NFV_04_2008 - Rot Weiss Damme
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06_12InterviewSchiris 21.03.<strong>2008</strong> 20:39 Uhr Seite 9<br />
Bibiana Steinhaus: Wichtig ist es, Fehler<br />
im Team aufzuarbeiten. Das geschieht<br />
schon direkt nach dem Spiel zusammen mit<br />
dem Schiedsrichterbeobachter. Unsere<br />
Schiedsrichterverantwortlichen geben uns<br />
optimalen Rückhalt. Natürlich ist dabei der<br />
Informationsfluss von großer Bedeutung.<br />
Fußball-Journal: Also braucht kein<br />
Schiedsrichter Angst zu haben, wenn am<br />
Sonntag Volker <strong>Rot</strong>h am Telefon ist?<br />
Meyer: Im Gegenteil. Der Umgang ist<br />
von großem Vertrauen geprägt. Dazu gehört<br />
die gemeinsame Freude über gelungene<br />
Spielleitungen genauso wie die kritische, of-<br />
fene und deutliche Auseinandersetzung mit<br />
Fehlern. Von Volker <strong>Rot</strong>h und den Mitgliedern<br />
des Schiedsrichterausschusses erhalten<br />
die Schiedsrichter in jeder Situation Unterstützung<br />
und wertvolle Anregungen zur Optimierung<br />
ihrer Leistung.<br />
Fußball-Journal: Volker <strong>Rot</strong>h überlässt<br />
es den Referees, ob sie nach dem Spiel in<br />
den Medien eine Stellungnahme abgeben<br />
oder nicht. Was halten Sie davon?<br />
Rafati: Die Kommunikation mit allen<br />
Beteiligten ist sehr wichtig. Deshalb habe ich<br />
kein Problem damit, mich den Fragen der<br />
Journalisten zu stellen. Durch das Gespräch<br />
bietet sich mir die Möglichkeit, meine Entscheidungen<br />
zu begründen. Zudem kann ich<br />
erreichen, dass ein gewisses Verständnis für<br />
sie aufgebracht wird.<br />
Fußball-Journal: Erhalten Sie auch mal<br />
einen Anruf nach einer guten Spielleitung?<br />
Bornhorst: Solche Anrufe halten sich<br />
in Grenzen. Natürlich freut es mich, wenn<br />
nach einem Spiel mein Vater anruft und<br />
sagt, das hat gut ausgesehen. Oder ein Kollege<br />
sich meldet und sich mit uns über eine<br />
gute Spielleitung freut. Das Entscheidende<br />
ist jedoch, dass wir als Gespann nach dem<br />
Spiel in der Kabine übereinstimmend sagen<br />
können: Es ist gut für uns gelaufen.<br />
Rafati: Wir erwarten keinen Anruf<br />
nach einer guten Spielleitung. Anerkennung<br />
und Lob erhalten wir dadurch, dass wir immer<br />
wieder mit neuen Spielleitungen beauftragt<br />
werden. Was wir brauchen, ist Respekt!<br />
Meyer: Der Erfahrungs- und Erkenntnisaustausch<br />
ist immer von Bedeutung,<br />
ganz gleich wie eine Spielleitung verlaufen<br />
ist. Lob und Tadel helfen dabei, die eige-<br />
nen Stärken zu bekräftigen und Fehlverhalten<br />
zu minimieren. Durch eine Ansetzung<br />
wird mir das Vertrauen für ein bestimmtes<br />
Spiel übertragen. Für mich ist es das<br />
Schönste, wenn ich das in mich gesetzte<br />
Vertrauen durch eine gelungene Spielleitung<br />
zurückgeben kann.<br />
Fußball-Journal: Wie verhält es sich<br />
mit der Anerkennung im Kollegenkreis?<br />
„Bei der<br />
Besetzung der<br />
Kader gibt es<br />
keinen Proporz“<br />
Meyer: Untereinander gibt es bei<br />
uns kein Konkurrenz-, sondern vielmehr<br />
ein Unterstützungsdenken. Wir verstehen<br />
uns als 19. Team der Bundesliga. Ein Beispiel:<br />
Das von mir geleitete Pokalfinale<br />
2005 (Bayern München<br />
– Schalke <strong>04</strong><br />
2:1; d. Red.). Eine<br />
solche Partie ist ein<br />
Höhepunkt in der<br />
Karriere eines<br />
