmal der Name des Schülers<br />

genannt werden, es reicht schon, wenn<br />

man auf der Website erfährt, an welcher<br />

Schule der Lehrer unterrichtet und er über<br />

einen Jungen mit roten Haaren schreibt.<br />

Anders als die Schüler haben die Beamten<br />

Umstehenden und viel Spritzwasser am<br />

Rand, das nur langsam und schmachvoll in<br />

der Sonne verdunstet.<br />

Hebebühne<br />

Grundsätzlich: Kein Sprung, sondern der<br />

Übergang vom Sitzen am Beckenrand zu<br />

Stehen im Wasser.<br />

So geht’s: Verkünden, dass das Wasser<br />

doch ganz schön kalt ist, dann wie bei einer<br />

kompliziertenReckübungdenKörperlangsam<br />

und mit Zehenspitzen voran ins Wasser<br />

ablassen, Atem anhalten oder fröstelnd<br />

rumzischen.<br />

Der macht’s: Alle, denen das Wasser zu<br />

kaltistoderdie AngstvorHerzstillstandhaben.<br />

Außerdem besonders elegante Mädchen,<br />

sonnenmüde Swimmingpool-Beaus<br />

und ja, auch die Badehauben-Omas.<br />

Was bleibt: Die abgelegte Uhr am Beckenrand<br />

und kleine Wasserspritzer, mit denen<br />

sich vorher ordentlich abgefrischt<br />

wurde.<br />

Die Rache, die keine ist<br />

etwas zu verlieren, wenn sie Grenzen überschreiten.<br />

Auch die Referendarin, die seit Juli 2011<br />

unter dem Titel „Paprika goes school“<br />

bloggt, bleibt anonym. Sie bezeichnet sich<br />

nur als „Lehrerin für Kunst & Deutsch in<br />

spe“. Außer, dass sie in Leipzig wohnt, erfährt<br />

man nichts über ihre Person. Dafür<br />

schreibt sie sehr unterhaltsam über die Fotolovestoryausder„Bravo“,diesiezurkritischen<br />

Analyse für ihre siebte Klasse kopiert,<br />

die Panik vor den Unterrichtsbesuchen<br />

ihresSeminarleitersund darüber, wie<br />

sie von einem ihrer Siebtklässler Tipps bekommt,<br />

wie sie sich bei der Planung des<br />

Schulfestes besser durchsetzt („Na, sie<br />

sind noch ziemlich jung, dadurch haben sie<br />

es wahrscheinlich schon mal schwerer. Ich<br />

mein den Respekt und so.“). Manchmal<br />

schreibt sie einfach wütend drauf los:<br />

„Nächste Woche werd ich die Klasse eigenhändig<br />

erwürgen *grrrrr*“, steht in einem<br />

Eintrag, ein anderes Mal erzählt sie, wie sie<br />

ein paar Schülerinnen im Unterricht beim<br />

Nägellackieren erwischt, ihnen in dennoch<br />

nicht trockenen Lack fasst und „Glitzerblau<br />

ist ’ne Scheiß-Farbe“ bescheinigt.<br />

Wie der „Halbtagsblog“ mit seinen physikalisch-technischen<br />

Ausflügen geht<br />

auch „Paprika goes school“ über den Lehrer-AlltagunddasJammernüberdieSchüler<br />

hinaus, und macht damit deutlich, wie<br />

sich Lehrer-Blogs gerade verändern. Sie<br />

postet zum Beispiel Fotos von Klebestreifen,<br />

Fusseln und Blumen, die sie unter ein<br />

Mikroskop gelegt hat, oder Aufnahmen<br />

von Luminographie-Experimenten in ihrer<br />

siebten Klasse mit Taschenlampen,<br />

Farbfolien und Kameras. Auch die angehendeKunst-undGeografie-LehrerinJanina<br />

Scheidmann, 29, postet auf ihrem Blog<br />

Arschbombe<br />

Grundsätzlich: Auch einfach Bombe oder<br />

Paket genannt, ist sie das ironische Ausdrucksmittel<br />

aller Beckenrandcowboys,<br />

die ewige Furcht derjenigen, die sich gerade<br />

abgetrocknet haben und steter Anlass<br />

für Geschimpfe und Gejohle.<br />

So geht’s: Abspringen, Beine anziehen<br />

oder im besten Fall sogar mit beiden Armen<br />

an den Körper binden, das anvisierte<br />

Publikum noch mal breit angrinsen.<br />

Wenn die Arschbombe als Grundlage für<br />

Flirts herhalten muss, besteht eine gewisse<br />

Herausforderung noch darin, sie so nah<br />

wie möglich am Beckenrand zu platzieren.<br />

Dermacht’s: PubertierendeJungsallerAltersklassen.<br />

Wasbleibt:VieleNachahmer beidenJungs<br />

und viele verdrehte Augen bei den Mädchen.<br />

Und natürlich die Schilderung der<br />

kleinenKinder,wiehochdiesmaldieSpritzfontäne<br />

war.<br />

Wenn Lehrer bloggen, wird nicht über Schüler gelästert. Zumindest nicht nur<br />

Vom Pult zum Blog, das ist mittlerweile durchaus üblich für Lehrer – auch inklusive<br />

ironischer Annäherungen an ihren Beruf. FOTO: OH<br />

ILLUSTRATION: KATHARINA BITZL<br />

„kunstkrempel“ neben Hefteinträgen und<br />

Schulaufgaben eigene Illustrationen, Fotos<br />

und Ergebnisse einer Diskussion mit<br />

Schülern über die Definition von „Kunst“.<br />

Vor einiger Zeit waren eher ältere die<br />

StarsderSzene,wiedieMittvierziger „Herr<br />

Rau“, „Frl. Rot“ oder „Frau Freitag“, die<br />

eben das zweite Buch herausgebracht hat,<br />

das auf ihrem Blog basiert. Am Anfang<br />

überwogen bei ihnen noch Anekdoten und<br />

das Jammern über die Schüler, Geschichten<br />

vom Spicken mit MP3-Player unterm<br />

Kopftuch,von68Klausuren,dienochkorrigiert<br />

werden müssen, und der Klassenfahrt,<br />

für die sie noch keine Begleitperson<br />

haben. Das Auskotzen und Abschließen<br />

mit einem Schultag ist nach wie vor ein<br />

Grund für Lehrer zu bloggen, aber nur<br />

nocheinTeilaspekt,vielleichtweildieBlogger<br />

jünger werden und neben Referendaren<br />

schon Lehramtsstudenten von ihrem<br />

Weg zum Beruf berichten.<br />

Immer mehr Lehrer schreiben im Netz<br />

auch über Dinge jenseits des Klassenzimmers.<br />

Die Lehramtsanwärterin für die<br />

Grundschule „Frau A.“, 24, postet auf ihrem<br />

Referendar-Blog „Der steinige Weg“<br />

Fotos von Tafelbildern, Hefteinträgen und<br />

dererstenMathe-Schulaufgabe,sieberichtet<br />

aberauch über Apps, diesieals Lehrerin<br />

gut findet, oder über bildungspolitische<br />

Themen wie den Lehrermangel in manchen<br />

Bundesländern.<br />

Warum man Lehrerblogs liest? Weil man<br />

sich doch gerne an Schulaufgaben und an<br />

Linolschnitte erinnert – vor allem wenn<br />

man sie nicht mehr selbst machen muss.<br />

KATHRIN HOLLMER<br />

VERANTWORTLICH: M. SCHARNIGG (I.V.)


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 SCHULE UND HOCHSCHULE<br />

27<br />

Thüringen<br />

lockt die Lehrer<br />

Bildungsminister will<br />

Pädagogen wieder verbeamten<br />

Na also, geht doch, werden einige Junglehrer<br />

nun denken. Ein weiteres Land will sich<br />

von der Praxis verabschieden, Lehrer nur<br />

noch als Angestellte zu engagieren und<br />

nicht mehr als Beamte. Thüringens Bildungsminister<br />

Christoph Matschie (SPD)<br />

kündigte vergangene Woche an, PädagogenvonAugust2013anwiederzuverbeamten.<br />

Der Grund: er will die Abwanderung<br />

der Lehrer aus seinem Bundesland stoppen<br />

– oder, wie Matschie es ausdrückte:<br />

„Mit dem Wiedereinstieg in die VerbeamtungwollenwirThüringenwettbewerbsfähiger<br />

im Kampf um die besten Köpfe machen.“<br />

Dieser Wettbewerb tobt seit Jahren<br />

underhatdazugeführt,dasssichdieRegierungen<br />

die Pädagogen gegenseitig abwerben.<br />

Locken tun vor allem die reichen Länder<br />

wie Baden-Württemberg, wo Lehrer<br />

nicht nur auf Lebenszeit verbeamtet werden,<br />

sondern auch deutlich mehr verdienen<br />

können als beispielsweise in Sachsen.<br />

Das verschärft den Pädagogenmangel im<br />

Osten, laut der Bildungsgewerkschaft<br />

GEW müssen in Sachsen sogar pensionierte<br />

Pädagogen einspringen. Zwar hatten die<br />

Kultusministervereinbart,dasssiesich die<br />

Lehrer nicht gegenseitig abwerben wollen,<br />

Ober- oder Untergrenzen für ihr Einkommen<br />

wurden jedoch nicht festgelegt. Also<br />

geht das Spiel weiter.<br />

Eigentlich war die Praxis der Länder mit<br />

den Angestelltenverträgen eine weitsichtige<br />

Strategie: die Länder sparen sich dadurch<br />

zig Millionen an Pensionslasten,<br />

weil das Altersgeld für die Beamten deutlich<br />

höherausfällt als dieSozialbeiträge für<br />

angestellte Pädagogen. Doch für diese ist<br />

das weniger attraktiv als eine Verbeamtung,<br />

das Vorgehen lässt sich offenbar nur<br />

bei einem Überschuss an Absolventen<br />

durchhalten - und der herrscht zurzeit<br />

nicht.ZumindestnichtinallenFächern.Gerade<br />

in technischen Fächern wie Physik<br />

oder in Mathematik bleiben Stellen unbesetzt.DaBildungundUnterrichtsausfallregelmäßig<br />

Thema in Landtagswahlkämpfen<br />

wird, ist der Druck groß, die Lücken zu<br />

füllen. Diesen Marktkräften versuchen<br />

nun nur noch Berlin, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Sachsen zu widerstehen<br />

und setzen weiterhin auf angestellte Lehrer.<br />

Matschie dagegen plant nun den kompletten<br />

Schwenk: in das Beamtenverhältnis<br />

sollen 2013 nicht nur neu eingestellte<br />

Lehrerwechselnkönnen,sondernauch bereitslangjährigangestelltePädagogen.Berlin<br />

versucht verzweifelt gegenzuhalten.<br />

Laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres<br />

(SPD) bekommen neue Lehrer bis zu 1200<br />

Euro pro Monat mehr. RPR<br />

Land gleicht<br />

Niederlage aus<br />

NachdemVerlustdesTitelsElite-Universität<br />

will die niedersächsische Wissenschaftsministerin<br />

Johanna Wanka der Uni<br />

Göttingen helfen. „Wir wollen 50 Prozent<br />

dessen, was geplant wurde, geben“, sagte<br />

die CDU-Politikerin. Steuergeld solle aber<br />

nicht nach Göttingen fließen, vielmehr gehe<br />

es um eine Förderung aus Mitteln der<br />

Volkswagenstiftung. In der zweiten Runde<br />

der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern<br />

im Juni hatte Göttingen überraschenddenStatusElite-Unieingebüßt.Damit<br />

entgeht ihr eine Förderung von rund<br />

60MillionenEurofür diekommenden fünf<br />

Jahre. Nur in den kommenden zwei Jahren<br />

kannsienochmitÜbergangsgeldernderInitiativerechnen.DasLandwilldieUnidagegen<br />

bis2017mit 30MillionenEuro ausdem<br />

TopfderVolkswagenstiftung fördern.Wanka<br />

sieht den Ruf der 275 Jahre alten Georgia<br />

Augusta nicht gefährdet. „Göttingen ist<br />

unsere Spitzenuni. Bei allen internationalen<br />

Rankings ist Göttingen unter den vier<br />

besten deutschen Hochschulen“, sagte die<br />

Ministerin. Neben Göttingen hatte auch<br />

die Universität Freiburg und das KarlsruherInstitutfürTechnologie(KIT)denElite-<br />

Titel eingebüßt. Beide Hochschulen liegen<br />

in Baden-Württemberg. DPA, RPR<br />

VON KEVIN SCHREIN<br />

MatsMengermacht das,was ihm an<br />

der Universität niemand beibringt–erschweißt.Miteinemleisen<br />

„Plop“ schaltet er den Brenner ein und<br />

verschweißt kleine Metallstücke am Gestell<br />

eines 20 Kilogramm schweren Motorradmotors.<br />

Der grelle Lichtbogen erhellt<br />

den Raum, die Dämpfe von geschmolzenem<br />

Metall steigen empor. Menger lässt<br />

sich nicht beirren. Mit ruhiger Hand führt<br />

er die Lichtspitze über das Metall, zieht eine<br />

Schweißnaht nach der anderen. Er<br />

klapptdasVisierhochundüberprüftdieArbeit.<br />

Sein Lächeln verrät: er ist zufrieden.<br />

Hier, sagt der Diplom-Maschinenbaustudent<br />

und zeigt mit seinen öl- und fettverschmierten<br />

Händen durch die geräumige<br />

Werkstatt,einealteLagerhalle mitHolzbalken,<br />

könne er seine Ideen verwirklichen.<br />

„Man gibt einen Entwurf nicht einfach einem<br />

Professor ab, sondern hier kann ich<br />

ihn mit meinen eigenen Händen bauen.“<br />

Die Rettung aus der universitären Theorieöde<br />

fürStudentenwieMengerheißt„Ka-<br />

RaceIng“, ein Verein mit 60 Studenten des<br />

Karlsruher Instituts für Technologie (KIT),<br />

Vergangenen Herbst<br />

holte das Team in Italien<br />

den ersten Platz<br />

dasausderUniversitätunddemHelmholtz-<br />

Forschungszentrumentstand.InihrerFreizeit<br />

bauen die angehenden Ingenieure und<br />

Informatiker Rennwagen und nehmen damit<br />

an der „Formula-Student“, einer weltweiten<br />

Rennveranstaltung für Studenten<br />

von Universitäten, Hochschulen und Akademien,<br />

teil. Es ist der frühe Text des eigenen<br />

Könnens in der Praxis, verbunden mit<br />

dem Kitzel eines Rennens.<br />

Mit dem Bau des „KIT 07“, einem Rennwagen<br />

mit Verbrennungsmotor, fingen<br />

zehn Motorsportbegeisterte Studenten<br />

2007 an, 2010 kam das Elektrorennauto<br />

„KIT 10e“ dazu. Schnell holten die KarlsruherStudentendenVorsprungderamerikanischenTeams<br />

auf,die seitmehrals30Jahren<br />

die „Formula-Student“ austragen. Allein<br />

in Deutschland existieren mittlerweile<br />

mehr als 60 Teams. Im vergangenen<br />

Herbst konnte Ka-RaceIng mit dem<br />

1. Platz bei einem Rennen in Italien einen<br />

großen Erfolg feiernund verwies die Rennteams<br />

anderer Hochschulen auf die Plätze.<br />

Wie in der Formel 1 werden auch bei Ka-<br />

RaceIng jeden Winter neue Autos entwor-<br />

Die Machtverhältnisse, sie haben sich verschoben<br />

an jenem Morgen in Hörsaal 2.<br />

Hans-JürgenBucher,ProfessorfürMedienwissenschaft<br />

an der Universität Trier, redet<br />

vor seinen etwa 70 Studenten. In der<br />

Vorlesung geht es um deutsche Mediengeschichte,<br />

das Thema an diesem Vormittag:<br />

die Entwicklung derPresse vom17. bis zum<br />

20. Jahrhundert. Seit dem Jahr 1997 ist er<br />

ProfessorinTrier.WennerfrüherVorlesungen<br />

hielt, dann hatte er stets allein die Kontrolle<br />

darüber, was sich im Hörsaal abspielt.<br />

Wenn ein Student eine Frage hatte,<br />

konnte dieser sich melden – und wurde<br />

drangenommen,wennesdemRednergerade<br />

passte. Andernfalls musste sich der Fragende<br />

eben gedulden. Die Entscheidung<br />

lag allein beim Professor. Dieses Machtgefälle<br />

ist so alt wie die Hörsäle, in denen es<br />

sich offenbart.<br />

Hans-Jürgen Bucher hat nun ein Stück<br />

seiner Macht abgegeben – freiwillig. Zwar<br />

können sich seine Studenten immer noch<br />

per Handzeichen melden, wenn sie etwas<br />

nicht verstehen. Aber das Machtmonopol,<br />

das in einem Hörsaal herrscht, ist gebrochen.<br />

Auf einer sogenannten Twitter-Wall<br />

Schweißen statt Rechnen<br />

Karlsruher Studenten bauen in ihrer Freizeit Rennwagen aus Kohlefaser und mit Elektroantrieb.<br />

Das kostet zwar zusätzliche Semester, wird aber belohnt: mit Wettrennen und lukrativen Jobs nach dem Studium<br />

Das aktuelle Modell der Technikstudenten, der KT12. Bauteile und Werkzeuge werden von Sponsoren geliefert, den Rest erledigt das Team – auf dem Gruppenfoto rechts Mats<br />

Menger – in tagelanger Arbeit. Einer der ehemaligen Gruppenmitglieder entwickelt mittlerweile einen neuartigen Antrieb bei Porsche. FOTO: K. SCHREIN<br />

fen und gefertigt. Leichter und schneller,<br />

das ist das Ziel. Die Studenten können dabeiaufdieMöglichkeitendereigenenSponsoren<br />

zurückgreifen. „Sehen Sie“, sagt<br />

MengerundreichteinenKotflügelausKohlenstoff<br />

herüber, „das könnten wir selbst<br />

nicht herstellen, das lassen wir von einem<br />

unserer Sponsoren bauen.“<br />

Nach der Fertigung aller Komponenten<br />

baut das Studenten-Team die Rennwagen<br />

selbst zusammen. Auch die Universität unterstützt<br />

dieTüftler. DieWerkstatt liegtauf<br />

demCampusundzur PräsentationderModelle<br />

stellt das KIT den größten Hörsaal zur<br />

Verfügung. Im Gegenzug werben die 60<br />

Studenten für die KIT, etwa bei dessen Antrag<br />

auf Fördermittel der Exzellenzinitiativ,<br />

bei der Bund und Ländern Milliarden<br />

für die Forschung verteilen. Der Rennwagen<br />

wurde der Jury vorgeführt.<br />

Doch trotz aller Unterstützung stehen<br />

dieRennwagen indiesemJahrlängerin der<br />

können Studenten ihre Fragen schriftlich<br />

einreichen. Über den Kurznachrichtendienst<br />

Twitter oder per SMS ist es jedem<br />

möglich,FragenoderAnmerkungenzuformulieren,<br />

die ohne Verzögerung auf eine<br />

Leinwand im Hörsaal projiziert werden.<br />

Dies geschieht ungefiltert, anonym und ist<br />

fürjeden Zuhörersichtbar.Auch fürProfessor<br />

Bucher, der wenige Meter entfernt am<br />

Rednerpult steht – und reagieren muss,<br />

wenn eine neue Meldung eintrifft.<br />

„Viele Tweets bestehen aus einfachen<br />

Rückfragen zum Vorlesungsstoff“, sagt er.<br />

„Außerdemkommenauch vieleweiterführende<br />

Fragen,dieüber daseigentlicheThema<br />

hinausgehen. Daraus entwickeln sich<br />

manchmal sehr spannende Dialoge zwischen<br />

den Studenten.“ Bisweilen recherchierensieeinzelneFaktennachunddiskutieren<br />

die Ergebnisse parallel zur Vorlesung.<br />

Überhaupt sieht es so aus, als ob die<br />

Anonymität der Kurznachrichten es vielen<br />

Studenten erleichtert, sich in die Diskussion<br />

einzubringen. „Die Handmeldung<br />

scheint für viele doch noch eine Hemmschwelle<br />

zu sein.“ Besonders schätzt Bucher,<br />

dass Twitter dabei helfe, eine „Zwi-<br />

Werkstatt als üblich, technische Probleme<br />

werfen die Tüftler aus Karlsruhe immer<br />

wieder zurück. Jonas Fuchs muss sich ranhalten.<br />

Die 20-Stunden-Schichten, die der<br />

Informatikstudent in die Lenkelektronik<br />

des Benzin-Rennwagens steckt, haben ihreSpurenhinterlassen.SchwereAugenringe<br />

zeichnen sich unter seiner schwarzen<br />

Brille ab, das Haar ist zerzaust. Fuchs sieht<br />

aus, als bräuchte er einen kräftigen<br />

Schluck aus einer der Cola-Flaschen, die<br />

zwischenInbusschlüsselundFeilen liegen.<br />

Mit Lötkolben und Lupe sucht sich der Informatikereinen<br />

freienPlatz, andemer ein<br />

paar Bauteile auf eine Platine löten kann.<br />

ÜberallverstreutliegenWerkzeugundBauteile<br />

herum, dazu ertönt ohrenbetäubendes<br />

Rumpeln und Fauchen von Dreh- und<br />

Standbohrmaschinen. Zum Aufräumen<br />

bleibe wenig Zeit, gibt Fuchs zu, man müsse<br />

einfach fertig werden. Keiner in der<br />

Werkstatt jammert, niemand trödelt.<br />

„Hier kommt man nur rein, wenn man Engagementmitbringt“,sagtFuchs.„Wirwollen<br />

nichtdieLeute,diedas nurfürihren Lebenslauf<br />

tun.“<br />

Das hat Folgen: Kaum ein Ka-RaceIng-<br />

Mitglied hält die Regelstudienzeit ein,<br />

auch Julian Carl nicht. Acht statt sechs Semester<br />

wird der Maschinenbaustudent für<br />

seinenBachelorbenötigen.SeineHänderu-<br />

Sponsoren liefern Bauteile –<br />

und bevorzugen Teammitglieder<br />

bei Themen für Examensarbeiten<br />

hen auf einer Batterie, so groß wie eine Mikrowelle,<br />

eingebaut im Heck des Elektrorennautos.<br />

Das Fahrzeug soll leichter werden<br />

als das 2011er Modell, das hat für Carl<br />

momentan Priorität. Sein Studium vernachlässige<br />

er dafür gerne, gibt er zu, und<br />

tätschelt liebevoll den Elektrorenner, für<br />

Zwitschernde Zwischenrufe<br />

Professor Hans-Jürgen Bucher lässt in seinen Vorlesungen Studenten per Twitter fragen – und gibt dadurch Kontrolle ab<br />

Der Trierer Medienwissenschaftler Hans-<br />

Jürgen Bucher. FOTO: OH<br />

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schenruf-Kultur“ zu etablieren, wie sie etwa<br />

im Bundestag gepflegt wird.<br />

Mit seiner Twitter-Wall, die Bucher<br />

schon seit 2009 i n seinen Vorlesungen einsetzt,<br />

ist er im Begriff, die universitäre Vorlesungskultur<br />

zu erneuern – auch wenn es<br />

bislang kaum Nachahmer in Deutschland<br />

gibt. Dabei hatte der 58-Jährige eigentlich<br />

etwas völlig anderes im Sinn: Ursprünglich<br />

hatte er vor, Deutsch- und Sportlehrer zu<br />

werden. Seine Doktorarbeit wollte Bucher<br />

in Sportwissenschaften schreiben und der<br />

Erste sein, der eine Theorie menschlichen<br />

Handelns aus der Soziologie auf den Sport<br />

anwendet. Dann erhielt er das Angebot, an<br />

der Universität Tübingen in Germanistik<br />

zu promovieren – über die Sprache in den<br />

Medien. „Ich war zwar kritischer Zeitungsleser,<br />

aber ich hatte bis dahin nie etwas mit<br />

Medien zu tun“, sagt Bucher. Von nun an<br />

schon: 1985 reichte er seine Dissertation<br />

ein. In den 90er Jahren wechselte Bucher<br />

auf die praktische Seite, wurde beim<br />

Schwäbischen TagblattzumRedakteurausgebildet,<br />

arbeitete danach als Radioreporter.<br />

„Der Kontrast zum langatmigen wissenschaftlichen<br />

Arbeiten kam mir damals<br />

Der heitere Ratgeber klärt die<br />

entscheidenden Fragen des Berggängers<br />

– vom Kauf des perfekten<br />

Schuhwerks bis zur Vermeidung<br />

von Kuhangriffen. Liebevoll<br />

gestaltete Illustrationen und übersichtliche<br />

Grafiken vervollständigen<br />

dieses Berg-Werk.<br />

denerzweiSemesterlängerstudiertalsüblich.<br />

Der ist schon fertig lackiert, schwarz<br />

mit gelb, dazu ein Dutzend weißer Aufschriftenmit<br />

den Namen bekannter Unternehmen<br />

der Branche. Das Team lebe von<br />

Sponsoren, sagt Fuchs. Die Firmen bieten<br />

Maschinen, Werkzeug und Bauteile.<br />

Gleichzeitig lernen sich Unternehmen<br />

und Studenten besser kennen, Netzwerke<br />

werden geknüpft. Vergeben die Sponsoren<br />

dann Bachelor-, Master- und Diplomarbeitsthemen,<br />

werden die Karlsruher Tüftler<br />

gegenüber Mitbewerbern bevorzugt.<br />

Im Gegenzug bekommen die Unternehmen<br />

gut ausgebildete Fachkräfte, die etwas<br />

von der Praxis verstehen. Ein Gewinn<br />

für Firmen und Absolventen, da sind sich<br />

die Studenten einig. Stolz erzählen sie<br />

dann noch von einem ehemaligen Teammitglied,<br />

der jetzt einen Hybridantrieb bei<br />

Porsche entwickelt – natürlich für einen<br />

Sportwagen.<br />

sehr entgegen.“ Dennoch wechselte er<br />

nach einigen Jahren abermals zurück in<br />

die Wissenschaft. An der Universität in<br />

Triertrater1997eineProfessurfürMedienkommunikation<br />

an.<br />

In Hörsaal 2 steht Bucher am Rednerpult,<br />

die Twitter-Wall neben ihm. Alsbald<br />

wird deutlich, dass auch die Studenten die<br />

neue Machtverteilung erkannt haben. Ob<br />

die Tweets auch angezeigt werden, wenn<br />

mansiemiteinemSchlagwortversieht und<br />

nicht wie üblich an ein eigens eingerichtetes<br />

Konto adressiert, möchte ein Student<br />

perTweet wissen.Bucher geht darauf nicht<br />

ein, wie immer bei administrativen Fragen.<br />

Ein paar Sekunden später kommt ein<br />

energisches Fragezeichen hinterher. Getuschel<br />

im Saal. Bucher macht mit seinem<br />

Stoff weiter.<br />

So ganz hat er seine Macht also doch<br />

nicht abgegeben. Und wenn nichts mehr<br />

hilft, kann er die Twitter-Wall immer noch<br />

abschalten. Einmal, sagt Bucher, habe er<br />

dassogargemacht. „EsliefennurKneipenverabredungen<br />

und Liebesbekenntnisse.<br />

DahabeichbeimProjektoreinfachdenStecker<br />

gezogen.“ KIM-BJÖRN BECKER<br />

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DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012<br />

MOBILES LEBEN<br />

Vollgas<br />

im Verbund<br />

Nach der Übernahme durch VW<br />

ist von Porsche einiges<br />

zu erwarten – zum Beispiel<br />

sieben neue Baureihen<br />

VON GEORG KACHER<br />

Porsche ist aktuell der ertragsstärkste<br />

Automobilhersteller der Welt, das ist<br />

Werk vieler Köpfe. Wendelin Wiedeking<br />

leitete den Turnaround ein, als er das<br />

Gleichteilekonzept für Boxster und 911 mit<br />

dem Rotstift in die Tat umsetzte und wenig<br />

später den Geländewagen Cayenne nachschob.<br />

Nachfolger Michael Macht zimmerte<br />

mit seinem schlanken Produktionskonzept<br />

das Gerüst für profitables Wachstum.<br />

Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer<br />

setzte Maßstäbe in Bezug auf Fahrdynamik<br />

und Effizienz. Ferdinand Piëch wachte<br />

– mal aus der Distanz und dann wieder aus<br />

unmittelbarer Nähe – über die Unternehmensstrategie,<br />

über das Produktportfolio,<br />

über die Volkswagen-Connection und über<br />

den verfreundeten Porsche-Clan. Seit dem<br />

misslungenen David-gegen-Goliath-Aufstand<br />

regieren in Zuffenhausen bewährte<br />

Netzwerker des neuen Mehrheitsaktionärs.DerdurchausauchalsVisionärbegabte<br />

Vorstandsvorsitzende Matthias Müller<br />

ist im Konzern verdrahtet wie kaum ein<br />

Zweiter, der neue Entwicklungschef Wolfgang<br />

Hatz absolviert in Weissach die Reifeprüfungvom<br />

Motorenspezialistenzum Gesamtfahrzeug-Profi,<br />

der für Vertrieb und<br />

Marketing zuständige Bernhard Maier<br />

schafft Absatzrekorde in Folge.<br />

Die aktuelle Modellpalette entstand<br />

nochunterWolfgangDürheimer. Derinzwischen<br />

über Bentley/Bugatti zu Audi umgeleiteteVordenkerhatBoxsterund911eineigenständigeres<br />

Profil gegeben, den Cayenneaufgehübscht,denCayman-Nachfol-<br />

ger (Debüt im November) auf den Weg gebracht,demeherunförmigenPanameratadellose<br />

Fahreigenschaften anerzogen und<br />

mit dem 918 Spyder Hybrid ein erstes grünes<br />

Ausrufezeichen gesetzt, das 2013 auf<br />

den Markt kommen wird. Unter Matthias<br />

Müller soll dieses Erbe nun konsolidiert<br />

und ausgebaut werden. Den ersten Schritt<br />

macht man mit dem kleinen Cayenne, der<br />

Macan heißt und ab dem nächsten Jahr bei<br />

Porsche in Leipzig produziert wird. Der<br />

SUV ist ein neu eingekleideter Audi Q5, der<br />

mit mehr Leistung und mehr Prestige gegenX3,GLKundEvoqueantretensoll.Kleiner<br />

Einsatz, große Wirkung. So entstehen<br />

Synergieeffekte, aus denen schon bald ein<br />

Macan Coupé entstehen könnte.<br />

Porsche und Audi – eine Beziehung zwischenproduktiverNäheundoffenerRivali-<br />

tät. Die Nähe entsteht aus der Notwendigkeit<br />

zur Kooperation. Porsche hätte zwar<br />

für die großen Geländewagen (Audi Q7, VW<br />

Touareg,Cayenne,BentleyFalcon,Lamborghini<br />

Urus) ein SUV-Derivat des hauseigenen<br />

modularen Standardantrieb-Baukastens<br />

MSB parat gehabt, doch nach kurzer<br />

Diskussion einigte man sich auf die Hochboden-Architektur<br />

des von Audi verantworteten<br />

modularen Längsbaukastens<br />

MLBevo.Im Gegenzug darfPorsche füralle<br />

Sportwagen, die im Konzernverbund entstehen,<br />

das Konzept entwickeln.<br />

Ausnahmen bestätigen die Regel: Der<br />

Nachfolger des Audi R8 und die weitgehend<br />

baugleiche Neuauflage des Lamborghini<br />

Gallardo sind ein Sonderfall, der<br />

schon vor dem Zusammenschluss definiert<br />

wurde. Die Zuständigkeit dieses mo-<br />

dularen Sportwagen-Systems MSS liegt in<br />

Ingolstadt, doch bereits im nächsten Zyklus<br />

dürften die beiden Mittelmotor-Boliden<br />

aus Bayern nach Baden-Württemberg<br />

übersiedeln.<br />

MMBheißtdermodularePorscheMittelmotor-Baukasten,<br />

in den eines Tages auch<br />

derHeckmotor-Elferintegriertwird.Theoretisch<br />

funktioniert MMB vom kleinen VW<br />

Roadster bis zum mächtigen Lamborghini<br />

Aventador mit V12-Triebwerk, doch ohne<br />

ein Aufsplitten in zwei oder drei Gewichtsklassen<br />

ist eine derart breit gefächerte Modularität<br />

kaum darstellbar. Außerdem<br />

stellt sich hier erneut die Frage, ob es nicht<br />

sinnvoll wäre, die Marken Porsche, Lamborghini,<br />

Bentley und Bugatti in einer eigenständigen<br />

Luxuswagen-Gruppe unter<br />

Stuttgarter Führung zusammenzufassen.<br />

Der Nächste, bitte: Mit dem Macan eröffnet Porsche den Reigen der Neuerscheinungen um den Klassiker 911 (oben). Basis des<br />

Macan ist der Audi Q5 – so entstehen Synergieeffekte, aus denen schon bald auch ein Macan Coupé entstehen könnte.<br />

Die Plastikschlucker<br />

Der Mann hat sich ein hohes Ziel gesetzt:<br />

Günther Bonin, 56, will die Weltmeere vom<br />

Plastik befreien. Und er weiß auch schon,<br />

wie.SeineVisionerklärterineinemMünchner<br />

Café mit kurzen, präzisen Worten. Und<br />

tatsächlich wäre die Idee so einfach wie genial<br />

– wenn sie sich umsetzen lässt.<br />

Bonin ist Inhaber einer IT-Firma und<br />

passionierter Segler. Als solcher stört ihn<br />

schon lange, was er während seiner Törns<br />

allesindenMeerentreibensah. 250 Millionen<br />

Tonnen Kunststoffprodukte werden<br />

weltweit pro Jahr produziert, Schätzungen<br />

zufolge landen 80 Prozent davon in Bächen,<br />

Flüssen – und am Ende im Meer. Im<br />

Pazifik treibt ein Müllteppich, so groß wie<br />

Mitteleuropa. Doch das Problem ist weit<br />

mehralsnur einkosmetisches:InderNordsee<br />

untersuchten Forscher in den Jahren<br />

2003 bis 2007 den Inhalt der Mägen von<br />

1300 Eissturmvögeln. Nur fünf Prozent<br />

hatten kein Plastik im Magen. Die gefährli-<br />

chen Inhaltsstoffe im Plastik finden ihren<br />

Weg in die Nahrungskette und landen über<br />

Vögel und Fische, die Plastik fressen, irgendwann<br />

auf unserem Teller. Unteranderem<br />

könnensieKrebsverursachenoderdie<br />

Fruchtbarkeit einschränken.<br />

Bonin wollte es nicht bei der bloßen Empörung<br />

belassen. Sein Projekt der „maritimen<br />

Müllabfuhr“, wie er es nennt, gliedert<br />

sich in mehrere Stufen: In einem ersten<br />

SchrittwillerdenPlastikmüllaufdenMeeren<br />

sammeln, sortieren, zerkleinern. Das<br />

soll mit unterschiedlichen Geräten erfolgen:<br />

„Wir fischen den Plastikmüll aus dem<br />

Wasser – je nach Gewässer mit Seehamster,<br />

Seekuh, Farmer oder Tanker.“ So<br />

nenntBonindieunterschiedlichen Plastikschlucker.<br />

EinPrototyp istbereits fertiggestellt.<br />

Er sieht aus wie ein kleiner Katamaran.„DreiMillionenFischergibtesinEuropa“,<br />

sagt Bonin. Jeder von ihnen könnte<br />

nach seiner Vorstellung einen Seehamster<br />

Das MMB-Thema wird vermutlich erstmals<br />

2016 ein greifbares Ergebnis zeitigen.<br />

Die Rede ist vom Porsche 960 Coupé, einemSupersportwagen,derineinemAtemzug<br />

mit dem 959 und dem Carrera GT genanntwerdendarfundnichtnurdenFerrari458Italia<br />

im Visier hat, sondernauchden<br />

für 2013 erwarteten Enzo-Nachfolger. Porsche<br />

besinnt sich hier auf seine traditionellen<br />

Stärken: Leichtbau bis ins kleinste Detail,Top-Aerodynamik,überlegeneFahreigenschaften,<br />

maximale Effizienz, absolute<br />

Alltagstauglichkeit. Dabei bleibt man dem<br />

Sechszylinder-Boxertreu–allerdingsineiner<br />

komplett neu entwickelten, verschärften<br />

Ausprägung. Der Sechser wiegt weniger,brauchtwenigerundistkleiner.AußerdemhilftdieBoxer-Bauweise,denSchwerpunkt<br />

deutlich abzusenken. Ein neues<br />

unten am Schiff anbringen und während<br />

der Fangfahrten gleichzeitig Müll einsammeln.<br />

Je nach Menge würden sie dafür bezahlt.<br />

Seekühe dagegen könnten vollautomatisch<br />

mit Wind- und Sonnenenergie in<br />

denMüllteppichenumherfahren undPlastik<br />

einsammeln. „Nach der Rückkehr geht<br />

der Müll in der ersten Phase an die Anrainerstaaten,<br />

die Trennung und das RecyclingerfolgtanLand“,schildertBonin.Ineiner<br />

späteren Phase soll das gesammelte<br />

Plastik an Bord von Tankern in Öl rückverwandelt<br />

werden. „Aus einer Tonne Plastik<br />

lassen sich 800 Liter Öl rückgewinnen“,<br />

sagt Bonin. Es sei eine „unvergleichliche<br />

Verschwendung“, diesen knapper werdenden<br />

Rohstoff nicht wieder in den Produktionskreislauf<br />

zurückfließen zu lassen.<br />

Was sich wie die Utopie eines Idealisten<br />

anhört,nimmtmittlerweileFormenan.BoninhateinenPartnergewonnen,denUnternehmensberater<br />

