unsere - reformiert-info.de

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

MICHAEL WEINRICH: Calvin und die andere Ökumene 28 StÅcke gerissen wird – und das kann doch nicht geschehen.“ 73 Calvin hat dafÅr gekÖmpft, dass das rechte VerstÖndnis der KatholizitÖt der Kirche wieder zur Geltung gebracht wird und nicht zu einem MachtkalkÅl der PÖpste verkommt. Ganz einfach gesagt, steht die KatholizitÖt fÅr die UniversalitÖt der Kirche als der weltweite Raum, in dem das alle Menschen betreffende Evangelium gehÜrt wird, und zwar nicht nur heute, sondern eben auch durch alle Zeiten hindurch. Die recht verstandene KatholizitÖt der Kirche definiert ihre Einheit. In dieser Einheit steht sie auf der Seite Gottes, sie ist also heilige Kirche; und eben eine solche Kirche haben die Apostel gemeint, als sie von der Kirche sprachen, sie ist also auch apostolische Kirche. Wir kommen also wieder bei unserem Glaubensbekenntnis heraus. Daraus folgt – und eben dies sollten wir uns von Calvin sagen lassen: Von der Äkumene zu reden, heiát nichts anderes, als in rechter Weise von der Kirche reden. Oder pointierter gesagt: Nur da ist es nÜtig, von Äkumene zu reden, wo nicht recht von der Kirche gesprochen wird. Es kann nicht recht von der Kirche geredet sein, wenn zusÖtzlich noch von der Äkumene geredet werden muss. Es ist also kein Zufall, dass Calvin als Äkumeniker ohne das Thema Äkumene auskommt. In seiner Rede von der Kirche sind alle Aspekte der Äkumene mit enthalten 74 . Dazu gehÜrt auch die Unterscheidung von zweierlei Äkumene, wie wir sie unseren âberlegungen hier zugrunde gelegt haben. Wir finden sie in seiner Unterscheidung der sichtbaren Kirche von der wahren Kirche 75 . Die zwei Dimensionen des ÄkumeneverstÖndnisses entsprechen den zwei Dimensionen seines biblisch begrÅndeten KirchenverstÖndnisses: Einerseits die Åber die ganze Welt verstreute Christenheit, die durch die Predigt des Evangeliums und die Feier der Sakramente erkennbar ist, in der aber wohl gemerkt auch noch „sehr viele Heuchler gemischt“ sind, ebenso wie „viele EhrsÅchtige, Geizige, Neidische, sehr viele LÖsterer, auch Leute von unsau- 73 Inst. IV 1,2 (âbers. O. Weber; s. Anm. 15). 74 G.W. Locher hebt den grundsÖtzlich Ükumenischen Charakter der Theologie Calvins hervor: „Alles, was er sagt, schreibt, tut, steht im Licht der Äkumene, im unausgesprochenen, aber bewuáten, also selbstverstÖndlichen Zusammenhang mit der gesamten Kirche in der ganzen Welt.“ (Calvin. Anwalt der Äkumene [s. Anm. 2], 8) 75 Vgl. dazu auch Chr. Link, Die Einheit der Kirche nach Calvin, in: Ders., PrÖdestination und ErwÖhlung. Calvin-Studien, Neukirchen-Vluyn 2009, 196–212. Datei: Vorträge / Calvin und die andere Ökumene.doc / Bearbeitung: 28. Okt. 2009 / Druck: 31.10.2009 /22:43.
MICHAEL WEINRICH: Calvin und die andere Ökumene 29 beren Lebenswandel“ 76 , die aber im Respekt vor dem Urteil Gottes solange ertragen werden sollen, solange sie sich nicht ausdrÅcklich gegen die Grundlagen des Bekenntnisses erheben. Das ist die sichtbare Kirche, mit der wir Gemeinschaft zu halten und fÅr die wir mit unserem Ükumenischen Engagement entschieden einzutreten haben. Und andererseits die Kirche, „die in Wahrheit vor Gott Kirche ist, jene Kirche, in welche nur die aufgenommen werden, die durch die Gnade der Aufnahme in die Kindschaft Gottes Kinder und die durch die Heiligung des Geistes wahre Glieder Christi sind. Und zwar umfaát die Kirche dann nicht allein die Heiligen, die auf Erden wohnen, sondern alle AuserwÖhlten, die seit Anbeginn der Welt gewesen sind.“ 77 Diese unsichtbare Kirche, die allein von den Augen Gottes wahrgenommen werden kann, ist zu glauben. Sie ist ein fundamentales Element des Glaubensbekenntnisses, ohne das sowohl die Friedenspflicht im Rahmen der sichtbaren Kirche als auch Åberhaupt die Bindung an diese ihre BegrÅndung und ihren RÅckhalt verlÜren. Die sichtbare Kirche lebt aus der Gewissheit der wahren Kirche, sowie unsere Äkumene von der anderen Äkumene lebt. Damals konnte Calvin weder der einen noch der anderen Äkumene wirklich GehÜr verschaffen, aber vielleicht sind uns angesichts unserer Erfahrungen nun die Ohren gegeben, ihn ein wenig deutlicher zu vernehmen. Das wÖre dann nicht nur ein wirkliches Calvin-JubilÖum. Lassen Sie mich schlieáen mit den Worten, mit denen Calvin seine Streitschrift gegen Sadolet beschlieát. Wenn wir dabei statt Sadolet uns selbst einsetzen, werden wir vernehmen, dass Calvin hier nicht schulmeisterlich von oben herab redet, sondern seine Ükumenische Lehre von der Kirche noch einmal bekenntnisartig zusammenfasst: „So gebe denn Gott, Sadolet, daá ihr mit all den Euren doch noch einmal erkennt: es gibt kein anderes Band kirchlicher Einheit, als daá uns Christus, der Herr, der uns mit Gott, dem Vater, versÜhnt hat, aus unserer Zerstreuung in die Gemeinschaft seines Leibes sammelt, damit wir so allein durch sein Wort und seinen Geist zu einem Herzen und zu einer Seele zusammenwachsen.“ 78 76 Vgl. auch zum folgenden Inst. IV 1,7. 77 Inst. IV 1,7 (âbers. O. Weber; s. Anm. 15); vgl. auch die Definition, die Calvin in seiner ‚Antwort an Kardinal Sadolet’ [1539] formuliert: CStA 1.2, 369. 78 CStA 1.2, 429. Datei: Vorträge / Calvin und die andere Ökumene.doc / Bearbeitung: 28. Okt. 2009 / Druck: 31.10.2009 /22:43.
Seite 1 und 2: Michael Weinrich Calvin und die and
Seite 3 und 4: MICHAEL WEINRICH: Calvin und die an
Seite 27: MICHAEL WEINRICH: Calvin und die an

unsere - reformiert-info.de

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?