Fußball-Wm 2006 angeblich gekauft
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Merkels Geheimwaffe: Der Mann, der Griechenland helfen soll R Seite Drei<br />
(SZ) Bevor die Rede auf Thilo Sarrazin<br />
kommt, müssen hier ein paar Worte über<br />
Kafka stehen. Einerseits, um noch einmal<br />
hervorzuheben, was für ein kluger und witziger<br />
Kopf Franz Kafka war; andererseits,<br />
um ein bisschen Zeit mit Angenehmem zu<br />
gewinnen, ehe es in die Niederungen des<br />
Populären geht. Es gibt noch einen dritten<br />
Grund, aber zu dem später. Kafka schrieb<br />
den Roman „Der Prozess“, und als er eines<br />
Nachmittags mit seinem Freund Max Brod<br />
beisammensaß und daraus vorlas, brach<br />
er, ach, brachen beide in schallendes Gelächter<br />
aus, so lustig fanden sie, was der<br />
Franz da geschrieben hatte. In sein Tagebuch<br />
notierte Kafka so wunderbar weltverachtende<br />
Sätze wie „Deutschland hat Russland<br />
den Krieg erklärt. Nachmittag<br />
Schwimmschule“. Und in seinen Briefen<br />
an Dora, Milena und Felice hat er sehr erfrischend<br />
über andere Frauen gelästert, zum<br />
Beispiel über Else Lasker-Schüler: „Ich stelle<br />
sie mir immer als eine Säuferin vor, die<br />
sich in der Nacht durch die Kaffeehäuser<br />
schleppt.“ All diese Capricen, diese feinen<br />
Überraschungen und natürlich die schönen<br />
und detailverliebten Schilderungen<br />
von langsamen Hinrichtungen in der Strafkolonie<br />
haben dazu geführt, dass wir den<br />
Namen Kafkas nicht nur ehrfürchtig, sondern,<br />
wenn wir möchten, auch adjektivisch<br />
verwenden dürfen: kafkaesk. So, und jetzt,<br />
ach nein, noch nicht zu Sarrazin.<br />
Lieber noch einen Schlenker zu Chaplin,<br />
dem großen Eintänzer, der sich den Text zu<br />
einem Chanson auf die Manschetten notiert<br />
und, kaum steht er im Saal, fliegen die<br />
Manschetten in hohem Bogen davon. Also<br />
singt er sein Lied in einer eigenen, soeben<br />
von ihm ersonnenen Sprache, und die geht<br />
so: „Se bella giu satore, je notre so cafore, je<br />
notre si cavore, je la tula tila twah.“ Diese<br />
und andere schöne Erfindungen, die den<br />
Menschen Trost und Beistand geben, haben<br />
auch Charlie Chaplin in den Adelsstand<br />
des Adjektivs erhoben, denn wenn etwas<br />
zwischen großer Komik und tiefer<br />
Traurigkeit changiert, rufen wir gleichermaßen<br />
begeistert wie klugscheißerisch:<br />
„Das ist aber mal chaplinesk.“<br />
So, und jetzt, wir kommen leider nicht<br />
mehr drumherum: zu Sarrazin. Thilo Sarrazin<br />
hat uns bislang weder zum Lachen gebracht<br />
noch zählen wir seine Prosa zum<br />
Schönsten, was in deutscher Sprache geschrieben<br />
wurde. Eher im Gegenteil. Sarrazins<br />
Bücher lesen sich zwar auch über weite<br />
Strecken wie „je tula tila twah“, aber man<br />
empfindet bei der Lektüre weder Freude<br />
noch Trost. Und trotzdem hat der Ökonom<br />
Gustav Horn seinem Kollegen Hans Werner<br />
Sinn vorgeworfen, sein Protest gegen<br />
den Euro-Kurs der Kanzlerin sei „sarrazinesk“.<br />
Und nun steht das Wort fremd und<br />
kratzig in der linken Spalte unseres Vokabelhefts,<br />
und was schreiben wir rechts hinein?<br />
Synonym für sinnloses Verfassen unlesbarer<br />
Texte unter Ausschaltung der eigenen<br />
Kontrollfunktionen? Aber das wäre<br />
dann ja quasi identisch mit broderesk.<br />
Meinung<br />
Die religiös motivierte<br />
Beschneidung von Jungen darf<br />
nicht länger strafbar sein 4<br />
Panorama<br />
François Hollande ruft seine<br />
sich öffentlich zankende<br />
Großfamilie zur Ordnung 8<br />
Feuilleton<br />
Frank Ocean legt das<br />
erste echte Pop-Meisterwerk<br />
des Jahres vor 9<br />
Wirtschaft<br />
Bundestagspräsident Lammert<br />
kritisiert die Gehälter der<br />
Manager in Deutschland 16<br />
Medien<br />
Der Film „München 1970“<br />
berichtet von Anschlägen,<br />
die heute vergessen sind 33<br />
TV- und Radioprogramm 34<br />
Forum & Leserbriefe 13<br />
München · Bayern 25<br />
Rätsel 10<br />
Familienanzeigen 18<br />
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Fifa-Präsident Sepp Blatter, hier bei einem Fototermin vor künstlicher Panoramakulisse bei der <strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong>, wirft Deutschland vor, das Turnier <strong>gekauft</strong> zu haben.<br />
Bei den Organisatoren hierzulande wertet man die Aussage als Retourkutsche für Kritik am Umgang Blatters mit der Fifa-Schmiergeldaffäre. FOTO: LLUIS GENE/AFP<br />
<strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong> <strong>angeblich</strong> <strong>gekauft</strong><br />
VON CLAUDIO CATUOGNO<br />
München – Der Präsident des Weltfußballverbands<br />
Fifa, Sepp Blatter, hat Deutschland<br />
indirekt vorgeworfen, den Zuschlag<br />
für die <strong>Fußball</strong>-WM <strong>2006</strong> <strong>gekauft</strong> zu haben.<br />
Der Schweizer Zeitung SonntagsBlick<br />
sagte der 76-Jährige, der wegen seines Umgangs<br />
mit einer Schmiergeld-Affäre zuletzt<br />
vor allem von deutschen <strong>Fußball</strong>-<br />
Funktionären kritisiert worden war: „Gekaufte<br />
WM . . . Da erinnere ich mich an die<br />
WM-Vergabe für <strong>2006</strong>, wo im letzten Moment<br />
jemand den Raum verließ. Und man<br />
so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung ein 10<br />
zu 9 für Deutschland hatte.“ Auf die konkrete<br />
Nachfrage, ob er vermute, dass die WM<br />
<strong>2006</strong> von den Deutschen <strong>gekauft</strong> worden<br />
sei, antwortete der Fifa-Chef: „Nein, ich<br />
vermute nichts. Ich stelle fest.“<br />
Das Drama begann am Donnerstag in Cedar<br />
Falls, einem Provinzkaff im amerikanischen<br />
Bundesstaat Iowa. Peregrine Financial<br />
Group, eine nicht sehr große, aber<br />
für den Handel mit komplizierten Finanzprodukten<br />
– sogenannten Derivaten –<br />
wichtige Firma, meldete Konkurs an. Der<br />
Aufsichtsbehörde CFTC war zuvor aufgefallen,<br />
dass in den Büchern 215 Millionen<br />
Dollar fehlen, die eigentlich den Kunden<br />
gehören. Kurz danach fanden Mitarbeiter<br />
ihren Chef, Russell Wasendorf, 64, in seinem<br />
Auto auf dem Firmenparkplatz. Er<br />
war bewusstlos, ein Schlauch führte vom<br />
Auspuff ins Wageninnere. Wasendorf wurde<br />
in ein Krankenhaus eingeliefert.<br />
Nun kennt man den Schlüssel zu dem<br />
Mysterium: Peregrine Capital war nichts<br />
anderes als ein Instrument, um Kunden<br />
zu bestehlen. Wasendorf legte noch im<br />
Krankenhaus ein umfassendes Geständnis<br />
ab. Seit mehr als 20 Jahren veruntreute<br />
er das Geld seiner Kunden. Angefangen<br />
Kairo – Der Angriff der syrischen Armee<br />
auf das Dorf Tremseh hat nach Einschätzung<br />
der UN-Beobachter im Land bewaffneten<br />
Regimegegnern und Deserteuren gegolten.<br />
Die Darstellung von dem Massaker<br />
in dem Dorf nahe Hama, in dem zwischen<br />
150 und 200 Menschen gestorben sein sollen,<br />
widerspricht damit klar der Darstellung<br />
der syrischen Opposition. Diese hatten<br />
nach dem Angriff in der vergangenen<br />
Woche von einem gezielten Massaker an Zivilisten<br />
gesprochen. Bundesaußenminister<br />
Guido Westerwelle (FDP) machte das Regime<br />
von Präsident Baschar al-Assad dennoch<br />
für „einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung“<br />
voll verantwortlich.<br />
Die UN-Beobachter äußerten sich nach<br />
einem Besuch des Dorfes Tremseh, wo sie<br />
zahlreiche Leichen, zerstörte Häuser und<br />
Fifa-Präsident Sepp Blatter deutet an, dass der Zuschlag für Deutschland<br />
durch Bestechung erreicht wurde. Die Organisatoren bestreiten das heftig<br />
Beim Deutschen <strong>Fußball</strong>-Bund (DFB)<br />
wertet man die Aussage des Fifa-Chefs als<br />
Retourkutsche. DFB-Präsident Wolfgang<br />
Niersbach hatte sich erst am Samstag „geschockt“<br />
vom Umgang Blatters mit der neuesten<br />
Fifa-Affäre gezeigt. So hatte Blatter<br />
einräumen müssen, von verdeckten Millionenzahlungen<br />
der ehemaligen Fifa-Rechte-<br />
Agentur ISL an diverse Vorständler des Verbandes<br />
gewusst zu haben. Alleine der einstige<br />
Fifa-Präsident João Havelange und<br />
Brasiliens Ex-Verbandschef Ricardo Teixeira<br />
sollen bis 2001 mindestens 14,2 Millionen<br />
Schweizer Franken von der ISL bekommen<br />
haben. Blatter kommentierte den Fall<br />
lapidar: Derartige „Provisionen“ seien damals<br />
„nicht verboten“ gewesen.<br />
Davon „können wir uns als DFB nur klar<br />
distanzieren“, sagte Niersbach. Der Präsident<br />
der Deutschen <strong>Fußball</strong>-Liga (DFL),<br />
hatte er damit, so seine Aussage, aus Not:<br />
Ihm war das Kapital ausgegangen „und<br />
ich stand vor der Entscheidung: aufgeben<br />
oder betrügen“. Wasendorf räumt die Veruntreuung<br />
von 100 Millionen Dollar ein,<br />
womit das Verschwinden von weiteren<br />
115 Millionen Dollar ungeklärt bleibt. Seinen<br />
Betrug verdeckte Wasendorf auf<br />
denkbar einfache Weise: Er fälschte Kontoauszüge,<br />
was mit Software wie Photoshop<br />
und Excel und einem guten Laserdrucker<br />
heutzutage kein Problem mehr<br />
zu sein scheint.<br />
Der Fall Peregrine weist erschreckende<br />
Parallelen auf zum Betrug des Bernie Madoff<br />
in New York, der 2008 aufflog, nachdem<br />
er das größte Schneeballsystem der<br />
Geschichte aufgezogen hatte. Die Dimen-<br />
Munitionsspuren untersucht hatten. Die<br />
Toten seien überwiegend Männer, zahlreiche<br />
von ihnen in Kampfanzügen, hieß es.<br />
Die meisten Munitionsrückstände seien<br />
eindeutig der syrischen Armee zuzuordnen.<br />
Die Zerstörungen deuten nach UN-<br />
Darstellung aber darauf hin, dass Assads<br />
Truppen eine Gruppe von Kämpfern der<br />
aus Deserteuren bestehenden „Freien Syrischen<br />
Armee“ sowie Aktivisten verfolgt haben.<br />
Diese haben sich demnach dann in<br />
dem Dorf zusammen mit Einwohnern zu<br />
verteidigen versucht. Nach den Kämpfen<br />
seien offenbar gezielt die Häuser von Familien<br />
der Regimegegner zerstört und deren<br />
Angehörige zum Teil auch getötet worden.<br />
Damaskus hatte den UN-Offizieren erst<br />
zwei Tage nach den Kämpfen Zugang nach<br />
Tremseh gewährt. Erste, ungeprüfte Be-<br />
Reinhard Rauball, legte Blatter in einem<br />
persönlichen Telefonat den Rücktritt nahe.<br />
Das wies der Fifa-Chef zurück. Er habe<br />
Rauball geantwortet, „das sei nicht so einfach,<br />
wie er sich das vorstellt“, so Blatter.<br />
Um die Umstände, wie Deutschland das<br />
WM-Turnier <strong>2006</strong> bekam, ranken sich seit<br />
Jahren ominöse Geschichten. Dass der Fifa-<br />
Präsident selbst einen möglichen Stimmenkauf<br />
andeutet, hat hingegen eine neue Qualität.<br />
Die Organisatoren von damals bestritten<br />
die Vorwürfe am Sonntag: „Diese nebulösen<br />
Andeutungen sind völlig haltlos und<br />
scheinen vor allem den Zweck zu haben,<br />
von den aktuellen und aktenkundigen Vorgängen<br />
ablenken zu wollen“, sagte DFB-Generalsekretär<br />
Helmut Sandrock. Franz Beckenbauer,<br />
seinerzeit Chef des Organisationskomitees,<br />
sagte der Bild, er könne die<br />
„Andeutungen nicht nachvollziehen“.<br />
Raubzug mit dem Laserdrucker<br />
Wieder betrügt eine US-Finanzfirma ihre Kunden um Millionen<br />
sion ist zwar kleiner – bei Madoff ging es<br />
um einen Schaden von mehreren Milliarden<br />
Dollar –, doch die Konsequenzen für<br />
die Kunden könnten ähnlich desaströs<br />
werden. Peregrine vermittelte zum Beispiel<br />
Terminkontrakte für Farmer, die ihre<br />
Mais- oder Weizenernte gegen Preisverfall<br />
versichern wollen. Die stehen jetzt ohne<br />
Schutz da. Wie Madoff war Wasendorf<br />
eine hoch angesehene Persönlichkeit in<br />
seinem Umfeld und nutzte dieses Prestige<br />
für den Betrug. Niemand wunderte sich jedenfalls,<br />
dass Kontoauszüge bei Peregrine<br />
ausschließlich über den Schreibtisch<br />
des Chefs gingen.<br />
Wasendorf saß auch im Verwaltungsrat<br />
der National Futures Association, einer<br />
Selbstregulierungsinstanz der Bran-<br />
richte über die Ereignisse waren daher von<br />
der syrischen Opposition gekommen. Sie<br />
hatte die Vorgänge als gezieltes Massaker<br />
an der Bevölkerung des sunnitischen Dorfs<br />
geschildert und die Regimetreue Alawiten-<br />
Miliz Shabiha verantwortlich gemacht.<br />
Das Regime hatte von einer „Spezialoperation“<br />
gegen „terroristische Banden“ gesprochen<br />
und den Tod von Zivilisten den<br />
Regimegegnern angelastet. Die Gesamtzahl<br />
der Opfer ist unklar: Auch in umliegenden<br />
Dörfern fand man Leichen.<br />
Westerwelle sagte trotz der differenzierten<br />
Berichte der UN-Beobachter, das Regime<br />
setze schwere Waffen „für einen regelrechten<br />
Krieg gegen das eigene Volk ein“.<br />
Der UN-Sicherheitsrat müsse Assad mit<br />
Sanktionen Grenzen setzen. Trotz dieser<br />
Drohung wies Westerwelle Gedanken an ei-<br />
Den WM-Ausrichter <strong>2006</strong> kürte der Fifa-<br />
Vorstand im Juli 2000. Tatsächlich setzte<br />
sich Deutschland mit zwölf zu elf Stimmen<br />
gegen Südafrika durch. Der Neuseeländer<br />
Charles Dempsey verließ die Sitzung unter<br />
ungeklärten Umständen – das machte das<br />
Votum für den DFB möglich. Neben acht europäischen<br />
Delegierten stimmten vier asiatische<br />
Vertreter für Deutschland. Wenige<br />
Tage zuvor hatte der damalige Bundeskanzler<br />
Gerhard Schröder (SPD) im Bundessicherheitsrat<br />
die Lieferung von Panzerfäusten<br />
an Saudi-Arabien durchgesetzt,<br />
wo einer dieser Delegierten herkam. Deutsche<br />
Unternehmen sowie das TV-Imperium<br />
von Leo Kirch fielen mit Aktivitäten in<br />
Südkorea und Thailand auf, die ebenfalls<br />
Vertreter in den Fifa-Vorstand entsandten.<br />
Ein Zusammenhang wurde von allen Beteiligten<br />
aber bestritten. R Seite 4 und Sport<br />
che, die ihn eigentlich beaufsichtigen sollte.<br />
Ähnlich wie Madoff war Wasendorf<br />
auch ein großzügiger Spender – unter anderem<br />
für den Schutz von Raubvögeln.<br />
„Peregrine“ bedeutet Wanderfalke.<br />
Wasendorf wird jetzt angeklagt und<br />
muss damit rechnen, den Rest seines Lebens<br />
im Gefängnis zu verbringen. Die<br />
wichtigste Frage für die Öffentlichkeit<br />
aber lautet: Warum wurde der Betrug so<br />
lange nicht entdeckt? Die Kontrolleure kamen<br />
Wasendorf erst auf die Schliche, als<br />
eine andere große Finanzfirma, MF Global,<br />
zusammengebrochen war. Als Konsequenz<br />
aus dieser Pleite verlangten sie von<br />
den Firmen elektronische anstelle von Papier-Kontoauszügen.<br />
Wasendorf weigerte<br />
sich strikt, bei dem neuen System mitzumachen<br />
und lenkte so den Verdacht auf<br />
sich. Auch das ist eine Parallele zu Madoff:<br />
Die Finanzaufseher reagierten erst, als sie<br />
mit der Nase auf den Misthaufen gestoßen<br />
wurden. NIKOLAUS PIPER<br />
UN-Beobachter widersprechen syrischer Opposition<br />
Angriff auf das Dorf Tremseh galt offenbar Rebellenkämpfern, nicht Zivilisten. Westerwelle: Assad führt Krieg gegen sein Volk<br />
ne vom UN-Sicherheitsrat gebilligte Militärintervention<br />
zurück: „Angesichts der<br />
komplexen Lage im Land und der Gefahr eines<br />
Flächenbrands in der Region bleibt es<br />
dabei: Es gibt keinen Anlass für Spekulationen<br />
über eine Militärintervention.“<br />
Der Syrien-Konflikt belastet inzwischen<br />
das Verhältnis Russlands zu Saudi-<br />
Arabien. Nachdem Moskau das saudische<br />
Vorgehen gegen die schiitische Minderheit<br />
im Osten des Lands als Menschenrechtsverletzungen<br />
angeprangert hatte, erklärte Riad:<br />
„Die Veröffentlichung von derartig<br />
merkwürdigen Aussagen hat wohl den<br />
Zweck, von den brutalen Massakern in Syrien<br />
abzulenken.“ Die Kritik zielt darauf,<br />
dass Moskau Assad stützt und im UN-Sicherheitsrat<br />
eine Sanktionsresolution blockiert.<br />
TOMAS AVENARIUS R Seite 4<br />
Mobiles Leben Nach der Übernahme<br />
durch VW gibt Porsche Vollgas – mit sieben<br />
neuen Baureihen. R Seite 29<br />
Jetzt.de Ins Wasser kommen alle, es geht<br />
nur um das Wie. Ein Lexikon der Sprungfiguren<br />
vom Beckenrand. R Seite 26<br />
Schule und Hochschule Karlsruher Studenten<br />
bauen in der Freizeit Rennwagen –<br />
für Wettkämpfe und Jobs. R Seite 27<br />
Sechs Seiten Beilage<br />
„Abstimmung<br />
über Europa“<br />
Merkel: Bundestagswahl 2013 ist<br />
Referendum zur Zukunft der EU<br />
Berlin – Kanzlerin Angela Merkel sieht die<br />
Bundestagswahl im kommenden Jahr<br />
auch als Abstimmung über den Euro und<br />
die Zukunft Europas. 2013 werde natürlich<br />
über die Frage abgestimmt, „wo steht Europa<br />
und welche Vorstellungen haben wir<br />
von Europa“, sagte die CDU-Vorsitzende<br />
am Sonntagabend im „Sommerinterview“<br />
des ZDF. Die schwarz-gelbe Koalition stelle<br />
sich Europa als eine Stabilitätsunion vor,<br />
„die sich weltweit auch behaupten kann“.<br />
Bei der europäischen Einigung gebe es jedoch<br />
Nachholbedarf, nötig sei hier mehr<br />
Verbindlichkeit. Bei der Euro-Einführung<br />
sei es konkret versäumt worden, eine „politisch<br />
engere Zusammenarbeit“ zu vereinbaren.<br />
Merkel bekräftigte, dass sie die Union<br />
im Wahlkampf als Kanzlerkandidatin<br />
anführen werde. SZ R SEITE 5<br />
NRW kauft Steuer-CD<br />
aus der Schweiz<br />
München – Nordrhein-Westfalen hat mit<br />
dem Kauf einer CD mit Daten von Bankkunden<br />
empörte Reaktionen in der Schweiz<br />
hervorgerufen. Auf der CD finden sich Daten<br />
von 1000 deutschen Kunden einer<br />
Schweizer Bank. NRW-Finanzminister Norbert<br />
Walter-Borjans (SPD) kündigte an,<br />
man wolle am Kauf von Daten potenzieller<br />
Steuersünder festhalten. Das Land hat<br />
nach Informationen der Süddeutschen Zeitung<br />
weniger als drei Millionen Euro für die<br />
CD gezahlt. Das Geschäft könnte das Steuerabkommen<br />
zwischen Deutschland und<br />
der Schweiz gefährden. Es soll eigentlich<br />
Anfang 2013 in Kraft treten. SZ R Seite 5<br />
USA drängen Ägypten<br />
zu mehr Demokratie<br />
Kairo – Die USA haben am Wochenende<br />
den Druck auf Ägypten verstärkt, sich vollständig<br />
zu demokratisieren. Während ihres<br />
Besuchs am Wochenende in Kairo sagte<br />
US-Außenministerin Hillary Clinton mit<br />
Blick auf den Machtkampf zwischen Militärrat<br />
sowie neuem Präsidenten und Parlament,<br />
das Militär müsse sich auf seine Sicherheitsrolle<br />
beschränken. Die Entscheidung<br />
darüber müssten die Ägypter aber<br />
selbst treffen. SZ R Seite7<br />
b<br />
TAGS<br />
DAS WETTER<br />
21ö/9ö<br />
Am Montag ziehen letzte Regenwolken von<br />
Brandenburg nach Polen. Zunächst wechselnd<br />
bewölkt mit nur wenigen Schauern.<br />
Später über dem Norden und der Mitte<br />
Deutschlands zahlreiche Regengüsse. 17<br />
bis 21 Grad. R Seite 13<br />
Gewinnzahlen vom Wochenende<br />
Lotto (14.07.): 6, 9, 10, 22, 29, 33<br />
Zusatzzahl: 5, Superzahl: 0<br />
Toto: 1, 2, 2, 1, 2, 1, 2, 2, 1, 1, 0, 1, 1<br />
Auswahlwette: lag noch nicht vor<br />
Zusatzspiel: lag noch nicht vor<br />
Spiel 77: 9237175<br />
Super 6: 347093<br />
Weitere Gewinnzahlen: Wirtschaft,<br />
Seite 20 (Ohne Gewähr)<br />
Die SZ ist auch als App für<br />
das iPad erhältlich.<br />
n<br />
NACHTS
2 HF2 THEMA DES TAGES<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
VON CERSTIN GAMMELIN<br />
Englisch, verhandlungssicher. Ohne<br />
diese Sprachkenntnisse dürfte bald<br />
kein Bankdirektor in Deutschland<br />
mehr seinen Job erledigen können. Nach<br />
dem Willen der europäischen Staats- und<br />
Regierungschefs sollen schon von 2013 an<br />
nicht-deutschsprachige Aufseher an die<br />
TürjedernochsokleinenBankklopfendürfen–andiedesDirektorsderKreissparkasse<br />
Heilbronn ebenso wie an die des Chefs<br />
derVolksbankMittelhessen.Dieneue,zentrale<br />
Aufsichtsbehörde für Banken „soll<br />
das Recht bekommen, in jede Bank zu gehen,jedes<br />
Buch zu prüfen undauch dengesamten<br />
Schriftverkehr, jede E-Mail“, sagt<br />
ein hoher EU-Beamter in Brüssel. Spanier<br />
könnten also die Bücher deutscher Banken<br />
prüfen, Deutsche die von französischen,<br />
Österreicher prüften in Luxemburg – ein<br />
heute noch unvorstellbares Szenario.<br />
UndweildieRegelnfürdieneueeuropaweite<br />
Bankenaufsicht nach dem Willen der<br />
Euro-Regierungen möglichst schnell formuliert<br />
werden sollen, sitzt dieser hohe<br />
und erfahrene EU-Beamte an einem frühenMorgenbereitsbeiseinemzweitenKaffee.<br />
Den Urlaub hat er gestrichen – wie die<br />
meisten seiner Kollegen. Gleich drei EU-<br />
Kommissare – Binnenmarktchef Michel<br />
Barnier, WettbewerbshüterJoaquin Almunia<br />
und der für Wirtschaft zuständige Olli<br />
Rehn – arbeiten nebst ihren Stäben nur<br />
ImFiskalvertrag haben 25 der 27 europäischen<br />
Mitgliedsstaaten harte Sparverpflichtungen<br />
vereinbart. Ländern<br />
mit einem Defizit werden Sanktionen auferlegt,<br />
die so weit gehen, dass die Haushalte<br />
einzelner Nationalstaaten einer Genehmigung<br />
durch die Institutionen der EU unterliegen<br />
können. Der Vertrag sieht ein<br />
Überwachungssystemvor,dasdieInstitutionenderEuropäischenUnionindieDurchsetzung<br />
des Fiskalvertrages einspannt.<br />
„Organleihe“nenntsich dieseKonstruktion:<br />
Eine Reihe von Mitgliedsstaaten<br />
„leiht“ sich dieOrgane derEU,um dieZiele,<br />
auf die sich nicht alle EU-Länder einigen<br />
konnten, unter Nutzung der Infrastruktur<br />
der EU durchzusetzen. Um es deutlich zu<br />
unterstreichen: Der Fiskalpakt ist nicht<br />
das Produkt der EU, sondern ein völkerrechtlicher<br />
Vertrag der Nationalstaaten,<br />
der sich in bislang beispielloser Weise der<br />
Infrastruktur der EU bemächtigt.<br />
Diese institutionelle Struktur und die<br />
Ziele des Fiskalpakts sind im Hinblick auf<br />
die Grundsätze sozialer Demokratie in Europa<br />
höchst problematisch. Die Debatte<br />
über die Rechtmäßigkeit des FiskalvertrageswirdderzeitvornehmlicheinzigaufWidersprüche<br />
mit dem deutschen Grundgesetz<br />
reduziert. Dadurch gerät die überfällige<br />
europäische Diskussion um die soziale<br />
Demokratie ins Hintertreffen. Die Verletzung<br />
des Unionsrechts und seiner sozialen<br />
und demokratischen Grundlagen durch<br />
den Fiskalvertrag ist bislang nicht hinrei-<br />
Europas neue Bankenaufsicht Die Euro-Länder haben beschlossen, dass marode Banken künftig direkte Hilfen<br />
vom Rettungsfonds bekommen können. Zunächst jedoch soll eine neue Behörde geschaffen werden, die die Banken überwacht.<br />
Ein Plan, der einfach klingt, der aber mit jeder Menge technischer und politischer Fallstricke behaftet ist<br />
In Spanien wurde jahrelang ohne Sinn und Verstand gebaut, nun kollabieren Banken unter der Last fauler Immobilienkredite, das ganze Land leidet: Impressionen einer geplatzen Blase. FOTOS: OLI SCARFF/GETTY<br />
Machtkampf der Aufpasser<br />
Die Staats- und Regierungschefs der Euro-Zone haben den Aufbau einer neuen, europaweiten Bankenaufsicht beschlossen.<br />
Dutzende Brüsseler Beamte arbeiten bereits an dem Plan – doch Kommission und Zentralbank streiten, wer die Behörde leiten soll<br />
noch auf ein Datum hin: den 12. September.<br />
An diesem Tag will Kommissionschef<br />
José Manuel Barroso eine Rede zur Lage<br />
der EU halten und dabei das Konzept für<br />
die zentrale Bankenaufsicht vorstellen. Bis<br />
dahin muss die Architektur der Aufsicht<br />
entworfen sein. Ein Franzose aus der Chefetage<br />
der Kommission sagt, eine „Tour de<br />
Force“ liege vor den Beamten.<br />
Hintergrund des Beschlusses, eine zentrale<br />
Bankenaufsicht zu errichten, sind die<br />
Entwürfe zum Aufbau einer „echten Wirtschafts-<br />
und Währungsunion“, mit denen<br />
die Staats- und Regierungschefs eine Vie-<br />
Die bisherigen Beschlüsse der<br />
EU-Regierungen zielten auf die<br />
kurzfristige Krisenbewältigung<br />
rergruppe um EU-Ratspräsident Herman<br />
Van Rompuy beauftragt haben. Van Rompuy<br />
soll bis Jahresende konkrete Vorschläge<br />
nebst Zeitplan vorlegen. Dieser schlichte<br />
Auftrag ist nichts anderes als eine Abkehrvonderbisherpraktiziertenkurzfristigen<br />
Krisenbewältigung hin zu langfristig<br />
wirkenden Maßnahmen. Die vergangenen<br />
drei Jahre rangen die Regierungen vor allem<br />
darum, dass die vereinbarten Regeln<br />
wie derStabilitätspakt endlicheingehalten<br />
werden müssen. Um dies zu erzwingen, erließen<br />
sie immer neue Spar- und Reformvorschriften<br />
wie den Fiskalpakt oder das<br />
chenddeutlichgemachtworden.Dabeiwäre<br />
es dringend nötig, der Entdemokratisierung<br />
Europas auch durch eine Besinnung<br />
auf die Standards sozialer Demokratie und<br />
die Herrschaft des Rechts im europäischen<br />
Rahmen entgegenzutreten.<br />
Die europäischen Institutionen dürfen<br />
nicht zum Spielball der Politik nationaler<br />
RegierungenbeiderZementierungneoliberaler<br />
Grundsätze werden. Ganz zu Recht<br />
hatder PräsidentdesEU-Parlaments,Martin<br />
Schulz, Ende Juni kritisiert, dass die europäische<br />
Schuldenbekämpfung „auf Kosten<br />
der parlamentarischen Mitwirkung“<br />
gehe. Beim Zustandekommen des Fiskalvertrages<br />
saß das Parlament nur am Katzentisch.<br />
Die Regierungen der europäischen<br />
Mitgliedsstaaten bestimmen den<br />
Kurs am Europäischen Parlament vorbei.<br />
HierwäreeinegerichtlicheKlage desEuropäischen<br />
Parlaments dringend nötig,<br />
um seiner strukturellen Schwächung entgegenzutreten.Esgilt,dieGrundsätzesozialer<br />
Demokratie nicht mehr gegen Europa,<br />
sondern in Europa zu verteidigen. Dabei<br />
sollte es im Eigeninteresse des Europäi-<br />
sogenannte „Sixpack“ – Regelwerke, die<br />
nichts anderes enthalten als verschärfte<br />
Haushaltsvorschriften nebst Sanktionen.<br />
Jetzt aber geht es ums Langfristige: Van<br />
Rompuy wird – in Zusammenarbeit mit<br />
Barroso, Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude<br />
Junckerund demPräsidentenderEuropäischen<br />
Zentralbank, Mario Draghi – einen<br />
Plan unterbreiten, wie aus der „halben“<br />
Währungsunion, in der nur gemeinsame<br />
Geldpolitik betrieben wird, nicht aber gemeinsame<br />
Wirtschafts- oder Sozialpolitik,<br />
eine „echte“ Gemeinschaft geformt werden<br />
kann. Die soll aus „vier wesentlichen<br />
Bausteinen“ bestehen, nämlich aus jeweils<br />
einem „integrierten Finanzrahmen, Haushaltsrahmen,<br />
wirtschaftspolitischen RahmensowiemehrdemokratischerLegitimität<br />
und verstärkter Rechenschaftspflicht“.<br />
Das klingt abstrakt, nach viel Streit und<br />
verfassungsrechtlichen Problemen. Und<br />
dennoch wird bereits an einem konkreten<br />
Projekt des Plans gearbeitet, nämlich an<br />
derSchaffungeiner„Bankenunion“,zuder<br />
auch die zentrale Bankenaufsicht gehört,<br />
die nun den Beamten der Kommission den<br />
Sorgenschweiß auf die Stirn treibt – und<br />
nicht nur ihnen. Nicht nur, weil die Aufgabe<br />
technisch so kompliziert ist. Sondern<br />
auch, weil inzwischen ein regelrechter<br />
Machtkampf darum tobt, wer die Aufsicht<br />
führen soll. Die Kommission pocht auf ihre<br />
Stellungals„HüterindereuropäischenVerträge“,darauf,dassesjaeigentlichschonei<br />
AUSSENANSICHT<br />
Am Katzentisch<br />
schen Parlaments liegen, sich nicht nur gegen<br />
die Art des Zustandekommens des Fiskalvertrages<br />
zur Wehr zu setzen, sondern<br />
auch inhaltliche Kritik zu artikulieren:<br />
Man wird die Gefahr der nationalistischen<br />
Zentrifugalkräfte, die unter Berufung auf<br />
sozio-ökonomischeUnterschiedederNationendieeuropäischeSolidaritätaufkündigen<br />
und das europäische Projekt bedrohen,<br />
nur eindämmen können, wenn es gelingt,<br />
die Grundsätze sozialer Demokratie<br />
aufdereuropäischenEbeneselbstzuschützen.<br />
DasEuropäischeParlamenttätegutdaran,<br />
die nötige parlamentarische Beteiligung<br />
bei der Zustimmung der EU zum Fiskalvertrag,<br />
die einer europäischen Umsetzung<br />
des Fiskalvertrages vorausgehen<br />
muss, vor dem Europäischen Gerichtshof<br />
(EuGH) klarstellen zu lassen. Das könnte<br />
ne europäische Bankenaufsicht gibt – die<br />
European Banking Authority in London –<br />
und darauf, dass sie beauftragt ist, die<br />
Struktur der neuen Aufsicht zu entwerfen.<br />
Die Konkurrenz beeindruckt das nicht,<br />
im Gegenteil. EZB-Chef Draghi pokert heftigdarum,dassdieAufsichtanseineNotenbank<br />
angegliedert wird. Er könne sich „eine<br />
starke Rolle“ der EZB vorstellen, sagte<br />
Draghi letzte Woche im Europäischen Parlament<br />
und ließ danach in Frankfurt indirekt<br />
durchblicken, warum die Aufsicht nur<br />
bei der EZB angesiedelt werden könne. Das<br />
tatermiteinemAppellandieGlaubwürdig-<br />
keit: Die Regierungen der Währungsunion<br />
hätten „substanzielles politisches Kapital“<br />
in die Entscheidung gesteckt, eine zentrale<br />
Kontrollinstanz für die Banken zu schaffen,<br />
sagt er. Die EZB erwarte deshalb, dass<br />
der Vorschlag für die Bankenaufsicht so<br />
stark sein wird „wie das Engagement der<br />
Regierungschefs, als sie diese Entscheidung<br />
getroffen haben“. Was Draghi nicht<br />
sagt, aber Eingeweihte wissen: Die EZB ist<br />
die einzige europäische Institution, deren<br />
Reputationin derEuro-Krise nicht gelitten<br />
hat.Solleeseineglaubwürdige Bankenaufsicht<br />
geben, müsse sie bei der EZB angesie-<br />
Der Fiskalpakt wurde am europäischen Parlament vorbei verhandelt. Höchste Zeit,<br />
dass die Abgeordneten wieder Mitsprache einfordern. Von Andreas Fischer-Lescano<br />
Die EU ist zur Wahrung<br />
demokratischer und<br />
sozialer Rechte verpflichtet<br />
Die neue Aufsicht ist Teil eines<br />
Maßnahmenpakets, das die<br />
Euro-Zone langfristig sichern soll<br />
den exekutivlastigen Rechtssetzungsstil<br />
auf europäischer Ebene in die Schranken<br />
weisen. Es würde deutlich gemacht werden,<br />
dass die demokratischen Grundsätze<br />
inderEUnichtnurüber dieParlamente der<br />
Mitgliedstaaten,sondernauchüberdasEuropäischeParlamentrealisiertwerden.NebenderVerletzungdemokratischerVerfahrensrechte<br />
ist der Fiskalvertrag aber auch<br />
inhaltlich problematisch. Er entwickelt ein<br />
Sanktionsregime für Defizitstaaten weiter,<br />
das in einem Bündel von Rechtsakten der<br />
EU, dem sogenannten Sixpack, in fragwürdiger<br />
Weise angelegt ist.<br />
Dass dieses Sanktionsregime die nationalen<br />
Haushalte von Defizitstaaten unter<br />
europäischen Genehmigungsvorbehalt<br />
stellt, dürfte ohne eine vorherige Änderung<br />
des europäischen Primärrechts nicht<br />
zulässig sein. War schon das Sixpack unionsrechtlich<br />
problematisch, verschärft der<br />
FiskalvertragdiesesProblem„ausbrechender<br />
Hoheitsakte“ exponentiell. Der Vertrag<br />
führteinnurschwerkündbaresDefizitverfahren<br />
ein, das die unionsrechtlichen<br />
Grundlagenüberschreitet,demdemokrati-<br />
delt sein, so Draghis Argument. Und deshalb<br />
arbeitet die EZB längst an einem eigenen<br />
Vorschlag.<br />
Die Kommission ist wiederum darüber<br />
verärgert. „Wir versuchen, die Türen geschlossen<br />
zu halten“, sagt der hohe Beamte.<br />
Die EZB sitze zwar bei jedem Euro-GipfelmitamTisch,siehabeaber„keineBefugnisse,<br />
Gesetzentwürfe mitzuschreiben“.<br />
Jenseits dieses Gezanks bereiten die<br />
Beamten die erste konkrete Entscheidung<br />
vor.BisEndeJulisollfeststehen,obdieAufsichtzwingenddieBankenaller27EU-Länder<br />
beaufsichtigen soll, was wegen des britischen<br />
Widerstands als unwahrscheinlich<br />
gilt;oderobnurdieder17Euro-Länder,wobei<br />
andere Staaten freiwillig mitmachen<br />
können. Ebenso muss geklärt werden, ob<br />
tatsächlich alle Banken beaufsichtigt werden<br />
– das wären mehr als 8000 in Europa –<br />
oder nur die größten, und ob eine zentrale<br />
Aufsichtsbehörde geschaffen wirdoder ein<br />
dezentrales Netzwerk. In jedem Fall, so<br />
sagt der hohe Beamter, muss die Aufsicht<br />
nahe an den Banken sein.<br />
Und dann formuliert er die Frage, die<br />
sich alle in Brüssel stellen – und an deren<br />
Antwort alles hängt. „Wollen die Deutschen<br />
wirklich eine starke zentrale AufsichtunddamiteigeneKompetenzenabgeben.<br />
Oder lassen sie alles so formulieren,<br />
dass die Beschlüsse endlos verzögert werden?“<br />
Dann könnten sich Bankdirektoren<br />
weiter Zeit lassen mit den Fremdsprachen.<br />
schen Prozess weitgehend entzogen ist<br />
und die Staaten auf eine rigide Austeritätspolitik<br />
verpflichtet.<br />
SchließlichistdieTatsache,dassderFiskalvertrag<br />
die Institutionen der EU zu einseitig<br />
an fiskalische Rationalitäten bindet,<br />
imHinblickaufdenGrundsatzsozialerDemokratie<br />
problematisch. Widerstreitende<br />
Gesichtspunktewiedasgesamtwirtschaftliche<br />
Gleichgewicht, Grund- und Menschenrechte,einedemokratischeSozialpolitik<br />
werden der alles übertrumpfenden<br />
Sparpolitik untergeordnet. Die Organe der<br />
EU sind jedoch nicht nur auf die Wahrung<br />
demokratischer Grundsätze verpflichtet,<br />
sondern auch auf die Wahrung fundamentaler<br />
sozialer Rechte. So hält die Europäische<br />
Grundrechtecharta unter der Überschrift<br />
„Solidarität“ in Titel IV ausdrücklich<br />
eine Vielzahl sozialer Grundrechte<br />
fest. Der EuGH versteht die Unionsbürgerschaft<br />
schon lange als Nukleus einer europäischen<br />
Solidarität.<br />
Die exekutivlastige Rechtsetzung, wie<br />
sie im Fiskalvertrag zum Ausdruck<br />
kommt,widersprichtdiesenunionsrechtlichen<br />
Grundsätzen sozialer Demokratie.<br />
Prozedural werden die Gestaltungsrechte<br />
des Parlaments untergraben. Substanziell<br />
akzentuiert der Fiskalvertrag mit seiner<br />
einseitigen Fokussierung auf eine rigide<br />
Sparpolitik die Sozialdimension europäischen<br />
Regierens nicht hinreichend.<br />
Die europäische Krise ist aber schon<br />
längst auch eine soziale Krise. Um zu ver-<br />
Verteiltes<br />
Risiko<br />
Wenn der ESM Banken hilft,<br />
haftet künftig nicht mehr der Staat<br />
Der Streit kam aus dem Nichts. Am Samstagmorgen<br />
konnten Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble und der Chef des<br />
Euro-Rettungsfonds ESM in der Presse<br />
nachlesen, dass sie <strong>angeblich</strong> miteinander<br />
überkreuzliegen.UndzwarineinerzentralenFragedergeplantendirektenFinanzhilfen<br />
für Banken: Haftet die Regierung eines<br />
Landes, dessen Banken direkt Finanzhilfen<br />
aus dem ESM erhalten, trotzdem weiter<br />
für deren Rückzahlung?<br />
Regling hatte dies in der Welt am Sonntag<br />
praktisch verneint: Wenn Hilfen aus<br />
dem ESM direkt an Banken gegeben würden<br />
und nicht mehr über die Regierungen<br />
des betreffenden Landes liefen, „dann ist<br />
das Land raus aus der Haftung“. Vielmehr<br />
müsstendanndiedenESM tragendenLänder<br />
für einen Kreditausfall aufkommen.<br />
Die klare Antwort passt freilich nicht<br />
ins Kommunikationskonzept des Finanzministers.<br />
Der gibt zwar Bundespräsident<br />
Joachim Gauck recht, wonach die Regierungdie<br />
Euro-Rettungbesser erklärensollte<br />
– verharrt aber selbst im Ungefähren.<br />
Wervonwannanundunterwelchen Bedingungen<br />
für wen haften soll, mag Schäuble<br />
einfach nicht klar beantworten. Umso ärgerlicher<br />
für ihn, dass Regling die Wahrheit<br />
ausspricht. Schäuble selbst ließ nach<br />
der letzten langen Nacht mit seinen Euro-<br />
Kollegen wissen, die Frage der Haftung bei<br />
direkten Bankenhilfen stelle sich jetzt gar<br />
nicht. Anfang September werde die EU-<br />
Kommission einen Vorschlag für eine zentrale<br />
Aufsicht für die europäischen Banken<br />
vorlegen, erst dann begännen technische<br />
Vorarbeiten für eventuelle direkte Finanzhilfen<br />
an Banken. Und die würden ohnehin<br />
frühestens fließen können, wenn die Aufsicht<br />
tatsächlich installiert sei.<br />
Das ist ein Teil der Wahrheit. Der andere<br />
ist in der Gipfelerklärung der Mitglieder<br />
der Euro-Zone vom 29. Juni nachzulesen.<br />
„Wir bekräftigen, dass es von ausschlaggebender<br />
Bedeutung ist, den Teufelskreis<br />
zwischen Banken und Staatsanleihen zu<br />
durchbrechen“, steht da gleich im ersten<br />
Satz. Der Begriff „Teufelskreis“ meint den<br />
bisher praktizierten Hilfsmechanismus:<br />
Die RegierungenklammerLänderbeantragen<br />
Geldaus demRettungsfonds,um ihren<br />
marodenBanken zu helfen. DieseHilfskrediteabervergrößern<br />
die Schulden des Landes,<br />
weshalb die Regierung dann höhere<br />
Zinsen bieten muss, um Staatsanleihen zu<br />
verkaufen. Daswiederum belastetdieBanken,dieStaatsanleihen<br />
halten,da dieseriskanterwerden.DieBankenmüssendeswegen<br />
mehr Eigenkapital vorhalten – das sie<br />
nicht haben und weswegen sie nochmals<br />
von der Regierung gerettet werden müssen.Dieses<br />
schädliche Wechselspielwollen<br />
die Euro-Länder beenden.<br />
Und das geht nur, wenn Bankenhilfen<br />
nicht mehr als Schulden angerechnet werden,<br />
sondern direkt aus dem ESM an die<br />
Banken fließen, ohne Umweg über die Regierung.<br />
Das bedeutet, dass der Heimatstaat<br />
der geretteten Bank nicht mehr haftet,<br />
sondern der ESM. Flösse direkt Geld<br />
aus dem ESM an spanische Banken, würdendeutsche,französischeundandereBürgerviaESM<br />
fürPleitendieserGeldinstitute<br />
praktisch mithaften – was nicht jedem gefallen<br />
dürfte.<br />
Und dennoch liegt Regling nicht grundsätzlich<br />
mit Schäuble überkreuz. Dass der<br />
Minister verwirrend antwortet, liegt daran,<br />
dass zwar das Ziel feststeht, Regierungen<br />
aus der Haftung zu nehmen – aber heftig<br />
um den Weg gerungen wird, wie und<br />
wann das geschehen soll. Schäuble wird<br />
erst zustimmen, wenn alle VoraussetzungenwiediegeplanteBankenaufsichtumgesetzt<br />
sind. Und so lange haftet Madrid für<br />
seine Banken. CERSTIN GAMMELIN<br />
hindern, dass die Prekarisierung in Europa<br />
weiter zunimmt, ist eine strukturelle Aufwertung<br />
der sozialen Rechte dringend geboten.<br />
Möglichkeiten gäbe es viele. Mit der<br />
europäischen Sozialcharta liegt beispielsweise<br />
ein Korpus vor, dessen Potenzial unausgeschöpft<br />
ist.<br />
Die rechtspolitische Gegenwehr gegen<br />
die einseitige Sparpolitik des Fiskalvertrages<br />
könnte ein Anfang sein, die soziale Demokratie<br />
auf der europäischen Ebene<br />
selbstzuverteidigen.EingerichtlichesVerfahren<br />
gäbe einerseits dem Europäischen<br />
Parlament die Gelegenheit, der eigenen<br />
Marginalisierung entgegenzutreten. Ein<br />
solches Verfahren sollte aber darüber hinausdenAuftaktdafürdarstellen,dieUnverfügbarkeit<br />
der Grundsätze sozial und demokratisch<br />
organisierter Herrschaft des<br />
Rechts in Europa wiederherzustellen. So<br />
kann das emanzipatorische Potenzial des<br />
europäischenProjektswiedersichtbarwerden.<br />
Andreas Fischer-Lescano,<br />
39, lehrt unter anderem<br />
öffentliches Recht an der<br />
Universität Bremen. Er ist<br />
Direktor des Zentrums für<br />
europäische Rechtspolitik.<br />
FOTO: REGINA SCHMEKEN
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 DIE SEITE DREI<br />
HF2 3<br />
VON CHRISTIANE SCHLÖTZER<br />
Ptolemaida, Veria, Heraklion – Der Mann<br />
hat eine Ringkämpfer-Statur, weshalb<br />
man ihm so viel Empfindlichkeit erst einmal<br />
gar nicht zutraut. Angela Merkels Spezialagent<br />
für das Atmosphärische hält die<br />
NaseindenNachtwindundschnuppertVertrautes.<br />
„Frankfurt Oder“, sagt Hans-Joachim<br />
Fuchtel. „Braunkohle.“ Ein stechender<br />
Geruch liegt in der schwülen Luft. Die<br />
Erinnerung trägt den schweren Mann fort.<br />
Damals, sagt Fuchtel, als fast der ganze<br />
deutsche Osten noch ein Sanierungsfall<br />
war, habe er sich einen Tropfen japanisches<br />
Heilpflanzenöl aufs Oberlippenbärtchen<br />
geträufelt, wenn er im märkischen<br />
Kohlerevier unterwegs war. Dann war der<br />
böse Gestank weg.<br />
Lange her, und hier ist nicht Brandenburg,<br />
sondern Westmakedonien. Aber<br />
einen, der sich immer irgendwie zu helfen<br />
weiß, den können sie auch hier im Norden<br />
Griechenlands gebrauchen. Deshalb steht<br />
Hans-Joachim Fuchtel nach vielstündiger<br />
Anreise nun verschwitzt in tiefer Nacht in<br />
der Lobby eines Hotels in der Provinzstadt<br />
Ptolemaida und stellt eine leichtsinnige<br />
Frage.Wanndenn derSwimmingpoolmorgens<br />
öffne, will der Deutsche wissen. „11<br />
Uhr“, sagt der Portier. Fuchtel seufzt.<br />
Wenn zwei sich nicht mögen,<br />
sollte man etwas gemeinsam<br />
machen. Das ist seine Idee<br />
Kein guter Auftakt für die Mission des<br />
Mannes. Schließlich gehört dazu auch die<br />
Suche nach bislang verborgenen touristischen<br />
Attraktionen der hellenischen Provinz.<br />
Doch das ist längst nicht alles. Fuchtel,<br />
Parlamentarischer Staatssekretär im<br />
BundesarbeitsministeriummitSpezialauftrag,<br />
soll in erster Linie für eine Klimaverbesserung<br />
zwischen Deutschland und<br />
Griechenland sorgen. Die alten filterlosen<br />
Braunkohlekraftwerke in der Region, die<br />
sieGriechenlandsRuhrgebietnennen,spielen<br />
dabei zwar auch eine Rolle. Zuerst einmal<br />
aber geht es um das vergiftete Binnenklima<br />
zwischen den beiden Nationen. Troika,<br />
Task-Force, Memoranden. Die meisten<br />
GriechenhabendieNasevollvondenAuflagen<br />
der Europäer, und verantwortlich für<br />
die „Spardiktate“ machen sie die deutsche<br />
Regierung. GriechischeMedienhabenMerkel<br />
in NS-Uniform porträtiert, und deutsche<br />
Medien haben sich über die „Pleitegriechen“<br />
lustig gemacht. Man ist aufeinander<br />
nicht gut zu sprechen.<br />
Ausgerechnet ein CDU-Mann soll das<br />
ändern. „Ich frage meine griechischen Gesprächspartner<br />
immer, ob sie Frau Merkel<br />
kennen“, sagt Fuchtel, der nicht gerne lange<br />
herumdruckst. Die Antworten schrecken<br />
ihn mittlerweile kaum mehr: „Viele<br />
Griechen sagen, ja, die kennen wir, und die<br />
tut schlimme Sachen.“ Darauf antwortet er<br />
gern: „Und nun wollen wir sehen, was wir<br />
besser machen können.“ Zu diesem Zweck<br />
hatMerkelsSpezialagenteineArt Revolution<br />
von unten gestartet, die deutsche und<br />
griechische Kommunalpolitiker gemeinsam<br />
tragen sollen. Abseits der Hauptstädte,<br />
und fern des Parteiengezänks. Die Gelegenheit<br />
dafür ist günstig. Die herkömmlichen<br />
griechischen Parteien haben zuletzt<br />
einen Großteil ihrer Macht verloren.<br />
GriechischeBürgermeisterundProvinzgouverneure<br />
versichern inzwischen am<br />
liebsten, sie seien „nur für ihre Bürger“ da.<br />
Und das vielleicht Erstaunlichste dabei ist:<br />
Bei dieser Revolution scheint auch Hilfe<br />
aus Deutschland auf einmal willkommen<br />
zu sein. Der CDU-Mann kann sich inzwischen<br />
vor Einladungen griechischer Kommunalpolitiker<br />
kaum noch retten. Dabei<br />
bringt er nicht viel mehr mit als etwas, das<br />
sichauchleichtwiederverflüchtigenkönnte:<br />
Hoffnung.<br />
VON THORSTEN SCHMITZ<br />
Tübingen – Einmal in seinem Leben hat<br />
sich Jens Ziegler reich gefühlt, richtig<br />
reich,13 Jahrewarerdaalt.ZurKonfirmationhatte<br />
erzwanzig Aktiender Telekom geschenkt<br />
bekommen, 10 DM das Stück. Es<br />
waren die neunziger Jahre, Aktienhausse,<br />
IT-Boom, Start-up-Fieber, die Zeit also, in<br />
der das Geld auf der Straße lag. Innerhalb<br />
weniger Wochen hatte sich der Wert einer<br />
Aktieverzehnfacht.PlötzlichbesaßKonfirmandZiegler2000DM.„DaswareinWahnsinn!“<br />
erinnert er sich. „Ohne was zu tun,<br />
hat sich mein Vermögen vermehrt.“<br />
Der plötzliche Reichtum fachte seine<br />
Neugier an. Ziegler entschloss sich, in die<br />
Welt der Finanzen einzutauchen. Studierte<br />
VWL. „Ich wollte verstehen. Das war meine<br />
Motivation.“ Zwanzig Jahre später ist Ziegler<br />
Wirtschaftslehrer an einem Gymnasium<br />
nahe Tübingen. Es gibt Dinge, die ihm<br />
bis heute unerklärlich sind.<br />
DieGebäudedes Karl-von-Frisch-Gymnasiums<br />
in Dußlingen sind sechseckig und<br />
erinnernanBienenwaben. 800Schülerlernen<br />
hier. Karl von Frisch war Bienenforscher.<br />
In einer Vitrine neben dem Büro des<br />
Schuldirektors liegen Bücher des Zoologen.Aufeinemsteht:„DasgrößteAbenteuer<br />
menschlichen Geistes ist die Erforschung<br />
des Lebens.“ Für Ziegler ist es: Die<br />
Erforschung der Finanzwelt.<br />
Ziegler unterrichtet am Karl-von-<br />
Frisch-Gymnasium Oberstufenschüler. Er<br />
sagt, er verstehe jetzt natürlich viel mehr<br />
Fuchtel, Abgeordneter aus dem Nordschwarzwald,<br />
der auch einmal eine arme<br />
Gegend war, kam quasi über Nacht zu seiner<br />
Aufgabe. Im März 2010 – Griechenland<br />
war schon in der Krise, aber der damalige<br />
Premier Giorgos Papandreou hatte das<br />
WortPleitenochnichtinden Mundgenommen<br />
– vereinbarten Papandreou und Merkel,<br />
die alte Idee der Städtepartnerschaft<br />
neuzu beleben.Kommunalpolitiker beider<br />
Ländersolltensichin einer„Deutsch-Griechischen<br />
Versammlung“ zusammenfinden.<br />
Das Dumme an dem schönen Plan: Er<br />
ging im Strudel der Euro-Krise fast unter.<br />
Wären danichteinaktiverdeutscher Generalkonsulin<br />
Thessaloniki gewesen, und ein<br />
nicht weniger unermüdlicher, frisch gewählter<br />
Bürgermeister in der Hafenstadt,<br />
dann wäre es wohl auch dabei geblieben.<br />
Ende 2011 haben sie dann in Berlin gemerkt,<br />
dass ein paar Griechen die Idee<br />
nicht sterben lassen wollten.<br />
So kam die Kanzlerin auf Fuchtel, weil<br />
es schließlich einen braucht, der den Prellbock<br />
macht. Erst einmal traf ihn dann auch<br />
die volle Wucht des antideutschen Ressentiments.<br />
Eine Zeitung verglich den Schwaben<br />
mit dem Bayern-König Otto und dessen<br />
unglücklicher Regentschaft in Hellas<br />
im 19. Jahrhundert.<br />
Fuchtel, 60, weiß, was Spott ist. Er hat<br />
schonSchlimmeres ertragen. Einst organi-<br />
als damals. Er sieht zum Beispiel die Instabilität<br />
des Euro und bezweifelt, dass sein<br />
Sohn in zwanzig Jahren noch mit Euro zahlen<br />
wird undungehindertdurchEuropareisen<br />
kann: „Ich bin skeptisch, dass die politische<br />
und wirtschaftliche Situation in<br />
Mitteleuropa so stabil bleibt.“<br />
Es gibt aber auch Grenzen des Verstehens:<br />
„Es ist nicht bis ins Letzte zu durchdringen,<br />
welche Konsequenzen die Entscheidungen<br />
haben, die gerade im Rahmen<br />
der Euro-Krise getroffen werden.“<br />
In Zeitungen und Talk-Shows gibt es<br />
fast kein anderes Thema: Euro-Krise,<br />
ESM,EFSF,Fiskalpakt,Banken-Union,Euro-Bonds.<br />
Aber blickt noch jemand durch?<br />
Bundespräsident Joachim Gauck hat die<br />
Kanzlerin gerüffelt. In der Euro-Debatte<br />
habe sie „die Verpflichtung, sehr detailliert<br />
zubeschreiben,wasdasbedeutet, auchfiskalisch<br />
bedeutet.“ Klarheit vermisst auch<br />
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident<br />
TorstenAlbig: „Wirmüssentrotzdeshektischen<br />
Treibens viel mehr erklären: Warum<br />
tun wir etwas und warum ist es sinnvoll?“<br />
Wer sich unter Schülern und Lehrern<br />
umhört, merkt schnell, dass das größte<br />
Abenteuer menschlichen Geistes auch sein<br />
kann, herauszufinden: Von was reden die<br />
Politiker da eigentlich?<br />
Dienstagnachmittag, 8. Stunde, Neigungsfach<br />
Wirtschaft bei Herrn Ziegler, 16<br />
Schüler.Draußen:DieheileWeltderSchwäbischenAlb.SonnenblumenfelderundWiesen,<br />
dazwischen Autozulieferer und Medizintechnikunternehmen,<br />
kurz: Eine wirt-<br />
Merkels Geheimwaffe<br />
Hans-Joachim Fuchtel soll zusammenbringen, was <strong>angeblich</strong> gar nicht zusammen will.<br />
Irgendwas macht er wohl richtig. Die Griechen können gar nicht genug kriegen von ihm<br />
Der Mann weiß, was Spott ist. Aber in Griechenland ist alles anders – da kann sich Hans-Joachim Fuchtel vor Einladungen kaum noch retten. FOTO: JENS SCHICKE<br />
sierte er–weilHelmutKohlesso wollte–in<br />
Berlin ein Kamelrennen durchs BrandenburgerTor,arabischeInvestorensolltenbeeindrucktwerden.<br />
Erhatauch schon Zahnärzte<br />
als Freiwillige ins arme Mauretanien<br />
gelockt.Profi-Helfer wiederCap-Anamur-<br />
Gründer Rupert Neudeck haben das bis<br />
heute nicht vergessen.<br />
„Net schwätze, schaffe“, sagt Fuchtel<br />
und wischt über sein Smartphone.<br />
Er hat ein paar deutsche Politiker<br />
mitgebracht. Dass die auch kein<br />
Geld haben, will keiner glauben<br />
Sein Adressbuch ist eine Fundgrube,<br />
weshalb er in Ptolemaida auch mit einem<br />
KleinbusvollerdeutscherKommunalpolitiker<br />
angereist ist. Die haben sich anstecken<br />
lassen vom Überzeugungstäter Fuchtel,<br />
der allen, die es hören wollen, sagt: Wenn<br />
Griechenland aus der Krise komme, dann<br />
sei das für ganz Europa nützlich. Nicht<br />
jeder hat das zu Hause gleich verstanden.<br />
Auch nicht in der Heimat von Klaus<br />
Burhenne,BürgermeisterderniedersächsischenStadtHannoverschMünden,vonbarocker<br />
Statur wie Fuchtel und auch in der<br />
CDU. „Ich habe mir schon dumme Sprüche<br />
anhören müssen“, sagt Burhenne, „nach<br />
schaftliche Situation, von der Portugal,<br />
Irland und Spanien nur träumen können<br />
(Griechenland sowieso). In der Region<br />
herrscht europaweit eine der niedrigsten<br />
Arbeitslosenquoten mit nur vier Prozent,<br />
in Tübingen quasi Vollbeschäftigung mit<br />
nur zwei Prozent Arbeitslosen.<br />
Die 16 Schülerinnen und Schüler sollen<br />
Referate vortragen. Aufgabe war, eine<br />
StandortanalysefürInvestitionen anzufertigen<br />
vor dem Hintergrund der aktuellen<br />
dem Motto, geht doch beim Griechen essen,<br />
das reicht doch auch.“ Burhenne aber<br />
hat nun einen einstimmigen Ratsbeschluss,<br />
mit einer griechischen Gemeinde<br />
eine Verbindung einzugehen.<br />
Von „Städtepartnerschaft“ aber will er<br />
nicht sprechen, nur von „Know-how-Partnerschaft“.<br />
In Ptolemaida erzählt Burhenne<br />
daher, wie es seine Stadt schafft, eigene<br />
Energie zu erzeugen, mit Wasser und Sonne.<br />
Und er gibt die Erfahrung weiter, dass<br />
es nicht leicht ist, „von einem großen<br />
Stromkonzernwie EondieNetzezubekommen“.DanickendievielenKommunalpolitiker<br />
im Saal. Der staatliche griechische<br />
Stromriese, dem die Schmutzkraftwerke<br />
in der Region gehören, die zwei Drittel des<br />
gesamten griechischen Stroms liefern,<br />
sperrtsichmitallerMachtgegeneinePrivatisierung.<br />
„Da müssen sie sich Messer an<br />
die Ellenbogen stecken“, rät der Deutsche<br />
den Griechen.<br />
Weil sie inzwischen nicht nur in Ptolemaida<br />
hören wollen, wie man selbst Energie<br />
erzeugt und auch aus Hausmüll Geld<br />
macht, eilt Fuchtels Mannschaft in vier Tagen<br />
im Zickzack durch die griechische Provinz,<br />
organisiert Energie-Kongresse hier<br />
und dort, lässt Abfallexperten ausschwärmen.<br />
Die Anbahnung der neuen Freundschaften<br />
sorgt, wie könnte es sein, dabei<br />
für manchen Aha-Effekt. In der Stadt Veria<br />
Morgen, Kinder, wird’s was geben<br />
Was wissen Schüler auf der Schwäbischen Alb eigentlich über die Euro-Krise? Ehrlich gesagt: eher weniger<br />
wirtschaftlichen Situation. Es ist der Tag,<br />
an dem das Bundesverfassungsgericht in<br />
Karlsruhe über die Eilanträge gegen den<br />
dauerhaften Rettungsschirm ESM und<br />
den Fiskalpakt berät, der die Euro-Länder<br />
zu mehr Haushaltsdisziplin zwingen soll.<br />
Die Schüler stellen Investitionsprojekte<br />
vor, als sei Europa eine einzige Schwäbische<br />
Alb, eine Wiese ohne Euro-Krise.<br />
Johanna und Sophie, beide 17, würden<br />
amliebsteneinmodernesMöbelhausgrün-<br />
Dienstagnachmittag, Neigungsfach Wirtschaft bei Jens Ziegler (rechts) im Karl-von-<br />
Frisch-Gymnasium, Dußlingen: Es gibt auch Grenzen des Verstehens. FOTO: MITZ<br />
inZentralmakedonienversprichtdermächtige<br />
Prachtbau des Rathauses Schutz vor<br />
den 40 Grad Außentemperatur. Doch drinnen<br />
im großen Saal, wo die Bürgermeisterin<br />
empfängt, ist es trotz vieler Ventilatoren<br />
so schwül, dass ein deutscher Politiker<br />
staunt, wie man „hier eine Sitzung machen<br />
kann“. Der örtliche Handelskammer-Vertreter<br />
klagt darüber, dass die griechischen<br />
Banken den Firmen kein Geld mehr geben.<br />
Als er fordert, Deutschland sollte Verias<br />
Pfirsichproduktion direkt unterstützen,<br />
da muss ihn der mitgereiste Trierer LandratGüntherSchartz,ebenfallsCDU,enttäuschen.<br />
„Wir sind finanziell auch eher auf<br />
der Soll-Seite“, sagt Schartz. Bürgermeister<br />
Burhenne formuliert es drastischer.<br />
„Wir sind auch pleite.“ Staunende Gesichter<br />
bei den Griechen – in einer Vorort-Gemeinde<br />
von Thessaloniki, mit der Hannoversch<br />
Münden künftig den Expertenaustausch<br />
pflegen will. „Viele hier glauben, in<br />
Deutschland ist alles Gold“, sagt eine griechische<br />
Journalistin.<br />
„So wie die griechischen Gastarbeiter<br />
beim Wiederaufbau Deutschlands geholfen<br />
haben“, so sollten nun die Deutschen<br />
den Griechen beistehen, sagt ein griechischerStadtratinVeria.„EsistZeit,neueWegezuöffnen“,meinteinanderer.Dieresolute<br />
Bürgermeisterin hat bald genug von den<br />
höflichen Worten. Sie sagt: „Jetzt beginnt<br />
den,inSindelfingen,„JoSo“,zusammengesetztausihrenVornamen.EineArtAlternativ-Ikea,<br />
mit Solarstrom betrieben. Die anderen<br />
Schüler applaudieren.<br />
Johanna möchte nach dem Abitur in die<br />
Logistik-Branche, wieihr Vater.„Ichversuche,<br />
die Krise zu verstehen“, sagt sie. „Es<br />
fällt mir schwer.“ Das Unverständnis liege<br />
auch am Politikerdeutsch. Die packen das<br />
in Worte, die man nicht verstehen kann.<br />
Sophie geht es genauso. Sie schaltet den<br />
Fernseher ein, liest online Zeitung. Wenig<br />
hilfreich empfand sie das Titelbild von Focus,<br />
auf dem die griechische Liebesgöttin<br />
Aphrodite den Stinkefinger zeigte: „Das<br />
hat mich geschockt.“ Sophies Vater kommt<br />
ausAthen. Was ihrdiePolitikernichterklären<br />
können, das sieht sie mit eigenen Augen<br />
an ihrer Familie: „Meine Cousine ist<br />
Pharmazeutin, sie hat ihren Job verloren.<br />
Da gibt es nicht viel zu verstehen.“<br />
Johanna sagt: „Ich würde mir wünschen,dassdiePolitikermenschlichersprechen.<br />
Das geht uns ja schließlich alle an,<br />
wenn die über unsere Zukunft entscheiden.“<br />
Wen sie sympathisch findet? „Den<br />
Gauck, auf jeden Fall den!“ Weil er der<br />
Kanzleringesagthat,siesolledeutlicherreden,<br />
wenn es um die Euro-Krise geht. „Und<br />
weil er bei seinem Israel-Besuch in Jad Vaschem<br />
einen langen Eintrag ins Gästebuch<br />
geschrieben hat, ohne Eile, was er fühlt.“<br />
SchülerumSchülerstellenihreInvestitionsstandorte<br />
vor. Draußen wird Rasen gemäht,<br />
es ist kurz nach 15 Uhr, kleine Pause.<br />
Fabio schnappt frische Luft auf dem Klas-<br />
die Arbeit.“ Zweimal war sie in Deutschland,<br />
um Fuchtel davon zu überzeugen,<br />
dass auch Veria Expertenhilfe brauchen<br />
könnte, beispielsweise, um den Tourismus<br />
in der Stadt anzukurbeln, oder zur Direktvermarktung<br />
von Agrarprodukten.<br />
Wo die Regierung in Athen weit weg ist,<br />
stellen sich immermehr Leute aufdie eigenen<br />
Füße. So viel Emanzipation ist neu. In<br />
der Region um die Braunkohle-Dreckschleudern,<br />
wo noch für mehr als 100 Jahre<br />
Kohle in der Erde schlummert, haben sich<br />
mehrere „Energiestädte“ zusammengeschlossen.IhrSprecherMakisJosifidiswettert:<br />
Der staatliche Energieriese DEI zeige<br />
„IgnoranzgegenüberderUmwelt“.Manhabe<br />
schon an die EU-Kommissare Öttinger<br />
und Almunia geschrieben und angeboten,<br />
ihnen „bei der Öffnung des griechischen<br />
Strommarktes zu helfen“.<br />
Der Stromkonzern, samt eigener Gewerkschaft,isteinSynonymfürdenWiderstand<br />
gegen die von der EU geforderte<br />
Privatisierung von griechischen Staatsbetrieben.<br />
Und er bekommt dabei Unterstützung<br />
von Alexis Tsipras, dem nun weit<br />
über Griechenland hinaus bekannten Chef<br />
derradikallinken Syriza,dergrößtenOppositionspartei<br />
im Parlament. Tsipras hat<br />
erstvorwenigenTagengewarnt,privateInvestoren<br />
würden ihr Geld wieder verlieren.<br />
InGriechenlandisteinheftiger Kampfentbrannt<br />
zwischen Beharren und Reformieren.<br />
Wer sich zwischen die Fronten wagt,<br />
der bekommt das zu spüren.<br />
Dass er nicht überall beliebt ist,<br />
ahnt er. Der Polizeischutz<br />
bleibt jedenfalls griechisch lässig<br />
„Nein zur Unterwerfung“ steht auf<br />
einem Plakat, das Fuchtel in Fallschirmspringerkluft<br />
zeigt. Damit die Botschaft<br />
auch klar ist, steht darunter in Griechisch<br />
und Deutsch: „Fuchtel, du bist unerwünscht.“<br />
Die kretische Zeitung Patris<br />
zeigtdasPlakat,dasandiedeutscheInvasion<br />
in Kreta im Zweiten Weltkrieg erinnern<br />
soll. Das Blatt berichtet zur Ankunft des<br />
Merkel-Mannes in Heraklion auch von geplanten<br />
Demonstrationen.<br />
Fuchtels Treffen mit Kommunalpolitikernwirddeshalb<br />
kurzerhandinsGebäude<br />
desGouverneursverlegt. Der Polizeischutz<br />
bleibt griechisch lässig. Statt der Protestler<br />
kommt der Chef des Hafens und wirbt für<br />
einen neuen „Gesundheitstourismus“ auf<br />
Kreta. Es taucht auch der gesamte Vorstand<br />
einer Holzverarbeitungs-Genossenschaft<br />
auf, die Lehrlinge zur Ausbildung in<br />
den Schwarzwald schicken will, zumindest<br />
solange sie im krisengeschüttelten Griechenland<br />
ohne Job bleiben.<br />
In vielen deutschen Berufsschulen fehlen<br />
Auszubildende, weshalb auch eine VertreterindesInnovationszentrumsderDeutschen<br />
Wirtschaft nach Heraklion gekommen<br />
ist, eine in Deutschland aufgewachsene<br />
Kreterin. Sie wirbt in zwei Sprachen für<br />
die Lehre in Germania, samt Deutschkurs.<br />
„Wir sollten unsere Politiker zu dieser Ausbildung<br />
schicken“, kommentiert einer aus<br />
der Schreiner-Genossenschaft.<br />
Dann ist Pressekonferenz – und Hans-<br />
Joachim Fuchtel wird gegrillt. Griechenland<br />
habe „seine Souveränität verloren“,<br />
klagt ein Journalist. Die vielen Auflagen,<br />
derganzeDruck.UndschuldseiendieDeutschen.<br />
Nun solle das Land auch noch seine<br />
Jugend hergeben.<br />
Fuchtel kämpft. Er zitiert Aristoteles,<br />
der die „wahre Freundschaft“ von der<br />
„Nutzerfreundschaft“ unterschieden habe,<br />
„der Facebook-Freundschaft“, wie er<br />
esausdrückt,damit man ihnauchversteht.<br />
Und wenn einer „bessere Konzepte“ habe,<br />
dann sollte er sie bringen. Am nächsten<br />
Morgen ist Fuchtel wieder auf der Titelseite<br />
von Patris. „Netz der Freundschaft“,<br />
heißt die Schlagzeile.<br />
senzimmerbalkon.ErträgteinT-Shirt,kurze<br />
Hosen, Flip Flops. Wenn er sein Abitur<br />
gemacht hat, will er in die USA. Demnächst<br />
wird er ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren,inMilwaukee.SpätermöchteerBiologie<br />
studieren, auf keinen Fall Wirtschaft.<br />
„Fiskalpaktundso,ichhab’snichthundertprozentig<br />
verstanden.“<br />
Vor der Klasse spricht jetzt Max. Seine<br />
Idee: Einen McDonald’s eröffnen an der<br />
B 27, zwischen Nehren und Hechingen. Die<br />
Punkte, die für eine McDonald’s-Filiale<br />
sprechen, notiert Lehrer Ziegler an der Tafel:<br />
In Deutschland herrsche Frieden, die<br />
politische Lage sei stabil. Unter „negativ“<br />
schreibt er: „Die Schulden.“ Er zögert. Und<br />
setzt noch ein Wort in Klammern hinzu,<br />
mit Fragezeichen: „Euro?“<br />
Max möchte in die Immobilienbranche<br />
einsteigen, das scheint ihm „zurzeit das<br />
Sicherste“. Ob er begreift, um was es geht,<br />
wenn von Fazilität und Anleihekäufen die<br />
Rede ist? „Mehr oder weniger.“ Er lächelt.<br />
Und räumt ein: „Eher weniger.“<br />
Jens Ziegler sagt: „Viele Schüler haben<br />
längst das Gefühl, dass Entscheidungen<br />
der Politik ohne sie getroffen werden und<br />
dass sich daher eh nichts ändern lasse.“<br />
Das drücke sich auch an der Wahlbeteiligungaus.Wiesich<br />
dasändernlassen könnte?<br />
„Indem die Politiker hochkomplexe<br />
Themen runterbrechen, verständlich machen<br />
und Alternativen aufzeigen.“<br />
Auf eine Alternative ist er gekommen:<br />
„Wenn manüber Facebook wählen könnte,<br />
würden mehr Menschen zur Wahl gehen.“
4 HF2 MEINUNG<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
DER STREIT UM DIE BESCHNEIDUNG<br />
Was Aufklärung verlangt<br />
Körperverletzung? Natürlich<br />
ist Beschneidung Körperverletzung.<br />
Sie ist genauso Körperverletzung<br />
wiejeder andere<br />
ärztliche Eingriff. Kleine<br />
und große Operationen, die lebenserhaltenden<br />
wie die nur lebensverschönernden,dienötigenwiedieunnötigen–siealle<br />
gelten dem Strafrecht als Körperverletzung.<br />
Im Strafrecht ist jeder Eingriff in<br />
den Körper eine Verletzung. Erst die Einwilligung<br />
des Patienten rechtfertigt die<br />
Verletzung, erst sie macht den Arzt straflos.UndwennderPatienteinKindist,entscheiden<br />
die Eltern. So war und ist es<br />
Recht, Sorgerecht nennt man das.<br />
SeitdemdasLandgerichtKölnentschieden<br />
hat, dass es nicht Recht, sondern<br />
Rechtsmissbrauch sei, wenn Eltern ihren<br />
Sohn beschneiden lassen, herrscht eine<br />
Aufregung, wie es sie seit 1995, seit dem<br />
Kruzifix-Beschluss des Verfassungsgerichts,<br />
nicht mehr gegeben hat. Damals<br />
war es die negative Religionsfreiheit, welche<br />
die Richter schützen wollten: Der<br />
Mensch habe ein Recht, frei von Religion<br />
zuleben. Diesmalistes diepositiveReligionsfreiheit,<br />
in die Richter der unteren Instanz<br />
eingreifen: Das Recht jedes Menschen,<br />
nach seiner Religion zu leben, habe<br />
Grenzen – und mit der Beschneidung sei<br />
die Grenze überschritten. Die Regeln, die<br />
im jüdischen und im muslimischen Glauben<br />
die Beschneidung vorschreiben oder<br />
nahelegen, widersprächen dem Kindeswohl.<br />
Der Staat als dessen Wächter müsse<br />
eingreifen und der Körperverletzung die<br />
Rechtfertigung versagen.<br />
Religiöser und anti-religiöser<br />
Fundamentalismus<br />
So hates das Gericht in einer sehr klinischen<br />
Entscheidung getan; bei der Feststellung<br />
dessen, was Rechtskultur und<br />
Kindeswohl verlangen, hat es sich einer<br />
multikulturellen Betrachtungsweise verweigert.<br />
Die Reaktionen darauf waren<br />
und sind außerordentlich heftig. Befürworter<br />
des Urteils feiern es als den deutschen<br />
Anfang vom weltweiten Ende eines<br />
archaischenRituals;einDritteldermännlichen<br />
Weltbevölkerung ist beschnitten.<br />
MancheUrteilsbefürworterrückendieBeschneidung<br />
der Jungen gar in die Nähe<br />
der Genitalverstümmelung von Mädchen;<br />
das ist objektiv falsch.<br />
Tatsache aber ist: Nach der Operation<br />
fehltdemJungeneinStückHaut.DieKritikerhaltendasfüreinVerbrechenamwehrlosen<br />
Kind. Die Kriminalisierung jüdischer<br />
und muslimischer Eltern sei daher<br />
VON THOMAS ÖCHSNER<br />
Die Bundesrepublik ist ein Paradies<br />
für Vermögende. Weder in den<br />
USA oder in Großbritannien noch<br />
in den allermeisten EU-Ländern zahlen<br />
Reiche so wenig Steuern wie in Deutschland.<br />
Der Vorschlag des Deutschen Instituts<br />
für Wirtschaftsforschung (DIW), gut<br />
betuchte Bürger per Zwangsabgabe um<br />
zehn Prozent ihres Vermögens zu schröpfen,<br />
klingt deshalb verlockend. Er trägt<br />
aber genauso wenig zu mehr Steuergerechtigkeit<br />
bei wie die starrsinnige Haltung<br />
derKoalition, die ihr„Nein“ zu höheren<br />
Steuern wie ein Mantra wiederholt.<br />
DieDIW-Idee ist wenigdurchdacht. Eine<br />
Zwangsabgabe ist verfassungsrechtlich<br />
nur in Ausnahmefällen möglich. Ob<br />
VON TOMAS AVENARIUS<br />
Die UN-Beobachter in Syrien haben<br />
bisher nichts erreicht. Wie auch?<br />
Siesollen helfen,deninternationalen<br />
Friedensplan umzusetzen, während<br />
dasRegime Städte undDörferbeschießen<br />
lässt und Kämpfer der Opposition keine<br />
Gelegenheit versäumen, Assads Soldaten<br />
anzugreifen. Trotz der offensichtlichen<br />
Hilflosigkeit spielen die unbewaffneten<br />
UN-Offiziere aber doch eine Rolle – etwa<br />
im Streit darum, was wirklich geschah in<br />
Tremseh,wobiszu200Menschenvon Regime-Truppen<br />
abgeschlachtet wurden.<br />
Die Opposition hatte nach den ersten<br />
Berichten von einem Massaker an Zivilisten<br />
gesprochen. Es gab Videos und Erklärungen<br />
im Internet, alles passte irgend-<br />
VON CHRISTIAN WERNICKE<br />
Mitt Romney, der republikanische<br />
Präsidentschaftskandidat, ist<br />
kein Mann, der seinen Aufstieg<br />
zu Macht und Reichtum als Sozialarbeiter<br />
begann. Nein, dieser Multimillionär war<br />
stets ein so glühend gläubiger wie kühl<br />
praktizierenderUr-Kapitalist–ein Profit-<br />
Maximierer, der als Manager des Investmentfonds<br />
Bain Capital die Erträge für<br />
sich und seine Anleger dadurch mehrte,<br />
dass er Firmen kaufte, zerlegte und Jobs<br />
vernichtete.Romneyhatte Erfolgauf Kosten<br />
anderer. Und keine Skrupel.<br />
Was Wunder also, dass der konservativeAspirantvielenAmerikanernunsympathisch<br />
ist. Genau dieses Unbehagen versucht<br />
nun Barack Obama aufzugreifen<br />
VON HERIBERT PRANTL<br />
notwendig.StrafrechtwirdsozumInstrument<br />
kultureller Bekehrung. Auch Eltern,<br />
die (wie in den USA gang und gäbe) ihre<br />
Söhne aus hygienischen Gründen beschneiden<br />
lassen, werden zu Straftätern<br />
gemacht. Konsequenterweise müsste<br />
künftig das Jugendamt nach jeder Geburt<br />
in einschlägigen Kreisen auf dem Sprung<br />
sein, um das verdächtige Tun zu verhindern.Weilmansichnichtausmalenmöchte,<br />
wie eine Anti-Beschneidungs-Polizei<br />
aussähe und welche Folgen sie für das Zusammenleben<br />
der Gesellschaft hätte, will<br />
der Gesetzgeber nun klarstellen, dass Beschneidung<br />
keine strafbare Körperverletzung<br />
darstellt. Angesichts anschwellender<br />
Aggressivität der Debatte ist das notwendig.<br />
So manche Religionskritiker<br />
scheinen das Urteil als Lizenz zur Religionsbeschimpfung<br />
misszuverstehen.<br />
Eine Rechtfertigung der Beschneidung<br />
per Gesetz ist keine gefühllose Bagatellisierung<br />
einer Körperverletzung. Es handeltsich<br />
auch nicht um eine gesetzlichkaschierte<br />
Weigerung, Recht durchzusetzen,<br />
sondern um den Versuch, mit Recht<br />
richtig umzugehen. Recht hat die Aufgabe,<br />
dasZusammenleben vonMenschen so<br />
verträglich wie möglich zu gestalten.<br />
RechtschneidetdieGesellschaftnichtauseinander;<br />
es schützt Minderheiten. Und<br />
die Verfassung achtet die Religionen und<br />
ihre Riten. Selbstredend gibt es Grenzen:<br />
Wenn die Würde des Menschen verletzt<br />
wird, wenn eine <strong>angeblich</strong> göttliche Leitkultur<br />
die Grundrechte negiert – dann<br />
sind die Grenzen überschritten. Aber die<br />
Beschneidung ist nicht der Einstieg in die<br />
Scharia, nicht Symbol für die Negation<br />
der Rechtsordnung, sie ist vielen nur befremdlich<br />
fremd. Eine Bestrafung des nur<br />
Befremdlichen wäre unverhältnismäßig.<br />
Das heißt: Der Schutz der Vorhaut gegen<br />
vermeintlichunverständigeElternistkeine<br />
Angelegenheit für das Strafrecht.<br />
Beschneidungskritikerfordern vonJuden<br />
und Muslimen, über den Sinn dieses<br />
Ritus nachzudenken. Muslime und Juden<br />
dürfen aber auch von ihren Kritikern ein<br />
Nachdenken darüber verlangen, warum<br />
dieKritikeinensoaggressiv-selbstgerechten<br />
Ton anschlägt. Bisweilen kann man<br />
den Eindruck haben, dass es nicht nur einen<br />
religiösen, sondern auch einen antireligiösen<br />
Fundamentalismus gibt. Die<br />
Unversöhnlichkeit der Kopftuch-Debatte<br />
findet in der Beschneidungs-Debatte ihre<br />
Fortsetzung. Das hat mit Aufklärung<br />
nichts zutun.AufklärungistnichtdieVerächtlichmachungderanderen.Eineaufgeklärte<br />
Gesellschaft ist eine, die auf respektvolles<br />
Zusammenleben achtet.<br />
ZWANGSABGABE FÜR VERMÖGENDE<br />
Verlockend, aber falsch<br />
solche derzeit vorliegen, ist äußerst fraglich.<br />
Die Abgabe greift viel zu weit ins Vermögen<br />
ein, da zum Beispiel auch Eigentümer<br />
eines Einfamilienhauses an einem<br />
teuren Standort zahlen müssten. Sie suggeriert<br />
einen Haushaltsnotstand, den es<br />
in Deutschlands gar nicht gibt. Außerdem<br />
würde nur die Ankündigung einer solchen<br />
Enteignung schon eine Massenflucht<br />
von Kapital ins Ausland auslösen.<br />
Höhere Steuern für die Vermögenselite<br />
sindtrotzdemmöglich,etwabeiden Kapitalerträgen<br />
oder bei Erbschaften. Auch<br />
ein höherer Spitzensteuersatz schadet<br />
nicht, wenn der Staat im Gegenzug Bürger<br />
mit mittlerem Einkommen entlastet.<br />
DarübersolltedieBundesregierung nachdenken,<br />
es würde ein Stück mehr Gerechtigkeit<br />
ins Land bringen.<br />
MASSAKER IN SYRIEN<br />
Vorsicht nach allen Seiten<br />
US-WAHLKAMPF<br />
Obamas Schwefel<br />
wiezusammen.DieBerichtederUN-Beobachter<br />
vor Ort klingen nun differenzierter:<br />
Der Angriff habe Kämpfern der „Freien<br />
Syrischen Armee“ (FSA) gegolten; unter<br />
den Toten seien Uniformierte gewesen.Nachdem<br />
Rückzug der Oppositionellen<br />
hätten regimetreue Milizen Rache genommen,<br />
die Häuser von FSA-Kämpfern<br />
niedergebrannt,Angehörigemassakriert.<br />
Solche Bestialität ist unentschuldbar,<br />
das Assad-Regime trägt die Verantwortung.<br />
Möglicherweise beenden lässt sich<br />
das Gemetzel allerdings nur, wenn auch<br />
nachderMitverantwortungderbewaffnetenTeilederOppositiongefragtwird.Warum<br />
sollte man deren Statements ungeprüft<br />
Glauben schenken? Im Syrien-Konflikt<br />
sollte sich auch niemand mit den <strong>angeblich</strong><br />
Guten verbrüdern.<br />
und zu schüren. Des Präsidenten Kampagneerinnertzu<br />
Rechtdaran,dassRomney<br />
nur sehr eingeschränkt alte Steuererklärungen<br />
preisgeben und somit Einblicke in<br />
die Quellen seines Vermögens gewähren<br />
will.AberObamasKampftruppegehtweiter,zuweit.InTV-SpotsschmähtsieRomneyalsExporteurvonUS-JobsnachMexikoundChina–undverweistdazuaufEntscheidungen,<br />
die Bain erst fällte, als Romney<br />
längst nicht mehr die Geschicke des<br />
Fonds lenkte.<br />
Obama billigt diese ätzende Propaganda.<br />
Damit tut der Demokrat, was er vor<br />
vier Jahren den damals abgewirtschafteten<br />
Republikaner noch vorgeworfen hatte:<br />
Er jagt, mangels frischer Ideen, den<br />
Wählern vor allem Angst ein. Der Messias<br />
von 2008 spielt mit Schwefel. Es stinkt.<br />
Korruptionsbekämpfung in der FIFA SZ-ZEICHNUNG: OLIVER SCHOPF<br />
VON THOMAS KISTNER<br />
Der monströse Schmiergeldverkehr<br />
zwischen Funktionären des <strong>Fußball</strong>-Weltverbands<br />
(Fifa) und dessen<br />
früherer Sportrechte-Agentur ISL ist<br />
nun belegt; ebenso, dass der Fifa-Präsident<br />
davon wusste. In mindestens einem<br />
Fall konkret, weil eine Millionen-Zahlung<br />
derISL1997versehentlichaufeinemoffiziellen<br />
Konto der Fifa gelandet war. Deren<br />
Spitzehatdie Praxisüber Jahrezuverheimlichen<br />
versucht und korrupte Empfänger<br />
nicht belangt. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft<br />
die Fifa der Untreue beschuldigt.<br />
Die zahlte 2,5 Millionen Schweizer<br />
Franken, daraufhin wurde das Verfahren<br />
eingestellt. „Na und?“, meint Sepp Blatter,<br />
derewigePatronder<strong>Fußball</strong>familie.Bestechung<br />
sei ja damals nicht strafbar gewesen.<br />
Der Sepp heiligt die Mittel?<br />
Deutsche <strong>Fußball</strong>-Funktionäre distanzieren<br />
sich plötzlich und fordern Blatters<br />
Rücktritt. Und der reagiert wie üblich: Er<br />
schießt scharf zurück. Blatter rückt<br />
Deutschland in die Nähe der Korruption;<br />
die WM <strong>2006</strong> sei <strong>gekauft</strong> worden, deutet er<br />
Im Arbeitsalltag eines Generalsekretärs<br />
gibteseinesehrbegrenzte ZahlvonSituationen,<br />
in denen er selbst im Mittelpunkt<br />
stehtundnichtderParteichef,dem erzuarbeitet.<br />
Klassischerweise ist das an Wahlabendenso–oderdann,wennetwasschiefläuft.<br />
Bei den Grünen läuft gerade viel schief,<br />
sie verheddern sich im Streit darüber, welche<br />
Spitzenkandidaten sie in den Bundestagswahlkampf<br />
schicken wollen. Am Wochenende<br />
aber standen nicht die möglichen<br />
Kandidaten im Mittelpunkt, sondern<br />
SteffiLemke,44,seitfastzehnJahren Bundesgeschäftsführerin.SoheißtbeidenGrünen<br />
der Posten der Generalsekretärin.<br />
Im Bundesvorstand war es vergangene<br />
WocheumdieBesetzungeinerStellegegangen.<br />
Lemke hatte einen Wunschkandidaten,<br />
Parteichefin Claudia Roth ebenfalls.<br />
Es kam zum Eklat, Lemke stand allein gegendenRestdesGremiumsunddrohte<br />
mit<br />
„Konsequenzen“. Welche, das ließ sie offen.<br />
Doch um die Dimension zu verstehen,<br />
muss man sich vorstellen, Assistent Hansi<br />
Flick hätte Bundestrainer Joachim Löw<br />
kurz vor der EM angedroht hinzuwerfen.<br />
Lemke bleibt jedenfalls im Amt, und<br />
selbst mancher innerparteiliche Gegner<br />
dürfte erleichtert sein. DieFrau ausDessau<br />
VON WERNER BARTENS<br />
Wer krank ist, braucht einen guten<br />
Arzt, gute Pflegekräfte und gute<br />
Therapeuten. Gut sein bedeutet<br />
in der Medizin: sein Handwerk verstehen,<br />
ein Gespür für die Bedürfnisse der Patienten<br />
haben, den richtigen Ton treffen und<br />
dasallesmitliebevollerGeduldundausreichend<br />
Zeit umsetzen. Diese idealtypischen<br />
ÄrzteundFachkräftegibtesinunserem industrialisierten<br />
Gesundheitswesen kaum,<br />
auch wenn viele Mediziner, Schwestern<br />
und Pfleger sich nach Kräften bemühen.<br />
Der Wissenschaftsrat schlägt nun vor,<br />
Hebammen, Pflegekräfte, Physio-, Ergound<br />
Logotherapeuten sollten die Universität<br />
besuchen und einen akademischen Abschluss<br />
anstreben. Zehn bis 20 Prozent eines<br />
Jahrgangs sollten wissenschaftliches<br />
Arbeiten lernen. In der Theorie klingt das<br />
gut, denn die Anforderungen in den Gesundheitsberufen<br />
werden komplexer. Gerade<br />
bei Alten und chronisch Kranken sind<br />
beispielsweise die Einschätzungen von<br />
Pflegern und Physiotherapeuten oft ebenso<br />
wichtig wie das Urteil der Ärzte. Zudem<br />
ist bisher wenig erforscht, von welchen paramedizinischen<br />
Therapien die Patienten<br />
besonders profitieren und wie diese optimiert<br />
werden könnten.<br />
In derPraxis könnte dieguteIdee jedoch<br />
eine Fehlentwicklung einleiten: Wer sind<br />
BESTECHUNG BEI DER FIFA<br />
Der Sepp heiligt die Mittel<br />
an. Tatsächlich gab es damals erstaunliche<br />
Sport- und Wirtschaftsdeals in und mit<br />
Ländern, deren Stimmen für den deutschen<br />
Abstimmungserfolg wichtig waren.<br />
Unbestreitbar ist aber auch, dass die Fifa<br />
mit ihren fahrlässig laxen Bewerbungsregeln<br />
bei WM-Vergaben der Korruption erst<br />
den Nährboden bereitet hat.<br />
Strohfirmen, die über mehr<br />
als 100 Millionen Dollar verfügen<br />
Was im Jahr 2000 – als Deutschland die<br />
WM zugesprochen bekam – ablief hinter<br />
den Kulissen, muss nun also geklärt werden.Sicheristnur:Esdürfteverblassengegenüberdem,wasbeider<br />
Fifa2010 passierte,<br />
als Russland und Katar bei einer bizarren<br />
WM-Doppelvergabe obsiegten. Monate<br />
später flog ein globales Geflecht von<br />
Strohfirmen auf, das über gut 100 Millionen<br />
Dollar verfügt und vom argentinischen<br />
Bundesanwalt dem Fifa-Finanzchef<br />
und Blatter-Stellvertreter Julio Grondona<br />
zugeordnet wird.<br />
Auch das deutet die Dimension des<br />
Schmutzesnuran. Unklar istbis heute, wer<br />
PROFIL<br />
giltalseffizienteManagerin,mitBlicküber<br />
dasTagesgeschäfthinaus –und ausgestattet<br />
mit jener Härte, die es braucht, um sich<br />
im politischen Betrieb zu behaupten. Das<br />
gilt umso mehr bei den Grünen mit ihrer<br />
nicht nur nach Geschlecht, sondern auch<br />
nach dem Rechts-links-Schema austarierten<br />
Doppelspitze.<br />
Als Lemke 2002 ins Amt kam, war selbst<br />
mancherKenner derParteiüberrascht,viele<br />
trauten der linken Flügelfrau die Aufgabe<br />
nicht zu. Kurz zuvor hatte sie es nach<br />
acht Jahren als Abgeordnete nicht wieder<br />
denndieguten ÄrzteimKrankenhaus?Seltendie,dienebenbeiwissenschaftlicheFragenerforschen.WerinderForschungKarriere<br />
machen will und eine akademische<br />
Laufbahn anstrebt, ist viel auf Kongressen<br />
und im Labor – und wenig am Krankenbett.<br />
Patienten geduldig Trost und Zuversicht<br />
vermitteln, für sie in schweren Stunden<br />
da sein, kann ein Arzt kaum, wenn in<br />
der Forschungsabteilung gerade seine Experimente<br />
laufen und die Zentrifuge neu<br />
bestückt werden muss. Um die Kranken<br />
kümmern sich jene, die sich nicht gleich<br />
nach der Visite von der Station stehlen.<br />
Dass die Forschung mittelfristig den<br />
Krankenzugutekommt,wievonBefürwortern<br />
der Akademisierung angeführt, ist ein<br />
Mythos. Die Versorgungsforschung, in der<br />
untersucht wird, welche Therapie Patienten<br />
tatsächlich nutzt, wie sie im Alltag mit<br />
ihrem Leiden zurechtkommen und welche<br />
Hilfsmittelwirklich von Vorteil sind, fristet<br />
in Deutschland ein kümmerliches Dasein.<br />
EineUntersuchungzumVolksleidenDiabetes<br />
ergab, dass von den mehr als tausend<br />
Studien der vergangenen zehn Jahre gerade<br />
acht Prozent Belange der Patienten zum<br />
Thema hatten. Der Rest waren zumeist anwendungsferne<br />
Laborstudien oder von der<br />
vonden Millionender ISL profitiert hat, die<br />
bar ausgezahlt wurden? Belegt ist freilich,<br />
dassBlatterseinemlangjährigenVizepräsidenten<br />
Jack Warner über Jahrzehnte hinwegdieFernsehrechte<br />
derFifa für die karibische<br />
Region zuschanzte. Warner zahlte<br />
Spottpreise – undführte Blatter als Gegenleistung<br />
bei Wahlen sein 40-Stimmen-Paket<br />
zu. All das ist möglich in der Fifa, weil<br />
der Milliardenkonzern in Wahrheit eine<br />
One-Man-Show ist, in der Blatter sogar ein<br />
Alleinunterschriftsrecht besitzt.<br />
Umso absurder mutet es daher an, wenn<br />
Blatters neuer Reformer Mark Pieth noch<br />
immer den Eindruck verbreitet, man könne<br />
den Sumpf alleine mit Komitees und<br />
neuen Regeln trockenlegen. Der Basler<br />
Compliance-Experte setzt weiter auf Blatter<br />
– den Mann, der die Reform erst nötig<br />
gemacht hat. Dabei geht es in Blatters<br />
Reichnichtum Strukturen,esgeht umPersonen<br />
und eine Kultur der Korruption, die<br />
alles durchdringt. Pieth hat es aber durchaus<br />
in der Hand, eine fulminante Änderung<br />
zu bewirken: indem er den Fifa-Job<br />
niederlegt. Dann bliebe auch Blatter nur<br />
noch das, was überfällig ist: der Rücktritt.<br />
in den Bundestag geschafft. Breiteres Aufsehen<br />
hatte sie nur erregt, als sie sich 2001<br />
mitsiebenweiterenGrünen-Parlamentariern<br />
gegen den deutschen Einsatz in Afghanistan<br />
stellte. Um Rot-Grün nicht scheitern<br />
zu lassen, stimmte sie am Ende zu.<br />
In der Partei ist sie seit dem Wendejahr<br />
1989, sie gehörte dazu, als sich damals die<br />
Grünen in der DDR gründeten. Da studierte<br />
sie bereits Agrarwissenschaften, zuvor<br />
warsiezurZootechnikerinausgebildetworden<br />
und hatte als Briefträgerin gearbeitet.<br />
Lemke ist Mutter eines Kindes. Sie pflegt<br />
gutenKontakt zu Andrea Nahles, ihrer Kollegin<br />
in der SPD. Zusammen riefen sie vor<br />
einiger Zeit eine sogenannte rot-grüne<br />
Denkfabrik ins Leben, von der man seitdem<br />
allerdings nicht viel gehört hat. Ihrer<br />
SPD-Kollegin voraus hat Lemke, dass sie<br />
vor der Kamera deutlich souveräner wirkt.<br />
Was sich Lemke für die nächsten Tage<br />
vorgenommen hat, verriet sie am Samstag<br />
im Kurznachrichtendienst Twitter. Unter<br />
der Überschrift „Motto dieses Wochenendes“<br />
verlinkte sie dort das Lied „Anders als<br />
gedacht“ der Gruppe „Kettcar“. Darin<br />
heißt es: „Nichts überstürzen, die Nacht<br />
drüber schlafen, einmal kurz sammeln im<br />
Heimathafen – mit miesem Gefühl, der<br />
Weg ist das Ziel.“ CHRISTOPH HICKMANN<br />
PFLEGEBERUFE<br />
Hebamme, bleib’ bei deiner Schwangeren<br />
FOTO: CARO<br />
Steffi Lemke<br />
Kampferprobte Grünen-Managerin<br />
mit guten Kontakten zur SPD<br />
Was Patienten tatsächlich nützt,<br />
spielt in der Forschung keine Rolle<br />
PharmaindustriegesponserteMedikamententests<br />
fragwürdiger Relevanz.<br />
Werden die Pflege- und Therapieberufe<br />
akademisiert, droht ihnen ein ähnliches<br />
Schicksal wie der Forschung in der Medizin.<br />
Wer sich Anerkennung in der Welt der<br />
wissenschaftlichen Medizin verschaffen<br />
will, wählt oft ein intellektuell ausgetüfteltes<br />
Studiendesign, das mit den tatsächlichenProblemenderKrankenoderdemKlinikalltag<br />
nicht viel zu tun hat.<br />
InderHierarchiederKlinikhättenesAbsolventen<br />
der neuen Studiengänge zudem<br />
nichtleicht.EsgibtbereitsstudiertePflegewissenschaftler.<br />
Deren Sandwich-Position<br />
zwischen Ärzten und klassischem Pflegepersonalistoftheikel.VonMedizinernwerden<br />
sie, trotz Studiums, nicht für voll genommen;<br />
ihre ursprüngliche Berufsgruppe<br />
hält sie für praxisferne Besserwisser.<br />
Statt die Medizin auch in den PflegeundTherapieberufenakademischerzumachen,<br />
braucht es bessere Praxis-Fortbildungen<br />
und mehr Verantwortung für geschulteKräfte.WersichfürdieArbeitaufeiner<br />
Intensiv- oder Krebsstation weiterbildetoderin<br />
anderen Therapieformenspezialisiert,<br />
an der Team-Kommunikation und<br />
dem Umgang mit Patienten feilt, hat anspruchsvollere<br />
Aufgaben, bessere Bezahlung<br />
und mehr Anerkennung verdient. Das<br />
würde die Gesundheitsberufe ebenfalls<br />
aufwerten – und Patienten direkt nützen.<br />
AKTUELLES LEXIKON<br />
Tetra Pak<br />
Sie gehören so sehr zu den GebrauchsgegenständendesAlltags,<br />
dass sich kaum jemand<br />
daranerinnert,dassGetränkeverpackungen<br />
– vor allem für<br />
Milch–einmalandersaussahen.Dierechteckigen,<br />
kunststoffbeschichteten Kartons<br />
derMarkeTetraPakhabenallesanderenahezuverdrängt,<br />
Glasflaschen etwaoder die<br />
stets vom Aufplatzen bedrohten Plastikbeutel.1951brachtederschwedischeUnternehmer<br />
Ruben Rausing, der Großvater des<br />
nun unter Mordverdacht stehenden Hans<br />
Kristian Rausing, seine neu entwickelten<br />
Kartonverpackungen für flüssige Lebensmittel<br />
auf den Markt, in Form eines Tetraeders,derdemProduktdenNamengab.Anfangs<br />
waren die dreieckigen Kartons – die<br />
der Volksmund in Deutschland „Picasso-<br />
Euter“nannte–jedochkeinVerkaufsschlager,<br />
sie ließen sich schwer öffnen, meist<br />
spritzte es. Erst die Entwicklung des quaderförmigen„Brik“-Kartons<br />
bescherte der<br />
Firma den großen Erfolg. 1991 fusionierte<br />
Tetra Pak mit dem Schweizer Unternehmen<br />
Tetra Laval, das mit Melkanlagen und<br />
Maschinen für die Milchverarbeitung groß<br />
geworden war. Später übernahm die Gruppe<br />
den Hersteller von PET-Flaschen Sidel.<br />
Die Tetra-Laval-Gruppe mit Sitz in Pully,<br />
Schweiz, erwirtschaftete 2011 einen Umsatz<br />
von 12,7 Milliarden Euro. Ruben RausingsSöhne,HansundGad,führtendieFirmazunächstweiter.1995stiegHans,derVater<br />
des Mordverdächtigen, aus und verkaufte<br />
seine Anteile. CHIA<br />
BLICK IN DIE PRESSE<br />
Zu den Problemen kurz vor dem Start von Olympia<br />
in London meint die britische Sonntagszeitung:<br />
„Regen, das Fiasko einer Sicherheitsfirma,<br />
eine kaputte Autobahn-Überführung,<br />
Verantwortliche, die Tickets auf dem<br />
Schwarzmarkt verkaufen – und das ist<br />
noch nicht alles. Aber die Spiele werden<br />
trotzdem ein Triumph werden. Die Ereignisse<br />
der vergangenen Wochen haben den<br />
enthusiastischen Erwartungen mehr als<br />
nur einen kleinen Dämpfer verpasst (...)<br />
Es mag so aussehen, als ob es wenige<br />
Gründe gibt, sich auf London 2012 zu<br />
freuen. Der Observer ist anderer Meinung.<br />
Wir stehen hoffentlich an der Schwelle zu<br />
17 Feiertagen voller Optimismus.“<br />
Zu den Spannungen zwischen der EU und Rumänien<br />
schreibt die „Neue Zürcher Zeitung am Sonntag“:<br />
„Die EU hat sich große Verdienste erworben<br />
beim Wiederaufbau der ehemals<br />
kommunistischen Länder Osteuropas.<br />
Das Motto damals (...) lautete sonnig:<br />
„Europa gelingt gemeinsam“, und der<br />
Glaube an die erzieherischen Kräfte war<br />
groß. Inzwischen muss Europa zuschauen,<br />
wie Rumäniens Ministerpräsident (...)<br />
autoritäre Tendenzen pflegt und die Parlamentsmehrheit<br />
als Freipass zum Abbau<br />
des Rechtsstaates begreift.“<br />
Zum Umzug der Berliner Gemäldegalerie:<br />
„Immer neue Sammlungsumzüge werden<br />
betrieben, weitere Riesensummen gefordert.<br />
Manches, wie das Humboldt-Forum,<br />
ist noch nicht einmal auf den Zeichentischen<br />
zu Ende geführt. Und wenn schon<br />
Umzug der Alten Meister – warum nicht<br />
komplett dorthin, wo der Ursprung der<br />
Berliner Museen liegt, ins Schloss? Immer<br />
länger werden die Zeiträume, in denen<br />
gebaut, geschlossen, vertröstet werden<br />
muss. Vor 2020 ist selbst bei allerbestem<br />
Verlauf kein Ende abzusehen.“<br />
HERAUSGEGEBEN VOM SÜDDEUTSCHEN VERLAG<br />
VERTRETEN DURCH DEN HERAUSGEBERRAT<br />
CHEFREDAKTEUR:<br />
Kurt Kister<br />
STELLVERTRETENDER CHEFREDAKTEUR:<br />
Wolfgang Krach<br />
MITGLIED DER CHEFREDAKTION, INNENPOLITIK:<br />
Dr. Heribert Prantl<br />
AUSSENPOLITIK: Stefan Kornelius; INNENPOLITIK (STELLV.):<br />
Detlef Esslinger, Jan Heidtmann; SEITE DREI: Alexander Gorkow;<br />
INVESTIGATIVE RECHERCHE: HansLeyendecker; KULTUR: Andrian Kreye, Dr. Thomas Steinfeld; WIRTSCHAFT:<br />
Dr. Marc Beise, Hans-Jürgen Jakobs; SPORT: Klaus Hoeltzenbein;<br />
WISSEN: Dr. Patrick Illinger; GESELLSCHAFT UND PANORAMA:<br />
Tanja Rest; WOCHENENDE: Gerhard Matzig; MOBILES LEBEN:<br />
Jörg Reichle; BEILAGEN: Werner Schmidt; MÜNCHEN, REGION UND<br />
BAYERN: Christian Krügel, Ulrich Schäfer; Sebastian Beck,<br />
Peter Fahrenholz, Christian Mayer<br />
ARTDIRECTOR: Christian Tönsmann; Stefan Dimitrov;<br />
BILD: Jörg Buschmann<br />
GESCHÄFTSFÜHRENDE REDAKTEURE:<br />
Marc Hoch, Dr. Hendrik Munsberg, Stefan Plöchinger (Online)<br />
CHEFS VOM DIENST: Dr.Alexandra Borchardt, Carsten Matthäus<br />
CHEFKORRESPONDENT: Stefan Klein<br />
LEITENDE REDAKTEURE:<br />
Prof. Dr. Joachim Kaiser, Nikolaus Piper, Evelyn Roll<br />
Die für das jeweilige Ressort an erster Stelle Genannten<br />
sind verantwortliche Redakteure im Sinne des Gesetzes<br />
über die Presse vom 3. Oktober 1949.<br />
ANSCHRIFT DER REDAKTION:<br />
Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (089) 21 83-0;<br />
Nachtruf: 21 83-7708; Nachrichtenaufnahme: 21 83-481;<br />
Fax 21 83-97 77; E-Mail: redaktion@sueddeutsche.de.<br />
BERLIN: NicoFried; Robert Roßmann, Claus Hulverscheidt (Wirtschaft),<br />
Französische Str. 47, 10117 Berlin, Tel. (0 30) 26 36 66-0;<br />
ERFURT: Christiane Kohl, Marktstr. 38 a, 99084 Erfurt,<br />
Tel. (03 61) 6 01 16 05; DÜSSELDORF: Bernd Dörries, Bäckerstr. 2,<br />
40213 Düsseldorf, Tel. (02 11) 54 05 55-0; FRANKFURT: Helga Einecke,<br />
Kleiner Hirschgraben 8, 60311 Frankfurt, Tel. (0 69) 2 99 92 70;<br />
HAMBURG: Ralf Wiegand, Poststr. 25, 20354 Hamburg,<br />
Tel. (0 40) 46 88 31-0; KARLSRUHE: Dr.Wolfgang Janisch,<br />
Sophienstr. 99, 76135 Karlsruhe, Tel. (07 21) 84 41 28;<br />
STUTTGART: Dr.RomanDeininger, Rotebühlplatz 33,<br />
70178 Stuttgart, Tel. (07 11) 24 75 93/94<br />
HERAUSGEBERRAT:<br />
Dr. Johannes Friedmann (Vorsitz);<br />
Albert Esslinger-Kiefer, Dr. Thomas Schaub, Dr. Christoph Schwingenstein<br />
GESCHÄFTSFÜHRER:<br />
Dr. Detlef Haaks, Dr. Karl Ulrich<br />
ANZEIGEN: Jürgen Maukner (verantwortlich),<br />
Anzeigenaufnahme: Tel. (0 89) 21 83-10 10<br />
ANSCHRIFT DES VERLAGES: Süddeutsche Zeitung GmbH,<br />
Hultschiner Straße 8, 81677 München, Tel. (0 89) 21 83-0,<br />
DRUCK:<br />
Süddeutscher Verlag Zeitungsdruck GmbH,<br />
Zamdorfer Straße 40, 81677 München
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 POLITIK<br />
HF3 5<br />
Ende<br />
der Alleingänge<br />
Wegen ihres Versagens bei der Aufdeckung der Neonazi-Morde<br />
sollen die Sicherheitsbehörden umgebaut werden – nur wie?<br />
VON TANJEV SCHULTZ<br />
München–EineReformderSicherheitsbehörden<br />
halten alle Parteien für notwendig.<br />
Wie sie aussehen soll, ist jedoch umstritten,<br />
auch innerhalb der Bundesregierung.<br />
Während Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
(FDP) die Zahl<br />
der Ämter für Verfassungsschutz reduzieren<br />
will, sieht Innenminister Hans-Peter<br />
Friedrich (CSU) das Problem nicht in der<br />
Zahl der Behörden, sondern in der Effizienz,<br />
mit der sie arbeiten. In den vergangenen<br />
Tagen haben drei Behördenleiter ihren<br />
Postenaufgegeben,im BundesamtfürVerfassungsschutz<br />
sind hochrangige Beamte<br />
versetzt worden. Als Nachfolger des scheidendenPräsidentenHeinzFrommistHans-<br />
Georg Maaßen im Gespräch, Leiter der AbteilungTerrorbekämpfungimInnenministerium.Derpersonelle<br />
Umbau kann Strukturreformen<br />
ergänzen. In der Diskussion<br />
sind derzeit eine ganze Reihe von Punkten:<br />
Fusion und Aufgabenbegrenzung der<br />
Landesämter für Verfassungsschutz<br />
Bisher hat jedes Bundesland einen eigenen<br />
Verfassungsschutz. Kleine Ämter, etwa die<br />
derStadtstaaten,könntenmitanderenfusionieren.<br />
Denkbar wäre auch, sie alle dem<br />
Bundesamt zu unterstellen. Kritiker dieser<br />
Idee befürchten, dass dies die Kontrolle<br />
des Geheimdienstes eher noch erschweren<br />
Es spielt auch eine Rolle,<br />
dass viele Beamte ihr Wissen<br />
generell ungern teilen<br />
würde. In der Diskussion ist zudem eine<br />
Aufgabenbegrenzung: Die Landesämter<br />
könnten zum Beispiel die Spionageabwehr<br />
dem Bundesamt in Köln überlassen. Politikern<br />
der Linken und auch etlichen der Grünen<br />
wäre das alles noch zu wenig. Sie halten<br />
den Inlandsgeheimdienst insgesamt<br />
fürüberflüssig.DerBunddeutscherKriminalbeamter<br />
sieht es ähnlich und schlägt<br />
vor, die Aufgaben beim Staatsschutz im<br />
BKAunddenLandeskriminalämternanzusiedeln.DagegensprichtdasTrennungsgebot.<br />
Polizei und Geheimdienst arbeiten in<br />
Deutschland getrennt – eine Lehre aus der<br />
Tyrannei des Nationalsozialismus.<br />
Den MAD abschaffen<br />
Für eine Auflösung des Verfassungsschutzes<br />
gibt es derzeit keine politischen Mehrheiten.WenigersicherkannsichderMilitärische<br />
Abschirmdienst (MAD) sein. Seine<br />
Notwendigkeit wird seit Längerem kritisch<br />
diskutiert, und die FDP fordert, die Aufgaben<br />
des MAD dem Verfassungsschutz zu<br />
übertragen. Der MAD soll extremistischen<br />
Tendenzen in der Bundeswehr entgegentreten.<br />
An der erfolglosen Suche nach dem<br />
untergetauchtenTerrortrioausJena war er<br />
beteiligt. Er führte offenbar eigene V-Leu-<br />
Merkel will Europa<br />
„verbindlicher machen“<br />
Berlin – Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
hält die Kanzlermehrheit bei der bevorstehenden<br />
Bundestagsabstimmung über die<br />
Milliardenhilfe für Spanien nicht für notwendig.<br />
„Wir bekommen immer die Mehrheiten,<br />
die wir brauchen“, sagte die CDU-<br />
Vorsitzende am Sonntagabend im ZDF.<br />
Und bei der Abstimmung am Donnerstag<br />
sei rechtlich nur die einfache Mehrheit der<br />
Stimmen notwendig. Bei der Verabschiedung<br />
des Euro-Rettungsschirms ESM Ende<br />
Juni hatte die Koalition die symbolisch<br />
wichtige Kanzlermehrheit verfehlt. Mit ihrerErklärungwillMerkelnunoffenbarkritischer<br />
Berichterstattung vorbauen. Denn<br />
auch bei der Spanien-Abstimmung scheint<br />
dieschwarz-gelbe Koalitionwegenzahlreicher<br />
Abweichler in den eigenen Reihen die<br />
Kanzlermehrheit zu verpassen.<br />
In dem „Sommer-Interview“ erklärte<br />
die CDU-Chefin die Bundestagswahl 2013<br />
auch zur Abstimmung über den Euro und<br />
Europa. Im nächsten Jahr werde natürlich<br />
überdie Frageabgestimmt,„wostehtEuropa<br />
und welche Vorstellungen haben wir<br />
von Europa“, sagte Merkel. Sie und die<br />
christlich-liberale Koalition stellten sich<br />
Europa als eine Stabilitätsunion vor, „die<br />
sich weltweit auch behaupten kann“. Bei<br />
der europäischen Einigung gebe es allerdings<br />
einen Nachholbedarf. „Wir müssen<br />
Europa verbindlicher machen“, sagte Merkel.<br />
Bei der Einführung des Euro sei es versäumt<br />
worden, eine „politisch engere Zusammenarbeit“<br />
zu vereinbaren.<br />
Der europäische Fiskalpakt zur Begrenzung<br />
der Neuverschuldung sei ein erster<br />
Schritt auf diesem Weg. Die Institutionen<br />
der EU müssten künftig aber auch mehr<br />
Möglichkeiten bekommen, Länder zu bestrafen,<br />
die europäische Vereinbarungen<br />
ignorierten. Als Beispiel nannte Merkel neben<br />
der Haushaltspolitik die EU-weiten<br />
Vorgabenzu AusgabenfürForschungszwecke.<br />
Die Hälfte der Mitgliedsländer halte<br />
sich nicht daran, waszu Lasten derWettbewerbsfähigkeit<br />
der gesamten Union gehe.<br />
Merkel bekräftigte, dass sie die Union<br />
im Wahlkampf als Kanzlerkandidatin anführen<br />
werde. Die Arbeit mache ihr immer<br />
noch „Spaß“. Im Wahlkampf werde man<br />
„damit werben, dass wir weiter auf Wohlstandskurs<br />
bleiben wollen, und dass wir<br />
die Herausforderungen – demografischer<br />
Wandel, Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten – entschieden voranbringen<br />
müssen.“ Hier gebe es noch genug Arbeit.<br />
Sie sei aber „ganz optimistisch, dass<br />
uns das gelingt“. ROBERT ROSSMANN<br />
te und war Teil des unübersichtlichen Nebeneinanders<br />
verschiedener Ämter.<br />
Besserer Informationsaustausch zwischen<br />
den Sicherheitsbehörden<br />
Der Informationsaustausch zwischen Verfassungsschutzämtern<br />
und zwischen diesenundderPolizeiwarimFalldesNeonazi-<br />
Terrorsunzureichend. Beim Geheimdienst<br />
spielt eine Rolle, dass viele Beamte ihrWissengenerellungernteilen.GesetzlicheVorgaben<br />
kommen dazu: So sind die Landesämter<br />
nicht verpflichtet, ihre Operationen<br />
dem Bundesamt zu melden. Und in der Zusammenarbeit<br />
mit der Polizei haben sich<br />
dieVerfassungsschützersogarbeiMordermittlungen<br />
hinter vermeintlichem DatenundQuellenschutzunddemTrennungsgebotverschanzenkönnen.VieleInnenpolitiker<br />
halten gesetzliche Klarstellungen und<br />
ein Kooperationsgebot für notwendig. Kritiker<br />
befürchten, dass die Sicherheitsbehörden<br />
am Ende noch mehr Daten sammeln<br />
und austauschen als bisher, zu Lasten<br />
der Bürgerrechte. Vor Kurzem haben<br />
Bundestag und Bundesrat bereits die Einrichtung<br />
einer Neonazi-Datei beschlossen.<br />
Risiken von V-Leuten begrenzen<br />
Viel Kritik gibt es am Einsatz von V-Leuten<br />
beim Verfassungsschutz. V-Leute sind in<br />
der jeweiligen Szene angeworbene Spitzel,<br />
die für Informationen bezahlt werden. Geheimdienstmitarbeiter<br />
halten einen Einsatz<br />
von V-Leuten für unabdingbar, um<br />
überhaupt einen Zugang zu bestimmten<br />
Gruppenzufinden.Kritikersehen darineine<br />
staatliche Subvention für Extremisten.<br />
Sie verlangen, auf die Spitzel zu verzichten<br />
undsichaufandereMethodenzubeschränken,<br />
wie Observation, Telefonüberwachung<br />
oder den Einsatz verdeckter Ermittler<br />
– also von Beamten, die in die Szene gehen.<br />
Eher mehrheitsfähig dürfte eine stärkere<br />
Kontrolle des V-Leute-Einsatzes sein.<br />
So könnte dieser von der Zustimmung eines<br />
Richters abhängig gemacht werden.<br />
Denkbar wäre auch, die parlamentarischenGremienvertraulich<br />
überV-Leutezu<br />
informieren, auch über deren Identität.<br />
Stärkere Kontrolle durch das Parlament<br />
Die Abgeordneten, die in parlamentarischen<br />
Kontrollgremien die Geheimdienste<br />
überwachen sollen, fühlen sich mit ihrer<br />
Aufgabe oft überfordert. Sie hängen stark<br />
ab von den Informationen, die ihnen die<br />
Dienste und die Regierung liefern. Sie haben<br />
nur wenige eigene Mitarbeiter, um<br />
selbst recherchieren und eine effektive<br />
Kontrolle wahrnehmen zu können. Die Abgeordneten<br />
der Opposition müssen zudem<br />
befürchten, dass die Regierungsfraktion<br />
sie anunangenehmen Recherchen hindert.<br />
Eine Reform könnte die Kontrollbefugnisse<br />
der einzelnen Abgeordneten ausweiten.<br />
Dafürwäreeswohlnotwendig,invielenFällen<br />
den Geheimnisschutz weniger restrik-<br />
München – Der Kauf einer Steuer-CD mit<br />
Daten von etwa 1000 Kunden des Zürcher<br />
AblegersderPrivatbankCouttsdurchnordrhein-westfälische<br />
Finanzbehörden wird<br />
vermutlich politische Konsequenzen haben.<br />
Denn nach diesem Geschäft ist es<br />
noch unwahrscheinlicher geworden, dass<br />
das Steuerabkommen zwischen Deutschland<br />
und der Schweiz wie geplant am 1. Januar<br />
2013 in Kraft treten kann.<br />
Dem im September 2011 unterschriebenen<br />
– aber noch nicht ratifizierten – Abkommen<br />
könne Nordrhein-Westfalen in<br />
der ausgehandelten Form nicht zustimmen,<br />
erklärte der Düsseldorfer Finanzminister<br />
Norbert Walter-Borjahns (SPD) am<br />
Wochenende. „Ohne Zustimmung der rotgrün<br />
geführten Länder im Bundesrat kann<br />
es nicht in Kraft treten. Da ist es nur folgerichtig,dasswirunsnichtschonjetztsoverhalten,<br />
als ob das Abkommen bereits gelten<br />
würde.“ Parallel zum Kauf der Coutts-<br />
CDprüfenNRW-ErmittlerweitereAngebote<br />
von Datenlieferanten. Schweizer Regierungskreise<br />
zeigten sich verärgert über<br />
Berlin – Dass es für Kristina Schröder besonders<br />
gut läuft, würde sich vermutlich<br />
nicht einmal ihr Sprecher zu behaupten<br />
trauen. Die Bundesfamilienministerin hat<br />
sich mit ihrem Einsatz für das Betreuungsgeld<br />
und gegen eine feste Frauenquote viele<br />
Feindinnen gemacht. Mit dem Buch<br />
„Danke, emanzipiert sind wir selber!“ verprellte<br />
sie dann auch noch die wohlmeinendsten<br />
Geschlechtsgenossinnen.<br />
Schlimmer geht’s nimmer, dachten ihre<br />
Kritikerinnen. Doch Kristina Schröder hat<br />
sie jetzt eines besseren belehrt.<br />
Die Christdemokratin hat die Spitze ihres<br />
Ministeriums an zwei wichtigen Stellen<br />
umgebaut – und damit einen neuen Proteststurm<br />
bis hinein in die eigenen Reihen<br />
ausgelöst. Zum Staatssekretär ernannte<br />
Schröder keine engagierte Frau, sondern<br />
den Niedersachsen Lutz Stroppe. Der<br />
MannwarjahrelangBüroleitervonAltkanzler<br />
Helmut Kohl. Gleichzeitig versetzte<br />
SchröderihrewichtigsteExpertinfürFrauenpolitik<br />
mit sofortiger Wirkung in den<br />
einstweiligen Ruhestand. Die 53-jährige<br />
Eva Maria Welskop-Deffaa leitete bisher<br />
Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm musste gehen – aber das allein reicht nicht für einen Neuanfang. FOTO: PETER/REUTERS<br />
tiv zu handhaben als heute. Derzeit haben<br />
die Parlamentarier wenig Möglichkeiten,<br />
Einblick in laufende Operationen der Geheimdienste<br />
zu gewinnen. Auch die Aktenführung<br />
in den Ämtern bedarf, wie die<br />
jüngsten Schredder-Aktionen gezeigt haben,<br />
einer strengeren Aufsicht.<br />
Einfluss des BKA ausweiten<br />
Bei den erfolglosen Ermittlungen zu der<br />
Mordserie, die nun der Zwickauer Zelle angelastet<br />
wird, hat das BKA zunächst nur<br />
„amKatzentisch“gesessen.SohabenesAbgeordnete<br />
im Untersuchungsausschuss<br />
des Bundestags formuliert. Eine Übernahme<br />
durch das BKA wäre keine Garantie dafür<br />
gewesen, die richtige Spur zu finden.<br />
Doch man hätte sich viele Reibereien zwischen<br />
den diversen Sonderkommissionen<br />
erspart. Deshalb plädieren manche Politi-<br />
den weiteren Kauf einer Steuer-CD. In dem<br />
Abkommen verzichten beide Länder auf<br />
den Erwerb solcher Datenträger. „Beide<br />
VertragspartnersindandasAbkommengebunden,<br />
solange der Ratifizierungsprozess<br />
läuft“, sagte der Sprecher des zuständigen<br />
Staatssekretariats für internationale Finanzfragen<br />
(SIF) der in Zürich erscheinenden<br />
Sonntagszeitung. Bundesfinanz-<br />
Staatssekretär Steffen Kampeter (CDU)<br />
sagtederZeitungNeueWestfälische:„Zwielichtige<br />
CD-Käufe sind kein dauerhaftes<br />
rechtsstaatliches Prinzip.“ Es könne nicht<br />
sein,dassNRWdasAbkommenimBundesrat<br />
blockiere und sich andererseits „als Robin<br />
Hood der Steuerzahler“ darstelle.<br />
Aber auch in der Schweiz ist das Abkommen<br />
nicht unumstritten. Verschiedene Organisationen<br />
haben ein Referendum auf<br />
den Weg gebracht. Falls die notwendigen<br />
50 000 Unterschriften zusammenkommen,<br />
wird die Schweiz im November über<br />
das Steuerabkommen mit Deutschland<br />
und über Abkommen mit Großbritannien<br />
und Österreich abstimmen.<br />
die Abteilung „Gleichstellung und Chancengleichheit“.SiewarfürvieleFrauenverbände<br />
so etwas wie die letzte Hoffnung im<br />
Schröder-Ministerium – entsprechend<br />
groß ist jetzt der Aufschrei.<br />
Die Sprecherinnen der 1600 kommunalenFrauenbeauftragteninDeutschlandbeklagen<br />
in einem gemeinsamen Brief an die<br />
Bundeskanzlerin das „bestürzende Signal“.<br />
Wegen des Rauswurfs der „äußerst<br />
kompetenten,gut informiertenundstrategischklugenAnsprechpartnerin“Welskop-<br />
Deffaa habe man „die Gewissheit verloren“,<br />
zusammen mit dem Ministerium an<br />
einem Ziel zu arbeiten. Die Gruppe der<br />
FraueninderUnionsfraktion(GdF)reagiertenichtminderentsetzt.OffenäußernwolltesichaberkeinederAbgeordneten,siestehen<br />
im Streit um Frauenquote und Betreuungsgeld<br />
schon jetzt unter erheblichem<br />
Druck.UndsosagteGdF-ChefinRitaPawelski<br />
lediglich: „Wir haben die Abteilungsleiterin<br />
als sehr kompetent erlebt.“ Über Kristina<br />
Schröder hat die GdF noch keine derartigen<br />
Komplimente verloren. Eine offizielle<br />
Begründung für den Rauswurf der Ab-<br />
ker dafür, die Ermittlungen routinemäßig<br />
dem BKA zu überlassen, wenn in einem<br />
Fall mehrere Bundesländer betroffen sind.<br />
Wie beim Verfassungsschutz könnten die<br />
Gewichte zwischen Bundesamt und Landeskriminalämtern<br />
neu verteilt werden.<br />
Ende des Jahres wird BKA-Chef Jörg Ziercke<br />
aus dem Amt scheiden. Sein Nachfolger<br />
soll Helmut Teichmann werden, meldetdieBild.EristderzeitChefdesLeitungsstabes<br />
im Verteidigungsministerium. Das<br />
Innenministerium teilte mit, es beteilige<br />
sich nicht an Personalspekulationen.<br />
Mehr Rechte für Generalbundesanwalt<br />
Bisher hat der Generalbundesanwalt (GBA)<br />
wenig Spielraum, um Fälle an sich zu ziehen.<br />
Neue Vorgaben könnten ihm klare Initiativrechte<br />
geben. Er dürfte dann selbst<br />
prüfenundbeurteilen,obeineTatetwawe-<br />
Nordrhein-Westfalen hat seit 2007 fünf<br />
CDs erworben mit Angaben über deutsche<br />