Helmut Paulus, mit dem<br />

Brennverfahren, eine fortschrittliche Aufladetechnik<br />

sowie eine radikal innovative<br />

Ansaug- und Abgasanlage sollen Leistung,<br />

Verbrauch und Fahrbarkeit optimieren.<br />

Mit etwa 600 PS aus 3,8 Liter Hubraum<br />

dürftedasMittelmotor-Leichtgewichtbestens<br />

gerüstet sein für die Ferrari-Frage.<br />

Ursprünglich sollte der MMB-Ersteinsatz<br />

jenem preisgünstigen VW-Roadster<br />

auf die Sprünge helfen, der aus dem Blue-<br />

Sport-Konzept entstanden war. Doch immer<br />

wieder scheiterte das Projekt an den<br />

Kosten, den zu geringen Stückzahlen und<br />

dem kaum verhohlenen Desinteresse von<br />

Audi, wo man sich an dem Projekt nicht beteiligenwill.PorschekönntedenMittelmotor-Sportwagen<br />

zwar auch im Alleingang<br />

stemmen, doch inzwischen genießt der<br />

Zweisitzer nur mehr dritte Priorität. Der<br />

Grund: Die Mannschaft unter Wolfgang<br />

Hatzarbeitet schon jetzt anderKapazitätsgrenze,<br />

der kompakte Roadster zahlt in die<br />

Marke weniger ein als andere mögliche<br />

Neuzugänge,dieMargesteht invergleichsweise<br />

ungünstiger Relation zum Aufwand,<br />

Produktion und Vertrieb wären mit einem<br />

zeitnahen Startschuss wohl überfordert.<br />

Der Porsche 551, der als Coupé und als<br />

Roadster geplant war und für den speziell<br />

ein kleiner 1,6-Liter-Turbo-Boxermotor<br />

entwickelt werden sollte, ist zwar nicht<br />

mausetot, aber er liegt auf Eis. Mit dem Beginn<br />

der Auftauphase rechnen selbst Optimisten<br />

kaum vor 2017.<br />

Im Frühjahr 2013 startet der vor allem<br />

an Bug und Heck modifizierte Panamera.<br />

Außerdem wird es – in erster Linie für den<br />

Export–eineLuxusausführungmit verlängertemRadstandgeben.SchonaufdemPariser<br />

Salon im September will Porsche mit<br />

dem Panamera-Shooting-Brake-Konzept<br />

die Akzeptanz einer weiteren Variante testen.<br />

Vermutlich steht bereits auf der IAA<br />

2015 der völlig neue Panamera II, der viel<br />

gefälliger, geringfügig kompakter und<br />

deutlich leichter ausfallen soll. Von diesem<br />

Modelldürfen wirunsnebendemShooting<br />

BrakeaucheinviersitzigesCabrioundmöglicherweisesogareingroßesCoupévorstellen<br />

– der 928 lässt schön grüßen. Den technischen<br />

Unterbau hat Porsche in Rekordzeit<br />

entwickelt. Auch hier handelt es sich<br />

wieder um einen Baukasten, der trotz Allrad-Optionaufdas<br />

KürzelMSB(Modularer<br />

Standard-Antrieb) hört. Die neue Front-<br />

Mittelmotor-Architektur glänzt mit idealer<br />

Achslastverteilung, intelligentem<br />

Leichtbau-Materialmix, hoher Steifigkeit<br />

und sparsameren Motoren.<br />

MSB dient nicht nur als Genspender für<br />

den Panamera II, sondern auch als neue<br />

Heimat für die Bentley-Modelle Continental(GT,GTC,FlyingSpur)undMulsannesowie<br />

für den von Startschwierigkeiten ge-<br />

plagten Bugatti Galibier. Darüber hinaus<br />

denktPorsche über ein kleineres Frontmotor-FahrzeugaufMSB-BasismitdemCodenamen<br />

Pajun (Panamera Junior) nach, das<br />

Mitte 2017 in Serie gehen könnte. Der Pajun<br />

hat ungefähr E-Klasse-Format, ist<br />

schwerpunktmäßig mit V6-Motoren bestückt<br />

und wäre am Ende in verschiedenen<br />

Ausprägungen verfügbar. Den Anfang<br />

macht dem Vernehmen nach ein viertüriges<br />

Coupé, dem ein Shooting Brake und ein<br />

noch nicht näher definierter Zweitürer folgensollen.FürdieMSB-Familie,fürdenCayenne<br />

sowie für die Spitzenprodukte von<br />

Audi, Bentley, Lamborghini und VW bereitetPorschederzeitdensogenanntenmodularen<br />

V-Motorenbaukasten vor. Das dem<br />

Downsizing verpflichtete Triebwerkskonzept<br />

macht zwar einen vorläufigen Bogen<br />

um Exoten wie den Lambo V12 und den<br />

W12 des A8, aber es definiert die neuen, bis<br />

zu 500 PS starken aufgeladenen V6-Benziner<br />

sowie die davon abgeleiteten Biturbo-<br />

Achtzylinder mit bis zu 600 PS.<br />

Auf Dauer darf man von einer<br />

Annäherung zwischen<br />

Porsche und Audi ausgehen<br />

Obwohl die MSB-Matrix im Prinzip<br />

auch für die Audi-Modelle A6/A7A8 und<br />

für den VW Phaeton geeignet wäre, werden<br />

solche Gedanken im sonst so synergiefreudigen<br />

VW-Konzern nur hinter vorgehaltener<br />

Hand diskutiert. Offenbar soll die PositionvonAudials<br />

bislangprofitabelste Marke<br />

nicht dadurch geschwächt werden, dass<br />

man sie ins gleiche konzeptionelle Korsett<br />

schnürt wie Porsche und Bentley. Ohnehin<br />

sind die technischen Grundpositionen nur<br />

schwer miteinander vereinbar, denn während<br />

Audi vom Frontantrieb zum Quattro<br />

kam, ist der Porsche-Allradantrieb eine<br />

Evolution des Hinterradantriebs. Bei der<br />

nächsten Generation des A8 (2016) sind die<br />

Würfel für einen Audi-Alleingang gefallen,<br />

doch langfristig darf man von einer Annäherung<br />

zwischen beiden Marken ausgehen,<br />

denn gerade in der Oberklasse kann<br />

sich wegen der kleinen Stückzahlen und<br />

dem hohen Aufwand kein Unternehmen<br />

auf Dauer Parallelentwicklungen leisten.<br />

Wieesgehenkönnte,lässtdiedritteAuflage<br />

des Cayenne erahnen, die 2017 vorgestelltwerdensoll.HierbietetAudialsfederführender<br />

Entwickler erstmals zwei Radstände<br />

an. Dazu kommen unterschiedliche<br />

Karossen – Porsche plant beispielsweise<br />

einCayenneCoupéundeinnochsportlicheres<br />

Grundmodell mit besonders kurzem<br />

vorderem Überhang. Keine Frage: Fast alles<br />

ist möglich im gespannten Dreieck zwischen<br />

Wolfsburg, Stuttgart und Ingolstadt.<br />

Am Anfang steht eine Vision – wie zwei engagierte Segler die Weltmeere von den Müllteppichen und den darin enthaltenen Giften befreien wollen<br />

Strandgut: In den Ozeanen und an den<br />

Stränden sammelt sich der Müll. FOTO: OEOO<br />

zusammen er den Vorstand des bereits als<br />

gemeinnützig anerkannten Vereins „One<br />

Earth, One Ocean“ (OEOO) bildet. Die Zentrale<br />

des Vereins sitzt im Garchinger Gründerzentrum<br />

Gate. Mehr als 100 Unterstützer<br />

haben die beiden schon um sich geschart,<br />

die von dem Projekt begeistert sind<br />

und es in unterschiedlicher Weise unterstützen.<br />

Der prominenteste unter ihnen<br />

dürfte Thomas Hahn sein, der bei BMW<br />

Oracle das Siegerschiff des America’s Cup<br />

mitkonstruierte. Hahn hilft bei der Entwicklung<br />

der Müllschlucker. Finanzieren<br />

sollsichdasProjektimIdealfall ausdenErlösen<br />

aus dem Recycling des gesammelten<br />

Materials und vorerst mit der Unterstützung<br />

von Sponsoren. „Die Zeit ist reif für<br />

dieses Thema“, sagt Helmut Paulus, „das<br />

merken wir in unseren Gesprächen mit potenziellen<br />

Unterstützern deutlich.“ Der<br />

Grund dafür liegt seiner Meinung nach<br />

zumeinenin dersichimmermehrmanifes-<br />

Über die Alpen<br />

Sechs Betrachtungen, wie die schönsten<br />

Berge Europas zu überwinden sind 32<br />

UNTERWEGS<br />

No Isuzu,<br />

nirgendwo<br />

Ein kurzes, heftiges Knirschen,<br />

dann ging nichts<br />

mehr. Das Beifahrerseitenfenster<br />

des Isuzu-Pick-ups<br />

mit der Wohnkabine auf<br />

derLadeflächewarfestgefressen,aufhalber<br />

Höhe, also je nach Gemütslage halb<br />

zu oder halb offen. Und das in einer GegendFrankreichs,inderaufdenRaststätten<br />

mit großen Lettern gewarnt wird,<br />

seinFahrzeugnichtaus denAugenzulassen.<br />

Und noch 100 Kilometer bis Lyon.<br />

Der junge Mann an der Rezeption<br />

sprach, Europa wächst ja zusammen,<br />

englisch. Es gebe, sagte er, gleich ums<br />

Eck eine große Garage. Also aufgesessen.<br />

Das Mädchen war sehr freundlich.<br />

Nein, einen solchen Wagen könne man<br />

nichtreparieren.ImNetzaberhabesieeine<br />

Isuzu-Werkstätte gefunden, etwa<br />

30 KilometeraußerhalbderStadt.Sienotierte<br />

die Adresse. DankNavi war das Ziel<br />

leicht zu finden, allerdings war weit und<br />

breit keine Autowerkstätte, nur eine für<br />

schweres Gartengerät. Wo Isuzu? Garage?<br />

Autokaputt. NoIsuzu.Ölverschmierte<br />

Hände zeichnen auf Papier Straßen,<br />

Dörfer, Kreuzungen. Also aufgesessen.<br />

Die Landschaft ist herrlich, sattes<br />

Grün. Da! Ein riesiges Reklameschild:<br />

Isuzu.Dazu einzweites Wort: Camion.Es<br />

bedeutet Lastwagen. Das sagte auch der<br />

Mechaniker, auf Englisch. Ein Pick-up<br />

ist kein Lastwagen. Das ist Ansichtssache.<br />

Er notiert auf den Zettel eine Adresse.<br />

„Isuzu, Pick-up, Garage. Twentyfive<br />

Kilometer.“ Aha. Aufgesessen, Navi ein.<br />

Die Landschaft: sattes Grün. Das Navi<br />

sagt: links. EinFeldweg,es geht sehr steil<br />

bergauf. Dann sehr steil abwärts. Sattes<br />

Grün. Navi spricht: Sie haben ihr Ziel erreicht.<br />

Was? Ziel? Ein Schrottplatz. Isuzu?Garage?Hier?Dablinkthinteraufgetürmten<br />

Tertiär-Karossen etwas Weißes:<br />

ein Pick-up, ein Isuzu-Pick-up.<br />

Es gibt ein Büro hier. Und eine Bürochefin.<br />

Und einen Mechaniker. Der<br />

schraubtfröhlichanderBeifahrertürherum,<br />

macht dies, macht jenes, drückt auf<br />

denSchalter.DasFenstergeht.DiePatronin<br />

schreibt was auf einen Zettel. „15 Euro.“<br />

Kann nicht sein, dafür steht in<br />

Deutschland ein Mechaniker nicht mal<br />

vom Stuhl auf. 15 Euro! Ach, Europa,<br />

wachse zusammen! Merci, au revoir!<br />

Schön war es hier. KARL FORSTER<br />

tierenden Haltung, dass Firmen, die Plastikmüll<br />

produzieren, auch die Verantwortung<br />

dafür übernehmen müssen. Zum anderenaberauchdaran,dassdasPlastikproblem<br />

ein sehr offensichtliches ist – und Erfolge<br />

ebenso leicht zu erkennen wären.<br />

„Die Reinigungder Gewässer istim GegensatzzuderdauerhaftenUmweltverschmutzung<br />

durch Radioaktivität oder der Erderwärmung<br />

durch Kohlendioxid noch möglich,<br />

und die Ergebnisse wären durch den<br />

gesammelten Müll sofort sichtbar und damitvielgreifbarerfürdenEinzelnen.“Warum<br />

widmen er und Paulus mittlerweile einen<br />

Großteil ihrer Zeit ihrem Plastikprojekt?„WeilwirdurchdieRahmenbedingungen<br />

in Deutschland privilegiert sind. Wer,<br />

wennnicht wir,muss sich eine Lösungausdenken<br />

für derlei Probleme?“ Irgendjemand,<br />

sagt Paulus, muss einfach mal anfangen.<br />

BIRGIT LUTZ<br />

R www.oneearth-oneocean.com


30 MOBILES LEBEN Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

MARKEN & MODELLE<br />

Die Zeiten, als Tausende Gastarbeiter<br />

sich in den Werksferien mit Kind und<br />

Kegel in alte Ford Transit setzten und<br />

Richtung Heimat schaukelten, sind<br />

längst vorbei. Gerade präsentieren die<br />

Kölner Autobauer den neuesten Jahrgang<br />

der leichten Nutzfahrzeuge. Transit<br />

Custom und Tourneo Custom (Foto)<br />

heißen die beiden Modelle, leicht zu<br />

erkennen am Zeitgeist-Design mit Riesenkühler,<br />

Keilform und betonten Radläufen.<br />

Den Tourneo gibt es als Acht-<br />

oder Neunsitzer, sowie mit kurzem und<br />

mit langem Radstand, der Transit bietet<br />

ebenfalls zwei Radstände, es gibt ihn als<br />

Kastenwagen oder als Kombi. Zur komfortablen<br />

Personenbeförderung soll vor<br />

allem der Tourneo dienen, mit entsprechend<br />

ausgestattetem Innenraum und<br />

einem 2,2-Liter-Diesel in drei Leistungsstufen<br />

von 100, 125 oder 155 PS. Die<br />

Preise stehen noch nicht fest.<br />

Auch VW kümmert sich um seine Nutzfahrzeuge,<br />

allerdings nur in Form neuer<br />

Antriebe. Mit zwei neuen Motorvarianten<br />

geht die T-Reihe (Transporter, Caravelle,<br />

Multivan und California) ins<br />

nächste Modelljahr. Die sparsamere<br />

BlueMotion-Technologie ist mit dem<br />

103 kW (140 PS) starken TDI jetzt für<br />

zwei weitere Getriebevarianten verfügbar.<br />

Neu ist auch der 2.0 TSI mit 110 kW<br />

(150 PS). Die Nettopreise beginnen für<br />

den Kastenwagen mit 27 450 Euro.<br />

Chaos in Rüsselsheim, bei Opel hat<br />

offenbar der finale Countdown begonnen.<br />

Damit rückt auch die Präsentation<br />

des neuesten Kleinwagenmodells in<br />

den Schatten. Wer auf die Idee verfiel,<br />

den „Lifestyle-Stadtflitzer“ (Pressetext<br />

Opel) ausgerechnet Adam zu nennen,<br />

bleibt das Geheimnis seiner Macher. In<br />

Zahlen lässt sich der Mini jedenfalls so<br />

beschreiben: 3,70 Meter Länge, zwei<br />

Türen und vier Sitze, drei Benzinmotoren<br />

mit 70, 87 und 100 PS zur Auswahl,<br />

geschaltet wird mit manuellem Fünfganggetriebe.<br />

Außerdem soll sich<br />

Adam, technisch ein geschrumpfter<br />

Corsa, mit allerlei Ausstattungswelten<br />

ganz an den individuellen Geschmack<br />

anpassen lassen – bis hin zum<br />

LED–Sternenhimmel. Und weil heute<br />

nicht mal mehr das kleinste Auto ohne<br />

Infotainment auskommt, wird es auch<br />

das geben, ebenso wie diverse Assistenten,<br />

beispielsweise zum automatischen<br />

Einparken oder einen Toter-Winkel-<br />

Warner. Ebenfalls vom Corsa stammt<br />

das Fahrwerk mit McPherson-Radaufhängung<br />

vorn und Torsionslenker-<br />

Hinterachse, die Räder sind zwischen<br />

16 und 18 Zoll groß, ESP ist serienmäßig.<br />

Die Preise sind noch nicht bekannt.<br />

Dass ausgerechnet das nach dem<br />

Firmengründer benannte Modell das<br />

letzte sein könnte, das unter dem Markennamen<br />

Opel im Januar 2013 auf den<br />

Markt kommt, könnte die traurige Pointe<br />

sein. JRE<br />

Waskann schönersein:NaturundAutomobilität<br />

in stiller Harmonie. Man darf das ruhig<br />

wörtlich nehmen, denn zum dritten<br />

Mal in Folge in ihrer fünfzehnjährigen GeschichtehabendieOrganisatorenderOldtimer-Ausfahrt<br />

Silvretta Classic Elektroautosins<br />

Feldgemischt. Ein Beitrag desguten<br />

Gewissens. Zwischen Montafon und ArlbergistmandurchTraumlandschaftenunterwegs<br />

– ganz ohne das Röhren der VerbrennerundohnedengiftigenAbgas-Cocktail<br />

aus Blei, Benzol und Öl.<br />

28 Teams gingen bei der sogenannten<br />

Silvretta E-Auto an den Start, um drei Tage<br />

lang die Alltagsfähigkeit der Stromer unter<br />

Beweis zu stellen. Noch stecken zum größten<br />

Teil die Hersteller dahinter. Volkswagen<br />

war mit mehreren Golf-e-Motion dabei.<br />

Es sind Versuchsträger für den E-Golf,<br />

der Ende 2013 auf den Markt kommt. Gleiches<br />

gilt für BMW. Ein Einser-Coupé Active<br />

E trägt die Technik des Karbonautos i3,<br />

das ebenfalls ab Ende nächsten Jahres verkauft<br />

werden soll. Audi übte das Stromern<br />

mit dem A1 E-tron, Opel stellte sich dem<br />

Wettbewerb mit zwei Ampera, und Mercedes<br />

rollte gleich mit einer ganzen Armada<br />

an alternativen Antrieben an den Arlberg:<br />

SLS AMG E-Cell, zwei A-Klasse E-Cell,<br />

Der Computer hat das Wort<br />

Weil sie von ihren Smartphones gewöhnt sind, ständig online zu sein, wollen viele Nutzer auch im Auto nicht mehr auf das Internet verzichten.<br />

Als erster Hersteller ermöglicht es nun BMW, während der Fahrt E-Mails und SMS abzuhören und per Diktierfunktion auch zu beantworten<br />

VON HELMUT MARTIN-JUNG<br />

Die Revolution fand 2007 statt. Damals<br />

machte Apple mit dem iPhone<br />

das mobile Internet auf einen<br />

Schlag massentauglich. Möglich wurde<br />

das, weil das Bedienkonzept über den Berührungsbildschirmerstaunlichgutfunktionierte.<br />

Kurz darauf kam auch noch die<br />

IdeemitdenAppsdazu–undvonda anwar<br />

endgültig nichts mehr wie zuvor. Der Siegeszug<br />

der Smartphones verlief derart<br />

schnell, dass auch die Autobauer unter<br />

Druck gerieten. Besonders die Premiumhersteller<br />

mussten lernen, dass die kommunikativenundmultimedialenFähigkeiten<br />

ihrer Autos für die Kunden ein wichtiges<br />

Kaufkriterium sind. Ging es früher um<br />

ABS und ESP, schauen die Käufer heute auf<br />

Facebook, Twitter und Co.<br />

Als erster Hersteller weltweit bietet<br />

BMW nun im neuen Siebener und Dreier<br />

Touring eine Zusatzausstattung an, mit<br />

der sich E-Mails und Kurznachrichten<br />

(SMS) während der Fahrt diktieren lassen.<br />

BMW arbeitet dazu mit dem Sprachspezialisten<br />

Nuance zusammen, der auch hinter<br />

der PC-Spracherkennungssoftware Dragon<br />

Dictation steht und an Apples digitaler<br />

In einem Rechenzentrum<br />

werden die Audiodaten<br />

in Text umgewandelt<br />

Assistenzfunktion Siri für das iPhone 4s<br />

mitgearbeitet hat. Wie beim iPhone werden<br />

im Auto die Sprachinformationen zunächst<br />

in ein Rechenzentrum gesendet:<br />

„Wir müssen die Audiodaten aus dem Auto<br />

übertragen auf die Server unseres Partners“,<br />

sagt Christian Süß, der bei BMW das<br />

Projekt Sprachdialogsysteme leitet. Für<br />

die Datenübermittlung wird dabei eine im<br />

Fahrzeug verbaute SIM-Karte genutzt.<br />

Auf den Servern von Nuance steht nicht<br />

nur mehr Rechenpower zur Verfügung, die<br />

manunbedingtbraucht,umSpracheunabhängig<br />

von einem vorher erfassten Sprecher<br />

zu trainieren. Dort wird auch gespeichert,<br />

wenn ein Fahrer Korrekturen am erfasstenText<br />

vornimmt, damit das entsprechende<br />

Wort beim nächsten Mal richtig erkannt<br />

wird. Ist die Audiodatei schließlich<br />

bearbeitet, schickt Nuance den Text zurück<br />

ins Auto. Bei einer guten Verbindung<br />

dauert dies nur wenige Sekunden, diktiert<br />

werden kann etwa zwei Minuten lang am<br />

Stück. Damit die Sache mit Mails und SMS<br />

funktioniert, braucht der Fahrer aber auch<br />

ein Handy, das Mails und SMS über den<br />

Im Detail verfeinert<br />

Audi macht den Q5 bereit für den zweiten Lebenszyklus. Weniger Verbrauch steht im Mittelpunkt<br />

Der Q5 zählt zu den absoluten Erfolgsmodellen<br />

von Audi: Bestseller in Europa, Bestseller<br />

in China und – hauchdünn hinter<br />

dem BMW X3 – Platz zwei in den USA. Allein<br />

voriges Jahr konnte Audi von seinem<br />

kompakten SUV mehr als 170 000 Einhei-<br />

zwei B-Klasse mit Brennstoffzelle (F-Cell)<br />

sowiezweiSmartFortwoE-Drivederjüngsten<br />

Generation, wie sie seit wenigen Wochen<br />

als erstes Elektroauto eines deutschen<br />

Herstellers zu kaufen sind.<br />

Zu kämpfen haben die E-Autos auf der<br />

Silvretta-Rallye vor allem mit den Steigungen.<br />

Das geringste Problem ist die Leistung.<br />

Sie reicht dicke, zudem begeistern<br />

E-Motoren durch ihr hohes Anfahrmoment.<br />

Die Bergauffahrten aber fressen<br />

Strom. Dann saugen Elektromotoren den<br />

Akku schneller leer als ein Kind eine Limonadenflasche.<br />

„Um den Smart E-Drive beispielsweise<br />

auf 1000 Höhenmeter zu bringen,<br />

sind etwa drei kWh an elektrischer<br />

Energie nötig, ein Sechstel seiner gesamten<br />

Batteriekapazität“, verrät der Leiter<br />

der E-Mobility bei Daimler, Harald Kröger,<br />

der als Kopilot des Chronisten das Roadbook<br />

liest. Die Belohnung winkt am Gipfel.<br />

Ein Großteil des verbrauchten Stroms<br />

kann auf der Talfahrt wieder zurückgeholt<br />

werden. Denn während bei konventionellenAutosaufdenGefällstreckendieSchubenergie<br />

in Form von Wärme an den Bremsen<br />

verpufft, laufen E-Mobile hier zur<br />

Höchstformauf.Der Elektromotorarbeitet<br />

nun als Generator, erzeugt Strom und füllt<br />

ten verkaufen, davon 22 000 in Deutschland.<br />

Eigentlich zu früh, um über einen<br />

Nachfolger zu reden, der nicht vor 2015 zu<br />

erwarten ist. Um die Baureihe bis dahin auf<br />

der Höhe der Zeit zu halten, kommt der Q5<br />

zum September in den Genuss einer Mo-<br />

Frisch aus der Retusche: Dass der Q5 überarbeitet wurde, sieht man auch auf den zweiten<br />

Blick kaum. Was die Motoren angeht, hat sich mehr getan als im Design.<br />

Runter kommen sie immer<br />

Raum-Fahrt: Realistisch dargestellte Gebäude (oben) sollen Autofahrern die Orientierung erleichtern, wer will, kann sich auch<br />

Informationen vorlesen lassen, zum Beispiel über die Wetteraussichten am Zielort oder wo es in der Nähe eine Apotheke gibt.<br />

die Akkus. Das funktionierte auf manchen<br />

Alpenetappen so gut, dass die mechanischeBremsefastniebenutztwerdenmusste<br />

und unten im Tal der Bordcomputer bis<br />

zu 25 Kilometer mehr Reichweite anzeigte<br />

dellpflege, Audi selbst nennt es kurz PA,<br />

Produktaufwertung.EinpaaräußereRetuschen,<br />

kleine Veränderungen im Cockpit,<br />

überarbeitete Antriebe – fertig. Leicht geändert<br />

wurden Grill, Front- und Heckschürze<br />

sowie die Rückleuchten. Am deutlichsten<br />

zu erkennen ist der Neue am umlaufenden<br />

LED-Tagfahrlicht. Allerdings<br />

muss man dazu das Xenon-Plus-Licht bestellt<br />

haben. Innen verbessern ein paar<br />

neue Materialen, darunter ein elegantes,<br />

schwarz gefärbtes Holz mit Aluminium<br />

(„Nadelstreifen-Look“) das ohnehin schon<br />

edle Ambiente. Die Verarbeitungsqualität<br />

bleibt exzellent und das Maß aller Dinge.<br />

Die Konkurrenz weiß das am besten.<br />

Den Abstand zum Vordermann regelte<br />

im Q5 zwar zuvor schon eine Elektronik,<br />

doch jetzt arbeitet das System auch bei unter<br />

30 km/h und bremst im Notfall selbst<br />

biszumStillstand.UnddaderQ5nunmiteiner<br />

elektronischen Lenkung ausgestattet<br />

ist,konntendieEntwicklerauchbeimebenfalls<br />

optionalen Spurhalteassistenten eine<br />

Verbesserung einbauen. Wird die Straßenmarkierung<br />

überfahren, greift dezent,<br />

aber spürbar der Computer ins Lenkrad.<br />

DenFokuslegtendieIngenieureabervoral-<br />

Die Silvretta Classic für Elektroautos vermittelt ein ganz besonderes Naturerlebnis. Vor allem bergab geht’s hurtig voran<br />

als oben auf dem Pass – trotz einer zehn Kilometer<br />

langen Abfahrt. „Wir können je<br />

nachStreckenprofildiesonstüblicheReichweite<br />

des Smart E-Drive von 145 auf bis zu<br />

190 Kilometer ausdehnen“, sagt Chef-Ent-<br />

Gipfeltreffen: Die grüne Flotte von Mercedes auf der Silvretta Classic für E-Autos –<br />

Smart E-Drive, B-Klasse F-Cell, SLS AMG E-Cell, und A-Klasse E-Cell (von links).<br />

lemauf mehrEffizienz.Am stärkstenüberarbeitet<br />

wurde der Zweiliter-Benziner<br />

TFSI, der jetzt 225 PS leistet und nur noch<br />

7,6 Liter verbrauchen soll. Durchschnittlich<br />

verringerte man den Durst der Antriebe<br />

um 15 Prozent. Sämtliche Antriebe haben<br />

Start-Stopp. Die meist gewählte Motorisierung<br />

in Europa bleibt mit 45 Prozent<br />

der 177 PS starke Zweiliter-Diesel. Neues<br />

Q5-Topmodell wird ab Frühjahr 2013 der<br />

SQ5TDI,womiterstmalsbeidenIngolstädtern<br />

ein Selbstzünder unter der Haube einer<br />

S-Version arbeitet. Der 313 PS starke<br />

Biturbo-V6 entwickelt 650 Newtonmeter<br />

Drehmoment und beschleunigt in 5,1 Sekundenauf100<br />

km/h. Audi gibt den Normverbrauch<br />

mit 7,2 Litern an und bezeichnet<br />

den Charakter des Über-Q5, der mit künstlich<br />

erzeugtem Sound zu Werke geht mit<br />

„kultivierter Sportlichkeit“ – nicht übertrieben,<br />

zeigte eine erste Testfahrt.<br />

Der SQ5 TDI kostet 58 500 Euro, Einstiegstarif<br />

bleibt der 143-PS-Diesel mit<br />

Handschalter und Frontantrieb für 35 200<br />

Euro. Alleanderen Modellehaben Quattro-<br />

Antrieb. Der Q5 Hybrid für 53 900 Euro soll<br />

vor allem in den USA und in China reüssieren.<br />

MICHAEL SPECHT<br />

wickler Jürgen Schenk. Schade, dass es<br />

nicht immer abwärts geht.<br />

Wie wunderbar sich die B-Klasse F-Cell<br />

bewegen lässt, zeigte sich am zweiten Tag<br />

der Silvretta. Fahrspaß auf die saubere Art.<br />

Besser und geschmeidiger als jeder vergleichbar<br />

starke Benziner oder Diesel beschleunigtdie136PSstarkeFamilienschaukel,<br />

bleibt dabei nahezu lautlos und emittiert<br />

außer Wasserdampf keinerlei Abgase.<br />

EineRallyederRuhe,dieeinemdieparadiesische<br />

Landschaft im Montafon und die<br />

teils unberührte Schönheit Vorarlbergs sogar<br />

noch reiner ins Cockpit schickt als dies<br />

in vielen Oldtimern der Fall sein dürfte.<br />

Obwohl auch die B-Klasse F-Cell in die<br />

Kategorie Elektroauto fällt, vom häufig zu<br />

hörenden Reichweiten-Stress bleibt das<br />

Chronisten-Team auf der Silvretta verschont.Für400Kilometer–dieTagesetappensind<br />

nicht einmal halbso lang–soll der<br />

Wasserstoff in den beiden Hochdrucktanks<br />

(700 bar) reichen. Das Befüllen selbst<br />

dauert nur wenige Minuten, nicht länger<br />

als heutzutage an einer konventionellen<br />

Tankstelle. Daimler-Mann Schenk sieht<br />

dies als dengrößtenVorteil derBrennstoffzelle<br />

gegenüber dem reinen Batterie-Elektroauto.<br />

MICHAEL SPECHT<br />

Funkstandard Bluetooth weitergeben<br />

kann. Während die SIM-Karte samt drei<br />

Jahren kostenloser Nutzung im Preis für<br />

das Navigationssystem Professional<br />

(3360 Euro) enthalten ist, kostet der Diktierdienst<br />

noch einmal extra. Der Vertrag<br />

wird dabei direkt mit Nuance geschlossen,<br />

pro Jahr schlägt der Service mit 24,95 Euro<br />

zu Buche.<br />

Irgendwann kann man sein<br />

Auto fragen, wo es<br />

in der Nähe freie Parkplätze gibt<br />

Auch am Navigationssystem hat BMW<br />

kräftig gearbeitet. Es lässt sich ebenfalls<br />

über Sprache steuern und kommt auch mit<br />

Eingaben zurecht wie: „Navigiere nach<br />

München, Hultschiner Straße 8.“ Die<br />

Spracherkennung findet dabei im Auto<br />

statt, weil für die Navigation nur ein begrenzter<br />

Wortschatz nötig ist. Sehr viel<br />

Wert legen die Münchner auch auf die DarstellungamBildschirm,dienundreidimensional<br />

gestaltet ist, aber nur, wie man betont,<br />

um dem Fahrer zu dienen, nicht weil<br />

es schick aussehe. Nähert man sich beispielsweise<br />

dem Ziel, ändert sich die Ansicht<br />

von einer Kartendarstellung zu einer<br />

dreidimensionalenAnsichtderGegendum<br />

das Ziel, um die Orientierung zu erleichtern.<br />

All das, verspricht BMW, sei „erst der<br />

Anfang“. Künftig will man, ebenfalls über<br />

Internetdienste, Abfragen ermöglichen<br />

wie „Wo kann ich hier in der Nähe parken?“<br />

Die Unterhaltungseinheit kann nun wie<br />

Musikdienste im Internet ähnliche Lieder<br />

auf ihrer zwölf Gigabyte großen Festplatte<br />

suchen und als persönliches Radio abspielen.<br />

Auch Apps erhalten bei BMW eine steigende<br />

Bedeutung. Der Autokonzern stellt<br />

einen virtuellen Werkzeugkasten für Programmierer<br />

zur Verfügung, mit denen diese<br />

Apps schreiben können, die Kunden auf<br />

ihr Smartphone laden und dann auf dem<br />

Bildschirm des Autos ablaufen lassen können.ErlaubtsindabernurApps,diedieFahrer<br />

so wenig wie möglich ablenken. Was ins<br />

Auto darf,bestimmtBMW,dajedeAppzertifiziertwird.AuchdieBedienungdurchberührungsempfindliche<br />

Oberflächen wird<br />

bei BMW Einzug halten. Wie bei Audi, wo<br />

es das schon gibt, ist die Touch-Oberfläche<br />

auf dem Drehdrücksteller untergebracht<br />

underkenntmitdemFinger gemalteBuchstaben.<br />

Dies ist vor allem auf dem chinesischen<br />

Markt eine gute Sache, weil es Tausende<br />

Schriftzeichen gibt. Kunden in ChinaerhaltendasTouchpadnochdiesesJahr,<br />

in Europa kommt es erst 2013.<br />

GESEHEN & GELESEN<br />

Dieses Gesicht! Nein, so sieht kein Rennfahrer<br />

aus, viel zu weich, zu ebenmäßig<br />

die Züge, zu fein geschwungen der<br />

Mund. So sehen Models aus. Noch jetzt,<br />

im vorgeschrittenen Alter von 67 Jahren,<br />

sprechen Empfindsamkeit und Intelligenz<br />

aus dem Gesicht von Jacky Ickx,<br />

dem Mann, der Rennfahrer wurde. Und<br />

einer der erfolgreichsten obendrein.<br />

AnseinenerstenAuftrittinderGlitzerwelt<br />

der Grands Prix erinnert sich der<br />

Chronist präzise. Es war der Große Preis<br />

von Deutschland am Nürburgring, August1967.DerjungeBelgierhatteimTrainingmitseinemMatraFormel2diedrittschnellste<br />

Zeit von allen gefahren, auch<br />

schneller als die Formel-1-Heroen, mit<br />

Ausnahme von Clark und Hulme. Möglich<br />

war das, weil Formel 1 und Formel 2<br />

damals zusammen an den Start gingen.<br />

Weil die kleinen 1600er aber hinter den<br />

Formel-1-Autos starten mussten, nahm<br />

Ickx von der 18. Position aus das Rennen<br />

auf.Und schaffte esbis zu seinemAusfall<br />

bis auf Platz 4. Fragt man ihn heute, wie<br />

er das gemacht habe, damals auf der irrsinnigen<br />

Nordschleife, zögert er einen<br />

Augenblick und sagt in seinem französisch<br />

eingefärbten Englisch, leise und<br />

nachdenklich, wie es immer seine Art<br />

war: „I must have been crazy“, er müsse<br />

verrückt gewesen sein. Er sagt es so, als<br />

wäre das seinerzeit ein anderer gewesen,<br />

einer aus einer Parallelwelt von TodessehnsuchtundexistenziellemGrenzgängertum.<br />

Und so war es ja auch Ende der<br />

Sechziger bis in die Siebziger, als Ickx’<br />

KarriereihremHöhepunktentgegenraste,<br />

mit Ferrari und Lotus in der Formel 1,<br />

mit Ford, Ferrari und später Porsche in<br />

der Sportwagenszene. Der Tod war immer<br />

gegenwärtig.<br />

„Ich mag Rennen nicht“, schreibt der<br />

Motorjournalist Jacques Ickx Senior, der<br />

Vater des Rennfahrers, in einem Beitrag<br />

fürdiejetztvorliegende,längst überfälligeBiografie.<br />

Es ist kein privates Buch geworden,<br />

über den Menschen Ickx erfährt<br />

man wenig bis nichts. Doch zwei Vizeweltmeistertitel<br />

in der Formel 1, sechs<br />

Siege in den 24h von Le Mans, zweimal<br />

Langstreckenweltmeister und Rallye-<br />

Dakar-Sieger – das liefert genug Stoff,<br />

Stoff aus dem Legenden sind.<br />

Jacky Ickx hat seinen Sport überlebt.<br />

Dasistsein größter Sieg.Er sieht dasvermutlich<br />

genauso. JRE<br />

Pierre Van Vliet:<br />

Jacky Ickx; Delius Klasing<br />

Verlag; 240 Seiten; 61 Fotos<br />

(farbig), 91 Fotos (s/w);<br />

Format 25,4 x 30,3 cm,<br />

gebunden mit Schutzumschlag;<br />

39,90 Euro.


