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Sauna & Bäderpraxis 1/2008 - Trotz Krankheit in die Sauna

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Verkehrssicherungspflicht<br />

Der Badbetreiber muss ausschließen,<br />

dass Gäste durch e<strong>in</strong>en überdosierten<br />

Aufguss zu Schaden kommen (Basis §<br />

823 BGB).<br />

Kundenorientierung<br />

Persönliche und gruppenspezifische<br />

Betreuung s<strong>in</strong>d Hauptmerkmal kundenorientierter<br />

Dienstleistung. Aufgüsse<br />

können Teil <strong>die</strong>ses Qualitätsanspruches<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Vermarktung<br />

Kundenb<strong>in</strong>dung und Bekanntheitsgrad<br />

e<strong>in</strong>es <strong>Sauna</strong>bades können durch gesundheitsorientierte,<br />

erlebnisreiche Aufgüsse<br />

verbessert werden.<br />

Tab. 1: <strong>Sauna</strong>aufgüsse – nur vom Personal<br />

anderen Besuchsmotiven (Erholung durch<br />

<strong>Sauna</strong> 79 Prozent, Erkältungsvorbeugung 74<br />

Prozent, psychische Entspannung 60 Prozent)<br />

relativiert.<br />

Zum betriebswirtschaftlichen Stellenwert der<br />

Aufgüsse trägt außerdem bei, dass <strong>die</strong> Präsentation<br />

der Aufgüsse <strong>in</strong> allen Größen von<br />

<strong>Sauna</strong>betrieben gute Beurteilungen erhält.<br />

Im System der Schulnoten vergeben<br />

<strong>die</strong> Gäste im Durchschnitt e<strong>in</strong>e 1,96;<br />

das Preis-Leistungsverhältnis <strong>in</strong><br />

öffentlichen <strong>Sauna</strong>bädern wird zum<br />

Vergleich mit 2,18 benotet. An <strong>die</strong>sem<br />

erfreulichen Ergebnis haben <strong>die</strong><br />

zahlreichen Sem<strong>in</strong>are des Deutschen<br />

<strong>Sauna</strong>-Bundes für e<strong>in</strong>e gute Aufgusspraxis<br />

ihren Anteil, <strong>die</strong> bereits seit<br />

1997 veranstaltet werden.<br />

Verträglichkeitsparameter: Dauer und<br />

Wassermenge<br />

E<strong>in</strong> <strong>Sauna</strong>aufguss stellt für <strong>die</strong> Badenden<br />

und auch für das Aufgusspersonal e<strong>in</strong>en<br />

erheblichen Reiz dar, der sich physiologisch<br />

und psychisch auswirkt. Dazu soll noch e<strong>in</strong>mal<br />

Dr. Werner Fritzsche zitiert werden, der 1990<br />

<strong>in</strong> der von ihm herausgegebenen Fachzeitschrift<br />

„Internationales <strong>Sauna</strong>-Archiv“ e<strong>in</strong>en<br />

Leitartikel zum Aufguss verfasste: „Bleiben wir<br />

also beim ‚normalen’ Aufguß, der auch schon<br />

bei der kle<strong>in</strong>en Wassermenge (wir sagen<br />

10 – 15 g/m 3 Raum<strong>in</strong>halt) e<strong>in</strong>en kräftigen<br />

zusätzlichen Hitzereiz bedeutet. Der ursprüngliche<br />

Inhalt des f<strong>in</strong>nischen Wortes Löyly soll<br />

‚Gluthauch’ gewesen se<strong>in</strong>, und so empf<strong>in</strong>det<br />

man auch <strong>die</strong>sen Vorgang. Selbst <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

sollen Übertreibungen vorkommen, denn wir<br />

lesen bei e<strong>in</strong>em hervorragenden Kenner der<br />

f<strong>in</strong>nischen <strong>Sauna</strong>, Dr. Vuori, der e<strong>in</strong>e Sonderausgabe<br />

zum Thema ‚<strong>Sauna</strong>’ <strong>in</strong> der Zeitschrift<br />

‚Annals of Cl<strong>in</strong>ical Research’ 1988 herausgegeben<br />

hatte, e<strong>in</strong>e ausgesprochene Warnung:<br />

‚Die meisten der unangenehmen Erfahrungen’<br />

(mit der <strong>Sauna</strong>), ‚Zwischenfälle und plötzliche<br />

Erkrankungen, s<strong>in</strong>d durch zuviel Löyly<br />

verursacht.’“<br />

Der zusätzliche Reiz entsteht zu der ohneh<strong>in</strong><br />

vorhandenen körperlichen Beanspruchung<br />

durch <strong>die</strong> hohen Temperaturen der <strong>Sauna</strong> aufgrund<br />

des Wasserdampfniederschlags auf der<br />

kühleren Haut des Badenden, bei dem e<strong>in</strong> Teil<br />

der Wärmeenergie freigesetzt wird, der bei der<br />

Verdunstung des Aufgusswassers den heißen<br />

Ofenste<strong>in</strong>en entzogen wurde. H<strong>in</strong>zu kommt<br />

noch das heute gewohnte Wedeln und Schlagen<br />

mit dem Aufgusstuch oder anderen Hilfsmitteln<br />

(Fächer, Birkenzweige, Palmwedel), bei<br />

dem <strong>die</strong> <strong>in</strong> Ruhe (der <strong>Sauna</strong>gast sitzt zumeist<br />

