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Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam

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Diese Zunahme in der intensiven Robusta-Produktion<br />

traf arme Kleinbäuerinnen am härtesten. Es gibt verschiedene<br />

Robusta-Arten (ein vietnamesischer Robusta<br />

ist z.B. anders als ein indischer), was aber weder von<br />

Konsumentinnen noch von den großen <strong>Kaffee</strong>-<strong>Ein</strong>käufern<br />

preislich gewürdigt wird. Bei Arabica ist das<br />

anders: Viele Konsumentinnen sind bereit, für einen<br />

reinen Arabica-<strong>Kaffee</strong> aus Äthiopien, Kolumbien oder<br />

Costa Rica einen höheren Preis zu bezahlen.<br />

Folglich konkurrieren Robusta-Produzentinnen immer<br />

stärker über den Preis. So zum Beispiel in Afrika südlich<br />

der Sahara, wo die Produktivität im Vergleich zu<br />

Vietnam oder Brasilien niedrig ist, und Bäuerinnen<br />

nicht einmal die einfachsten Grundkosten decken<br />

können. Und sie können auch nicht einfach auf den<br />

profitableren Arabica umsteigen, weil diese empfindliche<br />

Pflanze zum einen nur im Hochland gedeiht,<br />

und zum anderen vielen Bäuerinnen das nötige Fachwissen<br />

und die erforderlichen Produktionsmittel<br />

fehlen würden.<br />

Intensive Anbaumethoden auf Kosten<br />

von Qualität und Umwelt<br />

Aufgrund des erhöhten Wettbewerbs unter den Produzentinnen<br />

wurden die Anbaumethoden immer mehr<br />

intensiviert; dies bedroht mittlerweile <strong>Kaffee</strong>qualität<br />

und Umwelt.<br />

Traditionell haben große <strong>Kaffee</strong>betriebe immer selektiv<br />

geerntet, mit strenger Qualitätskontrolle, um sicherzustellen,<br />

dass nur reife <strong>Kaffee</strong>kirschen gepflückt werden.<br />

Aber mit dem Preisrückgang blieben auch diese Standards<br />

auf der Strecke: Mechanisiertes und spätes Ernten<br />

wird immer üblicher. Im mechanisierten Verfahren<br />

werden die <strong>Kaffee</strong>kirschen in ganzen Büscheln<br />

anstatt einzeln gepflückt und dadurch reife mit unreifen<br />

<strong>Kaffee</strong>kirschen vermischt. Spätes Ernten dient<br />

der <strong>Ein</strong>sparung von Kosten für wiederholtes Pflücken,<br />

vermischt schwarze oder faulende Bohnen mit den<br />

guten, reifen Kirschen und führt zu Schimmelbildung.<br />

Intensive Anbaumethoden gefährden auch die langfristige<br />

Nachhaltigkeit der <strong>Kaffee</strong>produktion. In vielen<br />

Ländern wird <strong>Kaffee</strong> traditionell unter schattenspendenden<br />

Bäumen zwischen anderen Marktfrüchten<br />

oder Früchten für den Eigenbedarf angepflanzt. Diese<br />

30<br />

Anbaumethode erhält nicht nur Wald und Boden, sondern<br />

schützt auch das Mikro-Klima. In Mittelamerika<br />

bildet dies auch einen wichtigen Lebensraum für Zugvögel.<br />

Mit der Intensivierung des <strong>Kaffee</strong>anbaus wurden<br />

diese Schattenbäume entfernt, um höhere Ernteerträge<br />

zu erzielen, sodass der <strong>Kaffee</strong> jetzt in Monokulturen<br />

dem vollen Sonnenlicht ausgesetzt ist. Außerdem<br />

wurden schnell wachsende Zwerghybride [Hybride:<br />

nicht fortpflanzungsfähige Hochertragssorten] angepflanzt,<br />

die mit verstärktem <strong>Ein</strong>satz von Agrochemikalien<br />

höhere Erträge erbringen. Beispielsweise wurden<br />

in Brasilien die gesetzlichen <strong>Ein</strong>schränkungen bezüglich<br />

Bepflanzungsdichte und Anbaumethoden aufgehoben.<br />

68 Seitdem werden die <strong>Kaffee</strong>bäume sehr viel<br />

dichter gepflanzt, statt der traditionellen 900-1.200<br />

sind es heute 5.000-8.000 <strong>Kaffee</strong>bäume pro Hektar.<br />

Mittlerweile werden diese Techniken in einer Vielzahl<br />

von Ländern angewandt, um größere <strong>Kaffee</strong>mengen zu<br />

niedrigeren Kosten zu produzieren. 69<br />

Die wissenschaftliche Institution CABI Commodities<br />

bestätigt diese Veränderungen: „Schnell wachsende<br />

Zwerghybride, die besonders stark auf die Anwendung von<br />

Düngemitteln reagieren; gegen Rost resistente Sorten, mit<br />

denen Inputkosten verringert werden; Entfernung der<br />

Schattenbäume, um Ernteerträge zu steigern; und die<br />

Mechanisierung, die es in Brasilien möglich gemacht hat,<br />

die Anbaugebiete aus den dicht besiedelten, frostgefährdeten<br />

Regionen in nördlichere, weniger dicht besiedelte Gebiete<br />

ohne Frostgefahr zu verlagern, sind alles Veränderungen<br />

der jüngsten Vergangenheit. Im Rahmen der weltweiten<br />

Entwicklung hin zu intensiver Landwirtschaft wurde die<br />

Intensivproduktion auch von Geberländern, insbesondere<br />

in Mittelamerika, gefördert.“ 70<br />

Durch derart intensive Anbaumethoden wurden beispiellose<br />

Ernteerträge erzielt, aber viele Beobachterinnen<br />

stellen deren Nachhaltigkeit in Frage und warnen<br />

davor, diese Produktivitätsergebnisse als Maßstab für<br />

andere zu verwenden.

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