13.01.2015 Aufrufe

5 Sportmotorische Fähigkeiten - Volleyball-Training.de

5 Sportmotorische Fähigkeiten - Volleyball-Training.de

5 Sportmotorische Fähigkeiten - Volleyball-Training.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 61<br />

5 <strong>Sportmotorische</strong> Fähigkeiten<br />

5.1 Begriffsbestimmung<br />

Unter <strong>de</strong>n sportmotorischen Fähigkeiten versteht man „die Gesamtheit <strong>de</strong>r jeweils im<br />

Komplex wirken<strong>de</strong>n Leistungsvoraussetzungen“ (Grosser/Starischka/Zimmermann 2001,<br />

9). Dabei bezeichnet Motorik die Gesamtheit aller Steuerungs- und Funktionsprozesse, die<br />

<strong>de</strong>r sportlichen Handlung zugrun<strong>de</strong> liegen. Die sportmotorischen Fähigkeiten sind zum<br />

einen allgemeine Leistungsvoraussetzungen (z.B. aerobe Ausdauer, Maximalkraft, Orientierungs-<br />

und Gleichgewichtsfähigkeit) für das Erlernen und Realisieren von sportlichen Bewegungen,<br />

zum an<strong>de</strong>ren bil<strong>de</strong>n sich in Verbindung mit diesen allgemeinen Fähigkeiten<br />

spezielle sportartspezifische Fähigkeiten aus (wie z.B. Sprungkraft, Ballgefühl).<br />

Die sportmotorischen Fähigkeiten lassen sich in jeweils allgemeine und spezielle konditionelle,<br />

koordinative und gemischt konditionell-koordinative Fähigkeiten einteilen. Einen<br />

Überblick gibt Abbildung 8:<br />

<strong>Sportmotorische</strong> Fähigkeiten<br />

Konditionelle Fähigkeiten<br />

Koordinative Fähigkeiten<br />

Gemischt konditionell-koordinative<br />

Fähigkeiten<br />

Allgemeine Allgemeine Spezielle Allgemeine Spezielle<br />

Ausdauer, aerobe<br />

Ausdauer, anaerobe<br />

Kraftausdauer<br />

Maximalkraft<br />

Schnellkraft<br />

Schnelligkeit<br />

Flexibilität<br />

Sprintschnelligkeit<br />

Sprungkraft<br />

Wurfkraft<br />

Schusskraft<br />

Abb. 8: <strong>Sportmotorische</strong> Fähigkeiten (eigene Darstellung, mod. n. Grosser/Hermann/<br />

Tusker/Zintl 1987, 15)<br />

Orientie-<br />

rungs-<br />

Anpassungs-,<br />

Umstellungsfähigkeit<br />

Differenzierungsfähigkeit<br />

Kopplungsfähigkeit<br />

Reaktions-<br />

Gleichgewichtsfähigkeit<br />

Rhythmisierungsfähigkeit<br />

Ballgefühl<br />

Gleitgefühl<br />

Wassergefühl<br />

Windgefühl<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 62<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Übersichtlichkeit wer<strong>de</strong>n in dieser Arbeit die gemischt konditionellkoordinativen,<br />

die nahezu von bei<strong>de</strong>n Bereichen geprägt wer<strong>de</strong>n, und die konditionellen<br />

Fähigkeiten zusammengefasst.<br />

5.2 Konditionelle Fähigkeiten<br />

„Unter Kondition im Sport verstehen wir allgemein die gewichtete Summe <strong>de</strong>r physischen<br />

(körperlichen) Fähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und ihre Realisierung<br />

durch Bewegungsfertigkeiten/-techniken und durch Persönlichkeits-Eigenschaften (z.B.<br />

Wille, Motivation)“ (Grosser/Starischka/Zimmermann 2001, 7). Statt Flexibilität wird auch<br />

<strong>de</strong>r Begriff Beweglichkeit genannt.<br />

Die konditionellen Fähigkeiten sind vorwiegend morphologisch (z.B. Muskelfaserhypertrophie)<br />

und energetisch (z. B. Stoffwechsel) bestimmt.<br />

5.2.1 Be<strong>de</strong>utung im <strong>Volleyball</strong><br />

Auch im <strong>Volleyball</strong> spielen die konditionellen Fähigkeiten eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Rolle. Es wer<strong>de</strong>n<br />

nun kurz die einzelnen Fähigkeiten (mit ihren relevanten Erscheinungsformen) und<br />

ihre Be<strong>de</strong>utung im <strong>Volleyball</strong> dargestellt.<br />

Kraft ist im Sport „die Fähigkeit <strong>de</strong>s Nerv-Muskelsystems, durch Innervations- und Stoffwechselprozesse<br />

mit Muskelkontraktionen Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong> zu überwin<strong>de</strong>n (konzentrische<br />

Arbeit), ihnen entgegenzuwirken (exzentrische Arbeit) bzw. sie zu halten (statische Arbeit)“<br />

(Grosser/Starischka/Zimmermann 2001, 40). Unter <strong>de</strong>r Basisfähigkeit Maximalkraft glie<strong>de</strong>rt<br />

sie sich in die Subkategorien Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer (bzw. Ausdauerkraft).<br />

Nicht zu Unrecht wird <strong>Volleyball</strong> als Schnellkraftsportart bezeichnet. Kontrollierte wie<br />

auch schnellkräftige Armbewegungen und eine große Anzahl von Sprüngen mit und ohne<br />

Ballkontakt erfor<strong>de</strong>rn eine gut ausgebil<strong>de</strong>te Muskulatur in <strong>de</strong>n Armen und Beinen. Dabei<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 63<br />

sind beson<strong>de</strong>rs die Explosivkraft 26 , für die schnelle Beschleunigung <strong>de</strong>s eigenen Körpers,<br />

<strong>de</strong>r Extremitäten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Balles, sowie die Startkraft 27 , für alle Absprünge, von Be<strong>de</strong>utung.<br />

Die Kraftausdauer hat im <strong>Volleyball</strong> im Sinne <strong>de</strong>r üblichen Definition (als Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit<br />

gegen Ermüdung bei Anfor<strong>de</strong>rungen mit wie<strong>de</strong>rholten Krafteinsätzen über 30% <strong>de</strong>r<br />

Maximalkraft) wenig Be<strong>de</strong>utung. Im <strong>Volleyball</strong> müssen hohe Krafteinsätze über einen großen<br />

Zeitraum, <strong>de</strong>r aber immer wie<strong>de</strong>r durch Erholungsphasen unterbrochen wird, erbracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Der Schwerpunkt liegt dabei auf <strong>de</strong>r Ausdauer bzw. <strong>de</strong>r Fähigkeit, diese hohen<br />

Kräfte auch nach einer Stun<strong>de</strong> Spielzeit noch mobilisieren zu können. Deshalb wird in<br />

dieser Arbeit diese Fähigkeit als „Ausdauerkraft“ bezeichnet.<br />

Da bei je<strong>de</strong>r Landung große Kräfte (das Acht- bis Zehnfache <strong>de</strong>s Körpergewichts) auf <strong>de</strong>n<br />