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MOBILES LEBEN 31<br />

An der Quelle<br />

Der eigene Brunnen ist für abseits gelegene Häuser oft die einzige Möglichkeit, die Versorgung mit Wasser sicherzustellen.<br />

Aber auch in gut erschlossenen Gebieten kann es sich lohnen, selbst zu bohren – dabei sind einige Vorschriften zu beachten. Ein kleiner Wegweiser<br />

VON MICHAELA GEIGER<br />

BrunnenamHaus,Grundstückmiteigenem<br />

Bachlauf, Garten mit eigener<br />

Quelle – verlockend lesen sich solche<br />

Anzeigen im Immobilienteil. Auch<br />

wenn sich die wenigsten solche Wohnträume<br />

erfüllen können – für manche Hausbesitzer<br />

ist ein eigener Brunnen die einzige<br />

Möglichkeit, die Versorgung mit Wasser sicherzustellen.<br />

Gerade in ländlichen Gebieten<br />

sind Brunnen besonderswichtig für die<br />

Wasserversorgung. Dort ist eine zentrale<br />

Versorgung aus technischen oder hygienischen<br />

Gründen nicht immer möglich oder<br />

ökonomisch sinnvoll.<br />

Natürliches Quellwasser ist besonders<br />

begehrt bei Gärtnern, Landwirten, Bierbrauern<br />

oder Betreibern von Fischteichen.<br />

Wer als Hausbesitzer Wertlegtauf Autonomie,<br />

verfügt mit einem eigenen Brunnen<br />

über eine ideale Alternative zum kostenpflichtigen<br />

Trinkwasser vom Wasserwerk<br />

und dem begrenzt zur Verfügung stehenden<br />

Regenwasser – vorausgesetzt das entnommene<br />

Wasser ist nachweislich sauber.<br />

Aber darf man so einfach einen Brunnen<br />

schlagen?<br />

Generell gilt: Privat genutzte Brunnen<br />

zur Gartenbewässerung sind nur anzeigepflichtig.<br />

Gewerbliche Brunnen dagegen<br />

müssenvonden Behördengenehmigt werden.<br />

Eine Genehmigung braucht auch, wer<br />

selbst gefördertes Wasser ins Haus einleiten<br />

will. Zuständig dafür sind die lokalen<br />

Umweltbehörden oder Landratsämter.<br />

Meist genügt ein Schreiben mit Angaben<br />

zu Verwendungszweck (Gartenbewässerung),<br />

Fördermenge pro Jahr (typisch<br />

50 Kubikmeter)undLageplan (alter Kataster<br />

genügt meist). Die Bohranzeigen werden<br />

an den Wasserversorger, die GemeindeunddieWasserwirtschaftsämterweitergeleitet.<br />

Diese prüfen, ob ein Grundstück<br />

im Wasserschutzgebiet liegt und ob es<br />

Gründe gibt, die gegen das Vorhaben sprechen.<br />

Aus der Sicht der Umweltbehörden<br />

mussgewährleistetsein,dassdurchdenBetrieb<br />

des Brunnens keine Schädigung des<br />

Grundwassers eintritt. Wird nicht innerhalb<br />

von vier Wochen widersprochen, darf<br />

gebohrt werden.<br />

Physikalisch ist in Deutschland auf<br />

Grund der klimatischen Bedingungen kein<br />

Problem, einen Brunnen zu schlagen. Weil<br />

es viel genug regnet, ist Wasser meist im<br />

Überfluss vorhanden. Allerdings sind die<br />

notwendigen Bohrtiefen – je nach Bodenbeschaffenheit<br />

können das auch mehr als<br />

15 Meter sein – und die Ergiebigkeit unterschiedlich.<br />

Für Privatleute, die höchstens<br />

ihren Garten bewässern, ist das aber nicht<br />

weiter schlimm. Ihr Wasserbedarf ist sehr<br />

gering. Drei bis fünf Kubikmeter pro Stunde<br />

reichen in der Regel für den Privatgebrauch.<br />

Vorsorglich hat der Gesetzgeber<br />

die Bohrtiefe für private Brunnen ohnehin<br />

begrenzt. In der Regel darf nur die erste<br />

Grundwasserschicht genutzt werden.<br />

Wo in Deutschland<br />

Wasser fließt,<br />

sind Gesetze nicht weit<br />

Manch einer hat vielleicht auch Glück<br />

undwohnt aufeinem Grundstück, auf dem<br />

es aus älterer Zeit noch einen historischen<br />

Brunnen gibt, der reaktiviert werden kann.<br />

In Deutschland existieren viele solcher Anlagen.<br />

Geologen in den Wasserwirtschaftsämtern<br />

können über stillgelegte Schächte<br />

Auskunft geben oder dabei beraten, wo<br />

man am besten einen neuen bohrt.<br />

Wasser-Selbstversorger zu sein, heißt<br />

aber nicht, dass die Nutzung eines Brunnes<br />

reine Privatangelegenheitwäre.Im Gegenteil.<br />

Wo Wasser fließt, ist ein Gesetz nicht<br />

weit: Alle Rechte und Pflichten sind detailliert<br />

im Wasserrecht geregelt. Darin steht<br />

zum Beispiel, wie Brunnen, QuellfassungenundLeitungenunterhalten<br />

sowie eventuell<br />

erneuert werden müssen. Immer wiederkommteszuMeinungsverschiedenhei-<br />

Mit einem sogenannten Hauswasserwerk lässt sich Wasser aus dem eigenen Brunnen<br />

im Haus nutzen. Der Druckbehälter sorgt dabei für Druck in der Leitung.<br />

ten: Nicht selten passiert es, dass alte,<br />

mündlicheVereinbarungennachjahrzehntelanger<br />

Duldung gekündigt werden und<br />

die Fälle vor Gericht landen.<br />

Klarheit über Nutzungsvereinbarungen<br />

schafft zum Beispiel das Wasserbuch. Darin<br />

müssen nach dem WasserhaushaltsgesetzerteilteErlaubnisse,Bewilligungen,alteRechteundalteBefugnisse,Planfeststellungsbeschlüsse<br />

und Plangenehmigungen<br />

sowie Wasserschutzgebiete, Risikogebiete<br />

undfestgesetzteÜberschwemmungsgebiete<br />

eingetragen werden. Solche WasserbücherwerdenvondenunterenWasserbehörden<br />

geführt und können dort eingesehen<br />

werden.<br />

Wem das alles zu kompliziert ist, der<br />

kann immer noch auf Regenwasser aus<br />

dem eigenen Sammelbecken ausweichen.<br />

Für die Nutzung von Regenwasser gibt es<br />

keine gesetzlichen Vorschriften – solange<br />

damit nur der Garten bewässert wird. Soll<br />

dasRegenwasserjedochauchfürdieheimische<br />

Toilette, die Waschmaschine oder etwazumPutzengenutztwerden,müsseneinige<br />

gesetzliche Bestimmungen beachtet<br />

werden. Wer zum Beispiel eine Regenwassernutzungsanlage<br />

für den Hausgebrauch<br />

einrichtet, muss dies dem Wasserversorger<br />

und dem zuständigen Gesundheitsamt<br />

mitteilen.<br />

Nicht immer aber spielen die Aufsichtsbehörden<br />

dabei mit, wenn Immobilienbesitzer<br />

Anträge auf eine Eigenversorgung<br />

mit Regenwasser oder aus dem eigenen<br />

Brunnen stellen. Doch hat die Rechtsprechung<br />

hier mittlerweile klargestellt, dass<br />

gesammeltes Regenwasser oder die NutzungvonWasserauseigenerQuellegrundsätzlich<br />

möglich sind, dann nämlich, wenn<br />

es in einem von der öffentlichen Trinkwasserleitung<br />

getrennten Kreislauf mit eigenen<br />

Leitungen genutzt wird. Für die Wäsche<br />

sei das eigene Wasser ebenso gut geeignet<br />

wie zum Gartengießen und zur Toilettenspülung,<br />

entschied zum Beispiel das<br />

Bundesverwaltungsgericht in einem konkreten<br />

Fall (Aktenzeichen 8 C 44/09).<br />

ZuProblemenkannesbeiderWasserversorgung<br />

kommen, wenn zum Beispiel für<br />

Eigentümer von Immobilien zusätzliche<br />

Kostenentstehen.Etwadurchdieseit1.November<br />

2011 geltende neue Trinkwasserverordnung,dieneueHygienebestimmungen<br />

bei der Trinkwasserverteilung und Erwärmung<br />

enthält.DieVerordnungschreibt<br />

den meisten Eigentümern von Mietshäusern<br />

verbindlich vor, Wasserversorgungsanlagen<br />

einmal jährlich auf den Befall mit<br />

Legionellen untersuchen zu lassen.<br />

Im Detail gilt die Untersuchungspflicht<br />

der neuen Verordnung für Gebäude, in denenTrinkwasserimRahmeneinergewerblichen<br />

oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben<br />

wird. „Auch die Vermietung von Wohnungen<br />

oder gewerblichen Flächen wer-<br />

122 Liter täglich<br />

In Deutschland werden etwa 32 Milliarden<br />

Kubikmeter Frischwasser für die öffentliche<br />

undnicht öffentliche Wasserversorgung gewonnen<br />

(Zahlen des statistischen Bundesamtesaus2007).Davonverwendendieprivaten<br />

Haushalte knapp vier Milliarden Kubikmeter(elf<br />

Prozent)unddie Industrie27Milliarden<br />

Kubikmeter (82 Prozent). Etwa 122 Liter<br />

Wasser verbraucht jeder Bundesbürger<br />

im Schnitt täglich. Schätzungen der Wasserwirtschaft<br />

zufolge werden dabei nur fünf Liter<br />

für Trinken und Essen verwendet, mehr<br />

als zwei Drittel des Verbrauchs entfallen auf<br />

Geschirr spülen, Putzen, Wäsche waschen,<br />

Körperpflege,ToilettenspülungoderGartenbewässerung.<br />

MIGE<br />

den dabei als gewerbliche Tätigkeit gewertet<br />

– also besteht für Hauseigentümer, die<br />

ihre Immobilie vermieten, die Pflicht, das<br />

TrinkwasserimGebäudejährlichaufLegionellen<br />

untersuchen zu lassen“, erläutert<br />

Manfred Giglinger, Berater und Sachverständiger<br />

für technische Gebäudeausrüstungund<br />

Energieeffizienz. Generellausgenommen<br />

sind nur Ein- und Zweifamilien-<br />

Preis 29.900,00 Euro<br />

Anzahlung (30 %) 8.970,00 Euro<br />

Nettodarlehensbetrag 20.930,00 Euro<br />

Sollzinssatz (gebunden) p. a. 2,86 %<br />

Effektiver Jahreszins 2,90 %<br />

Hauptsache sauber: Egal<br />

ob vom Wasserwerk oder<br />

aus dem eigenen Brunnen<br />

– Trinkwasser muss den<br />

gesetzlichen Anforderungen<br />

genügen. FOTO: AMK<br />

häuser. Ein Muss ist nach Angaben des<br />

Sachverständigen die jährliche Untersuchung<br />

an Erwärmungsanlagen für Trinkwasser,<br />

diealsGroßanlagegeltenundin denen<br />

Duschen, Badewannen mit Handbrause<br />

beziehungsweise Armaturen eingebaut<br />

sind, die das Trinkwasser vernebeln. Dadurch<br />

nämlich verbreiten sich die gefährlichen<br />

Erreger überwiegend.<br />

Schnell hin, bevor alle weg sind.<br />

Die jungen Gebrauchten von Volkswagen.<br />

Passat CC �25 kW TDI 2<br />

Es gibt einen guten Grund, sich zu beeilen: die sensationell<br />

günstigen jungen Gebrauchten von Volkswagen. Bei Abschluss der<br />

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Jahr Garantieverlängerung zusätzlich. So genießen Sie noch nach<br />

Ablauf der Herstellergarantie einen perfekten Rundumschutz.<br />

Ihr WeltAuto Partner berät Sie über die umfangreichen Zusatzleistungen<br />

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Monatsrate 154,61 Euro<br />

Laufzeit 48 Monate<br />

Jährliche Fahrleistung 10.000 km<br />

Schlussrate 15.612,62 Euro<br />

Gesamtbetrag 23.033,90 Euro<br />

TECHNIK & TRENDS<br />

Wann gibt’s in welchem Lokal was billiger?500<br />

000Mal proMonatsuchenNutzer<br />

in Deutschland bei Google nach dem<br />

Begriff Happy Hour. Nun soll eine App<br />

fürÜberblicksorgen.DaskostenloseProgramm<br />

namens Drnk – spricht Drink –<br />

funktioniert auf Android-Handys und<br />

auf dem iPhone. Derzeit sind 3000 Happy<br />

Hours in mehr als 70 Städten in<br />

Deutschland verzeichnet, weitere sollen<br />

nach und nach aufgenommen werden.<br />

DerexterneBrenner mitdemetwastrockenenNamenBRXL-PC6U2BvonBuffalo<br />

kann mit 128 Gigabyte Daten auf Bluray-Rohlinge<br />

des Formats BDXL speichern,<br />

bietet sich aber auch an als Zuspielgerät<br />

für <strong>gekauft</strong>e Blu-ray-Discs.<br />

Gedachtistdas340 GrammleichteZubehör<br />

insbesondere für Besitzer von flachen<br />

Notebooks, die oft kein eingebautes<br />

optisches Laufwerk mehr haben. Den<br />

Listenpreis gibt Buffalo mit 120 Euro an.<br />

Rolle rückwärts bei Toshiba: Die meisten<br />

3D-fähigen Fernseher des japanischen<br />

Herstellers sollen künftig mit passiven<br />

Polarisationsbrillen funktionieren,<br />

nicht mehr mit batteriebetriebenen<br />

aktiven Brillen. Die aktiven Shutterbrillen<br />

hätten sich bei der Kundschaft nicht<br />

durchgesetzt, heißt es. Den 55 Zoll großen<br />

3D-Fernseher ZL2, für den man keine<br />

Brille braucht, wird Toshiba aber weiter<br />

anbieten. Auch Geräte mit Shutterbrillen<br />

wird es noch geben, aber bloß<br />

noch im unteren Preissegment.<br />

Apples neues Betriebssystem Mountain<br />

Lion,dasnochimJuliaufdenMarktkommen<br />

soll, wird auf vielen Rechnern von<br />

Apple nicht mehr laufen, darunter auch<br />

einige, die erst vor drei Jahren vorgestellt<br />

wurden wie beispielsweise der Mac<br />

Minivon2009.DasUpdate, dasdieVersionsnummer<br />

10.8 trägt, kostet 16 Euro<br />

und ist nur online über Apples Store erhältlich.<br />

Die Lizenz gilt für alle Apples-<br />

Rechner eines Nutzers. Die Neuerungen<br />

des Systems betreffen vor allem das Zusammenspiel<br />

zwischen iPhone, iPad und<br />

herkömmlichen Computern.<br />

Der Computerhersteller Acer bietet für<br />

seine Ultrabooks (flache Notebooks) an,<br />

die Kosten für ein Update auf Windows 8<br />

zu erstatten. Wer von sofort an bis zum<br />

31. Januar 2012 ein Aspire S3, Aspire S5,<br />

Aspire TimelineU M3 oder Aspire TimelineU<br />

M5 kauft und anschließend von<br />

Windows 7aufWindows 8umrüstet,bekommt<br />

die 15 Euro von Acer zurück, die<br />

Microsoft für das Upgrade verlangt. MA<br />

www.dasweltauto.de<br />

Garantieverlängerung�<br />

1 Gemäß Bedingungen der Volkswagen Versicherung AG, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig. Die Garantieverlängerung<br />

ist nur im Jahr nach Ablauf der Herstellergarantie in Kombination mit einer Finanzierung kostenlos. Ausgenommen<br />

sind getunte Fahrzeuge, Fahrschulwagen sowie gewerbsmäßige Personenbeförderungswagen. Angebot gültig bis zum<br />

31.08.2012. 2 Beispiel für einen jungen Gebrauchten aus dem Bestand der Marke Volkswagen PKW. Ein Finanzierungsangebot<br />

der Volkswagen Bank GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig, für Privatkunden und gewerbliche Einzelabnehmer<br />

mit Ausnahme von Sonderabnehmern. Für Laufzeiten von 12 bis 48 Monaten. Nähere Informationen bei Ihrem<br />

Volkswagen Partner. Abbildung zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.


32 MOBILES LEBEN Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

Transalp. Traumpfad. Alpencross. So heißen die Routen von München<br />

nach Venedig, von Oberstdorf nach Meran, von Deutschland<br />

nachItalien.Manmöchtemeinen,das Gebirgemuss baldflachgetreten,<br />

plattgeradelt, eingeebnet sein, so viele Menschen streben jeden Sommer<br />

– und immer öfter auch im Winter – über seine Gipfel, von Norden<br />

nach Süden oder Süden nach Norden. Warum? Es muss ein Zauber liegen<br />

über jenen Wegen und Gipfeln, über den Kämmen und Scharten, den<br />

Jöchln und Satteln. Es muss einen Grund geben, warum dieser Querungsboom<br />

in den Alpen entstand und nicht im Fichtelgebirge, warum kaum jemand<br />

quer durch die Pyrenäen läuft und schon gar nicht über die Abruzzen.EtlicheVeranstalterbietenTourenan,innahezujederFortbewegungsart,<br />

die man sich vorstellen kann, sogar mit Pferden, Eseln oder längst<br />

Wandern<br />

Freiheit. Weite. Glück. Italien! So fühlt sich<br />

der Moment an, in dem man endlich oben<br />

steht am Timmelsjoch. Stundenlang stieg<br />

manauf,anfangsdurchrotblühendeAlpenrosenhänge.<br />

Man durchwatete den Timmelsbach<br />

mangels Brücke, vom Schmelzwasser<br />

weggerissen und so früh im Jahr<br />

noch nicht erneuert. Und folgte dann immer<br />

weiter dem engen Pfad über die kargen<br />

Schafweiden, auf die die Sonne brennt.<br />

Der Blick nach vorne zeigte nur, dass die<br />

Weide noch lange, und ein Schatten nicht<br />

vorhanden war. An ihrem Ende aber wird<br />

mit einem Mal der Blick weit. Diese letzten<br />

Schritte vor dem Augenblick, in dem die<br />

Schafweide endlich durchschritten ist, sie<br />

brennen sich in ein Wandergehirn ein, bekommen<br />

in der Galerie der BergerinnerungenumgehendeinenBarockrahmen<br />

und hängen fortan an einem Ehrenplatz.<br />

Der Moment, in dem sich vor den Augen<br />

die italienischen Alpen aufbauen, in<br />

dem mit jedem Schritt noch ein paar<br />

schneebedeckte, gleißende Gipfel mehr<br />

vor einem hellblauen Himmel auftauchen,<br />

der Moment, in dem man auf einmal<br />

200 Kilometer weit sehen kann und nicht<br />

wie die Stunden zuvor nur die nicht endenwollende<br />

Schafweide anstarren musste –<br />

dieser Moment ist es wert, er ist alles wert,<br />

die Mühe, den Schweiß, die Blasen. Oben.<br />

Es liegt in der Natur der Sache, dass es<br />

dann genauso wieder bergab geht, das Wesen<br />

einer Alpenüberquerung liegt im hinauf<br />

und hinunter, ein bisschen wie das Leben<br />

ist so eine Querung, und so geht man<br />

hier nichtnureinen äußeren,sondernauch<br />

einen inneren Weg. Der äußere ist bezaubernd,<br />

aus dem verregneten Oberstdorf<br />

über die nördlichen Voralpen hoch hinauf<br />

über den noch tief verschneiten Alpenhauptkammbisaufdiesummenden,brummenden,<br />

saftig reichen Blumenwiesen mit<br />

den gesunden Kühen und Haflingern Südtirols.<br />

Der innere ist nicht weniger bereichernd,<br />

mit jeder Etappe wird der Hunger<br />

größer, der Schlaf tiefer, die Seele seliger.<br />

Die Tage bekommen ihren eigenen Rhythmus,<br />

und irgendwann schaut man auf die<br />

zurückliegenden Gipfel und sieht den Weg<br />

sich in der Ferne verlieren und denkt sich,<br />

wie schönesdochwäre,gäbeeskeine Grenzen,<br />

nirgends, nur Natur. BIRGIT LUTZ<br />

Der Alpenquerer gleicht<br />

Sisyphus, denn er erklimmt Höhen<br />

nur, um alsbald wieder hinabzusteigen<br />

und einen neuen Anstieg zu beginnen.<br />

Und doch erfüllt ihn das Meistern dieses<br />

Wegs, nicht sinnlos scheint es ihm, sondern<br />

einen ganz neuen Sinn stiftend.<br />

ILLUSTRATIONEN: KATHARINA BITZL<br />

Der Wirt der Zufallhütte setzte einen ernsten<br />

Blick auf. „Das hat mit Radln fei nix<br />

zum tun“, sagte er und stellte die zwei Teller<br />

Erbsensuppe mit Wursteinlage auf den<br />

Tisch. In der Tourbeschreibung für den Alpencross<br />

per Mountainbike klang das diplomatischer.<br />

Der Autor schreibt da nur<br />

von „Schiebe- und Tragestrecke“ – und<br />

das ist nichts Besonders. Auf dem Weg von<br />

Oberstdorf zum Gardasee und anderen<br />

RoutenwartenständigSchiebe-undTragestrecken<br />

auf den Bergradler. Die BeschreibungderSchleppstreckefürdiesenTagverbrämte<br />

der Autor unseres Führers zwar als<br />

Heldengeschichte. Blitze zucken darin<br />

vom Himmel, es ist die Rede von Kampf,<br />

Kraft und Entbehrungen sowie Orientierung<br />

per Kompass im Nebel. Doch an diesem<br />

Tag war der Himmel über dem Ortlermassiv<br />

blau, die Sonne strahlte, und wir<br />

hatten das Gefühl, dass dieses gewittrige<br />

Heldenepos vom Weg über den Fürkeleferner<br />

zur Fürkelescharte nichts mit unserer<br />

Tagesetappe zu tun hatte.<br />

„Habts wenigstensGrödelnfürdenGletscherdabei?“,fragtederWirtderZufallhütte.<br />

Wir schüttelten den Kopf, schwiegen<br />

und glotzten in die Erbsensuppe. Der Wirt<br />

zog zischend Luft zwischen seine Zähnen<br />

durch. Sein grauer Vollbart wippte, während<br />

er bedächtig den Kopf schüttelte.<br />

Die ersten paar hundert Höhenmeter<br />

nach der Erbsensuppe trugen wir die Räder<br />

über einen engen Pfad. Bis zur Martellerhütte<br />

begleitete uns das Meckern eines<br />

pubertierenden Schwaben, der seiner Familie<br />

mitteilte, dass der nächste Urlaub in<br />

den Bergen ohne ihn stattfinden müsse.<br />

Dann trugen und schoben wir die Räder in<br />

Ruhe über die Rückschmelzhalde vor dem<br />

Fürkeleferner, bis wir den Rand des Gletschers<br />

erreichten. Auf das Eis zu gelangen,<br />

erwies sich als Demütigung: Ein Holländer<br />

beobachtete,wiewir imMatsch einsanken,<br />

mehrmals vom Eis abrutschten und dann<br />

wiejämmerlicheKäfermit zweiRädern auf<br />

den Gletscher krabbelten. Er schüttelte<br />

den Kopf, rief nach seiner Frau und zeigte<br />

ihr die zwei Idioten auf dem Eis. Am Ende<br />

des Gletschers mussten wir die Räder als<br />

AufstieghilfedurchdieSchrofenanderFürkelescharte<br />

nutzen: Wir rammten sie quer<br />

ins Geröll und stiegen hinterher.<br />

Endlich oben, knapp über 3000 Meter<br />

Höhe, jetzt sollte uns die Abfahrt ins Val di<br />

Sole belohnen. Nur war der Weg zu steil, zu<br />

ausgesetzt–Schiebe-Tragestreckestattgeschmeidiger<br />

Downhill. Mit Radeln hatte<br />

das nichts zu tun, aber zum Heldenepos<br />

taugte der Tag. SEBASTIAN HERRMANN<br />

Höhenrausch<br />

Wer als Bergsportler etwas auf sich hält, muss sich mindestens einmal in seinem Leben, am besten einmal pro Jahr, aufmachen<br />

und die Alpen überwinden. Der Gebirgscross ist so beliebt wie nie. Sechs Betrachtungen<br />

Mountainbike<br />

schon in Heißluftballons kann man sich mittlerweile aufden Weg machen,<br />

mantrifftRückwärts-,Barfuß-undWinterbarfußalpenquerer,nurElefanten<br />

gibt es keine mehr, die gab es nur ein einziges Mal. Warum also dieses<br />

Streben über alle Berge?<br />

„Es sind keine Worte für die Größe und Schöne dieses Anblicks“, sagte<br />

Johann Wolfgang von Goethe, der doch sonst so viele Worte kannte. Aber<br />

zu den Alpen fielen ihm nicht gleich die richtigen ein, um zu beschreiben,<br />

was ersah undnochmehrempfand–unddabeifuhrGoethe aufseinenitalienischen<br />

Reisen in seiner bequemen Kutsche nur durch die Täler der Alpen,<br />

auf zahmen Wegen. Auszusteigen und auf einen Gipfel hinaufzuschwitzen,<br />

das kam dem Geistesmenschen nicht in den Sinn. In Klettereien<br />

in dieser Landschaft meinte er sogar etwas Barbarisches, Gottloses zu<br />

Laufen<br />

EsgibteinHandy-Fotovom„4Trails“-Rennen<br />

über die Alpen, das bringt die Sache<br />

auf den Punkt. Darauf ist eine rotweiß karierte<br />

Tischdecke zu sehen und schön darauf<br />

drapiert drei Gläser: ein Humpen Eiskaffee<br />

links, mit Vanilleeis und einem Gebirgszug<br />

aus Sahne drüber; ein eimergroßer<br />

„Coppa con tutto“ rechts, mit allem,<br />

was die Auslage der Eisdiele hergegeben<br />

hat;und in derMitteeine Art Fingerhut voll<br />

mit Tomatensaft. Den hat dann der Holger<br />

zu sich genommen. Das war am Vorabend<br />

der letzten Etappe.<br />

Holger ist Hamburger, und deshalb haben<br />

wir ihn ziemlich aufgezogen. Als Muschelschubser<br />

bei einem Rennen mitmachen,<br />

in dem es in vier Tagen über 160Kilometer<br />

und 9300 Höhenmeter allein im Anstieg<br />

von Garmisch-Partenkirchen nach<br />

Samnaun in der Schweiz geht? Na, dann<br />

lauf doch schon mal den nächsten Deich<br />

hoch, damit du ein paar Trainings-Höhenmeter<br />

sammelst und wenigstens halbwegs<br />

eine Chance hast gegen dickwadige Berganrainer<br />

aus Bayern und Österreich, ne.<br />

Jeden Morgen um 4.30 Uhr klingelte der<br />

Wecker. Wir waren noch am Stöhnen, da<br />

hatte sich Holger bereits die Beine mit wärmendem<br />

Muskelgel eingerieben. Beim<br />

Frühstück schaufelten wir Schwarzbrot,<br />

Wurst und Eier rein, schließlich verbrennt<br />

man beim Berglauf ja Kalorien wie ein<br />

StahlarbeiteraufDoppelschicht.Holgerbestrich<br />

eine Scheibe Toast –mit Honig, nicht<br />

mit Butter. Das war dann auch jeweils die<br />

letzte Gelegenheit des Tages, den Mann<br />

von vorne zu sehen. Berauscht von der für<br />

ihn ungewohnten Höhenluft flog er durch<br />

duftende Kiefernwälder, über ausgesetzte<br />

Grate und glitschige Schneefelder, über<br />

Bachläufe und schmale Kuhsteige. Nicht<br />

einmal unsere psychologischen Tricks<br />

konnten ihn demotivieren: Als wir ihm rieten,<br />

für den höchsten Punkt des Rennens,<br />

dieOchsenscharteauf2800 Höhenmetern,<br />

Steigeisen in den Rucksack zu packen, war<br />

er kurz verunsichert, fiel schließlich aber<br />

doch nicht auf uns herein. Er hat es dann<br />

insgesamt zehn Stunden schneller geschafft<br />

als wir Berganrainer. Das hat er<br />

dannauchanständiggefeiert.Miteinemalkoholfreien<br />

Weißbier. JOCHEN TEMSCH<br />

Gleitschirm<br />

Wer am Übungshang steht, um mit einem<br />

Puls von gut 180 zum allerersten Mal mit<br />

dem Gleitschirm abzuheben, hat, wenn es<br />

gut geht, vielleicht 30 Sekunden Flug vor<br />

sich–unddanach30 Tagelang einHochgefühl,<br />

als hätte er in Champagner gebadet.<br />

Vom Gedanken aber, mit dem Gleitschirm<br />

die Alpen zu überqueren ist er weiter entfernt<br />

als je zuvor, hat er doch eben erst lernen<br />

müssen, wie schwierig es ist, so einen<br />

Fetzen überhaupt in die Luft zu kriegen.<br />

Und selbst nach den ersten hundert richtigenHöhenflügenzeigtderdannschonausgebildete<br />

Pilot höchsten Respekt vor jenen<br />

Kollegen, denen es gelingt, gezielt von A<br />

nach B zu fliegen – wozu man übrigens eine<br />

entsprechende Lizenz braucht.<br />

Es war, wie so oft in diesem Sport, dem<br />

Garmischer Profi Toni Bender vorbehalten,<br />

mit einem Flug vom Brauneck bis zum<br />

Monte Grappa bei Bassano Geschichte zu<br />

schreiben. Er war zwar nicht der erste, der<br />

mit dem Gleitschirm von den nördlichen in<br />

die südlichen Voralpen geflogen ist, aber er<br />

war der erste, der sich dabei hat filmen lassen<br />

und so ein eindrucksvolles Dokument<br />

für diesen so faszinierenden wie einsamen<br />

Sporterstellthat.Denn bisaufeinpaarquäkende<br />

Funksprüche ist man allein in der<br />

Luft, und dass sich die bewegt, spürt man<br />

auch in Benders Film „Glücklicher Ikarus“<br />

(auch auf DVD). „Mir wird schlecht“, jammert<br />

er in die unter dem Flügel installierte<br />

Kamera,nachdemerdieschwierigsteHürde,denAlpenhauptkammbeiHintertuxgeschafft<br />

hat und von der Thermik durchgeschüttelt<br />

wird.<br />

Für den Laien mag das eine der dramatischsten<br />

Szenen der Dokumentation (bei<br />

der die Besten der Szene als Tandempiloten<br />

für die Kameraleute mitwirkten) sein.<br />

Wer selber fliegt, weiß, dass Benders Toplandung<br />

auf der Marmolada und vor allem<br />

der anschließende Start bei Rückenwind in<br />

3300 Meter Höhe nahe an der Grenze zum<br />

Wahnsinn war. Wer also über die Alpen<br />

fliegt,solltediesenAbstecher meiden.BendersendgültigeLandungaberamsüdöstlichen<br />

Fuß des Monte Grappa kann man<br />

auch mit dem Wohnmobil nachvollziehen.<br />

Dashier heimischeRestaurant L’Antica Abbazia<br />

hat die besten Spaghetti der Welt.<br />

Auch für Nichtflieger. KARL FORSTER<br />

erkennen. Vielleicht liegt es an unserer Zeit, in der wir uns, anders als Goethe,<br />

nicht mehr in eine simple Kutsche setzen können und schon zu Entdeckern<br />

werden. In einer Welt, in der wir so viel und so wenig Zeit wie nie hatten,<br />

in der wir uns in Arbeitshamsterrädern befinden, die unsere Seelen<br />

auch nach Feierabend nicht ruhen lassen. In einer Welt also, in der es nicht<br />

mehr reicht, nur auf einen Berg zu steigen und hinunter zu blicken, sondern<br />

auch hier wieder eine Leistung vollbracht, ein Ziel erreicht, ein Abenteuer<br />

erlebt werden muss, um dem eigenen Dasein einen Sinn zu geben.<br />

Vielleicht aber ist der Grund auch ein ganz einfacher, vielleicht steckt gar<br />

nicht viel dahinter. Und die Menschen gehen über diese Berge einfach nur<br />

deshalb, weil sie wunderschön sind. Oder, um mit dem Alpinisten George<br />

Mallory zu sprechen: Weil sie da sind. BIRGIT LUTZ<br />

Tourenski<br />

EsgibtvieleobjektiveParameter,diebeijeder<br />

Skitour wichtig sind. Niederschläge,<br />

Wind, Lawinengefahr. Und es gibt mindestens<br />

genauso viele moderne Hilfsmittel für<br />

deren Überwachung. Peter Schlickenrieder<br />

zog bei seiner Skitransalp in sieben<br />

Tagen von Madonna di Campiglio nach<br />

Oberstdorf aber eine ganz andere, viel archaischere<br />

Orientierungshilfe hinzu.<br />

Der Silbermedaillengewinner im LanglaufSprint<br />

von Salt Lake City ist mit Freunden<br />

den vierten Tag unterwegs, vom<br />

schweizerischen Scuol zur Heidelbergerhütte<br />

bei Ischgl. 30 Kilometer, 2000 Höhenmeter,<br />

eine der kürzeren Etappen.<br />

Nach zwei Stunden wird die Sicht schlechter,<br />

der Wind schärfer, die Orientierung<br />

schwieriger. Irgendwann: White out. Alles<br />

weiß, keine Konturen mehr. Daraus ergeben<br />

sich hitzige Orientierungsdiskussionen<br />

über der Karte. Vier Teammitglieder<br />

vertreten vier Meinungen. Die weitere<br />

Marschrichtung bestimmt der siegreiche<br />

Diskussionsteilnehmer, der Bergführer<br />

wird immer genervter.<br />

Als die Hütte längst erreicht sein sollte,<br />

kann der Guide seine Missstimmung über<br />

die neuerliche Debatte nicht mehr verbergen.<br />

Und zieht seinen letzten Trumpf aus<br />

der Jacke, ein GPS-Gerät, dessen Anzeige<br />

nicht mehr wegdiskutiert werden kann, so<br />

hofft er. Noch während das Gerät einen Satelliten<br />

sucht, schnuppert Schlickenrieder<br />

indieNebelsuppehinein.Nachkonzentriertem<br />

Nachriechen kann er den Geruch zuordnen.<br />

Es ist eine Gulaschsuppe. Genauer:eineHüttengulaschsuppe.Derzugehörige<br />

Kochtopf, der, so kombiniert Schlickenrieder<br />

messerscharf, nur in einer Hütte,<br />

und damit in der gesuchten Heidelbergerhütte<br />

stehen kann, muss nah sein. Und so<br />

folgt er einfach seiner Nase. Die hungrigen<br />

Skifahrer ebenso, nur der verdutzte Guide<br />

muss sich noch sammeln. Es zeigt sich: Bei<br />

der letzten Diskussion war die Gruppe<br />

nicht einmal 50 Meter von der Hütte entfernt,<br />

ohne sie zu sehen. Die erfolgreiche<br />

Gulaschgeruchsorientierung wird gefeiert.<br />

Später aber auch beschämt der Beschluss<br />

gefasst, nie mehr einfach der Nase<br />

nach zu fahren. Fortan hat die Gruppe ein<br />

GPS-Gerät dabei. BIRGIT LUTZ<br />

Rennrad<br />

Mit dem Rennrad über die Alpen. Großglockner,Dolomiten,KehreumKehre,kleinerGang,großeSchmerzen,dasganzeProgramm.<br />

