10.11.2012 Aufrufe

Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam

Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam

Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Scheitern des Abkommens und dem Ende des Preis-<br />

Korsetts 1989 setzte hingegen ein dramatischer Preisverfall<br />

ein, der seither, abgesehen von zwei kurzen<br />

Preissteigerungen wegen frostbedingter Ernteausfälle<br />

in Brasilien 1995 und 1997, anhält und den Preis sogar<br />

unter das Niveau der durchschnittlichen Produktionskosten<br />

sinken ließ.<br />

Kritiker nennen viele Gründe für das Scheitern des<br />

Abkommens. So gab es große politische Feilscherei<br />

um höhere Exportquoten, und für neue Produzenten<br />

war der Markteintritt sehr schwierig. Außerdem hielten<br />

sich einige Mitglieder nicht an die vereinbarten<br />

Quoten und verkauften außerhalb des Abkommens an<br />

Länder, die nicht dem Abkommen angehörten. Dies<br />

untergrub die Bemühungen, das angestrebte Preisniveau<br />

zu halten und führte zum Vertrauensschwund<br />

unter den Mitgliedern. Manche Kritiker halten das<br />

Preis-Korsett für die Ursache der anhaltenden Überproduktion,<br />

weil das Preisband zu hoch angesetzt war.<br />

Andere sind der Ansicht, das Überangebot sei eher auf<br />

die beiden kurzfristigen starken Preisanstiege von<br />

1994/95 und 1997 als auf die Hochpreisphase der<br />

80er Jahre zurückzuführen.<br />

Die vorliegenden Vorschläge zur Wiederbelebung des<br />

Abkommens scheitern am mangelnden politischen<br />

Willen der Beteiligten. Die Konsumländer zeigen<br />

gegenwärtig keine Bereitschaft mitzuarbeiten, und die<br />

Produktionsländer scheinen zur <strong>Ein</strong>haltung der von<br />

ihnen selbst aufgestellten Regeln entweder nicht<br />

willens oder nicht in der Lage. Angesichts fehlender<br />

Unterstützung der Konsumländer hatten die Produktionsländer<br />

zwar den Versuch unternommen, im<br />

Alleingang ihre Exportmengen zu beschränken, jedoch<br />

scheiterte diese Initiative 2001. Der Mangel an politischem<br />

Willen, die Märkte mittels Quoten zu regulieren,<br />

bedeutet allerdings keinesfalls, dass nicht andere<br />

Ansätze zur Marktregulierung, insbesondere solche,<br />

die sich auf die Wirkung von Marktmechanismen stützen,<br />

durchaus funktionieren könnten. Von der ICO<br />

wurde ein solcher Ansatz entwickelt, nämlich ein<br />

Modell, das die gehandelte <strong>Kaffee</strong>menge auf der<br />

Grundlage der Qualität verringert. Diese Initiative wird<br />

aber nur mit der Unterstützung der reichen Länder<br />

und der <strong>Kaffee</strong>röster funktionieren können.<br />

18<br />

<strong>Ein</strong>zug der Riesen auf dem <strong>Kaffee</strong>markt: Brasilien und<br />

Vietnam<br />

Brasilien und Vietnam haben das weltweite <strong>Kaffee</strong>angebot<br />

völlig umgestaltet. Vor zehn Jahren noch fiel<br />

Vietnam mit seiner <strong>Kaffee</strong>produktion von gerade einmal<br />

1,5 Mio. Sack in den Statistiken kaum auf. In den<br />

90er Jahren öffnete das Land seine Agrarwirtschaft<br />

dem Weltmarkt, und die Regierung förderte den<br />

<strong>Kaffee</strong>anbau mit Land, Bewässerungssystemen und<br />

Subventionen. Seit 2000 ist Vietnam der zweitgrößte<br />

<strong>Kaffee</strong>produzent der Welt, mit 15 Mio. Sack <strong>Kaffee</strong>,<br />

größtenteils aus kleinbäuerlicher Produktion.<br />

Brasilien, der zweite Riese, ist eigentlich kein Neuling,<br />

sondern schon seit langem weltgrößter <strong>Kaffee</strong>produzent.<br />

Aber erst in jüngster Zeit wurde die Produktion<br />

durch Änderungen bei den Anbaumethoden und Verlagerung<br />

der <strong>Kaffee</strong>anbaugebiete erneut gesteigert. Die<br />

Erhöhung der Erntemengen basiert auf verstärkter<br />

Mechanisierung, intensiveren Produktionsverfahren<br />

und der Verlagerung des Anbaus aus den traditionellen,<br />

frostgefährdeten Regionen in neue Gebiete. Die<br />

allseits erwartete Riesenernte in Brasilien wird Exportrückgänge<br />

in anderen Ländern wettmachen und damit<br />

das Überangebot an <strong>Kaffee</strong> weiter aufrechterhalten. 39<br />

Zusätzlich zu dem dramatisch gestiegenen Angebot<br />

hat dies gravierende Auswirkungen auf die traditionellen<br />

<strong>Kaffee</strong>produktionsländer: Sie müssen nun mit<br />

einem beispiellos hohen Produktivitätsniveau konkurrieren.<br />

„Damit Sie einen <strong>Ein</strong>druck von den Unterschieden<br />

bekommen: In einigen Gebieten Guatemalas sind etwa<br />

1.000 Leute nötig, die jeweils einen ganzen Tag arbeiten,<br />

um einen Container mit 275 Säcken à 60 kg zu füllen. Im<br />

brasilianischen Cerrado braucht man dafür fünf Leute und<br />

eine Erntemaschine für zwei bis drei Tage. <strong>Ein</strong>er fährt und<br />

die anderen pflücken den <strong>Kaffee</strong>. Wie sollen Familienbetriebe<br />

in Mittelamerika damit konkurrieren?“, fragt Patrick<br />

Installe, Geschäftsführer von Efico, einem Rohkaffee-<br />

Handelsbetrieb. 40<br />

Was löste diesen Sprung in der Weltkaffeeproduktion<br />

und das daraus resultierende Überangebot aus? Für<br />

den Markteinstieg einiger Länder und ihrer Bäuerinnen<br />

sind sicherlich die extremen Preisspitzen der<br />

Jahre 1994/95 und 1997 – ausgelöst durch frostbedingte<br />

Ernteausfälle in Brasilien – verantwortlich.<br />

Aber in den Produktionsländern trugen auch andere

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!