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Ein Kaffee-Rettungsplan - Oxfam

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Das Potential zur Produktion von <strong>Kaffee</strong> mit sehr<br />

hoher Qualität liegt oftmals gerade im kleinbäuerlichen<br />

Bereich, weil hier die reifen Kirschen viel sorgfältiger<br />

gepflückt werden können, als auf großen, mechanisierten<br />

Plantagen. Bei vielen anderen qualitätsbestimmenden<br />

Faktoren benötigen die Kleinbäuerinnen aber<br />

Unterstützung und Strukturen, die ihnen eine Entlohnung<br />

ihrer höheren Qualität garantieren können. Beispiele<br />

dafür sind verbesserte Verarbeitungs- und Vermarktungsmethoden,<br />

technisches Fachwissen sowie<br />

eine verbesserte Verhandlungsposition durch Mitgliedschaft<br />

in einer Produzentinnen-Organisation.<br />

Länder mit begrenztem Binnenmarkt benötigen Unterstützung,<br />

weil sie unter dem ICO-Programm ihren<br />

<strong>Kaffee</strong> niedrigster Qualität nicht mehr exportieren<br />

können und der einheimische Konsum diese <strong>Kaffee</strong>mengen<br />

nicht absorbieren kann.<br />

Das ICO-Programm ist eine für die Produktionsländer<br />

äußerst wichtige Initiative, aber es fehlt immer noch<br />

die Unterstützung der Röster und der Regierungen in<br />

den Konsumländern. Ihr Beitrag – durch Ankauf und<br />

Kontrolle der importierten Qualitäten – wird für den<br />

Erfolg der Initiative entscheidend sein.<br />

Möglicherweise wird auch eine Produktivitätssteigerung<br />

bei einigen besonders armen Bäuerinnen notwendig<br />

sein, zum Beispiel bei den Robusta-Produzentinnen<br />

in einigen afrikanischen Ländern. Jegliche<br />

staatliche Unterstützung in dieser Richtung muss<br />

jedoch so abgestimmt sein, dass die Angebotsüberschüsse<br />

nicht noch vergrößert werden. Durch Produktivitätssteigerungen<br />

und gleichzeitige Verringerung<br />

der <strong>Kaffee</strong>anbaufläche können Flächen oder Finanzmittel<br />

für alternative Nutzung freigesetzt werden.<br />

<strong>Ein</strong> Beispiel für Maßnahmen dieser Art ist ein Programm<br />

der Uganda Coffee Development Authority<br />

(UCDA), die Setzlinge einer produktiveren <strong>Kaffee</strong>sorte<br />

kostenlos an Bäuerinnen verteilte. Dieses Programm<br />

hat wohl mit dazu beigetragen, dass <strong>Kaffee</strong>bäuerinnen<br />

in Uganda heute die produktivsten in ganz Afrika sind.<br />

UCDA betreibt etwa 1.000 Baumschulen und wird<br />

2002 voraussichtlich etwa 30 Mio. Pflänzchen an<br />

Bäuerinnen verteilen.<br />

„Die staatliche Unterstützung hat wirklich geholfen, wir<br />

waren an einem Engpass angelangt. Bei so miserablen<br />

<strong>Kaffee</strong>preisen können es sich Bäuerinnen nicht leisten, neue<br />

Pflanzen zu kaufen. Aber sie nehmen sie, wenn sie kostenlos<br />

sind“, sagt William Naggaga von der UCDA. 111 Die<br />

ICO und der Common Fund for Commodities waren<br />

auch an Projekten zum Pflanzenschutz vor Schädlingen<br />

beteiligt, die ein riesiges Problem vor allem dann darstellen,<br />

wenn die <strong>Ein</strong>kommen schon am Boden sind.<br />

Von einigen Unternehmen wurden auch Finanzmittel<br />

für die Qualitätsverbesserung bereitgestellt. Procter &<br />

Gamble stiftete 1,5 Mio. US$ an TechnoServe, und<br />

Starbucks sowie die Ford Foundation stellten <strong>Oxfam</strong><br />

America 0,5 Mio. US$ zur Verfügung. Beide Summen<br />

sind dazu bestimmt, Bäuerinnen zu helfen, die Qualität<br />

ihres <strong>Kaffee</strong>s zu verbessern. Der entsprechende<br />

Nutzen für Bäuerinnen ist zwar beträchtlich, aber<br />

derartige vereinzelte Wohltaten von Unternehmen<br />

sind bei einer Krise dieses Ausmaßes nicht mehr als<br />

ein Tropfen auf den heißen Stein.<br />

Preise anheben, Erwerbsgrundlagen<br />

wieder sichern<br />

Rösterunternehmen könnten sich dazu verpflichten,<br />

Preise zu zahlen, die Bäuerinnen ein ordentliches <strong>Ein</strong>kommen<br />

verschaffen, und sie könnten ihre Beschaffungskette<br />

so gestalten, dass Bäuerinnen einen größeren<br />

Anteil der Gewinne erhalten und ein faires <strong>Ein</strong>kommen<br />

verdienen. <strong>Ein</strong> solches <strong>Ein</strong>kommen müsste<br />

über den Produktionskosten liegen und auch Bedürfnisse<br />

wie Nahrung, Schulbildung, medizinische Versorgung<br />

und Unterkunft decken. Kalkulationen der<br />

Produktionskosten existieren bereits, erstellt sowohl<br />

von den <strong>Kaffee</strong>behörden in den Produktionsländern<br />

als auch von den Röstern selbst. Sie sind allerdings<br />

von Land zu Land verschieden.<br />

Diese Kosten für die Kleinbetriebe zu beziffern ist<br />

schwierig, weil viele ihrer Inputs nicht-monetär sind<br />

und die Kostenstrukturen sich von Großbetrieben<br />

unterscheiden. Aber diese Schwierigkeiten dürfen<br />

nicht als Entschuldigung für Untätigkeit herhalten.<br />

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