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Wandlungen des lyrischen Bildes in der Liebeslyrik

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Die Vielzahl von Gedichten, die <strong>der</strong> <strong>Liebeslyrik</strong> zugerechnet werden können, erfor<strong>der</strong>t<br />

e<strong>in</strong>en universaleren Ansatz als die bloße Auswahl von Texten. 5 E<strong>in</strong>en solchen Zugang<br />

bietet die Betrachtung <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong> Bil<strong>des</strong> und se<strong>in</strong>er Entwicklung. Wer gelernt hat,<br />

lyrische Bil<strong>der</strong> zu <strong>in</strong>terpretieren, se<strong>in</strong> Auge für diesen Aspekt von Lyrik geschult hat, verfügt<br />

über e<strong>in</strong>en Zugang, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Schlüssel für die Interpretation vieler Gedichte gleichkommt.<br />

Schüler, die im Unterricht <strong>der</strong> Unter- und Mittelstufe sukzessive die Interpretation lyrischer<br />

Texte erlernt und e<strong>in</strong>geübt haben, können vermittels e<strong>in</strong>er bewussten Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> Bildlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Liebeslyrik</strong> die Qualität ihrer Interpretationsleistung zum<br />

Abiturniveau h<strong>in</strong> weiterentwickeln. Die angesichts <strong>der</strong> schieren Fülle ohneh<strong>in</strong> müßige<br />

Spekulation auf mögliche Prüfungstexte erübrigt sich damit.<br />

Selbstredend existiert nicht d a s lyrische Bild, es gibt <strong>der</strong>en etliche. Orientierung gew<strong>in</strong>nt<br />

<strong>der</strong> Leser von Lyrik durch die diachrone Betrachtung im Rahmen von Epochen. Dabei<br />

können Schüler die unterschiedliche Funktion selbst gleicher Bil<strong>der</strong> im historischen Wandel<br />

als reizvoll erfahren, ebenso wie die Frage, welchen Umgang mit Bildlichkeit Dichter zu<br />

verschiedenen Zeiten pflegten bzw. ablehnten.<br />

Die grundlegende Untersuchung <strong>der</strong> »<strong>Wandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong> Bil<strong>des</strong>« stammt von<br />

Walter Killy und ist bereits über e<strong>in</strong> halbes Jahrhun<strong>der</strong>t alt 6 . Für die 8. Auflage überarbeitet,<br />

darf dieses Standardwerk noch heute Gültigkeit beanspruchen. Übrigens beruft sich<br />

Adelheid Petruschke, die Autor<strong>in</strong> <strong>der</strong> „Stundenblätter“, explizit auf Walther Killy und baut<br />

auf se<strong>in</strong>en Thesen auf.<br />

Killys erste, e<strong>in</strong>leitende Sätze warten sogleich mit <strong>der</strong> grundlegende These auf:<br />

„Die Poesie spricht <strong>in</strong> Bil<strong>der</strong>n. Sie nennt D<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> Welt, welche e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Auge durch die<br />

Kraft <strong>des</strong> Wortes aufs Neue wahrnehmen kann. Die poetischen Bil<strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d nicht nur Natur.<br />

Die Seele ist <strong>in</strong> ihnen aufgegangen. Sie s<strong>in</strong>d nicht nur Anschauung, sie vermitteln Erkenntnis.<br />

Sie tun das von jeher auf e<strong>in</strong>e Weise, die ebenso verständlich als unergründlich ist [...]“ 7<br />

Als Lehrer fühlen wir uns hier möglicherweise schon angesprochen: enthalten doch diese<br />

Sätze implizite die Auffor<strong>der</strong>ung, die angesprochenen paradoxen Eigenschaften<br />

„Verständlichkeit“ und „Unergründlichkeit“ lyrischer Bil<strong>der</strong> zum Gegenstand <strong>der</strong> Betrachtung<br />

zu machen. Zugleich kl<strong>in</strong>gen hier schon Wesensmerkmale goethescher Bildlichkeit<br />

an, auf die noch die Rede kommen soll.<br />

2 L y r i s c h e s B i l d – B e g r i f f e u n d K o n z e p t e<br />

Bildlichkeit als zentrales Merkmal nicht nur von <strong>Liebeslyrik</strong>, son<strong>der</strong>n von Lyrik allgeme<strong>in</strong>,<br />

steht außer Frage. Wie aber diese Bildlichkeit sich ausprägt, nach welchen Kriterien sie<br />

sich gegebenenfalls ordnen lässt, wie sie sich historisch entwickelte, das s<strong>in</strong>d Fragen, über<br />

die Germanisten trefflich stritten und streiten. Im schulischen Kontext wäre e<strong>in</strong>en Entfaltung<br />

<strong>der</strong> germanistischen Debatten zu diesem Thema nicht för<strong>der</strong>lich, die Vermittlung e<strong>in</strong>iger<br />

Grundlagen wird h<strong>in</strong>reichen müssen.<br />

Für die vorbereitende Lektüre seien hier, ergänzend zum Killys »<strong>Wandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong><br />

Bil<strong>des</strong>« e<strong>in</strong>ige wenige Texte zur Orientierung genannt:<br />

5 In <strong>der</strong> Begleit-CD zur Fortbildung f<strong>in</strong>den sich e<strong>in</strong>ige Gedichte; ihre Zahl ist aber bewusst begrenzt, denn sehr<br />

viele Gedichte s<strong>in</strong>d heute im Internet verfügbar und leicht zugänglich. Dass die Korrektheit <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe <strong>in</strong><br />

jedem Falle überprüft werden sollte, sei dennoch angemerkt. E<strong>in</strong>e hervorragende Fundgrube ist die Website<br />

<strong>des</strong> IMK (Institut für neue Medien und schulische Kommunikation), die von von den Referenten Dr. Norbert<br />

Ruske und Clemens Thamm für die Verwendung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule gepflegt und ständig weiterentwickelt wird:<br />

www.imk96.de. Weiter L<strong>in</strong>ks s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datei „L<strong>in</strong>liste.doc“ auf <strong>der</strong> Begleit-CD zusammengefasst.<br />

6 Killy, Walther: <strong>Wandlungen</strong> <strong>des</strong> <strong>lyrischen</strong> Bil<strong>des</strong>. Gött<strong>in</strong>gen, Vandenhoeck & Ruprecht 1956<br />

7 a.a.O., S. 5<br />

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