Steuerhinterzieher,dieihrGeldinLiechtenstein,<br />
der Schweiz oder Luxemburg gebunkert<br />
hatten. Das Land bezahlte dafür zwischen<br />
2,5 Millionen Euro und 4,6 Millionen<br />
Euro. In einem der Fälle bat der Lieferant<br />
um eine Spende an eine gemeinnützige Organisation;<br />
er wollte kein Geld für sich.<br />
Dem Kauf der neuen CD gingen nach Informationen<br />
der SZ zähe Preisverhandlungenvoraus.Der<br />
Unbekanntesoll3,5 Millionen<br />
Euro gefordert, aber am Ende weniger<br />
als drei Millionen Euro erhalten haben.<br />
„Auch für Steuersünder-CDs gibt es einen<br />
Markt“, sagt ein mit dem Sachverhalt vertrauter<br />
Experte. Zwar gehe es nun um teils<br />
große Vermögen im zweistelligen Millionenbereich,<br />
aber „jetzt ist möglicherweise<br />
gen des Verdachts eines terroristischen<br />
Hintergrunds in seine Zuständigkeit fiele.<br />
Derzeit ermittelt der GBA im Fall der Zwickauer<br />
Zelle. Bei den früheren Ermittlungen<br />
in der Mordserie blieb er außen vor.<br />
Die Ausbildung der Beamten verbessern<br />
Die Borniertheit, mit der manche Polizisten<br />
und Geheimdienstler in den Untersuchungsausschüssen<br />
auftreten, erschreckt<br />
Abgeordnete und Zuhörer. Für die Opfer<br />
rassistischer Übergriffe fehlt es manchen<br />
Beamtenoffenbar ander nötigenSensibilität<br />
und Vertrautheit im Umgang mit Einwanderern.<br />
Hilfreich könnte eine bessere<br />
Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter sein.<br />
DieterSchenk,Autor undeinstKriminaldirektor<br />
im BKA, spricht von einer „Ausbildungsinzucht“.<br />
Er fordert ein normales<br />
Universitätsstudium für die Beamten.<br />
die Zeit des Schlussverkaufs gekommen“.<br />
Falls das Abkommen doch ratifiziert würde,<br />
gebe es keinen Markt mehr.<br />
Das Bundesfinanzministerium war<br />
nicht in den Kauf eingebunden, wird aber<br />
die Hälfte der Kosten tragen. Den Rest teilen<br />
sich die Länder. Die betroffene Privatbank<br />
Coutts, eine Tochter der vor 320 Jahren<br />
gegründeten britischen Royal Bank of<br />
Scotland, ist die Hausbank derQueen. Ausgerechnet<br />
dieses Geldhaus soll bei der Prävention<br />
von Geldwäsche geschludert haben.<br />
Im Frühjahr beschuldigte die britische<br />
Finanzaufsicht die Bank, sie habe es<br />
versäumt,Vorsorge zutreffen,dassausländische<br />
Kunden schmutziges Geld über ihre<br />
Konten waschen konnten.<br />
Bemerkenswert an dem Kauf ist auch,<br />
dass seit Mitte November 2011 verschiedene<br />
deutsche Medien immer wieder über<br />
den geplanten Erwerb der CD berichtet haben,<br />
aber es – anders als in früheren Fällen<br />
– keine Welle von Selbstanzeigen gab. OffenbarspekuliertenAnlegerschwarzerVermögen,<br />
das Abkommen werde in Kraft tre-<br />
Rauswurf der letzten Hoffnung<br />
Familienministerin Kristina Schröder entlässt ihre wichtigste Gleichstellungsexpertin – Frauenverbände und Parteifreundinnen protestieren<br />
Ministerin Kristina Schröder soll die Entlassung<br />
im Bundestag erklären. FOTO: DAPD<br />
teilungsleiterin gibt es nicht, deshalb wird<br />
auchinderUnionmunterspekuliert:Dieeinen<br />
weisen darauf hin, dass Welskop-Deffaa<br />
von Schröders Vorgängerin Ursula von<br />
der Leyen zur Abteilungsleiterin ernannt<br />
worden sei und als deren Ziehkind gelte.<br />
Schröder und von der Leyen seien sich jedoch<br />
genauso innig verbunden wie Ségolène<br />
Royal und Valérie Trierweiler. Schröder<br />
habe Welskop-Deffaa deshalb nicht mehr<br />
in ihrer Nähe haben wollen.<br />
Andere sagen, Schröder habe in der Abteilungsleiterin<br />
ein U-Boot der Frauenunion<br />
in ihrem Ministerium gesehen. FrauenunionschefinMariaBöhmer<br />
undihre Stellvertreterin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
plädieren – anders als die Ministerin – für<br />
eine feste Frauenquote in Aufsichtsräten,<br />
das Betreuungsgeld sehen sie skeptisch.<br />
Was Schröder genau bewogen hat, weiß<br />
aber niemand aus erster Hand. Sicher ist<br />
nur, dass sich Welskop-Deffaa bei ihren<br />
Auftritten immer loyal gegenüber der Ministerin<br />
verhalten hat.<br />
Die Mutter dreier erwachsener Kinder<br />
hat zwar eine katholische Biografie. Vor ih-<br />
Dresden/Erfurt–Miteinemeher halbherzigen<br />
Dementi hat der sächsische VerfassungsschutzamWochenendeVorwürfezurückgewiesen,wonachderLandesgeheimdienst<br />
noch in jüngerer Zeit Unterlagen mit<br />
Bezug zum rechtsterroristischen Trio „Nationalsozialistischer<br />
Untergrund“ (NSU)<br />
vernichtet haben soll. Entsprechendes war<br />
ineinem Zeitungsberichtvom Samstag behauptetworden.<br />
Unterdessenhatnunauch<br />
ThüringeneineAktenaffäreimZusammenhang<br />
mit dem NSU-Komplex. So bestätigte<br />
die Landespolizeidirektion des Freistaats<br />
einen Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks,<br />
wonach in den vergangenen Tagen<br />
noch etwa 20 Aktenordner, die den NSU-<br />
Komplex betreffen, in Thüringer Polizeistellen<br />
aufgefunden worden seien, von derenExistenz<br />
diePolizeileitungzuvor offenbar<br />
keine Ahnung hatte.<br />
Bei den Unterlagen, insgesamt sollen es<br />
etwa1000Blatt sein, handelt essichum Ermittlungsmaterial,<br />
das die Staatsschützer<br />
im Zusammenhang mit dem „Thüringer<br />
Heimatschutz“ gesammelt hatten – jener<br />
rechtsextremistischen Organisation, der<br />
auchUweMundlos,UweBöhnhardtundBeate<br />
Zschäpe angehört hatten, bevor sie<br />
1998indenUntergrundabtauchten.Inwiefern<br />
die Akten wichtige Erkenntnisse zu<br />
den aktuellen Ermittlungen liefern können,<br />
ist unklar. Bemerkenswert an dem<br />
Fund ist, dass der Auftrag zur Aktensuche<br />
offensichtlich erst Anfang Juli im Rahmen<br />
einerUmstrukturierung der Thüringer Polizei<br />
ergangen war – zuvor hatte offenbar<br />
niemanddarangedacht,dassindenPolizeistellennochUnterlagenschlummernkönnten.<br />
Die Akten wurden entsprechend auch<br />
nicht der Schäfer-Kommission vorgelegt,<br />
die im Auftrag des Thüringer Innenministers<br />
in den vergangenen Monaten mögliche<br />
Pannen bei der Fahndung nach den<br />
drei Rechtsterroristen untersucht hatte.<br />
Auch die Aktenaffäre in Sachsen, als deren<br />
Folge vergangene Woche der Dresdner<br />
Verfassungschef Reinhard Boos seinen<br />
Rücktritt eingereicht hatte, bleibt unübersichtlich.Soistweiterhinunklar,welcheRelevanzzwei<br />
in dervergangenenWoche aufgefundeneAktenmitAbhörprotokollenhabenkönnten:DasichbislangkeineAuswertung<br />
zu den SMS- und Telefonprotokollen<br />
fand, die einen mutmaßlichen Unterstützer<br />
des Trios betrafen, wollen sich die Mitglieder<br />
der Parlamentarischen Kontrollkommission<br />
im Landtag am kommenden<br />
Freitag erneut mit dem Fund befassen.<br />
Unklar ist auch, ob beim sächsischen<br />
Verfassungsschutz möglicherweise doch<br />
wichtigeUnterlagen vernichtetwordenwaren.<br />
Einem Bericht der Leipziger Volkszeitung<br />
zufolge sollen noch im November 2011<br />
zweiOrdner geschreddertworden sein.Dazu<br />
bestätigte das Landesamt in einer Stellungnahme,<br />
dass aufgrund der gesetzlichen<br />
Pflichten personenbezogene Daten<br />
gelöscht wordenseien.Jedochgebees„keine<br />
Anhaltspunkte“, dass davon „auch AktenmitBezugzumFallkomplexNSUbetroffen<br />
sind“. CHRISTIANE KOHL<br />
Deals kurz vor Ladenschluss<br />
Nordrhein-Westfalen kauft eine CD mit Daten von Kunden einer Zürcher Bank. Viele hatten wohl vergeblich auf das mit der Schweiz ausgehandelte Steuerabkommen gehofft<br />
Düsseldorf will dem Abkommen<br />
mit der Schweiz in der jetzigen<br />
Fassung nicht mehr zustimmen<br />
Akten, von denen<br />
sie nichts ahnten<br />
Nach Sachsen offenbart Thüringen<br />
Pannen bei der NSU-Aufklärung<br />
ten, bevor die Fahnder ihre Ermittlungen<br />
einleitenkönnten.Dieneuen Ermittlungen<br />
werden erneut von der Steuerfahndung<br />
Wuppertalkoordiniert.DieSchweizerBundesanwaltschaft<br />
hatte im Frühjahr gegen<br />
zwei derWuppertalerFahnder sowiegegen<br />
einen Düsseldorfer Ermittler Haftbefehle<br />
erlassen. Die Fahnder sollen im Steuerfall<br />
der Credit Suisse <strong>angeblich</strong> „Gehilfenschaft“<br />
zum Datendiebstahl geleistet haben.<br />
Schweizer Behörden behaupten, die<br />
Fahnder hätten Unterlagen nachbestellt.<br />
Die Wuppertaler erklärten dagegen in internen<br />
Vermerken, sie hätten bei der Beschaffung<br />
keine aktive Rolle gespielt. Das<br />
Material sei ihnen angeboten worden. Die<br />
Anstiftung zum Beschaffen solcher Daten<br />
ist auch in Deutschland eine Straftat.<br />
Die Wuppertaler Ermittler haben bundesweit<br />
die größte Erfahrung mit diesem<br />
Metier. Sie koordinieren derzeit die Überprüfungen<br />
im Fall von etwa 1800 Kunden<br />
der Credit Suisse, die mit Hilfe von fingiertenLebensversicherungenSchwarzgeldgetarnt<br />
haben sollen. HANS LEYENDECKER<br />
rer Zeit im Ministerium war sie Grundsatzreferentin<br />
des Katholischen FrauenbundesundReferatsleiterinbeimZentralkomitee<br />
der Katholiken. Trotzdem genießt sie<br />
auch bei SPD und Grünen hohes Ansehen.<br />
Dank ihres Einsatzes für die Frauenpolitik<br />
sitzt sie in einer Vielzahl nationaler und internationaler<br />
Gremien. Unter anderem ist<br />
Welskop-Deffaa Verwaltungsratschefin<br />
des Europäischen Gleichstellungsinstituts<br />
in Vilnius.<br />
„Sie ist eine der am besten vernetzten<br />
Frauenpolitikerinnen“, sagt auch die stellvertretende<br />
Fraktionschefin der Grünen,<br />
Ekin Deligöz. Der Rauswurf zeige, „wie unsouverän<br />
Ministerin Schröder ist“. Die frühereFamilienausschuss-VorsitzendeKerstin<br />
Griese (SPD) hält es „für einen Skandal,<br />
dass eine kompetente Abteilungsleiterin<br />
ein Jahr vor der Wahl rausgeworfen wird“.<br />
GriesehatdeshalbeineAnfrageimBundestag<br />
gestellt. Bis Mitte der Woche muss das<br />
Ministerium jetzt erklären, „aus welchen<br />
politischen oder fachlichen Gründen“ es<br />
Welskop-Deffaa in den Ruhestand versetzt<br />
hat. ROBERT ROSSMANN
6 HF3 POLITIK<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
INLAND<br />
Neue Regeln für Beschneidung<br />
Berlin – Die Bundesregierung will die<br />
rituelle Beschneidung von Jungen möglichst<br />
bald gesetzlich regeln. Gesundheitsminister<br />
Daniel Bahr (FDP) plädiert<br />
für eine schnelle Lösung und<br />
prüft, ob eine entsprechende Änderung<br />
des Patientenrechts machbar ist. Der<br />
Druck ist groß: Der Zentralrat der Juden<br />
warnt vor drastischen Folgen für<br />
den Fall, dass die Beschneidung weiterhin<br />
als rechtswidrig eingestuft wird.<br />
Auch die Bundesärztekammer ermahnt<br />
die Politik. Das Landgericht Köln hatte<br />
die Beschneidung von Jungen im Juni<br />
als strafbare Körperverletzung gewertet.<br />
Das Urteil rief auch international<br />
Empörung hervor. Die Beschneidung<br />
hat sowohl im Judentum als auch im<br />
Islam eine lange Tradition. Bahr sagte,<br />
dass er die Beschneidung als Ausdruck<br />
religiöser Selbstbestimmung straffrei<br />
halten wolle. „Für mich ist die freie<br />
Ausübung der Religion ein ganz hohes<br />
Gut“, sagte er der Zeitung Die Welt.<br />
Deshalb sei die Unsicherheit nach dem<br />
Gerichtsurteil schnellstens abzubauen.<br />
Es werde nun diskutiert, „ob eine Legalisierung<br />
religiös begründeter Beschneidungen<br />
im Patientenrecht geregelt<br />
werden kann“, sagte Bahr. Man müsse<br />
aber abwarten, ob der Weg rechtlich<br />
überhaupt gangbar sei. DAPD R Seite 4<br />
Zoff um Grünen-Personal<br />
Berlin – Die Personalstreitigkeiten bei<br />
den Grünen weiten sich zur Zerreißprobe<br />
für die Parteispitze aus. Einem Bericht<br />
der Bild am Sonntag zufolge kam<br />
es vergangene Woche in einer Sitzung<br />
des Bundesvorstands zum Eklat. Weil<br />
Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke<br />
damit scheiterte, ihren Kandidaten für<br />
den Posten eines organisatorischen<br />
Geschäftsführers durchzusetzen, kündigte<br />
sie „Konsequenzen“ an. Teilnehmer<br />
verstanden das als Rücktrittsdrohung.<br />
Parteichefin Claudia Roth hatte<br />
zuvor einen ehemaligen persönlichen<br />
Mitarbeiter ins Rennen geschickt und<br />
die Abstimmung klar gewonnen. Auf<br />
Lemkes Reaktion hin lenkte Roth allerdings<br />
ein, das Gremium vertagte die<br />
Entscheidung. Der Streit, an dem auch<br />
Ko-Parteichef Cem Özdemir beteiligt<br />
war, wird in Parteikreisen als Auswuchs<br />
der Debatte über mögliche Spitzenkandidaten<br />
für die Bundestagswahl eingeordnet.<br />
Fraktionschef Jürgen Trittin<br />
befeuerte die Diskussion am Wochenende,<br />
indem er dem Tagesspiegel sagte:<br />
„Wir werden mit einem Spitzenduo in<br />
diese Wahl gehen.“ Zuletzt war über ein<br />
Trio aus ihm, Roth und Bundestagsvizepräsidentin<br />
Katrin Göring-Eckardt<br />
debattiert worden. HICK R Seite 4<br />
Salafist ausgeliefert<br />
München/Stuttgart – Ein aus Ulm<br />
stammender Salafist ist von der Türkei<br />
ausgeliefert und am Frankfurter Flughafen<br />
verhaftet worden. Die Stuttgarter<br />
Staatsanwaltschaft bestätigte am Wochenende<br />
Medienberichte, laut denen<br />
sie gegen den Mann wegen des Verdachts<br />
ermittelte, junge Islamisten als<br />
Kämpfer für den Heiligen Krieg angeworben<br />
zu haben. Danach soll es sich<br />
bei dem Verhafteten um den zum Islam<br />
konvertierten Deutschen Peter B. handeln.<br />
Wie der Spiegel berichtet, hatte<br />
sich der 31-jährige Ulmer mit seiner<br />
Familie in das afghanisch-pakistanische<br />
Grenzgebiet nach Waziristan abgesetzt,<br />
wo er untergetaucht war. Bei der<br />
Rückkehr soll er aus Iran illegal in die<br />
Türkei eingereist und in einer Wohnung<br />
in einem Istanbuler Vorort festgenommen<br />
worden sein. Peter B. gehörte zu<br />
einer Gruppe radikaler Islamisten,<br />
die sich im 2005 geschlossenen Multikulturhaus<br />
im bayerischen Neu-Ulm<br />
(FOTO: DPA) versammelt hatten. Dort stand<br />
er unter anderem mit den 2010 verurteilten<br />
Terroristen der „Sauerland-<br />
Gruppe“ in Kontakt. DPA, SZ<br />
Zweifel an Energiewende<br />
Berlin - Bundesumweltminister Peter<br />
Altmaier (CDU) hat erstmals in Frage<br />
gestellt, ob sich die Energiewende so<br />
schnell wie geplant umsetzen lässt. Er<br />
habe Zweifel, ob sich der Stromverbrauch<br />
bis 2020 wirklich um zehn Prozent<br />
senken lasse, sagte der CDU-Politiker<br />
der Bild am Sonntag. Dies sei nur<br />
mit riesigen Anstrengungen zu schaffen.<br />
Die Politik müsse sich auch darum<br />
kümmern, „dass die Energiepreise für<br />
Bürger und Wirtschaft nicht über das<br />
absolut notwendige Maß hinaus steigen“,<br />
sagte der Bundesumweltminister.<br />
Ein bezahlbarer Strompreis habe höchste<br />
Priorität. Der SPD-Vorsitzende Sigmar<br />
Gabriel forderte, Kanzlerin Angela<br />
Merkel müsse eine „Energiewende-<br />
Agentur“ schaffen. Darin sollten Wirtschaft,<br />
Verbraucherverbände und Länder<br />
der Politik Vorschläge machen. Die<br />
CSU sprach sich dafür aus, nach den<br />
nächsten Bundestagswahlen ein eigenständiges<br />
Bundesenergieministerium<br />
einzurichten. TÖ<br />
VON KLAUS BRILL<br />
Warschau – Miroslav Kalousek ist kein<br />
Mann von sanfter Wesensart. Der tschechische<br />
Finanzminister ist bekannt dafür,<br />
dass er gelegentlich in Wut gerät und dann<br />
sehr deutlich wird, mitunter sogar handgreiflich.<br />
Im vorigen September beschimpfte<br />
ihn ein junger Mann unweit des<br />
Parlaments in Prag auf der Straße als<br />
„Scheißkerl“ und „Verbrecher“ – worauf<br />
ihm der Beleidigte eigenhändig mehrmals<br />
ins Gesicht schlug. Er rechtfertigte die Ohrfeigen<br />
hinterher als „pädagogische Maßnahme“.<br />
Der Vorfall wurde aufgezeichnet, das Video<br />
den Medien zugespielt. Und wieder geriet<br />
Kalousek darüber in Rage. Den Abgeordneten<br />
Petr Skokan von der neuen populistischen<br />
Partei Öffentliche Angelegenheiten<br />
(VV) verdächtigte er, den Vorfall publik<br />
gemacht zu haben, und rief ihn an. Wie Skokan<br />
am Wochenende berichtete, beschimpfte<br />
der Minister ihn als „Dummkopf“,<br />
als „Pisser“ und „Idioten“ und drohte:<br />
„Wenn du vor mir keine Angst hast,<br />
dann polier‘ ich dir morgen die Fresse.“<br />
Man könnte den Satz auch so übersetzen:<br />
„Dann schlage ich dir die Schnauze ein.“<br />
Es ist kein Zufall, dass der Vorfall gerade<br />
jetzt bekannt wurde, obwohl er eine Weile<br />
zurückliegt. In diesen Tagen nämlich steht<br />
München – Ein paar Klicks genügen, und<br />
Tausende Adressen landen im Warenkorb.<br />
Bei anderen Online-Shops kann man Bücher<br />
oder Schuhe kaufen, und bei Schober,<br />
dem deutschen Marktführer für dieses Geschäftsfeld,<br />
kann man eben Adressen bequem<br />
am Computer ordern. Schober hat<br />
zum Beispiel 17 700 Adressen von 18- bis<br />
30-jährigen Berlinern im Angebot, sie wären<br />
für 5000 Euro zu haben. Und die Privatadressen<br />
von Berlinern, die in Hochhäusern<br />
wohnen? Es gäbe 2500 Stück für 1800<br />
Euro. Telefonnummern kosten extra: 871<br />
Nummern, 13 Cent das Stück, 110 Euro.<br />
Der Handel mit privaten Daten ist heute<br />
einfach, und er ist für werbetreibende Unternehmen<br />
enorm wichtig. So gut wie alle<br />
Unternehmen greifen auf die Daten von<br />
Adresshändlern und -vermietern, die auch<br />
„Listbroker“ genannt werden, zurück –<br />
und sind bereit, dafür viel Geld auszugeben.<br />
Und es geht nicht nur um Adressen: In<br />
den Listen der Anbieter können auch Alter,<br />
Lebensumstände und Vorlieben verzeichnet<br />
sein, damit die Datenkäufer sehr genau<br />
potenzielle Kunden ansprechen können. In<br />
der Branche nennt man diese Dienstleistung„Kunden-Informationsmanagement“.<br />
Laut dem Deutschen Dialogmarketing<br />
Verband, der Lobbyorganisation der<br />
Branche, haben Unternehmen im vergangenen<br />
Jahr 27,7 Milliarden Euro in persönlich<br />
adressierte Werbung investiert, genau<br />
so viel wie in klassische Werbung.<br />
„Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, in<br />
einer Datenbank verzeichnet zu sein“, sagt<br />
Helga Zander-Hayat von der Verbraucherzentrale<br />
Nordrhein-Westfalen. Denn einerseits<br />
nutzen Unternehmen die eigenen<br />
Kundendaten selbst für Werbung, andererseits<br />
beschaffen sie sich neue Daten von<br />
Adresshändlern, um neue Kunden zu gewinnen.<br />
Auf verschiedenen Wegen also landen<br />
Kundeninformationen in Datenbanken,<br />
werden weiterverkauft oder auch für<br />
einen bestimmten Zeitraum vermietet. Jeden<br />
Tag, tausendmal.<br />
Obwohl also wahrscheinlich die Daten<br />
fast jeden Bürgers gehandelt werden, sind<br />
Kalousek erneut im Kreuzfeuer öffentlicher<br />
Auseinandersetzungen, weil er in einer<br />
anderen, politisch weit brisanteren Angelegenheit<br />
ebenfalls erzürnt zum Telefon<br />
gegriffen und losgepoltert haben soll. Der<br />
Fall betrifft eine neue Korruptionsaffäre<br />
und könnte wegen seiner Sprengwirkung<br />
die tschechische Regierung ins Wanken<br />
bringen.<br />
Seit Wochen kreist die Debatte der tschechischen<br />
Politik um vier militärische Transportflugzeuge,<br />
die die Armee 2009 von<br />
dem spanischen Hersteller EADS CASA für<br />
132 Millionen Euro <strong>gekauft</strong> hatte. Den zuständigen<br />
Beamten und Politikern, an ihrer<br />
Spitze die damalige Verteidigungsministerin<br />
Vlasta Parkanova, wird jetzt von<br />
der Polizei vorgeworfen, einen weit überhöhten<br />
Preis gezahlt zu haben, er hätte mindestens<br />
26 Millionen Euro niedriger liegen<br />
können. Im Hintergrund wird Korruption<br />
vermutet.<br />
Ein Experte im Verteidigungsministerium<br />
hatte schon 2009 vor dem Kauf gewarnt<br />
und der Polizei erklärt, auf den Generalstab<br />
sei vom früheren Verteidigungsmi-<br />
die Namen der Marktführer weitgehend unbekannt<br />
– zwar gibt es eine beständige Debatte<br />
über die Tücken des Datenhandels,<br />
aber kaum einer kennt Schober, die Bertelsmann-Tochter<br />
AZ Direkt oder das Unternehmen<br />
Acxiom. Insgesamt bieten mehr<br />
als 1000 deutsche Adresshändler Informationen<br />
für die Werbeindustrie: Schober etwa<br />
wirbt allein in Deutschland mit einem<br />
Angebot von mehr als vier Millionen Firmenadressen,<br />
50 Millionen Privatadressen<br />
und sechs Millionen sogenannten Lifestyle-Adressen<br />
von „Reagierern“. Das sind<br />
Menschen, die explizit an Umfragen teilgenommen<br />
haben, über welche die Händler<br />
also besonders viel wissen.<br />
Und was ist mit dem überwiegenden<br />
Teil der Bürger, die keine „Reagierer“ sind?<br />
Die Branche kennt vielfältige legale Wege,<br />
um auch an deren Informationen zu gelangen.<br />
Dazu müssen nicht einmal die Adressen<br />
der Melderegister befragt werden –<br />
das wäre aufwendig, langwierig, teuer. Es<br />
geht einfacher: etwa über offen zugängli-<br />
Mann fürs Grobe<br />
Der tschechische Finanzminister Miroslav Kalousek ist dafür bekannt, dass er zuweilen Gegner und Kritiker beleidigt oder<br />
gar handgreiflich wird – nun steht er im Zentrum einer Korruptionsaffäre, die die ganze Prager Regierung ins Wanken bringen könnte<br />
Militärflugzeuge sollen<br />
zu einem überhöhten Preis<br />
ein<strong>gekauft</strong> worden sein<br />
nister Martin Barak, einem Politiker der<br />
konservativen Bürgerpartei (ODS), politischer<br />
Druck ausgeübt worden. Der Experte<br />
wurde danach vom Amt suspendiert und<br />
wird heute von der Polizei geschützt.<br />
Ins Visier der Ermittler geriet auch die<br />
Verteidigungsministerin Parkanova, die<br />
versäumt haben soll, weitere Meinungen<br />
von Fachleuten einzuholen. Diese Frage ist<br />
unter Juristen hoch umstritten, Parkanova<br />
wehrte sich vehement gegen diesen Vorwurf,<br />
und sie wurde darin von ihrem Parteikollegen<br />
Miroslav Kalousek, dem Finanzminister,<br />
unterstützt. Die Polizeidokumente<br />
seien voller Fehler, sagte Parkanova. Einem<br />
Antrag auf Aufhebung ihrer Immunität<br />
widersprach sie, doch kam sie damit gegen<br />
die Mehrheit der Abgeordneten im Parlament<br />
nicht durch.<br />
Die Affäre hat sich von ihrem Ausgang<br />
mittlerweile weit entfernt, nachdem Kalousek<br />
wegen der Ermittlungen gegen die Parteifreundin<br />
erklärt hatte, dies sei „der Beginn<br />
eines Polizeistaats und ein beispielloser<br />
Angriff auf das demokratische System“.<br />
Außerdem rief er, wie die Prager Presse<br />
bald erfuhr, bei zwei der Polizeiermittler<br />
an und beschimpfte sie, einem drohte er <strong>angeblich</strong><br />
sogar mit Entlassung. Nicht genug<br />
damit: Vor ein paar Tagen kontaktierte der<br />
Finanzminister per Telefon auch den obersten<br />
tschechischen Polizeichef Petr Lessy<br />
che Verzeichnisse, beispielsweise Handeloder<br />
Vereinsregister, und Telefonbücher.<br />
Außerdem gibt es Quellen, bei denen der<br />
Kunde die Daten von sich aus Preis gibt,<br />
wissentlich oder unwissentlich: etwa bei<br />
Gewinnspielen und Preisausschreiben<br />
oder als Teilnehmer an Rabattsystemen im<br />
Einzelhandel. Schober setzt auch sogenannte<br />
Rechercheure ein, die in die Wohngebiete<br />
gehen und die Leute direkt an der<br />
Haustüre befragen.<br />
Angereichert werden diese Angaben<br />
dann mit wissenschaftlichen und statistischen<br />
Erkenntnissen. Das Kraftfahrtbundesamt<br />
zum Beispiel weiß genau, in welcher<br />
Region eher ausländische Fabrikate<br />
oder Wagen mit hoher PS-Zahl gefahren<br />
werden. Alle diese Daten sind offen zugänglich,<br />
„Data-Mining“ heißt die Suche danach.<br />
Damit können die Händler eine sehr<br />
genaue Informations-Landkarte erstellen.<br />
Und je detaillierter die Informationen über<br />
eine Zielgruppe sind, desto genauer kann<br />
die Werbung gestaltet werden. So wird sich<br />
FOTO: URIEL SINAI/GETTY IMAGES<br />
und machte auch diesem heftige Vorhaltungen.<br />
Als dies vor ein paar Tagen bekannt wurde,<br />
war der Skandal um die überteuerten<br />
Flugzeuge endgültig zur Kalousek-Affäre<br />
mutiert. Der Fall ist deshalb von besonderem<br />
politischem Reiz, weil Kalousek und<br />
Parkanova, zwei ehemalige Christdemokraten,<br />
heute beide der neuen Partei TOP<br />
09 angehören, die vor zwei Jahren erstmals<br />
Wird bei Meinungsverschiedenheiten mitunter<br />
rabiat: Miroslav Kalousek FOTO: DPA<br />
17 000 Adressen für 5000 Euro<br />
Der Handel mit privaten Daten ist ein Milliardengeschäft, die Anbieter haben viele Möglichkeiten, an Informationen zu gelangen<br />
Ganz legal und einfach zugänglich sind auch Daten des Kraftfahrtbundesamts – es<br />
weiß zum Beispiel, wo viele Bürger Autos mit starken Motoren fahren. FOTO: DAPD<br />
ein 45-jähriger Banker aus einem noblen<br />
Vorort eher einen Sportwagen kaufen als eine<br />
20-jährige Studentin. Datenbestände<br />
spezieller Zielgruppen sind daher teuer,<br />
das Geschäft damit lukrativ.<br />
„Man muss schon sehr viel anstellen,<br />
um nicht in das System reinzukommen“,<br />
sagt Verbraucherschützerin Zander-Hayat.<br />
Sie warnt vor Datenmissbrauch und<br />
fürchtet die Sammelwut der Listbroker.<br />
Aber man kann Vorkehrungen treffen.<br />
„Das oberste Gebot muss sein: Üben Sie Zurückhaltung<br />
bei der Weitergabe ihrer Daten“,<br />
sagt Zander-Hayat. Bei Werbeanrufen<br />
und Haushaltsumfragen: unhöflich<br />
sein, auflegen. Bei Gewinnspielen und Verträgen:<br />
Hinweise, dass die Daten für Werbezwecke<br />
genutzt werden dürfen, streichen.<br />
Und schließlich hat jedermann das Recht,<br />
bei Unternehmen zu erfragen, welche Daten<br />
gespeichert sind und an wen diese weiterverkauft<br />
wurden. Die Verbraucherzentralen<br />
halten dazu im Internet Musterbriefe<br />
bereit. MATHIAS WEBER<br />
Ämter und Daten<br />
BundestagsabgeordnetevonUnionundFDP<br />
habendenumstrittenen EntwurffüreinneuesMeldegesetzverteidigt.„DasvomBundestag<br />
verabschiedete Gesetz stellt eine deutlicheVerbesserungdergegenwärtigenDatenschutzregelung<br />
im Meldegesetz dar“, sagte<br />
der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl der<br />
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.<br />
Sinn des neuen Meldegesetzes sind bundesweit<br />
einheitliche Regeln für den Umgang<br />
mit Bürgerdaten in den Ämtern. Der vom<br />
Bundestag Ende Juni beschlossene Entwurf<br />
sieht vor, dass Meldeämter Namen und<br />
Adressen ohne ausdrückliche Zustimmung<br />
zu Werbezwecken an Firmen weitergeben<br />
dürfen.Diesistauch nachderzeitigerRechtslage<br />
möglich. Der ursprüngliche Gesetzentwurf<br />
aus dem Bundesinnenministerium sah<br />
jedoch eine Datenweitergabe nur vor, wenn<br />
der Bürger ausdrücklich einwilligt. DPA<br />
Protest in Tel Aviv<br />
Vor einem Jahr begannen in Israel die Massenproteste<br />
gegen hohe Immobilienpreise<br />
und soziale Ungerechtigkeiten. Am Samstag<br />
fanden sich zum Jahrestag wieder Tausende<br />
Menschen auf den Straßen von Tel<br />
Aviv zusammen und forderten einen Rücktritt<br />
der Regierung. Die Demonstranten trugen<br />
Transparente, auf denen sie soziale Gerechtigkeit<br />
für alle forderten. Dabei kam es<br />
zu einem schweren Zwischenfall. Ein 40<br />
Jahre alter Mann zündete sich selbst an, er<br />
wurde mit starken Verbrennungen ins<br />
Krankenhaus gebracht. Zuvor hatte er ein<br />
Schreiben verteilt, in dem er Regierungschef<br />
Benjamin Netanjahu und Finanzminister<br />
Juval Steinitz vorwirft, für die „ständige<br />
Demütigung“ der Israelis verantwortlich<br />
zu sein. „Sie nehmen von den Armen und<br />
geben es den Reichen“, heißt es darin. Im<br />
Sommer 2011 waren bei einer in der Geschichte<br />
Israels einmaligen Protestbewegung<br />
über Wochen Hunderttausende Menschen<br />
auf die Straße gegangen. Sie hatten<br />
unter anderem gegen Wohnungsnot und<br />
gestiegene Lebenshaltungskosten demonstriert.<br />
Die Regierung versprach daraufhin<br />
zahlreiche Reformen, bislang wurden aber<br />
nur wenige davon umgesetzt. Die Organisatoren<br />
der Proteste vom Samstag hatten daher<br />
auf deutlich mehr Teilnehmer und auf<br />
eine Neuauflage der Proteste vom vergangenen<br />
Sommer gehofft. SZ<br />
ins Parlament kam und zusammen mit den<br />
Bürgerdemokraten und Teilen der populistischen<br />
Partei VV dort eine fragile Mehrheit<br />
hat. Parteichef ist Fürst Karel Schwarzenberg,<br />
als eigentlicher Macher und Gründer<br />
der Partei gilt aber Kalousek, der wegen früherer<br />
Affären indes weit weniger populär<br />
ist als Schwarzenberg. Im Unterschied zu<br />
anderen Parteien war TOP 09 bisher von<br />
Skandalen verschont geblieben, doch damit<br />
ist es jetzt vorbei.<br />
Die Opposition hat einen<br />
Misstrauensantrag<br />
eingebracht<br />
Die sozialdemokratische Opposition hat<br />
wegen Kalouseks Eingriff in die Ermittlungen<br />
dessen Entlassung verlangt und einen<br />
Misstrauensantrag gegen die Regierung<br />
eingebracht, der in den nächsten Tagen zur<br />
Abstimmung kommt. Zwar hat das Regierungslager<br />
eine knappe Mehrheit, doch<br />
sorgt sich Parteichef Schwarzenberg offenbar<br />
darüber, es könnten auch Abgeordnete<br />
der Koalitionspartner versucht sein, dem<br />
Finanzminister einen Denkzettel zu verpassen.<br />
Deshalb erklärte er, ohne Kalousek<br />
könne er sich ein Verbleiben von TOP 09 in<br />
der Regierung nicht vorstellen. Es wäre das<br />
Ende der Koalition.<br />
CDU-Abgeordnete<br />
bilden Großstadt-Gruppe<br />
Berlin – Etwa 20 CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
aus Großstädten haben sich zu einem<br />
Gesprächskreis zusammengefunden,<br />
um gemeinsam eine Metropolen-Strategie<br />
zu entwickeln. Die Christdemokraten hatten<br />
zuletzt in mehreren Großstädten schwere<br />
Niederlagen erlitten. Der Hamburger Abgeordnete<br />
und CDU-Vorsitzende Marcus<br />
Weinberg sagte der Süddeutschen Zeitung,<br />
in den Großstädten stehe die Union vor besonderen<br />
Herausforderungen. Ziel des Gesprächskreises<br />
könne es deshalb sein, „spezielle<br />
Strategien und Kampagnen für die<br />
Metropolen zu entwickeln“. Dies werde natürlich<br />
„gemeinsam mit der CDU“ geschehen.<br />
Weinberg grenzte sich damit vom konservativen<br />
Berliner Kreis ab, in dem sich<br />
ebenfalls etwa 20 Unionsabgeordnete zusammengefunden<br />
haben. Anders als der<br />
Berliner Kreis wolle man sich nicht fest als<br />
parteiinterne Gruppe institutionalisieren.<br />
Bei der Runde der Abgeordneten aus<br />
den Großstädten handele es sich lediglich<br />
um einen „lockeren Gesprächskreis“, in<br />
dem man sich austausche. Das erste Treffen<br />
habe zwanglos im Restaurant des Bundestags<br />
stattgefunden. Weinberg sagte,<br />
„die Frankfurter CDU sei zwar eine andere<br />
CDU als die Hamburger CDU oder die Leipziger<br />
CDU“. Trotzdem gebe es viele gemeinsame<br />
Probleme und Herausforderungen.<br />
Im Herbst wolle man sich deshalb treffen,<br />
um „vertieft darüber zu reden, was einen<br />
verbindet“.<br />
Initiator der neuen Metropolen-Gruppe<br />
ist der Frankfurter CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Matthias Zimmer. Dem HamburgerAbendblatt<br />
sagte Zimmer, ein CDU-Kandidat<br />
in einer Großstadt müsse „auch für<br />
die Grünen wählbar sein“. Die Grünen seien<br />
„in den Großstädten besonders präsent“,<br />
die CDU müsse sich mit ihnen dort<br />
deshalb „stärker auseinandersetzen“. Zimmer<br />
forderte außerdem eine „zeitgemäße<br />
CDU-Großstadtpolitik beim Thema Drogen“<br />
sowie klare Positionen seiner Partei etwa<br />
zum Steuerrecht für gleichgeschlechtlichen<br />
Lebenspartnerschaften oder gegenüber<br />
der zunehmenden „Eventkultur“ in<br />
Großstädten. ROBERT ROSSMANN
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 POLITIK<br />
HF2 7<br />
AUSLAND<br />
Vorwürfe gegen Romney<br />
Washington – Knapp vier Monate vor<br />
der Präsidentenwahl wird die Debatte<br />
der Kandidaten aggressiver. Amtsinhaber<br />
Barack Obama warf seinem designierten<br />
Herausforderer Mitt Romney<br />
am Samstag auf einer Wahlkampfveranstaltung<br />
und in Fernsehspots vor, der<br />
Republikaner sei für die Verlagerung<br />
von Jobs ins Ausland verantwortlich.<br />
Die Vorwürfe konzentrieren sich auf<br />
den Zeitraum 1999 bis 2002, in dem<br />
Romney entgegen eigener Aussagen in<br />
der Firma Bain Capital tätig gewesen<br />
sein soll. Die Zeitung Boston Globe war<br />
auf offizielle Dokumente gestoßen, die<br />
dies belegen sollen. Der Zeitraum könnte<br />
deshalb eine Rolle spielen, weil Bain<br />
Capital in Firmen investiert haben soll,<br />
die nach 1999 Arbeitsplätze ins Ausland<br />
verlagerten. Mitt Romney wehrte sich.<br />
Nach Februar 1999 habe er in der Firma<br />
„absolut keine Rolle“ mehr gespielt,<br />
sagte er dem Sender CNN. Dem Sender<br />
ABC News sagte Romney, Obama müsse<br />
sich „für die Art von Attacken seines<br />
Teams entschuldigen“. Daneben wird<br />
Romney vorgeworfen, „Millionen auf<br />
Schweizer Konten“ zu haben und sein<br />
Geld in Steuerparadiesen in der Karibik<br />
anzulegen. AFP R Seite 4<br />
Flüchtlinge festgenommen<br />
Colombo – Sri Lankas Behörden haben<br />
131 Bootsflüchtlinge auf dem Weg nach<br />
Australien festgenommen. Die Marine<br />
habe am Samstag einen Fischtrawler<br />
mit 109 Menschen an Bord vor der Ostküste<br />
Sri Lankas geortet und in den<br />
Hafen Trincomalee 260 Kilometer nordöstlich<br />
von Colombo gebracht, teilten<br />
Marine- und Polizeibeamte mit. Das<br />
Boot wurde demnach beschlagnahmt.<br />
Zudem seien weitere 22 mutmaßliche<br />
Flüchtlinge unter dem Verdacht festgenommen<br />
worden, die Insel illegal an<br />
Bord eines anderen Trawlers verlassen<br />
zu wollen. In Sri Lanka wurden in den<br />
vergangenen Tagen damit mehr als<br />
250 Menschen unter dem Vorwurf festgenommen,<br />
illegal das Land verlassen<br />
zu wollen. Zuletzt waren mehrere Boote<br />
mit illegalen Einwanderern aus Sri Lanka<br />
und anderen Ländern auf dem Weg<br />
nach Australien gesunken. AFP<br />
Gedenken an Reagan<br />
Danzig – In der polnischen Stadt Danzig<br />
ist eine Statue zu Ehren des früheren<br />
US-Präsidenten Ronald Reagan und<br />
für Papst Johannes Paul II. enthüllt<br />
worden . Damit sollen die Verdienste<br />
der beiden Männer im Kampf gegen<br />
den Kommunismus in Polen gewürdigt<br />
werden. Die Statue (FOTO: AP) wurde am<br />
Samstag im Beisein von etwa 120 früheren<br />
Aktivisten der Gewerkschaft Solidarnosc<br />
enthüllt. Viele von ihnen waren in<br />
Achtzigerjahren wegen der Organisation<br />
oder Teilnahme an Protestaktionen<br />
gegen das damalige kommunistische<br />
Regime inhaftiert. Die neue Bronzestatue<br />
wurde von einem Foto inspiriert,<br />
das 1987 während eines Besuchs des<br />
damaligen Papstes Johannes Paul II. in<br />
den USA gemacht worden war. DAPD<br />
Millionen für Jesus<br />
São Paulo – Eine Million Christen haben<br />
sich in der brasilianischen Stadt<br />
São Paulo am Samstag an einem<br />
„Marsch für Jesus“ beteiligt. Die Veranstaltung,<br />
die von der evangelikalen<br />
Bewegung „Wiedergeboren in Christi“<br />
organisiert wird, zieht jährlich Gläubige<br />
aus ganz Lateinamerika an. Die Organisatoren,<br />
die den Marsch als „größtes<br />
christliches Ereignis weltweit“ bezeichnen,<br />
erwarteten am Wochenende fünf<br />
Millionen Teilnehmer. 22 Prozent der<br />
Brasilianer sind Anhänger der Pfingstkirchen.<br />
Knapp 65 Prozent der etwa<br />
190 Millionen Einwohner zählen sich<br />
zum katholischen Glauben. Jedoch ist<br />
ihr Anteil an der Bevölkerung in den<br />
letzten zehn Jahren um circa zehn Prozentpunkte<br />
geschrumpft, die Evangelikalen<br />
legten durch intensive Missionierung<br />
im gleichen Zeitraum um knapp<br />
sieben Prozentpunkte zu. DAPD, EPD<br />
Neuer strategischer Ansatz<br />
Addis Abeba – Sudan und Südsudan<br />
wollen ihren Konflikt über Öl und Grenzziehung<br />
friedlich beilegen. Dies betonten<br />
die Präsidenten der beiden Staaten,<br />
Omar Hassan al-Baschir und Salva Kiir,<br />
nach ihrem ersten Treffen seit mehr als<br />
einem halben Jahr am Samstag am<br />
Rande des Gipfels der Afrikanischen<br />
Union. Sie suchten mit „einem neuen<br />
strategischen Ansatz“ eine umfassende<br />
Lösung aller offenen Fragen, betonte<br />
der Chefunterhändler von Südsudan,<br />
Pagan Aman. Die Präsidenten haben<br />
nach den Worten Amans ihre Verhandlungsdelegationen<br />
angewiesen, bis zum<br />
2. August Lösungen für Konfliktthemen<br />
zu finden. Der UN-Sicherheitsrat hatte<br />
den Konfliktparteien Sanktionen angedroht,<br />
wenn der Konflikt bis dahin nicht<br />
friedlich beigelegt wird. DPA<br />
Zwischen Gott<br />
und Vaterland<br />
Es sollte eine Annäherung zwischen Kirche und Staat werden –<br />
doch dann führt eine Weihezeremonie in Shanghai zum Eklat<br />
VON CHRISTOPH GIESEN<br />
Berlin – Die Sankt-Ignatius-Kathedrale<br />
im Shanghaier Stadtteil Xuhui ist ein imposanter<br />
Backsteinbau. 1905 legten französische<br />
Jesuiten den Grundstein für die Kirche.<br />
Fünf Jahre dauerten die Bauarbeiten.<br />
Lange Zeit war die Kathedrale das höchste<br />
Gebäude im Umkreis, ein Wahrzeichen Gottes<br />
auch noch im kommunistischen China.<br />
1989 hielt Bischof Aloysius Jin Luxian in<br />
der einst größten Kathedrale des Fernen<br />
Ostens die erste chinesischsprachige Messe<br />
in der Volksrepublik. Heute ist die Kathedrale<br />
von unzähligen Hochhäusern eingekesselt,<br />
sie wirkt ein wenig verloren zwischen<br />
all den Wolkenkratzern.<br />
Am vorvergangenen Samstag stand die<br />
Sankt-Ignatius jedoch wieder einmal im<br />
Fokus. Der 44-jährige Thaddeus Ma Daqin<br />
sollte zum Weihbischof der Diözese Shanghai<br />
geweiht werden. Er wurde als möglicher<br />
Nachfolger für den 96-jährigen Bischof<br />
Aloysius Jin Luxian gehandelt, einen<br />
der einflussreichsten Bischöfe der offiziellen<br />
katholischen Kirche Chinas. Eigentlich<br />
galt Mas Weihe als eine löbliche Annäherung<br />
zwischen der katholischen Kirche<br />
und Chinas Behörden: Sowohl die staatliche<br />
Religionsbehörde als auch Papst Benedikt<br />
hatten Mas Ernennung zugestimmt.<br />
Gegen Ende der Weihezeremonie kam<br />
es jedoch zum Eklat: „Vom Moment meiner<br />
Weihe an“, rief Ma den mehr als 1000 Gläubigen<br />
in der Kathedrale zu, „ist es für mich<br />
nicht mehr angemessen, ein Mitglied der<br />
Patriotischen Katholischen Vereinigung zu<br />
sein“. Einige Gemeindemitglieder hielten<br />
die Ansprache auf Video fest und luden sie<br />
später im Internet hoch. Bereits wenige<br />
Stunden nach seiner Kritik an der offiziellen<br />
Kirche wurde Ma in ein 30 Kilometer<br />
von Shanghai entferntes Kloster gebracht.<br />
Öffentlich zu Wort gemeldet hat er sich seitdem<br />
nicht. Nur ein paar kryptische SMS, in<br />
denen er von „Erschöpfung“ und „Meditation“<br />
schreibt, erreichten seine Glaubensbrüder.<br />
Ob er die Kurznachrichten wirklich<br />
selbst getippt hat, ist unklar.<br />
Statt den Konflikt zwischen Rom und Peking<br />
zu besänftigen, hat ihn Mas Kirchenaustritt<br />
wieder entflammen lassen. Der Vatikan<br />
nannte es bedauerlich, dass nach der<br />
Ordination eine „anomale Situation“ entstanden<br />
sei. Diese sei „nicht positiv“, erklärte<br />
Vatikansprecher Federico Lombardi.<br />
Die Beziehungen zwischen dem Vatikan<br />
und der chinesischen Regierung sind seit<br />
Jahrzehnten schwierig. Wie überall auf der<br />
Welt besteht der Vatikan darauf, ohne jeglichen<br />
staatlichen Einfluss Bischöfe ernennen<br />
zu dürfen. Der chinesische Staat lehnt<br />
das als eine Einmischung in innere Angelegenheiten<br />
ab. Nach der Machtübernahme<br />
der Kommunisten 1949 wurde die katholi-<br />
Kundus – Am Wochenende haben Attentäter<br />
in Afghanistan zwei Anschläge auf ranghohe<br />
Politiker verübt. Am Samstag sprengte<br />
sich im Norden des Landes ein Selbstmordattentäter<br />
auf einem Hochzeitsempfang<br />
in die Luft und riss etwa 23 Menschen<br />
mit in den Tod. Der Angriff galt offenbar<br />
dem Brautvater Ahmed Chan Samangani,<br />
einem früheren Kriegsherrn und einflussreichen<br />
Abgeordneten. Samangani zählt<br />
ebenso zu den Toten wie ein Geheimdienstchef<br />
der Provinz und hochrangige Polizeioffiziere,<br />
wie ein Polizeisprecher mitteilte.<br />
60 weitere Menschen seien verletzt worden.<br />
Ein Minister der afghanischen Regierung<br />
kam am Sonntag bei einem Bomben-<br />
Baltimore – Jill Stein strahlt. Etwas verlegen<br />
zupft die Frau im schrill-blauen Hosenanzug<br />
ihren roten Schal zurecht. Die 62-jährige<br />
Fachärztin für Innere Medizin wirkt<br />
froh und erleichtert, da sie im muffigen,<br />
Saal des Holiday Inn von Baltimore jetzt ihren<br />
Anhängern zuwinkt. Froh ist sie, weil<br />
die langjährige Vorkämpferin gegen Umweltdreck<br />
und für eine bessere Gesundheitsversorgung<br />
soeben vom Parteitag der<br />
US-Grünen zur Spitzenkandidatin gekürt<br />
worden ist. Und doch ist Jill Stein Amateurpolitikerin<br />
geblieben, weshalb sie erleichtert<br />
durchatmet, da sie soeben eine geschlagene<br />
Dreiviertelstunde ihr sehr alternatives<br />
Programm für ein anderes Amerika ausgebreitet<br />
hat. „Wir lassen uns nicht aufhalten“,<br />
hat sie am Ende ihrer Rede der bunten<br />
Delegiertenschar zugerufen, „nicht, ehe<br />
wir nicht das Weiße Haus in ein ,Green<br />
House’ verwandelt haben“.<br />
Das ist ein schönes Wortspiel, schließlich<br />
bedeutet „greenhouse“ im Englischen<br />
ja Treibhaus. Und gegen den globalen Klimawandel,<br />
so lautet einer der vielen Vorwürfe<br />
von Jill Stein gegenüber Barack Obama,<br />
habe der Demokrat genauso wenig getan<br />
wie zuvor die Republikaner. Überhaupt<br />
begreifen sich Amerikas Grüne, als nationale<br />
Partei vor gerade mal elf Jahren gegründet,<br />
als die große, ja als die einzig wahre Alternative<br />
zum Establishment. Demokraten<br />
wie Republikaner, so wettert Jill Stein,<br />
gehorchten doch nur den Reichen von der<br />
Wall Street: „Auf deren Lobbyisten hören<br />
sie, von deren Spendengeldern sind sie abhängig.“<br />
Nun jedoch breche eine neue Ära<br />
an. Die „Politik der Angst“, die ihre Lands-<br />
sche Kirche in China dazu gezwungen, sich<br />
von Rom und dem Papst loszusagen. In Folge<br />
dessen spaltete sich eine Untergrundkirche<br />
ab, deren Mitglieder weiterhin dem<br />
Papst loyal sind. Chinas Behörden erklärten<br />
die Untergrundkirchen für illegal und<br />
verhafteten zahlreiche Priester und Bischöfe.<br />
Chinas offizielle katholische Kirche ernennt<br />
ihre Bischöfe selbst. Meistens geschieht<br />
das ohne die Zustimmung des Papstes.<br />
Die Entscheidungen der chinesischen<br />
Kirche überwacht Chinas sogenannte Katholische<br />
Patriotische Vereinigung. Sie wurde<br />
1957 gegründet. Papst Pius XII. lehnte<br />
die Gründung ein Jahr später ab. Papst Benedikt<br />
XVI. bekräftigte 2007 in einem Brief<br />
an die chinesischen Bischöfe die Position<br />
des Vatikans, forderte aber die Staatskirche<br />
und die Untergrundkirche auf, sich einander<br />
anzunähern.<br />
In China darf ohne Genehmigung<br />
kein Priester oder Imam<br />
einen Gottesdienst leiten<br />
Die Patriotische Vereinigung unterscheidet<br />
sich einigen Punkten fundamental von<br />
den Leitlinien der katholischen Kirche. Das<br />
Zweite Vatikanische Konzil etwa erkennt<br />
die Patriotische Vereinigung nicht an; zudem<br />
ist es Mitgliedern der offiziellen Kirche<br />
nicht gestattet, Kritik an der Kommunistischen<br />
Partei zu üben. Die Vereinigung<br />
unterstützt im Gegensatz zum Vatikan die<br />
Empfängnisverhütung und übt keinerlei<br />
Kritik an erzwungenen Abtreibungen, mit<br />
denen Chinas Behörden die staatlich verordnete<br />
Ein-Kind-Politik durchzusetzen<br />
versuchen. In vielen offiziellen Kirchen Chinas<br />
hängen Banner, auf denen man die Philosophie<br />
der Staatskirche lesen kann: „Liebe<br />
Gott und liebe dein Land.“ Im Zweifel<br />
das Vaterland noch ein wenig mehr. Laut<br />
staatlichen Angaben hat die katholische<br />
Kirche in China etwa 5,7 Millionen Mitglieder,<br />
zählt man die geschätzt mehr als sechs<br />
Millionen Untergrundkatholiken hinzu,<br />
könnten es sogar mehr als zwölf Millionen<br />
Gläubige sein.<br />
Neben dem Katholizismus erkennt der<br />
chinesische Staat offiziell als Religion auch<br />
noch den Buddhismus, den Protestantismus,<br />
den Islam und den Daoismus an. Über<br />
allen Religionen wacht als Kontrollinstanz<br />
jedoch das staatliche Amt für Religionsangelegenheiten.<br />
Kein Priester und schon gar<br />
kein Imam in der muslimischen Provinz<br />
Xinjiang darf ohne eine Genehmigung des<br />
Amtes einen Gottesdienst leiten. Chinas<br />
Kommunistische Partei, spotten Kritiker,<br />
sei nach der katholischen Kirche die zweitgrößte<br />
Massenorganisation der Welt. In<br />
China selbst ist die Partei die Nummer eins.<br />
Und dabei soll es wohl auch bleiben.<br />
Blutiges Wochenende<br />
Ein Selbstmordattentäter tötet in Afghanistan bei einer Hochzeit 23 Menschen – ein Minister überlebt einen Anschlag auf seinen Konvoi<br />
anschlag auf seinen Konvoi mit dem Schrecken<br />
davon. Der Minister für Hochschulangelegenheiten,<br />
Obaidullah Obaid, war in<br />
der Provinz Baghlan unterwegs, als der am<br />
Straßenrand versteckte Sprengsatz explodierte,<br />
wie die Polizei mitteilte. Zwei Polizisten<br />
seien verletzt worden. Zunächst bekannte<br />
sich niemand zu den beiden Taten.<br />
Der afghanische Präsident Hamid Karsai<br />
verurteilte den Anschlag auf den Hochzeitsempfang.<br />
Er sei von „Feinden Afghanistans“<br />
ausgeführt worden, sagte Karsai.<br />
Er kündigte an, ein Team aus Kabul zu entsenden,<br />
um die Hintergründe der Tat zu untersuchen.<br />
Die radikalislamischen Taliban<br />
wiesen jegliche Verantwortung für den An-<br />
leute seit 9/11 beherrscht habe, werde einer<br />
„Politik des Mutes“ weichen.<br />
Da hat, vorne rechts in der zweiten Reihe,<br />
auch Sean Connell begeistert geklatscht.<br />
Der 23-jährige Aktivist, über dessen<br />
beleibten Oberkörper sich ein strahlend<br />
grünes T-Shirt spannt, analysierte als<br />
Politikstudent per Seminararbeit einst die<br />
Entwicklung der deutschen Grünen: „Den<br />
Weg wollen wir auch gehen.“ Ja, Amerikas<br />
„Green Party“ habe noch eine lange Strecke<br />
vor sich, räumt er lächelnd ein – „aber<br />
Katholiken in China dürfen nur unter strenger staatlicher Aufsicht ihren Glauben<br />
praktizieren: Marienstatue in Shanghai. FOTO: ALY SONG/REUTERS<br />
schlag zurück. Nach ihrer Darstellung sollen<br />
persönliche Feinde des Politikers hinter<br />
der Tat stecken. Die Taliban töteten in<br />
der Vergangenheit immer wieder Mitglieder<br />
und Anführer der sogenannten Nordallianz,<br />
die die Regierung in Kabul im Kampf<br />
gegen die Aufständischen unterstützen.<br />
Der Brautvater Samangani galt als wichtige<br />
Führungsperson in der Provinz Samangan<br />
und im Norden Afghanistans.<br />
Der Anschlag ereignete sich in einer Festhalle,<br />
wo sich mehrere hundert Menschen<br />
anlässlich der Hochzeit von Samanganis<br />
Tochter versammelt hatten. Nach Polizeiangaben<br />
zündete der Täter seine Sprengstoffweste<br />
in unmittelbarer Nähe des<br />
wir stehen vor einem großen Sturm. Millionen<br />
Menschen haben die Nase voll vom Establishment<br />
in Washington.“<br />
Sean Connell ist einer der jüngsten im<br />
Hotelsaal zu Baltimore. Etwa die Hälfte der<br />
mehr als 350 Delegierten hat sehr graue<br />
Haare, trägt Zopf oder kann sich über einen<br />
Rauschebart streichen wie jener Barde aus<br />
Tennessee, der in einer Konferenzpause<br />
auf die Bühne tritt und sein frohes Lied von<br />
den vielen „grünen Graswurzeln“ ins Mikro<br />
trällert, die nun überall in den USA wu-<br />
Brautvaters, als dieser die Gäste begrüßte.<br />
Aus Respekt vor den Eingeladenen habe Samangani<br />
auf Personenkontrollen verzichtet,<br />
sagte ein Polizeisprecher. Die sonst relativ<br />
friedliche Provinz Samangan gehört<br />
zum Einsatzgebiet der Bundeswehr. „Es<br />
war eine große Explosion. Überall im Erdgeschoss<br />
lagen blutüberströmte Leichen“, berichtete<br />
ein Polizist.<br />
Erst am Freitag waren der Direktor im<br />
Ministerium für Frauenfragen in der Provinz<br />
Laghman und der Bezirksbürgermeister<br />
von Schindand in der Provinz Herat einem<br />
Attentat zum Opfer gefallen. Am<br />
Samstag starben im Osten des Landes zudem<br />
erneut zwei Nato-Soldaten. SZ<br />
chern würden. Hinten im Saal hockt Alan<br />
Apurim, der in Houston den Armen hilft<br />
und davon träumt, Sonnenkollektoren auf<br />
dem Mond zu installieren: „All die Energie<br />
könnten wir per Mikrowelle auf die Erde<br />
beamen.“<br />
Amerikas Grüne keimen noch. Das Wahlprogramm<br />
beschließt der Parteitag mit<br />
merkwürdigem Gleichmut: keine Abstimmung,<br />
Beschluss per „einfachem Konsens“.<br />
An kontroverser Strategiedebatte<br />
Jill Stein will mit einem<br />
„Green Deal“ die<br />
Arbeitslosigkeit abschaffen<br />
zeigt niemand Interesse. Kurz flammt<br />
Zank auf, als Roseanne Barr, die unterlegene<br />
Gegenkandidatin von Jill Stein und frühere<br />
TV-Sitcom-Heldin, von Hawaii aus<br />
per gemailter Grußbotschaft ausrichten<br />
lässt, sie erkenne „rassistische Tendenzen“<br />
in der Partei. Da geht ein Raunen<br />
durch den Saal, aber kurz drauf sind alle<br />
wieder nett zueinander.<br />
Tatsächlich sind Amerikas Grüne bislang<br />
vor allem eine Partei der Weißen – die<br />
sich aber für Menschen anderer Hautfarben,<br />
für die Afro-Amerikaner, für Latinos<br />
oder auch für die Rechte verarmter Indianer,<br />
seit Jahr und Tag einsetzen. Sean Connell<br />
geht gerade denselben Weg, seit seinem<br />
Examen verdingt er sich für elf Dollar<br />
die Stunde in Massachusetts im Slum als<br />
„Community Organizer“. Bis November<br />
wird er keine freie Minute mehr haben. Er<br />
hat versprochen, für Jill Stein als Freiwilli-<br />
Clinton verspricht<br />
Mursi Hilfe<br />
Besuch der US-Außenministerin<br />
in Kairo von Protesten begleitet<br />
Kairo – US-Außenministerin Hillary Clinton<br />
hat bei ihrem Besuch in Ägypten den<br />
Druck auf das nordafrikanische Land verstärkt,<br />
sich vollständig zu demokratisieren.<br />
Bei ihrem erstem Treffen mit dem neuen<br />
ägyptischen Präsidenten Mohammed<br />
Mursi sagte Clinton am Samstag in Kairo,<br />
das Militär müsse sich auf seine Sicherheitsrolle<br />
beschränken. Sie forderte Mursi<br />
allerdings auch zum Dialog mit den Generälen<br />
auf. Die USA unterstützten einen „vollständigen<br />
Übergang“ zu einer Zivilregierung,<br />
sagte Clinton. Die Entscheidung über<br />
die Zukunft ihres Landes müssten die Ägypter<br />
jedoch selbst treffen.<br />
Clinton lobte den „Mut und die Aufopferung“<br />
der ägyptischen Bevölkerung auf<br />
dem Weg zu Demokratie. „Es gibt aber<br />
noch eine Menge Arbeit“, sagte sie mit<br />
Blick auf den Konflikt zwischen Militär,<br />
Präsidenten und Oberstem Verfassungsgericht<br />
nach der Auflösung des Parlaments.<br />
Die USA wollten den demokratischen Wandel<br />
kraftvoll unterstützen. Es sei wichtig,<br />
dass der Demokratisierungsprozess weitergehe.<br />
Sie stellte der ägyptischen Regierung<br />
Wirtschaftshilfe in Aussicht und erklärte:<br />
„Unsere strategischen gemeinsamen Interessen<br />
wiegen schwerer als die Meinungsverschiedenheiten.<br />
Wir wollen ein guter<br />
Partner für Ägypten sein.“ Konkret sicherte<br />
sie Kreditgarantien in Höhe von 250 Millionen<br />
Dollar sowie einen Investitionsfonds<br />
in Höhe von 60 Millionen Dollar zu.<br />
Clinton und Mursi begrüßten einander<br />
beim ersten Pressetermin ohne Handschlag.<br />
„Wir sind sehr, sehr begeistert, Sie<br />
zu treffen, und froh, Sie zu sehen“, sagte<br />
Mursi zur Begrüßung auf Englisch.<br />
Ägyptens Präsident kassiert<br />
erneut eine<br />
juristische Niederlage<br />
Begleitet wurde das Treffen von Protesten,<br />
die von Gegnern der regierenden Muslimbruderschaft<br />
organisiert worden waren.<br />
Vor dem Hotel, in dem Clinton übernachten<br />
sollte, zogen am frühen Samstagabend<br />
etwa tausend Demonstranten auf.<br />
Sie warfen der US-Regierung vor, sie unterstütze<br />
in den Staaten des arabischen Frühlings<br />
die Parteien des politischen Islams<br />
und nicht die „Revolutionäre“. Eine Gruppe<br />
junger Christen und andere Aktivisten<br />
hatten zum Protest aufgerufen.<br />
Am Sonntag traf sich Clinton auch mit<br />
dem Chef des Obersten Militärrates, Feldmarschall<br />
Mohammed Hussein Tantawi.<br />
Er gilt wegen seiner großen Machtfülle als<br />
zweiter Herrscher in Ägypten. Unterdessen<br />
kassierte Präsident Mursi im Kompetenzgerangel<br />
mit den Generälen erneut eine<br />
juristische Niederlage. Das Revisionsgericht<br />
erklärte am Samstag, es könne nicht<br />
über die Rechtmäßigkeit des aktuellen Parlaments<br />
entscheiden. Diese Frage liege außerhalb<br />
der eigenen Reichweite, erklärte<br />
das Gericht, wie das staatliche Fernsehen<br />
berichtete. Ende Juni hatte das Oberste Verfassungsgericht<br />
das – von Mursis Islamisten<br />
dominierte – Parlament für illegitim erklärt.<br />
Daraufhin hatte der Oberste Militärrat<br />
die Volksvertretung aufgelöst. Jüngst<br />
hatte Präsident Mursi versucht, das Parlament<br />
per Dekret wieder einzusetzen, was<br />
das Verfassungsgericht wiederum ablehnte.<br />
Mursis Parteifreunde hatten das Revisionsgericht<br />
daraufhin um Klärung gebeten.<br />
Am Sonntagabend wurde Clinton im<br />
Rahmen ihrer Nordafrika- und Nahostreise<br />
in Israel erwartet. Ägyptens Führung<br />
sandte zuvor beruhigende Botschaften<br />
nach Jerusalem. Kairo habe über US-Vermittler<br />
betont, es sei dem Friedensvertrag<br />
von 1979 mit Israel weiter verpflichtet, meldete<br />
der israelische Rundfunk. Clinton hatte<br />
am Samstag in Kairo gesagt, Washington<br />
werde den Frieden zwischen Israel und<br />
Ägypten weiter unterstützen. SZ<br />
Mission Treibhaus<br />
Die amerikanischen Grünen begreifen sich als einzig wahre Alternative zur Herrschaft der Wall Street – und schicken nun eine Ärztin in den Präsidentschaftswahlkampf<br />
„Wir lassen uns nicht aufhalten“, ruft die 62 Jahre alte Jill Stein in Baltimore den Delegierten<br />
zu. FOTO: AP<br />
ger zu arbeiten. Personal oder Apparat haben<br />
diese Grünen nicht. Als Riesenerfolg<br />
gilt ihnen, dass sie dieses Jahr erstmals in<br />
vielen Bundesstaaten die bürokratischen<br />
Hürden von Amerikas Parteiengesetzen<br />
überwunden haben: In wenigstens 21 der<br />
50 Bundesstaaten haben sie ab sofort Anspruch<br />
auf Zuweisungen. Falls sie bei der<br />
Wahl im November fünf Prozent ergattern,<br />
gäbe es sogar Geld aus Washington. Jill<br />
Steins kühne Kampagne dient dem heimlichen<br />
Zweck, jene Partei, in deren Namen<br />
sie gegen Präsident Barack Obama und Herausforderer<br />
Mitt Romney antritt, überhaupt<br />
erst zu kreieren.<br />
Jill Stein ist ihre Hoffnung. Und die Grünen<br />
träumen groß, ja unbändig. In ihrer Antrittsrede<br />
als Präsidentschaftskandidatin<br />
hat Stein alle Wünsche addiert, die ihre Basis<br />
aus Bürgerrechtlern, Soli-Vereinen und<br />
Occupy-Bewegung umtreibt. Sage und<br />
schreibe 25 neue Millionen Jobs will Stein<br />
schaffen und „die Arbeitslosigkeit abschaffen“,<br />
per grünem „New Deal“, einem linkskeynesianisches<br />
Milliardenprogramm des<br />
Staates, vom Volke demokratisch kontrolliert<br />
in vielen lokalen Räten. Finanziert<br />
wird all dies durch höhere Steuern für Reiche<br />
(„90 Prozent für die Boni der Banker“)<br />
und durch drastische Kürzungen im Verteidigungshaushalt.<br />
Kostenlose College-Ausbildung<br />
soll es ebenso geben wie die Freigabe<br />
von „medizinischem Marihuana“.<br />
Steins „grüner New Deal“ bot jedem im<br />
Saal von Baltimore etwas. Weshalb auch alle<br />
klatschten. Es dürfte noch Jahre dauern,<br />
ehe die Grünen wissen, ob die Saat von<br />
2012 aufgeht. CHRISTIAN WERNICKE
8 HF2 PANORAMA<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
LEUTE Weinen? Geht nicht<br />
Hugh Hefner, 86, Playboy-Gründer,<br />
hat sich nach eigenen Angaben stets für<br />
die Rechte von Frauen eingesetzt. „Ich<br />
war genau genommen schon ein Feminist,<br />
bevor es das Wort überhaupt gab!“,<br />
sagte er der Frankfurter Rundschau.Er<br />
habe sich „über mehrere Dekaden für<br />
Frauenrechte engagiert“, beispielsweise<br />
für das Recht „auf selbstbestimmte<br />
Abtreibung“, erläuterte Hefner, der sich<br />
in seiner Villa seit Jahren mit jungen<br />
Blondinen umgibt. Aber auch für die<br />
Rechte von Afroamerikanern und Homosexuellen<br />
sei er früh eingetreten.<br />
Cheryl Cole, 29, britische Sängerin, legt<br />
ihr Vermögen aus Verehrung für Königin<br />
Elisabeth II. ausnahmslos in britischen<br />
Pfund an. „Ich bin sehr patriotisch“,<br />
sagte sie dem Focus. „Auf jedem<br />
Pence-Stück, auf jedem Geldschein ist<br />
unsere Königin zu sehen“, fügte sie<br />
hinzu. „Schon deshalb kann ich keine<br />
anderen Währungen<br />
vorziehen.“ Die<br />
Sängerin trat kürzlich<br />
bei den Feierlichkeiten<br />
zum<br />
Thronjubiläum der<br />
Queen auf und wurde<br />
danach auf einen<br />
Drink in den königlichen<br />
Palast eingeladen.<br />
„Das war unfassbar“,<br />
sagte sie.<br />
FOTO: GETTY<br />
Steffi Graf, 43, ehemalige Tennisspielerin,<br />
ist mit Familie auf Deutschlandreise<br />
und freut sich über den Regen. Zu<br />
Hause in Las Vegas sei das Wetter zuletzt<br />
extrem heiß gewesen, sagte Graf<br />
am Samstag bei einem Besuch in Bochum.<br />
Kürzlich seien es bis 47 Grad<br />
gewesen. „Ich freue mich über den Regen<br />
und dass man das Fenster nachts<br />
aufmachen kann und die frische Luft<br />
genießen kann.“ Na toll.<br />
Christian Sweep, 35, ist Deutschlands<br />
bester Luftgitarren-Spieler. Der Berliner<br />
gewann am Samstagabend in der<br />
Hauptstadt die deutschen Meisterschaften<br />
im Luftgitarren-Spiel. In der Kür<br />
trugen die Künstler ein frei gewähltes<br />
Stück vor. Bei der anschließenden<br />
Pflicht präsentierten sie ein Queen-<br />
Stück. Eine fünfköpfige Jury bewertete<br />
die Auftritte und orientierte sich bei der<br />
Punktvergabe an<br />
den Regeln im Eiskunstlauf.<br />
Erklärtes<br />
Ziel des Wettbewerbs<br />
ist nach Angaben<br />
der Veranstalter<br />
der Weltfrieden.<br />
Wer Luftgitarre<br />
spiele, könne nicht<br />
gleichzeitig eine<br />
Waffe in der Hand<br />
halten, lautet die<br />
Begründung. FOTO: AP<br />
Marine Le Pen, 43, rechtsextreme Politikerin<br />
in Frankreich, will Sängerin<br />
Madonna, 53, wegen Beleidigung anzeigen.<br />
Das sagte ein Sprecher ihrer Partei,<br />
der Front National, dem Sender BFM TV<br />
am Sonntag. Madonna habe bei ihrem<br />
Konzert in der Nähe von Paris am Samstagabend<br />
ein Video gezeigt, das Le Pen<br />
mit einem Hakenkreuz auf der Stirn<br />
zeige. Das Video hatte bereits zum Auftakt<br />
von Madonnas Tournee in Tel Aviv<br />
Empörung bei Le Pen ausgelöst. Diese<br />
sagte damals: „Die alternden Sängerinnen<br />
müssen von sich reden machen. Da<br />
kann man verstehen, dass sie zu solchen<br />
Extremen greifen.“ Unabhängig<br />
von ihren politischen Aussagen sorgte<br />
Madonna bei dem Pariser Konzert für<br />
besondere Aufmerksamkeit, als sie ihre<br />
linke Brust entblößte.<br />
Cosma Shiva Hagen, 31, Schauspielerin,<br />
zieht ihre Hamburger Kneipe der<br />
Karriere vor. „Ich sage viele Rollen ab,<br />
zum Beispiel alle<br />
Liebesschmonzetten“,<br />
sagte die Tochter<br />
von Nina Hagen<br />
dem Berliner Kurier.<br />
Viele Angebote<br />
passten nicht zu ihr<br />
– „und ich verkaufe<br />
nicht meine Seele!“.<br />
Stattdessen verkaufe<br />
sie lieber Bier in<br />
ihrer Kneipe „Sichtbar“.<br />
FOTO: GETTY<br />
Mindestens 25 Tote<br />
nach Unwettern in Japan<br />
Tokio – Die heftigen Unwetter auf Japans<br />
südlicher Hauptinsel Kyushu haben inzwischen<br />
25 Menschen das Leben gekostet.<br />
Wie die Nachrichtenagentur Kyodo am<br />
Sonntagberichtete,sind mehrals 3000Bewohner<br />
von der Außenwelt abgeschnitten,<br />
weil Schlammlawinen die Straßen blockieren.<br />
Sie würden vom Militär teilweise mit<br />
Hubschraubern mit Proviant und Wasser<br />
versorgt.BereitsamSamstaghattendieBehörden<br />
fast 250 000 Bürger aufgefordert,<br />
ihre Häuser zu verlassen. Durch den Rekordregen<br />
traten in den vergangenen Tagen<br />
Flüsse über die Ufer und überschwemmten<br />
mehrere Wohngebiete und<br />
Ackerland. Schlammlawinen rissen Autos<br />
und Wohnhäuser mit. Die Meteorologen<br />
warnten vor weiteren Überflutungen und<br />
Erdrutschen. Allein in der Region Fukuoka<br />
wurden etwa 190 000 Menschen aufgerufen,<br />
sich in Sicherheit zu bringen. Am frühenSamstagmorgenwurdendortdreiMenschen<br />
von Schlamm begraben. Die Ausmaße<br />
der Regenfälle auf Kyushu seien beispiellos,<br />
teilte der Wetterdienst mit. DPA<br />
Jens Söring wurde am 1. August 1966 als<br />
Sohn eines deutschen Diplomaten geboren.<br />
Am 30. April 1986 wurde er zusammen<br />
mit seiner Freundin Elisabeth Haysom in<br />
London verhaftet, am 12. Januar 1990<br />
wurde er an die USA ausgeliefert und am<br />
21. Juni 1990 wegen Doppelmordes an den<br />
Eltern von Elisabeth verurteilt. Zwei Mal<br />
lebenslänglich. Es ist ein Fall ohne Augenzeugen,ohneFingerabdrücke,esgabUngereimtheiten,<br />
Verfahrensfehler, befangene<br />
Richter.JensSöringsagt,er waresnicht.26<br />
Jahre ist er jetzt im Gefängnis. Momentan<br />
sitzt er im Buckingham Correctional Center,<br />
Dylwin, Virginia. Eine Entlassung auf<br />
Bewährung wurde siebenmal abgelehnt.<br />
Im Januar 2010 stimmte der demokratische<br />
Gouverneur von Virginia, Timothy<br />
M. Kaine, einer Haftüberstellung Sörings<br />
nach Deutschland zu. Wenige Tage später<br />
nahm sein republikanischer Nachfolger<br />
Robert F. McDonnell diese Entscheidung<br />
zurück.Söringklagte,umdie Haftüberstellung<br />
nach Deutschland juristisch doch<br />
noch durchzusetzen. Der Antrag wurde<br />
Ende letzter Woche abgewiesen.<br />
Söring: Na, wie geht's?<br />
Jens Söring sitzt seit 26 Jahren wegen Doppelmordes im Gefängnis. Er sagt, er sei unschuldig. Jetzt hat er versucht, vor einem<br />
US-Gericht seine Haftüberstellung nach Deutschland durchzusetzen – vergeblich. Am Telefon erzählt er über ein Leben zwischen Hoffen und Bangen<br />
SZ: Das wollte ich eigentlich Sie fragen?<br />
Sie haben gerade erfahren, dass Sie<br />
Ihren Prozess verloren haben.<br />
Klar, ich bin enttäuscht. Überrascht bin ich<br />
nicht, ich habe in den 22 Jahren, die ich<br />
jetzt im virginianischen Strafvollzug verbracht<br />
habe, kein einziges Mal vor Gericht<br />
gewonnen. Im März wurde eine Studie veröffentlicht,<br />
da bekam Virginia die Note „f“<br />
für failure. Es wird ausdrücklich erwähnt,<br />
dass das Justizsystem in Virginia nicht unabhängigist,weildieRichtervondenPolitikern<br />
ernannt werden. Sie fühlen sich verpflichtet,<br />
den so genannten Willen des<br />
Volkes auszuführen. Und der <strong>angeblich</strong>e<br />
Wille hier ist, dass man mich nie frei lässt.<br />
Es sah doch ganz gut aus, oder?<br />
Mein Anwalt hatte ein gutes Gefühl bei der<br />
Gerichtsanhörung. Am Urteil ist vieles ungewöhnlich.<br />
Wir werden auf jeden Fall in<br />
Berufung gehen. Mein Anwalt glaubt, dass<br />
der Virginia Supreme Court den Fall zulassen<br />
wird, weil er so kontrovers ist. Dann<br />
gäbe es im Januar 2013 die mündliche Verhandlung.<br />
Und im März dann das Urteil.<br />
Wie haben Sie es denn erfahren?<br />
Nach dem Frühstück, um 7.30 Uhr. Ich saß<br />
auf dem Klo, da hat das elektronische<br />
Schloss an meiner Zellentür geschnurrt.<br />
Damit lassen sie uns wissen, dass man zum<br />
Kontrollraum kommen soll. Das Schloss<br />
hat also geschnurrt und dann kam über die<br />
Ansage: Söring – 204 – zum Kontrollraum.<br />
„Wenn ich mich erhänge, dann<br />
müssen sie Formulare ausfüllen –<br />
das wollen sie natürlich nicht“<br />
204?<br />
Das ist meine Zellennummer. Ich habe mir<br />
alsomeinHemdangezogenundmeineStiefel<br />
und bin sofort zur Kommandozentrale<br />
gegangen, watch office heißt das hier. Ich<br />
bin in ein Zimmer gebracht worden und da<br />
haben sie mir dann gesagt, dass der Fall<br />
abgelehnt worden sei. Sie haben gefragt,<br />
ob ich in Ordnung sei, oder ob ich obsessed<br />
bin. Wie sagt man das auf Deutsch.<br />
Ob Sie besessen sind?<br />
Naja, die machen sich Sorgen, dass man<br />
durchdreht und alles kaputt schlägt. Ich<br />
habe gesagt: Alles in Ordnung. Wir dürfen<br />
dreimal im Monat einkaufen, also bin ich<br />
einkaufen gegangen. Wie gesagt, das Leben<br />
geht weiter, ich muss meine Einkäufe<br />
holen, die habe ich ja schon bezahlt. Ich bin<br />
also zum Knastladen gegangen: Vitamintabletten,<br />
Thunfisch, Brötchen, Briefmarken,<br />
Schreibmaterial. Dann habe ich meinen<br />
Anwalt angerufen. Das Seltsame ist,<br />
dass die Richterin ein virginianisches Gesetz<br />
über eine europäische Konvention zur<br />
Haftüberstellunginterpretierthat.Normalerweise<br />
ist das für die konservativen Richter<br />
des Virginia Supreme Court ein rotes<br />
Tuch. Denen dürfte das nicht gefallen.<br />
Sie haben in der Kommandozentrale gesagt,<br />
sie sind ok. Ist das wahr?<br />
Naja, es hat auch weh getan. Im Gefängnis<br />
sagt man: Es war ein Tritt in die Eier.<br />
Paris – Knapp, aber bestimmt hat Präsident<br />
François Hollande am französischen<br />
Nationalfeiertag am Samstag den bisher<br />
größtenEklatseiner zweimonatigenAmtszeitkommentiert:„IchbinfüreineklareAbgrenzungzwischenöffentlichemundprivatem<br />
Leben.“ Seinen Familienangehörigen<br />
habe er gesagt, dass sie „peinlich genau“<br />
Privates auch privat halten sollten. Der<br />
Staatschef ging damit im Fernsehen erstmals<br />
öffentlich auf die Twitter-Affäre ein,<br />
mitderseineLebensgefährtinValérieTrierweiler<br />
Empörung ausgelöst hatte.<br />
Die 47-jährige First Lady hatte mitten<br />
imParlamentswahlkampfklarPosition gegen<br />
Hollandes ehemalige Lebensgefährtin<br />
Ségolène Royalbezogen,dieimwestfranzösischen<br />
La Rochelle einen Parlamentssitz<br />
erobern wollte. Per Kurzbotschaftendienst<br />
Twitter attackierte Trierweiler die Mutter<br />
vonHollandesvierKindernundunterstützte<br />
deren Gegenkandidaten: „Nur Mut“,<br />
schrieb die Journalistin dem Abtrünnigen,<br />
den die Sozialisten wegen seiner Kandida-<br />
„Ich kann mir das nicht leisten, von einer Zukunft zu träumen, die ich vielleicht nie haben werde“, sagt Jens Söring, der mehr als die Hälfte seines Lebens im Gefängnis<br />
verbracht hat. Beim Gespräch sagt er nun, warum er trotzdem nicht aufgibt. FOTO: AP/STEVE HELBER<br />
Das sagt man hier draußen auch.<br />
Es ist ja nicht so, dass ich vor der Sachbearbeiterin<br />
und dem hochrangigen Wächter,<br />
irgendwelche Gefühle zeigen kann. Ich<br />
kann da nicht weinen oder schreien.<br />
Warum eigentlich nicht?<br />
Weil ich dann weggesperrt werde. Dann<br />
heißt es, wegen meines psychologischen<br />
Zustands muss ich eine Woche oder länger<br />
indieStrafzelle.Das nenntsich special housing,mankanndasübersetzenmitSonderbehandlung.EssindStrafzellenfürGeisteskranke,<br />
die sich nicht beherrschen können.<br />
Ich kann also gar keine Gefühle zeigen,<br />
sonst wird es noch schlimmer. Wenn ich<br />
hier jemanden verprügle oder das Telefon<br />
von der Wand reiße, oder wenn ich mich<br />
erhänge, dann müssen sie Formulare ausfüllen<br />
und Berichte schreiben, das wollen<br />
sienatürlich nicht. Es istFreitag,die wollen<br />
ins Wochenende. Ich störe hier den normalen<br />
Arbeitstrott, wenn ich durchdrehe.<br />
Weint man dann später in der Zelle?<br />
Nein, nein, ich bin ja in einer Doppelzelle,<br />
mein Mitinsasse hat schwere psychologischeProbleme.HeutemorgenwarerimGemeinschaftssaal,<br />
sein Buch lag am Tisch.<br />
DannhateinandererInsasse sein Buchvon<br />
dem einen auf den anderen Platz rübergeschoben.<br />
Über diese Sache hat er sich<br />
schrecklich aufgeregt. Er musste erst mal<br />
von mir beruhigt werden, damit er nicht<br />
durchdreht. Ich habe gar keine Zeit, mich<br />
ummichselberzukümmern.Ichmuss aufpassen,<br />
dass der nicht umkippt.<br />
Oh je – war der ganze Tag so?<br />
Ich habe dann noch mit der deutschen Botschaft<br />
telefoniert, um viertel nach zehn<br />
musste ich zur Sachbearbeiterin, am Montag<br />
habe ich mein Parole-Interview. Da<br />
kommteinervomParoleBoard,derBewährungskommission,<br />
und fragt mich und 20<br />
andere, jeden etwa fünf bis zehn Minuten,<br />
dann fertigt er seinen Bericht an und<br />
schickt ihn an das Parole Board.<br />
Bei einer ihrer BewährungsverhandlungenamParoleBoardisteinereingeschlafen.<br />
Nehmen Sie das noch ernst?<br />
turgegenRoyalausderParteiausgeschlossen hatten. Royal scheiterte am Ende in La<br />
Rochelle, obwohl selbst Hollande sich demonstrativfürsiestarkgemachthatte.Seitdem<br />
hing der Haussegen im Elysée-Palast<br />
schief – und ganz Frankreich diskutierte<br />
über die angemessene Rolle für eine First<br />
Lady. Hollande soll nach Medienberichten<br />
Nach der Twitter-Affäre soll der<br />
Präsident tagelang nicht mit der<br />
Première Dame geredet haben<br />
tagelang nicht mehr mit seiner Lebensgefährtingeredethaben.Trierweilerwarseitherbeikeinemwichtigen,öffentlichenAuftritt<br />
des Präsidenten mehr dabei.<br />
Die vier Kinder, die Hollande gemeinsam<br />
mit Ex-Partnerin Royal hat, verweigern<br />
nun den Kontakt zur First Lady. Sohn<br />
Thomas wurde vom Magazin Le Point mit<br />
der Einschätzung zu Trierweiler zitiert:<br />
„Ich wusste, dass von ihr eines Tages etwas<br />
Es haben gerade elf Gefängnisinsassen in<br />
Virginia geklagt, weil das Parole Board<br />
immer nein sagt ohne richtige Gründe zu<br />
nennen. Die Parole-Rate hier schwankt<br />
zwischen 2,1 und 3,7 Prozent. Die Insassen<br />
sagen, das beweist, dass man uns keine<br />
Chance gibt. Das Gericht hat gesagt, im Gegenteil,<br />
das beweise nur, dass man es sich<br />
sehr gut überlegt. Am Montag treffe ich<br />
mich mit dem Mann vom Parole Board, die<br />
Anhörung ist am 10. September.<br />
Tödliche Liebe: 1984 traf Jens Söring in<br />
der Uni Elisabeth Haysom. Sieben Monate<br />
später waren ihre Eltern tot. FOTOS: AP<br />
Und wieder macht man sich Hoffnung?<br />
Ein bisschen. Es ist ja so, dass sich viele<br />
deutsche Politiker für mich eingesetzt<br />
haben, auch bei McDonnell. Ich hoffe, dass<br />
mit weiterer Unterstützung die Möglichkeit<br />
bestünde, mich über Parole gehen zu<br />
lassen. Die Verantwortung dafür könnte<br />
der Gouverneur auf das Parole Board abwälzen.<br />
Bei der Haftüberstellung ist es das<br />
Gegenteil, das ist seine eigene Entscheidung.<br />
Deswegen kann der Gouverneur seine<br />
Meinung zu meiner Haftüberstellung<br />
nie ändern. Er kann nicht, politisch. Ein<br />
Republikaner, er muss hard on crime sein.<br />
Was macht das alles mit einem?<br />
Ach, ehrlichgesagt, ich bin im 27. Jahr meiner<br />
Haft. Nach so vielen Jahrzehnten mit<br />
kommen könnte, aber nicht ein solcher<br />
Hammer. Das ist unfassbar.“ Bei einem<br />
Abendessen habe Vater Hollande versprochen,<br />
dass er sich zu der Twitter-Botschaft<br />
öffentlichäußernunddieRollederPremière<br />
Dame klarstellen werde. Im Gegenzug<br />
solle die Familie aber nicht weiter Öl ins<br />
Feuer gießen. Die erst vergangene Woche<br />
verbreiteten Aussagen des Sohnes, der einen<br />
Teil davon bestritt und versicherte, sie<br />
seien „aus dem Zusammenhang gerissen“,<br />
lösten abermals Wirbel aus. So hatte der<br />
27-Jährige laut Le Point auch kritisiert,<br />
dass Trierweiler das kaputt gemacht habe,<br />
was sein Vater mühsam aufgebaut habe:<br />
Sein Image als „normaler“ Präsident, der<br />
andersalsseinkonservativerVorgängerNicolasSarkozynichtständigmitseinemPrivatleben<br />
in der Presse präsent sein wollte.<br />
Trierweiler,die nachHollandesWahlangekündigt<br />
hatte, nicht nur „Dekoration“<br />
für den Präsidenten sein zu wollen, sondern<br />
ihr Leben als Journalistin weiterführenzuwollen,tratbeidenFeiernzumNatio<br />
immer dem gleichen Rhythmus, hoffen,<br />
enttäuscht werden, Hoffnung aufbauen,<br />
hoffen, enttäuscht werden. Früher war es<br />
so, dass ich völlig am Boden zerstört war.<br />
Zum Beispiel in der Nacht des Urteils am<br />
21. Juni 1990: Ich war so enttäuscht darüber,<br />
dass man mich für schuldig befunden<br />
hatte für ein Verbrechen, das ist nicht<br />
begangen habe, dass ich da halbherzig,<br />
aberimmerhin,versuchthabe,michumzubringen.<br />
Aber man gewöhnt sich irgendwie<br />
daran . . . Naja, es ist schon jedes Mal<br />
schlimm, es ist auch jetzt noch schlimm.<br />
Ich kann mich gar nicht daran erinnern,<br />
wie oft ich schon abgelehnt worden bin. Ich<br />
könnte mal nachzählen. Ich glaube, das<br />
warjetztdaszehnteGericht,dasmichabgelehnt<br />
hat seit 1990.<br />
Und jedesmal träumt man wieder, doch<br />
noch einmal einen Baum zu berühren?<br />
DaseinzigeMal,woichmirwirklichGedanken<br />
darüber gemacht habe, wie meine Zukunft<br />
aussehen könnte, war 2010, als ich<br />
glaubte, dass mich US-Staatsanwalt Eric<br />
Holder doch nach Deutschland gehen lassen<br />
wird, trotz des Briefs von Gouverneur<br />
McDonnell. Dahabeich mirGedankendarüber<br />
gemacht, was für ein Leben ich haben<br />
könnte. Dann kam am 7. Juli der Brief von<br />
Holder. Das hat mich dermaßen zerstört.<br />
Das habe ich gerade gar nicht mitgezählt.<br />
Das ist noch eine Instanz, von der ich enttäuscht<br />
wurde. Seitdem mache ich das<br />
nicht mehr. Ich kann mir das nicht leisten,<br />
von einer Zukunft zu träumen, die ich vielleicht<br />
nie haben werde.<br />
Was machen Sie denn heute noch?<br />
Erst mal muss ich zum Mittagessen gehen.<br />
Gibt’s denn überhaupt noch was?<br />
Keine Sorge, ich war ja heute Morgen beim<br />
Einkaufen. Man muss hier sowieso vor<br />
jeder Mahlzeit was essen, wir kriegen ja<br />
kaum noch genug hier. Es ist verrückt. Die<br />
Haushaltslageistdermaßendesolat,diehaben<br />
nicht genug Geld, um die ärmlichsten<br />
Kleinigkeiten zu machen. Man hat schon<br />
beinahe Mitleid mit diesen Leuten. Nach<br />
dem Essen muss ich dann bei derBotschaft<br />
anrufen, dann eine Anwältin und einen<br />
Ruhe, bitte!<br />
Am französischen Nationalfeiertag ruft François Hollande seine sich öffentlich zankende Großfamilie zur Ordnung<br />
Wenigstens am Himmel herrschte am Nationalfeiertag<br />
Geschlossenheit FOTO: AFP<br />
nalfeiertag erstmals seit langem wieder öffentlich<br />
auf.Siehieltsichdabeiaber auffällig<br />
im Hintergrund. In einem Interview mit<br />
demSenderBFMTVgelobtesieBesserung:<br />
„Künftig werde ich es mir dreimal überlegen,<br />
bevor ich etwas twittere.“ AFP<br />
Freund. Und ich habe einen sehr netten<br />
Brief von Katrin Göring-Eckardt bekommen,<br />
den muss ich noch beantworten. Ich<br />
bekomme mittlerweile erstaunlich viel<br />
Post von Mitgliedern des Bundestags. Teilweise<br />
sind das wirklich sehr liebenswürdige<br />
Menschen, das sind sehr persönliche<br />
Briefe, es ist berührend.<br />
„Die werden mich hier nie gehen<br />
lassen. Berlin ist die einzige<br />
Hoffnung, die ich noch habe“<br />
Hilft einem so etwas? Ein Brief?<br />
Es hilft mir zu überleben. Es ist ja so, dass<br />
die Virginianer mich aus eigener Kraft nie<br />
gehen lassen werden. Das kann nur gelingen,<br />
wenn Berlin mich rausholt. Das ist die<br />
einzige Hoffnung. Für Lebenslängliche ist<br />
die Bewährungsrate ja noch geringer. Wir<br />
sollen hier wirklich sterben. Das ist kein<br />
Witz. Aber es geht mir besser als den anderen,<br />
die haben niemanden da draußen. Ich<br />
habe ja, gottlob, sehr viele Unterstützer in<br />
Deutschland. Vor einigen Wochen hat mich<br />
übrigens eine Freundin besucht, sie hatte<br />
einenRock an, derzukurzwar.Undsiehatte<br />
keinen Unterrock an. Sie wurde rausgeschmissen<br />
und musste sich umziehen. Ich<br />
dachte, das würde Sie amüsieren, Sie hattenbeiIhremletztenBesuchdochauchProbleme.<br />
Die passen hier unwahrscheinlich<br />
aufbei derUnterwäsche,dasistihnen wichtig.<br />
Unschuldige Menschen freizulassen,<br />
das ist ihnen nicht wichtig.<br />
Absurd. Vielleicht kommen Sie da ja<br />
doch irgendwann raus.<br />
Raus komme ich bestimmt, die Frage ist<br />
nur, ob ich noch zu Lebzeiten rauskomme.<br />
Das können Sie reinschreiben. Raus komme<br />
ich garantiert. Wir haben übrigens<br />
noch ein bisschen Zeit. Was ich noch sagen<br />
möchte: Ich würde meinen Unterstützern<br />
in Deutschland so gerne mal die Gelegenheit<br />
zu großer Freude bieten. Ich wäre gerne<br />
auch mal good news. So, jetzt ist Schluss,<br />
es wird mir zugewunken.<br />
INTERVIEW: KARIN STEINBERGER<br />
Mann erschießt eigenen<br />
Bruder in Bremen<br />
Bremen–BeieinemFamiliendramainBremenhatein<br />
63JahrealterMann seinensieben<br />
Jahre älteren Bruder getötet. Die Polizei<br />
war zunächst von einer Geiselnahme<br />
ausgegangen, weil sich der mutmaßliche<br />
Täter mit seinem Opfer im Keller seines<br />
Einfamilienhauses verbarrikadiert hatte.<br />
Da der Mann aber keinerlei Forderungen<br />
stellte und es den Beamten auch nicht gelang,zuihmKontaktaufzunehmen,stürmten<br />
Spezialeinsatzkräfte schließlich nach<br />
knapp vier Stunden das Haus im Stadtteil<br />
Huchting. Dort fanden die Polizisten im<br />
Keller die Leiche des 70-Jährigen. Den<br />
63-Jährigen nahmen sie als mutmaßlichen<br />
Täter fest. Das Opfer hatte schwere KopfundBrustverletzungen,berichteteeinPolizeisprecher<br />
am Nachmittag. Über die Tatwaffe<br />
und weitere Einzelheiten des Familiendramas<br />
gab es zunächst keine Angaben.<br />
Die Hintergründe der Tat und die Motive<br />
des 63-Jährigen sind noch völlig unklar.<br />
Die Ehefrauen der Männer waren von der<br />
Polizei vor der Stürmung des Hauses in Sicherheit<br />
gebracht worden. DPA
FEUILLETON<br />
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HBG 9<br />
Diebe spielen Theater<br />
Wie Rumänien in die Weltpresse kam Von Richard Swartz<br />
In einem satirischen Theaterstück von Ion<br />
Luca Caragiale, der Gründergestalt des rumänischen<br />
Dramas, kommt ein Mann in<br />
seinen besten Jahren in einen Salon gestürzt,indemdieDamendesHausesmitihren<br />
Handarbeiten und Kaffeetassen herumsitzen.<br />
Warum so empört? Weil er nicht<br />
ins Parlament gewählt worden ist.<br />
Ein Skandal! Er, der Herr des Hauses, Mitglied<br />
aller in diesem Lande existierenden<br />
Parteien!<br />
Ion Luca Caragiale geißelte die rumänische<br />
Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts<br />
um die vorvorige Jahrhundertwende.<br />
Doch haben seine Stücke nichts von ihrer<br />
Aktualität verloren. Die Politik in Rumänien<br />
ist absurdes Theatergeblieben,eine Angelegenheit<br />
nicht für die Gesellschaft, sondern<br />
nur für eine kleine Schar von Eingeweihten.<br />
Der letzte russische Zar war der<br />
gleichen Meinung – auch wenn ihm Caragiales<br />
gutmütiger Zynismus fehlte –, als er<br />
erklärte,eshandlesichimFallderRumänien<br />
nicht um eine Nation, sondern um einen<br />
Beruf.<br />
Das absurde Theaterlebt vom absoluten<br />
Auseinanderfallen von Wirklichkeit und<br />
Schein. So ist es auch in der rumänischen<br />
Politik. Nach dem Fall des Kommunismus<br />
wurde Rumänien zwareineuropäischerdemokratischer<br />
Staat, doch nur auf dem Papier.<br />
Die Hinrichtung des Paares Ceausescu<br />
war ein Fall von Lynchjustiz, das darauf<br />
folgende „Gerichtsverfahren“ eine Technik,<br />
ein paar unbequeme Zeugen aus dem<br />
Weg zu räumen. Die Revolution war – wie<br />
sooftaufdemBalkan–einePalastrevolution.<br />
Wer auf wen schoss und aus welchem<br />
Grund, weiß man immer noch nicht so<br />
recht.<br />
Denn die Aufarbeitung der Vergangenheit<br />
wurde sabotiert von Leuten, die einen<br />
Saulus völlig ohne Schmerzen und Risiken<br />
ineinen Paulus verwandelnwollten.Einige<br />
Archive wurden geöffnet, das ist wahr.<br />
Doch das böswillige, absichtlich gestreute<br />
Gerücht ist noch immer ein wichtigeres<br />
Mittel der Politik als Fakten.<br />
Nastase trug auf der Bahre einen<br />
eleganten Schal – ein Dandy, kein<br />
potenzieller Selbstmörder<br />
Gleichzeitig bestehen die alten Seilschaften<br />
fort, die den Übergang aus einem erstarrtenKommunismusin<br />
eine Welt, inder<br />
alles verkauft oder <strong>gekauft</strong> (oder gestohlen)<br />
werden kann, mit Leichtigkeit bewältigt<br />
haben. Die politische Klasse besteht<br />
praktisch aus zwei Lagern: aus dem postkommunistischen,<br />
mit tiefen Wurzeln in<br />
der vorangehenden Epoche, und aus dem<br />
konservativ-liberalen, das unter den neuen<br />
Verhältnissen aus dem ersteren hervorgegangen<br />
ist. Die Unterschiede zwischen<br />
den Lagern sind oft weniger bedeutsam als<br />
dieUnversöhnlichkeit,mit derbeide Seiten<br />
einander bekämpfen.<br />
Doch im Laufe dieses Frühjahrs sind die<br />
Streitigkeitenrascheskaliert.Derpostkommunistischen<br />
Regierung unter dem jungen<br />
Victor Ponta ist es nun sogar gelungen,<br />
Traian Basescu, den konservativen Präsidenten,<br />
von seinem Amt zu suspendieren.<br />
In einer Volksabstimmung am 29. Juli soll<br />
dessen Schicksal nun entschieden werden.<br />
Pontas Regierung hat Basescu persönlich<br />
angegriffen und, im Widerspruch zur Verfassung,<br />
einen Teil von dessen Aufgaben<br />
übernommen – auf eine Weise, die man einen<br />
verschleierten Putsch nennen könnte.<br />
Dieser Coup wird begleitet von umfassenden<br />
Säuberungen in der Staatsverwaltung<br />
und in den Medien, oft ohne juristischen<br />
Rückhalt, wobei zwischen RegierungsparteiundStaatnichtunterschiedenwird.Tatsächlich<br />
ist Ponta während der vergange-<br />
nen zwei Monate schneller und schärfer<br />
vorangegangen als Viktor Orbán im Nachbarland<br />
Ungarn.<br />
Basescu ist gewiss keine Lichtgestalt<br />
wie Václav Havel. Der frühere Kapitän ist<br />
ein schillernder, theatralischer Politiker,<br />
ein Liebhaber großer Gesten, die oft leer<br />
und gelegentlich brutal sind. Auch in seinem<br />
Lager versteht man viel von Korruption<br />
und Vetternwirtschaft. Doch hat er mit<br />
einem strengen Sparprogramm versucht,<br />
die Wirtschaft des Landes zu sanieren, damit<br />
es nicht ein weiteres Griechenland<br />
wird (der Euro soll <strong>angeblich</strong> 2014 eingeführt<br />
werden). Und er hat den Rechtsstaat<br />
respektiert. Das rumänische Verfassungsgericht<br />
ist ihm darin gefolgt und konnte<br />
dennochnichtverhindern, dassermindestens<br />
bis zum 29. Juli nicht mehr im Amt ist.<br />
Doch nichts von alledem – und auch<br />
nicht die Nachricht, dass Ponta nahezu seinegesamte<br />
Doktorarbeit Wort für Wort abgeschrieben<br />
hat – war skandalös genug,<br />
um die dramatische Steigerung eines viel<br />
älterenKonfliktesaufzuhalten:DieseEskalation<br />
geht ausschließlich auf Korruption<br />
zurück.Und ohnedieseKorruptionundderen<br />
Folgen würde Rumänien sich nicht<br />
plötzlich auf den ersten Seiten der Weltpresse<br />
wiederfinden.<br />
Denn als der frühere Premierminister<br />
Adrian Nastase (der zufällig der akademische<br />
Betreuer der Doktorarbeit Pontas<br />
war) wegen Bestechlichkeit zu zwei Jahren<br />
Gefängnis verurteilt wurde, machte das<br />
postkommunistische Lager mobil. Nastase<br />
ist dessen Pate, Ponta nur ein Handlanger.<br />
Nastase ins Gefängnis zu schicken – das<br />
war ein deutliches Signal, dass sich niemand<br />
in der Kleptokratie des Landes sicher<br />
fühlen konnte. Nicht mehr. Und so<br />
musste sie reagieren.<br />
NastasesimulierteeinenSelbstmordversuch.<br />
Als die Polizei ihn holen wollte,<br />
„schoss“ er sich in den Hals (!) und wurde<br />
daraufhinaufeinerBahrezumKrankenwagen<br />
getragen – eingewickelt in einen eleganten<br />
Schal, der diskret verdeckte, was<br />
wohl gar nicht da war. Ein Dandy, nicht ein<br />
potenzieller Selbstmörder, ließ sich so<br />
transportieren.JetztwirderineinemKrankenhaus<br />
„versorgt“. Und Ponta erhielt den<br />
Auftrag, die Macht der Regierung zu nutzen,<br />
das Rechtswesen unter seine Kontrolle<br />
zu bringen und die Geschäfte der politischen<br />
Mafia ein- für allemal zu sichern.<br />
DarumgehtesbeimMachtkampfinRumänien.<br />
Im Unterschied zu Ungarn muss sich<br />
dieses Land in einem solchen Machtkampf<br />
nicht auf so noble Requisiten wie Nation,<br />
Geschichte oder Vaterland berufen. In einer<br />
Art byzantinischem Postmodernismus<br />
ist dieser Konflikt so radikal, wie es einst<br />
Eugène Ionescos Stücke in Pariser Kellern<br />
waren.<br />
Nichtganzunerwartetstehtdie EuropäischeUnionratlosvordiesemneuen,überraschenden<br />
Kapitel in der Geschichte der europäischen<br />
Krise. Die europäischen Linksparteien<br />
scheinen die Augenvor Rumänien<br />
zu schließen, die Rechtsparteien vor Ungarn.<br />
Doch ist diese taktische Solidarität<br />
mit Parteifreunden ebenso feige wie kurzsichtig.<br />
In Caragiales Theaterstück vom<br />
Mann, der nicht gewählt wird, gibt es übrigens<br />
einen politischen Wichtigtuer, der in<br />
einem fort zum Handeln aufruft, weil<br />
„brennende Fragen auf der Tagesordnung<br />
stehen“.<br />
Da hat er recht. Aber getan wird nichts.<br />
Der Autor ist Publizist und Schriftsteller.<br />
Zuletzt erschien von ihm auf Deutsch der Erzählungsband<br />
„Notlügen“ (Hanser Verlag,<br />
München 2012). Er war jahrzehntelang Osteuropa-Korrespondent<br />
der schwedischen<br />
Tageszeitung Svenska Dagbladet. Er lebt in<br />
Wien und in Istrien.<br />
Disco statt Kunst<br />
Zu viele „Events“ im Museum – Aufsichtsrat tritt zurück<br />
Eine Ausstellung zu Street Art haben sie<br />
noch mitgetragen. Auch einen zweiwöchigen,<br />
von Mercedes-Benz bezahlten Partymarathon<br />
und eine spaßige Hommage an<br />
JamesDean.DochalsJeffreyDeitch,derDirektor<br />
des einst renommierten Museum of<br />
Contemporary Art (Moca) in Los Angeles<br />
voreinigenTagen ankündigte,erwerdedie<br />
nächste große Ausstellung der Disco-Ära<br />
widmen, war für John Baldessari, Catherine<br />
Opie und Barbara Kruger Schluss. Sie<br />
tratenals TrusteesimAufsichtsratdesMuseumszurück.<br />
Nun istEd Ruscha der einzige<br />
Künstler, der noch Mitglied des Board<br />
ist.<br />
Begonnen hatte die jüngste Episode mit<br />
der Kündigung von Paul Schimmel, dem<br />
Chefkurator des Museums und einem der<br />
angesehensten Museumsleute Amerikas.<br />
Nun scheint Amerikas wichtigste InstitutionfürzeitgenössischeKunstindieZerfallsphase<br />
einzutreten.<br />
Um die Zukunft des Moca wird gestritten,<br />
seit es im Zuge von Misswirtschaft und<br />
Finanzkrise vor drei Jahren kurz vor dem<br />
Bankrott stand. Eli Broad, der Milliardär<br />
und Über-Mäzen von Los Angeles, rettete<br />
das Haus damals mit einer 30-Millionen-<br />
Spritze.Wenigspäterwar seinWunschkandidat,<br />
der New Yorker Kunsthändler Jeffrey<br />
Deitch, als neuer Direktor installiert.<br />
Sein Auftrag, so erklärte Broad kürzlich in<br />
der LA Times,bestehedarin, dasMocazueiner„populistischenstattinsulärenInstitution<br />
machen“, um ihr Überleben zu sichern.<br />
Nun stellt sich allerdings die Frage,<br />
ob die Populismus-Kur den Tod nicht nur<br />
auf andere Weise herbeiführt.<br />
Wie weit kann eine Kunstinstitution gehen,<br />
um die Kassen zu füllen, bis sie ris-<br />
kiert, ihr größtes Kapital, Renommee und<br />
Autorität,zuverlieren?Nichtnurdie amerikanischen<br />
Museen laborieren seit Jahren<br />
andieserFrageherum. DasMoca war keine<br />
Ausnahme.PaulSchimmelselbst kuratierte<br />
nicht nur forschungsintensive Themenschauen,sondernaucheineMurakami-Retrospektive,<br />
an dessen Ende der Besucher<br />
direkt in einen Louis-Vuitton-Laden geschleustwurde.DasNewYorkerMetropolitan<br />
Museum ließ sich eine Alexander<br />
McQueen-Ausstellung vom Haus Alexander<br />
McQueen nicht nur bezahlen, es überließ<br />
den McQueen-Leuten auch das Ausstellungsdesign.<br />
Und das Guggenheim erklärte<br />
mit „The Art of the Motorcycle“ das<br />
Motorrad zur Kunstform, nur weil BMW-<br />
Geld winkte. Alle drei Ausstellungen wurden<br />
von Besuchern überrannt.<br />
Man hat sich mittlerweile fast daran gewöhnt,<br />
diese Ethik-Brüche zu akzeptieren<br />
–solangesiealsMassenspektakelSpaßmachenundhelfen,anspruchsvollereAusstellungen<br />
zu finanzieren. Am Moca verhält es<br />
sich anders: Mit dem Rauswurf von Paul<br />
Schimmel und den Abgängen von Philipp<br />
Kaiser zum Museum Ludwig und von Ann<br />
Goldstein zum Stedelijk Museum ist klar,<br />
dass Deitch nicht beabsichtigt, je wieder<br />
ProjektewiediederzeitlaufendeLand-Art-<br />
Ausstellung „Ends of the Earth“ anzugehen.<br />
Das ist, so lautet eine Theorie, auch<br />
deshalb im Interesse von Broad, weil das<br />
Museum,dasersichfürseineriesigeKunstsammlung<br />
zur Zeit direkt gegenüber des<br />
Moca bauen lässt, dannerst richtig glänzen<br />
wird. Und sollte der Platz für all seine glänzenden<br />
Jeff-Koons-Hasen nicht reichen,<br />
kann er ja die alte Moca-Hülle mieten.<br />
JÖRG HÄNTZSCHEL<br />
„Beten kann nicht schaden, aber wenn mich eine Religion auf die Knie zwingt, ist sie schlecht.“ – Frank Ocean FOTO: UNIVERSAL<br />
VON JAN KEDVES<br />
Wie hört sich vollständige Isolation<br />
an, kurz vor dem inneren Kollaps?<br />
Wer davon einen Eindruck<br />
bekommen will, der steuere doch bitte<br />
Track 14 an von Frank Oceans Debütalbum<br />
„ChannelOrange“(Universal):Eineelektrische<br />
Kirchenorgel leiert da los, dann steigt<br />
ein junger Afroamerikaner in ein Taxi und<br />
sagt zum Fahrer: „Entschuldigen Sie, dass<br />
ich Sie für eine Stunde als Seelenklempner<br />
missbrauche, nehmen Sie ruhig viele Umwege<br />
und lassen Sie die Uhr laufen – aber<br />
umfahren Sie bitte großräumig meine Dämonen!“<br />
Diese Dämonen heißen gleichgeschlechtliches<br />
Begehren und unerwiderte<br />
Liebe, und sie wollen raus, Hauptsache anonym.<br />
Der Taxifahrer dreht sich rum und<br />
sagt: „Allahu Akbar“ – Gott ist größer. Der<br />
Junge solle beten.<br />
Man wartet in diesem Stück die ganze<br />
Zeit darauf, dass es knallt, dass Bremsen<br />
quietschen, Gewalt angedroht wird. Denn<br />
während sich zum Moll der Kirchenorgel<br />
noch das traurigste Streichquartett gesellt,<br />
das man seit langem im Pop gehört hat, erwidert<br />
der Junge auf der Rückbank: „Beten<br />
kann nicht schaden, aber wenn mich eine<br />
Religion auf die Knie zwingt, ist sie<br />
schlecht.“ Dann singt er in schmerzlichstem<br />
Falsett von einem „one man cult“, womit<br />
Religion genauso gemeint sein könnte<br />
wie eine enttäuschte Liebe. Der Angehimmelte<br />
könnte Gott oder Allah sein. Natürlich<br />
hält man das, was Frank Ocean hier<br />
singt, für autobiografisch. Schließlich hat<br />
der aus New Orleans stammende und in<br />
Los Angeles mit dem Hip-Hop-Kollektiv<br />
Odd Future bekannt gewordene Sänger am<br />
3.JuliinpoetischraffiniertenZeilenöffentlich<br />
gemacht, dass seine erste, unglückliche<br />
Liebe mit 19 ein Mann war.<br />
Das amerikanische Publikum scheint<br />
„Bad Religion“ exakt so zu verstehen – wie<br />
vorletzten Samstag deutlich wurde, als<br />
OceandasStückzumerstenMalinderLate-<br />
Night-Show von Jimmy Fallon live sang,<br />
grandios begleitet von Fallons Hausband<br />
The Roots. Der Jubel im Studio war euphorisch,<br />
als seien die zementierten Moralvorstellungen<br />
und Geschlechterbilder, die in<br />
weiten Teilen der amerikanischen Gesellschaft<br />
und im R&B und Hip-Hop noch immer<br />
herrschen, mit dieser einzigen, kaum<br />
drei Minuten langen Klage endgültig zerschmettert<br />
worden, als müsse sich in Zukunft<br />
niemand mehr von unaussprechlichen<br />
Tabus befreien. Das Debütalbum des<br />
24-Jährigen wurde noch während der Ausstrahlung<br />
der Show um Mitternacht digital<br />
veröffentlichtundstandam nächstenMorgen<br />
schon auf dem ersten Platz der amerikanischen<br />
iTunes-Charts.<br />
Nein, sein Coming-out hat Ocean, der<br />
neue große Star des R&B, bislang nicht geschadet.<br />
Sie passt fast zu perfekt auch zu<br />
ObamasjüngstenWahlkampf-Bekenntnissen<br />
zur gleichgeschlechtlichen Ehe. Die<br />
Welle der Ermutigungen und Glückwünsche<br />
vonRussell Simmons, Jay-Z,Beyoncé,<br />
California Noir<br />
Der amerikanische Sänger Frank Ocean legt mit seinem Debütalbum<br />
„Channel Orange“ das erste echte Pop-Meisterwerk des Jahres vor<br />
Tyler The Creator und vielen anderen war<br />
überwältigend – obwohl eigentlich gar<br />
nicht so klar ist, was dabei ans Licht kam.<br />
Ist er jetzt schwul, bisexuell oder einfach<br />
nicht so ganz festgelegt? Das Rätsel deutetesichimvergangenenJahrschonan,<br />
alser<br />
auf seinem Mixtape „Nostalgia, Ultra“ eine<br />
Zeile sang, die sich als Plädoyer für die Homo-Ehe<br />
lesen ließ: „I believe that marriage<br />
isn’t between a man and woman, but between<br />
love and love“. Fest steht: Frank<br />
Ocean hat die Aufmerksamkeit nun umso<br />
mehr auf sein phantastisches Debüt gelenkt,<br />
auf ein Album, das mit einer Ode an<br />
einenMannbeginnt(„Thinkin’AboutYou“),<br />
aufdem abergenauso Frauen begehrt werden,<br />
ein Album, das neu bestimmt, was<br />
R&B heute sein kann – und ein Album, das<br />
eine Abneigung gegenüber dieser Genre-<br />
Zuschreibung genauso zeigt wie ein Unbehagen<br />
an fixierten Identitäten.<br />
Die Sache mit dem R&B wird am klarsten<br />
im zweiteiligen Zehn-Minuten-Epos<br />
„Pyramids“, dem Herzstück des Albums:<br />
eingebettet in luxuriös schimmernden Digitalsound,<br />
folgen wir hier einer Stripperin<br />
namens Kleopatra auf dem Weg zur Arbeit<br />
im Club Pyramid in Las Vegas. Zwischen<br />
rückwärts gedrehten Funk-Beats, zwischenStrophe<br />
undRefrain,schrillt ein harter<br />
Rave-Synthesizer hervor. Das ist kein<br />
Zugeständnis an den aktuellen Sound der<br />
Billboard-Charts, wo Kirmes-Techno-Referenzen<br />
im R&B längst zum guten Ton gehören.<br />
Eher unterstreicht die Techno-Sirene<br />
Oceans Erzählung, als wolle er sagen:<br />
„Hört genau hin, so klingt das, was ihr heuteR&Bnennt,esscheppertbilligundistdazu<br />
gemacht, Frauen in Strip-Clubs auszuziehen.“<br />
Ein wenig Afrozentrismus gehört<br />
natürlich auch dazu, wenn die schwarze<br />
Heldin des Songs genauso heißt wie jene<br />
Königin, die dem Geschichtsverständnis<br />
der Nubier nach in Ägypten einst die Krone<br />
der Zivilisation trug. Was, scheint Ocean zu<br />
fragen, hat Amerika, was haben Jahrhunderte<br />
Sklaverei und Prostitution aus unserer<br />
Kleopatra gemacht?<br />
Frank Ocean bestimmt in<br />
jeder Hinsicht ganz neu, was<br />
R&B heute sein kann<br />
Es ist keineswegs übertrieben, aus<br />
„Channel Orange“ ein solches Bewusstsein<br />
für Geschichte und Gesellschaft herauszuhören<br />
– auch an anderen Stellen des Albums<br />
scheint diese historische Sensibilität<br />
auf, besonders dort, wo Ocean Gefühle für<br />
Männeräußert.Ertutdiesnieexplizit. Hätte<br />
man in den vergangenen zwei Wochen<br />
nichts über sein <strong>angeblich</strong>es Bekenntnis<br />
zum Schwulsein gehört, würde man an<br />
manchen Stellen nicht auf Ideen kommen.<br />
Ocean scheint sich hier auf genau jenem<br />
Grat bewegen zu wollen, der Homosozialität<br />
von Homophobie trennt. Häufig ist zu<br />
hören, dieTrennlinie, von deran die Zuneigung<br />
unter Männern unter Verdacht steht,<br />
werde besonders in afroamerikanischen<br />
Gemeinschaften, somit auch im Hip-Hop<br />
undR&B,geradezuparanoidbewacht.Religion<br />
mag dafür ein Grund sein, und es gibt<br />
auch die These, im afroamerikanischen<br />
Männerbild stecke noch das Trauma der<br />
„entmännlichenden“ Versklavung.<br />
Das alles mag fraglich sein. Dennoch<br />
scheint sich Ocean zu überlegen, was eigentlich<br />
genau das gesellschaftliche Problem<br />
mit der Männlichkeit ist – zum Beispiel,<br />
wenn er im Song „Forrest Gump“<br />
sein Begehren in ein Footballstadion verfrachtet,<br />
wo die Menge demselben Spieler<br />
zujubelt wie er. Großartig, wie er sich hier<br />
ganze Fan-Chöre dazugebastelt hat, die in<br />
seinen nervös verliebten Refrain einstimmen.<br />
Und das ist nur einer der Sample-<br />
Tricks, die aus diesem Album fast ein Hörspielmachen.<br />
Dazu schraubensich die Melodien<br />
jedes einzelnen Songs tief ins Hirn,<br />
nichts klingt zu süßlich, alles ist mit einer<br />
leicht bitteren Note überzogen. Ocean etabliert<br />
mit „Channel Orange“ für den R&B<br />
tatsächlich einen neuen Stil. Man könnte<br />
ihn California Neo-Noir nennen.<br />
Das einzig Merkwürdige an diesem frühen<br />
Meisterwerk ist, dass am Ende noch<br />
einvölligüberflüssiger,versteckterBonus-<br />
Trackwartet: „Golden Girl“ spielt aneinem<br />
verlockend rauschenden Traumstrand auf<br />
einer Trauminsel, Ocean bezirzt zu lässigem<br />
karibischen Hängemattenbeat eine<br />
Traumfrau, mit der sich Kinder kriegen<br />
und gemeinsam alt werden lässt. Das<br />
Stück ist keineswegs schwach, weil er sich<br />
hier als Familienvater imaginiert. Nur:<br />
Muss die Auserwählte unbedingt in Gold<br />
aufgewogen werden? So wertvoll wie ein<br />
24-Karat-Edelstein sei sie, singt Ocean.<br />
Wo ist da die metaphorische Finesse,<br />
mit der Kleopatra vorher in ihre 15-Zentimeter-Heels<br />
schlüpfte oder mit der Ocean<br />
zuvor den Materialismus ironisiert? „SuperRich<br />
Kids“handelt zu Beginnvontrostlos<br />
reichen Bälgen, die inLader Fights,dem<br />
„schwarzen Beverly Hills“ von Los Angeles,<br />
kistenweise Paradeweinrunterkippen, ohne<br />
überhaupt dessen Namen richtig aussprechen<br />
zu können. Ein Bild vollständiger<br />
Leere, für das sich Ocean den Refrain von<br />
Mary J. Bliges „Real Love“ leiht, einem<br />
Glanzstück des R&Bs der neunziger Jahre,<br />
in dem erfolglos nach der wahren Liebe gesucht<br />
wird. Ganz am Ende des Albums in<br />
„Golden Girl“ soll sich die Suche dann aber<br />
doch abkürzen lassen, ganz einfach mit<br />
Kreditkarte und einem Besuch beim örtlichen<br />
Juwelier?<br />
Es ist eigentlich nicht vorstellbar, dass<br />
dieser schiefe Schlussakkord – der auf einer<br />
LP von Usher vermutlich zu den besseren<br />
Songs gehörte – keine bewusste Entscheidung<br />
war. Sicher wollte Ocean, während<br />
ihn manche längst als neuen Marvin<br />
Gaye oder Stevie Wonder bejubeln, eine<br />
weitere, allzu klare Zuschreibung im großen<br />
Bogen umsteuern – nämlich die, dass<br />
erein unfehlbarespoetischesGenieist.Niemand<br />
soll offenbar behaupten können, er<br />
sei mit seinem allerersten Album schon direkt<br />
bei der Perfektion angekommen.<br />
Feuilleton<br />
Die Stadt Nancy ehrt Jean Prouvé,<br />
den Zenmeister des Blechs<br />
in der Architektur 10<br />
Feuilleton<br />
Die Geigerin Julia Fischer<br />
triumphiert bei den Münchner<br />
Philharmonikern 11<br />
Literatur<br />
Marc Deckerts<br />
gelungener Debütroman<br />
„Die Kometenjäger“ 12<br />
Wissen<br />
Seit der Antike suchen<br />
Naturforscher nach Symmetrie<br />
im Universum 14<br />
R www.sz.de/kultur<br />
HEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
AUS DEM NETZ<br />
So also vergeht der Ruhm in<br />
der digitalen Welt. Noch vor<br />
wenigen Jahren war Digg eines<br />
der vielversprechenden<br />
Phänomene desSocial Web.Auf 150Millionen<br />
Dollar wurde der Wert des Unternehmens2008geschätzt.EsgibtsogarGerüchte,<br />
dass Google im selben Jahr kurz davor<br />
stand, die Seite für 200 Millionen Euro zu<br />
übernehmen. Digg war damals nicht so bedeutend<br />
wie Facebook, nicht einmal so<br />
wichtig wie Twitter. Aber die Seite gehört<br />
zu den Diensten, die am erfolgreichsten<br />
das Setzen von Lesezeichen für andere, das<br />
sogenannte Social Bookmarking, etabliert<br />
haben. Die Idee war es, dass die Community<br />
durch das Drücken des „Digg“-<br />
Knopfes Texte von überall aus dem Netz<br />
aufderSeitehoch–oderrunterwählensollte.<br />
Je populärer sie wurden, desto mehr<br />
Traffic erhielten die Originalartikel.<br />
Am vergangenen Donnerstag wurde<br />
Digg nun für magere 500 000 Dollar, so berichtet<br />
es das Wall Street Journal, an Betaworks<br />
verkauft, das den Digg-Dienst mit<br />
seinem eigenen Angebot News.me verschmelzen<br />
will. Die Häme bei Twitter war<br />
gewaltig, vor allem weil sich viele noch an<br />
ein Titelbild der Zeitschrift Business Week<br />
ausdemJahr<strong>2006</strong>erinnerten,aufdemMitgründer<br />
Kevin Rose als „Kid“ mit Baseball-<br />
Kappe vorgestellt wurde, „das 60 Millionen<br />
Dollar in 18 Monaten verdient“ habe.<br />
Etwas höher als eine halbe Million Dollar<br />
dürfte der Preis in Wahrheit vermutlich<br />
schongewesensein.AnteilspaketewechseltendenBesitzerundwieTechcrunchberichtet,<br />
waren Teile von Digg (die Techniker,<br />
diePatente) schonin denvergangenenMonaten<br />
an andere Käufer veräußert worden,<br />
zusammen wohl für bis zu 16 Millionen.<br />
Ist das Schicksal von Digg ein<br />
Zeichen für die Entbehrlichkeit<br />
jedes großen Netz-Dienstes?<br />
Dennoch: Die bloß sechsstellige Summe<br />
für die Überreste eines einst vielbeachteten<br />
Unternehmens des Social Web schwarz<br />
aufweißzusehen,wirktaufmanchenBeobachter<br />
jetzt wie der Anblick eines Vanitas-<br />
BildesfürdieSocial-Media-Szene.40Millionen<br />
Nutzer im Monat hatte Digg einmal,<br />
unddasist erstgutzweiJahreher.Nochimmer<br />
sollen es 16 Millionen sein, aber eine<br />
Rolle für die Trends des Netzes spielen sie<br />
nicht mehr. Ist das ein düsterer Vorbote für<br />
die Entbehrlichkeit jedes derzeit großen<br />
Dienstes, ähnlich wie die untote Existenz<br />
des einstigen Social-Network-Giganten<br />
Myspace?<br />
Der Guardian erinnerte daran, dass<br />
schon vor zwei Jahren die ersten Kritiker<br />
das Ableben von Digg aufgrund um sich<br />
greifender„Social-Müdigkeit“vorhersagten.<br />
Das demokratische Mitbestimmen<br />
über den Erfolg von Inhalten verlor nach<br />
dieser Lesart viel von seinem Reiz, als das<br />
KlickenaufdenLike-ButtonzurFließbandtätigkeit<br />
der Online-Existenz wurde.<br />
AlexisMadrigal,derMannfürdasDigitale<br />
beim Atlantic,sieht den Abstieg vonDigg<br />
