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NFV_04_2008 - Rot Weiss Damme

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06_12InterviewSchiris 21.03.<strong>2008</strong> 20:39 Uhr Seite 8<br />

Interview<br />

8<br />

Fußball-Journal: Herr Meyer, wie stehen<br />

Sie generell zu technischen Neuerungen, zum<br />

Beispiel Torkamera oder Chip im Ball?<br />

Meyer: Grundsätzlich begrüße ich jede<br />

Unterstützung, die uns Schiedsrichtern<br />

hilft, die richtige Entscheidung zu treffen.<br />

Eine technische Neuerung dürfte allerdings<br />

den grundlegenden Charakter des<br />

Fußballs nicht verändern und den Spielfluss<br />

nicht hemmen. Sie müsste zudem<br />

absolut zuverlässig und einwandfrei funktionieren.<br />

Unter diesen Voraussetzungen<br />

wären eine Torkamera oder ein Chip im<br />

Ball sicherlich ein sinnvolles Hilfsmittel bei<br />

der Bewertung, ob der Ball die Torlinie<br />

vollständig überschritten hat oder nicht.<br />

Doch die Tests mit diesen Techniken haben<br />

noch keine absolut zufrieden stellenden<br />

Resultate geliefert, so dass das International<br />

Board (verantwortlich für Regeländerungen;<br />

d. Red.), sich auf seiner<br />

jüngsten Sitzung gegen deren Einführung<br />

ausgesprochen hat.<br />

April <strong>2008</strong><br />

Florian Meyer<br />

Geburtsdatum:<br />

21. November 1968<br />

Wohnort: Burgdorf<br />

Verein: RSV Braunschweig<br />

<strong>NFV</strong>-Bezirk: Braunschweig<br />

<strong>NFV</strong>-Kreis: Braunschweig<br />

Beruf: Kanzleileiter<br />

Familienstand: ledig<br />

Größe: 1,78 m<br />

Gewicht: 70 kg<br />

Schiedsrichter (SR): seit 1982<br />

DFB-Schiedsrichter: seit 1996<br />

2. Bundesliga-SR: seit 1997<br />

1. Bundesliga-SR: seit 1999<br />

FIFA-Schiedsrichter: seit 2002<br />

FIFA-SR-Eliteklasse: seit <strong>2008</strong><br />

A-Länderspiele: 14<br />

Europacupspiele: 25<br />

DFB-Pokalendspiel: 2005<br />

Liga-Pokalendspiel: 2007<br />

Fußball-<br />

Journal: Herr<br />

Bornhorst, Sie<br />

wurden zum<br />

1. Januar <strong>2008</strong><br />

in den Kreis der<br />

FIFA-Schiedsrichter-Assistentenaufgenommen.<br />

Die<br />

Entscheidungen<br />

der Assistenten<br />

werden<br />

in den Medien<br />

mit mehreren Zeitlupeneinstellungen durchleuchtet.<br />

Wie geht ein Assistent damit um,<br />

wenn seine Leistung so sehr im Fokus der<br />

Öffentlichkeit steht?<br />

Christoph Bornhorst: Das Auge<br />

kann eine Abseitsentscheidung zu 100<br />

Prozent eigentlich gar nicht erkennen.<br />

Wenn der Assistent einen Fehler macht,<br />

geht das auch zu Lasten des Schiedsrichters,<br />

weil wir uns als Team verstehen, in<br />

den Medien aber zumeist nur der<br />

Schiedsrichter beurteilt und bewertet<br />

wird. Ich kann damit leben, wenn meine<br />

Fehler aufgearbeitet werden, solange dies<br />

sachlich erfolgt.<br />

Meyer: Eindeutige Fehler bei den<br />

Abseitsentscheidungen sind absolut ärgerlich,<br />

bilden aber die Ausnahme. Die<br />

Assistenten bewältigen ihre schwierige<br />

Aufgabe insgesamt sehr gut. Diskussionen<br />

gibt es häufig um Millimeterentscheidungen.<br />

Die dabei im Fernsehen gezogene<br />

virtuelle Linie spiegelt häufig nicht die absolute<br />

Wahrheit wider. Denn hinter dem<br />

Mischpult sitzt ebenfalls nur ein Mensch,<br />

der das Bild zu einem bestimmten Zeitpunkt<br />

anhält. Das Drücken der Stopptaste<br />

einen Sekundenbruchteil früher oder später<br />