Körper wirken, ist ein gut ausgebil<strong>de</strong>ter Stütz- und Bewegungsapparat nötig, um die Kräfte<br />

kompensieren zu können und Schä<strong>de</strong>n (beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n Gelenken) vorzubeugen.<br />

Im <strong>Volleyball</strong> überwiegen außer<strong>de</strong>m Anfor<strong>de</strong>rungen wie positive und negative Beschleunigungen<br />

und Antritte über kurze Wege von bis zu 6m, plötzliches Abstoppen, schnelle<br />

Richtungsän<strong>de</strong>rungen und schnelles Reagieren auf Signale. Die Handlungen müssen auf<br />

engstem Raum, blitzschnell und mit hoher Präzision ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n höchste Anfor<strong>de</strong>rungen an die Schnelligkeit gestellt. Sie ist die Fähigkeit,<br />

„höchstmögliche Reaktions- und Bewegungsgeschwindigkeiten (vorwiegend gegen geringe<br />

Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>) zu erzielen“ (Grosser/Starischka/Zimmermann 2001, 87). Im <strong>Volleyball</strong><br />

unterschei<strong>de</strong>t man Reaktionsschnelligkeit (Schnelles Reagieren auf Signale und überraschen<strong>de</strong><br />

Aktionen), Aktionsschnelligkeit (in Höchstgeschwindigkeit azyklische Bewegungen<br />

ausführen) und eine Start-, Beschleunigungs- bzw. Bewegungsschnelligkeit (Antritte,<br />

Stopps, Läufe mit Richtungswechsel).<br />

26 Explosivkraft ist „die Fähigkeit, möglichst viel Kraft pro Zeiteinheit entwickeln zu können“<br />

(Christmann/Fago/DVV 1989, 40).<br />

27 Als Startkraft wird die Fähigkeit bezeichnet, „gleich zu Kontraktionsbeginn einen hohen Kraftanstieg entwickeln<br />

zu können“ (Christmann/Fago/DVV 1989, 40).<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 64<br />

Die allgemeine Ausdauerfähigkeit im üblichen Sinn 28 spielt we<strong>de</strong>r aus physiologischen<br />

(<strong>de</strong>r kritische Grenzwert von Laktat im Blut nach Wettkampfbelastungen wird in allen<br />

Leistungsklassen nicht überschritten) noch aus leistungsstruktureller Sicht eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle im <strong>Volleyball</strong>. Durch die Rallye-Point-Zählweise ist die Gesamtspieldauer sogar<br />

gesunken, <strong>de</strong>nnoch sollte die Ausdauerfähigkeit nicht völlig vernachlässigt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Ausdauer im <strong>Volleyball</strong> wird mehr als Spielausdauer bezeichnet, die als azyklische Ausdauerform<br />

in Gestalt von Schnelligkeits- bzw. Schnellkraftausdauer und Konzentrationsausdauer<br />

zu verstehen ist (vgl. Westphal 1985, 7). Der ständige Wechsel von Belastung und<br />

Erholung (7.9sec Belastungsdauer stehen durchschnittlich 12.5sec Pause gegenüber) führt<br />

zu einer fast ausschließlich anaerob-alaktazi<strong>de</strong>n Beanspruchung und somit zu hohen physischen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen im Bereich <strong>de</strong>r Schnelligkeits- und Schnellkraftausdauer, psychisch in<br />

Gestalt <strong>de</strong>r Konzentrationsausdauer. Diese „hängt vornehmlich vom allgemeinpsychischen<br />

Zustand (nervliche Verfassung, Entspannungszustand), von <strong>de</strong>n Willenseigenschaften<br />

und <strong>de</strong>r technischen Perfektion ab“ (Thoß in: <strong>Volleyball</strong>training 4/1990, 60).<br />

Die allgemeine aerobe Ausdauer ist somit eine grundlegen<strong>de</strong>, allgemeine Voraussetzung für<br />

eine gute Spielausdauer, die eine frühzeitige Ermüdung verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r hinausschieben,<br />

die Konzentration länger aufrechterhalten sowie die Erholung im physischen und im kognitiven<br />

Bereich beschleunigen soll.<br />

Die Beweglichkeit wird zu <strong>de</strong>n gemischt konditionell-koordinativen Fähigkeiten gezählt.<br />

Gekennzeichnet durch die Amplitu<strong>de</strong>, die durch innere o<strong>de</strong>r mit Hilfe äußerer Kräfte in<br />

<strong>de</strong>r Endstellung <strong>de</strong>s Gelenks erreicht wer<strong>de</strong>n kann, ist sie als „Voraussetzung dafür zu sehen,<br />

dass Bewegungen qualitativ und quantitativ gut ausgeführt wer<strong>de</strong>n können“ (Grosser/Starischka/Zimmermann<br />

2001, 152). Sie ist außer<strong>de</strong>m Grundvoraussetzung für ein<br />

gutes Koordinationsvermögen.<br />

Um die vielen schnellkräftigen Bewegungen, beson<strong>de</strong>rs im Arm-Schulterbereich, die zahlreichen<br />

Antritte und Richtungswechsel und die Sprünge maximal schnell und explosiv ausführen<br />

zu können, ist eine gut ausgebil<strong>de</strong>te Dehnungsfähigkeit und eine gewisse Gelenkbeweglichkeit<br />

unbedingte Voraussetzung. Die Dehnfähigkeit bezieht sich auf die Dehnfä-<br />

28 Als Wi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit gegenüber Ermüdung bei sportlicher Belastung, die <strong>de</strong>n Erhalt <strong>de</strong>r individuellen<br />

Leistungsfähigkeit über die gegebene Belastungsdauer gewährleistet und Leistungsverluste min<strong>de</strong>rt (vgl.<br />

Schnabel/Thiess 1993, 83).<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 65<br />

higkeit von Muskeln, Sehnen, Bän<strong>de</strong>rn und Gelenkkapseln, während die Gelenkigkeit das<br />

durch die Gelenkstruktur vorgegebene Bewegungsausmaß kennzeichnet. Eine gute Beweglichkeitsleistung<br />

hilft, Verletzungen zu vermei<strong>de</strong>n, muskuläre Dysbalancen zu beseitigen,<br />

Bewegungen exakter auszuführen und die Ermüdungswi<strong>de</strong>rstandsfähigkeit zu erhöhen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re die Entspannung und Dehnung nach Belastungen ist von großer Be<strong>de</strong>utung,<br />

um Muskelverkürzungen zu vermei<strong>de</strong>n und die nötige Beweglichkeit zu erhalten.<br />

5.2.2 Belastungsstruktur <strong>de</strong>r Zuspielerin<br />

5.2.2.1 Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Kraft sollte die Zuspielerin Sprungkraft, Startkraft und ausreichen<strong>de</strong> Arm-<br />

Finger-Kraft besitzen. Von großer Be<strong>de</strong>utung ist zu<strong>de</strong>m die Körperstabilität.<br />

I<strong>de</strong>al wäre, wenn die Zuspielerin so oft wie möglich beim Zuspiel springen wür<strong>de</strong> (siehe<br />