zum Ramschartikel dagegen als exemplarischfürdieRisikeneinerWirtschaft,dieihren<br />
Erfolg nur zu einem sehr geringen Teil<br />
auf einer bestimmten Technologie, sondern<br />
vielmehr auf dem fortwährenden Interesse<br />
einer Nutzergemeinschaft aufbaut.<br />
Es war unter anderem ein von den Nutzern<br />
abgelehntes Redesign im Jahr 2010, das<br />
den massenhaften Exodus von der Plattform<br />
ausgelöst haben soll. Digg habe zunehmend<br />
den Eindruck vermittelt, Verlage<br />
und clevere Vermarkter bestimmten, welche<br />
Inhalte auf der Seite gut zu laufen hätten,<br />
nicht mehr die Nutzer selbst: „Sie waren<br />
keine selbstbewussten Netzbürger auf<br />
Besuch aus der Zukunft, sondern Trottel,<br />
die von Digg und einer Bande von ,Social-<br />
Media-Beratern‘ an der Nase herumgeführt<br />
wurden.“<br />
Die Nutzer wandten sich ab, und das,<br />
was Digg am Ende verkaufen konnte, sei,<br />
so Madrigal, nur noch die technische Hülle<br />
gewesen.Und diehabe eben beieiner Community-Seite<br />
ohne echte Community keinen<br />
höheren Wert als 500 000 Dollar.<br />
KevinRose,dasschlaue„Kid“vom Business-Week-Cover,<br />
hat das Unternehmen<br />
übrigens schon im vergangenen Jahr verlassen.<br />
Seit einigen Monaten ist er Angestellter<br />
beim Suchmaschinen-Konzern<br />
Google und dort für das Wagniskapital zuständig.<br />
45 Millionen Wagniskapital hat<br />
Digg einst kassiert. NIKLAS HOFMANN
10 FEUILLETON<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
Der<br />
Schattenkönig<br />
Richard Zanuck, Großproduzent<br />
und Sohn Hollywoods, ist tot<br />
Beim Namen Zanuck denkt man in Hollywood<br />
nicht zuerst an ihn – bis heute nicht<br />
und auch nicht auf dem Höhepunkt seiner<br />
Erfolge, als er mit dem „Weißen Hai“ alle<br />
Rekorde brach oder den Oscar für „Driving<br />
Miss Daisy“ entgegennehmen konnte.<br />
Denn immer ist da die Legende seines Vaters,<br />
Darryl F. Zanuck, der als Schreiber für<br />
Thalberg und Mack Sennett begann, 1933<br />
mit zwei Partnern die 20th Century Films<br />
gründete und schon zwei Jahre später die<br />
Fox Studios dazukaufte. Von da an hieß es<br />
20th Century Fox, wenn allabendlich die<br />
Suchscheinwerfer angingen, um nach den<br />
Sternen zu greifen – und seither steht der<br />
Name Zanuck in die Annalen der Filmgeschichte<br />
eingemeißelt, im Pantheon mit<br />
den Gründervätern.<br />
Richard, geboren 1934 in Los Angeles,<br />
war Darryls drittes Kind mit der Stummfilm-Diva<br />
Virginia Fox. Schon als Student<br />
durchlief er alle Abteilungen des Studios,<br />
mit 24 ließ der Vater ihn seinen ersten Film<br />
produzieren, das war „Compulsion“ mit<br />
Orson Welles. Dem alten Zanuck waren<br />
seine Affären in Paris da schon wichtiger<br />
als das Studio, ein paar Jahre lang war er<br />
sogar entmachtet. Nach dem „Cleopatra“-<br />
Desaster wollte ihn die Fox 1962 aber zurück,<br />
Darryl sagte ja und blieb doch in<br />
Frankreich. Also bat er seinen Sohn, drei<br />
Vorschläge aufzuschreiben, wen er als Produktionschef<br />
in Hollywood installieren<br />
könnte. Richard schrieb den Zettel, aber es<br />
stand nur ein Wort darauf: „Me“.<br />
Es gehörtzuden großenStories vonTinseltown,dassderVaterdieserIdeedesSohnes<br />
tatsächlich folgte – und Richard acht<br />
Jahre lang ein durchaus erfolgreicher Produktionschef<br />
war. Gewaltige Einnahmen<br />
mit „The Sound of Music“ fielen in diese<br />
Zeit,ebenso„Patton“und„FrenchConnection“.<br />
Spektakulärer als seine Einstellung<br />
war dann nur noch sein Abgang: 1970 war<br />
es wiederum der Vater, der ihn feuern ließ,<br />
ineinemmisslungenen Versuch,dieeigene<br />
Macht einmal mehr zu retten.<br />
Fortan bewies der jüngere Zanuck sein<br />
Gespür für Stoffe und Talente vor allem als<br />
unabhängigerProduzent.So brachteerStevenSpielbergserstenSpielfilm<br />
„Sugarland<br />
Express“ auf den Weg und im nächsten<br />
JahrdannschondenBlockbuster„Derweiße<br />
Hai“. Eine weitere äußerst fruchtbare<br />
ZusammenarbeitverbandihnmitTimBurton<br />
– sechs Filme haben sie zusammen ge-<br />
Richard D. Zanuck,<br />
Sohn eines Hollywood-Moguls,<br />
machte sich mit<br />
Erfolgen wie „Der<br />
weiße Hai“ einen<br />
eigenen Namen.<br />
FOTO: AP<br />
macht, darunter „Dark Shadows“ (derzeit<br />
in den Kinos) und davor „Alice in Wonderland“,<br />
einen der bisher größten 3D-Erfolge.SowarZanuckbiszuletztontopofhisgame<br />
– auch wenn es dazwischen längere<br />
Durststrecken für ihn gab, wie zum BeispielinderzweitenHälftederachtzigerJahre.<br />
Damals kam er besonders spektakulär<br />
zurück – mit „Driving Miss Daisy“, einer<br />
stillen Südstaaten-Geschichte mit Morgan<br />
Freeman und Jessica Tandy. Kein Mensch<br />
hatte den Film auf dem Radar, er kostete<br />
auch nur fünf Millionen Dollar – und trat<br />
dann mit vier Oscars und weltweiten Kasseneinnahmenvon145MillionenDollareinen<br />
gewaltigen Siegeszug an. Die Trophäe<br />
für den „Besten Film“ konnte Zanuck mit<br />
seiner Frau und Co-Produzentin Lili Fini<br />
Zanuck in die Höhe recken.<br />
Richard D. Zanuck starb am Freitag in<br />
seinemHausinBeverlyHillsaneinemHerzinfarkt.<br />
Sein Leben erzählt nun die halbe<br />
Geschichte Hollywoods – den Rest erzählt<br />
das Leben seines Vaters. Und so unterschiedlich<br />
diese Leben waren – sie dauerten<br />
beide 77 Jahre lang. TOBIAS KNIEBE<br />
Mehr als bei allen anderen geht bei diesem Designer die Ästhetik in der Funktion auf: Jean Prouvés „Chambre de cité“ FOTO: AUSSTELLUNG<br />
VON JOSEPH HANIMANN<br />
Gefaltetes Blech war seine große Pionierleistung,<br />
Aluminium letztlich<br />
sein Verhängnis. Jean Prouvé, der<br />
WegbegleitervonMallet-Stevens,PierreJeanneret,<br />
Le Corbusier, Marcel Lods war die<br />
Flüsterstimme der modernen Architektur.<br />
Standardisierung und Serienproduktion<br />
waren für ihn nie eine Glücksgarantie für<br />
die Menschheit, sondern die Lösung zu einem<br />
gerade anstehenden Problem. Seine<br />
spärlichen Schriften sprechen nicht im<br />
Tonfall der messianischen Moderne, seine<br />
Zeichnungen begnügen sich mit technischen<br />
Details. Sein ganzes Wirken hat etwas<br />
vom kurz geschorenen Bürstenhaarschnitt,derzeitlebensdieErscheinungdieses<br />
Unternehmers und Ingenieurs prägte.<br />
Mit dieser Bescheidenheit hängt wohlauch<br />
zusammen,dasseraufdemHöhepunktseiner<br />
Karriere sich von der aufstrebenden<br />
Aluminiumindustrie seine Metallbaufabrik<br />
in Maxéville bei Nancy abluchsen ließ<br />
und die letzten dreißig Jahre seines Lebens<br />
statt bei den Arbeitern im Atelier ziemlich<br />
einsam am Zeichentisch verbrachte.<br />
Sein Vater war der Maler und Bildhauer<br />
VictorProuvé,nebenÉmileGallé,LouisMajorelle,<br />
Antonin Daum ein Mitbegründer<br />
des Art Nouveau und der „École de Nancy“.<br />
Jean Prouvé, 1901 geboren, wurde mit seinen<br />
schlichten Möbelkreationen, seinen<br />
Blechfassadenkonstruktionen und seinen<br />
Fertighäusern früh anerkannt, aber erst<br />
spät berühmt. Erst als seine gestelzten<br />
StahlrohrstühleundseineSpreizbein-Holztische<br />
auf dem Designmarkt Spitzenpreise<br />
erlangten, kam posthum auch der Ruhm.<br />
Ein Jahr vor seinem Tod ehrte das Centre<br />
Pompidou in Paris ihn 1983 noch mit einer<br />
Ausstellung. Nun feiert die Stadt Nancy<br />
den Erneuerer an verschiedenen Standorten<br />
einen Sommer lang – an manchen Orten<br />
auch darüber hinaus. Ein Parcours<br />
führt zu einem Dutzend Werkspuren Jean<br />
Prouvés in der Stadt – ein Treppengeländer<br />
ist darunter, oder die Lampen der Jugendstil-Brasserie<br />
„Excelsior“. Im Beaux-<br />
Zenmeister des Blechs<br />
Die Stadt Nancy ehrt den Architekten und Designer Jean Prouvé, einen stillen und klarsichtigen Pionier der Moderne<br />
Arts-MuseumwurdeeinständigerProuvé-<br />
Saaleingerichtet,ebensoimMuséedel’Histoire<br />
du Fer . Vier temporäre Ausstellungen<br />
beleuchtenüberdiesdasWirkendesKunstschmieds,<br />
des Konstrukteurs und Unternehmers,<br />
des Möbeldesigners und des<br />
Staatsbürgers Jean Prouvé, der vorübergehend<br />
auch Bürgermeister von Nancy war.<br />
Zu den schönsten Zeugnissen gehört<br />
das eingeschossige Haus, das Prouvé 1954<br />
auf einem abschüssigen Grundstück über<br />
der Stadt für seine Familie gebaut hat. Es<br />
sollte mit seiner streng durchdachten Einfachheit<br />
aus leichten Fertigbauteilen ursprünglich<br />
ein Demonstrationsobjekt des<br />
neuen Wohnens ohne Tragemauern und<br />
sonstige Baumasse werden: großer, heller<br />
Gemeinschaftswohnraum, winzige Zimmer.<br />
Prouvé hatte schon in den zwanziger<br />
JahrenseinKonzeptdes„mur-rideau“entwickelt,derVorhang-FassadeausBlechohne<br />
statische Funktion. Im „Maison du peuple“<br />
in Clichy bei Paris ist sie 1935 zur Anwendung<br />
gekommen.<br />
Anders als Le Corbusier diente er<br />
sich nie beim Vichy-Regime an<br />
Das Eigenheim in Nancy wurde dann<br />
aber zu einer reinen Privatsache, nachdem<br />
die durch Kapitalerhöhung in sein Unternehmen<br />
eingestiegenen Manager der Gesellschaft<br />
„L’Aluminium français“ ihm das<br />
Heft aus der Hand nahmen. Resigniert<br />
schied er 1953 aus seiner Fabrik aus, verlor<br />
Besitz und Patente und fing wieder von<br />
vornan. DasWohnhaus,aufdessenGrundstück<br />
nun auch Prouvés Direktionsbüro<br />
aus Maxéville, ebenfalls ein Fertigbau, installiert<br />
worden ist, gehört heute der Stadt,<br />
stehtunterDenkmalschutz,wird weiterbewohnt,<br />
kann aber besichtigt werden.<br />
So zurückhaltend dieser Mann im Erteilen<br />
von Lektionen war, so konsequent war<br />
er während des Krieges gegen jede Art von<br />
Kollaboration. Er amüsierte sich später<br />
über den zunächst beim Vichy-Regime<br />
sich andienenden Le Corbusier, dem alle<br />
Mittel recht gewesen seien, um die Welt<br />
SZ-RÄTSEL<br />
mit seinen Betonpfeilerbauten zu beglücken.<br />
Prouvé entwickelte während dem<br />
Krieg seine Bautechnik weiter, beteiligte<br />
sichinderRésistanceundarbeiteteeinModell<br />
von kleinen Fertigbauhäusern für die<br />
Bombengeschädigten in Lothringen aus.<br />
Darauf griff er später zurück, als er nach<br />
dem aufrüttelnden Appell des Abbé Pierre<br />
im Winter 1954 die in Serie produzierten<br />
Obdachlosenbungalows entwarf, bestehend<br />
aus einem Betonsockel mit Nasszelle<br />
in der Mitte und einem Wohngeviert drum<br />
herum. Über ein paar Prototypen kam dieses<br />
„Haus für bessere Tage“ allerdings<br />
nicht hinaus.<br />
Statt in einer einzigen Monumentalschau<br />
führt die Stadt Nancy über mehrere<br />
Institutionen verteilt unterschiedliche Aspekte<br />
von Figur und Werk Jean Prouvés<br />
vor. Das Museum der École de Nancy zeigt<br />
ihn, der fünfzehnjährig eine Lehre als<br />
Kunstschmied begann, als Gesellen und<br />
dann Meister am Amboss bei der Arbeit an<br />
Metalltoren, Geländern und Lampen, noch<br />
ganz in der Kunsthandwerktradition seines<br />
Vaters. Der Wechsel zur Industrieproduktion<br />
mit dem Zusammensetzen vorfabrizierter<br />
Einzelteile war für ihn dann<br />
mehr die logische Fortsetzung des Handwerks<br />
als ein Bruch mit ihm.<br />
DieseEntwicklung istimMusée del'Histoire<br />
du Fer zu verfolgen, einem von Jean<br />
Prouvés Sohn Claude entworfenen Stahlbau<br />
am Rand der Stadt. So leicht bauen wie<br />
möglich, das war stets sein Leitsatz bei der<br />
Suche nach Wegen, dem Baustoff Blech<br />
durch entsprechende Faltung Festigkeit zu<br />
verleihen. Warum sollte, was bei Fahrzeugen<br />
ging, nicht auch für Häuser möglich<br />
sein? Den massiven Betonfluss in der modernen<br />
Architektur beobachtete er skeptisch.<br />
Massiver noch als der Beton fließe da<br />
dasgroßeGeldderUnternehmer,gaberseinen<br />
Kollegen Le Corbusier oder Oscar Niemeyerzubedenken.DieseinGesellschaftsfragen<br />
implizierte Seite des Menschen<br />
Jean Prouvéwirdin Nancy in einerAusstellung<br />
des Musée Lorrain besonders vorgeführt.<br />
2 3<br />
3<br />
8<br />
6<br />
7 9<br />
2 3<br />
8 2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Lange hat die Stadt sich lieber für ihre Art-<br />
Nouveau-Pracht als für den etwas spröden<br />
Vertreter der Moderne interessiert. Nancy<br />
besaß so gut wie keine Sammlungsstücke.<br />
Das hat sich seit einigen Jahren geändert.<br />
Dank Ankäufen und Dauerleihgaben kann<br />
das Musée des Beaux-Arts heute zwei Säle<br />
mit Mobiliarstücken, Bauteilen und ZeichnungenvonJeanProuvéfüllen.UndzurErgänzungwurdediezuvorinTurinschongezeigte<br />
Privatsammlung von Alexander von<br />
Vegesack,demehemaligenDirektor desVitra<br />
Design Museums, mit Kreationen Prouvés<br />
im Kontext des zeitgenössischen Möbeldesigns<br />
in den Espace Poirel nach Nancy<br />
geholt.<br />
Was das Veranstaltungsprogramm in<br />
seinerDisparatheitnichtzuvermittelnvermag,<br />
ist die innere Logik, die hinter Prouvés<br />
Wirken steckt. Er schuf mit dem<br />
schlecht alternden Blech, der mangelhaften<br />
Wärmeisolation, den sich eintrübenden<br />
Bullaugenfenstern Objekte nicht für<br />
die Dauerhaftigkeit, sondern für den unmittelbaren<br />
Gebrauch. Selbst die in ihrer<br />
Einfachheit perfekt gestylten Stühle und<br />
Sesselhaben mitder Ärmlichkeit ihresMaterials<br />
in den teuren Sammlungen stets etwas<br />
Deplatziertes. Mehr als bei allen anderen<br />
ging bei diesem Designer die Ästhetik<br />
in der Funktion auf. Das damit einhergehende<br />
Verständnis von Materialität, Beständigkeit,<br />
Werthaftigkeit als Einzelobjekt,<br />
dinglich gebundener Emotion muss<br />
der Besucher selber aus den Exponaten in<br />
Nancy herleiten. Die AusstellungskuratorengehendaraufsowenigeinwiederPraktiker<br />
Prouvé selbst, der sich vor analytischenExkursenscheuteundaufdenZeichnungsblättern,<br />
wo andere Kollegen Wolken,<br />
Pflanzen und Stadtleben wuchern ließen,<br />
sich auf Profilträger, Gelenkteile und<br />
Winkelverhältnisse konzentrierte. "<br />
Zwei Dauerausstellungen, vier Wechselausstellungen<br />
in und um Nancy. Bis zum 28. Oktober. Einzelheiten<br />
auf www.jeanprouvenancy2012.com. Der im Verlag<br />
Somogy erschienene Katalog kostet 49,- Euro.<br />
Schwedenrätsel Str8ts leicht<br />
Sudoku mittelschwer<br />
7 8<br />
9 3 2 5<br />
Str8ts: So geht’s<br />
Die Ziffern 1 bis 9 dürfen pro Spalte und Zeile<br />
nur einmal vorkommen. Zusammenhängende<br />
weiße Felder enthalten direkt aufeinander folgende<br />
Zahlen, die aber in beliebiger Reihenfolge<br />
stehen (Straßen). Weiße Ziffern gehören zu<br />
keiner Straße, blockieren jedoch diese Ziffern<br />
sowohl in der Zeile als auch in der Spalte. Tipps<br />
im Internet unter: www.sz-shop.de/str8ts<br />
© 2010 Syndicated Puzzles Inc. 16.7. 2012<br />
Lösungen vom Wochenende<br />
8 7 6 9 3 4<br />
9 6 7 1 8 2 5 3<br />
2 5 8 6 7 4<br />
3 5 4 7 6 2 1<br />
8 7 4 3 5 1 2<br />
7 6 8 1 2 4 3<br />
6 3 4 2 5 7<br />
9 4 1 2 5 3 7 8 6<br />
5 1 3 2 4 6 7 5<br />
Natur und<br />
Natürlichkeit<br />
Der Tenor Pavol Breslik beim<br />
Oleg-Kagan-Musikfest in Kreuth<br />
DiegrößteÜberraschungist,dassesdieses<br />
klassische Musikfestival in Wildbad<br />
Kreuth inmitten malerischer Natur und<br />
ebenso malerischer Tegernseer Trachtenkultur<br />
überhaupt noch gibt. Benannt ist es<br />
nach dem früh verstorbenen großen Geiger<br />
Oleg Kagan, dessen Frau, die Cellistin<br />
Natalia Gutmann, seit dem Gründungsjahr<br />
1990bisaufeinekleineAuszeitdiekünstlerische<br />
Leitung innehat. Hauptgrund für<br />
das Überleben dürfte neben dem großen<br />
persönlichen Engagement vieler helfender<br />
Hände die schlichte Tatsache sein, dass<br />
man die Finanzierung rechtzeitig durch eine<br />
unabhängige Stiftung gesichert hat und<br />
somitnichtjedesJahraufsNeueumöffentliche<br />
Zuschüsse betteln muss. Anders, als<br />
zum Beispiel das durch allerlei MissgeschickverschwundendeAlte-Musik-FestivalinKlosterIrsee,dasvielmehrüberregionales<br />
Renommee besaß, konnte sich das<br />
Oleg-Kagan-Musikfest am Tegernsee souverän<br />
behaupten.<br />
Ein zweiter, ebenso wichtiger Faktor ist<br />
das erfolgreiche Bemühen, den Altersdurchschnittder<br />
auftretendenKünstler einigermaßen<br />
stabil zu halten und im Zweifel<br />
eher nach unten zu korrigieren. Nicht,<br />
weil die Gagen der Newcomer geringer<br />
sind, denn viele Klassikstars von Svjatoslav<br />
Richter bis Boris Pergamentschikow<br />
sind hier ohne Honorar aufgetreten. Aus<br />
Freundschaft zu Kagan und Gutman, zur<br />
Unterstützung dieses Nischenfestivals, zur<br />
MotivationdesNachwuchses,zurBegeisterungdesörtlichen<br />
wiedeszum TeilvonFerne<br />
angereisten Publikums.<br />
Und auch wenn allein schon aus Altersgründen<br />
nicht mehr alle Superstars Teil<br />
des Festivals sind, die einst hier auftraten,<br />
sofindetman nochimmergroßartigeSolisten<br />
und Kammermusikensembles, in diesem<br />
Jahr etwa mit Yuri Bashmet, Kolja Blacher,<br />
Eduard Brunner, Natalia Gutman selber,<br />
dem Münchner Kammerorchester,<br />
demGeorgischenKammerorchesterIngolstadt<br />
und all den noch unbekannten Nachwuchskünstlern.<br />
Stramme Höhe<br />
und makellose Technik<br />
Dazu darf oder muss man sicherlich<br />
auch den Tenor Pavol Breslik zählen, der<br />
zwar schon vor neun Jahren ins Ensemble<br />
der Berliner Lindenoper geholt wurde und<br />
seit fünf Jahren als freischaffender Sänger<br />
in Opern und Konzerten zu hören ist, einembreiten<br />
Publikum abernochkaumbekannt<br />
sein dürfte.<br />
Ob er sein Heil allerdings – auch angesichts<br />
der momentanen Konkurrenz – im<br />
Liedgesang finden wird, muss nach seinem<br />
Abend in Kreuth mit Franz Schuberts<br />
„Die schöne Müllerin“ offen bleiben. Anfangs<br />
wirkte er sehr unsicher, was seinen<br />
slawischenAkzentnocheinwenigverstärkte,<br />
vor allem aber die Stimme durch allzu<br />
große Zurückhaltung dämpfte. Die etwas<br />
zu trockene Saalakustik arbeitete ebenfalls<br />
gegen Breslik, obgleich man von Anfang<br />
an sein lyrisches Talent wahrnahm,<br />
seinen,wenngleichnochverhaltenen,sanften<br />
Schmelz. Zumindest in der Mittellage.<br />
Die stramme Höhe dagegen verwies auf<br />
dasOpernumfeld,bliebdennochinden ersten<br />
Liedern viel zu eng, öffnete sich erst ab<br />
dem freundlich einladenden „Morgengruß“.<br />
Dennoch stach schon in der ersten Konzerthälfte<br />
einiges ins Ohr, das größere Zuversicht<br />
rechtfertigte: traumwandlerisch<br />
sichereIntonation, makelloseTechnik–offenbarbasierendaufeinemgroßennatürlichen<br />
Talent, darüber hinaus eine energiegeladene<br />
Konzentration, die unweigerlich<br />
stete Spannung schuf und aufrecht erhielt.<br />
LeiderbotKlavierbegleiterAmir Katz nicht<br />
den nötigen Reibungswiderstand, sondern<br />
einen durchgehend ungestalt neutralen<br />
Hintergrund. Romantische Gefühlsdichte<br />
undFreiheitsdrangwarenso nichtzuerreichen,<br />
bestenfalls biedermeierliche Kunstanbetung.<br />
HELMUT MAURÓ<br />
3 2 7<br />
1 8<br />
9 8 6<br />
5 1<br />
2 3 7 4<br />
8 3 4 5<br />
6 5<br />
1 9<br />
1 5 4 2 9 8 3 7 6<br />
8 3 9 4 7 6 5 1 2<br />
7 2 6 3 5 1 4 8 9<br />
5 4 7 9 6 2 8 3 1<br />
2 6 3 8 1 7 9 5 4<br />
9 1 8 5 4 3 2 6 7<br />
6 8 2 1 3 4 7 9 5<br />
3 7 5 6 2 9 1 4 8<br />
4 9 1 7 8 5 6 2 3<br />
2
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 FEUILLETON<br />
HF2 11<br />
NEU AUF DVD<br />
Texas Killing Fields<br />
Morgue-Geruch liegt über der Ebene,<br />
ihren Morgen und Abenden, das Land<br />
perspiriert die Aura des Todes: „Texas<br />
Killing Fields“. Dutzende tote Frauen<br />
hat man hier gefunden, ein Serienmörder.<br />
In den Leichenhallen des Countys<br />
hat Ami Canaan Mann, Tochter von<br />
Michael, für ihren Film recherchiert:<br />
Ameisen auf den Fingern eines toten<br />
Mädchens. Die sorgfältige Eleganz der<br />
Polizisten. Der alte Colt, den einer als<br />
Dienstwaffe trägt, er ist noch von seinem<br />
Vater. Ein kleines Mädchen zieht<br />
den Highway entlang, singt Lieder, um<br />
die Angst zu vertreiben. Ein Krimi, der<br />
nicht von der Intrige lebt, sondern aus<br />
den Details, surreal dokumentarisch.<br />
Der eine Cop, Jeffrey Dean Morgan,<br />
betet kurz bei den gefundenen Opfern.<br />
Dieses Land ist Chaos, sagt der andere,<br />
Sam Worthington, nicht mal dein Gott<br />
kommt hierher. Zwischen ihnen eine<br />
Kollegin, vehement, Jessica Chastain.<br />
Faces in the Crowd<br />
Ein Thriller über Prosopagnosie, von<br />
Julien Magnat, der Theater und Film<br />
studierte in London und dann an der<br />
Femis in Paris war. „100 visages“ sollte<br />
dieser Film ursprünglich heißen, ein<br />
französisches Projekt, aber gedreht<br />
wurde dann schließlich in den USA, mit<br />
Milla Jovovich. Sie ist eine Grundschullehrerin,<br />
die eines Nachts einen Frauenkiller<br />
bei seinem Werk überrascht, auf<br />
der Flucht stürzt und mit dem Kopf<br />
schwer aufschlägt. Diagnose: Prosopagnosie.<br />
Gesichtsblindheit. Sie kann<br />
keine Gesichter mehr unterscheiden,<br />
nicht das ihres Geliebten und nicht das<br />
des Mörders, den sie als einzige gesehen<br />
hat. Eine kleine Studie zum größten<br />
Thrillerthema, Isolation, Einsamkeit.<br />
Erinnerung . . .<br />
Ein alter Mann und die Liebe, er ist 89,<br />
hat jede Menge Frauen in seinem Leben<br />
gehabt, liegt am liebsten in der Hängematte<br />
und liest, „La Lozana andaluza“<br />
zum Beispiel. Nun wird er neunzig, will<br />
den Geburtstag mit einem wirklichen<br />
Liebesakt begehen, in aller Unschuld –<br />
eine Jungfrau soll es sein – das ist<br />
schwer heutzutage, sagt seine erfahrene<br />
Puffmutter, Geraldine Chaplin. „Erinnerung<br />
an meine traurigen Huren“<br />
entstand nach dem letzten Roman von<br />
Gabriel García Márquez – der nun keine<br />
Erzählung mehr schaffen wird, keine<br />
Erinnerungsarbeit. Für die Reinheit der<br />
Bilder sorgte der dänische Regisseur<br />
Henning Carlsen, der einst Hamsun<br />
verfilmte. Er ist gerade 85 geworden.<br />
Coriolanus<br />
Texas Killing Fields,<br />
Ascot Elite<br />
Faces in the Crowd<br />
Sony<br />
Erinnerung an<br />
meine traurigen Huren<br />
Capelight<br />
Er ist eine Art Samurai, sagt Ralph Fiennes<br />
von seinem Helden Cajus Marcius<br />
Coriolanus. Shakespeare in der Jetztzeit,<br />
mit Limousinen und Panzern, dieser<br />
Held geht immer wieder unters<br />
Volk, um seine Politik durchzusetzen,<br />
seine Karriere im Rom der Volkstribunen.<br />
Eine Energie, eine obszöne persönliche<br />
Integrität, sagt Fiennes, es ist auch<br />
seine erste Filmregie. Vanessa Redgrave<br />
ist seine Mutter, Jessica Chastain seine<br />
Frau. Coriolan ist bereit, seinen Preis zu<br />
zahlen. „Aber schließlich bezahlt die<br />
Gesellschaft, bezahlt Rom mit“, hat<br />
sarkastisch Brecht geschrieben. Der<br />
Film ist furios als Kommentar zur viel<br />
gepriesenen direkten Demokratie, zeigt<br />
Schwarmintelligenz, Mob-Stimmung.<br />
Man sieht der Menge zu beim Sichverführenlassen.<br />
FRITZ GÖTTLER<br />
Coriolanus<br />
New KSM<br />
Herrscherin im Reich der Musik<br />
Julia Fischer triumphiert bei den Münchner Philharmonikern mit Tschaikowsky<br />
und demonstriert mit ihrem neu gegründeten Streichquartett ihre musikalische Vielseitigkeit<br />
VON HARALD EGGEBRECHT<br />
Das hat schon etwas Heroisches: Da<br />
spielt Julia Fischer an zwei Abenden<br />
in der Gasteig-Philharmonie<br />
Peter Tschaikowskys Violinkonzert mit<br />
den Münchner Philharmonikern unter Juraj<br />
Valcuha und präsentiert am anschließendenSonntagmorgenimPrinzregententheater<br />
in einer Matinee ihr 2010 formiertesQuartettmitwahrhaftillustrenMitspielern:<br />
Alexander Sitkowetzky, 2. Violine,<br />
Nils Mönkemeyer,Viola,undBenjaminNyffenegger,<br />
Violoncello.<br />
Heroisch auch deshalb, weil das Tschaikowsky-Konzert<br />
neben aller Virtuosität<br />
auch enorm kraftfressend ist und ein ProgrammmitQuartettmeisterwerkenvonJoseph<br />
Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
und Franz Schubert wirklich Konzentration<br />
und Energie erschöpft – neben allen<br />
technischenSchwierigkeiten.AberJuliaFischer<br />
strahlt eine solche Souveränität und<br />
Sicherheit aus, als gebiete sie über unerschöpfliche<br />
Reserven ihrer geigerischen<br />
und vor allem musikalischen Mittel.<br />
Das machte manchen Hörer in der Philharmonie<br />
sprachlos, der es womöglich gewohnt<br />
ist, dass bei Tschaikowsky Solistenblut<br />
fließen muss. Manche ereiferten sich<br />
auch, ob solche Staunen erregende instrumentale<br />
Überlegenheit nicht erkauft sei<br />
durch einen Mangel an Wärme und inneremEngagement.Dassindjenealtbekannten,gleichwohlfalschenAnsichten,mitdenen<br />
man früher einem Geiger wie Jascha<br />
Heifetz die höheren Künstlerweihen absprach.<br />
Damals schwangen da auch unverhohlen<br />
antisemitische Töne mit.<br />
Julia Fischer befreit Tschaikowsky<br />
vom Ballast russisch sentimental<br />
kitschiger Traditionen<br />
Diese,mitVerlaub,dämlicheKonstruktionvomGegensatzzwischenkaltenTechnikern,<br />
den Virtuosen, und den, wenn auch<br />
technischunzulänglichen,vermeintlichbegnadeten<br />
Musikern, hat der große Cellist<br />
EmanuelFeuermannoftattackiert:„Virtuose<br />
sollte ein Ehrentitel sein, und ich glaube,<br />
dassselbstunterdenGrößtenaufdemheutigen<br />
Podium nur wenige ihn verdienen.<br />
Virtuosezu seinbedeutet:dasgrößte Spielvermögenzuhaben,dasKunstwerkzuachten<br />
und über die Fähigkeit zu verfügen, die<br />
eigenePersönlichkeitsinnvollindasKunstwerkeinzubringen.Wievielevonunsbesitzen<br />
das? Wie viele von uns glauben, sie hätten<br />
es, und liegen doch ganz falsch? Und<br />
wievielekönntendiesesVirtuoseseinbesitzen,<br />
wären sie nur sorgfältig in ihrer Entwicklung<br />
angeleitet worden?“<br />
Julia Fischer ist also in Feuermanns<br />
Sinn eine Virtuosin, denn wie sie das<br />
Tschaikowsky-Konzertentfettete,vomBallastrussisch-sentimental-kitschigerTraditionen<br />
befreite, wie sie symphonisch mit<br />
dem Orchester agierte und rhythmisch unmissverständlich<br />
die Impulse setzte, wie<br />
sie die Kadenz im Kopfsatz als integralen<br />
Bestandteil des musikalischen Geschehens<br />
verstand und nicht wie so oft als exhibitionisch-hysterische<br />
Szene eines delirie-<br />
Am Ende, etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht,<br />
sind die nur leicht unterkühlten<br />
Zuschauer, wohl 1700 an der Zahl, begeistert.<br />
Sie haben eine Seeschlacht miterlebt,<br />
bei der Schiffe in Feuer aufgingen, sie haben<br />
auf der Bühne etwa 200 Römer und<br />
Ägypter gesehen , in Uniformen, mit Lanzen,<br />
Schilden und Schwertern; man hat<br />
Chöre gehört und ein 60-Mann-Orchester<br />
im Graben. Alles war groß. Man könnte alsomeinen,<br />
alles warwieimmerin Oberammergau,<br />
nur die Tiere fehlten. Das stimmt<br />
auch. Aber nur zum Teil.<br />
Christian Stückl hat den Mut der Leidenschaft.<br />
Deswegen kann er auch mit einem<br />
Heer von Laien Shakespeare inszenieren,<br />
„Antonius und Cleopatra“. Ein Stück, um<br />
das die meisten Theater einen Bogen machen.<br />
Weil es sperrig ist, weil alle Protagonisten<br />
darin entweder reichlich unsympathisch<br />
sind oder zumindest jeder edle Charakterzug<br />
von Gier, Verschlagenheit und<br />
Verfall verdeckt wird. Weil es ein großes,<br />
auf Plutarch gestütztes Historiendrama ist<br />
und gleichzeitig fast irritierend modern.<br />
Stücklfing2005 an,diezehnJahre,diezwischen<br />
jedem Passionsspiel liegen, für eigene<br />
Neuproduktionen zu nutzen. Die Stoffe<br />
blieben biblisch, „König David“, „Jeremias“<br />
von Stefan Zweig, eine Adaption von<br />
Thomas Manns „Joseph und seine Brüder“.<br />
„Antonius und Cleopatra“ hat mit der<br />
Bibel nur insofern zu tun, als der Gegenspieler<br />
des Antonius, Octavian, im Neuen<br />
Testament immerhin erwähnt wird, weil er<br />
später, als Kaiser Augustus, jene Volkszählung<br />
in Auftrag gibt, die Josef und Maria<br />
letztlich in den Stall von Bethlehem führt.<br />
Die Zeit passt also, die Gegend auch. Aber<br />
biblisch ist hier nichts.<br />
Ein Problem der Umsetzung des Stückes<br />
löst Stückl mit souveräner Leichtigkeit.<br />
Von Szene zu Szene, und es gibt derer sehr<br />
viele, auch sehr kurze, hüpft die Handlung<br />
zwischen Ägypten, wo Antonius sich den<br />
ReizenCleopatrashingibt,undRom,woOctavian<br />
mit innenpolitischen Verwerfungen<br />
zukämpfenhat,hinundher.Mankann diese<br />
Ortswechsel nur behaupten, man kann<br />
sie nicht erfüllen. Stückl ließ sich dafür von<br />
Stefan Hageneier ein offenes, rotes Halbrund<br />
vor die festgemauerte, ohnehin ein<br />
Die Geigerin Julia Fischer FOTO: FOTO: FELIX BROEDE/KASSKARA/DAPD<br />
renden Solisten lieferte, wie sie schließlich<br />
die Canzonetta als intimen Nachtgesang,<br />
als nach innen gekehrtes Selbstgespräch<br />
bot, um dann im Finale dem Affen Zucker<br />
zu geben, ohne reißerisch zu werden oder<br />
gar aus dem Ruder zu laufen, das rechtfertigte<br />
alle Ovationen nicht nur des Publikums,<br />
auch des Orchesters. Die Paganini-<br />
ZugabelagdanngenauindieserLogik.Später<br />
glückte dem Orchester und Juraj Valcuha<br />
eine blitzende, blühende, von herrlichen<br />
Soli getragene Aufführung von Sergej<br />
Rachmaninows 3. Symphonie.<br />
Doch ein Quartett ist eine andere Aufgabe,dareichtdiereineSpielfreude,dastechnische<br />
Vermögen und die individuelle<br />
Phantasie von vier ausgemachten Solisten<br />
keineswegs aus, um die gerade bei dieser<br />
Form stets geforderten höchsten Ansprüche<br />
zu erfüllen. Kein Wunder daher, dass<br />
sich Quartettformationen über Jahre hinweg<br />
zusammenfinden müssen, um Balance<br />
und Transparenz herauszufinden, kam-<br />
Im Nilschlamm versunken<br />
Christian Stückl zeigt im Oberammergauer Passionstheater „Antonius und Cleopatra“ von William Shakespeare<br />
wenig an einen ägyptischen Tempel der<br />
ptolemäischen Zeit erinnernde Bühnenarchitektur<br />
stellen. In der Mitte eine schwarze<br />
Pyramide, vier schwarze Palmen und<br />
schwarzer Sand, der die roten Stufen zu einem<br />
schwarzen Springbrunnen hinunterfließt<br />
– das Reich Cleopatras ist eine<br />
schwarze Insel in Roms Rot, ist Irritation,<br />
Fremdkörper, immer da, aber nicht immer<br />
bespielt. Rot sind die Truppen Roms, grau<br />
die des Antonius in Ägypten, schwarz und<br />
aufwendig gewandet sind Cleopatra und<br />
ihr Gefolge, da gibt es nichts zu deuteln.<br />
Mit Hilfe der zwei Liebenden, die sich ständigzanken,weilsie,obwohlrettungslosverknallt,<br />
einander nicht vertrauen und ihre<br />
Gefühle politischem Kalkül unterworfen<br />
sind, erzählt Shakespeare die historischen<br />
Geschehnisse von etwa zehn Jahren. Die<br />
Triumvirn Octavian, Antonius und Lepidus<br />
herrschen über Rom, der Bürgerkrieg<br />
brodelt noch ein bisschen, der renitente<br />
Feldherr Pompeiusbedrohtmitseiner FlottedieKüste.Jahrenachder<br />
Ermordung Cäsars<br />
dient Octavian die Macht nur noch<br />
dem Machterhalt, in Ägypten hingegen<br />
mermusikalisches Denken, die Fähigkeit<br />
zum„Vierergespräch“ und die gedankliche<br />
Durchdringung der Werke zu üben, um<br />
dann einen eigenen Ensembleton zu kreieren<br />
und einen unverwechselbaren Charakter<br />
zu entwickeln.<br />
Nebendensogewachsenen,zuRechtbewunderten<br />
Spezialensembles à la Juilliard,<br />
Emerson, Amadeus, Alban Berg, Ebène,<br />
Modigliani, Brentano, Artemis und anderen<br />
hat es jedoch immer auch Solistenformationen<br />
in der Geschichte gegeben, man<br />
denke nur an die berühmten Quartette von<br />
Geigern wie Joseph Joachim, Adolf Busch,<br />
Mischa Elman oder Oskar Shumsky. Heute<br />
setzen etwa Christian Tetzlaff, Thomas Zehetmair<br />
oder Antje Weithaas diese Tradition<br />
fort, mit großartigen Ergebnissen. Nun<br />
also auch Julia Fischer und das gleich mit<br />
drei Werken, die selbstverständlich höchste<br />
Virtuosität voraussetzen, damit der geheime<br />
Sinn der Werke entschlüsselt werden<br />
kann.<br />
frönt man der Dekadenz in einem im Nilschlamm<br />
versinkenden Reich. Am Ende<br />
hat Octavian alle Gegner in Schlachten und<br />
durch Mord beseitigt, der künftige Kaiser<br />
blickt auf die Toten und hat keinerlei Vision,<br />
wie eine blühende Zukunft aussehen<br />
könnte. Seine Macht ist hohl.<br />
So plastisch Stückl vieles gelingt,<br />
einem packenden Erlebnis steht<br />
die epische Stückstruktur im Weg<br />
Den Oktavian spielt bei Stückl Frederik<br />
Mayet. Alternierend mit Andreas Richter,<br />
der den Antonius spielt, war er der Jesus in<br />
der letzten Passion, und so sehr man bei<br />
ihm, wie bei vielen Mitwirkenden, den naiven<br />
Klang der Christus-Erzählung mithört,so<br />
sehr spürt man gleichzeitig dasGefangensein<br />
des Octavian im eigenen Tun.<br />
Jedesherrische Auftretenistnur einPostulat<br />
der eigenen Bedeutung, jede Tat nur eine<br />
störrische Reaktion. Richter und Barbara<br />
Dobner, die Cleopatra, tollen derweil<br />
durch Ägyptens schwarzen Sand, zärtlich<br />
Andreas Richter als Antonius und Barbara Dobner als Kleopatra: ein Paar ohne Aussicht<br />
auf dauerhaftes Glück. FOTO: PICTURESBERLIN / EWA BLAUTH<br />
Dieneuen Vier beeindruckendurch ausgesprochen<br />
konzertanten, extrovertierten,<br />
nach vorne drängenden Stil. Die Kunst des<br />
Sich-Zeitlassens wird fraglos noch kommen.<br />
Haydns in den raschen Sätzen von<br />
blitzartigen Dynamikwechseln und kühn<br />
durchbrochenem Satz geprägten Quartett<br />
Op.77,2bekamdieserStilsehr gut.Daswar<br />
musikalischesPingpong-SpielersterKlasse.<br />
Für Mendelssohns Op. 44,2 boten die<br />
Vier leidenschaftlichen Kampf ebenso wie<br />
die Kunst des elegischen, innigen Aussingens.<br />
Und es ist natürlich eine Freude, ein<br />
Presto agitato auch als solches dargestellt<br />
zu hören. Endlich Schuberts „Tod und das<br />
Mädchen“: Lyrische Emphase undAkzentwildheit<br />
im Eingangsallegro, zauberisches<br />
Geigengespinst bis in die Höhen und großer<br />
Cellogesang im Variationssatz, rhythmische<br />
Heftigkeit und Pianissimoschmelz<br />
in den Gegensätzen des Scherzos, schließlich<br />
die wilde Jagd des Finales – Ovationen<br />
für ein großes Debüt.<br />
und gleich wieder mürrisch, ein Paar ohne<br />
Aussicht auf dauerhaftes Glück. Dobner ist<br />
eine harsche Herrscherin, Richter ein<br />
Schwärmer, der auch die von Octavian eingefädelte<br />
Heirat mit dessen Schwester Octavia<br />
– die beeindruckend klare Eva Reiser<br />
–nuralsspielerischeEpisodesieht. Antonius<br />
liebt Cleopatra; vor allem aber will er<br />
von Rom fern sein.<br />
Stückl formt seine Darsteller liebevoll zu<br />
teils grellen Figuren. Lepidus (Christian<br />
Bierling), der weiche Kitt des Triumvirats,<br />
fängt Schmetterlinge und schwadroniert,<br />
Enobarbus (Anton Burkhart), von Shakespeare<br />
alszwischenden beidenLagernpendelnder,<br />
quasi objektiver Berichterstatter<br />
erfunden, trinkt, staunt und rennt voller<br />
Begeisterung ins eigene Verderben, ähnlich<br />
wie Mardian (Martin Schuster), der<br />
schillernde Eunuch an Cleopatras Seite,<br />
nur säuft der nicht, sondern berauscht sich<br />
an Gedanken sexueller Natur.<br />
So plastisch und voll mit Leben Stückl vieles<br />
gelingt, einem unmittelbar packendem<br />
Erlebnis steht die immer wieder epische<br />
StrukturdesStücksimWeg.Stücklwilldiese<br />
gar nicht verleugnen, baut arabische<br />
und lateinische Chöre ein, wie ihm überhauptMarkusZwinkeinenzwischenHollywood-Cinemascope<br />
und orientalisierenden<br />
Arabesken changierenden Soundtrack<br />
komponiert hat, effektvoller Hintergrund<br />
für die Massenszenen, doch selten so konkret<br />
wie das, was Hadi Alizadeh macht. Der<br />
trommelt auf der Bühne, rhythmisiert die<br />
Szenen, die Sprache, sehr fein, sehr dezent.<br />
Was man von der Textfassung nicht sagen<br />
kann. Die ist merkwürdig. Einerseits fast<br />
streng gebunden im Rhythmus, andererseits<br />
völlig irrsinnig in der Wortwahl. Warum<br />
eine Cleopatra, gekleidet in antikisierenden<br />
Gewändern, umgeben von einem<br />
pittoresken Minihofstat, Sätze sagt wie<br />
„ich hab’ Migräne und bin schlecht drauf“,<br />
bleibt ein Rätsel. Es gibt hier viele solche<br />
Sätze. Stückl hätte sie in seiner Inszenierung<br />
gar nicht nötig. Dadurch werden die<br />
Figuren nicht näher an uns herangerückt,<br />
im Gegenteil. Und bei den Darstellern<br />
schimmert ihr echtes Dasein in der Oberammergauer<br />
Realität ohnehin immer<br />
durch. EGBERT THOLL<br />
Sendepause für<br />
die Domekamera<br />
Ein überwachungsfreier<br />
Rundgang durch Stuttgart<br />
Seit den Stuttgart-21-Demos gehören die<br />
schwarzenSheriffs zumStadtbild–Polizeitrupps,diemitSchlagstöckendurchdieKönigstraße<br />
ziehen. Doch die Armada, die<br />
diesmal durch dieFußgängerzone trabt, ist<br />
schneeweiß. Weiße Schutzanzüge, weiße<br />
Kappen, weiße Handschuhe und spiegelnde<br />
Schutzschilde. Als lange Kette spuren<br />
sie in Richtung U-Bahn, auf der Rolltreppe<br />
gehen sie in die Hocke, halten die Spiegel<br />
über ihre Köpfe und sind: unsichtbar.<br />
Die Besucher, die am Sonntag ins Kunstmuseum<br />
Stuttgart gekommen sind, haben<br />
sich ihren Nachmittag wohl weniger<br />
schweißtreibend vorgestellt. Begleitend<br />
zur Ausstellung „Rasterfahndung“ hat die<br />
Linzer Gruppe Social Impact eingeladen zu<br />
einem überwachungsfreien Spaziergang<br />
durch die Stuttgarter Innenstadt. Ein absurdes,<br />
ein zum Scheitern verurteiltes Vorhaben–alleinwegenderÜberwachungskamera<br />
auf dem Stuttgarter Bahnhofsturm,<br />
die die City fest im Visier hat und selbst auf<br />
mehrere hundert Meter winzigste Details<br />
heranzoomen kann. Nur unter Bäumen<br />
kann man dem Kontrollauge ausweichen.<br />
Oder eben unter Spiegelschilden. Die<br />
KünstlergruppeSocialImpact,diesichoffiziell<br />
„Verein für Kunst und Aktionsforschung“<br />
nennt, spürt gesellschaftspolitische<br />
Konflikte und Reibungsflächen auf,<br />
sie machtKunstaktionen, um in die Gesellschaft<br />
zu intervenieren. Seit 15 Jahren sind<br />
sie in wechselnder Zusammensetzung aktiv.<br />
Sie haben die erste „privat organisierte<br />
Bankenrettungsaktion“ durchgeführt und<br />
eineKundgebungfürdenCasino-Kapitalismus<br />
organisiert: Als Fondsmanager verkleidet<br />
verbreiteten sie Slogans wie „Armut<br />
stinkt – Geld nicht!“.<br />
Social Impact ist eine Art künstlerische<br />
Attac-Formation,auchwennChristianKorherr<br />
sagt, „den Kunstbegriff halte ich für<br />
schwierig“. Er ist nun gemeinsam mit Ulrike<br />
Hager angetreten, die Besucher des<br />
Kunstmuseums Stuttgart „in diese für sich<br />
gesehen total idiotische Situation zu bringen“.<br />
In Tarnanzügen trottet die kuriose<br />
Kunstexpedition aus dem Museum und<br />
muss auf dem Schlossplatz erst einmal<br />
Übungen absolvieren: Aufwärmtraining,<br />
die „Schildkröten-Formation“ der Römer<br />
aus „Asterix“ und den „Präriehund“ in<br />
Hockstellung. Spiegel links. Spiegel rechts.<br />
Spiegel über dem Kopf.<br />
Solche Inszenierungengehören bei Social<br />
Impact dazu. „Es funktioniert nur, wenn<br />
man es in ein Spiel einbindet“, sagt Korherr.<br />
Und tatsächlich werden die trabenden<br />
Museumsbesucher immer eifriger bei<br />
dem Versuch, durch die gemeinsamen Bewegungsmuster<br />
in der Anonymität aufzugehen<br />
und an den Überwachungskameras<br />
unerkannt vorbeizukommen. Überall lauern<br />
sie, nicht nur vor Banken und Juwelieren.InderschäbigenStephanspassagehängenallein14<br />
Kameras aufden wenigenMetern<br />
zwischen Elektromarkt und Parkhaus.<br />
Das Haus der Katholischen Kirche ist<br />
ebenso überwacht wie Hauseingänge und<br />
Boutiquen.<br />
Bei aller Liebe zur Sicherheit – es<br />
ist kein gutes Gefühl, sich plötzlich<br />
beständig beobachtet zu fühlen<br />
Fünf Tage haben Hager und Korherr in<br />
der Stuttgarter Innenstadt recherchiert,<br />
denn Überwachungssysteme sind nicht<br />
meldepflichtig. Dort, wo es sie gibt, muss<br />
aber darauf hingewiesen werden. 1958, erklärt<br />
Ulrike Hager, wurde in Deutschland<br />
die erste Überwachungskamera montiert<br />
– in München. Zunächst sollte dadurch ein<br />
besserer Verkehrsfluss ermöglicht werden,danachwurdederÖffentlicheNahverkehrzurSicherheitausgestattet,dannfolgte<br />
der öffentliche Raum. Als die Kunstaktivisten<br />
auf der Wiese im Schlossgarten eine<br />
Verschnaufpause machen, schaut wiederum<br />
eine dicke Domekamera zu –aber diesmal<br />
holen die braven Museumsbesucher<br />
zumGegenschlagaus und lenken mit ihren<br />
Spiegeln das Sonnenlicht auf das Kameraauge:<br />
Sendepause. Eine Strategie, die<br />
G-8-Demonstranten gelegentlich nutzen.<br />
AberSocialImpactsind eben keine Politaktivisten<br />
und Protestler, auch wenn Attac<br />
bei ihnen schon angeklopft hat und sich an<br />
Aktionenbeteiligen wollte.„WirwollenkeinePositioneinnehmen“,sagtKorherr,„diskutieren<br />
ist definitiv interessanter als eine<br />
Meinung“. Sie wollen vor allem Wissen zu<br />
aktuellen gesellschaftlichen Debatten weitergeben,<br />
auf ihrer „Subversiv Messe“<br />
2009inLinzinformiertensieüberGrenzregime,<br />
Abschottung, Repression.<br />
Mit dem überwachungsfreien Rundgang<br />
wollen sie vor allem sensibilisieren.<br />
Immer wieder kommen Hager und Korherr<br />
mit Passanten ins Gespräch, durchs<br />
Megafon ruft Korherr, dass so die Zukunft<br />
ausschauen könnte. Japanische Touristen,<br />
Eis essende Familien, alle wollen sie wissen,wasdieseAktionzubedeutenhat–womit<br />
Social Impact schon sein Ziel erreicht<br />
hat.„Manchmalgenügtes“,sagtUlrikeHager,<br />
„wenn Leute sich darüber Gedanken<br />
machen,warumsichandereGedankenmachen.“<br />
Verschwitzt, aber auch aufgewühlt,<br />
kehrt die Aufklärungsarmee schließlich<br />
ins Kunstmuseum zurück, legt Tarnanzüge<br />
und Spiegel wieder ab – und muss sich<br />
schutzlos zurück ins Getümmel stürzen.<br />
BeiallerLiebezurSicherheit–esistkeingutes<br />
Gefühl, sich plötzlich von allen Seiten<br />
beobachtet zu wissen. Wobei es keineswegs<br />
nur Polizei und Banken sind, die die<br />
Bürger beobachten. Die schärfste Überwachung<br />
in der Stuttgarter Innenstadt befindet<br />
sich im kleinsten Laden. In der „Trendbox“<br />
gibt es Teenieschmuck zum Schleuderpreis.AufdenpaarQuadratmeternhängen<br />
stolze 14 Kameras. ADRIENNE BRAUN
12 HBG LITERATUR<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
Als ehemaliger Textchef von „Neon“ kennt sich Marc Deckert aus mit dem diffusen Lebensgefühl derjenigen, die einfach nicht erwachsen werden wollen. FOTO: TANJA KERNWEISS<br />
VON MATTHIAS WAHA<br />
In einer Sommernacht mit einem verranzten<br />
japanischen Sportwagen über<br />
oberbayerische Landstraßen heizen<br />
und danach Sterne schauen – so müssen<br />
Freundschaften anfangen. Aus dem Radio<br />
mit Skalenzeiger kommen Stimmen aus<br />
aller Welt, glühen kurz auf und verschwinden<br />
wieder im Äther. Dann, als die Lichtverschmutzung<br />
der Zivilisation überwunden<br />
ist, stehen zwei Jungs in der Pampa<br />
und starren durch ein Teleskop. Philipp,<br />
Endzwanziger, Amateur-Künstler. Tom,<br />
Startzwanziger, Astro-Freak. Was die beiden<br />
verbindet, ist am Anfang nicht viel<br />
mehr als ihre für jedes Assessment-Center<br />
völlig ungeeigneten Biografien. Und eine<br />
Sehnsucht, die nicht recht weiß, nach was<br />
sie sich sehnt. So fliehen sie einfach unters<br />
Himmelszelt.<br />
Tom hat ein seltsames Hobby, denn er<br />
jagt Kometen. Nacht für Nacht der Nervenkitzel,<br />
vielleicht der allererste Mensch zu<br />
sein, der einen neuen Schweifstern entdeckt.<br />
Als Belohnung heißt das Ding dann<br />
nach seinem Entdecker, wie etwa Shoemaker-Levy<br />
9 (offiziell: D/1993 F2). Und<br />
Philipp, der Ich-Erzähler, schlittert zufällig<br />
in diese Kometenjäger-Szene hinein, als<br />
er für einen Illustrationsauftrag recherchiert.<br />
Doch Tom und die Sterne haben auf<br />
ihn eine Magnetwirkung, die ihn nicht<br />
mehr loslässt. Seine Freundin Vera promo-<br />
Wer das Genre der Biografie bedient, der<br />
sollte, ganz egal wie häufig die betreffende<br />
Person bereits porträtiert wurde, eine Neuentdeckung<br />
versuchen. Kurt Tucholsky ist<br />
hier ein besonderer Fall. 1935 gestorben,<br />
ist er vor allem wegen seiner beiden Romane<br />
„Rheinsberg“ und„Schloss Gripsholm“<br />
bis heute ein ungemein populärer Schriftsteller,<br />
und er wird permanent zitiert. Jeder<br />
kennt Tucholsky, meint ihn zumindest<br />
zu kennen. Vielleicht ist das auch einer der<br />
Gründe,warumesüberihnnurwenigeBiografien<br />
gibt. Wer eine wagt, kann also auf<br />
Neuland gewinnen und sich damit große<br />
Verdienste erwerben.<br />
Rolf Hosfeld ist ein exzellenter Kenner<br />
des Tucholskyschen Werkes. Dramaturgischvirtuos,flichtermitbewundernswertem<br />
Überblick Zitate aus den Feuilletons,<br />
Artikeln,BüchernundBriefen,die Tucholsky<br />
in seinem kurzen, aber intensiven LebeningroßerZahlverfassthat,inseineDarstellung<br />
ein. Das sitzt, hat Aplomb, ist gut,<br />
flott und ohne überflüssiges Sentiment geschrieben.<br />
Besonders gelungen ist, wie am<br />
AnfangallerhandtypischeLebens-undLiebeskonstellationen,<br />
die Nähe von Biografie<br />
und Werk also, aus Tucholskys frühem Geniestreich„Rheinsberg“,<br />
seinemauch heutenochbezaubernden„BilderbuchfürVerliebte“<br />
herausdestilliert werden.<br />
Ähnlich dicht geht es in den letzten Abschnitten<br />
zu, in denen der von den Nazis<br />
ausgebürgerte Schriftsteller, in schwedi-<br />
viertgeradeinMünchen,währenderimbeschaulichen Landsberg am Lech kleben<br />
bleibt, und beide sind in der von Liedermacher<br />
Rainald Grebe so schön besungenen<br />
Lebensphase:„Wielangewir wohlnochzusammen<br />
sind? / Na, wir machen Schluss,<br />
oder ein Kind“. Also, was soll’s, Philipp<br />
wehrt sich erst gar nicht gegen den Sog der<br />
Nacht.<br />
Vera wirft ihm dann Weltflucht vor, aber<br />
Weltflucht heute, geht das überhaupt? Das<br />
HornderPostkutschen, dasfürdieRomantiker<br />
die weite Welt verhieß, ist längst verstummt.<br />
Alles ist ja inzwischen ein globaler<br />
Paketdienst. Facebook und Individualreisen,<br />
amerikanische Fernsehserien und<br />
Smartphone-Spielchen, wie viel Flucht<br />
geht, wenn Millionen in dieselbe Richtung<br />
flüchten? DieEntscheidung für ferne Galaxien<br />
erscheint angesichts dessen als eine<br />
der letzten Möglichkeiten. Man selbst da<br />
unten und so klein, das glitzernde Universum<br />
da oben und so groß, wen kümmert da<br />
das nächste Großprojekt oder die Wäsche,<br />
die noch aufs Bügeln wartet. „Warum<br />
glaubst du, sehen sich Leute das an?“, fragt<br />
Vera.UndPhilipp:„Vielleicht,weil esnichts<br />
mit ihrem Leben zu tun hat.“<br />
Es geht in Marc Deckerts sehr gelungenem<br />
Debütroman „Kometenjäger“ also<br />
nicht im Kern um Himmelskörper, wie der<br />
Titel vermuten lässt, sondern um Freundschaft<br />
und um die Suche einer Generation<br />
nach ihrem Platz in der Welt. Mit Letzte-<br />
scher Einsamkeit lebende Tucholsky an<br />
denZeitläuftenverzweifelte.AuchdieSchilderung,<br />
wie der frisch promovierte Dr. jur.<br />
imErstenWeltkriegandieOstfront zog, wo<br />
der lebenslange Erotomane in Riga Mary<br />
Gerold,seinereinzigenwirklichgroßenLiebe<br />
begegnete, liest sich mit Gewinn.<br />
So recht glücklich will man aber doch<br />
nicht mit diesem Buch werden. Es findet<br />
seinen Brenn-, seinen Mittelpunkt nicht,<br />
vielleicht sogar, weil Hosfeld seinen Tucholsky<br />
zu gut kennt und Vieles nur kursorisch<br />
abhandelt. Unter dem Strich versteht<br />
man deshalb kaum, wie Tucholsky zu Tucholsky<br />
werden konnte.<br />
Gewiss wird deutlich, dass er ein außerordentlichbegabter,vorallemvielfältigbegabter<br />
junger Mann war. Denn was konnte,<br />
was war Tucholsky nicht alles zugleich –<br />
Theater- und Literaturkritiker, politischer<br />
Schriftsteller,SchöpfervolkstümlicherLiebesromanzen<br />
auf hohem Niveau in einem<br />
damals ganz neuen Ton, er spielte Klavier<br />
und dichtete Couplets.<br />
Wie und warum Kurt Tucholsky all das<br />
konnteundwarumer–inderWeimarerRepublik<br />
– schnell ein Star wurde, das aber<br />
versteht man nicht recht. Es fehlt an Thesen,<br />
Hypothesen und Parametern, in denen<br />
ein gelebtes Leben zwar nie aufgeht<br />
und in einer Biografie auch nicht aufgehen<br />
soll, ohne die sich aber auch kein Leben in<br />
all seiner Widersprüchlichkeit beschreiben<br />
lässt. Kurz, es gibt keine Entwicklungen<br />
in diesem Buch, „Tucholsky ist inzwischen<br />
eine gefeierte und bekannte Persönlichkeit<br />
in Deutschland“.<br />
Aha, denkt man, interessant; wie es dazu<br />
kam, leuchtet einem aber nicht ein. Rolf<br />
Hosfeld liefert zwar ein gut lesbares Le-<br />
rem kennt sich der einstige Neon-Textchef,<br />
Jahrgang 1970, ja aus, mit dem diffusen<br />
Lebensgefühl derjenigen, die zwischen<br />
Mitte zwanzig und Mitte dreißig einfach<br />
nicht erwachsen werden wollen oder können.<br />
Doch steckt noch mehr dahinter: Das<br />
Kometen-Thema taugt grundsätzlich zur<br />
Erhellung anthropologischer Aspekte. Der<br />
Weltraum hat mit Sehnsüchten zu tun,<br />
nach Größe und Unendlichkeit, und unwiderruflich<br />
auch mit der alltäglichen<br />
Ernüchterung,sichzufühlen„wie einKinobesucher<br />
beim Verlassen des Saals“. Dass<br />
Deckert diese Verbindung aktualisiert, ist<br />
seine große Leistung. Und so gelingt ihm<br />
ein Gegenwartsroman, der auch tatsächlich<br />
etwas über die Gegenwart auszusagen<br />
vermag.<br />
„Kometenjäger“ lässt sich vielleicht beschreiben<br />
als Mischung aus Wolfgang<br />
Herrndorfs Erfolgsroman „Tschick“ und<br />
der Philosophie Hans Blumenbergs. Wie<br />
beijenemgehtes umdenverrücktenRoad-<br />
Trip zweier ungleicher Freunde. Und wie<br />
bei diesem schwingt durch den ganzen Roman<br />
atmosphärisch die Melancholie über<br />
dieUnausweichlichkeit dersäkularisierten<br />
und technisierten Moderne. Auch wenn<br />
benspanorama,indieTiefegehteraberselten. Ein Beispiel: Tucholsky war ein enthusiastischer<br />
Leser Knut Hamsuns, von dem<br />
ersich,alssichdernorwegischeSchriftsteller<br />
nach 1933 als Hitler-Verehrer präsentierte,<br />
enttäuschtund angewidert abwandte.<br />
Was Tucholsky an der Romankunst<br />
Hamsuns faszinierte, erfährt man jedoch<br />
nicht. Es hätte eine Spur zum Verständnis<br />
des recht widersprüchlichen Tucholskyschen<br />
Charakters sein können.<br />
Typ wie Typus, kämpferisch und zartfühlend,<br />
das war Tucholsky. Eine Ausnah-<br />
klar ist, dass es keine großen Geheimnisse<br />
und Ordnungen mehr gibt, muss man das<br />
erst einmal verarbeiten. So ist das Halali<br />
der Kometenjäger, die mit selbstgebauten<br />
Teleskopen und bloßem Auge den Himmel<br />
absuchen, auch eine Auflehnung gegen<br />
den Fortschritt und Ausdruck einer Suche,<br />
dienichtunbedingtetwasmitHimmelskörpern<br />
zu tun hat. Kometen findet man ja auf<br />
Hawaii oder in Chile längst mit Riesenteleskopen,<br />
die mit computergesteuerten<br />
Suchprogrammen arbeiten. Im Roman<br />
heißt es: „Der Jäger näherte sich dem Himmel<br />
wie ein Bedürftiger. Er sehnte sich<br />
nacheinem Blickauf die andere Seite, nach<br />
einer Erfahrung, die ihn vervollständigte.“<br />
Die Astronomen-Clique erschaut die göttliche<br />
Transzendenz noch ganz wörtlich,<br />
nämlich mit dem Teleskop.<br />
Bemerkenswert ist auch Deckerts Gabe,<br />
Menschen in wenigen Worten so zu beschreiben,<br />
dass man sie wie gemalt vor sich<br />
sieht. Etwa in dieser Szene vom Anfang:<br />
EineSchiffspartyaufdemAmmersee,viele<br />
Leute, Alpenpanorama in der Dämmerung.<br />
Da wird Philipps Blick von jemandem<br />
an der Reling angezogen: „Das Mädchen,<br />
in Jeans und Kapuzenpulli, war sehr<br />
hübsch. Schwarzhaarig, aber blass mit<br />
Sommersprossen. Typ israelische Wehrdienstleistende.“<br />
Braucht es mehr?<br />
Die zweite Hälfte des Romans spielt<br />
dann in den USA. Hier soll Toms antikes<br />
und wertvolles Clark-Teleskop verkauft<br />
Er war und blieb ein Berliner<br />
meerscheinung zwar, seine auffälligsten<br />
Charakterzügehatteer abermiteinigenanderen<br />
publizistischen Großen des Weimarer<br />
Jahrzehnts gemein. Unstet und reisefreudig,<br />
leidend an Deutschland, ihrer Zeit,<br />
das waren auch Walter Benjamin, Franz<br />
Hessel oder Joseph Roth.<br />
Die liebenswürdige Hochstapelei, die<br />
sich in Tucholskys zahlreichen PseudonymenwiedennichtminderzahlreichenLiebschaftenunddendamitverbundenenKomplikationen<br />
äußerte, zeigt eine gewisse Nähe<br />
zur Erzählkunst eines Walter Serner wie<br />
werden,eineschwere Trennung,abererbenötigt<br />
das Geld für eine Operation seines<br />
Vaters. Mit dem Wechsel des Kontinents<br />
scheint es, als bräuchten Tom und Philipp,<br />
je weiter sie ihrem unbekannten Ziel näher<br />
kommen, immer längere Straßen für ihre<br />
Sinn-Suche. Erst geht es durch Oberbayernund<br />
Schwaben,dann durch Kalifornien<br />
und Arizona. Von den Sternen inspiriert,<br />
versuchen sie eine konstante Bewegung<br />
ins Unendliche.<br />
Doch irgendwann ist selbst der längste<br />
Highway zu Ende. Sie haben einen Unfall,<br />
der Wagen stürzt in eine Schlucht. Dieses<br />
Schlüsselereignis ist gleichzeitig die Neuerzählung<br />
einer uralten Geschichte, nämlich<br />
der vom antiken Philosophen Thales<br />
von Milet, der vor lauter Himmelsbetrachtungen<br />
auf den Weg zu achten vergisst und<br />
in einen Brunnen fällt. Für die beiden Wolkenkuckucksheimer<br />
ist es höchste Zeit,<br />
mit sich selbst ins Reine zu kommen.<br />
Kundig erzählt Rolf Hosfeld das Leben von Kurt Tucholsky – und kommt dessen widersprüchlichem Charakter doch nicht richtig nahe<br />
Was war Tucholsky nicht alles:<br />
Kritiker, politischer Schriftsteller,<br />
Autor von Liebesromanzen<br />
Lichtjahre<br />
Sie wollen nach den Sternen greifen und kriegen doch den Hintern nicht hoch: Marc Deckerts gelungener Debütroman<br />
„Die Kometenjäger“ über zwei Freunde, die ihre Ziele im Leben noch nicht kennen und erst mal den Kopf in den Wolken haben<br />
Herrndorfs „Tschick“<br />
trifft hier auf die Philosophie<br />
von Hans Blumenberg<br />
Kämpferisch und zartfühlend, Typ wie Typus, eine Ausnahmeerscheinung:<br />
Kurt Tucholsky (1890-1935). FOTO: ULLSTEIN<br />
Marc Deckert: Die Kometenjäger.<br />
Roman. btb<br />
Verlag, München 2012.<br />
416 Seiten, 19,99 Euro.<br />
dem Lebenswandel des ebenfalls klein gewachsenen,<br />
zu dicken und stets eleganten<br />
Frauenbetörers und Vielschreibers Gottfried<br />
Benn.<br />
Hinweise auf solche Korrespondenzen<br />
gibtesinHosfeldsBuchnicht.Hieraberhätte<br />
sich ein interessantes Feld generationeller<br />
Differenzen wie Gemeinsamkeiten erschließen<br />
lassen, aus einem individuellen<br />
Schriftsteller-hätteeinGenerationen-,daraus<br />
ein Zeitporträt entstehen können.<br />
Mehrnoch,dasPorträteines mitseiner Geburtsstadt<br />
innig verbundenen jüdischen<br />
Mannes, der Deutschland 1924 verließ,<br />
aber immer eines blieb – Berliner, wie der<br />
fast durchgängige Gebrauch der heimischen<br />
Mundart in seinen publizistischen<br />
Texten wie auch persönlichen Briefen<br />
zeigt.<br />
Ja,Berlin,daswiederfastsogroßundbedeutendistwie<br />
ehedem.Mithilfe dieserKapitalehättensichPeterPanter,TheobaldTiger,<br />
Ignaz Wrobel, Kaspar Hauser, wie Tucholskys<br />
Pseudonyme lauteten, näher an<br />
den Leser heranrücken lassen. Tucholsky,<br />
einer, der durch die Straßen Berlins geht<br />
wie Du und ich, ferne Zeiten nahgestellt.<br />
Hat da nicht einer vergebens versucht, zu<br />
Hause zu sein?<br />
Ohnesolcheinetopographisch-biografische<br />
Empathie hinterlässt Hosfelds Buch<br />
mehr Fragen als Antworten. Vielleicht<br />
nicht das Schlechteste, um sich wieder einmal<br />
ausführlich dem Original zu widmen.<br />
THOMAS MEDICUS<br />
RolfHosfeld: Tucholsky. Ein deutsches Leben. Biografie.<br />
Siedler Verlag, München 2012. 318 Seiten. 21,99<br />
Euro.<br />
Leichtigkeit und<br />
Schadenfreude<br />
Ein italienischer Bestseller sucht<br />
die Augenblicke des Glücks<br />
Seit jeher zerfällt die Philosophie in zwei<br />
ethische Lager. Die einen erklären die Tugend,die<br />
anderen dieLustoderdasGlück–<br />
hier schwankt die Terminologie – für den<br />
Daseinszweck und das höchste Ziel des<br />
Menschen.<br />
In der Antike hießen die einen Stoiker,<br />
die anderen Epikureer, aber der Grundunterschied<br />
der zwei Lager besteht fort bis<br />
auf den heutigen Tag. Doch ebenso hat die<br />
Schule der Lust in der Philosophie schon<br />
immer die Tendenz gehabt, ihrer Konkurrentin<br />
ähnlicher zu werden, als ihr lieb sein<br />
konnte: Denn wer das Glück so ernst<br />
nimmt, wie es das verdient, der fängt an,<br />
Programme aufzustellen und Pläne zu<br />
schmieden, die ihm eine ziemliche Konsequenz<br />
abverlangen, diese bekanntlich anstrengendste<br />
aller Tugenden. Trinkt ruhig<br />
Wein, bescheidet Epikur seine Schüler,<br />
aber trinkt nicht zu viel, denn der Kater<br />
morgen wird ein größeres Übel sein, als der<br />
Rausch ein Gut war! Und so läuft auch hier<br />
alles zuletzt auf das langweilige Maßhalten<br />
hinaus.<br />
Wer das ändern und das Glück in seiner<br />
wahren, seiner spontanen und flüchtigen<br />
Gestalt treffen will, der sollte sich des<br />
Wunschs nach Dauer und System enthalten.<br />
So nennt der Schriftsteller und Drehbuchautor<br />
Francesco Piccolo sein jetzt auf<br />
Deutsch erschienenes Büchlein nicht „Vom<br />
Glück“,sondern„VonGlücksmomenten“–<br />
wohlwissend,dassmandemGlückeherbegegnet,<br />
wenn man Geistes- und Seelengegenwart<br />
hat, als dass man es mit einer ausgeklügelten<br />
Diät herbeizwingt.<br />
Kein Zufall dürfte es sein, dass dieser<br />
Autor aus Italien stammt, wo das Buch ein<br />
Bestseller wurde: Dort stehen die großen<br />
ZeichenderzeitaufResignation–umsoverlockender<br />
erscheint die Aussicht, im Kleinen<br />
darunter wegzutauchen. Und dann ist<br />
dieses Land die alte Heimstattdes „Furbo“,<br />
des Schlaukopfs und Schelmen, der<br />
gewandt improvisierend seinen Vorteil<br />
sucht, aber zugleich durch seinen Charme<br />
zu verhindern weiß, dass man es ihm je<br />
übel nimmt. Nicht nur nimmt er es sich<br />
heraus, in zweiter Reihe zu parken, sondern<br />
er lässt die Leute auch ruhig erst mal<br />
hupen, trinkt in Ruhe seinen Kaffee aus<br />
und hebt dann – ganz wichtig! – die Hand<br />
in einer Geste, die als Entschuldigung firmiert,<br />
vor allem aber die Zufriedenheit mit<br />
sichselbst bekundet.Das isteinGlücksmoment<br />
für den eingefleischten italienischen<br />
Stadtbewohner, da erfährt er sich selbst<br />
und seine Stadt.<br />
Wie schön ist das: In zweiter<br />
Reihe parken. Und die Leute<br />
erst mal ruhig hupen lassen<br />
Auch sehr zartfühlend kann er sein, ja<br />
es wohnen ihm erlösende Fähigkeiten inne.<br />
„Alle Menschen, die nicht gut aussehen<br />
oder hässlich sind, werden, wenn du sie<br />
dann kennenlernst, auf einmal schöner, jedes<br />
Mal.“ In seinem Erstaunen über diesen<br />
Tatbestand ahnt man etwas von dem Geschenk,<br />
dass er seinem Gegenüber zu machen<br />
versteht.<br />
Aber zum Tugendbolzen wird er darüber<br />
nicht. Er weiß, wie viel Augenwischerei<br />
und Selbsttäuschung in der üblichen<br />
höflichen Rücksichtnahme liegt. „Auf Zehenspitzen<br />
über den frisch gewischten Boden<br />
zu laufen, mit einer Muskelanspannung,<br />
die einem vormachen möchte, man<br />
sei so leicht geworden, dass der Boden<br />
nichtschmutzigwird.“DieserVorgangwürdenichtausnahmslosjedenbeglücken,keinesfalls<br />
den Nordländer mit seinem unironischen<br />
Schwergewicht, der die Zerstörung<br />
des fremden Reinigungswerks nur in<br />
Bekümmerung vollzöge. Man muss den<br />
Wunsch, man wäre leicht, wie eine echte<br />
Leichtigkeit erleben und zugleich über deren<br />
illusorischen Charakter lachen können,<br />
damit man die kleine Komödie genießt<br />
und die Putz- oder Hausfrau einlädt,<br />
mitzulachen.<br />
Generell, das lernt man in diesem Buch,<br />
sind es seelisch komplexe und schwebende<br />
Zustände, die das Glück anziehen wie der<br />
Blitzableiter den Blitz. Schadenfreude gehört<br />
ganz gewiss zu den unschönsten<br />
menschlichen Zügen. Aber auch sie hat ihre<br />
anmutigen Augenblicke. Wenn man beispielsweise<br />
im Zug eine Platzreservierung<br />
hat, finde man sich erst im letzten Moment<br />
ein. Der Platz ist dann natürlich längst von<br />
einem unbefugten Zeitgenossen okkupiert,<br />
der auf die Uhr blickt und inständig<br />
hofft, der rechtmäßige Eigentümer möge<br />
nicht kommen. Früher, berichtet Francesco<br />
Piccolo, wäre ihm ein solches Zusammentreffen<br />
peinlich gewesen. „Heute, da<br />
ich ein Arsch geworden bin, freut es mich.<br />
‚Entschuldigen Sie, aber dieser Platz ist eigentlichbesetzt.‘UndichzückedieFahrkarte.<br />
Ich sage extra eigentlich, damit er noch<br />
eine Sekunde länger hoffen kann, ich würde<br />
hinzufügen: Aber das macht nichts.<br />
Doch ich rühre mich nicht von der Stelle.<br />
Und er macht sich davon, gekränkt, fast als<br />
würde er abhauen, auf der Suche nach einem<br />
anderen Platz.“<br />
Man lausche dem beiläufig geäußerten,<br />
aber tiefen Wohlgefühl, mit der hier ein<br />
Arschsichalssolcheneinbekennt.Nicht naturwüchsig<br />
ist er es, sondern geworden in<br />
einem langen Prozess der Reifung und Befreiung.<br />
Ja, man muss sich wohl doch<br />
grundsätzlich entscheiden, ob man im Leben<br />
die Tugend oder das Glück will. Und<br />
will man das Glück, dann gewährt das Laster,<br />
obschon in kleinen Dosen, eine besondere<br />
Befriedigung. BURKHARD MÜLLER<br />
Francesco Piccolo: Von Glücksmomenten. Aus dem<br />
Italienischen von Birte Völker. Insel Verlag, Berlin<br />
2012. 141 Seiten, 14,95 Euro.
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 FORUM & LESERBRIEFE<br />
13<br />
SORGERECHT<br />
Widerspruch aus<br />
dem Wochenbett<br />
„Gut gemeinter Kompromiss“ und „Mehr<br />
Rechte für ledige Väter“ vom 4. Juli:<br />
Unzumutbarer Einfluss<br />
Wenn die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt<br />
zusammenlebten, spricht nichts gegen ein<br />
automatisches Sorgerecht für beide. Aber<br />
das ist ja nun nicht immer der Fall. Es ist<br />
nicht so selten, dass Frauen während der<br />
Schwangerschaft verlassen werden oder<br />
mit dem Kindsvater nie zusammen waren.<br />
Für die betroffenen Frauen, die Schwangerschaft<br />
und Geburt alleine durchzustehen<br />
hatten, halte ich es für unzumutbar, sollte<br />
der Kindsvater über das Sorgerecht Einfluss<br />
auf ihre Lebensplanung erhalten. Das<br />
Sorgerecht beinhaltet ja auch das Aufenthaltsbestimmungsrecht,<br />
was sich zwangsläufig<br />
auf den Wohnort des betreuenden Elternteils<br />
auswirkt und damit auf Arbeitsplatz<br />
und soziales Umfeld. Gerade nach gescheiterten<br />
Beziehungen ist die Gefahr<br />
nicht gering, dass das Sorgerecht als Druckmittel<br />
eingesetzt wird und jede Unterschrift<br />
einen Machtkampf auslöst – natürlich<br />
kann dies nicht pauschalisiert werden,<br />
aber es kommt vor. Die jetzige Neuregelung,<br />
die der Mutter sechs Wochen von Geburt<br />
an Zeit gibt, einen begründeten Widerspruch<br />
einzulegen, halte ich für unrealistisch:<br />
Sie hat gerade ein Kind zur Welt gebracht<br />
und soll quasi vom Wochenbett aus,<br />
ausgelaugt vom Stillen und vom nächtlichen<br />
Kindergeschrei einen freien Kopf für<br />
gerichtswirksame Formulierungen finden?<br />
Wer soll das leisten können? Wie<br />
passt das zum Mutterschutz, der einer<br />
Frau acht Wochen nach der Geburt gesetzlich<br />
zusteht? Nane Biersack, Berlin<br />
Alles beim Alten<br />
Was unsere Justizministerin da vorlegt,<br />
ist ein durch und durch weich gespülter<br />
Entwurf, der einen Kniefall vor dem<br />
reaktionären Familienbild der CSU<br />
bedeutet: Weiterhin ist in Deutschland<br />
eine Mutter qua Geschlecht mit mehr<br />
Rechten ausgestattet als ein Vater.<br />
Christopher Bloss, Pforzheim<br />
Wo bleibt die Grundsicherung?<br />
Gesellschaftlich sehr viel sinnvoller wäre eine<br />
gesetzliche und vor allem auch steuerliche<br />
Anerkennung der sozialen Elternschaften,<br />
eine finanzielle Gleichbehandlung der<br />
Kinder auch im Unterhaltsvorschuss (wie<br />
im Grundgesetz vorgesehen) und ein gesellschaftliches<br />
Klima, in dem die Nichtzahlung<br />
von Kindesunterhalt nicht weiter als<br />
Kavaliersdelikt gewertet wird. Ursprünglich<br />
sollten laut Grundgesetz gemeinsame<br />
und alleinige Sorge gleichberechtigt nebeneinanderstehen,<br />
aber in der Rechtsprechung<br />
hat sich ein gegenteiliger Automatismus<br />
entwickelt. Die beste Lösung wäre die<br />
vom Verband Alleinerziehender Mütter<br />
und Väter seit 40 Jahren geforderte Kindergrundsicherung.<br />
Die finanziellen Konflikte<br />
aus getrennten Partnerschaften herauszunehmen,<br />
würde für die Kinder und auch<br />
ihre Eltern eine unendliche Erleichterung<br />
bedeuten. Runa Rosenstiel, Kiel<br />
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Westwind 40 km/h<br />
Genf<br />
Köln<br />
21°<br />
12°<br />
18°<br />
13°<br />
Münster<br />
19°<br />
14°<br />
20°<br />
15°<br />
21°<br />
12°<br />
Zürich<br />
19°<br />
9°<br />
18°<br />
13°<br />
Hamburg<br />
Frankfurt<br />
Stuttgart<br />
Kiel<br />
19°<br />
13°<br />
18°<br />
13°<br />
20°<br />
12°<br />
18°<br />
7°<br />
20°<br />
10°<br />
20°<br />
10°<br />
München<br />
Innsbruck<br />
Rostock<br />
19°<br />
12°<br />
Dresden<br />
Ägypten: „Lassen Sie mich Ihnen erklären, was Demokratie ist!“ – „...ein Chaos!“ ILLUSTRATION: CHAPPATTE<br />
„Mitläufer und Randpersonen“ vom 2. Juli,<br />
„Verfassungsschutzpräsident Fromm gibt<br />
Amt auf“ vom 3. Juli und „Spurensuche in<br />
Treptow“ vom 4. Juli:<br />
Alte Kameraden<br />
Mitglieder oder auch nur Sympathisanten<br />
der Linkspartei müssen damit rechnen,<br />
„beobachtet“ und abgehört zu werden, und<br />
alles, was sie sagen und schreiben, wird gesammelt<br />
und archiviert. Sprechen sie von<br />
Sozialismus oder gar Kommunismus, werden<br />
sie als staatsgefährdend verfolgt. Die<br />
gesammelten Akten über rechtsextreme<br />
Organisationen mit Verbindungen zu Kriminellen,<br />
die auch vor Morden an ausländischen<br />
Mitbürgern nicht zurückschrecken,<br />
werden vernichtet. Versagen des Verfassungsschutzes?<br />
Versehen oder Panne?<br />
Oder nur Ausdruck der Tatsache, dass man<br />
gegen „Kameraden“ nicht ermittelt, deren<br />
rechtsextreme Ansichten man im Grunde<br />
teilt? Josef Gegenfurtner, Schwabmünchen<br />
Schreiend am Straßenrand<br />
Wenn ich mir nur in Erinnerung rufe, wie<br />
die Reaktion bei den Ermittlungsbehörden<br />
war, als nach dem Sprengstoffanschlag in<br />
der Kölner Keupstraße im Juni 2004 unweit<br />
davon in einer Bahn ein Flugblatt mit<br />
rechtsradikalen Thesen gefunden wurde,<br />
muss ich heute noch den Kopf schütteln.<br />
Goldgräberstimmung<br />
Endlich sagt einmal jemand, worum es bei<br />
der Energiewende wirklich geht („Richtungsstreit“,<br />
2. Juli): Finanzierungsmodelle<br />
oder eigentlich sogar um Geldanlagemodelle.<br />
Mit einer sinnvollen Energiepolitik<br />
hat das alles nichts zu tun und auch nicht<br />
mit einer zukünftigen sicheren Energieversorgung.<br />
Es herrscht Goldgräberstimmung<br />
„draußen im Land“. Jeder – vom<br />
(Energie)-Landwirt über die Energiegenossenschaft,<br />
einige gut meinende (naive) Bürger<br />
bis hin zu Projektierern und Netzbetreibern<br />
– jeder will ein möglichst großes<br />
Stück vom Kuchen, egal, ob genügend<br />
Wind weht oder nicht, egal ob Dorfgemeinschaften<br />
zerstört werden, egal ob Land-<br />
Berlin<br />
19°<br />
12°<br />
Westwind 30 km/h<br />
Salzburg<br />
19°<br />
10°<br />
21°<br />
12°<br />
über 30°<br />
25° bis 30°<br />
20° bis 25°<br />
15° bis 20°<br />
10° bis 15°<br />
5° bis 10°<br />
0° bis 5°<br />
-5° bis 0°<br />
-10° bis -5°<br />
unter -10°<br />
Wien<br />
Quelle: www.wetterkontor.de<br />
VERFASSUNGSSCHUTZ<br />
Verhöhnung der Opfer<br />
Sonne und Mond (Angaben für München)<br />
Diese Hetzschrift wurde vonseiten der Polizei<br />
als „Solidarität mit den Opfern“ bezeichnet,<br />
was damit in Wahrheit einer Verhöhnung<br />
gleichkam. Dazu passte dann auch,<br />
dass man eine Hellseherin zu Rate zog.<br />
Es gibt in Köln zwei Straßen, in denen<br />
überwiegend türkische Einzelhändler und<br />
türkische Restaurants angesiedelt sind.<br />
Das ist einmal die Keupstraße in Köln-Mülheim,<br />
in welcher der „Nagelbombenanschlag“<br />
verübt wurde, und die Weidengasse<br />
in der Kölner Altstadt. Als im Januar<br />
2001 der heimtückische Sprengstoffanschlag<br />
auf einen iranischen Einzelhändler<br />
Ein Witz!<br />
Wetterhistorie München<br />
Maximum 2007: 35,2°C / Minimum 1977: 6,7°C<br />
Man kann sich die Situation nur als<br />
Witz vorstellen. Spricht Braunhemd zu<br />
Schwarzhemd: „Solche Stümper! Jetzt<br />
müssen wir unsere V-Leute abziehen<br />
oder preisgeben, sonst kriegen wir den<br />
Verfassungsschutz ja nie verboten.“<br />
Ehrhard Hütz, Gau-Heppenheim<br />
mit einer schwer verletzten jungen Iranerin<br />
nur 300 Meter von der Weidengasse entfernt<br />
geschah, kam ich zufälligerweise 20<br />
Minuten nach der Detonation am Ort des<br />
Geschehens vorbei. Die geschockte,<br />
schwarz verhüllte Mutter des Opfers kniete<br />
WEITERE LESERBRIEFE<br />
schaften oder gar Landschaftsschutzgebiete<br />
und Wälder weithin sichtbar verschandelt<br />
werden – es wird ja subventioniert.<br />
Suganda Sutiono, Rathsberg<br />
Frommer Wunsch<br />
In seinem Artikel „Vom Saulus zum Paulus“<br />
vom 5. Juli über den neuen Präfekten<br />
der Glaubenskongregation Gerhard Ludwig<br />
Müller schreibt Rudolf Neumaier, dass<br />
dieser das Gegenteil eines Traditionalisten<br />
sei. Wer die Argumentation Neumaiers aufmerksam<br />
liest, vermag sich nur zu wundern,<br />
wie er zu dieser Einschätzung kommen<br />
konnte. Um das <strong>angeblich</strong> „progressive<br />
Potenzial“ Müllers zu verdeutlichen,<br />
greift Neumaier auf zwei mehr als 20 Jahre<br />
Wetterlage<br />
Weiterhin gelangt feuchte Luft nach Mitteleuropa. Zeitweise<br />
fallen kräftige Schauer, zum Teil sind auch Gewitter dabei.<br />
Im Tagesverlauf lockert es im Südwesten und Süden immer<br />
mehr auf, und die Schauerneigung geht zurück.<br />
Aussichten<br />
Zunächst ziehen letzte Regenwolken von Brandenburg nach<br />
Polen. Sonst ist es wechselnd bewölkt mit nur wenigen<br />
Schauern. Später ziehen über dem Norden und der Mitte<br />
Regengüsse, zum Teil mit Gewittern auf. Im Südwesten werden<br />
die Wolken zum Abend hin ebenfalls dichter. 17 bis 21<br />
Grad werden erreicht. Der Wind weht mäßig bis frisch, auf<br />
den Bergen und an der Küste stark mit stürmischen Böen.<br />
Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />
05:30<br />
21:08<br />
03:01<br />
19:01<br />
Nullgradgrenze:<br />
19.07. 26.07. 02.08. 09.08.<br />
2700 m<br />
Deutschland<br />
Berlin<br />
Bremen<br />
Brocken<br />
Dortmund<br />
Dresden<br />
Düsseldorf<br />
Erfurt<br />
Essen<br />
Feldberg<br />
Feldberg/Ts.<br />
Frankfurt<br />
Freiburg<br />
Freudenstadt<br />
Garmisch<br />
Hamburg<br />
Hannover<br />
Ingolstadt<br />
Karlsruhe<br />
Kassel<br />
Kiel<br />
Koblenz<br />
Köln<br />
Konstanz<br />
Leipzig<br />
Lindau<br />
List/Sylt<br />
Lübeck<br />
Magdeburg<br />
Mannheim<br />
München<br />
Nürnberg<br />
Oberstdorf<br />
Osnabrück<br />
Passau<br />
Rostock<br />
Saarbrücken<br />
Schleswig<br />
Schwerin<br />
Stuttgart<br />
Trier<br />
Wiesbaden<br />
Zugspitze<br />
DAS WETTER<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 9°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 11°<br />
Schauer 12°<br />
Schauer 20°<br />
wolkig 21°<br />
Schauer 16°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 20°<br />
wolkig 21°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 19°<br />
wolkig 21°<br />
Schauer 20°<br />
wolkig 20°<br />
Schauer 17°<br />
Schauer 17°<br />
Schauer 19°<br />
wolkig 21°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 17°<br />
Schauer 19°<br />
Schauer 18°<br />
Schauer 19°<br />
wolkig 21°<br />
Schauer 20°<br />
Schauer 19°<br />
Schn.sch. -2°<br />
noch schreiend am Straßenrand. Tage später<br />
wurde bekannt, dass ein junger Deutscher<br />
die als Geschenkdose präparierte<br />
Bombe kurz vor Weihnachten 2000 im Geschäft<br />
„vergessen“ hätte. Jeder, der mit „gesundem<br />
Menschenverstand“ ausgestattet<br />
ist, tippte dabei auf einen rechtsradikalen<br />
Hintergrund, aber nicht die Kölner Ermittlungsbehörden,<br />
geschweige denn der Verfassungsschutz.<br />
Michael Mohr, Köln<br />
Amtliche Spurentilgung<br />
Es ist noch kein halbes Jahr her, dass man<br />
von den kriminellen Machenschaften der<br />
Berliner Polizei erfuhr, die im Mordfall Benno<br />
Ohnesorg nicht nur Beweismittel, sondern<br />
auch das Einschussloch im Kopf des<br />
Erschossenen manipulierte. Man hat sich<br />
von dem Schock dieser späten Enthüllung<br />
noch nicht erholt, da liest man die Schreckensmeldung,<br />
dass der Verfassungsschutz<br />
Beweismaterial im Zusammenhang<br />
mit den NSU-Morden vernichtet. Die für<br />
dieses Vergehen Verantwortlichen und ihre<br />
Vorgesetzten sind sich hoffentlich im Klaren<br />
darüber, was der misstrauisch gewordene<br />
Bürger denken wird: Dass hier nicht nur<br />
eine sogenannte „Panne“ vertuscht werden<br />
sollte, sondern dubiose personelle, finanzielle<br />
und politische Querverbindungen<br />
zwischen den Behörden und der Neonazi-Szene.<br />
In welchem Land leben wir eigentlich?<br />
Dr. Gerhard Schoenberner, Berlin<br />
alte Aufsätze Müllers zurück. Doch selbst<br />
wenn man dem Urteil Neumaiers folgt,<br />
dass sich Müller hierin „progressiv“ äußerte,<br />
so mutet es doch ziemlich weltfremd an,<br />
hieraus auf eine Progressivität Müllers heute<br />
zurückzuschließen. Dass dieser Rückschluss<br />
mehr als nur hinkt, zeigt ein Vergleich<br />
mit Joseph Ratzingers frühen Schriften.<br />
Wie lächerlich erschiene uns doch ein<br />
Verweis auf die vermeintliche Fortschrittlichkeit<br />
des gegenwärtigen Papstes, wenn<br />
diese mit Ratzingers postkonziliarer Theologie<br />
begründet werden würde. Neumaiers<br />
Beschwörung der „Weltoffenheit“ Müllers<br />
erscheint nur wie ein frommer Wunsch,<br />
dem ich mich im Interesse der Ökumene jedoch<br />
ausdrücklich anschließen möchte!<br />
Simon Kerwagen, Uffenheim<br />
Europa<br />
Kanaren<br />
Nordamerika<br />
Vancouver<br />
Denver<br />
Los Angeles<br />
Madrid<br />
Chicago<br />
London<br />
Houston<br />
Paris<br />
München<br />
Rom<br />
Tunis<br />
Toronto<br />
New York<br />
Washington<br />
Miami<br />
Havanna<br />
Stockholm<br />
BESCHNEIDUNG<br />
Kampf der Kulturen<br />
„Kastrationsängste“ vom 11. Juli, „Ich tu<br />
dir weh“ vom 6. Juli und „Ein Triumph des<br />
Vulgärrationalismus“ vom 30. Juni/1. Juli:<br />
Menschenrechte verteidigen<br />
Die großen Auseinandersetzungen der<br />
Weltpolitik würden heute, wie der amerikanische<br />
Politologe Samuel Huntington meinte,<br />
als Kampf der Kulturen zu verstehen<br />
sein. Ob sich ein solcher Kulturkampf innergesellschaftlich<br />
nun auch bei uns anzubahnen<br />
scheint? Der Streit um die rituelle<br />
Beschneidung kleiner Jungen beginnt allmählich<br />
alle Züge eines solchen anzunehmen.<br />
Der Philosoph Robert Spaemann hält<br />
das Urteil des Kölner Landgerichts zur<br />
Strafbarkeit der Zirkumzision für eine<br />
„Kulturrevolution“, andere Publizisten sehen<br />
in ihm den „Triumph des Vulgärrationalismus“.<br />
Und nun meint Doron Rabinovici,<br />
ein solches Urteil schüre „unweigerlich<br />
den Eindruck, der Islam gehöre nicht zu<br />
Deutschland“ und nähre „den Verdacht, Juden,<br />
die nach ihrer jahrtausendealten Überlieferung<br />
leben wollen, seien in der Bundesrepublik<br />
nicht erwünscht“. Das sind in der<br />
Tat harte Worte! Zur Abkühlung des politischen<br />
Klimas tragen sie nicht bei.<br />
Unbestreitbar ist es schwer, den Konflikt<br />
zwischen zwei Grundrechten, der Religionsfreiheit<br />
und dem Recht auf körperliche<br />
Unversehrtheit, ausgleichend zu lösen.<br />
Die sehr einseitig geführte mediale Auseinandersetzung<br />
ist hierbei leider kein förderlicher<br />
Beitrag. Bei aller Achtung gegenüber<br />
religiöser Tradition und individueller Identitätsbildung,<br />
eine säkulare Gesellschaft<br />
kann und muss die allgemein gültigen Gesetze<br />
und die Menschenrechte verteidigen<br />
können. Aufgeklärtheit bedeutet nämlich<br />
insbesondere, die eigene Weltanschauung<br />
relativieren und Respekt gegenüber anderen<br />
Ansichten üben zu können.<br />
Prof. Hermann Beck, Hof/Saale<br />
Wie ein Brandzeichen?<br />
Andreas Zielke hat sich mit seinem Artikel<br />
zur männlichen Beschneidung große Mühe<br />
gegeben, vielem gerecht zu werden. Er<br />
gerät aber vielleicht gerade deswegen ins<br />
Abseits. Die Unverletzlichkeit der Person<br />
ist eines der höchsten Rechtsgüter. Wer davon<br />
abweicht, öffnet die Schleusen zur Willkür.<br />
Ein bisschen Körperverletzung und<br />
Schmerz bei einem kleinen Jungen um der<br />
Religion willen, ein bisschen Folter bei einem<br />
Verdächtigen, um Schaden abzuwenden,<br />
wo sind die Grenzen? Es geht bei der<br />
Debatte um Religion, aber nicht um Religionsfreiheit.<br />
Jeder Erwachsene ist frei, sich<br />
beschneiden zu lassen, um seine Zugehörigkeit<br />
zu einer Religionsgemeinschaft zu<br />
dokumentieren. Die Beschneidung eines<br />
hilflosen Kindes zur lebenslangen Markierung<br />
der Religionszugehörigkeit seiner Eltern<br />
ist mit einem Rechtsstaat nicht vereinbar.<br />
Die Kölner Richter haben nicht mehr<br />
und nicht weniger als ihre Pflicht getan.<br />
In der gleichen Ausgabe der SZ wird<br />
über das Tierschutzgesetz und das Verbot<br />
berichtet, Brandzeichen bei Pferden zu setzen.<br />
Ob ein Pferd wohl empfindsamer ist<br />
als ein kleiner Junge? Verquere Welt.<br />
Dr. Herbert Diehl, Bonn<br />
Schwerwiegende Verluste<br />
Am Ende des Artikels spricht Zielcke vom<br />
„Druck der Kriminalisierung“ durch das<br />
Kölner Urteil, der das vom Autor geforderte<br />
Ergebnis unmöglich machen werde. Erstens<br />
bestreite ich, unter anderem aus historischen<br />
Gründen, die Richtigkeit dieser<br />
Schlussfolgerung, und zweitens möchte<br />
ich das Motiv „Druck“ auf die andere Seite<br />
anwenden: Wer sagt, dass es nicht der<br />
Druck des religiösen Absolutismus ist, der<br />
das Geforderte verunmöglichen könnte?<br />
Es muss die äußerst naheliegende Möglichkeit<br />
ins Auge gefasst werden dürfen,<br />
dass sich (importierte!) Tiefgläubigkeit<br />
und freiheitlich-aufgeklärte Rechtsstaatlichkeit<br />
westlichen Typs nicht in ein und<br />
demselben Land unter einen Hut bringen<br />
lassen. Jedenfalls nicht ohne schwerwiegende<br />
Verluste – die vielleicht aber eben<br />
nicht vermeidbar sind.<br />
Stefan T. Schneider, Eppelheim<br />
Berlin<br />
Asien<br />
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Chengdu<br />
Athen<br />
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Rom<br />
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Sofia<br />
Stockholm<br />
Venedig<br />
Warschau<br />
Wien<br />
Zürich<br />
Verbalinspiration<br />
Der Autor des Artikels „Ein Triumph des<br />
Vulgärrationalismus“, Navid Kermani,<br />
geht von Voraussetzungen aus, die zwar<br />
von manchen Angehörigen einer Religionsgemeinschaft<br />
angenommen werden, aber<br />
keinesfalls Allgemeinnützigkeit beanspruchen<br />
dürfen. Diese wörtliche Interpretation<br />
von Genesis 17, 10-14 beruht auf der Voraussetzung<br />
einer „Verbalinspiration“, worauf<br />
sich die daraus gebildete Tradition<br />
gründet. Dass das Genesisbuch keinesfalls<br />
aus der „angenommenen Zeit Mose“<br />
stammt und erst Jahrhunderte später –<br />
wahrscheinlich von Priestern – verfasst<br />
und von Menschenhand geschrieben wurde,<br />
hat nicht erst „moderne“ Forschung ergeben,<br />
es ist dies schon lange bekannt! Die<br />
historisch kritische Methode der Hermeneutik<br />
ist daher weder „Vulgärrationalismus“<br />
– was immer damit gemeint ist –<br />
noch ist sie auf einen Verstand gegründet,<br />
„der sich selbst gesund hält“, sondern Forschungsmethode,<br />
deren Ergebnis freilich<br />
Fundamentalisten nicht annehmen. Das<br />
Gerichtsurteil ist deshalb auch keineswegs<br />
„blasphemisch“, sondern beruht auf der<br />
Unantastbarkeit der Person.<br />
Prof. Edgar Früchtel, München<br />
Bizarr<br />
Was für eine bizarre Vorstellung von<br />
„religiöser Identität“ es ist, die sich<br />
auf dem Abschneiden der Vorhaut<br />
gründet. Und in welcher Weise wird<br />
eigentlich Frauen eine religiöse Identität<br />
zuteil, da doch bei ihnen nichts<br />
abgeschnitten wird?<br />
Hermann Engster, Göttingen<br />
Freie Wahl<br />
Nur aus einem bornierten und dogmatisch<br />
geprägten Blickwinkel der Religion lässt<br />
sich das Urteil zur Beschneidung als Indifferenz<br />
oder gar als Fanatismus abtun. Und<br />
nur aus diesem Blickwinkel lässt sich die<br />
Beschneidung als „hochheilig“ tabuisieren<br />
oder als Gottesgebot setzen. Und nur dieser<br />
Blickwinkel kann aus dem schieren Alter<br />
einer Tradition eine argumentative<br />
Kraft ableiten. Indes beweist die Dauer gar<br />
nichts, denn auch Irrlehren lassen sich tradieren.<br />
Zur Rechtfertigung des Beschneidungsrituals<br />
bemüht Navid Kermani auch<br />
die Aufklärung: „Ich mag an keinen Gott<br />
glauben, aber ich nehme Rücksicht darauf,<br />
dass andere es tun.“ Eine perfide Unterstellung,<br />
derzufolge Gottesglaube die Akzeptanz<br />
von Beschneidung impliziert. Kermani<br />
sollte es mal so rum probieren: Ich mag<br />
an einen Gott der Beschneidung glauben,<br />
aber ich akzeptiere, dass mein Sohn einst<br />
diesen Glauben nicht teilen wird. Deshalb<br />
überlasse ich ihm die freie Wahl als Erwachsener.<br />
Daniel Aue, Ubstadt-Weiher<br />
Liberal oder konservativ?<br />
Was ich bei der Beschneidungsdebatte bisher<br />
weitgehend vermisse, ist eine grundsätzliche<br />
Auseinandersetzung mit den Zuschreibungen,<br />
die unsere Gesellschaft Kindern<br />
aufdrückt. Wie kann ein Kind als<br />
christlich, muslimisch oder jüdisch bezeichnet<br />
werden, wenn es doch noch viel zu<br />
jung ist um religionsmündig zu sein? Es<br />
würde doch auch niemand auf die Idee<br />
kommen, Kinder in Kategorien wie liberal,<br />
sozialistisch oder konservativ einzuteilen,<br />
nur weil ihre Eltern diese politische Weltanschauung<br />
vertreten.<br />
Stephan Englberger, Weilheim<br />
Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen<br />
der Redaktion. Wir behalten uns vor, die<br />
Texte zu kürzen. Es können nur Zuschriften veröffentlicht<br />
werden, die sich auf Artikel der Süddeutschen<br />
Zeitung beziehen. Bitte geben Sie<br />
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14 WISSEN<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
Umweltfaktoren<br />
im Mutterleib<br />
Prägung des Erbguts beginnt<br />
schon vor der Geburt<br />
Der Glaube an die Allmacht der Gene, wie<br />
er zu Hochzeiten der Genetik verbreitet<br />
war, schwindet zunehmend. Eine australische<br />
Studie an Zwillingen zeigt nun erneut,<br />
wievielMachtdieUmweltüberdasmolekulare<br />
Erbgut des Menschen hat. Ein ForscherteamumJeffreyCraigvomRoyalChildren’s<br />
Hospital in Victoria zeigt im Fachblatt<br />
Genome Research (online): Trotz ihrer<br />
zunächstidentischengenetischenAusstattung<br />
kommen eineiige Zwillinge mit stark<br />
unterschiedlichen Prägungen im Erbgut<br />
zur Welt. Diese Veränderungen haben sich<br />
offenbar während ihrer Zeit im Mutterleib<br />
ergeben.<br />
Es ist längst nicht mehr zu leugnen: Die<br />
DNA ist keineswegs das unveränderliche<br />
Molekül, das den Menschen in seiner Gestalt,<br />
seinem Wesen und seinem Handeln<br />
festlegt. Vielmehr verändert sich das Erbgut<br />
jedes Menschen im Laufe seines Lebens.<br />
Dies geschieht auf molekularer Ebene<br />
mithilfe sogenannter Methylierungen.<br />
Kleine chemische Anhängsel, sogenannte<br />
Methylgruppen, heften sich gehäuft an die<br />
DNA jener Gene, deren Information wenig<br />
genutzt wird. Da dies der Bedeutung des<br />
Erbguts eine zweite Ebene hinzufügt,<br />
spricht man auch von „Epigenetik“. Was<br />
der Mensch tut, isst, erlebt, schlägt sich auf<br />
dieseWeiseaufseineDNAnieder.Dass diese<br />
Prozesse in erheblichem Maße schon im<br />
Mutterleib stattfinden, erstaunt die Wissenschaftler<br />
nun.<br />
Die Unterschiede in ihren epigenetischen<br />
Veränderungen müssten „auf Ereignissezurückzuführen<br />
sein, dieeinem Zwilling<br />
geschehen sind und dem anderen<br />
nicht“, erläutert Jeffrey Craig. Seine Mitarbeiter<br />
hatten verschiedene Gewebeproben<br />
von eineiigen und zweieiigen Zwillingen<br />
miteinander verglichen, die sie unmittelbar<br />
nach der Geburt der Kinder gewonnen<br />
hatten. So verwendeten sie Erbgut aus der<br />
Nabelschnur, dem Mutterkuchen und dem<br />
Nabelschnurblut.<br />
Demnach hat die Umwelt offenbar<br />
schonimMutterleibeinen starken Einfluss<br />
darauf, welche seiner Gene ein Mensch bevorzugt<br />
nutzt und welche er eher stilllegt.<br />
Zwillinge hätten tatsächlich eine unterschiedliche<br />
Umwelt, auch wenn beide KinderimBauchderselbenMutterheranwachsen,<br />
sagt Craig: „Sie haben eine eigene Nabelschnur<br />
und in mehr als 95 Prozent der<br />
Fälle auch eine eigene Fruchtblase.“ Ihre<br />
Umgebung sei also durchaus individuell.<br />
Weil die epigenetischen Methylierungen<br />
eine so große Wirkung auf die Nutzung<br />
der Gene haben, hängen sie auch eng mit<br />
der Entstehung von Krankheiten zusammen.<br />
Epigenetische Einflüsse wurden<br />
schon bei Diabetes, Herzkrankheiten und<br />
Krebs nachgewiesen. Die australischen<br />
Wissenschaftler haben nun herausgefunden,<br />
dass ausgerechnet jene Methylierungen,<br />
die mit dem Geburtsgewicht zusammenhingen,<br />
zugleich Gene betrafen, die<br />
bei Wachstum, Stoffwechsel und kardiovaskulären<br />
Erkrankungen eine Rolle spielen.<br />
Dies könnte erklären, weshalb ein hohes<br />
Geburtsgewicht von Kindern bereits<br />
aufeinerhöhtesRisikofür dieEntwicklung<br />
von Zuckerkrankheit und Herzleiden hindeutet.<br />
CHRISTINA BERNDT<br />
Ein Stürmchen<br />
Sonnenwind hat die Erde getroffen<br />
Ein für das Wochenende angekündigter<br />
Sonnensturm hat wie erwartet die Erde getroffen,<br />
aber keine nennenswerten Schäden<br />
angerichtet. Ausfälle von Satelliten<br />
oder anderer Technik gab es nicht. Die<br />
Hauptfront des Sturmes traf am Samstagabend<br />
gegen 21.30 Uhr auf die Erde. Von<br />
„geringen geomagnetischen Sturmaktivitäten“<br />
berichten Experten der amerikanischen<br />
Atmosphärenbehörde NOAA. Der<br />
Sturm erreichte die Stärke eins auf einer<br />
bisfünfreichendenSkala.Fürdiekommenden<br />
Monate erwarten Astronomen jedoch<br />
eine Zunahme von Sonnenstürmen. Diese<br />
entstehen, wenn die Sonne große Wolken<br />
elektrisch geladener Teilchen ins All<br />
schleudert. Die Sonnenaktivität schwankt<br />
in einem etwa elfjährigen Zyklus. Seit 2010<br />
nimmtsie wieder zu und dürfte zur JahreswendehineinMaximumerreichen.EinbesondersstarkerSonnensturmhatteimSeptember<br />
1859 die damals neuen Telegrafenleitungen<br />
unterbrochen. DPA<br />
VON KLAUS MAINZER<br />
Symmetrien üben auf Menschen aller<br />
Kulturen und Religionen eine eigentümlicheFaszinationaus.ObdieKuppel<br />
der Hagia Sophia in Istanbul, das<br />
Tadsch Mahal in Indien oder der Rundbau<br />
des Aachener Doms – seit alters her scheinen<br />
Menschen die Vollkommenheit des<br />
Himmels mit Symmetrien darstellen zu<br />
wollen. Im Judentum und Islam, in denen<br />
das Göttliche nicht als Person dargestellt<br />
werden darf, wurden besonderskunstvolle<br />
Ornamente entwickelt. Gelegentlich bauten<br />
die Künstler kleine Abweichungen von<br />
Symmetrien in die Ornamente ein, da vollkommene<br />
Symmetrie nur Gott vorbehalten<br />
war und Symmetriebrüche die endliche<br />
Welt bestimmten.<br />
Euklids Lehrbücher der Geometrie gipfelten<br />
in dem Nachweis, dass es im dreidimensionalen<br />
Raum genau fünf reguläre<br />
Körper gibt, nämlich der Würfel aus sechs<br />
gleichseitigen Quadraten, das Tetraeder<br />
ausvierregulären Dreiecken, dasOktaeder<br />
aus acht regulären Dreiecken, das Ikosaeder<br />
aus zwanzig regulären Dreiecken und<br />
das Dodekaeder aus zwölf regulären Fünfecken.<br />
Diese mathematisch faszinierenden<br />
Körper machten auf Platon einen derartstarkenEindruck,dassersiemitdendamals<br />
angenommenen Elementen des Universums<br />
identifizierte: Das Feuer sei danach<br />
aus Tetraedern gemacht, Erde aus<br />
Würfeln, Luft aus Oktaedern und Wasser<br />
aus Ikosaedern. Später wird das aus Fünfecken<br />
aufgebaute Dodekaeder als „Quintessenz“<br />
und Baustein der Himmelssphären<br />
hinzugenommen. Eine geniale Idee<br />
war geboren: Das Universum lässt sich<br />
trotzallerVielfaltaufgrundlegendemathematische<br />
Symmetrien zurückführen. DieseVorstellung<br />
beherrscht bisheutediemathematische<br />
Naturschreibung, auch in der<br />
Quanten- und Elementarteilchenphysik.<br />
Am Beginn der Neuzeit beschäftigte der<br />
Glaube an Symmetrie den großen Mathematikerund<br />
AstronomenJohannes Kepler.<br />
So unternahm er systematische Untersuchungen<br />
regulärer Vielecke und Körper<br />
und beschäftigte sich mit Anwendungen<br />
auf Kristalle in der Natur. In seinem Frühwerk<br />
„Mysterium cosmographicum“ von<br />
1596 versuchte er sogar, die Entfernungen<br />
im Planetensystem auf die regulären „Platonischen<br />
Körper“ zurückzuführen. Hierbei<br />
ging er bereits von einem heliozentrischen<br />
Weltmodell aus, in dem sich die Planeten<br />
auf Kugelflächen um die Sonne drehen.DiePlanetenSaturn,Jupiter,Mars,Erde,<br />
Venus und Merkur entsprachen sechs<br />
ineinander gelagerten Sphären, die in dieser<br />
Reihenfolge durch Würfel, Tetraeder,<br />
Dodekaeder, Oktaeder und Ikosaeder getrennt<br />
wurden. Aufgrund genauerer Beobachtungen<br />
gab Kepler schließlich sein<br />
Sphärenmodell zugunsten von Ellipsenbahnen<br />
auf.<br />
DieSuchenachSymmetrienalsGrundlagen<br />
der Natur verlagerte sich in der Folge<br />
vonFigurenundKörpernaufdiemathematischen<br />
Naturgesetze. Dazu muss man sich<br />
klarmachen, was Symmetrie in der Mathematik<br />
bedeutet. In der Antike bezeichnete<br />
dasgriechischeWortfürSymmetriedasgemeinsameMaß,alsodieHarmoniederProportionen<br />
von Figuren und Körpern. So<br />
werden zum Beispiel Spiegelung, Rotation<br />
und Periodizität (regelmäßige Wiederholung)<br />
als Symmetrieeigenschaften angesehen.<br />
Nach symmetrischen Rotationen,<br />
Spiegelungen oder periodischen Verschiebungen<br />
gleichen Figuren oder Körper ihrer<br />
ursprünglichen Form. Dreht man etwa ein<br />
reguläres Achteck um die acht gleichen<br />
Winkel, die durch seine Diagonalen gebildet<br />
werden, dann bleibt die Form dieser Figur<br />
nach jeder Drehung unverändert oder<br />
„invariant“. Es sind diese Drehungen sowie<br />
Spiegelungen, welche die Symmetrie<br />
dieser Figur definieren. Mathematiker bezeichnenderleiVeränderungenalsSymmetrietransformationen.<br />
Ebenso sind in der<br />
Kunst viele Ornamente durch periodische<br />
VerschiebungenundSpiegelungencharakterisiert,<br />
nach denen ihre Form unverändert<br />
bleibt. Auch in den Platonischen Körpern<br />
finden sich derartige Symmetrien.<br />
Symmetrie und Gottes Teilchen<br />
Menschliche Sehnsucht oder Urprinzip des Universums? Seit der Antike versuchen Naturforscher, die Welt anhand regelmäßiger,<br />
ästhetischer Formen und Strukturen zu erklären. Auch die moderne Physik verfolgt dieses Ziel<br />
Johannes Kepler vermutete<br />
Platonische Körper im Bauplan<br />
des Planetensystems<br />
DWS – Europas führende Fondsgesellschaft<br />
bei globalen Dividendenstrategien. 1<br />
Statt der Symmetrie von Figuren und<br />
Körpern untersucht die moderne Physik,<br />
inwieweitmathematischeNaturgesetzegegenüber<br />
Symmetrietransformationen invariant<br />
sind.So geltendieGesetzederklassischen<br />
Physik, etwa die Keplerschen Planetengesetze,<br />
unverändert in allen gleichförmig<br />
zueinander bewegten Bezugssystemen.<br />
Sie gelten auf dem Mars ebenso wie<br />
auf der Erde. Werden die Koordinaten in<br />
RaumundZeitnach densogenanntenGalilei-Transformationen<br />
verschoben, bleiben<br />
die mechanischen Gesetze gleich. Und weil<br />
diese Symmetrie überall gilt, wird sie eine<br />
„globale Symmetrie“ genannt. In diesem<br />
Fall sind die Gleichungen unempfindlich<br />
gegenüber einer gleichmäßigen Verschiebung<br />
aller Koordinaten.<br />
Albert EinsteinerweitertedieseSymmetriebetrachtungzunächstfürseinespezielleRelativitätstheorie,indemerdieSymmetrien<br />
der klassischen Mechanik mit den<br />
PrinzipienderElektrodynamikzusammenführte.<br />
In seiner Allgemeinen Relativitätstheorie<br />
arbeitete Einstein hingegen erstmalsmitBezugssystemen,indenendieglobale<br />
Symmetrie gebrochen wird. Demnach<br />
könnenanmanchen StellenimRaum-Zeit-<br />
Gefüge plötzlich lokale Beschleunigungen<br />
auftreten.UmindenGleichungenderAllgemeinen<br />
Relativitätstheorie dennoch eine<br />
mathematische Symmetrie zu erhalten,<br />
kompensiert Einstein die lokalen Abweichungen,<br />
indem er dort jeweils eine Kraft<br />
Dividendentitel sind wieder im Fokus. Denn Dividenden bieten nicht nur einen Puffer in Abwärtsphasen,<br />
sondern machten in den letzten 20 Jahren mehr als die Hälfte der Aktien erträge aus. 2<br />
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Gesamtkostenquote p.a. (Stand: 30.09.2011): 1,45 % zzgl. 0,099 % erfolgsbez. Vergütung aus Wertpapierleihe-Erträgen. 1 Quelle: Morningstar; Größter Asset Manager von Income-/<br />
Dividendenstrategien nach Assets under Management in der Kategorie (OE) Global Large Cap Value, Equity, Stand 06/2012. 2 Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein<br />
verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. © (2012) Morningstar Inc. Stand: Juli 2012. Alle Rechte vorbehalten. Die hierin enthaltenen Informationen 1. sind für<br />
Morningstar und /oder ihre Inhalte-Anbieter urheberrechtlich geschützt; 2. dürfen nicht vervielfältigt oder verbreitet werden; und 3. deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität<br />
wird nicht garantiert. Weder Morningstar noch deren Inhalte-Anbieter sind verantwortlich fur etwaige Schäden oder Verluste, die aus der Verwendung dieser Informationen<br />
entstehen. Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung/der vom Fondsmanagement verwendeten Techniken eine erhöhte Volatilität auf, d.h., die Anteilspreise<br />
können auch innerhalb kurzer Zeiträume stärkeren Schwankungen nach unten oder nach oben unterworfen sein.<br />
Die hölzerne Kuppel des Alkazar im spanischen Sevilla. Weil der Islam Gottesdarstellungen verbietet, wurde dem Göttlichen mit<br />
ausgefeilter, oft auch mathematisch anspruchsvoller Ornamentik gehuldigt. FOTO: CAMILLE MOIRENC/LAIF<br />
walten lässt: die Schwerkraft oder Gravitation.<br />
Mit dieser bleibt Einsteins GravitationsgesetztrotzderlokalenSymmetriebrüche<br />
gegenüber Raum-Zeit-Verschiebungen<br />
invariant. Man spricht von einer „lokalen<br />
Symmetrie“.<br />
Bei extrem hoher Energie<br />
vereinigen sich plötzlich die<br />
verschiedenen Naturkräfte<br />
So wie die Gravitation lassen sich auch<br />
die übrigen physikalischen Grundkräfte,<br />
die elektromagnetische Wechselwirkung<br />
sowie die zwischen Elementarteilchen<br />
dominierende starke und schwache Wechselwirkung,<br />
durch lokale Symmetrien<br />
ihrerGesetze charakterisieren. Dievonder<br />
Theorie vorhergesagten Wechselwirkungen<br />
ändern sich somit nicht, wenn man<br />
bestimmte Größen an einem Ort (lokal)<br />
frei wählt. Das erinnert an das Eichen von<br />
Maßstäben. Daher sprach der Mathematiker<br />
Hermann Weyl in den 1920er Jahren<br />
von Eichinvarianz beziehungsweise Eichsymmetrie,<br />
wenn Gleichungen invariant<br />
sind gegen beliebige Verschiebungen einer<br />
Größe.<br />
Nach heutigem Verständnis der GrundkräfteinderNaturgibteszujederKraftVermittlerteilchen,<br />
Bosonen, welche die Kraft<br />
übertragen und die Symmetrie der Kraftgleichungen<br />
retten. So überträgt nach dem<br />
Verständnis der Quantenphysik das Photon<br />
die elektromagnetische Wechselwirkung.<br />
1954 entwickelten die Physiker Chen<br />
Ning Yang und Robert Mills eine Eichtheorie,<br />
die zur Beschreibung der zwischen Elementarteilchen<br />
sowie in Atomkernen vorherrschenden<br />
starken und schwachen<br />
Wechselwirkung herangezogen werden<br />
sollte. Sie erwies sich zunächst als falsch,<br />
da sie die zugehörigen Vermittlerteilchen<br />
ähnlich dem Photon als masselos annahm.<br />
Tatsächlich jedoch haben die 1983 am Cern<br />
entdeckten Bosonen derschwachen Wechselwirkung<br />
eine beträchtliche Masse. Die<br />
Reichweite der von ihnen übertragenen<br />
Kraft ist daher endlich.<br />
Vermittlerteilchen mit verschiedenen<br />
Massen?DasistwiederumeineSymmetriebrechung.<br />
Und es ist ein Hindernis, will<br />
man alle Kräfte der Natur in einer Grand<br />
Unified Theory, also in einem übergreifenden<br />
Formelwerk zusammenführen. Diese<br />
Symmetriebrechung der Teilchenmassen<br />
lässt sich jedoch kitten, nimmt man an,<br />
dass es einen zusätzlichen, im Hinblick auf<br />
Massen invarianten Mechanismus gibt.<br />
Das ist der von dem schottischen Physiker<br />
PeterHiggsinden1960erJahrenaufgezeigte<br />
Mechanismus. Er könnte erklären, wieso<br />
verschiedene Eichbosonen verschiedeneMassen<br />
haben.DocherfordertdieHiggs-<br />
TheorieselbstwiederumeinVermittlerteilchen,<br />
das sozusagen Masse verleiht. Vieles<br />
spricht nun dafür, dass das kürzlich vom<br />
Europäischen Kernforschungszentrum<br />
CerngefundeneTeilcheneinsolchesHiggs-<br />
Teilchen ist.<br />
Kosmologen nehmen an, dass alle heute<br />
beobachtbaren Grundkräfte sich kurz<br />
nach dem Urknall aus einer einheitlichen<br />
Urkraft schrittweise separiert haben. Es<br />
müsste somit eine überwölbende Formel<br />
geben,diesich ausdenSplitterndereinzelnen<br />
heute bekannten Kraft-Formeln zusammensetzt.<br />
Tatsächlich ist es Anfang<br />
der1980erJahreamCernexperimentellgelungen,<br />
zumindest zwei dieser einzelnen<br />
Kräfte zu vereinigen: die schwache und die<br />
elektromagnetische Wechselwirkung. Bei<br />
sehr hoher Energie, etwa in Kollisionen eines<br />
Teilchenbeschleunigers, verschmelzen<br />
die beiden Wechselwirkungen und<br />
sindnichtmehrzuunterscheiden.Beiniedrigen<br />
Energien, wie sie dem heutigen Alltag<br />
auf der Erde entspricht, bricht diese<br />
Symmetrie jedoch spontan auseinander.<br />
Beinoch höhererEnergielässtsichwomöglich<br />
auch die starke Wechselwirkung mit<br />
der elektromagnetischen und schwachen<br />
Wechselwirkung vereinigen.<br />
Lässt sich die Entstehung des<br />
Kosmos mit einem kippenden<br />
Ei vergleichen?<br />
Die spontane Symmetriebrechung lässt<br />
sich mit einem Alltagsbeispiel anschaulich<br />
machen. So besitzt ein Ei idealerweise eine<br />
vollkommen symmetrische Form. Um die<br />
Längsachseherum sieht es vonallen Seiten<br />
gleich aus. Stellen wir es aber mit der Spitze<br />
auf eine glatte Tischplatte, dann fällt es<br />
spontan zu einer Seite und bricht damit die<br />
Rotationssymmetrie, obwohl zuvor keine<br />
Richtungausgezeichnet war.Ähnlichkönnten<br />
sich kurz nach dem Urknall die zuvor<br />
vereinigten Urkräfte spontan separiert haben,<br />
und ihre Austauschteilchen erhielten<br />
nachdemHiggs-Mechanismus jeweilsverschiedene<br />
Massen, so wie ein Ei bei mehreren<br />
Versuchen jedesmal in eine andere<br />
Richtung kippt. Allem vorausgegangen<br />
war jedoch eine perfekte Symmetrie.<br />
Werner Heisenberg war überzeugt: „Die<br />
ElementarteilchenhabendieihnenvonPlatozugeschriebeneForm,weilsiediemathematisch<br />
schönste und einfachste Form ist.<br />
Die letzte Wurzel der Erscheinungen ist alsonichtdieMaterie,sonderndasmathematische<br />
Gesetz, die Symmetrie, die mathematische<br />
Form.“ Hier drückt sich eine Faszination<br />
für mathematische Symmetrien<br />
aus,dienochheuteForscherinnenundForscher<br />
verschiedener Kulturen teilen. Diese<br />
Ursymmetrie, aus der womöglich einst alles<br />
entstand, istjedoch bislangeine mathematische<br />
Spekulation. Um sie zu vervollständigen,<br />
istes nötig,auch dieGravitation<br />
mit den drei bekannten quantenphysikalischen<br />
Kräften zu vereinigen. Einsteins Allgemeine<br />
Relativitätstheorie müsste mit<br />
derQuantenfeldtheoriederstarken,schwachen<br />
und elektromagnetischen Wechselwirkungen<br />
zusammengeführt werden.<br />
Das ist noch nicht gelungen.<br />
Nach heutigem Verständnis erklärt sich<br />
die Existenz des Universums jedenfalls<br />
durch eine Reihe von Symmetriebrechungen.<br />
Das bringt uns zu den eingangs erwähntenKünstlernzurück,dieSymmetriebrechungen<br />
in ihre Ornamente einbauten.<br />
Vielleicht ist es aber auch menschlich, vor<br />
der „kalten“ Symmetrie zurückzuschrecken,<br />
so wie Thomas Mann in seinem Roman„Zauberberg“,in<br />
demerHans Castorp<br />
bei der Betrachtung von Schneekristallen<br />
sagen lässt: „Dem Leben schauderte vor<br />
dergenauen Richtigkeit.“Tatsächlichwurden<br />
in der Biochemie des Lebens charakteristische<br />
Symmetriebrechungen von Makromolekülen–<br />
zumBeispiellinkshändige<br />
Aminosäuren oder rechtshändige Zuckermoleküle<br />
– nachgewiesen, von denen vermutet<br />
wird, dass sie auf eine Symmetriebrechung<br />
der schwachen Wechselwirkung<br />
zurückgehen. Ob die Entdeckung des Cern<br />
nun ein „Gottesteilchen“ ist, mag bezweifelt<br />
werden. In jedem Fall ist es ein weiterer<br />
Schlüssel zum Hochenergielaboratorium<br />
des Universums, in dem wir leben.<br />
Der Autor ist Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie<br />
an der Technischen Universität München<br />
sowie Direktor des Munich Center for Technology<br />
in Society. Er schrieb mehrere Bücher über Symmetrien<br />
in der Natur.
