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Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

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Subscriptio organisiert, wobei <strong>der</strong> Bild<strong>in</strong>halt sprachlich repräsentiert ist. Auf die reiche und<br />

opulente Bildwelt barocker Malerei sei hier nur ergänzend h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel für die dichterische Manifestation <strong>des</strong> Inhaltes e<strong>in</strong>es Emblems stellt das<br />

folgende Gedicht dar, das den Frühl<strong>in</strong>g mit dem Bild <strong>des</strong> mythischen Vogel Phoenix<br />

darstellt. Das tertium comparationis besteht im Kreislauf aus Erneuerung und Vergehen.<br />

Daneben feiert die fromme protestantische Dichter<strong>in</strong> den Frühl<strong>in</strong>g auch als die Jahreszeit<br />

<strong>der</strong> Liebe. (V. 10) 26<br />

5<br />

10<br />

Cathar<strong>in</strong>a Reg<strong>in</strong>a von Greiffenberg<br />

Gott-lobende Frühl<strong>in</strong>gs-Lust<br />

Frühl<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong> Vorbild vom ewigen Leben,<br />

Spiegel <strong>der</strong> Jugend, <strong>der</strong> Freuden Gezelt,<br />

Jährlich-verjüngeter Phönix <strong>der</strong> Welt,<br />

Atem <strong>der</strong> Musen, <strong>der</strong> Huld<strong>in</strong>nen Weben,<br />

Wonne, so alle Ergetzung kann geben,<br />

Goldschmied <strong>der</strong> Wiesen und Maler im Feld,<br />

Kle<strong>in</strong>od, das niemand erkaufet mit Geld,<br />

Frischer <strong>der</strong> vieler Herz-frischenden Reben!<br />

Sei mir willkommen, ausländischer Gast,<br />

Freuden-Freund, Glückes-Wirt, Diener <strong>der</strong> Liebe!<br />

Sei nur mit Blumen und Blättern gefaßt,<br />

De<strong>in</strong> Hieherkunft nicht länger verschiebe!<br />

Alle verlangbare Schätze du hast.<br />

Dir ich die Krone <strong>der</strong> Lieblichkeit gibe.<br />

11<br />

Der Tod bedeutet für mich Leben<br />

Der Vogel, <strong>der</strong> aus sich selbst geboren wird, aus sich selbst sich<br />

wie<strong>der</strong>herstellt, <strong>der</strong> entstehend stirbt, <strong>der</strong> sterbend entsteht<br />

Zum Vergleich bieten sich zwei Gedichte an, die das Motiv <strong>des</strong> Kusses geme<strong>in</strong> haben:<br />

Paul Flem<strong>in</strong>g: Wie er wolle geküsset seyn 27 und<br />

Karol<strong>in</strong>e von Gün<strong>der</strong>ode: Der Kuss im Träume 28<br />

Flem<strong>in</strong>gs verschmitzte erotische Lektion, die den studierten Mediz<strong>in</strong>er nicht ganz<br />

verbergen kann, die zugleich – ganz barock – ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weis auf e<strong>in</strong>e konkrete Person<br />

enthält, steht <strong>in</strong> scharfem <strong>in</strong>haltlichem Kontrast zu Karol<strong>in</strong>e von Gün<strong>der</strong>o<strong>des</strong> tief trauriger<br />

Klage, die sie nach dem Verlust <strong>des</strong> Geliebten, Carl Friedrich Creuzer, dichtete, romantisch<br />

dichtete. Flem<strong>in</strong>g, <strong>der</strong> weite gereiste Weltmann stellt <strong>in</strong> sche<strong>in</strong>barer mühelos leichter<br />

Sprache e<strong>in</strong> differenziertes Regelwerk für e<strong>in</strong>e Handlung auf, die so ihrer Intimität<br />

geradezu frech beraubt wird. Die Gün<strong>der</strong>ode, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>same Frau, die ihre Jugendjahre <strong>in</strong><br />

klösterlicher Abgeschiedenheit verbr<strong>in</strong>gt und auch danach wenig Kontakt zu an<strong>der</strong>en<br />

Menschen hat, zerbricht am Scheitern ihrer Liebe zu dem verheirateten Creuzer und nimmt<br />

sich das Leben, kurz nachdem dieser sie verlassen hat um zu se<strong>in</strong>er Frau zurückzukehren.<br />

26<br />

Unter dem Titel „Gott-lobende Frühl<strong>in</strong>gs-Lust“ existieren mehrere verschiedene Gedichte von Greiffenbergs.<br />

27<br />

L<strong>in</strong>denhahn: Romantik, S. 61<br />

28<br />

Gün<strong>der</strong>ode: Poetische Fragmente. Digitale Bibliothek: Deutsche Literatur von Less<strong>in</strong>g bis Kafka, S. 65788<br />

(vgl. Gün<strong>der</strong>ode-GW Bd. 1, S. 120)

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