Punkt 5.2.3). Sprungbelastungen für die Zuspielerin treten also in Form von Sprungpässen<br />

und bei Blockaktionen auf. Untersuchungen von Papageorgiou/Steinberg (1993) zeigen,<br />

dass die Zeit von Sprung zu Sprung (Dichte) bei 56sec liegt, und die Zuspielerin insgesamt<br />

52.5 Sprünge pro Stun<strong>de</strong> durchführt. Nach Papageorgiou/Spitzley (2000, 115) liegt <strong>de</strong>r<br />

Wert im internationalen <strong>Volleyball</strong> sogar bei 65 Sprüngen pro Stun<strong>de</strong> Spielzeit. Vergleicht<br />

man <strong>de</strong>n Umfang mit <strong>de</strong>n Angreiferinnen, stellt man fest, dass es außer zur Mittelblockerin<br />

(76.7 Sprünge) keine großen Unterschie<strong>de</strong> gibt (Außenangreiferinnen springen 49.9 mal<br />

pro Stun<strong>de</strong>). Die Unterschie<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n erst <strong>de</strong>utlich, wenn man sich die Belastungsintensität<br />

in Gestalt <strong>de</strong>r Sprungdichte betrachtet. So ergeben sich für die Außenangreiferin eine<br />

Dichte von 36.8sec, für die Mittelblockerin 24.6sec. Dabei muss aber unbedingt berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass die Zuspielerin die einzige Spielerin ist, bei <strong>de</strong>r auch die Hinterfeldpassagen<br />

gewertet wur<strong>de</strong>n, da sie auch als Hinterfeldspielerin regelmäßig springt. Bei <strong>de</strong>n<br />

Angreiferinnen wur<strong>de</strong>n nur die Netzpassagen betrachtet (vgl. Papageorgiou/Steinberg in:<br />

Dannenmann 1993, 199f). Auch wenn im Frauenvolleyball <strong>de</strong>r Trend zu vermehrtem Einsatz<br />

von Rückraumangriffen geht und die Angreiferinnen auch im Hinterfeld keine „Pause“<br />

mehr haben, wird sich an <strong>de</strong>r Sprungbelastung für Zuspielerinnen nichts än<strong>de</strong>rn. Die Daten<br />

zeigen, dass <strong>de</strong>r Umfang zwar hoch, aber die Belastung durch die gleichmäßige Verteilung<br />

doch relativ gering einzuschätzen ist, zumal die Zuspielerin nicht bei je<strong>de</strong>m Pass<br />

springen kann und muss.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 66<br />

Als Ergebnis kann festgehalten wer<strong>de</strong>n, dass eine Zuspielerin über eine gute Sprungkraft<br />

verfügen sollte; einerseits für die Sprungpässe, an<strong>de</strong>rerseits aber auch wegen ihrer wichtigen<br />

Blockfunktion auf Position II, insbeson<strong>de</strong>re wenn sie nicht zu <strong>de</strong>n hochgewachsenen Spielerinnen<br />

gehört.<br />

Für ihre Aufgabe ebenso typisch sind „kurze Antritte über wenige Meter, schnelle Stopps<br />

und Richtungswechsel“ (Eichinger/Gasse/Niemczyk/Ziegler 1989, 21). Auf diese Belastungen<br />

wird in Punkt 6.2.2 bei <strong>de</strong>r Schnelligkeit noch näher eingegangen. Erwähnt wer<strong>de</strong>n<br />

soll aber bereits an dieser Stelle, dass für die Antritte eine gut ausgebil<strong>de</strong>te Startkraft nötig<br />

ist. Stark abhängig ist dieser Bereich zu<strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Reaktionsfähigkeit <strong>de</strong>r Zuspielerin.<br />

Für weite Pässe über 8-9m und um die Zuspielabsicht lange ver<strong>de</strong>cken zu können, braucht<br />

die Zuspielerin außer<strong>de</strong>m ein ausreichen<strong>de</strong>s Maß an Kraft in <strong>de</strong>n Bereichen Schulter, Arme<br />

und Daumen. Ziel ist, das Zuspiel auch über weitere Distanzen (ca. bis zu 6-7m) nur aus<br />

einem Arm-Daumenimpuls zu spielen, also ohne Beinbewegung, die für <strong>de</strong>n Gegner leicht<br />

zu lesen ist. Dafür ist eine Schnellkraftfähigkeit in diesem Bereich essentiell. Pässe über<br />

sieben Meter wer<strong>de</strong>n mit einer leichten Beinbewegung gespielt, um bei erhöhtem Bewegungsumfang<br />

<strong>de</strong>n Kraftgewinn ausnutzen zu können.<br />

Noch wichtiger für lange Pässe, ver<strong>de</strong>cktes Zuspiel und beson<strong>de</strong>rs Sprungpässe ist aber<br />

eine stabile Körperposition. Erst sie ermöglicht <strong>de</strong>r Zuspielerin aus einer immer gleichen<br />

Körperstellung zum Ball zu spielen und ihre Arm- und Fingerkraft zu nutzen, da ohne Stabilität<br />

im Rumpf-Oberkörperbereich ein genaues Zuspiel sehr schwer ist. Durch die<br />

Ganzkörperspannung kann die Impulsübertragung auf die Arme und Hän<strong>de</strong> stattfin<strong>de</strong>n,<br />

was ein Zuspiel ohne viel Krafteinsatz und mehr Präzision möglich macht (vgl. Sonnenbichler/Gross<br />

in: DVZ 2/2000, 26). Dieser wichtige Aspekt wird von einigen Trainern viel<br />

zu wenig umgesetzt.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Ausdauer gelten für die Zuspielerin keine wesentlichen Unterschie<strong>de</strong> zu<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Spielerinnen. Sie sollte über eine gute Grundlagenausdauer verfügen. Wichtiger<br />

ist jedoch die Schulung in <strong>de</strong>n speziellen Bereichen <strong>de</strong>r Ausdauer: <strong>de</strong>r Kraft-, Schnelligkeits-<br />

und Konzentrationsausdauer.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 67<br />

Da die Zuspielerin an je<strong>de</strong>m Spielzug beteiligt ist, kommt es zu „häufigen Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

von Aktionen in <strong>de</strong>r Abwehr und am Netz, die sich durch hohe Belastungsintensität auszeichnen“<br />

(Eichinger/Gasse/Niemczyk/Ziegler 1989, 20/21). Das be<strong>de</strong>utet, dass für die<br />

Zuspielerin eine gute Ausdauerkraft unabdingbar ist, um diesen Belastungen im anaerobalaktazi<strong>de</strong>n<br />

Bereich über die gesamte Dauer <strong>de</strong>s Spiels wi<strong>de</strong>rstehen zu können.<br />