WIRTSCHAFT<br />
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HF3 15<br />
GUTE ZEITEN FÜR REISEVERANSTALTER<br />
Deutschland mit Sonne<br />
VON MICHAEL KUNTZ<br />
Nun reisen sie wieder. Die Ferienzeit<br />
hat begonnen, und auf Autobahnen<br />
mit so vielen Baustellen wie<br />
nie quälen sich die voll beladenen Familien-Kombis<br />
in die <strong>angeblich</strong> schönste<br />
Zeit des Jahres. Auf Reisen suchen viele<br />
Deutsche eigentlich nicht das fremde<br />
Land, sondern Deutschland mit Sonne,<br />
analysierte der Soziologe Erwin Kurt<br />
Scheuch diesen regelmäßig wiederkehrenden<br />
kollektiven Drang. Deutschland<br />
mit Sonne zu finden ist nicht ganz einfach<br />
indiesemSommer,in demvielerortsFerienzeit<br />
gleich Regenzeit ist.<br />
DenntrotzdervielenfarbigenWerbefotosvongertenschlankengebräuntenBikini-Schönheiten<br />
unter Palmen sieht der<br />
normaleUrlaubnichtganzso tollaus.Erstens<br />
machen nur drei Viertel der Bevölkerung<br />
überhaupt eine Urlaubsreise. Zweitens<br />
bleibt von denen, die reisen, ein Drittel<br />
im eigenen Land. Die meisten setzen<br />
sichinihrAutoundfahren,wennsieBerlinersind,<br />
andieOstsee, so wie ihreGroßeltern<br />
das auch schon machten. Der bodenständigeUrlauberistofteinGewohnheitsmensch,<br />
liebt den Bayerischen Wald oder<br />
seine Nordseeinsel.<br />
Urlaubsglück ist, wenn das Büfett<br />
frei von Fliegen ist und nicht<br />
alle Liegen am Pool besetzt sind<br />
Das also ist ein nicht zu unterschätzender<br />
Teil der Menschheit, der zudem für<br />
die Reiseindustrie nicht einfach erreichbarist.FastdieHälftederreisendenBevölkerung<br />
verzichtet völlig auf die Dienste<br />
von Reisebüros und Veranstaltern. Die leben<br />
trotzdem gut, denn sie machen den<br />
Großteil ihrer Geschäfte mit den Menschen,<br />
die tatsächlich Deutschland mit<br />
Sonne suchen.<br />
Das liegt dann meistens am Mittelmeer<br />
und ist normiert wie eine EU-Banane.<br />
Die besondere Leistung von Tui, Thomas<br />
Cook, Rewe und Alltours liegt darin,<br />
möglichst voll besetzte Flugzeuge neben<br />
bereits wartenden Reisebussen landen zu<br />
lassen, die jene erwartungsfrohen Urlauber<br />
unverzüglich in ein Hotel befördern.<br />
Dort sollte das Zimmer sauber sein, mindestensdengebuchtenseitlichenMeeresblick<br />
bieten, das Büfett frei von Fliegen<br />
und nicht alle Liegen am Pool von Engländern<br />
– oder schlimmer noch: blondierten<br />
Russinnen – besetzt sein. Dann gefällt es<br />
dem Pauschalreisenden, und dann bestehteinegewisseAussicht,dassdieReiseindustrie<br />
ihn als einen weiteren Stamm-<br />
kunden gewinnt. Klappt etwas nicht,<br />
weiß sich der Urlauber zu helfen, denn er<br />
hatvonden diversenReiseinspektoren im<br />
Privatfernsehen bereits vor Abflug gelernt,<br />
was er sich keinesfalls bieten lassen<br />
muss und wie er sich wirkungsvoll wehren<br />
kann. Da sind die Einladung zum Gratis-Drink<br />
oder dem kostenfreien Mietwagenausflug,<br />
dann die kleineren KompensationenfürerlitteneUnbill,dietrophäengleich<br />
mit dem Reiseleiter vor Ort ausgehandelt<br />
werden. Das Recht ist dabei auf<br />
der Seite des gut unterrichteten Urlaubers,<br />
denn wer eine Pauschalreise als<br />
Kombination aus Flug plus weiteren<br />
Leistungen bucht, der packt sozusagen<br />
das deutsche Rechtssystem mit ins Gepäck.<br />
Der solchermaßen abgesicherte Tourist<br />
darf dann auch bei allfälligen Vulkanwolken,ErdbebenoderÄhnlichemdieNase<br />
rümpfen über jene Individualisten, die<br />
von sich glauben, alles besser zu wissen.<br />
Nur weil sie es geschafft haben, im InterneteinenFlugzubuchen,derdannsovielleicht<br />
gar nicht stattfindet, und die wertvolle<br />
Urlaubszeit mit der Suche nach Unterkünften<br />
verplempern, bei denen eben<br />
kein Reiseveranstalter mit den Hoteliers<br />
harte Preisverhandlungen geführt hat.<br />
Das erledigen Individual-Touristen lieber<br />
selbst.<br />
Das alles erklärt, weshalb Deutschland<br />
nicht nur als Reise-Weltmeister gilt, sondernauchalsfruchtbaresBiotopfürReiseveranstalter<br />
undReisebüros. Warum man<br />
noch in einen Laden gehen soll, um dort<br />
seinen Urlaub zu buchen, obwohl das <strong>angeblich</strong><br />
problemlos im Internet geht – es<br />
leuchtetkaumnochjemandemein,jedenfalls<br />
theoretisch. Dabei heißt Internet<br />
nicht zwangsläufig preisgünstig, schon<br />
gar nicht in einer Branche, in der sich die<br />
großen Player freiwillig verpflichtet haben,ihreLeistungenaufallenVertriebskanälen<br />
zum gleichen Preis anzubieten.<br />
Also informieren sich die meisten inzwischen<br />
im Internet, in der Praxis werdenallerdings95ProzentderPauschalreisen<br />
weiterhin in einem Reisebüro gebucht.<br />
Eigentlich ist das erstaunlich. Ein wesentlicher<br />
Grund, der die Menschen in die<br />
Läden der Reiseverkäufer treibt, dürfte<br />
sein, dass sich niemand einen misslungenenUrlaubleistenkann.DenndasgibtÄrger<br />
mit der Frau, den Kindern, den Freunden.<br />
Es ist das Gegenteil vom Urlaubsglück,<br />
das die Reiseindustrie zu produzieren<br />
verspricht. Man kann, wenn alles<br />
schiefläuft, dann übrigens auch nicht mit<br />
einergelungenenReiseimInternetbeiseinen<br />
Facebook-Freunden angeben.<br />
Es reicht nicht<br />
Spaniens Reformen bringen zu wenig – nun sollen neue Steuern her<br />
München – Weniger Geld und weniger Urlaub<br />
für Staatsbedienstete, höhere Mehrwertsteuer,<br />
weniger Arbeitslosenhilfe und<br />
Mietzuschüsse, höhere Abgaben – Spanien<br />
spart an allen Ecken und Enden, um den<br />
Forderungen aus Brüssel und Berlin zum<br />
Defizitabbau nachzukommen. Doch es<br />
reicht noch immer nicht. Das Wirtschaftsministerium<br />
in Madrid bestätigte am Wochenende<br />
einen Bericht der Zeitung El<br />
País, wonach die anvisierten 65 Milliarden<br />
Euro mit dem jüngst beschlossenen Sparpaket<br />
nicht zusammenkommen, sondern<br />
nur 56 Milliarden. Um die Lücke zu füllen,<br />
will die Regierung neue Energie- und Umweltsteuern<br />
erheben.<br />
In der Bevölkerung formiert sich immer<br />
stärkererWiderstand.DieGewerkschaften<br />
rufen für 19. Juli zu Massendemonstrationen<br />
auf, sie schließen einen Generalstreik<br />
nichtaus.DieAnleger,diespanischeStaatsanleihen<br />
kaufen, kümmert das alles nicht;<br />
die Renditen sind trotz aller Kürzungen<br />
und Reformen weiterhin untragbar hoch.<br />
Unmut in weiten Teilen der Bevölkerung<br />
rufen nicht nur die Kürzungen selbst<br />
hervor,dievermutlichdie Bankenkriseverschärfen<br />
werden, weil noch weniger Menschen<br />
ihre Hypothekenkredite werden bedienen<br />
können. Auf blankes Entsetzen<br />
stößt die von vielen als zynisch empfundene<br />
Art und Weise, mit der Vertreter der regierenden<br />
Volkspartei die Einschnitte präsentieren.<br />
In sozialen Netzwerken kursieren<br />
Bilder der PP-Fraktion im Parlament,<br />
wiesieMinisterpräsidentMarianoRajoytosenden<br />
Applaus spendet – und daneben<br />
das Bild der italienischen Arbeitsministerin,<br />
die bei der Ankündigung vergleichbarer<br />
Reformen in ihrem Land in Tränen aus-<br />
brach. Ein Video zeigt die PP-Abgeordnete<br />
Andrea Fabra,diebei derAnkündigungder<br />
Kürzung des Geldes für Arbeitslose ein<br />
hör-undsichtbares„Quese jodan“,(diesollen<br />
zum Teufel gehen) fahren lässt. Fabra<br />
behauptete danach zwar, das sei an die oppositionellen<br />
Sozialisten gerichtet gewesen,<br />
doch Rücktrittsforderungen an sie im<br />
Internet sind bis Sonntag trotzdem<br />
150 000-mal geklickt wurden.<br />
FürvieleistFabraderInbegriffeinesgrößenwahnsinnigenundkorruptenParteiapparates,sieistTochterdesPP-ProvinzfürstenCarlosFabra,derzurMehrungdeseigenen<br />
Ruhms einen Flughafen in Castellón<br />
bauen ließ, der nie in Dienst gestellt wurde.<br />
Vielfach werden der konservativen Regierungspartei<br />
vergangene Äußerungen vorgehalten,<br />
wie die von Finanzminister Cristóbal<br />
Montoro, der eine Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer „rundweg“ ausgeschlossen<br />
hatte. Rajoy hat unter Druck von außen<br />
bislang praktisch alle finanzpolitischen<br />
Wahlversprechen gebrochen, betont aber<br />
stets, er müsse sich für nichts schämen.<br />
Umso erleichterter dürfte der Regierungschef<br />
ungewohnt positive Nachrichten<br />
aus Deutschland aufgenommen haben, wo<br />
Rettungsfonds-Chefs Klaus Regling der<br />
Welt am Sonntag sagte, Bankenhilfe würde<br />
nichtdiebetroffenenStaatenbelasten.AllerdingshatFinanzministerWolfgangSchäuble<br />
bisher das Gegenteil behauptet. Der Spiegel<br />
meldete, das Hilfsprogramm für spanische<br />
Banken solle bis 2028 laufen und in<br />
vier Tranchen ausgezahlt werden, die ersten<br />
30 Milliarden Ende Juli. Der Bundestag<br />
stimmt am Donnerstag über den Hilfsantrag<br />
Spaniens ab. SEBASTIAN SCHOEPP<br />
R Seite Zwei<br />
Die Spanier protestieren gegen den Sparkurs ihrer Regierung. Doch sie müssen sich auf<br />
Schlimmeres gefasst machen. Die Reformen reichen nicht. FOTO: ANDRES KUDACKI/AP<br />
Wolfgang Heni war einer der einflussreichen Männer beim Energieversorger EnBW. Er reiste gern und oft nach Russland, um Geschäfte zu machen. Heni gilt neben dem<br />
Lobbyisten Andrej Bykow als Schlüsselfigur in der Russland-Affäre. FOTO:BENNO KRAEHAHN/PHOTOSELECTION<br />
VON MARKUS BALSER UND UWE RITZER<br />
München – Der „Autonome Kreis der Jamal-Nenzen“<br />
gehört nicht wirklich zu den<br />
behaglichen Gegenden dieser Erde. Obwohl<br />
doppelt so groß wie Deutschland plus<br />
einmal Bayern obendrauf, leben nur eine<br />
halbe Million Menschen in dem Landstrich<br />
am Polarkreis 3600 Kilometer nordöstlich<br />
von Moskau. Der Winter dauert hier bis zu<br />
neun Monate, und die Temperaturen sinken<br />
weit unter minus 40 Grad. Am 8. Juli<br />
2008 ist der Himmel jedoch blau, und die<br />
Sonne scheint.<br />
Der Besucher aus Deutschland trägt<br />
trotzdem eine gefütterte Jacke, um den<br />
KopfhatersicheinweißesNetzwieein Piratentuchgebunden.FröhlichwieeinTourist<br />
lacht er in die Kamera. Es ist Wolfgang Heni,<br />
der wichtigste Atommanager des deutschen<br />
Energiekonzerns EnBW. Er besichtigt<br />
an diesem Tag die Gasfelder von Urengoj.<br />
Mit dabei: Andrej Bykow, 49.<br />
Vier Jahre später ist Wolfgang Heni, 66,<br />
neben dem schillernden Moskauer LobbyistenBykowdieSchlüsselfigurindermerkwürdigen<br />
Russland-Affäre der EnBW. Sie<br />
dreht sich um womöglich krumme Geschäfte<br />
in dreistelliger Millionenhöhe (sieheKasten).NunhatdasUnternehmenWolfgang<br />
Heni auf 93 Millionen Euro Schadenersatz<br />
verklagt.<br />
Bis zu seiner Pensionierung 2009 ist der<br />
Schwabemitdemgemütlichem Leibesumfang<br />
jahrzehntelang das Gesicht der EnBW<br />
und ihrer Vorgängerfirmen in Russland.<br />
1973, mitten im Kalten Krieg, begann Heni<br />
damit, dort Uran für deutsche Kernkraftwerke<br />
einzukaufen. Unzählige Male bereist<br />
er das Land. Er spricht kein Russisch,<br />
kennt vor Ort aber Gott und die Welt. An jenem<br />
Julitag 2008 in Urengoj besichtigt Heni<br />
Gasfelder, die zu den größten dieser Erde<br />
gehören. Erdgas für zig Milliarden Euro<br />
schlummerthier imBoden.DochsolcheDimensionen<br />
bereiten ihm kein Kopfzerbrechen.WennerGeschäftemacht,gehtesimmer<br />
um sehr viel Geld.<br />
Es ist ein Strudel von Affären, der Deutschlands<br />
drittgrößten Energieversorger EnBW ins Trudeln<br />
gebracht hat. Zum einen sind da die fragwürdigenUmstände,unterdenenBaden-Württemberg<br />
im Dezember 2010 für 4,7 Milliarden<br />
Euro Anteile an EnBW vom französischen Energiekonzern<br />
EdF <strong>gekauft</strong> hat. Gutachter sagen,<br />
derKaufpreis seium 840 Millionen Euro zu hoch<br />
gewesen. Der Deal beschäftigt inzwischen einen<br />
Landtags-Untersuchungsausschuss; der<br />
Rechnungshof übte schwere Kritik. Unter BeschussstehtderbeidemGeschäftfederführende,<br />
damalige Ministerpräsident Stefan Mappus.<br />
Gegen ihn, Ex-Finanzminister Willi Stächele<br />
und den früheren Staatsminister Helmut Rau<br />
(alle CDU) ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />
Stuttgart wegen Verdachts der Untreue.<br />
Die Skandale<br />
Spielkameraden<br />
Der schillernde Lobbyist Bykow machte gemeinsame Sache mit Wolfgang Heni, dem Atommanager von EnBW. Dieser beschaffte<br />
in Russland diskret Uran und suchte nach Gas. Nun hat ihn der Energiekonzern auf 93 Millionen Euro Schadenersatz verklagt<br />
EnBW wirft Heni vor, seine<br />
Kompetenzen maßlos<br />
überschritten zu haben<br />
Es sind diskrete Geschäfte ineinem sensiblen<br />
Umfeld. Heni ist einer von drei ehemaligen<br />
Topmanagern, die der drittgrößte<br />
deutscheEnergieversorgerEnBWaufSchadenersatz<br />
verklagt hat. Ein vierter ist noch<br />
in Amt und Würden: Hans-Josef Zimmer,<br />
54, Vorstandsmitglied der EnBW AG. 2010<br />
trat er von seinem Posten in Zusammenhang<br />
mit den Russlandgeschäften zurück.<br />
Anfang 2012 holte man ihn überraschend<br />
zurück. Die Schadenersatzklage gegen ihn<br />
verfolgtEnBWdennoch weiter–eineebenso<br />
skurrile, wie einmalige Konstellation.<br />
Bei alledem geht es um fragwürdige GeschäftemitAndrejBykow.Im<br />
großen Energie-Monopoly<br />
um Uran und Gas war Wolfgang<br />
Heni – wenn man so will – Bykows<br />
wichtigster Spielkamerad.<br />
Als 2009 Prüfer im Auftrag des EnBW-<br />
Vorstands das Beziehungsgeflecht zwischen<br />
dem Konzern und Bykow untersuchen,stoßen<br />
sie ständigaufdenNamen Heni.<br />
Sie werfen ihm vor, als Geschäftsführer<br />
derEnBW-AtomsparteEnKKseineKompetenzen<br />
maßlos überschritten zu haben. Es<br />
geht um Lieferungen von Uran aus russischen<br />
Militärbeständen, den Rückbau des<br />
Kernkraftwerks Obrigheim, Beratungsund<br />
Darlehensverträge, sowie ein geplantes<br />
Überwachungssystem für Atomtransporte<br />
in Russland namens „Easy-Toll“.<br />
Heni, so der Vorwurf, soll mit Bykow eigenmächtigMillionenverträgeabgeschlossen<br />
und das Geld nicht selten noch am selben<br />
Tag überwiesen haben. Von „Vorauszahlungen<br />
ohne angemessene Sicherheiten“<br />
ist die Rede. Heni und Co. hätten „gegen<br />
ihre Sorgfaltspflichten verstoßen“, so<br />
die Prüfer. Das Schadenersatzverfahren<br />
vor dem Landgericht Heilbronn steht noch<br />
ganzamAnfang.Ob dieEnBW amEnde obsiegen<br />
wird, ist allerdings fraglich.<br />
Es gibt zahlreiche interne Unterlagen –<br />
Sitzungsprotokolle, Aktenvermerke, Mailverkehr<br />
– die gehörig Zweifel nähren an<br />
derVersionvomAlleingängerWolfgangHeni.Vielmehrdeutensiedaraufhin,dassviele<br />
Top-Manager bis hinein in den Vorstand<br />
der EnBW AG ganz gut über die Russlandaktivitäten<br />
ihres Atommanagers und die<br />
Bykow-Connection Bescheid wussten.<br />
Schon die Struktur des EnBW-Konzerns<br />
scheintderVersionvomAlleingängerzuwidersprechen.<br />
Die Atomtochter EnKK ver-<br />
Der zweite große Komplex ist die sogenannte„Russland-Affäre“.Esgeht<br />
umGeschäfte mit<br />
dem russischen Lobbyisten Andrej Bykow und<br />
dessenSchweizerFirmen.Er hatfürdieEnBWin<br />
Russland Geschäfte im Volumen von mehr als<br />
400Millionen Euroeingefädelt. EnBWsoll dabei<br />
130 Millionen Euro Schaden entstanden sein.<br />
Insgesamthat derKonzernBykow mehrals 200<br />
Millionen Euro an Honoraren gezahlt. Für die<br />
Vermittlung von Nukleargeschäften und damit<br />
verbundene Dienstleistungen, heißt es. Bykow<br />
behauptet jedoch, er habe das Geld auch zur<br />
„Klimapflege“ in Russland ausgegeben, damit<br />
EnBW dort an dringend benötigtes Erdgaskam.<br />
DarübergebeesGeheimverträge mitEnBW.Bewiesen<br />
ist das nicht; die Mannheimer Staatsanwaltschaft<br />
ermittelt. MBAL/URIT<br />
fügtekaumübereigeneMittel.IhrChefHeni war bei größeren Ausgaben auf Zuwendungen<br />
anderer Konzernableger angewiesen.<br />
Woher kamen die vielen Millionen Euro,<br />
die er an Bykows vorwiegend in der<br />
Schweiz angesiedelte Firmen überwies?<br />
Zudem war der EnKK-Aufsichtsrat gespickt<br />
mit Vorstandsmitgliedern der MuttergesellschaftKWGundderdarüberangesiedelten<br />
EnBW AG. Sollten alle diese Top-<br />
Manager ahnungslos gewesen sein? KonnteHenianihnenvorbeiriesigeMillionengeschäfte<br />
abwickeln? Und vor allem: Wie<br />
kauft man Hunderttausende Kilogramm<br />
Uran ein, ohne dass es im Konzern auffällt?<br />
Scheinbar mühelos öffnet<br />
Bykow die Türen in Ministerien<br />
und zu Medwedjew<br />
Als Wolfgang Heni im Frühjahr 2001<br />
nach Moskau fliegt, begleiten ihn gleich<br />
mehrere EnBW-Manager. Man will die<br />
Schlagkraft eines russischen Lobbyisten<br />
testen. Und tatsächlich: Scheinbar mühelos<br />
öffnet dieser Andrej Bykow die Türen in<br />
Ministerien und zu einem gewissen Dmitrij<br />
Medwedjew, damals enger Mitarbeiter<br />
des Präsidenten Wladimir Putin und später<br />
dessen Nachfolger. Die Gäste aus<br />
Deutschland sind schwer beeindruckt. Bykow,<br />
so ist man sich einig, sei der richtige<br />
Mann, um EnBW auch Zugang zu russischem<br />
Gas zu verschaffen.<br />
DerdamaligeEnBW-VorstandschefGerhard<br />
Goll persönlich habe ihm den Auftrag<br />
erteilt, seine guten und langen BeziehungeninRussland<br />
zunutzen,„umeinen möglichenGasbezuganGazpromvorbeiauszuloten“.<br />
So trägt es Heni Jahre später, am 22.<br />
Juni 2004, ausweislich des Protokolls im<br />
Vorstand der EnBW AG vor. Da war Goll<br />
schon nicht mehr im Amt. Auf SZ-Anfrage<br />
wollten Heni und sein Anwalt sich zu dem<br />
gesamten Komplex nicht äußern.<br />
Wolfgang Heni und Andrej Bykow liefen<br />
sich Mitte der Neunzigerjahre erstmals<br />
über den Weg. Zwei sehr unterschiedliche<br />
Männer: Unscheinbarer Kaufmann der eine,<br />
schillernder Selbstdarsteller mit Hang<br />
zum Religiösen der andere. Ab 2001 werden<br />
die Beziehungen immer enger. Bykow<br />
nimmt Heni zu einem Besuch bei SüdafrikasPräsidentNelsonMandelanachJohannesburg<br />
mit. Heni wird Kuratoriumsmitglied<br />
in einer Stiftung Bykows, und der hält<br />
eineRede,alsdasrussischeAtomministerium<br />
Heni eine Urkunde verleiht.<br />
Mitte der Neunzigerjahre besorgt Wolfgang<br />
Heni der EnBW Nuklearmaterial aus<br />
BeständenderRotenArmee.DieRussenhaben<br />
die Kontrolle über ihre in dem riesigen<br />
LandverstreutenatomarenWaffenbestände<br />
zum Teil verloren. Die Angst geht um,<br />
waffenfähiges Plutonium könnte in terroristische<br />
Hände gelangen. Es ist ein von<br />
den höchsten politischen Ebenen beider<br />
Staaten gewollter Deal, den Heni und Bykowabwickeln:EnBWerhältrelativgünstiges<br />
Material für seine Kernkraftwerke –<br />
Russlandhatein Sicherheitsproblemweniger<br />
und verdient auch noch daran.<br />
EnBW-internistHenisengeZusammenarbeit<br />
mit Andrej Bykow kein Geheimnis.<br />
Am 24. Juni 2004 schreibt Heni eine<br />
E-Mailan EnBW-VorständeundAufsichtsräte.<br />
Es geht um ein bevorstehendes Geheimtreffen<br />
in Berlinzum Thema NuklearsicherheitinRussland.ErfügteinachtseitigesDossierzumThemaan.Esgehtum„Easy-Toll“,<br />
ein geplantes Überwachungssystem<br />
für Atomtransporte in Russland ähnlichdemMautsystemToll-Collectaufdeutschen<br />
Autobahnen.<br />
In der Schweiz wird die Firma Easy Toll<br />
SystemsSAgegründet;BykowwirdihrPräsident.<br />
Im Verwaltungsrat sitzt von Januar<br />
<strong>2006</strong> bis März 2008 EnBW-Vorstand Zimmer,<br />
anschließend bis Oktober 2009 Wolfgang<br />
Heni. Easy-Toll, eines der Projekte,<br />
die Heni eigenmächtig betrieben haben<br />
soll,wirdsogarThema imEnBW-Vorstand.<br />
BeieinerSitzungam20.Mai2005stelltHeni<br />
das Projekt mit einer 14-seitigen Power-<br />
Point-Präsentation vor. Der Vorstandsvorsitzende<br />
Utz Claassen nennt den Plan laut<br />
Protokoll „hervorragend“, lobt „den hohen<br />
Einsatz und das große Engagement“ aller<br />
Beteiligten und dankt Zimmer und Heni<br />
für deren „sehr gute Arbeit“.<br />
AuchinpunctoGasistHeni weiterunterwegs<br />
– mit Bykow. Ein von beiden eingefädelter<br />
Einstieg der EnBW bei der Erschließung<br />
von Gasfeldern im russischen Kharampour<br />
scheitert 2002. Als Wolfgang HenisechsJahrespäterinUrengojwieeinTourist<br />
in die Kamera lächelt, ist eine EnBW-<br />
Beteiligung dort im Gespräch. Am Ende<br />
kommt alles ganz anders.<br />
Vorigen Donnerstag gab EnBW stolz bekannt,<br />
man habe einen Zehn-Jahresvertrag<br />
mit einem ausländischen Gaslieferantenabgeschlossen.Gesamtvolumen:<br />
Sechs<br />
Milliarden Euro. Um den Lieferanten<br />
macht die EnBW ein großes Geheimnis. Es<br />
soll sich um Novatek handeln, nach Gazprom<br />
die Nummer zwei in Russland. Wer<br />
das Geschäft eingefädelt hat, wollte EnBW<br />
auch auf zwei Nachfragen nicht mitteilen.<br />
Es soll Wolfgang Heni gewesen sein.<br />
HEUTE<br />
Montagsinterview<br />
Bundestagspräsident Lammert<br />
kritisiert die „gigantischen<br />
Einkommensunterschiede“. 16<br />
Politik und Markt<br />
Die Serie von Umweltsünden<br />
ausländischer Multis in<br />
Schwellenländern hält an. 17<br />
Unternehmen<br />
Der Aufsichtsrat sucht einen Chef<br />
für Opel. Er soll die Geschäfte<br />
nur kommissarisch führen. 18<br />
Geld<br />
Visa und Mastercard beenden<br />
Streit mit dem Einzelhandel<br />
über illegale Absprachen. 20<br />
R www.sz.de/wirtschaft
16 HBG WIRTSCHAFT<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
INTERVIEW: MARC BEISE UND<br />
KARL-HEINZ BÜSCHEMANN<br />
Ein gewaltiger Raum für ein paar<br />
Irdische. Norbert Lammert, 63,<br />
hatindasweitläufigeRepräsentationszimmer<br />
des Bundestagspräsidenten<br />
im Reichstag gebeten. Hier werden<br />
ausländische Gäste empfangen. Ein großer<br />
runder Tisch und eine ausladende Sitzgruppe<br />
aus schwarzem Leder. In der sitzt<br />
der zweithöchste Repräsentant des Staates<br />
(nach dem Bundespräsidenten), um mit<br />
den Interviewern über Politik und Wirtschaft<br />
zu sprechen. Norbert Lammert beginnt<br />
leise und langsam, wägt jedes Wort.<br />
Im Lauf des Gesprächs wird er Fahrt aufnehmen,eskannsogarheftigwerden.Lammert<br />
sorgt sich um die Akzeptanz der<br />
Marktwirtschaft und der Demokratie. Er<br />
prangert Missstände an.Kürzlich hat er die<br />
unbekümmerteSuspendierungder Altersgrenze<br />
für Manager beim Großkonzern<br />
VW zugunsten des dort allmächtigen<br />
75-jährigen Aufsichtsratschef Ferdinand<br />
Piëch kritisiert, die sogar ohne Begründung<br />
erfolgt sei, „weil es für Außerirdische<br />
offensichtlich gar keiner Begründung bedarf“.<br />
Zum Gebaren von Managern hat der<br />
Bundestagspräsident noch mehr zu sagen,<br />
und auch zur Euro-Rettung und zum Verhältnis<br />
von Markt und Staat.<br />
SZ: Herr Lammert,in der Euro-Krise treiben<br />
die Finanzmärkte die Regierungen<br />
unddiesedieParlamentevorsichher.Entscheidungen<br />
werden durchgepeitscht.<br />
WielangewollenSiealsBundestagspräsident<br />
sich das noch gefallen lassen?<br />
Norbert Lammert: Der Eindruck kann entstehen,<br />
ist aber nicht ganz richtig. Dass in<br />
Krisen Regierungen handeln und Parlamenteeineeherbeobachtendeundeinenotarielle<br />
Rolle haben, ist normal. Deswegen<br />
ist nicht auffällig, dass es einen AktionismusaufRegierungsseitegibt.Deraußergewöhnliche<br />
Punkt ist,dass esin solchen Krisensituationen<br />
zum Ausbau parlamentarischer<br />
Beteiligung kommt.<br />
Die Erkenntnis, dass der Bundestag in<br />
der Krise nicht etwa ohnmächtiger wird,<br />
sondern sogar mehr Macht erhält, haben<br />
Sie exklusiv.<br />
Dasglaubeichnicht.InkeinerLegislaturperiode<br />
hat es einen stärkeren Zuwachs an<br />
parlamentarischer Mitwirkung gegeben<br />
alsindieser,sodassparallelzurMedienvermutung<br />
einer Marginalisierung von Parlamenten<br />
in der Realität das genaue Gegenteil<br />
stattfindet.<br />
Woran machen Sie das fest?<br />
Europäische Angelegenheiten, die bis vor<br />
wenigen Jahren rein exekutives Handeln<br />
waren, sind seit dem Lissabon-Urteil des<br />
Bundesverfassungsgerichts und dem daraus<br />
entwickelten Parlamentsbeteiligungsgesetz<br />
die Umwidmung der Europapolitik<br />
in Innenpolitik mit anderen Mitteln. Seitdem<br />
muss bei allen europäischen InitiativendasParlamentbeteiligtwerden.Wirhaben<br />
in Deutschland zum ersten Mal eine<br />
Rollenverteilung, die in der Parlamentsgeschichteuntypischist,dasswirbeiinternationalen<br />
Verhandlungen quasi mit am<br />
Tisch sitzen, und am Ende über einen Vertragstext<br />
votieren, dessen Entstehen wir<br />
begleitet haben.<br />
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Innenpolitischhat dieses Verfahren aber<br />
einen Preis. Die Menschen haben den<br />
Eindruck,dassalleuntereinerDeckestecken,dassfürRettungsschirmeundBanken<br />
Milliarden Euro dasind und für soziale<br />
Probleme kein Geld.<br />
Das ist wohl wahr. Eine Wirtschaftsordnung<br />
verliert Akzeptanz, wenn den Leuten<br />
die Plausibilität der Zusammenhänge abhandenkommt.DiemeistenMenschenwollen<br />
nicht alle Einzelheiten übersehen, aber<br />
siewollendenEindruckhaben,dassdie Akteure<br />
mit der gebotenen Sorgfalt und Redlichkeit<br />
am Werk sind.<br />
Diesen Eindruck haben viele Bürger erkennbar<br />
nicht mehr. Für wie gefährlich<br />
halten Sie diese Erosion des Systems?<br />
Die halte ich für beachtlich. Das ist nichteine<br />
kurzfristige Schlechtwetterfront, sondern<br />
ein seit langem erkennbarer Klimawechsel.<br />
Nicht irreversibel, aber sehr ernst<br />
zu nehmen.<br />
Ist der zunehmende Zweifel an der Wirtschaftsordnung<br />
sogar eine Gefahr für<br />
die Demokratie?<br />
Im Ergebnis ja. Wenn das Grundvertrauen<br />
in die Wirtschaftsordnung verloren ginge,<br />
Der CDU-Politiker Norbert Lammert im Reichstag in Berlin, hinter sich das Bundeskanzleramt. Krisenzeiten sind Sternstunden der Exekutive, aber der Deutsche Bundestag<br />
schlägt sich nicht schlecht, findet dessen Präsident. „Wir sitzen bei internationalen Verhandlungen quasi mit am Tisch“, sagt Lammert.<br />
„Gigantische Einkommensunterschiede,<br />
die nicht zu rechtfertigen sind“<br />
Verdacht der Selbstbedienung: Bundestagspräsident Norbert Lammert kritisiert die Managergehälter,<br />
beklagt einen Vertrauensverlust für das Wirtschaftssystem und beschreibt die Rolle des Parlaments bei der Euro-Rettung<br />
hätte das Folgen für das politische System.<br />
Die Systeme sind zu eng miteinander verbunden.<br />
Dazwischen kann man keine<br />
Brandmauern errichten.<br />
Wie kann man das Vertrauen in die Wirtschaftsordnungwiederfestigen?SindIhnen<br />
die Spitzenkräfte der deutschen<br />
Wirtschaft dabei eine Hilfe?<br />
Wirkönnen,was Qualifikationund Verantwortungsbewusstsein<br />
des deutschen Managements<br />
angeht, mit anderen Ländern<br />
gut mithalten. Leider werden aber einige<br />
Übertreibungen, die in anderen Ländern<br />
begonnenhaben,auchin deutschenUnternehmen<br />
praktiziert.<br />
Sie denken an die Spitzengehälter?<br />
Ja, da gibt es seit Jahren einen fröhlichen<br />
Überbietungswettbewerb, der nicht immer<br />
mit stichhaltigen Begründungen die<br />
Unvermeidlichkeit einer Einkommensspirale<br />
nach oben vortäuscht.<br />
VW-Vorstandschef Martin Winterkorn<br />
hat einen Rekordgewinn von 16 Milliarden<br />
Euro geschafft. Dann kann er doch<br />
17 Millionen Euro verdienen?<br />
Ich will mich nicht zu einzelnen Fällen äußern,<br />
aber gerne etwas zu den Corporate-<br />
Governance-Vereinbarungen sagen, die<br />
dieManageralsSelbstregulierungderWirtschaftöffentlichverkündethaben.Dazugehörtauch<br />
die Vereinbarung vonGehaltsbegrenzungen,<br />
von denen sich Unternehmen<br />
aber, wenn es halt nicht passt, möglichst<br />
unauffällig verabschieden.<br />
WelchesGehaltist angemessen?17Millionen<br />
sicher nicht – kann man das so sagen?<br />
Sie können das so sagen, und manche langjährige<br />
Spitzenmanager sagen das inzwischenöffentlichauch.Ichsageesso:Esgibt<br />
gigantische Einkommensunterschiede in<br />
denUnternehmen,selbstzwischenderersten<br />
und der zweiten Leitungsebene. Das ist<br />
nicht zu rechtfertigen, schon gar nicht mit<br />
entsprechenden Leistungs- und Verantwortungsdifferenzen.<br />
Das ist die Verselbständigung<br />
der Gehaltsfindung, die den<br />
Verdacht der Selbstbedienung nahe legt.<br />
Sind Sie über diese Entwicklung als Politiker<br />
richtig sauer?<br />
Ich bin gelegentlich fassungslos über die<br />
Gedankenlosigkeit oder die Skrupellosigkeit,<br />
mit der solche Ansprüche geltend gemacht<br />
und durchgesetzt werden. Das gilt<br />
insbesondere für Klagen zu verweigerten<br />
Bonizahlungen der Finanzmakler, die offenkundig<br />
kein Problem damit haben, die<br />
Folgen ihrer eigenen Fehleinschätzungen<br />
und misslungenen Wettgeschäfte beim<br />
Steuerzahler anzumelden und gleichzeitig<br />
ihrevertraglichbegründetenBonusleistungenbeiordentlichenGerichtenfürsichpersönlich<br />
einzufordern.<br />
Noch einmal: Was ist ein gerechtes Gehalt?<br />
Was ist Ihr Maßstab?<br />
Ich bin nicht treuherzig genug, um eine bestimmtemathematischeRelationalsangemessen<br />
oder ethisch begründbar auszugeben.<br />
Da traue ich dem Wettbewerb mit sei-<br />
nem Kontrollmechanismus mehr Augenmaß<br />
und Steuerungskraft zu als noch so<br />
gut gemeinten statistischen Vorgaben. Es<br />
gibtjaauchlängstinderWirtschafteineDebatte,<br />
auch wenn ich nicht erkennen kann,<br />
dasssiesichinverändertenVerhaltensmustern<br />
niederschlägt.<br />
Sondern?<br />
Es ist doch offensichtlich so, dass die erstaunliche<br />
Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
der deutschen Wirtschaft,<br />
die noch vor 15 Jahren im Ausland als kranker<br />
Mann Europas galt, ganz wesentlich<br />
der Lohn- und Gehaltsdisziplin der Beschäftigten<br />
zu verdanken ist, deren ReallöhnesichindiesemZeitraumkaumverändert<br />
haben. Die einzige auffällige Veränderung<br />
hat in den Vorstandsetagen stattgefunden.<br />
Was folgt daraus?<br />
EsgibtinUmfragenseiteinigenJahrenstabile<br />
hohe Mehrheiten, die die UngerechtigkeitderEinkommens-undVermögensverteilung<br />
beklagen. Der geringste Anteil befindet<br />
sich bei FDP-Wählern, und selbst<br />
hier liegt er bei 65 Prozent. Der Krug geht<br />
so lange zum Brunnen, bis er bricht.<br />
In der Wirtschaft selbst sehen manche<br />
Manager dieses Problem auch. Sie setzenauffreiwilligeVerhaltensregeln.Reichen<br />
Appelle noch?<br />
IchhabenichtdenEindruck,dassdieSelbstverpflichtungen<br />
wirklich ernst genommen<br />
werden. Ich kann den Unternehmen nur<br />
empfehlen, die öffentliche Wirkung ihrer<br />
Entscheidungen nicht zu unterschätzen.<br />
Sie müssen statt gesetzlicher Regelungen<br />
eigene ethische Ansprüche wirtschaftlichen<br />
Handelns Realität werden lassen.<br />
Wenn es aber freiwillig nicht geht, brauchenwirdanndochmehrgesetzlicheRegeln<br />
- auch zur Gehaltsfindung?<br />
Ich würde eine nichtgesetzliche Regelung,<br />
die begründete Flexibilitäten erlaubt, einer<br />
gesetzlichen Regelung vorziehen, die<br />
der Natur der Sache nach ausnahmslos gilt<br />
und keine Berücksichtigung von Einzelfällengestattet.AberwennessolcheVerpflichtungen<br />
nicht gibt oder sie in der Realität<br />
leerlaufen, dann wächst der Druck zu gesetzlichen<br />
Regelungen.<br />
In der Wirtschaft hört man oft die Klage,<br />
die meisten Politiker hätten keine Ahnung<br />
von Wirtschaft,fürdie Zusammenhänge<br />
beim Euro gelte das erst recht …<br />
WärederüberlegeneSachverstanddervermeintlichen<br />
Experten die natürliche<br />
GrundlagefürzielgerichtetesHandeln, hätte<br />
esdieTurbulenzen aufden Finanzmärkten<br />
nie geben dürfen. Ich erinnere mich,<br />
dass der verzweifelte Appell der Finanzakrobaten<br />
an den Staat, den diese für das<br />
letzte verbliebene Hindernis für die Effizienz<br />
der Märkte gehalten haben, den totalen<br />
Zusammenbruch der Finanzmärkte<br />
erst verhindert hat. Soviel zum Thema,<br />
dass die einen was von der Sache verstehen<br />
und die anderen ahnungslos sind.<br />
Der Versuch, die europäische Schuldenkrise mit immer mehr Geld zu lösen, ist gescheitert,<br />
sagt Norbert Lammert. „Unser Problem ist nicht, dass zu wenig Geld im<br />
System ist, sondern dass es zu wenig Regeln gibt.“ FOTOS: JENS NEUMANN/VISUM<br />
Heißt das auch, dass Sie auf den Rat von<br />
Wirtschaftsvertretern nichts geben? Wo<br />
suchen Sie persönlich Rat?<br />
Selbstverständlich haben wir alle unsere<br />
Kontakteauch indieWirtschaft.Politikfindet<br />
doch nicht unter einer Glasglocke statt,<br />
sondern als dauerhafter Feldversuch mit<br />
ständigen absehbaren und nicht absehbaren<br />
Herausforderungen und Konfrontationen.<br />
Das spürt doch jeder Abgeordnete,<br />
wenn Unternehmen in seinem Wahlkreis<br />
Schwierigkeiten haben und sich melden<br />
und viele auch den regelmäßigen Kontakt<br />
pflegen, weil sie am Ort eine besondere Bedeutung<br />
haben. Immer, wo es Branchenproblemegibt,gibtesdenorganisiertenDialog.<br />
Es gibt ja auch die Gespräche mit Verbänden.<br />
ManchePolitikerbeklagendenvielstimmigen<br />
Chor der Experten.<br />
Ich tue das nicht. Ich wäre eher erstaunt,<br />
wennalleeinerMeinung wären. Aber wenn<br />
die Fachleute zu sehr unterschiedlicher<br />
Einschätzung der Lage und extrem unterschiedlichen<br />
Handlungsempfehlungen<br />
kommen, dann sollte man der Politik nicht<br />
den Vorwurf machen, sie folge mit mangelndem<br />
eigenen Sachverstand nicht den<br />
luziden Empfehlungen der Wissenschaften.<br />
Wenn nicht einmal die Experten wissen,<br />
wo es langgeht, wie können Sie dann als<br />
Politiker überhaupt zuverlässige Entscheidungen<br />
treffen?<br />
Politische Entscheidungen sind in erheblichem<br />
Ausmaß kollektive Plausibilitätstests.<br />
Klingt gut. Was heißt das konkret?<br />
Das Geheiminis der erfolgreichen Arbeit<br />
vonParlamenten besteht darin,dass regelmäßig<br />
eine kleine Gruppe von tatsächlichen<br />
oder vermeintlichen Experten einer<br />
wesentlich größeren Zahl von Kolleginnen<br />
undKollegen,dienichtExpertensind,plausibel<br />
zu machen versucht, warum sie sich<br />
so oder anders verhalten sollen. Sie müssen<br />
90 Prozent der Kollegen überzeugen,<br />
die mit so simplen Fragen kommen wie:<br />
Warum? Warum jetzt? Warum so? Dieser<br />
Test auf den gesunden Menschenverstand<br />
isteinesognadenloseundzugleichsoeffiziente<br />
Form der kollektiven Urteilsbildung,<br />
dassdarauszwar seltengenialische Lösungen<br />
kommen, aber auch ganz selten große<br />
Flops.<br />
Könnte es nicht sein, dass dieses System<br />
beim Euro an seine Grenze kommt? Die<br />
Fragen sind so kompliziert, und der<br />
Druck der Finanzmärkte ist so groß wie<br />
nie zuvor.<br />
Es spricht genauso viel für die umgekehrte<br />
These, dass gerade bei einem so komplexen<br />
Thema, bei dem die Risiken so hoch<br />
sind,beidemderRatderExpertensouneinheitlich<br />
ist wie bei diesem, das von mir geschilderte<br />
Verfahren umso dringlicher ist.<br />
Wie funktioniert das beim Euro?<br />
Es gibt kein anderes Thema, um das sich so<br />
vieleKollegenjenseitsihrerjeweiligenfachlichen<br />
Ausrichtung so intensiv kümmern,<br />
mit dem sie sich so quälen wie mit diesem,<br />
von dem die allermeisten in einem ruhigen<br />
Gespräch sagen würden: Ich habe davon<br />
keine ausreichende Kenntnis, aber ich<br />
weiß, dass ich dazu votieren muss, und ich<br />
will es wenigstens subjektiv mit gutem Gewissen<br />
zu tun. Deshalb ist der Vorwurf des<br />
Durchpeitschens auch so falsch.<br />
Sie fühlen sich nicht unter Zeitdruck gesetzt?<br />
Naklar, wir allestehen pausenlos durch die<br />
Entwicklung der Märkte unter Zeitdruck.<br />
Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir uns<br />
mal wieder anderen Themen mit ähnlicher<br />
Liebe zuwenden können, wie wir es jetzt<br />
seit vier Jahren mit den Themen des Finanzmarktes<br />
machen, wo uns der erdrückende<br />
Sachverstand derjenigen, die davon<br />
mehr verstehen als die Politiker, von<br />
Monat zu Monat mit neuen Fragestellungen<br />
beglückt.<br />
Was war für Sie die schwierigste Entscheidung<br />
in der Finanzkrise?<br />
Die dramatischste Situation, die ich je erlebt<br />
habe, war diese berühmte Woche im<br />
Herbst 2008, als wir zur Abwehr eines drohenden<br />
Kollaps der Weltfinanzmärkte mal<br />
eben in fünf Tagen einen Rettungsschirm<br />
über 480 Milliarden Euro errichtet haben.<br />
Eine Summe, beinahe doppelt so hoch wie<br />
der damalige Bundeshaushalt. Diese EntscheidungwarsichernichtüberjedenZweifel<br />
erhaben, aber ich halte sie für eines der<br />
Glanzstücke unseres politischen Systems,<br />
auch unter dem Aspekt der Belastbarkeit<br />
unserer politischen Kultur. Schließlich haben<br />
alle Fraktionen und alle Angeordneten,<br />
unabhängig von ihrer späteren EntscheidunginderSache,ineinembeispiellosen<br />
Verfahren der Verkürzung aller üblichen<br />
parlamentarischen Fristen zugestimmt.<br />
Nun allerdings hält das Bundesverfassungsgericht<br />
das ganze Verfahren auf,<br />
es berät womöglich länger über den zwischen<br />
den Regierungen bereits ausgehandelten<br />
Rettungsschirm ESM, als die<br />
Finanzmärkte Geduld haben.<br />
Das werden die Märkte wohl aushalten<br />
müssen.IchhabedieBerechtigungderKläger,<br />
das Euro-Thema dem höchsten deutschen<br />
Gericht vorzulegen, immer vertreten,<br />
auch wenn ich ihre Einschätzung nicht<br />
teile.Karlsruhe sollnichtden Sachverständigenrat<br />
ersetzen. Es hat die Aufgabe, VerträgeundGesetzeaufihreVerfassungskonformität<br />
zu überprüfen. Je wichtiger ein<br />
Thema ist, desto angemessener ist doch eine<br />
solche Prüfung.<br />
Der ehemalige Bundesverfassungsrichter<br />
Paul Kirchhof sagt, eine Instabilität<br />
desRechtswiegeschwereralseineInstabilität<br />
der Finanzen. Um die Herrschaft<br />
des Rechts wieder herzustellen, müsse<br />
man notfalls sogar Wohlstandsverluste<br />
in Kauf nehmen. Stimmt das?<br />
Selbstverständlich. Wenn überhaupt, ist<br />
eher hinzunehmen, dass die Erwartungen<br />
der Märkte durch unsere Rechtsordnung<br />
enttäuscht werden, als umgekehrt unsere<br />
Rechtsordnung durch die Verselbständigung<br />
der Märkte. Unser Problem ist nicht,<br />
dass zu wenig Geld im System ist, sondern<br />
dass es zu wenig Regeln gibt. Der Versuch,<br />
die Probleme mit immer mehr Geld zu lösen,<br />
ist erkennbar gescheitert.<br />
TragendiePolitikernichteineMitverantwortung,<br />
weil sie durch großzügige<br />
Schuldenpolitik einen Beitrag zur Finanzkrise<br />
geleistet haben?<br />
Zweifellos. Aber es geht eben nicht nur um<br />
Staatsschulden, sondern auch um eine Finanzkrise<br />
wegen nicht ausreichender Regulierung.<br />
Die Ökonomen haben uns vor<br />
zehnJahrenweisgemacht,dieFinanzmärkte<br />
müssten immer weiter liberalisiert werden.<br />
Die Politik hat diesem Trend zu großzügig<br />
nachgegeben mit der Folge, dass sich<br />
die Gewichte verschoben haben. DeswegenhabenauchbeideSeitenAnlasszurDemutund<br />
vergleichsweise wenig Grund,mit<br />
stolz geschwellter Brust über das makelloseVerhalteninderVergangenheitaufdiejeweils<br />
andere Adresse zu zeigen.<br />
Und wie geht es nun weiter?<br />
NunmüssenwirdieverschobenenGewichte<br />
zwischen Staat und Markt in eine neue<br />
Balance bringen. Das ist eine mühsame<br />
Aufgabe. Aber sie ist nicht aussichtslos.<br />
Norbert Lammert<br />
Der CDU-Politiker stammt aus dem Ruhrgebiet.<br />
In Bochum wurde er 1948 als erstes von<br />
siebenKindern geboren,dort ist er bis heute –<br />
nunmit eigenerFamilie, Frauund viererwachsenen<br />
Kindern – zu Hause. Sein Vater war Bäckermeister,<br />
der Sohn ging auf das altsprachlich-humanistische<br />
Gymnasium. Er studierte<br />
Politik, Soziologie, Geschichte und Sozialökonomie,<br />
1972 promovierte er zum Doktor der<br />
Sozialwissenschaften. Früh fand er indie Politik.<br />
Zunächst neben der freiberuflichen Tätigkeit<br />
als Dozent in der Erwachsenenbildung,<br />
stieg er in der Kommunal- und Landespolitik<br />
rasch auf. 1980 wurde er erstmals in den Bundestaggewählt.<br />
Inder Ära Kohlwar der „geübte<br />
Strippenzieher“ (so die Einschätzung von<br />
Kollegen) lange JahreStaatssekretär, nacheinanderin<br />
den Ministerienfür Bildung-und Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Verkehr. In der rotgrünen<br />
Ära war er kultur- und medienpolitischer<br />
Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, seit<br />
2005 ist er Präsident des Deutschen Bundestags.<br />
Lammert gilt als ehrlich, fachkundig,<br />
selbstbewusst bis eigensinnig, das Gegenteil<br />
eines„Parteisoldaten“.Die Bundestagsdebatten<br />
lockert er mit seinem Sinn für Ironie und<br />
seinem Humor auf. In diesem Jahr entließ er<br />
seine Abgeordneten mit der Mahnung in die<br />
Sommerpause, sie möchten mit Sondersitzungen<br />
wegen des Euro rechnen: „Schwimmen<br />
Sie nicht zu weit hinaus und achten Sie<br />
darauf, das Handgepäck immer griffbereit zu<br />
haben.“ Und tatsächlich: In dieser Woche tritt<br />
der Bundestag wieder zusammen – außerplanmäßig,<br />
um über die Milliardenhilfe für<br />
Spaniens Banken zu entscheiden.
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 WIRTSCHAFT<br />
HBG 17<br />
POLITIK UND MARKT<br />
Vorwürfe gegen Adidas<br />
London – Die Veranstalter der Olympischen<br />
Spiele in London gehen Vorwürfen<br />
nach, wonach der Sportartikelhersteller<br />
Adidas Fabrikarbeiter in<br />
Kambodscha ausgebeutet haben soll.<br />
Der Fall werde untersucht, sagte ein<br />
Sprecher des Londoner Organisationskomitees<br />
laut Daily Telegraph. Die Zeitung<br />
hatte berichtet, dass Arbeiter in<br />
einer Fabrik nahe der kambodschanischen<br />
Hauptstadt Phnom Penh für die<br />
Herstellung von Olympia-Fanartikeln<br />
trotz einer Arbeitswoche von sechs<br />
Tagen nur ein monatliches Grundgehalt<br />
von 61 Dollar (50 Euro) bekämen. Fabrikarbeiter<br />
sagten der Zeitung, sie<br />
hätten ihr Gehalt bei einer Aufstockung<br />
der täglichen Arbeitszeit von acht auf<br />
zehn Stunden auf 120 Dollar monatlich<br />
aufbessern können. Dies sei aber weniger<br />
als das Existenzminimum, erklärten<br />
Aktivisten. Sollten sich die Vorwürfe<br />
bestätigen, wäre dies ein Verstoß gegen<br />
die Vereinbarung mit den Olympia-Organisatoren,<br />
den Angestellten einen<br />
Lohn zu zahlen, der die Lebenshaltungskosten<br />
deckt. AFP<br />
Kleidung wieder aus den USA<br />
Los Angeles – Nach Kritik an den in<br />
China hergestellten Uniformen der<br />
US-Olympia-Mannschaft soll die Teamkleidung<br />
künftig in den Vereinigten<br />
Staaten produziert werden. Da die Athleten<br />
bereits ihre Kleidung für die Eröffnungs-<br />
und Abschlussfeiern in London<br />
erhalten hätten, sei es zu spät für Änderungen<br />
bei den diesjährigen Sommerspielen,<br />
sagte der Chef des Olympischen<br />
Komitees der USA, Scott Blackmun.<br />
Der Hersteller Ralph Lauren werde<br />
aber sicherstellen, dass die Kleidung<br />
für die Winterspiele 2014 in den USA<br />
gefertigt werde. US-Abgeordnete hatten<br />
scharfe Kritik geäußert, dass Ralph<br />
Lauren die diesjährigen Uniformen in<br />
China hatte anfertigen lassen. „Ich denke,<br />
das Olympische Komitee sollte sich<br />
schämen“, sagte der Mehrheitsführer<br />
im Senat, Harry Reid. Die Uniformen<br />
sollten auf einen großen Haufen geworfen<br />
und verbrannt werden, um noch<br />
einmal von vorn zu beginnen, forderte<br />
der Demokrat. AFP<br />
Proteste an Shell-Tankstellen<br />
Hamburg – Greenpeace-Aktivisten<br />
haben am Wochenende nach eigenen<br />
Angaben in 40 Städten vor Shell-Tankstellen<br />
gegen Ölbohrungen in der Arktis<br />
protestiert. Vor der Tankstelle des Konzerns<br />
am Hamburger Dammtor-Bahnhof<br />
bauten 20 Aktivisten ein etwa drei<br />
Meter hohes Modell eines Ölbohrturms<br />
auf. Aus dem Turm sprudelte eine<br />
schwarze Flüssigkeit, die das darunter<br />
liegende Eis schwarz färbte. Martin<br />
Hofstetter von Greenpeace sagte:<br />
„Wenn wir die Pläne von Shell nicht<br />
stoppen, wird eine der letzten unberührten<br />
Regionen dieser Erde von der Ölindustrie<br />
ausgebeutet. „Sollte es zu einem<br />
Ölunfall kommen, hätte das katastrophale<br />
Folgen für diese Region.“ Ein<br />
Shell-Sprecher betonte, das Unternehmen<br />
arbeite seit Jahrzehnten in arktischen<br />
und subarktischen Regionen.<br />
„Shell besitzt die technische Expertise<br />
und das Know-how, um Öl und Gas<br />
auch unter arktischen Bedingungen<br />
verantwortlich zu produzieren.“ DPA<br />
Allianz bei Seltenen Erden<br />
Hanoi – Japan und Vietnam wollen<br />
Chinas Dominanz bei den begehrten<br />
Seltenen Erden brechen. „Japan und<br />
Vietnam haben sich darauf geeinigt,<br />
ihre Kooperation zu stärken, um 2013<br />
mit der Produktion zu starten“, sagte<br />
Japans Außenminister Koichiro Gemba<br />
nach einem Treffen mit seinem vietnamesischen<br />
Amtskollegen Pham Binh<br />
Minh in Hanoi. Japan wolle bei Forschung,<br />
Abbau und Verarbeitung der<br />
metallischen Grundstoffe rund um das<br />
Dong-Pao-Projekt im Norden Vietnams<br />
mitwirken. Geplant sei die Produktion<br />
von 3000 Tonnen im kommenden Jahr<br />
und 7000 Tonnen im Jahr 2014. China<br />
hat ein Fast-Monopol auf die Förderung<br />
der metallischen Grundstoffe. Dort<br />
werden mit über 100 000 Tonnen jährlich<br />
mehr als 90 Prozent dieser Bodenschätze<br />
aus der Erde geholt. Seltene<br />
Erden werden in der Hightech-Industrie,<br />
zum Bau von Hybrid-Fahrzeugen<br />
oder bei Solar- und Windkraftanlagen<br />
eingesetzt. DPA<br />
Bahn will sich mit GDL einigen<br />
Berlin – Im Tarifstreit zwischen der<br />
Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft<br />
GDL will das Unternehmen<br />
die Verhandlungen zu einem schnellen<br />
Abschluss bringen. „Drohgebärden<br />
bringen uns nicht weiter, sondern konstruktive<br />
und vernünftige Verhandlungen“,<br />
sagte eine Konzernsprecherin. Die<br />
Bahn kündigte an, für die nächste Tarifrunde<br />
am 23. Juli ein neues Angebot auf<br />
den Tisch zu legen. Der Vorsitzende der<br />
Lokführergewerkschaft GDL, Claus<br />
Weselsky, hatte zuvor Warnstreiks in<br />
der Ferienzeit für den Fall nicht ausgeschlossen,<br />
dass sich die Arbeitgeberseite<br />
nicht bewege. „Ein Arbeitskampf ist<br />
nicht vom Tisch“, sagte Weselsky dem<br />
Focus. Die Bahn hatte der Gewerkschaft<br />
ursprünglich eine Lohnerhöhung von<br />
5,5 Prozent für zwei Jahre angeboten.<br />
Die Lokführer lehnen dieses Angebot<br />
als „unzureichend“ und „keinesfalls<br />
akzeptabel“ ab. Sie fordern sieben Prozent<br />
mehr Gehalt bei einer Laufzeit von<br />
zwölf Monaten. DAPD<br />
Für Schlagzeilen sorgte auch der Fall Chevron/Texaco. Jahrelang hat der amerikanische Ölkonzern in Ecuador Öl gefördert und Milliarden Dollar verdient. Für die Bevölkerung<br />
ein Fluch. Im Amazonasgebiet kommen viele Kinder wie Juanito (im Bild) mit Missbildungen zur Welt. FOTO: JOHAN BÄVMAN/AGENTUR FOCUS<br />
VON PETER BURGHARDT<br />
BuenosAires – Irgendwann spürte Ciomara<br />
Rodrígues, dass etwas nicht mehr stimmte.<br />
Seit ihrer Kindheit wohnte die Brasilianerin<br />
auf dem Grundstück nahe der Chemiefabrik<br />
von Paulínia im Hinterland von<br />
São Paulo, ihre beiden Söhne kamen dort<br />
zur Welt. Ihr Ältester musste sich ständig<br />
übergeben und litt unter Durchfall, wenn<br />
sie ihm die Brust gegeben hatte. Heute<br />
plagt ihn eine vergrößerte Milz, und seine<br />
Mutter leidet unter Leberschäden, Depressionen<br />
und weiteren mutmaßlichen Folgen<br />
des Insektizids Aldrin und anderer toxischer<br />
Stoffe. Dabei dachte sich die Frau<br />
erst nichts dabei. Der Betreiber Shell galt<br />
doch als seriös. 1977 bis 1992 stellte der Mineralkonzern<br />
in ihrer damaligen Nachbarschaft<br />
Pflanzenschutzmittel her, dann<br />
übernahm Cyanamid aus den USA, danach<br />
BASF aus Deutschland. „Wer konnte sich<br />
vorstellen, dass man so etwas mit uns<br />
macht?“, fragte Ciomara Rodrígues in der<br />
Zeitung O Globo.<br />
Bendita Mary Andrade ging es noch<br />
schlechter, sie hatte neun Jahre bei Shell in<br />
Paulínia gearbeitet. Ihr Sohn Leonardo wurde<br />
mit Missbildungen im Gehirn geboren,<br />
offenbar war auch dies eine Folge von Einflüssen<br />
aus der Giftküche nebenan. Beide<br />
Frauen gehören zu jenen Klägern, die von<br />
New York – Noch kämpfen die Banken in<br />
der Libor-Affäre um ihren Ruf und ihr<br />
Geld. Schon bald könnte es um die Freiheit<br />
ihrer Händler gehen. Das amerikanische<br />
Justizministerium bereitet Strafverfahren<br />
gegen mehrere Banken und einzelne Angestellte<br />
vor, wie die New York Times berichtet.<br />
Die erste Anklage könnte schon in ein<br />
paar Monaten erhoben werden.<br />
Die Drohkulisse zeigt Wirkung. Mehrere<br />
Großbanken wetteifern inzwischen darum,<br />
den Behörden in den USA und in Europa<br />
ihre Kooperation anzubieten. Die Deutsche<br />
Bank hat sich in diesem Rennen offenbar<br />
einen Startvorteil verschafft: Das Kreditinstitut<br />
brachte sich bei der EU-Kommission<br />
und den Schweizer Kontrollbehörden<br />
schon im vergangenen Jahr als Kronzeuge<br />
ins Spiel, wie übereinstimmend der Spiegel<br />
und die Nachrichtenagentur Reuters melden.<br />
Die Behörden hätten dem Antrag stattgegeben.<br />
Damit kann die Deutsche Bank<br />
auf Strafminderung hoffen.<br />
In London und in den USA kamen jedoch<br />
andere Institute zum Zuge. Zudem haben<br />
in Brüssel auch die Schweizer Großbank<br />
UBS und die britische Bank Barclays Kronzeugenstatus<br />
erlangt, was den Wert der<br />
Aussagen der Deutschen Bank verringern<br />
könnte.<br />
Ein Sprecher des Konzerns wollte sich<br />
am Sonntag zu den Berichten nicht äußern.<br />
Nach groben Schätzungen der Investmentbank<br />
Morgan Stanley, die selbst nicht in die<br />
Affäre verstrickt ist, drohen Deutschlands<br />
größtem Geldhaus finanzielle Belastungen<br />
von mehr als einer Milliarde Dollar.<br />
Die Vorwürfe gegen die Finanzindustrie<br />
wiegen schwer: Jahrelang haben mehr als<br />
ein Dutzend Großbanken den wohl wichtigsten<br />
Finanzwert der Welt manipuliert.<br />
Kranke Geschäfte<br />
Im brasilianischen Paulínia produzierte Shell jahrelang das Insektizid Aldrin. Die Anwohner leiden, Kinder sind missgebildet.<br />
Der Fall ist ein Lehrstück aus der Serie von Umweltsünden ausländischer Multis in Schwellenländern<br />
Die Angeklagten zogen den Prozess<br />
mit Tricks, Geld und einem<br />
Heer von Anwälten in die Länge<br />
den Unternehmen seit Jahren Schadenersatz<br />
fordern. Die Anlage ist seit 2002 geschlossen<br />
und das verpestete Gebiet gesperrt.<br />
Mindestens 61 Betroffene sollen in<br />
den vergangenen zehn Jahren wegen der<br />
krebserregenden und anderweitig schädlichen<br />
Substanzen in Wasser, Luft und Boden<br />
gestorben sein. Mehr als 1000 frühere<br />
Angestellte und Anwohner haben Entschädigungen<br />
erstritten, doch nach wie vor<br />
herrscht juristische Verwirrung.<br />
Ein Gericht entschied 2010, dass Shell<br />
und BASF die Kosten für die Behandlung<br />
der Erkrankten übernehmen. Kürzlich wurde<br />
das Urteil bestätigt. Die Arbeitsrichterin<br />
Maria Inês Corrêa de Cerqueira in Paulínia<br />
verfügte, dass die beiden Unternehmen<br />
622 Millionen Reáis, umgerechnet 248,5<br />
Millionen Euro, für das geschädigte Kollektiv<br />
sowie 64 500 Reáis (25 700 Euro) für jeden<br />
Einzelnen bezahlen. Außerdem seien<br />
pro Arbeitsjahr und Angestellten 20 000<br />
Reáis (8000 Euro) zu entrichten.<br />
Shell/BASF sollten 1,1 Milliarden Reáis in einen<br />
Entschädigungsfonds hinterlegen,<br />
440 Millionen Euro. Letztere Verpflichtung<br />
zur Hinterlegung des Geldes kassierte<br />
indes kurz danach der Oberste Arbeitsgerichtshof<br />
in Brasilia, eine rasche Wende.<br />
Die Verurteilten hatten Rechtsmittel eingelegt.<br />
BASF findet ohnehin, dass Shell verantwortlich<br />
sei. Der Fall Paulínia ist ein<br />
Lehrstück aus der Serie von Umweltsünden<br />
ausländischer Multis in Schwellenländern<br />
und den Konsequenzen.<br />
In Ansätzen erinnert das Drama an den<br />
Rechtsstreit um Chevron-Texaco in Lago<br />
Agrio im Amazonasgebiet von Ecuador. In<br />
Der Libor-Zins fungiert als Referenz für Finanztransaktionen<br />
in einem Volumen von<br />
360 Billionen Dollar. Er wird täglich in London<br />
auf Grundlage der Konditionen ermittelt,<br />
zu denen sich die Banken untereinander<br />
Geld leihen. Zwischen 2005 und 2009<br />
machten die Konzerne falsche Angaben<br />
und verzerrten damit Kreditkosten im gesamten<br />
Finanzsystem. Teils taten sie dies,<br />
um ihre eigene Schwäche zu verbergen,<br />
teils aber auch, um ihre Gewinne zu steigern.<br />
Die Manipulation wirkte sich auf exotische<br />
Derivate genauso aus wie auf Hypotheken<br />
und Studentendarlehen. Schon win-<br />
der Gegend hatte der US-Gigant Texaco jahrelang<br />
nach Öl gebohrt, Milliarden Dollar<br />
verdient und den Urwald verseucht. Dann<br />
zogen die Nordamerikaner ab und hinterließen<br />
ein ökologisches Desaster. Einheimische<br />
starben und wurden krank. Wer<br />
durch den Dschungel fährt, der sieht noch<br />
heute die Spuren schmieriger Verwüstung.<br />
30 000 Geschädigte schlossen sich zusammen<br />
und klagten 1993 gegen Texaco und<br />
Rechtsnachfolger Chevron, angeführt von<br />
mutigen Ecuadorianern wie dem Anwalt<br />
Pablo Fajardo und dem Aktivisten Luis Yanza.<br />
Im Februar 2011 verurteilte ein Gericht<br />
in Lago Agrio Chevron zu einer Entschädigung<br />
in Höhe von 18 Milliarden Dollar, es<br />
war der Umweltprozess mit dem bisher<br />
größten Streitwert. „Ein Triumph der Justiz“,<br />
fand der Jurist Fajardo. Doch auch diese<br />
Causa ist damit keineswegs zu Ende.<br />
Der Ölkonzern Chevron soll fast<br />
60 Millionen Dollar für<br />
Lobbyisten ausgegeben haben<br />
Zuvor hatten die Angeklagten die Verhandlung<br />
mit allen Tricks, viel Geld und einem<br />
Heer von Anwälten in die Länge gezogen.<br />
Unter anderem argumentierte Chevron,<br />
dass der Konzern Petroecuador das<br />
meiste Öl verschüttet habe. Auch die geforderte<br />
Entschuldigung schlug der Konzern<br />
aus, daraufhin verdoppelte sich die Buße<br />
von zunächst 8,6 Milliarden Dollar. Nachher<br />
nannte Chevron die Strafe „illegal“ und<br />
„inakzeptabel“, zog vor ein internationales<br />
Schiedsgericht und verweigert die Zahlung<br />
zige Veränderungen beim Libor-Zins können<br />
Milliardensummen auf der ganzen<br />
Welt bewegen.<br />
Als erste Bank hatte Barclays öffentlich<br />
eingeräumt, jahrelang versucht zu haben,<br />
den Libor zu manipulieren. Mit den Aufsichtsorganen<br />
in den USA und Großbritannien<br />
einigte sie sich auf eine Geldbuße von<br />
450 Millionen Dollar. Dieser Deal bewahrt<br />
die Bank jedoch nicht vor den strafrechtlichen<br />
Ermittlungen, die das Justizministerium<br />
jetzt anstrebt. Im Zuge der Affäre sah<br />
sich die Konzernspitze von Barclays bereits<br />
zum Rücktritt gezwungen. Ein Ergebnis,<br />
mit immer neuen Manövern. Zwischenzeitlich<br />
lief Chevron auch noch Öl vor Brasiliens<br />
Küste aus. Der Druck auf Ecuador wird<br />
erhöht, laut Ecuador sogar im US-Kongress<br />
in Washington. Die Interessengemeinschaft<br />
der Opfer klagte gerade, Chevron<br />
habe in den vergangenen Jahren allein<br />
59 Millionen Dollar für Lobbyisten ausgegeben.<br />
Kein Problem bei einem Nettogewinn<br />
von 27 Milliarden Dollar 2011. Noch<br />
immer ist unklar, ob und wie der Krösus<br />
für sein schmutziges Erbe im Busch zur<br />
Kasse gebeten werden könnte.<br />
Ecuadors linker Präsident Rafael Correa<br />
sagte, es sei ein Kampf von David gegen Goliath.<br />
Manchmal gewinnt David, aber deshalb<br />
muss Goliath nicht verloren haben.<br />
Und was heißt schon Sieg. „Wir kämpfen<br />
seit 18 Jahren für Gerechtigkeit, damit etwas<br />
für uns und unsere Familien getan<br />
wird“, wird in einem Schriftstück der Klägervereinigung<br />
Maria Toalá zitiert, sie lebte<br />
im Ort Shushufindi nahe einer Ölwanne<br />
von Texaco. „Mein Vater ist an Krebs gestorben,<br />
ich habe auch Krebs. Ich bitte darum,<br />
dass für den Schaden endlich Justiz geübt<br />
wird.“<br />
In Paulínia in Brasilien hofft derweil die<br />
ehemalige Shell-Angestellte Benedita Mary<br />
Andrade darauf, dass sie mit der Buße<br />
von Shell und BASF ihren behinderten<br />
Sohn versorgen kann. Das Geld wird ihn<br />
nicht gesund machen. „Aber ich muss seine<br />
Zukunft garantieren. Zu wissen, dass<br />
meine Arbeit die Ursache seiner Probleme<br />
war, ist schmerzhaft.“ Am einstigen Firmengelände<br />
steht ein Schild: „Betreten verboten.<br />
Risiko für die Gesundheit.“<br />
Die Kronzeugen<br />
Die Deutsche Bank und andere Institute hoffen in der Affäre um Zinsmanipulationen auf Schadensbegrenzung<br />
MEISSNERS STRATEGEN<br />
Die Zinsen sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage, wobei wir lediglich<br />
festlegen, was als Nachfrage gilt und was als Angebot. CARTOON: DIRK MEISSNER<br />
das die Deutsche Bank, die gerade erst einen<br />
Führungsstreit hinter sich hat und sich<br />
verzweifelt darum bemüht, ihr ramponiertes<br />
Image zu reparieren, um jeden Preis verhindern<br />
will.<br />
Der Kronzeugenstatus in Europa bietet<br />
in den USA jedoch keinen Schutz – und dort<br />
kündigt sich eine Klagewelle an. Städte,<br />
Brokerhäuser und kleine Privatbanken,<br />
darunter das deutsche Bankhaus Metzler,<br />
fordern Schadensersatz. Ihren zivilrechtlichen<br />
Klagen dürften sich etliche weitere<br />
Streitparteien anschließen. Prinzipiell<br />
kann jeder, der geltend machen kann,<br />
durch die Libor-Tricks geschädigt worden<br />
zu sein, gegen die Finanzkonzerne vorgehen.<br />
Einige Banken, darunter mindestens<br />
zwei europäische Geldhäuser, arbeiten Anwälten<br />
zufolge bereits an umfassenden Vergleichen.<br />
Letztlich geht es bei der Libor-Affäre<br />
aber um mehr als nur materielle Schäden,<br />
so hoch sie auch sein mögen. Es geht um<br />
das Gerechtigkeitsempfinden einer verunsicherten<br />
Nation.<br />
In Amerika ist die Ansicht weit verbreitet,<br />
dass die Banken, die das Land 2008 in<br />
die schwerste Krise seit der Großen Depression<br />
gestürzt haben, ungeschoren davon gekommen<br />
sind. So sei bis heute kein Spitzenmanager<br />
der Wall Street strafrechtlich belangt<br />
worden. Die Libor-Affäre wird nun<br />
als Chance gesehen, dieses Versäumnis<br />
nachzuholen. Das ist auch dem Justizministerium<br />
nicht entgangen: „Es ist schwer,<br />
sich einen größeren Fall als Libor vorzustellen“,<br />
zitiert die New York Times einen Ermittler<br />
der Regierung. Allerdings bedeutet<br />
groß in diesem Fall auch hochkomplex.<br />
Die juristische Aufarbeitung wird Jahre<br />
in Anspruch nehmen. MORITZ KOCH<br />
Gribkowsky<br />
lenkt ein<br />
Verhandlungen mit BayernLB über<br />
Freigabe des Millionenvermögens<br />
München – In der Schmiergeldaffäre um<br />
die Formel 1 zeigt der zu achteinhalb Jahren<br />
Haft verurteilte frühere BayernLB-Vorstand<br />
Gerhard Gribkowsky nach seinem<br />
Geständnis weitere Zeichen der Reue. Der<br />
Ex-Banker will das von Formel-1-Chef Bernie<br />
Ecclestone unrechtmäßig erhaltene<br />
Millionenvermögen der Landesbank überlassen,<br />
die darauf Anspruch erhebt. „Wir<br />
bemühen uns, einen Weg zur Wiedergutmachung<br />
des Schadens zu finden“, sagt<br />
Gribkowskys Münchner Rechtsanwalt Daniel<br />
Amelung. „Die Anwälte von Gribkowsky<br />
und die der BayernLB sind in Verhandlungen.“<br />
Bei diesen Gesprächen geht es unter<br />
anderem darum, wie das von Gribkowsky<br />
in seiner österreichischen Privatstiftung<br />
„Sonnenschein“ eingebrachte Vermögen<br />
zur Landesbank nach München transferiert<br />
werden kann.<br />
Das Geld liegt bei der<br />
Privatstiftung „Sonnenschein“<br />
Der damalige BayernLB-Vorstand hatte<br />
von Ecclestone und von der Bambino-Holding,<br />
hinter der die Ehefrau des Formel-1-Bosses<br />
steht, heimlich insgesamt<br />
44 Millionen Dollar kassiert; was später<br />
aufflog. Das war Schmiergeld, wie das<br />
Münchner Landgericht befand. Gribkowsky<br />
legte das Geld in der Privatstiftung<br />
„Sonnenschein“ in Österreich an, wo nach<br />
Abzug der dortigen Steuern etwa 25 Millionen<br />
Euro verblieben. Davon will das Finanzamt<br />
in München 14 Millionen Euro haben,<br />
weil Gribkowsky seine Erlöse in Deutschland<br />
hätte versteuern müssen, zu weit höheren<br />
Sätzen. Auch die Landesbank erhebt<br />
Anspruch auf das Vermögen. Sie wurde<br />
laut Gericht um 41 Millionen Dollar geschädigt.<br />
So viel Geld hatte die BayernLB beim<br />
Ausstieg aus der Formel 1 als Provision an<br />
Ecclestone gezahlt, weil dieser den Käufer<br />
vermittelt habe. Die von Gribkowsky in der<br />
Landesbank durchgesetzte Provision sei<br />
aber nicht nötig gewesen, so das Gericht.<br />
Die Münchner Staatsanwaltschaft und<br />
die BayernLB haben Gribkowskys Vermögen<br />
bereits arrestieren lassen. Der Ex-Banker<br />
wehrte sich mit Einsprüchen bei der<br />
Justiz bislang aber dagegen, die Millionen<br />
herauszurücken. Das Landgericht missbilligte<br />
dieses Verhalten bei Gribkowskys Verurteilung<br />
wegen Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung<br />
und Veruntreuung von Landesbank-Vermögen.<br />
Seine Verteidiger hatten<br />
gleich nach dem Urteil angekündigt,<br />
ihr Mandant werde einlenken. Das geschieht<br />
nun. Offen ist, wie Gribkowskys<br />
Vermögen zwischen Fiskus und Landesbank<br />
aufgeteilt wird. Das Gericht hat deutlich<br />
gemacht, dass Gribkowsky nur dann<br />
mit einer Haftverkürzung rechnen könne,<br />
wenn er die Millionen freigibt. Der ehemalige<br />
Banker geht laut seinem Anwalt Amelung<br />
davon aus, wieder „bei Null“ anfangen<br />
zu müssen. KLAUS OTT<br />
Koalition lehnt<br />
Zwangsabgabe ab<br />
Berlin – Die Regierungskoalition lehnt höhere<br />
Steuern und damit auch eine Zwangsabgabe<br />
für Reiche zur Bekämpfung der<br />
Schuldenkrise weiter ab. Dies komme für<br />
die Union nicht in Frage, sagte Unionsfraktionschef<br />
Volker Kauder der Welt am Sonntag.<br />
Er reagierte damit auf einen Vorschlag<br />
des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW) zu einer Zwangsabgabe für<br />
Vermögende. Bundesfinanzminister Wolfgang<br />
Schäuble (CDU) nannte das DIW-Modell<br />
„weder sinnvoll noch notwendig“. FDP-<br />
Fraktionschef Rainer Brüderle sagte, von<br />
einer solchen Zwangsanleihe wären „Millionen<br />
betroffen, nicht Millionäre“. Schleswig-<br />
Holsteins linker SPD-Chef Ralf Stegner,<br />
Linkspartei-Vize Sahra Wagenknecht und<br />
DGB-Vorstand Claus Matecki sprachen<br />
sich dagegen für eine höhere Belastung Vermögender<br />
aus. „Der Charme einer Zwangsanleihe<br />
liegt darin, dass sie nur Leute betrifft,<br />
die es sich leisten können“, sagte<br />
Stegner. (Seite 4) TÖ<br />
Apple macht<br />
Öko-Kehrtwende<br />
Cupertino – Auf Druck seiner Kunden<br />
kehrt der US-Elektronikkonzern Apple zu<br />
einem amerikanischen Umweltsiegel zurück.<br />
„Wir haben von vielen loyalen Apple-<br />
Kunden gehört, dass sie unglücklich mit<br />
der Entscheidung waren, dass wir unsere<br />
Produkte aus dem EPEAT-Bewertungssystem<br />
herausgenommen haben“, schrieb<br />
Hardware-Chef Bob Mansfield in einem offenen<br />
Brief. „Ich gebe zu, das war ein Fehler.“<br />
Der Chef des Umweltsiegels, Robert<br />
Frisbee, bestätigte Apples 180-Grad-Wende:<br />
„Alle zuvor registrierten Apple-Produkte<br />
und eine Zahl neuer Produkte sind zurück<br />
im EPEAT-System.“ Technologieblogs<br />
hatten vermutet, dass die neuesten<br />
Notebooks der Baureihe MacBook Air wegen<br />
ihrer kompakten Bauweise die Auflagen<br />
zur Recycling-Fähigkeit und einfachen<br />
Reparatur nicht mehr erfüllen und<br />
Apple deshalb lieber gleich alle Geräte vom<br />
Umweltsiegel zurückziehe. „Unser Engagement,<br />
die Umwelt zu schützen, hat sich niemals<br />
geändert“, versicherte Mansfield. Mit<br />
dem Rückzug bei dem von der US-Regierung<br />
unterstützten Umweltsiegel hatte<br />
sich Apple den Weg zu zahlreichen staatlichen<br />
Aufträge verbaut. Viele Verwaltungen<br />
und Schulen verlangen bei Neuanschaffungen,<br />
dass ein Gerät die EPEAT-Auflagen erfüllt.<br />
Die Stadt San Francisco hatte bereits<br />
angekündigt, keine Apple-Computer mehr<br />
anzuschaffen. DPA
18 HF2 WIRTSCHAFT<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
UNTERNEHMEN<br />
Hollande springt Peugeot bei<br />
Paris – Wenn es um heimische Unternehmen<br />
und Arbeitsplätze geht, agiert<br />
der französische Präsident François<br />
Hollande ganz in der Tradition seiner<br />
Vorgänger – gleich welcher Couleur. Er<br />
mischt sich ein. Der Sparplan für den<br />
Autobauer PSA Peugeot-Citroën „ist<br />
nicht akzeptabel, er muss neu verhandelt<br />
werden“, sagte Hollande am Samstag,<br />
dem Nationalfeiertag, in einem<br />
Fernsehinterview. Die Streichung von<br />
8000 Stellen in Frankreich sei ein<br />
„Schock“. Der Staat werde dies nicht<br />
zulassen. Die neue sozialistische Regierung<br />
werde am 25. Juli einen Plan für<br />
die Automobilindustrie vorlegen. Einzelheiten<br />
nannte er nicht, nur eine Abwrackprämie<br />
werde es nicht geben. AFP<br />
UPS verlängert Angebot<br />
Atlanta – Die Übernahme des niederländischen<br />
Paketdienstes TNT Express<br />
durch den US-Konzern UPS zieht sich<br />
hin. Dieser rechnet damit, dass die Wettbewerbshüter<br />
der EU-Kommission den<br />
Kauf eingehender prüfen werden. Das<br />
Angebot an die TNT-Aktionäre werde<br />
deshalb über den 31. August hinaus<br />
verlängert, erklärte UPS. Die Übernahme<br />
soll dann bis zum Jahresende abgeschlossen<br />
werden. UPS bietet 5,2 Milliarden<br />
Euro für TNT und könnte mit dem<br />
Zukauf der Deutschen Post-Tochter<br />
DHL bei den Expresssendungen die<br />
Vorherrschaft in Europa streitig machen.<br />
Die TNT-Führung unterstützt das<br />
Angebot. Die Arbeitnehmervertreter<br />
hatten sich skeptisch geäußert. DPA<br />
Schlappe für Blackberry<br />
San Francisco - Es kommt noch dicker<br />
für Research in Motion (RIM). Wegen<br />
der Verletzung von Patentrechten muss<br />
der angeschlagene Hersteller des Blackberry<br />
147,2 Millionen Dollar an den<br />
Technologiekonzern Mformation Technologies<br />
zahlen. Das entschied ein Gericht<br />
in San Francisco nach einem dreiwöchigen<br />
Prozess und einwöchigen<br />
Beratungen der Geschworenen. Mformation<br />
hatte RIM im Oktober 2008<br />
verklagt, weil der Konzern seine Patente<br />
bei einem Fernsteuerungssystem für<br />
Mobilgeräte verletzt habe. RIM war<br />
einmal der Branchenprimus bei Smartphones.<br />
Seit längerem laufen die Geschäfte<br />
aber schlechter. Im ersten Quartal<br />
machte RIM Verluste. DPA<br />
Unter Druck<br />
Frankfurt – Die Verluste beim weltweit<br />
größten Druckmaschinenbauer Heidelberger<br />
Druck steigen. Im Quartal von<br />
April bis Juni lag das Betriebsergebnis<br />
vor Sondereinflüssen nach vorläufigen<br />
Zahlen bei minus 58 (Vorjahr minus 25)<br />
Millionen Euro, teilte das Unternehmen<br />
mit. Der Umsatz sank auf rund 520<br />
(Vorjahr 544) Millionen Euro. Den Rückgang<br />
schreibt der Konzern der Investitionszurückhaltung<br />
der Kunden im<br />
Vorfeld der Branchenmesse Drupa im<br />
Mai zu. Der Auftragseingang sei dagegen<br />
auf rund 890 (Vorjahr 665) Millionen<br />
Euro gestiegen und erreiche damit<br />
den höchsten Wert seit vier Jahren,<br />
teilte der Konzern mit. REUTERS<br />
Im Haus meines Vaters gibt<br />
es viele Wohnungen<br />
Joh. 14,2<br />
Alfred Stadler<br />
* 19. Januar 1930 + 13. Juli 2012<br />
In Dankbarkeit:<br />
Viktoria<br />
Wolfgang und Eva-Maria mit Andreas, Michael und Katharina<br />
Maria<br />
Uli und Evi mit Phillip<br />
Rupert und Margit mit Valentin und Franziska<br />
Elisabeth und Winnie mit Tobi und Simi<br />
Berthold und Mani<br />
Trauergottesdienst: Donnerstag, 19. Juli 2012,<br />
um 10.00 Uhr in St. Albertus Magnus, anschließend<br />
Beerdigung im Gemeindefriedhof Hohenbrunn.<br />
Anstelle von Blumen bitten wir um Spenden für die<br />
Diözese Verklärung des Herrn, Nowosibirsk.<br />
Die Bestattungskostenversicherung<br />
Sich mit dem eigenen Tod auseinanderzusetzen, bedarf einiger<br />
Überwindung. Doch wer seinen letzten Gang in Würde gehen<br />
will, weiß, wie wichtig eine Trauerfallvorsorge und eine Bestattungskostenversicherung<br />
sind.<br />
Das gilt ganz besonders für die vielen Menschen ohne direkte<br />
Angehörige. Hier ist niemand, der sich liebevoll und im Sinne<br />
des Verstorbenen um die letzten Dinge kümmern könnte. So<br />
will die angemessene Gestaltung der Trauerfeier und der eigenen<br />
Beisetzung wohl bedacht sein.<br />
Toni Hanrieder, Vorsitzender des Bestatterverbands Bayern<br />
e.V., kennt diese Problematik. Denn auch die Kosten einer Beerdigung<br />
sind für immer mehr Menschen schwer zu finanzieren.<br />
Das trifft nicht nur die zunehmende Zahl alter Menschen.<br />
Wer denkt schon in jungen Jahren daran, dass ihn ein Unfall<br />
plötzlich aus dem Leben reißen könnte? Und wer denkt schon<br />
daran, dass ein würdiges Begräbnis die Hinterbliebenen in finanzielle<br />
Not bringen könnte?<br />
Eine Bestattungskostenversicherung hilft, diese Sorgen zu vermeiden.<br />
Der Bestatterverband Bayern e.V. und jeder fachgeprüfte<br />
Bestatter informieren gerne und unverbindlich über die<br />
Möglichkeiten einer umfassenden Vorsorge für die eigene Bestattung.<br />
VON THOMAS FROMM UND KLAUS OTT<br />
München–Dem angeschlagenenAutokonzern<br />
Opel droht nach dem Rücktritt von<br />
Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke eine<br />
längere Führungskrise. Bei einer außerordentlichen<br />
Sitzung des Aufsichtsrats am<br />
Dienstag soll laut Tagesordnung nur ein<br />
kommissarischer Opel-Chef gewählt werden.<br />
Eine endgültige Lösung ist damit<br />
nicht in Sicht. „Es scheint, als habe die GM-<br />
Führung in Detroit keine Vorkehrungen<br />
für einen Abgang Strackes getroffen“,<br />
heißt es aus Aufsichtsratskreisen.<br />
Als starker Mann beim deutschen Autobauer<br />
gilt zwar Stephen Girsky vom US-<br />
Mutterkonzern General Motors (GM)inDetroit.<br />
Opel hatte vergangene Woche mitgeteilt,<br />
Girsky werde die Geschäfte von GM in<br />
Europakommissarischleiten.DaGMEurope<br />
praktisch identisch ist mit Opel, läuft<br />
diese Lösung darauf hinaus, dass Girsky<br />
faktisch einstweilen den deutschen Autokonzern<br />
lenkt. Das Problem, so heißt es in<br />
Konzernkreisen: Da Girsky Aufsichtsratschef<br />
von Opel ist, könne er nicht gleichzeitig<br />
den Vorstandsvorsitz übernehmen. Daher<br />
gebe es derzeit keine Anzeichen dafür,<br />
dass der Amerikaner vorübergehend aus<br />
dem Kontrollgremium ausscheide, um<br />
Opel auch formal zu führen.<br />
Chef auf Bewährung<br />
An diesem Dienstag will der Opel-Aufsichtsrat einen neuen Vorstandsvorsitzenden bestellen, allerdings nur kommissarisch.<br />
Ein schwieriges Unterfangen: Wer will schon auf Abruf einen derart angeschlagenen Konzern führen, mutmaßen Arbeitnehmer<br />
Als Kandidaten für den kommissarischen<br />
Vorstandsvorsitz gelten Strategiechef<br />
Thomas Sedran und Produktionschef<br />
Peter Thom. Nach Einschätzungen aus Arbeitnehmerkreisen<br />
wäre Sedraneine „gute<br />
Lösung“, da er nicht durch die vielen Auseinandersetzungen<br />
zwischen GM und Opel<br />
belastet sei. Er könnte deshalb „unvoreingenommen“<br />
auf die Aufgabe herangehen,<br />
den stark defizitären Autobauer zu sanieren.<br />
Es sei, so Arbeitnehmerkreise, allerdings<br />
„unsicher“, ob die Wahl auf Sedran<br />
falle. Aus dem Aufsichtsrat ist zu hören,<br />
man könne sich nicht vorstellen, dass Sedransichdaraufeinließe,unterdiesenUmständen<br />
den kommissarischen Vorstandsvorsitz<br />
zu übernehmen. Sedran wäre ein<br />
ChefaufBewährungmitGirskyalseigentlichem<br />
Chef über sich.<br />
Strackes Demission war offenbar systematisch<br />
betrieben worden, weil er als<br />
schwacher Vorstandschef galt. Aus Arbeitnehmerkreisen<br />
heißt es dazu, GM-Chef<br />
Dan Akerson sei trotzdem davon überrascht<br />
gewesen, dass Stracke nun so<br />
schnell hingeworfen habe. Offenbar sollte<br />
erst Ende Juli im Aufsichtsrat über einen<br />
WechselanderSpitzevonOpelgeredetwerden.<br />
Aus dem Umfeld des Konzerns heißt<br />
es, dass weitere Vorstandsmitglieder als<br />
schwach und austauschbar gälten. Am<br />
SonntagbestätigtederKonzern,dassCheflobbyist<br />
Volker Hoff Opel verlassen habe.<br />
Die neue Unternehmensführung und er<br />
hätten unterschiedliche Vorstellungen<br />
über die Zukunft von Opel, deshalb habe<br />
man sich entschlossen, getrennte Wege zu<br />
gehen, sagte Hoff dem Hessischen Rundfunk.DerCDU-Politikerundfrüherehessischer<br />
Minister für Bundes- und Europaan-<br />
Auch Cheflobbyist Volker Hoff<br />
soll <strong>angeblich</strong> den<br />
Konzern verlassen haben<br />
gelegenheiten arbeitete seit Februar 2010<br />
fürOpelundwarzuständigfürRegierungsbeziehungen.<br />
Arbeitnehmer und Experten befürchten<br />
eine von GM verordnete Rosskur für die<br />
Rüsselsheimer Traditionsmarke. Opel leidet<br />
wie andere Massenhersteller unter der<br />
Absatzkrise in Europa. Erst vor zwei Wochen<br />
hatte der Aufsichtsrat ein von Stracke<br />
vorgelegtes Sanierungskonzept gebilligt.<br />
Dieses sieht Investitionen in neue Modelle,<br />
eine engere Zusammenarbeit mit dem<br />
ebenfalls krisengebeutelten französischen<br />
AutobauerPSAPeugeotCitroënsowiedrastische<br />
Einsparungen bei Material-, Entwicklungs-<br />
und Produktionskosten vor. Ein<br />
Opel-Sprecher hatte am Freitag erklärt,<br />
Opel stehe auch nach dem Führungswechsel<br />
zu seinem Sanierungsplan, über dessen<br />
Umsetzung noch verhandelt wird. Die<br />
Schließung einzelner Standorte ist bislang<br />
nichtbeschlossen.VieleBeschäftigtefürchten<br />
solche Maßnahmen, trotz bestehender<br />
Verträge, die das in den nächsten vier Jahren<br />
ausschließen sollen. Vor allem das<br />
Werk Bochum könnte in einigen Jahren<br />
dicht gemacht werden. Einige befürchten,<br />
dass dies nun früher als geplant geschieht.<br />
Was genau den Opelanern genau bevorsteht,<br />
können sie derzeit nur ahnen. In einer<br />
Mail an die Mitarbeiter schrieb Interimschef<br />
Girsky, er wolle die Konzernstrategie<br />
verschärfen – und verlange von den<br />
MitarbeiternmehrAnstrengungen.„Unsere<br />
erfolgreiche Revitalisierung erfordert<br />
von uns allen die Bereitschaft, das Geschäftanders<br />
zu machen als bisherund dabei<br />
schnell zu handeln. Jeder Einzelne von<br />
uns ist verantwortlich für die Ergebnisse",<br />
so Girsky. Vielen Mitarbeitern mag dies<br />
wieHohn vorkommen: SchuldanderMisere<br />
des Herstellers, das sagen auch renommierte<br />
Experten, sind nicht die Arbeiter,<br />
sondern die Topmanager: Sie haben die<br />
StrategiedesaufEuropabeschränktenHerstellers<br />
festgezurrt. Eine Strategie, die<br />
schon lange nicht mehr funktioniert.<br />
Sie bangen seit Jahren um ihr Werk: Opel-Mitarbeiter in Bochum. FOTO: SASCHA SCHUERMANN/DAPD<br />
Waldfriedhof, Alter Teil:<br />
Erdbestattungen:<br />
13.00 Lamperski Margarete, Hausfrau, 89 Jahre<br />
13.30 Schweiger Maria, Schwester M. Baratina,<br />
Barmherzige Schwester, 95 Jahre<br />
14.30 Möller Rudolf, Beamter, 90 Jahre<br />
Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz:<br />
Erdbestattung:<br />
9.30 Thurn Christine, Hausfrau, 92 Jahre<br />
Waldfriedhof, Neuer Teil, Lorettoplatz:<br />
Feuerbestattung:<br />
13.45 Nigl Friedrich, Metzgermeister, 89 Jahre<br />
Friedhof Pasing:<br />
Urnentrauerfeier:<br />
14.00 Schiller Maria, Hausfrau, 85 Jahre<br />
Westfriedhof:<br />
Feuerbestattung:<br />
15.00 Spitzner Gert, Diplom-Ingenieur, 72 Jahre<br />
Westfriedhof:<br />
Urnentrauerfeiern:<br />
12.00 Scheuerer Rosa,Verwaltungsfachangestellte, 91 Jahre<br />
13.00 Müller Erwin, Innenausstatter, 77 Jahre<br />
Zur Beratung und Entgegennahme von<br />
Bestattungen Landeshauptstadt München<br />
Nordfriedhof:<br />
Erdbestattung:<br />
12.00 Vercamer Robert, Biochemiker, 84 Jahre<br />
Nordfriedhof:<br />
Feuerbestattungen:<br />
9.00 Spranger Marianne, technische Zeichnerin,<br />
67 Jahre<br />
9.45 Dr. Walter Eva, Lektorin, 77 Jahre<br />
Nordfriedhof:<br />
Urnentrauerfeier:<br />
11.15 Grundner Maria, Kontoristin, 84 Jahre<br />
Ostfriedhof:<br />
Erdbestattung:<br />
Familien- und Traueranzeigen<br />
Friedhofverwaltung – Telefon 2319901 – heute, Montag, 16. Juli 2012<br />
13.00 Singer Felix, Prokurist, 84 Jahre<br />
Ostfriedhof, Krematorium:<br />
11.30 Ertl Siegfried, Software-Ingenieur, 67 Jahre<br />
Ostfriedhof, Krematorium:<br />
Urnentrauerfeiern:<br />
8.30 Borkmann Klaus Harald Bernhard, 83 Jahre<br />
9.15 Frohn Theo Herbert, Telefonist, 68 Jahre<br />
steht unser Service-Zentrum in der Fürstenfelder Straße 7 in 80331 München<br />
Montag bis Donnerstag: 9.30 – 18.00 Uhr<br />
Freitag und Samstag: 9.30 – 16.00 Uhr<br />
Sonntag: 11.00 – 14.30 Uhr<br />
sowie unsere telefonische Anzeigenannahme, Telefon 0 89/21 83 - 10 30, gerne zur Verfügung.<br />
(An Feiertagen ist das Service-Zentrum wie Sonntags von 11.oo Uhr bis 14.30 Uhr geöffnet)<br />
Neuer Südfriedhof:<br />
Erdbestattungen:<br />
ZWISCHEN DEN ZAHLEN<br />
Kiffen für den<br />
Durchblick<br />
Diese E-Mails zu lesen, so<br />
sagte Bob Diamond, habe ihm<br />
physische Schmerzen bereitet.Diamondwarbisvorwenigen<br />
Tagen Chef der Großbank<br />
Barclays.Nunist eresnichtmehr.InderAffäre<br />
ging es um manipulierte Marktzinsen<br />
–undebendieseE-Mails,indenensichgierige<br />
Aktienhändler gegenseitig Champagner<br />
versprachen. Man darf wohl davon<br />
ausgehen, dass die Erkenntnis, mit der der<br />
britische Softwareanbieter Mimecast dieser<br />
Tage aufwartete, Bob Diamond nur ein<br />
geringer Trost ist: Die meisten E-Mails, die<br />
im Büro landen, sind nicht wirklich wichtig!ZweiDrittel,sohatMimecastherausgefunden,<br />
sind für den Job völlig irrelevant.<br />
Fast jede zehnte Mail ist digitaler Müll.<br />
Man hatte so etwas schon geahnt. In einer<br />
einzigen Minute werden nämlich 168<br />
Millionen E-Mails quer durchs World Wide<br />
Webgeschickt–diekönnennichtallewichtig<br />
sein. Die große Schwierigkeit besteht<br />
darin herauszufinden, was wirklich wichtig<br />
ist. Je größer die Flut, desto hilfloser<br />
sind die Empfänger. In den USA haben bereits<br />
einige Firmen eine Art Schutzwall<br />
hochgezogen: Die Unternehmensberatung<br />
Deloitte oder der Chipkonzern Intel etwa<br />
haben ihren Mitarbeitern einen E-Mailfreien<br />
Tage verordnet. Denn die digitale<br />
Korrespondenz, vor allem die unnütze, sie<br />
drückt auf die Bilanz: Alle 13 Minuten, so<br />
habenStatistikerermittelt,wirdeindurchschnittlicherAngestellterbeiseinerAufgabe<br />
unterbrochen, weil eine E-Mail aufploppt.<br />
Und dann braucht er im Schnitt 20<br />
Minuten, um gedanklich wieder zu der Sache<br />
zu finden, aus der ihn diese Mail gerissen<br />
hat. Das geht auf die Konzentration.<br />
Wie stark E-Mails den Geist benebeln,<br />
hat der Psychologe Glenn Wilson bereits<br />
vorsiebenJahrenwissenschaftlichnachgewiesen.ErschicktedreiGruppenzumIntelligenztest:<br />
Eine war dabei ungestört, die<br />
zweite wurde durch E-Mails und Telefonanrufe<br />
abgelenkt, der dritten hatten die<br />
ForscherzuvoreineordentlicheDosisMarihuana<br />
verpasst. Die Bekifften schnitten etwas<br />
schlechter ab als die Ungestörten.<br />
Noch schlechter machten sich diejenigen,<br />
dieAnrufen undE-Mailsausgesetzt waren.<br />
Vielleicht hätte Diamond ab und zu einen<br />
Joint gebraucht. Marihuana soll auch<br />
Schmerzen lindern. VARINIA BERNAU<br />
Zitterpartie bei<br />
Neckermann<br />
Frankfurt – Zum Wochenauftakt geht es<br />
für Neckermann um alles oder nichts.<br />
EntwedermündendieSondierungsgespräche<br />
zwischen dem Investor Sun Capital als<br />
Eigentümer und den Gewerkschaften in<br />
Verhandlungen oder es kommt das Aus.<br />
Die Gewerkschaften ringen um Abfindungen<br />
für 1380 Beschäftigte, denen gekündigt<br />
wurde. Neckermann hatte bisher gesagt,<br />
kein Geld für Abfindungen zu haben.<br />
Sollten die Beschäftigten klagen, sei die<br />
ExistenzdesUnternehmensgefährdet.Insgesamt<br />
arbeiten bei Neckermann 2400<br />
Menschen. Das Logistikzentrum soll geschlossen,<br />
das Versandgeschäft auf das<br />
Internet beschränkt werden. Der Erfolg<br />
dieser Radikalkur ist ungewiss. HE<br />
11.15 Troppmann Lina, Hausfrau, 86 Jahre<br />
13.00 Wimmer Otto, Kirchenmalermeister, 71 Jahre<br />
13.45 Rosner Helene, Hausfrau, 88 Jahre<br />
15.15 Reiter Emma, Hausfrau, 97 Jahre<br />
Friedhof Allach:<br />
11.30 Trauerfeier in der Kirche St. Peter und Paul,<br />
anschließend Urnenbeisetzung<br />
Amtmann Georg,Verlagskaufmann, 60 Jahre<br />
Friedhof Obermenzing:<br />
Urnentrauerfeier:<br />
11.00 Bayerlein Barbara, Hausfrau, 83 Jahre<br />
Bestattung im Landkreis München<br />
Friedhof Neubiberg:<br />
10.30 Trauerfeier zur Feuerbestattung<br />
Kaltenborn Siegfried, Soldat, 87 Jahre
GELD<br />
In Deutschland zugelassene Qualitätsfonds im Wochenvergleich – mitgeteilt von vwd group<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Name Währung Ausg. Rücknahme ZWG ISIN<br />
13.07. 13.07. 06.07.<br />
Aberdeen Immobilien KAG<br />
DEGI EUROPA € 32,09 30,56 30,54 0,34 DE0009807800<br />
DEGI Internat. € 40,10 38,19 38,39 0,05 DE0008007998<br />
Adviser I Funds, SICAV<br />
Alb&Cie Optiselect € 166,85 158,90 160,90 0,00 LU0107901315<br />
Alceda Fund Management<br />
NV Strat-Kons. P € 47,77 46,38 46,50 0,30 LU0212363658<br />
NV Strat-Kons. POA € 41,03 41,03 41,14 0,22 LU0319455936<br />
NV Strat-Kons. POT € 42,27 42,27 42,39 0,23 LU0307990381<br />
Allianz Global Investors KAG mbH<br />
Adifonds A € 70,80 67,43 67,41 0,00 DE0008471038<br />
Adirenta P € 14,57 14,15 14,00 0,31 DE0008471079<br />
Adireth € 88,01 85,45 85,01 0,50 DE0009769554<br />
Adiverba A € 88,22 84,02 84,56 0,00 DE0008471061<br />
Aktien Europa A € 57,86 55,10 55,00 0,02 DE0008471483<br />
Concentra AE € 64,21 61,15 61,31 0,00 DE0008475005<br />
Europazins AE € 50,39 48,92 48,27 0,69 DE0008476037<br />
Fl Rentenfd AE € 77,73 75,10 74,63 2,42 DE0008471921<br />
Flex Eur Ba AE € 54,31 52,22 52,24 0,32 DE0009789867<br />
Flex Eur Dy AE € 51,20 48,76 49,01 0,00 DE0009789834<br />
Flexi Immo A € 104,27 100,26 100,31 4,22 DE0009797332<br />
Fondak A € 97,78 93,12 93,93 0,00 DE0008471012<br />
Fondirent € 49,73 48,28 47,32 1,09 DE0008471111<br />
Geldmarkt AE € 49,77 49,77 49,75 1,00 DE0008471442<br />
Geldmkt SP AE € 50,38 50,38 50,37 0,92 DE0008476276<br />
Global Eq.Dividend € 85,59 81,51 82,06 0,00 DE0008471467<br />
Horizont Def € 118,11 113,57 113,43 2,26 LU0103682513<br />
Industria AE € 76,45 72,81 73,19 0,00 DE0008475021<br />
Interglobal A € 165,92 158,02 160,04 0,01 DE0008475070<br />
Kapital + AE € 52,17 50,65 50,33 0,68 DE0008476250<br />
Mobil-Fonds AE € 55,05 53,97 53,85 1,19 DE0008471913<br />
Nebenw. Deutschl.A € 146,94 139,94 139,60 0,00 DE0008481763<br />
Reale Werte A € 55,27 53,14 53,16 1,44 DE0009797407<br />
Rentenfonds AE € 78,95 77,02 76,31 1,43 DE0008471400<br />
Rohstofffonds A € 93,72 89,26 95,52 0,00 DE0008475096<br />
Thesaurus AT € 508,73 484,50 487,74 0,00 DE0008475013<br />
Vermög. Deutschl. A € 105,28 100,27 100,60 0,00 DE0008475062<br />
Wachstum Euroland A € 65,34 62,23 62,64 0,00 DE0009789842<br />
Wachstum Europa A € 72,26 68,82 69,04 0,00 DE0008481821<br />
Allianz Global Investors Luxembourg S.A<br />
AGIF B St E IE € 7,09 7,09 7,21 0,00 LU0178440839<br />
AGIF Eu EqD ATE € 175,86 167,49 168,46 0,00 LU0414045822<br />
AGIF EuBd AE € 10,62 10,31 10,24 0,08 LU0165915215<br />
AGIF Gl AgTr AE € 138,39 131,80 133,00 0,00 LU0342688198<br />
AGIF GlEcoT AE € 74,39 70,85 72,47 0,00 LU0250028817<br />
All Comm Stra A € 90,41 86,10 85,98 0,00 LU0353377335<br />
Emerging Europe A € 338,01 321,91 321,93 0,00 LU0081500794<br />
Eur Bd TR AE € 60,58 58,82 58,38 0,72 LU0140355917<br />
Euro HiYield Bd A € 110,54 107,32 107,10 4,21 LU0482909818<br />
Europe 25 ATE € 103,82 98,88 98,43 0,82 LU0360457955<br />
Mlt.AsiaAct.A(EUR) € 48,63 46,31 47,07 0,00 LU0294651343<br />
Oriental Income AT € 124,86 118,91 119,37 0,11 LU0348784041<br />
RCM BRIC Stars A € 129,49 123,32 125,42 0,00 LU0224575943<br />
RCM Enh ST Euro AT € 107,65 107,65 107,51 1,56 LU0293294277<br />
RCM Renminbi Cur A $ 10,32 10,12 10,13 0,16 LU0665630819<br />
Sm.Cap Europa AE € - 101,22 101,96 0,00 LU0096450639<br />
Allianz Global Investors Ireland Ltd.<br />
Emg Mrkt Bd AE € 67,04 65,09 64,42 1,49 IE0032828273<br />
Gl. Em. Mkts Eq. A € 36,68 34,93 35,45 0,00 IE0000597124<br />
US Equity A € 50,33 47,93 48,85 0,00 IE0031399342<br />
Alte Leipziger Trust<br />
€uro Short Term € 48,80 48,32 48,25 0,85 DE0008471699<br />
Aktien Deutschland € 75,34 71,75 72,55 0,00 DE0008471608<br />
AL Trust €uro Relax € 51,30 49,81 49,74 0,35 DE0008471798<br />
Trust €uro Cash € 47,99 47,99 47,98 0,83 DE0008471780<br />
Trust €uro Renten € 46,12 44,78 44,34 0,97 DE0008471616<br />
Trust Aktien Europa € 35,92 34,21 34,74 0,00 DE0008471764<br />
Trust Global Invest € 54,21 51,63 52,47 0,00 DE0008471715<br />
AmpegaGerling Investment<br />
Gerl Substanz Pa € 24,16 23,23 23,31 0,33 DE0008481136<br />
Gerl. Global Aktien € 7,87 7,53 7,59 0,00 DE0009847301<br />
Gerling AS € 33,34 31,90 32,30 0,27 DE0008481193<br />
Gerling Flex € 34,40 32,84 32,79 0,17 DE0008485129<br />
Gerling Global € 19,48 18,78 18,54 0,28 DE0008481086<br />
Gerling Pf.Tot.Ret € 98,09 94,32 94,02 1,20 DE0009847467<br />
Gerling Rendite € 20,59 19,99 19,89 0,37 DE0008481052<br />
Gerling Reserve € 52,21 51,69 51,56 0,84 DE0008481144<br />
GerlingEuroStar 50 € 29,39 29,39 30,15 0,00 DE0005322176<br />
GerlPf MuETFStr Pa € 20,11 19,52 19,65 0,26 DE0009847327<br />
GerlPf Real Estate € 108,99 103,80 103,63 2,05 DE0009847483<br />
JF Renten W. € 107,92 105,80 105,29 2,85 DE000A0F5HA3<br />
KAPITAL PROZINS € 24,30 23,59 23,46 1,21 DE0008481078<br />
MPC Europa Meth. € 137,81 131,25 134,47 0,00 DE0007248627<br />
PF Glob ETF Aktien € 16,46 15,98 16,35 0,03 DE0009847350<br />
terrAssi.Akt.I AMI € 14,62 13,99 14,12 0,00 DE0009847343<br />
terrAssisi Rent IA € 101,49 100,99 100,90 1,27 DE000A0NGJV5<br />
TOP TREND AMI € 112,91 107,53 108,27 0,00 DE000A0EAFX1<br />
Zan.Eu.Cor.B.AMI P* € 109,30 107,16 106,73 1,59 DE000A0Q8HP2<br />
Zantke Eu.HY AMI Pa* € 114,03 111,79 111,43 3,41 DE000A0YAX56<br />
Axxion S.A.<br />
M-AXX InCap Taurus € 67,52 64,30 64,28 0,00 LU0140029017<br />
BNY Mellon Service KAG<br />
www.bnymellonkag.com<br />
Balanced € 54,12 51,54 51,42 0,35 DE0008006263<br />
Europa € 31,66 30,15 30,61 0,00 DE0009770289<br />
Eurorent € 56,88 55,22 54,92 0,90 DE0008006255<br />
Megatrend € 41,51 39,53 40,59 0,00 DE0005317374<br />
Triselect € 43,95 41,86 42,04 0,10 DE0009770370<br />
Commerz Grundbesitz-Invest<br />
hausInvest € 42,69 40,66 40,62 0,05 DE0009807016<br />
www. .lu<br />
Nachhaltigkeit A € 58,30 55,52 56,59 0,00 DE0001619997<br />
Osteuropa A € 36,53 34,79 35,36 0,00 DE000A0JDAY3<br />
ProInvest € 93,49 89,04 90,78 0,00 DE0009754119<br />
ProZins A € 49,77 49,77 49,75 0,82 DE0009754192<br />
RealReturn A € 54,20 52,37 52,01 2,31 DE000A0HMMW7<br />
MK Luxinvest<br />
Telefon +49 911 180 - 1009<br />
IAM - Top Mix Welt* € 11,10 10,55 10,64 0,04 LU0211525950<br />
MVM SICAV<br />
MVM LUX S-frontr g € 5,08 4,84 4,88 0,00 LU0134237253<br />
Nomura Asset Management<br />
Telefon 069 153093-020 Internet www.nomura-asset.de<br />
Asia Pacific € 101,70 96,86 98,45 0,00 DE0008484072<br />
Asian Bonds € 68,62 66,62 65,54 1,58 DE0008484429<br />
Euro Convertible € 46,41 45,06 45,00 0,00 DE0008484098<br />
Fundamental Europe € 37,28 35,50 35,79 0,00 DE0008484445<br />
Fundamental Japan € 38,38 36,55 36,91 0,00 DE0008484411<br />
Japan Equity € 30,14 28,70 29,17 0,00 DE0008484122<br />
Medio Rent € 71,44 70,04 69,72 0,45 DE0008484106<br />
Real Protect € 114,86 112,61 112,17 13,19 DE0008484452<br />
Real Return € 618,59 606,46 601,81 78,28 DE0008484361<br />
NORAMCO Asset Management<br />
Telefon 0800 9932847 Internet www.noramco.de<br />
Quality Fd.Europe € 9,62 9,14 9,27 0,00 LU0131669946<br />
Quality Funds USA € 5,86 5,57 5,62 0,00 LU0113590789<br />
Norddeutsche Landesbank Luxembourg S.A.<br />
N.Lux Renten Cap.* € 70,30 70,30 70,19 1,70 LU0078525416<br />
N.Lux Renten Dis.* € 42,08 42,08 42,01 1,03 LU0072178972<br />
Oppenheim Asset Management<br />
Albatros EUR € 60,24 57,37 57,29 0,06 DE0008486465<br />
MedBioHealth EUR € 170,46 162,34 161,20 0,00 LU0119891520<br />
OP DAX-Werte € 173,37 165,11 165,97 0,00 DE0008486382<br />
OP Euroland Werte € 50,53 48,12 48,72 0,00 DE0009778563<br />
OP Food € 211,59 201,51 200,36 0,00 DE0008486655<br />
OP Global Securiti € 78,77 75,02 76,09 0,00 DE0008486606<br />
OP GlStr Worldwide € 111,90 111,90 112,66 0,43 LU0389034462<br />
SOP Akt.Marktneut € 105,41 102,34 101,77 0,00 DE000A1JBZ51<br />
SOP NonEuQuaAnl.R € 54,54 52,95 52,36 0,82 DE000A1JBZ77<br />
Special Opp. € 37,78 35,98 35,84 0,00 LU0099601980<br />
Spezial 3 € 95,95 93,16 93,07 0,00 DE0008486051<br />
Top Ten Balanced € 55,60 53,72 53,76 0,00 LU0099591223<br />
Top Ten Classic € 65,24 62,13 62,14 0,00 LU0099590506<br />
PEH Quintessenz Sicav<br />
Q Europa € 51,68 49,69 50,82 0,00 LU0070356083<br />
Q Goldmines € 63,59 61,14 65,34 0,00 LU0070355788<br />
Q Renten Global I* € 109,31 105,11 105,11 0,00 LU0350900451<br />
Q Renten Global P € 106,98 102,87 102,50 0,00 LU0350899695<br />
PEH SICAV<br />
Empire P € 82,88 79,69 79,66 0,05 LU0086120648<br />
Infl Link Bds Fl I € 106,28 102,19 100,91 4,72 LU0498681898<br />
Infl Link Bds Fl P € 105,07 101,03 99,78 4,25 LU0498681468<br />
Renten EvoPro P € 107,33 103,20 102,85 0,65 LU0291408713<br />
RentenEvoProVR2 d € 47,74 46,58 46,42 0,30 LU0432813052<br />
RentenEvoProVRdist € 48,91 47,72 47,55 0,31 LU0343003991<br />
Strat Flexibel P € 66,29 63,74 64,53 0,09 LU0086124129<br />
Strat.Flexibel I € 101,43 97,53 98,73 0,34 LU0451530025<br />
PEH Trust Sicav<br />
Trust Balanced € 90,76 87,27 87,41 0,00 LU0336716443<br />
Trust Chance € 86,38 83,06 83,63 0,00 LU0336716872<br />
Trust Rendite Plus € 101,08 97,19 97,13 0,00 LU0336722177<br />
Pioneer Investments<br />
Tel. 0800 8881928 Internet www.pioneerinvestments.de<br />
PF-Commod.Alpha T € 49,66 47,75 47,71 2,69 LU0313643024<br />
PF-Glob.Ecology T € 163,10 155,33 155,18 0,00 LU0271656133<br />
PF-Glob.Select T € 56,13 53,46 53,48 0,00 LU0271651761<br />
PF-US.Pioneer Fd T € 4,82 4,59 4,57 0,00 LU0133643469<br />
PI German Equity € 123,26 117,39 117,94 0,00 DE0009752303<br />
PI Tot.Ret.A € 48,29 46,88 46,59 1,12 LU0149168907<br />
RREEF Investment GmbH<br />
grundb. europa RC € 43,60 41,52 41,49 0,07 DE0009807008<br />
grundb. global RC € 54,34 51,75 53,42 0,02 DE0009807057<br />
Sarasin Multi Label SICAV<br />
www.sarasin.de<br />
New Energy EUR* € 4,70 4,44 4,48 0,00 LU0121747215<br />
Siemens Kapitalanlagegesellschaft<br />
EuroCash € 12,45 12,45 12,45 0,26 DE0009772632<br />
Euroinvest Aktien € 8,31 7,99 8,10 0,00 DE0009772582<br />
Euroinvest Renten € 14,93 14,64 14,52 0,05 DE0009772590<br />
Global Growth € 3,54 3,40 3,52 0,00 DE0009772657<br />
SKAG Balanced € 13,06 12,68 12,81 0,05 DE000A0KEXM6<br />
SKAG Euroinv.Corp. € 13,15 12,77 12,72 0,27 DE000A0MYQX1<br />
Weltinvest Aktien € 8,35 8,03 8,19 0,00 DE0009772624<br />
Star Capital<br />
SC Allocator € 1225,05 1189,37 1192,00 6,31 LU0425811519<br />
SC Argos € 1408,55 1367,52 1362,40 22,48 LU0137341789<br />
SC Huber-Strategy1 € 989,70 960,87 975,94 3,98 LU0350239504<br />
SC Priamos € 1173,25 1117,38 1143,96 0,00 LU0137341359<br />
SC SIC.Ger.Masters € 78,13 74,41 75,79 0,00 LU0105752140<br />
SC SIC.Starpoint € 1352,98 1288,55 1315,16 0,00 LU0114997082<br />
SC SIC.Winbonds+ € 1467,80 1425,05 1427,20 128 LU0256567925<br />
Union-Investment Privatfonds<br />
BBBank Chance Uni.* € 25,87 25,24 25,45 0,01 DE0005314223<br />
BBBank Kont.Uni.* € 58,99 57,83 57,67 1,31 DE0005314231<br />
BBBank Wach.Uni.* € 44,81 43,72 43,74 0,57 DE0005314249<br />
BBV-Fonds-Union* € 46,26 44,91 44,50 0,74 DE0008491077<br />
BBV-Invest-Union* € 87,66 83,49 84,23 0,00 DE0009750018<br />
Condor-Fd.Union* € 50,75 49,27 49,03 1,17 DE0008491101<br />
Delbrück Renten € 54,67 53,07 52,87 0,51 DE0009750042<br />
Geno AS:1* € 46,79 45,43 45,69 0,29 DE0009757682<br />
GenoEuroClassic* € 43,28 42,02 42,03 0,59 DE0009757781<br />
GenoEuroClassic II* € 39,53 38,38 38,39 0,34 DE0009757997<br />
Invest Euroland* € 34,75 33,74 33,94 0,00 DE0009757914<br />
Invest Global* € 53,03 51,49 51,94 0,00 DE0009757922<br />
KCD Uni. Aktien* € 33,18 33,18 33,34 0,00 DE0005326532<br />
KCD Uni.Renten+* € 50,91 50,91 50,65 1,00 DE0005326524<br />
KCD-Union Nachh.Mix* € 48,32 46,91 46,71 0,25 DE0009750000<br />
LIGA-Pax-Aktien-U.* € 27,10 27,10 27,28 0,00 DE0009750216<br />
LIGA-Pax-Bal.S.U.* € 30,43 30,43 30,30 0,11 DE0005314215<br />
LIGA-Pax-K-Union* € 38,58 38,01 37,95 0,23 DE0009750141<br />
LIGA-Pax-Rent-Unio* € 25,59 24,84 24,77 0,12 DE0008491226<br />
Münch.Bk.Glob.Sel.* € - 45,67 45,63 0,51 DE000A0KDYK0<br />
Priv.Fonds:Flex.* € 96,96 96,96 96,89 0,75 DE000A0Q2H14<br />
Priv.Fonds:FlexPro* € 104,85 104,85 105,03 0,00 DE000A0RPAL7<br />
Priv.Fonds:Kontr.p* € 105,39 105,39 105,72 0,38 DE000A0RPAN3<br />
PrivFd:Kontrolliert* € 104,71 104,71 104,77 0,92 DE000A0RPAM5<br />
Stuttg.Bk.Rentinv.* € 42,44 41,20 41,15 0,32 DE0009750026<br />
SüdwBk.Interselect* € 45,48 44,16 44,24 0,57 DE0006352727<br />
Südwestbk.-Inter.* € 41,39 40,18 39,90 0,41 DE0008491291<br />
Uni21.Jahrh.-net-* € 20,86 20,86 21,10 0,00 DE0009757872<br />
UniBalancePlus* € 108,71 106,06 105,99 1,42 DE0009750489<br />
UniDeutschland* € 118,68 114,12 114,00 0,00 DE0009750117<br />
UniDeutschland XS* € 64,95 62,45 62,84 0,00 DE0009750497<br />
UniEu.Renta-net-* € 50,21 50,21 49,71 0,82 DE0009750240<br />
UniEuroAktien* € 42,02 40,02 40,26 0,00 DE0009757740<br />
UniEuroBond* € 74,51 72,34 71,33 1,51 DE0009750059<br />
UniEuropa-net-* € 40,12 40,12 40,34 0,00 DE0009750232<br />
UniEuroRenta* € 68,21 66,22 66,00 0,61 DE0008491069<br />
UniEuroRentaHigh Y* € 35,27 34,24 34,17 1,53 DE0009757831<br />
UniFonds* € 34,73 33,08 33,08 0,00 DE0008491002<br />
UniFonds-net-* € 50,69 50,69 50,70 0,00 DE0009750208<br />
UniGlobal* € 127,43 121,36 122,47 0,04 DE0008491051<br />
UniGlobal-net-* € 73,16 73,16 73,81 0,00 DE0009750273<br />
UniJapan* € 32,05 30,52 31,06 0,00 DE0009750125<br />
UniKapital* € 110,70 108,53 108,26 2,23 DE0008491085<br />
UniKapital-net-* € 43,70 43,70 43,60 0,84 DE0009750174<br />
UniNordamerika* € 145,33 138,41 139,48 0,00 DE0009750075<br />
UnionGeldmarktfonds* € 50,36 50,36 50,36 0,16 DE0009750133<br />
UniRak* € 84,18 81,73 81,72 0,39 DE0008491044<br />
UniRak -net-* € 44,64 44,64 44,64 0,16 DE0005314462<br />
UniReits* € 68,08 65,46 66,13 0,00 DE0005326797<br />
UniRenta* € 21,77 21,14 20,86 0,27 DE0008491028<br />
UniStrat: Ausgew.* € 42,78 41,53 41,63 0,36 DE0005314116<br />
UniStrat: Dynam.* € 33,02 32,06 32,25 0,33 DE0005314124<br />
UniStrat: Flex net* € 46,31 46,31 46,28 0,65 DE000A0KDYD5<br />
UniStrat: Konserv.* € 55,14 53,53 53,52 0,83 DE0005314108<br />
UniStrat:Flexibel* € 46,96 45,59 45,56 0,81 DE000A0KDYC7<br />
UniStrat:Offensiv* € 29,13 28,28 28,53 0,00 DE0005314447<br />
UniTrend: Gbl-net-* € 36,82 36,82 36,94 0,14 DE000A0KDYB9<br />
UniTrend: Global* € 37,24 36,16 36,28 0,22 DE000A0KDYA1<br />
Union-Investment (Lux)<br />
Deutschl. 2016 III* € - 101,74 101,52 0,49 LU0661713536<br />
Ern. Ener. (2018)* € - 99,73 99,66 0,69 LU0661713296<br />
LIGA-Pax-Cattol.-U* € 1119,82 1100,56 1106,15 0,00 LU0152554803<br />
LIGA-Pax-Corp.-U.* € 41,07 39,87 39,74 0,32 LU0199537852<br />
UGaTop: Europa III* € 119,90 114,14 113,77 1,60 LU0229392385<br />
UGTEuropa* € 131,04 124,74 124,47 0,83 LU0183299055<br />
UGTEuropa II* € 122,56 116,67 116,33 0,68 LU0214294224<br />
UI Local EMBonds* € 93,92 93,92 93,65 2,64 LU0356243922<br />
UIGl.High.YieldBds* € 40,27 40,27 40,14 1,76 LU0220302995<br />
UniAsia* € 44,97 42,83 43,55 0,00 LU0037079034<br />
UniAsia Pacif. net* € 96,02 96,02 98,21 0,00 LU0100938306<br />
UniAsia Pacific A* € 97,17 93,43 95,55 0,00 LU0100937670<br />
UniDividAss net A* € 44,05 44,05 44,15 0,00 LU0186860663<br />
UniDividendenAss A* € 44,96 43,23 43,33 0,00 LU0186860408<br />
UniDyn.Eur-net A* € 31,65 31,65 31,94 0,00 LU0096427066<br />
UniDyn.Europa A* € 52,79 50,76 51,23 0,00 LU0085167236<br />
UniDyn.Gl.-net- A* € 20,51 20,51 20,76 0,00 LU0096426845<br />
UniDynamic Gl. A* € 32,82 31,56 31,94 0,00 LU0089558679<br />
UniEM Fernost* € 1239,14 1180,13 1200,56 0,00 LU0054735278<br />
UniEM IMMUNO 90* € 98,98 96,10 96,70 0,33 LU0630383007<br />
UniEM Osteuropa* € 2258,76 2151,20 2159,53 0,50 LU0054734388<br />
UniEMGlobal* € 73,22 69,73 71,13 0,04 LU0115904467<br />
UniEuReal Zins-net* € 59,55 59,55 58,71 7,57 LU0192294089<br />
UniEurKapital-net-* € 43,51 43,51 43,41 0,55 LU0089559057<br />
UniEuroAspirant* € 52,24 50,72 50,09 2,39 LU0097169550<br />
UniEuroKapital* € 68,58 67,24 67,11 0,88 LU0046307343<br />
UniEuropa* € 1263,33 1203,17 1209,67 0,00 LU0047060487<br />
UniEuropaRenta* € 46,43 45,08 44,62 0,81 LU0003562807<br />
UniEuroR.Corp.2012* € - 40,66 40,64 0,39 LU0238232689<br />
UniEuroRenta 5J* € 52,20 50,17 50,12 0,08 LU0194854047<br />
UniEuroRenta Co.16* € 43,82 42,54 42,47 0,38 LU0207948281<br />
UniEuroRenta Co.17* € 42,69 41,45 41,36 0,36 LU0219921789<br />
UniEuroRentaCor.A* € 46,27 44,92 44,77 1,14 LU0117072461<br />
UniEuroSt.50 A* € 33,58 32,29 32,38 0,00 LU0090707612<br />
UniEuroSt.50-net* € 27,53 27,53 27,61 0,00 LU0096427496<br />
UniEurRentRealZins* € 59,72 57,98 57,16 7,50 LU0192293511<br />
UniFavorit: Renten* € 28,22 27,40 27,37 0,71 LU0006041197<br />
UniGa:Er.Energ 2018* € - 98,63 98,52 0,05 LU0729215185<br />
UniGaExt:D 2019 II* € - 98,70 98,17 0,04 LU0729213560<br />
UniGar: Deut.2017* € - 100,02 99,84 1,30 LU0595483875<br />
UniGar: EmMkt 2018* € - 99,47 99,51 1,33 LU0595487439<br />
UniGarExt: Deut.2019* € - 97,52 97,27 0,17 LU0707763248<br />
UniGarPl: Eur.2018* € - 103,79 103,64 0,86 LU0630382967<br />
UniGarTop: Eur.IV* € 127,50 121,37 120,98 0,66 LU0234773439<br />
UniGlobal II A* € 55,61 52,96 53,49 0,00 LU0718610743<br />
UniM.&S.Caps:Eur.* € 28,80 27,69 27,97 0,00 LU0090772608<br />
UniMarktf. A* € 27,00 25,96 26,12 0,00 LU0103244595<br />
UniMarktf. -net- A* € 26,72 26,72 26,88 0,00 LU0103246616<br />
UniOptima* € 757,92 750,42 749,45 2,07 LU0051064516<br />
UniOptimus-net-* € 732,35 732,35 731,72 3,11 LU0061890835<br />
UniProt.Europa II* € 112,71 109,43 109,43 0,84 LU0168936093<br />
UniProtect:Europa* € 112,47 109,19 109,09 0,30 LU0165183871<br />
UniRak Nachh.A* € 52,59 51,06 51,23 0,00 LU0718558488<br />
UniRak Nachh.A net* € 50,98 50,98 51,16 0,00 LU0718558728<br />
UniRenta Corp A* € 87,28 84,74 83,36 2,16 LU0039632921<br />
UniRentaEURPlus 5J* € 104,59 102,54 102,27 2,11 LU0578911900<br />
UniReserve: Euro A* € 501,26 501,26 501,04 5,99 LU0055734320<br />
UniReserve: USD* $ 992,18 992,18 992,03 0,62 LU0059863547<br />
UniSec. Bas. Ind.* € 81,18 78,06 79,44 0,00 LU0101442050<br />
UniSec. BioPha.* € 59,02 56,75 56,52 0,00 LU0101441086<br />
UniSec. Cons.Goods* € 76,92 73,96 74,86 0,00 LU0101441912<br />
UniSec. Finance* € 31,53 30,32 30,44 0,00 LU0101441839<br />
UniSec. GenTech A* € 59,17 56,89 56,37 0,00 LU0125232032<br />
UniSec. High Tech.* € 41,93 40,32 41,11 0,00 LU0101441672<br />
UniSec. MultiMe.* € 21,24 20,42 20,54 0,00 LU0101441169<br />
UniVa. Europa A* € 36,45 35,05 34,96 0,00 LU0126314995<br />
UniVa. Global A* € 56,56 54,38 54,56 0,00 LU0126315885<br />
UniVa.Euro.-net-A* € 35,65 35,65 35,56 0,00 LU0126315372<br />
UniVa.Glb-net-A* € 54,71 54,71 54,88 0,00 LU0126316180<br />
UniVorsorge 1 ASP* € 50,01 48,55 48,53 0,01 LU0732151963<br />
UniVorsorge 1 AZP* € 49,91 48,46 48,44 0,00 LU0683715469<br />
UniVorsorge 2 ASP* € 50,00 48,54 48,53 0,15 LU0732152003<br />
UniVorsorge 2 AZP* € 50,13 48,67 48,66 1,01 LU0683715543<br />
UniVorsorge 3 ASP* € 50,22 48,76 48,59 0,13 LU0732152185<br />
UniVorsorge 3 AZP* € 51,41 49,91 49,73 0,80 LU0683715626<br />
UniVorsorge 4 ASP* € 50,34 48,87 48,51 0,14 LU0732152268<br />
UniVorsorge 4 AZP* € 52,63 51,10 50,73 0,91 LU0683715899<br />
UniVorsorge 5 ASP* € 49,90 48,45 47,92 0,17 LU0732152342<br />
UniVorsorge 5 AZP* € 54,69 53,10 52,53 1,07 LU0683715972<br />
UniVorsorge 6 ASP* € 48,30 46,89 45,98 0,13 LU0732152425<br />
UniVorsorge 6 AZP* € 55,31 53,70 52,65 0,96 LU0683716194<br />
UniVorsorge 7 ASP* € 47,25 45,87 44,87 0,12 LU0732152698<br />
UniVorsorge 7 AZP* € 56,20 54,56 53,38 0,79 LU0683716277<br />
Union-Investment Real Estate<br />
UniImmo:Dt.* € 96,43 91,84 91,78 0,14 DE0009805507<br />
UniImmo:Europa* € 59,50 56,67 56,63 0,24 DE0009805515<br />
UniImmo:Global* € 52,87 50,35 50,30 0,00 DE0009805556<br />
Universal-Investment<br />
BW-Renta-Internat.* € 42,82 41,78 41,62 0,57 DE0008483678<br />
BW-Renta-Univ.* € 26,13 25,49 25,40 0,30 DE0008491549<br />
Concept Aurelia Gl* € 124,57 118,64 120,87 0,00 DE000A0Q8A07<br />
G&P-Univ.Aktien A* € 50,62 48,21 47,41 0,04 DE0009767301<br />
H&A Akt.Eurol.-UI* € 112,58 107,22 107,99 0,00 DE0008491341<br />
J. Führ-UI-Aktien* € 82,16 78,25 78,95 0,00 DE0009781906<br />
J. Führ-UI-Renten* € 44,38 43,51 43,33 1,03 DE0009790790<br />
SC BondValue UI* € 71,85 69,76 69,47 1,96 DE0009781872<br />
Trend-Uni- Glbl* € 113,37 107,97 107,89 0,00 DE0009767392<br />
Universal AS Fd. I* € 61,97 59,59 59,59 0,06 DE0009790774<br />
WM Akt. Gl. UI* € 64,77 61,69 62,94 0,00 DE0009790758<br />
WM Akt. Gl. US$* $ 240,41 228,96 233,27 0,00 DE0009781898<br />
VERITAS INVESTMENT TRUST GmbH<br />
A2A Defensiv € 13,04 12,54 12,49 0,04 DE0005561666<br />
A2A Offensiv € 14,70 13,87 14,06 0,00 DE0005561658<br />
A2A Wachstum € 14,85 14,14 14,23 0,00 DE0005561641<br />
ETF-Dachf. Quant € 28,86 27,49 27,70 0,03 DE0005561625<br />
ETF-Dachf.EM+Money € 18,31 17,61 17,76 0,04 DE0009763326<br />
ETF-Dachfd AktienP € 11,13 11,13 11,34 0,00 DE0005561682<br />
ETF-Dachfd RentenP € 12,07 12,07 11,92 0,11 DE0005561690<br />
ETF-DACHFONDS P € 11,95 11,95 12,11 0,00 DE0005561674<br />
ETF-Dachfonds VDH € 12,22 12,22 12,38 0,00 DE000A0MKQL5<br />
ETF-PTFOLIO GLOBAL € 10,36 10,36 10,63 0,00 DE000A0MKQK7<br />
RWS-BALANCE € 14,72 14,15 14,15 0,04 DE0009763383<br />
RWS-DYNAMIK € 21,43 20,41 20,68 0,00 DE0009763334<br />
RWS-ERTRAG € 14,37 13,95 13,85 0,03 DE0009763375<br />
VERI-Europa € 18,09 17,07 17,10 0,00 DE0009763276<br />
VERIFONDS € 135,05 128,62 128,75 0,38 DE0009763235<br />
VERIFONDS Europa € 32,53 31,28 31,19 0,01 DE0009763268<br />
VERI-GLOBAL € 14,15 13,48 13,55 0,00 DE0009763342<br />
VERI-LIQUIDE € 30,52 30,37 30,37 0,12 DE0009763250<br />
VERI-VALEUR € 58,65 55,33 55,78 0,00 DE0009763201<br />
VERSIKO AG<br />
Klima € 33,85 32,24 32,74 0,00 LU0301152442<br />
New Energy EUR* € 4,70 4,44 4,48 0,00 LU0121747215<br />
Ökotrend Bonds € 53,65 51,84 51,75 1,92 LU0183092898<br />
ÖkoTrust € 105,84 100,80 101,29 0,00 LU0380798750<br />
ÖkoVision Classic € 99,36 94,63 95,65 0,00 LU0061928585<br />
ÖkoVision Europe € 31,71 30,20 30,51 0,00 LU0309769247<br />
ÖkoVision Gar.20C € 111,79 106,47 106,12 0,94 LU0332822906<br />
Water For Life C € 107,70 102,57 103,14 0,00 LU0332822492<br />
Wallberg Invest S.A.<br />
Wallb.Real Asset P € 9,31 8,87 8,89 0,04 LU0322787366<br />
WWK Investment S.A.<br />
WWK Sel-Balance € 12,04 11,47 11,53 0,09 LU0126855641<br />
WWK Sel-Chance € 10,13 9,65 9,79 0,00 LU0126855997<br />
WWK Sel-EuRe B € 10,23 9,93 9,91 0,23 LU0489465855<br />
WWK Sel-EuRe C I € 9,58 9,58 9,56 0,24 LU0524861225<br />
WWK Sel-TopTen € 7,85 7,48 7,54 0,00 LU0126856375<br />
www.cratoncapital.com<br />
Precious Metal* $ - 173,48 185,36 0,00 LI0016742681<br />
Credit Suisse<br />
CS Euroreal A CHF* CHF 83,70 79,71 79,72 0,03 DE0009751404<br />
CSAM Immobilien KAG mbH<br />
CS EUROREAL* € 53,99 51,42 51,42 0,02 DE0009805002<br />
Deka<br />
BW Portfolio 20 € 41,80 40,98 41,00 0,36 DE000DK094G4<br />
BW Portfolio 40 € 40,14 39,35 39,57 0,43 DE000DK094H2<br />
BW Portfolio 75 € 36,09 35,38 35,82 0,16 DE000DK094J8<br />
BW Zielfonds 2020 € 33,98 33,31 33,51 0,37 DE000DK0ECN3<br />
BW Zielfonds 2025 € 31,94 31,31 31,79 0,14 DE000DK0ECP8<br />