Schiedsrichters. Der<br />
riesigen Vorfreude<br />
auf diese besondere<br />
Aufgabe folgte die<br />
bittere und tiefe Enttäuschung<br />
über die eigene Leistung.<br />
Doch der Zuspruch der Verantwortlichen<br />
und der Kollegen war enorm und half<br />
mir, dieses Spiel aufzuarbeiten, daraus<br />
meine Lehren zu ziehen und mich weiterzuentwickeln.<br />
Fußball-Journal: Herr Meyer, seit diesem<br />
Jahr gehören Sie zu dem erlesenen<br />
Kreis jener 28 europäischen Schiedsrichter,<br />
die weltweit zu jedem Spiel angesetzt werden<br />
können. Babak Rafati als neuer FIFA-<br />
Schiedsrichter und Christoph Bornhorst als<br />
frisch gebackener FIFA-Assistent durften sich<br />
ebenfalls über einen Aufstieg freuen. Was<br />
steckt hinter der Erfolgsgeschichte der<br />
niedersächsischen Schiedsrichter?<br />
Bornhorst: Die Basis wird in den<br />
Kreisen geschaffen, wo die Talente erkannt<br />
und gefördert werden. In meinem<br />
Fall kann ich nur sagen, dass ich von<br />
Wilfried Heitmann (Norddeutscher<br />
Schiedsrichterobmann; d. Red.) und Wolfgang<br />
Mierswa (Niedersächsischer Schiedsrichterobmann;<br />
d. Red.) auf meinem weiteren<br />
Weg gut beraten wurde. Als<br />
Schiedsrichter habe ich irgendwann meine<br />
Grenzen erkannt und mich auf die Aufgabe<br />
des Assistenten konzentriert.<br />
Steinhaus: Bei uns in Niedersachsen ist<br />
das Sichtungsnetz sehr engmaschig. Es geht<br />
kein Talent verloren.<br />
Interview<br />
Rafati: Die Wurzeln des Erfolgs gehen<br />
auf Rudi Pohler zurück (von 1968 bis 1999<br />
Vorsitzender des <strong>NFV</strong>-Schiedsrichterausschusses;<br />
d. Red.). Ich würde die Qualität der<br />
Unparteiischen aber nicht nur auf Niedersachsen<br />
beschränken. In Deutschland wird<br />
allgemein eine hervorragende Schiedsrichterarbeit<br />
geleistet. Ein Beispiel: Markus Merk<br />
wurde 2007 zum dritten Mal zum Weltschiedsrichter<br />
des Jahres gewählt. Herbert<br />
Fandel landete auf Platz zwei.<br />
Meyer: Die deutschen Schiedsrichter<br />
genießen in der Welt aufgrund ihrer Leistungen<br />
ein hohes Ansehen. Das Erfolgsgeheimnis<br />
ist die hervorragende Ausbildung und<br />
Förderung der Schiedsrichter durch den<br />
DFB-Schiedsrichterausschuss und durch die<br />
Verantwortlichen in den Verbänden, Bezirken<br />
und Kreisen. Deren Arbeit kann nicht<br />
hoch genug gewürdigt und wert geschätzt<br />
werden.<br />
Fußball-Journal: Herr Bornhorst, Sie<br />
kommen aus dem größten <strong>NFV</strong>-Bezirk Weser-Ems.<br />
Als Einziger der vier <strong>NFV</strong>-Bezirke<br />
hat Weser-Ems bis heute noch nie einen<br />
Erstligaschiedsrichter gestellt. Haben Sie dafür<br />
eine Erklärung?<br />
Christoph Bornhorst<br />
Geburtsdatum: 27. März 1970<br />
Wohnort: <strong>Damme</strong><br />
Verein: TuS Neuenkirchen<br />
NfV-Bezirk: Weser-Ems<br />
<strong>NFV</strong>-Kreis: Vechta<br />
Beruf: Diplom-Verwaltungswirt<br />
Familienstand: verheiratet; 1 Kind<br />
Größe: 1,90 m<br />
Gewicht: 84 kg<br />
Schiedsrichter (SR): seit 1986<br />
Oberliga-SR: seit 2000<br />
DFB-SR: seit 2003<br />
Bundesliga-SR-Assistent: seit 2005<br />
FIFA-SR-Assistent: seit <strong>2008</strong><br />
Weitere Tätigkeiten: SR-Regionalbeauftragter<br />
des Verbandes,<br />
SR-Lehrwart <strong>NFV</strong>-Kreis Vechta<br />
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April <strong>2008</strong> 9