Außer<strong>de</strong>m ist für die Zuspielerin aufgrund <strong>de</strong>r vielen Antritte die Schnelligkeitsausdauer<br />

von Be<strong>de</strong>utung, da sie fähig sein sollte, auch am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Spiels die kurzen Laufdistanzen<br />

schnell zu bewältigen.<br />

Einen beson<strong>de</strong>ren Stellenwert nimmt die Konzentrationsausdauer ein. Konzentrationsausdauer<br />

ist „eine Fähigkeit, die Ermüdungserscheinungen, die im kognitiven Bereich auftreten<br />

möglichst weit hinauszuschieben“ (Valkyser in: <strong>Volleyball</strong>training 1/1990, 11). Hier<br />

wird die Be<strong>de</strong>utung für die Zuspielerin schon sehr <strong>de</strong>utlich, <strong>de</strong>nn die Anfor<strong>de</strong>rungen sind<br />

im kognitiven Bereich beson<strong>de</strong>rs hoch. Synonym für Konzentration ist auch die Aufmerksamkeit.<br />

Außer<strong>de</strong>m fallen in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Konzentrationsausdauer auch die Emotionen,<br />

das heißt psychische Reaktionen und <strong>de</strong>ren psychische Selbstregulation. Alle genannten<br />

Teile sind Eigenschaften, die eine gute Zuspielerin auszeichnen. Sie muss die Mannschaft<br />

psychisch führen, sie bei Rückstän<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>r aufbauen, Stresssituationen meistern, bei<br />

kritischen Spielstän<strong>de</strong>n die Ruhe bewahren, Spielerinnen wie<strong>de</strong>r ins Spiel bringen usw. Dafür<br />

ist die Konzentrationsausdauer maßgebliche Voraussetzung. Insbeson<strong>de</strong>re im kognitiven<br />

Bereich (bei taktischen Überlegungen und Entscheidungen) wird die Konzentration<br />

<strong>de</strong>r Zuspielerin gefor<strong>de</strong>rt. Das gilt nicht nur in <strong>de</strong>n ersten Sätzen, son<strong>de</strong>rn umso mehr am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Spiels. Lässt die Aufmerksamkeit und Konzentration im Laufe <strong>de</strong>s Spiels nach,<br />

sind Fehler in <strong>de</strong>r Ballverteilung und Präzision die Folge.<br />

Die Konzentrationsausdauer hängt also vornehmlich vom allgemein-psychischen Zustand,<br />

von <strong>de</strong>n Willenseigenschaften und <strong>de</strong>r technischen Perfektion <strong>de</strong>r Spielerin ab, und sollte<br />

<strong>de</strong>shalb auf <strong>de</strong>r Grundlage einer guten aeroben Ausdauerfähigkeit zusammen mit <strong>de</strong>n psychischen<br />

Eigenschaften trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />

In <strong>de</strong>r Definition von Beweglichkeit ist beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r Qualität <strong>de</strong>r Bewegungsausführung<br />

für die Zuspielerin relevant. Eine beson<strong>de</strong>re Beweglichkeit ist allerdings<br />

nicht zu for<strong>de</strong>rn, die Zuspielerin sollte ein Beweglichkeitstraining wie ihre Mitspielerinnen<br />

hauptsächlich unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Verletzungsprävention durchführen.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 68<br />

Beweglichkeit ist unter an<strong>de</strong>rem eine Grundvoraussetzung für ein gutes Koordinationsvermögen<br />

und beson<strong>de</strong>rs wichtig für das Differenzierungs- und Umstellungsvermögen im<br />

Zuspiel.<br />

5.2.2.2 Schnelligkeit<br />

Unter <strong>de</strong>n konditionellen Fähigkeiten ist die Schnelligkeit von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung für<br />

die Zuspielerin. Wünschenswert wäre, eine maximale Bewegungsgeschwindigkeit über <strong>de</strong>n<br />

gesamten Spielverlauf bei optimaler Koordination zu erzielen.<br />

Dabei spielen die Reaktionsschnelligkeit und die Beschleunigungsfähigkeit eine große Rolle.<br />

Reaktionsschnelligkeit ist die „Fähigkeit, auf einen Reiz in kürzester Zeit zu reagieren“<br />

(Grosser/Starischka/Zimmermann 2001, 88). Sie ist die Erscheinungsform <strong>de</strong>r Reaktionszeit.<br />

Die Reaktionszeit ist die Zeit, die vom Eintreten eines Signals o<strong>de</strong>r Reizes bis zu einer<br />

verabre<strong>de</strong>ten, gefor<strong>de</strong>rten Muskelbewegung vergeht.<br />

Die Zuspielerin muss ebenso wie alle an<strong>de</strong>ren Spielerinnen in <strong>de</strong>r Abwehr auf unerwartete<br />

Bälle (Blockabpraller, Lobs, Finte <strong>de</strong>r gegnerischen Zuspielerin, usw.) mit einer entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Bewegung reagieren. Beim Zuspiel selbst gilt es, die Annahmespielerinnen und<br />

<strong>de</strong>n Ballflug von <strong>de</strong>r Annahme zu beobachten und gegebenenfalls sofort auf ungenaue<br />

Bälle zu reagieren. Wie man aus <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung „beobachten“ bereits ableiten kann, ist die<br />

Reaktionsschnelligkeit abhängig von <strong>de</strong>r Wahrnehmungs- und Antizipationsfähigkeit und<br />

vom Reaktionsvermögen.<br />

Die wichtigste Schnelligkeitsfähigkeit für die Zuspielerin ist die Start-, Beschleunigungso<strong>de</strong>r<br />

Bewegungsgeschwindigkeit. In <strong>de</strong>r gängigen Literatur sind sich die Autoren ob <strong>de</strong>r<br />

genauen Terminologie nicht einig. Es ist die Re<strong>de</strong> von „Beschleunigungsfähigkeit“ (Thoß<br />

in: <strong>Volleyball</strong>training 6/1990, 98), „Startschnelligkeit“ (Kohl/Kuhl 1995, 31), „Kraftschnelligkeit“<br />

(Christmann/Fago/DVV 1989, 39), „Sprintschnelligkeit“ (Mau in: <strong>Volleyball</strong>training<br />

4/1991, 58) o<strong>de</strong>r auch „Sprintkraft“ als komplexe Schnelligkeitsfähigkeit (Grosser/Starischka/Zimmermann<br />

2001, 92). Gemeint ist das Gleiche, nämlich die Fähigkeit,<br />

Schnelligkeitsleistungen gegenüber höheren Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong>n in zyklischen Bewegungen zu<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 69<br />

erbringen, das heißt also für die Zuspielerin Antritte, Läufe mit Richtungswechseln, Startund<br />

Abstoppbewegungen maximal schnell auszuführen.<br />

Untersuchungen von Papageorgiou/Timmer (1990, 199) ergeben, dass Zuspieler zwischen<br />

fünf und sechs Kilometer im Spiel zurücklegen. Das ist <strong>de</strong>r Spitzenwert im Vergleich zu<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Spielertypen. Untersucht wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>s weiteren die durchschnittliche Länge und<br />

die Gewichtung <strong>de</strong>r Antritte unterschie<strong>de</strong>n nach Vorwärts-, Seitwärts-, Rückwärtsläufen<br />

und Läufen mit Richtungswechseln. Dabei war die Verteilung bezüglich <strong>de</strong>r Antritte für die<br />

Spielertypen im einzelnen wenig different, mit Ausnahme <strong>de</strong>r Werte <strong>de</strong>r Vorwärtsläufe und<br />