kann dabei zu einem grundlegend anderen<br />

Ergebnis führen. Ich erinnere nur<br />

an ein Beispiel aus der Partie Energie<br />

Cottbus gegen Bayer <strong>04</strong> Leverkusen Anfang<br />

Februar, bei der zwei Fernsehsender<br />

dieselbe Abseitssituation mittels technischer<br />

Darstellung gegensätzlich beurteilten.<br />

Eine allgemeingültige Beweiskraft<br />

durch den Einsatz einer „virtuellen Linie“<br />

wurde hier ad absurdum geführt.<br />

Fußball-Journal: Bei der im November<br />

und Dezember ausgetragenen U-20-Weltmeisterschaft<br />

der Frauen in Chile sollen als<br />

Test neben einem Schiedsrichter und zwei<br />

Assistenten zwei weitere Assistenten eingesetzt<br />

werden. Herr Bornhorst, was halten Sie<br />

von diesem Plan der FIFA?<br />

„Wir verstehen<br />

uns als<br />

19. Team der<br />

Bundesliga“<br />

Bornhorst: Wir sind für jede Neuerung<br />

dankbar, wenn dadurch eine Verbesserung<br />

eintritt. Im Moment wüsste ich allerdings<br />

nicht, wo die beiden postiert werden sollen.<br />

Fußball-Journal: Herr Rafati, auch Sie<br />

haben Anfang März im Zusammenspiel mit<br />

Ihrem Assistenten für Schlagzeilen gesorgt,<br />

als Sie in der Partie Borussia Dortmund gegen<br />

Hertha BSC (1:1) die rote Karte gegen<br />

den Berliner Marko Pantelic nach Rücksprache<br />

mit Ihrem Kollegen an der Linie zurücknahmen.<br />

Was war da los?<br />

Babak Rafati: Hier lag ein Missverständnis<br />

in der Kommunikation zwischen<br />

dem Vierten Offiziellen und mir vor. Der<br />

Vierte Offizielle meldete mir ein Vergehen,<br />

was gegen den Assistenten gerichtet war<br />

und zeigte dabei auf den Spieler Pantelic.<br />

Hierbei nannte mir der Vierte Offizielle aber<br />

nicht den Namen der fehlbaren Person, sondern<br />

sprach nur von „Er". Ich machte gleichzeitig<br />

den Fehler, sicher zu sein, dass der<br />

Spieler Pantelic gemeint sei, weil der Vierte<br />

Offizielle in dessen Richtung gezeigt hatte.<br />

Diese Angabe bezog sich aber – wie sich<br />

später herausstellte – auf den Ort des Vergehens.<br />

Als ich dem Spieler die rote Karte zeigte,<br />

kam sofort das Zeichen des Vierten Offiziellen,<br />

dass der Trainer gemeint war.<br />

Fußball-Journal: Worauf hin Sie sich<br />

bei Pantelic entschuldigt haben.<br />

Rafati: Ich habe ihm das Missverständnis<br />

erklärt, mich entschuldigt und ihm, um<br />

eine entsprechende Außenwirkung für diese<br />

Entscheidung für alle Beteiligten im Stadion<br />

zu erreichen, die Hand gereicht. Anschließend<br />

ging ich zur Bank zurück und verwies<br />

den Trainer von Hertha BSC Berlin des Innenraums.<br />

Fußball-Journal: In der Regel bietet<br />

sich Schiedsrichtern aber nicht die Möglichkeit,<br />

falsche Entscheidungen noch auf dem<br />

Platz zu korrigieren. Wie wird ein Schiedsrichter<br />

mit krassen Fehlentscheidungen<br />

fertig?<br />

Rafati: Das ist eine ganz einfache Geschichte.<br />

Ich muss mich analytisch und<br />

selbstkritisch mit meiner Entscheidung auseinandersetzen,<br />

damit ich beim nächsten<br />

Mal diesen Fehler nicht mehr begehe. Die<br />

Aufarbeitung ist ganz wichtig. Wenn ich den<br />

Kopf in den Sand stecke, kann ich nicht<br />

nach vorne schauen. Volker <strong>Rot</strong>h (Vorsitzender<br />

des DFB-Schiedsrichterausschusses;<br />

d. Red.) lässt uns nicht fallen, wenn wir<br />

Fehler begehen. ➤

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