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Methoden, Daten- und Prozessmodell für das Ersatzteilmanagement ...

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K ONTEXTANALYSE ZUR E RSATZTEILVERSORGUNG 29<br />

im Rahmen der Transaktionskostentheorie mit den Faktoren Spezifität, Komplexität <strong>und</strong><br />

Unsicherheit 24 .<br />

Mit dieser Definition sind die meisten Facetten der ETV mit Kfz-Elektronikkomponenten<br />

abgedeckt, wenn man den Standpunkt des Endk<strong>und</strong>en bezieht.<br />

Bei einer herstellerseitigen Betrachtung werden jedoch mit dieser Sichtweise nur die<br />

Risiken der eigenen Beschaffung abgedeckt. Hinsichtlich dieser Beschaffungsrisiken <strong>für</strong><br />

die Produktion von Kfz-Elektronikkomponenten gibt TRAPP eine praxisgerechte Aufstellung<br />

(Abbildung 2-10).<br />

Weil <strong>für</strong> den Kfz-Elektronikzulieferer in der Supply-Chain die eingeschränkte Blickrichtung<br />

‚nach unten’ unzulässig ist, muss der VR Begriff sinnvoll erweitert werden: Risiko<br />

wird in der Literatur selten als allgemeiner Begriff definiert – es geht vielmehr meistens<br />

um bestimmte Risikobereiche oder Betrachtungsweisen, z.B. findet man in der Betriebs-<br />

<strong>und</strong> Volkswirtschaft umfangreiche Literatur zu diesem Thema. Die Begrifflichkeiten sind<br />

dabei stark aus dem Angloamerikanischen 25 geprägt, wo ‚risk’ nicht nur Risiko sondern<br />

auch Chance bedeutet (vgl. [Gut94, S. 213]). Risikobetrachtungen nach dem Prinzip ‚Value<br />

at Risk (VaR)’ sind gängiger Standard in der Finanzwelt <strong>und</strong> durch die staatliche<br />

Bankenaufsicht (B<strong>und</strong>esaufsichtsamt <strong>für</strong> Kreditwesen) <strong>und</strong> supernationale Gremien<br />

(Basler Ausschuss <strong>für</strong> Bankenaufsicht) gefordert <strong>und</strong> erweitert (vgl. [Joh00, S. 635ff]).<br />

Die VaR-Betrachtungsweise wird auch auf Teilbereiche angewendet, wovon <strong>das</strong> Operational<br />

Risk, i.e.S. als Geschäftsrisiko übersetzt, von besonderem Interesse ist: „Geschäftsrisiken<br />

sind die negative Abweichung des Wertes eines Unternehmens vom Erwartungswert<br />

aufgr<strong>und</strong> von Veränderungen des Geschäftsvolumens oder der Margen.“ Solche<br />

Risiken werden dabei in Risiko-Portfolios mit den Dimensionen Häufigkeit <strong>und</strong> Verlusthöhe<br />

kategorisiert (vgl. [Joh00, S. 651]). Seltene <strong>und</strong> verlustreiche Risiken werden<br />

24 „Die Spezifität bezieht sich dabei auf die Anforderungen an die technische Zusammenarbeit mit<br />

Lieferanten sowie auf den Standardisierungsgrad der Produkte. Stellt der Abnehmer an <strong>das</strong> Produkt<br />

<strong>und</strong> die Fertigungsverfahren technische <strong>und</strong> qualitative Anforderungen, die über den Industriestandard<br />

hinausgehen, <strong>und</strong> stehen dem Lieferanten nur wenige Abnehmer zur Verfügung, so<br />

weist die Beziehung einen hohen Spezifitätsgrad auf. Hohe Spezifittäsgrade steigern dabei tendenziell<br />

<strong>das</strong> Versorgungsrisiko des Abnehmers. Aufgr<strong>und</strong> vergleichbarer Auswirkungen auf die<br />

Höhe des Versorgungsrisikos bietet es sich an, die Einflussgrößen Unsicherheit <strong>und</strong> Komplexität<br />

gemeinsam zu behandeln.<br />

Die Komplexität bezieht sich auf logistische Abläufe <strong>und</strong> technologieorientierte Merkmale. Eine<br />

hohe logistische Komplexität liegt vor, wenn eine Vielzahl externer Einflussgrößen entlang der<br />

logistischen Kette vom Lieferanten bis zum Verbauort beim Abnehmer zu beachten ist. Diese<br />

können auf standortspezifische Gegebenheiten wie die geographische Lage des Lieferanten oder<br />

auf Schwachstellen innerhalb der logistischen Kette, wie beispielsweise Engpässe beim Verpacken,<br />

Verladen, Umpacken oder Transportieren zurückgeführt werden.<br />

Technische Komplexität liegt dann vor, wenn Kaufteile aus einer großen Zahl artverschiedener<br />

Einzelteile bestehen, die selbst vielfältige Interdependenzen untereinander aufweisen <strong>und</strong> bei denen<br />

mehrere Produkttechnologien eingesetzt werden. Die Produkte befinden sich auf einem hohen<br />

Wertschöpfungsniveau, <strong>das</strong> oftmals erst durch Einsatz mehrerer unterschiedlicher Prozesstechnologien<br />

erreicht wurde. Hochkomplexe Teile steigern <strong>das</strong> Versorgungsrisiko.<br />

Unsicherheit bezieht sich schwerpunktmäßig auf diskontinuierliche Veränderungen der Umweltbedingungen.<br />

Hierunter sind technologische Entwicklungen, die anwenderbezogene Änderungshäufigkeit<br />

der Kaufteile sowie die zukünftige Nachfrageentwicklung nach den Produkten am Beschaffungsmarkt<br />

zu subsumieren. Die Unsicherheit wächst mit steigender Dynamik der technologischen<br />

Entwicklung, hohen anwenderbezogenen Änderungsraten sowie ansteigenden Bedarfsstückzahlen,<br />

falls diese nicht durch eine Ausweitung des Angebots befriedigt werden können.<br />

Hohe Ausprägungen der Einflussgröße Unsicherheit steigern <strong>das</strong> Versorgungsrisiko. [Eve96, S.<br />

15-32]“<br />

25 Business Risk, Event Risk, Operativ Risk, Market Risk <strong>und</strong> Credit Risk (vgl. [Joh00, S.636])

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