DER BIEBRICHER, Ausgabe 256, März 2013
Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich, Erscheinungsweise monatlich
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„Menschlichkeit ist der letzte Hort der Freiheit“<br />
Etwas versteckt steht in der Robert-Krekel-Anlage,<br />
hinter dem<br />
Galatea-Brunnen, eine Skulptur<br />
zweier sich umarmender Menschen,<br />
deren Sockel folgende<br />
Inschrift aufweist: „Menschlichkeit<br />
ist der letzte Hort der Freiheit“.<br />
Nur wenigen Biebrichern<br />
ist noch bewusst,<br />
was es damit auf sich<br />
hat und wann sie aufgestellt<br />
wurde. Unsere<br />
Leserin Erika Joos<br />
stellte uns ein Foto der<br />
Skulptur zur Verfügung,<br />
welches wir zum Anlass nahmen,<br />
einmal im gut sortierten<br />
Archiv des Museums Biebrich<br />
nachzuforschen.<br />
Bei der Skulptur handelt es sich<br />
um kein Denkmal, sondern um<br />
ein Mahnmal: Es ist das Heimkehrer-Mahnmal<br />
des Wiesbadener<br />
Bildhauers Alfred Widmer.<br />
Die Enthüllung des Mahnmals,<br />
das zugleich auch an die vermissten<br />
und in Gefangenschaft<br />
verstorbenen Soldaten gleich<br />
welcher Nationalität erinnern<br />
soll, fand am 13. Mai 1967 statt.<br />
Die Robert-Krekel-Anlage hieß<br />
damals noch Friedensanlage.<br />
Die Schaffung der Skulptur geht<br />
auf die Initiative des Verbandes<br />
der Heimkehrer zurück. Stifter<br />
des Mahnmals war der Industrielle<br />
Wilhelm Dyckerhoff, der<br />
den Künstler beauftragt hatte,<br />
„das Erleben und Empfinden<br />
der Heimkehrer sichtbar werden<br />
zu lassen“. Die Enthüllung der<br />
Heimkehrer-<br />
Mahnmal von<br />
Alfred Widmer<br />
Skulptur war Höhepunkt eines<br />
großen Heimkehrertreffens, zu<br />
dem im Mai 1967 viele frühere<br />
Kriegsteilnehmer und Kriegsgefangene<br />
aus Deutschland und<br />
Frankreich zum Zeichen der<br />
Versöhnung nach Wiesbaden<br />
gekommen waren.<br />
Musikalisch umrahmt<br />
wurde<br />
die Feierstunde<br />
vom früheren<br />
Spielmanns- und<br />
Fanfarenzug des<br />
Turnvereins Biebrich. Zahlreiche<br />
Prominente aus<br />
Politik und Wirtschaft der<br />
damaligen Zeit nahmen an<br />
der Enthüllung des Mahnmals<br />
teil, an der Spitze der<br />
zu dieser Zeit amtierende<br />
Stadtverordnetenvorsteher<br />
Robert Krekel. Nach<br />
dessen Tod im Jahre 1974<br />
wurde die Friedensanlage<br />
im Herzen Biebrichs in<br />
Robert-Krekel-Anlage umbenannt.<br />
Wiesbadens damaliger<br />
Oberbürgermeister Georg<br />
Buch versprach anlässlich<br />
der Enthüllung: „Ich nehme<br />
dieses Mahnmal in<br />
die Obhut unserer Stadt.<br />
Wir werden dafür sorgen,<br />
dass dieser Platz in<br />
Ordnung gehalten wird.“<br />
Das Mahnmal gelte dem<br />
Gedenken aller, die durch<br />
die beiden Kriege und die<br />
Gewaltherrschaft gelitten<br />
und ihr Leben gegeben hätten.<br />
Theodor Heiler, damals Vorsitzender<br />
der Ortsgruppe Biebrich<br />
des Heimkehrerverbandes, erklärte:<br />
„Keiner wird an diesem<br />
Mahnmal im Herzen Biebrichs<br />
achtlos vorübergehen.“<br />
Leider ist heute, 46 Jahre später,<br />
die Skulptur und auch ihre<br />
Bedeutung weitestgehend in<br />
Vergessenheit geraten.<br />
Der <strong>BIEBRICHER</strong>-Leserin Erika Joos gelang diese stimmungsvolle Aufnahme<br />
des Heimkehrer-Mahnmals in der Robert-Krekel-Anlage.<br />
(fhg)<br />
ERIKA JOOS<br />
36 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / MÄRZ <strong>2013</strong>