Auch im Kopf spielt sich der übliche<br />

Kram ab. In Bruck am Fuße des Großglockners<br />

ist es regnerisch. Zweifel steigen<br />

auf, muss das wirklich sein, fast 2000 Höhenmeter<br />

rauf in die Wolkensuppe? An der<br />

Mautstation verstärken sich die Bedenken,<br />

dort sammelt sich der natürliche Feind des<br />

Radlers: Motorradfahrer.<br />

Zwei Stunden lang kurbeln wir mit stetig<br />

wachsenden Schmerzen in den Beinen,<br />

Kehre für Kehre die Großglockner Hochalpenstraße<br />

in Richtung Fuscher Törl und<br />

Hochtor, dem mit 2576 Meter über dem<br />

MeeresspiegelhöchstenPunktdieserPassstraße.<br />

Autos und Wohnmobile passieren<br />

die Rennradler, ohne dass wir es registrieren.<br />

Die Motorradrudel jagen hingegen<br />

den Adrenalinspiegel in den Radlern auf<br />

Höhen, die das Hochtörl weit übertreffen.<br />

Die Motoren sind so laut, dass wir mehrmals<br />

vor Schreck fast von der Straße kippen.<br />

Manche Motorräder rasen so knapp<br />

vorbei, als wollten sie sicher gehen, dass<br />

man auch wirklich im Graben landet.<br />

Im monotonen Tritt nach oben entspinnen<br />

sich Hassphantasien: „Wartet nur,<br />

oben am Pass werdet ihr euer wahres Gesicht<br />

zeigen, wenn eure Wampen aus dem<br />

Motorradoverall purzeln und nikotinbleiche<br />

Gesichter unter den Helmen zum Vorscheinkommen,ihrSeniorenrüpel!“Solassensich<br />

dieFlüchesinngemäß zusammenfassen,<br />

die beim Kurbeln auf der PassstraßedurchdenKopfspuken.Selbstverständlich<br />

handelt es sich eigentlich um Selbsthass,<br />

der auf ein externes Opfer gerichtet<br />

wird – schließlich bereitet es große Pein,<br />

stundenlang bei Steigungen um die zwölf<br />

Prozent bergauf zu radeln.<br />

AnderPasshöheistderGrantaufdieMotorradfahrer<br />

auf einen Schlag verflogen.<br />

Fast überall in den Alpen geht es dort zu<br />

wie in einer Einkaufsstraße am Samstag.<br />

Busse transportieren Rentnerladungen<br />

dort hinauf, Familien fotografieren sich<br />

vor den Schildern, auf denen die Passhöhe<br />

angezeigt wird, Cafés verkaufen Kuchen<br />

und Getränke. Vor allem wartet dort dankbares<br />

Publikum: Irgendjemand fragt immer,<br />

ob man gerade wirklich diesen Pass<br />

hinaufgeradelt ist, ob das nicht anstrengendwarundbestaunteinenaufrichtig.Alle<br />

Qualen sind vergessen. Und nun wartet<br />

die Abfahrt, auf der man so schnell wird,<br />

dass die Motorräder nicht mehr überholen<br />

können. SEBASTIAN HERRMANN


DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MEDIEN<br />

HF3 33<br />

VON WILLI WINKLER<br />

Ein Mondkrater heißt nach dem geadelten<br />

Schlossersohn Georg Friedrich<br />

von Reichenbach und in München,<br />

wo er als erfindungsreicher Ingenieur<br />

wirkte, immerhin eine Durchgangsstraße<br />

im vorstädtischen Glockenbachviertel.<br />

In der Nummer 27 befand sich bis <strong>2006</strong> der<br />

Sitz der Israelitischen Kultusgemeinde, zu<br />

der auch ein Altersheim gehörte. Hier<br />

brach am 13. Februar 1970 ein Feuer aus.<br />

Sieben Menschen, die der rassistischen Vernichtung<br />

im Nationalsozialismus entgangen<br />

waren, verbrannten, wenn sie nicht vorher<br />

erstickten. Ein Mann stürzte sich aus<br />

dem Fenster. Es war der schlimmste Anschlag<br />

auf Juden in Deutschland nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg.<br />

„Es gibt keine Anhaltspunkte dafür,<br />

dass mit dem Anschlag auf dem Flugplatz<br />

München-Riem am 10. Februar ein Zusammenhang<br />

besteht“, erklärte der bayerische<br />

Innenminister Bruno Merk vor dem Landtag.<br />

Denn drei Tage zuvor hatte ein palästinensisches<br />

Kommando versucht, ein israelisches<br />

Flugzeug zu entführen. Es gab mehrere<br />

Verletzte, ebenfalls Juden; ein Mann<br />

starb durch eine Handgranate. Die Täter gestanden,<br />

wurden aber nicht verurteilt, sondern<br />

abgeschoben. Die Mordtat in der Reichenbachstraße<br />

ist bis heute nicht aufgeklärt.<br />

Waren es Rechtsradikale? Die NPD<br />

hatte 1966 bei den Landtagswahlen in Bayern<br />

7,4 Prozent der Stimmen erzielt. München<br />

– schon wieder Hauptstadt einer Bewegung?<br />

München 1970 ist – vor allem von außen<br />

betrachtet – swinging Schwabing, Haschisch<br />

und die endlose Musik von Amon<br />

Düül. Mord, gar das Verbrennen von Juden,<br />

passt nicht in das schöne Bild einer Stadt,<br />

die den Nationalsozialismus hinter sich gelassen<br />

hatte. Während Bundeskanzler Willy<br />

Brandt der ersten Begegnung mit dem<br />

Staatsoberhaupt der DDR entgegenfiebert,<br />

kann er nicht mit Kleinkram behelligt werden.<br />

Nach einer als „geheim“ eingestuften<br />

Aufzeichnung über eine Runde, an der<br />

auch die Minister Walter Scheel (Äußeres),<br />

Helmut Schmidt (Verteidigung) und Hans-<br />

Dietrich Genscher (Inneres) teilnehmen, erklärt<br />

er am Tag nach dem Anschlag in<br />

Riem: „Im ganzen müssten wir auch gegenüber<br />

Israel eine Politik ohne Komplexe betreiben.“<br />

Diese Skrupel gegenüber der jüngsten<br />

deutschen Vergangenheit verlieren auch<br />

Lukas Podolski hat während der zurückliegenden<br />

Europameisterschaft Interviews<br />

gegeben – soviel ist klar. Er hat beispielsweise<br />

über sich und seine Rolle in der Nationalmannschaft<br />

Auskunft gegeben – das ist<br />

auch gesichert. Nicht bewiesen sind dagegen<br />

Aussagen, die am Samstag der US-amerikanische<br />

Sportsender ESPN dem <strong>Fußball</strong>er<br />

zuschrieb. Auf der Internetseite des Senders<br />

äußerte sich Podolski unter anderem<br />

über Arsene Wenger, seinen künftigen Trainer<br />

bei Arsenal London.<br />

Nachdem das Interview durch den US-<br />

Sender publiziert wurde, griffen es auch<br />

deutsche Agenturen auf. Die entsprechenden<br />

Meldungen vermittelten den Eindruck<br />

eines recht forschen Auftritts des Arsenal-<br />

Wenn Fernsehmacher die Bedeutung der<br />

Einschaltquote zu erklären versuchen,<br />

dann bezeichnen sie diese oft als eine Währung<br />

– die Währung ihrer Branche. Im herkömmlichen<br />

Fernsehen läuft es so: Instrumente<br />

wie Quote, Marktanteile und Reichweiten<br />

regeln die Bezahlung. Die Kosten<br />

für einen Werbespot hängen, vereinfacht<br />

gesagt, davon ab, wie viele Zuschauer das jeweilige<br />

Programm ansehen. Aber die Gefahr<br />

wächst, dass die Fernsehwährung immer<br />

weniger wert wird.<br />

Denn viel mehr Menschen als früher nutzen<br />

das Internet, um Soaps, Vorabendkrimis<br />

und Serien zu schauen – und nicht<br />

mehr unbedingt allein die klassischen Verbreitungswege<br />

wie Kabel oder Satellit. Dieses<br />

Webfernsehen ist vor allem für private,<br />

werbefinanzierte TV-Unternehmen ein<br />

Problem. Denn noch immer bringen den<br />

Sendern ihre schönen Steigerungsraten im<br />

Online- und Abruffernsehen finanziell<br />

ziemlich wenig.<br />

Was Zuschauer über das Internet konsumieren,<br />

fließt bislang nicht in die Quotenmessung<br />

ein, die Marktforscher des Unternehmens<br />

GfK im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft<br />

Fernsehforschung (AGF) durchführen.<br />

Auch die ständige Weiterentwicklung<br />

der Technik – von immer ausgereifteren<br />

Settop-Boxen bis zu Smart-TV-Geräten,<br />

bei denen Internet und Fernsehen fusionieren<br />

– lassen die Quotenmessung an<br />

Grenzen stoßen. Und dabei ist die Entwicklung<br />

ganz klar: Mediatheken, Video-Portale,<br />

Catch-up-TV – all das wird immer häufiger<br />

genutzt, während die Marktanteile im<br />

klassischen TV bröckeln.<br />

Seit knapp einem Jahr gelingt es immerhin<br />

teilweise, das zeitversetzte Fernsehen<br />

in der Quote zu berücksichtigen, Aufzeichnungen<br />

auf Festplattenrecordern etwa.<br />

Ein größerer Schritt steht zum 1. August<br />

an: Mit einer zusätzlichen Messtechnik na-<br />

Countdown bis zu einem zufälligen Tod<br />

Die Dokumentation „München 1970“ berichtet von Anschlägen, die heute vergessen sind, weil die Ermordung der israelischen Olympia-Mannschaft<br />

zweieinhalb Jahre später im gleichen München alles verdrängt hat, was zur Vorgeschichte gehört<br />

„Goodbye everybody“: Rudolf Crisolli, Reporter des ZDF, starb beim Bombenanschlag auf den Swissair-Flug 330 nach Tel Aviv am 21. Februar 1970. FOTO: HR/Privatfoto<br />

andere. Peter Boenisch, der als Chefredakteur<br />

der Bild am Sonntag beim Münchner<br />

Mordanschlag automatisch Linke als Täter<br />

vermutet, macht 1985, als er Helmut Kohl<br />

als Regierungssprecher dient, seiner gequälten<br />

Seele Luft, und der Spiegel hat damals<br />

seine private Äußerung ausgeplaudert:<br />

„Das ist ja das letzte, dass man noch<br />

40 Jahre nach Kriegsende durch KZs laufen<br />

muss.“ Nach dem für Israel siegreichen<br />

Sechs-Tage-Krieg von 1967 äußert sich in<br />

Deutschland auch auf der linken Seite ein<br />

gar nicht mehr latenter Antisemitismus.<br />

Während sich die Älteren gerührt bei den<br />

Liedern von Esther und Abi Ofarim wiegen,<br />

spricht der Anarchist und Kommu-<br />

Hi, Leute<br />

Neulings. Podolski plane mit Arsenal den<br />

Angriff auf die Tabellenspitze, interpretierten<br />

die Agenturen das ESPN-Gespräch, der<br />

27-Jährige strebe eine Führungsrolle im<br />

neuen Klub an. Am Samstagabend wurden<br />

die Meldungen dann auf einmal eilends zurückgezogen.<br />

Podolski hatte die Echtheit<br />

des Interviews bestritten und auf seiner<br />

Facebook-Seite mitgeteilt: „Hi Leute,<br />

ESPN hat heute auf seiner Website ein Interview<br />

von mir veröffentlicht, das ich<br />

nicht gegeben habe und Passagen beinhaltet,<br />

die frei erfunden sind. Also bitte ignorieren!<br />

Gruß, Poldi.“<br />

Inzwischen ist das Gespräch mit dem<br />

<strong>Fußball</strong>profi auch auf der Website des<br />

Sportsenders verschwunden. ESPN äußer-<br />

Eine Währung veraltet<br />

mens „Audiomatching“ kann die Verbreitungstechnik<br />

IPTV (Internet Protocol Television)<br />

abgebildet werden. „Wir schließen<br />

aus proprietären Verbreitungstechniken resultierende<br />

Messlücken“, sagt Martin Berthoud,<br />

Vorstandsvorsitzender der AGF. Das<br />

heißt: Man will nicht nur die Hauptstraßen<br />

sondern auch die neuen Nebenwege der<br />

Programmverbreitung erfassen.<br />

Wer die Tagesschau auf dem Computer<br />

aus der Mediathek abruft, wird dabei erstmal<br />

nicht berücksichtigt. IPTV bringt Programme<br />

über Breitband auf herkömmliche<br />

TV-Geräte. Kunden des Telekom-Angebots<br />

Entertain zählen dazu. In der AGF rechnet<br />

man damit, dass derzeit 3,1 Prozent der<br />

Haushalte IPTV nutzen. An große Verschiebungen<br />

bei den Zahlen glaubt deshalb niemand.<br />

„IPTV-Kunden sind vielleicht etwas<br />

technikaffiner, schauen aber deshalb keine<br />

anderen Formate als Zuschauer über andere<br />

Verbreitungswege“, sagt die stellvertretende<br />

AGF-Vorsitzende Katrin Hollerbach-Zenz.<br />

Mediatheken und Video-Portale<br />

wachsen – die Marktanteile im<br />

klassischen TV bröckeln<br />

Seit Jahren arbeiten die Experten im<br />

Kreis der AGF daran, ihre Verfahren weiterzuentwickeln.<br />

„Wir betreiben einen immensen<br />

finanziellen und fachlichen Aufwand“,<br />

betont AGF-Vorstand Berthoud,<br />

der im seinem eigentlichen Job Hauptabteilungsleiter<br />

Programmplanung beim ZDF<br />

ist. Ein zweistelliger Millionenbetrag wurde<br />

zuletzt erneut in die Optimierung der<br />

Messtechnik investiert.<br />

Allerdings geht es nur schleppend voran.<br />

Für viele im Markt ist das ärgerlich. Je<br />

stärker sich die Sehgewohnheiten wandeln,<br />

desto schwächer wird die Akzeptanz<br />

ne-1-Gründer Dieter Kunzelmann Ende<br />

1969 in einem Sendbrief aus Kreuzberg<br />

vom „Judenknax“, den es endlich zu überwinden<br />

gelte; sein ehemaliger Bundesbruder<br />

Fritz Teufel nennt die Musiker Simon<br />

und Garfunkel das „Zionistenduo“.<br />

Der Filmemacher Georg M. Hafner hat<br />

Teufel und Kunzelmann im Verdacht, am<br />

Mordanschlag gegen das jüdische Altersheim<br />

beteiligt zu sein. Beweisen kann er es<br />

nicht. Teufel ist tot, Kunzelmann wollte<br />

mit Hafner nicht reden. Im Film wird er als<br />

„Strippenzieher für die Al-Fatah“ bezeichnet,<br />

damit wäre er als williger Helfer von<br />

Yassir Arafats Guerilla tätig geworden. Hafner<br />

sieht „Teile der deutschen Linken tief“<br />

Lukas Podolski bestreitet Echtheit eines Interviews mit US-Sportsender ESPN<br />

te sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Wie<br />

die <strong>angeblich</strong>en Aussagen zustande kamen<br />

ist noch unklar. Eine SZ-Anfrage blieb bis<br />

Redaktionsschluss unbeantwortet.<br />

Podolskis Berater Kon Schramm sagte<br />

der Nachrichtenagentur dapd: „Lukas Podolski<br />

hat dem Fernsehsender ESPN kein<br />

Interview gegeben“, weswegen er und sein<br />

Mandant sich rechtliche Schritte gegen<br />

den amerikanischen Sender vorbehielten.<br />

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, das ist<br />

möglich. Im Frühjahr 2010 setzte Lukas Podolski<br />

über einen Anwalt eine seitengroße<br />

Gegendarstellung im Kölner Express<br />

durch, nachdem die Zeitung zuvor von einem<br />

<strong>angeblich</strong>en „Wutauftritt“ Podolskis<br />

berichtet hatte. MAMA<br />

TV-Quotenmessung ignoriert das Internet – nun soll wenigstens IPTV einbezogen werden<br />

der Quote auf Seite der Agenturen und Unternehmen,<br />

die Spots schalten.<br />

Zumindest ihre Rhetorik haben TV-Macher<br />

schon der neuen Wirklichkeit angepasst.<br />

RTL-Chefin Anke Schäferkordt sagte<br />

kürzlich in einem Interview: „Früher haben<br />

wir ‚nur' Fernsehen gemacht, heute arbeiten<br />

wir jeden Tag daran, Deutschlands<br />

erfolgreichster Bewegtbildanbieter zu sein<br />

– egal auf welcher Plattform.“ Egal? In der<br />

Praxis wohl kaum. Wenn es so wäre, müsste<br />

auch die Quote auf allen Plattformen gemessen<br />

werden, nur das brächte die verschiedenen<br />

Kanäle auf eine Höhe. Die aktuelle<br />

Weiterentwicklung der Messtechnik<br />

ist aus RTL-Sicht „überfällig“.<br />

Bei einer AGF-Vorstandssitzung Anfang<br />

Juli wurde nun über die nächste Ausweitung<br />

der Messung diskutiert. Es geht darum,<br />

endlich die Mediatheken-Nutzung mit<br />

den GfK-Zahlen zu verrechnen Allein eine<br />

Tatort-Folge wird nach Angaben der Programmdirektion<br />

des Ersten im Schnitt<br />

200 000 bis 500 000 mal innerhalb einer<br />

Woche im Netz abgerufen. Anfang 2013<br />

will die AGF technisch soweit sein, auch diese<br />

Nutzung in die Quotenangaben zu packen.<br />

Sogar ein neues GfK-Panel soll dafür<br />

aufgebaut werden, also eine bestimmte<br />

Zahl an repräsentativen Haushalten, in denen<br />

die Nutzung gemessen wird. Mobiles<br />

Fernsehen über Smartphones könnte dann<br />

bald ebenso abgebildet werden.<br />

Trotzdem hängen die Fernsehforscher<br />

dem Fortschritt hinterher. In der AGF erklärt<br />

man, dass andere Länder nicht viel<br />

weiter seien. „Wir sind sogar Vorreiter, weil<br />

wir beim Streaming wie im Fernsehen die<br />

Nutzungszeit exakt messen und damit<br />

über die verschiedenen Verbreitungswege<br />

voll vergleichbare Nutzungswerte erheben“,<br />

sagt Berthoud. Bei der Rettung der<br />

Fernsehwährung herrscht zumindest deutsche<br />

Genauigkeit. SIMON FELDMER<br />

in die palästinensischen Aktionen verstrickt,<br />

was für damals zumindest politisch<br />

stimmt. Zeigen kann er aber nur immer<br />

wieder den 1969/70 in seinen Äußerungen<br />

offen antisemitischen Kunzelmann. Dabei<br />

sekundiert dem Filmautor der Extremismus-Forscher<br />

Wolfgang Kraushaar mit einer<br />

Aussage des mehr als dubiosen RAF-<br />

Mörders Gerhard Müller, der Irmgard Möller<br />

von den „Tupamaros München“ der Mittäterschaft<br />

bezichtigt hat.<br />

Die Beweiskette reicht dennoch nicht<br />

von Riem bis in die Reichenbachstraße,<br />

wohl aber verbindet sie den Münchner<br />

Überfall auf die El-Al-Passagiere mit dem<br />

Absturz einer Swissair-Maschine kurz<br />

nach dem Start in Zürich. 47 Passagiere<br />

und Besatzungsmitglieder starben am 21.<br />

Februar 1970 auf dem Weg nach Tel Aviv. Einer<br />

davon war Hafners Onkel Rudolf Crisolli.<br />

Der Reporter Crisolli arbeitete fürs ZDF<br />

und berichtete von den nachrichtenbekannten<br />

Schauplätzen der späten sechziger<br />

Jahre: Vietnam, Israel, Indien. Er litt unter<br />

panischer Flugangst und flog doch ständig<br />

um die Welt. Nach dem Angriff auf die<br />

israelischen Passagiere in München buchte<br />

er seinen Flug von der El-Al auf die Swissair<br />

um, in deren Frachtraum kurz nach<br />

dem Start eine Bombe explodierte. Als Täter<br />

wurden vier arabische Männer identifiziert,<br />

die nie vor Gericht kamen. Nach der<br />

Jetzt haben Sie<br />

gut lachen.<br />

Jetzt am Kiosk oder im Abo.<br />

www.focus.de/abo oder 0180 5 480 1000 *<br />

* € 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz. Aus dem Mobilnetz max. € 0,42/Min.<br />

militärischen Niederlage der Araber im<br />

Sechs-Tage-Krieg hatten sich palästinensische<br />

Freischärler darauf verlegt, Israel von<br />

außen zu bekriegen. Durch spektakuläre<br />

Guerilla-Aktionen sollte die Welt auf ihr<br />

Schicksal aufmerksam werden. Wenn es<br />

um die Sache geht, spielt für Terroristen<br />

ein Menschenleben keine Rolle.<br />

München 1970 berichtet von Anschlägen,<br />

die heute vergessen sind, weil die Ermordung<br />

der israelischen Olympia-Mannschaft<br />

zweieinhalb Jahre später im gleichen<br />

München alles verdrängt hat, was zur<br />

Vorgeschichte gehört. Die verantwortlichen<br />

Regierungen reagierten hilflos. Auf<br />

der Bundespressekonferenz vom 23. Februar<br />

– zwei Tage vorher war die Swissair-Maschine<br />

abgestürzt – erklärte Außenminister<br />

Scheel im Namen der Bundesregierung:<br />

„Sie verurteilt diese Verwilderung der Sitten.“<br />

Zur Wiederherstellung der guten Sitten<br />

wurden die mutmaßlichen Täter abgeschoben<br />

und die Ermittlungen aufgegeben.<br />

Irgendwann wurden auch die Asservatenkammern<br />

entrümpelt; mögliche Beweismittel<br />

verschwanden. Vor allem wurde<br />

von der Swissair, von der PanAm, von<br />

der Air France und auch von der Lufthansa<br />

Schutzgeld an die Palästinenser bezahlt,<br />

um von weiteren Anschlägen verschont zu<br />

bleiben. Die Lufthansa verweigert bis heute<br />

die Auskunft über diese Zahlungen.<br />

Hafners elegischer und dabei ungeheuer<br />

aufwühlender Film ist vor allem eine Totenklage<br />

für seinen Onkel, der ein zufälliges<br />

Opfer der Weltgeschichte wurde. Der<br />

Autor schneidet sich selber als jungen<br />

Kunsthistoriker ins Bild, politisch ahnungslos,<br />

im Zweifel aber links. Naiv sei er Parolen,<br />

sei er Idolen wie Kunzelmann hinterhergelaufen,<br />

dem er sogar einen gutgläubigen<br />

Film widmete. Crisolli sei anders gewesen,<br />

nicht verführbar, sachlich. Im Countdown<br />

referiert Hafner die Vorgänge Anfang<br />

1970, zählt die Tage ab, die der Reporter<br />

noch zu leben hat.<br />

Die Kamera filmt das Cockpit einer Coronado<br />

ab, während das Tonband mit dem<br />

Funkverkehr läuft. Druckverlust in der Kabine<br />

meldet der Pilot, Rauch, dann Feuer.<br />

„330 is crashing“, gibt der Co-Pilot sachlich<br />

an den Tower in Zürich durch, und<br />

dann, zwei Mal, damit man ihn auch höre,<br />

„Goodbye everybody“.<br />

München 1970 – als der Terror zu uns kam, ARD,<br />

Dienstag, 22.45 Uhr.<br />

EXTRA-BOOKLET<br />

Jetzt am Kiosk.


34 PROGRAMM VOM MONTAG<br />

Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />

ARD ZDF<br />

BR RTL Pro Sieben Sat 1 Arte 3sat<br />

5.30 Morgenmagazin 9.05 Rote Rosen 9.55<br />

Wetterschau 10.03 Brisant 10.15 Hansi Hinterseer<br />

12.00 Tagesschau 12.15 Buffet. Leben<br />

und genießen. Einkochen und Einmachen,<br />

Marmelade machen / Sören Anders<br />

bereitet heute zu: Gurkenkaltschale mit Dill<br />

und Roulade vom Lachs 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen<br />

15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe<br />

16.00 Tagesschau 16.10 Elefant, Tiger & Co.<br />

17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene<br />

Liebe 18.50 Großstadtrevier 19.50<br />

Gesichter Olympias 19.55 Börse<br />

20.00 Tagesschau<br />

20.15 Erlebnis Erde Der Inn: Grüner<br />

Fluss aus den Alpen. Der Inn ist<br />

ein Fluss mit vielen unterschiedlichen<br />

Gesichtern und vielen Geschichten.<br />

Die Doku folgt dem interessanten<br />

Flusslauf von der<br />

Quelle am Lunghinpass bis zur<br />

Mündung in die Donau.<br />

21.00 Hart aber fair Umsorgt vom Kreißsaal<br />

bis zum Hörsaal – kommt<br />

jetzt die Generation Weichei? Zu<br />

Gast: Josef Kraus u.a.<br />

22.15 Tagesthemen<br />

22.45 Die Story im Ersten Im Netz von<br />

Salafisten – Wie radikale Muslime<br />

junge Menschen verführen<br />

23.30 Geschichte im Ersten Jesse Owens –<br />

Der schnellste Mann der Welt<br />

0.15 Nachtmagazin<br />

0.35 Tatort Eine bessere Welt. TV-Kriminalfilm,<br />

D 2011. Mit Joachim<br />

Król. Regie: Lars Kraume<br />

2.10 Beckmann – Best of Zu Gast:<br />

Enoch zu Guttenberg, Winfried<br />

Kretschmann, Björn Engholm,<br />

Hildegard Hamm-Brücher u.a.<br />

3.25 Hart aber fair<br />

4.45 Die Story im Ersten<br />

Phoenix BR-alpha RTL 2 Vox Kabel 1 Deutschlandfunk<br />

11.15 Die Grüne Insel 12.00 Vor Ort 12.30<br />

Thema 13.45 Thema 15.00 Liebesfalle Internet<br />

15.45 Alleinerziehend und verliebt<br />

16.15 Wer macht mir den Hof? 17.00 Kreuzfahrt<br />

ins Eheglück? 17.30 Vor Ort 18.00 Ahoi<br />

und Alarm 18.30 Die größten Naturschauspiele<br />

der Erde (1-2/6) 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Die größten Naturschauspiele der<br />

Erde (3-4/6) 21.45 heute-journal 22.15 Der<br />

Fluch des Hope-Diamanten 23.00 Die Diamanten-Route.<br />

Von den Minen bis zur Auktion.<br />

Dokumentarfilm, CDN 2007 0.40 Der<br />

Untergang der Lusitania: Tragödie eines<br />

Luxusliners. TV-Dokudrama, GB/D 2007<br />

15.00 Schätze der Welt – Erbe der Menschheit<br />

15.15 Les grandes dates de la science<br />

et de la technique 15.30 Bibliothek der<br />

Sachgeschichten 16.00 alpha-Campus<br />

Doku 16.30 on3-südwild 17.30 Euro-Blick<br />

18.00 Grundkurs Deutsch 18.30 Die Tagesschau<br />

vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00<br />

Ich machs! 19.15 Grips Deutsch 19.30 Alpha<br />

Österreich 20.15 Reisewege zur Kunst<br />

21.00 Alpha-Forum 21.45 Planet Wissen<br />

22.45 Klassiker der Weltliteratur. Honoré de<br />

Balzac 23.00 Bilder einer Landschaft 23.45<br />

Capriccio 0.15 Die Fernsehtruhe extra. Dokumentationsreihe<br />

1.15 Alpha Österreich<br />

6.00 Infomercial 7.00 Infomercial 8.00 Die<br />

Schnäppchenhäuser 9.00 Frauentausch<br />

11.00 Family Stories 12.00 Berlin – Tag &<br />

Nacht 13.00 Privatdetektive im Einsatz<br />

13.55 Family Stories 14.50 Der Trödeltrupp<br />

15.45 Der Trödeltrupp 16.45 Der Trödeltrupp<br />

17.05 Privatdetektive im Einsatz<br />

18.00 X-Diaries 19.00 Berlin – Tag & Nacht<br />

20.00 RTL II News 20.15 Die Wollnys – Eine<br />

schrecklich große Familie! 21.15 Die Wollnys<br />

– Eine schrecklich große Familie! 22.10<br />

Das Aschenputtel-Experiment 23.55 Villa<br />

Germania – Forever Young 0.55 exklusiv –<br />

die reportage 1.45 Ärger im Revier<br />

6.50 Mieterzoff 7.50 Unter Beobachtung<br />

8.50 Verklag mich doch! 10.45 Nachrichten<br />

10.50 Mieten, kaufen, wohnen 12.00 Shopping<br />

Queen 13.00 Verklag mich doch! 15.00<br />

Shopping Queen 16.00 Menschen, Tiere<br />

und Doktoren 17.00 Menschen, Tiere und<br />

Doktoren 18.00 Mieten, kaufen, wohnen<br />

19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />

20.15 CSI: NY. Der Kompass-Mörder<br />

21.15 CSI: NY. Das DNS-Phantom 22.15<br />

Burn Notice 23.05 Standoff (3/18) 0.00<br />

Nachrichten 0.20 CSI: NY 1.15 CSI: NY 1.55<br />

Burn Notice 2.40 The Closer 3.25 Close to<br />

Home 4.10 Schneller als die Polizei erlaubt<br />

NDR WDR Tele 5 ORF 2 Sky Cinema<br />

11.30 Highway durch die Rocky Mountains<br />

(1/2) 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Einfach<br />

genial! 13.30 Eisenbahn-Romantik<br />

14.00 NDR aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00<br />

NDR aktuell 15.15 Norwegen – Leben am<br />

Hardangerfjord 16.00 NDR aktuell 16.10<br />

Landschaften des Nordens 17.10 Panda,<br />

Gorilla & Co. 18.00 Regional 18.15 Die Nordreportage<br />

18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Markt spezial 21.00<br />

Norddeutsche Dynastien 21.45 NDR aktuell<br />

22.00 Dalli Dalli 23.00 „Rudis Tagesshow”<br />

extra 23.30 Scoop – Der Knüller. Komödie,<br />

USA/GB <strong>2006</strong> 1.00 Gefragt – Gejagt<br />

SWR HR Kinderkanal N24 n-tv<br />

14.25 Was geschah auf Schloss Wildberg.<br />

Drama, A/D 1972 16.00 SWR Landesschau<br />

aktuell 16.05 Kaffee oder Tee 17.00 SWR<br />

Landesschau aktuell 17.05 Kaffee oder<br />

Tee 18.00 SWR Landesschau aktuell 18.15<br />

Stürmische Zeiten für die Windkraft 18.45<br />

SWR Landesschau Baden-Württemberg<br />

19.45 SWR Landesschau aktuell 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Die Heimkehr. TV-Drama,<br />

D 2012 21.45 Hermann Hesse – Superstar<br />

22.15 SWR Landesschau aktuell 22.30 Sag<br />

die Wahrheit 23.00 Meister des Alltags<br />

23.30 Ausgerechnet wir! 0.30 Kesslers Expedition<br />

(3/4) 1.15 betrifft ... Reportagereihe<br />

12.45 In aller Freundschaft 13.30 Den<br />

Schlangen auf der Spur 14.00 Eisenbahn-<br />

Romantik 14.30 Afrika mit Kind und Kamera<br />

(1/4) 15.15 Das Weserbergland 16.00<br />

hallo hessen 16.45 Hessenschau kompakt<br />

17.00 hallo hessen 17.50 Hessenschau<br />

kompakt 18.00 Maintower 18.20 Brisant<br />

18.50 service: zuhause 19.15 Alle Wetter!<br />

19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Kein schöner Land 21.00 Russisch<br />

Roulette (2/2). TV-Thriller, A/D 2012 22.25<br />

Hessenschau kompakt 22.45 Der Fahnder<br />

23.35 The Fog – Nebel des Grauens. Horrorfilm,<br />

USA 1980 1.00 Hessens schönste Seen<br />

9.40 Tanzalarm 9.50 Web vs. Promi 10.15<br />

Meine Monster und ich 10.40 Henry der<br />

Schreckliche 11.00 Marsupilami – Im<br />

Dschungel ist was los 11.50 Shaolin Wuzang<br />

12.35 Enyo (2/26) 13.00 Cosmic Quantum<br />

Ray 13.20 Mini Ah! 13.30 Die Sendung<br />

mit der Maus 13.55 Fluch des Falken 14.10<br />

Schloss Einstein – Seelitz 15.00 Die Hauptstadtpraktikanten<br />

15.25 Meine peinlichen<br />

Eltern 16.20 Hier ist Ian 17.05 Pat & Stan<br />

17.10 Jibber Jabber 17.35 Flipper und Lopaka<br />

17.55 Bernard 18.00 Gawayn 18.15<br />

Babar und die Abenteuer von Badou 18.40<br />

Zoés Zauberschrank 18.50 Sandmännchen<br />

5.15 Die wahre Geschichte: Jagd auf Roter<br />

Oktober 12.45 Börse am Mittag 13.05 Katastrophen<br />

und Konstrukte: Schiffe 14.05<br />

F-104 „Starfighter” – Sternenjäger oder<br />

Witwenmacher? 15.05 Wissen 16.05 Flug US<br />

1549 – Die Helden vom Hudson River 17.05<br />

Job am Limit: Countdown in den Tropen<br />

18.15 Börse am Abend 18.25 Wissen 19.05<br />

sonnenklar.tv 20.15 Das Space Shuttle – Ende<br />

einer Ära 21.15 Fünf Jahre auf dem Mars<br />

22.15 Geheimnisse des Weltalls: Zeitreisen<br />

23.15 Die Science Fiction Propheten. Jules<br />

Verne: Visionär der Moderne 0.10 Schatten<br />

der Zukunft: Bedrohung aus dem All<br />

MDR RBB Super RTL Eurosport Sport 1<br />

11.45 MDR um zwölf 12.30 Männer und andere<br />

Katastrophen. TV-Liebeskomödie, D<br />

1999 14.00 Dabei ab zwei 14.30 Der gestiefelte<br />

Kater. TV-Märchenfilm, D 2009 15.30<br />

Unterwegs in Thüringen 16.00 Hier ab vier<br />

16.30 Hier ab vier 17.00 Hier ab vier 17.30<br />

Hier ab vier 17.45 MDR aktuell 18.00 Wetter<br />

für 3 18.05 Brisant 18.54 Unser Sandmännchen<br />

19.00 Regional 19.30 MDR aktuell<br />

19.50 Liebe geht durch den Magen (5/8)<br />

20.15 Afrika im Herzen. TV-Familienfilm,<br />

D 2008 21.45 MDR aktuell 22.05 Fakt ist ...!<br />

22.50 Die Mandela-Verschwörung. Historienfilm,<br />

GB 2009 0.35 Hart aber fair<br />

5.30 Morgenmagazin 9.00 heute 9.05 Volle<br />

Kanne – Service täglich. Verbrauchermagazin<br />

10.30 Die Rosenheim-Cops. Schöner<br />

Hannes, toter Hannes 11.15 SOKO Wismar.<br />

Brenners Frau 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />

Deutschland 13.00 Mittagsmagazin<br />

14.00 heute – in Deutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger<br />

