Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam
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3. Nischenmärkte – <strong>Ein</strong> Ausweg? Nicht für alle…<br />
Im Gegensatz zum Preisverfall auf dem konventionellen<br />
Markt sind Spezialitätenkaffees, die mit einem<br />
Preisaufschlag verkauft werden, ein absoluter Renner.<br />
Die Verkäufer heben sie durch Hinweise auf das Herkunftsland,<br />
auf besondere Eigenschaften oder auf ökologische<br />
Produktion, Schattenanbau und Fairen Handel<br />
hervor. Wer in diesen Markt einsteigen kann, der<br />
erhält oft einen sehr viel besseren Preis für seine<br />
Anbauprodukte.<br />
Es waren nicht die traditionellen Rösterfirmen, sondern<br />
die „Coffee Bars", die Latte Macchiato oder Cappuccino<br />
bei der Kundschaft bekannt machten. <strong>Ein</strong>e der größten<br />
Ketten dieser Art, Starbucks, hat angekündigt, ihren<br />
gesamten <strong>Kaffee</strong> von Produzentinnen zu beziehen, die<br />
unter <strong>Ein</strong>haltung neuer sozialer und ökologischer<br />
Richtlinien anbauen, sowie 74 % ihres Rohkaffees zu<br />
langfristig festgelegten Preisen einzukaufen, um den<br />
Bäuerinnen Stabilität und Kalkulierbarkeit zu garantieren.<br />
Interessant hieran ist, dass nun endlich der<br />
betriebswirtschaftliche Standpunkt, der für solche Maßnahmen<br />
im Interesse der Qualitätssicherung des <strong>Kaffee</strong>s<br />
argumentiert, von den Investoren akzeptiert wird.<br />
– Es bleibt abzuwarten, ob die Kleinbäuerinnen wirklich<br />
von diesem Modell profitieren.<br />
Hier und da schließen sich <strong>Kaffee</strong>-Kooperativen mit<br />
Anbietern von Spezialkaffees in den Konsumländern<br />
zusammen, um den <strong>Kaffee</strong>kauf und -verkauf anders zu<br />
gestalten. So haben zwei kleine <strong>Kaffee</strong>farmen in Nicaragua<br />
ihren speziellen Arabica-<strong>Kaffee</strong> über eine Internet-<br />
Auktion zu einem Preis von 11,75 US$/lb 95 verkauft.<br />
Das ist das 23-fache des New Yorker Börsenpreises. 96<br />
<strong>Ein</strong> Schlüsselelement bei der Entwicklung und<br />
Bekanntmachung dieser besonderen <strong>Kaffee</strong>sorten sind<br />
Wettbewerbe, bei denen die beste Qualität belohnt wird.<br />
Bessere Preise und Zuschläge für gute Qualität machen<br />
die Nischenmärkte besonders attraktiv für Bäuerinnen<br />
und Länder, die dem Teufelskreis von niedrigen Prei-<br />
40<br />
sen und schlechter Qualität zu entrinnen suchen; und<br />
Erfolgsgeschichten wirken oft wie ein Leuchtfeuer. Es<br />
ist jedoch äußerst wichtig, dass sich Regierungen und<br />
<strong>Kaffee</strong>industrie über die Gefahr im klaren sind, nun<br />
nicht etwa alle Produzentinnen zu ermuntern, denselben<br />
Rettungsweg zu nehmen. <strong>Ein</strong>e Marktnische ist<br />
keine Nische mehr und gibt keine höheren Preise mehr<br />
her, wenn sie überschwemmt wird und die Verbrauchernachfrage<br />
nicht im gleichen Maße mitwächst.<br />
Fairer Handel: ein Hoffnungsschimmer<br />
„Mit <strong>Kaffee</strong> hat der Faire Handel deutlich gezeigt, dass es<br />
möglich ist, den Produzentinnen das Doppelte des heutigen,<br />
katastrophal niedrigen Preises zu zahlen, ohne dabei die<br />
Bereitschaft der Konsumentinnen zu beeinträchtigen, ein<br />
Qualitätsprodukt zu kaufen.“ – Pablo Dubois, Programmdirektor,<br />
Internationale <strong>Kaffee</strong>-Organisation (ICO)<br />
Im gegenwärtigen Verkaufsklima ist der Faire Handel<br />
für viele Produzentinnen ein Rettungsanker. Durch<br />
ihn entstanden viele kommerzielle Unternehmen, die<br />
gewinnbringend arbeiten, aber gleichzeitig ihre klaren<br />
Entwicklungsziele beibehalten: <strong>Ein</strong>e Verbesserung der<br />
Lebenssituation der Produzentinnen, von denen sie<br />
den <strong>Kaffee</strong> beziehen. Dem Fairen Handel liegt ein<br />
Kernprinzip zugrunde: Die Verpflichtung, den Bäuerinnen<br />
einen fairen Preis zu zahlen, der kostendeckend<br />
und stabil ist. So erhalten Arabica-Produzentinnen zur<br />
Zeit einen Mindestpreis von 1,26 US$/lb 97 – weit mehr<br />
als das Doppelte des aktuellen Marktpreises.<br />
Der erste fair gehandelte <strong>Kaffee</strong> wurde 1973 von<br />
kleinbäuerlichen Kooperativen aus Guatemala in die<br />
Niederlande eingeführt. Heute, dreißig Jahre später,<br />
arbeiten fast 200 <strong>Kaffee</strong>-Kooperativen mit 675.000<br />
Mitgliedern, mehr als 70 Händler und etwa 350 <strong>Kaffee</strong>-<br />
Unternehmen nach den Richtlinien der Fairtrade<br />
Labelling Organisations International (FLO).<br />
Der Faire Handel setzt einen Schwerpunkt auf kooperative<br />
Leitungs- und Organisationsstrukturen und verlangt<br />
von allen Beteiligten, die Austauschverhältnisse<br />
transparent zu machen und zumutbare Produktionsbe-