Methoden, Daten- und Prozessmodell für das Ersatzteilmanagement ...
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K ONTEXTANALYSE ZUR E RSATZTEILVERSORGUNG 23<br />
Der Unterschied in den Supply-Chain-Strukturen zwischen OEM- <strong>und</strong> OES-Bereich bzw.<br />
zwischen Groß- <strong>und</strong> Nachserie lässt sich anhand der Ausprägungen aus einem morphologischen<br />
Merkmalschema 21 aufzeigen (Tabelle 2-1). Anhand dieser Schemata lassen sich<br />
die Aspekte Materialfluss, Bedarfsermittlung, Auftragsabwicklung <strong>und</strong> Kapazitätsbelegung<br />
des gewählten SCM-Modells erläutern.<br />
Das Beziehungsgeflecht zwischen Kfz-Hersteller <strong>und</strong> Elektronikzulieferer verändert sich<br />
ebenfalls stark bei Übergang in die Nachserie, weil der Kontakt zum OEM-Bereich bzgl.<br />
der betroffenen Komponenten schwindet. Während in der Produktentstehung vielfältigste<br />
Kontakte zwischen Kfz-Hersteller <strong>und</strong> Zulieferer bestehen, ist die Schnittstelle in der<br />
Nachserie auf Kontakte zwischen OES-Einkauf des Kfz-Herstellers <strong>und</strong> entsprechenden<br />
Vertriebsbereichen beim Zulieferer eingeengt. Produktrückführung <strong>für</strong> Kfz-Elektronikkomponenten<br />
findet i.d.R. nur eingeschränkt bei Garantie <strong>und</strong> Kulanzfällen zu Analysezwecken<br />
statt, d.h., die Rückführung endet spätestens wenige Jahre nach EOP – sofern<br />
sie nicht zu Versorgungszwecken betrieben wird (s. Kap. 4.5, S. 74).<br />
Während sich also viele Facetten der K<strong>und</strong>en-Lieferanten-Beziehung verändern, bleiben<br />
Erzeugnisspektrum <strong>und</strong> –struktur sowie die Verteilung von Eigenproduktion <strong>und</strong> Fremdbezug<br />
unverändert. Es handelt sich also um Quasi-Randbedingungen <strong>für</strong> die Ersatzteilversorgung.<br />
2.4 Beziehung zwischen Kfz-Elektronikzulieferer <strong>und</strong><br />
Halbleiterherstellern als herausgehobenes Beispiel<br />
<strong>für</strong> Unterlieferanten (Tier2)<br />
“The semiconductor industry has one of the longest and most complex<br />
manufacturing processes and supply chains.”<br />
[Sta00, S. 267]<br />
Die Halbleiterindustrie verbindet optische, chemische <strong>und</strong> mechanische Herstellungsprozesse<br />
wie kaum eine andere. Die Tabelle 2-2 zeigt analog zur Kraftfahrzeugindustrie<br />
<strong>das</strong> morphologische Merkmalsschema <strong>für</strong> die Halbleiterindustrie. Die hochspezialisierten<br />
Fertigungseinrichtungen sind weltweit verstreut, so <strong>das</strong>s die Lieferkette durch Transporte<br />
über lange Distanzen gekennzeichnet ist. Da Halbleiter klein, leicht <strong>und</strong> hochwertig sind,<br />
fallen diese Transporte selbst per Luftfracht kaum kostenmäßig ins Gewicht. Die Nutzung<br />
der besten Herstellprozesse <strong>und</strong> die daraus resultierende Ausbeute ist der wichtigste<br />
Kostenfaktor. Auch dadurch sind lange physikalische Durchlaufzeiten von 16 Wochen<br />
keine Seltenheit. [Sta00, S. 268ff]. Die starren langwierigen Prozesse sind nicht mit denen<br />
in der Kfz-Industrie vergleichbar, was einen der Ausgangspunkte <strong>für</strong> Beschaffungsrisiken<br />
in der Großserie darstellt (s. Kap. 2.5.3, S. 28). Entscheidend <strong>für</strong> die Ersatzteilversorgung<br />
ist jedoch der technische Zwang zur Auslastung einer Halbleiterproduktion:<br />
„Ein Herstellprozess kann nur mit einer kontinuierlich laufenden Waferzahl<br />
stabil aufrechterhalten werden. Bei heutigen <strong>und</strong> zukünftigen<br />
Waferdurchmessern von 6-8 inch~150-200 mm oder größer entspricht<br />
dies einer recht großen Anzahl an Bauelementen, wenn man eine Losgröße<br />
von mindestens 25 Wafern berücksichtigt. Da diese Anzahl von<br />
Bauteilen von der Automobilindustrie nicht mehr in dem Zeitraum ei-<br />
21 RIEKEN [Rie95, S. 213ff] <strong>und</strong> SAMES [Sam, S. 31ff] benutzen ähnliche Schemata, wobei SAMES<br />
umfassender ist <strong>und</strong> sich RIEKEN intensiv mit der OEM-Zulieferer-Beziehung in der Kfz-<br />
Industrie auseinandersetzt.