16.00 heute – in Europa 16.10 Die<br />

Rettungsflieger. Der Schock 17.00 heute<br />

17.10 hallo Deutschland 17.45 Leute heute<br />

18.05 SOKO 5113. Riekes Schwester 19.00<br />

heute 19.20 Wetter 19.25 WISO-Duell<br />

20.15 Ein Dorf sieht Mord TV-Kriminalfilm,<br />

D 2009. Mit August Zirner,<br />

Lavinia Wilson, Corinna Harfouch.<br />

Regie: Walter Weber. Die Fotografin<br />

Lotte kommt in ein Dorf<br />

im Wendland, um eine Reportage<br />

über das idyllische Fleckchen Erde<br />

zu machen. Die Arbeit wird spannender<br />

als gedacht, als sie in einen<br />

Mordfall verwickelt wird.<br />

21.45 heute-journal<br />

22.15 Max Payne Actionfilm, USA/CDN<br />

2008. Mit Mark Wahlberg, Mila<br />

Kunis. Regie: John Moore. Nachdem<br />

seine Frau und sein Kind<br />

von Einbrechern getötet wurden,<br />

schwört Cop Max Payne Rache.<br />

23.50 The Prisoner – Der Gefangene<br />

(1/6). Ankunft. Sci-Fi-Serie. Neu<br />

0.35 heute nacht<br />

0.50 Hotel Very Welcome Tragikomödie,<br />

D 2007. Mit Ricky Champ<br />

Regie: Sonja Heiss<br />

2.20 ZDF-History Blondinen bevorzugt<br />

– Die großen Sexsymbole<br />

des 20. Jahrhunderts<br />

3.05 SOKO 5113 Riekes Schwester<br />

3.50 Global Vision<br />

4.10 hallo Deutschland Magazin<br />

10.35 „Lokalzeit”-Geschichten 11.05 Giraffe,<br />

Erdmännchen & Co. 11.55 Eisbär, Affe<br />

& Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit<br />

Reportage 13.30 In aller Freundschaft<br />

14.15 Mord ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen<br />

16.00 WDR aktuell 16.15 Daheim und<br />

unterwegs 18.00 Lokalzeit 18.05 Hier und<br />

heute 18.20 Servicezeit 18.50 Aktuelle<br />

Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau<br />

20.15 Der Große Haushaltscheck extra<br />

(4/5) 21.00 Markt 21.45 WDR aktuell 22.00<br />

Die Story 22.45 Tod einer Richterin 23.30<br />

Königin der Berge. Western, USA 1954 0.55<br />

Markt 1.40 Erlebnisreisen-Tipp<br />

13.30 In aller Freundschaft 14.15 Das blaue<br />

Licht. TV-Märchenfilm, D 2010 15.15 Tiere<br />

bis unters Dach 15.45 Unsere Zehn Gebote<br />

16.00 rbb aktuell 16.05 Buffet 16.50 kurz<br />

vor 5 17.00 rbb aktuell 17.05 Nashorn, Zebra<br />

& Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00<br />

rbb um 6 18.25 rbb wetter 18.30 ZiBB 19.25<br />

rbb wetter 19.30 Abendschau / Brandenburg<br />

aktuell 20.00 Tagesschau 20.15<br />

Tatort. Blinder Glaube. TV-Kriminalfilm, D<br />

2008 21.45 rbb aktuell 22.15 Polizeiruf 110.<br />

Wandas letzter Gang. TV-Kriminalfilm, D<br />

2002 23.45 Was die Briten lieben (3/5) 0.30<br />

Abendschau 1.00 Brandenburg aktuell<br />

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7.00 Viens jouer avec nous 7.15 Tele-Gym<br />

7.30 Wetterfernsehen 9.00 Tele-Gym 9.15<br />

Seehund, Puma & Co 10.05 Sturm der Liebe<br />

10.55 Rote Rosen 11.45 Verbotene Liebe<br />

12.30 Der Sonntags-Stammtisch 13.30<br />

Heimkehr mit Hindernissen. TV-Heimatfilm,<br />

D/A 2012 15.00 Im Reich der Fanes<br />

15.30 Wir in Bayern 16.45 Rundschau 17.00<br />

Bayerische Olympiageschichten 17.30<br />

Schwaben & Altbayern / Frankenschau aktuell<br />

18.00 Abendschau 18.45 Rundschau<br />

19.00 Querbeet. U.a.: Ein Tee aus Beerenblättern<br />

19.45 Dahoam is dahoam<br />

20.15 Bayerischer Sportpreis 2012 Mitwirkende:<br />

Horst Seehofer (Bayerischer<br />

Ministerpräsident), Wladimir<br />

Klitschko (Boxer), Howard<br />

Carpendale, Wolfgang Niersbach,<br />

Silbermond. Aufzeichnung<br />

21.30 Rundschau-Magazin<br />

21.45 Lebenslinien Porträtreihe<br />

„Lest keine Märchen, lebt sie!”<br />

22.30 Die Zukunft war auch schon mal<br />

besser Dokumentation. Die Visionen<br />

der 60er-Jahre. Obwohl das<br />

Kriegsende noch keine 20 Jahre<br />

zurückliegt und sich Ost und West<br />

hochgerüstet gegenüberstehen,<br />

glauben die Menschen an eine<br />

glückliche Zukunft.<br />

23.15 Rundschau-Nacht<br />

23.25 Lese-Zeichen U.a.: Neues vom<br />

Sex – Ann-Marlene Henning, Tina<br />

Bremer-Olszewski: „Make Love”<br />

23.55 Die allerbeste Sebastian Winkler<br />

Show Show. Mit dem allerlockigsten<br />

Top-Stylisten Boris Entrup<br />

0.25 Olympia – Spiele, Menschen,<br />

Emotionen (1) Der Megaevent<br />

1.10 Dahoam is dahoam Heimatserie<br />

1.40 Planet Erde Dokureihe<br />

1.45 Bayerischer Sportpreis 2012 Show<br />

Der Tod kennt keine Wiederkehr<br />

5.10 Explosiv – Weekend 6.00 Punkt 6. Infomagazin<br />

7.30 Alles, was zählt 8.00 Unter<br />

uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00<br />

Punkt 9. Infomagazin 9.30 Mitten im Leben!<br />

10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere<br />

erste gemeinsame Wohnung. Paare suchen<br />

ihr Zuhause 12.00 Punkt 12. Mittagsjournal<br />

14.00 Mitten im Leben! 15.00 Verdachtsfälle<br />

16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Betrugsfälle<br />

17.30 Unter uns 18.00 Explosiv.<br />

Das Magazin 18.30 Exclusiv. Das Starmagazin<br />

18.45 RTL aktuell 19.05 Alles, was zählt<br />

19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />

20.15 Einsatz in 4 Wänden – Spezial<br />

Doku-Soap. Die Rattenruine.<br />

Vor zwanzig Jahren erwerben die<br />

Tierärztin Lisa und ihr Partner Leo<br />

ein altes, denkmalgeschütztes<br />

Fachwerkhaus in Hessen. Doch<br />

aus dem ehemaligen Traumhaus<br />

ist mit der Zeit eine einsturzgefährdete<br />

Ruine geworden.<br />

22.15 Extra – Das RTL Magazin<br />

Gefahr am Strand: Nach dem Tod<br />

des kleinen Sebastian. Der Test:<br />

Wie schnell ein Sandloch für Kinder<br />

und Erwachsene zur Falle<br />

werden kann / Animal hoarding –<br />

wenn das Sammeln von Haustieren<br />

zur Sucht wird<br />

23.30 30 Minuten Deutschland Reportagereihe.<br />

Die Hölle von Frankfurt<br />

– Airport-Zöllner packen aus<br />

0.00 RTL-Nachtjournal<br />

0.30 10 vor 11 Kulturmagazin. Bausteine<br />

des Lebens – Prof. Dr. Dieter<br />

Braun über den Sprung von unbelebter<br />

zu belebter Materie<br />

0.55 Extra – Das RTL Magazin<br />

2.05 Einsatz in 4 Wänden – Spezial<br />

3.50 RTL-Nachtjournal<br />

4.20 Betrugsfälle<br />

Arte,20.15 Uhr.PrivatdetektivMarlowe(ElliottGould)wirdvon<br />

seinem Freund Lennox gebeten, ihn über die Grenze zu bringen.<br />

Kurz darauf ist Lennox’ Frau tot, Marlowe wird verhaftet. Ein<br />

Reverenz an den Film Noir von Robert Altman, nach der Vorlage<br />

Raymond Chandlers. Der Detektiv begibt sich in eine Welt aus<br />

Geld und Gier – geht darin aber nicht unter. FOTO: V. ZSIGMOND/ZDF<br />

Max Payne<br />

ZDF, 22.15 Uhr. In der filmischen Adaption des Computerspielklassikers<br />

von Frank Miller gibt der Polizist Max Payne (Mark<br />

Wahlberg) keine Ruhe, seit seine Familie getötet wurde. Unter<br />

falschem Namen begibt er sich in das Drogenmilieu von New<br />

York – und stößt auf ein bizarres Geschäft der Pharmafirma, für<br />

die seine Frau gearbeitet hat. FOTO: JONATHAN SELA/ZDF<br />

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6.05 Make It Happen – Lebe deinen Traum.<br />

Drama, USA 2008 7.40 Rebell in Turnschuhen.<br />

Komödie, USA <strong>2006</strong> 9.35 Malcolm<br />

mittendrin 10.05 Malcolm mittendrin 10.30<br />

Scrubs – Die Anfänger 10.55 Scrubs – Die<br />

Anfänger 11.25 Scrubs – Die Anfänger<br />

11.55 The Big Bang Theory 12.20 The Big<br />

Bang Theory 12.50 How I Met Your Mother<br />

13.15 How I Met Your Mother 13.45 How I<br />

Met Your Mother 14.10 The Karate Kid. Actionfilm,<br />

CHN/USA 2010 17.00 taff 18.00<br />

Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die<br />

Simpsons 19.05 Galileo<br />

20.15 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />

Der Feind meines Feindes. Mysteryserie.<br />

David Robert Jones hat in<br />

beiden Universen Gestaltwandler<br />

eingesetzt, um ein Mineral in<br />

seinen Besitz zu bringen dessen<br />

Energiquelle stark genug ist, um<br />

beide Universen zu vernichten.<br />

21.15 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />

Prophezeiung. Emily sieht in die<br />

Zukunft. Ihre Visionen hält sie in<br />

Zeichnungen fest und immer wieder<br />

erfüllen sich ihre schrecklichen<br />

Vorahnungen. Denn eines<br />

haben ihre Bilder gemeinsam, immer<br />

geht es um den Tod.<br />

22.20 Supernatural Träum von mir<br />

23.15 Supernatural<br />

Und täglich grüßt ... Mysteryserie<br />

0.10 Vampire Diaries<br />

Der Vampirjäger. Mysteryserie<br />

1.00 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />

Der Feind meines Feindes<br />

1.55 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />

Prophezeiung. Mysteryserie<br />

2.40 Supernatural Träum von mir<br />

3.15 Spätnachrichten<br />

3.20 Supernatural<br />

4.00 Vampire Diaries Der Vampirjäger<br />

7.25 Joyce Meyer – Das Leben genießen<br />

7.55 Missionswerk Karlsruhe 8.00 Homeshopping<br />

12.30 Making of eines aktuellen<br />

Kinofilms 13.15 Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />

14.15 Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />

15.15 Star Trek – Deep Space Nine<br />

16.15 Stargate 17.10 Star Trek – Das nächste<br />

Jahrhundert 18.10 Star Trek – Das nächste<br />

Jahrhundert 19.10 Star Trek – Deep Space<br />

Nine 20.15 Time Out – Die Zeit läuft ab. TV-<br />

Thriller, LUX/USA/CDN 1998 22.05 2025 –<br />

Gejagt durch die Zeit. TV-Fantasyfilm, USA<br />

1996 23.40 Astrocop. Sci-Fi-Film, USA 1995<br />

1.25 Timelock. Sci-Fi-Film, USA 1996<br />

14.40 Cosmo und Wanda 15.10 Die Superhelden-Helfer<br />

15.40 Zig & Sharko – Meerjungfrauen<br />

frisst man nicht! (1/26) 16.15<br />

Die Superschurkenliga 16.40 Mr. Bean –<br />

Die Cartoon-Serie 17.10 Sally Bollywood<br />

17.40 Cosmo und Wanda 18.00 Cosmo und<br />

Wanda 18.20 Fillmore 18.50 Gummibärenbande<br />

19.20 Phineas und Ferb 19.45 Pair of<br />

Kings – Die Königsbrüder 20.15 Der Pagemaster<br />

– Richies fantastische Reise. Fantasyfilm,<br />

USA 1994 21.50 Kopfüber im Phantasialand<br />

22.20 Mein Leben und ich 22.50<br />

Mein Leben und ich 23.20 Mein Leben und<br />

ich 23.50 Golden Girls 0.30 Shop24Direct<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00<br />

Lenßen & Partner 10.30 Lenßen & Partner<br />

11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00<br />

Annica Hansen – Der Talk 13.00 Britt. Talkshow<br />

14.00 Zwei bei Kallwass. Beziehungskonflikte<br />

im Gespräch 15.00 Familien-Fälle<br />

16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig<br />

und Kuhnt 17.30 Niedrig und Kuhnt 18.00<br />

Pures Leben – Mitten in Deutschland.<br />

Menschen und ihre außergewöhnlichen<br />

Geschichten 18.30 Ab durch die Mitte. Das<br />

schnellste Quiz der Welt 19.15 Push. Das<br />

SAT.1 Magazin. Moderation: Annika Kipp<br />

20.00 Nachrichten<br />

20.15 Mit Herz und Handschellen<br />

Fünf Freunde. Ein Jogger hat den<br />

Radfahrer Berthold Pachel von einer<br />

Brücke gestoßen. Die Ermittler<br />

finden heraus, dass das Opfer<br />

nach einem mysteriösen Unfall<br />

den Kontakt zu seinen Freunden<br />

abgebrochen hat.<br />

22.15 Planetopia U.a.: Krisenszenario<br />

für Deutschland – Wenn wir sparen<br />

müssten wie die Griechen /<br />

Wochenende im West End – Unterwegs<br />

mit Londons Ordnungshütern<br />

/ Streitfall Gutachten –<br />

Wenn Psychologen Straftäter als<br />

harmlos einstufen<br />

23.00 „Focus”-TV-Reportage Reportagereihe.<br />

Das Spiel mit dem Tod –<br />

Die Kletter-Kinder von Moskau<br />

23.30 Mit Herz und Handschellen<br />

Fünf Freunde. Krimiserie<br />

1.35 Edel & Starck<br />

Das Gericht tanzt. Anwaltsserie<br />

2.25 Edel & Starck<br />

Muffel und Männer. Anwaltsserie<br />

3.10 Zwei bei Kallwass<br />

3.55 Niedrig und Kuhnt<br />

4.40 Familien-Fälle<br />

12.50 Wetterschau 13.00 ZIB 13.15 Frisch<br />

gekocht mit Andi und Alex 13.40 Alisa<br />

14.20 Um Himmels Willen 15.10 Sturm<br />

der Liebe 16.00 Die Barbara-Karlich-Show<br />

17.00 ZIB 17.05 Heute in Österreich 17.40<br />

Sommerzeit 18.30 Konkret 18.51 Infos und<br />

Tipps 19.00 Bundesland heute 19.22 Money<br />

Maker 19.30 Zeit im Bild 19.49 Wetter 19.55<br />

Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Liebesgschichten<br />

und Heiratssachen. Neue Folgen<br />

21.05 Thema 22.00 ZIB 2 22.30 Kulturmontag<br />

aus London 23.35 Art City London 0.00<br />

Die Schwester der Königin. Drama, USA/GB<br />

2008 1.45 Kulturmontag aus London<br />

8.30 Motorsport Weekend Magazin 8.45<br />

Leichtathletik 9.45 Radsport 10.45 <strong>Fußball</strong><br />

11.45 <strong>Fußball</strong> 13.00 Radsport 14.00 Radsport.<br />

Tour de France. 15. Etappe: Samatan-<br />

Pau (158,5 km). Live 17.45 Radsport. Polen-<br />

Rundfahrt. 7. und letzte Etappe: Krakau-<br />

Krakau (131 km). Live 19.00 Snooker 20.45<br />

WATTS. Die Sportzapping-Wochenshow<br />

21.00 Kampfsport. Clash Time. Zusammenfassung<br />

des heutigen Fight-Entertainment-Abends<br />

21.05 Wrestling. Die Woche<br />

in der World Wrestling Entertainment Serie<br />

21.35 Kampfsport. Clash Time 21.45 Wrestling<br />

22.45 <strong>Fußball</strong> 0.15 Radsport<br />

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7.00 Simon Templar. Es ist nicht alles Gold,<br />

was glänzt 8.00 Was Du nicht siehst 8.25<br />

X:enius 8.55 Auf den Spuren des Britischen<br />

Weltreichs (1/3) 9.50 Simon Templar. Das<br />

Ungeheuer von Loch Ness 10.45 Das Haus<br />

nebenan (1/2) 12.50 Arte-Journal 13.00<br />

X:enius 13.25 Die Lena und der Ruf der Taiga<br />

14.10 Willi wills wissen 14.35 Die Marquise<br />

von O. Drama, D/F 1976 16.15 X:enius<br />

16.45 Von Menschen und Robotern 17.30<br />

Simon Templar 18.20 Unsere Ozeane (1/4)<br />

19.05 Alte Schachteln 19.10 Arte-Journal<br />

19.30 Die großen Seebäder (1/10)<br />

20.15 Der Tod kennt keine Wiederkehr<br />

Kriminalfilm, USA 1973. Mit Elliott<br />

Gould, Nina van Pallandt, Sterling<br />

Hayden, Mark Rydell, Henry<br />

Gibson, David Arkin. Regie: Robert<br />

Altman. Der Privatdetektiv Marlowe<br />

bringt seinen Freund Terry<br />

Lennox auf dessen Wunsch illegal<br />

über die Grenze nach Mexiko und<br />

wird prompt nach der Rückkehr<br />

verhaftet. Terry soll seine Frau<br />

umgebracht haben.<br />

22.05 Deliverance – Beim Sterben ist<br />

jeder der erste Actionfilm, USA<br />

1972. Mit Jon Voight, Burt Reynolds,<br />

Ned Beatty, Bill McKinney.<br />

Regie: John Boorman<br />

23.50 Der Auftragskiller – Zimmer 164<br />

Ein Verbrecher auf der Flucht<br />

Dokumentarfilm, I 2010<br />

1.10 Metropolis Kulturmagazin. U.a.:<br />

Metropolenreport: Edinburgh<br />

2.00 Was Du nicht siehst Türkei<br />

2.20 Rosa und Taxi Drama, D 2008. Mit<br />

Anna Brüggemann, Sarah Riedel<br />

Regie: Laura Popescu-Zeletin<br />

2.35 Deliverance – Beim Sterben ist<br />

jeder der erste Actionfilm, USA<br />

1972. Mit Jon Voight, Burt Reynolds<br />

10.00 Charmed – Zauberhafte Hexen 10.55<br />

Ghost Whisperer – Stimmen aus dem Jenseits<br />

11.50 Unsere kleine Farm 12.55 Ein Engel<br />

auf Erden 13.55 Charmed – Zauberhafte<br />

Hexen 14.50 Ghost Whisperer – Stimmen<br />

aus dem Jenseits 15.45 Cold Case – Kein<br />

Opfer ist je vergessen 16.45 News 16.55 Two<br />

and a Half Men 17.25 Two and a Half Men<br />

17.50 Abenteuer Leben – Täglich neu entdecken<br />

19.00 Achtung, Kontrolle! 20.15 Jackie<br />

Chan – Das Medaillon. Actionkomödie, USA/<br />

HK 2003 22.05 Der Mythos. Actionfilm, CHN/<br />

HK 2005 0.25 Crying Freeman – Der Sohn<br />

des Drachen. Actionfilm, CDN 1995<br />

7.05 Quest for Zhu. Animationsfilm, USA<br />

2011 8.15 Teen Spirit. TV-Komödie, USA<br />

2011 9.40 Four Lions. Komödie, GB 2010<br />

11.20 Barney's Version. Drama, CDN/I 2010<br />

13.30 ID:A. Thriller, DK 2011 15.15 Teen<br />

Spirit. TV-Komödie, USA 2011 16.35 Page<br />

Eight. TV-Thriller, GB 2011 18.15 Hangover<br />

II. Komödie, USA 2011 19.55 Sky Magazin<br />

20.10 Zapping 20.15 Alles koscher! Komödie,<br />

GB 2010 22.00 Die Superbullen – Sie<br />

kennen keine Gnade. Komödie, D 2011<br />

23.25 Sky Magazin 23.40 Die. Thriller, I/CDN<br />

2010 1.15 Your Highness – Schwerter, Joints<br />

und scharfe Bräute. Komödie, USA 2011<br />

5.15 Die Porsche 911 Story (2/2) 6.10 Ratgeber<br />

– Steuern & Recht 7.05 Telebörse<br />

7.20 Telebörse 7.35 Telebörse 12.10 Telebörse<br />

12.30 News Spezial 13.10 Telebörse<br />

13.30 News Spezial 14.10 Telebörse 14.30<br />

News Spezial 15.20 Ratgeber – Test 15.40<br />

Telebörse 16.10 Wir Deutschen (1/2) 17.05<br />

Wir Deutschen (2/2) 18.20 Telebörse 18.35<br />

Ratgeber – Hightech 19.10 „Spiegel”-TV<br />

Magazin 20.05 Die Nazi-Jäger 21.05 Wir<br />

Deutschen (1/2) 22.03 Wir Deutschen (2/2)<br />

22.45 Telebörse 23.05 Der verlorene Sohn<br />

0.05 Die Nazi-Jäger 0.55 Wir Deutschen<br />

(1/2) 1.35 Wir Deutschen (2/2)<br />

5.00 Sport-Clips 5.20 Sport-Clips 6.00 Poker<br />

8.00 Teleshopping 11.00 Normal 11.30<br />

Teleshopping 12.00 Teleshopping 12.15<br />

Teleshopping 13.30 Teleshopping 14.00<br />

Teleshopping 14.30 Tennis. ATP World Tour<br />

500. bet-at-home Open: 1. Tag. Live aus<br />

Hamburg 18.30 Sport1 Reportage 19.00<br />

Triathlon 19.30 FIFA-WM 20.00 <strong>Fußball</strong><br />

21.00 <strong>Fußball</strong> 22.00 <strong>Fußball</strong> 23.00 Sport1<br />

Reportage 0.00 Sport-Clips 0.30 Sport-<br />

Clips 0.45 Teleshopping 1.00 Sport-Clips<br />

1.05 Teleshopping 1.20 Sport-Clips 1.50<br />

Teleshopping 2.00 Sport-Clips 2.05 Teleshopping<br />

2.20 Sport-Clips 3.00 Sport-Clips<br />

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9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit kompakt 9.15 Hitec<br />

9.45 nano spezial 10.15 NDR Talk Show<br />

12.15 Sonntags 12.45 Schätze der Welt<br />

13.00 ZIB 13.15 Tania Blixens afrikanischer<br />

Traum 14.00 Afrikas Wunderbaum 14.45<br />

Momella – Eine Farm in Afrika: Die Pioniere<br />

(1/2). TV-Dokudrama, D 2007 15.30 Momella<br />

– Eine Farm in Afrika: Das Schicksal<br />

(2/2). TV-Dokudrama, D 2007 16.15 Dunkle<br />

Schönheit Eritrea 17.00 Im Luxuszug durch<br />

Afrika (1-2/2) 18.30 Der Bauernhoftester<br />

(1/5) 19.00 heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />

19.30 Museums-Check mit Markus Brock<br />

20.00 Tagesschau<br />

20.15 Das RainaldGrebeKonzert (2/2)<br />

Konzert. Aufzeichnung. Raus aus<br />

den Kinderschuhen – rein in die<br />

Pubertät. Auch im zweiten Teil<br />

seines Soloprogramms erzählt<br />

und singt Grebe aus seiner<br />

Fam iliengeschichte.<br />

21.00 Hallervordens Spott-High-Lights<br />

U.a.: „Homehandy” / „Goethe”<br />

21.30 Die GlasBlasSing Quintett Show<br />

(1/4) Liedgut auf Leergut. Zu Gast:<br />

Michael Hatzius (Puppenspieler)<br />

22.00<br />

5.05 Informa tionen 6.35 An dacht. Eberhard<br />

Hadem 9.05 Kalenderblatt 9.10 Europa<br />

heute 9.35 Tag für Tag 10.10 Kont rovers.<br />

Der Streit um das Beschneidungsritual<br />

11.35 Umwelt und Verbraucher 12.10<br />

Informa tionen 14.10 Deutschland heute<br />

14.35 Campus & Karriere. Das Bildungsmagazin<br />

15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10<br />

Büchermarkt 16.35 Forschung aktuell.<br />

U.a.: Eine trickreiche Optik erlaubt den<br />

Blick durch die Wand und um die Ecke 17.05<br />

Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur<br />

heute 18.10 Informa tionen am Abend<br />

19.15 Andruck. Politische Literatur 20.10<br />

Mu sik journal 21.05 Jazz live. Adam Baldych<br />

& The Baltic Gang 22.05 Rock et cetera. Die<br />

amerikanische Musikerin Regina Spektor<br />

22.50 Sport aktuell 23.10 Das war der Tag<br />

0.05 Fazit 1.05 Nacht-Radio. Blues & News<br />

2.05 Nachtkonzert vom Deutschlandfunk<br />

Deutschlandradio Kultur<br />

5.05 Ortszeit 6.23 Wort zum Tage. Peter<br />

Kottlorz 9.07 Radiofeuilleton 12.07 Ortszeit<br />

12.50 Internationales Pressegespräch<br />

13.07 Länderreport. Profit durch Netzausbau?<br />

Fördert mehr Bürgerbeteiligung die<br />

Energiewende? 13.30 Kakadu. Infotag für<br />

Kinder 14.07 Radiofeuilleton 16.50 Elektronische<br />

Welten 17.07 Ortszeit 18.07<br />

Weltzeit 18.30 Da capo 19.07 Fazit am<br />

Abend 19.30 Zeitfragen. Aufbegehren gegen<br />

Ausverkauf. Die Zukunft der Städte in<br />

Deutschland 20.03 Konzert. Begegnungen<br />

mit dem Komponis ten George Dreyfus<br />

(1/4). Kindheit – Flucht aus Deutschland –<br />

Neuanfang in Australien 21.33 „Professor<br />

van Dusen“. „Der Kopfjäger von Singapur“.<br />

Hörspiel von Mi cha el Koser 22.30 Ortszeit<br />

23.05 Fazit 0.05 Neue Musik. Port rät einer<br />

Arbeit. Musikalische Selbstbeschreibung<br />

1.05 Nachtgespräche 2.05 Tonart. Jazz<br />

WDR 5<br />

ZIB 2<br />

22.25 Peter Voß fragt ... „Floppt die<br />

Energiewende?”. Zu Gast: Günther<br />

H. Oettinger (Politiker der CDU)<br />

23.10 Doris Day Superstar<br />

Dokumentarfilm, D 2009<br />

0.40 10vor10 Nachrichtenmagazin<br />

1.10 Pixelmacher Netzkultur<br />

1.40 Seitenblicke – Revue Kult und<br />

Kultur des Beisammenseins<br />

2.10 Slowenien-Magazin U.a.: Der<br />

Park Skocjanske Jame<br />

2.35 clip Videomusik – Musikvideos.<br />

Blond. Mitwirkende: Madonna,<br />

Modern Talking, Britney Spears,<br />

Paris Hilton, Hole, Blondie u.a.<br />

6.05 Morgen echo 6.55 Kirche. Wendelin<br />

Knoch 9.05 ZeitZeichen 9.20 Tagesgespräch<br />

10.05 Neugier genügt 12.05 Scala 13.05<br />

Mittags echo 14.05 Lilipuz – Radio für Kinder<br />

15.05 LebensArt. Live mit HörerInnen<br />

und Experten. Funktional, kuschelig oder<br />

knallig-schick? Welche Küche wünschen<br />

Sie sich? 16.05 Leo nardo – Wissenschaft<br />

und mehr 17.05 Westblick. Das Landesmagazin<br />

18.05 Profit. Wirtschaftsmagazin<br />

18.30 Echo des Tages 19.05 Politikum. Das<br />

Meinungsmagazin 19.30 Bärenbude. Wenn<br />

die Sonne schlafen geht 20.05 Das Fea ture.<br />

Chinesische Investitionen in Südamerika<br />

(Wh. vom Sonntag 11.05) 21.05 Scala – Aktuelles<br />

aus der Kultur (Wh. von heute 12.05)<br />

22.05 Leo nardo – Wissenschaft und mehr<br />

(Wh.) 23.05 Ausgewählt. Wh. aus „Neugier<br />

genügt“ 23.30 Berichte von heute 0.05<br />

Nachtaktiv – Wiederholungen vom Tage<br />

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MONDAY, JULY 16, 2012 Copyright © 2012 The New York Times<br />

Zoos Struggle to Breed<br />

Rare Species in Captivity<br />

By LESLIE KAUFMAN<br />

FRONT ROYAL, Virginia — With extinctions<br />

rising and habitats being destroyed,<br />

zoos are trying to breed about<br />

160 endangered species.<br />

But 83 percent of those species in North<br />

American zoos are not meeting the targets<br />

set for maintaining their genetic<br />

diversity, the Association of Zoos and<br />

Aquariums reports.<br />

After two decades, the captive population<br />

of 281 cheetahs in North America<br />

gives birth to only 15 cubs, on average, a<br />

year, half of what is needed to maintain a<br />

healthy replacement level. And they are<br />

not nearly as difficult to breed as pandas,<br />

which last produced a cub in captivity in<br />

America in 2010.<br />

Zoos must learn to mate animals as socalled<br />

insurance populations, before their<br />

situation in the wild becomes untenable,<br />

said Jack Grisham, who coordinates the<br />

association’s cheetah breeding plan. The<br />

disappointing success rate has led many<br />

to say they would prefer to see the money<br />

Captive cheetahs don’t<br />

reproduce quickly enough<br />

to ensure their future.<br />

go to preserving wild habitats and species.<br />

“I’d be happier about captive breeding<br />

if I thought it helped wild cheetahs,” said<br />

Luke Hunter, president of Panthera, a<br />

nonprofit group with offices in New York<br />

and London that works on global conservation<br />

efforts for big cats in the wild, including<br />

cheetahs. “Free of threats, they<br />

breed like rabbits in the wild. They don’t<br />

need supercostly assisted reproduction<br />

— they need a place to roam.”<br />

Each year the Smithsonian’s National<br />

Zoo in Washington spends about $350,000<br />

on breeding cheetahs at its 1,300-hectare<br />

campus here in Front Royal, which houses<br />

18 other species. Similar programs exist<br />

at four other centers run by zoos.<br />

At the turn of the 20th century, roughly<br />

100,000 cheetahs roamed from Africa to<br />

the Mediterranean to India, according<br />

to the Smithsonian. Today, experts estimate<br />

7,000 to 10,000 remain in the wild as<br />

a result of habitat loss, poaching, and conflicts<br />

with farmers and ranchers.<br />

Mr. Grisham said the pressures on<br />

animals in the wild are so great that zoo<br />

The summer vacation season in the<br />

United States is under way and many are<br />

planning to go … nowhere.<br />

LENS<br />

The Travel Channel<br />

tries to inspire<br />

people to get off their<br />

couches, featuring<br />

shows like “Extreme<br />

Water Parks,” which<br />

takes the audience to<br />

the world’s highest and<br />

steepest water slide in<br />

Fortaleza, Brazil, and<br />

“Trip Flip,” where those already on vacation<br />

are upgraded to the swankiest hotels<br />

For comments, write to<br />

nytweekly@nytimes.com.<br />

animals may someday have to serve as a<br />

genetic insurance bank.<br />

In a closed population, as in zoos, the<br />

priority is high levels of genetic diversity<br />

to maintain a species’ adaptability and<br />

prevent inbreeding. The result is a kind<br />

of reverse natural selection, with the animals<br />

with the lowest rate of success vaulting<br />

to the top of the priority list because of<br />

the rareness of their genes.<br />

Many zoos do not have enough genetic<br />

variation to ensure long-term survival<br />

in captivity. “Noah got it all wrong,” said<br />

Sarah Long, director of the Population<br />

Management Center in Chicago. “One or<br />

two or even a dozen of each species is not<br />

enough.”<br />

The association runs nearly 600 cooperative<br />

breeding programs, but so far<br />

has formal breeding plans for only 357<br />

species. About 55 percent of those species<br />

with plans are considered imperiled<br />

in the wild by the International Union for<br />

Conservation of Nature, among them the<br />

western lowland gorilla and the scimitarhorned<br />

oryx.<br />

Still, 40 percent of those 357 managed<br />

populations are dwindling. The number<br />

of Andean bears is shrinking because<br />

zoos scaled back breeding years ago and<br />

the population has become too old to reproduce.<br />

The Nile lechwe, an antelope,<br />

is believed to be suffering in captivity<br />

because zoos are allocating less space to<br />

rare hoofed species.<br />

Researchers lack adequate knowledge<br />

on artificially inseminating many exotic<br />

animals, so for now, most zoo animals<br />

mate the old-fashioned way, which presents<br />

its own logistical puzzles.<br />

An institution may be reluctant to give<br />

up a popular chimp or penguin. Animals<br />

available from overseas can be blocked<br />

by agricultural treaties, diplomatic problems<br />

or quarantines.<br />

And animals, like humans, have their<br />

own ideas about their mates.<br />

African penguins are generally monogamous.<br />

At the New England Aquarium in<br />

Boston, they are paired by keepers with<br />

an appropriate genetic match.<br />

But some 25 percent of the time the penguins<br />

refuse the designated suitor.<br />

Researchers are still trying to master<br />

the dynamics of cheetah mating, said<br />

Adrienne Crosier, director of the National<br />

Zoo’s cheetah breeding program.<br />

For decades, zoos housed and treated<br />

all big cats similarly. But their mating<br />

patterns can be radically different. For<br />

example, clouded leopards, a critically<br />

Con tin ued on Page 4<br />

LUKE SHARRETT FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Zoos are trying to mate animals before their situation in the wild becomes<br />

and dine at the best restaurants. But Neil<br />

Genzlinger writes in The Times that producers<br />

of these shows fail to understand<br />

the American sensibility.<br />

“There’s nothing mainstream Americans<br />

like better than listening to, and<br />

hanging out with, people exactly like<br />

themselves,” Mr. Genzlinger wrote. “That<br />

means we don’t want shows about exotic<br />

adventures; what we want is a Staycation<br />

Channel.”<br />

These days many Americans are just<br />

happy to have a job and fear time away<br />

from the office may become permanent if<br />

the boss notices they aren’t really missed.<br />

Even President Obama, whose job security<br />

is an open question, is forgoing his annual<br />

beach getaway to the upscale island<br />

Articles selected for<br />

7471 ADULT – COLLEGE GRADUATE<br />

7476 MARITAL – DIVORCED<br />

7729 STRANGE AND UNUSUAL<br />

2200 ALLERGY RELATED<br />

8740 ETHNIC CODE – SURNAME<br />

8666 PC OPERATING SYSTEM<br />

9515 GENDER – 1ST INDIVIDUAL<br />

4000 CONSUMER PROMINENCE INDICATOR<br />

8531 VOTER/PARTY – INPUT INDIVIDUAL<br />

2775 TEXT MESSAGING<br />

9358X HEAVY TRANSACTORS<br />

7773PETS–CATOWNER<br />

2776 LIVING GREEN<br />

8591HOMEPOOLPRESENT<br />

9520 HEIGHT – 1ST INDIVIDUAL<br />

9351X UNDERBANKED INDICATOR<br />

7750 EXERCISE – RUNNING/JOGGING<br />

7820GAMING–CASINO<br />

8618 MAIL ORDER BUYER<br />

2203 DIABETIC FOCUS<br />

8597 HOME BEDROOM COUNT<br />

7057 SMOKER IN THE HOUSEHOLD<br />

8688 GENDER – INPUT INDIVIDUAL<br />

3436DISCRETIONARYINCOMEINDEX<br />

8602CHILDREN–NUMBERINHOUSEHOLD<br />

7764 MOVIE COLLECTOR<br />

8556 TRUST OWNED<br />

2061CREDITCARDUSE–ISSUER–MASTERCARD<br />

2301 INTERNET PROVIDER (IP)/DOMAIN EMAIL<br />

2534 PURCHASE – MONTHS SINCE LAST PURCHASE<br />

7789 COLLECTIBLE – STAMPS<br />

2800XINVESTORS–STOCKS/BONDS–PLUS<br />

2104 INFOBASE ETHNICITY – HISPANIC<br />

7771DIETING/WEIGHTLOSS<br />

7842 CHRISTIAN FAMILIES<br />

7472 ADULT – EMPTY NESTER<br />

IntellIgence: Britain’s weepy Wimbledon moment, Page 2.<br />

Putting Away Work and Learning How to Vacation<br />

of Martha’s Vineyard.<br />

Marketers have noticed, Tanzina Vega<br />

reported in The Times. They are rolling<br />

out commercials that urge “workers to<br />

commit small acts of so-called rebellion —<br />

like taking a vacation, or going on a lunch<br />

break.”<br />

In a television ad for Las Vegas, one<br />

worker climbs on her desk in a busy office<br />

and yells: “I have 47 vacation days. That’s<br />

insane. Let’s take back our summer!” She<br />

holds up a sign that says “Vacation Now.”<br />

“Who’s with me?’ ” she asks. Some applaud.<br />

The rest look away.<br />

Part of the problem may be that many<br />

of us just don’t know how to “take back the<br />

summer.” Times reporter Matt Richtel had<br />

that problem in Hawaii. A seven-day break<br />

in March to enjoy the islands was spent<br />

checking his phone, lamenting the rain<br />

and dealing with his jet-lagged toddlers.<br />

He wrote: “I had hoped to return home at<br />

peace. Instead I was exhausted, defeated<br />

and irritable.”<br />

So for his next trip, Mr. Richtel consulted<br />

with experts, who were kind enough not to<br />

point out that if he needed advice on how to<br />

relax, that might be part of the problem.<br />

¶ Learn to turn off the racing mind on a<br />

daily basis; that way when you do finally<br />

go away, you’ve had some practice at relaxing.<br />

Deep breathing works.<br />

¶ Get away from your daily routine.<br />

Leaving home is not enough; leave your<br />

phone in your pocket as well.<br />

¶ Accept the boredom. It’s O.K. to do<br />

2708 SOCIAL NETWORK – FACEBOOK<br />

2403 CONGRESSIONAL DISTRICT<br />

21O4 INFOBASE ETHNICITY – HISPANIC<br />

9545 WEIGHT – INPUT INDIVIDUAL<br />

7774PETS–DOGOWNER<br />

2058CREDITCARDUSE–ISSUER–AMERICANEXPRESS<br />

38659APARTMENTNUMBER<br />

9356X NET WORTH GOLD<br />

9032XNEWVEHICLEBRAND<br />

AFFINITY RANK – HONDA<br />

7722 SMOKING/TOBACCO<br />

7776 HOUSE PLANTS<br />

1805 FAMILY TIES: ADULT W/WEALTHY<br />

PARENT – INPUT INDIVIDUAL<br />

3410 CHARITABLE GIVING SCORE<br />

8560HOMEHEATSOURCE<br />

2802ITASCORE–REQUIRESAPPROVAL<br />

8611 DATE OF BIRTH – 1ST INDIVIDUAL<br />

8654 PC DSL/HIGH SPEED USER<br />

7820GAMING–CASINO<br />

9350 ECONOMIC STABILITY INDICATOR<br />

9650XEDUCATION–1STINDIVIDUAL–PLUS<br />

8337XINVESTORS–HIGHLYLIKELY<br />

3448 ADVERTISED PRESCRIPTION REQUESTERS<br />

9500CORRECTIVELENSES–1STINDIVIDUAL<br />

8258 HOME VIDEO RECORDING<br />

2522VACATION–TYPE–CANADA<br />

7478 NEW MOVER<br />

7742FOOD–VEGETARIAN<br />

9780 EMAIL APPEND AVAILABLE INDICATOR<br />

8713 HOME ASSESSED VALUE – ACTUAL<br />

7752 EXERCISE – AEROBIC/CARDIOVASCULAR<br />

7821 SWEEPSTAKES/CONTESTS<br />

8339 INVESTORS – LIKELY<br />

2510 READ BOOKS OR MAGAZINES ON TRAVEL<br />

3588MEDIACHANNELUSAGE–CELLPHONE<br />

8618 DATE OF BIRTH – 2ND INDIVIDUAL<br />

7783SPECTATOR–BASEBALL<br />

7602XCHILDREN–NUMBER<br />

INHOUSEHOLD–100%<br />

2066 GAMBLING<br />

Mapping the Consumer Genome<br />

nothing. Don’t replace your work obsession<br />

for a vacation schedule full of pilates<br />

classes and kite-sailing lessons.<br />

¶ Don’t try to work when you are off.<br />

Jonathan Schooler, a psychology profes-<br />

They Know<br />

And Sell All<br />

About You<br />

By NATASHA SINGER<br />

IT KNOWS WHO you are. It knows<br />

where you live. It knows what you<br />

do. The odds are that it knows things<br />

like your age, race, sex, weight, height,<br />

marital status, education level, politics,<br />

buying habits, household health worries,<br />

vacation dreams — and on and on.<br />

Few consumers have ever heard of<br />

Acxiom Corporation, which is based in<br />

Little Rock, Arkansas, but has offices<br />

in Australia, New Zealand, France,<br />

Germany, Britain, Poland, Brazil and<br />

China. Analysts say it has amassed the<br />

world’s largest commercial database<br />

on consumers — and that it wants to<br />

know much, much more. It has more<br />

than 23,000 servers processing more<br />

than 50 trillion data “transactions” a<br />

year. Company executives have said its<br />

database contains information about<br />

500 million active consumers worldwide,<br />

with about 1,500 data points per<br />

person.<br />

Such large-scale data mining and analytics<br />

— based on information available<br />

in public records, consumer surveys<br />

and the like — are perfectly legal in the<br />

United States. Acxiom’s customers have<br />

included big banks like Wells Fargo<br />

and HSBC, investment services like<br />

E*Trade, automakers like Toyota and<br />

Ford, department stores like Macy’s —<br />

just about any major company looking<br />

for insight into its customers.<br />

For Acxiom, the setup is lucrative. It<br />

posted a profit of $77.26 million in its<br />

latest fiscal year, on sales of $1.13 billion.<br />

But such profits carry a cost for consumers.<br />

Authorities in the United States<br />

say present laws may not be equipped to<br />

handle the rapid expansion of an industry<br />

that often collects and sells sensitive<br />

financial and health information yet is<br />

untenable. A baby cheetah at the National Zoo in Washington. MINH UONG/THE NEW YORK TIMES<br />