<strong>de</strong>r Läufe mit Richtungswechsel bei <strong>de</strong>n Zuspielerinnen (siehe Abb.9).<br />

100%<br />

50%<br />

19,3%<br />

14,5%<br />

10,7%<br />

17,2%<br />

17,6%<br />

16,3%<br />

23,5%<br />

13,1%<br />

15,4%<br />

16,8%<br />

13,4%<br />

17,4%<br />

16,2%<br />

17,8%<br />

19,5%<br />

17,4%<br />

vorwärts<br />

seitwärts<br />

rückwärts<br />

Richtungswechsel<br />

0%<br />

Z D MB (x2) AA (x2)<br />

Abb. 9: Prozentuale Verteilung <strong>de</strong>r Antritte differenziert nach Spielertyp (eigene Darstellung,<br />

n. Papageorgiou/Timmer in: Dannenmann 1990, 200)<br />

Es zeigt sich, dass Zuspieler bei diesen bei<strong>de</strong>n Laufarten <strong>de</strong>utlich mehr Antritte absolvierten<br />

als die an<strong>de</strong>ren Spielertypen. Das leuchtet ein, wenn man sich <strong>de</strong>n Laufweg <strong>de</strong>r Zuspielerin<br />

nach einer genauen Abwehraktion einer Mitspielerin ans Netz betrachtet (Vorwärtslauf),<br />

o<strong>de</strong>r sich eine Situation in <strong>de</strong>r Annahme vorstellt, bei <strong>de</strong>r die Zuspielerin sofort nach<br />

<strong>de</strong>m gegnerischen Aufschlag von <strong>de</strong>r Position I ans Netz läuft, dann aber doch aufgrund<br />

einer ungenauen Annahme wie<strong>de</strong>r ins Hinterfeld laufen muss, um <strong>de</strong>n Ball zuzuspielen<br />

(Lauf mit Richtungswechsel).<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 70<br />

100%<br />

50%<br />

0%<br />

63,1%<br />

21,7%<br />

12,8%<br />

2,4%<br />

51,4%<br />

21,8%<br />

25,1%<br />

1,7%<br />

53,6%<br />

26,7%<br />

17,1%<br />

2,6%<br />

50,2%<br />

25,3%<br />

22,1%<br />

Z D MB (x2) AA (x2)<br />

2,3%<br />

vorwärts<br />

seitwärts<br />

rückwärts<br />

Richtungswechsel<br />

Abb. 10: Prozentuale Gewichtung <strong>de</strong>r Antritte differenziert nach Spielertyp (eigene Darstellung,<br />

n. Papageorgiou/Timmer in: Dannenmann1990, 201)<br />

Eine Betrachtung <strong>de</strong>r Gewichtung <strong>de</strong>r Antritte (Abb. 10) lässt erkennen, dass die Vorwärtslaufe<br />

erwartungsgemäß mit über 50% bei allen Spielertypen dominieren, die Läufe mit<br />

Richtungswechsel aber am wenigsten auftreten. Nach Papageorgiou/Timmer (1990, 201)<br />

wird dieser Umstand bislang im <strong>Training</strong> noch viel zu wenig beachtet, da viele Trainer<br />

fälschlicherweise annehmen, dass Läufe mit Richtungswechsel vermehrt vorkommen und<br />

<strong>de</strong>shalb trainiert wer<strong>de</strong>n müssen. Bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r Anzahl, zeitlichen Dichte und<br />

durchschnittlichen Laufmeter <strong>de</strong>r Antritte <strong>de</strong>r Zuspielerin pro Netzpassage und Hinterfeldpassage<br />

ergab sich, dass die Belastung am Netz geringer war als bei <strong>de</strong>n Angreiferinnen,<br />

die Zuspielerinnen im Hinterfeld aber die <strong>de</strong>utlich größte Laufbelastung hatten. Sie liefen<br />

durchschnittlich 41,9m bei 11.0 Antritten und einer Dichte von 14.2sec. Im Vergleich dazu<br />

legten die Spieler auf Position V und VI pro Hinterfeldpassage durchschnittlich ca. 27m<br />

zurück und führten in einer Dichte von ca. 20sec acht Antritte durch. Errechnet wer<strong>de</strong>n<br />

konnte außer<strong>de</strong>m, dass nur 4.2 % aller Antritte über eine längere Distanz als 6m führten<br />

(vgl. Papageorgiou/Timmer in: Dannenmann 1990, 204/205).<br />

Übergeordnetes Ziel bei allen Laufbewegungen <strong>de</strong>r Zuspielerin ist das schnellstmögliche<br />

Erreichen <strong>de</strong>s Spielorts und Einnehmen einer optimalen Spielstellung. Dafür ist eine optimal<br />

ausgebil<strong>de</strong>te Beinarbeit nötig. Sie ist <strong>de</strong>r Grundstein für das obere Zuspiel, da sie es<br />

ermöglicht, <strong>de</strong>n Ball rechtzeitig zu erreichen, so dass ein präzises und variables Zuspiel<br />

möglich wird. „Laufen, Stehen, Spielen“ ist wohl die gängigste For<strong>de</strong>rung von Trainern an<br />

ihre Zuspielerin, und dieser kleine Satz sagt das Wesentliche schon aus. Grundvoraussetzung<br />

ist das „Laufen“. Und „Laufen“ meint hier einen explosiven Start, bei maximaler Be-<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 71<br />

schleunigung einen kurzen schnellen Sprint zum Zielort, sowie das dortige schnelle und<br />

vollständige Abstoppen. Steht man früh am Spielort, bleibt mehr Zeit, die richtige Spielstellung<br />

einzunehmen, gegebenenfalls zu springen und - noch wichtiger -, es bleibt Zeit, die<br />

eigenen Mitspielerinnen und vor allem Bewegungen <strong>de</strong>s Gegners zu beobachten.<br />

Die Kondition ist eine „wesentliche Voraussetzung für das Niveau <strong>de</strong>s sportlichen Leistungsstan<strong>de</strong>s,<br />

da sportliche Techniken, koordinative Fähigkeiten, Taktik und Willenseigenschaften<br />

nur in <strong>de</strong>m Maße effektiv umgesetzt wer<strong>de</strong>n können, wie das die energetisch verursachten<br />

Muskelleistungen erlauben“ (Meyndt/Peters/Schulz/Warm 2001, 87). Die<br />

Schnelligkeit - die aber in hohem Maße von Antizipation und Koordination abhängt – ist<br />

dabei die wichtigste konditionelle Fähigkeit für die Zuspielerin. Die Ausdauer, in Form <strong>de</strong>r<br />

Konzentrationsausdauer, ist eine wichtige Unterstützung für die Zuspielerin, um <strong>de</strong>n hohen<br />

kognitiven und psychischen Anfor<strong>de</strong>rungen, die an ihre Spielposition gestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

genügen zu können.<br />

5.2.3 Folgerungen für die Lehr- und Übungspraxis<br />

Eine spezielle Ausbildung, die sich in Umfang und Intensität wesentlich von <strong>de</strong>r konditionellen<br />

Ausbildung <strong>de</strong>r Mitspielerinnen unterschei<strong>de</strong>t, ist für die Zuspielerin nicht zu for<strong>de</strong>rn.<br />