Aufgusszeit Männer Frauen<br />

bis 5 m<strong>in</strong> 13 16<br />

6 - 10 m<strong>in</strong> 65 70<br />

11 - 20 m<strong>in</strong> 21 14<br />

Tab. 2: Aufgusszeiten 2007, Angaben <strong>in</strong> Prozent<br />

Quelle: Deutscher <strong>Sauna</strong>-Bund; Befragung von 351 Aufgießern/Aufgießer<strong>in</strong>nen<br />

ohne körperliche Bewegungen im <strong>Sauna</strong>raum)<br />

vier bis acht mm starke Haftschicht über der<br />

Haut des Badenden weg gerissen wird. Die<br />

Wärme wird dadurch unmittelbar gespürt.<br />

Die gegenwärtige Üblichkeit des Wedelns<br />

beim Aufguss bestätigen 361 Mitarbeiter-<br />

Innen von <strong>Sauna</strong>betrieben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Befragung<br />

des Deutschen <strong>Sauna</strong>-Bundes Ende letzten<br />

Jahres. 93 Prozent von ihnen erklärten, dass<br />

sie immer beim Aufguss wedeln. Dieses ist<br />

Mediz<strong>in</strong> und Gesundheit<br />

auch <strong>die</strong> Basis der heutigen vielfältigen<br />

Aufgusszeremonien. Dabei gilt der Grundsatz,<br />

dass e<strong>in</strong>e geplante, gut anzusehende Darbietung<br />

des Aufgusses unbed<strong>in</strong>gte Priorität vor<br />

zu starken Dosierungen haben muss. Begrenzende<br />

E<strong>in</strong>flussfaktoren für den Aufguss s<strong>in</strong>d<br />

<strong>die</strong> Wassermenge und <strong>die</strong> Aufenthaltszeit.<br />

Die aufzugießende Wassermenge steht<br />

<strong>in</strong> Abhängigkeit zur Raumgröße. Unter<br />

Berücksichtigung der Behaglichkeit und des<br />

Gesundheitsschutzes werden heute 20 bis<br />

30 Gramm Wasser je Kubikmeter Raum<strong>in</strong>halt<br />

als Aufgussmenge empfohlen. Dies ist e<strong>in</strong>e<br />

Verdoppelung der Wassermenge gegenüber<br />

H<strong>in</strong>weisen von vor 20 Jahren und sie<br />

entspricht den momentanen Erwartungen mit<br />

Aufgüssen. Für e<strong>in</strong>e <strong>Sauna</strong>kab<strong>in</strong>e mit e<strong>in</strong>em<br />

Raum<strong>in</strong>halt von 50 m 3 bedeutet <strong>die</strong> Vorgabe<br />

e<strong>in</strong>e Wassermenge von e<strong>in</strong>em bis e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />

Litern. Es ist also etwa der Inhalt von zehn bis<br />

17 handelsüblichen Holzkellen aufzugießen<br />

und nicht etwa mehrere Liter. E<strong>in</strong>e Abstimmung<br />

der Wassermenge auf <strong>die</strong> jeweilige<br />

Belegung der <strong>Sauna</strong>kab<strong>in</strong>e durch Besucher erübrigt<br />

sich bei dem relativ ger<strong>in</strong>gen Volumen<br />

des menschlichen Körpers.<br />

Für <strong>die</strong> Dauer e<strong>in</strong>es Aufgusses muss als<br />

Obergrenze <strong>die</strong> mediz<strong>in</strong>isch begründete Empfehlung<br />

gelten, den <strong>Sauna</strong>raumaufenthalt<br />

nicht über 15 M<strong>in</strong>uten<br />

auszudehnen. Längere zeitliche<br />

Dosierungen widersprächen den<br />

bewährten <strong>Sauna</strong>badeanleitungen<br />

und würden viele gesundheitliche<br />

H<strong>in</strong>weise zum <strong>Sauna</strong>baden unglaubwürdig<br />

ersche<strong>in</strong>en lassen.<br />

Die arbeitsmediz<strong>in</strong>isch begründeten<br />

Empfehlungen für <strong>Sauna</strong>aufgüsse als<br />

Hitzearbeitsplatz gehen ebenfalls von e<strong>in</strong>er<br />

Maximaldauer von zehn M<strong>in</strong>uten aus (Quelle:<br />

Arbeitsstätten. 40. Ergänzungslieferung,<br />

2003).<br />

Die genannten Zeitgrenzen entsprechen<br />

ungefähr der heutigen Aufgusspraxis. Die<br />

bereits zitierte Befragung des Aufgusspersonals<br />

zu ihrer Arbeit Ende 2007 ergab, dass<br />

der übliche <strong>Sauna</strong>aufguss durchschnittlich<br />

<strong>Sauna</strong> & <strong>Bäderpraxis</strong> 1/<strong>2008</strong><br />

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