Con tin ued on Page 4<br />

World trends<br />

3<br />

money & BusIness<br />

5<br />

arts & styles<br />

6<br />

Defiant climbers<br />

Harvesting hair in<br />

The expert who<br />

scale Cuban cliffs. Cambodia to sell.<br />

shapes stars’ voices.<br />

MARCO GARCIA FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Staying connected while on holiday is<br />

a good way to ruin a nice beach.<br />

sor at the University of California at Santa<br />

Barbara, learned the last lesson the hard<br />

way. During a recent family trip to Norway<br />

he thought he could fit in a little work, he<br />

told Mr. Richtel. He’d take out his laptop,<br />

fiddle, not get much done. But he never<br />

fully relaxed either.<br />

Professor Schooler should know better.<br />

Really. His research has shown that<br />

people are more creative when they let<br />

themselves daydream or do only mildly<br />

engaging mental tasks.<br />

“Part of the problem is that we don’t<br />

really believe in the value of incubation<br />

and the value of mind wandering,” he told<br />

Mr. Richtel, adding with a laugh, “I’m still<br />

ruining vacations by taking work with me,<br />

trying to get stuff done.” TOM BRADY


2 SÜddEUtSchE zEItUng MONDAY, JULY 16, 2012<br />

A New Chance<br />

To Govern in Mexico<br />

In 2000, Mexicans threw the Institutional<br />

Revolutionary Party, or PRI, out of office.<br />

The party had ruled for 71 years and built<br />

what some called a “perfect dictatorship”<br />

through corruption, repression and vote<br />

manipulation.<br />

On July 1, unofficial election results<br />

showed the party was ascendant again<br />

with its presidential candidate, Enrique<br />

Peña Nieto, winning by a smaller margin<br />

than expected.<br />

Many voters clearly felt the need for<br />

change. Confidence in the conservative<br />

National Action Party, or PAN, of President<br />

Felipe Calderón has plummeted in the<br />

face of an army-led drug war that has killed<br />

about 60,000 people in the last five years,<br />

lackluster economic growth, poverty and<br />

continued pervasive corruption.<br />

But there are serious questions about<br />

whether Mr. Peña Nieto can make the<br />

changes he has promised, and also about<br />

some of his prescriptions. Many Mexicans<br />

doubt that he can separate himself from<br />

the PRI’s corrupt old guard and take on<br />

the near-monopolies in energy, telecommunications,<br />

finance, cement, food and<br />

television that backed the party’s return<br />

to power. He has proposed opening Pemex,<br />

the government-owned oil monopoly, to<br />

some private investment. Other tax, labor,<br />

fiscal and education reforms are also badly<br />

needed.<br />

Mr. Peña Nieto has sent mixed messages<br />

about the drug-related violence<br />

that threatens Mexico and border areas<br />

in the United States. He has promised to<br />

Rate-Rigging Scandal<br />

At Barclays Deepens<br />

The settlement between United States<br />

government authorities and Barclays over<br />

the bank’s attempts to rig benchmark interest<br />

rates drew a picture of a bank that was<br />

negligent and corrupt at various times and<br />

to varying degrees. Unfortunately, as big<br />

banks go, that comes as no shock.<br />

It would be a shock if regulators and prosecutors<br />

found the resources and willingness<br />

to go wherever the rate-rigging scandal<br />

leads, even to the upper echelons of the<br />

world’s biggest banks and powerful central<br />

banks, including the Bank of England and<br />

the Federal Reserve.<br />

On July 4, the deposed chief executive of<br />

Barclays, Robert E. Diamond Jr., presented<br />

documents and testimony to a British parliamentary<br />

committee, saying that it had<br />

advised both the Bank of England and the<br />

Federal Reserve Bank of New York about<br />

lowballed interest rates by banks across<br />

Wall Street. The disclosures speak to the<br />

overly cozy relationships between authorities<br />

and bankers, before, during and since<br />

the crisis. To be thorough, further investigations<br />

into rate-manipulation will need to<br />

IMPRESSUM<br />

Die Beilage erscheint in<br />

Zusammenarbeit zwischen<br />

der New York Times und<br />

der Süddeutschen Zeitung.<br />

Verlag: Süddeutsche Zeitung<br />

GmbH, Hultschiner Straße 8,<br />

81677 München<br />

Druck: Süddeutscher Verlag<br />

Zeitungsdruck GmbH,<br />

Zamdorfer Straße 40,<br />

81677 München<br />

Redaktion: Kurt Kister<br />

(verantwortlich)<br />

Anzeigen: Jürgen Maukner<br />

beide: Adresse, wie Verlag<br />

fight against drug trafficking and named<br />

a retired Colombian police chief as an adviser.<br />

At the same time, he has argued that<br />

the drug war is harming Mexican civilians<br />

more than the cartels. American officials<br />

worry that he may cut deals with the<br />

cartels despite his insistence that “there<br />

will be no deals or truce with organized<br />

crime.”<br />

The two countries need more effective<br />

strategies in the drug war. Mexico needs to<br />

professionalize the police force and make<br />

judicial reforms.<br />

Washington has to go beyond aiding the<br />

army. It is a scandal that at least 70 percent<br />

of the weapons recovered in Mexico’s<br />

bloody drug war originate from the United<br />

States. Changing that will require the<br />

Obama administration and Congress to<br />

pursue stronger gun controls and to work<br />

to reduce demand.<br />

With Mr. Peña Nieto’s election, the PRI<br />

has a new chance to govern, but not with<br />

its past tactics. According to the vote count<br />

on July 2, the PRI-led coalition in Congress<br />

seemed to have lost seats, and it will not<br />

have majority control. This time around,<br />

stronger institutions — a more active Congress,<br />

a more independent Supreme Court,<br />

a more questioning media, a more vocal<br />

civil society — could balance out the presidency<br />

and the PRI.<br />

Mr. Peña Nieto has a chance to restore<br />

his party’s reputation and do a lot of good<br />

for Mexico if he can deliver on his promises<br />

to make belated reforms, increase accountability<br />

and end the bloodshed.<br />

Détente on Supply Routes<br />

To Afghanistan<br />

NATO supply trucks began crossing<br />

into Afghanistan on July 6 after the United<br />

States and Pakistan ended their latest selfdefeating<br />

crisis. It took way too long, but the<br />

compromise agreement is the best news in<br />

months. It gives both sides a chance to halt<br />

a further slide in their troubled, mutually<br />

dependent relationship.<br />

Both countries needed a deal and got<br />

something for it. Pakistan closed the road<br />

from the port of Karachi to the Afghan border<br />

— NATO’s vital supply route — seven<br />

months ago after a NATO airstrike in the<br />

border region killed 24 Pakistani soldiers.<br />

Not satisfied with American statements<br />

of regret, Islamabad demanded a formal<br />

apology. The White House and the Pentagon<br />

balked, in part, because American officials<br />

believed an apology would absolve<br />

Pakistan of blame for its mistakes in the<br />

incident.<br />

In response to the closure, the United<br />

States adapted, relying more on air flights<br />

and a longer northern ground route through<br />

editorials of the times<br />

answer questions about what the authorities<br />

knew about rate-rigging and when they<br />

knew it.<br />

We are not minimizing misconduct by<br />

Barclays or perhaps other banks. More<br />

than 10 big banks are being investigated<br />

for their role in setting benchmark rates,<br />

including JPMorgan Chase, Citigroup and<br />

UBS. Authorities suspect big banks reported<br />

false rates during the crisis to squeeze<br />

out profits and mask their true financial<br />

health.<br />

That would be a huge fraud, so it is encouraging<br />

that the Commodity Futures Trading<br />

Commission, which started investigating<br />

Barclays in 2008, is reportedly building its<br />

cases against other banks on a bank-bybank<br />

basis, rather than seeking one global<br />

settlement. That approach can avoid the<br />

drawback of previous group settlements,<br />

which have obscured as much as they have<br />

revealed. It is the right approach if other<br />

regulators and the Justice Department are<br />

serious about the rate-rigging case, including<br />

the question of whether central bankers<br />

looked the other way.<br />

Russia and Central Asia. That moved needed<br />

supplies into Afghanistan, but at a cost of<br />

nearly $100 million more a month. The shutdown<br />

also made it harder to withdraw millions<br />

of tons of equipment as NATO combat<br />

troops prepare to leave by the end of 2014.<br />

Thousands of container trucks have been<br />

stuck in Karachi.<br />

Pakistan has paid a price for the closure.<br />

The United States held up $1.2 billion in reimbursement<br />

for counterterrorism operations<br />

and Congress has taken steps to cut<br />

other assistance. Pakistani leaders apparently<br />

realized the dispute put it at odds with<br />

America and more than 40 other countries<br />

with troops in Afghanistan.<br />

Secretary of State Hillary Rodham<br />

Clinton deserves much of the credit for<br />

the resolution, crafting a mutually acceptable<br />

compromise. She didn’t use the word<br />

“apology” but did say she was “sorry” for<br />

the losses suffered by the Pakistani military.<br />

Both sides agreed that they had made<br />

mistakes that led to the fatal airstrikes,<br />

she said.<br />

In the deal, Pakistan will keep the pertruck<br />

transit fee at $250, dropping a demand<br />

for $5,000 per truck. The administration<br />

also said it would ask Congress for $1.2 billion<br />

to pay Islamabad for counterterrorism<br />

operations.<br />

Critics in both countries predictably are<br />

using the deal to bash the two governments.<br />

But the United States needs Pakistan’s help<br />

to stabilize Afghanistan, including encouraging<br />

the Afghan Taliban to enter serious<br />

peace talks. Unfortunately, there is no<br />

evidence that Pakistan’s Army is ready to<br />

stop enabling the militants from attacking<br />

NATO and Afghan troops. The new agreement<br />

ends one needless dispute. But it alone<br />

won’t ensure a fast turnaround in relations<br />

filled with mistrust.<br />

OPInIOn & cOMMEntARY<br />

STEFAN WERMUTH/REUTERS<br />

Spectators at Wimbledon reacted to the men’s singles final tennis match between Roger Federer and Andy Murray.<br />

London<br />

Andy Murray cried. His girlfriend,<br />

Kim Sears, cried. In the Royal Box, the<br />

Duchess of Cambridge shed a tear. The<br />

Daily Mail noted that 17 million Britons<br />

had watched “Andy’s heroic defeat” to<br />

Roger Federer in the Wimbledon final on<br />

July 8 and went for this front-page banner<br />

headline: “Don’t cry girls, he did us<br />

proud.”<br />

It wasn’t just the girls who were crying,<br />

it was the boys, led by Murray. I confess<br />

my stomach turned. Man up, dude, it’s<br />

just a tennis match.<br />

And why anyway did poor Murray<br />

have to go through that awful post-match<br />

interview — with cuts to Kim weeping —<br />

in which all the X-factor prurience of our<br />

age could be indulged?<br />

Murray should have picked up his<br />

gear, given a wave to his mom of pursed<br />

lips, and strode off center court with his<br />

dignity intact. He should have recalled<br />

the braggadocio of Vitas Gerulaitis, after<br />

breaking a 16-game losing streak to<br />

Jimmy Connors: “And let that be a lesson<br />

to you all. Nobody beats Vitas Gerulaitis<br />

17 times in a row!”<br />

Instead Murray writhed on a pin with<br />

tears in his eyes.<br />

The more the word “heroic” gets<br />

thrown around these days, and it gets<br />

thrown around a lot, the more flatulent<br />

Western societies seem hungry to indulge<br />

in weep-fests and fury-fests where<br />

defeated tennis stars reveal all and the<br />

man who cheated on his wife with her sister<br />

(or some such) gets to encounter the<br />

baying righteous mob assembled in the<br />

television studio.<br />

Heroes stand apart. They move against<br />

Send comments to<br />

intelligence@nytimes.com.<br />

Is the election of Mohamed Morsi, the<br />

Muslim Brotherhood candidate, as president<br />

of Egypt the beginning of the end of<br />

the Camp David peace treaty between<br />

Israel and Egypt? It doesn’t have to be.<br />

In fact, it could be the beginning of a real<br />

peace between the Israelis and the Egyptians,<br />

instead of what we’ve had: a cold,<br />

formal peace between Israel and a single<br />

Egyptian pharaoh. But, for that to be the<br />

case, both sides will have to change some<br />

deeply ingrained behaviors, and fast.<br />

First, let’s dispense with some nonsense.<br />

There is a mantra you hear from<br />

Benjamin Netanyahu’s government in<br />

Israel and various right-wing analysts:<br />

“We told you so.” It’s the idea that somehow<br />

President Obama could have intervened<br />

to “save” President Hosni Mubarak<br />

of Egypt and he was just too naïve to<br />

do so, and the inevitable result is that the<br />

Muslim Brotherhood has taken power.<br />

Sorry, naïveté is thinking that because<br />

it was so convenient for Israel to have<br />

peace with one dictator, Mubarak, rather<br />

than 80 million Egyptians, that this dictator<br />

— or some other general — would<br />

and could stay at the helm in Egypt forever.<br />

Talk about naïve.<br />

I appreciate the anxiety Israelis feel.<br />

But it is also striking that a people for<br />

whom the Exodus story of liberation is so<br />

central — and who for so long argued that<br />

peace will happen only when the Arabs<br />

become democratic — failed to believe<br />

that the liberation narrative might one<br />

day resonate with the people of Egypt<br />

and now proclaim that the problem with<br />

the Arabs is that they are becoming democratic.<br />

This has roots.<br />

“In their relations with power, Jews in<br />

exile have always preferred vertical alliances<br />

to horizontal ones,” notes Leon<br />

Wieseltier, the Jewish scholar and literary<br />

editor of The New Republic. “They always<br />

preferred to have a relationship with<br />

IntEllIgEncE/ROGER COHEN<br />

An Emotional Binge<br />

the tide. They possess an inner compass.<br />

In an anti-heroic age people get their<br />

kicks by feeling others’ pain and joining<br />

others’ rage: the shared emotional binge<br />

as outlet for empty lives.<br />

I know, it’s been 76 years since a British<br />

male won at Wimbledon and it’s been 76<br />

days since the sun shone in this English<br />

“summer,” and the country has just gone<br />

through another sporting roller coaster<br />

with the brief raising and inevitable<br />

crushing of hopes for footballing glory in<br />

Euro 2012, so perhaps there’s an excuse<br />

for the great pre-Olympic Murray wallow.<br />

Still, it’s been a sorry spectacle.<br />

We’ve had to endure a torrent of comforting<br />

predictions that Murray’s time<br />

In an anti-heroic age,<br />

much weeping and woe<br />

at Wimbledon.<br />

will come, he will at last win a major. I’d<br />

bet serious money against that. A winning<br />

temperament is something you either<br />

have or don’t. Murray’s shoulders<br />

still drop when he loses a point, he still<br />

grimaces every few minutes over some<br />

muscle twinge; and his entire body language<br />

seems designed to tell a Federer or<br />

a Nadal or a Djokovic that they have this<br />

guy right where they want him.<br />

Federer, having donned his gold Rolex<br />

for the awards ceremony (I guess that’s<br />

part of his sponsorship deal), and having<br />

watched with a smug smile as Murray<br />

agonized, managed to make his own<br />

prediction of a Murray victory in a major<br />

thOMAS l. fRIEdMAn<br />

What Does Morsi Mean for Israel?<br />

the king or the bishop so as not to have to<br />

engage with the general population, of<br />

which they were deeply distrustful — and<br />

they often had reason to be distrustful.<br />

Israel, as a sovereign state, reproduced<br />

the old Jewish tradition of the vertical alliance,<br />

only this time with the Arab states.<br />

They thought that if they had a relationship<br />

with Mubarak or the king of Jordan,<br />

they had all they needed. But the model<br />

of the vertical alliance only makes sense<br />

with authoritarian political systems. As<br />

soon as authoritarianism breaks down,<br />

and a process of democratization begins,<br />

the vertical model is over and you enter a<br />

period of horizontality in which the opinions<br />

of the people — in this instance, ordinary<br />

Arabs — will matter.” Israel will<br />

Egypt’s new president<br />

and the Camp David<br />

peace treaty.<br />

have to make the man on the street “not<br />

only fear it, but also understand it. This<br />

will not be easy, but it may not be impossible.<br />

Anyway, nostalgia for dictators is<br />

not a thoughtful policy.”<br />

I don’t know whether the Palestinian<br />

leadership can be a partner for a secure,<br />

two-state peace with Israel, but I do<br />

know this: Israel needs to be more creative<br />

in testing whether that is possible.<br />

Because the alternative is a one-state solution<br />

that will be the death of Israel as a<br />

Jewish democracy and deadly for peace<br />

with a democratic Egypt.<br />

And what are Morsi’s obligations? Have<br />

no illusions: the Muslim Brotherhood at<br />

its core holds deeply illiberal, anti-plu-<br />

OnlInE: jOIn thE dIScUSSIOn<br />

To join a debate on issues related to this<br />

column and other topics, visit:<br />

nytimes.com/roomfordebate<br />

patronizing: “He cares so dearly about<br />

tennis and about this tournament. He’ll<br />

win at least one Grand Slam.” (This, remember,<br />

from a man with 17 Grand Slam<br />

victories in his pocket.)<br />

The Guardian twisted that quote into<br />

this headline: “He’ll win grand slams<br />

and not just one,” says Federer. Nope,<br />

Federer did not say that. When even the<br />

sharp-edged Guardian is doing a Daily<br />

Mail and getting weepy from excess of<br />

patriotism, it is clear there’s a real problem.<br />

Federer was cool, a little cruel. At 30,<br />

he’d just played another perfect tennis<br />

match of ferocious forehands, dinking<br />

deftness, uncanny timing and impossible<br />

angles without breaking a sweat<br />

and with a buttoned-up shirt throughout.<br />

He’s the only guy in the world who can<br />

play at Roland Garros and not get a speck<br />

of red clay on his socks.<br />

The late novelist David Foster Wallace<br />

once suggested there was something out<br />

of “The Matrix” in him, something not<br />

quite of flesh and blood. Federer says his<br />

hero is Pete Sampras — enough said.<br />

I thought Federer was great. His brilliance<br />

is riveting. He didn’t thank the<br />

crowd — in fact he didn’t thank anyone.<br />

He let his deeds speak for themselves.<br />

And he delivered one last backhanded<br />

effort to Murray — the compliment that<br />

wasn’t.<br />

As Britain weeps it might do well to recall<br />

a phrase heard every day at Wimbledon:<br />

“New balls, please.”<br />

ralistic, anti-feminist views. It aspires to<br />

lock itself into power and exploit a revolution<br />

it did not initiate. I just don’t think it is<br />

going to be so easy. Iran is political Islam<br />

in power with oil — to buy off all the pressures<br />

and contradictions. Saudi Arabia<br />

is political Islam in power with oil. Egypt<br />

will be political Islam in power without<br />

oil. Egypt can’t survive without tourism,<br />

foreign investment and aid to create the<br />

jobs, schools and opportunities to satisfy<br />

the Egyptian youths who launched this<br />

revolution. Also, the United States should<br />

not give the Muslim Brotherhood the<br />

same deal it gave Mubarak — just arrest<br />

and torture the jihadists we want and you<br />

can have a cold peace with Israel and no<br />

constitutionalism at home.<br />

As the analyst Hussein Ibish wrote in<br />

Now Lebanon, with the Muslim Brotherhood<br />

in power, it is now vital for liberals<br />

in Egypt and abroad to focus on ensuring<br />

that Egypt’s new constitution is built on<br />

laws that constrain “the powers of government<br />

and ensure ironclad, inviolable<br />

protection for the rights of individuals,<br />

minorities and women.”<br />

So Morsi is going to be under enormous<br />

pressure to follow the path of Turkey, not<br />

the Taliban. Will he? I have no idea. He<br />

should understand, though, that he holds<br />

a powerful card — one Israelis would<br />

greatly value: real peace with a Muslim<br />

Brotherhood-led Egypt, which could<br />

mean peace with the Muslim world and a<br />

true end to the conflict. Of course, that’s<br />

the longest of long shots. Would Morsi<br />

ever dangle that under certain terms?<br />

Again, I don’t know. I just know this:<br />

With the conservative Muslim Brotherhood<br />

dominating Egypt and with conservative<br />

religious-nationalists dominating<br />

Israeli politics, both will change their behaviors<br />

to make Camp David legitimate<br />

for both peoples or it will gradually become<br />

unsustainable.<br />

nIchOlAS d. kRIStOf<br />

Doughnuts<br />

Defeating<br />

Poverty<br />

MasuMba, Malawi<br />

If you want to understand some of the<br />

best new ideas to chip away at global poverty,<br />

an excellent place to start is the Nasoni<br />

family hut here in the southern African<br />

nation of Malawi.<br />

Alfred Nasoni and his wife, Biti Rose,<br />

have had seven children in this village of<br />

Masumba. Two died without ever seeing<br />

a doctor. Alfred and Biti Rose pulled their<br />

eldest son out of school in the fourth grade<br />

because, they said, they couldn’t afford $5<br />

in school costs for a term. And they farmed<br />

only part of their one hectare plot because<br />

they lacked money for seeds.<br />

Yet poverty is sometimes romanticized,<br />

and it’s more complicated than that. Alfred,<br />

45, told me that even as his children<br />

were starving, he spent an average of $2 a<br />

week on local moonshine and 50 cents on<br />

cigarettes. He added that he also spent $2<br />

or more a week buying sex from local girls<br />

— even though AIDS is widespread.<br />

All this hints at an uncomfortable truth:<br />

The suffering associated with poverty is<br />

sometimes caused not only by low incomes<br />

but by self-destructive pathologies. In central<br />

Kenya, a government study found that<br />

men, on average, spent more of their salaries<br />

on alcohol than on food.<br />

It’s a vicious circle: despair leads people<br />

to self-medicate in ways that compound the<br />

despair.<br />

Yet there are escape hatches. In 2005,<br />

Biti Rose joined a village savings group<br />

founded by CARE, the international aid<br />

group. These “village savings and loans”<br />

are among the hottest ideas in development<br />

work. They now serve some six million people<br />

in 58 countries.<br />

More than 2.5 billion people worldwide<br />

don’t have a bank account, according to a<br />

landmark World Bank report, “Measuring<br />

Financial Inclusion.” The poor receive a<br />

pile of cash once or twice a year, at the end<br />

of a harvest, and then have no good way to<br />

save it. That increases the risk that some of<br />

it will be squandered.<br />

In some African countries, cellphones<br />

are emerging as the new banking system.<br />

But the solution is savings groups like Biti<br />

Rose’s. She and 19 other members met<br />

weekly and each deposited the equivalent<br />

of about 10 cents. The money was then lent<br />

out to members, and CARE coached them<br />

on how to start small businesses.<br />

With a loan of $2, Biti Rose started making<br />

and selling a local version of doughnuts,<br />

which she initially sold for 2 cents each.<br />

Biti Rose’s fritters, at 2<br />

cents each, really added up<br />

in her Malawi village.<br />

“People really liked my doughnuts,” she<br />

noted, and soon she was making several<br />

dollars a day in profit. Inspired by her example,<br />

Alfred began growing vegetables<br />

and selling them; he turned out to be a<br />

shrewd businessman as well.<br />

Seeing an upward trajectory in the family<br />

fortunes, Alfred cut out the girlfriends<br />

and curbed his drinking, he says.<br />

Biti Rose and Alfred then had the resources<br />

to buy seed and fertilizer for all their own<br />

land and to lease an additional hectare as<br />

well. These days, they hire up to 10 farm laborers<br />

to work for them. In the old days, they<br />

harvested less than one bag of corn a year;<br />

this year, their harvest filled seven ox carts.<br />

CARE moved on in 2009 to take its model<br />

to more needy areas in Malawi, but the savings<br />

groups around this village multiplied<br />

anyway. Other farmers envied Biti Rose<br />

and Alfred replacing their leaky grass roof<br />

with a tin one, and they decided to start<br />

their own savings groups. The idea has<br />

even spread, without CARE’s help, across<br />

the border to villages in Mozambique.<br />

Yet I think there’s something going on beyond<br />

microsavings and entrepreneurship.<br />

Esther Duflo, an economist at the Massachusetts<br />

Institute of Technology and coauthor<br />

of an exceptionally good book called<br />

“Poor Economics,” argues that outside interventions<br />

sometimes work partly when they<br />

give poor people hope. That’s precisely what<br />

I’ve seen in many countries: Assistance succeeds<br />

when it gives people a feeling that a<br />

better outcome is possible, and those hopes<br />

become self-fulfilling as people work more<br />

industriously and invest more wisely.<br />

For Alfred and Biti Rose, their hopes are<br />

now focused on their younger children (the<br />

oldest has married). Biti Rose never went to<br />

school at all, but she is planning to send her<br />

younger children to a university.<br />

She is also planning future purchases, including<br />

the first television in the area. But<br />

don’t think Biti Rose is going to relax. She<br />

sees the television as an investment.<br />

“I’m a businesswoman,” she said firmly. “I<br />

can’t give anything away. If there’s a soccer<br />

match or something, anybody who comes in<br />

my house to watch will have to pay a fee.”<br />

OnlInE: A $2 lOAn tRAnSfORMS A lIfE<br />

Biti Rose was able to start making and selling<br />

her fritters using a small loan:<br />

nytimes.com<br />

Search “Kristof doughnuts”<br />

thE nEw YORk tIMES IS PUblIShEd wEEklY In thE fOllOwIng nEwSPAPERS: clARín, ARgEntInA ● ARUbA tOdAY And bOn dIA ARUbA, ARUbA ● dER StAndARd, AUStRIA ● thE tRIbUnE, bAhAMAS ● lA RAzón, bOlIvIA ● fOlhA And<br />

jORnAl O POvO, bRAzIl ● thE hAMIltOn SPEctAtOR And tOROntO StAR, cAnAdA ● lA SEgUndA, chIlE ● chInA dAIlY, chInA ● El ESPEctAdOR, cOlOMbIA ● POSlOvnI, cROAtIA ● lIStIn dIARIO, dOMInIcAn REPUblIc ● lE fIgARO, fRAncE<br />

SÜddEUtSchE zEItUng, gERMAnY ● PREnSA lIbRE, gUAtEMAlA ● thE ASIAn AgE, IndIA ● lA REPUbblIcA, ItAlY ● ASAhI ShIMbUn, jAPAn ● cAbO SAn lUcAS, dIARIO dE YUcAtán, El nORtE, MURAl And REfORMA, MExIcO ● El nUEvO dIARIO, nIcARAgUA<br />

lA PREnSA, PAnAMA ● MAnIlA bUllEtIn, PhIlIPPInES ● tOdAY, SIngAPORE ● El PAíS, SPAIn ● tAgES-AnzEIgER, SwItzERlAnd ● UnItEd dAIlY nEwS, tAIwAn ● SAbAh, tURkEY ● thE ObSERvER, UnItEd kIngdOM ● thE kOREA tIMES, UnItEd StAtES ● El ObSERvAdOR, URUgUAY


