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MICHAEL WEINRICH: Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene 20<br />
ters seiner Theologie ist, so zeigt sich hier zugleich <strong>de</strong>r hohe Anspruch<br />
seiner Theologie, <strong>de</strong>r mit als ein Grund dafÅr angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n kann, dass seinen BemÅhungen lÖngst nicht immer Erfolg<br />
beschie<strong>de</strong>n gewesen ist, <strong>de</strong>nn Calvin stellte sich mit seiner Erwartung<br />
gegen die sich ausbreiten<strong>de</strong> Stimmung, in welcher <strong>de</strong>r Aufschwung<br />
<strong>de</strong>s Nationalismus begrÅát wur<strong>de</strong>. Auch wenn dies mehr<br />
Åber die faktischen Bindungen <strong>de</strong>r Menschen aussagt als Åber eine<br />
KorrekturbedÅrftigkeit <strong>de</strong>s Ükumenischen Konzepts Calvins, so<br />
bleibt es doch als ein wirksamer Faktor zu registrieren. Theologisch<br />
mag es sich recht selbstverstÖndlich anhÜren, dass konsequent<br />
alles Han<strong>de</strong>ln in <strong>de</strong>r Kirche und fÅr die Kirche allein in die<br />
Perspektive <strong>de</strong>r Ehre Gottes zu stellen sei. Wird dies dann aber<br />
auch ernst genommen, so ist es tatsÖchlich sehr hoch gegriffen, so<br />
dass es schnell dazu kommen kann, dass Calvin mit seiner Konzentration<br />
allein dastand. Diese konsequente theologische Sachlichkeit,<br />
die sich immer wie<strong>de</strong>r vor allem gegen nahe liegen<strong>de</strong><br />
menschliche Neigungen stellte, mag auf eine vielleicht psychologisch<br />
nachvollziehbare, aber <strong>de</strong>shalb keineswegs schon ins Recht<br />
gesetzte Weise dazu beigetragen haben, dass man sich seiner immer<br />
wie<strong>de</strong>r nur durch Aversion glaubte erwehren zu kÜnnen, wozu<br />
dann eben auch <strong>de</strong>r unberechtigte Vorwurf <strong>de</strong>r Tyrannei zu<br />
zÖhlen ist 55 . Dass aber seine konsequente Sachlichkeit zutiefst geprÖgt<br />
war von menschlicher Empfindsamkeit und <strong>de</strong>m Wissen um<br />
die zerstÜrerischen KrÖfte <strong>de</strong>r selbstbeharrlichen menschlichen<br />
Eitelkeit, die er auch fÅr sich selbst nicht in Abre<strong>de</strong> stellte, bezeugt<br />
seine atemberauben<strong>de</strong> Korrespon<strong>de</strong>nz, in <strong>de</strong>r er in beeindrucken<strong>de</strong>r<br />
Weise als ein geschickter und weitsichtiger Diplomat<br />
und ein einfÅhlsamer Ratgeber in Erscheinung getreten ist.<br />
Wenn wir kurz auf <strong>de</strong>n Punkt zurÅckkommen, an <strong>de</strong>m wir uns<br />
hier an Calvin gewandt haben, so sind wir bei Calvin we<strong>de</strong>r auf<br />
eine Äkumene <strong>de</strong>r Selbstgewissheit noch eine Äkumene <strong>de</strong>r<br />
Selbstaufgabe gestoáen, son<strong>de</strong>rn auf ein VerstÖndnis <strong>de</strong>r Kirche,<br />
die ihrem Wesen nach auf <strong>de</strong>m Weg ist, immer noch zu wer<strong>de</strong>n,<br />
was sie ist. Entschie<strong>de</strong>n keine RÅckwÖrtsverteidigung, son<strong>de</strong>rn ein<br />
VorwÖrtsdrÖngen. Ob „Gottes Sein im Wer<strong>de</strong>n“ ist, wie Eberhard<br />
55 Diese EinschÖtzung fin<strong>de</strong>t sich bereits bei K. Bauer, Die Beziehungen (s. Anm. 3),<br />
75; vgl. auch M. Weinrich, Unbequeme, weil konsequente Theologie: Johannes Calvin<br />
und Karl Barth, in: M. Weinrich / U. MÜller (Hg.), Calvin heute. Impulse <strong>de</strong>r <strong>reformiert</strong>en<br />
Theologie fÅr die Zukunft <strong>de</strong>r Kirche, Neukirchen-Vluyn 2009, 79–95.<br />
Datei: Vorträge / Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene.doc / Bearbeitung: 28. Okt. 2009 / Druck: 31.10.2009 /22:43.