Es sollten lediglich folgen<strong>de</strong> Schwerpunkte gesetzt und die allgemeinen Richtlinien<br />

beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Kraft sollte ein beson<strong>de</strong>res Augenmerk auf die Ausbildung <strong>de</strong>r Körperstabilisation<br />

gelegt wer<strong>de</strong>n und die Kraft in Schultern, Armen und Fingern speziell trainiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Da das Niveau <strong>de</strong>r Schnellkraftfähigkeit Voraussetzung für die Schnelligkeitsleistung<br />

ist, sollte gera<strong>de</strong> dieser Fähigkeit große Aufmerksamkeit geschenkt wer<strong>de</strong>n. (vgl. Thoß<br />

in: <strong>Volleyball</strong>training 4/1990, 60).<br />

Das allgemeine Ausdauertraining fin<strong>de</strong>t ganzjährig, mit allen Spielerinnen gleichermaßen<br />

und vor allem in <strong>de</strong>r Vorbereitung (in Form von Dauerläufen usw.) statt. Während <strong>de</strong>r<br />

Saison sollte die Ausdauer immer mit Ball - in Form von kleinen, aber auch großen Spielen<br />

(Fußball, Basketball), die sehr gut zum Aufwärmen dienen können - trainiert wer<strong>de</strong>n. Es<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 72<br />

erhöht die Motivation und schafft zusätzliche Anfor<strong>de</strong>rungen im kognitiven, koordinativen<br />

und technisch-taktischen Bereich.<br />

Die Konzentrationsausdauer sollte am En<strong>de</strong> einer belasten<strong>de</strong>n <strong>Training</strong>seinheit trainiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Für die Zuspielerin bieten sich hier Übungen mit vielen Ballkontakten und/o<strong>de</strong>r<br />

zusätzlichen For<strong>de</strong>rungen im taktischen Bereich an (vgl. Westphal 1985, 17).<br />

Das Schnelligkeitstraining sollte am Anfang einer <strong>Training</strong>seinheit stehen und erst nach<br />

einem intensiven Aufwärmen erfolgen. Es sollten explosive Antritte und Läufe über kurze<br />

Distanzen, aber auch kontrolliertes und völliges Abstoppen trainiert wer<strong>de</strong>n. Läufe mit<br />

Richtungswechsel spielen in <strong>de</strong>r Fachliteratur immer noch eine große Rolle, sie kommen<br />

jedoch nicht so häufig vor wie bisher angenommen (siehe Abb. 9 und 10). Die oben genannten<br />

Häufigkeiten <strong>de</strong>r Laufrichtungen sollten im <strong>Training</strong> berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Schnelligkeitsübungen müssen technisch einwandfrei ablaufen, bei eintreten<strong>de</strong>r Ermüdung<br />

muss sofort abgebrochen wer<strong>de</strong>n (vgl. Papageorgiou/Klein in: <strong>Volleyball</strong>training 6/1993,<br />

89). Ein separates Schnelligkeitstraining sollte immer mit koordinativen Aufgaben verbun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, das Schnelligkeitstraining innerhalb <strong>de</strong>s Mannschaftstrainings sollte unter psychischem<br />

Druck stattfin<strong>de</strong>n, um möglichst nah am Wettkampf zu trainieren.<br />

Zu beachten ist, dass die Zuspielerin auch im Rahmen <strong>de</strong>s Mannschaftstrainings entsprechend<br />

ihrer Spielaufgabe ebenso konditionell gefor<strong>de</strong>rt ist wie ihre Mitspielerinnen – eine<br />

Zuspielerin, die beim Einschlagen nur am Netz steht, dürfte es in einem guten <strong>Training</strong><br />

nicht geben.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 73<br />

5.3 Koordinative Fähigkeiten<br />

5.3.1 Begriffsbestimmung<br />

Die koordinativen Fähigkeiten zählen, wie bereits erwähnt, neben <strong>de</strong>n konditionellen und<br />

<strong>de</strong>n gemischt konditionell-koordinativen Fähigkeiten zu <strong>de</strong>n sportmotorischen Fähigkeiten<br />

(vgl. Grosser/Hermann/Tusker/Zintl 1987, 14). Im Kreis <strong>de</strong>r Eigenschaften, die die sportliche<br />

Leistung bestimmen (siehe Kapitel 3), beziehen sie sich primär auf die Steuerungsund<br />

Regelungsprozesse <strong>de</strong>s zentralen und peripheren Nervensystems und sind von diesen<br />

abhängig. Sie beschreiben die raum-zeitlichen Merkmale und die Qualität <strong>de</strong>r Abstimmungsprozesse<br />

<strong>de</strong>r Motorik auf unterschiedlichen Ebenen. Die koordinativen Fähigkeiten<br />

wer<strong>de</strong>n also <strong>de</strong>finiert als „eine Klasse motorischer Fähigkeiten, die vorrangig durch die<br />

Prozesse <strong>de</strong>r Steuerung und Regelung <strong>de</strong>r Bewegungstätigkeit bedingt ist. Sie stellen weitestgehend<br />

verfestigte und generalisierte Verlaufsqualitäten dieser Prozesse dar und sind<br />

Leistungsvoraussetzungen zur Bewältigung dominant koordinativer Anfor<strong>de</strong>rungen“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 207).<br />

Sie sind Voraussetzung für das Erlernen, Stabilisieren und Anwen<strong>de</strong>n sportmotorischer<br />

Fertigkeiten, sportlicher Techniken und <strong>de</strong>ren richtigem Einsatz sowie das Ausnutzen konditioneller<br />

Fähigkeiten. Gut ausgeprägte koordinative Fähigkeiten beeinflussen insbeson<strong>de</strong>re<br />

das Differenzieren zeitlich-räumlicher Kraftparameter, die Schnelligkeit und Präzision<br />

von Lernprozessen (vgl. Martin/Nicolaus/Ostrowski/Rost 1999, 82). Während auf <strong>de</strong>r<br />

Definitionsebene weitgehend Übereinstimmung herrscht, besteht in <strong>de</strong>r Auffassung über<br />

die Art, die Anzahl und die Strukturierung weit weniger Einigkeit. In <strong>de</strong>r gängigen Literatur<br />

fin<strong>de</strong>n sich verschie<strong>de</strong>nste Strukturierungs- und Differenzierungsansätze. Sie reichen von<br />

<strong>de</strong>r Unterscheidung einiger weniger komplexer koordinativer Fähigkeiten bis zur Formulierung<br />

einer größeren Anzahl von elementaren koordinativen Fähigkeiten.<br />

Zusätzlich wirkt <strong>de</strong>r Umstand, dass die koordinativen Fähigkeiten nicht direkt sichtbar und<br />

messbar sind, hemmend auf die Differenzierungs- und Strukturierungsversuche, die damit<br />

nur bedingt vergegenständlichbar und fassbar sind. Das beeinträchtigt die Erstellung und<br />

Überprüfung dieser Mo<strong>de</strong>lle. Für die Sportpraxis - und somit auch für diese Arbeit - ist es<br />

erfor<strong>de</strong>rlich, auf bewährte, sofort anwendbare und umsetzbare Strukturansätze zurückzugreifen.<br />