MONDAY, JULY 16, 2012 sÜddeutsche zeitung 3<br />

Climbing<br />

Paradise<br />

Forbidden<br />

By ALEX LOWTHER<br />

VALLE DE VIÑALES, Cuba — Here,<br />

the mountains weren’t pushed up from<br />

underneath, as mountains usually are.<br />

In this national park and Unesco World<br />

Heritage site, everything but the mountains<br />

fell down. The mogotes, islands of<br />

limestone, are gently domed, like loaves<br />

of crusty bread, but the sides seem to<br />

have been cleaved off, leaving terrain that<br />

drops precipitously to the valley floor.<br />

In the late 1990s, rock climbers found a<br />

paradise where the walls of the mogotes<br />

are too steep for the otherwise ubiquitous<br />

crawling vines and striving trees. Overhangs,<br />

some 150 meters tall, are covered<br />

with chandeliers of stalactites and blobs<br />

and pockets, all perfectly formed for human<br />

hands and feet to climb from the bottom<br />

of a cliff to its top.<br />

Soon, locals caught on, and a flourishing<br />

climbing scene took hold. Viñales became<br />

a top destination for climbers from Europe,<br />

Canada and the United States. Hun-<br />

Tourism and sport<br />

are threatened by an<br />

inexplicable ban.<br />

dreds of routes went up the major mountain<br />

faces in the valley, and for years visiting<br />

climbers had essentially free rein.<br />

No longer. In late March, even as Pope<br />

Benedict XVI called for “authentic freedom”<br />

in Cuba before an estimated 200,000<br />

people in Havana, climbers here, a threehour<br />

drive west of Havana, the capital,<br />

are wrestling with the prohibition of their<br />

sport, which has been enforced since the<br />

beginning of this year. In an era when<br />

the Cuban government has been easing<br />

restrictions it seems to have moved in a<br />

sharply different direction here, threatening<br />

the prosperity of Viñales and the<br />

future of the sport in Cuba by enforcing a<br />

ban on climbing and regulating independent<br />

tourism in general.<br />

Jens Franzke, a climber from Dresden,<br />

Germany, here with his wife, Ina, for three<br />

weeks, was fed up. “It feels like East Germany<br />

before the fall of the Berlin Wall,” he<br />

said. “There are all these rules, and none<br />

of them make any sense.”<br />

Mr. Franzke, 46, and his wife had been<br />

forced to stop climbing multiple times,<br />

threatened by park guards and told that<br />

the “Cuba Climbing” guidebook they were<br />

using to find routes in the valley was illegal<br />

to use because the authors do not live<br />

in Cuba.<br />

“It’s a real shame because it’s such a<br />

paradise,” Mr. Franzke said. The couple<br />

had climbed nearly every day they wished<br />

by evading the rules and the guards, but<br />

“we will never come back,” he said.<br />

This is the main worry for residents and<br />

climbers. Viñales is the hub of the valley<br />

and the heart of Viñales National Park.<br />

The bustling town has a population of<br />

By LYDIA POLGREEN<br />

JOHANNESBURG — It was exactly<br />

the kind of case the International Criminal<br />

Court was created to investigate: Yemen’s<br />

autocratic leader was clinging to<br />

power, turning his security forces’ guns<br />

on unarmed protesters.<br />

But when Yemen’s Nobel laureate,<br />

Tawakkol Karman, traveled to The Hague<br />

to ask prosecutors to investigate, she was<br />

told the court would first need the approval<br />

of the United Nations Security Council.<br />

That never happened, and today the former<br />

president, Ali Abdullah Saleh, is living<br />

comfortably in Yemen’s capital, still<br />

wielding influence.<br />

Now, as the world confronts evidence<br />

of atrocities in Syria as President Bashar<br />

al-Assad’s government battles a growing<br />

rebellion, there are signs that Mr. Assad,<br />

too, will evade prosecution.<br />

The men have not been prosecuted<br />

because they have powerful allies in the<br />

Security Council. That now threatens to<br />

undermine the still-fragile international<br />

consensus that formed the basis for the<br />

court’s creation in 2002: that leaders<br />

should be held accountable for crimes<br />

against their own people.<br />

Already, the failure to act against some<br />

Arab leaders has critics saying the court’s<br />

justice is reserved for outcast leaders, including<br />

an assortment from weak African<br />

states.<br />

“We have the feeling that international<br />

justice is not ruled by law,” said Rami Nakhla,<br />

an exiled Syrian activist. “It depends<br />

on the situation, it depends how valuable<br />

this person is. That is not real justice.”<br />

Yet the dream of a world court that could<br />

prosecute crimes against humanity is<br />

closer than ever to reality. Three former<br />

heads of state are in custody of international<br />

courts, and one, Charles Taylor, has<br />

been convicted. The International Criminal<br />

Court has convicted one defendant,<br />

Thomas Lubanga, a Congolese psychologist<br />

turned warlord who recruited child<br />

soldiers, and sentenced him to 14 years in<br />

prison. A former Bosnian Serb general,<br />

ALEX LOWTHER FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Valle de Viñales, in Cuba. Climbing has been banned here since 2003.<br />

about 17,000 with more than 300 private<br />

boardinghouses that rent rooms to tourists.<br />

All that has allowed the valley to<br />

overcome the poverty typical across the<br />

country.<br />

Cuban climbers rely on tourists to donate<br />

shoes, harnesses and ropes to climb.<br />

Equipment is not available, and even if<br />

it were, it would cost too much in a country<br />

where government salaries average<br />

$15 to $25 a month. Without new donations,<br />

shoes, harnesses and ropes wear<br />

out. Without replacement, the bolts in the<br />

rock that secure climbers would corrode<br />

and eventually become unsafe. Climbing<br />

would become, essentially, impossible.<br />

Climbing was prohibited in 2003, four<br />

years after major climbing development<br />

started. The state deemed climbing a factor<br />

in peligrosidad, a vague designation of<br />

being dangerous to the state. It is an offense<br />

punishable by imprisonment. The climbing<br />

ban was never formally announced, nor<br />

was it enforced for tourists at all. For Cubans<br />

it was often a mere hassle, but consequences<br />

could be more severe. One veteran<br />

Cuban climber was put on notice of being<br />

considered peligroso in 2010, and several<br />

others were taken to the police station and<br />

had reports drawn up. This seems to have<br />

been more likely if the climbers were climbing<br />

and socializing with foreigners, which<br />

the state frowns upon.<br />

Since at least 2003, an explanation has<br />

been circulating that the government is<br />

Ratko Mladic, is appearing before a tribunal<br />

created to try accused war criminals<br />

from the former Yugoslavia.<br />

But the court can investigate crimes<br />

only in nations that have signed the Rome<br />

Statute, which created the court, unless<br />

the Security Council refers a case.<br />

“So many crimes have been committed<br />

here,” said Nabeel Rajab, a rights activist<br />

in Bahrain, where the royal family, with<br />

help from Saudi Arabia and the acquiescence<br />

of the United States, has used force<br />

to put down a pro-democracy uprising.<br />

“But because of the close relationship<br />

between Western powers and the government<br />

of Bahrain, how can we hope for<br />

justice?”<br />

busy organizing a system through which<br />

one would buy a daily pass or license to<br />

climb. No such pass yet exists.<br />

Many of the cliffs where climbing takes<br />

place are part of the national defense plan<br />

in case of attack, and climbers suspect<br />

that state security officials are worried<br />

that the Cubans and foreigners are there<br />

organizing against the government.<br />

Owners of casas particulares, as the<br />

private boardinghouses are called, said<br />

warnings about the rules were overblown.<br />

Oscar Jaime Rodriguez, owner of<br />

a boardinghouse that is the de facto base<br />

camp for climbers in the valley, sought to<br />

quiet fears. “They are always saying, ‘It’s<br />

prohibited, it’s prohibited,’ but climbers<br />

still come and they still climb,” he said.<br />

“It’s worth it.” (Since reporting there concluded<br />

at the end of March, climbers have<br />

said enforcement of the no climbing rule<br />

may have become more lenient.)<br />

On their last day in Cuba, after an unmolested<br />

climbing session in warm early<br />

morning sun and a “coco loco” cocktail<br />

in the shade, the Franzkes reconsidered<br />

their vow never to return.<br />

“Maybe all of the not so good stuff about<br />

Cuba will leave my memory,” Jens Franzke<br />

said. “I’ll just remember the beautiful<br />

people, the red soil, the salsa.” Mr. Franzke<br />

looked at the drink in his hand, smiled<br />

and said, “The coco loco.” He looked in the<br />

direction of the mogotes, and added, “And<br />

the spectacular climbing.”<br />

Uprisings Expose Global Court Flaws<br />

SAMUEL ARANDA FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Tawakkol Karman sought<br />

international justice for protesters<br />

killed in Yemen’s uprising.<br />

Powerful allies let<br />

officials elude justice<br />

in The Hague.<br />

The court has 120 member states, but<br />

three of the five veto-holding members of<br />

the Security Council — the United States,<br />

Russia and China — are not among them.<br />

Despite this, the court has turned into a<br />

touchstone for justice-seekers. The Security<br />

Council allowed the court to investigate<br />

Sudan’s president, Omar Hassan<br />

al-Bashir, who was indicted on charges<br />

of war crimes in Darfur, though the court<br />

has been unable to apprehend him.<br />

And in February 2011, the Security<br />

Council asked the International Criminal<br />

Court to investigate the Libyan government<br />

led by Colonel Muammar el-Qaddafi.<br />

The court handed down indictments<br />

against Colonel Qaddafi and several top<br />

officials, though he was killed in Libya before<br />

he could face prosecution.<br />

But the court has not taken action in<br />

any other Arab uprising, in no small part<br />

because of the ties between the countries<br />

involved and veto-holding members of<br />

the Security Council. Bahrain and Yemen<br />

are allies of the United States. Russia and<br />

China are close to Syria’s government.<br />

Debates have raged about whether<br />

the court, by closing off a graceful exit,<br />

makes dictators more likely to fight to the<br />

death.<br />

But supporters say the court has<br />

achieved more than expected. “The assumption<br />

was the court will take years to<br />

come into effect,” said Darryl Robinson,<br />

who worked as an adviser to the International<br />

Criminal Court’s prosecutor. “And<br />

once it is in force it is going to be this court<br />

with jurisdiction over Canada and Norway,<br />

with nothing to investigate.”<br />

Instead, much of the world has signed<br />

up, and protesters in Yemen, Bahrain,<br />

Libya and Syria have demanded that their<br />

leaders be sent to The Hague for trial. The<br />

deeper question is whether the failure to<br />

prosecute the autocrats of the Arab Spring<br />

will erode faith in the movement toward a<br />

system of international justice.<br />

Richard Dicker of Human Rights Watch<br />

said: “For justice to be legitimate, it is essential<br />

that it be applied equally to all.”<br />

world trends<br />

A Bruised Iceland Is Healing Nicely<br />

By SARAH LYALL<br />

REYKJAVIK, Iceland — For a country<br />

that four years ago plunged into a financial<br />

abyss so deep it all but shut down overnight,<br />

Iceland seems to be doing surprisingly<br />

well.<br />

It has repaid, early, many of the international<br />

loans that kept it afloat. Unemployment<br />

is hovering around 6 percent, and falling.<br />

And while much of Europe is struggling<br />

to pull itself out of the recessionary swamp,<br />

Iceland’s economy is expected to grow by<br />

2.8 percent this year.<br />

“Everything has turned around,” said<br />

Adalheidur Hedinsdottir, who owns the<br />

coffee chain Kaffitar, and has plans to open<br />

a new cafe and bakery. “When we told the<br />

bank we wanted to make a new company,<br />

they said, ‘Do you want to borrow money?’ ”<br />

she went on. “We haven’t been hearing that<br />

for a while.”<br />

Analysts cite the surprising turn of<br />

events to a combination of fortuitous decisions<br />

and good luck, and caution that the<br />

lessons of Iceland’s turnaround are not<br />

readily applicable to the larger and more<br />

complex economies of Europe.<br />

But during the crisis, the country did<br />

many things different from its European<br />

counterparts. It let its three largest banks<br />

fail, instead of bailing them out. It ensured<br />

that domestic depositors got their money<br />

back and gave debt relief to struggling homeowners<br />

and to businesses facing bankruptcy.<br />

“Taking down a company with positive<br />

cash flow but negative equity would in the<br />

given circumstances have a domino effect,<br />

causing otherwise sound companies to<br />

collapse,” said Thorolfur Matthiasson, an<br />

economics professor at the University of<br />

Iceland. “Forgiving debt under those circumstances<br />

can be profitable for the financial<br />

institutions and help the economy and<br />

reduce unemployment as well.”<br />

Iceland also had some advantages when<br />

it entered the crisis: relatively few government<br />

debts, a strong social safety net and a<br />

fluctuating currency whose rapid devaluation<br />

in 2008 caused pain for consumers<br />

but helped buoy the all-important export<br />

market. Government officials, who at the<br />

height of the crisis were reduced to begging<br />

for help from places like the Faroe Islands,<br />

are now cautiously bullish.<br />

“We’re in a very comfortable place because<br />

the government has been very stable<br />

in fiscal terms and is making good progress<br />

in balancing its books,” said Gudmundur<br />

Arnason, the Finance Ministry’s permanent<br />

secretary. “We are self-reliant and can<br />

borrow on our own without having to rely<br />

on the good will of our Nordic neighbors”<br />

or lenders like the International Monetary<br />

Fund.<br />

But not even Mr. Arnason says he believes<br />

that all is perfect. Inflation, which<br />

reached nearly 20 percent during the crisis,<br />

is still running at 5.4 percent, and even with<br />

the government’s relief programs, most of<br />

the country’s homeowners remain awash<br />

in debt, weighed down by inflation-indexed<br />

mortgages in which the principal, disastrously,<br />

rises with the inflation rate. Taxes<br />

are high. And with the country’s currency,<br />

the krona, worth between about 40 and 75<br />

percent of its pre-2008 value, imports are<br />

punishingly expensive.<br />

Strict currency controls, imposed during<br />

Good decisions and luck<br />

speed a return from the<br />

financial abyss.<br />

the crisis, mean that Icelandic companies<br />

are forbidden to invest abroad.<br />

At the same time, foreigners are forbidden<br />

to take their money out of the country<br />

— a situation that has tied up foreign investments<br />

worth, according to various estimates,<br />

between $3.4 billion and $8 billion.<br />

“The capital controls are worse and<br />

worse for companies, but the fear is that if<br />

we lift them, the value of the krona will collapse,”<br />

Professor Matthiasson said.<br />

He said the only solution would be for Iceland<br />

to dispense with the krona and join a<br />

larger, more stable currency. The choices<br />

at the moment seem to be the euro, which is<br />

having its own difficulties,<br />

and the Canadian<br />

dollar.<br />

Not everyone buys<br />

into the rosy picture<br />

presented by officialdom.<br />

Jon Danielsson,<br />

an Icelander who<br />

teaches global finance<br />

at the London School of<br />

Economics, said that<br />

both the International Monetary Fund,<br />

which bailed Iceland out during the crisis,<br />

and the government had a vested interest in<br />

painting a positive picture of the situation.<br />

Some Icelanders say they have been<br />

soothed by the country’s bold decision to<br />

initiate an extensive criminal investigation<br />

into the financial debacle.<br />

A visit to Iceland late last month revealed<br />

a far different place from the shellshocked<br />

nation of 2008. Stores and hotels were full.<br />

The Harpa, a glass-and-steel concert hall<br />

and conference center designed in part by<br />

the artist Olafur Eliasson and opened in<br />

2011, soared over the Reykjavik skyline,<br />

next to a huge construction site that is to<br />

house a luxury waterside hotel. Employers<br />

said that instead of having to lay off workers,<br />

they were in some cases having trouble<br />

finding people to hire.<br />

Icelanders said that they had stopped<br />

feeling ashamed and isolated, the way that<br />

they did during the worst of the crisis, when<br />

their country was portrayed as a greedy<br />

and foolish pariah state and its British assets<br />

were frozen by the British government<br />

using the blunt and humiliating instrument<br />

of antiterror legislation.<br />

“We went through this complicated and<br />

terrible experience and were in the center<br />

of world events,” said Kristrun Heimisdottir,<br />

a lecturer in law and jurisprudence at<br />

the University of Akureyri in northern Iceland.<br />

She compared Iceland’s shame to that of<br />

a private person thrust onto the front pages<br />

by a lurid scandal. “It might take 20 years<br />

to recover from the stress and humiliation<br />

of having their personal life paraded before<br />

the world,” she said. “But it turned out that<br />

what happened to us was a microcosm of<br />

the whole crisis.”<br />

ANDREW TESTA FOR THE NEW YORK TIMES<br />

After its free fall,<br />

Iceland’s economy<br />

is expected to<br />

grow 2.8 percent<br />

this year. Window<br />

shoppers strolling in<br />

Reykjavik.


4 sÜddeutsche zeitung MONDAY, JULY 16, 2012<br />

In Sudan,<br />

Protesters<br />

Rise Again<br />

By JEFFREY GETTLEMAN<br />

NAIROBI, Kenya — They call it “licking<br />

your elbow,” a reference to pulling off the<br />

impossible.<br />

In recent weeks, from the sweltering<br />

streets of Khartoum, the capital, to the usually<br />

quiet town of Atbara, hundreds, possibly<br />

thousands, of Sudanese protesters<br />

have braved police batons and tear gas to<br />

rail against the government.<br />

Their placards read “Down, Down Military<br />

Rule,” and they shout, “No, no, to high<br />

prices!” prompting a fierce crackdown<br />

from riot police officers who have swatted<br />

the protesters and have shot tear gas into<br />

hospital courtyards, making some patients<br />

go into seizures.<br />

All this raises the question: Is the Arab<br />

Spring sweeping into Sudan?<br />

Many elements are in place: a repressive,<br />

autocratic regime that has been in power<br />

23 years; a dire economic crisis; heavily<br />

armed insurrection in several corners;<br />

and a fired-up protest movement that goes<br />

beyond students to shopkeepers and housewives,<br />

all willing to literally take a beating.<br />

Add to that the regional writing on the<br />

wall. In Egypt, to the north, and Libya, to<br />

the northwest, popular anger (along with<br />

NATO airstrikes in Libya’s case) toppled<br />

dictators. Beyond that, Sudan has a history<br />

of popular revolts bringing down governments.<br />

It happened in 1964 and in 1985.<br />

But many Sudan experts are skeptical<br />

that Sudan’s government, led by President<br />

Omar Hassan al-Bashir, who seized power<br />

in a military coup in 1989, is about to fall.<br />

Even though he is running out of money,<br />

raising the prospects of a military mutiny,<br />

Mr. Bashir has a devious plan to hang on,<br />

said Andrew S. Natsios, a former American<br />

special envoy to Sudan and the author of a<br />

recent book on the country. According to<br />

Mr. Natsios, Mr. Bashir has built a force of<br />

as many as 30,000 security troops, drawing<br />

from his own Arab tribe, with underground<br />

barracks and hidden arsenals, who are<br />

ready as a last line of defense.<br />

Mr. Natsios thinks there is a strong<br />

chance that Mr. Bashir’s forces, if tested,<br />

would try to make Sudan ungovernable<br />

and that militant Islamists could then take<br />

over.<br />

“I am not optimistic on where Northern<br />

Sudan is headed right now — whether the<br />

N.C.P. falls or not,” he said, referring to Mr.<br />

Bashir’s National Congress Party.<br />

E. J. Hogendoorn, the Horn of Africa<br />

project director for the International Crisis<br />

Group, a Brussels-based organization that<br />

studies conflict, said that while revolutionary<br />

pressure was building, crucial pieces<br />

were missing.<br />

“Unlike in Egypt, as of yet, the Sudanese<br />

lack an organized and disciplined party,<br />

like the Muslim Brotherhood, that can form<br />

the core of the protest movement,” he said.<br />

John O. Voll, a professor at Georgetown<br />

University in Washington, D.C., and a Sudan<br />

specialist, said the military had so far<br />

refused to side with the protesters, which<br />

was the decisive factor in regime change in<br />

1964 and 1985.<br />

Isma’il­Kushkush­contributed­reportingfrom­Khartoum,­Sudan.­<br />

Con­tin­ued­from­Page­1<br />

nearly invisible to the public.<br />

“If someone is listed as diabetic or pregnant,<br />

what is happening with this information?<br />

Where is the information going?” asks<br />

Julie Brill, a member of the Federal Trade<br />

Commission. “We need to figure out what<br />

the rules should be as a society.”<br />

Marketing and stalking<br />

Acxiom executives declined to be interviewed,<br />

but the company’s chief privacy<br />

officer, Jennifer Barrett Glasgow, has endorsed<br />

increased industry openness. “It’s<br />

not an unreasonable request to have more<br />

transparency among data brokers,” she<br />

said in an interview with The New York<br />

Times in March. In marketing materials,<br />

Acxiom promotes itself as “a global<br />

thought leader in addressing consumer<br />

privacy issues and earning the public<br />

trust.”<br />

But security experts and consumer advocates<br />

paint a portrait of a company with<br />

practices that privilege corporate clients’<br />

interests over those of consumers and contradict<br />

the company’s stance on transparency.<br />

And, in a fast-changing digital economy,<br />

Acxiom is developing even more advanced<br />

techniques to mine and refine data. It has<br />

recruited talent from Microsoft, Google,<br />

Amazon.com and Myspace and is using<br />

a powerful, multiplatform approach to<br />

predicting consumer behavior that could<br />

raise its standing among investors and<br />

clients.<br />

It is integrating what it knows about our<br />

offline, online and even mobile selves, creating<br />

in-depth behavior portraits in pixilated<br />

detail. Its executives have called this<br />

approach a “360-degree view” on consumers.<br />

“There’s a lot of players in the digital<br />

space trying the same thing,” says Mark<br />

Zgutowicz, a Piper Jaffray analyst. “But<br />

Acxiom’s advantage is they have a database<br />

of offline information that they have<br />

been collecting for 40 years and can lever-<br />

EUROPEAN PRESSPHOTO AGENCY<br />

As Sudan’s economy worsens, confrontations between anti-government<br />

protesters and riot officers have increased. A Khartoum street in June.<br />

The protesters admit their movement is<br />

rather ad hoc. “The protests are not organized,”<br />

said a young woman named Mona,<br />

who did not want to be identified fully out of<br />

concern of arrest. “These are the people of<br />

Sudan who got fed up with the system.”<br />

She added: “I’m a Sudanese girl and I’m<br />

proud of my nationality. I know how rich my<br />

country is in terms of natural resources. I<br />

deserve a good life.”<br />

Last year, students in Khartoum used<br />

social media to catalyze small protests,<br />

which were promptly crushed. But a few<br />

weeks ago, students rose up again, and the<br />

unrest spread into middle-class neighborhoods<br />

where people blocked roads with<br />

burning tires. Next came what the protesters<br />

called Sandstorm Friday on June 22 and<br />

then Licking the Elbow Friday on June 29,<br />

Friday being the day of prayer, the easiest<br />

time to mobilize people.<br />

Sudan’s struggling economy is supposedly<br />

sparking the unrest. In mid-June, the<br />

government said it could no longer afford to<br />

subsidize gas. As a result, fuel prices shot<br />

up 60 percent, making everything far more<br />

expensive.<br />

Since the new nation of South Sudan,<br />

which split off a year ago, shut down oil<br />

production at the start of the year, the nations<br />

have been locked in a dangerous im-<br />

age that expertise in the digital world.”<br />

Jeffrey Chester, executive director of the<br />

Center for Digital Democracy, a nonprofit<br />

group in Washington, says: “It is Big Brother<br />

in Arkansas.”<br />

creating a typical consumer<br />

Scott Hughes, an up-and-coming smallbusiness<br />

owner and Facebook denizen, is<br />

Acxiom’s ideal consumer. Indeed, it created<br />

him. He is a fictional character who<br />

appeared in an Acxiom investor presentation<br />

in 2010, designed to show the power of<br />

Acxiom’s multichannel approach.<br />

Mr. Hughes logs on to Facebook and sees<br />

that his friend Ella has just become a fan of<br />

Bryce Computers, an imaginary electronics<br />

retailer. Mr. Hughes checks out Bryce’s<br />

fan page and shops for a fast inkjet printer.<br />

Such browsing seems innocuous. But it<br />

cues an Acxiom system that recognizes<br />

consumers, classifies their behaviors and<br />

influences them with tailored marketing.<br />

When Mr. Hughes follows a link to<br />

Bryce’s retail site, the system recognizes<br />

him from his Facebook activity and shows<br />

him a printer.<br />

He registers on the site, but doesn’t buy<br />

the printer right away, so the system tracks<br />

him online. The next morning, while he<br />

scans baseball news on ESPN.com, an ad<br />

for the printer pops up again. That evening,<br />

he returns to the Bryce site where he is offered<br />

a sweeter deal: a $10 rebate and free<br />

shipping.<br />

It’s not a random offer. Acxiom has a classification<br />

system, PersonicX, which assigns<br />

consumers to one of 70 socioeconomic<br />

clusters and markets to them accordingly.<br />

It pegs Mr. Hughes as a “savvy single” —<br />

meaning he’s in a cluster of upper-middleclass<br />

people who do their banking online,<br />

attend pro sports events, are sensitive to<br />

prices — and respond to free-shipping offers.<br />

Correctly typecast, Mr. Hughes buys<br />

the printer.<br />

But the multichannel system of Acxiom<br />

and its online partners is just getting under<br />

way. Later, it sends him coupons for ink and<br />

paper, to be redeemed via his cellphone,<br />

passe. Most of the oil lies in the south, but<br />

the pipeline runs through the north. The<br />

sides have yet to agree on how to share oil<br />

profits.<br />

Meanwhile, Mr. Bashir’s government<br />

has done two things to try to appease outside<br />

critics.<br />

The government announced that humanitarian<br />

aid would be allowed into the<br />

Nuba Mountains, a rebel-held area where<br />

thousands of people have been pushed to<br />

the brink of starvation. Aid groups say Mr.<br />

Bashir intentionally made the announcement<br />

just when the rains started and the<br />

roads were nearly impassable, meaning<br />

little aid can actually get through.<br />

Then, on July 3, a Sudanese court dropped<br />

all charges against a woman who had been<br />

accused of adultery and sentenced to death<br />

by stoning. That case had spawned international<br />

outrage.<br />

Moyasser, a 24-year-old who said he<br />

marches for “freedoms,” said Mr. Bashir,<br />

who has been indicted by the International<br />

Criminal Court on genocide charges for<br />

the massacres in Sudan’s western Darfur<br />

region, does not have a “clear vision to run<br />

the country.”<br />

One thing is clear: Sudanese protesters<br />

will be back on the streets continuing in<br />

their struggle to lick their elbows.<br />

and a personalized snail-mail postcard<br />

suggesting that he donate his old printer to<br />

a nearby school.<br />

Analysts say companies design these<br />

sophisticated ecosystems to prompt consumers<br />

to volunteer enough personal data<br />

— like their names, e-mail addresses and<br />

mobile numbers — so that marketers can<br />

offer consumers customized appeals any<br />

time, anywhere.<br />

Still, there is a fine line between customization<br />

and stalking. Some people may see<br />

the surveillance engines behind them as<br />

intrusive or manipulative.<br />

“If you look at it in cold terms, it seems<br />

World trends<br />

Con­tin­ued­from­Page­1<br />

endangered species, pair up with their<br />

mates early in life. If they are introduced<br />

for mating as mature adults in captivity, it<br />

causes extreme stress, and the male will<br />

occasionally kill the female. Such attacks<br />

once occurred repeatedly.<br />

Cheetahs, by contrast, do not pair off.<br />

Researchers have learned that fertile female<br />

cheetahs that are unrelated or have<br />

not been raised together should not be<br />

kept together because the nondominant<br />

female will experience so much stress that<br />

she stops going into heat.<br />

Zoos are now emphasizing conservation<br />

like they are really out to trick the customer,”<br />

says Dave Frankland, the research director<br />

for customer intelligence at Forrester<br />

Research. “But they are actually in the<br />

business of helping marketers make sure<br />

that the right people are getting offers they<br />

are interested in and therefore establish a<br />

relationship with the company.”<br />

Acxiom maintains a database on about<br />

190 million individuals and 126 million<br />

households in the United States. Separately,<br />

it manages customer databases for<br />

or works with 47 of the Fortune 100 companies.<br />

It also worked with the government<br />

after the September 2001 terrorist attacks,<br />

centers that are less like zoos and more<br />

like ranches or a safari park. The animal<br />

conservation center here has enough<br />

space to mimic the wild.<br />

The five centers that breed cheetahs<br />

now account for a disproportionate number<br />

of the victories, including an unusual<br />

case here in 2010.<br />

A 5-year-old female cheetah had remained<br />

barren through many breeding<br />

attempts over two years. So a new male,<br />

named Nick, was trucked in from Florida,<br />

1,450 kilometers away.<br />

Born as a lone cub, the cheetah was removed<br />

from his mother’s care because of<br />

yet another discovery: the cheetah will<br />

providing information about 11 of the 19 hijackers.<br />

data-Based discrimination<br />

This year, Advertising Age ranked Epsilon,<br />

another database marketing firm, as<br />

the biggest advertising agency in the United<br />

States, with Acxiom second. Most people<br />

know Epsilon because it experienced a major<br />

security breach last year, exposing the<br />

e-mail addresses of millions of customers<br />

of Citibank, JPMorgan Chase, Target, Walgreens<br />

and others. In 2003, Acxiom had its<br />

own security breaches.<br />

But privacy advocates say they are more<br />

troubled by data brokers’ ranking systems,<br />

which classify some people as high-value<br />

prospects, to be offered marketing deals<br />

and discounts regularly, while dismissing<br />

others as low-value — known in industry<br />

slang as “waste.”<br />

Exclusion from a vacation offer may not<br />

matter much, says Pam Dixon, the executive<br />

director of the World Privacy Forum,<br />

a nonprofit group in San Diego, California,<br />

but if marketing algorithms judge certain<br />

people as not worthy of receiving promotions<br />

for higher education or health services,<br />

they could have a serious impact. “Over<br />

time, that can really turn into a mountain<br />

of pathways not offered, not seen and not<br />

known about,” Ms. Dixon says.<br />

This year, the F.T.C. published a report<br />

calling for greater transparency among<br />

data brokers and asking Congress to give<br />

consumers the right to access information<br />

these firms hold about them.<br />

Acxiom’s Consumer Data Products Catalog<br />

offers hundreds of details — called “elements”<br />

— that corporate clients can buy<br />

about individuals or households. Companies<br />

can buy data to pinpoint households<br />

that are concerned, say, about allergies,<br />

diabetes or “senior needs.”<br />

Clients generally buy this data because<br />

they want to hold on to their best customers<br />

or find new ones —or both. But the catalog<br />

also offers delicate information that has<br />

alarmed some privacy advocates, who<br />

worry about misuse by third parties.<br />

not produce enough milk for its baby if<br />

there is only one suckling. Anticipating<br />

that possibility, Dr. Crosier had timed another<br />

cheetah pregnancy to coincide with<br />

that of Nick’s mother.<br />

When the next birth — another singleton<br />

— took place, staff members placed<br />

Nick alongside the new baby.<br />

The mother could easily have killed him<br />

with a snap of her jaws. Instead she nursed<br />

both cubs. It was the sixth such transplant<br />

in American zoo history.<br />

Nick was recently separated from his<br />

adoptive family, and Dr. Crosier hopes he<br />

will soon breed.<br />

“He has great genes,” she said proudly.<br />

Data Giants Mapping the Consumer Genome Are Selling It to Companies, Raising Concerns Over Privacy<br />

JUSTIN BOLLE FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Acxiom has amassed the world’s largest commercial database on consumers.<br />

The company’s headquarters in Little Rock, Arkansas.<br />

A Tour Guide Joins Syria’s Revolution<br />

By ANNE BARNARD<br />

BEIRUT, Lebanon — To the tourists<br />

he took on sunset camel rides, Abu Zeid<br />

seemed like the freest man on earth.<br />

He was a young Bedouin who worked<br />

with his camel, Casanova, among the<br />

ruins of ancient Palmyra, in the Syrian<br />

desert. His biggest complaint with the<br />

government then was that the police demanded<br />

bribes.<br />

So his friends were astonished when he<br />

told them that he had joined the uprising<br />

against President Bashar al-Assad.<br />

Abu Zeid’s evolution from carefree<br />

tour guide to revolutionary offers a rare<br />

glimpse of a single life transformed by an<br />

uprising that has jolted thousands from<br />

their daily routines, and of the ambivalence<br />

many Syrians feel toward a revolution<br />

that has already brought so much<br />

chaos.<br />

Abu Zeid and several friends took up<br />

arms after security officers shot demonstrators<br />

in Tadmur, near Palmyra. Now<br />

passionate and confused, Abu Zeid has<br />

only the dimmest idea of an endgame.<br />

He wavers, unsure whether joining the<br />

revolt was his life’s proudest moment or its<br />

ruin — or both.<br />

This account is based on interviews with<br />

Abu Zeid, a fellow fighter and two women<br />

who have known Abu Zeid for years. One<br />

is Abu Zeid’s girlfriend, a French citizen<br />

who has worked in Syria.<br />

Abu Zeid estimates he is 23. He grew<br />

up in a tent with eight siblings. He began<br />

selling postcards at 4, got a camel at 11 and<br />

taught himself the rudiments of five languages.<br />

He fasted during Ramadan, but religion<br />

was not central to his life. The secular<br />

state suited him as a tourism worker and<br />

an occasional visitor to the bars of Damascus,<br />

where his brother met a Frenchwoman<br />

studying Arabic who became Abu<br />

Zeid’s girlfriend.<br />

In 2008, the Assad family visited<br />

Palmyra. Abu Zeid refused payment for<br />

a camel ride. He asked Mr. Assad to protect<br />

camel workers from bribetaking officials;<br />

the president told him to write a<br />

letter.<br />

When the uprising began in early 2011,<br />

Abu Zeid’s girlfriend recalled, “I was happy<br />

that he didn’t care.”<br />

But on April 10, Abu Zeid’s neighbor, a<br />

conscript named Mohammad Awad Qan-<br />

An­employee­of­The­New­York­Times­contributed­reporting­from­Syria­and­another­employee­from­a­neighboring­country.­<br />

Was revolting against<br />

Syria’s regime his best<br />

moment or a mistake?<br />

bar, was killed in Dara’a. His neighbors<br />

heard he had been executed for refusing<br />

to shoot protesters. In August, troops<br />

opened fire on a demonstration in Tadmur,<br />

killing several people, including<br />

Haya Za’uby, 17, who was standing on her<br />

balcony.<br />

Abu Zeid and about 20 friends started<br />

arming themselves and camped at a desert<br />

oasis, calling themselves the Grandchildren<br />

of Zenobia, the queen of ancient<br />

Palmyra.<br />

“My mom told me to leave the resistance,”<br />

Abu Zeid confessed. “I said, ‘I<br />

must help.’ ”<br />

On February 20, after fierce shelling of<br />

Homs by the government, the young men<br />

Abu Zeid’s<br />

friends were<br />

shocked when<br />

he told them he<br />

joined the fight<br />

against Bashar<br />

al-Assad. He<br />

said the killing<br />

of a neighbor<br />

drove his choice.<br />

attacked a political security headquarters,<br />

killing several officers.<br />

“We lost our temper,” he said.<br />

Back in Homs, Abu Zeid objected when<br />

fighters wanted him to burn cars belonging<br />

to Mr. Assad’s Alawite sect.<br />

“I am not against people, just against<br />

oppression,” he said.<br />

Abu Zeid and five others headed to Damascus.<br />

There he abducted an informer from<br />

Tadmur, interrogated and beat him — he<br />

voices no qualms about having mimicked<br />

government tactics — and the man promised<br />

to stop.<br />

They hid in the wealthy Mezzeh neighborhood,<br />

but an elevator mishap revealed<br />

their presence. On March 19, security officers<br />

knocked. Abu Zeid was out; two others<br />

escaped. Those still inside started a<br />

gunfight. All were killed or captured.<br />

Days later, he fled Syria.<br />

In a recent meeting, he and one fellow<br />

fighter spoke little about democracy and<br />

said they acted in solidarity with the dead,<br />

and “for dignity.”<br />

Zoos Struggle to Breed Endangered Species<br />

Such information includes consumers’ interests<br />

like “Christian families,” “Dieting/<br />

Weight Loss,” “Gaming-Casino,” “Money<br />

Seekers” and “Smoking/Tobacco.”<br />

‘our race Model’<br />

Acxiom also sells data about an individual’s<br />

race, ethnicity and country of<br />

origin. “Our Race model,” the catalog says,<br />

“provides information on the major racial<br />

category: Caucasians, Hispanics, African-<br />

Americans, or Asians.” Competing companies<br />

sell similar data.<br />

Acxiom’s data about race or ethnicity is<br />

“used for engaging those communities for<br />

marketing purposes,” said Ms. Barrett<br />

Glasgow, the privacy officer.<br />

There may be a legitimate commercial<br />

need for some businesses, like ethnic restaurants,<br />

to know the race or ethnicity of<br />

consumers, says Joel R. Reidenberg, a privacy<br />

expert and a professor at the Fordham<br />

Law School in New York.<br />

“At the same time, this is ethnic profiling,”<br />

he says. “The people on this list, they<br />

are being sold based on their ethnic stereotypes.<br />

There is a very strong citizen’s right<br />

to have a veto over the commodification of<br />

their profile.”<br />

Acxiom’s fact sheet explains that, in its<br />

system, a store clerk need only “capture the<br />

shopper’s name from a check or third-party<br />

credit card at the point of sale and then ask<br />

for the shopper’s ZIP code or telephone<br />

number.” Acxiom can then identify shoppers<br />

within a 10 percent margin of error.<br />

“This is a direct way of circumventing<br />

people’s concerns about privacy,” says Mr.<br />

Chester of the Center for Digital Democracy.<br />

Regulators at the F.T.C. declined to comment<br />

on the practices of individual companies.<br />

But Jon Leibowitz, the commission<br />

chairman, said consumers should have the<br />

right to see and correct personal details<br />

about them collected and sold by data aggregators.<br />

After all, he said, “they are the unseen<br />

cyberazzi who collect information on all of<br />

us.”