BW Zielfonds 2030 € 31,90 31,27 31,83 0,05 DE000DK0ECQ6<br />
DekaFonds € 64,65 61,42 61,93 0,00 DE0008474503<br />
DekaFonds TF € 155,77 155,77 157,04 0,00 DE000DK2D7T7<br />
Deka-MegaTrends CF € 40,26 38,80 39,05 0,00 DE0005152706<br />
Deka-MegaTrends TF € 35,68 35,68 35,93 0,00 DE0005152714<br />
DekaRent-intern.TF € 124,46 124,46 122,38 1,04 DE000DK1A6Q9<br />
DekaRent-Internat. € 20,23 19,64 19,31 0,20 DE0008474560<br />
Eur. Disc.Strat.CF € 36,50 35,18 35,57 0,00 DE000DK0AYM7<br />
Eur. Disc.Strat.TF € 33,53 33,53 33,90 0,00 DE000DK0AYN5<br />
EuropaBond CF € 116,86 113,46 112,04 3,16 DE000DK091G0<br />
EuropaBond TF € 41,47 41,47 40,95 1,01 DE0009771980<br />
GlobalChampions CF € 103,69 99,94 101,01 0,00 DE000DK0ECU8<br />
GlobalChampions TF € 95,97 95,97 97,00 0,00 DE000DK0ECV6<br />
LBBW Bal. Konzept € 44,12 43,25 43,69 0,00 DE000DK094K6<br />
LBBW Exportstrat. € 45,57 43,75 44,10 0,01 DE0009771964<br />
LBBW-Rentenf.Euro € 42,60 41,36 41,23 0,45 DE0008480682<br />
Mainfranken Strate € 106,21 106,21 106,34 0,00 DE000DK2CE40<br />
MF Weltkonz. kons. € 100,63 100,63 100,45 0,52 DE000DK1CHT1<br />
MF Wertkonz. ausg. € 99,65 99,65 99,48 0,46 DE000DK1CHU9<br />
RenditDeka € 21,84 21,20 21,06 0,16 DE0008474537<br />
RenditDeka TF € 27,49 27,49 27,31 0,17 DE000DK2D640<br />
S-BayRent-Deka € 51,34 49,54 49,23 1,05 DE0008480773<br />
UmweltInvest CF € 65,63 63,26 64,36 0,00 DE000DK0ECS2<br />
UmweltInvest TF € 60,81 60,81 61,86 0,00 DE000DK0ECT0<br />
Deka Immobilien Investment<br />
Deka Immob Europa € 49,14 46,68 46,66 0,15 DE0009809566<br />
Deka Immob Global € 59,42 56,45 56,43 0,45 DE0007483612<br />
Deka International (Lux.)<br />
Corp.Bd. Euro CF € 52,79 51,25 51,07 0,88 LU0112241566<br />
Corp.Bd. Euro TF € 50,92 50,92 50,74 0,75 LU0112250559<br />
Deka-Conv.Akt. TF € 146,70 146,70 146,12 0,00 LU0133666759<br />
Deka-Conv.Aktien CF € 164,28 158,34 157,72 0,00 LU0133666676<br />
Deka-Conv.Rent. TF € 50,58 50,58 50,04 0,24 LU0133666247<br />
Deka-Conv.Renten CF € 52,86 50,95 50,41 0,39 LU0133666163<br />
Deka-Gl.Con.Rent. CF € 46,87 45,18 44,53 0,80 LU0245287742<br />
Deka-Gl.Conv.Re.TF € 44,99 44,99 44,34 0,70 LU0245302137<br />
DekaLux-BioTech CF € 175,41 169,07 170,47 0,00 LU0348461467<br />
DekaLux-BioTech TF € 164,27 164,27 165,63 0,00 LU0348461897<br />
DekaLux-MidCapTF A € 41,69 41,69 41,95 0,00 LU0075131606<br />
GlobalResources CF € 81,43 78,49 80,37 0,00 LU0349172485<br />
GlobalResources TF € 77,04 77,04 78,89 0,00 LU0349172725<br />
Wandelanleihen CF € 49,42 47,98 48,11 0,00 LU0158528447<br />
Wandelanleihen TF € 46,83 46,83 46,95 0,00 LU0158529254<br />
Deutsche Postbank Fonds<br />
Telefon 0180 3040500 Internet www.postbank.de<br />
Best Inv.Chance € 54,42 52,33 52,02 0,00 DE0009797787<br />
Best Inv.Wachst. € 50,75 49,03 48,93 0,00 DE0009797779<br />
Business Basic EUR € 52,37 52,11 52,04 0,63 DE0009797746<br />
Euro Cash EUR € 56,80 56,80 56,77 0,00 DE0009797795<br />
Europaf. Aktien € 46,17 44,39 44,42 0,00 DE0009797720<br />
Europaf. Plus EUR € 51,17 49,68 49,57 0,73 DE0009797712<br />
Europaf. Renten € 55,19 53,58 53,15 1,23 DE0009797704<br />
Global Player EUR € 27,48 26,42 26,66 0,00 DE0009797753<br />
H&S FM Global 100 € 100,91 96,10 96,35 0,32 DE0002605359<br />
H&S FM Global 60 € 105,68 102,60 102,70 0,74 DE0002605342<br />
Protekt Plus € 126,92 122,33 121,99 0,61 DE0007019879<br />
Sydbank VV Dyn € 42,08 40,08 40,22 0,28 DE0002605326<br />
Sydbank VV Klass € 46,64 44,42 44,42 0,08 DE0002605334<br />
VL Invest EUR € 32,02 30,79 31,13 0,06 DE0009797738<br />
Deutsche Postbank Int. S.A. (Lux)<br />
Nach Auskunft des Emittenten wurde das Ertragsausgleichsverfahren für die u.g.<br />
Fonds angewendet.<br />
PB Dyn.Best Garant € - 52,14 51,99 0,00 LU0336084545<br />
PB Dyn.DAX® € 82,83 80,22 80,89 0,08 LU0074279729<br />
PB Dyn.DAX® Gar.II € - 51,36 51,65 0,36 LU0432109477<br />
PB Dyn.Garant 2013 € - 50,01 49,98 0,00 LU0252591499<br />
PB Dyn.Innovation € 17,18 16,56 16,96 0,00 LU0111266267<br />
PB Dyn.KlimaGarant € - 49,76 49,73 0,00 LU0353730392<br />
PB Dyn.Protekt € 52,30 50,29 50,01 0,52 LU0483311063<br />
PB Dyn.Vision € 43,80 42,22 42,96 0,00 LU0130393993<br />
PB Dyn.Zuk.Gar. € - 53,47 53,46 0,00 LU0372819135<br />
PB Dyn.Zuk.Gar. II € - 53,67 53,65 0,00 LU0387940785<br />
PB Str. Prt.+ III € 107,49 103,36 102,83 0,97 LU0592966559<br />
PB Strat. Prt.+ II € 119,04 114,46 113,83 1,10 LU0401737738<br />
PB Strat. Rt Medi € 50,19 48,73 48,63 0,64 LU0268918090<br />
PB Strat. Rt Short € 51,58 51,58 51,54 0,48 LU0268917522<br />
PB Vermog + Chance € 43,19 41,73 41,84 0,42 LU0313082835<br />
PB Vermog + Ertrag € 47,92 46,30 46,36 0,18 LU0313082678<br />
PB Vermog + Wachst € 45,29 43,76 43,85 0,29 LU0313082751<br />
DJE Investment S.A.<br />
DJE - Div&Sub I € 256,22 256,22 254,63 0,00 LU0159551042<br />
DJE - Div&Sub P € 251,21 239,25 237,81 0,00 LU0159550150<br />
DJE - Div&Sub XP € 152,48 152,48 151,51 0,00 LU0229080733<br />
DJE Inv.Karitativ € 1335,09 1259,52 1254,00 27,72 LU0194682679<br />
DJE Inv.Lux Select € 168,17 160,16 159,65 1,72 LU0159520088<br />
DJE Inv.Primus € 1905,05 1797,22 1786,87 61,15 LU0174656271<br />
DJE INVEST-StiftRI € 11,09 10,82 10,78 0,35 LU0423128866<br />
DJE INVEST-Vario P € 903,76 852,60 849,92 1,80 LU0356605427<br />
DJE-Absolut I € 221,67 221,67 221,28 0,13 LU0159550408<br />
DJE-Absolut P € 221,68 211,12 210,76 0,12 LU0159548683<br />
DJE-Absolut XP € 91,90 91,90 91,73 0,08 LU0229080576<br />
DJE-Ag&Ernährung I € 132,13 132,13 133,27 0,00 LU0350836184<br />
DJE-Alpha Global I € 171,12 171,12 170,17 0,56 LU0159550747<br />
DJE-Alpha Global P € 168,29 161,82 160,93 0,53 LU0159549145<br />
DJE-Asien Hi D XP € 144,75 144,75 144,86 0,00 LU0374457033<br />
DJE-Asien High D I € 142,24 142,24 142,37 0,00 LU0374456811<br />
DJE-Asien High D P € 145,55 138,62 138,88 0,00 LU0374456654<br />
DJE-Div&Sub.IH-CHF CHF 112,40 112,40 111,70 0,00 LU0383655254<br />
DJE-Gold&Ressour I € 170,05 170,05 179,47 0,00 LU0159550820<br />
DJE-Gold&Ressour P € 172,08 163,89 172,99 0,00 LU0159550077<br />
DJE-InterCash I € 128,55 128,55 128,08 0,00 LU0159551125<br />
DJE-InterCash P € 128,62 127,35 126,89 0,00 LU0159549814<br />
DJE-Real Estate I € 819,40 811,29 811,31 11,16 LU0200037074<br />
DJE-Real Estate P € 8,17 7,78 7,78 0,05 LU0188853955<br />
DJE-Renten Glob I € 151,33 151,33 149,90 1,30 LU0159550580<br />
DJE-Renten Glob P € 150,20 147,25 145,81 1,19 LU0159549574<br />
DJE-Renten Glob XP € 128,66 128,66 127,44 1,65 LU0229080659<br />
DJE-Zins&Divid I € 103,21 103,21 102,53 0,18 LU0553169458<br />
DJE-Zins&Divid P € 107,05 102,93 102,28 0,15 LU0553164731<br />
DJE-Zins&Divid XP € 104,41 104,41 103,71 0,19 LU0553171439<br />
Gamma Concept € 188,60 181,35 180,51 13,28 LU0124662932<br />
GoldPort Stab.Fd.I CHF 123,73 122,50 123,08 0,79 LU0344733745<br />
GoldPort Stab.Fd.P CHF 124,65 118,71 119,29 0,00 LU0323357649<br />
LuxPro-Euro Rent I € 1045,03 1019,54 1016,42 27,70 LU0211481055<br />
LuxPro-Euro Renten P € 106,09 103,50 103,18 2,60 LU0304837403<br />
LuxTopic-Akt.Eu A € 17,68 16,84 17,13 0,00 LU0165251116<br />
LuxTopic-Akt.Eu B € 927,59 927,59 943,65 0,00 LU0592234537<br />
LuxTopic-Bk.Schill € 16,41 15,63 15,59 0,09 LU0165251629<br />
LuxTopic-DJE Cosmo € 150,38 143,22 142,81 2,38 LU0185172052<br />
LuxTopic-Flex € 156,74 149,28 149,98 0,00 LU0191701282<br />
LuxTopic-Pacific P € 20,06 19,10 19,38 0,17 LU0188847478<br />
D W S Investmentfonds<br />
Telefon 01803 10111011 Telefax 01803 10111050<br />
DWS Investment GmbH<br />
DWS Akkumula € 587,32 559,35 563,33 0,95 DE0008474024<br />
DWS Akt.Strat.D € 168,31 160,29 160,69 0,25 DE0009769869<br />
DWS Bonus Aktiv € 45,14 43,40 43,63 0,00 DE0005152458<br />
DWS Convertibles € 125,50 121,84 122,30 0,53 DE0008474263<br />
DWS Cov Bond F € 50,48 49,24 49,06 0,87 DE0008476532<br />
DWS EUR Strat(R) € 41,75 40,72 40,51 0,88 DE0009769778<br />
DWS Eurol Strat R € 35,85 34,97 34,80 0,63 DE0008474032<br />
DWS Europ. Opp € 161,03 153,36 154,37 0,01 DE0008474156<br />
DWS Eurovesta € 86,80 82,66 83,04 0,00 DE0008490848<br />
DWS Flexizins + € 67,87 67,87 67,85 0,37 DE0008474230<br />
DWS ImoFl VeM(GS) € - 93,80 93,77 0,91 DE000DWS0N09<br />
DWS Inter Genuß € 36,52 35,45 35,42 1,47 DE0008490988<br />
DWS Inter-Renta € 16,33 15,85 15,55 0,15 DE0008474040<br />
DWS Investa € 92,64 88,22 88,77 0,47 DE0008474008<br />
DWS Klimawandel € 27,63 26,31 26,87 0,00 DE000DWS0DT1<br />
DWS PlusInv.(W) € 38,88 37,02 37,31 0,00 DE0009769943<br />
DWS Select-Invest € 215,84 205,56 206,97 0,32 DE0008476565<br />
DWS Top 50 Asien € 105,26 101,20 102,94 0,00 DE0009769760<br />
DWS Top 50 Europa € 95,85 92,16 92,39 0,01 DE0009769729<br />
DWS Top 50 Welt € 60,74 58,40 59,09 0,00 DE0009769794<br />
DWS Top Dividende € 91,84 87,46 87,07 0,01 DE0009848119<br />
DWS Vermbf.I € 89,70 85,43 86,00 0,02 DE0008476524<br />
DWS Vermbf.R € 17,84 17,32 17,20 0,31 DE0008476516<br />
DWS Vors.AS(Dyn.) € 84,40 81,15 81,07 1,15 DE0009769885<br />
DWS Vors.AS(Flex) € 81,24 78,11 78,04 1,04 DE0009769893<br />
DWS Zukunftsress. € 50,02 47,63 48,19 0,00 DE0005152466<br />
DWS Investment S.A.<br />
DWS Eurorenta € 52,47 50,94 50,48 0,45 LU0003549028<br />
DWS Fl Rt Nts € 83,25 82,42 82,40 0,59 LU0034353002<br />
DWS Global Value € 146,56 139,58 140,40 0,01 LU0133414606<br />
DWS Gold plus € 2134,20 2072,03 2067,08 0,00 LU0055649056<br />
DWS Rend.Opt. € 73,56 73,56 73,56 0,20 LU0069679222<br />
DWS Rend.Opt.4 S € 103,39 103,39 103,37 0,36 LU0225880524<br />
DWS VermMan-Bal € 98,41 94,62 94,70 0,70 LU0309483435<br />
DWS VermMan-Def € 105,87 102,78 102,93 1,82 LU0309482544<br />
DWS VermMan-Dyn € 94,14 89,66 89,93 0,45 LU0309483781<br />
DWS VermMan-Pro80 € 86,57 82,44 82,41 0,85 LU0309484086<br />
DWS Zinseinkommen € 104,83 101,77 101,66 1,38 LU0649391066<br />
DWS Invest SICAV<br />
DWS Inv.AlpS FC € 119,86 119,86 119,71 0,00 LU0195140214<br />
DWS Inv.AlpS LC € 119,16 115,58 115,45 0,00 LU0195139711<br />
DWS Inv.BRIC+ LC € 183,25 174,09 177,17 0,00 LU0210301635<br />
DWS Inv.Conv.FC € 135,74 135,74 136,35 0,90 LU0179220412<br />
DWS Inv.Conv.LC € 132,77 128,79 129,38 0,00 LU0179219752<br />
DWS Inv.DFIS FC € 111,68 111,68 111,38 1,97 LU0363466045<br />
DWS Inv.EURB S LC € 138,48 134,32 133,80 1,99 LU0145655824<br />
DWS Inv.GlAgr LC € 130,79 124,25 125,76 0,00 LU0273158872<br />
DWS Inv.InSt Pl LC € 123,63 119,92 119,56 1,40 LU0179217541<br />
DWS Inv.TD EUR LC € 114,56 108,84 108,12 0,00 LU0195137939<br />
Flossbach & Storch<br />
Telefon +49 221 33 88 290 Internet www.fvsag.com<br />
Aktien Global P € 125,70 119,71 121,37 0,00 LU0366178969<br />
Ausgewogen R € 120,81 115,06 115,44 2,18 LU0323578145<br />
Bond Diversifik P € 118,79 115,33 114,59 6,02 LU0526000731<br />
Bond Opport. P € 113,64 110,33 109,80 2,55 LU0399027613<br />
Defensiv R € 119,04 113,37 113,54 2,71 LU0323577923<br />
Fundament P* € 107,37 102,26 102,39 0,00 DE000A1JMPZ7<br />
Multiple Opp. R € 166,94 158,99 160,50 0,00 LU0323578657<br />
Stiftung € 104,14 103,11 103,07 3,36 LU0323577766<br />
Wachstum R € 120,12 114,40 115,21 1,26 LU0323578491<br />
Wandelanl.Global P € 125,20 119,24 119,44 6,47 LU0366179009<br />
FRANKFURT-TRUST<br />
Basis-Fonds I € 138,85 138,85 138,68 2,74 DE0008478090<br />
FMM-Fonds € 354,19 337,32 337,14 2,45 DE0008478116<br />
FT AccuGeld PT € 71,35 71,35 71,33 0,60 DE0009770206<br />
FT AccuZins € 283,38 275,13 271,13 8,24 DE0008478082<br />
FT Euro High Div. € 46,17 43,97 44,34 0,00 DE0005317424<br />
FT EuropaDynamik P € 177,62 169,16 170,55 0,00 DE0008478181<br />
FT EuroRendite € 54,23 52,65 52,42 0,00 DE0009761692<br />
FT Frankfurter-Eff. € 146,58 139,60 140,22 0,00 DE0008478058<br />
FT Gl.InfraSt.Div.P € 61,80 58,86 59,52 0,00 DE000A0NEBS3<br />
FT InterSpezial € 24,43 23,27 23,38 0,00 DE0008478009<br />
UnternehmerWerte € 46,25 44,05 44,29 0,00 DE000A0KFFW9<br />
FRANKFURT-TRUST Invest Luxemburg AG<br />
FT Em.Cons.Dem.P € 60,49 57,61 57,38 0,00 LU0632979331<br />
FT EmergingArabia* € 30,01 28,58 28,83 0,10 LU0317905148<br />
FT EuroCorporates € 56,29 54,65 54,43 0,45 LU0137338488<br />
Nik.Bel.Gl.AT(EUR) € 92,04 87,66 89,01 0,00 LU0334775037<br />
Generali Fund Management S.A.<br />
Generali FondsStrategie<br />
Dynamik € 44,72 44,72 45,35 0,35 LU0136762910<br />
Generali Komfort<br />
Balance € 51,93 51,93 52,42 0,09 LU0100842029<br />
Dynamik Europa € 43,32 43,32 43,92 0,00 LU0100847093<br />
Dynamik Global € 39,83 39,83 40,46 0,70 LU0100847929<br />
Wachstum € 47,77 47,77 48,50 0,00 LU0100846798<br />
HansaInvest Lux S.A.<br />
MultiAStr-Balanc P € 9,10 8,75 8,72 0,06 LU0105418833<br />
MultiAStr-Growth P € 6,83 6,50 6,49 0,00 LU0105425887<br />
MultiAStr-Income P € 9,51 9,23 9,18 0,11 LU0105418759<br />
Hauck & Aufhäuser<br />
www.haig.lu<br />
CF Eq.-Global Opp. € 70,26 66,91 67,68 0,00 LU0266124972<br />
CF Eq.HAIG-Flex € 42,47 40,45 40,90 0,00 LU0105452691<br />
CF Eq.-Pharma € 66,70 63,52 62,61 0,00 LU0100181295<br />
CF Eq.-Resources € 21,72 20,69 21,53 0,00 LU0100181535<br />
H&A Lux Wandel € 68,46 66,47 66,66 0,00 LU0195337604<br />
H&A Lux Wandel CI € 50,77 49,29 49,43 0,01 LU0204014780<br />
HAIG Eq.Val. Inv.B € 56,20 53,52 54,53 0,00 LU0100177426<br />
MMT Glbl Select € 36,06 34,34 34,31 0,00 LU0108788612<br />
MMT Glbl Value € 42,79 40,75 42,28 0,00 LU0346639395<br />
MMT Prem Value € 44,98 43,25 42,59 0,76 LU0121596844<br />
Vermögensauf.HAIG € 12,82 12,51 12,99 0,00 LU0144224713<br />
Ideal Invest Sicav<br />
Ideal Global A € 72,68 69,22 74,54 0,00 LU0098624041<br />
International Fund Mgmt. S.A.<br />
LBBW Bal. CR 20 € 40,50 39,71 39,73 0,41 LU0097711666<br />
LBBW Bal. CR 40 € 40,33 39,54 39,78 0,31 LU0097712045<br />
LBBW Bal. CR 75 € 40,59 39,79 40,29 0,07 LU0097712474<br />
Ludwigsburg BoG 1 € 104,09 100,57 100,58 0,00 LU0306023408<br />
Ludwigsburg BoG 2 € 103,93 100,42 100,41 0,00 LU0321011867<br />
Ludwigsburg BoG 3 € 103,83 100,32 100,29 0,00 LU0334107355<br />
IPConcept Fund Management S.A.<br />
Aktien Global F € 159,11 151,53 153,60 0,00 LU0320532970<br />
Aktien Global I € 157,20 149,71 151,77 0,00 LU0097333701<br />
Aktien Global P € 125,70 119,71 121,37 0,00 LU0366178969<br />
apo Medical Opp. € 73,95 70,43 71,20 0,00 LU0220663669<br />
ME Fonds PERGAMONF € 1300,62 1238,69 1297,69 0,00 LU0179077945<br />
ME Fonds Special V € 1623,13 1545,84 1555,51 3,06 LU0150613833<br />
Stabilit.Gold&ResP € 43,47 41,40 45,66 0,00 LU0229009351<br />
Stabilit.Sil&WeißP € 46,05 43,86 47,22 0,00 LU0265803667<br />
Umweltfonds DE € 67,22 64,02 65,02 0,00 LU0360172109<br />
Wandelanl.Global F € 143,19 136,37 136,58 2,86 LU0097335235<br />
Wandelanl.Global I € 144,65 137,76 137,98 3,10 LU0320533861<br />
Wandelanl.Global P € 125,20 119,24 119,44 6,47 LU0366179009<br />
KanAm Grund Kapitalanlagegesellschaft mbH<br />
grundinvestFonds € 51,88 49,18 49,17 0,00 DE0006791809<br />
US-grundinvest Fd. $ 5,63 5,34 5,34 0,00 DE0006791817<br />
KAS Investment Servicing GmbH<br />
ComfortInvest C € 41,30 39,33 40,00 0,09 DE0002605318<br />
ComfortInvest P € 46,35 44,14 44,70 0,06 DE0002605367<br />
ComfortInvest S € 55,64 54,02 54,19 0,63 DE0002605300<br />
MultiManager 1 € 60,63 58,86 58,87 0,17 DE0007013583<br />
MultiManager 2 € 59,57 57,56 57,70 0,21 DE0007013591<br />
MultiManager 3 € 59,26 56,98 57,31 0,53 DE0007013609<br />
MultiManager 4 € 53,83 51,51 52,03 0,08 DE0007013617<br />
MultiManager 5 € 47,61 45,34 45,94 0,00 DE0007013625<br />
H&S FM Global 100 € 100,91 96,10 96,35 0,32 DE0002605359<br />
H&S FM Global 60 € 105,68 102,60 102,70 0,74 DE0002605342<br />
Sydbank VV Klass € 46,64 44,42 44,42 0,08 DE0002605334<br />
Sydbank VV Dyn € 42,08 40,08 40,22 0,28 DE0002605326<br />
FM Core Ind.Select € 58,03 55,80 56,80 0,06 DE0007013658<br />
Convert. America* $ - 125,87 127,22 0,62 LU0246000094<br />
Convert. Europe D* € - 149,81 149,54 1,62 LU0114314536<br />
Convert. Europe I* € - 100,28 100,08 0,63 LU0686794354<br />
Convert. Far East* € - 1520,45 1526,57 0,00 LU0061927850<br />
Convert. Glb.D Acc* € - 115,94 116,62 0,59 LU0245991913<br />
Convert. Glb.I Acc* € - 96,69 97,24 0,70 LU0623725164<br />
Convert. Glb.I Dis* € - 95,71 96,25 0,69 LU0626621824<br />
Convert. Japan* € - 1149,60 1156,10 0,00 LU0063949068<br />
Man AHL Trend CHF D* CHF - 89,92 88,28 0,00 LU0428380470<br />
Man AHL Trend EUR D* € - 97,28 95,47 0,00 LU0424370004<br />
Man AHL Trend EUR I* € - 97,11 95,30 0,00 LU0428380124<br />
Man AHL Trend GBP D* £ - 96,34 94,55 0,00 LU0428380553<br />
MEAG MUNICH ERGO KAG mbH<br />
Tel.: 09281 72583020<br />
EuroBalance € 42,04 40,42 40,63 0,19 DE0009757450<br />
EuroErtrag € 57,63 55,68 55,56 0,40 DE0009782730<br />
EuroFlex € 49,26 48,77 48,69 0,44 DE0009757484<br />
EuroInvest A € 51,57 49,11 50,23 0,00 DE0009754333<br />
EuroKapital € 56,46 53,77 54,01 0,00 DE0009757468<br />
EuroRent A € 30,64 29,60 29,40 0,27 DE0009757443<br />
FairReturn A € 57,31 55,64 55,60 0,78 DE000A0RFJ25<br />
Floor EuroAktien € 46,95 44,93 45,26 0,06 DE000A0JDAV9<br />
GlobalBalance DF € 45,20 43,46 43,56 0,07 DE0009782763<br />
GlobalChance DF € 35,56 33,87 34,38 0,00 DE0009782789<br />
Währung: € = Euro, $ = US-Dollar, ¥ = Yen, £ = Brit. Pfund.<br />
Ausg.: Ausgabepreis eines Fondsanteils zum angegebenen Tag.<br />
Rücknahme: Rücknahmepreis eines Fondsanteils zum angegebe-<br />
nen Tag.<br />
Akt.G: Der aktuelle Aktiengewinn (Veräußerungsgewinn bei Invest-<br />
mentanteilen) wird täglich in Prozent mit Ausnahme der Montagsaus-<br />
gaben veröffentlicht.<br />
ATE: Akkumulierte Thesaurierte Erträge ausländischer Fonds seit<br />
1.1.1994 nach Auslandsinvestmentgesetz (AIG).<br />
ISIN: Die Internationale Wertpapierkennummer eines Fonds wird<br />
ausschließlich in den Montagsausgaben veröffentlicht.<br />
ZWG: Zwischengewinn seit 1. Januar 2005<br />
*: Fondspreise etc. vom Vortag oder letzt verfügbar.<br />
Alle Fondspreise etc. ohne Gewähr - keine Anlageberatung und -<br />
empfehlung<br />
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DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 19<br />
Auch wenn es zieht und wertvolle Wärmeenergie verloren geht: Alte<br />
Holzfenster gehören nicht auf den Müll. Sie können saniert werden. Mit<br />
neuen Dichtungen erzielen Fenster einen hohen Qualitätsstandard. Die-<br />
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Denn die Schwäbisch-Gmünder sanieren alte Holzfenster schnell,<br />
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arbeiter hängen die Fenster aus, um<br />
dann im Servicewagen nachträglich<br />
eine hochwertige Anpressdichtung zu<br />
montieren. Nachdem die Fenster wie-<br />
der eingebaut sind, werden diese ein-<br />
gestellt. Danach erfolgt – je nach Not-<br />
wendigkeit – ein Service rund um das<br />
Fenster für Silikon, Kitt sowie Beschlä-<br />
ge. Wichtig für Immobilienbesitzer:<br />
Werden zusätzlich die Isoscheiben<br />
ausgetauscht, erzielen diese den<br />
empfohlenen Wärmedämmwert von 1,1 Ug. Danach entsprechen sie der<br />
Energieeinspar-Verordnung (EnEV). Denn: Die Energiepreise steigen und<br />
den Gebäude-Energiepass gibt es seit 1. Juli 2008. Nach der Sanierung<br />
erreichen die Fenster außerdem eine bis zu 40 Prozent verbesserte<br />
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bau-ko GmbH Fensterservice<br />
0800/9 86 86 00 (kostenfrei)<br />
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Kälte und<br />
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bleiben<br />
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Wärme<br />
eingebaute<br />
WK-Dichtung<br />
Tausch von<br />
Isolierverglasungen<br />
Ausgefeilte Fenstertechnik<br />
Holzfenster nachträglich sanieren<br />
Spezial: InnovationCity Ruhr<br />
Themen Termine<br />
Der Initiativkreis City Ruhr macht ernst mit<br />
Klimaschutz und Energieeffizienz. Ziel ist es,<br />
das gesamte Ruhrgebiet mittel bis langfristig zu<br />
einer Niedrigenergieregion zu machen. In der<br />
Pilotphase ist Bottrop zunächst Musterstadt, in<br />
der Energiesparprojekte und innovative<br />
Umwelttechnologie auf ihre Praxistauglichkeit<br />
geprüft werden sollen.<br />
Bottrop wird zur Musterstadt der Zukunft: Was<br />
steckt hinter der Idee Innovation City, wer sind<br />
die Initiatoren, wer macht mit, was sind die<br />
wichtigsten Projekte – ein Überblick.<br />
Von wegen Hinterwäldler: Auch an den<br />
klassischen (und teilweise ziemlich zurück-<br />
gebliebenen) Zechensiedlungen in Bottrop geht<br />
die „Zukunftsstadt“ nicht vorbei.<br />
Die Welheimer Mark bedient alle gängigen<br />
Klischees über den „Ruhrpott“. Jetzt geht es<br />
ab ins 21. Jahrhundert: „Zero Emission Park“<br />
geht den alten Bottropern noch nicht so leicht<br />
über die Lippe. Aber sie verstehen, was damit<br />
gemeint ist: Gebäudesanierungen, innovative<br />
Energieversorgung. Vorreiter sein, das macht<br />
den Bottropern Spaß – eine Reportage aus dem<br />
Revier.<br />
Erscheinungstermin:<br />
29. August 2012<br />
Anzeigenschluss:<br />
14. August 2012<br />
Kontakt<br />
Süddeutsche Zeitung<br />
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20 GELD<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
USA gegen weltweit<br />
gültige Bilanzregeln<br />
New York – Weltweit einheitliche Bilanzstandards<br />
lassen weiter auf sich warten. Es<br />
gebe wenig Bereitschaft bei US-Unternehmen<br />
und Investoren, die eigenen Regeln<br />
für die Rechnungslegung US-GAAP zugunsten<br />
des internationalen Standards<br />
IFRS komplett aufzugeben, resümierten<br />
Mitarbeiter der US-Börsenaufsicht SEC in<br />
einem seit langem erwarteten Bericht.<br />
Eine schrittweise Umstellung könnte auf<br />
mehr Zustimmung treffen. Seit vielen JahrenwirdaneinerAnnäherungderBilanzregeln<br />
gearbeitet. Bereits Ende vergangenen<br />
Jahres war eigentlich mit einem Entschlussder„SecuritiesandExchangeCommission“(SEC)gerechnetworden.DieKommissare<br />
der Aufsichtsbehörde hatten jedoch<br />
auf den Mitarbeiterbericht gewartet.<br />
In der Regel folgen sie den Empfehlungen.<br />
DieSECzweifeltenunan, obdurch deneinheitlichen<br />
Standard IFRS die Bilanzen –<br />
wie von den Befürwortern propagiert –<br />
weltweitwirklichbesserzuvergleichenseien.<br />
Etwa 100 Länder haben auf IFRS umgestellt,<br />
die USA halten aber an ihren eigenen<br />
Regeln fest. Ein Knackpunkt ist die Bewertung<br />
von Finanzinstrumenten. REUTERS<br />
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▲ Dax 30<br />
Divi- Schluss Schluss Wochen Wochen- Schluss am Jahres Div. KGV<br />
dende 13.07. Vorwoche Veränderung in % Hoch Tief 30.12.2011 Veränderung in % Rendite 2012<br />
Adidas 1,00 57,91 57,63 +0,49 57,91 56,64 50,26 + 15,22 1,73 15<br />
Allianz* 4,50 79,06 77,88 +1,52 79,07 77,30 73,91 + 6,97 5,69 7<br />
BASF* 2,50 55,96 56,10 -0,25 56,22 54,69 53,89 + 3,84 4,47 10<br />
Bayer* 1,65 58,30 57,10 +2,10 58,64 57,07 49,40 + 18,02 2,83 12<br />
Beiersdorf 0,70 53,48 52,31 +2,24 53,48 52,63 43,82 + 22,04 1,31 27<br />
BMW* 2,30 57,77 56,42 +2,39 58,03 55,67 51,76 + 11,61 3,98 8<br />
Commerzbank – 1,24 1,25 -0,64 1,25 1,22 1,30 – 4,76 – 5<br />
Daimler* 2,20 36,40 35,34 +3,00 36,49 35,09 33,92 + 7,30 6,04 7<br />
▼ Deutsche Bank* 0,75 25,60 27,39 -6,52 26,25 25,27 29,44 – 13,03 2,93 5<br />
▼ Deutsche Börse 3,30 42,12 42,82 -1,63 42,19 41,55 43,12 – 2,33 7,84 9<br />
Deutsche Post 0,70 14,34 14,01 +2,39 14,34 14,08 11,88 + 20,71 4,88 12<br />
▲ Dt. Telekom* 0,70 9,18 8,50 +7,95 9,18 8,73 8,87 + 3,53 7,63 13<br />
Eon* 1,00 17,65 16,84 +4,78 17,68 17,12 16,67 + 5,85 5,67 12<br />
Fres.Med.Care 0,69 57,05 55,90 +2,06 57,06 56,15 52,50 + 8,67 1,21 15<br />
Fresenius SE 0,95 85,62 83,61 +2,40 85,78 84,60 71,48 + 19,78 1,11 16<br />
Heidelb.Cement 0,35 37,22 37,45 -0,63 38,18 36,96 32,79 + 13,49 0,94 12<br />
Henkel Vz 0,80 55,12 54,59 +0,97 55,21 54,63 44,59 + 23,62 1,45 15<br />
Infineon 0,12 5,23 5,21 +0,33 5,23 5,07 5,82 – 10,08 2,29 12<br />
K + S 1,30 37,95 36,70 +3,41 37,98 37,19 34,92 + 8,68 3,43 12<br />
Linde 2,50 117,50 116,60 +0,77 118,20 116,35 114,95 + 2,22 2,13 15<br />
Lufthansa 0,25 9,75 9,27 +5,11 9,78 9,60 9,19 + 6,10 2,57 19<br />
MAN 2,30 80,75 80,31 +0,55 80,75 79,15 68,70 + 17,54 2,85 14<br />
Merck KGaA 1,50 78,10 78,60 -0,64 78,37 77,61 77,03 + 1,39 1,92 11<br />
▼ Metro 1,35 20,42 21,80 -6,35 20,48 20,04 28,20 – 27,61 6,61 7<br />
Münchener Rück* 6,25 114,10 111,60 +2,24 114,10 111,25 94,78 + 20,38 5,48 8<br />
RWE* 2,00 34,06 32,79 +3,89 34,14 33,07 27,15 + 25,45 5,87 8<br />
▲ SAP* 0,75+0,35 48,90 45,55 +7,35 48,90 47,71 40,85 + 19,71 1,53 16<br />
Siemens* 3,00 68,03 66,64 +2,09 68,03 66,56 73,94 – 7,99 4,41 11<br />
▲ Thyssen-Krupp 0,45 14,51 13,13 +10,55 14,57 14,15 17,73 – 18,14 3,10 15<br />
Volkswagen Vz* 3,06 137,10 130,90 +4,74 137,10 132,20 115,75 + 18,44 2,23 7<br />
6520<br />
6460<br />
6400<br />
FR<br />
Kredite<br />
SA<br />
Sparbriefe<br />
Versicherer Tarif in Euro<br />
Europa E-R1B 632,73<br />
Hannov. Leben Klassik RB4 623,15<br />
ASSTEL ARP312PA 620,93<br />
HUK24 BRAGT24 618,23<br />
Debeka BA1/BA3 611,41<br />
myLife LB - Rürup-Classic 610,24<br />
HanseMerkur RB2012 M 609,94<br />
HUK-COBURG BRAGT 601,11<br />
Allianz BVR1/BVR2 599,37<br />
Volkswohl Bund BSR 595,81<br />
Berechnungsgrundlage: Mann, 30 Jahre alt bei Versicherungsbeginn 01.06.2012,<br />
monatlicher Beitrag 300 Euro, dynamischer Rentenbezug, fällig mit 67 Jahren,<br />
Beitragsrückgewähr in der Ansparzeit, Rentengarantiezeit 10 Jahre.<br />
Angaben ohne Gewähr, Stand: 13.07.2012<br />
Quelle: biallo.de / Datenbasis MORGEN & MORGEN<br />
Täglich aktualisierte Tarife: www.sueddeutsche.de/sparmeister<br />
Dax<br />
seit 9.7.12, Angaben in Punkten<br />
SZ-Graphik, smallCharts<br />
Quelle: Reuters<br />
6340<br />
9.7.12 10.7.12 11.7.12 12.7.12 13.7.12<br />
13.7.2012 Schluss 6557,10<br />
Schluss Vorwoche 6410,11<br />
Weltindizes<br />
Schluss Veränderung in %<br />
13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />
Schluss Veränderung in %<br />
13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />
Schluss Veränderung in %<br />
13.07. s.Woche s.Jahresanf.<br />
Dax<br />
MDax<br />
6557,10<br />
10621,23<br />
+ 2,29<br />
+ 1,65<br />
+ 11,17<br />
+ 19,37<br />
Dow Jones<br />
S & P 500<br />
12777,09<br />
1356,77<br />
+ 0,04<br />
+ 0,15<br />
+<br />
+<br />
4,58<br />
7,89<br />
Nikkei 225<br />
HangSeng<br />
8724,12<br />
19092,63<br />
– 3,29<br />
– 3,58<br />
+<br />
+<br />
3,18<br />
3,57<br />
TecDax 751,29 – 0,71 + 9,67 Nasdaq 2908,47 – 0,98 + 11,64 Straits Times 2972,04 + 0,02 + 12,31<br />
Euro Stoxx 50 2259,09 + 1,05 – 2,48 MSCI World ($) 1207,47 – 1,78 + 2,10 Shanghai Comp. 2185,90 – 1,69 – 0,61<br />
DJ Global Titans 50 (e)/ 184,01<br />
AEX All Shares/Amsterdam314,60<br />
General Comp./Athen 621,78<br />
SET-Index/Bangkok 1210,29<br />
Bel 20/Brüssel 2220,34<br />
BUX/Budapest 17021,96<br />
MerVal/Buenos Aires 2350,96<br />
Irish SE/Dublin 3183,97<br />
OMX H25/Helsinki 1892,50<br />
ISE National 100/Istanbul 62662,16<br />
+ 0,10<br />
+ 1,54<br />
– 2,67<br />
+ 0,85<br />
+ 0,40<br />
– 0,43<br />
– 1,26<br />
+ 0,34<br />
+ 0,46<br />
– 0,19<br />
+ 5,47<br />
+ 0,68<br />
– 8,62<br />
+ 18,04<br />
+ 6,57<br />
+ 0,28<br />
– 4,53<br />
+ 9,72<br />
– 2,55<br />
+ 22,23<br />
OMX C20/Kopenhagen 461,10<br />
PSI 20/Lissabon 4838,63<br />
FTSE 100/London 5666,13<br />
FT Gold Mines/London 2273,37<br />
IBEX 35/Madrid 6664,60<br />
MIB/Mailand 13714,68<br />
RTS 1/Moskau 1368,69<br />
BSE Sensex/Mumbai 17213,70<br />
S & P 100/New York 622,83<br />
OBX Top 25/Oslo 416,09<br />
CAC 40/Paris 3180,81<br />
+ 0,20<br />
+ 2,09<br />
+ 0,06<br />
– 1,78<br />
– 1,10<br />
– 0,13<br />
+ 0,81<br />
– 1,75<br />
+ 0,42<br />
+ 2,41<br />
+ 0,38<br />
+ 18,25<br />
– 11,93<br />
+ 1,68<br />
– 20,16<br />
– 22,20<br />
– 9,11<br />
– 0,95<br />
+ 11,38<br />
+ 9,12<br />
+ 8,09<br />
+ 0,66<br />
General Index/St. de Chile 20979,58<br />
Bovespa/Sao Paulo 53420,00<br />
Kospi/Seoul 1812,89<br />
OMX S30/Stockholm 1030,94<br />
All Ordinaries/Sydney 4118,30<br />
Taiwan Average/Taipeh 7130,93<br />
TA-25/Tel Aviv 1068,40<br />
S& P/TSE 300/Toronto 11514,53<br />
WIG/Warschau 40301,29<br />
NZSX 50/Wellington 3495,41<br />
Austrian Traded/Wien 1960,81<br />
– 0,49<br />
– 5,25<br />
– 2,44<br />
+ 0,69<br />
– 1,92<br />
– 3,48<br />
– 1,53<br />
– 1,25<br />
– 1,20<br />
+ 0,48<br />
+ 0,21<br />
+<br />
–<br />
–<br />
+<br />
+<br />
+<br />
–<br />
–<br />
+<br />
+<br />
+<br />
4,22<br />
5,87<br />
0,70<br />
4,36<br />
0,18<br />
0,83<br />
1,49<br />
3,69<br />
7,20<br />
6,74<br />
3,65<br />
JSE Top 40/Johannesburg 29663,61 – 1,31 + 4,19 PX SE Ind./Prag 904,20 – 1,32 – 0,76 Swiss Market/Zürich 6181,81 – 0,03 + 4,14<br />
▲ MDax<br />
VON MORITZ KOCH<br />
New York – Es ist ein großer Sieg für den<br />
amerikanischen Einzelhandel, und ein<br />
massiver Schlag gegen die Finanzbranche:<br />
Nach einem jahrelangen Rechtsstreit um<br />
Kreditkarten-Gebühren haben Visa und<br />
MastercardsowiemehrereGroßbankeneinem<br />
umfassenden Vergleich zugestimmt.<br />
Ladenbesitzer hatten ihnen vorgeworfen,<br />
illegale Preisabsprachen getroffen zu haben<br />
– und können sich jetzt über die Entschädigungszahlung<br />
von sechs Milliarden<br />
Dollar freuen. Zu den Profiteuren zählen<br />
große Supermarktketten wie Publix und<br />
Safeway genauso wie kleine, unabhängige<br />
Läden.<br />
Schon ist vom größten kartellrechtlichenVergleichinderUS-GeschichtedieRede.<br />
Die Einigung beendet ein Verfahren,<br />
dasschon2005begann, alsdieEinzelhändler<br />
gemeinsam eine Klage einreichten.<br />
Schonjetztistklar:DerVergleichwirdweitreichende<br />
Auswirkungen haben und auch<br />
jenetreffen,dieindem RechtsstreitnurBeobachterwaren:dieKonsumenten.DieEinzelhändler<br />
dürfen in Zukunft Gebühren<br />
verlangen, wenn Kunden mit Kreditkarte<br />
zahlen.Zudemwerden dieKreditkartengebühren,<br />
die die Läden abführen müssen,<br />
acht Monate lang gesenkt. Dies allein dürfte<br />
dem Einzelhandel 1,2 Milliarden Dollar<br />
einsparen.<br />
Die Händler dürfen nun<br />
einen Teil der Gebühren<br />
an die Kunden weiterreichen<br />
Die Ladenbesitzer haben also allen<br />
Grund zur Freude. Seit Jahren hatten sie<br />
darauf gedrungen, einen Teil der Gebühren<br />
direkt an die Kunden weiterreichen zu<br />
können. Dies hatten die Kreditkartenfirmen<br />
jedoch untersagt und argumentiert,<br />
dass das bisherige Arrangement letztlich<br />
auch zum Vorteil der Ladenbesitzer sei,<br />
weil Kreditkarten die Kaufkraft der Kunden<br />
und damit auch die Konsumausgaben<br />
steigerten.<br />
Dax findet keine Richtung<br />
Der Dax hat nach einem richtungslosen Handel<br />
die Woche mit einem Plus von 2,3 Prozent beendet.<br />
Der Markt wird nach Einschätzung von Experten<br />
auch in der kommenden Woche keine<br />
klare Tendenz finden. Die Themen bleiben die<br />
gleichen: die Konjunktur, der Euro, wie viel Liquidität<br />
werden die Notenbanken in der Schuldenkrise<br />
noch bereit stellen.<br />
Divi- Schluss Schluss Wochen Wochen- Schluss am Jahres Div. KGV<br />
dende 13.07. Vorwoche Veränderung in % Hoch Tief 30.12.2011 Veränderung in % Rendite 2012<br />
Aareal Bank – 13,25 13,35 -0,75 13,33 12,96 13,99 – 5,26 – 7<br />
Aurubis 1,20 38,68 38,27 +1,07 38,72 37,85 41,20 – 6,13 3,10 9<br />
Baywa vink. Na 0,60 29,50 28,49 +3,56 29,59 28,93 27,30 + 8,08 2,03 13<br />
Bilfinger Berger 3,40 65,46 63,74 +2,70 65,46 63,87 65,88 – 0,64 5,19 11<br />
Boss 2,89 78,91 75,99 +3,84 79,09 77,21 + 0,00 3,66 17<br />
Brenntag 2,00 91,62 87,75 +4,41 91,90 89,57 71,95 + 27,34 2,18 14<br />
Celesio 0,25 13,49 13,21 +2,08 13,53 13,37 12,24 + 10,17 1,85 11<br />
Continental 1,50 70,73 68,56 +3,17 70,88 67,82 48,10 + 47,06 2,12 8<br />
▼ Deutz – 3,47 3,97 -12,69 3,50 3,40 4,11 – 15,60 – 7<br />
Douglas 1,10 32,10 31,53 +1,82 32,23 31,67 27,80 + 15,47 3,43 20<br />
Dt. Euroshop 1,10 29,93 28,69 +4,32 29,98 28,72 24,80 + 20,67 3,68 19<br />
Dt. Wohnen 0,23 14,00 13,20 +6,06 14,02 13,42 10,27 + 36,39 1,64 21<br />
▲ Dürr 1,20 54,27 50,27 +7,96 54,32 50,94 34,00 + 59,62 2,21 11<br />
EADS 0,45 27,29 28,04 -2,67 27,29 26,80 24,16 + 12,98 1,65 15<br />
Elring-Klinger 0,58 20,80 19,60 +6,10 20,82 20,09 19,18 + 8,42 2,79 13<br />
Fielmann 2,50 70,78 71,71 -1,30 71,06 69,61 73,44 – 3,62 3,53 22<br />
Fraport 1,25 44,77 43,32 +3,35 44,89 43,73 38,00 + 17,82 2,79 17<br />
Fuchs Petrol. Vz 1,00 44,43 43,66 +1,78 44,61 44,01 33,82 + 31,37 2,25 17<br />
▲ Gagfah 0,10 8,03 7,53 +6,72 8,15 7,92 3,97 + 102,11 1,25 24<br />
Gea Group 0,55 21,87 21,84 +0,11 21,93 21,50 21,85 + 0,07 2,52 11<br />
Gerresheimer 0,60 38,79 37,04 +4,71 38,90 38,36 32,20 + 20,47 1,55 15<br />
Gerry Weber 0,65 32,49 31,94 +1,72 33,01 31,79 23,57 + 37,82 2,00 19<br />
▼ Gildemeister 0,25 12,36 13,34 -7,35 12,36 11,97 9,75 + 26,72 2,02 9<br />
GSW Immobilien – 29,66 28,00 +5,93 29,74 28,91 22,40 + 32,41 – 19<br />
Hamburger Hafen 0,65 19,60 19,99 -1,95 19,77 19,39 22,83 – 14,15 3,32 15<br />
Hannover Rück 2,10 46,72 46,90 -0,39 46,98 46,28 38,33 + 21,89 4,50 8<br />
Hochtief – 38,50 38,85 -0,89 38,50 37,83 44,70 – 13,86 – 12<br />
Kabel Deutschland – 51,20 48,35 +5,89 51,20 49,14 39,22 + 30,56 – 29<br />
Klöckner & Co – 7,59 7,56 +0,38 7,63 7,51 9,92 – 23,50 – 12<br />
Krones 0,60 42,78 41,21 +3,82 42,78 41,88 36,77 + 16,36 1,40 14<br />
KUKA – 19,01 18,42 +3,23 19,05 18,60 14,14 + 34,49 – 15<br />
Lanxess 0,85 54,33 53,82 +0,95 54,37 52,75 40,00 + 35,83 1,56 9<br />
Leoni 1,50 30,52 31,18 -2,13 30,52 29,59 25,75 + 18,50 4,92 6<br />
▲ MTUAeroEngines 1,20 62,65 58,90 +6,37 63,72 61,20 49,44 + 26,72 1,92 15<br />
ProSiebenSat1Vz 1,17 17,97 18,15 -0,99 17,98 17,43 14,12 + 27,28 6,51 9<br />
Puma 2,00 222,30 224,10 -0,80 222,95 218,05 225,00 – 1,20 0,90 13<br />
Rational 5,50 189,30 186,20 +1,66 189,30 183,40 168,20 + 12,54 2,91 23<br />
Rheinmetall 1,80 38,35 37,53 +2,17 38,37 36,93 34,24 + 12,01 4,69 7<br />
▼ Rhön-Klinikum 0,45 16,10 16,70 -3,59 16,42 15,96 14,72 + 9,38 2,80 14<br />
Salzgitter 0,45 30,17 31,13 -3,08 30,20 29,69 38,63 – 21,91 1,49 10<br />
SGL Carbon 0,20 32,69 30,99 +5,49 32,84 31,41 38,09 – 14,19 0,61 22<br />
Sky Deutschland – 2,86 2,90 -1,52 2,90 2,85 1,41 + 103,13 – –<br />
Springer 1,70 36,47 35,00 +4,21 36,59 34,82 33,21 + 9,83 4,66 12<br />
Stada Arznei 0,37 25,08 25,35 -1,08 25,22 24,55 19,25 + 30,26 1,48 10<br />
Südzucker 0,55 28,67 27,76 +3,28 28,94 28,10 24,65 + 16,31 1,92 15<br />
Symrise 0,62 25,36 24,07 +5,36 25,43 24,82 20,62 + 22,99 2,44 18<br />
TUI – 4,55 4,62 -1,45 4,56 4,48 4,80 – 5,09 – 8<br />
Vossloh 2,50 68,48 65,98 +3,79 68,48 67,25 74,07 – 7,55 3,65 14<br />
Wacker Chemie 2,20 54,31 54,76 -0,82 55,35 53,70 62,15 – 12,61 4,05 11<br />
Wincor Nixdorf 1,70 27,15 27,93 -2,81 27,26 26,65 34,53 – 21,39 6,26 8<br />
Das Kapital, das nötig ist, um den Vergleich<br />
abzufedern, haben Visa und Mastercard<br />
bereits zurückgelegt. Visa wird zwei<br />
Drittel der finanziellen Belastung tragen<br />
müssen, Mastercard ein Drittel, wobei die<br />
in den Streit involvierten Banken – JP Morgan<br />
Chase, Bank of America und Wells Fargo–<br />
Mastercardnoch einen Teil der Kosten<br />
abnehmen.DieKreditkartenanbieterAmerican<br />
Express und Discover waren nicht in<br />
den Rechtsstreit verwickelt.<br />
Die Geschäftsbeziehungen zwischen<br />
Einzelhändlern und Kreditkartenfirmen<br />
sind schnell zu überblicken. Die Kartenanbieter<br />
verdienen an jedem Kunden, der in<br />
einem Laden lieber mit Plastik als mit Bar-<br />
Wie schützen sich Anleger vor der<br />
Inflation, Herr Steinbeis?<br />
Schwankende Aktien- und<br />
Rohstoffmärkte haben für<br />
Markus Steinbeis durchaus<br />
etwas Beruhigendes. Nicht dass der Leiter<br />
des Fondsmanagements bei der<br />
Münchner Vermögensverwaltung Huber,<br />
Reuss & Kollegen sein Geld besonders<br />
gerne risikoreich anlegen würde.<br />
Aber „Schwankungen“, sagt Steinbeis,<br />
„sind etwas, das Anleger künftig aushaltenmüssen,wennsieihrVermögenlangfristig<br />
erhalten wollen“. Mehr noch: Nur<br />
werseinGeldinMärkteinvestiere,beidenen<br />
das tägliche Auf und Ab der Normalfall<br />
ist, könne verhindern, dass sein Erspartes<br />
aufgezehrt werde.<br />
MehrSicherheitdurch Volatilität –für<br />
Steinbeis ist das kein Widerspruch. Im<br />
Gegenteil. Riskant für die Sparer seien<br />
derzeit eher jene Anlageformen, die über<br />
Jahrzehnte hinweg als besonders sicher<br />
galten:Sparkonten,Lebens-undRentenversicherungen,<br />
Staatsanleihen. Sie alle<br />
werfen in Zeiten der Dauerkrise an den<br />
Finanzmärkten kaum Zinsen ab. Das<br />
zehrt am Vermögen der Anleger, weil<br />
gleichzeitig die Inflationsrate höher liegt<br />
als die Verzinsungdes angelegten Geldes<br />
(Grafik). „Negative Realzinsen“ nennt<br />
sich das. Sie sorgen dafür, dass die Sparer<br />
sich Jahr für Jahr für ihr angelegtes<br />
Geld weniger kaufen können.<br />
Auf lange Sicht hat das drastische Folgen.<br />
Liegt die Teuerung um 2,5 Prozent<br />
über der Verzinsung des Vermögens, bedeutet<br />
das: 100 Euro sind nach 10 Jahren<br />
nur noch 78 Euro wert. Nach 20 Jahren<br />
sind noch 60 Euro an Kaufkraft übrig,<br />
nach 30 Jahren 47 Euro. „Wer mit gering<br />
verzinsten Anlageformen fürs Alter vorsorgt,<br />
hat keine Chance, sein Vermögen<br />
zuerhalten“,sagtSteinbeis.AnlegerwürdenaufdiesemWeg„schrittweiseenteignet“.<br />
Langfristig, so glaubt der ehemalige<br />
Topmanager der Fondsgesellschaft<br />
Pioneer, bestehedieGefahr,dasssich die<br />
Altersarmut drastisch verschärfe.<br />
Hintergrund für diese Entwicklung<br />
ist die Politik der Notenbanken in der Finanzkrise.UmdieZahlungsfähigkeitkriselnder<br />
Staaten zu erhalten, müssen sie<br />
ZinsniveauundRenditenderStaatsanleihen<br />
künstlich niedrig halten. Sie tun das<br />
unteranderem, indem siemassivStaatsanleihen<br />
aufkaufen. So werden mittlerweile<br />
60 Prozent der neu emittierten US-<br />
Erledigt<br />
Visa und Mastercard beenden ihren jahrelangen Streit mit dem Einzelhandel über unerlaubte Absprachen.<br />
Das kommt die Kreditkartenfirmen allerdings teuer: Sie zahlen dafür mehrere Milliarden Dollar<br />
Zahlen per Kreditkarte ist nicht nur in den USA beliebt. Unternehmen und Banken verdienen daran. FOTO: NICK UT/DAPD<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0<br />
DIE WOCHENSCHAU<br />
geld zahlt, und teilen die Gewinne mit den<br />
Banken, die die Kreditkarten ausstellen.<br />
Insgesamtschlagennach AngabenderVereinigung<br />
der US-Einzelhändler die Gebühren,<br />
die Visa und Mastercard kassieren,<br />
mit jährlich 30 Milliarden Dollar zu Buche.<br />
Durchdieneuen,inderEinigungfestgelegten<br />
Regeln könnten die Läden nun die<br />
Kreditkartenunternehmen unter Druck<br />
setzen, ihre Gebühren zu senken, freute<br />
sich Patrick Coughlin, einer der Anwälte<br />
der Kläger. Dies könnte Visa und Mastercard<br />
letztlich noch härter treffen, als die<br />
Milliardenzahlung, die der Vergleich erfordert.<br />
Zumal es nicht der erste Schlag gegen<br />
die Kreditkartenfirmen ist. Schon die Fi-<br />
Markus Steinbeis FOTO: OH<br />
Staatspapiere von Notenbanken erworben.<br />
Langfristig führten diese zum Teil<br />
mit „frisch gedrucktem Geld“ finanzierten<br />
Käufe zu höherer Inflation. Das verschärft<br />
die Geldentwertung – und damit<br />
die schleichende Enteignung der Sparer.<br />
„Risikolose Anlageklassen gibt es<br />
nichtmehr“,sagtderFondsmanagerdeshalb.<br />
Anleger müssten sich entscheiden<br />
zwischen dem Risiko der Enteignung<br />
und dem Schwankungsrisiko. Um Kaufkraftzu<br />
erhalten,führtfür Steinbeiskein<br />
Weg an Sachwerten vorbei – und deren<br />
Märkte sind eben Schwankungen unterworfen.<br />
Aktien, Immobilien, Rohstoffe,<br />
Edelmetalle gehören für den Experten in<br />
jedes Depot – jedoch breit gestreut und<br />
„mit Substanz“. Bei Aktien etwa empfiehlt<br />
der Anlagestratege Firmen, die<br />
überJahrehinweg einegute Dividendenrendite<br />
erwirtschaftet haben. Sie sollten<br />
überdies im Markt Preise setzenkönnen.<br />
Nur dann könnten sie steigende Produktionskosten<br />
an die Kunden weitergeben.<br />
Immobilien sind für Steinbeis substanzhaltig,<br />
wenn sie in Regionen und Lagen<br />
angesiedeltsind,wosieauchin schwierigen<br />
Marktphasen ihren Wert halten.<br />
Ganz auf die lieb gewonnenen Sparbriefe,<br />
Lebenspolicen oder Rentenversicherungen<br />
verzichten müssen Sparer<br />
aber nicht. „Jeder sollte für sich die Balance<br />
finden, zwischen real negativ verzinsten<br />
Anlageformen und Anlagen mit<br />
Sachwertecharakter“, rät Steinbeis. Klar<br />
ist für ihn aber: „Wer nicht lernt, mit<br />
Schwankungen zu leben, wird am Ende<br />
verlieren.“ ANDREAS JALSOVEC<br />
Rendite der 5-jährigen Bundesobligation im Vergleich zur Inflation in Deutschland<br />
Angaben in Prozent<br />
Bundesobligation Inflation<br />
J A S O N D J F M A M J J A S O N D J F M A M J J<br />
2010 2011 2012<br />
SZ-Grafik, smallCharts; Quelle: Thomson Reuters<br />
nanzreform, die Präsident Barack Obama<br />
vorzweiJahreninKraftgesetzthat,halbierte<br />
die Gebühren, die die Anbieter für das<br />
bargeldlose Zahlen verlangen dürfen. Die<br />
Finanzbranche hatte dagegen massiv protestiert,scheiterteletztlichmitihrenVersuchen,<br />
die Regelung zu stoppen.<br />
Dieses Mal wollten die KreditkartenanbieterjedochkeinDramainszenieren.Visa-<br />
Chef Joseph Saunders zeigte sich mit der<br />
Einigung sogar zufrieden. „Wir denken,<br />
dasseinVergleich im Interesse aller Parteien<br />
ist“, sagte er. Mastercard-Anwalt Noah<br />
Hanft attestierte: Immerhin sei es gelungen,<br />
einüber Jahreandauerndes Verfahren<br />
zu verhindern.<br />
▲ Euro Stoxx 50 (ohne Dax 30 Werte)<br />
Dividende<br />
Schluss<br />
13.07.<br />
Schluss<br />
Vorwoche<br />
Wochen<br />
Veränderung in %<br />
Wochen-<br />
Hoch Tief<br />
Schluss am<br />
30.12.2011<br />
Jahres Div. KGV<br />
Veränderung in % Rendite 2012<br />
Air Liquide 2,50 88,69 89,47 -1,58 88,70 87,06 95,59 – 7,22 2,82 15<br />
Anh.-Busch Inb. 0,80 63,00 62,85 +0,16 63,10 62,63 47,31 + 33,18 1,27 14<br />
Arcelor-Mittal 0,57 12,32 12,15 -1,19 12,32 12,06 14,13 – 12,85 4,63 8<br />
ASML 0,46 41,56 40,48 +1,74 41,77 40,91 32,48 + 27,98 1,11 15<br />
Axa 0,69 10,06 10,00 -1,16 10,08 9,88 10,05 + 0,15 6,86 5<br />
Banco Bilbao (BBVA) 0,42 5,08 5,18 -2,30 5,10 4,99 6,68 – 23,95 8,27 7<br />
▼ Banco Santander 0,60 4,66 4,90 -4,66 4,70 4,60 5,87 – 20,55 12,86 6<br />
BNP Paribas 1,20 29,77 29,20 +1,91 29,89 29,10 30,35 – 1,91 4,03 5<br />
▲ Carrefour 0,52 14,55 13,51 +7,11 14,57 14,06 17,62 – 17,43 3,58 10<br />
CRH Plc 0,63 15,04 14,57 +0,33 15,38 15,00 15,36 – 2,12 4,19 17<br />
Danone 1,39 49,83 49,83 -0,18 49,96 49,50 48,57 + 2,59 2,79 16<br />
Enel 0,26 2,39 2,44 -1,64 2,40 2,31 3,14 – 23,92 10,87 6<br />
ENI 1,04 16,89 16,87 -0,57 16,98 16,64 16,01 + 5,50 6,16 8<br />
Essilor Int. 0,85 72,20 73,56 -1,85 72,28 71,64 54,55 + 32,36 1,18 26<br />
▲ France Télécom 1,40 10,82 10,18 +4,00 10,85 10,30 12,14 – 10,84 12,94 8<br />
GDF Suez 1,50 18,04 18,06 +0,54 18,08 17,47 21,12 – 14,61 8,32 11<br />
Generali 0,20 9,92 9,94 +0,10 10,00 9,76 11,63 – 14,70 2,02 8<br />
▼ Iberdrola 0,33 3,19 3,30 -3,32 3,21 3,07 4,84 – 34,06 10,40 7<br />
Inditex 1,80 80,79 79,67 +0,98 81,27 79,28 63,28 + 27,67 2,23 23<br />
ING – 5,29 5,07 +3,59 5,33 5,19 5,56 – 4,84 – 4<br />
Intesa San Paolo 0,05 1,02 1,01 +0,69 1,03 1,00 1,29 – 21,02 4,89 6<br />
L’Oreal 2,00 91,67 92,47 -1,35 91,82 90,43 80,70 + 13,59 2,18 20<br />
LVMH 2,60 118,85 120,75 -2,89 118,90 115,40 109,40 + 8,64 2,19 17<br />
▼ Nokia 0,20 1,51 1,55 -2,57 1,55 1,50 3,77 – 59,97 13,25 13<br />
Philips 0,75 16,11 15,51 +3,41 16,26 15,97 16,28 – 1,04 4,66 13<br />
Repsol 1,11 12,64 12,27 +2,97 12,79 12,39 23,74 – 46,77 8,75 6<br />
Saint Gobain 1,24 28,01 28,18 -0,34 28,05 27,47 29,67 – 5,60 4,43 9<br />
Sanofi-Aventis 2,65 60,74 59,75 +1,09 60,74 60,07 56,75 + 7,03 4,36 10<br />
Schneider Electric 1,70 42,79 43,10 -1,76 42,79 41,89 40,68 + 5,19 3,97 11<br />
Societe Generale – 17,18 17,53 -1,47 17,45 16,81 17,21 – 0,15 – 5<br />
Telefonica 1,55 9,96 9,88 +1,13 10,00 9,67 13,39 – 25,56 15,59 7<br />
Total 2,28 36,04 36,06 -0,39 36,14 35,64 39,50 – 8,77 6,33 7<br />
Unibail 8,00 150,15 149,05 -0,63 150,50 148,20 138,90 + 8,10 5,33 16<br />
Unicredit 0,00 2,70 2,66 +1,31 2,73 2,64 4,23 – 36,06 – 8<br />
Unilever NV 0,90 26,74 26,94 -1,23 26,77 26,46 26,57 + 0,62 3,37 16<br />
Vinci 1,77 35,16 35,79 -3,85 35,29 34,58 33,76 + 4,15 5,03 10<br />
▲ Vivendi 1,00 15,77 14,62 +7,50 15,84 15,30 16,92 – 6,80 6,34 8<br />
● US-Aktien<br />
Dividende<br />
Schluss<br />
13.07.<br />
Schluss<br />
Vorwoche<br />
Wochen<br />
Veränderung in %<br />
Wochen-<br />
Hoch Tief<br />
Schluss am<br />
30.12.2011<br />
Jahres Div. KGV<br />
Veränderung in % Rendite 2012<br />
Alcoa 0,12 8,42 8,73 -2,37 8,43 8,27 8,65 – 2,89 1,43 17<br />
Altria Group 1,64 35,62 34,97 +2,08 35,63 35,16 29,65 + 20,07 4,61 16<br />
Amazon – 218,39 225,05 -2,36 219,31 213,88 173,10 + 26,30 – 171<br />
Apple – 604,97 605,88 +0,66 607,19 600,00 405,00 + 49,36 – 14<br />
Bank of America 0,04 7,82 7,66 -0,58 7,82 7,55 5,56 + 40,38 0,51 11<br />
Berkshire Hathaway – 84,48 82,54 +2,74 84,45 83,51 76,30 + 10,63 – 19<br />
Caterpillar 1,84 82,07 84,61 -2,93 82,14 79,55 90,60 – 9,59 2,25 9<br />
Cisco Systems 0,32 16,31 16,77 -2,44 16,37 15,98 18,08 – 9,82 1,96 9<br />
Citigroup 0,04 26,65 26,36 +0,54 26,97 25,54 26,31 + 1,29 0,15 7<br />
Coca-Cola 2,04 77,28 78,15 -0,83 77,59 76,34 69,97 + 10,41 2,64 19<br />
eBay – 39,95 40,41 -0,80 40,08 39,19 30,33 + 31,85 – 17<br />
EMC – 23,65 24,07 -0,72 23,72 23,25 21,54 + 9,77 – 14<br />
Exxon Mobil 2,28 85,47 84,80 +1,71 85,57 84,26 84,76 + 0,87 2,67 10<br />
Facebook – 30,74 31,73 -2,04 31,07 30,56 + 0,00 – –<br />
General Electric 0,68 19,77 20,00 -0,30 19,87 19,46 17,91 + 10,27 3,44 13<br />
Google – 576,52 585,98 -1,35 579,15 568,55 645,90 – 10,72 – 14<br />
▼ Green Mountain Coffee Roasters – 19,66 24,50 -20,06 20,48 19,17 44,85 – 56,16 – 7<br />
▼ Hewlett-Packard 0,53 18,98 19,57 -3,60 19,20 18,77 25,76 – 26,42 2,79 5<br />
IBM 3,40 186,01 191,41 -2,06 186,33 183,03 183,88 + 1,00 1,83 12<br />
▼ Intel 0,84 25,25 26,16 -3,23 25,39 24,76 24,25 + 4,25 3,32 10<br />
Johnson & Johnson 2,44 68,61 67,64 +2,28 68,74 67,73 65,58 + 4,61 3,56 13<br />
▲ JPMorgan Chase 1,20 36,07 33,90 +6,42 36,20 34,86 33,25 + 8,30 3,33 8<br />
Kraft Foods 1,16 39,71 38,98 +1,96 39,75 39,03 37,36 + 6,25 2,92 16<br />
▲ McDonald’s 2,80 92,29 89,66 +3,50 92,69 92,07 100,33 – 7,97 3,03 16<br />
Microsoft 0,80 29,39 30,19 -2,33 29,48 28,72 25,96 + 13,33 2,72 11<br />
Newmont Mining 1,40 46,16 47,91 -3,06 46,35 45,55 60,01 – 23,11 3,03 –<br />
Pfizer 0,88 22,81 22,54 +2,65 22,90 22,70 21,64 + 5,45 3,86 10<br />
Philip Morris 3,08 90,21 89,45 +2,21 90,49 89,75 78,48 + 15,00 3,41 17<br />
▲ Procter & Gamble 2,25 65,09 61,28 +6,30 65,75 63,77 66,71 – 2,34 3,45 16<br />
Starbucks 0,68 53,61 51,97 +3,33 53,69 52,16 46,01 + 16,49 1,27 29<br />
Staatsanleihen Industrielaender<br />
Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />
4,25 Belgien 12/22 114,11 – AA BE0000325341<br />
4 Finnland 09/19 123,61 1,92 AAA FI4000006176<br />
5,75 Frankreich 01/32 140,83 – AAA FR0000187635<br />
4,25 Frankreich 08/18 116,89 1,41 AAA FR0010670737<br />
8,5 Frankreich 92/23 157,60 – AAA FR0000571085<br />
4,5 Niederlande 07/17 118,29 0,75 AAA NL0006007239<br />
7,5 Niederlande 93/23 155,21 – AAA NL0000102077<br />
4,3 Österreich 07/17 116,75 0,95 AAA AT0000A06P24<br />
4,35 Österreich 08/19 118,80 1,37 AAA AT0000A08968<br />
4 Polen 10/21 107,82 2,96 A- XS0543882095<br />
4,63 Slowakei 12/17 109,10 – A+ SK4120008301<br />
4,85 Spanien 10/20 89,64 6,49 BBB- ES00000122T3<br />
Staatsanleihen Emerging Markets<br />
Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />
7,38<br />
11<br />
5<br />
5,5<br />
4,25<br />
7,5<br />
5<br />
5,25<br />
4,5<br />
Brasilien 05/15<br />
Brasilien 97/17<br />
Kroatien 04/14<br />
Mexiko 04/20<br />
Mexiko 10/17<br />
Peru 04/14<br />
Rumänien 10/15<br />
Rumänien 11/16<br />
Südafrika 06/16<br />
114,58<br />
140,66<br />
104,00<br />
115,92<br />
107,38<br />
112,94<br />
101,28<br />
101,00<br />
108,55<br />
1,48<br />
2,22<br />
2,61<br />
3,10<br />
2,65<br />
–<br />
4,46<br />
–<br />
–<br />
BBB XS0211229637<br />
BBB XS0077157575<br />
BBB- XS0190291582<br />
BBB XS0206170390<br />
BBB XS0525982657<br />
BBB- XS0203281182<br />
BBB- XS0495980095<br />
BBB- XS0638742485<br />
BBB+ XS0250007498<br />
Anleihen Sonderinstitute<br />
Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />
0,4 EFSF 12/13 100,10 0,24 AAA EU000A1G0AF5<br />
1 EFSF 12/14 101,05 0,36 AA+ EU000A1G0AG3<br />
1,63 EFSF 12/15 102,20 0,75 AA+ EU000A1G0AE8<br />
2 EFSF 12/17 102,88 1,38 AAA EU000A1G0AK5<br />
2,75 EFSF 11/16 107,15 – AA+ EU000A1G0AC2<br />
3,38 EFSF 11/21 107,64 2,42 AA+ EU000A1G0AB4<br />
3,5 EFSF 11/22 108,70 2,46 AA+ EU000A1G0AD0<br />
2,25 KFW 10/15 105,22 0,32 AAA DE000A1DAMJ6<br />
2,25 KFW 10/17 106,91 0,87 AAA DE000A1DAMM0<br />
2,5 KFW 12/22 106,89 1,71 AAA DE000A1K0UG6<br />
2,63 KFW 11/19 108,36 1,37 AAA DE000A1K0UA9<br />
3,13 KFW 09/14 104,83 0,11 AAA DE000A0XXM38<br />
3,13 KFW 11/18 111,15 – AAA DE000A1H36X9<br />
3,13 KFW 09/16 109,74 0,63 AAA DE000A0Z2KS2<br />
3,13 KFW 11/16 109,30 0,59 AAA DE000A1H36V3<br />
3,38 KFW 11/21 114,04 1,60 AAA DE000A1EWEJ5<br />
3,63 KFW 10/20 115,25 1,46 AAA DE000A1CR4S5<br />
3,88 KFW 09/19 116,15 1,27 AAA DE000A0L1CY5<br />
4,13 KFW 07/17 115,74 0,87 AAA DE000A0MFJX5<br />
4,38 KFW 08/18 118,37 1,17 AAA DE000A0SLD89<br />
4,38 KFW 08/13 105,32 0,02 AAA DE000A0E9DM0<br />
4,63 KFW 07/23 125,53 1,91 AAA DE000A0PM5F0<br />
Ausgewählte Anleihen<br />
Gewinnzahlen<br />
Glücksspirale: 10 Euro auf Endziffer 2, 20 Euro auf<br />
Endziffern 89, 50 Euro auf Endziffern 639, 500 Euro<br />
auf Endziffern 5 541, 5 000 Euro auf Endziffern<br />
96 872, je 100 000 Euro auf die Endziffern 061 840<br />
und 762 139.<br />
Prämienziehung: je 7500 Euro monatlich auf die<br />
Losnummern 6 130 592 und 9 268 291.<br />
SKL - Das Millionenspiel: 1 000 000 Euro fiel auf<br />
die Losnummer 1 235 427; 100 000 Euro auf die<br />
Losnummer 0 529 653; 50 000 Euro auf die Losnummer<br />
2 527 445; 10 000 Euro auf die Losnummer<br />
2 926 009; 1 000 Euro auf die Endziffern<br />
6 453; je 200 Euro auf die Endziffern 17 , 48 und 84.<br />
Es sind keine Ergänzungszüge angefallen.<br />
ARD-Fernsehlotterie (nur Mega-Lose): 1 000 000<br />
Euro auf Losnummer 8 052 726; 100 000 Euro auf<br />
Endziffern 075 271; 10 000 Euro auf Endziffern<br />
80 537; 1 000 Euro auf Endziffer 7 666, 10 Euro auf<br />
Endziffern 26. Wochenziehung: Polo Trendline auf<br />
Losnummer 7 349 930; Golf Trendline auf Losnummer<br />
1 999 100; 1 Woche ( 2 Pers.) in der Yachthafenresidenz<br />
Hohe Düne Yachting & Spa Resort<br />
in Rostock-Warnemünde auf Losnummer<br />
2 305 025; Wellness-Woche für 2 Pers. im Hotel<br />
„Dollenberg“ im Schwarzwald auf Losnummer<br />
7 702 308; 100 000 Euro auf Losnummer<br />
7 497 875.<br />
Eurojackpot:<br />
Gewinnzahlen (5 aus 50): 8, 12, 27, 31, 37<br />
Eurozahlen (2 aus 8): 3, 6<br />
1. Rang (5+2) unbesetzt, im Jackpot 20 000 000 Euro;<br />
2. Rang (5+1) 3 x 125 697,40; 3. Rang (5) 1<br />
x 125 697,40 Euro; 4. Rang (4+2) 22 x 3 677,30 Euro;<br />
5. Rang (4+1) 283 x 226,30 Euro; 6. Rang (4) 383<br />
x 105,60 Euro; 7. Rang (3+2) 1 465 x 39,10 Euro; 8.<br />
Rang (3+1) 13 855 x 19,90 Euro; 9. Rang (2+2)<br />
21 995 x 12,00 Euro; 10. Rang (3) 17 523 x 12,00 Euro;<br />
11. Rang (1+2) 110 281 x 7,40 Euro; 12. Rang<br />
(2+1) 204 268 × 7,40 Euro. (Ohne Gewähr)<br />
Versicherer mischen mit<br />
Frankfurt –DieAareal Bank prüft eine Zusammenarbeit<br />
mit Versicherern bei der Finanzierung<br />
von Immobilien. Versicherer<br />
zeigtenzunehmend Interesseangroßvolumigem<br />
Geschäft an erstklassigen Standorten,<br />
sagte Aareal-Finanzchef Hermann<br />
Merkens der Börsen-Zeitung.AuchdieAareal<br />
werde „beidemeinoderanderen Deal“<br />
wahrscheinlich mit Versicherern zusammenarbeiten.<br />
REUTERS<br />
Unternehmensanleihen<br />
Kupon Anleihe 13.07. Rend. Bonit. ISIN<br />
3,88 BMW Fin. 10/17 110,61 1,42 A XS0478931354<br />
5 BMW US Cap. 08/15 110,88 1,11 A XS0364671346<br />
4,13 Daimler 10/17 111,47 1,47 A- DE000A1C9VQ4<br />
2,13 Daimler 12/18 101,97 1,77 A- DE000A1PGQY7<br />
2,95 Dt. Post Fin. 12/22 103,40 2,56 BBB+ XS0795877454<br />
4,25 Dt. Telekom Int. Fin 10/22 114,76 2,56 BBB+ XS0525787874<br />
5,75 Dt. Telekom Int. Fin. 08/15 112,07 1,24 BBB+ DE000A0TT2M2<br />
4,13 EnBW Int. Fin. 09/15 108,78 1,11 A- XS0438843871<br />
5,25 Eon Intern Fin. 08/15 112,99 1,01 A- XS0385754733<br />
3,75 GE Cap. Europ.F. 11/16 106,87 – A+ XS0612837657<br />
6,75 Heidelb.-Cem. Fin. 10/15 110,35 3,53 BB+ XS0520759803<br />
5,5 Hoch-Tief 12/17 106,45 3,95 DE000A1MA9X1<br />
4,75 Lafarge 05/20 96,66 – BB+ XS0215159731<br />
7,75 Lanxess Fin. 09/14 111,16 1,17 BBB XS0423036663<br />
5,5 Lanxess Fin. 09/16 114,81 1,77 BBB XS0452802175<br />
4,75 Linde Fin. 07/17 116,42 1,18 A XS0297699588<br />
3,88 Linde Fin. 11/21 115,44 1,96 A XS0632659933<br />
6,75 Lufthansa AG 09/14 107,80 1,97 BB+ XS0419185789<br />
4,5 Merck Fin. Serv. 10/20 116,17 2,19 BBB XS0497186758<br />
7,63 Metro AG 09/15 115,16 1,67 BBB DE000A0XFCT5<br />
4,25 Metro AG 10/17 109,50 2,06 BBB DE000A1C92S3<br />
8,63 Michelin Lux 09/14 113,63 – BBB+ XS0424686573<br />
8,38 Peugeot SA 09/14 103,14 6,64 BB+ FR0010780452<br />
6,88 Peugeot SA 11/16 98,70 7,26 BB+ FR0011124544<br />
5,63 Renault SA 10/17 104,34 4,56 BB+ FR0010871541<br />
4 Rheinmetall 10/17 106,89 – BBB- XS0542369219<br />
3,88 Rhön Klinikum 10/16 104,25 2,63 BBB XS0491047154<br />
6,5 RWE Fin. 09/21 132,58 2,44 A XS0412842857<br />
4,5 Sanofi 09/16 113,18 0,98 AA- XS0428037740<br />
3,5 SAP AG 10/17 107,95 1,73 XS0500128326<br />
4 Schneider El. 05/17 111,77 – FR0010224337<br />
4,38 Shell Intern. 09/18 116,84 1,35 AA XS0428147093<br />
5,38 Siemens Fin. 08/14 108,64 0,77 AA- XS0369462022<br />
4 Stada Arznei. 10/15 104,95 2,13 XS0503278847<br />
5,13 Stora Enso 04/14 104,91 – BB XS0194948617<br />
4,13 Südzucker Int.Fin. 11/18 113,24 1,67 BBB+ XS0606202454<br />
4,38 Thyssen-Krupp AG 12/17 102,27 3,82 BB DE000A1MA9H4<br />
8,5 Thyssen-Krupp Fin. 09/16 114,54 4,06 BB DE000A0T61L9<br />
3,63 Total Cap. 09/15 107,78 – AA XS0428461718<br />
3,38 Unilever 05/15 108,39 0,70 A+ XS0230663196<br />
5,25 Veolia 09/14 107,35 1,03 BBB+ FR0010750497<br />
6,75 Veolia SA 09/19 125,29 2,62 BBB+ FR0010750489<br />
7 VW Int. Fin. 09/16 119,24 1,41 A- XS0412443052<br />
Quelle: GOYAX.de, AID Hannover, Morningstar Alle Angaben im Kursteil der SZ erfolgen ohne Gewähr
SPORT<br />
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 HF3 21<br />
SCHIEDSRICHTERREFORM<br />
Nur noch<br />
Teilzeit-Zahnarzt<br />
VON JOHANNES AUMÜLLER<br />
Es ist gar nicht so einfach, für den<br />
Begriff „Schiedsrichter“ genügendSynonymezufinden.„Unparteiischer“<br />
mag ja noch gehen, aber schon<br />
„Referee“ ist für die Anti-Anglizismen-<br />
Fraktion ein Graus, und vom „Mann in<br />
Schwarz“ kann wirklich keine Rede<br />
mehr sein, seit sich die Spielleiter auch<br />
bunte Trikots anziehen. Doch zum Glück<br />
hat eines Tages jemand entdeckt, dass<br />
diese Schiedsrichter alle noch irgendeinen<br />
Beruf haben und aus irgendeinem<br />
Ort stammen – weshalb sich Konstruktionen<br />
wie der „Zahnarzt aus Kaiserslautern“,<br />
der „Bankkaufmann aus Ergolding“<br />
oder der „Jurist aus München“ einen<br />
hübschen Platz im <strong>Fußball</strong>reportagen-Jargon<br />
erarbeitet haben.<br />
Ein Teil der <strong>Fußball</strong>-Welt hat damit<br />
aber Probleme. Wie kann es sein, dass in<br />
diesem durch und durch professionalisierten<br />
Sportbetrieb an so exponierter<br />
Stelle noch Zahnärzte, Bankkaufleute<br />
und Juristen, mithin also aus sportlicher<br />
Sicht: Amateure, wirken? Müsste dort<br />
nicht ein Profi-Schiedsrichter hin?<br />
Der Deutsche <strong>Fußball</strong>-Bund hat sich<br />
nun zum wiederholten Mal, und gegen<br />
den Wunsch von Fifa-Chef Sepp Blatter,<br />
gegen den Profi-Ansatz entschieden. Er<br />
belässt seine Schiedsrichter formal im<br />
StatusvonAmateuren.Abererbezahltihnen<br />
– zusätzlich zu den Einsätzen pro<br />
Spiel – ab sofort noch ein ansehnliches<br />
Fixgehalt pro Jahr. Spitzenkräfte kommen<br />
so auf bis zu 200 000 Euro pro Jahr.<br />
Von „Halbprofis“ ist jetzt die Rede. Die<br />
Schiedsrichter können nun noch etwas<br />
mehr als bisher als Teilzeit-Zahnärzte<br />
und Teilzeit-Juristen arbeiten und müssen<br />
sich weniger sorgen, wenn sie sich<br />
einmal verletzen. Der DFB wiederum<br />
mussbei einemLeistungseinbrucheines<br />
Schiedsrichters kein Arbeitnehmerverhältnis<br />
berücksichtigen.<br />
InsofernistdieReformokay.Entscheidender<br />
als der formale Status sind aber<br />
die drängenden inhaltlichen Fragen zum<br />
Schiedsrichterwesen. Wie sieht es beispielsweise<br />
mit der technischen Unterstützung<br />
aus? Anders als der HalbprofischiedsrichterkommtdieTorlinientechnologie<br />
in der Bundesliga nämlich nicht<br />
mit dem Start der neuen Saison, sondern<br />
frühestens im Sommer 2013. Das ist den<br />
Verantwortlichen aufgrund des engen<br />
Zeitplanes nicht zwingend anzukreiden<br />
– aber es ist bezeichnend. Zudem ließe<br />
sich über mehr Transparenz in Berufungs-undBeurteilungsfragendebattieren.<br />
Beispielsweise war in den vergangenen<br />
Jahren bisweilen irritierend, welcher<br />
Schiedsrichter den Sprung in die<br />
Erstliga-Gruppe schaffte. Und schließlich<br />
sind weder die Folgen der Amerell/Kempter-Causa<br />
noch die staatsanwaltschaftlichen<br />
Ermittlungen gegen<br />
mehrals20UnparteiischewegenSteuerhinterziehung<br />
vollends aufgearbeitet.<br />
Geld und Technik<br />
Mehr Unterstützung für die Schiedsrichter<br />
Altensteig-Wart – Deutschlands Spitzen-<br />
Schiedsrichter dürfen sich neben einer finanziellen<br />
Grundabsicherung auch über<br />
die Einführung technischer Hilfsmittel ab<br />
derSaison 2013/14 freuen. Mit der Zahlung<br />
eines Fixgehaltes von mindestens 15 000<br />
und maximal 40 000 Euro will der Deutsche<br />
<strong>Fußball</strong>-Bund (DFB) die Rahmenbedingungen<br />
für die Referees weiter professionalisieren.<br />
„Profi-Schiedsrichter wird<br />
es aber auch künftig nicht geben“, stellte<br />
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach am<br />
SamstagbeiderSchiedsrichtertagunginAltensteig-Wart<br />
klar. Damit bleibt der DFB<br />
auf Konfrontationskurs zu Fifa-Präsident<br />
Sepp Blatter. Nach dem Willen des Schweizers<br />
sollen bei der WM 2014 nur noch<br />
hauptamtliche Schiedsrichter zum Einsatz<br />
kommen. „Das machen wir nicht. Die<br />
Schiedsrichter bleiben in ihren Jobs, haben<br />
jetzt aber mehr Freiräume, die sie für die<br />
Spiele einfach brauchen“, sagte Niersbach.<br />
Insgesamt gibt der DFB pro Saison zusätzlicheineMillionEurofürdieUnparteiischenaus.„Das<br />
isteinwunderbares Signal,<br />
über das wir sehr froh sind“, erklärte<br />
Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel. Neben<br />
dem Grundgehalt und den Spielhonoraren,<br />
die in der Bundesliga unverändert<br />
3800 Euro und in der 2. Liga 2000 Euro betragen,<br />
erhalten die Unparteiischen ab sofortaucheinebesseremedizinischeBetreuung.<br />
Künftig steht ihnen bei jedem Einsatz<br />
ein Physiotherapeut zur Verfügung.<br />
Die deutschen Spitzenschiedsrichter –<br />
Wolfgang Stark, Felix Brych, Florian Meyer,<br />
Manuel Gräfe und Deniz Aytekin – kassieren<br />
von nun an die Maximalsumme von<br />
40 000Euro, dieanderenFifa-Referees sowie<br />
die Bundesliga-Schiedsrichter mit<br />
mehralsfünfJahrenErfahrung30000.Alle<br />
anderen Unparteiischen in der Bundesliga<br />
erhalten 20 000 Euro, in der 2. Liga werden15000Eurogezahlt.Nebenderfinanziellen<br />
Unterstützung wird es für die Referees<br />
bald auch technische Hilfe bei kniffligen<br />
Spielsituationen geben. „Der DFB und<br />
der Ligaverband sind für die Einführung<br />
der Torlinientechnologie. Das geht aber<br />
nicht vor der Saison 2013/14“, erklärte<br />
Niersbach. Er rechnet nicht damit, dass die<br />
Technik auch im DFB-Pokal zum Einsatz<br />
kommt, weil sie für die Amateurvereine zu<br />
teuer ist. „Da geht es um die Einheitlichkeit<br />
des Wettbewerbes. Deshalb sehe ich das<br />
nicht“, meinte der DFB-Chef. Torrichter<br />
lehnte Niersbach ab. DPA<br />
VON THOMAS KISTNER<br />
München–UnterDruckgeratendurchDokumente<br />
der Schweizer Justiz, die seine<br />
Mitwisserschaft im Korruptionsgeflecht<br />
um den <strong>Fußball</strong>-Weltverband belegen, hat<br />
Fifa-Präsident Sepp Blatter am Sonntag<br />
um sich geschlagen. Dabei machte er<br />
Schlagzeilen mit kaum verhohlenen Korruptionsvorwürfen<br />
gegen seineKritikerim<br />
deutschen <strong>Fußball</strong> – und offenbar einen<br />
schweren Fehler. Denn in seinem Interview<br />
mit dem Schweizer SonntagsBlick behauptet<br />
Blatter, er habe von SchmiergeldernanbestechlicheFifa-FunktionäreerstnachträglichimJahr2001erfahren.Ermittlungsergebnisse<br />
und Zeugenaussagen zeigen<br />
jedoch anderes.<br />
Das Schweizer Gerichtsdokument zum<br />
Fall der früheren Rechte-Agentur ISL wurdeamvergangenenMittwochpublik.Esbelegt<br />
Schmiergelder in Millionenhöhe an<br />
Blatters Vorgänger João Havelange und<br />
dessen Ex-Schwiegersohn Ricardo Teixeira.<br />
Und vor allem: dass Blatter davon wusste,<br />
in mindestens einem Fall sogar konkret<br />
von einer Millionenzahlung an Havelange,<br />
die irrtümlich auf einem Fifa-Konto gelandet<br />
war. Der Vorgang fand nach Aktenlage<br />
und Zeugenaussagen im März 1997 statt –<br />
vier Jahre vor dem Konkurs der ISL 2001.<br />
Dessen ungeachtet unterschrieb Blatter<br />
Monate später, am 12. Dezember 1997, mit<br />
Havelange für die Fifa einen neuen MarketingvertragmitderISLfürdieWM-Turniere<br />
2002 und <strong>2006</strong>. Schon damals, bei den<br />
Bieterverfahren umdieTV-und dieMarketingrechte,warvonkonkurrierendenAgenturen<br />
Blatters Prozedere als parteiisch gerügtworden;derwardamalsFifa-Generalsekretär.<br />
Eric Drossart, Topmanager der<br />
Sportagentur IMG, beklagte sich, das Bieterverfahren<br />
laufe auf zwei Ebenen ab, „eine<br />
für die ISL und eine für alle anderen“. Er<br />
bezeichneteBlatters nebulöseZwischenbescheide<br />
auf seine Offerten als „kosmetische<br />
Übungen“, um die Fifa gegen „künftige<br />
Vorwürfe der unfairen und unsauberen<br />
Wettbewerbsführung zu schützen“.<br />
Die DiskrepanzzwischeneinerSchmiergeldüberweisunganno1997mitBlattersoffenkundiger<br />
Kenntnisnahme einerseits<br />
und andererseits den jüngsten Beteuerungen,<br />
erst 2001 von ISL-Zahlungen erfahren<br />
zuhaben,bedarfdringend derAufklärung.<br />
Fehler sieht Blatter in seiner gesamten<br />
Verhaltensweise vorläufig nicht. Per Fifa-<br />
Erklärung am Donnerstag bezeichnete er<br />
SchmiergelderalsProvisionen,diemandamals<br />
„als Geschäftsaufwand sogar von den<br />
Steuern“ habe abziehen können. Man könne<br />
nicht heutige Maßstäbe anlegen: „Ich<br />
kann also nicht von einem Delikt gewusst<br />
haben, welches keines war.“ Sätze wie diese<br />
fliegen ihm international um die Ohren.<br />
München – Auf einmal hatte Charles<br />
Dempsey genug. Der Neuseeländer erhob<br />
sich,murmelte etwasvon persönlichen Bedrohungen<br />
und verließ den Raum, in dem<br />
sich das 24-köpfige Exekutivkomitee des<br />
Weltfußballverbandes Fifa versammelt<br />
hatte, um den Ausrichter der WM <strong>2006</strong> zu<br />
küren.EnglandundMarokkowarenausgeschieden.<br />
Alles war auf ein Unentschieden<br />
zwischen Deutschland und Südafrika hinausgelaufen,<br />
was für Deutschland dennoch<br />
gleichbedeutend mit einer Niederlage<br />
gewesen wäre: Denn Fifa-Chef Sepp<br />
Blatter unterstützte den Gegner, und bei<br />
Pattsituationen entscheidet die Stimme<br />
des Vorsitzenden. Es stand zwar nicht zehn<br />
zu zehn, wie sich Blatter im SonntagsBlick<br />
kurioserweise erinnert, aber es stand zwölf<br />
zu zwölf. Doch wegen Dempseys mysteriösem<br />
Verhalten hatten sich die Mehrheitsverhältnisse<br />
in dem Gremium verschoben.<br />
EineEnthaltung,elfStimmenfürSüdafrika,<br />
zwölf Stimmen für Deutschland. Die<br />
vonBundeskanzlerGerhardSchröderange-<br />
Ein Angriff – und ein Fehler<br />
Der unter Druck geratene Fifa-Chef Sepp Blatter geht mit seinem Korruptionsvorwurf gegen die deutschen WM-Bewerber von <strong>2006</strong> in die Offensive.<br />
In der aktuellen Fifa-Schmiergeldaffäre behauptet er unterdessen, erst 2001 Details erfahren zu haben – was der Aktenlage widerspricht<br />
Dass ihn auch DFB-Chef<br />
Niersbach angreift, ließ Blatter<br />
wohl die Contenance verlieren<br />
Ein schöner Schreibtisch ist das, im Fifa-Hauptquartier. Doch die Zahl derer, die wollen, dass Sepp Blatter dort nicht mehr lange sitzt, wächst. FOTO: SONNTAGSBLICK / GORAN BASIC<br />
Besonders in Deutschland. Wie Blatter nun<br />
selbstbestätigt,hatihnLigapräsidentReinhardRauballpersönlichzumRücktrittaufgefordert.„RauballhatmichamFreitagangerufenund<br />
mirgesagt,ich sollezurücktreten.“<br />
Er habe Rauball gesagt, das sei nicht<br />
so einfach – die bizarre Begründung:<br />
„Schließlich bin ich vom Kongress gewählt.“<br />
Ist es Fifa-Präsidenten etwa verboten,auseigenemAntriebihrAmtzurVerfügung<br />
zu stellen?<br />
Als wendig „wie ein Aal“ beschrieb unlängst<br />
Bayern Münchens Vorstandschef<br />
Karl-Heinz Rummenigge den Fifa-Boss,<br />
und so schlängelt er sich auch diesmal<br />
durch das Minenfeld. Dass ihn allerdings<br />
neben Rauball auch Wolfgang Niersbach<br />
angreift, ließ Blatter nun womöglich die<br />
Contenanceverlieren.Niersbach,derPräsi-<br />
führte deutsche Delegation jubelte, das<br />
Sommermärchen nahm Gestalt an.<br />
Seitjenem6. Juli2000istnichtabschließend<br />
geklärt, was den greisen Neuseeländer<br />
zu diesem Schritt veranlasste. Das berühmtgewordeneJux-FaxdesSatiremagazins<br />
Titanic, das Dempsey in der Nacht vor<br />
der Abstimmung im Grand Hotel Dolder in<br />
Zürich erhielt und das ihm als Gegenleis-<br />
tung für eine Stimme für Deutschland einenPräsentkorbmitSchwarzwälderSpezialitäten<br />
sowie eine Kuckucksuhr versprach,<br />
war eher nicht der Grund. Es verstellt<br />
vielmehr den Blick auf jene Gerüchte,<br />
die sich in fußballerischen und politischen<br />
Kreisen seitdem halten – dass nämlich in<br />
den Stunden vor der Wahl ein Koffer mit<br />
250 000 Dollar durchs feine Züricher Hotel<br />
transportiert worden sei. Fedor Radmann,<br />
damals Vizepräsident des deutschen WM-<br />
dent des Deutschen <strong>Fußball</strong>-Bundes<br />
(DFB), attackierte Blatter am Samstag<br />
scharf in der ISL-Affäre: „Die Reaktion des<br />
Fifa-Präsidenten hat mich geschockt.<br />
Wenn nicht unbedeutende PersönlichkeitenderFifa<br />
Geldkassierthabenund dieReaktiondaraufist,dassdasdamalsnichtverbotenwar,dannkönnenwirunsalsDFBdavon<br />
nur klar distanzieren.“<br />
Blatters offenkundige Retourkutsche<br />
folgte im SonntagsBlick, wo er ohne Not die<br />
Vergabe derWM <strong>2006</strong> an Deutschland thematisiert:<br />
„Gekaufte WM – da erinnere ich<br />
mich an die WM-Vergabe für <strong>2006</strong>, wo im<br />
letzten Moment jemand den Raum verließ.<br />
Und man so statt 10 zu 10 bei der Abstimmung<br />
ein 10 zu 9 für Deutschland hatte. Ich<br />
bin froh, musste ich keinen Stichentscheid<br />
fällen. Aber, na ja, es steht plötzlich einer<br />
Organisationskomitees, sagte am Sonntag<br />
dem Tagesspiegel, auf den Neuseeländer<br />
sei es gar nicht angekommen: „Dempsey<br />
hattedemDFBzugesichert,zuerstfür EnglandzustimmenundnacheinemAusscheiden<br />
Englands für Deutschland.“ Das darf<br />
man allerdings bezweifeln: Vom ozeanischenKontinentalverbandhatteerdieWeisung<br />
erhalten, Südafrika zu unterstützen.<br />
Doch nicht nur wegen des Verhaltens<br />
des vor vier Jahren verstorbenen Charles<br />
Dempsey war das Zustandekommen des<br />
Entscheids pro Deutschland dubios. Ende<br />
der neunziger Jahre hatte die entscheidendePhase<br />
fürdieBewerbung begonnen –eine<br />
Bewerbung, die nicht nur der Deutsche<br />
<strong>Fußball</strong>-Bund (DFB) unterstützte, sondern<br />
auch die Politik und der Fernsehrechteinhaber<br />
Leo Kirch, der sich von einem Turnier<br />
in Deutschland mehr Einnahmen versprach<br />
als von einem am Kap. So ging also<br />
Franz Beckenbauer für die Fotografen und<br />
Fernsehkameras auf Weltwerbetournee,<br />
die ihn bis in die Südsee führte. Nette Bil-<br />
auf und geht. Vielleicht war ich da auch zu<br />
gutmütig und zu naiv.“ Auf Nachfrage, ob<br />
er vermute, die WM <strong>2006</strong> in Deutschland<br />
sei <strong>gekauft</strong> gewesen, antwortet Blatter:<br />
„Nein, ich vermute nichts. Ich stelle fest.“<br />
Wie sicher sich Blatter auf dem Fifa-<br />
Thron fühlt, den er 1998 unter affärenreichen<br />
Umständen eroberte, lässt er wiederholt<br />
anklingen. So schließt er eine fünfte<br />
Amtszeit ab 2015 nicht aus, auch hält er<br />
sich die – kaum erkennbare – interne Reform<br />
unter Mark Pieth zugute. Wobei sich<br />
der Basler Compliance-Experten durch<br />
Blatters nun angekündigte Lust auf eine<br />
fünfte Amtszeit massiv düpiert fühlen<br />
müsste.ZudenVorschlägenseinerReform-<br />
Gruppe zählt ja auch der, die Amtszeit des<br />
Präsidenten auf zwei Laufzeiten zu beschränken.<br />
Pieth hatte bereits am Samstag<br />
der, die faktisch aber nur wenig einbrachten.DennwährendBeckenbaueröffentlichkeitswirksam<br />
um die Welt jettete, bastelten<br />
die Strippenzieher zu Hause an einer<br />
Mehrheitinjenem 24-Mann-Gremium namensExekutivkomitee,indemesvonskandalumranktenMitgliedernnursowimmelte.DieachtStimmendeseuropäischenBlockes<br />
durften sie schnell als sicher erachten:<br />
vor allem als Revanche für den Ausgang<br />
der Fifa-Präsidentenwahl 1998, als der europäischen<br />
Kandidat Lennart Johansson<br />
überraschend Blatter unterlegen war.<br />
Dochwosollten dieübrigenVoten herkommen?<br />
Von den afrikanischen Mitgliedern<br />
des Gremiums wegen des Gegenkandidaten<br />
Südafrika ehernicht. Vonden amerikanischen<br />
eher auch nicht, weil deren einflussreichstenLeutedamalsenganderSeite<br />
von Blatter standen.<br />
Das soll nicht heißen, dass die deutschen<br />
Strategen bei den Funktionären aus<br />
diesen Kontinenten gleich aufgaben. Als<br />
wenigeWochenvorderAbstimmungMitarbeiter<br />
von Kirch in vier ausgesuchten VerbändendieVerwertungsrechtefürFreundschaftsspiele<br />
mit Beteiligung des Beckenbauer-Klubs<br />
FC Bayern erwarben, zählten<br />
dazu auch die von Tunesien und Trinidad<br />
&Tobago,woherdiebeidenFifa-Wahlmänner<br />
Slim Chiboub und Jack Warner kamen.<br />
Doch in erster Linie richtete sich der Blick<br />
der Strippenzieher auf eine andere Gruppe:<br />
den asiatischen Block.<br />
Vier Asiaten saßen damals im Exekutivkomitee:<br />
Mohammed Bin Hammam (Katar),<br />
Abdullah Al-Dabal (Saudi-Arabien),<br />
Chung Mong-joon (Südkorea) und Worawi<br />
Makudi (Thailand). Einerseits war dieses<br />
Quartett noch sauer, weil Fifa-Chef Blatter<br />
demasiatischenVerbandeinenversprochenen<br />
zusätzlichen WM-Startplatz verwehrte.<br />
Doch zugleich war merkwürdig, was<br />
sich in den Wochen vor der Züricher Entscheidung<br />
auf dem politischen und wirtschaftlichenTerrainabspielte.DastiegbeispielsweiseDaimlerChrysler,dasüberMercedes-Benz<br />
zu den wichtigsten Sponsoren<br />
desDFBzählt,beimsüdkoreanischenAutohersteller<br />
Hyundai ein – Fifa-Wahlmann<br />
Chung ist der sechste Sohn des Hyundai-<br />
Gründers. Da verkaufte eine Firma des<br />
im Deutschlandfunk erklärt, dass er weiter<br />
auf Blatter setze. Nur dieser könne auf die<br />
Mitglieder des Fifa-Vorstands einwirken<br />
und seine Vorschläge durchfechten.<br />
Auch eine Amtszeitbeschränkung? Es<br />
wirdabsurd,inderinternationalen Compliance-Branche<br />
wächst das Unverständnis,<br />
Pieth scheint seinen guten Ruf zu verspielen.Kritisiertwirdetwa,dassPiethbehauptet,erbraucheBlatterunbedingtfürdieReform.<br />
Warum eigentlich? Blatter habe doch<br />
gerade mit seinen verharmlosenden Äußerungen<br />
über Schmiergelder alle Prinzipien<br />
vonNull-ToleranzundguterGeschäftsführung<br />
„ad absurdum geführt“, sagt Sylvia<br />
Schenk von Transparency International,<br />
„jetzt kann auch jeder Wettbetrüger sagen,<br />
gewisse Dinge seien in seinem Land nicht<br />
direkt verboten.“<br />
Der dreizehnte Mann<br />
Freundschaftsspiele, Panzerfäuste und ein plötzlicher Abschied: Dem Mehrheits-Votum für Deutschland bei der WM-Vergabe <strong>2006</strong> gingen zahlreiche Merkwürdigkeiten voraus<br />
War es ein Titanic-Fax? Oder doch<br />
ein Koffer mit 250 000 Dollar?<br />
Natürlich gewinnt Deutschland, wer denn sonst? Bundeskanzler Gerhard Schröder, Franz Beckenbauer, Claudia Schiffer und Boris<br />
Becker (von rechts nach links) gaben sich kurz vor der Abstimmung im Jahr 2000 zuversichtlich. FOTO: DPA<br />
Entscheidend ist<br />
der asiatische Block<br />
Thailänders Makudi plötzlich deutsche<br />
Edelkarossen – wobei: Es war gar nicht seine<br />
Firma, wie er später erklärte, sondern<br />
die Firma seiner Frau. Da kam es zu diversen<br />
Investitionen deutscher Dax-KonzerneinAsien.UnddafälltederBundessicherheitsratunterKanzlerSchröderniedementierten<br />
Berichten zufolge den Beschluss,<br />
1200 Panzerfäuste nach Saudi-Arabien zu<br />
liefern,zudessenKönigshausauchderFifa-<br />
Vorstand Al-Dabal zählt. Ein Zusammenhang<br />
wird von allen Beteiligten bestritten,<br />
und doch stimmte das asiatische Quartett<br />
inderentscheidenden Sitzunggeschlossen<br />
für Deutschland, wie Bin Hammam später<br />
selbst zugab.<br />
Das Problem: Selbst die Voten der acht<br />
Europäer und der vier Asiaten reichten<br />
noch nicht. Nun stand es ja erst zwölf zu<br />
zwölf,beieinerPattsituationwürdediePräsidentenstimme<br />
Sepp Blatters entscheiden.<br />
Noch sprach immer alles für eine WM<br />
<strong>2006</strong> in Südafrika. Musste nun noch einer<br />
dervorherumgarntenKandidatenausAfrika<br />
oder Amerika umkippen, um die Mehrheit<br />
für Deutschland zu sichern?<br />
Nein. Dennplötzlich verließder Neuseeländer<br />
Charles Dempsey das Fifa-Hauptquartier.<br />
JOHANNES AUMÜLLER<br />
Wie man nicht auftritt<br />
Investor Michael Kühne setzt<br />
die HSV-Führung weiter<br />
unter Druck 22<br />
Mit Badehose und Flipflops<br />
Der stille Rad-Sprinter André Greipel<br />
gewinnt zum dritten Mal<br />
eine Tour-Etappe 23<br />
Nachricht an Vitali<br />
Boxer David Haye demonstriert,<br />
dass er den Klitschkos auf<br />
Augenhöhe begegnen kann 24<br />
Ergebnisse 24<br />
R www.sz.de/sport<br />
HEUTE
22 HBG SPORT<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
FUSSBALL<br />
Thiago Silva geht nach Paris<br />
Der Wechsel des brasilianischen Innenverteidigers<br />
Thiago Silva vom italienischen<br />
Spitzenklub AC Mailand zu Paris<br />
St. Germain ist perfekt. Wie der französische<br />
Klub mitteilte, erhält der 27-Jährige<br />
einen Fünfjahresvertrag bis 2017.<br />
Nach Ezequiel Lavezzi vom SSC Neapel<br />
ist Thiago Silva der zweite prominente<br />
Zugang des PSG, bei dem es seit der<br />
Übernahme der Aktienmehrheit durch<br />
eine Investorengruppe aus Katar im<br />
Frühjahr 2011 zahlreiche Multi-Millionen-Transfers<br />
gegeben hat. Der nächste<br />
steht bereits bevor: Stürmer Zlatan<br />
Ibrahimovic soll ebenfalls von Milan<br />
nach Paris geholt werden. Noch konnten<br />
sich Ibrahimovics Berater Mino<br />
Raiola und PSG-Sportdirektor Leonardo<br />
aber nicht auf ein angemessenes<br />
Gehalt einigen. Ibrahimovic fordert<br />
<strong>angeblich</strong> zwölf Millionen Euro netto<br />
pro Jahr. Der Gesamtumfang des Wechsels<br />
von Ibrahimovic und Thiago Silva<br />
soll bei einer Ablöse von mehr als 60<br />
Millionen Euro liegen. DAPD<br />
Dortmunder Niederlage<br />
Der deutsche Meister Borussia Dortmund<br />
hat ein Testspiel beim belgischen<br />
Erstligisten FC Brügge 1:3 (1:2) verloren.<br />
Die Mannschaft von Trainer Jürgen<br />
Klopp konnte gegen die engagierten<br />
Gastgeber nur wenige Akzente setzen;<br />
den Profis war vor 24 000 Zuschauern<br />
die Belastung der vorangegangenen<br />
Trainingseinheiten anzumerken. Brügge<br />
nutzte seine Torchancen durch Lior<br />
Refaelov, Jim Larsen und Victor Vazquez,<br />
für Dortmund traf nur Leonardo<br />
Bittencourt. Das Spiel wurde überschattet<br />
von Prügeleien, die den Anpfiff um<br />
rund zehn Minuten verzögerten. Vor<br />
dem Match kam es in einer Ecke des<br />
Jan-Breydel-Stadions zu Auseinandersetzungen<br />
unter den Fangruppen. „Es<br />
gab Rangeleien, die aber schnell geschlichtet<br />
wurden“, berichtete BVB-<br />
Sprecher Sascha Fligge. Die Partie war<br />
Bestandteil der Ablösevereinbarung<br />
beim Wechsel von Angreifer Ivan Perisic<br />
vor einem Jahr. Der kroatische Nationalspieler<br />
hat nach der EM aber noch<br />
bis zum kommenden Mittwoch Urlaub<br />
und war nur als Zuschauer in Brügge.<br />
Am Montag sollen die polnischen Nationalspieler<br />
Robert Lewandowski, Lukasz<br />
Piszczek und Jakub Blaszczykowski<br />
wieder ins Training einsteigen. DPA<br />
Ribéry trainiert allein<br />
Der französische Nationalspieler<br />
Franck Ribéry wird nicht am Trainingslager<br />
von Rekordmeister Bayern München<br />
am Gardasee teilnehmen. „Franck<br />
bleibt hier. In München trainiert er<br />
intensiv mit einem Fitnesstrainer“,<br />
sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge<br />
der Bild-Zeitung: „Das ist<br />
sinnvoll, weil dem ja auch Rechnung<br />
getragen werden muss, dass er jetzt<br />
später einsteigt.“ Ribérys Urlaub nach<br />
der EM endet Mitte der Woche. Der FC<br />
Bayern reiste bereits am Sonntag bis<br />
zum 20. Juli ins Trainingslager. SID<br />
Sporting holt Pranjic<br />
Der kroatische Nationalspieler Danijel<br />
Pranjic wechselt nach seinem beendeten<br />
Engagement beim deutschen Rekordmeister<br />
Bayern München zum<br />
portugiesischen Spitzenklub Sporting<br />
Lissabon. Wie der Europa-League-Teilnehmer<br />
mitteilte, erhält der 30 Jahre<br />
alte Mittelfeldspieler einen Vertrag bis<br />
2015. Die Ablöse für einen vorzeitigen<br />
Wechsel wurde auf 15 Millionen Euro<br />
festgeschrieben.Pranjic, dessen Vertrag<br />
bei den Bayern im Sommer ausgelaufen<br />
war, stand seit 2009 in 55 Bundesligaspielen<br />
für die Münchner auf dem Platz<br />
und erzielte dabei ein Tor. In der abgelaufenen<br />
Spielzeit kam der EM-Teilnehmer<br />
allerdings nur noch auf sieben<br />
Ligaeinsätze. SID<br />
Friedrich muss vom Platz<br />
Die ehemaligen Nationalspieler Arne<br />
Friedrich und Torsten Frings haben mit<br />
ihren Klubs am 19. Spieltag der nordamerikanischen<br />
Profiliga MLS jeweils<br />
gewonnen. Trotz einer gelb-roten-Karte<br />
feierte Friedrich, 33, mit Chicago Fire<br />
den neunten Saisonsieg. Der ehemalige<br />
Stuttgarter Bundesliga-Profi Pavel<br />
Pardo traf zum 1:0 gegen die Vancouver<br />
Whitecaps. Friedrich, der im März in<br />
die USA gewechselt war, musste 21 Minuten<br />
vor Abpfiff aufgrund der Ampelkarte<br />
vom Platz. Chicago bleibt Vierter<br />
der Eastern Conference. Auch Frings<br />
sammelte mit dem FC Toronto Punkte:<br />
Der Tabellenletzte im Osten gewann<br />
dank eines Treffers von Luis Silva 1:0<br />
bei New England Revolution. SID<br />
Eklat bei Erfurter Testspiel<br />
Im Testspiel des Drittligisten Rot-Weiß<br />
Erfurt gegen den georgischen Pokalsieger<br />
FC Dila Gori ist es am Freitagabend<br />
in Rhüden zu einem Eklat gekommen.<br />
Die Erfurter verließen in der 79. Minute<br />
beim Stand von 2:1 das Spielfeld, nachdem<br />
es zu Tumulten gekommen war.<br />
Erst trat ein Spieler der Georgier gegen<br />
Joan Oumari nach, dann stürmten alle<br />
Ersatzleute der Georgier samt Betreuern<br />
auf den Platz. Erfurts Trainer Stefan<br />
Emmerling beorderte seine Spieler<br />
daraufhin aus Sicherheitsgründen in<br />
die Kabine. „So etwas habe ich noch nie<br />
erlebt. Erst spielen sie an der Grenze<br />
des Erlaubten und dann treten sie richtig<br />
zu. Das müssen wir nicht haben“,<br />
sagte Co-Trainer Rudi Zedi. SID<br />
Früher Kapitän, heute Streitobjekt beim HSV: Mittelfeldspieler Rafael van der Vaart (rechts). FOTO: ARMANDO FRANCA/AP<br />
VON CARSTEN EBERTS<br />
Hamburg-Am SonntagverkündeteThorsten<br />
Fink das Aus von Abwehrspieler Slobodan<br />
Rajkovic beim Hamburger SV. Im FreitagstrainingwarenFäustegeflogen,Rajkovic<br />
wollteSon Heung-Minwegen einervergebenen<br />
Chance maßregeln, zielte mit seinerFaustkurzerhand<br />
inRichtungvonSons<br />
Gesicht.Derwichzurück,trafmitdemHinterkopf<br />
TolgayArslan,dereine Platzwunde<br />
davon trug. Der Koreaner Son habe sich<br />
noch in der Kabine bei Arslan entschuldigt,<br />
hieß es, nicht so der Serbe Rajkovic. Zu viel<br />
für Fink. „Für mich ist klar, dass er nicht<br />
mehrzurückkehrt“,erklärtederTrainerbezüglich<br />
Rajkovic, „so etwas geht nicht. Man<br />
muss untereinander Respekt haben.“<br />
Die Ausmusterung des talentierten RajkovicwarderSchlusspunkteineraufgeregten<br />
Woche, in der es gerade mit der Einigkeit,<br />
die Fink forderte, nicht allzu weit her<br />
war. Dabei schien zunächst alles in eine<br />
neue Richtung zu gehen. Am Donnerstag<br />
war der Vorstand vor die Presse getreten,<br />
um das neue Jugendkonzept vorzustellen.<br />
Sportdirektor Frank Arnesen erklärte geduldig,<br />
dass dem Klub für große Sprünge<br />
gerade das Geld fehle. Der neue Jugendcampus<br />
wird deshalb über eine Fan-Anleihefinanziert,rund12<br />
Millionen Euro sollen<br />
die Anhänger in die Jugendarbeit stecken.<br />
Angesichts leerer Kassen klang der Vorschlagvernünftig;unddaesgeradeumVernunft<br />
ging, nahm Arnesen gleich noch zu<br />
den Gerüchten um den ehemaligen Kapi-<br />
Berlin – Als Katrin Holtwick am Sonntagmorgen<br />
im strömendenRegen ihren ersten<br />
Aufschlag ins Netz schlug, der Wettbewerb<br />
also noch lief, war eigentlich schon alles<br />
vorbei.WenigeralshundertZuschauerhatten<br />
sich anlässlich der Beachvolleyball<br />
WorldTourzu früherStundein dieBerliner<br />
Waldbühne verlaufen. Das lag weniger an<br />
dersportlichenLeistungalsanderTurnierplanung.<br />
Das Männerfinale war bereits gespielt<br />
(Die Brasilianer Emanuel Rego und<br />
Alison Cerutti hatten gewonnen), der Weltrekordversuchbereitsgescheitert,dasBerlin<br />
City Girl bereits gecastet und das Abschlusskonzert<br />
bereits abgefeiert. All das<br />
war am Samstagabend geschehen. Nur der<br />
Frauenwettbewerb ging noch am SonntagmorgenindasHalbfinale,mitderspannenden<br />
Partie zwischen den deutschen Holtwick/Ilka<br />
Semmler und den WeltranglistenführendenausChina,eswarzusageneine<br />
Dreingabe.<br />
Derfranzösische PhilosophGilles Deleuze<br />
sagte einmal, ein Ereignis sei etwas, was<br />
bereits geschehen und trotzdem noch präsent<br />
sei. So gesehen haben die Berliner Organisatoren<br />
alles richtig gemacht. Auch die<br />
zweite Hälfte der Definition von Deleuze<br />
wurde erfüllt. Ein Ereignis ist schon da, obwohl<br />
noch nichts passiert ist: Tage vor ihrem<br />
Beginn geisterte die Veranstaltung<br />
durch die Medien. Denn die Organisatoren<br />
hatten einen Weltrekord versprochen. So<br />
viele Menschen wie nie zuvor sollten ein<br />
BeachvolleyballspielliveimStadionverfolgen.<br />
Der bisherige Rekord stand bei 18 000<br />
Zuschauern und datierte vom Finale des<br />
Olympischen Turniers 2008. Nun konnten<br />
die Berliner nicht von der Magnetwirkung<br />
Olympischer Spiele profitieren, daher kre-<br />
tän Rafael van der Vaart Stellung. „Die finanzielle<br />
Situation ist für uns alle ein großes<br />
Problem“, sagte er, Geld für den<br />
Wunschspieler sei deshalb nicht da. ZeitgleicherklärtevanderVaart,erwolleinTottenham<br />
bleiben. Das Thema, so schien es,<br />
hatte sich damit erledigt.<br />
Hatte es sich nicht. Nur 24 Stunden später<br />
war Arnesens Rede schon wieder torpediert.VonKlaus-MichaelKühne,demmilliardenschweren<br />
Logistik-Unternehmer,<br />
der zwar kein offizielles Amt bekleidet,<br />
dem HSV in den vergangenen Jahren aber<br />
mit vielen Millionen zur Seite gestanden<br />
hatte.Kühne,75,gingallesnichtschnellgenug.<br />
Gerade im Fall van der Vaart agierte<br />
ihm die Führung zu zögerlich, „das letzte<br />
Feuer brennt nicht“, analysierte er gar.<br />
Einer Pressemitteilung folgte eine Telefonkonferenz<br />
mit Journalisten, als sei dies<br />
nicht genug, gab er noch ein großes Interview.<br />
„Ich sympathisiere weiter mit dem<br />
HSV. Aber seit van der Vaart gegangen ist,<br />
fehlt dem HSV das Herzstück“, erklärte<br />
Kühne in der Welt am Sonntag. Mit einem<br />
wie dem Niederländer „würde der HSV seineAttraktivitätfürandereSpielerschlagartigverbessern.“Nungeheesdarum,„diefinanziellen<br />
Möglichkeiten dafür zu schaffen“.<br />
Kühne selbst würde einen maßgebli-<br />
ierten sie ein Ereignis. Dazu ließen vor dem<br />
Männerfinale junge Frauen in knappen<br />
Outfits über den Laufsteg stöckeln und<br />
zum Berlin City Girl küren. Der Moderator<br />
betonte: „Die Mädchen sind alle über 16<br />
Jahre.“ Das sagteschon alles über dieüberflüssige<br />
Modeeinlage.<br />
Der Frauensportwurde dagegenaufden<br />
Sonntag geschoben – ohne Rahmenprogramm.<br />
Das hatten die Spielerinnen auch<br />
gar nicht nötig, ihre Leistungen waren<br />
hochklassig. Wie bei den Männern waren<br />
fast alle für Olympia qualifizierten Mannschaften<br />
vertreten. Am Ende setzten sich<br />
imFinaledieBrasilianerinnenLarissaFrança<br />
und Juliana Felisberta Da Silva gegen<br />
ChenXueundXiZhangdurch;dieChinesin-<br />
chen Betrag für das Gehalt des Niederländersbeisteuern.DieFührungdesHSVmüsse<br />
nur nach seinen Wünschen handeln.<br />
So ist das also beim HSV. Da spricht der<br />
VorstandvonklammenKassen,undderInvestor<br />
erzählt das genaue Gegenteil. Viele<br />
Freunde machte sich Kühne mit seinem<br />
Vorstoßnicht,dieReaktion derVereinsbosse<br />
ließ nicht lange auf sich warten. Vor allem<br />
Präsident Carl-Edgar Jarchow zeigte<br />
sich erbost über den Habitus des Investors.<br />
„Wennmanunsvorwirft,wir seiennichtaktiv<br />
genug, kann ich das nicht nachvollziehen“,<br />
attackierte Jarchow zurück, „und<br />
werde ihm das auch so mitteilen.“ Er wisse<br />
KühnesEngagementumdenHSVzuschätzen,<br />
Jarchow sagte jedoch: „Wir lassen uns<br />
von niemandem zu etwas drängen.“ Auch<br />
nicht von Kühne und dessen Millionen.<br />
Die Diskussion zeigt vor allem Arnesen,<br />
wie schwer sein Job dieser Tage ist. Die<br />
Transfers in seiner ersten HSV-Saison waren<br />
von wenig Erfolg gekrönt, der Klub<br />
stieg beinahe erstmals aus der Bundesliga<br />
ab. Arnesen muss nun liefern. Mit Trainer<br />
Fink hat er den Kader analysiert, ein Sechser<br />
und ein Zehner sollen her. Das wird allerdings<br />
schwer: Der Markt ist leer,<br />
Wunschspieler wie van der Vaart sind zu<br />
teuer und ein denkbarer Kandidat wie der<br />
frühere Wolfsburger Zvjezdan Misimovic<br />
steht laut Arnesen „nicht auf der Liste“.<br />
Der Däne muss folglich einen Überraschungsmann<br />
präsentieren – oder doch<br />
Geld in die Hand nehmen. An dieser Stelle<br />
kommt wieder Investor Kühne ins Spiel. Er<br />
nen hatte am Morgen gegen Holtwick/Semmler<br />
in drei Sätzen gewonnen.<br />
Für die Weltmeisterinnen aus Brasilien<br />
war es der erste Finaleinzug bei der World<br />
Tour seit April. Pünktlich vor dem Saisonhöhepunkt,<br />
den Olympischen Spielen in<br />
London, ist die Form also zurück.<br />
Das gilt auch für das deutsche Duo Holtwick/Semmler,<br />
das in Berlin Platz vier belegte<br />
nach der 0:2 (13:21, 19:21)-Niederlage<br />
imkleinenFinalegegendieehemaligenEuropameisterinnen<br />
Greta Cicolari und Marta<br />
Menegatti aus Italien. Das deutsche<br />
Team Nummer eins, Sara Goller und Laura<br />
Ludwig,hatte sich hingegen im Achtelfinale<br />
verabschiedet. Goller war dennoch zufrieden.<br />
„Wir haben eine tolle Show ge-<br />
hattebereits vor zwei Jahren 12,5 Millionen<br />
Euro in den Klub investiert und wurde dafür<br />
zu einem Drittel an den möglichen<br />
TransfererlösenvonsechsSpielern(u.a.PaoloGuerrero,DennisAogoundMarcellJansen)<br />
beteiligt. Er würde es wieder tun, etwa<br />
für van der Vaart, wenn alles nach seiner<br />
Pfeifetanzt.DenForderungenKühneswerden<br />
Jarchow und Arnesen kaum nachgeben.<br />
Sonst könnte es heißen, sie ließen sich<br />
von einem Investor diktieren, was zu tun<br />
und was zu lassen ist.<br />
AmSamstagspieltederHSVgegenViertligist<br />
Holstein Kiel. Die Partie endete 1:1,<br />
von einem Klassenunterschied war wenig<br />
zu sehen. „Darüber wird zu reden sein“, erklärte<br />
der neue Torwart René Adler zornig,<br />
„so kann man nicht auftreten.“ Gemeint<br />
war allein der sportliche Auftritt des HSV.<br />
Nur ein Drittel<br />
Berlins Ausgabe der Beachvolleyball World Tour fällt mit hochklassigem Sport auf – und einem misslungenen Weltrekordversuch<br />
Olympia war das nicht, dafür<br />
schufen die Berliner ein Event<br />
Wie man nicht auftritt<br />
Mit dem Rauswurf von Rüpel Slobodan Rajkovic wollte der Hamburger SV eine turbulente Woche beenden. Doch der Wunsch<br />
des Investors nach einer Verpflichtung Rafael van der Vaarts setzt die Vereinsführung weiterhin unter Druck.<br />
Präsident Jarchow reagiert erbost.<br />
Er sagt: „Wir lassen uns von<br />
niemandem zu etwas drängen.“<br />
Wie eine Dreingabe: Die deutschen Beachvolleyballerinnen Holtwick/Semmler (links)<br />
verlieren im Halbfinale am Sonntag vor wenigen hundert Zuschauern. FOTO: SCHUH/DPA<br />
Unbequemer Geldgeber: HSV-Investor Michael<br />
Kühne. FOTO: DAPD<br />
zeigt“, sagte die 28-Jährige bei der Autogrammstunde<br />
mit ihren Fans. Ebenso nur<br />
bis zum Achtelfinale blieben Julius Brink<br />
und Jonas Reckermann dabei. Erst Anfang<br />
Juni hatten die Deutschen nach der Schulterverletzung<br />
von Reckermann ihr Comeback<br />
im Sand gegeben. In Berlin zeigte sich<br />
Brink „enttäuscht“ ob der „nicht berauschenden<br />
Leistung“. Dennoch bleiben sie<br />
in den Augen ihrer Konkurrenten ein heißer<br />
Anwärter auf eine Medaille in London.<br />
„Sie sind sehr erfahren und mental stark“,<br />
sagte Turniersieger Emanuel.<br />
Altmeister Emanuel konnte sich<br />
auf Alisons Dynamik verlassen<br />
Wer nun der olympische Topfavorit ist,<br />
konnte in Berlin nicht geklärt werden. Wie<br />
bei den vorangegangenen Stationen der<br />
World Tour standen sich im Finale Emanuel/Alison<br />
und die US-Amerikaner Jake<br />
Gibb und Sean Rosenthal gegenüber. Nach<br />
zwei Niederlagen in Rom und Gstaad gewannen<br />
diesmal die Brasilianer mit 2:1<br />
(21:17, 15:21, 15:11). „Wir spielen seit einem<br />
Jahr gut, er seit 15“, sagte Rosenthal und<br />
deutete auf den 39-jährigen Emanuel Rego.<br />
Der besagte Altmeister zeigte zwar im<br />
zweiten Satz Unsicherheiten in der Annahme<br />
und unplatzierte Angriffsschläge. Aber<br />
er gewann die Überzeugung, dass er sich<br />
stets auf seinen 12 Jahre jüngeren, explosiven<br />
Blockspieler Alison verlassen kann.<br />
Die Weltrekordverkündung nach dem<br />
Männerfinalefiel unterdessendenstündlichen<br />
Wolkenbrüchen zum Opfer. Nur etwas<br />
mehr als ein Drittel der erwarteten Zuschauermenge<br />
war am Samstagabend gekommen<br />
– trotz Show und Spektakel. Dem<br />
Sieger Emanuel war das egal. Er genoss<br />
den Schluck aus der Champagnerflasche<br />
und fand: „Berlin hat gezeigt, wie man ein<br />
Event macht.“ MAX BOSSE<br />
Von acht auf vier<br />
Bestes Ergebnis für Bradl in der Moto-GP<br />
Mugello/Leipzig – Im besten Rennen seinernochjungenKarriereinderKönigsklasse<br />
der Motorrad-WM, der Moto-GP, verfehlte<br />
Stefan Bradl am Sonntag nur knapp<br />
Rangdrei.DerZahlingerbelegtebeimItalien-Grand-Prix<br />
Platz vier, wurde von seinem<br />
LCR-Team jedoch gefeiertwie einSieger.<br />
Mit 75 WM-Punkten ist der Honda-Pilot<br />
auf Platz sieben gesprungen und so erfolgreichster<br />
deutscher Fahrer in dieser<br />
Klasse. Seinen Anspruch auf den WM-Titel<br />
untermauerte in der Moto3-Klasse Sandro<br />
Cortese. Der Berkheimer musste zwar seinem<br />
ärgsten Rivalen Maverick Vinales aus<br />
Spanien den Sieg überlassen, Platz drei bedeutete<br />
aber weiter die WM-Führung.<br />
BeiLCR bekamman sich nachBradlsErfolg<br />
kaum ein. Teamchef Lucio Cecchinello<br />
wollte seinen Piloten nicht mehr aus seinen<br />
Armen lassen. Er gab erst nach, als seine<br />
Crewmitglieder den 22-Jährigen vom<br />
Motorrad hoben und ihn auf den Schultern<br />
unter dem Beifall von Fans, Freunden und<br />
SponsorenindieBoxtrugen.„Esisteinfantastisches<br />
Ergebnis und ein tolles Gefühl,<br />
jetzt auf Podestkurs zu sein“, jubelte Bradl.<br />
Vom Start weg war er auf der Höhe des Geschehens,<br />
obwohl er den späteren Sieger<br />
JorgeLorenzo(Spanien) nichthaltenkonnte.<br />
Von Rang acht kommend, fand sich<br />
Bradl nach der ersten Kurve auf Platz fünf<br />
wieder. Nach drei Runden war er Vierter,<br />
weitere fünf Umdrehungen später Dritter.<br />
Erst in der Schlussphase fuhr der Italiener<br />
Andrea Dovizioso an ihm vorbei, dann<br />
musste sich Bradl in einem Duell mit dem<br />
ehemaligen Champion Nicky Hayden<br />
(USA) behaupten. Auf derZielgeraden fehlte<br />
etwas Speed,um noch Platz drei zuerreichen.„Indenletztenfünf,sechsRundenhabenmeineReifenabgebaut.Dadurchkonnte<br />
ich nicht mehr so attackieren, wie ich es<br />
gern gewollt hätte“, sagte Bradl. DPA<br />
Weishaupt in Form<br />
Springreiter gewinnt in Estoril<br />
Estoril – Springreiter Philipp Weishaupt<br />
hat seine Olympiaform bestätigt und beim<br />
Reitturnier in Estoril den Großen Preis von<br />
Portugalgewonnen.Der26-JährigeausRiesenbecksichertesichdamitdiesiebteEtappederGlobalChampionsTourundkassierte<br />
eine Prämie von 94 050 Euro. Nach zwei<br />
fehlerfreien Runden mit seinem Hengst<br />
Leoville setzte sich Weishaupt in 44,96 Sekunden<br />
mit dem schnellsten fehlerfreien<br />
Ritt klar durch. Auf den Plätzen zwei und<br />
drei folgten der Brite MichaelWhitaker mit<br />
Viking (0/45,65) und Ludger Beerbaum<br />
(Riesenbeck) mit Chaman (0/47,46). Drittbester<br />
Deutscher in Estoril war Vorjahressieger<br />
Christian Ahlmann (Marl), der mit<br />
Aragon(4/47,25)aufPlatzsechskam,nachdemeramFreitagabenddiezweitwichtigstePrüfunggewonnenhatte.InderGesamtwertung<br />
führt Edwina Tops-Alexander<br />
(Australien) mit 189 Punkten vor dem Iren<br />
DenisLynch(121 Punkte)undMichaelWhitaker<br />
(120 Punkte). Auf den Plätzen fünf<br />
und sechs liegen Ahlmann (113) und Marcus<br />
Ehning (Borken/112). DPA<br />
Kaymer wahrt Chance<br />
Siem bei den Scottish Open weit zurück<br />
Inverness – Golfprofi Martin Kaymer hat<br />
bei den Scottish Open einen Zwischenerfolg<br />
errungen. Nach dem dritten Tag in Inverness<br />
lag er nach einer guten 69er-Runde<br />
in Schlagdistanz zur Spitze. Der Weltranglisten-14.<br />
spielte auf dem Linkskurs<br />
im Norden Schottlands konstantes Golf<br />
und verbuchte am Ende des Tages eine bogeyfreieRundemitdreiBirdies.Nach54gespielten<br />
Löchern belegte der 27-Jährige<br />
mit einem Gesamtergebnis von 204 Schlägen<br />
und zwölf unter Par den geteilten 16.<br />
Platz. Vor der Schlussrunde am Sonntag<br />
hatteKaymerbeidermit3,15 MillionenEuro<br />
dotierten Veranstaltung fünf Schläge<br />
Rückstand auf den führenden Italiener<br />
Francesco Molinari (199). Marcel Siem, der<br />
zweite Deutsche im Teilnehmerfeld, kam<br />
am Samstag ebenfalls mit einer 69er-RundeinsKlubhaus.DerRatingerlagmitinsgesamt<br />
209 Schlägen und sieben unter Par<br />
auf dem geteilten 53. Platz. Nach seinem<br />
Siegin derVorwochehatte Siem keine reale<br />
Chance mehr auf den Sieg. DAPD<br />
Vier Medaillen<br />
Leichtathleten überzeugen bei U20-WM<br />
Barcelona – Die deutsche 4x100-Meter-<br />
Staffel der Frauen hat bei der U20-Leichtathletik-WMinBarcelonadieSilbermedaille<br />
gewonnen. Das Quartett musste sich in<br />
44,23 Sekunden nur dem US-Nachwuchs<br />
(43,89) geschlagen geben. Dritter wurde<br />
die Staffel aus Brasilien (44,29). Zuvor hatte<br />
Stabhochspringerin Anjuli Knäsche (SG<br />
Kronshagen/Kieler TB) das Podest knapp<br />
verpasst. Beim überlegenen Sieg der<br />
Schwedin Angelica Bengtsson (4,50 Meter)<br />
belegte die 18-Jährige Rang vier. Tags zuvor<br />
hatten Hochspringer Falk Wendrich<br />
undWeitspringerinLenaMalkusdemdeutschen<br />
Leichtathletik-Nachwuchs die Medaillenzweiunddreibeschert.Der17-jährige<br />
Wendrich (LAZ Soest) steigerte seine<br />
BestmarkeumvierZentimeterauf2,24Meter<br />
und holte hinter dem höhengleichen<br />
Weißrussen Andrej Tschurila Silber. Die 18<br />
Jahre alte Malkus (Münster) schob sich<br />
nach 6,80 Meter im letzten Versuch noch<br />
vom sechsten auf den zweiten Platz und<br />
musste sich nur Katarina Johnson-Thompson<br />
(Großbritannien) um einen Zentimeter<br />
geschlagen geben. Zum Auftakt der Titelkämpfe<br />
hatte Shanice Craft (19) von der<br />
MTGMannheimdurchihrenSiegimKugelstoßen<br />
die erste Medaille für die deutschen<br />
Junioren gewonnen. SID
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 SPORT<br />
HF2 23<br />
Armstrong-Helfer<br />
lehnt Sperre ab<br />
Verfahren um Bruyneel dürfte<br />
Tour-Rekordler weiter belasten<br />
Foix – Lance Armstrong, 40, wehrt sich vor<br />
einem Zivilgericht in Texas noch gegen die<br />
Dopingklage der US-Antidoping-Agentur<br />
(Usada), binnen vier Wochen muss der aus<br />
demRadsportzurückgetreteneRekordsieger<br />
der Tour de France seine Beschwerde<br />
begründen. Weiter in Bedrängnis bringt<br />
ihn jedoch sein langjähriger Teamchef Johan<br />
Bruyneel,dem in derSammelklage der<br />
Usada ebenfalls systematisches Doping in<br />
denfrüherenArmstrong-Teamsvorgeworfenwird:JohanBruyneel,47,lehnteeinelebenslange<br />
Sperre durch die Usada ab – somit<br />
kommt es nun zumindest in seiner Sache<br />
zu einem Schiedsgerichtsverfahren, in<br />
dem auch sämtliche Vorwürfe gegen Lance<br />
ArmstrongaufdenTischkommendürften;<br />
Johan Bruyneel begleitete Lance Armstrong<br />
bei dessen sieben Toursiegen. In jeder<br />
Anhörung würden „sämtliche Beweise<br />
präsentiert, und sämtliche Zeugen haben<br />
unter Eid auszusagen“, hatte die Usada zuvor<br />
mitgeteilt. Die Berufung Armstrongs<br />
alsZeugegiltalswahrscheinlichimVerfahren<br />
gegen den Belgier Bruyneel, der Teammanager<br />
beim Rennstall RadioShack ist.<br />
Radio-Shacks Träger räumt<br />
Proteste der Topverdiener ein<br />
Die schlechten Nachrichten bleiben der<br />
luxemburgischen Mannschaft Radio-<br />
Shackdemnacherhalten. DasGroßherzogtum<br />
ist ohnehin in heller Aufregung, seitdemdermöglicheLizenzverlustdesumdie<br />
zwei Volkshelden Andy und Frank Schleck<br />
konstruierten Teams thematisiert wird (SZ<br />
vom14.7.).NunhatzudemdieTrägergesellschaft<br />
des Rennstalls, Leopard S.A., erstmals<br />
eingeräumt, dass hinter den bislang<br />
anonymen Protesten beim Weltverband<br />
UCI wegen Unregelmäßigkeiten bei Gehaltszahlungen<br />
die Topverdiener stehen.<br />
„Es hat uns natürlich überrascht, dass sich<br />
die Schlecks und Fabian Cancellara bei der<br />
UCIbeschwerthaben“,sagtCarloRock,Vertreter<br />
des Teameigners Flavio Becca, der<br />
SZ.„Und JakobFuglsang hatuns sogarverklagt,<br />
die Sache ist bei Gericht“, räumte<br />
Rock ein.<br />
Teameigner Flavio Becca, ein 50-jährigerBaulöweausLuxemburg,sollinfinanziellen<br />
Schwierigkeiten stecken. Darauf<br />
weist nun auch eine Meldung im Luxemburger<br />
Tageblatt hin: Eine unabhängige<br />
Wirtschaftsprüfung hat allein für die anderthalb<br />
Geschäftsjahre bis Ende 2011 einen<br />
Schuldenstand der Leopard S.A. von<br />
7,6 Millionen Euro ergeben. Mit den vermutlich<br />
rund 500 000 Euro, auf die allein<br />
die Schlecks jeweils warten sollen, Fuglsangs<br />
Außenständen von rund 150 000<br />
Euro und akkumulierten Verlusten könnte<br />
Sprecher Rock kritisiert<br />
die Kritiker des Teams<br />
sich das Defizit allmählich einer achtstelligen<br />
Summe nähern. Die Leopard S.A. erklärte<br />
hingegen am Samstag in einer Stellungnahme,derAufbaudesTeamshabeerwartete<br />
Defizite erzeugt, man liege voll im<br />
Finanzplan,unddieUCIhabeallesabgesegnet.<br />
Die UCI äußerte sich nicht.<br />
In seiner Begründung für den Gehaltsrückstand<br />
bei den Schlecks und auch bei<br />
Fuglsang kritisierte Beccas Sprecher Rock<br />
vor allem das prominente Bruderpaar<br />
scharf. „Vielleicht kennen die beiden die<br />
komplizierten Vertragsregeln der UCI<br />
nicht. Und es gibt ja in Luxemburg Gerichte,dakönnensiehingehen–unddannkönnen<br />
auch sie wie Fuglsang uns verklagen.“<br />
Laut Rock halte Beccas Betreiberfirma einen<br />
Teil des Gehalts – etwa ein Viertel für<br />
sogenannte„Image-Rechte“,dieinLuxemburg<br />
günstig versteuert werden können –<br />
zurück, weil dieser „auf Konten von undurchsichtigen<br />
Firmenkonstrukten überwiesen<br />
werden soll. Wir müssen doch sichersein,dasswir<br />
danichtGeldwäsche unterstützen.“<br />
Weshalb es nach nunmehr einem<br />
Jahr, in dem das Geld nichtausbezahlt<br />
wurde, noch keine Klärung mit den Team-<br />
Assen gibt, vermochte Carlo Rock nicht zu<br />
sagen.Gegen denGeschäftsmannBeccaermittelt<br />
Luxemburgs Justiz wegen des Verdachts<br />
der Veruntreuung von Firmengeldern.<br />
ABUR<br />
London/München – Es war Juni, schon<br />
nicht mehr ganz früh in der Saison, aber<br />
auch noch nicht zu spät. Das Olympiajahr<br />
lagvorJeremyWarinerwieeineoffeneWiese,<br />
auf der die schönsten Hoffnungen blühenkonnten.Erwirkteentspannt.ImNBC-<br />
Interview erzählte er vom Glück. Von Sarah,<br />
die er im November geheiratet hatte.<br />
Vom Stiefvatersein für Isabella, Sarahs siebenjähriger<br />
Tochter. Vom Vaterwerden,<br />
weil Sarah und er im Oktober ihr erstes gemeinsames<br />
Kind erwarten. Da hat man<br />
schon gesehen, dass sich einiges verändert<br />
hat im Leben des früheren 400-Meter-Dominators<br />
Jeremy Wariner, 28, aus Waco in<br />
Texas. Früher hat Wariner nie so richtig<br />
vomGlückerzählt, zumindestnichtöffentlich.<br />
Er kam damals, blickte aus kalten Augen,<br />
die er hinter einer Sonnebrille verborgen<br />
hatte, und gewann mit großer Selbstverständlichkeit.Olympia-Gold2004,WM-<br />
Gold2005, WM-Gold 2007. Jetzt standWariner<br />
also im sanften Licht dieses persönlichen<br />
Glückes, von dem wenig später bei<br />
VON ANDREAS BURKERT<br />
Capd'Adge–FürdieLiveschaltungdesbelgischen<br />
Fernsehen, das am Samstagabend<br />
vom Parkplatz des Teamquartiers in Carcassonnesendete,brachtesichAndréGreipel<br />
die dunkelblonden Haare mit viel Gel in<br />
Form. Die Sprache seiner Gastgeber<br />
spricht der Rostocker allerdings nicht, zu-<br />
denUS-TrialsinEugeneallerdingsfür kurzeZeit<br />
nichts mehrzusehen war.Denndort<br />
wurdeerSechsterundverfehltedieQualifikation<br />
für die Olympischen Spiele.<br />
Jeremy Wariner ist schon noch dabei in<br />
der Welt-Leichtathletik, am Samstag erst<br />
startete er beim Diamond-League-Meeting<br />
in London. Und doch ist er vorerst raus<br />
aus der Hochleistungsfamilie des olympischen<br />
Kernsports. In London wurde er in<br />
seinem Lauf Fünfter in 45,29 Sekunden,<br />
was gemessen an seiner Bestzeit von 43,45<br />
(2007) bescheiden ist. Und als der übliche<br />
Vor-Olympia-Talk anhob, tauchte sein Name<br />
nirgends auf. Es sind keine zwei Wochenmehr,bisbeiOlympiadieLeichtathletik-Wettkämpfe<br />
beginnen, prominente<br />
Ausfälle und Spekulationen beherrschen<br />
dieSzene-Nachrichten:DieverletzteHochsprung-WM-Zweite<br />
Blanka Vlasic hat ihren<br />
Spiele-Start abgesagt. Die amerikanische<br />
400-Meter-Läuferin Debbie Dunn<br />
nimmt wegen eines Doping-Befunds auf<br />
Testosteron nicht teil. Großbritanniens<br />
Dreisprung-Hoffnung Phillips Idowu<br />
macht Sorgen, weil er sich beim Londoner<br />
Meeting wegenHüftproblemenentschuldigen<br />
ließ. Und was bedeutet es, dass Chinas<br />
Hürdensprint-Olympiasieger Liu Xiang<br />
nachseinemVorlaufsiegin 13,27Sekunden<br />
mindest nicht so gut, dass er sich das vor<br />
Kameras zutraut. Die Belgier haben den<br />
stillen Deutschen dennoch längst adoptiert,<br />