Aus diesem Grund wer<strong>de</strong>n die koordinativen Fähigkeiten nach Meinel/Schnabel<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 74<br />

(1998) und ähnlich auch Grosser/Hermann/Tusker/Zintl (1987) in folgen<strong>de</strong> sieben Fähigkeiten<br />

unterteilt:<br />

• Differenzierungsfähigkeit<br />

• Kopplungsfähigkeit<br />

• Reaktionsfähigkeit<br />

• Orientierungsfähigkeit<br />

• Gleichgewichtsfähigkeit<br />

• Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit<br />

• Rhythmisierungsfähigkeit<br />

Bei dieser Einteilung han<strong>de</strong>lt es sich grundlegend um die allgemeinen Fähigkeiten, die für<br />

nahezu alle Sportdisziplinen Voraussetzungen sind. Je spezifischer die Anfor<strong>de</strong>rungen in<br />

<strong>de</strong>n einzelnen Sportarten sind, um so be<strong>de</strong>utsamer wer<strong>de</strong>n auch die spezifischen Aspekte<br />

<strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten. „Das heißt, einerseits sind die einzelnen koordinativen Fähigkeiten<br />

für die Leistungsentwicklung in bestimmten Sportarten von unterschiedlicher<br />

Gewichtigkeit, an<strong>de</strong>rerseits sind spezifische Seiten <strong>de</strong>r allgemeingültig beschriebenen Fähigkeiten<br />

von beson<strong>de</strong>rer Relevanz“ (Meinel/Schnabel 1998, 220). Auch Grosser/Hermann/Tusker/Zintl<br />

(1987) teilen die sportmotorischen Fähigkeiten <strong>de</strong>shalb in<br />

allgemeine und spezielle Fähigkeiten, wobei die Bezeichnung „spezielle“ die sportartspezifische<br />

Ausrichtung <strong>de</strong>r allgemeinen Fähigkeiten (Orientierungs-, Anpassungs- und Umstellungs-,<br />

Differenzierungs-, Kombinations-, Reaktions- und Gleichgewichtsfähigkeit) sowie<br />

spezielle Fähigkeiten wie Gleitgefühl, Wassergefühl, Ballgefühl, usw. meint (vgl. Grosser/Hermann/Tusker/Zintl<br />

1987, 16).<br />

Im Folgen<strong>de</strong>n wird die spezifische Ausprägung und Wichtigkeit <strong>de</strong>r einzelnen koordinativen<br />

Fähigkeiten für die Zuspielerin aufgezeigt. Dabei wird die spezielle koordinative Fähigkeit<br />

„Ballgefühl“ aufgrund ihres großen Zusammenhanges mit <strong>de</strong>r Differenzierungsfähigkeit<br />

behan<strong>de</strong>lt.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 75<br />

5.3.2 Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten für die Zuspielerin<br />

„<strong>Volleyball</strong> mit seinen vielfältigen Anfor<strong>de</strong>rungen an das geistige und körperliche Umschalten<br />

und an die Bewegungspräzision lebt von <strong>de</strong>r Ausprägung [<strong>de</strong>r koordinativen] Fähigkeiten“<br />

(Krüger/Gasse/Fischer 2000, 27). Sie bil<strong>de</strong>n die Grundlage für ein schnelleres und<br />

qualitativ besseres Erlernen <strong>de</strong>r Technik sowie <strong>de</strong>ren situative und wettkampfspezifische<br />

Anwendung. Sie erlauben eine höhere Bewegungsökonomie und vermin<strong>de</strong>rn die Gefahr<br />

von Verletzungen und Spätschä<strong>de</strong>n.<br />

Einen kurzen Überblick über die Fähigkeiten und ihre volleyballspezifischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

gibt Tabelle 2 (S. 78).<br />

Be<strong>de</strong>utsam für <strong>de</strong>n optimalen Einsatz <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten in Situationen <strong>de</strong>s<br />

<strong>Volleyball</strong>spiels sind die Qualität <strong>de</strong>r Informationsaufnahme (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit,<br />

Antizipation), die Informationsverarbeitung (Kognitionen, Wissen), die Entscheidungs-<br />

und Durchführungskontrolle (Handlungsregulation), sowie die Einstellungen, Absichten<br />

und Antriebe (Motivation). Ebenso wichtig sind die im Gedächtnis gespeicherten<br />

und abrufbaren Handlungsmuster und -programme, die sich die Spielerinnen im Laufe<br />

eines längeren Lern- und <strong>Training</strong>sprozesses angeeignet haben und motorisch umsetzen<br />

können.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 76<br />

Fähigkeit und Definition<br />

Differenzierungsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung<br />

einzelner Bewegungsphasen und Teilbewegungen,<br />

die in großer Bewegungsgenauigkeit und -<br />

ökonomie zum Ausdruck kommt“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 212).<br />

Ballgefühl:<br />

= Fähigkeit zur differenzierten zweckmäßigen Verarbeitung<br />

sensorischer Informationen bei <strong>de</strong>r Ballbehandlung<br />

(vgl. Schnabel/Thiess 1993, 104).<br />

Kopplungsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit, Teilkörperbewegungen (beispielsweise<br />

Teilbewegungen <strong>de</strong>r Extremitäten, <strong>de</strong>s Rumpfes und<br />

<strong>de</strong>s Kopfes) untereinan<strong>de</strong>r und in Beziehung zu <strong>de</strong>r<br />

auf ein bestimmtes Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung<br />

räumlich, zeitlich und dynamisch<br />

aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 214).<br />

Reaktionsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung<br />

zweckmäßiger motorischer Aktionen auf mehr<br />

o<strong>de</strong>r weniger komplizierte Signale“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 214).<br />

Orientierungsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit zur Bestimmung und zieladäquaten<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lage und Bewegung <strong>de</strong>s Körpers in<br />

Raum und Zeit bezogen auf ein <strong>de</strong>finiertes Aktionsfeld<br />

(z.B. Spielfeld, [...]) und/o<strong>de</strong>r ein sich bewegen<strong>de</strong>s<br />

Objekt (z.B. Ball, Gegner, Partner“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 216).<br />

Gleichgewichtsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit, <strong>de</strong>n gesamten Körper im Gleichgewichtszustand<br />

zu halten o<strong>de</strong>r während und nach<br />

umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand<br />

beizubehalten beziehungsweise wie<strong>de</strong>rherzustellen“<br />

(Meinel/Schnabel 1998, 217).<br />

Beispiel für die Zuspielerin<br />

Ein Zuspiel verzögern<br />

Variable Anwendung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />

Zuspielarten<br />

Ungenauigkeiten in <strong>de</strong>r Körperposition mit<br />

<strong>de</strong>n Armen ausgleichen<br />

Beim Sprungpass die Teilbewegungen (Absprung<br />

und Zuspiel) nacheinan<strong>de</strong>r richtig<br />

koppeln in Bezug auf Zeit, Raum und Dynamik<br />

Auf neue, verän<strong>de</strong>rte Situationen mit einem<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Zuspiel reagieren<br />