MONDAY, JULY 16, 2012 sÜddeutsche zeitung 5<br />

In Japan,<br />

Investors<br />

Speak Up<br />

By HIROKO TABUCHI<br />

TOKYO — More individual Japanese<br />

investors are starting to hold company<br />

managers accountable, for issues like<br />

missed management targets and corporate<br />

scandals.<br />

Shareholder meetings this summer<br />

have been marked by a flurry of proposals<br />

from investors challenging the management<br />

— opposing board appointments, or<br />

simply expressing anger at executives.<br />

One proposal put forward by a frustrated<br />

shareholder at Nomura Holdings suggested<br />

that the global investment bank,<br />

which is embroiled in an insider-trading<br />

inquiry, show its shame by changing its<br />

name to Vegetable Holdings. The proposal<br />

was voted down at Nomura’s shareholder<br />

meeting on June 27.<br />

Individual investors in Japan still hold<br />

little power compared with the institutional<br />

shareholders that make up much of<br />

the investor base, often as part of a web<br />

of cross-shareholdings among creditor<br />

banks, suppliers, customers and other<br />

interrelated companies that invest in one<br />

another to insulate themselves from the<br />

market.<br />

“You could say Japan is finally experiencing<br />

its own kind of ‘shareholder<br />

spring,’ though there’s still a long way to<br />

go,” said Nicholas Benes, who works at<br />

an organization specializing in corporate<br />

governance.<br />

Investors in Japan have long put up<br />

with low returns and minimal corporate<br />

governance. Kazuo Kino, the former head<br />

of investor relations at Japan Airlines,<br />

said the common understanding among<br />

many Japanese companies was that individual<br />

investors cared more about corporate<br />

perks than accountability.<br />

During the past year, however, largescale<br />

scandals have put the spotlight on<br />

corporate governance.<br />

One extreme case is Olympus, a maker<br />

of cameras and endoscopes, which last<br />

year admitted it had hidden $1.7 billion in<br />

Shareholders are<br />

seeking more corporate<br />

accountability.<br />

losses, a scandal that at one point caused<br />

it to lose 80 percent of its market value.<br />

Olympus’s managers faced much heckling<br />

at its shareholders’ meeting in June.<br />

The company is now facing legal action<br />

from its shareholders.<br />

Kengo Nishiyama, a corporate governance<br />

analyst at Nomura Securities, said<br />

such scandals were particularly damaging<br />

for Japanese companies because their<br />

shares were supposed to be low-risk, lowreturn<br />

investments. “Investors are right<br />

to be concerned,” Mr. Nishiyama said.<br />

In a survey carried out by Mr. Nishiyama<br />

last month of 1,000 individual investors,<br />

a record 14.5 percent said this year<br />

they intended to vote against the appointment<br />

of directors and auditors chosen by<br />

the company.<br />

Japanese companies have traditionally<br />

made it as difficult as possible for individual<br />

investors to raise their voices, for example<br />

by holding shareholders’ meetings<br />

on the same day as other companies. The<br />

peak for this year was June 27, when 709<br />

companies held shareholder meetings<br />

— representing 42 percent of companies<br />

with financial years ending in March listed<br />

on the Tokyo Stock Exchange.<br />

But there are some seeds of change.<br />

Some companies, especially new ones,<br />

are starting to hold shareholders’ meetings<br />

on weekends to encourage more<br />

individual shareholders to attend. The<br />

start-up Lifenet Insurance, for example,<br />

held its first investors’ meeting on June<br />

24, a Sunday, one of 33 companies to hold<br />

weekend meetings.<br />

“For us, the more information we put<br />

out there, the better,” said Daisuke Iwase,<br />

Lifenet’s co-founder and executive vice<br />

president.<br />

Fundamental changes are yet to come.<br />

At the shareholders’ meeting for Tokyo<br />

Electric Power, operator of the Fukushima<br />

nuclear power plant, motions were<br />

brought forward by individual investors,<br />

including providing lifelong health care<br />

for nuclear workers and selling off assets<br />

to raise money for compensation. “As the<br />

company behind a devastating disaster,<br />

we feel it needs to go that distance,” said<br />

Yui Kimura, an individual investor.<br />

The motions were voted down, one after<br />

another.<br />

ISSEI KATO/REUTERS<br />

Protesters at Tokyo Electric Power’s<br />

annual general shareholders’<br />

meeting on June 27.<br />

By RON GLUCKMAN<br />

PHNOM PENH, Cambodia — For an<br />

Internet start-up, Arjuni faces more challenges<br />

than usual.<br />

The e-commerce site that sells hair<br />

extensions operates out of a five-story<br />

building here that lacks elevators and,<br />

sometimes, power. Employees typically<br />

have to travel to remote villages by motorbike<br />

or on foot to pick up the goods that<br />

Arjuni sells. And the office floor is cluttered<br />

with piles of hair strands instead of<br />

computers.<br />

But in just two years, the company has<br />

grown from a handful of employees to 80,<br />

and it now makes more than $1 million in<br />

revenue. The start-up is also slowly gaining<br />

market share from the industry’s<br />

dominant players in India and China, as<br />

well as retailers in the United States and<br />

Europe.<br />

“We not only buy and collect the hair<br />

ourselves, but sell it directly to our customers.<br />

This makes us stand out,” founder<br />

Janice Wilson said.<br />

India has long provided much of the<br />

world’s natural hair, sold to wholesalers<br />

mainly in China, which in turn marketed<br />

their products to retailers in Europe and<br />

the United States. But Ms. Wilson found<br />

that Cambodians have similar hair quality,<br />

long with cuticles in alignment.<br />

“Probably 99 percent of the world’s<br />

hair comes from India. Nobody had<br />

thought of Cambodia,” said Ms. Wilson,<br />

39.<br />

The hair extensions business generates<br />

annual revenue of $250 million. Extensions<br />

can cost thousands of dollars, but<br />

typically average around $500.<br />

Ms. Wilson said it was important to<br />

her to have a business serve a social<br />

purpose. She now provides employees<br />

with free English, computer and math<br />

classes. A third of workers come from<br />

troubled situations like sex trafficking or<br />

spousal abuse. That effort helped attract<br />

seed capital from a Japanese investment<br />

fund, Arun, formed in 2009 to help social<br />

enterprises in emerging nations. Additional<br />

money came from the Cambodian<br />

Export Market Access Fund, a World<br />

By STANLEY REED<br />

LONDON — No commercially exploitable<br />

oil had been discovered in Kenya until<br />

Tullow Oil began drilling this year in the<br />

blazing savanna of the Rift Valley, about<br />

400 kilometers northwest of Nairobi.<br />

In May, the company said that its first<br />

well had produced promising results, finding<br />

more oil-bearing sands than wells<br />

drilled in the geologically similar Lake<br />

Albert region of Uganda, where Tullow discovered<br />

a 1.1-billion-barrel field in <strong>2006</strong>.<br />

If Kenya turns out to be another Uganda,<br />

Tullow will have been instrumental in<br />

opening four new oil basins in six years.<br />

Three, including the jumbo-size Jubilee<br />

field in the deep waters off Ghana, are<br />

in sub-Saharan Africa. The fourth, off<br />

French Guiana in South America, was the<br />

payoff of a bet that the same oil-bearing<br />

rocks found in West African waters would<br />

also be present off the coast of Latin<br />

America.<br />

“On their track record — you have to say<br />

it is really good,” said Neil Piggott, who<br />

heads exploration in Brazil for BP.<br />

Tullow was founded in the mid-1980s by<br />

Aidan Heavey, an accountant for the Irish<br />

Bank-financed project that helps companies<br />

trying to develop exports. The<br />

rest came from her savings, friends and<br />

family.<br />

Like many new ventures, Arjuni is<br />

harnessing the latest Internet tools like<br />

Twitter and social media to build a loyal<br />

customer base. Customers eagerly describe<br />

their orders on home videos that<br />

they upload on YouTube.<br />

Ms. Wilson, originally from Green Bay,<br />

Wisconsin, is a lawyer by training. When<br />

she was on vacation in Cambodia four<br />

years ago, she began thinking about opportunities<br />

to start a business here.<br />

She started off in real estate, but Cam-<br />

airline Aer Lingus, who was intrigued by<br />

the idea of working over small oil fields<br />

in Africa that the large companies had<br />

missed.<br />

Under Mr. Heavey, the London-based<br />

company has grown into an exploration<br />

juggernaut with operations in more than<br />

20 countries and a stock market valuation<br />

of about $22 billion. Tullow plans to spend<br />

$1 billion this year on exploration and appraisal,<br />

nearly as much as its 2011 operating<br />

profit.<br />

The company’s output is growing fast,<br />

but remains small at 78,200 barrels a day of<br />

oil and oil equivalents for 2011.<br />

Analysts place Tullow in the vanguard of<br />

a cutting edge group of oil companies that<br />

includes the American companies Anadarko<br />

Petroleum and Kosmos Energy.<br />

Tullow strikes oil in about 70 percent of<br />

its exploration and appraisal wells, about<br />

double the industry average, according<br />

to Rob West, an analyst at Bernstein Research<br />

in London.<br />

The company’s challenge is that as it<br />

grows and tries to produce oil, not just find<br />

it, it will run into increasing problems and<br />

costs.<br />

money & business<br />

PHOTOGRAPHS BY RON GLUCKMAN FOR THE NEW YORK TIMES<br />

Profiting From Exported Cambodian Hair<br />

Arjuni, a start-up in Phnom Penh, is slowly gaining market share in the<br />

lucrative hair extension business. Janice Wilson is the company founder.<br />

A Web start-up is<br />

threatening India’s<br />

monopoly on hair.<br />

An Oil Company Finds Success<br />

In Places That Others Ignore<br />

bodia’s property market fell with the<br />

global economy. The collapse of Cambodia’s<br />

textile industry largely led to her<br />

idea. Cambodian workers with sewing<br />

skills were suddenly unemployed.<br />

Hair extensions made from natural human<br />

hair must be cut, cleaned and sewn<br />

into individual pieces.<br />

“It was low-tech, they just needed<br />

to learn how to make them, and we just<br />

needed sewing machines. We could use<br />

the skills already here,” she said. Natural<br />

hair makes the best extensions.<br />

This spring, Arjuni started a series<br />

of in-person events in the United States<br />

called Halo, where the staff could meet<br />

and help groom customers. “Do I feel I<br />

have aged a lot? Definitely,” Ms. Wilson<br />

said. “But I love being an entrepreneur. I<br />

love the challenges.<br />

“When I worked in a law office, I was<br />

bored out of my mind,” Ms. Wilson said.<br />

“When you have this entrepreneurial<br />

spirit, you just have to do it.”<br />

Discovering vast oil fields<br />

passed over by the larger<br />

drilling companies.<br />

“They are trying to turn themselves into<br />

a Shell. It is difficult to do that successfully,”<br />

said Stuart Joyner, an analyst at Investec<br />

Securities in London.<br />

The company’s exploration chief, Angus<br />

McCoss, said that Tullow ignored industry<br />

dogmas and did “its own thing.”<br />

BP, for instance, decided not to partici-<br />

Hedge Fund Directors<br />

Are Busy in Caymans<br />

By AZAM AHMED<br />

GEORGETOWN, Cayman Islands — In<br />

the last decade, as hedge funds ballooned<br />

in size and number to become a dominant<br />

force in the investing universe, directorship<br />

services have grown from a cottage<br />

industry into a big business on the Cayman<br />

Islands. Many funds run by United States<br />

money managers have their legal residence<br />

here for tax reasons. And because of a quirk<br />

in the island’s tax code, these funds must<br />

appoint a board.<br />

As a result, dozens of operations have<br />

sprouted up on the Caymans to supply<br />

directors, from one-man bucket shops to<br />

powerhouse law firms. Directors are often<br />

Cayman-based professionals: accountants,<br />

lawyers and administrators<br />

of hedge<br />

funds.<br />

They are rarely<br />

investors, though.<br />

Ostensibly, directors<br />

offer guidance<br />

and oversight to the<br />

funds. In return, a<br />

director is typically<br />

paid anywhere from<br />

$5,000 to $30,000<br />

a year. With more<br />

than 9,000 funds domiciled<br />

on the tiny<br />

island, business is<br />

booming.<br />

And so is a debate.<br />

Major investors and<br />

others are starting<br />

to question the value<br />

of offshore directors,<br />

especially in light of<br />

recent hedge fund<br />

frauds, liquidations<br />

and missteps. An<br />

analysis of thousands<br />

of United<br />

States securities<br />

filings by The New<br />

York Times shows<br />

that dozens of directors<br />

sit on the boards<br />

of 24 or more funds in<br />

the Caymans, which<br />

individually are supposed<br />

to be overseeing<br />

tens of billions<br />

of dollars in assets.<br />

Some hold more than<br />

100 directorships,<br />

and one particularly<br />

busy director sits on<br />

the boards of about<br />

260 hedge funds.<br />

Serving on Many Boards<br />

Some directors serve on numerous boards of hedge funds registered in<br />

the Cayman Islands. Figures are based on regulatory filings.<br />

David Bree<br />

BOARDS OF<br />

HEDGE FUNDS<br />

262<br />

Ronan Guilfoyle 195<br />

Don M. Seymour 186<br />

Roger H. Hanson 125<br />

J. Dennis Hunter 99<br />

Michelle Wilson-Clarke 94<br />

Christopher Bowring 87<br />

Karla J. Bodden 81<br />

Ian Goodall<br />

79<br />

Geoffrey Charles Ruddick 79<br />

Aldo Ghisletta<br />

72<br />

Linburgh Martin 70<br />

Peter M.O. Young 65<br />

Martin Lang<br />

59<br />

James Michael Keyes 59<br />

Martin Byrne<br />

58<br />

Scott Dakers<br />

57<br />

Laren B. Gillespie 54<br />

Patrick Harrigan 51<br />

Evan C. Burtton 50<br />

Ronan Daly<br />

48<br />

Sean Flynn<br />

48<br />

William E.J. Walmsley 43<br />

David Francis DeRosa 41<br />

Philip Cater<br />

40<br />

Data as of December 2011.<br />

*Figures include money borrowed to increase overall investment pool.<br />

Source: fundgov.org<br />

“You might as well save your $5,000 and<br />

buy a rubber stamp,” said Luke Dixon, a<br />

senior investment manager at the British<br />

pension fund USS, which oversees more<br />

than $50 billion.<br />

Directors have also been the target of<br />

lawsuits. A recent fraud case found two<br />

directors, who happened to be relatives of<br />

the hedge fund manager, liable for $111 million.<br />

The subject of directors has become an<br />

industry obsession, headlining hedge fund<br />

conferences, including one in April at the<br />

Grand Cayman Ritz Carlton.<br />

The rise of the director-for-hire business<br />

— and the questions that surround it — underscore<br />

a transition for hedge funds.<br />

As the industry sheds its cowboy culture<br />

for a more button-down approach, it<br />

is adopting the structure and practices of<br />

mainstream investment firms.<br />

But even as funds hire compliance officers<br />

and marketers, some corners of the<br />

industry remain in a state of arrested development.<br />

“The hedge fund industry is still trying to<br />

figure out what it wants to be when it grows<br />

up,” said Greg Robbins, the chief operating<br />

officer at a unit of Mesirow Financial. “Like<br />

any industry, it is just going to have to get<br />

embarrassed along the way to stop doing<br />

the silly stuff it used to do.”<br />

The data for this article was drawn largely<br />

from filings made with the Securities<br />

and Exchange Commission, which oversees<br />

trading and the stock exchanges in the<br />

United States. Yet the directorships cited<br />

are only for funds with American investors,<br />

TULLOW<br />

pate in early drilling in the deep waters off<br />

Ghana, because the geology there often<br />

leads to expensive dry holes, Mr. Piggott<br />

said. Kosmos and Tullow wound up finding<br />

Jubilee, one of Africa’s larger fields, in<br />

2007.<br />

Mr. McCoss says he believes the Jubilee<br />

field is part of a rich geological trend that<br />

stretches up the coast of West Africa and<br />

is found across the Atlantic. According<br />

to this theory, under the waters off Latin<br />

America is a mirror image of the rich oil<br />

deposits off West Africa, left there when<br />

an ancient land mass called Pangaea split<br />

apart.<br />

Mr. McCoss tested his thinking when<br />

Tullow drilled a well off French Guiana. In<br />

omitting thousands of funds that manage<br />

strictly overseas money.<br />

Mesirow and other hedge fund investors,<br />

including USS and Man Group, have<br />

been clamoring for greater disclosure on<br />

how many boards directors serve on. They<br />

have taken their grievances to the Cayman<br />

Islands Monetary Authority, the local<br />

regulator, which has so far declined to release<br />

the information. Financial services<br />

are the island’s lifeblood, accounting for<br />

more than 35 percent of its gross domestic<br />

product and employing about 15 percent of<br />

the work force, according to a 2008 study<br />

by Oxford Economics, an economics consultancy.<br />

At the heart of the hedge fund business<br />

TOTAL ASSETS UNDER<br />

MANAGEMENT, IN BILLIONS*<br />

$94.1<br />

59.1<br />

53.8<br />

22.3<br />

62.6<br />

37.8<br />

32.1<br />

55.9<br />

36.4<br />

28.6<br />

26.3<br />

71.2<br />

20.2<br />

59.0<br />

11.9<br />

25.7<br />

10.0<br />

9.6<br />

6.7<br />

8.5<br />

10.5<br />

1.7<br />

15.4<br />

64.9<br />

10.8<br />

THE NEW YORK TIMES<br />

here is Don Seymour, who has financed a<br />

mini-empire on the island with his directorship<br />

services company, DMS Management.<br />

Mr. Seymour, a onetime hedge fund<br />

auditor at PricewaterhouseCoopers, declines<br />

to say how many boards he sits on,<br />

though he says he selectively tells investors.<br />

A review of the S.E.C. filings shows<br />

Mr. Seymour occupies roughly 180 board<br />

seats, according to the Foundation for<br />

Fund Governance.<br />

The growing debate, Mr. Seymour says, is<br />

driven by competitors eager to snag a share<br />

of his business. “We have a bit of a Goldman<br />

Sachs problem,” he reflected from his company’s<br />

offices at DMS House. “We are the<br />

worldwide leader in fund governance.”<br />

Some large hedge fund firms choose to<br />

stock their boards with people who work<br />

for the hedge funds or their lawyers.<br />

In addition to firms like DMS and IMS,<br />

law firms like Ogier on the Cayman Islands<br />

offer hedge funds director services. That<br />

has raised questions about the dual role<br />

they can play, representing the hedge fund<br />

as counsel, and the investors of the same<br />

fund as directors.<br />

The prominent law firm Walkers sold<br />

its directorship business. Before that, two<br />

Walkers directors had come under scrutiny<br />

for their oversight of two collapsed hedge<br />

funds of Bear Stearns Asset Management,<br />

which the law firm also counted as a legal<br />

services client.<br />

“There is a trend toward complete independence,”<br />

said Ingrid Pierce, a partner at<br />

Walkers. “I think we’ll see more of that.”<br />

Tullow Oil, based in London, began<br />

drilling in northern Kenya this year.<br />

The Ngamia rig site.<br />

September, Tullow said it had found a large<br />

quantity of oil. Mr. McCoss says it could<br />

have a billion barrels or more of recoverable<br />

oil.<br />

This month, Tullow announced a discovery<br />

off Ivory Coast, buttressing Mr. Mc-<br />

Coss’s theory.<br />

The Kenya discovery is a land-based application<br />

of Mr. McCoss’s approach. After<br />

raising cash from its Uganda find, Tullow<br />

went in search of similar rift valley plays in<br />

Kenya and Ethiopia. Tullow has put together<br />

100,000 square kilometers of exploration<br />

territory for only about $23 million.<br />

As new areas are opened up to oil drilling,<br />

one concern is disruption to local environment<br />

and culture.<br />

Tullow, for example, is working in the<br />

Turkana Basin of northern Kenya, the location<br />

of some of the richest early hominid<br />

sites on the planet. The paleoanthropologist<br />

Richard Leakey, working there since<br />

1968, said there were still scars on the landscape<br />

from previous exploration by Shell.<br />

But Tullow’s attitude has been different, he<br />

said, giving credit to Mr. Heavey. “He has<br />

shown to be a very decent person with a<br />

very good attitude toward the responsibilities<br />

an oil company might have to an area<br />

like this.”


6 sÜddeutsche zeitung MONDAY, JULY 16, 2012<br />

CHESTER HIGGINS JR./THE NEW YORK TIMES<br />

A Writer<br />

Perseveres<br />

In Iran<br />

By LARRY ROHTER<br />

After being arrested in 1974 by the<br />

Savak, the shah’s secret police, the<br />

Iranian writer Mahmoud Dowlatabadi<br />

asked his interrogators just what crime<br />

he had committed. “None,” he recalled<br />

them responding, “but everyone we arrest<br />

seems to have copies of your novels,<br />

so that makes you provocative to revolutionaries.”<br />

Since then Iran has, of course, experienced<br />

an Islamic revolution and<br />

three decades of theocratic rule, and<br />

Mr. Dowlatabadi, now 71, has gone on<br />

to write numerous other books, including<br />

“The Colonel,” which has just been<br />

published in the United States. But one<br />

thing remains unchanged: Those in<br />

power in Iran continue to regard him<br />

and his work as subversive.<br />

“As a writer I embarked on a path of<br />

creating epic narratives of my country,<br />

which necessarily contain a lot of history<br />

which has not been written,” Mr.<br />

Dowlatabadi said. “But in doing that I<br />

have been required to have lots of patience,<br />

perseverance and very few expectations<br />

from life.”<br />

“The Colonel,” a novel about the 1979<br />

revolution and its violent aftermath, is<br />

a case in point. The five children of the<br />

title character, an officer in the shah’s<br />

army, have all taken different political<br />

paths and paid a heavy price. The story<br />

unfolds on one rainy night as the colonel<br />

is trying to retrieve and bury the body<br />

of his youngest daughter, who has been<br />

tortured to death for handing out leaflets<br />

criticizing the new regime.<br />

“It’s about time everyone even remotely<br />

interested in Iran read this novel,”<br />

The Independent of London said in<br />

a review when “The Colonel” was published<br />

in Britain last fall, describing it<br />

as a powerful portrayal of “a society<br />

ravaged by a warped morality.”<br />

The novel was written in the early<br />

1980s, around the time of the events it<br />

describes, when prominent intellectu-<br />

“Either they would take me<br />

to prison or prevent me<br />

from working. They would have<br />

their ways.”<br />

Mahmoud dowlatabadi<br />

Iranian writer<br />

als were being executed, and Mr. Dowlatabadi<br />

was called in for questioning. “I<br />

hid it in a drawer when I finished,” said<br />

Mr. Dowlatabadi, fearing it would lead<br />

to his being blacklisted, which would<br />

have interfered with other projects he<br />

had in mind, including what became<br />

“Bygone Days of the Elderly.”<br />

“I did not want even to have this on<br />

their radar,” he said, referring to “The<br />

Colonel.” “Either they would take me<br />

to prison or prevent me from working.<br />

They would have their ways. After I<br />

wrote this, but when they still didn’t<br />

know I had written it, they gave me a<br />

warning that I shouldn’t teach at the<br />

university anymore, that I should just<br />

sit at home and keep quiet. ”<br />

“The Colonel,” though available in<br />

English and German, does not yet exist<br />

in an authorized Persian-language<br />

version. Mr. Dowlatabadi said he finally<br />

submitted the manuscript three years<br />

ago to censors at the Ministry of Culture<br />

and Islamic Guidance, which must<br />

approve all books before publication in<br />

Iran, but received no response until Iranian<br />

readers heard about the book and<br />

began clamoring for access to it.<br />

“Finally the vice chairman of books<br />

in the ministry read it,” Mr. Dowlatabadi<br />

said, “and under pressure responded:<br />

‘Yes, it’s a good book. But it’s<br />

a different account of the revolution.’<br />

He said, ‘This is not our understanding<br />

of how the revolution occurred.’ So<br />

I said, ‘But it is my understanding of<br />

what occurred.’ In the meantime they<br />

didn’t say yes, and they didn’t say no.<br />

So it’s still stuck.”<br />

To have “The Colonel” published in<br />

Persian, Mr. Dowlatabadi could theoretically<br />

turn to one of the émigré presses,<br />

or even authorize a kind of samizdat<br />

edition for circulation in Iran. But he<br />

said he did not want to do that.<br />

“My philosophy, my way of working,<br />

is not by confrontation,” he said. “I want<br />

to keep writing and keep being an Iranian<br />

novelist in Iran.”<br />

Yes, he continued, “I have written<br />

things that if you read them they create<br />

questions in your head,” but he added:<br />

“I did not do it confrontationally, against<br />

the state. In fact it’s a good thing for the<br />

regime — past, present and future —<br />

to have the experience of writers who<br />

work within the system.”<br />

By JON CARAMANICA<br />

LOS ANGELES — Pop music’s celebrity<br />

universe has widened in recent years to include<br />

producers and songwriters; they’re<br />

as crucial to what you hear on the radio as<br />

the stars, and increasingly known to the<br />

public. But there are deeper levels of highly<br />

specialized talent that often go unrecognized.<br />

Kuk Harrell is among them.<br />

The job of Mr. Harrell, 47, whose clients<br />

include Justin Bieber, Rihanna and Jennifer<br />

Lopez, is to make sure a star’s vocal is as<br />

powerful and flawless as it can be.<br />

In the studio, rarely, if ever, does a star<br />

sing a song the whole way through. A singer<br />

working with Mr. Harrell covers a few bars<br />

over and over, with different emphases and<br />

inflections, until Mr.<br />

Harrell hears what he<br />

wants. The process re-<br />

peats for each section.<br />

Only after the singer is<br />

gone are the best pieces<br />

stitched together into<br />

the song you hear.<br />

Mr. Harrell’s work<br />

begins long before his<br />

clients show up in the<br />

studio, as he picks what kinds of sound<br />

equipment will be best.<br />

As the artist sings, Mr. Harrell’s eyes remain<br />

fixed on the computer screen, where<br />

each new take is represented in Pro Tools,<br />

the production software, by a jagged line.<br />

The data pile up. “I’ll take it in chunks,” he<br />

explained. “If they sang it amazing, I’ll get<br />

the first chunk and go, ‘Oh that was beautiful.’<br />

Boom. I’ll drag that up.”<br />

The process then repeats. “All the way<br />

down, until I get to the end of the record.”<br />

After an hour or two of takes the singer’s<br />

work is done. Mr. Harrell then “tunes” the<br />

compiled vocal, making sure of the pitch,<br />

By GINANNE BROWNELL<br />

WARSAW — Zuzanna Ziolkowska learned<br />

of her Jewish roots about a decade ago.<br />

Her mother told her casually over lunch<br />

one afternoon that Ms. Ziolkowska’s father,<br />

with whom she has no contact, was Jewish.<br />

Though she was a bit shocked, she said that<br />

even as a young girl she had been keenly<br />

interested in and felt a connection to Jewish<br />

history and literature.<br />

Since that conversation, the 30-year-old<br />

artist has been exploring her identity and<br />

what it means to be Jewish in several of<br />

her works. This spring she participated in<br />

a group show at the city gallery in Bielsko-<br />

Biala; she painted a column in the gallery<br />

in red and yellow to represent the red and<br />

yellow synagogue that was destroyed during<br />

World War II and was located where the<br />

gallery now stands.<br />

“Painting is the way to express perceptions<br />

of reality, and for me, it is a way to<br />

work the past out,” she said.<br />

Ms. Ziolkowska is one of a growing number<br />

of artists exploring the dichotomy of<br />

being both Polish and Jewish in modern<br />

Poland. Writers, playwrights, filmmakers<br />

and visual artists are tackling everything<br />

from anti-Semitism and the Holocaust to<br />

their families’ Communist pasts and identity<br />

issues.<br />

“You cannot imagine Polish culture with-<br />

and “grooves” it, matching it to the rhythm<br />

of the backing track.<br />

He says most of his work is getting stars<br />

to trust him. “It’s never, ‘Man, you screwed<br />

up,’ ” he said. “I can tell Jennifer she’s not<br />

singing it the right way without telling<br />

her that she’s not singing it the right way:<br />

‘Give it a sexy vibe like you’re singing in the<br />

shower.’ ”<br />

Ms. Lopez said Mr. Harrell “can find your<br />

strengths.”<br />

“One of his favorite lines,” she says, is:<br />

“ ‘That’s a superstar performance right<br />

there! That’s it!’ And it just makes you feel<br />

so great about what you’re doing.”<br />

For each of his regular artists Mr. Harrell<br />

has a bank of such phrases. With Rihanna<br />

he’ll push her with<br />

“There she is! She just<br />

showed up!”<br />

The final product<br />

then, blends the songwriter’s<br />

original lyric<br />

and melody, the singer’s<br />

particular tone<br />

and approach, and Mr.<br />

Harrell’s instincts.<br />

“He knows where<br />

my voice can sit and what notes I can hit,”<br />

said Mr. Bieber, for whom Mr. Harrell has<br />

“become kind of an uncle.”<br />

But Mr. Harrell noted, “If I’m not careful,<br />

I can let that turn into, ‘We’re buddies, we<br />

hang out,’ and I can’t press him.”<br />

When superstars work with Mr. Harrell,<br />

they aren’t running to the machines and<br />

away from their own voices. Rather, they’re<br />

trying to ensure that they sound as engaged<br />

and alive as possible.<br />

“We want to enhance the artist’s authenticity,”<br />

said Chris Hicks, who was executive<br />

vice president at Island Def Jam, home to<br />

Mr. Bieber, Ms. Lopez and Rihanna. “You<br />

out Jewish culture,” said Pawel Passini, a<br />

Lublin-based director and playwright. “I<br />

think most people are conscious of that; the<br />

problem is how to say it and let people deal<br />

with it.”<br />

One way has been a trend in Jewish festivals<br />

that, instead of focusing on traditional<br />

Polish-Jewish culture from the past, are<br />

highlighting contemporary artistic life.<br />

The 7@Nite festival in Krakow recently<br />

opened the city’s seven synagogues at night<br />

to host everything from a fashion show to an<br />

exhibition on synagogue architecture. And<br />

Warsaw is host to festivals throughout the<br />

year — including the recent Jewish Book<br />

Days and Jewish Motifs International Film<br />

Festival — that are highlighting contributions<br />

to Jewish and Polish culture.<br />

“In many ways, the idea of Judaism in<br />

Poland is frozen in 1939 because that was<br />

the last time there was a large visible presence,”<br />

said Jonathan Ornstein, the director<br />

of Krakow’s Jewish Community Center.<br />

arts & styles<br />

The Silent Partner Behind the Voices of the Stars<br />

An expert at coaxing<br />

stars to sound more<br />

like themselves.<br />

buy a Bieber or Rihanna because you believe<br />

in them, and this is part of that.”<br />

It falls to Mr. Harrell not just to elicit<br />

sterling vocals, but also to highlight what’s<br />

distinctive about each voice: Ms. Lopez’s<br />

blend of husk and flirt, Rihanna’s petulant<br />

purr, Mr. Bieber’s sweet coo.<br />

“Rihanna, you hear two bars — Oh, my<br />

God, that’s Rihanna,” Mr. Harrell said.<br />

Having the certainty of Mr. Harrell’s ear<br />

comes with a price: several thousand dollars<br />

per song and a cut of the royalties.<br />

“Believe,” Mr. Bieber’s second full-length<br />

album, which was released last month, had<br />

MONIKA BLEDOWSKA AND MARCIN FRANCZAK<br />

Poles are reasserting their Jewish roots. A graphic on display at Krakow’s 7@Nite event.<br />

Polish Jews Re-emerge on the Arts Scene<br />

Across Warsaw and<br />

Krakow, a rekindling of a<br />

culture lost to war.<br />

“There is this idea that Jews only listen to<br />

klezmer music, they have long beards and<br />

speak Yiddish.”<br />

Due to World War II, by 1950, Poland’s<br />

Jewish population had dropped from more<br />

than three million to about 45,000. The population<br />

shrank further with the emigration<br />

of more than 10,000 Jews between 1968 and<br />

1969 when authorities adopted anti-Jewish<br />

policies in response to Israel’s Six Day War.<br />

Those who chose to stay in Poland —<br />

estimates for the community now vary<br />

from 10,000 to 20,000 — tended to be either<br />

staunch Communists or those who had concealed<br />

their Jewish roots. That meant that<br />

Jewish Poles involved in the arts tended to<br />

shy away from dealing with the Holocaust<br />

and their Jewish past in general.<br />

But starting in the late 1970s, Poles began<br />

to explore the country’s Jewish past and<br />

culture, and from the late 1980s, Jewish culture<br />

has become more popular in Poland.<br />

Mikolaj Lozinski, a graduate of the Sorbonne,<br />

said it was the process of writing his<br />

semi-autobiographical novel “Ksiazka”<br />

(The Book) that helped give him an understanding<br />

of how being Jewish influenced<br />

his parents, grandparents and himself.<br />

“I started to feel how important for me it<br />

is that I have those Jewish roots,” he said.<br />

“I think for my generation it is much easier<br />

than for my parents’ generation.”<br />

STEPHANIE DIANI FOR THE NEW YORK TIMES<br />

the biggest first week of any album this<br />

year, selling 374,000 copies, according to<br />

Nielsen SoundScan. Its first single, “Boyfriend,”<br />

has already sold more than 2.5 million<br />

copies.<br />

“Doing what I do you can make over a million<br />

a year,” Mr. Harrell said in an e-mail.<br />

He has also expanded beyond vocal production.<br />

Interscope has given him his own<br />

imprint, Suga Wuga Entertainment, to<br />

which he’s signed a sister pop trio, Calvillo,<br />

and a rock band, Savannah Van Band. He<br />

often works with his primary clients on live<br />

shows, TV appearances and more.<br />

By KRISTIN HOHENADEL<br />

“The things that I prefer in this world,<br />

my reasons for living, are books and<br />

women,” the French director Benoît Jacquot<br />

said. “For me the cinema is the best<br />

way to unite them.”<br />

His new film, “Farewell, My Queen,” is<br />

adapted from a prize-winning 2002 book<br />

by the French writer Chantal Thomas.<br />

(Mr. Jacquot wrote the screenplay with<br />

Gilles Taurand.) The movie, which<br />

opened this year’s Berlin Film Festival,<br />

was released across Europe during<br />

spring and summer. Set in the final days<br />

before the French Revolution, it revolves<br />

around a romantic triangle of Marie Antoinette<br />

(Diane Kruger), her confidante<br />

Madame de Polignac (Virginie Ledoyen)<br />

and Sidonie Laborde (Léa Seydoux),<br />

a servant whose task it is to read to the<br />

queen.<br />

Mr. Jacquot’s love for literature has inspired<br />

projects including a screen adaptation<br />

of an unfinished book by Marivaux<br />

(“Marianne,” from 1997, starring Ms.<br />

Ledoyen) and a movie about the Marquis<br />

de Sade (“Sade,” with Daniel Auteuil in<br />

the lead role, in 2000).<br />

He said he knew from the first page<br />

that he wanted to adapt Ms. Thomas’s<br />

book into a film, intrigued by how it focuses<br />

on a single point of view, a strategy<br />

he has employed in other films that follow<br />

young women grappling with dramatic<br />

events in brief spans. The book’s<br />

narrator was a middle-aged Sidonie<br />

looking back on the events of her youth;<br />

Mr. Jacquot has her dealing with them in<br />

the present.<br />

“I think one of the things that attracted<br />

Benoît is that the story is told from<br />

an entirely feminine point of view,” Ms.<br />

Thomas said by telephone from Paris. “I<br />

think that desire is what makes us create.<br />

It’s part of our creative genius. In<br />

Benoît’s case his way of seeing and his<br />

intelligence are inseparable from a certain<br />

eroticism.”<br />

Mr. Jacquot, 65, decided to become a<br />

filmmaker at 13, influenced by American<br />

movies and the French New Wave.<br />

He began his film career in his early 20s<br />

as an assistant to Marguerite Duras and<br />

wrote and directed his first film in 1975.<br />

But his career, which includes documentaries,<br />

television, theater and opera<br />

productions in addition to feature films,<br />

began to take its defining turn in the late<br />

1980s.<br />

In 1990 he made “The Disenchanted”<br />

with a 17-year-old Judith Godrèche, a<br />

real-life love interest whom he had first<br />

Kuk Harrell, center, splices bits of<br />

a song into a whole for singers like<br />

Rihanna, Jennifer Lopez and Justin<br />

Bieber, near left.<br />

During one stretch last year he was working<br />

with Rihanna in London, while wrapping<br />

up Mr. Bieber’s Christmas album,<br />

twice flying back to the United States to<br />

work with Ms. Lopez. In between sessions<br />

for “Believe” in February, he squeezed in a<br />

night working on a song for Ciara, and got a<br />

call to work on the debut album by Melanie<br />

Amaro, a television song contest winner.<br />

Last month he traveled to Panama, Venezuela,<br />

Chile, Argentina and Brazil with Ms.<br />

Lopez on her world tour. This year he’s also<br />

worked with Cher, Celine Dion and Keyshia<br />

Cole.<br />

One February night in the studio, Mr.<br />

Bieber, a day away from his 18th birthday,<br />

was working on “Believe,” the new album’s<br />

title track. He took the song’s soaring<br />

hook: “I don’t know how I got here/I knew<br />

it wouldn’t be easy/But your faith in me was<br />

so clear/It didn’t matter how many times I<br />

got knocked on the floor.”<br />

Mr. Harrell shouted, “I love it. I love that<br />

soft tone too.”<br />

Mr. Bieber called back, “Do it again?”<br />

“Absolutely,” Mr. Harrell said. “You killin’<br />

it. I just need to understand you just a<br />

little bit more.”<br />

Mr. Bieber tried again.<br />

“Wooooooo!” Mr. Harrell exulted.<br />

“That’s incredible.”<br />

Mr. Bieber came out of the booth. “I’m so<br />

excited for my birthday, I can hardly even<br />

concentrate,” he said.<br />

“But you’re killin’ it, though,” Mr. Harrell<br />

replied. And with that, Mr. Bieber went<br />

back to work.<br />

French Director’s Obsession<br />

With ‘Mystery of Women’<br />

chosen for a role in his 1988 film “The Beggars.”<br />

The movie was a popular success,<br />

and Mr. Jacquot became known for films<br />

that often focused on young female leads.<br />

In 1995 “A Single Girl,” starring a 17-yearold<br />

Ms. Ledoyen, was<br />

another hit that put Ms.<br />

Ledoyen on people’s<br />

radar.<br />

“Benoît is someone<br />

who in a certain way<br />

doesn’t change,” Ms.<br />

Ledoyen, now 35, said<br />

by telephone from<br />

Paris. “He stays very<br />

loyal to his desires, to<br />

his vision of cinema, and that’s his great<br />

strength. It had been more than 15 years<br />

since we had worked together, but it felt<br />

like yesterday.”<br />

He happily admits a fixation with girls<br />

on the brink of womanhood.<br />

“It’s a very filmable age where one<br />

passes from one state to another and the<br />

cinema represents that better than anything,”<br />

he said. And he claims it’s something<br />

of a job requirement to fall in love<br />

A filmmaker who admits<br />

he aims to fall in love<br />

with his actresses.<br />

with his every ingénue. “I can’t imagine<br />

filming an actress without having some<br />

kind of amorous link with her, it’s impossible,”<br />

he said. “Even if it’s just one scene,<br />

there’s something amorous about the act<br />

of filming a woman.”<br />

Ms. Seydoux, 26, said by telephone from<br />

Paris: “Benoît is a bit like a woman in his<br />

desire to be swept off his feet. He’s pretty<br />

feminine himself, and he’s attracted to<br />

women and obsessed with femininity,<br />

and I think the mystery of women is allencompassing<br />

for him. The way he films<br />

an actress is his way of making love to her,<br />

it’s very personal.”<br />

Mr. Jacquot said he hopes to keep chasing<br />

pretty girls down the street with his<br />

camera as long as he can get away with it.<br />

Despite his decades-long quest, he said he<br />

isn’t sure he understands the opposite sex<br />

any better than he ever did.<br />

“I don’t know how to explain it,” he said.<br />

“It’s like the horizon: the closer you get,<br />

the farther away it seems.”<br />

CAROLE BETHUEL/COHEN MEDIA GROUP; TOP, VALERIE MACON/GETTY IMAGES<br />

Diane Kruger as Marie Antoinette in Benoît Jacquot’s new film, “Farewell,<br />

My Queen,” set in the final days before the outbreak of the French Revolution.

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