für sie ist Radsport trotz aller Begleiterscheinungen<br />
immer noch das Größte,<br />
weit vor <strong>Fußball</strong>. Und jemand wie Greipel<br />
gibt ihnen das Gefühl, dass auch sie gewinnen,<br />
wenn er für das belgische Lotto-Team<br />
alsErsterdurchsZielschießt.Seit zweiWo-<br />
Geballte Freude: André Greipel bei seinem Sieg am Samstag. FOTO: JEAN-PAUL PELISSIER/REUTERS<br />
Mit Badehose und Flipflops<br />
Seine Sprache ist der Sprint: Am Samstag hat André Greipel, der stille Deutsche, zum dritten Mal eine Etappe bei der<br />
diesjährigen Tour de France gewonnen. Und auf einmal häufen sich in der Karriere des Spätberufenen die Höhepunkte<br />
das Finale wegen Rückenproblemen ausließ?<br />
Gar nichts, behauptet Liu: „Ich werde<br />
zu den Olympischen Spielen zurück sein.“<br />
Aber was mit Wariners Fitnesszustand<br />
los ist, interessiert zur Zeit niemanden<br />
mehr. Seine Situation ist zu klar. Er ist<br />
nichtdabeibeidenSpielen. BeidenUS-Trials<br />
Ende Juni wäre er sogar fast schon im<br />
Halbfinale ausgeschieden, weil er zu früh<br />
austrudelte. „Ich bin, wo ich sein will“, sag-<br />
teeranschließendtrotzig.„Ichwerd’sEuch<br />
allen zeigen.“ Im Finale zeigte er dann aber<br />
45,24 Sekunden, sein sechster Platz reicht<br />
nicht einmal für einen Staffelplatz in London.<br />
Wariner sank in die Knie und vergrub<br />
seinGesichtindenArmen.Alserwenigspäter<br />
das Stadion verließ, wirkte er verstört<br />
undverletzt.Wortlos lieferdurch dieInterviewzone,<br />
was ihm neben dem sportlichen<br />
Schaden noch zusätzliche Kritik einbrachte.<br />
Der Wariner kann nicht verlieren, sagten<br />
die Leute. „Keinmal in den vergangenen<br />
drei Tagen (der US-Trials) habe ich einen<br />
besiegten Athleten an den Medien-Ab-<br />
chen redet er ja auch von nichts anderem<br />
als vom großartigen Teamwork seiner<br />
Mannschaft. „Alle arbeiten so viel für<br />
mich, und deshalb kann ich gar nicht anders,<br />
als zu gewinnen“, sagte er am Samstag.<br />
„Wenn ich gewinne, gewinnen alle.“<br />
Aus Greipel wird kein Entertainer mehr<br />
werden,aberdasbrauchtesauch nicht. Seine<br />
Sprache ist der Sprint. Am Samstag hat<br />
er also schon zum dritten Mal bei der diesjährigenTourgewonnen,diesmaldieÜbergangsetappe<br />
Richtung Pyrenäen, am von<br />
Menschenmassen überfüllten Hafen von<br />
Capd'AdgeamMittelmeer.Errangnacheinem<br />
langen Tag mit einer heftigen Steigung<br />
im Küstenort Sête und sehr viel Gegenwind<br />
im Finish Peter Sagan nieder, den<br />
ziemlich kecken Wunderknaben Peter Saganaus<br />
der Slowakei. Der Mann im Grünen<br />
Trikotisterst22Jahrealtunddochschoneine<br />
Attraktion der Tour. Gewann ebenfalls<br />
bereits drei schnelle Ankünfte, und in den<br />
Alpen, wo er wie sämtliche Sprinter mit<br />
reichlichVerspätungeintraf –daschaukelte<br />
Sagan schon mal wie einst der PS-Akrobat<br />
Evel Knievel ins Ziel, auf einem Rad. In<br />
Cap d'Adge war Sagan dagegen mäßig gelaunt.<br />
„Ich denke nicht, dass Greipel stärker<br />
ist als ich“, sagte er.<br />
André Greipel stört solches Geredenicht<br />
weiter. Er feiert an diesem Montag seinen<br />
30. Geburtstag und ist mit sich im Reinen.<br />
Noch all den Jahren in der zweiten Reihe,<br />
vor allem bei Highroad, wo ihn der Platzhirsch<br />
Mark Cavendish kleinhielt, ist er<br />
nun der Tour in der Galerie der großen Finisseureaufgenommenworden.Dieeinstige<br />
Sprintgröße Sean Kelly aus Irland, der<br />
sperrungen vorbeifegen gesehen ohne zumindest<br />
ein nüchternes ’Kein Kommentar‘“,<br />
schrieb der sehr empörte Kolumnist<br />
der Zeitung Star-Telegram.<br />
Es ist nun mal schwer, wenn man spürt,<br />
wieeinemallmählichdieeigeneGeschwindigkeit<br />
entgleitet. Noch 2007 war Wariner<br />
so unangefochten, dass viele in ihm ein besonders<br />
raffiniertes Produkt der modernen<br />
Dopingindustrie vermuteten. Er war<br />
erst 23, und weil in Zeiten des Erfolges<br />
kaum einer an die Vergänglichkeit denkt,<br />
schien für Wariner der Weg zum WeltrekordvonMichaelJohnson(43,18/1999)vorgezeichnet<br />
zu sein. Wariner wechselte von<br />
seinem alten Meistermacher Clyde Hart zu<br />
dessen früheren Trainer-Assistenten an<br />
der Baylor-Universität, Michael Ford.<br />
Promptsetzteesdieersten Niederlagengegen<br />
seinen Landsmann LaShawn Merritt.<br />
Warinerwurde2008nochStaffel-Olympiasieger,<br />
aber das war nicht das, was er wollte.<br />
Reumütigkehrte erzu Hart zurück, aber<br />
an Merritt kam Wariner weiterhin nicht<br />
vorbei: WM-Silber in Berlin. Er grübelte.<br />
Wariner sagt: „In den letzten Jahren habe<br />
ich angefangen, darüber nachzudenken:<br />
Was passiert mit meinem Ausrüster-Vertrag,<br />
wenn ich verliere?“ 2010 war Merritt<br />
wegen einer Dopingsperre aus dem Ver-<br />
1980 das Grüne Trikot gewann, nennt den<br />
Deutschen mit den Muskelbeinen „ein<br />
MonsterderKraft“.Nur Cavendish,derEinzelkämpfer<br />
im Team Sky, das sich auf den<br />
Gesamtsieg von Bradley Wiggins konzentriert,<br />
ist, ähnlich wie Sagan, noch mit seinem<br />
Ego beschäftigt. Der Brite bedankte<br />
sich am Samstag für die Titelgeschichte im<br />
,L'Équipe'-Magazin, das ihn zum „besten<br />
Sprinter in der Historie der Tour de<br />
France“ kürte.<br />
Favorit auf den Sieg beim<br />
olympischen Straßenrennen?<br />
Greipel widerspricht nicht<br />
Cavendishs Dank kam nicht mittags vor<br />
dem Start. Sondern kurznach Greipels Triumph.<br />
Doch Greipel entwickelt für seine Verhältnisse<br />
echtes Selbstbewusstsein, nicht<br />
nur im Sattel. Er sprach später in Cap d'Adge<br />
von Mailand – San Remo, den Sieg beim<br />
Frühjahrsklassiker traue er sich ebenfalls<br />
zu wie in Paris auf den Champs-Élysees,<br />
wonächsten Sonntagbeim Finalederwertvollste<br />
Sprintpreis der Tour zu gewinnen<br />
ist. „Das wäre nicht schlecht.“ Wichtiger<br />
sei ihm aber eigentlich, mit dem Team Jurgen<br />
van den Broeck noch auf dem Pariser<br />
Podium abzuliefern, der belgische Kletterer<br />
von Lotto ist zurzeit Fünfter. Doch dann<br />
ließ sich Greipel sogar ohne Widerspruch<br />
als Favorit für das olympische Straßenrennen<br />
in London bezeichnen. Trotz Cavendishs<br />
Heimspiel.<br />
Aber der Weltmeister ist eben auch<br />
Gut, aber nicht so gut wie früher: Jeremy<br />
Wariner läuft in London 45,29. FOTO: AFP<br />
Sanchez gewinnt<br />
Welche Unwägbarkeiten die Tour bereit<br />
hält, hat Cadel Evans am Sonntag erfahren<br />
müssen. Auf der letzten Passstraße, die<br />
es zu überfahren galt, kam der australische<br />
Titelverteidiger mit einem Plattfuss an.<br />
Doch ein Materialwagen fehlte weit und<br />
breit, und so wartete Evans verzweifelt, er<br />
winkte eintreffende Teamkollegen heran,<br />
auf dass sie ihm ein Hinterrad überließen.<br />
Das dauerte. Dreimal musste Evans dann<br />
noch das Hinterrad wechseln, zwei Minuten<br />
lag der Viertplatzierte zwischenzeitlich<br />
hinter dem Hauptfeld um den Gesamtführenden<br />
Bradley Wiggins zurück. Doch dort<br />
tat sich Großes: Zwar hatte Wiggins' Sky-<br />
Team zunächst forciert, doch über Funk<br />
wurde die Mannschaft dann zur Tempodrosselung<br />
aufgefordert, auch Wiggins intervenierte,<br />
obwohl er Evans immer noch<br />
alsgrößteBedrohungansieht.Undsokonnte<br />
Evans wieder im Peloton einrücken und<br />
verlor keine Zeit. Den Tagessieg feierte der<br />
Solist Luis Leon Sanchez (im Bild). Im Ziel<br />
berichteten zahlreiche Fahrer von platten<br />
Reifen auf der Etappe an den Fuß der Pyrenäen<br />
nach Foix: Der Asphalt sei an vielen<br />
Abschnitten mit Reißzwecken übersät gewesen,<br />
meldete Rennchef Jean-Francois<br />
Pescheux, auch Begleitmotorräder waren<br />
betroffen. „Wir wissen nicht, wer für diese<br />
gefährliche Attacke verantwortlich ist,<br />
aber wir werden diese Leute finden.“ Wiggins<br />
wurde für das Fairplay seines Teams<br />
gelobt, „das war eine schöne Geste“, sagte<br />
Evans. Der Engländer konnte sich die gute<br />
Tat allerdings auch leisten, denn Evans<br />
wird ihn kaum noch gefährden können.<br />
Der ärgste Feind fährt wohl im eigenen<br />
Team, denn der zweitplatzierte Landsmann<br />
Chris Froome deutete Grenzen seiner<br />
Loyalität an: Sollte Wiggins „die Tour<br />
indenPyrenäenverlieren,folgeichdenbesten<br />
Fahrern, um die Farben von Sky zu retten“,sagte<br />
erin einem Interview.Und 2013,<br />
wenn mehr Bergprüfungen im Plan stehen<br />
werden, hoffe er doch sehr, „dass Sky ehrlich<br />
sein wird und das Team dann für mich<br />
fährt“. Wiggins’ Fairplay-Kompetenz wird<br />
dann womöglich einer neuen Probe unterzogen.<br />
ABUR<br />
nichtinFormwieindenVorjahren.AchtMinuten<br />
Rückstand hatte Cevandish in Cap<br />
d'Adge. Am kurzen, aber extrem schweren<br />
Anstieg des Mont Saint-Clair in Sête fiel er<br />
frühaus derHauptgruppe;auchGreipelbesaß<br />
kurz Probleme, aber seine Leute führtenihnimWindanderCornichegleichwieder<br />
heran. In London habe er im Nationalteam<br />
unter anderem Tony Martin dabei,<br />
„das ist die beste Maschine, um eine Lücke<br />
zufahren zu können“, erklärte Greipel. Die<br />
Engländer kommen allerdings ebenfalls<br />
miteinpaarPS,imOlymiateamstehenWiggins,derTourzweite<br />
ChrisFroome und David<br />
Millar, allesamt haben sie schon Etappen<br />
bei der Tour de France gewonnen.<br />
DochGreipelsagt,erkennedie Olympiastrecke.<br />
Sie ist sagenhafte 250 Kilometer<br />
lang, und der Rundkurs durch London und<br />
die Grafschaft Surrey im Südwesten enthält<br />
den Box Hill, eine drei Kilometer lange<br />
Steigung mit 150 Höhenmetern. Neunmal<br />
geht es über den Hügel in den North<br />
Downs. Das muss Mark Cavendish erst mal<br />
schaffen.<br />
Paris, London, die Höhepunkte in der<br />
Karriere des Spätberufenen André Greipel<br />
ballen sich auf einmal. „Es ist wie im Film,<br />
und wir haben das Drehbuch selbst geschrieben“,<br />
sagt er. „Wir haben hier schon<br />
alles erreicht.“ Und einen großen Auftritt<br />
wird Greipel ja in jedem Fall noch haben,<br />
das hat er versprochen. Er verlor eine Wette<br />
gegen seinen australischen Helfer Adam<br />
Hansen,undnunhatGreipel dieEhrenrunde<br />
auf den Champs-Élysees in Badehose<br />
und Flipflops zu absolvieren. Belgien freut<br />
sich bereits darauf.<br />
Im sanfteren Licht<br />
Der amerikanische 400-Meter-Läufer Jeremy Wariner war früher so überlegen, dass viele Betrachter seine Leistungen unglaubwürdig fanden – 2012 ist er aus seiner olympischen Karriere gefallen<br />
Vlasic fällt aus, Idowu macht<br />
Sorgen – Wariners Fitness<br />
interessiert gerade niemanden<br />
Zum sportlichen Misserfolg<br />
kommt der Image-Schaden:<br />
Wariner verliert nicht gut<br />
FOTO: GUILLAUME HORCAJUELO/DPA<br />
kehr, Wariner gewann wieder in Serie,<br />
dann bremsten ihn Verletzungen. Die WM<br />
2011verpassteer,2012solltedieSaisonwerden,<br />
in der er zu altem Glanz zurückfindet.<br />
Vergeblich, Wariner ist aus seiner olympischen<br />
Karriere gefallen. Und nun ist die<br />
Frage, woran das liegt. Über Probleme in<br />
der Saisonvorbereitung ist nichts bekannt,<br />
Wariner gab sogar mal Olympia-Gold als<br />
Zielaus.VielleichtistihmeinFaktorabhanden<br />
gekommen, der früher wichtig war für<br />
seine Leistung. Vielleicht ist Wariner aber<br />
auch einfach nur das natürliche Opfer einer<br />
Sportart, die so gut wie nichts verzeiht.<br />
Schnelligkeit kann man nun mal nicht für<br />
alle Zeit einfrieren, ein Körper, den lange<br />
Verletzungen heimsuchten, lässt sich nicht<br />
beliebig auf altes Sprintniveau heben.<br />
Jeremy Wariner fällt es schwer, sich damitabzufinden,dassernichtmehrdernimmermüde<br />
20-Jährige ist, der er mal war,<br />
das sieht man ihm an. Mit Würde langsamer<br />
werden – das müsste jetzt sein Ziel<br />
sein. Vielleicht gelingt ihm das noch. Jeremy<br />
Wariner weiß doch mittlerweile eigentlich,<br />
dasses Wichtigeresgibt, alsmit dereigenen<br />
Vergangenheit um die Wette zu rennen.<br />
Er muss nur an Sarah denken, an Isabella,<br />
und an sein Kind, das im Oktober zur<br />
Welt kommen soll. THOMAS HAHN
24 HBG SPORT<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
Basketball<br />
EM-Qualifikation, Frauen<br />
Gruppe D<br />
Rumänien - Bulgarien n.V. 75:68 (62:62,31:28)<br />
Deutschland - Schweden 62:73 (38:43)<br />
Tabelle: 1. Schweden 601:520/15, 2. Spanien<br />
548:455/14, 3. Deutschland 496:515/11, 4. Rumänien<br />
518:569/11, 5. Bulgarien 472:576/9.<br />
Schweden und Spanien für EM 2013 in Frankreich<br />
qualifiziert.<br />
Beach-Volleyball<br />
World Tour, Grand-Slam-Turnier in Berlin<br />
Männer<br />
Halbfinale: Cerutti/Rego (Brasilien) - Nummerdor/Schuil<br />
(Niederlande) 2:0 (21:17, 21:18),<br />
Gibb/Rosenthal (USA) - Fijalek/Prudel (Polen) 2:0<br />
(21:18, 21:14).<br />
Spiel um Platz 3: Nummerdor/Schuil - Fijalek/Prudel<br />
0:2 (18:21, 19:21).<br />
Finale: Cerutti/Rego - Gibb/Rosenthal 2:1 (21:17,<br />
15:21, 15:11).<br />
Deutsche Platzierungen: 5. Klemperer/Koreng<br />
(Hamburg/Kiel) und Erdmann/Matysik (Potsdam/Berlin),<br />
9. Brink/Reckermann (Leverkusen/<br />
Köln) und Böckermann/Urbatzka (Kiel/Hamburg).<br />
Frauen<br />
Halbfinale: Holtwick/Semmler (Berlin) - Chen/Xi<br />
(China) 1:2 (15:21, 21:19, 11:15), Cicolari/Menegatti<br />
(Italien) - Franca/da Silva (Brasilien) 0:2<br />
(18:21, 16:21).<br />
Spiel um Platz 3: Holtwick/Semmler - Cicolari/Menegatti<br />
0:2 (13:21, 19:21).<br />
Finale: Chen/Xi - Franca/da Silva 2:0 (21:16,<br />
21:18).<br />
Deutsche Platzierungen: 9. Goller/Ludwig (Hamburg)<br />
und Köhler/Schumacher (Hamburg/Dresden),<br />
17. Bieneck/Großner (Berlin).<br />
<strong>Fußball</strong><br />
Testspiele<br />
Astoria Walldorf - 1899 Hoffenheim 0:3 (0:1)<br />
FC Ismaning - Bayern München 0:4 (0:1)<br />
FSV Hollenbach - Eintracht Frankfurt 1:4 (0:2)<br />
Hertha BSC - FK Teplice 0:1 (0:0)<br />
SG S. Großaspach - FC Schalke 04 2:4 (0:2)<br />
Erzgebirge Aue - HB Köge 1:0 (0:0)<br />
Preußen Münster - Hannover 96 2:0 (1:0)<br />
TSV Buchbach - Jahn Regensburg 1:0 (0:0)<br />
Frisia L./Germ. Leer - W. Bremen 0:11 (0:5)<br />
ETSV W. Flensburg - VfL Wolfsburg 0:2 (0:1)<br />
SV Babelsberg 03 - FC St. Pauli 1:2 (0:2)<br />
SV Sandhausen - VfB Stuttgart II 0:0<br />
VfB Weißwasser - Energie Cottbus 0:23 (0:13)<br />
FC Brügge - Borussia Dortmund 3:1 (2:1)<br />
TSV Höchstadt - SpVgg G. Fürth 0:18 (0:10)<br />
VfB P. Löcknitz - 1. FC Union Berlin 1:23 (0:12)<br />
VfL Osnabrück - VfL Bochum 3:1 (1:1)<br />
Preußen Münster - B. M'gladbach 0:3 (0:2)<br />
SSV Ulm 46 - 1. FC Nürnberg 2:3 (2:1)<br />
Schweiz, Super League, 1. Spieltag<br />
Servette FC Genf - FC Basel 0:1 (0:0)<br />
FC Thun 1898 - Lausanne-Sports 0:0 (0:0)<br />
Grasshopper-Club Zürich - FC Sion 0:2 (0:1)<br />
FC Luzern - FC Zürich 1:1 (0:1)<br />
Golf<br />
Nachricht an Vitali:<br />
„Ich bin hier!“<br />
Mit dem überzeugenden Sieg gegen Dereck Chisora zeigt<br />
David Haye, dass er den Klitschkos auf Augenhöhe begegnen kann<br />
VON JÜRGEN SCHMIEDER<br />
London/München – Es ist manchmal dieser<br />
eine Schlag weniger, der einen Knockoutim<br />
Boxen sehenswerter,schöner,stilistischer<br />
werden lässt. Muhammad Ali verzichtetedereinstinderachtenRundeaufeinenzusätzlichenPunchgegenGeorgeForeman,<br />
der fiel auch so ganz wunderbar um.<br />
Der Brite David Haye hielt seine rechte<br />
Faust am Samstag zurück, als er erkannte,<br />
dass sich sein Gegner Dereck Chisora bereits<br />
auf dem Weg in den Ringstaub befand.<br />
Haye lächelte nur, er wusste: Chisora<br />
würde nicht mehr rechtzeitig aufstehen<br />
können, die fünfte Runde würde die letzte<br />
sein in diesem Schwergewichts-Kampf.<br />
Der 31 Jahre alte Haye sendet gerne<br />
Nachrichten, er tut das entweder mit seinem<br />
Mundwerk („Klitschko-Schwestern“),<br />
mit geschmacklosen T-Shirts, auf<br />
denen abgerissene Köpfe von Gegnern zu<br />
sehen sind, oder mit noch geschmackloseren<br />
Handyspielen, bei denen man als David<br />
Haye anderen Boxern die Köpfe abschlagen<br />
kann. An diesem Abend in London, vor<br />
35 000 Zuschauern im Upton Park, da<br />
schickte Haye eine recht deutliche Botschaft,<br />
er gebrauchte dafür ausnahmsweise<br />
ausschließlich seine Fäuste. Haye hatetwas<br />
geschafft, das Vitali Klitschko vor fünf<br />
MonateninMünchenzwölfRundenlangerfolglos<br />
probiert hat: Er hat Chisora für dessen<br />
Flegeleien bestraft. Diese Nachricht<br />
geht hinaus in die Welt, die einzigen Empfänger<br />
sind indes die Gebrüder Klitschko,<br />
die sich zuvor taub gestellt hatten gegenüber<br />
Botschaften von Haye.<br />
Dereck Chisora wühlt sich<br />
nach vorne wie ein<br />
Maulwurf auf Nahrungssuche<br />
Der 16 Kilogramm leichtere Haye war<br />
aufgrund des Regens in Laufschuhen in<br />
den Ring gekommen. „Ich wollte keinesfalls<br />
ausrutschen wie damals gegen Wladimir<br />
Klitschko, also lieber keine Boxschuhe“,<br />
sagte er nach dem Kampf. Von Beginn<br />
an war Haye der dominierende Athlet bei<br />
diesem temporeichen und spannenden<br />
Duell, er fand schnell Rhythmus und Distanz,<br />
er boxte technisch herausragend und<br />
überaus variabel. Mal traf er mit dem rechten<br />
Cross, ein anderes Mal mit einem linken<br />
Haken, dann wieder mit einem rechten<br />
Europa-Tour, Scottish Open in Inverness<br />
(2,5 Mio. Pfund/Par 72)<br />
1. Molinari (Italien) 271 (62/70/67/72) und Milkha<br />
Singh (Indien) 271 (66/70/68/67) Schläge;, 3.<br />
Noren (Schweden) 272 (66/66/70/70) und Warren<br />
(Schottland) 272 (68/69/64/71), 5. Kjeldsen<br />
(Dänemark) 273 (65/72/64/72), Baldwin (England)<br />
273 (67/68/71/67) und Levet (Frankreich)<br />
273 (68/69/66/70), 8. Price (Wales) 274<br />
(68/69/68/69), Stenson (Schweden) 274<br />
(69/69/66/70) und Whiteford (Schottland) 274<br />
(71/65/66/72); 29. Kaymer (Mettmann) 278<br />
(67/68/69/74) und Siem (Ratingen) 278<br />
(71/69/69/69).<br />
US-PGA-Tour in Silvis/Illinois<br />
(4,6 Mio. Dollar/Par 71)<br />
Stand nach der 3. Runde: 1. Matteson (USA) 195<br />
(61/68/66) Schläge, 2. Stricker (USA) 198<br />
(65/67/66), 3. Harman (USA) 199 (65/65/69) und<br />
Johnson (USA) 199 (68/65/66), 5. Henry (USA)<br />
200 (67/64/69), Hurley (USA) 200 (68/68/64) und<br />
Senden (Australien) 200 (69/64/67), 8. Christian<br />
(England) 201 (65/66/70), Lovemark (USA) 201<br />
(71/66/64), Gates (USA) 201 (66/68/67), Piercy<br />
(USA) 201 (65/69/67) und DiMarco (USA) 201<br />
(66/67/68); 41. Cejka (Las Vegas) 206 (67/68/71).<br />
Handball<br />
Frauen, Länderspiele<br />
In Bremen: Deutschland - Brasilien 23:30 (14:16)<br />
in Minden: Deutschland - Brasilien 20:27 (12:14)<br />
Hockey<br />
Nationen-Turnier in Bremen, Frauen<br />
Belgien - Deutschland 1:0 (0:0)<br />
Südafrika - Neuseeland 0:1 (0:1)<br />
Belgien - Südafrika 1:4 (1:4)<br />
Neuseeland - Deutschland 1:5 (0:2)<br />
Tabelle: 1. Deutschland 10:3/6, 2. Neuseeland<br />
6:7/6, 3. Südafrika 5:7/3, 4. Belgien 4:8/3.<br />
Leichtathletik<br />
Aufwärtshaken. Wenn ihm danach war,<br />
wechselte er kurz die Auslage und schlug<br />
seine rechte Hand als Jab, dann brachte er<br />
Kombinationen an Chisoras Kopf. „Er hat<br />
eines der besten Kinne, gegen die ich jemals<br />
gehauen habe“, sagte Haye danach,<br />
„das waren Schläge, bei denen andere umfallen<br />
– er steckt sie weg und lacht dabei“.<br />
Chisora agierte vorsichtig, ja beinahe<br />
ängstlich,erverstecktesichpermanenthinter<br />
der Doppeldeckung und wühlte sich<br />
nachvornewieeinMaulwurfaufNahrungssuche.Dannprügelteerwilddarauflosund<br />
offenbarte neben technischen Unzulänglichkeiten<br />
auchdas AugenmaßeinesMaulwurfs<br />
– er erkannte die wenigen Momente<br />
nicht, in denen Haye tatsächlich die Balance<br />
verlor und die Deckung vernachlässigte.<br />
Nach dem Kampf gaben sich<br />
Haye und Chisora brav die Hand,<br />
sie umarmten sich sogar<br />
Nur ein Mal traf Chisora seinen Konkurrenten<br />
hart, am Ende der dritten Runde.<br />
Chisora schlug mit dem Gong noch einen<br />
linken Haken an Hayes Kopf. Der schüttelte<br />
sich kurz und machte einfach weiter.<br />
Das Ende des Kampfes kam in der fünften<br />
Runde, als Haye 25 so genannte „Power<br />
Punches“ versuchte, kräftige Schläge also,<br />
und seinen Gegner damit 18 Mal traf. Zunächst<br />
schickte er Chisora mit einer schönen<br />
Kombination aus linken und rechten<br />
Haken zu Boden. Wenige Sekunden später<br />
gelang ihm eine gar noch schönere Variante:<br />
zwei rechte Haken, linker Haken, rechte<br />
Gerade,linkerHaken.DiezweiterechteGerade<br />
brauchte er nicht mehr, Chisora war ja<br />
bereits am Fallen und verlor zum ersten<br />
Mal in seiner Karriere durch Niederschlag.<br />
„Das waren großartige Treffer, ich habe sie<br />
nicht kommen sehen“, sagte Chisora.<br />
Haye darf sich nach diesem Sieg IntercontinentalChampionderWorldBoxingOrganisation(WBO)und<br />
International Champion<br />
der World Boxing Association (WBA)<br />
nennen. Diese Titel sind ungefähr so viel<br />
wert wie die Trophäe, die man für einen<br />
Sieg beim Kirmesboxen bekommt. OhnehinwardieserKampfaufunrühmlicheWeisezustandegekommen:Derzurückgetretene<br />
Haye und der gegen Vitali Klitschko unterlegene<br />
Chisora hatten sich vor fünf MonateninMüncheneinewildePrügeleigeliefert.<br />
Nach der „Freakshow“ allerdings, wie<br />
Diamond League in London, Männer<br />
100 m (1,2 m/s GW): 1. Gay (USA) 10,03 Sek., 2.<br />
Bailey (USA) 10,09, 3. Carter (Jamaika) 10,13.<br />
200 (1,1 m/s RW): 1. Lemaitre (Frankreich) 19,91<br />
Sek., 2. Martina (Niederlande) 19,95, 3. Anderson<br />
(Jamaika) 20,55.<br />
400 m: 1. James (Grenada) 44,85, 2. Brown (Bahamas)<br />
44,95, 3. McQuay (USA) 45,00.<br />
800 m: 1. Kszczot (Polen) 1:44,49 Min., 2. Kinyor<br />
(Kenia) 1:44,60, 3. Osagie (Großbritannien)<br />
1:45,21.<br />
5000 m: 1. Farah (Großbritannien) 13:06,04 Min.,<br />
2. Birmingham (Australien) 13:09,57, 3. Kipsiro<br />
(Uganda) 13:09,98.<br />
400 m Hürden: 1. Culson (Puerto Rico) 47,78 Sek.<br />
(Weltjahresbestleistung = WJB), 2. Greene (Großbritannien)<br />
48,10, 3. Taylor (USA) 48.43.<br />
Weitsprung: 1. Watt (Australien) 8,28 m, 2. Tomlinson<br />
(Großbritannien) 8,26, 3. Khotso Mokoena<br />
(Südafrika) 8,24; 8. Camara (Leverkusen) 7,79.<br />
Dreisprung: 1. Taylor (USA) 17,41 m, 2. Sands (Bahamas)<br />
16,97, 3. Oke (Nigeria) 16,93.<br />
Hochsprung: 1. Drouin (Kanada) 2,26 m, 2. Parsons<br />
und Grabbarz (beide Großbritannien) je<br />
2,22 m.<br />
Stabhochsprung: 1. Otto (Uerdingen) 5,74 m, 2.<br />
Mesnil (Frankreich) 5,66, 3. Holzdeppe (Zweibrücken)<br />
5,66; 5. Dilla (Dormagen) 5,40.<br />
Diskuswurf: 1. Kanter (Estland) 64,85 m, 2. Alekna<br />
(Litauen) 63,71, 3. Okoye (Großbritannien)<br />
63,33.<br />
Kugelstoß: 1. Hoffa (USA) 21,34 m, 2. Majewski<br />
(Polen) 21,28, 3. Armstrong (Kanada) 20,46.<br />
Frauen<br />
100 m: 1. Okagbare (Nigeria) 11,01 Sekunden, 2.<br />
Jeter 11,03, 3. Madison (beide USA) 11,13.<br />
200 m (0,5 m/s GW): 1. Williams (USA) 22,75 Sek.,<br />
2. McLaughlin (Jamaika) 22,81, 3. Knight (USA)<br />
23,00.<br />
400 m: 1. Ohuruogu (Großbritannien) 50,42 Sek.,<br />
2. Montsho (Botswana) 50,56, 3. Whyte (Jamaika)<br />
51,19.<br />
1500 m: 1. Yusuf Jamal (Bahrain) 4:06,78 Min., 2.<br />
Simpson (USA) 4:07,76, 3. Pierce (USA) 4:08,06.<br />
100 m Hürden (0,5 m/s RW): 1. Pearson (Australien)<br />
12,53 Sek., 2. Vukicevic (Norwegen) 12,54, 3.<br />
George (Kanada) 12,87.<br />
3000 m Hindernis: 1. Bobocel (Rumänien) 9:27,24<br />
Min., 2. Jelizarova (Lettland) 9:28,27, 3. Parker<br />
(Großbritannien) 9:29,22.<br />
Hochsprung: 1. Lowe (USA) 2,00 m, 2. Hellebaut<br />
(Belgien) 1,97, 3. Tschitscherowa (Russland)<br />
1,94; 7. Jungfleisch (Kornwestheim) 1,87.<br />
Dreisprung: 1. Ibarguen (Kolumbien) 14,66 m, 2.<br />
Saladuchna (Ukraine) 14,37 m, 3. Aldama (Großbritannien)<br />
14,33.<br />
Speerwurf: 1. Sayers (Großbritannien) 66,17 m,<br />
2. Spotakova (Tschechien) 64,19, 3. Rebryk (Ukraine)<br />
63,80; 7. Molitor (Leverkusen) 58,81.<br />
Motorsport<br />
Motorrad, Grand Prix von Italien in Mugello,<br />
Moto3 (20 Runden à 5,245 km/104,9 km)<br />
1. Viñales (Spanien) FTR Honda 39:57,374 Min.<br />
(Schnitt: 157,522 km/h), 2. Fenati (Italien) FTR<br />
Honda + 0,020 Sek., 3. Cortese (Berkheim) KTM<br />
0,071, 4. Antonelli (Italien) FTR Honda 5,788, 5.<br />
Kent (England) KTM 5,836, 6. Vazquez (Spanien)<br />
FTR Honda 5,860, 7. Rins (Spanien) Suter Honda<br />
5,906, 8. Kornfeil (Tschechien) Honda 18,195, 9.<br />
Khairuddin (Malaysia) KTM 19,232, 10. Faubel<br />
(Spanien) Kalex KTM 19,308; 18. Finsterbusch<br />
(Hohenossig) MZ-RE Honda 36,651, Ausfall: Folger<br />
(Schwindegg) Ioda (6. Runde).<br />
WM-Stand (9/17 Rennen): 1. Cortese 164 Pkt., 2.<br />
Viñales 155, 3. Salom (Spanien) Kalex KTM 104, 4.<br />
Fenati 85, 5. Masbou (Frankreich) Honda 75, 6.<br />
Khairuddin 66, 7. Rins 63, 8. Rossi (Frankreich)<br />
Ausgezählt: Der englische Profiboxer Dereck Chisora kommt nicht mehr rechtzeitig auf die Beine, sein Bezwinger David Haye<br />
(im Hintergrund) scheint sich bereits anderen Dingen zuzuwenden. FOTO: SCOTT HEAVEY/GETTY<br />
Wladimir Klitschko die Ansetzung des<br />
Kampfes bezeichnet hatte, gaben sich<br />
Haye und Chisora die Hand, sie umarmten<br />
sich gar. Alles nicht so wild, alles nur Show<br />
– wie so oft beim Preisboxen.<br />
Die wahre Botschaft des Abends war<br />
nicht die Versöhnung zwischen Haye und<br />
FTR Honda 56, 9. Antonelli 55, 10. Kent 53; 23.<br />
Grünwald (Waldkraiburg) KTM 8, 25. Finsterbusch<br />
7, 27. Folger 5, 29. Schrötter (Pflugdorf)<br />
Mahindra 4, 30. Hanus (Nürnberg) Honda 3.<br />
Moto2 (21 Runden à 5,245 km/110,145 km)<br />
1. Iannone (Italien) Speed Up Honda 39:52,523<br />
Min. (Schnitt: 165,733 km/h), 2. Espargaro (Spanien)<br />
Kalex Honda + 0,090 Sek., 3. Lüthi (Schweiz)<br />
Suter Honda 0,897, 4. Smith (England) Tech 3<br />
Honda 1,025, 5. Márquez (Spanien) Suter Honda<br />
3,796, 6. Redding (England) Kalex Honda 3,911,<br />
7. Nakagami (Japan) Kalex Honda 4,425, 8. Aegerter<br />
(Schweiz) Suter Honda 11,366, 9. Corti (Italien)<br />
Kalex Honda 12,817, 10. Zarco (Frankreich)<br />
Motobi Honda 13,031, Ausfall: Neukirchner (Stollberg)<br />
Kalex Honda (1. Runde).<br />
WM-Stand (9/17 Rennen): 1. Márquez 163 Pkt., 2.<br />
Espargaro 129, 3. Iannone 129, 4. Lüthi 123, 5.<br />
Redding 96, 6. Kallio (Finnland) Kalex Honda 77,<br />
7. Smith 69, 8. Corti 59, 9. Aegerter 52, 10. Rabat<br />
(Spanien) Kalex Honda 51; 21. Neukirchner 8.<br />
MotoGP (23 Runden à 5,245 km/120,635 km)<br />
1. Lorenzo (Spanien) Yamaha 41:37,477 Min.<br />
(Schnitt: 173,889 km/h), 2. Pedrosa (Spanien)<br />
Honda + 5,223 Sek., 3. Dovizioso (Italien) Yamaha<br />
10,665, 4. Bradl (Zahling) Honda 10,711, 5. Rossi<br />
(Italien) Ducati 11,695, 6. Crutchlow (England) Yamaha<br />
12,060, 7. Hayden (USA) Ducati 12,235, 8.<br />
Stoner (Australien) Honda 30,617, 9. Barbera<br />
(Spanien) Ducati 31,728, 10. Bautista (Spanien)<br />
Honda 34,589.<br />
WM-Stand (9/18 Rennen): 1. Lorenzo 185 Pkt., 2.<br />
Pedrosa 166, 3. Stoner 148, 4. Dovizioso 108, 5.<br />
Crutchlow 95, 6. Rossi 82, 7. Bradl 75, 8. Hayden<br />
74, 9. Bautista 73, 10. Spies 66.<br />
Pferdesport<br />
AKTUELLES IN ZAHLEN<br />
Springreiten, Nations Cup,<br />
6. Station in Falsterbo/Schweden<br />
1. Schweden (Fredricson - Lunatic, Baryard-Johnson<br />
- Tornesch, von Eckermann - Coupe de Couer,<br />
Bengtsson - Ninja La Silla) 12 Strafpkt. - Ste-<br />
Chisora, sondern die sportliche Nachricht,<br />
dassestatsächlich einenSchwergewichtler<br />
gibt, derden Klitschkos aufAugenhöhe begegnen<br />
kann. „Das war eine erschreckende<br />
Botschaft“, sagte Haye danach, „es würde<br />
michschonsehrüberraschen,wenn sichVitali<br />
traut, gegen mich anzutreten. Er boxt<br />
chen 0/37,62 Sek., 2. Großbritannien (Funnel - Billy<br />
Angelo, Thornton - Caballero, Fletcher - Ursula,<br />
Smith - Voila) 12 - 0/40,75, 3. Frankreich (Hurel<br />
- Ohm de Ponthual, de Ponnat - Armitages<br />
Boy, Dilasser - Obiwan, Leprevost - Topinambur)<br />
12 - /43,74, 4. Schweiz 16, 5. Deutschland (Wulschner/Groß<br />
Viegeln - Cefalo, Naeve/Ehlersdorf<br />
- Commanchi, Rieskamp-Goedeking/Steinhagen<br />
- Chopin, Voss/Schülp - Carinjo) 20, 6. Belgien<br />
24, 7. Niederlande 28, 8. Irland 34.<br />
Nations Cup-Gesamtwertung (6/8 Stationen): 1.<br />
Deutschland 41 Pkt., 2. Schweiz 30,5, 3. Frankreich<br />
30, 4. Schweden 28, 5. Niederlande 27,5, 6.<br />
Großbritannien 27, 7. Belgien 25, 8. Irland 19.<br />
Springen, Großer Preis von Falsterbo<br />
(200 000 Euro)<br />
1. Philippaerts (Belgien) Carlos 0 Strafpkt./50,21<br />
Sek., 2. Goutal (USA) Nice de Prissey 0/50,50, 3.<br />
Fredericson (Schweden) Cash In 0/51,42, 4. da Silva<br />
(Schweiz) Luis Della Caccia 0/52,08, 5. Ericsson<br />
(Dänemark) Extens 0/53,36, 6. Moneta (Italien)<br />
Neptune Brecourt 0/54,20, 7. Leprevost<br />
(Frankreich) Topinambour 4/51,40, 8. Wulschner<br />
(Groß Viegeln) Cefalo 6/61,93 alle 2. Umlauf; 13.<br />
Naeve (Ehlersdorf) Commanchi 4/82,33, 24. Rieskamp-Gödeking<br />
(Steinhagen) Chopin 8/81,41.<br />
Dressur, Grand Prix Kür<br />
1. Kittel (Schweden) Scandic 79,100 Prozentpkt.,<br />
2. Werth (Rheinberg) El Santo 78,825, 3. Vilhelmsson-Silfvén<br />
(Schweden) Favourit 73,000, 4. Rasmussen<br />
(Norwegen) Fernandez 71,700, 5. Lexner<br />
(Schweden) Charming Boy 71,500, 6. van Essen<br />
(Schweden) Ferdi 71,325.<br />
Radsport<br />
Tour de France<br />
13. Etappe, Saint-Paul-Trois-Châteux - Le Cap<br />
d'Agde (217 km)<br />
1. Greipel (Hürth) Lotto-Belisol 4:57:59 Std., 2. Sagan<br />
(Slowakei) Liquigas-Cannondale, 3. Boasson<br />
Hinein ins kalte Wasser: Beim 16. Ironman-Triathlon in Zürich waren in diesem Jahr tatsächlich<br />
die harten Männer und Frauen gefragt, denn nicht nur das Wasser war kühl – beim Radfahren<br />
und dem Marathonlauf waren auch die Lufttemperaturen nicht der Jahreszeit entsprechend. Bei<br />
den Männern lag am Ende der Schweizer Ronnie Schildknecht (8:17:13 Stunden), vorne, bei den<br />
Frauen die Ungarin Erika Csomor (9:20:16). FOTO: ALESSANDRO DELLA BELLA / DPA<br />
wieder lieber gegen eine Pflaume, die keiner<br />
kennt und wird dann Politiker. Wenn er<br />
der Welt einen großartigen Kampf geben<br />
will:Ichbinhier!“BeimRedenistesmanchmal<br />
wie beim Boxen: Eine Botschaft ist viel<br />
eindrucksvoller, wenn man auf eines oder<br />
mehrere Details einfach verzichtet.<br />
Hagen (Norwegen) Sky, 4. Hinault (Frankreich)<br />
Ag2r, 5. Impey (Südafrika) Orica GreenEdge, 6. Simon<br />
(Frankreich) Saur-Sojasun, 7. Marcato (Italien)<br />
Vacansoleil-DCM, 8. Gilbert (Belgien) BMC, 9.<br />
Velits (Slowakei) Omega-Quick Step, 10. Hondo<br />
(Lugano/Schweiz) Lampre-ISD; 18. Klöden<br />
(Kreuzlingen/Schweiz) Radioshack-Nissan alle<br />
gleiche Zeit, 54. Voigt (Berlin) Radioshack-Nissan<br />
+ 8:36 Min., 61. Sieberg (Bocholt) Lotto-Belisol,<br />
70. Grabsch (Kreuzlingen/Schweiz) Omega-<br />
Quick Step beide gleiche Zeit, 101. Knees (Euskirchen)<br />
Sky 12:31, 102. Nerz (Wangen/Allgäu) Liquigas-Cannondale<br />
gleiche Zeit, 117. Gretsch<br />
(Kreuzlingen/Schweiz) Argos-Shimano 14:04,<br />
122. Burghardt (Steinmaur/Schweiz) BMC gleiche<br />
Zeit.<br />
14. Etappe, Limoux - Foix (191 km)<br />
1. Sanchez (Spanien) Rabobank 4:50:29 Std.; 2.<br />
Sagan (Slowakei) Liquigas-Cannondale 0:47 Min.<br />
zur.; 3. Casar (Frankreich) FDJ-Big Mat; 4. Gilbert<br />
(Belgien) BMC; 5. Izaguirre (Spanien) Euskaltel-<br />
Euskadi alle gleiche Zeit; 6. Moreira (Portugal) Saxo<br />
2:51; 7. Minard (Frankreich) Ag2r gleiche Zeit;<br />
8. Velits (Slowakei) Omega-Quick Step 3:49; 9.<br />
Worganow (Russland) Katusha 4:51; 10. Kruijswijk<br />
(Niederlande) Rabobank 4:53; 22. Knees<br />
18:15; 55. Klöden; 56. Burghardt beide gleiche<br />
Zeit; 70. Voigt 21:19; 103. Grabsch 28:18; 104.<br />
Gretsch; 108. Nerz; 119. Greipel; 121. Sieberg;<br />
136. Hondo alle gleiche Zeit.<br />
Gesamtwertung<br />
1. Wiggins (Großbritannien) Sky 64:41:16 Std.; 2.<br />
Froome (Großbritannien) Sky 2:05 Min. zur.; 3. Nibali<br />
(Italien) Liquigas-Cannondale 2:23; 4. Evans<br />
(Australien) BMC 3:19; 5. van den Broeck (Belgien)<br />
Lotto-Belisol 4:48; 6. Zubeldia (Spanien) Radioshack-<br />
Nissan 6:15; 7. van Garderen (USA) BMC<br />
6:57; 8. Brajkovic (Slowenien) Astana 7:30; 9. Rolland<br />
(Frankreich) Europcar 8:31; 10. Pinot (Frankreich)<br />
FDJ-Big Mat 8:51; 11. Klöden 9:29; 52. Voigt<br />
1:13:56 Std.; 62. Nerz 1:18:57; 69. Burghardt<br />
1:24:24; 84. Hondo 1:41:23; 87. Knees 1:43:23;<br />
115. Greipel 2:03:38; 118. Grabsch 2:05:04; 133.<br />
Sieberg 2:15:03; 147. Gretsch 2:23:35.<br />
Sprintwertung<br />
1. Sagan (Slowakei) Liquigas-Cannondale 333<br />
Pkt.; 2. Greipel 236; 3. Goss (Australien) Orica<br />
GreenEdge 203; 4. Cavendish (Großbritannien)<br />
Sky 129; 5. Hagen (Norwegen) Sky 125; 6. Wiggins<br />
(Großbritannien) Sky 105; 51. Voigt (Berlin)<br />
Radioshack-Nissan 26; 75. Burghardt (Steinmaur/Schweiz)<br />
BMC 15; 76. Hondo (Lugano/Schweiz)<br />
Lampre-ISD 15; 86. Klöden (Kreuzlingen/Schweiz)<br />
Radioshack-Nissan 12; 88.<br />
Gretsch (Kreuzlingen/Schweiz) Argos-Shimano<br />
12; 109. Nerz (Wangen/Allgäu) Liquigas- Cannondale<br />
1; 110. Knees (Euskirchen) Sky 1.<br />
Polen-Rundfahrt<br />
5. Etappe, Rabka-Zdroj - Zakopane (163,1 km)<br />
1. Swift (Großbritannien/Sky Procycling) 4:01:22<br />
Std., 2. Viviani (Italien/Liquigas-Cannondale), 3.<br />
Ligthart (Niederlande/Vacansoleil-DCM), 4. Visconti<br />
(Italien/Movistar Team), 5. Matthews (Australien/Rabobank<br />
Cycling Team), 6. Kwiatkowski<br />
(Polen/Omega Pharma-Quick Step), 7. De Negri<br />
(Italien/Farnese Vini), 8. Bauer (Neuseeland/Garmin<br />
- Sharp), 9. Henao Montoya (Kolumbien/Sky<br />
Procycling), 10. Kocjan (Slowenien/Teamtype 1 -<br />
Sanofi); 26. Martens (Lanaken/Belgien/Rabobank<br />
Cycling Team), 28. Gerdemann (Kreuzlingen/Schweiz/Radioshack-Nissan),<br />
46. Wegmann<br />
(Freiburg/Garmin - Sharp) alle +0:00, 79.<br />
Geschke (Kelmis/Belgien/Team Argos-Shimano),<br />
88. Degenkolb (Erfurt/Team Argos-Shimano)<br />
alle +0:18, 120. Selig (Leipzig/Katusha Team)<br />
+1:45, 158. Ciolek (Pulheim/Omega Pharma-<br />
Quick Step), 159. Kluge (Cottbus/Team Argos-<br />
Shimano), 160. Wagner (Kelmis/Belgien/Radioshack-Nissan)<br />
alle +6:47.<br />
6.Etappe,BukovinaTermaHotel Spa –Bukowina<br />
Tatrzanska (191,8 km)<br />
1. Moser (Italien/Liquigas-Cannondale) 5:16:32<br />
Std., 2. Montoya (Kolumbien/Sky Procycling), 3.<br />
Kwiatkowski (Polen/Omega Pharma-Quick<br />
Step) alle + 0:00, 4. Van Avermaet (Belgien/BMC<br />
Racing Team) 0:03, 5. Niemec (Polen/Lampre -<br />
ISD), 6. Kolobnew (Russland/Katusha Team) alle<br />
0:04, 7. Nocentini (Italien/Ag2R La Mondiale), 8.<br />
Gerdemann (Kreuzlingen/Schweiz/Radioshack-<br />
Nissan), 9. Insausti (Spanien/Euskaltel - Euskadi),<br />
10. Machado (Portugal/Radioshack-Nissan)<br />
alle 0:07.<br />
Tennis<br />
Männer in Stuttgart (410 175 Euro/Sand)<br />
Viertelfinale: Tipsarevic (Serbien/1) - Phau (Weilerswist)<br />
6:7 (6), 7:6 (2), 6:4, Bellucci (Brasilien) -<br />
Stebe (Vaihingen/Enz) 6:4, 6:1, Garcia-Lopez<br />
(Spanien) - Brown (Winsen/Aller) 6:0, 6:3, Monaco<br />
(Argentinien/2) - Cervenak (Slowakei) 6:1, 7:5.<br />
Halbfinale: Tipsarevic - Bellucci 6:4, 2:6, 6:4, Monaco<br />
- Garcia-Lopez 6:3, 3:6, 7:5.<br />
Finale: Tipsarevic - Monaco 6:4, 5:7, 6:3.<br />
Doppel, Halbfinale: Chardy/Kubot (Frankreich/Polen)<br />
- Cabal/Farah (Kolumbien) 6:4, 6:4,<br />
Mertinak/Sa (Slowakei/Brasilien) - Emmrich/Phau<br />
(Magdeburg/Darmstadt) 6:3, 6:4.<br />
Finale: Chardy/Kubot - Mertinak/Sa 6:1, 6:3.<br />
Männer in Båstad/Schweden<br />
(410 175 Euro/Sand)<br />
Viertelfinale: Ferrer (Spanien/1) - Robredo (Spanien)<br />
6:3, 4:6, 6:0, Almagro (Spanien/2) - Gimeno-<br />
Traver (Spanien) 7:6 (5), 4:6, 6:3, Dimitrow (Bulgarien/6)<br />
- Ramos (Spanien/3) 7:6 (1), 6:3, Hajek<br />
(Tschechien) - Zopp (Estland) 6:3, 4:6, 6:3.<br />
Halbfinale: Ferrer - Dimitrow 6:3, 7:5, Almagro -<br />
Hajek 6:4, 6:3.<br />
Finale: Ferrer - Almagro 6:2, 6:2.<br />
Doppel, Halbfinale: Peya/Soares (Österreich/Brasilien)<br />
- Ungur/Volandri (Rumänien/Italien) 6:2,<br />
6:0, Lindstedt/Tecau (Schweden/Rumänien) -<br />
Hanley/Knowle (Australien/Österreich) 6:4, 6:3.<br />
Finale: Lindstedt/Tecau - Peya/Soares 6:3, 7:6<br />
(5).<br />
Männer in Umag/Kroatien(358 425 Euro/Sand)<br />
Viertelfinale: Granollers (Spanien/4) - Bachinger<br />
(Dachau) 1:6, 6:3, 7:5, Verdasco (Spanien/1) - Kusnezow<br />
(Russland) 6:2, 6:2, Cilic (Kroatien/2) -<br />
Odesnik (USA) 6:4, 6:0, Dolgopolow (Ukraine/3) -<br />
Berlocq (Argentinien/5) 6:4, 6:4.<br />
Halbfinale: Granollers - Verdasco 6:2, 6:7 (5), 6:1,<br />
Cilic (Kroatien/2) - Dolgopolow (Ukraine/3) 7:5,<br />
6:2.<br />
Finale: Granollers - Cilic.<br />
Doppel, Halbfinale: Granollers/M. Lopez (Spanien)<br />
- Dodig/Pavic (Kroatien) 6:4, 7:5, Marrero/Verdasco<br />
(Spanien) - Bracciali/Fognini (Italien)<br />
6:1, 6:3.<br />
Finale: Marrero/Verdasco - Granollers/M. Lopez<br />
6:3, 7:6 (4).<br />
Männer in Newport/Rhode Island<br />
(398 250 Dollar/Rasen)<br />
Viertelfinale: Harrison (USA/6) - Becker (Mettlach)<br />
6:4, 3:0 Aufgabe, Isner (USA/1) - van der<br />
Merwe (Südafrika) 6:4, 7:6 (2).<br />
Halbfinale: Isner - Harrison 7:6 (4), 6:3, Hewitt -<br />
Ram 6:4, 5:7, 6:2.<br />
Finale: Isner - Hewitt.<br />
Doppel, Halbfinale: S. Gonzalez/Lipsky (Mexiko/USA)<br />
- Klaasen/I. Van Der Merwe (Südafrika)<br />
6:3, 6:4, Fleming/Hutchins (Großbritannien) -<br />
Huey/Inglot (Philippinen/Großbritannien) 7:6<br />
(4), 6:4.<br />
KURZ GEMELDET<br />
Michael Bradley, amerikanischer <strong>Fußball</strong>profi,<br />
wechseltinnerhalb deritalienischenLigavonChievoVeronazumAS<br />
Rom.Die RömerzahleneineAblösein<br />
Höhevon 3,75MillionenEuro fürden24Jahre<br />
alten Mittelfeldspieler, der zwischen 2008 bis<br />
2011 für Borussia Mönchengladbach 76 Bundesligaspiele<br />
bestritt und dabei zehn Tore erzielte.<br />
Die Dallas Mavericks, Klub der nordamerikanischenBasketball-ProfiligaNBA,habendenFlügelspieler<br />
Elton Brand, 33, für die kommende Saison<br />
unter Vertrag genommen. Brand war in der vorigen<br />
Woche von den Philadelphia 76ers entlassen<br />
worden. Zuvor hatten die Mavericks, bei denen<br />
der Würzburger Dirk Nowitzki Kapitän ist, bereits<br />
den Center Chris Kaman sowie den Aufbauspieler<br />
Darren Collison für ein Jahr engagiert.<br />
Yervasios Filippidis, griechischer Speerwerfer,<br />
ist von seinem nationalen Leichtathletik-Verband<br />
suspendiert worden. Er war bei einer Dopingkontrolle<br />
im Training positiv getestet worden. FilippidiswarEndeJuni<br />
beiderEM inHelsinkiinderQualifikation<br />
ausgeschieden.<br />
Das deutsche Sportgymnastik-Team hat bei<br />
der Olympia-Generalprobe in Minsk den sechsten<br />
Platz belegt. Am Ende des Weltcups standen für<br />
die deutschen Turnerinnen die Ränge sechs<br />
(Übung Reifen/Bänder, 26,125 Punkte) und acht<br />
(Übung mit Bällen, 25,725 Punkte) zu Buche. Die<br />
Podiumsplätze sicherten sich in beiden DisziplinenRussland,WeißrusslandundItalien.ImEinzelmehrkampf<br />
belegte Jana Berezko-Marggrander<br />
(Schmiden) mit 107,35 Punkten Platz 13, Laura<br />
Jung (St. Wendel) wurde mit 103,600 Punkten 19.<br />
Susanne Riesch, alpine Ski-Rennläuferin aus<br />
Garmisch-Partenkirchen, wird an diesem Montag<br />
am linken Knie operiert. Als Termin für die RückkehrindenWeltcup<br />
hatdiejüngere Schwesterder<br />
Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch den<br />
Slalom in Levi/Finnland am zweiten November-<br />
Wochenendeeingeplant.SusanneRiesch,24,hatte<br />
sich im vorigen September bei einem Sturz im<br />
Training einen Bruch des linken Schienbeinkopfes<br />
zugezogen sowie einen Riss des vorderen Kreuzbandes<br />
und eine Verletzung am Meniskus.<br />
DasspanischeAspar-TeamundderfrühereMotorrad-Weltmeister<br />
Toni Elias haben ihre Zusammenarbeit<br />
mit sofortiger Wirkung beendet. Der<br />
Spanier, Vorgänger von Stefan Bradl als Moto2-<br />
Champion (2010), konnte die Erwartungen nicht<br />
erfüllen. Der 29-Jährige liegt im WM-Klassement<br />
der Moto2 nach neun von 17 Rennen auf dem 15.<br />
Platz. Beim Großen Preis von Italien in Mugello<br />
schied Elias zum dritten Mal in dieser Saison aus.<br />
KapitänRobertHock,39,bleibtdemEishockey-<br />
Erstligisten Iserlohn Roosters eine weitere Saison<br />
treu. Der Center spielt bereitsseit sechs Jahren für<br />
die Roosters, in der Deutschen Eishockey Liga<br />
(DEL) lief er bislang insgesamt 836 Mal auf.<br />
Im Alter von 83 Jahren ist der viermalige Skilanglauf-Olympiasieger<br />
Sixten Jernberg aus<br />
Schweden am Samstag gestorben. Jernberg erlag<br />
einem Krebsleiden. Zwischen 1956 und 1964 gewann<br />
er insgesamt neun Olympia-Medaillen,<br />
Gold holte er über 50 Kilometer (1956 und 1964),<br />
30 Kilometer (1960) sowie mit der Staffel (1964).<br />
Frauen in Stanford/Kalifornien<br />
(640 000 Dollar/Hart)<br />
Viertelfinale: S. Williams (USA/1) - Scheepers<br />
(Südafrika/6) 6:4, 6:0, Wickmayer (Belgien/5) -<br />
Bartoli (Frankreich/2) 6:3, 6:2, Cirstea (Rumänien/9)<br />
- Cibulkova (Slowakei/3) 6:7 (5), 6:2, 6:0,<br />
Vandeweghe (USA) - Radwanska (Polen) 6:4, 6:4.<br />
Halbfinale: S. Williams - Cirstea 6:1, 6:2, Vandeweghe<br />
- Wickmayer 6:2, 3:6, 6:2.<br />
Finale: S. Williams - Vandeweghe.<br />
Doppel, Halbfinale: Gajdosova/King (Australien/USA)<br />
- Y.-J. Chan/H.-C. Chan (Taipeh) 6:3, 6:3,<br />
Erakovic/H. Watson (Neuseeland/Großbritannien)<br />
- Grandin/Uhlirova (Südafrika/Tschechien)<br />
7:5, 6:7 (6), 10-7.<br />
Frauen in Palermo (220 000 Dollar/Sand)<br />
Viertelfinale: Zahlavova-Strycova (Tschechien/8)<br />
- Görges (Bad Oldesloe/3) 7:6 (4), 6:7 (4),<br />
6:1, Errani (Italien/1) - Cadantu (Rumänien) 6:2,<br />
6:2, Robson (Großbritannien) - Suárez Navarro<br />
(Spanien/5) 6:4, 2:6, 6:3, Begu (Rumänien) - Cabeza<br />
(Spanien) 5:7, 6:4, 6:4.<br />
Halbfinale: Errani (Italien/1) - Begu (Rumänien)<br />
6:4, 6:1, Zahlavova-Strycova (Tschechien/8) -<br />
Robson (Großbritannien) 2:6, 7:5, 6:2.<br />
Finale: Errani (Italien/1) - Zahlavova-Strycova<br />
(Tschechien/8).<br />
Doppel, Halbfinale: Jurak/Marosi (Kroatien/Ungarn)<br />
- Dsehalewitsch/Kalaschnikowa (Weißrussland/Georgien)<br />
4:6, 6:4, 12-10, Voracova/Zahlavova<br />
Strycova (Tschechien) - Duschewina/Gallovits-Hall<br />
(Russland/Rumänien) 2:6, 6:4, 10-5.<br />
Finale: Voracova/Zahlavova Strycova (Tschechien)<br />
- Jurak/Marosi (Kroatien/Ungarn) 7:6 (5), 6:4.<br />
Tischtennis<br />
Männer, Europameisterschaft-Qualifikation<br />
Gruppe A, 1. Spieltag<br />
Deutschland - Schweden 3:0<br />
1. Deutschland 1 1 0 0 3:0 2:0<br />
2. Frankreich 0 0 0 0 0:0 0:0<br />
2. Portugal 0 0 0 0 0:0 0:0<br />
2. Serbien 0 0 0 0 0:0 0:0<br />
2. Spanien 0 0 0 0 0:0 0:0<br />
6. Schweden 1 0 0 1 0:3 0:2<br />
Sport im Fernsehen<br />
Montag, 16. Juli<br />
14 - 17.45 Uhr, Eurosport: Rad, Tour de France<br />
2012 15. Etappe: Samatan - Pau (160 km flach).<br />
14.30 - 18.30 Uhr, Sport1: Tennis, ATP World Tour<br />
Bet-at-home Open in Hamburg, 1. Tag.<br />
17.45 - 19 Uhr, Eurosport: Radsport, 69. Polen-<br />
Rundfahrt 2012 7. und letzte Etappe: Krakau -<br />
Krakau (131 km).<br />
Der Toto-Tipp<br />
28. Veranstaltung<br />
1 Philadelphia Union - Montreal Impact 2:1 1<br />
2 New England Rev. - Toronto FC 0:1 2<br />
3 Columbus Crew - Sport. Kansas City 0:2 2<br />
4 Chicago Fire - Vancouver Whitecaps 1:0 1<br />
5 Colorado Rapids - FC Dallas 1:2 2<br />
6 S. J. Earthquakes - Real Salt Lake 5:0 1<br />
7 Portland Timbers - L. A. Galaxy 3:5 2<br />
8 Figueirense SC - Atletico Mineiro 3:4 2<br />
9 Corint. Sao Paulo - C.N.Capibaribe 2:1 1<br />
10 Ponte Preta - Coritiba FC 4:1 1<br />
11 IFK Göteborg - Gefle IF 1:1 0<br />
12 Atvidabergs FF - AIK Solna 2:0 1<br />
13 Mjällby AIF - GIF Sundsvall 1:0 1<br />
(Ohne Gewähr)
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MÜNCHEN · BAYERN<br />
25<br />
MITTEN IN BAYERN<br />
Neuers heimliche<br />
Hochzeit<br />
VON WOLFGANG WITTL<br />
Sommerzeit, Feierzeit. In bald jedem<br />
Dorf gehört es zur guten Sitte,<br />
dass neben dem Bierzelt eine ganze<br />
Vergnügungsindustrie aufgebaut wird.<br />
Nur in Weiden hat die Feierfreude zuletzt<br />
ein wenig gelitten: Seit der Volksfestplatz<br />
als Party-Location ausfällt, ist die<br />
Stadt in der Oberpfalz verzweifelt auf<br />
der Suche nach einem neuen Standort.<br />
Das Frühlingsfest musste bereits aufs<br />
Sportgelände umziehen, was insofern<br />
kein Problem war, weil man es auf Grillfest-Größe<br />
geschrumpft hat. Ein dauerhafter<br />
Zustand ist das freilich nicht. Welche<br />
Auswirkungen durch so einen unfreiwilligen<br />
Entzug entstehen können, war<br />
nun am Wochenende zu beobachten.<br />
Es begann als kleines Gerücht: Manuel<br />
Neuer, hieß es, sollte am Samstag in<br />
Weiden heiraten. Woher die Information<br />
kam, wusste niemand genau, aber was<br />
machte das schon. Stammt die Freundin<br />
des deutschen Nationaltorhüters denn<br />
nicht aus Weiden? Und hatte nicht auch<br />
schon Thomas Müller, Neuers Kollege<br />
vom FC Bayern, ohne großes Brimborium<br />
den Bund fürs Leben vollzogen? Von<br />
Neuer ist bekannt, dass er sein Privatleben<br />
diskreter behandelt als alle anderen<br />
<strong>Fußball</strong>stars – also auf in die Stadt!<br />
Zunächst fand sich die Feiergemeinde<br />
samt Fotografen, Reportern und Kamerateams<br />
vor der Josefskirche ein. Dass<br />
die Pfarrei eine Trauung schon vorab bestritten<br />
hatte – was soll’s. Dann halt weiter<br />
in die Fußgängerzone zum Alten Rathaus,<br />
wo das Standesamt samstags zwar<br />
gar nicht geöffnet hat, aber nun ja: Vielleicht<br />
gibt es für Promis ja eine Ausnahme.<br />
Und überhaupt: War das nicht der<br />
Mario Gomez, der da in einem Wagen<br />
saß? Auch Karl-Heinz Rummenigge und<br />
Uli Hoeneß gaben sich, wie es sich für gute<br />
Vorgesetzte gehört, die Ehre. Zumindest<br />
meinten das einige aus der inzwischen<br />
Hunderte Menschen zählenden<br />
Schar. Durch die Stadt, so der Rat der Behörden,<br />
sollte man angesichts des Auflaufs<br />
nun besser nicht mehr fahren. Bestimmt<br />
war auch das vermeintliche Ehepaar<br />
Neuer ausgewichen . . . Lässt es sich<br />
nicht auch in Neustadt an der Waldnaab<br />
oder in Wernberg gut heiraten?<br />
Womit sich Manuel Neuer am Samstag<br />
die Zeit vertrieben hat, ließ sich letztlich<br />
nicht klären, doch die Weidener trugen<br />
es mit Fassung: Wenigstens war mal<br />
wieder etwas los in der Stadt.<br />
NALLINGERS PLÄNE<br />
Wenn Visionen<br />
unbezahlbar sind<br />
VON PETER FAHRENHOLZ<br />
Mit Visionen in der Politik ist das<br />
so eine Sache. Von Altkanzler<br />
Helmut Schmidt, gewissermaßen<br />
der Super-Realo der Politik, stammt<br />
der Spruch: Wer Visionen hat, sollte zum<br />
Arzt gehen. Schmidt hat damit seiner Abneigung<br />
gegen politische Wolkenkuckucksheime<br />
Ausdruck verliehen. Andererseits<br />
würde heute kein Wahlstratege<br />
für ein visionsfreies, rein pragmatisches<br />
„Weiter So“ plädieren. Ein Politiker, der<br />
so uninspiriert daherkäme, hätte kaum<br />
Erfolgsaussichten. Es kommt darauf an,<br />
eine politische Vision so mit der Realität<br />
zu verknüpfen, dass der Wähler das Gefühl<br />
hat: Ja, daraus kann etwas werden.<br />
Sabine Nallinger, einzige Frau unter<br />
den drei Bewerben um die OB-Kandidatur<br />
bei den Grünen, ist diese schwierige<br />
Übung jetzt misslungen. Nallinger hat<br />
im Bestreben, sich als die Kandidatin zu<br />
inszenieren, die frischen Wind in die<br />
Münchner Politik bringt und ausgetretene<br />
Pfade verlässt, den Mund reichlich<br />
voll genommen. Sie will Münchens Wohnungsmisere<br />
mit einem kommunalen<br />
Bauboom lösen. Ihr Rivale, Bürgermeister<br />
Hep Monatzeder, war instinktsicher<br />
genug, sofort zuzuschnappen und Nallinger<br />
vorzurechnen, ihre Visionen seien leider<br />
unbezahlbar.<br />
Seither versucht Nallinger, ihren<br />
Traum mit Zahlen zu unterfüttern, ohne<br />
die Sache damit aber viel besser zu machen.<br />
Denn die insgesamt 74 000 neuen<br />
Wohnungen aus kommunaler Hand, die<br />
Nallinger in den nächsten 40 Jahren verspricht,<br />
sind, aufs Jahr heruntergerechnet,<br />
alles andere als eine kühne Vision.<br />
Ganz abgesehen davon, dass niemand eine<br />
seriöse Prognose über einen so langen<br />
Zeitraum abgeben kann. Und zu behaupten,<br />
in 40 Jahren werde der Anteil der<br />
Mietwohnungen in kommunaler Hand<br />
dann 30 Prozent betragen, ist auch ziemlich<br />
mutig. Denn wer weiß schon, wie viele<br />
frei finanzierte Wohnungen in diesem<br />
Zeitraum entstehen werden?<br />
Auch eine andere Gefahr hat Nallinger<br />
unterschätzt: Wer schon so lange mitregiert<br />
wie die Grünen in München, muss<br />
mit paradiesischen Verheißungen besonders<br />
vorsichtig sein. Er könnte sonst<br />
nämlich gefragt werden, warum er seine<br />
Ideen nicht schon längst in die Tat umgesetzt<br />
hat.<br />
Kocherlball<br />
VON CHRISTIAN ROST<br />
München – Eine 31-Jährige mit deutschem<br />
Pass ist offenbar kriminellen Partnerschaftsvermittlern<br />
auf den Leim gegangen<br />
und seit vier Jahren wider Willen mit einem<br />
Inder verheiratet. Der Fall beschäftigt<br />
in München mehrere Gerichte. Obwohl es<br />
offensichtlich ist, dass die Ehe nicht auf legalem<br />
Wege zustande gekommen sein<br />
kann, ist sie trotz vielfältiger Bemühungen<br />
des Opfers bislang weder gelöst noch geschieden<br />
worden. Das ist bitter für die<br />
Frau, weil sie einen Mann, mit dem sie zwischenzeitlich<br />
zusammen lebt und mit dem<br />
sie auch ein Kind hat, nicht heiraten kann.<br />
In die Ehe-Falle tappte die kasachischstämmige<br />
Frau, die seit Jahren in Deutschland<br />
lebt und auch eingebürgert ist, im Jahre<br />
2008. Damals suchte Anna K. (Name geändert)<br />
nach einem Partner und wandte<br />
sich an eine Heiratsvermittlerin. Bei einem<br />
Treffen am Münchner Hauptbahnhof soll<br />
die im Raum Kempten lebende Putzfrau<br />
der Frau leichtfertig eine Kopie ihres deutschen<br />
Passes und ihrer Geburtsurkunde<br />
überlassen haben. Die Vermittlerin schickte<br />
daraufhin einen 20-jährigen heiratswilligen<br />
Inder bei Anna K. vorbei, der ihr aber<br />
nicht zusagte. „Zu schmächtig“, fiel ihr Urteil<br />
aus – sie schickte den jungen Mann, der<br />
als Küchenhilfe in München arbeitete, wieder<br />
nach Hause. Einige Wochen später er-<br />
München – Jetzt ist es doch noch spannend<br />
geworden: Das Rennen um die grüne<br />
OB-Kandidatur, lange Zeit eher ein Geplänkel<br />
im Schatten der Ude-Seehofer-<br />
Schlacht, hat seine kritische Phase erreicht<br />
– die etwa 1200 Münchner Parteimitglieder<br />
müssen entscheiden, welcher der drei<br />
Bewerber für die Grünen ins Rennen geht.<br />
Wie die Abstimmung ausgeht, gilt als völlig<br />
offen. Selbst grüne Spitzenpolitiker wagen<br />
angesichts der vielen Neumitglieder keine<br />
Prognose. Klar ist nur, dass es wohl auf einen<br />
Zweikampf zwischen Bürgermeister<br />
Hep Monatzeder und Stadträtin Sabine Nallinger<br />
hinausläuft. Der einstige Stadtchef<br />
Nikolaus Hoenning gilt als Außenseiter.<br />
Bis zum 24. Juli läuft die Frist und der<br />
Vorstand hat sich aus Ersparnisgründen<br />
ein ungewöhnliches, in der Partei nicht unumstrittenes<br />
Verfahren ausgedacht. Um<br />
nicht zweimal Post verschicken zu müssen,<br />
Der Kocherlball am Chinesischen Turm greift eine alte Tradition der Münchner Dienstboten auf: Eine Tanzveranstaltung am frühen<br />
Sonntagmorgen, wenn die Herrschaft noch schläft. Der Zulauf ist enorm, wer einen Sitzplatz will, muss vorher reservieren. Dirndl<br />
und Janker sind zwar angesagt, aber längst nicht alle erscheinen in Tracht. Immer wieder sieht man Besucher, die mit viel Liebe zum<br />
Detail in Gewändern erscheinen, die an die Herrschaften und Dienstboten von früher erinnern sollen. FOTO: CATHERINA HESS<br />
Ehe wider Willen<br />
Eine 31-Jährige ist seit vier Jahren mit einem jungen Inder verheiratet. Weder wollte sie den Mann, noch war sie<br />
bei der Trauung in Bosnien anwesend. Der ungewöhnliche Fall beschäftigt in München jetzt mehrere Gerichte<br />
München – Die zweijährige Pauline wird<br />
Anfang Juni bei einem Sommerfest in Harlaching<br />
von einem Hund ins Gesicht gebissen.<br />
Seitdem liegt sie im Krankenhaus, ist<br />
schon mehrmals operiert worden und<br />
trägt wohl bleibende Gesichtsverletzungen<br />
davon. Über diesen Fall hat die Süddeutsche<br />
Zeitung am Wochenende berichtet<br />
– und damit eine intensive Diskussion<br />
unter Lesern über Leinenzwang und Maulkorbpflicht<br />
ausgelöst. Dabei zeigt sich:<br />
Die Forderung, auch in München einen generellen<br />
Leinenzwang für Hunde einzuführen,<br />
wird lauter. Eine solche Vorschrift<br />
wollen unter anderem auch die Eltern des<br />
kleinen Mädchens erreichen. Sie kündigten<br />
an, das am Dienstag in der Sitzung des<br />
hielt die Frau dann Post aus Banja Luka.<br />
Das Standesamt der Stadt in Bosnien und<br />
Herzegowina beglückwünschte sie zur Eheschließung<br />
und schickte die Heiratsurkunde<br />
gleich mit. Seitdem weiß Anna K., dass<br />
sie mit dem Inder verheiratet ist.<br />
Mit ihrem Kemptener Anwalt versucht<br />
sie seither, die Ehe für ungültig erklären zu<br />
lassen. Vergeblich. Sie kann zwar anhand<br />
ihres Stundenzettels nachweisen, dass sie<br />
zum Zeitpunkt der <strong>angeblich</strong>en Hochzeit<br />
gar nicht in Bosnien war, sondern als Ein-<br />
Euro-Jobberin im einem Altenheim im Allgäu<br />
geputzt hatte. Schriftgutachter des bayerischen<br />
Landeskriminalamtes stellten zudem<br />
fest, dass die Unterschrift der Frau auf<br />
der Heiratsurkunde „mit hoher Wahrscheinlichkeit“<br />
gefälscht ist. Es gibt also gute<br />
Gründe dafür anzunehmen, dass die Ehe<br />
illegal zustande gekommen war – offensichtlich,<br />
um dem jungen Inder eine dauerhafte<br />
Aufenthaltserlaubnis für die Bundesrepublik<br />
zu verschaffen. Der in München lebende<br />
Kulwinder S. sagt dazu nur: Ja, er habe<br />
die Deutsche geheiratet. In Banja Luka,<br />
wo andere Gesetze gelten.<br />
Nach Auskunft der dortigen Behörden<br />
ist es nämlich nicht unbedingt notwendig,<br />
dass zum Hochzeitstermin Mann und Frau<br />
auf dem Standesamt erscheinen. Es genügt,<br />
dass eine Person anwesend ist – und<br />
die notwendigen Papiere vorlegt. Der andere<br />
Partner kann der Eheschließung per Voll-<br />
wird die Stichwahl im ersten Wahlgang<br />
gleich miterledigt. Den Mitgliedern flattert<br />
ein Wahl-Brief ins Haus, auf dem gleich<br />
mehrere Kreuze gemacht werden müssen.<br />
Eines für den Favoriten im ersten Wahlgang.<br />
Und eines für jede denkbare Konstellation<br />
einer eventuellen Stichwahl. Diese<br />
völlig ungewöhnliche Prozedur nimmt den<br />
Wahlberechtigten die Möglichkeit, bei einer<br />
Stichwahl ihre Präferenzen noch einmal<br />
neu zu überdenken.<br />
Schon jetzt herrscht in Teilen der Partei<br />
das Gefühl vor, dass mit harten Bandagen<br />
gekämpft wird. Denn Nallinger, in den OB-<br />
Foren die klare Favoritin des Publikums,<br />
muss sich inzwischen des Vorwurfs erwehren,<br />
die Arbeit der rot-grünen Koalition<br />
schlechtzureden und den Münchnern mit<br />
einer ehrgeizigen Wohnungsbauoffensive<br />
das Blaue vom Himmel zu versprechen.<br />
Der Profiteur dieses Disputs, bei dem inzwi-<br />
macht zustimmen. Solche Regelungen<br />
sind sinnvoll, wenn zum Beispiel ein Sterbenskranker,<br />
der in der Isolierstation eines<br />
Krankenhauses liegt, noch vor seinem Tod<br />
heiraten möchte und nicht mehr selbst am<br />
Standesamt erscheinen kann. Im vorliegenden<br />
Fall waren aber sogar weder der Inder<br />
noch die Deutsche anwesend.<br />
Die Unterschrift der Frau<br />
auf der Heiratsurkunde ist<br />
laut LKA gefälscht<br />
Kulwinder S. hatte von Indien aus<br />
schriftlich der Hochzeit per notarieller Vollmacht<br />
zugestimmt. Und eine bislang unbekannte<br />
weibliche Person gab sich mit den<br />
Kopien des Passes und der Geburtsurkunde<br />
von Anna K. als Ehewillige aus und wickelte<br />
die Formalitäten in Banja Luka ab.<br />
Der Standesbeamte dort beharrt bis heute<br />
darauf, dass alles seine Richtigkeit gehabt<br />
habe, was allerdings keine bosnische Besonderheit<br />
ist: Fehler gestehen Behörden<br />
nirgendwo gerne ein.<br />
Mit dieser Variante der Eheschließung<br />
schlagen sich nun mehrere Gerichte in<br />
München herum. Dem Familiengericht<br />
liegt seit geraumer Zeit ein Antrag der Deutschen<br />
vor, die Ehe annullieren oder wenigstens<br />
scheiden zu lassen, damit sie endlich<br />
ihren wirklichen Lebensgefährten heira-<br />
Immer an die Leine?<br />
schen auch der Koalitionspartner SPD mitmischt,<br />
könnte Monatzeder sein – und<br />
nicht wenige in der Partei glauben, dass<br />
dies kein Zufall ist. Tatsächlich hat der aus<br />
der Favoritenrolle gedrängte Bürgermeister<br />
die Debatte selber eröffnet, indem er<br />
der Konkurrentin beim zweiten OB-Forum<br />
unhaltbare Versprechungen vorwarf. Den<br />
Ball nahm sogleich die SPD auf, die sich<br />
von den oppositionsähnlichen Aussagen<br />
der Grünen-Stadträtin auf den Schlips getreten<br />
fühlte. In der Nallinger-Fraktion<br />
wird dies alles als kalkuliertes Aufbäumen<br />
des Polit-Establishments gewertet. Als Versuch,<br />
den Generationswechsel mit weiblicher<br />
Frontfigur doch noch zu verhindern.<br />
Viele Nallinger-Fans glauben, dass ihre<br />
Kandidatin bei der SPD als die gefährlichere<br />
Konkurrenz gesehen wird. Weshalb die<br />
Sozialdemokraten ein Interesse daran haben,<br />
die 48-Jährige zu beschädigen. Die An-<br />
ten kann. Die Annullierung erfolgte bislang<br />
aber nicht, weil ja die bosnische Heiratsurkunde<br />
echt ist – falsche Unterschrift<br />
hin oder her. Die Echtheit der Urkunde bestätigte<br />
auch das bosnische Konsulat. Und<br />
die Scheidung konnte nicht erfolgen, weil<br />
das Gericht nach Lage der Dinge davon ausgehen<br />
muss, dass die Ehe nicht rechtmäßig<br />
zustande gekommen war. Eine nie geschlossene<br />
Ehe kann man aber nicht scheiden,<br />
so die Logik des Familiengerichts. Es<br />
legte den Fall auf Eis, um abzuwarten, was<br />
die Strafjustiz unternimmt. Die Münchner<br />
Staatsanwaltschaft ermittelte nämlich zwischenzeitlich<br />
gegen den Inder.<br />
Die Strafverfolger glauben, dass der<br />
Mann, der als Asylbewerber nach Deutschland<br />
gekommen war, für die Heiratsurkunde<br />
und somit seinen Aufenthaltstitel bezahlt<br />
hat. Das wäre ein Vergehen nach dem<br />
Ausländerrecht. Der Beschuldigte bestreitet<br />
den Vorwurf. Am 30. Juli verhandelt das<br />
Landgericht München I in zweiter Instanz<br />
über den Fall. Dabei gilt es auch, die Rolle<br />
der Partnervermittlerin zu beleuchten, die<br />
die Deutsche und den Inder 2008 bekannt<br />
gemacht hatte. Die Vermittlerin stritt bislang<br />
jede Beteiligung an illegalen Vorgängen<br />
ab. Wer eigentlich die Frau war, die in<br />
Banja Luka vor dem Standesbeamten stellvertretend<br />
das Ja-Wort zur Ehe von Anna<br />
K. und Kulwinder S. gegeben hatte, konnte<br />
nie ermittelt werden.<br />
Der Fall der kleinen Pauline löst in München eine heftige Diskussion über schärfere Vorschriften für Hundebesitzer aus<br />
Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching<br />
zu fordern. In vielen Städten und Gemeinden<br />
des Umlands gibt es bereits eine<br />
Leinenpflicht: In Erding und Wolfratshausen,<br />
in Garching und Sauerlach, in Gilching<br />
und Andechs, zum Beispiel. Allein<br />
im Landkreis Ebersberg gilt sie in 14 von<br />
insgesamt 21 Gemeinden.<br />
In der Stadt München gibt es dagegen<br />
keine generelle Pflicht, allerdings eine<br />
Vielzahl von Einzelverordnungen, die regeln,<br />
wo Hunde wann frei laufen dürfen.<br />
So sind zum Beispiel Kinderspielplätze<br />
für sie gesperrt, in einigen städtischen<br />
Parks, etwa im Westpark gilt Leinenpflicht,<br />
ebenso in allen staatlichen Gärten,<br />
auch dem Englischen Garten. Im ver-<br />
gangenen Jahr habe es auch nur 330 Vorfälle<br />
mit Hunden gegeben – bei mehr als<br />
31 000 Tieren, hieß es vor kurzem im<br />
Kreisverwaltungsreferat (KVR).<br />
Die (allerdings anonymen) Kommentare<br />
bei Süddeutsche.de, dem SZ-Internet-<br />
Portal, zeigen aber, dass die relativ liberale<br />
Handhabe der Stadt bei vielen auf Unverständnis<br />
stößt. „Hunde haben mehr<br />
Rechte als Kinder. Die Kinder müssen aufpassen,<br />
nicht die Halter. Und ich war der<br />
Meinung, dass in Städten sowieso Leinenpflicht<br />
gilt? Das ist nicht der Fall? Das<br />
kann ja wohl alles nicht wahr sein“, kritisiert<br />
ein Nutzer. Ein anderer schreibt:<br />
„Wir werden staatlicherseits vor allem geschützt:<br />
vor Rauchern, vor Rasern, vor Ra-<br />
del-Rambos und so weiter, Aber bei einem<br />
kleinen Kind, welches von einem<br />
Hund für sein Leben entstellt ist, zieht<br />
man eine Mitverantwortung der Eltern in<br />
Betracht.“ Dem Münchner Kreisverwaltungsreferat<br />
wird von einigen Nutzern<br />
Versagen vorgeworfen: „Die Behörden haben<br />
einfach gepennt“, heißt es.<br />
Hundefreunde wehren sich freilich dagegen,<br />
die Tiere generell nur noch als Waffe<br />
auf vier Beinen zu sehen. „Wenn ein<br />
Mensch einen anderen Menschen mit einem<br />
Messer ermordet, schmilzt man<br />
auch nicht das Messer ein “, schreibt eine<br />
Nutzerin. CHRISTIAN KRÜGEL<br />
R www. sz.de/muenchen<br />
OB-Kandidatenkür führt zu Streit bei den Grünen<br />
Anhänger von Sabine Nallinger wittern hinter dem Disput um mehr Wohnungen ein kalkuliertes Aufbäumen der alten Garde<br />
hänger Monatzeders sind dagegen überzeugt,<br />
dass allein der langjährige Bürgermeister<br />
in der Lage ist, auch jenseits der typischen<br />
Grünen-Klientel nach Stimmen zu<br />
fischen.<br />
Nallinger hat ihre Offensive inzwischen<br />
konkretisiert. Demnach könnten in den<br />
nächsten 40 Jahren 40 000 zusätzliche<br />
kommunale Wohnungen entstehen – eine<br />
Zahl, die laut Nallinger von den städtischen<br />
Unternehmen GWG und Gewofag problemlos<br />
gestemmt werden könne. Weitere<br />
34 000 Wohnungen, so Nallinger, sollen<br />
im gleichen Zeitraum von Genossenschaften<br />
hochgezogen werden. Anschließend befänden<br />
sich etwa 30 Prozent aller Münchner<br />
Mietwohnungen im Besitz von kommunalen<br />
Unternehmen oder Genossenschaften<br />
– womit dauerhaft bezahlbare Konditionen<br />
gesichert seien. DOMINIK HUTTER<br />
R Kommentar<br />
Werkzeugkasten<br />
für das G 8<br />
Runder Tisch in der Staatskanzlei<br />
ergibt einen neuen Konsens<br />
VON MARTINA SCHERF<br />
München – Das achtjährige Gymnasium<br />
in Bayern wird flexibler gestaltet, es wird<br />
zusätzliche Lehrerstunden geben, und die<br />
Stofffülle wird noch einmal reduziert. Dies<br />
sind die Kernpunkte des Reformentwurfs,<br />
den ein Runder Tisch in der Staatskanzlei<br />
am Freitagabend beschlossen hat. Fast alle<br />
Beteiligten sprachen im Anschluss an die<br />
Tagung von einem tragfähigen Konsens,<br />
mit dem nach jahrelangen Debatten über<br />
das G8 nun endlich Ruhe an den Gymnasien<br />
einkehren soll.<br />
Als großen Erfolg wertete die Landeselternsprecherin<br />
Susanne Arndt die Tatsache,<br />
dass es künftig ein „Frühwarnsystem“<br />
geben wird, das Schülern ihre Schwächen<br />
in einzelnen Fächern rechtzeitig aufzeigt,<br />
sie aber nicht wie bisher mit ihren Fünfen<br />
oder Sechsen alleine lässt, sondern ihnen<br />
gleichzeitig Hilfen anbietet. Sie hofft, dass<br />
durch die jetzt beschlossene „integrierte<br />
Lehrerreserve“ an den Schulen genügend<br />
Kapazitäten vorhanden sein werden, um<br />
solche Schwächen rechtzeitig auszugleichen.<br />
Offenbar ist auch daran gedacht, den<br />
Direktoren mehr Leitungsstunden einzuräumen,<br />
„dies ist dringend notwendig“,<br />
sagte Arndt, um die neuen Herausforderungen<br />
an den Schulen sinnvoll umzusetzen.<br />
Mit dem freiwilligen Intensivierungsjahr<br />
in der Mittelstufe, das Kultusminister<br />
Ludwig Spaenle schon vor Monaten vorgeschlagen<br />
hatte, könnten in Zukunft Jugendliche,<br />
die gerade in der Pubertät oft Probleme<br />
mit dem Lernpensum bekommen, ihr<br />
Tempo verlangsamen. Man stellt sich das<br />
so vor, dass diese Schüler dann die achte<br />
oder neunte Klasse in zwei Jahren statt in einem<br />
Jahr machen und sich in diesem Zeitraum<br />
vor allem auf jene Fächer, in denen<br />
sie Schwächen zeigen, konzentrieren. Schulen<br />
können außerdem eine Zusatzstunde<br />
in Mathematik in der achten Klasse und eine<br />
zusätzliche Deutschstunde in der zehnten<br />
Klasse einführen, sagte Spaenle. Auch<br />
Schüler, die mehr Zeit für Außerschulisches<br />
wie Sport oder Musik möchten, könnten<br />
von dem Zusatzjahr Gebrauch machen.<br />
An Unter- und Oberstufe und am Mathematikabitur<br />
soll aber nichts geändert werden.<br />
In elf Fächern werden<br />
die Lehrpläne verschlankt<br />
Dass die Schulen bei der Ausgestaltung<br />
der Reform mehr Spielraum erhalten, wertete<br />
Karl-Heinz Bruckner, der Vorsitzende<br />
der bayerischen Direktorenvereinigung,<br />
als besonders wichtig. Nicht jede Schule habe<br />
die gleiche Klientel und die gleichen Probleme,<br />
sagte er. Manchen Schüler täte das<br />
Intensivierungsjahr gut, andere kämen<br />
vielleicht mit einzelnen Zusatzstunden zurecht.<br />
„Wir werden einen Werkzeugkasten<br />
mit einer Fülle von Möglichkeiten erhalten,<br />
die wir zu Gunsten unserer Schüler einsetzen<br />
können“, sagte Bruckner. Auch Landesschülersprecher<br />
Ansgar Münichsdorfer<br />
wertete die Fördermöglichkeiten als<br />
durchaus positiv.<br />
Um dem Unterrichtsausfall zu begegnen,<br />
sollen schon im Herbst 250 Lehrerstellen<br />
zusätzlich für die mobile Reserve bereitgestellt<br />
werden. Allerdings greift gleichzeitig<br />
die Arbeitszeitverkürzung für Lehrer.<br />
Die geplante „integrierte Lehrerreserve“<br />
sollen vom kommenden Schuljahr an acht<br />
Prozent der bayerischen Gymnasien erhalten,<br />
im Jahr darauf dann 75 Prozent. In elf<br />
von 25 Fächern sollen außerdem die Lehrpläne<br />
schlanker werden. Die Details der Reform<br />
formuliert eine Arbeitsgruppe im Kultusministerium<br />
unter Beteiligung der Betroffenen<br />
in den kommenden 14 Tagen<br />
aus. Dann soll es noch einmal einen Runden<br />
Tisch in der Staatskanzlei mit Seehofer<br />
geben, bevor der Beschluss dann am 31. Juli<br />
dem Ministerrat vorgelegt wird, kündigte<br />
Spaenle an.<br />
„Die Stellschrauben sind jetzt vernünftig<br />
justiert worden“, sagte Elternsprecherin<br />
Arndt. Nachdem Baden-Württemberg<br />
und Hessen jüngst den Schulen freigestellt<br />
hatten, zum G 9 zurückzukehren, die Gymnasiumsfrage<br />
also zu einem Politikum geworden<br />
war, hatte Ministerpräsident Horst<br />
Seehofer das Thema zur Chefsache erklärt<br />
und alle Beteiligten in die Staatskanzlei eingeladen.<br />
Die Wiedereinführung eines<br />
G 9-Zuges an einzelnen Gymnasien lehnten<br />
die Spitzen von FDP und CSU allerdings<br />
kategorisch ab. Dies würde die Schulen vor<br />
erhebliche organisatorische Probleme stellen,<br />
so die vorherrschende Meinung.<br />
Flüchtlingsprotest<br />
weitet sich aus<br />
Nürnberg – Flüchtlinge aus Iran und Afghanistan<br />
wollen in mehreren Städten Bayerns<br />
auf die ihrer Ansicht nach menschenunwürdigen<br />
Aufenthaltsbedingungen von<br />
Asylbewerbern aufmerksam machen. Die<br />
Demonstrationen richten sich vor allem gegen<br />
die Unterbringung in Flüchtlingsheimen,<br />
aber auch gegen das Arbeitsverbot<br />
und gegen die Residenzpflicht von Asylbewerbern.<br />
In Nürnberg demonstrierten am<br />
Samstag afghanische Flüchtlinge für einen<br />
Abschiebestopp und ein Bleiberecht, wie<br />
der Flüchtlingsrat mitteilte. In Regensburg<br />
informierten iranische Flüchtlinge auf einem<br />
Straßenfest über ihre Situation. Am<br />
Mittwoch soll es eine weitere Kundgebung<br />
in der Innenstadt geben. Unter dem Motto<br />
„Flucht ist kein Verbrechen – Menschenrechte<br />
für Alle“ findet diesen Montag in<br />
Bamberg eine Veranstaltung statt. Unterdessen<br />
gehen die seit Mitte März in Würzburg<br />
dauernden Proteste weiter. Kleinere<br />
Aktionen sind zudem in Aub (Landkreis<br />
Würzburg) geplant. EPD
26 JETZT.DE<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
VON MAX SCHARNIGG<br />
Köpfer<br />
Grundsätzlich: Der Köpfer, auch Köpper,<br />
Hecht oder formaljuristisch Kopfsprung<br />
genannt,istnatürlichderKlassikerdeskleinen<br />
Stapellaufs. Er markiert für die meisten<br />
Höhepunkt und auch schon das Ende<br />
der Beckenspringer-Entwicklung.<br />
So geht’s: Meistens beginnt das Herantasten<br />
an den Kopfsprung mit einem in der<br />
BeugeversteinertenEinkippenindieFlachwasserzone<br />
des Beckens. Unabdingbar<br />
wichtig ist dabei, dass die Arme fest vornüber<br />
an den Kopf gepresst sind. Dergestalt<br />
stellt man sich schlotternd ganz dicht an<br />
den Rand, verkleinert in Zeitlupe den Winkel<br />
zur Erdoberfläche und lässt dann die<br />
Schwerkraft den Rest erledigen. Das sieht<br />
letztlich meist aus, als wäre man beim Purzelbaumversteinertwordenundendetbisweilen<br />
in einem halben Salto inkl. Rückenprellung.SpäterwirdderKöpferaktiveran<br />
Pussy Riot nennt sich eine 2011 gegründete<br />
Punk-Performancegruppe, die gegen die<br />
Regierung Putin aufbegehrt. Als sie Anfang<br />
2012 den Song „Mother of God, Cast<br />
Putin Out!"“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale<br />
performte, wurden drei<br />
Mitglieder verhaftet. Vorwurf: Hooliganismus<br />
und Blasphemie. Sowohl das unüblich<br />
schnelle Verfahren als auch die HaftbedingungenwerdenvonAmnestyInternational<br />
kritisiert, viele Unterstützer der Gruppe<br />
versuchen gegen die Verurteilung zu protestieren.<br />
Eine davon ist Elena Vovkova.<br />
Die ehemalige Universitätsdozentin hat im<br />
vergangenen Jahr ihre Laufbahn beendet,<br />
da sie den staatlichen Lehrvorschriften<br />
nicht mehr Folge leisten wollte.<br />
jetzt.de: Elena, wie sind Sie auf Pussy Riot<br />
aufmerksam geworden?<br />
Elena Vovkova: Ich habe ein Video gesehen,<br />
in dem die Mädchen auf dem Dach des Gefängnisses,<br />
in dem Protest-Führer inhaftiert<br />
waren, Musik gemacht haben. Sie beeindruckten<br />
mich durch ihren Mut, ihre<br />
Energie und ihr fantastisches Äußeres. Eine<br />
Mischung aus Kriegern und Engeln, wie<br />
eine himmlische Armee.<br />
Sind Sie Mitglied der Gruppe?<br />
Ich bin kein Teil von Pussy Riot. Ich schätze<br />
sie für das, was sie machen, und tue alles,<br />
wasin meinerMachtsteht,umsiezuverteidigen.<br />
Ich schreibe Artikel im Internet, und<br />
habe, ebenfalls online, die Pussy Riot<br />
School gegründet, in der ich Essaysüber ihre<br />
Aktionen veröffentliche. Außerdem bieteichSeminareüberdieGruppean,protestiere<br />
vor dem Gerichtsgebäude und spreche<br />
in Radio- und Fernsehsendungen.<br />
Kennen Sie Mitglieder von Pussy Riot<br />
persönlich?<br />
MitdenInhaftiertenbinichüberderenVerteidiger<br />
in Kontakt und unterstütze sie, indem<br />
ich ihnen Briefe schreibe. Ich bin Mitglied<br />
des Occupy-Court-Lagers, das sich<br />
vor dem Gerichtsgebäude befindet, und<br />
ich vermute, dass einige Mädchen dort<br />
auch zu Pussy Riot gehören.<br />
Was will die Gruppe mit ihren Aktionen<br />
erreichen?<br />
Demokratie, faire Wahlen, Putins Rücktritt,<br />
Freiheit, die Trennung von Staat und<br />
Kirche, Unabhängigkeit der Frau, Gleichstellung<br />
Homosexueller. Der Feminismus<br />
in Russland steckt noch in den Anfängen<br />
und auch einige Feministen stimmen nicht<br />
mitPussyRiotüberein.Siefindensiezuaggressiv.<br />
Ich denke, dass ihr Stil eine Antwort<br />
auf die Gewalt der neuen Diktatur ist.<br />
Warum reagiert die russische Regierung<br />
so heftig auf die Gruppe?<br />
Putin glaubt wohl,dass er von Gottgesandt<br />
wurde und eine Mission hat. Aus der unabhängigen<br />
Kirche wurde eine Staatskirche,<br />
das hat nur noch wenig mit dem christlichen<br />
Glauben zu tun. Die Mädchen machen<br />
darauf aufmerksam.<br />
Wie denkt die russische Bevölkerung<br />
über die Gruppe?<br />
Der durchschnittliche Russe stimmt nicht<br />
gegangen, das bedeutet, mit Abstoßen und<br />
ansatzweisegekrümmterFlugbahn.Umeinen<br />
Kopfsprung wie in der „Cliff“-Duschgel-Werbung<br />
hinzukriegenbrauchtesaber<br />
schonehereineKlippealsdenBeckenrand.<br />
Der macht’s: Eigentlich jeder, Kinder als<br />
Mutprobe, junge Männer als Pflichtübung,<br />
junge Frauen als sportlicher Nachweis.<br />
Was bleibt: Im Idealfall sollte der Köpfer<br />
gestreckt eintauchen und also wenig spritzen.<br />
Klappt vom Beckenrand aber nicht so<br />
gut, meistens tauchen Hände, Kinnpartie<br />
und Torso gleichzeitig ein. Sieht dann auch<br />
uneleganter aus als eine gute Kerze.<br />
Kerze<br />
Grundsätzlich:DieKerze istderBasic-Einstieg<br />
ins Wasser, für alle, die sonst lieber<br />
TreppeoderRutschenehmen.Sieistdas allerfrühste<br />
Wagnis und ziemlich bald dann<br />
nur noch Objekt des Spotts. Wer als Junge<br />
jenseits des elften Geburtstags noch Kerze<br />
ins Freibadbecken macht, der darf jeden-<br />
mit den Taten der Pussy Riots überein, findet<br />
es aber in Ordnung, wenn sie aus dem<br />
Gefängnis entlassen würden. Die Kirchenfundamentalisten<br />
sähen sie am liebsten<br />
fürimmerimGefängnis.Danngibteswenige,<br />
die sie als Talente sehen. Intellektuelle,<br />
KünstlerundDemonstrantenundunzählige<br />
Menschen unterstützen uns online.<br />
Wie haben Sie auf die Verhaftung der<br />
drei Mitglieder reagiert?<br />
Meine Freunde und ich haben vor dem Gerichtsgebäude<br />
protestiert. Ich habe einen<br />
runden Tisch organisiert, um über Pussy<br />
Riot zu sprechen. Viele bezeichnen sie als<br />
Rowdys und Huren und ich wollte zeigen,<br />
dass sie intellektuell orientiert sind.<br />
Wer sind die drei Frauen, die im Gefängnis<br />
sitzen?<br />
Nadezhda Tolokonnikova hätte in diesem<br />
Jahr eigentlich an derUniversität ihren Abschluss<br />
gemacht. Sie studiert Philosophie<br />
und ist einer der besten Studenten ihres<br />
Jahrgangs. Sie und ihr Mann Petr Verzilov<br />
warenMitgliedervonVoina,einerStraßenkunstgruppe,die<br />
radikale Proteste initiiert<br />
hat. Maria Alekhina ist Dichterin, ihr Gedichtband<br />
ist kürzlich veröffentlicht worden.<br />
Ekaterina ist Fotografin.<br />
Was wissen Sie über die Haftbedingungen?DieBedingungensindschrecklich.DieZimmer<br />
sind zu warm mit viel zu vielen Menschen.<br />
Als die Mädchen in den Hungerstreik<br />
getreten sind, haben sie Einzelzimmerbekommen.Nadezdhahatgesundheitliche<br />
Probleme und hat die benötigten Medikamente<br />
nicht bekommen. Während der<br />
fallsim Schulbus nicht auf einen Platz ganz<br />
hinten hoffen. Andererseits machen Taucher,<br />
die vom Forschungsboot in den Pazifik<br />
springen ja auch immer nur Kerze. Aber<br />
das weiß man eben mit elf noch nicht.<br />
So geht’s: Eine Hand gerade an den Körper<br />
gelegt, die andere hält verkrampft die Nasenspitze<br />
zugepresst, Augen werden ebenfalls<br />
zugehalten, es folgt ein einziger großer<br />
Schritt ins Offene – platsch. Die Anfangskerze<br />
ist kein Sprung, sondern eher<br />
ein Straucheln. Später geht's ohne Nasenklemme<br />
und mit Körperstreckung.<br />
Der macht’s: Alle irgendwann. Denn die<br />
Kerze ist auch das Mittel der Wahl, wenn<br />
man sich sprungtechnisch in die Höhe<br />
wagt. Beim ersten Sprung vom Fünfmeter-<br />
Turm hört der Spaß auf, da macht erstmal<br />
keiner was anderes als eine Kerze. Auch<br />
nicht die aus dem Bus ganz hinten.<br />
Was bleibt: Die Erkenntnis, dass man mit<br />
einer guten Kerze auch im Vier-Meter-Becken<br />
auf den Grund kommt und deswegen:<br />
ein süßsaurer Schauder der Tiefe.<br />
ganzenZeithattensiekeineMöglichkeit,ihre<br />
Familien und ihre Kinder zu sehen.<br />
Wie ist der Status quo?<br />
Die Anklage lautet Blasphemie und Hooliganismus.<br />
Das könnte sieben Jahren Haft<br />
einbringen. Sie haben drei Verteidiger. Der<br />
entscheidende Gerichtstermin wurde verschoben<br />
und sie dürfen wegen Fluchtgefahr<br />
das Gefängnis nicht verlassen. Und<br />
das, obwohl 53 Menschen, inklusive mir,<br />
unterschrieben haben, dasswir für sie bürgen.NadezhdaundMariahabenihrenHungerstreik<br />
beendet, da sie krank wurden.<br />
Ekatarina isst noch immer nichts.<br />
Wieso wurde der Prozess verschoben?<br />
Ich denke, mit einem Prozess im Sommer<br />
versuchtman,allesunterden Tischzu kehren,dennimSommersindvieleRussenunterwegs.<br />
Ich fürchte, sie werden verurteilt,<br />
ohnedasssieBeachtungbekommenund in<br />
ein abgelegenes Gefängnis gebracht. Das<br />
war schon bei Chodorkowski so.<br />
Was machen Sie aktuell, um der Gruppe<br />
zu helfen?<br />
Ich schreibe Briefe, zum Beispiel an den<br />
ErzbischofvonYork,derpolitischerGefangener<br />
war, oder an das Jeston Institut. Gemeinsam<br />
mit anderen organisiere ich Proteste<br />
und es gibt eine Liste, auf der Schauspieler,<br />
Musikerund Künstlerunterschrieben<br />
haben. Wir haben sie gebeten, Bilder<br />
von Pussy Riot auf ihren Konzerten zu zeigen<br />
und wir organisieren PussyRiot-Festivals.<br />
Was fehlt ist Unterstützung aus dem<br />
Westen, die wir dringend brauchen.<br />
INTERVIEW: EVI LEMBERGER<br />
Ins Wasser!<br />
Vom Beckenrand zu springen ist verboten. Trotzdem macht es jeder, es geht nur darum, auf welche Art.<br />
Eine kleine Typologie der wichtigsten Figuren<br />
„Mischung aus Kriegern und Engeln“<br />
Elena kämpft für die in Moskau inhaftierte Band „Pussy Riot“<br />
Am 2.Juli spielten Faith No More ein Konzert in Moskau, dabei durften Mitglieder von<br />
Pussy Riot auf ihre inhaftierten Kolleginnen aufmerksam machen. FOTO: REUTERS<br />
Bauchplatscher<br />
Grundsätzlich: Bauchplatscher verhalten<br />
sich zu Wassersport wie Rülpsen zu Rhetorik.<br />
Sie sind meistens vorher nicht geplant,<br />
sondern Universalergebnis nahezu jeden<br />
missglückten Sprungs.<br />
So geht's: Als Bauchplatscher zählt alles,<br />
wasbreitflächig undunvorbereitetKörperteile<br />
und Wasseroberfläche zusammenbringt<br />
und auch Weichteile nicht ausspart.<br />
Anlass kann ein halbherziger Salto, ein<br />
falsch verstandener Kopfsprung oder,<br />
schlimmster Fall, eine plötzliche Unentschlossenheit<br />
während des Fluges sein.<br />
Dermacht’s:Erstmalkeinerfreiwillig.Ausnahme<br />
sind aufgedrehte Jungs die ihre<br />
Schmerzfreiheit damit unter Beweis stellen<br />
wollen. Zu beobachten sind aber gelegentlich<br />
auch Menschen, die im Besitz eines<br />
stattlichen Bauches sind und diesen<br />
eben nun einmal gewinnbringend einsetzen<br />
möchten<br />
Was bleibt: Hämische Schadenfreude der<br />
Lehrer-Blogs, das klingt nach der späten<br />
Rache für Bewertungsseiten wie spickmich.de.<br />
Auf dem Portal werden Lehrer<br />
von Schülern nach fachlicher Kompetenz<br />
und Beliebtheit bewertet. Dass das nicht<br />
immer nett ausfällt, ist klar. Trotzdem ist<br />
die Rache keine richtige, denn anders als<br />
die Lehrer auf spickmich.de werden die<br />
Schüler in den mittlerweile mehr als 150<br />
Lehrer-Blogs nicht beim Namen genannt.<br />
Dennoch werden die bloggenden Lehrer<br />
immermehr. Vor einem Jahr waren es noch<br />
Ausnahmen, inzwischen ist es fast normal,<br />
wenn Referendare, junge Lehrer und auch<br />
solche, die schon 20 Jahre unterrichten,<br />
über ihre Schüler schreiben, über witzige<br />
bis peinliche Antworten in Schulaufgaben,<br />
freche Sprüche und andere Anekdoten.<br />
Jan-Martin Klinge, 30, ist Mathe-, Physikund<br />
Techniklehrer an einer Gesamtschule<br />
in Siegen. Seit 2009 schreibt er auf „Ein<br />
Halbtagsblog“ über seinen Alltag als Lehrer.<br />
Er bloggt über die Top-Ten-Fragen<br />
beim Elternabend, postet Tortendiagramme<br />
mit den Berufswünschen seiner Schüler<br />
(50 Prozent: „Was mit Computern“, 50<br />
Prozent: „Was mit Menschen“) und Memes<br />
im Stil von „What People Think I Do“. Zwischendurch<br />
erklärt er, ganz der Physiklehrer,<br />
was genau passiert, wenn man in der<br />
Mittagspauseaufden LöffelmitSuppepustet.<br />
Seine Schüler sind oft das Thema seinerEinträge,<br />
aber nie nennter ihre Namen.<br />
„Dasverbietetsichvonselbst“,sagter,„außerdem<br />
geht es mir nicht um das Karikieren<br />
von Schülern.“<br />
Manchmal schreibt Jan-Martin Klinge<br />
dann aber doch über den Ärger im Unterricht:<br />
„In der Klasse 10 ist das mit der<br />
Pünktlichkeit so eine Sache“, schreibt er in<br />
einem Eintrag und erzählt, wie ein Teil der<br />
Klasse nach Unterrichtsbeginn erst nach<br />
und nach eintraf. Die Ausreden, einer<br />
schob eine vorgezogene Pinkelpause vor,<br />
deranderemeintenur,dasssiebeidenTheaterproben<br />
einer anderen Klasse zugeschaut<br />
haben, fand er nicht überzeugend,<br />
und schickte sie aus dem Klassenzimmer:<br />
„Dann guckt euch doch noch den Rest der<br />
Proben auch noch an. In meinem Unterricht<br />
habt ihr nämlich nichts verloren“. Auf<br />
seinem Blog macht sich Jan-Martin Klinge<br />
dann Gedanken, ob er das eigentlich darf.<br />
Ganz schön gewagt, wenn man bedenkt,<br />
dass er mit seinem Klarnamen eine echte<br />
Ausnahme im Lehrer-Blog-Kosmos ist.<br />
Die meisten Lehrer bloggen anonym<br />
und nennen ihre Schule nicht. „Ich schreibe,ummichunddieSchuleweiterzuentwickeln.<br />
Ich will einen transparenten Einblick<br />
geben und zeigen, wie Schule heute<br />
seinkann,mitAppsimUnterricht,Lerntheken<br />
und Rätseln. Das geht ehrlich und mit<br />
Namen deutlich besser“, sagt Klinge. Der<br />
Grund für die Anonymität seiner Kollegen<br />
sind nicht Richtlinien des Kultusministeriums,<br />
die gibt es weder auf Bundes- noch<br />
auf Landesebene, sondern ganz einfach<br />
der Datenschutz. Um den zu verletzen,<br />
muss nicht einmal der Name des Schülers<br />
genannt werden, es reicht schon, wenn<br />
man auf der Website erfährt, an welcher<br />
Schule der Lehrer unterrichtet und er über<br />
einen Jungen mit roten Haaren schreibt.<br />
Anders als die Schüler haben die Beamten<br />
Umstehenden und viel Spritzwasser am<br />
Rand, das nur langsam und schmachvoll in<br />
der Sonne verdunstet.<br />
Hebebühne<br />
Grundsätzlich: Kein Sprung, sondern der<br />
Übergang vom Sitzen am Beckenrand zu<br />
Stehen im Wasser.<br />
So geht’s: Verkünden, dass das Wasser<br />
doch ganz schön kalt ist, dann wie bei einer<br />
kompliziertenReckübungdenKörperlangsam<br />
und mit Zehenspitzen voran ins Wasser<br />
ablassen, Atem anhalten oder fröstelnd<br />
rumzischen.<br />
Der macht’s: Alle, denen das Wasser zu<br />
kaltistoderdie AngstvorHerzstillstandhaben.<br />
Außerdem besonders elegante Mädchen,<br />
sonnenmüde Swimmingpool-Beaus<br />
und ja, auch die Badehauben-Omas.<br />
Was bleibt: Die abgelegte Uhr am Beckenrand<br />
und kleine Wasserspritzer, mit denen<br />
sich vorher ordentlich abgefrischt<br />
wurde.<br />
Die Rache, die keine ist<br />
etwas zu verlieren, wenn sie Grenzen überschreiten.<br />
Auch die Referendarin, die seit Juli 2011<br />
unter dem Titel „Paprika goes school“<br />
bloggt, bleibt anonym. Sie bezeichnet sich<br />
nur als „Lehrerin für Kunst & Deutsch in<br />
spe“. Außer, dass sie in Leipzig wohnt, erfährt<br />
man nichts über ihre Person. Dafür<br />
schreibt sie sehr unterhaltsam über die Fotolovestoryausder„Bravo“,diesiezurkritischen<br />
Analyse für ihre siebte Klasse kopiert,<br />
die Panik vor den Unterrichtsbesuchen<br />
ihresSeminarleitersund darüber, wie<br />
sie von einem ihrer Siebtklässler Tipps bekommt,<br />
wie sie sich bei der Planung des<br />
Schulfestes besser durchsetzt („Na, sie<br />
sind noch ziemlich jung, dadurch haben sie<br />
es wahrscheinlich schon mal schwerer. Ich<br />
mein den Respekt und so.“). Manchmal<br />
schreibt sie einfach wütend drauf los:<br />
„Nächste Woche werd ich die Klasse eigenhändig<br />
erwürgen *grrrrr*“, steht in einem<br />
Eintrag, ein anderes Mal erzählt sie, wie sie<br />
ein paar Schülerinnen im Unterricht beim<br />
Nägellackieren erwischt, ihnen in dennoch<br />
nicht trockenen Lack fasst und „Glitzerblau<br />
ist ’ne Scheiß-Farbe“ bescheinigt.<br />
Wie der „Halbtagsblog“ mit seinen physikalisch-technischen<br />
Ausflügen geht<br />
auch „Paprika goes school“ über den Lehrer-AlltagunddasJammernüberdieSchüler<br />
hinaus, und macht damit deutlich, wie<br />
sich Lehrer-Blogs gerade verändern. Sie<br />
postet zum Beispiel Fotos von Klebestreifen,<br />
Fusseln und Blumen, die sie unter ein<br />
Mikroskop gelegt hat, oder Aufnahmen<br />
von Luminographie-Experimenten in ihrer<br />
siebten Klasse mit Taschenlampen,<br />
Farbfolien und Kameras. Auch die angehendeKunst-undGeografie-LehrerinJanina<br />
Scheidmann, 29, postet auf ihrem Blog<br />
Arschbombe<br />
Grundsätzlich: Auch einfach Bombe oder<br />
Paket genannt, ist sie das ironische Ausdrucksmittel<br />
aller Beckenrandcowboys,<br />
die ewige Furcht derjenigen, die sich gerade<br />
abgetrocknet haben und steter Anlass<br />
für Geschimpfe und Gejohle.<br />
So geht’s: Abspringen, Beine anziehen<br />
oder im besten Fall sogar mit beiden Armen<br />
an den Körper binden, das anvisierte<br />
Publikum noch mal breit angrinsen.<br />
Wenn die Arschbombe als Grundlage für<br />
Flirts herhalten muss, besteht eine gewisse<br />
Herausforderung noch darin, sie so nah<br />
wie möglich am Beckenrand zu platzieren.<br />
Dermacht’s: PubertierendeJungsallerAltersklassen.<br />
Wasbleibt:VieleNachahmer beidenJungs<br />
und viele verdrehte Augen bei den Mädchen.<br />
Und natürlich die Schilderung der<br />
kleinenKinder,wiehochdiesmaldieSpritzfontäne<br />
war.<br />
Wenn Lehrer bloggen, wird nicht über Schüler gelästert. Zumindest nicht nur<br />
Vom Pult zum Blog, das ist mittlerweile durchaus üblich für Lehrer – auch inklusive<br />
ironischer Annäherungen an ihren Beruf. FOTO: OH<br />
ILLUSTRATION: KATHARINA BITZL<br />
„kunstkrempel“ neben Hefteinträgen und<br />
Schulaufgaben eigene Illustrationen, Fotos<br />
und Ergebnisse einer Diskussion mit<br />
Schülern über die Definition von „Kunst“.<br />
Vor einiger Zeit waren eher ältere die<br />
StarsderSzene,wiedieMittvierziger „Herr<br />
Rau“, „Frl. Rot“ oder „Frau Freitag“, die<br />
eben das zweite Buch herausgebracht hat,<br />
das auf ihrem Blog basiert. Am Anfang<br />
überwogen bei ihnen noch Anekdoten und<br />
das Jammern über die Schüler, Geschichten<br />
vom Spicken mit MP3-Player unterm<br />
Kopftuch,von68Klausuren,dienochkorrigiert<br />
werden müssen, und der Klassenfahrt,<br />
für die sie noch keine Begleitperson<br />
haben. Das Auskotzen und Abschließen<br />
mit einem Schultag ist nach wie vor ein<br />
Grund für Lehrer zu bloggen, aber nur<br />
nocheinTeilaspekt,vielleichtweildieBlogger<br />
jünger werden und neben Referendaren<br />
schon Lehramtsstudenten von ihrem<br />
Weg zum Beruf berichten.<br />
Immer mehr Lehrer schreiben im Netz<br />
auch über Dinge jenseits des Klassenzimmers.<br />
Die Lehramtsanwärterin für die<br />
Grundschule „Frau A.“, 24, postet auf ihrem<br />
Referendar-Blog „Der steinige Weg“<br />
Fotos von Tafelbildern, Hefteinträgen und<br />
dererstenMathe-Schulaufgabe,sieberichtet<br />
aberauch über Apps, diesieals Lehrerin<br />
gut findet, oder über bildungspolitische<br />
Themen wie den Lehrermangel in manchen<br />
Bundesländern.<br />
Warum man Lehrerblogs liest? Weil man<br />
sich doch gerne an Schulaufgaben und an<br />
Linolschnitte erinnert – vor allem wenn<br />
man sie nicht mehr selbst machen muss.<br />
KATHRIN HOLLMER<br />
VERANTWORTLICH: M. SCHARNIGG (I.V.)
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 SCHULE UND HOCHSCHULE<br />
27<br />
Thüringen<br />
lockt die Lehrer<br />
Bildungsminister will<br />
Pädagogen wieder verbeamten<br />
Na also, geht doch, werden einige Junglehrer<br />
nun denken. Ein weiteres Land will sich<br />
von der Praxis verabschieden, Lehrer nur<br />
noch als Angestellte zu engagieren und<br />
nicht mehr als Beamte. Thüringens Bildungsminister<br />
Christoph Matschie (SPD)<br />
kündigte vergangene Woche an, PädagogenvonAugust2013anwiederzuverbeamten.<br />
Der Grund: er will die Abwanderung<br />
der Lehrer aus seinem Bundesland stoppen<br />
– oder, wie Matschie es ausdrückte:<br />
„Mit dem Wiedereinstieg in die VerbeamtungwollenwirThüringenwettbewerbsfähiger<br />
im Kampf um die besten Köpfe machen.“<br />
Dieser Wettbewerb tobt seit Jahren<br />
underhatdazugeführt,dasssichdieRegierungen<br />
die Pädagogen gegenseitig abwerben.<br />
Locken tun vor allem die reichen Länder<br />
wie Baden-Württemberg, wo Lehrer<br />
nicht nur auf Lebenszeit verbeamtet werden,<br />
sondern auch deutlich mehr verdienen<br />
können als beispielsweise in Sachsen.<br />
Das verschärft den Pädagogenmangel im<br />
Osten, laut der Bildungsgewerkschaft<br />
GEW müssen in Sachsen sogar pensionierte<br />
Pädagogen einspringen. Zwar hatten die<br />
Kultusministervereinbart,dasssiesich die<br />
Lehrer nicht gegenseitig abwerben wollen,<br />
Ober- oder Untergrenzen für ihr Einkommen<br />
wurden jedoch nicht festgelegt. Also<br />
geht das Spiel weiter.<br />
Eigentlich war die Praxis der Länder mit<br />
den Angestelltenverträgen eine weitsichtige<br />
Strategie: die Länder sparen sich dadurch<br />
zig Millionen an Pensionslasten,<br />
weil das Altersgeld für die Beamten deutlich<br />
höherausfällt als dieSozialbeiträge für<br />
angestellte Pädagogen. Doch für diese ist<br />
das weniger attraktiv als eine Verbeamtung,<br />
das Vorgehen lässt sich offenbar nur<br />
bei einem Überschuss an Absolventen<br />
durchhalten - und der herrscht zurzeit<br />
nicht.ZumindestnichtinallenFächern.Gerade<br />
in technischen Fächern wie Physik<br />
oder in Mathematik bleiben Stellen unbesetzt.DaBildungundUnterrichtsausfallregelmäßig<br />
Thema in Landtagswahlkämpfen<br />
wird, ist der Druck groß, die Lücken zu<br />
füllen. Diesen Marktkräften versuchen<br />
nun nur noch Berlin, Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Sachsen zu widerstehen<br />
und setzen weiterhin auf angestellte Lehrer.<br />
Matschie dagegen plant nun den kompletten<br />
Schwenk: in das Beamtenverhältnis<br />
sollen 2013 nicht nur neu eingestellte<br />
Lehrerwechselnkönnen,sondernauch bereitslangjährigangestelltePädagogen.Berlin<br />
versucht verzweifelt gegenzuhalten.<br />
Laut Bildungssenatorin Sandra Scheeres<br />
(SPD) bekommen neue Lehrer bis zu 1200<br />
Euro pro Monat mehr. RPR<br />
Land gleicht<br />
Niederlage aus<br />
NachdemVerlustdesTitelsElite-Universität<br />
will die niedersächsische Wissenschaftsministerin<br />
Johanna Wanka der Uni<br />
Göttingen helfen. „Wir wollen 50 Prozent<br />
dessen, was geplant wurde, geben“, sagte<br />
die CDU-Politikerin. Steuergeld solle aber<br />
nicht nach Göttingen fließen, vielmehr gehe<br />
es um eine Förderung aus Mitteln der<br />
Volkswagenstiftung. In der zweiten Runde<br />
der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern<br />
im Juni hatte Göttingen überraschenddenStatusElite-Unieingebüßt.Damit<br />
entgeht ihr eine Förderung von rund<br />
60MillionenEurofür diekommenden fünf<br />
Jahre. Nur in den kommenden zwei Jahren<br />
kannsienochmitÜbergangsgeldernderInitiativerechnen.DasLandwilldieUnidagegen<br />
bis2017mit 30MillionenEuro ausdem<br />
TopfderVolkswagenstiftung fördern.Wanka<br />
sieht den Ruf der 275 Jahre alten Georgia<br />
Augusta nicht gefährdet. „Göttingen ist<br />
unsere Spitzenuni. Bei allen internationalen<br />
Rankings ist Göttingen unter den vier<br />
besten deutschen Hochschulen“, sagte die<br />
Ministerin. Neben Göttingen hatte auch<br />
die Universität Freiburg und das KarlsruherInstitutfürTechnologie(KIT)denElite-<br />
Titel eingebüßt. Beide Hochschulen liegen<br />
in Baden-Württemberg. DPA, RPR<br />
VON KEVIN SCHREIN<br />
MatsMengermacht das,was ihm an<br />
der Universität niemand beibringt–erschweißt.Miteinemleisen<br />
„Plop“ schaltet er den Brenner ein und<br />
verschweißt kleine Metallstücke am Gestell<br />
eines 20 Kilogramm schweren Motorradmotors.<br />
Der grelle Lichtbogen erhellt<br />
den Raum, die Dämpfe von geschmolzenem<br />
Metall steigen empor. Menger lässt<br />
sich nicht beirren. Mit ruhiger Hand führt<br />
er die Lichtspitze über das Metall, zieht eine<br />
Schweißnaht nach der anderen. Er<br />
klapptdasVisierhochundüberprüftdieArbeit.<br />
Sein Lächeln verrät: er ist zufrieden.<br />
Hier, sagt der Diplom-Maschinenbaustudent<br />
und zeigt mit seinen öl- und fettverschmierten<br />
Händen durch die geräumige<br />
Werkstatt,einealteLagerhalle mitHolzbalken,<br />
könne er seine Ideen verwirklichen.<br />
„Man gibt einen Entwurf nicht einfach einem<br />
Professor ab, sondern hier kann ich<br />
ihn mit meinen eigenen Händen bauen.“<br />
Die Rettung aus der universitären Theorieöde<br />
fürStudentenwieMengerheißt„Ka-<br />
RaceIng“, ein Verein mit 60 Studenten des<br />
Karlsruher Instituts für Technologie (KIT),<br />
Vergangenen Herbst<br />
holte das Team in Italien<br />
den ersten Platz<br />
dasausderUniversitätunddemHelmholtz-<br />
Forschungszentrumentstand.InihrerFreizeit<br />
bauen die angehenden Ingenieure und<br />
Informatiker Rennwagen und nehmen damit<br />
an der „Formula-Student“, einer weltweiten<br />
Rennveranstaltung für Studenten<br />
von Universitäten, Hochschulen und Akademien,<br />
teil. Es ist der frühe Text des eigenen<br />
Könnens in der Praxis, verbunden mit<br />
dem Kitzel eines Rennens.<br />
Mit dem Bau des „KIT 07“, einem Rennwagen<br />
mit Verbrennungsmotor, fingen<br />
zehn Motorsportbegeisterte Studenten<br />
2007 an, 2010 kam das Elektrorennauto<br />
„KIT 10e“ dazu. Schnell holten die KarlsruherStudentendenVorsprungderamerikanischenTeams<br />
auf,die seitmehrals30Jahren<br />
die „Formula-Student“ austragen. Allein<br />
in Deutschland existieren mittlerweile<br />
mehr als 60 Teams. Im vergangenen<br />
Herbst konnte Ka-RaceIng mit dem<br />
1. Platz bei einem Rennen in Italien einen<br />
großen Erfolg feiernund verwies die Rennteams<br />
anderer Hochschulen auf die Plätze.<br />
Wie in der Formel 1 werden auch bei Ka-<br />
RaceIng jeden Winter neue Autos entwor-<br />
Die Machtverhältnisse, sie haben sich verschoben<br />
an jenem Morgen in Hörsaal 2.<br />
Hans-JürgenBucher,ProfessorfürMedienwissenschaft<br />
an der Universität Trier, redet<br />
vor seinen etwa 70 Studenten. In der<br />
Vorlesung geht es um deutsche Mediengeschichte,<br />
das Thema an diesem Vormittag:<br />
die Entwicklung derPresse vom17. bis zum<br />
20. Jahrhundert. Seit dem Jahr 1997 ist er<br />
ProfessorinTrier.WennerfrüherVorlesungen<br />
hielt, dann hatte er stets allein die Kontrolle<br />
darüber, was sich im Hörsaal abspielt.<br />
Wenn ein Student eine Frage hatte,<br />
konnte dieser sich melden – und wurde<br />
drangenommen,wennesdemRednergerade<br />
passte. Andernfalls musste sich der Fragende<br />
eben gedulden. Die Entscheidung<br />
lag allein beim Professor. Dieses Machtgefälle<br />
ist so alt wie die Hörsäle, in denen es<br />
sich offenbart.<br />
Hans-Jürgen Bucher hat nun ein Stück<br />
seiner Macht abgegeben – freiwillig. Zwar<br />
können sich seine Studenten immer noch<br />
per Handzeichen melden, wenn sie etwas<br />
nicht verstehen. Aber das Machtmonopol,<br />
das in einem Hörsaal herrscht, ist gebrochen.<br />
Auf einer sogenannten Twitter-Wall<br />
Schweißen statt Rechnen<br />
Karlsruher Studenten bauen in ihrer Freizeit Rennwagen aus Kohlefaser und mit Elektroantrieb.<br />
Das kostet zwar zusätzliche Semester, wird aber belohnt: mit Wettrennen und lukrativen Jobs nach dem Studium<br />
Das aktuelle Modell der Technikstudenten, der KT12. Bauteile und Werkzeuge werden von Sponsoren geliefert, den Rest erledigt das Team – auf dem Gruppenfoto rechts Mats<br />
Menger – in tagelanger Arbeit. Einer der ehemaligen Gruppenmitglieder entwickelt mittlerweile einen neuartigen Antrieb bei Porsche. FOTO: K. SCHREIN<br />
fen und gefertigt. Leichter und schneller,<br />
das ist das Ziel. Die Studenten können dabeiaufdieMöglichkeitendereigenenSponsoren<br />
zurückgreifen. „Sehen Sie“, sagt<br />
MengerundreichteinenKotflügelausKohlenstoff<br />
herüber, „das könnten wir selbst<br />
nicht herstellen, das lassen wir von einem<br />
unserer Sponsoren bauen.“<br />
Nach der Fertigung aller Komponenten<br />
baut das Studenten-Team die Rennwagen<br />
selbst zusammen. Auch die Universität unterstützt<br />
dieTüftler. DieWerkstatt liegtauf<br />
demCampusundzur PräsentationderModelle<br />
stellt das KIT den größten Hörsaal zur<br />
Verfügung. Im Gegenzug werben die 60<br />
Studenten für die KIT, etwa bei dessen Antrag<br />
auf Fördermittel der Exzellenzinitiativ,<br />
bei der Bund und Ländern Milliarden<br />
für die Forschung verteilen. Der Rennwagen<br />
wurde der Jury vorgeführt.<br />
Doch trotz aller Unterstützung stehen<br />
dieRennwagen indiesemJahrlängerin der<br />
können Studenten ihre Fragen schriftlich<br />
einreichen. Über den Kurznachrichtendienst<br />
Twitter oder per SMS ist es jedem<br />
möglich,FragenoderAnmerkungenzuformulieren,<br />
die ohne Verzögerung auf eine<br />
Leinwand im Hörsaal projiziert werden.<br />
Dies geschieht ungefiltert, anonym und ist<br />
fürjeden Zuhörersichtbar.Auch fürProfessor<br />
Bucher, der wenige Meter entfernt am<br />
Rednerpult steht – und reagieren muss,<br />
wenn eine neue Meldung eintrifft.<br />
„Viele Tweets bestehen aus einfachen<br />
Rückfragen zum Vorlesungsstoff“, sagt er.<br />
„Außerdemkommenauch vieleweiterführende<br />
Fragen,dieüber daseigentlicheThema<br />
hinausgehen. Daraus entwickeln sich<br />
manchmal sehr spannende Dialoge zwischen<br />
den Studenten.“ Bisweilen recherchierensieeinzelneFaktennachunddiskutieren<br />
die Ergebnisse parallel zur Vorlesung.<br />
Überhaupt sieht es so aus, als ob die<br />
Anonymität der Kurznachrichten es vielen<br />
Studenten erleichtert, sich in die Diskussion<br />
einzubringen. „Die Handmeldung<br />
scheint für viele doch noch eine Hemmschwelle<br />
zu sein.“ Besonders schätzt Bucher,<br />
dass Twitter dabei helfe, eine „Zwi-<br />
Werkstatt als üblich, technische Probleme<br />
werfen die Tüftler aus Karlsruhe immer<br />
wieder zurück. Jonas Fuchs muss sich ranhalten.<br />
Die 20-Stunden-Schichten, die der<br />
Informatikstudent in die Lenkelektronik<br />
des Benzin-Rennwagens steckt, haben ihreSpurenhinterlassen.SchwereAugenringe<br />
zeichnen sich unter seiner schwarzen<br />
Brille ab, das Haar ist zerzaust. Fuchs sieht<br />
aus, als bräuchte er einen kräftigen<br />
Schluck aus einer der Cola-Flaschen, die<br />
zwischenInbusschlüsselundFeilen liegen.<br />
Mit Lötkolben und Lupe sucht sich der Informatikereinen<br />
freienPlatz, andemer ein<br />
paar Bauteile auf eine Platine löten kann.<br />
ÜberallverstreutliegenWerkzeugundBauteile<br />
herum, dazu ertönt ohrenbetäubendes<br />
Rumpeln und Fauchen von Dreh- und<br />
Standbohrmaschinen. Zum Aufräumen<br />
bleibe wenig Zeit, gibt Fuchs zu, man müsse<br />
einfach fertig werden. Keiner in der<br />
Werkstatt jammert, niemand trödelt.<br />
„Hier kommt man nur rein, wenn man Engagementmitbringt“,sagtFuchs.„Wirwollen<br />
nichtdieLeute,diedas nurfürihren Lebenslauf<br />
tun.“<br />
Das hat Folgen: Kaum ein Ka-RaceIng-<br />
Mitglied hält die Regelstudienzeit ein,<br />
auch Julian Carl nicht. Acht statt sechs Semester<br />
wird der Maschinenbaustudent für<br />
seinenBachelorbenötigen.SeineHänderu-<br />
Sponsoren liefern Bauteile –<br />
und bevorzugen Teammitglieder<br />
bei Themen für Examensarbeiten<br />
hen auf einer Batterie, so groß wie eine Mikrowelle,<br />
eingebaut im Heck des Elektrorennautos.<br />
Das Fahrzeug soll leichter werden<br />
als das 2011er Modell, das hat für Carl<br />
momentan Priorität. Sein Studium vernachlässige<br />
er dafür gerne, gibt er zu, und<br />
tätschelt liebevoll den Elektrorenner, für<br />
Zwitschernde Zwischenrufe<br />
Professor Hans-Jürgen Bucher lässt in seinen Vorlesungen Studenten per Twitter fragen – und gibt dadurch Kontrolle ab<br />
Der Trierer Medienwissenschaftler Hans-<br />
Jürgen Bucher. FOTO: OH<br />
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schenruf-Kultur“ zu etablieren, wie sie etwa<br />
im Bundestag gepflegt wird.<br />
Mit seiner Twitter-Wall, die Bucher<br />
schon seit 2009 i n seinen Vorlesungen einsetzt,<br />
ist er im Begriff, die universitäre Vorlesungskultur<br />
zu erneuern – auch wenn es<br />
bislang kaum Nachahmer in Deutschland<br />
gibt. Dabei hatte der 58-Jährige eigentlich<br />
etwas völlig anderes im Sinn: Ursprünglich<br />
hatte er vor, Deutsch- und Sportlehrer zu<br />
werden. Seine Doktorarbeit wollte Bucher<br />
in Sportwissenschaften schreiben und der<br />
Erste sein, der eine Theorie menschlichen<br />
Handelns aus der Soziologie auf den Sport<br />
anwendet. Dann erhielt er das Angebot, an<br />
der Universität Tübingen in Germanistik<br />
zu promovieren – über die Sprache in den<br />
Medien. „Ich war zwar kritischer Zeitungsleser,<br />
aber ich hatte bis dahin nie etwas mit<br />
Medien zu tun“, sagt Bucher. Von nun an<br />
schon: 1985 reichte er seine Dissertation<br />
ein. In den 90er Jahren wechselte Bucher<br />
auf die praktische Seite, wurde beim<br />
Schwäbischen TagblattzumRedakteurausgebildet,<br />
arbeitete danach als Radioreporter.<br />
„Der Kontrast zum langatmigen wissenschaftlichen<br />
Arbeiten kam mir damals<br />
Der heitere Ratgeber klärt die<br />
entscheidenden Fragen des Berggängers<br />
– vom Kauf des perfekten<br />
Schuhwerks bis zur Vermeidung<br />
von Kuhangriffen. Liebevoll<br />
gestaltete Illustrationen und übersichtliche<br />
Grafiken vervollständigen<br />
dieses Berg-Werk.<br />
denerzweiSemesterlängerstudiertalsüblich.<br />
Der ist schon fertig lackiert, schwarz<br />
mit gelb, dazu ein Dutzend weißer Aufschriftenmit<br />
den Namen bekannter Unternehmen<br />
der Branche. Das Team lebe von<br />
Sponsoren, sagt Fuchs. Die Firmen bieten<br />
Maschinen, Werkzeug und Bauteile.<br />
Gleichzeitig lernen sich Unternehmen<br />
und Studenten besser kennen, Netzwerke<br />
werden geknüpft. Vergeben die Sponsoren<br />
dann Bachelor-, Master- und Diplomarbeitsthemen,<br />
werden die Karlsruher Tüftler<br />
gegenüber Mitbewerbern bevorzugt.<br />
Im Gegenzug bekommen die Unternehmen<br />
gut ausgebildete Fachkräfte, die etwas<br />
von der Praxis verstehen. Ein Gewinn<br />
für Firmen und Absolventen, da sind sich<br />
die Studenten einig. Stolz erzählen sie<br />
dann noch von einem ehemaligen Teammitglied,<br />
der jetzt einen Hybridantrieb bei<br />
Porsche entwickelt – natürlich für einen<br />
Sportwagen.<br />
sehr entgegen.“ Dennoch wechselte er<br />
nach einigen Jahren abermals zurück in<br />
die Wissenschaft. An der Universität in<br />
Triertrater1997eineProfessurfürMedienkommunikation<br />
an.<br />
In Hörsaal 2 steht Bucher am Rednerpult,<br />
die Twitter-Wall neben ihm. Alsbald<br />
wird deutlich, dass auch die Studenten die<br />
neue Machtverteilung erkannt haben. Ob<br />
die Tweets auch angezeigt werden, wenn<br />
mansiemiteinemSchlagwortversieht und<br />
nicht wie üblich an ein eigens eingerichtetes<br />
Konto adressiert, möchte ein Student<br />
perTweet wissen.Bucher geht darauf nicht<br />
ein, wie immer bei administrativen Fragen.<br />
Ein paar Sekunden später kommt ein<br />
energisches Fragezeichen hinterher. Getuschel<br />
im Saal. Bucher macht mit seinem<br />
Stoff weiter.<br />
So ganz hat er seine Macht also doch<br />
nicht abgegeben. Und wenn nichts mehr<br />
hilft, kann er die Twitter-Wall immer noch<br />
abschalten. Einmal, sagt Bucher, habe er<br />
dassogargemacht. „EsliefennurKneipenverabredungen<br />
und Liebesbekenntnisse.<br />
DahabeichbeimProjektoreinfachdenStecker<br />
gezogen.“ KIM-BJÖRN BECKER<br />
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Ich bin doch nicht blöd.
