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MICHAEL WEINRICH: Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene 8<br />

Christenmensch gera<strong>de</strong> frei sei. Wer die Freiheit <strong>de</strong>s Willens lehrt,<br />

beschnei<strong>de</strong>t nicht nur die Freiheit Gottes, son<strong>de</strong>rn hÖlt auch <strong>de</strong>n<br />

Menschen in <strong>de</strong>m GefÖngnis seiner Entscheidungen fest. So wie<br />

die rÜmisch-katholische Kirche von sich als <strong>de</strong>r Kirche im Vollsinn<br />

<strong>de</strong>s Wortes spricht 13 , sprechen wir von <strong>unsere</strong>r Kirche als <strong>de</strong>r<br />

„Kirche <strong>de</strong>r Freiheit“, und dazu gibt es weitaus bessere GrÅn<strong>de</strong><br />

als etwa die EKD in ihrer theologischen Beschei<strong>de</strong>nheit hat erkennen<br />

lassen.<br />

Das entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Problem aber liegt darin, dass <strong>de</strong>r Blick auf<br />

das Defizit <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren die Wahrnehmung <strong>de</strong>r eignen Defizite<br />

verdrÖngt – vor allem <strong>de</strong>s Defizits, ohne die an<strong>de</strong>ren zu sein. Wir<br />

sind schlicht und offenkundig eine <strong>de</strong>fizitÖre Kirche, weil wir ohne<br />

die an<strong>de</strong>ren nicht vollstÖndig sind, ja niemals vollstÖndig sein<br />

kÜnnen, auch wenn wir glauben, alles zu haben, was uns notwendig<br />

erscheint. Ohne die an<strong>de</strong>ren sind wir nicht eine Kirche, weil<br />

wir ohne die an<strong>de</strong>ren nicht die heilige Kirche sein kÜnnen, weil wir<br />

ohne die an<strong>de</strong>ren nicht die katholische d.h. universale Kirche im<br />

recht verstan<strong>de</strong>nen Sinn <strong>de</strong>s Wortes sind, weil wir ohne die an<strong>de</strong>ren<br />

nicht die apostolische Kirche sind – also Fehlanzeige auf <strong>de</strong>r<br />

ganzen Linie <strong>de</strong>ssen, was wir – Gott sei Dank – mit <strong>de</strong>r Alten<br />

Kirche in <strong>unsere</strong>m Bekenntnis Åber die Kirche sagen: wir glauben<br />

„die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“ – so die<br />

vollstÖndige Formulierung im NizÖnischen Glaubensbekenntnisses.<br />

In <strong>unsere</strong>n Gottesdiensten bekennen wir immer noch mehr<br />

als wir sind, aber die implizite Mangelanzeige <strong>unsere</strong>s Bekenntnisses<br />

im Blick auf <strong>unsere</strong> geschichtliche Wirklichkeit nehmen wir<br />

nicht recht wahr. Das sagt auch etwas darÅber, wie ernst wir unser<br />

Bekenntnis nehmen.<br />

Solange das Engagement <strong>de</strong>r Kirchen in <strong>de</strong>r Äkumene keinem<br />

eigenen und gemeinsamen Mangel gilt, solange die Kirchen in <strong>de</strong>r<br />

Äkumene nichts suchen, was ihnen wirklich fehlt und somit ihr<br />

Kirchesein ernsthaft infrage stellt, so lange haben wir noch nicht<br />

erfasst, was mit <strong>de</strong>r Äkumene zur Debatte steht. Es fehlt genau<br />

das, was nur durch die an<strong>de</strong>ren – auf welche Weise auch immer –<br />

dazu kommen kann. Solange die Einsicht, dass Kirche jeweils<br />

mehr ist als man selber ist, nur <strong>de</strong>r Ausdruck <strong>de</strong>s Bedauerns ist,<br />

dass nicht schon mehr so sind, wie man selber ist, bleibt die Ä-<br />

13 Lumen Gentium 8, in: Kleines Konzilskompendium (s. Anm. 12), 131 (DH 4119).<br />

Datei: Vorträge / Calvin und die an<strong>de</strong>re Ökumene.doc / Bearbeitung: 28. Okt. 2009 / Druck: 31.10.2009 /22:43.

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