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MICHAEL WEINRICH: Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene 6<br />
2.1. Unsere Äkumene<br />
Das sagen wir ja gerne: Reformiert sein, heiát Ükumenisch sein.<br />
Aber es wird heute auch keine Kirche mehr wi<strong>de</strong>rsprechen, wenn<br />
wir sagen wÅr<strong>de</strong>n: Christ sein, heiát Ükumenisch sein. Heute ist<br />
man Ükumenisch, und wer es nicht ist, ist fundamentalistisch o<strong>de</strong>r<br />
sektiererisch. Mag dies noch relativ klar sein, so wird es aber in<br />
<strong>de</strong>m Moment unversehens schwieriger, wenn gesagt wer<strong>de</strong>n soll,<br />
was es wirklich heiát, Ükumenisch zu sein, <strong>de</strong>nn we<strong>de</strong>r geben die<br />
Reformierten mit <strong>de</strong>r Feststellung ihrer ÄkumenizitÖt es auf, <strong>reformiert</strong><br />
zu sein, noch stellt irgend eine an<strong>de</strong>re Kirche ihre Konfession<br />
in Frage, wenn sie auf <strong>de</strong>n Glanz ihrer ÄkumenizitÖt verweist.<br />
Die ebenso gern wie allseits annoncierte ÄkumenizitÖt steht<br />
in einem merkwÅrdigen Wi<strong>de</strong>rspruch zu <strong>de</strong>n BeharrungskrÖften,<br />
die das vermeintlich Eigene verteidigen. Wir haben aus guten<br />
GrÅn<strong>de</strong>n gelernt, ÄkumenizitÖt mit <strong>de</strong>r KonfessionalitÖt zusammen<br />
zu sehen, weil wir erkannt haben, dass die Äkumene kein<br />
kÅnstlich zu etablieren<strong>de</strong>s Abstraktum darstellt, son<strong>de</strong>rn dass ein<br />
Zugang zu ihr nur Åber die Konfessionen mÜglich ist 10 . Ein Bekenntnis<br />
zur âberkonfessionalitÖt kann niemals ein rechtes Bekenntnis<br />
zur Kirche sein, son<strong>de</strong>rn ist ein Wi<strong>de</strong>rspruch in sich<br />
selbst. UngeklÖrt ist allerdings die Frage, was aus <strong>de</strong>r Konfession<br />
wird, wenn dieser Zugang aus <strong>de</strong>r je eigenen Konfession tatsÖchlich<br />
einmal begangen ist.<br />
Das Konzept <strong>de</strong>r Äkumene, auf das sich das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
allen Unterschie<strong>de</strong>n zum Trotz geeinigt hat, geht von <strong>de</strong>r Gegebenheit<br />
von nebeneinan<strong>de</strong>r existieren<strong>de</strong>n Kirchen aus, die – ob<br />
sie wollen o<strong>de</strong>r nicht – faktisch als unterschiedliche Konfessionskirchen<br />
auftreten. Je<strong>de</strong> Kirche ist zunÖchst fÅr sich selbst Kirche,<br />
aber – und das gilt dann als Ükumenisch – es wird auch das GesprÖch<br />
zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren gesucht, die ihrerseits als Kirche in Erscheinung<br />
treten, ganz gleich, ob man <strong>de</strong>ren Anspruch teilt, teilweise<br />
teilt o<strong>de</strong>r eben auch nicht teilt. Bestimmend ist das gemeinsame<br />
GrundverstÖndnis, dass Kirche recht verstan<strong>de</strong>n mehr ist als<br />
das eigene verfasste Kirchesein. In <strong>de</strong>r berÅhmten Toronto-<br />
10 Vgl. dazu M. Weinrich, Die Einheit <strong>de</strong>r Kirche aus reformatorischer Perspektive.<br />
Ein Beitrag zum protestantischen ÄkumeneverstÖndnis, in: EvTh 65 (2005), 196–<br />
210; <strong>de</strong>rs., Die evangelisch-katholische Äkumene. Ermutigungen, Belastungen und<br />
ErnÅchterungen, in: Margot KÖámann (Hg.), Äkumene bewegt. Die Kirchen auf<br />
<strong>de</strong>m Weg zueinan<strong>de</strong>r (Zeitzeichen), Stuttgart 2006, 63–82.<br />
Datei: Vorträge / Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene.doc / Bearbeitung: 28. Okt. 2009 / Druck: 31.10.2009 /22:43.