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012<br />
MOBILES LEBEN<br />
Vollgas<br />
im Verbund<br />
Nach der Übernahme durch VW<br />
ist von Porsche einiges<br />
zu erwarten – zum Beispiel<br />
sieben neue Baureihen<br />
VON GEORG KACHER<br />
Porsche ist aktuell der ertragsstärkste<br />
Automobilhersteller der Welt, das ist<br />
Werk vieler Köpfe. Wendelin Wiedeking<br />
leitete den Turnaround ein, als er das<br />
Gleichteilekonzept für Boxster und 911 mit<br />
dem Rotstift in die Tat umsetzte und wenig<br />
später den Geländewagen Cayenne nachschob.<br />
Nachfolger Michael Macht zimmerte<br />
mit seinem schlanken Produktionskonzept<br />
das Gerüst für profitables Wachstum.<br />
Entwicklungschef Wolfgang Dürheimer<br />
setzte Maßstäbe in Bezug auf Fahrdynamik<br />
und Effizienz. Ferdinand Piëch wachte<br />
– mal aus der Distanz und dann wieder aus<br />
unmittelbarer Nähe – über die Unternehmensstrategie,<br />
über das Produktportfolio,<br />
über die Volkswagen-Connection und über<br />
den verfreundeten Porsche-Clan. Seit dem<br />
misslungenen David-gegen-Goliath-Aufstand<br />
regieren in Zuffenhausen bewährte<br />
Netzwerker des neuen Mehrheitsaktionärs.DerdurchausauchalsVisionärbegabte<br />
Vorstandsvorsitzende Matthias Müller<br />
ist im Konzern verdrahtet wie kaum ein<br />
Zweiter, der neue Entwicklungschef Wolfgang<br />
Hatz absolviert in Weissach die Reifeprüfungvom<br />
Motorenspezialistenzum Gesamtfahrzeug-Profi,<br />
der für Vertrieb und<br />
Marketing zuständige Bernhard Maier<br />
schafft Absatzrekorde in Folge.<br />
Die aktuelle Modellpalette entstand<br />
nochunterWolfgangDürheimer. Derinzwischen<br />
über Bentley/Bugatti zu Audi umgeleiteteVordenkerhatBoxsterund911eineigenständigeres<br />
Profil gegeben, den Cayenneaufgehübscht,denCayman-Nachfol-<br />
ger (Debüt im November) auf den Weg gebracht,demeherunförmigenPanameratadellose<br />
Fahreigenschaften anerzogen und<br />
mit dem 918 Spyder Hybrid ein erstes grünes<br />
Ausrufezeichen gesetzt, das 2013 auf<br />
den Markt kommen wird. Unter Matthias<br />
Müller soll dieses Erbe nun konsolidiert<br />
und ausgebaut werden. Den ersten Schritt<br />
macht man mit dem kleinen Cayenne, der<br />
Macan heißt und ab dem nächsten Jahr bei<br />
Porsche in Leipzig produziert wird. Der<br />
SUV ist ein neu eingekleideter Audi Q5, der<br />
mit mehr Leistung und mehr Prestige gegenX3,GLKundEvoqueantretensoll.Kleiner<br />
Einsatz, große Wirkung. So entstehen<br />
Synergieeffekte, aus denen schon bald ein<br />
Macan Coupé entstehen könnte.<br />
Porsche und Audi – eine Beziehung zwischenproduktiverNäheundoffenerRivali-<br />
tät. Die Nähe entsteht aus der Notwendigkeit<br />
zur Kooperation. Porsche hätte zwar<br />
für die großen Geländewagen (Audi Q7, VW<br />
Touareg,Cayenne,BentleyFalcon,Lamborghini<br />
Urus) ein SUV-Derivat des hauseigenen<br />
modularen Standardantrieb-Baukastens<br />
MSB parat gehabt, doch nach kurzer<br />
Diskussion einigte man sich auf die Hochboden-Architektur<br />
des von Audi verantworteten<br />
modularen Längsbaukastens<br />
MLBevo.Im Gegenzug darfPorsche füralle<br />
Sportwagen, die im Konzernverbund entstehen,<br />
das Konzept entwickeln.<br />
Ausnahmen bestätigen die Regel: Der<br />
Nachfolger des Audi R8 und die weitgehend<br />
baugleiche Neuauflage des Lamborghini<br />
Gallardo sind ein Sonderfall, der<br />
schon vor dem Zusammenschluss definiert<br />
wurde. Die Zuständigkeit dieses mo-<br />
dularen Sportwagen-Systems MSS liegt in<br />
Ingolstadt, doch bereits im nächsten Zyklus<br />
dürften die beiden Mittelmotor-Boliden<br />
aus Bayern nach Baden-Württemberg<br />
übersiedeln.<br />
MMBheißtdermodularePorscheMittelmotor-Baukasten,<br />
in den eines Tages auch<br />
derHeckmotor-Elferintegriertwird.Theoretisch<br />
funktioniert MMB vom kleinen VW<br />
Roadster bis zum mächtigen Lamborghini<br />
Aventador mit V12-Triebwerk, doch ohne<br />
ein Aufsplitten in zwei oder drei Gewichtsklassen<br />
ist eine derart breit gefächerte Modularität<br />
kaum darstellbar. Außerdem<br />
stellt sich hier erneut die Frage, ob es nicht<br />
sinnvoll wäre, die Marken Porsche, Lamborghini,<br />
Bentley und Bugatti in einer eigenständigen<br />
Luxuswagen-Gruppe unter<br />
Stuttgarter Führung zusammenzufassen.<br />
Der Nächste, bitte: Mit dem Macan eröffnet Porsche den Reigen der Neuerscheinungen um den Klassiker 911 (oben). Basis des<br />
Macan ist der Audi Q5 – so entstehen Synergieeffekte, aus denen schon bald auch ein Macan Coupé entstehen könnte.<br />
Die Plastikschlucker<br />
Der Mann hat sich ein hohes Ziel gesetzt:<br />
Günther Bonin, 56, will die Weltmeere vom<br />
Plastik befreien. Und er weiß auch schon,<br />
wie.SeineVisionerklärterineinemMünchner<br />
Café mit kurzen, präzisen Worten. Und<br />
tatsächlich wäre die Idee so einfach wie genial<br />
– wenn sie sich umsetzen lässt.<br />
Bonin ist Inhaber einer IT-Firma und<br />
passionierter Segler. Als solcher stört ihn<br />
schon lange, was er während seiner Törns<br />
allesindenMeerentreibensah. 250 Millionen<br />
Tonnen Kunststoffprodukte werden<br />
weltweit pro Jahr produziert, Schätzungen<br />
zufolge landen 80 Prozent davon in Bächen,<br />
Flüssen – und am Ende im Meer. Im<br />
Pazifik treibt ein Müllteppich, so groß wie<br />
Mitteleuropa. Doch das Problem ist weit<br />
mehralsnur einkosmetisches:InderNordsee<br />
untersuchten Forscher in den Jahren<br />
2003 bis 2007 den Inhalt der Mägen von<br />
1300 Eissturmvögeln. Nur fünf Prozent<br />
hatten kein Plastik im Magen. Die gefährli-<br />
chen Inhaltsstoffe im Plastik finden ihren<br />
Weg in die Nahrungskette und landen über<br />
Vögel und Fische, die Plastik fressen, irgendwann<br />
auf unserem Teller. Unteranderem<br />
könnensieKrebsverursachenoderdie<br />
Fruchtbarkeit einschränken.<br />
Bonin wollte es nicht bei der bloßen Empörung<br />
belassen. Sein Projekt der „maritimen<br />
Müllabfuhr“, wie er es nennt, gliedert<br />
sich in mehrere Stufen: In einem ersten<br />
SchrittwillerdenPlastikmüllaufdenMeeren<br />
sammeln, sortieren, zerkleinern. Das<br />
soll mit unterschiedlichen Geräten erfolgen:<br />
„Wir fischen den Plastikmüll aus dem<br />
Wasser – je nach Gewässer mit Seehamster,<br />
Seekuh, Farmer oder Tanker.“ So<br />
nenntBonindieunterschiedlichen Plastikschlucker.<br />
EinPrototyp istbereits fertiggestellt.<br />
Er sieht aus wie ein kleiner Katamaran.„DreiMillionenFischergibtesinEuropa“,<br />
sagt Bonin. Jeder von ihnen könnte<br />
nach seiner Vorstellung einen Seehamster<br />
Das MMB-Thema wird vermutlich erstmals<br />
2016 ein greifbares Ergebnis zeitigen.<br />
Die Rede ist vom Porsche 960 Coupé, einemSupersportwagen,derineinemAtemzug<br />
mit dem 959 und dem Carrera GT genanntwerdendarfundnichtnurdenFerrari458Italia<br />
im Visier hat, sondernauchden<br />
für 2013 erwarteten Enzo-Nachfolger. Porsche<br />
besinnt sich hier auf seine traditionellen<br />
Stärken: Leichtbau bis ins kleinste Detail,Top-Aerodynamik,überlegeneFahreigenschaften,<br />
maximale Effizienz, absolute<br />
Alltagstauglichkeit. Dabei bleibt man dem<br />
Sechszylinder-Boxertreu–allerdingsineiner<br />
komplett neu entwickelten, verschärften<br />
Ausprägung. Der Sechser wiegt weniger,brauchtwenigerundistkleiner.AußerdemhilftdieBoxer-Bauweise,denSchwerpunkt<br />
deutlich abzusenken. Ein neues<br />
unten am Schiff anbringen und während<br />
der Fangfahrten gleichzeitig Müll einsammeln.<br />
Je nach Menge würden sie dafür bezahlt.<br />
Seekühe dagegen könnten vollautomatisch<br />
mit Wind- und Sonnenenergie in<br />
denMüllteppichenumherfahren undPlastik<br />
einsammeln. „Nach der Rückkehr geht<br />
der Müll in der ersten Phase an die Anrainerstaaten,<br />
die Trennung und das RecyclingerfolgtanLand“,schildertBonin.Ineiner<br />
späteren Phase soll das gesammelte<br />
Plastik an Bord von Tankern in Öl rückverwandelt<br />
werden. „Aus einer Tonne Plastik<br />
lassen sich 800 Liter Öl rückgewinnen“,<br />
sagt Bonin. Es sei eine „unvergleichliche<br />
Verschwendung“, diesen knapper werdenden<br />
Rohstoff nicht wieder in den Produktionskreislauf<br />
zurückfließen zu lassen.<br />
Was sich wie die Utopie eines Idealisten<br />
anhört,nimmtmittlerweileFormenan.BoninhateinenPartnergewonnen,denUnternehmensberater<br />
Helmut Paulus, mit dem<br />
Brennverfahren, eine fortschrittliche Aufladetechnik<br />
sowie eine radikal innovative<br />
Ansaug- und Abgasanlage sollen Leistung,<br />
Verbrauch und Fahrbarkeit optimieren.<br />
Mit etwa 600 PS aus 3,8 Liter Hubraum<br />
dürftedasMittelmotor-Leichtgewichtbestens<br />
gerüstet sein für die Ferrari-Frage.<br />
Ursprünglich sollte der MMB-Ersteinsatz<br />
jenem preisgünstigen VW-Roadster<br />
auf die Sprünge helfen, der aus dem Blue-<br />
Sport-Konzept entstanden war. Doch immer<br />
wieder scheiterte das Projekt an den<br />
Kosten, den zu geringen Stückzahlen und<br />
dem kaum verhohlenen Desinteresse von<br />
Audi, wo man sich an dem Projekt nicht beteiligenwill.PorschekönntedenMittelmotor-Sportwagen<br />
zwar auch im Alleingang<br />
stemmen, doch inzwischen genießt der<br />
Zweisitzer nur mehr dritte Priorität. Der<br />
Grund: Die Mannschaft unter Wolfgang<br />
Hatzarbeitet schon jetzt anderKapazitätsgrenze,<br />
der kompakte Roadster zahlt in die<br />
Marke weniger ein als andere mögliche<br />
Neuzugänge,dieMargesteht invergleichsweise<br />
ungünstiger Relation zum Aufwand,<br />
Produktion und Vertrieb wären mit einem<br />
zeitnahen Startschuss wohl überfordert.<br />
Der Porsche 551, der als Coupé und als<br />
Roadster geplant war und für den speziell<br />
ein kleiner 1,6-Liter-Turbo-Boxermotor<br />
entwickelt werden sollte, ist zwar nicht<br />
mausetot, aber er liegt auf Eis. Mit dem Beginn<br />
der Auftauphase rechnen selbst Optimisten<br />
kaum vor 2017.<br />
Im Frühjahr 2013 startet der vor allem<br />
an Bug und Heck modifizierte Panamera.<br />
Außerdem wird es – in erster Linie für den<br />
Export–eineLuxusausführungmit verlängertemRadstandgeben.SchonaufdemPariser<br />
Salon im September will Porsche mit<br />
dem Panamera-Shooting-Brake-Konzept<br />
die Akzeptanz einer weiteren Variante testen.<br />
Vermutlich steht bereits auf der IAA<br />
2015 der völlig neue Panamera II, der viel<br />
gefälliger, geringfügig kompakter und<br />
deutlich leichter ausfallen soll. Von diesem<br />
Modelldürfen wirunsnebendemShooting<br />
BrakeaucheinviersitzigesCabrioundmöglicherweisesogareingroßesCoupévorstellen<br />
– der 928 lässt schön grüßen. Den technischen<br />
Unterbau hat Porsche in Rekordzeit<br />
entwickelt. Auch hier handelt es sich<br />
wieder um einen Baukasten, der trotz Allrad-Optionaufdas<br />
KürzelMSB(Modularer<br />
Standard-Antrieb) hört. Die neue Front-<br />
Mittelmotor-Architektur glänzt mit idealer<br />
Achslastverteilung, intelligentem<br />
Leichtbau-Materialmix, hoher Steifigkeit<br />
und sparsameren Motoren.<br />
MSB dient nicht nur als Genspender für<br />
den Panamera II, sondern auch als neue<br />
Heimat für die Bentley-Modelle Continental(GT,GTC,FlyingSpur)undMulsannesowie<br />
für den von Startschwierigkeiten ge-<br />
plagten Bugatti Galibier. Darüber hinaus<br />
denktPorsche über ein kleineres Frontmotor-FahrzeugaufMSB-BasismitdemCodenamen<br />
Pajun (Panamera Junior) nach, das<br />
Mitte 2017 in Serie gehen könnte. Der Pajun<br />
hat ungefähr E-Klasse-Format, ist<br />
schwerpunktmäßig mit V6-Motoren bestückt<br />
und wäre am Ende in verschiedenen<br />
Ausprägungen verfügbar. Den Anfang<br />
macht dem Vernehmen nach ein viertüriges<br />
Coupé, dem ein Shooting Brake und ein<br />
noch nicht näher definierter Zweitürer folgensollen.FürdieMSB-Familie,fürdenCayenne<br />
sowie für die Spitzenprodukte von<br />
Audi, Bentley, Lamborghini und VW bereitetPorschederzeitdensogenanntenmodularen<br />
V-Motorenbaukasten vor. Das dem<br />
Downsizing verpflichtete Triebwerkskonzept<br />
macht zwar einen vorläufigen Bogen<br />
um Exoten wie den Lambo V12 und den<br />
W12 des A8, aber es definiert die neuen, bis<br />
zu 500 PS starken aufgeladenen V6-Benziner<br />
sowie die davon abgeleiteten Biturbo-<br />
Achtzylinder mit bis zu 600 PS.<br />
Auf Dauer darf man von einer<br />
Annäherung zwischen<br />
Porsche und Audi ausgehen<br />
Obwohl die MSB-Matrix im Prinzip<br />
auch für die Audi-Modelle A6/A7A8 und<br />
für den VW Phaeton geeignet wäre, werden<br />
solche Gedanken im sonst so synergiefreudigen<br />
VW-Konzern nur hinter vorgehaltener<br />
Hand diskutiert. Offenbar soll die PositionvonAudials<br />
bislangprofitabelste Marke<br />
nicht dadurch geschwächt werden, dass<br />
man sie ins gleiche konzeptionelle Korsett<br />
schnürt wie Porsche und Bentley. Ohnehin<br />
sind die technischen Grundpositionen nur<br />
schwer miteinander vereinbar, denn während<br />
Audi vom Frontantrieb zum Quattro<br />
kam, ist der Porsche-Allradantrieb eine<br />
Evolution des Hinterradantriebs. Bei der<br />
nächsten Generation des A8 (2016) sind die<br />
Würfel für einen Audi-Alleingang gefallen,<br />
doch langfristig darf man von einer Annäherung<br />
zwischen beiden Marken ausgehen,<br />
denn gerade in der Oberklasse kann<br />
sich wegen der kleinen Stückzahlen und<br />
dem hohen Aufwand kein Unternehmen<br />
auf Dauer Parallelentwicklungen leisten.<br />
Wieesgehenkönnte,lässtdiedritteAuflage<br />
des Cayenne erahnen, die 2017 vorgestelltwerdensoll.HierbietetAudialsfederführender<br />
Entwickler erstmals zwei Radstände<br />
an. Dazu kommen unterschiedliche<br />
Karossen – Porsche plant beispielsweise<br />
einCayenneCoupéundeinnochsportlicheres<br />
Grundmodell mit besonders kurzem<br />
vorderem Überhang. Keine Frage: Fast alles<br />
ist möglich im gespannten Dreieck zwischen<br />
Wolfsburg, Stuttgart und Ingolstadt.<br />
Am Anfang steht eine Vision – wie zwei engagierte Segler die Weltmeere von den Müllteppichen und den darin enthaltenen Giften befreien wollen<br />
Strandgut: In den Ozeanen und an den<br />
Stränden sammelt sich der Müll. FOTO: OEOO<br />
zusammen er den Vorstand des bereits als<br />
gemeinnützig anerkannten Vereins „One<br />
Earth, One Ocean“ (OEOO) bildet. Die Zentrale<br />
des Vereins sitzt im Garchinger Gründerzentrum<br />
Gate. Mehr als 100 Unterstützer<br />
haben die beiden schon um sich geschart,<br />
die von dem Projekt begeistert sind<br />
und es in unterschiedlicher Weise unterstützen.<br />
Der prominenteste unter ihnen<br />
dürfte Thomas Hahn sein, der bei BMW<br />
Oracle das Siegerschiff des America’s Cup<br />
mitkonstruierte. Hahn hilft bei der Entwicklung<br />
der Müllschlucker. Finanzieren<br />
sollsichdasProjektimIdealfall ausdenErlösen<br />
aus dem Recycling des gesammelten<br />
Materials und vorerst mit der Unterstützung<br />
von Sponsoren. „Die Zeit ist reif für<br />
dieses Thema“, sagt Helmut Paulus, „das<br />
merken wir in unseren Gesprächen mit potenziellen<br />
Unterstützern deutlich.“ Der<br />
Grund dafür liegt seiner Meinung nach<br />
zumeinenin dersichimmermehrmanifes-<br />
Über die Alpen<br />
Sechs Betrachtungen, wie die schönsten<br />
Berge Europas zu überwinden sind 32<br />
UNTERWEGS<br />
No Isuzu,<br />
nirgendwo<br />
Ein kurzes, heftiges Knirschen,<br />
dann ging nichts<br />
mehr. Das Beifahrerseitenfenster<br />
des Isuzu-Pick-ups<br />
mit der Wohnkabine auf<br />
derLadeflächewarfestgefressen,aufhalber<br />
Höhe, also je nach Gemütslage halb<br />
zu oder halb offen. Und das in einer GegendFrankreichs,inderaufdenRaststätten<br />
mit großen Lettern gewarnt wird,<br />
seinFahrzeugnichtaus denAugenzulassen.<br />
Und noch 100 Kilometer bis Lyon.<br />
Der junge Mann an der Rezeption<br />
sprach, Europa wächst ja zusammen,<br />
englisch. Es gebe, sagte er, gleich ums<br />
Eck eine große Garage. Also aufgesessen.<br />
Das Mädchen war sehr freundlich.<br />
Nein, einen solchen Wagen könne man<br />
nichtreparieren.ImNetzaberhabesieeine<br />
Isuzu-Werkstätte gefunden, etwa<br />
30 KilometeraußerhalbderStadt.Sienotierte<br />
die Adresse. DankNavi war das Ziel<br />
leicht zu finden, allerdings war weit und<br />
breit keine Autowerkstätte, nur eine für<br />
schweres Gartengerät. Wo Isuzu? Garage?<br />
Autokaputt. NoIsuzu.Ölverschmierte<br />
Hände zeichnen auf Papier Straßen,<br />
Dörfer, Kreuzungen. Also aufgesessen.<br />
Die Landschaft ist herrlich, sattes<br />
Grün. Da! Ein riesiges Reklameschild:<br />
Isuzu.Dazu einzweites Wort: Camion.Es<br />
bedeutet Lastwagen. Das sagte auch der<br />
Mechaniker, auf Englisch. Ein Pick-up<br />
ist kein Lastwagen. Das ist Ansichtssache.<br />
Er notiert auf den Zettel eine Adresse.<br />
„Isuzu, Pick-up, Garage. Twentyfive<br />
Kilometer.“ Aha. Aufgesessen, Navi ein.<br />
Die Landschaft: sattes Grün. Das Navi<br />
sagt: links. EinFeldweg,es geht sehr steil<br />
bergauf. Dann sehr steil abwärts. Sattes<br />
Grün. Navi spricht: Sie haben ihr Ziel erreicht.<br />
Was? Ziel? Ein Schrottplatz. Isuzu?Garage?Hier?Dablinkthinteraufgetürmten<br />
Tertiär-Karossen etwas Weißes:<br />
ein Pick-up, ein Isuzu-Pick-up.<br />
Es gibt ein Büro hier. Und eine Bürochefin.<br />
Und einen Mechaniker. Der<br />
schraubtfröhlichanderBeifahrertürherum,<br />
macht dies, macht jenes, drückt auf<br />
denSchalter.DasFenstergeht.DiePatronin<br />
schreibt was auf einen Zettel. „15 Euro.“<br />
Kann nicht sein, dafür steht in<br />
Deutschland ein Mechaniker nicht mal<br />
vom Stuhl auf. 15 Euro! Ach, Europa,<br />
wachse zusammen! Merci, au revoir!<br />
Schön war es hier. KARL FORSTER<br />
tierenden Haltung, dass Firmen, die Plastikmüll<br />
produzieren, auch die Verantwortung<br />
dafür übernehmen müssen. Zum anderenaberauchdaran,dassdasPlastikproblem<br />
ein sehr offensichtliches ist – und Erfolge<br />
ebenso leicht zu erkennen wären.<br />
„Die Reinigungder Gewässer istim GegensatzzuderdauerhaftenUmweltverschmutzung<br />
durch Radioaktivität oder der Erderwärmung<br />
durch Kohlendioxid noch möglich,<br />
und die Ergebnisse wären durch den<br />
gesammelten Müll sofort sichtbar und damitvielgreifbarerfürdenEinzelnen.“Warum<br />
widmen er und Paulus mittlerweile einen<br />
Großteil ihrer Zeit ihrem Plastikprojekt?„WeilwirdurchdieRahmenbedingungen<br />
in Deutschland privilegiert sind. Wer,<br />
wennnicht wir,muss sich eine Lösungausdenken<br />
für derlei Probleme?“ Irgendjemand,<br />
sagt Paulus, muss einfach mal anfangen.<br />
BIRGIT LUTZ<br />
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30 MOBILES LEBEN Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
MARKEN & MODELLE<br />
Die Zeiten, als Tausende Gastarbeiter<br />
sich in den Werksferien mit Kind und<br />
Kegel in alte Ford Transit setzten und<br />
Richtung Heimat schaukelten, sind<br />
längst vorbei. Gerade präsentieren die<br />
Kölner Autobauer den neuesten Jahrgang<br />
der leichten Nutzfahrzeuge. Transit<br />
Custom und Tourneo Custom (Foto)<br />
heißen die beiden Modelle, leicht zu<br />
erkennen am Zeitgeist-Design mit Riesenkühler,<br />
Keilform und betonten Radläufen.<br />
Den Tourneo gibt es als Acht-<br />
oder Neunsitzer, sowie mit kurzem und<br />
mit langem Radstand, der Transit bietet<br />
ebenfalls zwei Radstände, es gibt ihn als<br />
Kastenwagen oder als Kombi. Zur komfortablen<br />
Personenbeförderung soll vor<br />
allem der Tourneo dienen, mit entsprechend<br />
ausgestattetem Innenraum und<br />
einem 2,2-Liter-Diesel in drei Leistungsstufen<br />
von 100, 125 oder 155 PS. Die<br />
Preise stehen noch nicht fest.<br />
Auch VW kümmert sich um seine Nutzfahrzeuge,<br />
allerdings nur in Form neuer<br />
Antriebe. Mit zwei neuen Motorvarianten<br />
geht die T-Reihe (Transporter, Caravelle,<br />
Multivan und California) ins<br />
nächste Modelljahr. Die sparsamere<br />
BlueMotion-Technologie ist mit dem<br />
103 kW (140 PS) starken TDI jetzt für<br />
zwei weitere Getriebevarianten verfügbar.<br />
Neu ist auch der 2.0 TSI mit 110 kW<br />
(150 PS). Die Nettopreise beginnen für<br />
den Kastenwagen mit 27 450 Euro.<br />
Chaos in Rüsselsheim, bei Opel hat<br />
offenbar der finale Countdown begonnen.<br />
Damit rückt auch die Präsentation<br />
des neuesten Kleinwagenmodells in<br />
den Schatten. Wer auf die Idee verfiel,<br />
den „Lifestyle-Stadtflitzer“ (Pressetext<br />
Opel) ausgerechnet Adam zu nennen,<br />
bleibt das Geheimnis seiner Macher. In<br />
Zahlen lässt sich der Mini jedenfalls so<br />
beschreiben: 3,70 Meter Länge, zwei<br />
Türen und vier Sitze, drei Benzinmotoren<br />
mit 70, 87 und 100 PS zur Auswahl,<br />
geschaltet wird mit manuellem Fünfganggetriebe.<br />
Außerdem soll sich<br />
Adam, technisch ein geschrumpfter<br />
Corsa, mit allerlei Ausstattungswelten<br />
ganz an den individuellen Geschmack<br />
anpassen lassen – bis hin zum<br />
LED–Sternenhimmel. Und weil heute<br />
nicht mal mehr das kleinste Auto ohne<br />
Infotainment auskommt, wird es auch<br />
das geben, ebenso wie diverse Assistenten,<br />
beispielsweise zum automatischen<br />
Einparken oder einen Toter-Winkel-<br />
Warner. Ebenfalls vom Corsa stammt<br />
das Fahrwerk mit McPherson-Radaufhängung<br />
vorn und Torsionslenker-<br />
Hinterachse, die Räder sind zwischen<br />
16 und 18 Zoll groß, ESP ist serienmäßig.<br />
Die Preise sind noch nicht bekannt.<br />
Dass ausgerechnet das nach dem<br />
Firmengründer benannte Modell das<br />
letzte sein könnte, das unter dem Markennamen<br />
Opel im Januar 2013 auf den<br />
Markt kommt, könnte die traurige Pointe<br />
sein. JRE<br />
Waskann schönersein:NaturundAutomobilität<br />
in stiller Harmonie. Man darf das ruhig<br />
wörtlich nehmen, denn zum dritten<br />
Mal in Folge in ihrer fünfzehnjährigen GeschichtehabendieOrganisatorenderOldtimer-Ausfahrt<br />
Silvretta Classic Elektroautosins<br />
Feldgemischt. Ein Beitrag desguten<br />
Gewissens. Zwischen Montafon und ArlbergistmandurchTraumlandschaftenunterwegs<br />
– ganz ohne das Röhren der VerbrennerundohnedengiftigenAbgas-Cocktail<br />
aus Blei, Benzol und Öl.<br />
28 Teams gingen bei der sogenannten<br />
Silvretta E-Auto an den Start, um drei Tage<br />
lang die Alltagsfähigkeit der Stromer unter<br />
Beweis zu stellen. Noch stecken zum größten<br />
Teil die Hersteller dahinter. Volkswagen<br />
war mit mehreren Golf-e-Motion dabei.<br />
Es sind Versuchsträger für den E-Golf,<br />
der Ende 2013 auf den Markt kommt. Gleiches<br />
gilt für BMW. Ein Einser-Coupé Active<br />
E trägt die Technik des Karbonautos i3,<br />
das ebenfalls ab Ende nächsten Jahres verkauft<br />
werden soll. Audi übte das Stromern<br />
mit dem A1 E-tron, Opel stellte sich dem<br />
Wettbewerb mit zwei Ampera, und Mercedes<br />
rollte gleich mit einer ganzen Armada<br />
an alternativen Antrieben an den Arlberg:<br />
SLS AMG E-Cell, zwei A-Klasse E-Cell,<br />
Der Computer hat das Wort<br />
Weil sie von ihren Smartphones gewöhnt sind, ständig online zu sein, wollen viele Nutzer auch im Auto nicht mehr auf das Internet verzichten.<br />
Als erster Hersteller ermöglicht es nun BMW, während der Fahrt E-Mails und SMS abzuhören und per Diktierfunktion auch zu beantworten<br />
VON HELMUT MARTIN-JUNG<br />
Die Revolution fand 2007 statt. Damals<br />
machte Apple mit dem iPhone<br />
das mobile Internet auf einen<br />
Schlag massentauglich. Möglich wurde<br />
das, weil das Bedienkonzept über den Berührungsbildschirmerstaunlichgutfunktionierte.<br />
Kurz darauf kam auch noch die<br />
IdeemitdenAppsdazu–undvonda anwar<br />
endgültig nichts mehr wie zuvor. Der Siegeszug<br />
der Smartphones verlief derart<br />
schnell, dass auch die Autobauer unter<br />
Druck gerieten. Besonders die Premiumhersteller<br />
mussten lernen, dass die kommunikativenundmultimedialenFähigkeiten<br />
ihrer Autos für die Kunden ein wichtiges<br />
Kaufkriterium sind. Ging es früher um<br />
ABS und ESP, schauen die Käufer heute auf<br />
Facebook, Twitter und Co.<br />
Als erster Hersteller weltweit bietet<br />
BMW nun im neuen Siebener und Dreier<br />
Touring eine Zusatzausstattung an, mit<br />
der sich E-Mails und Kurznachrichten<br />
(SMS) während der Fahrt diktieren lassen.<br />
BMW arbeitet dazu mit dem Sprachspezialisten<br />
Nuance zusammen, der auch hinter<br />
der PC-Spracherkennungssoftware Dragon<br />
Dictation steht und an Apples digitaler<br />
In einem Rechenzentrum<br />
werden die Audiodaten<br />
in Text umgewandelt<br />
Assistenzfunktion Siri für das iPhone 4s<br />
mitgearbeitet hat. Wie beim iPhone werden<br />
im Auto die Sprachinformationen zunächst<br />
in ein Rechenzentrum gesendet:<br />
„Wir müssen die Audiodaten aus dem Auto<br />
übertragen auf die Server unseres Partners“,<br />
sagt Christian Süß, der bei BMW das<br />
Projekt Sprachdialogsysteme leitet. Für<br />
die Datenübermittlung wird dabei eine im<br />
Fahrzeug verbaute SIM-Karte genutzt.<br />
Auf den Servern von Nuance steht nicht<br />
nur mehr Rechenpower zur Verfügung, die<br />
manunbedingtbraucht,umSpracheunabhängig<br />
von einem vorher erfassten Sprecher<br />
zu trainieren. Dort wird auch gespeichert,<br />
wenn ein Fahrer Korrekturen am erfasstenText<br />
vornimmt, damit das entsprechende<br />
Wort beim nächsten Mal richtig erkannt<br />
wird. Ist die Audiodatei schließlich<br />
bearbeitet, schickt Nuance den Text zurück<br />
ins Auto. Bei einer guten Verbindung<br />
dauert dies nur wenige Sekunden, diktiert<br />
werden kann etwa zwei Minuten lang am<br />
Stück. Damit die Sache mit Mails und SMS<br />
funktioniert, braucht der Fahrer aber auch<br />
ein Handy, das Mails und SMS über den<br />
Im Detail verfeinert<br />
Audi macht den Q5 bereit für den zweiten Lebenszyklus. Weniger Verbrauch steht im Mittelpunkt<br />
Der Q5 zählt zu den absoluten Erfolgsmodellen<br />
von Audi: Bestseller in Europa, Bestseller<br />
in China und – hauchdünn hinter<br />
dem BMW X3 – Platz zwei in den USA. Allein<br />
voriges Jahr konnte Audi von seinem<br />
kompakten SUV mehr als 170 000 Einhei-<br />
zwei B-Klasse mit Brennstoffzelle (F-Cell)<br />
sowiezweiSmartFortwoE-Drivederjüngsten<br />
Generation, wie sie seit wenigen Wochen<br />
als erstes Elektroauto eines deutschen<br />
Herstellers zu kaufen sind.<br />
Zu kämpfen haben die E-Autos auf der<br />
Silvretta-Rallye vor allem mit den Steigungen.<br />
Das geringste Problem ist die Leistung.<br />
Sie reicht dicke, zudem begeistern<br />
E-Motoren durch ihr hohes Anfahrmoment.<br />
Die Bergauffahrten aber fressen<br />
Strom. Dann saugen Elektromotoren den<br />
Akku schneller leer als ein Kind eine Limonadenflasche.<br />
„Um den Smart E-Drive beispielsweise<br />
auf 1000 Höhenmeter zu bringen,<br />
sind etwa drei kWh an elektrischer<br />
Energie nötig, ein Sechstel seiner gesamten<br />
Batteriekapazität“, verrät der Leiter<br />
der E-Mobility bei Daimler, Harald Kröger,<br />
der als Kopilot des Chronisten das Roadbook<br />
liest. Die Belohnung winkt am Gipfel.<br />
Ein Großteil des verbrauchten Stroms<br />
kann auf der Talfahrt wieder zurückgeholt<br />
werden. Denn während bei konventionellenAutosaufdenGefällstreckendieSchubenergie<br />
in Form von Wärme an den Bremsen<br />
verpufft, laufen E-Mobile hier zur<br />
Höchstformauf.Der Elektromotorarbeitet<br />
nun als Generator, erzeugt Strom und füllt<br />
ten verkaufen, davon 22 000 in Deutschland.<br />
Eigentlich zu früh, um über einen<br />
Nachfolger zu reden, der nicht vor 2015 zu<br />
erwarten ist. Um die Baureihe bis dahin auf<br />
der Höhe der Zeit zu halten, kommt der Q5<br />
zum September in den Genuss einer Mo-<br />
Frisch aus der Retusche: Dass der Q5 überarbeitet wurde, sieht man auch auf den zweiten<br />
Blick kaum. Was die Motoren angeht, hat sich mehr getan als im Design.<br />
Runter kommen sie immer<br />
Raum-Fahrt: Realistisch dargestellte Gebäude (oben) sollen Autofahrern die Orientierung erleichtern, wer will, kann sich auch<br />
Informationen vorlesen lassen, zum Beispiel über die Wetteraussichten am Zielort oder wo es in der Nähe eine Apotheke gibt.<br />
die Akkus. Das funktionierte auf manchen<br />
Alpenetappen so gut, dass die mechanischeBremsefastniebenutztwerdenmusste<br />
und unten im Tal der Bordcomputer bis<br />
zu 25 Kilometer mehr Reichweite anzeigte<br />
dellpflege, Audi selbst nennt es kurz PA,<br />
Produktaufwertung.EinpaaräußereRetuschen,<br />
kleine Veränderungen im Cockpit,<br />
überarbeitete Antriebe – fertig. Leicht geändert<br />
wurden Grill, Front- und Heckschürze<br />
sowie die Rückleuchten. Am deutlichsten<br />
zu erkennen ist der Neue am umlaufenden<br />
LED-Tagfahrlicht. Allerdings<br />
muss man dazu das Xenon-Plus-Licht bestellt<br />
haben. Innen verbessern ein paar<br />
neue Materialen, darunter ein elegantes,<br />
schwarz gefärbtes Holz mit Aluminium<br />
(„Nadelstreifen-Look“) das ohnehin schon<br />
edle Ambiente. Die Verarbeitungsqualität<br />
bleibt exzellent und das Maß aller Dinge.<br />
Die Konkurrenz weiß das am besten.<br />
Den Abstand zum Vordermann regelte<br />
im Q5 zwar zuvor schon eine Elektronik,<br />
doch jetzt arbeitet das System auch bei unter<br />
30 km/h und bremst im Notfall selbst<br />
biszumStillstand.UnddaderQ5nunmiteiner<br />
elektronischen Lenkung ausgestattet<br />
ist,konntendieEntwicklerauchbeimebenfalls<br />
optionalen Spurhalteassistenten eine<br />
Verbesserung einbauen. Wird die Straßenmarkierung<br />
überfahren, greift dezent,<br />
aber spürbar der Computer ins Lenkrad.<br />
DenFokuslegtendieIngenieureabervoral-<br />
Die Silvretta Classic für Elektroautos vermittelt ein ganz besonderes Naturerlebnis. Vor allem bergab geht’s hurtig voran<br />
als oben auf dem Pass – trotz einer zehn Kilometer<br />
langen Abfahrt. „Wir können je<br />
nachStreckenprofildiesonstüblicheReichweite<br />
des Smart E-Drive von 145 auf bis zu<br />
190 Kilometer ausdehnen“, sagt Chef-Ent-<br />
Gipfeltreffen: Die grüne Flotte von Mercedes auf der Silvretta Classic für E-Autos –<br />
Smart E-Drive, B-Klasse F-Cell, SLS AMG E-Cell, und A-Klasse E-Cell (von links).<br />
lemauf mehrEffizienz.Am stärkstenüberarbeitet<br />
wurde der Zweiliter-Benziner<br />
TFSI, der jetzt 225 PS leistet und nur noch<br />
7,6 Liter verbrauchen soll. Durchschnittlich<br />
verringerte man den Durst der Antriebe<br />
um 15 Prozent. Sämtliche Antriebe haben<br />
Start-Stopp. Die meist gewählte Motorisierung<br />
in Europa bleibt mit 45 Prozent<br />
der 177 PS starke Zweiliter-Diesel. Neues<br />
Q5-Topmodell wird ab Frühjahr 2013 der<br />
SQ5TDI,womiterstmalsbeidenIngolstädtern<br />
ein Selbstzünder unter der Haube einer<br />
S-Version arbeitet. Der 313 PS starke<br />
Biturbo-V6 entwickelt 650 Newtonmeter<br />
Drehmoment und beschleunigt in 5,1 Sekundenauf100<br />
km/h. Audi gibt den Normverbrauch<br />
mit 7,2 Litern an und bezeichnet<br />
den Charakter des Über-Q5, der mit künstlich<br />
erzeugtem Sound zu Werke geht mit<br />
„kultivierter Sportlichkeit“ – nicht übertrieben,<br />
zeigte eine erste Testfahrt.<br />
Der SQ5 TDI kostet 58 500 Euro, Einstiegstarif<br />
bleibt der 143-PS-Diesel mit<br />
Handschalter und Frontantrieb für 35 200<br />
Euro. Alleanderen Modellehaben Quattro-<br />
Antrieb. Der Q5 Hybrid für 53 900 Euro soll<br />
vor allem in den USA und in China reüssieren.<br />
MICHAEL SPECHT<br />
wickler Jürgen Schenk. Schade, dass es<br />
nicht immer abwärts geht.<br />
Wie wunderbar sich die B-Klasse F-Cell<br />
bewegen lässt, zeigte sich am zweiten Tag<br />
der Silvretta. Fahrspaß auf die saubere Art.<br />
Besser und geschmeidiger als jeder vergleichbar<br />
starke Benziner oder Diesel beschleunigtdie136PSstarkeFamilienschaukel,<br />
bleibt dabei nahezu lautlos und emittiert<br />
außer Wasserdampf keinerlei Abgase.<br />
EineRallyederRuhe,dieeinemdieparadiesische<br />
Landschaft im Montafon und die<br />
teils unberührte Schönheit Vorarlbergs sogar<br />
noch reiner ins Cockpit schickt als dies<br />
in vielen Oldtimern der Fall sein dürfte.<br />
Obwohl auch die B-Klasse F-Cell in die<br />
Kategorie Elektroauto fällt, vom häufig zu<br />
hörenden Reichweiten-Stress bleibt das<br />
Chronisten-Team auf der Silvretta verschont.Für400Kilometer–dieTagesetappensind<br />
nicht einmal halbso lang–soll der<br />
Wasserstoff in den beiden Hochdrucktanks<br />
(700 bar) reichen. Das Befüllen selbst<br />
dauert nur wenige Minuten, nicht länger<br />
als heutzutage an einer konventionellen<br />
Tankstelle. Daimler-Mann Schenk sieht<br />
dies als dengrößtenVorteil derBrennstoffzelle<br />
gegenüber dem reinen Batterie-Elektroauto.<br />
MICHAEL SPECHT<br />
Funkstandard Bluetooth weitergeben<br />
kann. Während die SIM-Karte samt drei<br />
Jahren kostenloser Nutzung im Preis für<br />
das Navigationssystem Professional<br />
(3360 Euro) enthalten ist, kostet der Diktierdienst<br />
noch einmal extra. Der Vertrag<br />
wird dabei direkt mit Nuance geschlossen,<br />
pro Jahr schlägt der Service mit 24,95 Euro<br />
zu Buche.<br />
Irgendwann kann man sein<br />
Auto fragen, wo es<br />
in der Nähe freie Parkplätze gibt<br />
Auch am Navigationssystem hat BMW<br />
kräftig gearbeitet. Es lässt sich ebenfalls<br />
über Sprache steuern und kommt auch mit<br />
Eingaben zurecht wie: „Navigiere nach<br />
München, Hultschiner Straße 8.“ Die<br />
Spracherkennung findet dabei im Auto<br />
statt, weil für die Navigation nur ein begrenzter<br />
Wortschatz nötig ist. Sehr viel<br />
Wert legen die Münchner auch auf die DarstellungamBildschirm,dienundreidimensional<br />
gestaltet ist, aber nur, wie man betont,<br />
um dem Fahrer zu dienen, nicht weil<br />
es schick aussehe. Nähert man sich beispielsweise<br />
dem Ziel, ändert sich die Ansicht<br />
von einer Kartendarstellung zu einer<br />
dreidimensionalenAnsichtderGegendum<br />
das Ziel, um die Orientierung zu erleichtern.<br />
All das, verspricht BMW, sei „erst der<br />
Anfang“. Künftig will man, ebenfalls über<br />
Internetdienste, Abfragen ermöglichen<br />
wie „Wo kann ich hier in der Nähe parken?“<br />
Die Unterhaltungseinheit kann nun wie<br />
Musikdienste im Internet ähnliche Lieder<br />
auf ihrer zwölf Gigabyte großen Festplatte<br />
suchen und als persönliches Radio abspielen.<br />
Auch Apps erhalten bei BMW eine steigende<br />
Bedeutung. Der Autokonzern stellt<br />
einen virtuellen Werkzeugkasten für Programmierer<br />
zur Verfügung, mit denen diese<br />
Apps schreiben können, die Kunden auf<br />
ihr Smartphone laden und dann auf dem<br />
Bildschirm des Autos ablaufen lassen können.ErlaubtsindabernurApps,diedieFahrer<br />
so wenig wie möglich ablenken. Was ins<br />
Auto darf,bestimmtBMW,dajedeAppzertifiziertwird.AuchdieBedienungdurchberührungsempfindliche<br />
Oberflächen wird<br />
bei BMW Einzug halten. Wie bei Audi, wo<br />
es das schon gibt, ist die Touch-Oberfläche<br />
auf dem Drehdrücksteller untergebracht<br />
underkenntmitdemFinger gemalteBuchstaben.<br />
Dies ist vor allem auf dem chinesischen<br />
Markt eine gute Sache, weil es Tausende<br />
Schriftzeichen gibt. Kunden in ChinaerhaltendasTouchpadnochdiesesJahr,<br />
in Europa kommt es erst 2013.<br />
GESEHEN & GELESEN<br />
Dieses Gesicht! Nein, so sieht kein Rennfahrer<br />
aus, viel zu weich, zu ebenmäßig<br />
die Züge, zu fein geschwungen der<br />
Mund. So sehen Models aus. Noch jetzt,<br />
im vorgeschrittenen Alter von 67 Jahren,<br />
sprechen Empfindsamkeit und Intelligenz<br />
aus dem Gesicht von Jacky Ickx,<br />
dem Mann, der Rennfahrer wurde. Und<br />
einer der erfolgreichsten obendrein.<br />
AnseinenerstenAuftrittinderGlitzerwelt<br />
der Grands Prix erinnert sich der<br />
Chronist präzise. Es war der Große Preis<br />
von Deutschland am Nürburgring, August1967.DerjungeBelgierhatteimTrainingmitseinemMatraFormel2diedrittschnellste<br />
Zeit von allen gefahren, auch<br />
schneller als die Formel-1-Heroen, mit<br />
Ausnahme von Clark und Hulme. Möglich<br />
war das, weil Formel 1 und Formel 2<br />
damals zusammen an den Start gingen.<br />
Weil die kleinen 1600er aber hinter den<br />
Formel-1-Autos starten mussten, nahm<br />
Ickx von der 18. Position aus das Rennen<br />
auf.Und schaffte esbis zu seinemAusfall<br />
bis auf Platz 4. Fragt man ihn heute, wie<br />
er das gemacht habe, damals auf der irrsinnigen<br />
Nordschleife, zögert er einen<br />
Augenblick und sagt in seinem französisch<br />
eingefärbten Englisch, leise und<br />
nachdenklich, wie es immer seine Art<br />
war: „I must have been crazy“, er müsse<br />
verrückt gewesen sein. Er sagt es so, als<br />
wäre das seinerzeit ein anderer gewesen,<br />
einer aus einer Parallelwelt von TodessehnsuchtundexistenziellemGrenzgängertum.<br />
Und so war es ja auch Ende der<br />
Sechziger bis in die Siebziger, als Ickx’<br />
KarriereihremHöhepunktentgegenraste,<br />
mit Ferrari und Lotus in der Formel 1,<br />
mit Ford, Ferrari und später Porsche in<br />
der Sportwagenszene. Der Tod war immer<br />
gegenwärtig.<br />
„Ich mag Rennen nicht“, schreibt der<br />
Motorjournalist Jacques Ickx Senior, der<br />
Vater des Rennfahrers, in einem Beitrag<br />
fürdiejetztvorliegende,längst überfälligeBiografie.<br />
Es ist kein privates Buch geworden,<br />
über den Menschen Ickx erfährt<br />
man wenig bis nichts. Doch zwei Vizeweltmeistertitel<br />
in der Formel 1, sechs<br />
Siege in den 24h von Le Mans, zweimal<br />
Langstreckenweltmeister und Rallye-<br />
Dakar-Sieger – das liefert genug Stoff,<br />
Stoff aus dem Legenden sind.<br />
Jacky Ickx hat seinen Sport überlebt.<br />
Dasistsein größter Sieg.Er sieht dasvermutlich<br />
genauso. JRE<br />
Pierre Van Vliet:<br />
Jacky Ickx; Delius Klasing<br />
Verlag; 240 Seiten; 61 Fotos<br />
(farbig), 91 Fotos (s/w);<br />
Format 25,4 x 30,3 cm,<br />
gebunden mit Schutzumschlag;<br />
39,90 Euro.
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MOBILES LEBEN 31<br />
An der Quelle<br />
Der eigene Brunnen ist für abseits gelegene Häuser oft die einzige Möglichkeit, die Versorgung mit Wasser sicherzustellen.<br />
Aber auch in gut erschlossenen Gebieten kann es sich lohnen, selbst zu bohren – dabei sind einige Vorschriften zu beachten. Ein kleiner Wegweiser<br />
VON MICHAELA GEIGER<br />
BrunnenamHaus,Grundstückmiteigenem<br />
Bachlauf, Garten mit eigener<br />
Quelle – verlockend lesen sich solche<br />
Anzeigen im Immobilienteil. Auch<br />
wenn sich die wenigsten solche Wohnträume<br />
erfüllen können – für manche Hausbesitzer<br />
ist ein eigener Brunnen die einzige<br />
Möglichkeit, die Versorgung mit Wasser sicherzustellen.<br />
Gerade in ländlichen Gebieten<br />
sind Brunnen besonderswichtig für die<br />
Wasserversorgung. Dort ist eine zentrale<br />
Versorgung aus technischen oder hygienischen<br />
Gründen nicht immer möglich oder<br />
ökonomisch sinnvoll.<br />
Natürliches Quellwasser ist besonders<br />
begehrt bei Gärtnern, Landwirten, Bierbrauern<br />
oder Betreibern von Fischteichen.<br />
Wer als Hausbesitzer Wertlegtauf Autonomie,<br />
verfügt mit einem eigenen Brunnen<br />
über eine ideale Alternative zum kostenpflichtigen<br />
Trinkwasser vom Wasserwerk<br />
und dem begrenzt zur Verfügung stehenden<br />
Regenwasser – vorausgesetzt das entnommene<br />
Wasser ist nachweislich sauber.<br />
Aber darf man so einfach einen Brunnen<br />
schlagen?<br />
Generell gilt: Privat genutzte Brunnen<br />
zur Gartenbewässerung sind nur anzeigepflichtig.<br />
Gewerbliche Brunnen dagegen<br />
müssenvonden Behördengenehmigt werden.<br />
Eine Genehmigung braucht auch, wer<br />
selbst gefördertes Wasser ins Haus einleiten<br />
will. Zuständig dafür sind die lokalen<br />
Umweltbehörden oder Landratsämter.<br />
Meist genügt ein Schreiben mit Angaben<br />
zu Verwendungszweck (Gartenbewässerung),<br />
Fördermenge pro Jahr (typisch<br />
50 Kubikmeter)undLageplan (alter Kataster<br />
genügt meist). Die Bohranzeigen werden<br />
an den Wasserversorger, die GemeindeunddieWasserwirtschaftsämterweitergeleitet.<br />
Diese prüfen, ob ein Grundstück<br />
im Wasserschutzgebiet liegt und ob es<br />
Gründe gibt, die gegen das Vorhaben sprechen.<br />
Aus der Sicht der Umweltbehörden<br />
mussgewährleistetsein,dassdurchdenBetrieb<br />
des Brunnens keine Schädigung des<br />
Grundwassers eintritt. Wird nicht innerhalb<br />
von vier Wochen widersprochen, darf<br />
gebohrt werden.<br />
Physikalisch ist in Deutschland auf<br />
Grund der klimatischen Bedingungen kein<br />
Problem, einen Brunnen zu schlagen. Weil<br />
es viel genug regnet, ist Wasser meist im<br />
Überfluss vorhanden. Allerdings sind die<br />
notwendigen Bohrtiefen – je nach Bodenbeschaffenheit<br />
können das auch mehr als<br />
15 Meter sein – und die Ergiebigkeit unterschiedlich.<br />
Für Privatleute, die höchstens<br />
ihren Garten bewässern, ist das aber nicht<br />
weiter schlimm. Ihr Wasserbedarf ist sehr<br />
gering. Drei bis fünf Kubikmeter pro Stunde<br />
reichen in der Regel für den Privatgebrauch.<br />
Vorsorglich hat der Gesetzgeber<br />
die Bohrtiefe für private Brunnen ohnehin<br />
begrenzt. In der Regel darf nur die erste<br />
Grundwasserschicht genutzt werden.<br />
Wo in Deutschland<br />
Wasser fließt,<br />
sind Gesetze nicht weit<br />
Manch einer hat vielleicht auch Glück<br />
undwohnt aufeinem Grundstück, auf dem<br />
es aus älterer Zeit noch einen historischen<br />
Brunnen gibt, der reaktiviert werden kann.<br />
In Deutschland existieren viele solcher Anlagen.<br />
Geologen in den Wasserwirtschaftsämtern<br />
können über stillgelegte Schächte<br />
Auskunft geben oder dabei beraten, wo<br />
man am besten einen neuen bohrt.<br />
Wasser-Selbstversorger zu sein, heißt<br />
aber nicht, dass die Nutzung eines Brunnes<br />
reine Privatangelegenheitwäre.Im Gegenteil.<br />
Wo Wasser fließt, ist ein Gesetz nicht<br />
weit: Alle Rechte und Pflichten sind detailliert<br />
im Wasserrecht geregelt. Darin steht<br />
zum Beispiel, wie Brunnen, QuellfassungenundLeitungenunterhalten<br />
sowie eventuell<br />
erneuert werden müssen. Immer wiederkommteszuMeinungsverschiedenhei-<br />
Mit einem sogenannten Hauswasserwerk lässt sich Wasser aus dem eigenen Brunnen<br />
im Haus nutzen. Der Druckbehälter sorgt dabei für Druck in der Leitung.<br />
ten: Nicht selten passiert es, dass alte,<br />
mündlicheVereinbarungennachjahrzehntelanger<br />
Duldung gekündigt werden und<br />
die Fälle vor Gericht landen.<br />
Klarheit über Nutzungsvereinbarungen<br />
schafft zum Beispiel das Wasserbuch. Darin<br />
müssen nach dem WasserhaushaltsgesetzerteilteErlaubnisse,Bewilligungen,alteRechteundalteBefugnisse,Planfeststellungsbeschlüsse<br />
und Plangenehmigungen<br />
sowie Wasserschutzgebiete, Risikogebiete<br />
undfestgesetzteÜberschwemmungsgebiete<br />
eingetragen werden. Solche WasserbücherwerdenvondenunterenWasserbehörden<br />
geführt und können dort eingesehen<br />
werden.<br />
Wem das alles zu kompliziert ist, der<br />
kann immer noch auf Regenwasser aus<br />
dem eigenen Sammelbecken ausweichen.<br />
Für die Nutzung von Regenwasser gibt es<br />
keine gesetzlichen Vorschriften – solange<br />
damit nur der Garten bewässert wird. Soll<br />
dasRegenwasserjedochauchfürdieheimische<br />
Toilette, die Waschmaschine oder etwazumPutzengenutztwerden,müsseneinige<br />
gesetzliche Bestimmungen beachtet<br />
werden. Wer zum Beispiel eine Regenwassernutzungsanlage<br />
für den Hausgebrauch<br />
einrichtet, muss dies dem Wasserversorger<br />
und dem zuständigen Gesundheitsamt<br />
mitteilen.<br />
Nicht immer aber spielen die Aufsichtsbehörden<br />
dabei mit, wenn Immobilienbesitzer<br />
Anträge auf eine Eigenversorgung<br />
mit Regenwasser oder aus dem eigenen<br />
Brunnen stellen. Doch hat die Rechtsprechung<br />
hier mittlerweile klargestellt, dass<br />
gesammeltes Regenwasser oder die NutzungvonWasserauseigenerQuellegrundsätzlich<br />
möglich sind, dann nämlich, wenn<br />
es in einem von der öffentlichen Trinkwasserleitung<br />
getrennten Kreislauf mit eigenen<br />
Leitungen genutzt wird. Für die Wäsche<br />
sei das eigene Wasser ebenso gut geeignet<br />
wie zum Gartengießen und zur Toilettenspülung,<br />
entschied zum Beispiel das<br />
Bundesverwaltungsgericht in einem konkreten<br />
Fall (Aktenzeichen 8 C 44/09).<br />
ZuProblemenkannesbeiderWasserversorgung<br />
kommen, wenn zum Beispiel für<br />
Eigentümer von Immobilien zusätzliche<br />
Kostenentstehen.Etwadurchdieseit1.November<br />
2011 geltende neue Trinkwasserverordnung,dieneueHygienebestimmungen<br />
bei der Trinkwasserverteilung und Erwärmung<br />
enthält.DieVerordnungschreibt<br />
den meisten Eigentümern von Mietshäusern<br />
verbindlich vor, Wasserversorgungsanlagen<br />
einmal jährlich auf den Befall mit<br />
Legionellen untersuchen zu lassen.<br />
Im Detail gilt die Untersuchungspflicht<br />
der neuen Verordnung für Gebäude, in denenTrinkwasserimRahmeneinergewerblichen<br />
oder öffentlichen Tätigkeit abgegeben<br />
wird. „Auch die Vermietung von Wohnungen<br />
oder gewerblichen Flächen wer-<br />
122 Liter täglich<br />
In Deutschland werden etwa 32 Milliarden<br />
Kubikmeter Frischwasser für die öffentliche<br />
undnicht öffentliche Wasserversorgung gewonnen<br />
(Zahlen des statistischen Bundesamtesaus2007).Davonverwendendieprivaten<br />
Haushalte knapp vier Milliarden Kubikmeter(elf<br />
Prozent)unddie Industrie27Milliarden<br />
Kubikmeter (82 Prozent). Etwa 122 Liter<br />
Wasser verbraucht jeder Bundesbürger<br />
im Schnitt täglich. Schätzungen der Wasserwirtschaft<br />
zufolge werden dabei nur fünf Liter<br />
für Trinken und Essen verwendet, mehr<br />
als zwei Drittel des Verbrauchs entfallen auf<br />
Geschirr spülen, Putzen, Wäsche waschen,<br />
Körperpflege,ToilettenspülungoderGartenbewässerung.<br />
MIGE<br />
den dabei als gewerbliche Tätigkeit gewertet<br />
– also besteht für Hauseigentümer, die<br />
ihre Immobilie vermieten, die Pflicht, das<br />
TrinkwasserimGebäudejährlichaufLegionellen<br />
untersuchen zu lassen“, erläutert<br />
Manfred Giglinger, Berater und Sachverständiger<br />
für technische Gebäudeausrüstungund<br />
Energieeffizienz. Generellausgenommen<br />
sind nur Ein- und Zweifamilien-<br />
Preis 29.900,00 Euro<br />
Anzahlung (30 %) 8.970,00 Euro<br />
Nettodarlehensbetrag 20.930,00 Euro<br />
Sollzinssatz (gebunden) p. a. 2,86 %<br />
Effektiver Jahreszins 2,90 %<br />
Hauptsache sauber: Egal<br />
ob vom Wasserwerk oder<br />
aus dem eigenen Brunnen<br />
– Trinkwasser muss den<br />
gesetzlichen Anforderungen<br />
genügen. FOTO: AMK<br />
häuser. Ein Muss ist nach Angaben des<br />
Sachverständigen die jährliche Untersuchung<br />
an Erwärmungsanlagen für Trinkwasser,<br />
diealsGroßanlagegeltenundin denen<br />
Duschen, Badewannen mit Handbrause<br />
beziehungsweise Armaturen eingebaut<br />
sind, die das Trinkwasser vernebeln. Dadurch<br />
nämlich verbreiten sich die gefährlichen<br />
Erreger überwiegend.<br />
Schnell hin, bevor alle weg sind.<br />
Die jungen Gebrauchten von Volkswagen.<br />
Passat CC �25 kW TDI 2<br />
Es gibt einen guten Grund, sich zu beeilen: die sensationell<br />
günstigen jungen Gebrauchten von Volkswagen. Bei Abschluss der<br />
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Jahr Garantieverlängerung zusätzlich. So genießen Sie noch nach<br />
Ablauf der Herstellergarantie einen perfekten Rundumschutz.<br />
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Laufzeit 48 Monate<br />
Jährliche Fahrleistung 10.000 km<br />
Schlussrate 15.612,62 Euro<br />
Gesamtbetrag 23.033,90 Euro<br />
TECHNIK & TRENDS<br />
Wann gibt’s in welchem Lokal was billiger?500<br />
000Mal proMonatsuchenNutzer<br />
in Deutschland bei Google nach dem<br />
Begriff Happy Hour. Nun soll eine App<br />
fürÜberblicksorgen.DaskostenloseProgramm<br />
namens Drnk – spricht Drink –<br />
funktioniert auf Android-Handys und<br />
auf dem iPhone. Derzeit sind 3000 Happy<br />
Hours in mehr als 70 Städten in<br />
Deutschland verzeichnet, weitere sollen<br />
nach und nach aufgenommen werden.<br />
DerexterneBrenner mitdemetwastrockenenNamenBRXL-PC6U2BvonBuffalo<br />
kann mit 128 Gigabyte Daten auf Bluray-Rohlinge<br />
des Formats BDXL speichern,<br />
bietet sich aber auch an als Zuspielgerät<br />
für <strong>gekauft</strong>e Blu-ray-Discs.<br />
Gedachtistdas340 GrammleichteZubehör<br />
insbesondere für Besitzer von flachen<br />
Notebooks, die oft kein eingebautes<br />
optisches Laufwerk mehr haben. Den<br />
Listenpreis gibt Buffalo mit 120 Euro an.<br />
Rolle rückwärts bei Toshiba: Die meisten<br />
3D-fähigen Fernseher des japanischen<br />
Herstellers sollen künftig mit passiven<br />
Polarisationsbrillen funktionieren,<br />
nicht mehr mit batteriebetriebenen<br />
aktiven Brillen. Die aktiven Shutterbrillen<br />
hätten sich bei der Kundschaft nicht<br />
durchgesetzt, heißt es. Den 55 Zoll großen<br />
3D-Fernseher ZL2, für den man keine<br />
Brille braucht, wird Toshiba aber weiter<br />
anbieten. Auch Geräte mit Shutterbrillen<br />
wird es noch geben, aber bloß<br />
noch im unteren Preissegment.<br />
Apples neues Betriebssystem Mountain<br />
Lion,dasnochimJuliaufdenMarktkommen<br />
soll, wird auf vielen Rechnern von<br />
Apple nicht mehr laufen, darunter auch<br />
einige, die erst vor drei Jahren vorgestellt<br />
wurden wie beispielsweise der Mac<br />
Minivon2009.DasUpdate, dasdieVersionsnummer<br />
10.8 trägt, kostet 16 Euro<br />
und ist nur online über Apples Store erhältlich.<br />
Die Lizenz gilt für alle Apples-<br />
Rechner eines Nutzers. Die Neuerungen<br />
des Systems betreffen vor allem das Zusammenspiel<br />
zwischen iPhone, iPad und<br />
herkömmlichen Computern.<br />
Der Computerhersteller Acer bietet für<br />
seine Ultrabooks (flache Notebooks) an,<br />
die Kosten für ein Update auf Windows 8<br />
zu erstatten. Wer von sofort an bis zum<br />
31. Januar 2012 ein Aspire S3, Aspire S5,<br />
Aspire TimelineU M3 oder Aspire TimelineU<br />
M5 kauft und anschließend von<br />
Windows 7aufWindows 8umrüstet,bekommt<br />
die 15 Euro von Acer zurück, die<br />
Microsoft für das Upgrade verlangt. MA<br />
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1 Gemäß Bedingungen der Volkswagen Versicherung AG, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig. Die Garantieverlängerung<br />
ist nur im Jahr nach Ablauf der Herstellergarantie in Kombination mit einer Finanzierung kostenlos. Ausgenommen<br />
sind getunte Fahrzeuge, Fahrschulwagen sowie gewerbsmäßige Personenbeförderungswagen. Angebot gültig bis zum<br />
31.08.2012. 2 Beispiel für einen jungen Gebrauchten aus dem Bestand der Marke Volkswagen PKW. Ein Finanzierungsangebot<br />
der Volkswagen Bank GmbH, Gifhorner Str. 57, 38112 Braunschweig, für Privatkunden und gewerbliche Einzelabnehmer<br />
mit Ausnahme von Sonderabnehmern. Für Laufzeiten von 12 bis 48 Monaten. Nähere Informationen bei Ihrem<br />
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32 MOBILES LEBEN Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
Transalp. Traumpfad. Alpencross. So heißen die Routen von München<br />
nach Venedig, von Oberstdorf nach Meran, von Deutschland<br />
nachItalien.Manmöchtemeinen,das Gebirgemuss baldflachgetreten,<br />
plattgeradelt, eingeebnet sein, so viele Menschen streben jeden Sommer<br />
– und immer öfter auch im Winter – über seine Gipfel, von Norden<br />
nach Süden oder Süden nach Norden. Warum? Es muss ein Zauber liegen<br />
über jenen Wegen und Gipfeln, über den Kämmen und Scharten, den<br />
Jöchln und Satteln. Es muss einen Grund geben, warum dieser Querungsboom<br />
in den Alpen entstand und nicht im Fichtelgebirge, warum kaum jemand<br />
quer durch die Pyrenäen läuft und schon gar nicht über die Abruzzen.EtlicheVeranstalterbietenTourenan,innahezujederFortbewegungsart,<br />
die man sich vorstellen kann, sogar mit Pferden, Eseln oder längst<br />
Wandern<br />
Freiheit. Weite. Glück. Italien! So fühlt sich<br />
der Moment an, in dem man endlich oben<br />
steht am Timmelsjoch. Stundenlang stieg<br />
manauf,anfangsdurchrotblühendeAlpenrosenhänge.<br />
Man durchwatete den Timmelsbach<br />
mangels Brücke, vom Schmelzwasser<br />
weggerissen und so früh im Jahr<br />
noch nicht erneuert. Und folgte dann immer<br />
weiter dem engen Pfad über die kargen<br />
Schafweiden, auf die die Sonne brennt.<br />
Der Blick nach vorne zeigte nur, dass die<br />
Weide noch lange, und ein Schatten nicht<br />
vorhanden war. An ihrem Ende aber wird<br />
mit einem Mal der Blick weit. Diese letzten<br />
Schritte vor dem Augenblick, in dem die<br />
Schafweide endlich durchschritten ist, sie<br />
brennen sich in ein Wandergehirn ein, bekommen<br />
in der Galerie der BergerinnerungenumgehendeinenBarockrahmen<br />
und hängen fortan an einem Ehrenplatz.<br />
Der Moment, in dem sich vor den Augen<br />
die italienischen Alpen aufbauen, in<br />
dem mit jedem Schritt noch ein paar<br />
schneebedeckte, gleißende Gipfel mehr<br />
vor einem hellblauen Himmel auftauchen,<br />
der Moment, in dem man auf einmal<br />
200 Kilometer weit sehen kann und nicht<br />
wie die Stunden zuvor nur die nicht endenwollende<br />
Schafweide anstarren musste –<br />
dieser Moment ist es wert, er ist alles wert,<br />
die Mühe, den Schweiß, die Blasen. Oben.<br />
Es liegt in der Natur der Sache, dass es<br />
dann genauso wieder bergab geht, das Wesen<br />
einer Alpenüberquerung liegt im hinauf<br />
und hinunter, ein bisschen wie das Leben<br />
ist so eine Querung, und so geht man<br />
hier nichtnureinen äußeren,sondernauch<br />
einen inneren Weg. Der äußere ist bezaubernd,<br />
aus dem verregneten Oberstdorf<br />
über die nördlichen Voralpen hoch hinauf<br />
über den noch tief verschneiten Alpenhauptkammbisaufdiesummenden,brummenden,<br />
saftig reichen Blumenwiesen mit<br />
den gesunden Kühen und Haflingern Südtirols.<br />
Der innere ist nicht weniger bereichernd,<br />
mit jeder Etappe wird der Hunger<br />
größer, der Schlaf tiefer, die Seele seliger.<br />
Die Tage bekommen ihren eigenen Rhythmus,<br />
und irgendwann schaut man auf die<br />
zurückliegenden Gipfel und sieht den Weg<br />
sich in der Ferne verlieren und denkt sich,<br />
wie schönesdochwäre,gäbeeskeine Grenzen,<br />
nirgends, nur Natur. BIRGIT LUTZ<br />
Der Alpenquerer gleicht<br />
Sisyphus, denn er erklimmt Höhen<br />
nur, um alsbald wieder hinabzusteigen<br />
und einen neuen Anstieg zu beginnen.<br />
Und doch erfüllt ihn das Meistern dieses<br />
Wegs, nicht sinnlos scheint es ihm, sondern<br />
einen ganz neuen Sinn stiftend.<br />
ILLUSTRATIONEN: KATHARINA BITZL<br />
Der Wirt der Zufallhütte setzte einen ernsten<br />
Blick auf. „Das hat mit Radln fei nix<br />
zum tun“, sagte er und stellte die zwei Teller<br />
Erbsensuppe mit Wursteinlage auf den<br />
Tisch. In der Tourbeschreibung für den Alpencross<br />
per Mountainbike klang das diplomatischer.<br />
Der Autor schreibt da nur<br />
von „Schiebe- und Tragestrecke“ – und<br />
das ist nichts Besonders. Auf dem Weg von<br />
Oberstdorf zum Gardasee und anderen<br />
RoutenwartenständigSchiebe-undTragestrecken<br />
auf den Bergradler. Die BeschreibungderSchleppstreckefürdiesenTagverbrämte<br />
der Autor unseres Führers zwar als<br />
Heldengeschichte. Blitze zucken darin<br />
vom Himmel, es ist die Rede von Kampf,<br />
Kraft und Entbehrungen sowie Orientierung<br />
per Kompass im Nebel. Doch an diesem<br />
Tag war der Himmel über dem Ortlermassiv<br />
blau, die Sonne strahlte, und wir<br />
hatten das Gefühl, dass dieses gewittrige<br />
Heldenepos vom Weg über den Fürkeleferner<br />
zur Fürkelescharte nichts mit unserer<br />
Tagesetappe zu tun hatte.<br />
„Habts wenigstensGrödelnfürdenGletscherdabei?“,fragtederWirtderZufallhütte.<br />
Wir schüttelten den Kopf, schwiegen<br />
und glotzten in die Erbsensuppe. Der Wirt<br />
zog zischend Luft zwischen seine Zähnen<br />
durch. Sein grauer Vollbart wippte, während<br />
er bedächtig den Kopf schüttelte.<br />
Die ersten paar hundert Höhenmeter<br />
nach der Erbsensuppe trugen wir die Räder<br />
über einen engen Pfad. Bis zur Martellerhütte<br />
begleitete uns das Meckern eines<br />
pubertierenden Schwaben, der seiner Familie<br />
mitteilte, dass der nächste Urlaub in<br />
den Bergen ohne ihn stattfinden müsse.<br />
Dann trugen und schoben wir die Räder in<br />
Ruhe über die Rückschmelzhalde vor dem<br />
Fürkeleferner, bis wir den Rand des Gletschers<br />
erreichten. Auf das Eis zu gelangen,<br />
erwies sich als Demütigung: Ein Holländer<br />
beobachtete,wiewir imMatsch einsanken,<br />
mehrmals vom Eis abrutschten und dann<br />
wiejämmerlicheKäfermit zweiRädern auf<br />
den Gletscher krabbelten. Er schüttelte<br />
den Kopf, rief nach seiner Frau und zeigte<br />
ihr die zwei Idioten auf dem Eis. Am Ende<br />
des Gletschers mussten wir die Räder als<br />
AufstieghilfedurchdieSchrofenanderFürkelescharte<br />
nutzen: Wir rammten sie quer<br />
ins Geröll und stiegen hinterher.<br />
Endlich oben, knapp über 3000 Meter<br />
Höhe, jetzt sollte uns die Abfahrt ins Val di<br />
Sole belohnen. Nur war der Weg zu steil, zu<br />
ausgesetzt–Schiebe-Tragestreckestattgeschmeidiger<br />
Downhill. Mit Radeln hatte<br />
das nichts zu tun, aber zum Heldenepos<br />
taugte der Tag. SEBASTIAN HERRMANN<br />
Höhenrausch<br />
Wer als Bergsportler etwas auf sich hält, muss sich mindestens einmal in seinem Leben, am besten einmal pro Jahr, aufmachen<br />
und die Alpen überwinden. Der Gebirgscross ist so beliebt wie nie. Sechs Betrachtungen<br />
Mountainbike<br />
schon in Heißluftballons kann man sich mittlerweile aufden Weg machen,<br />
mantrifftRückwärts-,Barfuß-undWinterbarfußalpenquerer,nurElefanten<br />
gibt es keine mehr, die gab es nur ein einziges Mal. Warum also dieses<br />
Streben über alle Berge?<br />
„Es sind keine Worte für die Größe und Schöne dieses Anblicks“, sagte<br />
Johann Wolfgang von Goethe, der doch sonst so viele Worte kannte. Aber<br />
zu den Alpen fielen ihm nicht gleich die richtigen ein, um zu beschreiben,<br />
was ersah undnochmehrempfand–unddabeifuhrGoethe aufseinenitalienischen<br />
Reisen in seiner bequemen Kutsche nur durch die Täler der Alpen,<br />
auf zahmen Wegen. Auszusteigen und auf einen Gipfel hinaufzuschwitzen,<br />
das kam dem Geistesmenschen nicht in den Sinn. In Klettereien<br />
in dieser Landschaft meinte er sogar etwas Barbarisches, Gottloses zu<br />
Laufen<br />
EsgibteinHandy-Fotovom„4Trails“-Rennen<br />
über die Alpen, das bringt die Sache<br />
auf den Punkt. Darauf ist eine rotweiß karierte<br />
Tischdecke zu sehen und schön darauf<br />
drapiert drei Gläser: ein Humpen Eiskaffee<br />
links, mit Vanilleeis und einem Gebirgszug<br />
aus Sahne drüber; ein eimergroßer<br />
„Coppa con tutto“ rechts, mit allem,<br />
was die Auslage der Eisdiele hergegeben<br />
hat;und in derMitteeine Art Fingerhut voll<br />
mit Tomatensaft. Den hat dann der Holger<br />
zu sich genommen. Das war am Vorabend<br />
der letzten Etappe.<br />
Holger ist Hamburger, und deshalb haben<br />
wir ihn ziemlich aufgezogen. Als Muschelschubser<br />
bei einem Rennen mitmachen,<br />
in dem es in vier Tagen über 160Kilometer<br />
und 9300 Höhenmeter allein im Anstieg<br />
von Garmisch-Partenkirchen nach<br />
Samnaun in der Schweiz geht? Na, dann<br />
lauf doch schon mal den nächsten Deich<br />
hoch, damit du ein paar Trainings-Höhenmeter<br />
sammelst und wenigstens halbwegs<br />
eine Chance hast gegen dickwadige Berganrainer<br />
aus Bayern und Österreich, ne.<br />
Jeden Morgen um 4.30 Uhr klingelte der<br />
Wecker. Wir waren noch am Stöhnen, da<br />
hatte sich Holger bereits die Beine mit wärmendem<br />
Muskelgel eingerieben. Beim<br />
Frühstück schaufelten wir Schwarzbrot,<br />
Wurst und Eier rein, schließlich verbrennt<br />
man beim Berglauf ja Kalorien wie ein<br />
StahlarbeiteraufDoppelschicht.Holgerbestrich<br />
eine Scheibe Toast –mit Honig, nicht<br />
mit Butter. Das war dann auch jeweils die<br />
letzte Gelegenheit des Tages, den Mann<br />
von vorne zu sehen. Berauscht von der für<br />
ihn ungewohnten Höhenluft flog er durch<br />
duftende Kiefernwälder, über ausgesetzte<br />
Grate und glitschige Schneefelder, über<br />
Bachläufe und schmale Kuhsteige. Nicht<br />
einmal unsere psychologischen Tricks<br />
konnten ihn demotivieren: Als wir ihm rieten,<br />
für den höchsten Punkt des Rennens,<br />
dieOchsenscharteauf2800 Höhenmetern,<br />
Steigeisen in den Rucksack zu packen, war<br />
er kurz verunsichert, fiel schließlich aber<br />
doch nicht auf uns herein. Er hat es dann<br />
insgesamt zehn Stunden schneller geschafft<br />
als wir Berganrainer. Das hat er<br />
dannauchanständiggefeiert.Miteinemalkoholfreien<br />
Weißbier. JOCHEN TEMSCH<br />
Gleitschirm<br />
Wer am Übungshang steht, um mit einem<br />
Puls von gut 180 zum allerersten Mal mit<br />
dem Gleitschirm abzuheben, hat, wenn es<br />
gut geht, vielleicht 30 Sekunden Flug vor<br />
sich–unddanach30 Tagelang einHochgefühl,<br />
als hätte er in Champagner gebadet.<br />
Vom Gedanken aber, mit dem Gleitschirm<br />
die Alpen zu überqueren ist er weiter entfernt<br />
als je zuvor, hat er doch eben erst lernen<br />
müssen, wie schwierig es ist, so einen<br />
Fetzen überhaupt in die Luft zu kriegen.<br />
Und selbst nach den ersten hundert richtigenHöhenflügenzeigtderdannschonausgebildete<br />
Pilot höchsten Respekt vor jenen<br />
Kollegen, denen es gelingt, gezielt von A<br />
nach B zu fliegen – wozu man übrigens eine<br />
entsprechende Lizenz braucht.<br />
Es war, wie so oft in diesem Sport, dem<br />
Garmischer Profi Toni Bender vorbehalten,<br />
mit einem Flug vom Brauneck bis zum<br />
Monte Grappa bei Bassano Geschichte zu<br />
schreiben. Er war zwar nicht der erste, der<br />
mit dem Gleitschirm von den nördlichen in<br />
die südlichen Voralpen geflogen ist, aber er<br />
war der erste, der sich dabei hat filmen lassen<br />
und so ein eindrucksvolles Dokument<br />
für diesen so faszinierenden wie einsamen<br />
Sporterstellthat.Denn bisaufeinpaarquäkende<br />
Funksprüche ist man allein in der<br />
Luft, und dass sich die bewegt, spürt man<br />
auch in Benders Film „Glücklicher Ikarus“<br />
(auch auf DVD). „Mir wird schlecht“, jammert<br />
er in die unter dem Flügel installierte<br />
Kamera,nachdemerdieschwierigsteHürde,denAlpenhauptkammbeiHintertuxgeschafft<br />
hat und von der Thermik durchgeschüttelt<br />
wird.<br />
Für den Laien mag das eine der dramatischsten<br />
Szenen der Dokumentation (bei<br />
der die Besten der Szene als Tandempiloten<br />
für die Kameraleute mitwirkten) sein.<br />
Wer selber fliegt, weiß, dass Benders Toplandung<br />
auf der Marmolada und vor allem<br />
der anschließende Start bei Rückenwind in<br />
3300 Meter Höhe nahe an der Grenze zum<br />
Wahnsinn war. Wer also über die Alpen<br />
fliegt,solltediesenAbstecher meiden.BendersendgültigeLandungaberamsüdöstlichen<br />
Fuß des Monte Grappa kann man<br />
auch mit dem Wohnmobil nachvollziehen.<br />
Dashier heimischeRestaurant L’Antica Abbazia<br />
hat die besten Spaghetti der Welt.<br />
Auch für Nichtflieger. KARL FORSTER<br />
erkennen. Vielleicht liegt es an unserer Zeit, in der wir uns, anders als Goethe,<br />
nicht mehr in eine simple Kutsche setzen können und schon zu Entdeckern<br />
werden. In einer Welt, in der wir so viel und so wenig Zeit wie nie hatten,<br />
in der wir uns in Arbeitshamsterrädern befinden, die unsere Seelen<br />
auch nach Feierabend nicht ruhen lassen. In einer Welt also, in der es nicht<br />
mehr reicht, nur auf einen Berg zu steigen und hinunter zu blicken, sondern<br />
auch hier wieder eine Leistung vollbracht, ein Ziel erreicht, ein Abenteuer<br />
erlebt werden muss, um dem eigenen Dasein einen Sinn zu geben.<br />
Vielleicht aber ist der Grund auch ein ganz einfacher, vielleicht steckt gar<br />
nicht viel dahinter. Und die Menschen gehen über diese Berge einfach nur<br />
deshalb, weil sie wunderschön sind. Oder, um mit dem Alpinisten George<br />
Mallory zu sprechen: Weil sie da sind. BIRGIT LUTZ<br />
Tourenski<br />
EsgibtvieleobjektiveParameter,diebeijeder<br />
Skitour wichtig sind. Niederschläge,<br />
Wind, Lawinengefahr. Und es gibt mindestens<br />
genauso viele moderne Hilfsmittel für<br />
deren Überwachung. Peter Schlickenrieder<br />
zog bei seiner Skitransalp in sieben<br />
Tagen von Madonna di Campiglio nach<br />
Oberstdorf aber eine ganz andere, viel archaischere<br />
Orientierungshilfe hinzu.<br />
Der Silbermedaillengewinner im LanglaufSprint<br />
von Salt Lake City ist mit Freunden<br />
den vierten Tag unterwegs, vom<br />
schweizerischen Scuol zur Heidelbergerhütte<br />
bei Ischgl. 30 Kilometer, 2000 Höhenmeter,<br />
eine der kürzeren Etappen.<br />
Nach zwei Stunden wird die Sicht schlechter,<br />
der Wind schärfer, die Orientierung<br />
schwieriger. Irgendwann: White out. Alles<br />
weiß, keine Konturen mehr. Daraus ergeben<br />
sich hitzige Orientierungsdiskussionen<br />
über der Karte. Vier Teammitglieder<br />
vertreten vier Meinungen. Die weitere<br />
Marschrichtung bestimmt der siegreiche<br />
Diskussionsteilnehmer, der Bergführer<br />
wird immer genervter.<br />
Als die Hütte längst erreicht sein sollte,<br />
kann der Guide seine Missstimmung über<br />
die neuerliche Debatte nicht mehr verbergen.<br />
Und zieht seinen letzten Trumpf aus<br />
der Jacke, ein GPS-Gerät, dessen Anzeige<br />
nicht mehr wegdiskutiert werden kann, so<br />
hofft er. Noch während das Gerät einen Satelliten<br />
sucht, schnuppert Schlickenrieder<br />
indieNebelsuppehinein.Nachkonzentriertem<br />
Nachriechen kann er den Geruch zuordnen.<br />
Es ist eine Gulaschsuppe. Genauer:eineHüttengulaschsuppe.Derzugehörige<br />
Kochtopf, der, so kombiniert Schlickenrieder<br />
messerscharf, nur in einer Hütte,<br />
und damit in der gesuchten Heidelbergerhütte<br />
stehen kann, muss nah sein. Und so<br />
folgt er einfach seiner Nase. Die hungrigen<br />
Skifahrer ebenso, nur der verdutzte Guide<br />
muss sich noch sammeln. Es zeigt sich: Bei<br />
der letzten Diskussion war die Gruppe<br />
nicht einmal 50 Meter von der Hütte entfernt,<br />
ohne sie zu sehen. Die erfolgreiche<br />
Gulaschgeruchsorientierung wird gefeiert.<br />
Später aber auch beschämt der Beschluss<br />
gefasst, nie mehr einfach der Nase<br />
nach zu fahren. Fortan hat die Gruppe ein<br />
GPS-Gerät dabei. BIRGIT LUTZ<br />
Rennrad<br />
Mit dem Rennrad über die Alpen. Großglockner,Dolomiten,KehreumKehre,kleinerGang,großeSchmerzen,dasganzeProgramm.<br />
Auch im Kopf spielt sich der übliche<br />
Kram ab. In Bruck am Fuße des Großglockners<br />
ist es regnerisch. Zweifel steigen<br />
auf, muss das wirklich sein, fast 2000 Höhenmeter<br />
rauf in die Wolkensuppe? An der<br />
Mautstation verstärken sich die Bedenken,<br />
dort sammelt sich der natürliche Feind des<br />
Radlers: Motorradfahrer.<br />
Zwei Stunden lang kurbeln wir mit stetig<br />
wachsenden Schmerzen in den Beinen,<br />
Kehre für Kehre die Großglockner Hochalpenstraße<br />
in Richtung Fuscher Törl und<br />
Hochtor, dem mit 2576 Meter über dem<br />
MeeresspiegelhöchstenPunktdieserPassstraße.<br />
Autos und Wohnmobile passieren<br />
die Rennradler, ohne dass wir es registrieren.<br />
Die Motorradrudel jagen hingegen<br />
den Adrenalinspiegel in den Radlern auf<br />
Höhen, die das Hochtörl weit übertreffen.<br />
Die Motoren sind so laut, dass wir mehrmals<br />
vor Schreck fast von der Straße kippen.<br />
Manche Motorräder rasen so knapp<br />
vorbei, als wollten sie sicher gehen, dass<br />
man auch wirklich im Graben landet.<br />
Im monotonen Tritt nach oben entspinnen<br />
sich Hassphantasien: „Wartet nur,<br />
oben am Pass werdet ihr euer wahres Gesicht<br />
zeigen, wenn eure Wampen aus dem<br />
Motorradoverall purzeln und nikotinbleiche<br />
Gesichter unter den Helmen zum Vorscheinkommen,ihrSeniorenrüpel!“Solassensich<br />
dieFlüchesinngemäß zusammenfassen,<br />
die beim Kurbeln auf der PassstraßedurchdenKopfspuken.Selbstverständlich<br />
handelt es sich eigentlich um Selbsthass,<br />
der auf ein externes Opfer gerichtet<br />
wird – schließlich bereitet es große Pein,<br />
stundenlang bei Steigungen um die zwölf<br />
Prozent bergauf zu radeln.<br />
AnderPasshöheistderGrantaufdieMotorradfahrer<br />
auf einen Schlag verflogen.<br />
Fast überall in den Alpen geht es dort zu<br />
wie in einer Einkaufsstraße am Samstag.<br />
Busse transportieren Rentnerladungen<br />
dort hinauf, Familien fotografieren sich<br />
vor den Schildern, auf denen die Passhöhe<br />
angezeigt wird, Cafés verkaufen Kuchen<br />
und Getränke. Vor allem wartet dort dankbares<br />
Publikum: Irgendjemand fragt immer,<br />
ob man gerade wirklich diesen Pass<br />
hinaufgeradelt ist, ob das nicht anstrengendwarundbestaunteinenaufrichtig.Alle<br />
Qualen sind vergessen. Und nun wartet<br />
die Abfahrt, auf der man so schnell wird,<br />
dass die Motorräder nicht mehr überholen<br />
können. SEBASTIAN HERRMANN
DEFGH Nr. 162, Montag, 16. Juli 2012 MEDIEN<br />
HF3 33<br />
VON WILLI WINKLER<br />
Ein Mondkrater heißt nach dem geadelten<br />
Schlossersohn Georg Friedrich<br />
von Reichenbach und in München,<br />
wo er als erfindungsreicher Ingenieur<br />
wirkte, immerhin eine Durchgangsstraße<br />
im vorstädtischen Glockenbachviertel.<br />
In der Nummer 27 befand sich bis <strong>2006</strong> der<br />
Sitz der Israelitischen Kultusgemeinde, zu<br />
der auch ein Altersheim gehörte. Hier<br />
brach am 13. Februar 1970 ein Feuer aus.<br />
Sieben Menschen, die der rassistischen Vernichtung<br />
im Nationalsozialismus entgangen<br />
waren, verbrannten, wenn sie nicht vorher<br />
erstickten. Ein Mann stürzte sich aus<br />
dem Fenster. Es war der schlimmste Anschlag<br />
auf Juden in Deutschland nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg.<br />
„Es gibt keine Anhaltspunkte dafür,<br />
dass mit dem Anschlag auf dem Flugplatz<br />
München-Riem am 10. Februar ein Zusammenhang<br />
besteht“, erklärte der bayerische<br />
Innenminister Bruno Merk vor dem Landtag.<br />
Denn drei Tage zuvor hatte ein palästinensisches<br />
Kommando versucht, ein israelisches<br />
Flugzeug zu entführen. Es gab mehrere<br />
Verletzte, ebenfalls Juden; ein Mann<br />
starb durch eine Handgranate. Die Täter gestanden,<br />
wurden aber nicht verurteilt, sondern<br />
abgeschoben. Die Mordtat in der Reichenbachstraße<br />
ist bis heute nicht aufgeklärt.<br />
Waren es Rechtsradikale? Die NPD<br />
hatte 1966 bei den Landtagswahlen in Bayern<br />
7,4 Prozent der Stimmen erzielt. München<br />
– schon wieder Hauptstadt einer Bewegung?<br />
München 1970 ist – vor allem von außen<br />
betrachtet – swinging Schwabing, Haschisch<br />
und die endlose Musik von Amon<br />
Düül. Mord, gar das Verbrennen von Juden,<br />
passt nicht in das schöne Bild einer Stadt,<br />
die den Nationalsozialismus hinter sich gelassen<br />
hatte. Während Bundeskanzler Willy<br />
Brandt der ersten Begegnung mit dem<br />
Staatsoberhaupt der DDR entgegenfiebert,<br />
kann er nicht mit Kleinkram behelligt werden.<br />
Nach einer als „geheim“ eingestuften<br />
Aufzeichnung über eine Runde, an der<br />
auch die Minister Walter Scheel (Äußeres),<br />
Helmut Schmidt (Verteidigung) und Hans-<br />
Dietrich Genscher (Inneres) teilnehmen, erklärt<br />
er am Tag nach dem Anschlag in<br />
Riem: „Im ganzen müssten wir auch gegenüber<br />
Israel eine Politik ohne Komplexe betreiben.“<br />
Diese Skrupel gegenüber der jüngsten<br />
deutschen Vergangenheit verlieren auch<br />
Lukas Podolski hat während der zurückliegenden<br />
Europameisterschaft Interviews<br />
gegeben – soviel ist klar. Er hat beispielsweise<br />
über sich und seine Rolle in der Nationalmannschaft<br />
Auskunft gegeben – das ist<br />
auch gesichert. Nicht bewiesen sind dagegen<br />
Aussagen, die am Samstag der US-amerikanische<br />
Sportsender ESPN dem <strong>Fußball</strong>er<br />
zuschrieb. Auf der Internetseite des Senders<br />
äußerte sich Podolski unter anderem<br />
über Arsene Wenger, seinen künftigen Trainer<br />
bei Arsenal London.<br />
Nachdem das Interview durch den US-<br />
Sender publiziert wurde, griffen es auch<br />
deutsche Agenturen auf. Die entsprechenden<br />
Meldungen vermittelten den Eindruck<br />
eines recht forschen Auftritts des Arsenal-<br />
Wenn Fernsehmacher die Bedeutung der<br />
Einschaltquote zu erklären versuchen,<br />
dann bezeichnen sie diese oft als eine Währung<br />
– die Währung ihrer Branche. Im herkömmlichen<br />
Fernsehen läuft es so: Instrumente<br />
wie Quote, Marktanteile und Reichweiten<br />
regeln die Bezahlung. Die Kosten<br />
für einen Werbespot hängen, vereinfacht<br />
gesagt, davon ab, wie viele Zuschauer das jeweilige<br />
Programm ansehen. Aber die Gefahr<br />
wächst, dass die Fernsehwährung immer<br />
weniger wert wird.<br />
Denn viel mehr Menschen als früher nutzen<br />
das Internet, um Soaps, Vorabendkrimis<br />
und Serien zu schauen – und nicht<br />
mehr unbedingt allein die klassischen Verbreitungswege<br />
wie Kabel oder Satellit. Dieses<br />
Webfernsehen ist vor allem für private,<br />
werbefinanzierte TV-Unternehmen ein<br />
Problem. Denn noch immer bringen den<br />
Sendern ihre schönen Steigerungsraten im<br />
Online- und Abruffernsehen finanziell<br />
ziemlich wenig.<br />
Was Zuschauer über das Internet konsumieren,<br />
fließt bislang nicht in die Quotenmessung<br />
ein, die Marktforscher des Unternehmens<br />
GfK im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft<br />
Fernsehforschung (AGF) durchführen.<br />
Auch die ständige Weiterentwicklung<br />
der Technik – von immer ausgereifteren<br />
Settop-Boxen bis zu Smart-TV-Geräten,<br />
bei denen Internet und Fernsehen fusionieren<br />
– lassen die Quotenmessung an<br />
Grenzen stoßen. Und dabei ist die Entwicklung<br />
ganz klar: Mediatheken, Video-Portale,<br />
Catch-up-TV – all das wird immer häufiger<br />
genutzt, während die Marktanteile im<br />
klassischen TV bröckeln.<br />
Seit knapp einem Jahr gelingt es immerhin<br />
teilweise, das zeitversetzte Fernsehen<br />
in der Quote zu berücksichtigen, Aufzeichnungen<br />
auf Festplattenrecordern etwa.<br />
Ein größerer Schritt steht zum 1. August<br />
an: Mit einer zusätzlichen Messtechnik na-<br />
Countdown bis zu einem zufälligen Tod<br />
Die Dokumentation „München 1970“ berichtet von Anschlägen, die heute vergessen sind, weil die Ermordung der israelischen Olympia-Mannschaft<br />
zweieinhalb Jahre später im gleichen München alles verdrängt hat, was zur Vorgeschichte gehört<br />
„Goodbye everybody“: Rudolf Crisolli, Reporter des ZDF, starb beim Bombenanschlag auf den Swissair-Flug 330 nach Tel Aviv am 21. Februar 1970. FOTO: HR/Privatfoto<br />
andere. Peter Boenisch, der als Chefredakteur<br />
der Bild am Sonntag beim Münchner<br />
Mordanschlag automatisch Linke als Täter<br />
vermutet, macht 1985, als er Helmut Kohl<br />
als Regierungssprecher dient, seiner gequälten<br />
Seele Luft, und der Spiegel hat damals<br />
seine private Äußerung ausgeplaudert:<br />
„Das ist ja das letzte, dass man noch<br />
40 Jahre nach Kriegsende durch KZs laufen<br />
muss.“ Nach dem für Israel siegreichen<br />
Sechs-Tage-Krieg von 1967 äußert sich in<br />
Deutschland auch auf der linken Seite ein<br />
gar nicht mehr latenter Antisemitismus.<br />
Während sich die Älteren gerührt bei den<br />
Liedern von Esther und Abi Ofarim wiegen,<br />
spricht der Anarchist und Kommu-<br />
Hi, Leute<br />
Neulings. Podolski plane mit Arsenal den<br />
Angriff auf die Tabellenspitze, interpretierten<br />
die Agenturen das ESPN-Gespräch, der<br />
27-Jährige strebe eine Führungsrolle im<br />
neuen Klub an. Am Samstagabend wurden<br />
die Meldungen dann auf einmal eilends zurückgezogen.<br />
Podolski hatte die Echtheit<br />
des Interviews bestritten und auf seiner<br />
Facebook-Seite mitgeteilt: „Hi Leute,<br />
ESPN hat heute auf seiner Website ein Interview<br />
von mir veröffentlicht, das ich<br />
nicht gegeben habe und Passagen beinhaltet,<br />
die frei erfunden sind. Also bitte ignorieren!<br />
Gruß, Poldi.“<br />
Inzwischen ist das Gespräch mit dem<br />
<strong>Fußball</strong>profi auch auf der Website des<br />
Sportsenders verschwunden. ESPN äußer-<br />
Eine Währung veraltet<br />
mens „Audiomatching“ kann die Verbreitungstechnik<br />
IPTV (Internet Protocol Television)<br />
abgebildet werden. „Wir schließen<br />
aus proprietären Verbreitungstechniken resultierende<br />
Messlücken“, sagt Martin Berthoud,<br />
Vorstandsvorsitzender der AGF. Das<br />
heißt: Man will nicht nur die Hauptstraßen<br />
sondern auch die neuen Nebenwege der<br />
Programmverbreitung erfassen.<br />
Wer die Tagesschau auf dem Computer<br />
aus der Mediathek abruft, wird dabei erstmal<br />
nicht berücksichtigt. IPTV bringt Programme<br />
über Breitband auf herkömmliche<br />
TV-Geräte. Kunden des Telekom-Angebots<br />
Entertain zählen dazu. In der AGF rechnet<br />
man damit, dass derzeit 3,1 Prozent der<br />
Haushalte IPTV nutzen. An große Verschiebungen<br />
bei den Zahlen glaubt deshalb niemand.<br />
„IPTV-Kunden sind vielleicht etwas<br />
technikaffiner, schauen aber deshalb keine<br />
anderen Formate als Zuschauer über andere<br />
Verbreitungswege“, sagt die stellvertretende<br />
AGF-Vorsitzende Katrin Hollerbach-Zenz.<br />
Mediatheken und Video-Portale<br />
wachsen – die Marktanteile im<br />
klassischen TV bröckeln<br />
Seit Jahren arbeiten die Experten im<br />
Kreis der AGF daran, ihre Verfahren weiterzuentwickeln.<br />
„Wir betreiben einen immensen<br />
finanziellen und fachlichen Aufwand“,<br />
betont AGF-Vorstand Berthoud,<br />
der im seinem eigentlichen Job Hauptabteilungsleiter<br />
Programmplanung beim ZDF<br />
ist. Ein zweistelliger Millionenbetrag wurde<br />
zuletzt erneut in die Optimierung der<br />
Messtechnik investiert.<br />
Allerdings geht es nur schleppend voran.<br />
Für viele im Markt ist das ärgerlich. Je<br />
stärker sich die Sehgewohnheiten wandeln,<br />
desto schwächer wird die Akzeptanz<br />
ne-1-Gründer Dieter Kunzelmann Ende<br />
1969 in einem Sendbrief aus Kreuzberg<br />
vom „Judenknax“, den es endlich zu überwinden<br />
gelte; sein ehemaliger Bundesbruder<br />
Fritz Teufel nennt die Musiker Simon<br />
und Garfunkel das „Zionistenduo“.<br />
Der Filmemacher Georg M. Hafner hat<br />
Teufel und Kunzelmann im Verdacht, am<br />
Mordanschlag gegen das jüdische Altersheim<br />
beteiligt zu sein. Beweisen kann er es<br />
nicht. Teufel ist tot, Kunzelmann wollte<br />
mit Hafner nicht reden. Im Film wird er als<br />
„Strippenzieher für die Al-Fatah“ bezeichnet,<br />
damit wäre er als williger Helfer von<br />
Yassir Arafats Guerilla tätig geworden. Hafner<br />
sieht „Teile der deutschen Linken tief“<br />
Lukas Podolski bestreitet Echtheit eines Interviews mit US-Sportsender ESPN<br />
te sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Wie<br />
die <strong>angeblich</strong>en Aussagen zustande kamen<br />
ist noch unklar. Eine SZ-Anfrage blieb bis<br />
Redaktionsschluss unbeantwortet.<br />
Podolskis Berater Kon Schramm sagte<br />
der Nachrichtenagentur dapd: „Lukas Podolski<br />
hat dem Fernsehsender ESPN kein<br />
Interview gegeben“, weswegen er und sein<br />
Mandant sich rechtliche Schritte gegen<br />
den amerikanischen Sender vorbehielten.<br />
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, das ist<br />
möglich. Im Frühjahr 2010 setzte Lukas Podolski<br />
über einen Anwalt eine seitengroße<br />
Gegendarstellung im Kölner Express<br />
durch, nachdem die Zeitung zuvor von einem<br />
<strong>angeblich</strong>en „Wutauftritt“ Podolskis<br />
berichtet hatte. MAMA<br />
TV-Quotenmessung ignoriert das Internet – nun soll wenigstens IPTV einbezogen werden<br />
der Quote auf Seite der Agenturen und Unternehmen,<br />
die Spots schalten.<br />
Zumindest ihre Rhetorik haben TV-Macher<br />
schon der neuen Wirklichkeit angepasst.<br />
RTL-Chefin Anke Schäferkordt sagte<br />
kürzlich in einem Interview: „Früher haben<br />
wir ‚nur' Fernsehen gemacht, heute arbeiten<br />
wir jeden Tag daran, Deutschlands<br />
erfolgreichster Bewegtbildanbieter zu sein<br />
– egal auf welcher Plattform.“ Egal? In der<br />
Praxis wohl kaum. Wenn es so wäre, müsste<br />
auch die Quote auf allen Plattformen gemessen<br />
werden, nur das brächte die verschiedenen<br />
Kanäle auf eine Höhe. Die aktuelle<br />
Weiterentwicklung der Messtechnik<br />
ist aus RTL-Sicht „überfällig“.<br />
Bei einer AGF-Vorstandssitzung Anfang<br />
Juli wurde nun über die nächste Ausweitung<br />
der Messung diskutiert. Es geht darum,<br />
endlich die Mediatheken-Nutzung mit<br />
den GfK-Zahlen zu verrechnen Allein eine<br />
Tatort-Folge wird nach Angaben der Programmdirektion<br />
des Ersten im Schnitt<br />
200 000 bis 500 000 mal innerhalb einer<br />
Woche im Netz abgerufen. Anfang 2013<br />
will die AGF technisch soweit sein, auch diese<br />
Nutzung in die Quotenangaben zu packen.<br />
Sogar ein neues GfK-Panel soll dafür<br />
aufgebaut werden, also eine bestimmte<br />
Zahl an repräsentativen Haushalten, in denen<br />
die Nutzung gemessen wird. Mobiles<br />
Fernsehen über Smartphones könnte dann<br />
bald ebenso abgebildet werden.<br />
Trotzdem hängen die Fernsehforscher<br />
dem Fortschritt hinterher. In der AGF erklärt<br />
man, dass andere Länder nicht viel<br />
weiter seien. „Wir sind sogar Vorreiter, weil<br />
wir beim Streaming wie im Fernsehen die<br />
Nutzungszeit exakt messen und damit<br />
über die verschiedenen Verbreitungswege<br />
voll vergleichbare Nutzungswerte erheben“,<br />
sagt Berthoud. Bei der Rettung der<br />
Fernsehwährung herrscht zumindest deutsche<br />
Genauigkeit. SIMON FELDMER<br />
in die palästinensischen Aktionen verstrickt,<br />
was für damals zumindest politisch<br />
stimmt. Zeigen kann er aber nur immer<br />
wieder den 1969/70 in seinen Äußerungen<br />
offen antisemitischen Kunzelmann. Dabei<br />
sekundiert dem Filmautor der Extremismus-Forscher<br />
Wolfgang Kraushaar mit einer<br />
Aussage des mehr als dubiosen RAF-<br />
Mörders Gerhard Müller, der Irmgard Möller<br />
von den „Tupamaros München“ der Mittäterschaft<br />
bezichtigt hat.<br />
Die Beweiskette reicht dennoch nicht<br />
von Riem bis in die Reichenbachstraße,<br />
wohl aber verbindet sie den Münchner<br />
Überfall auf die El-Al-Passagiere mit dem<br />
Absturz einer Swissair-Maschine kurz<br />
nach dem Start in Zürich. 47 Passagiere<br />
und Besatzungsmitglieder starben am 21.<br />
Februar 1970 auf dem Weg nach Tel Aviv. Einer<br />
davon war Hafners Onkel Rudolf Crisolli.<br />
Der Reporter Crisolli arbeitete fürs ZDF<br />
und berichtete von den nachrichtenbekannten<br />
Schauplätzen der späten sechziger<br />
Jahre: Vietnam, Israel, Indien. Er litt unter<br />
panischer Flugangst und flog doch ständig<br />
um die Welt. Nach dem Angriff auf die<br />
israelischen Passagiere in München buchte<br />
er seinen Flug von der El-Al auf die Swissair<br />
um, in deren Frachtraum kurz nach<br />
dem Start eine Bombe explodierte. Als Täter<br />
wurden vier arabische Männer identifiziert,<br />
die nie vor Gericht kamen. Nach der<br />
Jetzt haben Sie<br />
gut lachen.<br />
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* € 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz. Aus dem Mobilnetz max. € 0,42/Min.<br />
militärischen Niederlage der Araber im<br />
Sechs-Tage-Krieg hatten sich palästinensische<br />
Freischärler darauf verlegt, Israel von<br />
außen zu bekriegen. Durch spektakuläre<br />
Guerilla-Aktionen sollte die Welt auf ihr<br />
Schicksal aufmerksam werden. Wenn es<br />
um die Sache geht, spielt für Terroristen<br />
ein Menschenleben keine Rolle.<br />
München 1970 berichtet von Anschlägen,<br />
die heute vergessen sind, weil die Ermordung<br />
der israelischen Olympia-Mannschaft<br />
zweieinhalb Jahre später im gleichen<br />
München alles verdrängt hat, was zur<br />
Vorgeschichte gehört. Die verantwortlichen<br />
Regierungen reagierten hilflos. Auf<br />
der Bundespressekonferenz vom 23. Februar<br />
– zwei Tage vorher war die Swissair-Maschine<br />
abgestürzt – erklärte Außenminister<br />
Scheel im Namen der Bundesregierung:<br />
„Sie verurteilt diese Verwilderung der Sitten.“<br />
Zur Wiederherstellung der guten Sitten<br />
wurden die mutmaßlichen Täter abgeschoben<br />
und die Ermittlungen aufgegeben.<br />
Irgendwann wurden auch die Asservatenkammern<br />
entrümpelt; mögliche Beweismittel<br />
verschwanden. Vor allem wurde<br />
von der Swissair, von der PanAm, von<br />
der Air France und auch von der Lufthansa<br />
Schutzgeld an die Palästinenser bezahlt,<br />
um von weiteren Anschlägen verschont zu<br />
bleiben. Die Lufthansa verweigert bis heute<br />
die Auskunft über diese Zahlungen.<br />
Hafners elegischer und dabei ungeheuer<br />
aufwühlender Film ist vor allem eine Totenklage<br />
für seinen Onkel, der ein zufälliges<br />
Opfer der Weltgeschichte wurde. Der<br />
Autor schneidet sich selber als jungen<br />
Kunsthistoriker ins Bild, politisch ahnungslos,<br />
im Zweifel aber links. Naiv sei er Parolen,<br />
sei er Idolen wie Kunzelmann hinterhergelaufen,<br />
dem er sogar einen gutgläubigen<br />
Film widmete. Crisolli sei anders gewesen,<br />
nicht verführbar, sachlich. Im Countdown<br />
referiert Hafner die Vorgänge Anfang<br />
1970, zählt die Tage ab, die der Reporter<br />
noch zu leben hat.<br />
Die Kamera filmt das Cockpit einer Coronado<br />
ab, während das Tonband mit dem<br />
Funkverkehr läuft. Druckverlust in der Kabine<br />
meldet der Pilot, Rauch, dann Feuer.<br />
„330 is crashing“, gibt der Co-Pilot sachlich<br />
an den Tower in Zürich durch, und<br />
dann, zwei Mal, damit man ihn auch höre,<br />
„Goodbye everybody“.<br />
München 1970 – als der Terror zu uns kam, ARD,<br />
Dienstag, 22.45 Uhr.<br />
EXTRA-BOOKLET<br />
Jetzt am Kiosk.
34 PROGRAMM VOM MONTAG<br />
Montag, 16. Juli 2012, Nr. 162 DEFGH<br />
ARD ZDF<br />
BR RTL Pro Sieben Sat 1 Arte 3sat<br />
5.30 Morgenmagazin 9.05 Rote Rosen 9.55<br />
Wetterschau 10.03 Brisant 10.15 Hansi Hinterseer<br />
12.00 Tagesschau 12.15 Buffet. Leben<br />
und genießen. Einkochen und Einmachen,<br />
Marmelade machen / Sören Anders<br />
bereitet heute zu: Gurkenkaltschale mit Dill<br />
und Roulade vom Lachs 13.00 Mittagsmagazin<br />
14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen<br />
15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe<br />
16.00 Tagesschau 16.10 Elefant, Tiger & Co.<br />
17.00 Tagesschau 17.15 Brisant 18.00 Verbotene<br />
Liebe 18.50 Großstadtrevier 19.50<br />
Gesichter Olympias 19.55 Börse<br />
20.00 Tagesschau<br />
20.15 Erlebnis Erde Der Inn: Grüner<br />
Fluss aus den Alpen. Der Inn ist<br />
ein Fluss mit vielen unterschiedlichen<br />
Gesichtern und vielen Geschichten.<br />
Die Doku folgt dem interessanten<br />
Flusslauf von der<br />
Quelle am Lunghinpass bis zur<br />
Mündung in die Donau.<br />
21.00 Hart aber fair Umsorgt vom Kreißsaal<br />
bis zum Hörsaal – kommt<br />
jetzt die Generation Weichei? Zu<br />
Gast: Josef Kraus u.a.<br />
22.15 Tagesthemen<br />
22.45 Die Story im Ersten Im Netz von<br />
Salafisten – Wie radikale Muslime<br />
junge Menschen verführen<br />
23.30 Geschichte im Ersten Jesse Owens –<br />
Der schnellste Mann der Welt<br />
0.15 Nachtmagazin<br />
0.35 Tatort Eine bessere Welt. TV-Kriminalfilm,<br />
D 2011. Mit Joachim<br />
Król. Regie: Lars Kraume<br />
2.10 Beckmann – Best of Zu Gast:<br />
Enoch zu Guttenberg, Winfried<br />
Kretschmann, Björn Engholm,<br />
Hildegard Hamm-Brücher u.a.<br />
3.25 Hart aber fair<br />
4.45 Die Story im Ersten<br />
Phoenix BR-alpha RTL 2 Vox Kabel 1 Deutschlandfunk<br />
11.15 Die Grüne Insel 12.00 Vor Ort 12.30<br />
Thema 13.45 Thema 15.00 Liebesfalle Internet<br />
15.45 Alleinerziehend und verliebt<br />
16.15 Wer macht mir den Hof? 17.00 Kreuzfahrt<br />
ins Eheglück? 17.30 Vor Ort 18.00 Ahoi<br />
und Alarm 18.30 Die größten Naturschauspiele<br />
der Erde (1-2/6) 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Die größten Naturschauspiele der<br />
Erde (3-4/6) 21.45 heute-journal 22.15 Der<br />
Fluch des Hope-Diamanten 23.00 Die Diamanten-Route.<br />
Von den Minen bis zur Auktion.<br />
Dokumentarfilm, CDN 2007 0.40 Der<br />
Untergang der Lusitania: Tragödie eines<br />
Luxusliners. TV-Dokudrama, GB/D 2007<br />
15.00 Schätze der Welt – Erbe der Menschheit<br />
15.15 Les grandes dates de la science<br />
et de la technique 15.30 Bibliothek der<br />
Sachgeschichten 16.00 alpha-Campus<br />
Doku 16.30 on3-südwild 17.30 Euro-Blick<br />
18.00 Grundkurs Deutsch 18.30 Die Tagesschau<br />
vor 25 Jahren 18.45 Rundschau 19.00<br />
Ich machs! 19.15 Grips Deutsch 19.30 Alpha<br />
Österreich 20.15 Reisewege zur Kunst<br />
21.00 Alpha-Forum 21.45 Planet Wissen<br />
22.45 Klassiker der Weltliteratur. Honoré de<br />
Balzac 23.00 Bilder einer Landschaft 23.45<br />
Capriccio 0.15 Die Fernsehtruhe extra. Dokumentationsreihe<br />
1.15 Alpha Österreich<br />
6.00 Infomercial 7.00 Infomercial 8.00 Die<br />
Schnäppchenhäuser 9.00 Frauentausch<br />
11.00 Family Stories 12.00 Berlin – Tag &<br />
Nacht 13.00 Privatdetektive im Einsatz<br />
13.55 Family Stories 14.50 Der Trödeltrupp<br />
15.45 Der Trödeltrupp 16.45 Der Trödeltrupp<br />
17.05 Privatdetektive im Einsatz<br />
18.00 X-Diaries 19.00 Berlin – Tag & Nacht<br />
20.00 RTL II News 20.15 Die Wollnys – Eine<br />
schrecklich große Familie! 21.15 Die Wollnys<br />
– Eine schrecklich große Familie! 22.10<br />
Das Aschenputtel-Experiment 23.55 Villa<br />
Germania – Forever Young 0.55 exklusiv –<br />
die reportage 1.45 Ärger im Revier<br />
6.50 Mieterzoff 7.50 Unter Beobachtung<br />
8.50 Verklag mich doch! 10.45 Nachrichten<br />
10.50 Mieten, kaufen, wohnen 12.00 Shopping<br />
Queen 13.00 Verklag mich doch! 15.00<br />
Shopping Queen 16.00 Menschen, Tiere<br />
und Doktoren 17.00 Menschen, Tiere und<br />
Doktoren 18.00 Mieten, kaufen, wohnen<br />
19.00 Das perfekte Dinner 20.00 Prominent!<br />
20.15 CSI: NY. Der Kompass-Mörder<br />
21.15 CSI: NY. Das DNS-Phantom 22.15<br />
Burn Notice 23.05 Standoff (3/18) 0.00<br />
Nachrichten 0.20 CSI: NY 1.15 CSI: NY 1.55<br />
Burn Notice 2.40 The Closer 3.25 Close to<br />
Home 4.10 Schneller als die Polizei erlaubt<br />
NDR WDR Tele 5 ORF 2 Sky Cinema<br />
11.30 Highway durch die Rocky Mountains<br />
(1/2) 12.15 In aller Freundschaft 13.00 Einfach<br />
genial! 13.30 Eisenbahn-Romantik<br />
14.00 NDR aktuell 14.15 Bilderbuch 15.00<br />
NDR aktuell 15.15 Norwegen – Leben am<br />
Hardangerfjord 16.00 NDR aktuell 16.10<br />
Landschaften des Nordens 17.10 Panda,<br />
Gorilla & Co. 18.00 Regional 18.15 Die Nordreportage<br />
18.45 DAS! 19.30 Regional 20.00<br />
Tagesschau 20.15 Markt spezial 21.00<br />
Norddeutsche Dynastien 21.45 NDR aktuell<br />
22.00 Dalli Dalli 23.00 „Rudis Tagesshow”<br />
extra 23.30 Scoop – Der Knüller. Komödie,<br />
USA/GB <strong>2006</strong> 1.00 Gefragt – Gejagt<br />
SWR HR Kinderkanal N24 n-tv<br />
14.25 Was geschah auf Schloss Wildberg.<br />
Drama, A/D 1972 16.00 SWR Landesschau<br />
aktuell 16.05 Kaffee oder Tee 17.00 SWR<br />
Landesschau aktuell 17.05 Kaffee oder<br />
Tee 18.00 SWR Landesschau aktuell 18.15<br />
Stürmische Zeiten für die Windkraft 18.45<br />
SWR Landesschau Baden-Württemberg<br />
19.45 SWR Landesschau aktuell 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Die Heimkehr. TV-Drama,<br />
D 2012 21.45 Hermann Hesse – Superstar<br />
22.15 SWR Landesschau aktuell 22.30 Sag<br />
die Wahrheit 23.00 Meister des Alltags<br />
23.30 Ausgerechnet wir! 0.30 Kesslers Expedition<br />
(3/4) 1.15 betrifft ... Reportagereihe<br />
12.45 In aller Freundschaft 13.30 Den<br />
Schlangen auf der Spur 14.00 Eisenbahn-<br />
Romantik 14.30 Afrika mit Kind und Kamera<br />
(1/4) 15.15 Das Weserbergland 16.00<br />
hallo hessen 16.45 Hessenschau kompakt<br />
17.00 hallo hessen 17.50 Hessenschau<br />
kompakt 18.00 Maintower 18.20 Brisant<br />
18.50 service: zuhause 19.15 Alle Wetter!<br />
19.30 Hessenschau 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Kein schöner Land 21.00 Russisch<br />
Roulette (2/2). TV-Thriller, A/D 2012 22.25<br />
Hessenschau kompakt 22.45 Der Fahnder<br />
23.35 The Fog – Nebel des Grauens. Horrorfilm,<br />
USA 1980 1.00 Hessens schönste Seen<br />
9.40 Tanzalarm 9.50 Web vs. Promi 10.15<br />
Meine Monster und ich 10.40 Henry der<br />
Schreckliche 11.00 Marsupilami – Im<br />
Dschungel ist was los 11.50 Shaolin Wuzang<br />
12.35 Enyo (2/26) 13.00 Cosmic Quantum<br />
Ray 13.20 Mini Ah! 13.30 Die Sendung<br />
mit der Maus 13.55 Fluch des Falken 14.10<br />
Schloss Einstein – Seelitz 15.00 Die Hauptstadtpraktikanten<br />
15.25 Meine peinlichen<br />
Eltern 16.20 Hier ist Ian 17.05 Pat & Stan<br />
17.10 Jibber Jabber 17.35 Flipper und Lopaka<br />
17.55 Bernard 18.00 Gawayn 18.15<br />
Babar und die Abenteuer von Badou 18.40<br />
Zoés Zauberschrank 18.50 Sandmännchen<br />
5.15 Die wahre Geschichte: Jagd auf Roter<br />
Oktober 12.45 Börse am Mittag 13.05 Katastrophen<br />
und Konstrukte: Schiffe 14.05<br />
F-104 „Starfighter” – Sternenjäger oder<br />
Witwenmacher? 15.05 Wissen 16.05 Flug US<br />
1549 – Die Helden vom Hudson River 17.05<br />
Job am Limit: Countdown in den Tropen<br />
18.15 Börse am Abend 18.25 Wissen 19.05<br />
sonnenklar.tv 20.15 Das Space Shuttle – Ende<br />
einer Ära 21.15 Fünf Jahre auf dem Mars<br />
22.15 Geheimnisse des Weltalls: Zeitreisen<br />
23.15 Die Science Fiction Propheten. Jules<br />
Verne: Visionär der Moderne 0.10 Schatten<br />
der Zukunft: Bedrohung aus dem All<br />
MDR RBB Super RTL Eurosport Sport 1<br />
11.45 MDR um zwölf 12.30 Männer und andere<br />
Katastrophen. TV-Liebeskomödie, D<br />
1999 14.00 Dabei ab zwei 14.30 Der gestiefelte<br />
Kater. TV-Märchenfilm, D 2009 15.30<br />
Unterwegs in Thüringen 16.00 Hier ab vier<br />
16.30 Hier ab vier 17.00 Hier ab vier 17.30<br />
Hier ab vier 17.45 MDR aktuell 18.00 Wetter<br />
für 3 18.05 Brisant 18.54 Unser Sandmännchen<br />
19.00 Regional 19.30 MDR aktuell<br />
19.50 Liebe geht durch den Magen (5/8)<br />
20.15 Afrika im Herzen. TV-Familienfilm,<br />
D 2008 21.45 MDR aktuell 22.05 Fakt ist ...!<br />
22.50 Die Mandela-Verschwörung. Historienfilm,<br />
GB 2009 0.35 Hart aber fair<br />
5.30 Morgenmagazin 9.00 heute 9.05 Volle<br />
Kanne – Service täglich. Verbrauchermagazin<br />
10.30 Die Rosenheim-Cops. Schöner<br />
Hannes, toter Hannes 11.15 SOKO Wismar.<br />
Brenners Frau 12.00 heute 12.10 drehscheibe<br />
Deutschland 13.00 Mittagsmagazin<br />
14.00 heute – in Deutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 heute 15.05 Topfgeldjäger<br />
16.00 heute – in Europa 16.10 Die<br />
Rettungsflieger. Der Schock 17.00 heute<br />
17.10 hallo Deutschland 17.45 Leute heute<br />
18.05 SOKO 5113. Riekes Schwester 19.00<br />
heute 19.20 Wetter 19.25 WISO-Duell<br />
20.15 Ein Dorf sieht Mord TV-Kriminalfilm,<br />
D 2009. Mit August Zirner,<br />
Lavinia Wilson, Corinna Harfouch.<br />
Regie: Walter Weber. Die Fotografin<br />
Lotte kommt in ein Dorf<br />
im Wendland, um eine Reportage<br />
über das idyllische Fleckchen Erde<br />
zu machen. Die Arbeit wird spannender<br />
als gedacht, als sie in einen<br />
Mordfall verwickelt wird.<br />
21.45 heute-journal<br />
22.15 Max Payne Actionfilm, USA/CDN<br />
2008. Mit Mark Wahlberg, Mila<br />
Kunis. Regie: John Moore. Nachdem<br />
seine Frau und sein Kind<br />
von Einbrechern getötet wurden,<br />
schwört Cop Max Payne Rache.<br />
23.50 The Prisoner – Der Gefangene<br />
(1/6). Ankunft. Sci-Fi-Serie. Neu<br />
0.35 heute nacht<br />
0.50 Hotel Very Welcome Tragikomödie,<br />
D 2007. Mit Ricky Champ<br />
Regie: Sonja Heiss<br />
2.20 ZDF-History Blondinen bevorzugt<br />
– Die großen Sexsymbole<br />
des 20. Jahrhunderts<br />
3.05 SOKO 5113 Riekes Schwester<br />
3.50 Global Vision<br />
4.10 hallo Deutschland Magazin<br />
10.35 „Lokalzeit”-Geschichten 11.05 Giraffe,<br />
Erdmännchen & Co. 11.55 Eisbär, Affe<br />
& Co. 12.45 WDR aktuell 13.00 Servicezeit<br />
Reportage 13.30 In aller Freundschaft<br />
14.15 Mord ist ihr Hobby 15.00 Planet Wissen<br />
16.00 WDR aktuell 16.15 Daheim und<br />
unterwegs 18.00 Lokalzeit 18.05 Hier und<br />
heute 18.20 Servicezeit 18.50 Aktuelle<br />
Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 Tagesschau<br />
20.15 Der Große Haushaltscheck extra<br />
(4/5) 21.00 Markt 21.45 WDR aktuell 22.00<br />
Die Story 22.45 Tod einer Richterin 23.30<br />
Königin der Berge. Western, USA 1954 0.55<br />
Markt 1.40 Erlebnisreisen-Tipp<br />
13.30 In aller Freundschaft 14.15 Das blaue<br />
Licht. TV-Märchenfilm, D 2010 15.15 Tiere<br />
bis unters Dach 15.45 Unsere Zehn Gebote<br />
16.00 rbb aktuell 16.05 Buffet 16.50 kurz<br />
vor 5 17.00 rbb aktuell 17.05 Nashorn, Zebra<br />
& Co. 17.55 Unser Sandmännchen 18.00<br />
rbb um 6 18.25 rbb wetter 18.30 ZiBB 19.25<br />
rbb wetter 19.30 Abendschau / Brandenburg<br />
aktuell 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Tatort. Blinder Glaube. TV-Kriminalfilm, D<br />
2008 21.45 rbb aktuell 22.15 Polizeiruf 110.<br />
Wandas letzter Gang. TV-Kriminalfilm, D<br />
2002 23.45 Was die Briten lieben (3/5) 0.30<br />
Abendschau 1.00 Brandenburg aktuell<br />
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7.00 Viens jouer avec nous 7.15 Tele-Gym<br />
7.30 Wetterfernsehen 9.00 Tele-Gym 9.15<br />
Seehund, Puma & Co 10.05 Sturm der Liebe<br />
10.55 Rote Rosen 11.45 Verbotene Liebe<br />
12.30 Der Sonntags-Stammtisch 13.30<br />
Heimkehr mit Hindernissen. TV-Heimatfilm,<br />
D/A 2012 15.00 Im Reich der Fanes<br />
15.30 Wir in Bayern 16.45 Rundschau 17.00<br />
Bayerische Olympiageschichten 17.30<br />
Schwaben & Altbayern / Frankenschau aktuell<br />
18.00 Abendschau 18.45 Rundschau<br />
19.00 Querbeet. U.a.: Ein Tee aus Beerenblättern<br />
19.45 Dahoam is dahoam<br />
20.15 Bayerischer Sportpreis 2012 Mitwirkende:<br />
Horst Seehofer (Bayerischer<br />
Ministerpräsident), Wladimir<br />
Klitschko (Boxer), Howard<br />
Carpendale, Wolfgang Niersbach,<br />
Silbermond. Aufzeichnung<br />
21.30 Rundschau-Magazin<br />
21.45 Lebenslinien Porträtreihe<br />
„Lest keine Märchen, lebt sie!”<br />
22.30 Die Zukunft war auch schon mal<br />
besser Dokumentation. Die Visionen<br />
der 60er-Jahre. Obwohl das<br />
Kriegsende noch keine 20 Jahre<br />
zurückliegt und sich Ost und West<br />
hochgerüstet gegenüberstehen,<br />
glauben die Menschen an eine<br />
glückliche Zukunft.<br />
23.15 Rundschau-Nacht<br />
23.25 Lese-Zeichen U.a.: Neues vom<br />
Sex – Ann-Marlene Henning, Tina<br />
Bremer-Olszewski: „Make Love”<br />
23.55 Die allerbeste Sebastian Winkler<br />
Show Show. Mit dem allerlockigsten<br />
Top-Stylisten Boris Entrup<br />
0.25 Olympia – Spiele, Menschen,<br />
Emotionen (1) Der Megaevent<br />
1.10 Dahoam is dahoam Heimatserie<br />
1.40 Planet Erde Dokureihe<br />
1.45 Bayerischer Sportpreis 2012 Show<br />
Der Tod kennt keine Wiederkehr<br />
5.10 Explosiv – Weekend 6.00 Punkt 6. Infomagazin<br />
7.30 Alles, was zählt 8.00 Unter<br />
uns 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00<br />
Punkt 9. Infomagazin 9.30 Mitten im Leben!<br />
10.30 Mitten im Leben! 11.30 Unsere<br />
erste gemeinsame Wohnung. Paare suchen<br />
ihr Zuhause 12.00 Punkt 12. Mittagsjournal<br />
14.00 Mitten im Leben! 15.00 Verdachtsfälle<br />
16.00 Familien im Brennpunkt 17.00 Betrugsfälle<br />
17.30 Unter uns 18.00 Explosiv.<br />
Das Magazin 18.30 Exclusiv. Das Starmagazin<br />
18.45 RTL aktuell 19.05 Alles, was zählt<br />
19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten<br />
20.15 Einsatz in 4 Wänden – Spezial<br />
Doku-Soap. Die Rattenruine.<br />
Vor zwanzig Jahren erwerben die<br />
Tierärztin Lisa und ihr Partner Leo<br />
ein altes, denkmalgeschütztes<br />
Fachwerkhaus in Hessen. Doch<br />
aus dem ehemaligen Traumhaus<br />
ist mit der Zeit eine einsturzgefährdete<br />
Ruine geworden.<br />
22.15 Extra – Das RTL Magazin<br />
Gefahr am Strand: Nach dem Tod<br />
des kleinen Sebastian. Der Test:<br />
Wie schnell ein Sandloch für Kinder<br />
und Erwachsene zur Falle<br />
werden kann / Animal hoarding –<br />
wenn das Sammeln von Haustieren<br />
zur Sucht wird<br />
23.30 30 Minuten Deutschland Reportagereihe.<br />
Die Hölle von Frankfurt<br />
– Airport-Zöllner packen aus<br />
0.00 RTL-Nachtjournal<br />
0.30 10 vor 11 Kulturmagazin. Bausteine<br />
des Lebens – Prof. Dr. Dieter<br />
Braun über den Sprung von unbelebter<br />
zu belebter Materie<br />
0.55 Extra – Das RTL Magazin<br />
2.05 Einsatz in 4 Wänden – Spezial<br />
3.50 RTL-Nachtjournal<br />
4.20 Betrugsfälle<br />
Arte,20.15 Uhr.PrivatdetektivMarlowe(ElliottGould)wirdvon<br />
seinem Freund Lennox gebeten, ihn über die Grenze zu bringen.<br />
Kurz darauf ist Lennox’ Frau tot, Marlowe wird verhaftet. Ein<br />
Reverenz an den Film Noir von Robert Altman, nach der Vorlage<br />
Raymond Chandlers. Der Detektiv begibt sich in eine Welt aus<br />
Geld und Gier – geht darin aber nicht unter. FOTO: V. ZSIGMOND/ZDF<br />
Max Payne<br />
ZDF, 22.15 Uhr. In der filmischen Adaption des Computerspielklassikers<br />
von Frank Miller gibt der Polizist Max Payne (Mark<br />
Wahlberg) keine Ruhe, seit seine Familie getötet wurde. Unter<br />
falschem Namen begibt er sich in das Drogenmilieu von New<br />
York – und stößt auf ein bizarres Geschäft der Pharmafirma, für<br />
die seine Frau gearbeitet hat. FOTO: JONATHAN SELA/ZDF<br />
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6.05 Make It Happen – Lebe deinen Traum.<br />
Drama, USA 2008 7.40 Rebell in Turnschuhen.<br />
Komödie, USA <strong>2006</strong> 9.35 Malcolm<br />
mittendrin 10.05 Malcolm mittendrin 10.30<br />
Scrubs – Die Anfänger 10.55 Scrubs – Die<br />
Anfänger 11.25 Scrubs – Die Anfänger<br />
11.55 The Big Bang Theory 12.20 The Big<br />
Bang Theory 12.50 How I Met Your Mother<br />
13.15 How I Met Your Mother 13.45 How I<br />
Met Your Mother 14.10 The Karate Kid. Actionfilm,<br />
CHN/USA 2010 17.00 taff 18.00<br />
Newstime 18.10 Die Simpsons 18.40 Die<br />
Simpsons 19.05 Galileo<br />
20.15 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />
Der Feind meines Feindes. Mysteryserie.<br />
David Robert Jones hat in<br />
beiden Universen Gestaltwandler<br />
eingesetzt, um ein Mineral in<br />
seinen Besitz zu bringen dessen<br />
Energiquelle stark genug ist, um<br />
beide Universen zu vernichten.<br />
21.15 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />
Prophezeiung. Emily sieht in die<br />
Zukunft. Ihre Visionen hält sie in<br />
Zeichnungen fest und immer wieder<br />
erfüllen sich ihre schrecklichen<br />
Vorahnungen. Denn eines<br />
haben ihre Bilder gemeinsam, immer<br />
geht es um den Tod.<br />
22.20 Supernatural Träum von mir<br />
23.15 Supernatural<br />
Und täglich grüßt ... Mysteryserie<br />
0.10 Vampire Diaries<br />
Der Vampirjäger. Mysteryserie<br />
1.00 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />
Der Feind meines Feindes<br />
1.55 Fringe – Grenzfälle des FBI<br />
Prophezeiung. Mysteryserie<br />
2.40 Supernatural Träum von mir<br />
3.15 Spätnachrichten<br />
3.20 Supernatural<br />
4.00 Vampire Diaries Der Vampirjäger<br />
7.25 Joyce Meyer – Das Leben genießen<br />
7.55 Missionswerk Karlsruhe 8.00 Homeshopping<br />
12.30 Making of eines aktuellen<br />
Kinofilms 13.15 Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />
14.15 Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />
15.15 Star Trek – Deep Space Nine<br />
16.15 Stargate 17.10 Star Trek – Das nächste<br />
Jahrhundert 18.10 Star Trek – Das nächste<br />
Jahrhundert 19.10 Star Trek – Deep Space<br />
Nine 20.15 Time Out – Die Zeit läuft ab. TV-<br />
Thriller, LUX/USA/CDN 1998 22.05 2025 –<br />
Gejagt durch die Zeit. TV-Fantasyfilm, USA<br />
1996 23.40 Astrocop. Sci-Fi-Film, USA 1995<br />
1.25 Timelock. Sci-Fi-Film, USA 1996<br />
14.40 Cosmo und Wanda 15.10 Die Superhelden-Helfer<br />
15.40 Zig & Sharko – Meerjungfrauen<br />
frisst man nicht! (1/26) 16.15<br />
Die Superschurkenliga 16.40 Mr. Bean –<br />
Die Cartoon-Serie 17.10 Sally Bollywood<br />
17.40 Cosmo und Wanda 18.00 Cosmo und<br />
Wanda 18.20 Fillmore 18.50 Gummibärenbande<br />
19.20 Phineas und Ferb 19.45 Pair of<br />
Kings – Die Königsbrüder 20.15 Der Pagemaster<br />
– Richies fantastische Reise. Fantasyfilm,<br />
USA 1994 21.50 Kopfüber im Phantasialand<br />
22.20 Mein Leben und ich 22.50<br />
Mein Leben und ich 23.20 Mein Leben und<br />
ich 23.50 Golden Girls 0.30 Shop24Direct<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00<br />
Lenßen & Partner 10.30 Lenßen & Partner<br />
11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00<br />
Annica Hansen – Der Talk 13.00 Britt. Talkshow<br />
14.00 Zwei bei Kallwass. Beziehungskonflikte<br />
im Gespräch 15.00 Familien-Fälle<br />
16.00 Richter Alexander Hold 17.00 Niedrig<br />
und Kuhnt 17.30 Niedrig und Kuhnt 18.00<br />
Pures Leben – Mitten in Deutschland.<br />
Menschen und ihre außergewöhnlichen<br />
Geschichten 18.30 Ab durch die Mitte. Das<br />
schnellste Quiz der Welt 19.15 Push. Das<br />
SAT.1 Magazin. Moderation: Annika Kipp<br />
20.00 Nachrichten<br />
20.15 Mit Herz und Handschellen<br />
Fünf Freunde. Ein Jogger hat den<br />
Radfahrer Berthold Pachel von einer<br />
Brücke gestoßen. Die Ermittler<br />
finden heraus, dass das Opfer<br />
nach einem mysteriösen Unfall<br />
den Kontakt zu seinen Freunden<br />
abgebrochen hat.<br />
22.15 Planetopia U.a.: Krisenszenario<br />
für Deutschland – Wenn wir sparen<br />
müssten wie die Griechen /<br />
Wochenende im West End – Unterwegs<br />
mit Londons Ordnungshütern<br />
/ Streitfall Gutachten –<br />
Wenn Psychologen Straftäter als<br />
harmlos einstufen<br />
23.00 „Focus”-TV-Reportage Reportagereihe.<br />
Das Spiel mit dem Tod –<br />
Die Kletter-Kinder von Moskau<br />
23.30 Mit Herz und Handschellen<br />
Fünf Freunde. Krimiserie<br />
1.35 Edel & Starck<br />
Das Gericht tanzt. Anwaltsserie<br />
2.25 Edel & Starck<br />
Muffel und Männer. Anwaltsserie<br />
3.10 Zwei bei Kallwass<br />
3.55 Niedrig und Kuhnt<br />
4.40 Familien-Fälle<br />
12.50 Wetterschau 13.00 ZIB 13.15 Frisch<br />
gekocht mit Andi und Alex 13.40 Alisa<br />
14.20 Um Himmels Willen 15.10 Sturm<br />
der Liebe 16.00 Die Barbara-Karlich-Show<br />
17.00 ZIB 17.05 Heute in Österreich 17.40<br />
Sommerzeit 18.30 Konkret 18.51 Infos und<br />
Tipps 19.00 Bundesland heute 19.22 Money<br />
Maker 19.30 Zeit im Bild 19.49 Wetter 19.55<br />
Sport 20.05 Seitenblicke 20.15 Liebesgschichten<br />
und Heiratssachen. Neue Folgen<br />
21.05 Thema 22.00 ZIB 2 22.30 Kulturmontag<br />
aus London 23.35 Art City London 0.00<br />
Die Schwester der Königin. Drama, USA/GB<br />
2008 1.45 Kulturmontag aus London<br />
8.30 Motorsport Weekend Magazin 8.45<br />
Leichtathletik 9.45 Radsport 10.45 <strong>Fußball</strong><br />
11.45 <strong>Fußball</strong> 13.00 Radsport 14.00 Radsport.<br />
Tour de France. 15. Etappe: Samatan-<br />
Pau (158,5 km). Live 17.45 Radsport. Polen-<br />
Rundfahrt. 7. und letzte Etappe: Krakau-<br />
Krakau (131 km). Live 19.00 Snooker 20.45<br />
WATTS. Die Sportzapping-Wochenshow<br />
21.00 Kampfsport. Clash Time. Zusammenfassung<br />
des heutigen Fight-Entertainment-Abends<br />
21.05 Wrestling. Die Woche<br />
in der World Wrestling Entertainment Serie<br />
21.35 Kampfsport. Clash Time 21.45 Wrestling<br />
22.45 <strong>Fußball</strong> 0.15 Radsport<br />
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7.00 Simon Templar. Es ist nicht alles Gold,<br />
was glänzt 8.00 Was Du nicht siehst 8.25<br />
X:enius 8.55 Auf den Spuren des Britischen<br />
Weltreichs (1/3) 9.50 Simon Templar. Das<br />
Ungeheuer von Loch Ness 10.45 Das Haus<br />
nebenan (1/2) 12.50 Arte-Journal 13.00<br />
X:enius 13.25 Die Lena und der Ruf der Taiga<br />
14.10 Willi wills wissen 14.35 Die Marquise<br />
von O. Drama, D/F 1976 16.15 X:enius<br />
16.45 Von Menschen und Robotern 17.30<br />
Simon Templar 18.20 Unsere Ozeane (1/4)<br />
19.05 Alte Schachteln 19.10 Arte-Journal<br />
19.30 Die großen Seebäder (1/10)<br />
20.15 Der Tod kennt keine Wiederkehr<br />
Kriminalfilm, USA 1973. Mit Elliott<br />
Gould, Nina van Pallandt, Sterling<br />
Hayden, Mark Rydell, Henry<br />
Gibson, David Arkin. Regie: Robert<br />
Altman. Der Privatdetektiv Marlowe<br />
bringt seinen Freund Terry<br />
Lennox auf dessen Wunsch illegal<br />
über die Grenze nach Mexiko und<br />
wird prompt nach der Rückkehr<br />
verhaftet. Terry soll seine Frau<br />
umgebracht haben.<br />
22.05 Deliverance – Beim Sterben ist<br />
jeder der erste Actionfilm, USA<br />
1972. Mit Jon Voight, Burt Reynolds,<br />
Ned Beatty, Bill McKinney.<br />
Regie: John Boorman<br />
23.50 Der Auftragskiller – Zimmer 164<br />
Ein Verbrecher auf der Flucht<br />
Dokumentarfilm, I 2010<br />
1.10 Metropolis Kulturmagazin. U.a.:<br />
Metropolenreport: Edinburgh<br />
2.00 Was Du nicht siehst Türkei<br />
2.20 Rosa und Taxi Drama, D 2008. Mit<br />
Anna Brüggemann, Sarah Riedel<br />
Regie: Laura Popescu-Zeletin<br />
2.35 Deliverance – Beim Sterben ist<br />
jeder der erste Actionfilm, USA<br />
1972. Mit Jon Voight, Burt Reynolds<br />
10.00 Charmed – Zauberhafte Hexen 10.55<br />
Ghost Whisperer – Stimmen aus dem Jenseits<br />
11.50 Unsere kleine Farm 12.55 Ein Engel<br />
auf Erden 13.55 Charmed – Zauberhafte<br />
Hexen 14.50 Ghost Whisperer – Stimmen<br />
aus dem Jenseits 15.45 Cold Case – Kein<br />
Opfer ist je vergessen 16.45 News 16.55 Two<br />
and a Half Men 17.25 Two and a Half Men<br />
17.50 Abenteuer Leben – Täglich neu entdecken<br />
19.00 Achtung, Kontrolle! 20.15 Jackie<br />
Chan – Das Medaillon. Actionkomödie, USA/<br />
HK 2003 22.05 Der Mythos. Actionfilm, CHN/<br />
HK 2005 0.25 Crying Freeman – Der Sohn<br />
des Drachen. Actionfilm, CDN 1995<br />
7.05 Quest for Zhu. Animationsfilm, USA<br />
2011 8.15 Teen Spirit. TV-Komödie, USA<br />
2011 9.40 Four Lions. Komödie, GB 2010<br />
11.20 Barney's Version. Drama, CDN/I 2010<br />
13.30 ID:A. Thriller, DK 2011 15.15 Teen<br />
Spirit. TV-Komödie, USA 2011 16.35 Page<br />
Eight. TV-Thriller, GB 2011 18.15 Hangover<br />
II. Komödie, USA 2011 19.55 Sky Magazin<br />
20.10 Zapping 20.15 Alles koscher! Komödie,<br />
GB 2010 22.00 Die Superbullen – Sie<br />
kennen keine Gnade. Komödie, D 2011<br />
23.25 Sky Magazin 23.40 Die. Thriller, I/CDN<br />
2010 1.15 Your Highness – Schwerter, Joints<br />
und scharfe Bräute. Komödie, USA 2011<br />
5.15 Die Porsche 911 Story (2/2) 6.10 Ratgeber<br />
– Steuern & Recht 7.05 Telebörse<br />
7.20 Telebörse 7.35 Telebörse 12.10 Telebörse<br />
12.30 News Spezial 13.10 Telebörse<br />
13.30 News Spezial 14.10 Telebörse 14.30<br />
News Spezial 15.20 Ratgeber – Test 15.40<br />
Telebörse 16.10 Wir Deutschen (1/2) 17.05<br />
Wir Deutschen (2/2) 18.20 Telebörse 18.35<br />
Ratgeber – Hightech 19.10 „Spiegel”-TV<br />
Magazin 20.05 Die Nazi-Jäger 21.05 Wir<br />
Deutschen (1/2) 22.03 Wir Deutschen (2/2)<br />
22.45 Telebörse 23.05 Der verlorene Sohn<br />
0.05 Die Nazi-Jäger 0.55 Wir Deutschen<br />
(1/2) 1.35 Wir Deutschen (2/2)<br />
5.00 Sport-Clips 5.20 Sport-Clips 6.00 Poker<br />
8.00 Teleshopping 11.00 Normal 11.30<br />
Teleshopping 12.00 Teleshopping 12.15<br />
Teleshopping 13.30 Teleshopping 14.00<br />
Teleshopping 14.30 Tennis. ATP World Tour<br />
500. bet-at-home Open: 1. Tag. Live aus<br />
Hamburg 18.30 Sport1 Reportage 19.00<br />
Triathlon 19.30 FIFA-WM 20.00 <strong>Fußball</strong><br />
21.00 <strong>Fußball</strong> 22.00 <strong>Fußball</strong> 23.00 Sport1<br />
Reportage 0.00 Sport-Clips 0.30 Sport-<br />
Clips 0.45 Teleshopping 1.00 Sport-Clips<br />
1.05 Teleshopping 1.20 Sport-Clips 1.50<br />
Teleshopping 2.00 Sport-Clips 2.05 Teleshopping<br />
2.20 Sport-Clips 3.00 Sport-Clips<br />
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9.00 ZIB 9.05 Kulturzeit kompakt 9.15 Hitec<br />
9.45 nano spezial 10.15 NDR Talk Show<br />
12.15 Sonntags 12.45 Schätze der Welt<br />
13.00 ZIB 13.15 Tania Blixens afrikanischer<br />
Traum 14.00 Afrikas Wunderbaum 14.45<br />
Momella – Eine Farm in Afrika: Die Pioniere<br />
(1/2). TV-Dokudrama, D 2007 15.30 Momella<br />
– Eine Farm in Afrika: Das Schicksal<br />
(2/2). TV-Dokudrama, D 2007 16.15 Dunkle<br />
Schönheit Eritrea 17.00 Im Luxuszug durch<br />
Afrika (1-2/2) 18.30 Der Bauernhoftester<br />
(1/5) 19.00 heute 19.20 Kulturzeit kompakt<br />
19.30 Museums-Check mit Markus Brock<br />
20.00 Tagesschau<br />
20.15 Das RainaldGrebeKonzert (2/2)<br />
Konzert. Aufzeichnung. Raus aus<br />
den Kinderschuhen – rein in die<br />
Pubertät. Auch im zweiten Teil<br />
seines Soloprogramms erzählt<br />
und singt Grebe aus seiner<br />
Fam iliengeschichte.<br />
21.00 Hallervordens Spott-High-Lights<br />
U.a.: „Homehandy” / „Goethe”<br />
21.30 Die GlasBlasSing Quintett Show<br />
(1/4) Liedgut auf Leergut. Zu Gast:<br />
Michael Hatzius (Puppenspieler)<br />
22.00<br />
5.05 Informa tionen 6.35 An dacht. Eberhard<br />
Hadem 9.05 Kalenderblatt 9.10 Europa<br />
heute 9.35 Tag für Tag 10.10 Kont rovers.<br />
Der Streit um das Beschneidungsritual<br />
11.35 Umwelt und Verbraucher 12.10<br />
Informa tionen 14.10 Deutschland heute<br />
14.35 Campus & Karriere. Das Bildungsmagazin<br />
15.05 Corso. Kultur nach 3 16.10<br />
Büchermarkt 16.35 Forschung aktuell.<br />
U.a.: Eine trickreiche Optik erlaubt den<br />
Blick durch die Wand und um die Ecke 17.05<br />
Wirtschaft und Gesellschaft 17.35 Kultur<br />
heute 18.10 Informa tionen am Abend<br />
19.15 Andruck. Politische Literatur 20.10<br />
Mu sik journal 21.05 Jazz live. Adam Baldych<br />
& The Baltic Gang 22.05 Rock et cetera. Die<br />
amerikanische Musikerin Regina Spektor<br />
22.50 Sport aktuell 23.10 Das war der Tag<br />
0.05 Fazit 1.05 Nacht-Radio. Blues & News<br />
2.05 Nachtkonzert vom Deutschlandfunk<br />
Deutschlandradio Kultur<br />
5.05 Ortszeit 6.23 Wort zum Tage. Peter<br />
Kottlorz 9.07 Radiofeuilleton 12.07 Ortszeit<br />
12.50 Internationales Pressegespräch<br />
13.07 Länderreport. Profit durch Netzausbau?<br />
Fördert mehr Bürgerbeteiligung die<br />
Energiewende? 13.30 Kakadu. Infotag für<br />
Kinder 14.07 Radiofeuilleton 16.50 Elektronische<br />
Welten 17.07 Ortszeit 18.07<br />
Weltzeit 18.30 Da capo 19.07 Fazit am<br />
Abend 19.30 Zeitfragen. Aufbegehren gegen<br />
Ausverkauf. Die Zukunft der Städte in<br />
Deutschland 20.03 Konzert. Begegnungen<br />
mit dem Komponis ten George Dreyfus<br />
(1/4). Kindheit – Flucht aus Deutschland –<br />
Neuanfang in Australien 21.33 „Professor<br />
van Dusen“. „Der Kopfjäger von Singapur“.<br />
Hörspiel von Mi cha el Koser 22.30 Ortszeit<br />
23.05 Fazit 0.05 Neue Musik. Port rät einer<br />
Arbeit. Musikalische Selbstbeschreibung<br />
1.05 Nachtgespräche 2.05 Tonart. Jazz<br />
WDR 5<br />
ZIB 2<br />
22.25 Peter Voß fragt ... „Floppt die<br />
Energiewende?”. Zu Gast: Günther<br />
H. Oettinger (Politiker der CDU)<br />
23.10 Doris Day Superstar<br />
Dokumentarfilm, D 2009<br />
0.40 10vor10 Nachrichtenmagazin<br />
1.10 Pixelmacher Netzkultur<br />
1.40 Seitenblicke – Revue Kult und<br />
Kultur des Beisammenseins<br />
2.10 Slowenien-Magazin U.a.: Der<br />
Park Skocjanske Jame<br />
2.35 clip Videomusik – Musikvideos.<br />
Blond. Mitwirkende: Madonna,<br />
Modern Talking, Britney Spears,<br />
Paris Hilton, Hole, Blondie u.a.<br />
6.05 Morgen echo 6.55 Kirche. Wendelin<br />
Knoch 9.05 ZeitZeichen 9.20 Tagesgespräch<br />
10.05 Neugier genügt 12.05 Scala 13.05<br />
Mittags echo 14.05 Lilipuz – Radio für Kinder<br />
15.05 LebensArt. Live mit HörerInnen<br />
und Experten. Funktional, kuschelig oder<br />
knallig-schick? Welche Küche wünschen<br />
Sie sich? 16.05 Leo nardo – Wissenschaft<br />
und mehr 17.05 Westblick. Das Landesmagazin<br />
18.05 Profit. Wirtschaftsmagazin<br />
18.30 Echo des Tages 19.05 Politikum. Das<br />
Meinungsmagazin 19.30 Bärenbude. Wenn<br />
die Sonne schlafen geht 20.05 Das Fea ture.<br />
Chinesische Investitionen in Südamerika<br />
(Wh. vom Sonntag 11.05) 21.05 Scala – Aktuelles<br />
aus der Kultur (Wh. von heute 12.05)<br />
22.05 Leo nardo – Wissenschaft und mehr<br />
(Wh.) 23.05 Ausgewählt. Wh. aus „Neugier<br />
genügt“ 23.30 Berichte von heute 0.05<br />
Nachtaktiv – Wiederholungen vom Tage<br />
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MONDAY, JULY 16, 2012 Copyright © 2012 The New York Times<br />
Zoos Struggle to Breed<br />
Rare Species in Captivity<br />
By LESLIE KAUFMAN<br />
FRONT ROYAL, Virginia — With extinctions<br />
rising and habitats being destroyed,<br />
zoos are trying to breed about<br />
160 endangered species.<br />
But 83 percent of those species in North<br />
American zoos are not meeting the targets<br />
set for maintaining their genetic<br />
diversity, the Association of Zoos and<br />
Aquariums reports.<br />
After two decades, the captive population<br />
of 281 cheetahs in North America<br />
gives birth to only 15 cubs, on average, a<br />
year, half of what is needed to maintain a<br />
healthy replacement level. And they are<br />
not nearly as difficult to breed as pandas,<br />
which last produced a cub in captivity in<br />
America in 2010.<br />
Zoos must learn to mate animals as socalled<br />
insurance populations, before their<br />
situation in the wild becomes untenable,<br />
said Jack Grisham, who coordinates the<br />
association’s cheetah breeding plan. The<br />
disappointing success rate has led many<br />
to say they would prefer to see the money<br />
Captive cheetahs don’t<br />
reproduce quickly enough<br />
to ensure their future.<br />
go to preserving wild habitats and species.<br />
“I’d be happier about captive breeding<br />
if I thought it helped wild cheetahs,” said<br />
Luke Hunter, president of Panthera, a<br />
nonprofit group with offices in New York<br />
and London that works on global conservation<br />
efforts for big cats in the wild, including<br />
cheetahs. “Free of threats, they<br />
breed like rabbits in the wild. They don’t<br />
need supercostly assisted reproduction<br />
— they need a place to roam.”<br />
Each year the Smithsonian’s National<br />
Zoo in Washington spends about $350,000<br />
on breeding cheetahs at its 1,300-hectare<br />
campus here in Front Royal, which houses<br />
18 other species. Similar programs exist<br />
at four other centers run by zoos.<br />
At the turn of the 20th century, roughly<br />
100,000 cheetahs roamed from Africa to<br />
the Mediterranean to India, according<br />
to the Smithsonian. Today, experts estimate<br />
7,000 to 10,000 remain in the wild as<br />
a result of habitat loss, poaching, and conflicts<br />
with farmers and ranchers.<br />
Mr. Grisham said the pressures on<br />
animals in the wild are so great that zoo<br />
The summer vacation season in the<br />
United States is under way and many are<br />
planning to go … nowhere.<br />
LENS<br />
The Travel Channel<br />
tries to inspire<br />
people to get off their<br />
couches, featuring<br />
shows like “Extreme<br />
Water Parks,” which<br />
takes the audience to<br />
the world’s highest and<br />
steepest water slide in<br />
Fortaleza, Brazil, and<br />
“Trip Flip,” where those already on vacation<br />
are upgraded to the swankiest hotels<br />
For comments, write to<br />
nytweekly@nytimes.com.<br />
animals may someday have to serve as a<br />
genetic insurance bank.<br />
In a closed population, as in zoos, the<br />
priority is high levels of genetic diversity<br />
to maintain a species’ adaptability and<br />
prevent inbreeding. The result is a kind<br />
of reverse natural selection, with the animals<br />
with the lowest rate of success vaulting<br />
to the top of the priority list because of<br />
the rareness of their genes.<br />
Many zoos do not have enough genetic<br />
variation to ensure long-term survival<br />
in captivity. “Noah got it all wrong,” said<br />
Sarah Long, director of the Population<br />
Management Center in Chicago. “One or<br />
two or even a dozen of each species is not<br />
enough.”<br />
The association runs nearly 600 cooperative<br />
breeding programs, but so far<br />
has formal breeding plans for only 357<br />
species. About 55 percent of those species<br />
with plans are considered imperiled<br />
in the wild by the International Union for<br />
Conservation of Nature, among them the<br />
western lowland gorilla and the scimitarhorned<br />
oryx.<br />
Still, 40 percent of those 357 managed<br />
populations are dwindling. The number<br />
of Andean bears is shrinking because<br />
zoos scaled back breeding years ago and<br />
the population has become too old to reproduce.<br />
The Nile lechwe, an antelope,<br />
is believed to be suffering in captivity<br />
because zoos are allocating less space to<br />
rare hoofed species.<br />
Researchers lack adequate knowledge<br />
on artificially inseminating many exotic<br />
animals, so for now, most zoo animals<br />
mate the old-fashioned way, which presents<br />
its own logistical puzzles.<br />
An institution may be reluctant to give<br />
up a popular chimp or penguin. Animals<br />
available from overseas can be blocked<br />
by agricultural treaties, diplomatic problems<br />
or quarantines.<br />
And animals, like humans, have their<br />
own ideas about their mates.<br />
African penguins are generally monogamous.<br />
At the New England Aquarium in<br />
Boston, they are paired by keepers with<br />
an appropriate genetic match.<br />
But some 25 percent of the time the penguins<br />
refuse the designated suitor.<br />
Researchers are still trying to master<br />
the dynamics of cheetah mating, said<br />
Adrienne Crosier, director of the National<br />
Zoo’s cheetah breeding program.<br />
For decades, zoos housed and treated<br />
all big cats similarly. But their mating<br />
patterns can be radically different. For<br />
example, clouded leopards, a critically<br />
Con tin ued on Page 4<br />
LUKE SHARRETT FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Zoos are trying to mate animals before their situation in the wild becomes<br />
and dine at the best restaurants. But Neil<br />
Genzlinger writes in The Times that producers<br />
of these shows fail to understand<br />
the American sensibility.<br />
“There’s nothing mainstream Americans<br />
like better than listening to, and<br />
hanging out with, people exactly like<br />
themselves,” Mr. Genzlinger wrote. “That<br />
means we don’t want shows about exotic<br />
adventures; what we want is a Staycation<br />
Channel.”<br />
These days many Americans are just<br />
happy to have a job and fear time away<br />
from the office may become permanent if<br />
the boss notices they aren’t really missed.<br />
Even President Obama, whose job security<br />
is an open question, is forgoing his annual<br />
beach getaway to the upscale island<br />
Articles selected for<br />
7471 ADULT – COLLEGE GRADUATE<br />
7476 MARITAL – DIVORCED<br />
7729 STRANGE AND UNUSUAL<br />
2200 ALLERGY RELATED<br />
8740 ETHNIC CODE – SURNAME<br />
8666 PC OPERATING SYSTEM<br />
9515 GENDER – 1ST INDIVIDUAL<br />
4000 CONSUMER PROMINENCE INDICATOR<br />
8531 VOTER/PARTY – INPUT INDIVIDUAL<br />
2775 TEXT MESSAGING<br />
9358X HEAVY TRANSACTORS<br />
7773PETS–CATOWNER<br />
2776 LIVING GREEN<br />
8591HOMEPOOLPRESENT<br />
9520 HEIGHT – 1ST INDIVIDUAL<br />
9351X UNDERBANKED INDICATOR<br />
7750 EXERCISE – RUNNING/JOGGING<br />
7820GAMING–CASINO<br />
8618 MAIL ORDER BUYER<br />
2203 DIABETIC FOCUS<br />
8597 HOME BEDROOM COUNT<br />
7057 SMOKER IN THE HOUSEHOLD<br />
8688 GENDER – INPUT INDIVIDUAL<br />
3436DISCRETIONARYINCOMEINDEX<br />
8602CHILDREN–NUMBERINHOUSEHOLD<br />
7764 MOVIE COLLECTOR<br />
8556 TRUST OWNED<br />
2061CREDITCARDUSE–ISSUER–MASTERCARD<br />
2301 INTERNET PROVIDER (IP)/DOMAIN EMAIL<br />
2534 PURCHASE – MONTHS SINCE LAST PURCHASE<br />
7789 COLLECTIBLE – STAMPS<br />
2800XINVESTORS–STOCKS/BONDS–PLUS<br />
2104 INFOBASE ETHNICITY – HISPANIC<br />
7771DIETING/WEIGHTLOSS<br />
7842 CHRISTIAN FAMILIES<br />
7472 ADULT – EMPTY NESTER<br />
IntellIgence: Britain’s weepy Wimbledon moment, Page 2.<br />
Putting Away Work and Learning How to Vacation<br />
of Martha’s Vineyard.<br />
Marketers have noticed, Tanzina Vega<br />
reported in The Times. They are rolling<br />
out commercials that urge “workers to<br />
commit small acts of so-called rebellion —<br />
like taking a vacation, or going on a lunch<br />
break.”<br />
In a television ad for Las Vegas, one<br />
worker climbs on her desk in a busy office<br />
and yells: “I have 47 vacation days. That’s<br />
insane. Let’s take back our summer!” She<br />
holds up a sign that says “Vacation Now.”<br />
“Who’s with me?’ ” she asks. Some applaud.<br />
The rest look away.<br />
Part of the problem may be that many<br />
of us just don’t know how to “take back the<br />
summer.” Times reporter Matt Richtel had<br />
that problem in Hawaii. A seven-day break<br />
in March to enjoy the islands was spent<br />
checking his phone, lamenting the rain<br />
and dealing with his jet-lagged toddlers.<br />
He wrote: “I had hoped to return home at<br />
peace. Instead I was exhausted, defeated<br />
and irritable.”<br />
So for his next trip, Mr. Richtel consulted<br />
with experts, who were kind enough not to<br />
point out that if he needed advice on how to<br />
relax, that might be part of the problem.<br />
¶ Learn to turn off the racing mind on a<br />
daily basis; that way when you do finally<br />
go away, you’ve had some practice at relaxing.<br />
Deep breathing works.<br />
¶ Get away from your daily routine.<br />
Leaving home is not enough; leave your<br />
phone in your pocket as well.<br />
¶ Accept the boredom. It’s O.K. to do<br />
2708 SOCIAL NETWORK – FACEBOOK<br />
2403 CONGRESSIONAL DISTRICT<br />
21O4 INFOBASE ETHNICITY – HISPANIC<br />
9545 WEIGHT – INPUT INDIVIDUAL<br />
7774PETS–DOGOWNER<br />
2058CREDITCARDUSE–ISSUER–AMERICANEXPRESS<br />
38659APARTMENTNUMBER<br />
9356X NET WORTH GOLD<br />
9032XNEWVEHICLEBRAND<br />
AFFINITY RANK – HONDA<br />
7722 SMOKING/TOBACCO<br />
7776 HOUSE PLANTS<br />
1805 FAMILY TIES: ADULT W/WEALTHY<br />
PARENT – INPUT INDIVIDUAL<br />
3410 CHARITABLE GIVING SCORE<br />
8560HOMEHEATSOURCE<br />
2802ITASCORE–REQUIRESAPPROVAL<br />
8611 DATE OF BIRTH – 1ST INDIVIDUAL<br />
8654 PC DSL/HIGH SPEED USER<br />
7820GAMING–CASINO<br />
9350 ECONOMIC STABILITY INDICATOR<br />
9650XEDUCATION–1STINDIVIDUAL–PLUS<br />
8337XINVESTORS–HIGHLYLIKELY<br />
3448 ADVERTISED PRESCRIPTION REQUESTERS<br />
9500CORRECTIVELENSES–1STINDIVIDUAL<br />
8258 HOME VIDEO RECORDING<br />
2522VACATION–TYPE–CANADA<br />
7478 NEW MOVER<br />
7742FOOD–VEGETARIAN<br />
9780 EMAIL APPEND AVAILABLE INDICATOR<br />
8713 HOME ASSESSED VALUE – ACTUAL<br />
7752 EXERCISE – AEROBIC/CARDIOVASCULAR<br />
7821 SWEEPSTAKES/CONTESTS<br />
8339 INVESTORS – LIKELY<br />
2510 READ BOOKS OR MAGAZINES ON TRAVEL<br />
3588MEDIACHANNELUSAGE–CELLPHONE<br />
8618 DATE OF BIRTH – 2ND INDIVIDUAL<br />
7783SPECTATOR–BASEBALL<br />
7602XCHILDREN–NUMBER<br />
INHOUSEHOLD–100%<br />
2066 GAMBLING<br />
Mapping the Consumer Genome<br />
nothing. Don’t replace your work obsession<br />
for a vacation schedule full of pilates<br />
classes and kite-sailing lessons.<br />
¶ Don’t try to work when you are off.<br />
Jonathan Schooler, a psychology profes-<br />
They Know<br />
And Sell All<br />
About You<br />
By NATASHA SINGER<br />
IT KNOWS WHO you are. It knows<br />
where you live. It knows what you<br />
do. The odds are that it knows things<br />
like your age, race, sex, weight, height,<br />
marital status, education level, politics,<br />
buying habits, household health worries,<br />
vacation dreams — and on and on.<br />
Few consumers have ever heard of<br />
Acxiom Corporation, which is based in<br />
Little Rock, Arkansas, but has offices<br />
in Australia, New Zealand, France,<br />
Germany, Britain, Poland, Brazil and<br />
China. Analysts say it has amassed the<br />
world’s largest commercial database<br />
on consumers — and that it wants to<br />
know much, much more. It has more<br />
than 23,000 servers processing more<br />
than 50 trillion data “transactions” a<br />
year. Company executives have said its<br />
database contains information about<br />
500 million active consumers worldwide,<br />
with about 1,500 data points per<br />
person.<br />
Such large-scale data mining and analytics<br />
— based on information available<br />
in public records, consumer surveys<br />
and the like — are perfectly legal in the<br />
United States. Acxiom’s customers have<br />
included big banks like Wells Fargo<br />
and HSBC, investment services like<br />
E*Trade, automakers like Toyota and<br />
Ford, department stores like Macy’s —<br />
just about any major company looking<br />
for insight into its customers.<br />
For Acxiom, the setup is lucrative. It<br />
posted a profit of $77.26 million in its<br />
latest fiscal year, on sales of $1.13 billion.<br />
But such profits carry a cost for consumers.<br />
Authorities in the United States<br />
say present laws may not be equipped to<br />
handle the rapid expansion of an industry<br />
that often collects and sells sensitive<br />
financial and health information yet is<br />
untenable. A baby cheetah at the National Zoo in Washington. MINH UONG/THE NEW YORK TIMES<br />
Con tin ued on Page 4<br />
World trends<br />
3<br />
money & BusIness<br />
5<br />
arts & styles<br />
6<br />
Defiant climbers<br />
Harvesting hair in<br />
The expert who<br />
scale Cuban cliffs. Cambodia to sell.<br />
shapes stars’ voices.<br />
MARCO GARCIA FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Staying connected while on holiday is<br />
a good way to ruin a nice beach.<br />
sor at the University of California at Santa<br />
Barbara, learned the last lesson the hard<br />
way. During a recent family trip to Norway<br />
he thought he could fit in a little work, he<br />
told Mr. Richtel. He’d take out his laptop,<br />
fiddle, not get much done. But he never<br />
fully relaxed either.<br />
Professor Schooler should know better.<br />
Really. His research has shown that<br />
people are more creative when they let<br />
themselves daydream or do only mildly<br />
engaging mental tasks.<br />
“Part of the problem is that we don’t<br />
really believe in the value of incubation<br />
and the value of mind wandering,” he told<br />
Mr. Richtel, adding with a laugh, “I’m still<br />
ruining vacations by taking work with me,<br />
trying to get stuff done.” TOM BRADY
2 SÜddEUtSchE zEItUng MONDAY, JULY 16, 2012<br />
A New Chance<br />
To Govern in Mexico<br />
In 2000, Mexicans threw the Institutional<br />
Revolutionary Party, or PRI, out of office.<br />
The party had ruled for 71 years and built<br />
what some called a “perfect dictatorship”<br />
through corruption, repression and vote<br />
manipulation.<br />
On July 1, unofficial election results<br />
showed the party was ascendant again<br />
with its presidential candidate, Enrique<br />
Peña Nieto, winning by a smaller margin<br />
than expected.<br />
Many voters clearly felt the need for<br />
change. Confidence in the conservative<br />
National Action Party, or PAN, of President<br />
Felipe Calderón has plummeted in the<br />
face of an army-led drug war that has killed<br />
about 60,000 people in the last five years,<br />
lackluster economic growth, poverty and<br />
continued pervasive corruption.<br />
But there are serious questions about<br />
whether Mr. Peña Nieto can make the<br />
changes he has promised, and also about<br />
some of his prescriptions. Many Mexicans<br />
doubt that he can separate himself from<br />
the PRI’s corrupt old guard and take on<br />
the near-monopolies in energy, telecommunications,<br />
finance, cement, food and<br />
television that backed the party’s return<br />
to power. He has proposed opening Pemex,<br />
the government-owned oil monopoly, to<br />
some private investment. Other tax, labor,<br />
fiscal and education reforms are also badly<br />
needed.<br />
Mr. Peña Nieto has sent mixed messages<br />
about the drug-related violence<br />
that threatens Mexico and border areas<br />
in the United States. He has promised to<br />
Rate-Rigging Scandal<br />
At Barclays Deepens<br />
The settlement between United States<br />
government authorities and Barclays over<br />
the bank’s attempts to rig benchmark interest<br />
rates drew a picture of a bank that was<br />
negligent and corrupt at various times and<br />
to varying degrees. Unfortunately, as big<br />
banks go, that comes as no shock.<br />
It would be a shock if regulators and prosecutors<br />
found the resources and willingness<br />
to go wherever the rate-rigging scandal<br />
leads, even to the upper echelons of the<br />
world’s biggest banks and powerful central<br />
banks, including the Bank of England and<br />
the Federal Reserve.<br />
On July 4, the deposed chief executive of<br />
Barclays, Robert E. Diamond Jr., presented<br />
documents and testimony to a British parliamentary<br />
committee, saying that it had<br />
advised both the Bank of England and the<br />
Federal Reserve Bank of New York about<br />
lowballed interest rates by banks across<br />
Wall Street. The disclosures speak to the<br />
overly cozy relationships between authorities<br />
and bankers, before, during and since<br />
the crisis. To be thorough, further investigations<br />
into rate-manipulation will need to<br />
IMPRESSUM<br />
Die Beilage erscheint in<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
der New York Times und<br />
der Süddeutschen Zeitung.<br />
Verlag: Süddeutsche Zeitung<br />
GmbH, Hultschiner Straße 8,<br />
81677 München<br />
Druck: Süddeutscher Verlag<br />
Zeitungsdruck GmbH,<br />
Zamdorfer Straße 40,<br />
81677 München<br />
Redaktion: Kurt Kister<br />
(verantwortlich)<br />
Anzeigen: Jürgen Maukner<br />
beide: Adresse, wie Verlag<br />
fight against drug trafficking and named<br />
a retired Colombian police chief as an adviser.<br />
At the same time, he has argued that<br />
the drug war is harming Mexican civilians<br />
more than the cartels. American officials<br />
worry that he may cut deals with the<br />
cartels despite his insistence that “there<br />
will be no deals or truce with organized<br />
crime.”<br />
The two countries need more effective<br />
strategies in the drug war. Mexico needs to<br />
professionalize the police force and make<br />
judicial reforms.<br />
Washington has to go beyond aiding the<br />
army. It is a scandal that at least 70 percent<br />
of the weapons recovered in Mexico’s<br />
bloody drug war originate from the United<br />
States. Changing that will require the<br />
Obama administration and Congress to<br />
pursue stronger gun controls and to work<br />
to reduce demand.<br />
With Mr. Peña Nieto’s election, the PRI<br />
has a new chance to govern, but not with<br />
its past tactics. According to the vote count<br />
on July 2, the PRI-led coalition in Congress<br />
seemed to have lost seats, and it will not<br />
have majority control. This time around,<br />
stronger institutions — a more active Congress,<br />
a more independent Supreme Court,<br />
a more questioning media, a more vocal<br />
civil society — could balance out the presidency<br />
and the PRI.<br />
Mr. Peña Nieto has a chance to restore<br />
his party’s reputation and do a lot of good<br />
for Mexico if he can deliver on his promises<br />
to make belated reforms, increase accountability<br />
and end the bloodshed.<br />
Détente on Supply Routes<br />
To Afghanistan<br />
NATO supply trucks began crossing<br />
into Afghanistan on July 6 after the United<br />
States and Pakistan ended their latest selfdefeating<br />
crisis. It took way too long, but the<br />
compromise agreement is the best news in<br />
months. It gives both sides a chance to halt<br />
a further slide in their troubled, mutually<br />
dependent relationship.<br />
Both countries needed a deal and got<br />
something for it. Pakistan closed the road<br />
from the port of Karachi to the Afghan border<br />
— NATO’s vital supply route — seven<br />
months ago after a NATO airstrike in the<br />
border region killed 24 Pakistani soldiers.<br />
Not satisfied with American statements<br />
of regret, Islamabad demanded a formal<br />
apology. The White House and the Pentagon<br />
balked, in part, because American officials<br />
believed an apology would absolve<br />
Pakistan of blame for its mistakes in the<br />
incident.<br />
In response to the closure, the United<br />
States adapted, relying more on air flights<br />
and a longer northern ground route through<br />
editorials of the times<br />
answer questions about what the authorities<br />
knew about rate-rigging and when they<br />
knew it.<br />
We are not minimizing misconduct by<br />
Barclays or perhaps other banks. More<br />
than 10 big banks are being investigated<br />
for their role in setting benchmark rates,<br />
including JPMorgan Chase, Citigroup and<br />
UBS. Authorities suspect big banks reported<br />
false rates during the crisis to squeeze<br />
out profits and mask their true financial<br />
health.<br />
That would be a huge fraud, so it is encouraging<br />
that the Commodity Futures Trading<br />
Commission, which started investigating<br />
Barclays in 2008, is reportedly building its<br />
cases against other banks on a bank-bybank<br />
basis, rather than seeking one global<br />
settlement. That approach can avoid the<br />
drawback of previous group settlements,<br />
which have obscured as much as they have<br />
revealed. It is the right approach if other<br />
regulators and the Justice Department are<br />
serious about the rate-rigging case, including<br />
the question of whether central bankers<br />
looked the other way.<br />
Russia and Central Asia. That moved needed<br />
supplies into Afghanistan, but at a cost of<br />
nearly $100 million more a month. The shutdown<br />
also made it harder to withdraw millions<br />
of tons of equipment as NATO combat<br />
troops prepare to leave by the end of 2014.<br />
Thousands of container trucks have been<br />
stuck in Karachi.<br />
Pakistan has paid a price for the closure.<br />
The United States held up $1.2 billion in reimbursement<br />
for counterterrorism operations<br />
and Congress has taken steps to cut<br />
other assistance. Pakistani leaders apparently<br />
realized the dispute put it at odds with<br />
America and more than 40 other countries<br />
with troops in Afghanistan.<br />
Secretary of State Hillary Rodham<br />
Clinton deserves much of the credit for<br />
the resolution, crafting a mutually acceptable<br />
compromise. She didn’t use the word<br />
“apology” but did say she was “sorry” for<br />
the losses suffered by the Pakistani military.<br />
Both sides agreed that they had made<br />
mistakes that led to the fatal airstrikes,<br />
she said.<br />
In the deal, Pakistan will keep the pertruck<br />
transit fee at $250, dropping a demand<br />
for $5,000 per truck. The administration<br />
also said it would ask Congress for $1.2 billion<br />
to pay Islamabad for counterterrorism<br />
operations.<br />
Critics in both countries predictably are<br />
using the deal to bash the two governments.<br />
But the United States needs Pakistan’s help<br />
to stabilize Afghanistan, including encouraging<br />
the Afghan Taliban to enter serious<br />
peace talks. Unfortunately, there is no<br />
evidence that Pakistan’s Army is ready to<br />
stop enabling the militants from attacking<br />
NATO and Afghan troops. The new agreement<br />
ends one needless dispute. But it alone<br />
won’t ensure a fast turnaround in relations<br />
filled with mistrust.<br />
OPInIOn & cOMMEntARY<br />
STEFAN WERMUTH/REUTERS<br />
Spectators at Wimbledon reacted to the men’s singles final tennis match between Roger Federer and Andy Murray.<br />
London<br />
Andy Murray cried. His girlfriend,<br />
Kim Sears, cried. In the Royal Box, the<br />
Duchess of Cambridge shed a tear. The<br />
Daily Mail noted that 17 million Britons<br />
had watched “Andy’s heroic defeat” to<br />
Roger Federer in the Wimbledon final on<br />
July 8 and went for this front-page banner<br />
headline: “Don’t cry girls, he did us<br />
proud.”<br />
It wasn’t just the girls who were crying,<br />
it was the boys, led by Murray. I confess<br />
my stomach turned. Man up, dude, it’s<br />
just a tennis match.<br />
And why anyway did poor Murray<br />
have to go through that awful post-match<br />
interview — with cuts to Kim weeping —<br />
in which all the X-factor prurience of our<br />
age could be indulged?<br />
Murray should have picked up his<br />
gear, given a wave to his mom of pursed<br />
lips, and strode off center court with his<br />
dignity intact. He should have recalled<br />
the braggadocio of Vitas Gerulaitis, after<br />
breaking a 16-game losing streak to<br />
Jimmy Connors: “And let that be a lesson<br />
to you all. Nobody beats Vitas Gerulaitis<br />
17 times in a row!”<br />
Instead Murray writhed on a pin with<br />
tears in his eyes.<br />
The more the word “heroic” gets<br />
thrown around these days, and it gets<br />
thrown around a lot, the more flatulent<br />
Western societies seem hungry to indulge<br />
in weep-fests and fury-fests where<br />
defeated tennis stars reveal all and the<br />
man who cheated on his wife with her sister<br />
(or some such) gets to encounter the<br />
baying righteous mob assembled in the<br />
television studio.<br />
Heroes stand apart. They move against<br />
Send comments to<br />
intelligence@nytimes.com.<br />
Is the election of Mohamed Morsi, the<br />
Muslim Brotherhood candidate, as president<br />
of Egypt the beginning of the end of<br />
the Camp David peace treaty between<br />
Israel and Egypt? It doesn’t have to be.<br />
In fact, it could be the beginning of a real<br />
peace between the Israelis and the Egyptians,<br />
instead of what we’ve had: a cold,<br />
formal peace between Israel and a single<br />
Egyptian pharaoh. But, for that to be the<br />
case, both sides will have to change some<br />
deeply ingrained behaviors, and fast.<br />
First, let’s dispense with some nonsense.<br />
There is a mantra you hear from<br />
Benjamin Netanyahu’s government in<br />
Israel and various right-wing analysts:<br />
“We told you so.” It’s the idea that somehow<br />
President Obama could have intervened<br />
to “save” President Hosni Mubarak<br />
of Egypt and he was just too naïve to<br />
do so, and the inevitable result is that the<br />
Muslim Brotherhood has taken power.<br />
Sorry, naïveté is thinking that because<br />
it was so convenient for Israel to have<br />
peace with one dictator, Mubarak, rather<br />
than 80 million Egyptians, that this dictator<br />
— or some other general — would<br />
and could stay at the helm in Egypt forever.<br />
Talk about naïve.<br />
I appreciate the anxiety Israelis feel.<br />
But it is also striking that a people for<br />
whom the Exodus story of liberation is so<br />
central — and who for so long argued that<br />
peace will happen only when the Arabs<br />
become democratic — failed to believe<br />
that the liberation narrative might one<br />
day resonate with the people of Egypt<br />
and now proclaim that the problem with<br />
the Arabs is that they are becoming democratic.<br />
This has roots.<br />
“In their relations with power, Jews in<br />
exile have always preferred vertical alliances<br />
to horizontal ones,” notes Leon<br />
Wieseltier, the Jewish scholar and literary<br />
editor of The New Republic. “They always<br />
preferred to have a relationship with<br />
IntEllIgEncE/ROGER COHEN<br />
An Emotional Binge<br />
the tide. They possess an inner compass.<br />
In an anti-heroic age people get their<br />
kicks by feeling others’ pain and joining<br />
others’ rage: the shared emotional binge<br />
as outlet for empty lives.<br />
I know, it’s been 76 years since a British<br />
male won at Wimbledon and it’s been 76<br />
days since the sun shone in this English<br />
“summer,” and the country has just gone<br />
through another sporting roller coaster<br />
with the brief raising and inevitable<br />
crushing of hopes for footballing glory in<br />
Euro 2012, so perhaps there’s an excuse<br />
for the great pre-Olympic Murray wallow.<br />
Still, it’s been a sorry spectacle.<br />
We’ve had to endure a torrent of comforting<br />
predictions that Murray’s time<br />
In an anti-heroic age,<br />
much weeping and woe<br />
at Wimbledon.<br />
will come, he will at last win a major. I’d<br />
bet serious money against that. A winning<br />
temperament is something you either<br />
have or don’t. Murray’s shoulders<br />
still drop when he loses a point, he still<br />
grimaces every few minutes over some<br />
muscle twinge; and his entire body language<br />
seems designed to tell a Federer or<br />
a Nadal or a Djokovic that they have this<br />
guy right where they want him.<br />
Federer, having donned his gold Rolex<br />
for the awards ceremony (I guess that’s<br />
part of his sponsorship deal), and having<br />
watched with a smug smile as Murray<br />
agonized, managed to make his own<br />
prediction of a Murray victory in a major<br />
thOMAS l. fRIEdMAn<br />
What Does Morsi Mean for Israel?<br />
the king or the bishop so as not to have to<br />
engage with the general population, of<br />
which they were deeply distrustful — and<br />
they often had reason to be distrustful.<br />
Israel, as a sovereign state, reproduced<br />
the old Jewish tradition of the vertical alliance,<br />
only this time with the Arab states.<br />
They thought that if they had a relationship<br />
with Mubarak or the king of Jordan,<br />
they had all they needed. But the model<br />
of the vertical alliance only makes sense<br />
with authoritarian political systems. As<br />
soon as authoritarianism breaks down,<br />
and a process of democratization begins,<br />
the vertical model is over and you enter a<br />
period of horizontality in which the opinions<br />
of the people — in this instance, ordinary<br />
Arabs — will matter.” Israel will<br />
Egypt’s new president<br />
and the Camp David<br />
peace treaty.<br />
have to make the man on the street “not<br />
only fear it, but also understand it. This<br />
will not be easy, but it may not be impossible.<br />
Anyway, nostalgia for dictators is<br />
not a thoughtful policy.”<br />
I don’t know whether the Palestinian<br />
leadership can be a partner for a secure,<br />
two-state peace with Israel, but I do<br />
know this: Israel needs to be more creative<br />
in testing whether that is possible.<br />
Because the alternative is a one-state solution<br />
that will be the death of Israel as a<br />
Jewish democracy and deadly for peace<br />
with a democratic Egypt.<br />
And what are Morsi’s obligations? Have<br />
no illusions: the Muslim Brotherhood at<br />
its core holds deeply illiberal, anti-plu-<br />
OnlInE: jOIn thE dIScUSSIOn<br />
To join a debate on issues related to this<br />
column and other topics, visit:<br />
nytimes.com/roomfordebate<br />
patronizing: “He cares so dearly about<br />
tennis and about this tournament. He’ll<br />
win at least one Grand Slam.” (This, remember,<br />
from a man with 17 Grand Slam<br />
victories in his pocket.)<br />
The Guardian twisted that quote into<br />
this headline: “He’ll win grand slams<br />
and not just one,” says Federer. Nope,<br />
Federer did not say that. When even the<br />
sharp-edged Guardian is doing a Daily<br />
Mail and getting weepy from excess of<br />
patriotism, it is clear there’s a real problem.<br />
Federer was cool, a little cruel. At 30,<br />
he’d just played another perfect tennis<br />
match of ferocious forehands, dinking<br />
deftness, uncanny timing and impossible<br />
angles without breaking a sweat<br />
and with a buttoned-up shirt throughout.<br />
He’s the only guy in the world who can<br />
play at Roland Garros and not get a speck<br />
of red clay on his socks.<br />
The late novelist David Foster Wallace<br />
once suggested there was something out<br />
of “The Matrix” in him, something not<br />
quite of flesh and blood. Federer says his<br />
hero is Pete Sampras — enough said.<br />
I thought Federer was great. His brilliance<br />
is riveting. He didn’t thank the<br />
crowd — in fact he didn’t thank anyone.<br />
He let his deeds speak for themselves.<br />
And he delivered one last backhanded<br />
effort to Murray — the compliment that<br />
wasn’t.<br />
As Britain weeps it might do well to recall<br />
a phrase heard every day at Wimbledon:<br />
“New balls, please.”<br />
ralistic, anti-feminist views. It aspires to<br />
lock itself into power and exploit a revolution<br />
it did not initiate. I just don’t think it is<br />
going to be so easy. Iran is political Islam<br />
in power with oil — to buy off all the pressures<br />
and contradictions. Saudi Arabia<br />
is political Islam in power with oil. Egypt<br />
will be political Islam in power without<br />
oil. Egypt can’t survive without tourism,<br />
foreign investment and aid to create the<br />
jobs, schools and opportunities to satisfy<br />
the Egyptian youths who launched this<br />
revolution. Also, the United States should<br />
not give the Muslim Brotherhood the<br />
same deal it gave Mubarak — just arrest<br />
and torture the jihadists we want and you<br />
can have a cold peace with Israel and no<br />
constitutionalism at home.<br />
As the analyst Hussein Ibish wrote in<br />
Now Lebanon, with the Muslim Brotherhood<br />
in power, it is now vital for liberals<br />
in Egypt and abroad to focus on ensuring<br />
that Egypt’s new constitution is built on<br />
laws that constrain “the powers of government<br />
and ensure ironclad, inviolable<br />
protection for the rights of individuals,<br />
minorities and women.”<br />
So Morsi is going to be under enormous<br />
pressure to follow the path of Turkey, not<br />
the Taliban. Will he? I have no idea. He<br />
should understand, though, that he holds<br />
a powerful card — one Israelis would<br />
greatly value: real peace with a Muslim<br />
Brotherhood-led Egypt, which could<br />
mean peace with the Muslim world and a<br />
true end to the conflict. Of course, that’s<br />
the longest of long shots. Would Morsi<br />
ever dangle that under certain terms?<br />
Again, I don’t know. I just know this:<br />
With the conservative Muslim Brotherhood<br />
dominating Egypt and with conservative<br />
religious-nationalists dominating<br />
Israeli politics, both will change their behaviors<br />
to make Camp David legitimate<br />
for both peoples or it will gradually become<br />
unsustainable.<br />
nIchOlAS d. kRIStOf<br />
Doughnuts<br />
Defeating<br />
Poverty<br />
MasuMba, Malawi<br />
If you want to understand some of the<br />
best new ideas to chip away at global poverty,<br />
an excellent place to start is the Nasoni<br />
family hut here in the southern African<br />
nation of Malawi.<br />
Alfred Nasoni and his wife, Biti Rose,<br />
have had seven children in this village of<br />
Masumba. Two died without ever seeing<br />
a doctor. Alfred and Biti Rose pulled their<br />
eldest son out of school in the fourth grade<br />
because, they said, they couldn’t afford $5<br />
in school costs for a term. And they farmed<br />
only part of their one hectare plot because<br />
they lacked money for seeds.<br />
Yet poverty is sometimes romanticized,<br />
and it’s more complicated than that. Alfred,<br />
45, told me that even as his children<br />
were starving, he spent an average of $2 a<br />
week on local moonshine and 50 cents on<br />
cigarettes. He added that he also spent $2<br />
or more a week buying sex from local girls<br />
— even though AIDS is widespread.<br />
All this hints at an uncomfortable truth:<br />
The suffering associated with poverty is<br />
sometimes caused not only by low incomes<br />
but by self-destructive pathologies. In central<br />
Kenya, a government study found that<br />
men, on average, spent more of their salaries<br />
on alcohol than on food.<br />
It’s a vicious circle: despair leads people<br />
to self-medicate in ways that compound the<br />
despair.<br />
Yet there are escape hatches. In 2005,<br />
Biti Rose joined a village savings group<br />
founded by CARE, the international aid<br />
group. These “village savings and loans”<br />
are among the hottest ideas in development<br />
work. They now serve some six million people<br />
in 58 countries.<br />
More than 2.5 billion people worldwide<br />
don’t have a bank account, according to a<br />
landmark World Bank report, “Measuring<br />
Financial Inclusion.” The poor receive a<br />
pile of cash once or twice a year, at the end<br />
of a harvest, and then have no good way to<br />
save it. That increases the risk that some of<br />
it will be squandered.<br />
In some African countries, cellphones<br />
are emerging as the new banking system.<br />
But the solution is savings groups like Biti<br />
Rose’s. She and 19 other members met<br />
weekly and each deposited the equivalent<br />
of about 10 cents. The money was then lent<br />
out to members, and CARE coached them<br />
on how to start small businesses.<br />
With a loan of $2, Biti Rose started making<br />
and selling a local version of doughnuts,<br />
which she initially sold for 2 cents each.<br />
Biti Rose’s fritters, at 2<br />
cents each, really added up<br />
in her Malawi village.<br />
“People really liked my doughnuts,” she<br />
noted, and soon she was making several<br />
dollars a day in profit. Inspired by her example,<br />
Alfred began growing vegetables<br />
and selling them; he turned out to be a<br />
shrewd businessman as well.<br />
Seeing an upward trajectory in the family<br />
fortunes, Alfred cut out the girlfriends<br />
and curbed his drinking, he says.<br />
Biti Rose and Alfred then had the resources<br />
to buy seed and fertilizer for all their own<br />
land and to lease an additional hectare as<br />
well. These days, they hire up to 10 farm laborers<br />
to work for them. In the old days, they<br />
harvested less than one bag of corn a year;<br />
this year, their harvest filled seven ox carts.<br />
CARE moved on in 2009 to take its model<br />
to more needy areas in Malawi, but the savings<br />
groups around this village multiplied<br />
anyway. Other farmers envied Biti Rose<br />
and Alfred replacing their leaky grass roof<br />
with a tin one, and they decided to start<br />
their own savings groups. The idea has<br />
even spread, without CARE’s help, across<br />
the border to villages in Mozambique.<br />
Yet I think there’s something going on beyond<br />
microsavings and entrepreneurship.<br />
Esther Duflo, an economist at the Massachusetts<br />
Institute of Technology and coauthor<br />
of an exceptionally good book called<br />
“Poor Economics,” argues that outside interventions<br />
sometimes work partly when they<br />
give poor people hope. That’s precisely what<br />
I’ve seen in many countries: Assistance succeeds<br />
when it gives people a feeling that a<br />
better outcome is possible, and those hopes<br />
become self-fulfilling as people work more<br />
industriously and invest more wisely.<br />
For Alfred and Biti Rose, their hopes are<br />
now focused on their younger children (the<br />
oldest has married). Biti Rose never went to<br />
school at all, but she is planning to send her<br />
younger children to a university.<br />
She is also planning future purchases, including<br />
the first television in the area. But<br />
don’t think Biti Rose is going to relax. She<br />
sees the television as an investment.<br />
“I’m a businesswoman,” she said firmly. “I<br />
can’t give anything away. If there’s a soccer<br />
match or something, anybody who comes in<br />
my house to watch will have to pay a fee.”<br />
OnlInE: A $2 lOAn tRAnSfORMS A lIfE<br />
Biti Rose was able to start making and selling<br />
her fritters using a small loan:<br />
nytimes.com<br />
Search “Kristof doughnuts”<br />
thE nEw YORk tIMES IS PUblIShEd wEEklY In thE fOllOwIng nEwSPAPERS: clARín, ARgEntInA ● ARUbA tOdAY And bOn dIA ARUbA, ARUbA ● dER StAndARd, AUStRIA ● thE tRIbUnE, bAhAMAS ● lA RAzón, bOlIvIA ● fOlhA And<br />
jORnAl O POvO, bRAzIl ● thE hAMIltOn SPEctAtOR And tOROntO StAR, cAnAdA ● lA SEgUndA, chIlE ● chInA dAIlY, chInA ● El ESPEctAdOR, cOlOMbIA ● POSlOvnI, cROAtIA ● lIStIn dIARIO, dOMInIcAn REPUblIc ● lE fIgARO, fRAncE<br />
SÜddEUtSchE zEItUng, gERMAnY ● PREnSA lIbRE, gUAtEMAlA ● thE ASIAn AgE, IndIA ● lA REPUbblIcA, ItAlY ● ASAhI ShIMbUn, jAPAn ● cAbO SAn lUcAS, dIARIO dE YUcAtán, El nORtE, MURAl And REfORMA, MExIcO ● El nUEvO dIARIO, nIcARAgUA<br />
lA PREnSA, PAnAMA ● MAnIlA bUllEtIn, PhIlIPPInES ● tOdAY, SIngAPORE ● El PAíS, SPAIn ● tAgES-AnzEIgER, SwItzERlAnd ● UnItEd dAIlY nEwS, tAIwAn ● SAbAh, tURkEY ● thE ObSERvER, UnItEd kIngdOM ● thE kOREA tIMES, UnItEd StAtES ● El ObSERvAdOR, URUgUAY
MONDAY, JULY 16, 2012 sÜddeutsche zeitung 3<br />
Climbing<br />
Paradise<br />
Forbidden<br />
By ALEX LOWTHER<br />
VALLE DE VIÑALES, Cuba — Here,<br />
the mountains weren’t pushed up from<br />
underneath, as mountains usually are.<br />
In this national park and Unesco World<br />
Heritage site, everything but the mountains<br />
fell down. The mogotes, islands of<br />
limestone, are gently domed, like loaves<br />
of crusty bread, but the sides seem to<br />
have been cleaved off, leaving terrain that<br />
drops precipitously to the valley floor.<br />
In the late 1990s, rock climbers found a<br />
paradise where the walls of the mogotes<br />
are too steep for the otherwise ubiquitous<br />
crawling vines and striving trees. Overhangs,<br />
some 150 meters tall, are covered<br />
with chandeliers of stalactites and blobs<br />
and pockets, all perfectly formed for human<br />
hands and feet to climb from the bottom<br />
of a cliff to its top.<br />
Soon, locals caught on, and a flourishing<br />
climbing scene took hold. Viñales became<br />
a top destination for climbers from Europe,<br />
Canada and the United States. Hun-<br />
Tourism and sport<br />
are threatened by an<br />
inexplicable ban.<br />
dreds of routes went up the major mountain<br />
faces in the valley, and for years visiting<br />
climbers had essentially free rein.<br />
No longer. In late March, even as Pope<br />
Benedict XVI called for “authentic freedom”<br />
in Cuba before an estimated 200,000<br />
people in Havana, climbers here, a threehour<br />
drive west of Havana, the capital,<br />
are wrestling with the prohibition of their<br />
sport, which has been enforced since the<br />
beginning of this year. In an era when<br />
the Cuban government has been easing<br />
restrictions it seems to have moved in a<br />
sharply different direction here, threatening<br />
the prosperity of Viñales and the<br />
future of the sport in Cuba by enforcing a<br />
ban on climbing and regulating independent<br />
tourism in general.<br />
Jens Franzke, a climber from Dresden,<br />
Germany, here with his wife, Ina, for three<br />
weeks, was fed up. “It feels like East Germany<br />
before the fall of the Berlin Wall,” he<br />
said. “There are all these rules, and none<br />
of them make any sense.”<br />
Mr. Franzke, 46, and his wife had been<br />
forced to stop climbing multiple times,<br />
threatened by park guards and told that<br />
the “Cuba Climbing” guidebook they were<br />
using to find routes in the valley was illegal<br />
to use because the authors do not live<br />
in Cuba.<br />
“It’s a real shame because it’s such a<br />
paradise,” Mr. Franzke said. The couple<br />
had climbed nearly every day they wished<br />
by evading the rules and the guards, but<br />
“we will never come back,” he said.<br />
This is the main worry for residents and<br />
climbers. Viñales is the hub of the valley<br />
and the heart of Viñales National Park.<br />
The bustling town has a population of<br />
By LYDIA POLGREEN<br />
JOHANNESBURG — It was exactly<br />
the kind of case the International Criminal<br />
Court was created to investigate: Yemen’s<br />
autocratic leader was clinging to<br />
power, turning his security forces’ guns<br />
on unarmed protesters.<br />
But when Yemen’s Nobel laureate,<br />
Tawakkol Karman, traveled to The Hague<br />
to ask prosecutors to investigate, she was<br />
told the court would first need the approval<br />
of the United Nations Security Council.<br />
That never happened, and today the former<br />
president, Ali Abdullah Saleh, is living<br />
comfortably in Yemen’s capital, still<br />
wielding influence.<br />
Now, as the world confronts evidence<br />
of atrocities in Syria as President Bashar<br />
al-Assad’s government battles a growing<br />
rebellion, there are signs that Mr. Assad,<br />
too, will evade prosecution.<br />
The men have not been prosecuted<br />
because they have powerful allies in the<br />
Security Council. That now threatens to<br />
undermine the still-fragile international<br />
consensus that formed the basis for the<br />
court’s creation in 2002: that leaders<br />
should be held accountable for crimes<br />
against their own people.<br />
Already, the failure to act against some<br />
Arab leaders has critics saying the court’s<br />
justice is reserved for outcast leaders, including<br />
an assortment from weak African<br />
states.<br />
“We have the feeling that international<br />
justice is not ruled by law,” said Rami Nakhla,<br />
an exiled Syrian activist. “It depends<br />
on the situation, it depends how valuable<br />
this person is. That is not real justice.”<br />
Yet the dream of a world court that could<br />
prosecute crimes against humanity is<br />
closer than ever to reality. Three former<br />
heads of state are in custody of international<br />
courts, and one, Charles Taylor, has<br />
been convicted. The International Criminal<br />
Court has convicted one defendant,<br />
Thomas Lubanga, a Congolese psychologist<br />
turned warlord who recruited child<br />
soldiers, and sentenced him to 14 years in<br />
prison. A former Bosnian Serb general,<br />
ALEX LOWTHER FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Valle de Viñales, in Cuba. Climbing has been banned here since 2003.<br />
about 17,000 with more than 300 private<br />
boardinghouses that rent rooms to tourists.<br />
All that has allowed the valley to<br />
overcome the poverty typical across the<br />
country.<br />
Cuban climbers rely on tourists to donate<br />
shoes, harnesses and ropes to climb.<br />
Equipment is not available, and even if<br />
it were, it would cost too much in a country<br />
where government salaries average<br />
$15 to $25 a month. Without new donations,<br />
shoes, harnesses and ropes wear<br />
out. Without replacement, the bolts in the<br />
rock that secure climbers would corrode<br />
and eventually become unsafe. Climbing<br />
would become, essentially, impossible.<br />
Climbing was prohibited in 2003, four<br />
years after major climbing development<br />
started. The state deemed climbing a factor<br />
in peligrosidad, a vague designation of<br />
being dangerous to the state. It is an offense<br />
punishable by imprisonment. The climbing<br />
ban was never formally announced, nor<br />
was it enforced for tourists at all. For Cubans<br />
it was often a mere hassle, but consequences<br />
could be more severe. One veteran<br />
Cuban climber was put on notice of being<br />
considered peligroso in 2010, and several<br />
others were taken to the police station and<br />
had reports drawn up. This seems to have<br />
been more likely if the climbers were climbing<br />
and socializing with foreigners, which<br />
the state frowns upon.<br />
Since at least 2003, an explanation has<br />
been circulating that the government is<br />
Ratko Mladic, is appearing before a tribunal<br />
created to try accused war criminals<br />
from the former Yugoslavia.<br />
But the court can investigate crimes<br />
only in nations that have signed the Rome<br />
Statute, which created the court, unless<br />
the Security Council refers a case.<br />
“So many crimes have been committed<br />
here,” said Nabeel Rajab, a rights activist<br />
in Bahrain, where the royal family, with<br />
help from Saudi Arabia and the acquiescence<br />
of the United States, has used force<br />
to put down a pro-democracy uprising.<br />
“But because of the close relationship<br />
between Western powers and the government<br />
of Bahrain, how can we hope for<br />
justice?”<br />
busy organizing a system through which<br />
one would buy a daily pass or license to<br />
climb. No such pass yet exists.<br />
Many of the cliffs where climbing takes<br />
place are part of the national defense plan<br />
in case of attack, and climbers suspect<br />
that state security officials are worried<br />
that the Cubans and foreigners are there<br />
organizing against the government.<br />
Owners of casas particulares, as the<br />
private boardinghouses are called, said<br />
warnings about the rules were overblown.<br />
Oscar Jaime Rodriguez, owner of<br />
a boardinghouse that is the de facto base<br />
camp for climbers in the valley, sought to<br />
quiet fears. “They are always saying, ‘It’s<br />
prohibited, it’s prohibited,’ but climbers<br />
still come and they still climb,” he said.<br />
“It’s worth it.” (Since reporting there concluded<br />
at the end of March, climbers have<br />
said enforcement of the no climbing rule<br />
may have become more lenient.)<br />
On their last day in Cuba, after an unmolested<br />
climbing session in warm early<br />
morning sun and a “coco loco” cocktail<br />
in the shade, the Franzkes reconsidered<br />
their vow never to return.<br />
“Maybe all of the not so good stuff about<br />
Cuba will leave my memory,” Jens Franzke<br />
said. “I’ll just remember the beautiful<br />
people, the red soil, the salsa.” Mr. Franzke<br />
looked at the drink in his hand, smiled<br />
and said, “The coco loco.” He looked in the<br />
direction of the mogotes, and added, “And<br />
the spectacular climbing.”<br />
Uprisings Expose Global Court Flaws<br />
SAMUEL ARANDA FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Tawakkol Karman sought<br />
international justice for protesters<br />
killed in Yemen’s uprising.<br />
Powerful allies let<br />
officials elude justice<br />
in The Hague.<br />
The court has 120 member states, but<br />
three of the five veto-holding members of<br />
the Security Council — the United States,<br />
Russia and China — are not among them.<br />
Despite this, the court has turned into a<br />
touchstone for justice-seekers. The Security<br />
Council allowed the court to investigate<br />
Sudan’s president, Omar Hassan<br />
al-Bashir, who was indicted on charges<br />
of war crimes in Darfur, though the court<br />
has been unable to apprehend him.<br />
And in February 2011, the Security<br />
Council asked the International Criminal<br />
Court to investigate the Libyan government<br />
led by Colonel Muammar el-Qaddafi.<br />
The court handed down indictments<br />
against Colonel Qaddafi and several top<br />
officials, though he was killed in Libya before<br />
he could face prosecution.<br />
But the court has not taken action in<br />
any other Arab uprising, in no small part<br />
because of the ties between the countries<br />
involved and veto-holding members of<br />
the Security Council. Bahrain and Yemen<br />
are allies of the United States. Russia and<br />
China are close to Syria’s government.<br />
Debates have raged about whether<br />
the court, by closing off a graceful exit,<br />
makes dictators more likely to fight to the<br />
death.<br />
But supporters say the court has<br />
achieved more than expected. “The assumption<br />
was the court will take years to<br />
come into effect,” said Darryl Robinson,<br />
who worked as an adviser to the International<br />
Criminal Court’s prosecutor. “And<br />
once it is in force it is going to be this court<br />
with jurisdiction over Canada and Norway,<br />
with nothing to investigate.”<br />
Instead, much of the world has signed<br />
up, and protesters in Yemen, Bahrain,<br />
Libya and Syria have demanded that their<br />
leaders be sent to The Hague for trial. The<br />
deeper question is whether the failure to<br />
prosecute the autocrats of the Arab Spring<br />
will erode faith in the movement toward a<br />
system of international justice.<br />
Richard Dicker of Human Rights Watch<br />
said: “For justice to be legitimate, it is essential<br />
that it be applied equally to all.”<br />
world trends<br />
A Bruised Iceland Is Healing Nicely<br />
By SARAH LYALL<br />
REYKJAVIK, Iceland — For a country<br />
that four years ago plunged into a financial<br />
abyss so deep it all but shut down overnight,<br />
Iceland seems to be doing surprisingly<br />
well.<br />
It has repaid, early, many of the international<br />
loans that kept it afloat. Unemployment<br />
is hovering around 6 percent, and falling.<br />
And while much of Europe is struggling<br />
to pull itself out of the recessionary swamp,<br />
Iceland’s economy is expected to grow by<br />
2.8 percent this year.<br />
“Everything has turned around,” said<br />
Adalheidur Hedinsdottir, who owns the<br />
coffee chain Kaffitar, and has plans to open<br />
a new cafe and bakery. “When we told the<br />
bank we wanted to make a new company,<br />
they said, ‘Do you want to borrow money?’ ”<br />
she went on. “We haven’t been hearing that<br />
for a while.”<br />
Analysts cite the surprising turn of<br />
events to a combination of fortuitous decisions<br />
and good luck, and caution that the<br />
lessons of Iceland’s turnaround are not<br />
readily applicable to the larger and more<br />
complex economies of Europe.<br />
But during the crisis, the country did<br />
many things different from its European<br />
counterparts. It let its three largest banks<br />
fail, instead of bailing them out. It ensured<br />
that domestic depositors got their money<br />
back and gave debt relief to struggling homeowners<br />
and to businesses facing bankruptcy.<br />
“Taking down a company with positive<br />
cash flow but negative equity would in the<br />
given circumstances have a domino effect,<br />
causing otherwise sound companies to<br />
collapse,” said Thorolfur Matthiasson, an<br />
economics professor at the University of<br />
Iceland. “Forgiving debt under those circumstances<br />
can be profitable for the financial<br />
institutions and help the economy and<br />
reduce unemployment as well.”<br />
Iceland also had some advantages when<br />
it entered the crisis: relatively few government<br />
debts, a strong social safety net and a<br />
fluctuating currency whose rapid devaluation<br />
in 2008 caused pain for consumers<br />
but helped buoy the all-important export<br />
market. Government officials, who at the<br />
height of the crisis were reduced to begging<br />
for help from places like the Faroe Islands,<br />
are now cautiously bullish.<br />
“We’re in a very comfortable place because<br />
the government has been very stable<br />
in fiscal terms and is making good progress<br />
in balancing its books,” said Gudmundur<br />
Arnason, the Finance Ministry’s permanent<br />
secretary. “We are self-reliant and can<br />
borrow on our own without having to rely<br />
on the good will of our Nordic neighbors”<br />
or lenders like the International Monetary<br />
Fund.<br />
But not even Mr. Arnason says he believes<br />
that all is perfect. Inflation, which<br />
reached nearly 20 percent during the crisis,<br />
is still running at 5.4 percent, and even with<br />
the government’s relief programs, most of<br />
the country’s homeowners remain awash<br />
in debt, weighed down by inflation-indexed<br />
mortgages in which the principal, disastrously,<br />
rises with the inflation rate. Taxes<br />
are high. And with the country’s currency,<br />
the krona, worth between about 40 and 75<br />
percent of its pre-2008 value, imports are<br />
punishingly expensive.<br />
Strict currency controls, imposed during<br />
Good decisions and luck<br />
speed a return from the<br />
financial abyss.<br />
the crisis, mean that Icelandic companies<br />
are forbidden to invest abroad.<br />
At the same time, foreigners are forbidden<br />
to take their money out of the country<br />
— a situation that has tied up foreign investments<br />
worth, according to various estimates,<br />
between $3.4 billion and $8 billion.<br />
“The capital controls are worse and<br />
worse for companies, but the fear is that if<br />
we lift them, the value of the krona will collapse,”<br />
Professor Matthiasson said.<br />
He said the only solution would be for Iceland<br />
to dispense with the krona and join a<br />
larger, more stable currency. The choices<br />
at the moment seem to be the euro, which is<br />
having its own difficulties,<br />
and the Canadian<br />
dollar.<br />
Not everyone buys<br />
into the rosy picture<br />
presented by officialdom.<br />
Jon Danielsson,<br />
an Icelander who<br />
teaches global finance<br />
at the London School of<br />
Economics, said that<br />
both the International Monetary Fund,<br />
which bailed Iceland out during the crisis,<br />
and the government had a vested interest in<br />
painting a positive picture of the situation.<br />
Some Icelanders say they have been<br />
soothed by the country’s bold decision to<br />
initiate an extensive criminal investigation<br />
into the financial debacle.<br />
A visit to Iceland late last month revealed<br />
a far different place from the shellshocked<br />
nation of 2008. Stores and hotels were full.<br />
The Harpa, a glass-and-steel concert hall<br />
and conference center designed in part by<br />
the artist Olafur Eliasson and opened in<br />
2011, soared over the Reykjavik skyline,<br />
next to a huge construction site that is to<br />
house a luxury waterside hotel. Employers<br />
said that instead of having to lay off workers,<br />
they were in some cases having trouble<br />
finding people to hire.<br />
Icelanders said that they had stopped<br />
feeling ashamed and isolated, the way that<br />
they did during the worst of the crisis, when<br />
their country was portrayed as a greedy<br />
and foolish pariah state and its British assets<br />
were frozen by the British government<br />
using the blunt and humiliating instrument<br />
of antiterror legislation.<br />
“We went through this complicated and<br />
terrible experience and were in the center<br />
of world events,” said Kristrun Heimisdottir,<br />
a lecturer in law and jurisprudence at<br />
the University of Akureyri in northern Iceland.<br />
She compared Iceland’s shame to that of<br />
a private person thrust onto the front pages<br />
by a lurid scandal. “It might take 20 years<br />
to recover from the stress and humiliation<br />
of having their personal life paraded before<br />
the world,” she said. “But it turned out that<br />
what happened to us was a microcosm of<br />
the whole crisis.”<br />
ANDREW TESTA FOR THE NEW YORK TIMES<br />
After its free fall,<br />
Iceland’s economy<br />
is expected to<br />
grow 2.8 percent<br />
this year. Window<br />
shoppers strolling in<br />
Reykjavik.
4 sÜddeutsche zeitung MONDAY, JULY 16, 2012<br />
In Sudan,<br />
Protesters<br />
Rise Again<br />
By JEFFREY GETTLEMAN<br />
NAIROBI, Kenya — They call it “licking<br />
your elbow,” a reference to pulling off the<br />
impossible.<br />
In recent weeks, from the sweltering<br />
streets of Khartoum, the capital, to the usually<br />
quiet town of Atbara, hundreds, possibly<br />
thousands, of Sudanese protesters<br />
have braved police batons and tear gas to<br />
rail against the government.<br />
Their placards read “Down, Down Military<br />
Rule,” and they shout, “No, no, to high<br />
prices!” prompting a fierce crackdown<br />
from riot police officers who have swatted<br />
the protesters and have shot tear gas into<br />
hospital courtyards, making some patients<br />
go into seizures.<br />
All this raises the question: Is the Arab<br />
Spring sweeping into Sudan?<br />
Many elements are in place: a repressive,<br />
autocratic regime that has been in power<br />
23 years; a dire economic crisis; heavily<br />
armed insurrection in several corners;<br />
and a fired-up protest movement that goes<br />
beyond students to shopkeepers and housewives,<br />
all willing to literally take a beating.<br />
Add to that the regional writing on the<br />
wall. In Egypt, to the north, and Libya, to<br />
the northwest, popular anger (along with<br />
NATO airstrikes in Libya’s case) toppled<br />
dictators. Beyond that, Sudan has a history<br />
of popular revolts bringing down governments.<br />
It happened in 1964 and in 1985.<br />
But many Sudan experts are skeptical<br />
that Sudan’s government, led by President<br />
Omar Hassan al-Bashir, who seized power<br />
in a military coup in 1989, is about to fall.<br />
Even though he is running out of money,<br />
raising the prospects of a military mutiny,<br />
Mr. Bashir has a devious plan to hang on,<br />
said Andrew S. Natsios, a former American<br />
special envoy to Sudan and the author of a<br />
recent book on the country. According to<br />
Mr. Natsios, Mr. Bashir has built a force of<br />
as many as 30,000 security troops, drawing<br />
from his own Arab tribe, with underground<br />
barracks and hidden arsenals, who are<br />
ready as a last line of defense.<br />
Mr. Natsios thinks there is a strong<br />
chance that Mr. Bashir’s forces, if tested,<br />
would try to make Sudan ungovernable<br />
and that militant Islamists could then take<br />
over.<br />
“I am not optimistic on where Northern<br />
Sudan is headed right now — whether the<br />
N.C.P. falls or not,” he said, referring to Mr.<br />
Bashir’s National Congress Party.<br />
E. J. Hogendoorn, the Horn of Africa<br />
project director for the International Crisis<br />
Group, a Brussels-based organization that<br />
studies conflict, said that while revolutionary<br />
pressure was building, crucial pieces<br />
were missing.<br />
“Unlike in Egypt, as of yet, the Sudanese<br />
lack an organized and disciplined party,<br />
like the Muslim Brotherhood, that can form<br />
the core of the protest movement,” he said.<br />
John O. Voll, a professor at Georgetown<br />
University in Washington, D.C., and a Sudan<br />
specialist, said the military had so far<br />
refused to side with the protesters, which<br />
was the decisive factor in regime change in<br />
1964 and 1985.<br />
Isma’ilKushkushcontributedreportingfromKhartoum,Sudan.<br />
ContinuedfromPage1<br />
nearly invisible to the public.<br />
“If someone is listed as diabetic or pregnant,<br />
what is happening with this information?<br />
Where is the information going?” asks<br />
Julie Brill, a member of the Federal Trade<br />
Commission. “We need to figure out what<br />
the rules should be as a society.”<br />
Marketing and stalking<br />
Acxiom executives declined to be interviewed,<br />
but the company’s chief privacy<br />
officer, Jennifer Barrett Glasgow, has endorsed<br />
increased industry openness. “It’s<br />
not an unreasonable request to have more<br />
transparency among data brokers,” she<br />
said in an interview with The New York<br />
Times in March. In marketing materials,<br />
Acxiom promotes itself as “a global<br />
thought leader in addressing consumer<br />
privacy issues and earning the public<br />
trust.”<br />
But security experts and consumer advocates<br />
paint a portrait of a company with<br />
practices that privilege corporate clients’<br />
interests over those of consumers and contradict<br />
the company’s stance on transparency.<br />
And, in a fast-changing digital economy,<br />
Acxiom is developing even more advanced<br />
techniques to mine and refine data. It has<br />
recruited talent from Microsoft, Google,<br />
Amazon.com and Myspace and is using<br />
a powerful, multiplatform approach to<br />
predicting consumer behavior that could<br />
raise its standing among investors and<br />
clients.<br />
It is integrating what it knows about our<br />
offline, online and even mobile selves, creating<br />
in-depth behavior portraits in pixilated<br />
detail. Its executives have called this<br />
approach a “360-degree view” on consumers.<br />
“There’s a lot of players in the digital<br />
space trying the same thing,” says Mark<br />
Zgutowicz, a Piper Jaffray analyst. “But<br />
Acxiom’s advantage is they have a database<br />
of offline information that they have<br />
been collecting for 40 years and can lever-<br />
EUROPEAN PRESSPHOTO AGENCY<br />
As Sudan’s economy worsens, confrontations between anti-government<br />
protesters and riot officers have increased. A Khartoum street in June.<br />
The protesters admit their movement is<br />
rather ad hoc. “The protests are not organized,”<br />
said a young woman named Mona,<br />
who did not want to be identified fully out of<br />
concern of arrest. “These are the people of<br />
Sudan who got fed up with the system.”<br />
She added: “I’m a Sudanese girl and I’m<br />
proud of my nationality. I know how rich my<br />
country is in terms of natural resources. I<br />
deserve a good life.”<br />
Last year, students in Khartoum used<br />
social media to catalyze small protests,<br />
which were promptly crushed. But a few<br />
weeks ago, students rose up again, and the<br />
unrest spread into middle-class neighborhoods<br />
where people blocked roads with<br />
burning tires. Next came what the protesters<br />
called Sandstorm Friday on June 22 and<br />
then Licking the Elbow Friday on June 29,<br />
Friday being the day of prayer, the easiest<br />
time to mobilize people.<br />
Sudan’s struggling economy is supposedly<br />
sparking the unrest. In mid-June, the<br />
government said it could no longer afford to<br />
subsidize gas. As a result, fuel prices shot<br />
up 60 percent, making everything far more<br />
expensive.<br />
Since the new nation of South Sudan,<br />
which split off a year ago, shut down oil<br />
production at the start of the year, the nations<br />
have been locked in a dangerous im-<br />
age that expertise in the digital world.”<br />
Jeffrey Chester, executive director of the<br />
Center for Digital Democracy, a nonprofit<br />
group in Washington, says: “It is Big Brother<br />
in Arkansas.”<br />
creating a typical consumer<br />
Scott Hughes, an up-and-coming smallbusiness<br />
owner and Facebook denizen, is<br />
Acxiom’s ideal consumer. Indeed, it created<br />
him. He is a fictional character who<br />
appeared in an Acxiom investor presentation<br />
in 2010, designed to show the power of<br />
Acxiom’s multichannel approach.<br />
Mr. Hughes logs on to Facebook and sees<br />
that his friend Ella has just become a fan of<br />
Bryce Computers, an imaginary electronics<br />
retailer. Mr. Hughes checks out Bryce’s<br />
fan page and shops for a fast inkjet printer.<br />
Such browsing seems innocuous. But it<br />
cues an Acxiom system that recognizes<br />
consumers, classifies their behaviors and<br />
influences them with tailored marketing.<br />
When Mr. Hughes follows a link to<br />
Bryce’s retail site, the system recognizes<br />
him from his Facebook activity and shows<br />
him a printer.<br />
He registers on the site, but doesn’t buy<br />
the printer right away, so the system tracks<br />
him online. The next morning, while he<br />
scans baseball news on ESPN.com, an ad<br />
for the printer pops up again. That evening,<br />
he returns to the Bryce site where he is offered<br />
a sweeter deal: a $10 rebate and free<br />
shipping.<br />
It’s not a random offer. Acxiom has a classification<br />
system, PersonicX, which assigns<br />
consumers to one of 70 socioeconomic<br />
clusters and markets to them accordingly.<br />
It pegs Mr. Hughes as a “savvy single” —<br />
meaning he’s in a cluster of upper-middleclass<br />
people who do their banking online,<br />
attend pro sports events, are sensitive to<br />
prices — and respond to free-shipping offers.<br />
Correctly typecast, Mr. Hughes buys<br />
the printer.<br />
But the multichannel system of Acxiom<br />
and its online partners is just getting under<br />
way. Later, it sends him coupons for ink and<br />
paper, to be redeemed via his cellphone,<br />
passe. Most of the oil lies in the south, but<br />
the pipeline runs through the north. The<br />
sides have yet to agree on how to share oil<br />
profits.<br />
Meanwhile, Mr. Bashir’s government<br />
has done two things to try to appease outside<br />
critics.<br />
The government announced that humanitarian<br />
aid would be allowed into the<br />
Nuba Mountains, a rebel-held area where<br />
thousands of people have been pushed to<br />
the brink of starvation. Aid groups say Mr.<br />
Bashir intentionally made the announcement<br />
just when the rains started and the<br />
roads were nearly impassable, meaning<br />
little aid can actually get through.<br />
Then, on July 3, a Sudanese court dropped<br />
all charges against a woman who had been<br />
accused of adultery and sentenced to death<br />
by stoning. That case had spawned international<br />
outrage.<br />
Moyasser, a 24-year-old who said he<br />
marches for “freedoms,” said Mr. Bashir,<br />
who has been indicted by the International<br />
Criminal Court on genocide charges for<br />
the massacres in Sudan’s western Darfur<br />
region, does not have a “clear vision to run<br />
the country.”<br />
One thing is clear: Sudanese protesters<br />
will be back on the streets continuing in<br />
their struggle to lick their elbows.<br />
and a personalized snail-mail postcard<br />
suggesting that he donate his old printer to<br />
a nearby school.<br />
Analysts say companies design these<br />
sophisticated ecosystems to prompt consumers<br />
to volunteer enough personal data<br />
— like their names, e-mail addresses and<br />
mobile numbers — so that marketers can<br />
offer consumers customized appeals any<br />
time, anywhere.<br />
Still, there is a fine line between customization<br />
and stalking. Some people may see<br />
the surveillance engines behind them as<br />
intrusive or manipulative.<br />
“If you look at it in cold terms, it seems<br />
World trends<br />
ContinuedfromPage1<br />
endangered species, pair up with their<br />
mates early in life. If they are introduced<br />
for mating as mature adults in captivity, it<br />
causes extreme stress, and the male will<br />
occasionally kill the female. Such attacks<br />
once occurred repeatedly.<br />
Cheetahs, by contrast, do not pair off.<br />
Researchers have learned that fertile female<br />
cheetahs that are unrelated or have<br />
not been raised together should not be<br />
kept together because the nondominant<br />
female will experience so much stress that<br />
she stops going into heat.<br />
Zoos are now emphasizing conservation<br />
like they are really out to trick the customer,”<br />
says Dave Frankland, the research director<br />
for customer intelligence at Forrester<br />
Research. “But they are actually in the<br />
business of helping marketers make sure<br />
that the right people are getting offers they<br />
are interested in and therefore establish a<br />
relationship with the company.”<br />
Acxiom maintains a database on about<br />
190 million individuals and 126 million<br />
households in the United States. Separately,<br />
it manages customer databases for<br />
or works with 47 of the Fortune 100 companies.<br />
It also worked with the government<br />
after the September 2001 terrorist attacks,<br />
centers that are less like zoos and more<br />
like ranches or a safari park. The animal<br />
conservation center here has enough<br />
space to mimic the wild.<br />
The five centers that breed cheetahs<br />
now account for a disproportionate number<br />
of the victories, including an unusual<br />
case here in 2010.<br />
A 5-year-old female cheetah had remained<br />
barren through many breeding<br />
attempts over two years. So a new male,<br />
named Nick, was trucked in from Florida,<br />
1,450 kilometers away.<br />
Born as a lone cub, the cheetah was removed<br />
from his mother’s care because of<br />
yet another discovery: the cheetah will<br />
providing information about 11 of the 19 hijackers.<br />
data-Based discrimination<br />
This year, Advertising Age ranked Epsilon,<br />
another database marketing firm, as<br />
the biggest advertising agency in the United<br />
States, with Acxiom second. Most people<br />
know Epsilon because it experienced a major<br />
security breach last year, exposing the<br />
e-mail addresses of millions of customers<br />
of Citibank, JPMorgan Chase, Target, Walgreens<br />
and others. In 2003, Acxiom had its<br />
own security breaches.<br />
But privacy advocates say they are more<br />
troubled by data brokers’ ranking systems,<br />
which classify some people as high-value<br />
prospects, to be offered marketing deals<br />
and discounts regularly, while dismissing<br />
others as low-value — known in industry<br />
slang as “waste.”<br />
Exclusion from a vacation offer may not<br />
matter much, says Pam Dixon, the executive<br />
director of the World Privacy Forum,<br />
a nonprofit group in San Diego, California,<br />
but if marketing algorithms judge certain<br />
people as not worthy of receiving promotions<br />
for higher education or health services,<br />
they could have a serious impact. “Over<br />
time, that can really turn into a mountain<br />
of pathways not offered, not seen and not<br />
known about,” Ms. Dixon says.<br />
This year, the F.T.C. published a report<br />
calling for greater transparency among<br />
data brokers and asking Congress to give<br />
consumers the right to access information<br />
these firms hold about them.<br />
Acxiom’s Consumer Data Products Catalog<br />
offers hundreds of details — called “elements”<br />
— that corporate clients can buy<br />
about individuals or households. Companies<br />
can buy data to pinpoint households<br />
that are concerned, say, about allergies,<br />
diabetes or “senior needs.”<br />
Clients generally buy this data because<br />
they want to hold on to their best customers<br />
or find new ones —or both. But the catalog<br />
also offers delicate information that has<br />
alarmed some privacy advocates, who<br />
worry about misuse by third parties.<br />
not produce enough milk for its baby if<br />
there is only one suckling. Anticipating<br />
that possibility, Dr. Crosier had timed another<br />
cheetah pregnancy to coincide with<br />
that of Nick’s mother.<br />
When the next birth — another singleton<br />
— took place, staff members placed<br />
Nick alongside the new baby.<br />
The mother could easily have killed him<br />
with a snap of her jaws. Instead she nursed<br />
both cubs. It was the sixth such transplant<br />
in American zoo history.<br />
Nick was recently separated from his<br />
adoptive family, and Dr. Crosier hopes he<br />
will soon breed.<br />
“He has great genes,” she said proudly.<br />
Data Giants Mapping the Consumer Genome Are Selling It to Companies, Raising Concerns Over Privacy<br />
JUSTIN BOLLE FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Acxiom has amassed the world’s largest commercial database on consumers.<br />
The company’s headquarters in Little Rock, Arkansas.<br />
A Tour Guide Joins Syria’s Revolution<br />
By ANNE BARNARD<br />
BEIRUT, Lebanon — To the tourists<br />
he took on sunset camel rides, Abu Zeid<br />
seemed like the freest man on earth.<br />
He was a young Bedouin who worked<br />
with his camel, Casanova, among the<br />
ruins of ancient Palmyra, in the Syrian<br />
desert. His biggest complaint with the<br />
government then was that the police demanded<br />
bribes.<br />
So his friends were astonished when he<br />
told them that he had joined the uprising<br />
against President Bashar al-Assad.<br />
Abu Zeid’s evolution from carefree<br />
tour guide to revolutionary offers a rare<br />
glimpse of a single life transformed by an<br />
uprising that has jolted thousands from<br />
their daily routines, and of the ambivalence<br />
many Syrians feel toward a revolution<br />
that has already brought so much<br />
chaos.<br />
Abu Zeid and several friends took up<br />
arms after security officers shot demonstrators<br />
in Tadmur, near Palmyra. Now<br />
passionate and confused, Abu Zeid has<br />
only the dimmest idea of an endgame.<br />
He wavers, unsure whether joining the<br />
revolt was his life’s proudest moment or its<br />
ruin — or both.<br />
This account is based on interviews with<br />
Abu Zeid, a fellow fighter and two women<br />
who have known Abu Zeid for years. One<br />
is Abu Zeid’s girlfriend, a French citizen<br />
who has worked in Syria.<br />
Abu Zeid estimates he is 23. He grew<br />
up in a tent with eight siblings. He began<br />
selling postcards at 4, got a camel at 11 and<br />
taught himself the rudiments of five languages.<br />
He fasted during Ramadan, but religion<br />
was not central to his life. The secular<br />
state suited him as a tourism worker and<br />
an occasional visitor to the bars of Damascus,<br />
where his brother met a Frenchwoman<br />
studying Arabic who became Abu<br />
Zeid’s girlfriend.<br />
In 2008, the Assad family visited<br />
Palmyra. Abu Zeid refused payment for<br />
a camel ride. He asked Mr. Assad to protect<br />
camel workers from bribetaking officials;<br />
the president told him to write a<br />
letter.<br />
When the uprising began in early 2011,<br />
Abu Zeid’s girlfriend recalled, “I was happy<br />
that he didn’t care.”<br />
But on April 10, Abu Zeid’s neighbor, a<br />
conscript named Mohammad Awad Qan-<br />
AnemployeeofTheNewYorkTimescontributedreportingfromSyriaandanotheremployeefromaneighboringcountry.<br />
Was revolting against<br />
Syria’s regime his best<br />
moment or a mistake?<br />
bar, was killed in Dara’a. His neighbors<br />
heard he had been executed for refusing<br />
to shoot protesters. In August, troops<br />
opened fire on a demonstration in Tadmur,<br />
killing several people, including<br />
Haya Za’uby, 17, who was standing on her<br />
balcony.<br />
Abu Zeid and about 20 friends started<br />
arming themselves and camped at a desert<br />
oasis, calling themselves the Grandchildren<br />
of Zenobia, the queen of ancient<br />
Palmyra.<br />
“My mom told me to leave the resistance,”<br />
Abu Zeid confessed. “I said, ‘I<br />
must help.’ ”<br />
On February 20, after fierce shelling of<br />
Homs by the government, the young men<br />
Abu Zeid’s<br />
friends were<br />
shocked when<br />
he told them he<br />
joined the fight<br />
against Bashar<br />
al-Assad. He<br />
said the killing<br />
of a neighbor<br />
drove his choice.<br />
attacked a political security headquarters,<br />
killing several officers.<br />
“We lost our temper,” he said.<br />
Back in Homs, Abu Zeid objected when<br />
fighters wanted him to burn cars belonging<br />
to Mr. Assad’s Alawite sect.<br />
“I am not against people, just against<br />
oppression,” he said.<br />
Abu Zeid and five others headed to Damascus.<br />
There he abducted an informer from<br />
Tadmur, interrogated and beat him — he<br />
voices no qualms about having mimicked<br />
government tactics — and the man promised<br />
to stop.<br />
They hid in the wealthy Mezzeh neighborhood,<br />
but an elevator mishap revealed<br />
their presence. On March 19, security officers<br />
knocked. Abu Zeid was out; two others<br />
escaped. Those still inside started a<br />
gunfight. All were killed or captured.<br />
Days later, he fled Syria.<br />
In a recent meeting, he and one fellow<br />
fighter spoke little about democracy and<br />
said they acted in solidarity with the dead,<br />
and “for dignity.”<br />
Zoos Struggle to Breed Endangered Species<br />
Such information includes consumers’ interests<br />
like “Christian families,” “Dieting/<br />
Weight Loss,” “Gaming-Casino,” “Money<br />
Seekers” and “Smoking/Tobacco.”<br />
‘our race Model’<br />
Acxiom also sells data about an individual’s<br />
race, ethnicity and country of<br />
origin. “Our Race model,” the catalog says,<br />
“provides information on the major racial<br />
category: Caucasians, Hispanics, African-<br />
Americans, or Asians.” Competing companies<br />
sell similar data.<br />
Acxiom’s data about race or ethnicity is<br />
“used for engaging those communities for<br />
marketing purposes,” said Ms. Barrett<br />
Glasgow, the privacy officer.<br />
There may be a legitimate commercial<br />
need for some businesses, like ethnic restaurants,<br />
to know the race or ethnicity of<br />
consumers, says Joel R. Reidenberg, a privacy<br />
expert and a professor at the Fordham<br />
Law School in New York.<br />
“At the same time, this is ethnic profiling,”<br />
he says. “The people on this list, they<br />
are being sold based on their ethnic stereotypes.<br />
There is a very strong citizen’s right<br />
to have a veto over the commodification of<br />
their profile.”<br />
Acxiom’s fact sheet explains that, in its<br />
system, a store clerk need only “capture the<br />
shopper’s name from a check or third-party<br />
credit card at the point of sale and then ask<br />
for the shopper’s ZIP code or telephone<br />
number.” Acxiom can then identify shoppers<br />
within a 10 percent margin of error.<br />
“This is a direct way of circumventing<br />
people’s concerns about privacy,” says Mr.<br />
Chester of the Center for Digital Democracy.<br />
Regulators at the F.T.C. declined to comment<br />
on the practices of individual companies.<br />
But Jon Leibowitz, the commission<br />
chairman, said consumers should have the<br />
right to see and correct personal details<br />
about them collected and sold by data aggregators.<br />
After all, he said, “they are the unseen<br />
cyberazzi who collect information on all of<br />
us.”
MONDAY, JULY 16, 2012 sÜddeutsche zeitung 5<br />
In Japan,<br />
Investors<br />
Speak Up<br />
By HIROKO TABUCHI<br />
TOKYO — More individual Japanese<br />
investors are starting to hold company<br />
managers accountable, for issues like<br />
missed management targets and corporate<br />
scandals.<br />
Shareholder meetings this summer<br />
have been marked by a flurry of proposals<br />
from investors challenging the management<br />
— opposing board appointments, or<br />
simply expressing anger at executives.<br />
One proposal put forward by a frustrated<br />
shareholder at Nomura Holdings suggested<br />
that the global investment bank,<br />
which is embroiled in an insider-trading<br />
inquiry, show its shame by changing its<br />
name to Vegetable Holdings. The proposal<br />
was voted down at Nomura’s shareholder<br />
meeting on June 27.<br />
Individual investors in Japan still hold<br />
little power compared with the institutional<br />
shareholders that make up much of<br />
the investor base, often as part of a web<br />
of cross-shareholdings among creditor<br />
banks, suppliers, customers and other<br />
interrelated companies that invest in one<br />
another to insulate themselves from the<br />
market.<br />
“You could say Japan is finally experiencing<br />
its own kind of ‘shareholder<br />
spring,’ though there’s still a long way to<br />
go,” said Nicholas Benes, who works at<br />
an organization specializing in corporate<br />
governance.<br />
Investors in Japan have long put up<br />
with low returns and minimal corporate<br />
governance. Kazuo Kino, the former head<br />
of investor relations at Japan Airlines,<br />
said the common understanding among<br />
many Japanese companies was that individual<br />
investors cared more about corporate<br />
perks than accountability.<br />
During the past year, however, largescale<br />
scandals have put the spotlight on<br />
corporate governance.<br />
One extreme case is Olympus, a maker<br />
of cameras and endoscopes, which last<br />
year admitted it had hidden $1.7 billion in<br />
Shareholders are<br />
seeking more corporate<br />
accountability.<br />
losses, a scandal that at one point caused<br />
it to lose 80 percent of its market value.<br />
Olympus’s managers faced much heckling<br />
at its shareholders’ meeting in June.<br />
The company is now facing legal action<br />
from its shareholders.<br />
Kengo Nishiyama, a corporate governance<br />
analyst at Nomura Securities, said<br />
such scandals were particularly damaging<br />
for Japanese companies because their<br />
shares were supposed to be low-risk, lowreturn<br />
investments. “Investors are right<br />
to be concerned,” Mr. Nishiyama said.<br />
In a survey carried out by Mr. Nishiyama<br />
last month of 1,000 individual investors,<br />
a record 14.5 percent said this year<br />
they intended to vote against the appointment<br />
of directors and auditors chosen by<br />
the company.<br />
Japanese companies have traditionally<br />
made it as difficult as possible for individual<br />
investors to raise their voices, for example<br />
by holding shareholders’ meetings<br />
on the same day as other companies. The<br />
peak for this year was June 27, when 709<br />
companies held shareholder meetings<br />
— representing 42 percent of companies<br />
with financial years ending in March listed<br />
on the Tokyo Stock Exchange.<br />
But there are some seeds of change.<br />
Some companies, especially new ones,<br />
are starting to hold shareholders’ meetings<br />
on weekends to encourage more<br />
individual shareholders to attend. The<br />
start-up Lifenet Insurance, for example,<br />
held its first investors’ meeting on June<br />
24, a Sunday, one of 33 companies to hold<br />
weekend meetings.<br />
“For us, the more information we put<br />
out there, the better,” said Daisuke Iwase,<br />
Lifenet’s co-founder and executive vice<br />
president.<br />
Fundamental changes are yet to come.<br />
At the shareholders’ meeting for Tokyo<br />
Electric Power, operator of the Fukushima<br />
nuclear power plant, motions were<br />
brought forward by individual investors,<br />
including providing lifelong health care<br />
for nuclear workers and selling off assets<br />
to raise money for compensation. “As the<br />
company behind a devastating disaster,<br />
we feel it needs to go that distance,” said<br />
Yui Kimura, an individual investor.<br />
The motions were voted down, one after<br />
another.<br />
ISSEI KATO/REUTERS<br />
Protesters at Tokyo Electric Power’s<br />
annual general shareholders’<br />
meeting on June 27.<br />
By RON GLUCKMAN<br />
PHNOM PENH, Cambodia — For an<br />
Internet start-up, Arjuni faces more challenges<br />
than usual.<br />
The e-commerce site that sells hair<br />
extensions operates out of a five-story<br />
building here that lacks elevators and,<br />
sometimes, power. Employees typically<br />
have to travel to remote villages by motorbike<br />
or on foot to pick up the goods that<br />
Arjuni sells. And the office floor is cluttered<br />
with piles of hair strands instead of<br />
computers.<br />
But in just two years, the company has<br />
grown from a handful of employees to 80,<br />
and it now makes more than $1 million in<br />
revenue. The start-up is also slowly gaining<br />
market share from the industry’s<br />
dominant players in India and China, as<br />
well as retailers in the United States and<br />
Europe.<br />
“We not only buy and collect the hair<br />
ourselves, but sell it directly to our customers.<br />
This makes us stand out,” founder<br />
Janice Wilson said.<br />
India has long provided much of the<br />
world’s natural hair, sold to wholesalers<br />
mainly in China, which in turn marketed<br />
their products to retailers in Europe and<br />
the United States. But Ms. Wilson found<br />
that Cambodians have similar hair quality,<br />
long with cuticles in alignment.<br />
“Probably 99 percent of the world’s<br />
hair comes from India. Nobody had<br />
thought of Cambodia,” said Ms. Wilson,<br />
39.<br />
The hair extensions business generates<br />
annual revenue of $250 million. Extensions<br />
can cost thousands of dollars, but<br />
typically average around $500.<br />
Ms. Wilson said it was important to<br />
her to have a business serve a social<br />
purpose. She now provides employees<br />
with free English, computer and math<br />
classes. A third of workers come from<br />
troubled situations like sex trafficking or<br />
spousal abuse. That effort helped attract<br />
seed capital from a Japanese investment<br />
fund, Arun, formed in 2009 to help social<br />
enterprises in emerging nations. Additional<br />
money came from the Cambodian<br />
Export Market Access Fund, a World<br />
By STANLEY REED<br />
LONDON — No commercially exploitable<br />
oil had been discovered in Kenya until<br />
Tullow Oil began drilling this year in the<br />
blazing savanna of the Rift Valley, about<br />
400 kilometers northwest of Nairobi.<br />
In May, the company said that its first<br />
well had produced promising results, finding<br />
more oil-bearing sands than wells<br />
drilled in the geologically similar Lake<br />
Albert region of Uganda, where Tullow discovered<br />
a 1.1-billion-barrel field in <strong>2006</strong>.<br />
If Kenya turns out to be another Uganda,<br />
Tullow will have been instrumental in<br />
opening four new oil basins in six years.<br />
Three, including the jumbo-size Jubilee<br />
field in the deep waters off Ghana, are<br />
in sub-Saharan Africa. The fourth, off<br />
French Guiana in South America, was the<br />
payoff of a bet that the same oil-bearing<br />
rocks found in West African waters would<br />
also be present off the coast of Latin<br />
America.<br />
“On their track record — you have to say<br />
it is really good,” said Neil Piggott, who<br />
heads exploration in Brazil for BP.<br />
Tullow was founded in the mid-1980s by<br />
Aidan Heavey, an accountant for the Irish<br />
Bank-financed project that helps companies<br />
trying to develop exports. The<br />
rest came from her savings, friends and<br />
family.<br />
Like many new ventures, Arjuni is<br />
harnessing the latest Internet tools like<br />
Twitter and social media to build a loyal<br />
customer base. Customers eagerly describe<br />
their orders on home videos that<br />
they upload on YouTube.<br />
Ms. Wilson, originally from Green Bay,<br />
Wisconsin, is a lawyer by training. When<br />
she was on vacation in Cambodia four<br />
years ago, she began thinking about opportunities<br />
to start a business here.<br />
She started off in real estate, but Cam-<br />
airline Aer Lingus, who was intrigued by<br />
the idea of working over small oil fields<br />
in Africa that the large companies had<br />
missed.<br />
Under Mr. Heavey, the London-based<br />
company has grown into an exploration<br />
juggernaut with operations in more than<br />
20 countries and a stock market valuation<br />
of about $22 billion. Tullow plans to spend<br />
$1 billion this year on exploration and appraisal,<br />
nearly as much as its 2011 operating<br />
profit.<br />
The company’s output is growing fast,<br />
but remains small at 78,200 barrels a day of<br />
oil and oil equivalents for 2011.<br />
Analysts place Tullow in the vanguard of<br />
a cutting edge group of oil companies that<br />
includes the American companies Anadarko<br />
Petroleum and Kosmos Energy.<br />
Tullow strikes oil in about 70 percent of<br />
its exploration and appraisal wells, about<br />
double the industry average, according<br />
to Rob West, an analyst at Bernstein Research<br />
in London.<br />
The company’s challenge is that as it<br />
grows and tries to produce oil, not just find<br />
it, it will run into increasing problems and<br />
costs.<br />
money & business<br />
PHOTOGRAPHS BY RON GLUCKMAN FOR THE NEW YORK TIMES<br />
Profiting From Exported Cambodian Hair<br />
Arjuni, a start-up in Phnom Penh, is slowly gaining market share in the<br />
lucrative hair extension business. Janice Wilson is the company founder.<br />
A Web start-up is<br />
threatening India’s<br />
monopoly on hair.<br />
An Oil Company Finds Success<br />
In Places That Others Ignore<br />
bodia’s property market fell with the<br />
global economy. The collapse of Cambodia’s<br />
textile industry largely led to her<br />
idea. Cambodian workers with sewing<br />
skills were suddenly unemployed.<br />
Hair extensions made from natural human<br />
hair must be cut, cleaned and sewn<br />
into individual pieces.<br />
“It was low-tech, they just needed<br />
to learn how to make them, and we just<br />
needed sewing machines. We could use<br />
the skills already here,” she said. Natural<br />
hair makes the best extensions.<br />
This spring, Arjuni started a series<br />
of in-person events in the United States<br />
called Halo, where the staff could meet<br />
and help groom customers. “Do I feel I<br />
have aged a lot? Definitely,” Ms. Wilson<br />
said. “But I love being an entrepreneur. I<br />
love the challenges.<br />
“When I worked in a law office, I was<br />
bored out of my mind,” Ms. Wilson said.<br />
“When you have this entrepreneurial<br />
spirit, you just have to do it.”<br />
Discovering vast oil fields<br />
passed over by the larger<br />
drilling companies.<br />
“They are trying to turn themselves into<br />
a Shell. It is difficult to do that successfully,”<br />
said Stuart Joyner, an analyst at Investec<br />
Securities in London.<br />
The company’s exploration chief, Angus<br />
McCoss, said that Tullow ignored industry<br />
dogmas and did “its own thing.”<br />
BP, for instance, decided not to partici-<br />
Hedge Fund Directors<br />
Are Busy in Caymans<br />
By AZAM AHMED<br />
GEORGETOWN, Cayman Islands — In<br />
the last decade, as hedge funds ballooned<br />
in size and number to become a dominant<br />
force in the investing universe, directorship<br />
services have grown from a cottage<br />
industry into a big business on the Cayman<br />
Islands. Many funds run by United States<br />
money managers have their legal residence<br />
here for tax reasons. And because of a quirk<br />
in the island’s tax code, these funds must<br />
appoint a board.<br />
As a result, dozens of operations have<br />
sprouted up on the Caymans to supply<br />
directors, from one-man bucket shops to<br />
powerhouse law firms. Directors are often<br />
Cayman-based professionals: accountants,<br />
lawyers and administrators<br />
of hedge<br />
funds.<br />
They are rarely<br />
investors, though.<br />
Ostensibly, directors<br />
offer guidance<br />
and oversight to the<br />
funds. In return, a<br />
director is typically<br />
paid anywhere from<br />
$5,000 to $30,000<br />
a year. With more<br />
than 9,000 funds domiciled<br />
on the tiny<br />
island, business is<br />
booming.<br />
And so is a debate.<br />
Major investors and<br />
others are starting<br />
to question the value<br />
of offshore directors,<br />
especially in light of<br />
recent hedge fund<br />
frauds, liquidations<br />
and missteps. An<br />
analysis of thousands<br />
of United<br />
States securities<br />
filings by The New<br />
York Times shows<br />
that dozens of directors<br />
sit on the boards<br />
of 24 or more funds in<br />
the Caymans, which<br />
individually are supposed<br />
to be overseeing<br />
tens of billions<br />
of dollars in assets.<br />
Some hold more than<br />
100 directorships,<br />
and one particularly<br />
busy director sits on<br />
the boards of about<br />
260 hedge funds.<br />
Serving on Many Boards<br />
Some directors serve on numerous boards of hedge funds registered in<br />
the Cayman Islands. Figures are based on regulatory filings.<br />
David Bree<br />
BOARDS OF<br />
HEDGE FUNDS<br />
262<br />
Ronan Guilfoyle 195<br />
Don M. Seymour 186<br />
Roger H. Hanson 125<br />
J. Dennis Hunter 99<br />
Michelle Wilson-Clarke 94<br />
Christopher Bowring 87<br />
Karla J. Bodden 81<br />
Ian Goodall<br />
79<br />
Geoffrey Charles Ruddick 79<br />
Aldo Ghisletta<br />
72<br />
Linburgh Martin 70<br />
Peter M.O. Young 65<br />
Martin Lang<br />
59<br />
James Michael Keyes 59<br />
Martin Byrne<br />
58<br />
Scott Dakers<br />
57<br />
Laren B. Gillespie 54<br />
Patrick Harrigan 51<br />
Evan C. Burtton 50<br />
Ronan Daly<br />
48<br />
Sean Flynn<br />
48<br />
William E.J. Walmsley 43<br />
David Francis DeRosa 41<br />
Philip Cater<br />
40<br />
Data as of December 2011.<br />
*Figures include money borrowed to increase overall investment pool.<br />
Source: fundgov.org<br />
“You might as well save your $5,000 and<br />
buy a rubber stamp,” said Luke Dixon, a<br />
senior investment manager at the British<br />
pension fund USS, which oversees more<br />
than $50 billion.<br />
Directors have also been the target of<br />
lawsuits. A recent fraud case found two<br />
directors, who happened to be relatives of<br />
the hedge fund manager, liable for $111 million.<br />
The subject of directors has become an<br />
industry obsession, headlining hedge fund<br />
conferences, including one in April at the<br />
Grand Cayman Ritz Carlton.<br />
The rise of the director-for-hire business<br />
— and the questions that surround it — underscore<br />
a transition for hedge funds.<br />
As the industry sheds its cowboy culture<br />
for a more button-down approach, it<br />
is adopting the structure and practices of<br />
mainstream investment firms.<br />
But even as funds hire compliance officers<br />
and marketers, some corners of the<br />
industry remain in a state of arrested development.<br />
“The hedge fund industry is still trying to<br />
figure out what it wants to be when it grows<br />
up,” said Greg Robbins, the chief operating<br />
officer at a unit of Mesirow Financial. “Like<br />
any industry, it is just going to have to get<br />
embarrassed along the way to stop doing<br />
the silly stuff it used to do.”<br />
The data for this article was drawn largely<br />
from filings made with the Securities<br />
and Exchange Commission, which oversees<br />
trading and the stock exchanges in the<br />
United States. Yet the directorships cited<br />
are only for funds with American investors,<br />
TULLOW<br />
pate in early drilling in the deep waters off<br />
Ghana, because the geology there often<br />
leads to expensive dry holes, Mr. Piggott<br />
said. Kosmos and Tullow wound up finding<br />
Jubilee, one of Africa’s larger fields, in<br />
2007.<br />
Mr. McCoss says he believes the Jubilee<br />
field is part of a rich geological trend that<br />
stretches up the coast of West Africa and<br />
is found across the Atlantic. According<br />
to this theory, under the waters off Latin<br />
America is a mirror image of the rich oil<br />
deposits off West Africa, left there when<br />
an ancient land mass called Pangaea split<br />
apart.<br />
Mr. McCoss tested his thinking when<br />
Tullow drilled a well off French Guiana. In<br />
omitting thousands of funds that manage<br />
strictly overseas money.<br />
Mesirow and other hedge fund investors,<br />
including USS and Man Group, have<br />
been clamoring for greater disclosure on<br />
how many boards directors serve on. They<br />
have taken their grievances to the Cayman<br />
Islands Monetary Authority, the local<br />
regulator, which has so far declined to release<br />
the information. Financial services<br />
are the island’s lifeblood, accounting for<br />
more than 35 percent of its gross domestic<br />
product and employing about 15 percent of<br />
the work force, according to a 2008 study<br />
by Oxford Economics, an economics consultancy.<br />
At the heart of the hedge fund business<br />
TOTAL ASSETS UNDER<br />
MANAGEMENT, IN BILLIONS*<br />
$94.1<br />
59.1<br />
53.8<br />
22.3<br />
62.6<br />
37.8<br />
32.1<br />
55.9<br />
36.4<br />
28.6<br />
26.3<br />
71.2<br />
20.2<br />
59.0<br />
11.9<br />
25.7<br />
10.0<br />
9.6<br />
6.7<br />
8.5<br />
10.5<br />
1.7<br />
15.4<br />
64.9<br />
10.8<br />
THE NEW YORK TIMES<br />
here is Don Seymour, who has financed a<br />
mini-empire on the island with his directorship<br />
services company, DMS Management.<br />
Mr. Seymour, a onetime hedge fund<br />
auditor at PricewaterhouseCoopers, declines<br />
to say how many boards he sits on,<br />
though he says he selectively tells investors.<br />
A review of the S.E.C. filings shows<br />
Mr. Seymour occupies roughly 180 board<br />
seats, according to the Foundation for<br />
Fund Governance.<br />
The growing debate, Mr. Seymour says, is<br />
driven by competitors eager to snag a share<br />
of his business. “We have a bit of a Goldman<br />
Sachs problem,” he reflected from his company’s<br />
offices at DMS House. “We are the<br />
worldwide leader in fund governance.”<br />
Some large hedge fund firms choose to<br />
stock their boards with people who work<br />
for the hedge funds or their lawyers.<br />
In addition to firms like DMS and IMS,<br />
law firms like Ogier on the Cayman Islands<br />
offer hedge funds director services. That<br />
has raised questions about the dual role<br />
they can play, representing the hedge fund<br />
as counsel, and the investors of the same<br />
fund as directors.<br />
The prominent law firm Walkers sold<br />
its directorship business. Before that, two<br />
Walkers directors had come under scrutiny<br />
for their oversight of two collapsed hedge<br />
funds of Bear Stearns Asset Management,<br />
which the law firm also counted as a legal<br />
services client.<br />
“There is a trend toward complete independence,”<br />
said Ingrid Pierce, a partner at<br />
Walkers. “I think we’ll see more of that.”<br />
Tullow Oil, based in London, began<br />
drilling in northern Kenya this year.<br />
The Ngamia rig site.<br />
September, Tullow said it had found a large<br />
quantity of oil. Mr. McCoss says it could<br />
have a billion barrels or more of recoverable<br />
oil.<br />
This month, Tullow announced a discovery<br />
off Ivory Coast, buttressing Mr. Mc-<br />
Coss’s theory.<br />
The Kenya discovery is a land-based application<br />
of Mr. McCoss’s approach. After<br />
raising cash from its Uganda find, Tullow<br />
went in search of similar rift valley plays in<br />
Kenya and Ethiopia. Tullow has put together<br />
100,000 square kilometers of exploration<br />
territory for only about $23 million.<br />
As new areas are opened up to oil drilling,<br />
one concern is disruption to local environment<br />
and culture.<br />
Tullow, for example, is working in the<br />
Turkana Basin of northern Kenya, the location<br />
of some of the richest early hominid<br />
sites on the planet. The paleoanthropologist<br />
Richard Leakey, working there since<br />
1968, said there were still scars on the landscape<br />
from previous exploration by Shell.<br />
But Tullow’s attitude has been different, he<br />
said, giving credit to Mr. Heavey. “He has<br />
shown to be a very decent person with a<br />
very good attitude toward the responsibilities<br />
an oil company might have to an area<br />
like this.”
6 sÜddeutsche zeitung MONDAY, JULY 16, 2012<br />
CHESTER HIGGINS JR./THE NEW YORK TIMES<br />
A Writer<br />
Perseveres<br />
In Iran<br />
By LARRY ROHTER<br />
After being arrested in 1974 by the<br />
Savak, the shah’s secret police, the<br />
Iranian writer Mahmoud Dowlatabadi<br />
asked his interrogators just what crime<br />
he had committed. “None,” he recalled<br />
them responding, “but everyone we arrest<br />
seems to have copies of your novels,<br />
so that makes you provocative to revolutionaries.”<br />
Since then Iran has, of course, experienced<br />
an Islamic revolution and<br />
three decades of theocratic rule, and<br />
Mr. Dowlatabadi, now 71, has gone on<br />
to write numerous other books, including<br />
“The Colonel,” which has just been<br />
published in the United States. But one<br />
thing remains unchanged: Those in<br />
power in Iran continue to regard him<br />
and his work as subversive.<br />
“As a writer I embarked on a path of<br />
creating epic narratives of my country,<br />
which necessarily contain a lot of history<br />
which has not been written,” Mr.<br />
Dowlatabadi said. “But in doing that I<br />
have been required to have lots of patience,<br />
perseverance and very few expectations<br />
from life.”<br />
“The Colonel,” a novel about the 1979<br />
revolution and its violent aftermath, is<br />
a case in point. The five children of the<br />
title character, an officer in the shah’s<br />
army, have all taken different political<br />
paths and paid a heavy price. The story<br />
unfolds on one rainy night as the colonel<br />
is trying to retrieve and bury the body<br />
of his youngest daughter, who has been<br />
tortured to death for handing out leaflets<br />
criticizing the new regime.<br />
“It’s about time everyone even remotely<br />
interested in Iran read this novel,”<br />
The Independent of London said in<br />
a review when “The Colonel” was published<br />
in Britain last fall, describing it<br />
as a powerful portrayal of “a society<br />
ravaged by a warped morality.”<br />
The novel was written in the early<br />
1980s, around the time of the events it<br />
describes, when prominent intellectu-<br />
“Either they would take me<br />
to prison or prevent me<br />
from working. They would have<br />
their ways.”<br />
Mahmoud dowlatabadi<br />
Iranian writer<br />
als were being executed, and Mr. Dowlatabadi<br />
was called in for questioning. “I<br />
hid it in a drawer when I finished,” said<br />
Mr. Dowlatabadi, fearing it would lead<br />
to his being blacklisted, which would<br />
have interfered with other projects he<br />
had in mind, including what became<br />
“Bygone Days of the Elderly.”<br />
“I did not want even to have this on<br />
their radar,” he said, referring to “The<br />
Colonel.” “Either they would take me<br />
to prison or prevent me from working.<br />
They would have their ways. After I<br />
wrote this, but when they still didn’t<br />
know I had written it, they gave me a<br />
warning that I shouldn’t teach at the<br />
university anymore, that I should just<br />
sit at home and keep quiet. ”<br />
“The Colonel,” though available in<br />
English and German, does not yet exist<br />
in an authorized Persian-language<br />
version. Mr. Dowlatabadi said he finally<br />
submitted the manuscript three years<br />
ago to censors at the Ministry of Culture<br />
and Islamic Guidance, which must<br />
approve all books before publication in<br />
Iran, but received no response until Iranian<br />
readers heard about the book and<br />
began clamoring for access to it.<br />
“Finally the vice chairman of books<br />
in the ministry read it,” Mr. Dowlatabadi<br />
said, “and under pressure responded:<br />
‘Yes, it’s a good book. But it’s<br />
a different account of the revolution.’<br />
He said, ‘This is not our understanding<br />
of how the revolution occurred.’ So<br />
I said, ‘But it is my understanding of<br />
what occurred.’ In the meantime they<br />
didn’t say yes, and they didn’t say no.<br />
So it’s still stuck.”<br />
To have “The Colonel” published in<br />
Persian, Mr. Dowlatabadi could theoretically<br />
turn to one of the émigré presses,<br />
or even authorize a kind of samizdat<br />
edition for circulation in Iran. But he<br />
said he did not want to do that.<br />
“My philosophy, my way of working,<br />
is not by confrontation,” he said. “I want<br />
to keep writing and keep being an Iranian<br />
novelist in Iran.”<br />
Yes, he continued, “I have written<br />
things that if you read them they create<br />
questions in your head,” but he added:<br />
“I did not do it confrontationally, against<br />
the state. In fact it’s a good thing for the<br />
regime — past, present and future —<br />
to have the experience of writers who<br />
work within the system.”<br />
By JON CARAMANICA<br />
LOS ANGELES — Pop music’s celebrity<br />
universe has widened in recent years to include<br />
producers and songwriters; they’re<br />
as crucial to what you hear on the radio as<br />
the stars, and increasingly known to the<br />
public. But there are deeper levels of highly<br />
specialized talent that often go unrecognized.<br />
Kuk Harrell is among them.<br />
The job of Mr. Harrell, 47, whose clients<br />
include Justin Bieber, Rihanna and Jennifer<br />
Lopez, is to make sure a star’s vocal is as<br />
powerful and flawless as it can be.<br />
In the studio, rarely, if ever, does a star<br />
sing a song the whole way through. A singer<br />
working with Mr. Harrell covers a few bars<br />
over and over, with different emphases and<br />
inflections, until Mr.<br />
Harrell hears what he<br />
wants. The process re-<br />
peats for each section.<br />
Only after the singer is<br />
gone are the best pieces<br />
stitched together into<br />
the song you hear.<br />
Mr. Harrell’s work<br />
begins long before his<br />
clients show up in the<br />
studio, as he picks what kinds of sound<br />
equipment will be best.<br />
As the artist sings, Mr. Harrell’s eyes remain<br />
fixed on the computer screen, where<br />
each new take is represented in Pro Tools,<br />
the production software, by a jagged line.<br />
The data pile up. “I’ll take it in chunks,” he<br />
explained. “If they sang it amazing, I’ll get<br />
the first chunk and go, ‘Oh that was beautiful.’<br />
Boom. I’ll drag that up.”<br />
The process then repeats. “All the way<br />
down, until I get to the end of the record.”<br />
After an hour or two of takes the singer’s<br />
work is done. Mr. Harrell then “tunes” the<br />
compiled vocal, making sure of the pitch,<br />
By GINANNE BROWNELL<br />
WARSAW — Zuzanna Ziolkowska learned<br />
of her Jewish roots about a decade ago.<br />
Her mother told her casually over lunch<br />
one afternoon that Ms. Ziolkowska’s father,<br />
with whom she has no contact, was Jewish.<br />
Though she was a bit shocked, she said that<br />
even as a young girl she had been keenly<br />
interested in and felt a connection to Jewish<br />
history and literature.<br />
Since that conversation, the 30-year-old<br />
artist has been exploring her identity and<br />
what it means to be Jewish in several of<br />
her works. This spring she participated in<br />
a group show at the city gallery in Bielsko-<br />
Biala; she painted a column in the gallery<br />
in red and yellow to represent the red and<br />
yellow synagogue that was destroyed during<br />
World War II and was located where the<br />
gallery now stands.<br />
“Painting is the way to express perceptions<br />
of reality, and for me, it is a way to<br />
work the past out,” she said.<br />
Ms. Ziolkowska is one of a growing number<br />
of artists exploring the dichotomy of<br />
being both Polish and Jewish in modern<br />
Poland. Writers, playwrights, filmmakers<br />
and visual artists are tackling everything<br />
from anti-Semitism and the Holocaust to<br />
their families’ Communist pasts and identity<br />
issues.<br />
“You cannot imagine Polish culture with-<br />
and “grooves” it, matching it to the rhythm<br />
of the backing track.<br />
He says most of his work is getting stars<br />
to trust him. “It’s never, ‘Man, you screwed<br />
up,’ ” he said. “I can tell Jennifer she’s not<br />
singing it the right way without telling<br />
her that she’s not singing it the right way:<br />
‘Give it a sexy vibe like you’re singing in the<br />
shower.’ ”<br />
Ms. Lopez said Mr. Harrell “can find your<br />
strengths.”<br />
“One of his favorite lines,” she says, is:<br />
“ ‘That’s a superstar performance right<br />
there! That’s it!’ And it just makes you feel<br />
so great about what you’re doing.”<br />
For each of his regular artists Mr. Harrell<br />
has a bank of such phrases. With Rihanna<br />
he’ll push her with<br />
“There she is! She just<br />
showed up!”<br />
The final product<br />
then, blends the songwriter’s<br />
original lyric<br />
and melody, the singer’s<br />
particular tone<br />
and approach, and Mr.<br />
Harrell’s instincts.<br />
“He knows where<br />
my voice can sit and what notes I can hit,”<br />
said Mr. Bieber, for whom Mr. Harrell has<br />
“become kind of an uncle.”<br />
But Mr. Harrell noted, “If I’m not careful,<br />
I can let that turn into, ‘We’re buddies, we<br />
hang out,’ and I can’t press him.”<br />
When superstars work with Mr. Harrell,<br />
they aren’t running to the machines and<br />
away from their own voices. Rather, they’re<br />
trying to ensure that they sound as engaged<br />
and alive as possible.<br />
“We want to enhance the artist’s authenticity,”<br />
said Chris Hicks, who was executive<br />
vice president at Island Def Jam, home to<br />
Mr. Bieber, Ms. Lopez and Rihanna. “You<br />
out Jewish culture,” said Pawel Passini, a<br />
Lublin-based director and playwright. “I<br />
think most people are conscious of that; the<br />
problem is how to say it and let people deal<br />
with it.”<br />
One way has been a trend in Jewish festivals<br />
that, instead of focusing on traditional<br />
Polish-Jewish culture from the past, are<br />
highlighting contemporary artistic life.<br />
The 7@Nite festival in Krakow recently<br />
opened the city’s seven synagogues at night<br />
to host everything from a fashion show to an<br />
exhibition on synagogue architecture. And<br />
Warsaw is host to festivals throughout the<br />
year — including the recent Jewish Book<br />
Days and Jewish Motifs International Film<br />
Festival — that are highlighting contributions<br />
to Jewish and Polish culture.<br />
“In many ways, the idea of Judaism in<br />
Poland is frozen in 1939 because that was<br />
the last time there was a large visible presence,”<br />
said Jonathan Ornstein, the director<br />
of Krakow’s Jewish Community Center.<br />
arts & styles<br />
The Silent Partner Behind the Voices of the Stars<br />
An expert at coaxing<br />
stars to sound more<br />
like themselves.<br />
buy a Bieber or Rihanna because you believe<br />
in them, and this is part of that.”<br />
It falls to Mr. Harrell not just to elicit<br />
sterling vocals, but also to highlight what’s<br />
distinctive about each voice: Ms. Lopez’s<br />
blend of husk and flirt, Rihanna’s petulant<br />
purr, Mr. Bieber’s sweet coo.<br />
“Rihanna, you hear two bars — Oh, my<br />
God, that’s Rihanna,” Mr. Harrell said.<br />
Having the certainty of Mr. Harrell’s ear<br />
comes with a price: several thousand dollars<br />
per song and a cut of the royalties.<br />
“Believe,” Mr. Bieber’s second full-length<br />
album, which was released last month, had<br />
MONIKA BLEDOWSKA AND MARCIN FRANCZAK<br />
Poles are reasserting their Jewish roots. A graphic on display at Krakow’s 7@Nite event.<br />
Polish Jews Re-emerge on the Arts Scene<br />
Across Warsaw and<br />
Krakow, a rekindling of a<br />
culture lost to war.<br />
“There is this idea that Jews only listen to<br />
klezmer music, they have long beards and<br />
speak Yiddish.”<br />
Due to World War II, by 1950, Poland’s<br />
Jewish population had dropped from more<br />
than three million to about 45,000. The population<br />
shrank further with the emigration<br />
of more than 10,000 Jews between 1968 and<br />
1969 when authorities adopted anti-Jewish<br />
policies in response to Israel’s Six Day War.<br />
Those who chose to stay in Poland —<br />
estimates for the community now vary<br />
from 10,000 to 20,000 — tended to be either<br />
staunch Communists or those who had concealed<br />
their Jewish roots. That meant that<br />
Jewish Poles involved in the arts tended to<br />
shy away from dealing with the Holocaust<br />
and their Jewish past in general.<br />
But starting in the late 1970s, Poles began<br />
to explore the country’s Jewish past and<br />
culture, and from the late 1980s, Jewish culture<br />
has become more popular in Poland.<br />
Mikolaj Lozinski, a graduate of the Sorbonne,<br />
said it was the process of writing his<br />
semi-autobiographical novel “Ksiazka”<br />
(The Book) that helped give him an understanding<br />
of how being Jewish influenced<br />
his parents, grandparents and himself.<br />
“I started to feel how important for me it<br />
is that I have those Jewish roots,” he said.<br />
“I think for my generation it is much easier<br />
than for my parents’ generation.”<br />
STEPHANIE DIANI FOR THE NEW YORK TIMES<br />
the biggest first week of any album this<br />
year, selling 374,000 copies, according to<br />
Nielsen SoundScan. Its first single, “Boyfriend,”<br />
has already sold more than 2.5 million<br />
copies.<br />
“Doing what I do you can make over a million<br />
a year,” Mr. Harrell said in an e-mail.<br />
He has also expanded beyond vocal production.<br />
Interscope has given him his own<br />
imprint, Suga Wuga Entertainment, to<br />
which he’s signed a sister pop trio, Calvillo,<br />
and a rock band, Savannah Van Band. He<br />
often works with his primary clients on live<br />
shows, TV appearances and more.<br />
By KRISTIN HOHENADEL<br />
“The things that I prefer in this world,<br />
my reasons for living, are books and<br />
women,” the French director Benoît Jacquot<br />
said. “For me the cinema is the best<br />
way to unite them.”<br />
His new film, “Farewell, My Queen,” is<br />
adapted from a prize-winning 2002 book<br />
by the French writer Chantal Thomas.<br />
(Mr. Jacquot wrote the screenplay with<br />
Gilles Taurand.) The movie, which<br />
opened this year’s Berlin Film Festival,<br />
was released across Europe during<br />
spring and summer. Set in the final days<br />
before the French Revolution, it revolves<br />
around a romantic triangle of Marie Antoinette<br />
(Diane Kruger), her confidante<br />
Madame de Polignac (Virginie Ledoyen)<br />
and Sidonie Laborde (Léa Seydoux),<br />
a servant whose task it is to read to the<br />
queen.<br />
Mr. Jacquot’s love for literature has inspired<br />
projects including a screen adaptation<br />
of an unfinished book by Marivaux<br />
(“Marianne,” from 1997, starring Ms.<br />
Ledoyen) and a movie about the Marquis<br />
de Sade (“Sade,” with Daniel Auteuil in<br />
the lead role, in 2000).<br />
He said he knew from the first page<br />
that he wanted to adapt Ms. Thomas’s<br />
book into a film, intrigued by how it focuses<br />
on a single point of view, a strategy<br />
he has employed in other films that follow<br />
young women grappling with dramatic<br />
events in brief spans. The book’s<br />
narrator was a middle-aged Sidonie<br />
looking back on the events of her youth;<br />
Mr. Jacquot has her dealing with them in<br />
the present.<br />
“I think one of the things that attracted<br />
Benoît is that the story is told from<br />
an entirely feminine point of view,” Ms.<br />
Thomas said by telephone from Paris. “I<br />
think that desire is what makes us create.<br />
It’s part of our creative genius. In<br />
Benoît’s case his way of seeing and his<br />
intelligence are inseparable from a certain<br />
eroticism.”<br />
Mr. Jacquot, 65, decided to become a<br />
filmmaker at 13, influenced by American<br />
movies and the French New Wave.<br />
He began his film career in his early 20s<br />
as an assistant to Marguerite Duras and<br />
wrote and directed his first film in 1975.<br />
But his career, which includes documentaries,<br />
television, theater and opera<br />
productions in addition to feature films,<br />
began to take its defining turn in the late<br />
1980s.<br />
In 1990 he made “The Disenchanted”<br />
with a 17-year-old Judith Godrèche, a<br />
real-life love interest whom he had first<br />
Kuk Harrell, center, splices bits of<br />
a song into a whole for singers like<br />
Rihanna, Jennifer Lopez and Justin<br />
Bieber, near left.<br />
During one stretch last year he was working<br />
with Rihanna in London, while wrapping<br />
up Mr. Bieber’s Christmas album,<br />
twice flying back to the United States to<br />
work with Ms. Lopez. In between sessions<br />
for “Believe” in February, he squeezed in a<br />
night working on a song for Ciara, and got a<br />
call to work on the debut album by Melanie<br />
Amaro, a television song contest winner.<br />
Last month he traveled to Panama, Venezuela,<br />
Chile, Argentina and Brazil with Ms.<br />
Lopez on her world tour. This year he’s also<br />
worked with Cher, Celine Dion and Keyshia<br />
Cole.<br />
One February night in the studio, Mr.<br />
Bieber, a day away from his 18th birthday,<br />
was working on “Believe,” the new album’s<br />
title track. He took the song’s soaring<br />
hook: “I don’t know how I got here/I knew<br />
it wouldn’t be easy/But your faith in me was<br />
so clear/It didn’t matter how many times I<br />
got knocked on the floor.”<br />
Mr. Harrell shouted, “I love it. I love that<br />
soft tone too.”<br />
Mr. Bieber called back, “Do it again?”<br />
“Absolutely,” Mr. Harrell said. “You killin’<br />
it. I just need to understand you just a<br />
little bit more.”<br />
Mr. Bieber tried again.<br />
“Wooooooo!” Mr. Harrell exulted.<br />
“That’s incredible.”<br />
Mr. Bieber came out of the booth. “I’m so<br />
excited for my birthday, I can hardly even<br />
concentrate,” he said.<br />
“But you’re killin’ it, though,” Mr. Harrell<br />
replied. And with that, Mr. Bieber went<br />
back to work.<br />
French Director’s Obsession<br />
With ‘Mystery of Women’<br />
chosen for a role in his 1988 film “The Beggars.”<br />
The movie was a popular success,<br />
and Mr. Jacquot became known for films<br />
that often focused on young female leads.<br />
In 1995 “A Single Girl,” starring a 17-yearold<br />
Ms. Ledoyen, was<br />
another hit that put Ms.<br />
Ledoyen on people’s<br />
radar.<br />
“Benoît is someone<br />
who in a certain way<br />
doesn’t change,” Ms.<br />
Ledoyen, now 35, said<br />
by telephone from<br />
Paris. “He stays very<br />
loyal to his desires, to<br />
his vision of cinema, and that’s his great<br />
strength. It had been more than 15 years<br />
since we had worked together, but it felt<br />
like yesterday.”<br />
He happily admits a fixation with girls<br />
on the brink of womanhood.<br />
“It’s a very filmable age where one<br />
passes from one state to another and the<br />
cinema represents that better than anything,”<br />
he said. And he claims it’s something<br />
of a job requirement to fall in love<br />
A filmmaker who admits<br />
he aims to fall in love<br />
with his actresses.<br />
with his every ingénue. “I can’t imagine<br />
filming an actress without having some<br />
kind of amorous link with her, it’s impossible,”<br />
he said. “Even if it’s just one scene,<br />
there’s something amorous about the act<br />
of filming a woman.”<br />
Ms. Seydoux, 26, said by telephone from<br />
Paris: “Benoît is a bit like a woman in his<br />
desire to be swept off his feet. He’s pretty<br />
feminine himself, and he’s attracted to<br />
women and obsessed with femininity,<br />
and I think the mystery of women is allencompassing<br />
for him. The way he films<br />
an actress is his way of making love to her,<br />
it’s very personal.”<br />
Mr. Jacquot said he hopes to keep chasing<br />
pretty girls down the street with his<br />
camera as long as he can get away with it.<br />
Despite his decades-long quest, he said he<br />
isn’t sure he understands the opposite sex<br />
any better than he ever did.<br />
“I don’t know how to explain it,” he said.<br />
“It’s like the horizon: the closer you get,<br />
the farther away it seems.”<br />
CAROLE BETHUEL/COHEN MEDIA GROUP; TOP, VALERIE MACON/GETTY IMAGES<br />
Diane Kruger as Marie Antoinette in Benoît Jacquot’s new film, “Farewell,<br />
My Queen,” set in the final days before the outbreak of the French Revolution.