Richtige Körperposition zum Netz bzw.- im<br />

Feld einnehmen<br />

Das Objekt Ball in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellen<br />

durch peripheres und/o<strong>de</strong>r zentrales Sehen<br />

Nach einer schnellen Bewegung zum Ball<br />

und <strong>de</strong>r Abstoppbewegung in einen stabilen<br />

Stand kommen<br />

Beim Sprungzuspiel ist das senkrechte Abspringen<br />

und Lan<strong>de</strong>n entschei<strong>de</strong>nd<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 77<br />

Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit, während <strong>de</strong>s Handlungsvollzuges auf<br />

<strong>de</strong>r Grundlage wahrgenommener o<strong>de</strong>r vorauszusehen<strong>de</strong>r<br />

Situationsverän<strong>de</strong>rungen (u.a. durch Gegner,<br />

Mitspieler, Ball, äußere Einflüsse) das Handlungsprogramm<br />

<strong>de</strong>n neuen Gegebenheiten anzupassen und<br />

motorisch umzusetzen o<strong>de</strong>r es durch ein situationsadäquates<br />

zu ersetzen und damit die Handlung auf<br />

völlig an<strong>de</strong>re Weise fortzusetzen“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 218).<br />

Rhythmisierungsfähigkeit:<br />

= „Fähigkeit, <strong>de</strong>n verinnerlichten, in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Vorstellung existieren<strong>de</strong>n Rhythmus einer Bewegung<br />

in <strong>de</strong>r eigenen Bewegungstätigkeit zu realisieren“<br />

Meinel/Schnabel 1998, 218).<br />

Umstellung Abwehr - Zuspiel o<strong>de</strong>r Block -<br />

Zuspiel<br />

Beim Sprungpass eine räumlich- zeitlichdynamische<br />

Abstimmung erreichen<br />

Tab. 2: Die koordinativen Fähigkeiten (eigene Darstellung)<br />

Auch für die Entwicklung <strong>de</strong>r Spielfähigkeit <strong>de</strong>r Zuspielerin bil<strong>de</strong>n die koordinativen Fähigkeiten<br />

eine wesentliche Grundlage.<br />

Wie schon mehrfach erwähnt, wird von <strong>de</strong>r Zuspielerin ein präzises und zielgenaues Zuspiel<br />

zur Angreiferin gefor<strong>de</strong>rt. Dazu muss die Zuspielerin in <strong>de</strong>r Lage sein, ihre Spielposition<br />

einzuschätzen und sich im Feld zu orientieren, einerseits im Bezug auf ihre eigene Position<br />

im Feld (Netzentfernung, Entfernung zu <strong>de</strong>n Seitenlinien) und an<strong>de</strong>rerseits im Bezug<br />

auf ihre Mitspieler und Gegner. Sie muss fähig sein, nach kurzen schnellen Sprints zum<br />

Netz vollständig abzustoppen und in einen festen Stand zu kommen. Deshalb sind bei <strong>de</strong>r<br />

Zuspielerin beson<strong>de</strong>rs die Orientierungs-, und Kopplungsfähigkeit sowie eine gut ausgeprägte<br />

Gleichgewichtsfähigkeit be<strong>de</strong>utsam. Für das nötige Feingefühl beim Zuspiel selbst<br />

ist Differenzierungsfähigkeit und Ballgefühl notwendig, für die Ausführung von Sprungpässen<br />

Rhythmisierungsfähigkeit. Die Reaktions- und Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit<br />

sind grundlegen<strong>de</strong> Fähigkeiten im <strong>Volleyball</strong>, die aber für die Zuspielerin zusätzliche<br />

Be<strong>de</strong>utung erhalten, wenn sie kurz vor <strong>de</strong>m Zuspiel Blockbewegungen wahrnimmt und auf<br />

diese reagiert o<strong>de</strong>r wenn sie sich durch <strong>de</strong>n Ausfall einer Angreiferin an die neue Situation<br />

anpassen muss.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 78<br />

5.3.2.1 Die Rolle <strong>de</strong>r Analysatoren<br />

Wesentliche Voraussetzung und Bedingung für die Qualität <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten<br />

ist die optimale Nutzung <strong>de</strong>r Information aus <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Rezeptor- o<strong>de</strong>r Sinnessystemen.<br />

Für die Informationsaufnahme sind die Analysatoren zuständig. Unter Analysatoren<br />

versteht man „jene Teilsysteme <strong>de</strong>r Sensorik – <strong>de</strong>s Gesamtbereichs <strong>de</strong>r sinnlichen Informationsaufnahme<br />

und -verarbeitung -, die Informationen auf <strong>de</strong>r Grundlage von Signalen<br />

jeweils ganz bestimmter Modalität (z.B. optische, akustische) empfangen, umkodieren, weiterleiten<br />

und aufbereitend verarbeiten“ (Meinel/Schnabel 1998, 48).<br />

Der akzentuierte Einsatz <strong>de</strong>r Analysatoren verlagert sich in Verbindung mit <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r<br />

Bewegungsaufgabe. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei entwe<strong>de</strong>r um eine weitgehend automatisierte (die<br />

Zuspielbewegung <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r eine eher bewusstseinsabhängige Bewegungskontrolle<br />

(Zuspiel im Sprung). Die Nutzung einzelner Informationsquellen verän<strong>de</strong>rt sich außer<strong>de</strong>m<br />

in Abhängigkeit vom Fertigkeitsniveau bzw. vom Automatisierungsgrad bei <strong>de</strong>r Aufgabenrealisierung<br />

(vgl. Neumaier 1999, 52).<br />

Be<strong>de</strong>utsam für die Bewältigung einer sportmotorischen Bewegung sind fünf Analysatoren:<br />

<strong>de</strong>r kinästhetische, <strong>de</strong>r taktile, <strong>de</strong>r statico-dynamische, <strong>de</strong>r akustische und <strong>de</strong>r optische (o<strong>de</strong>r<br />

visuelle) Analysator.<br />

Dem kinästhetischen Analysator kommt als „bewegungsempfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 48) Analysator eine Schlüsselfunktion zu. Es gibt im allgemeinen keine<br />

Informationsgewinnung aus <strong>de</strong>r Umwelt mit Hilfe eines Analysators, <strong>de</strong>r nicht zugleich<br />

auch einen kinästhetischen Anteil enthält. Seine Rezeptoren – die sogenannten Propriorezeptoren<br />

– fin<strong>de</strong>n sich in allen Muskeln, Sehnen und Gelenken <strong>de</strong>s menschlichen Bewegungsapparates<br />

und nehmen Spannungs-, Längen- und Gelenkwinkelän<strong>de</strong>rungen auf. Diese<br />

Informationen sind für die Kontrolle <strong>de</strong>r Eigenbewegung im Sinne einer guten Bewegungskoordination<br />

sehr wichtig. Be<strong>de</strong>utsamer für die Zuspielerin ist aber die Tatsache, dass<br />

die kinästhetischen Informationen „wesentlichste Quelle für die Raum- und Zeitkomponenten<br />

in <strong>de</strong>r menschlichen Wahrnehmung“ (Meinel/Schnabel 1998, 49) sind. Das Empfin<strong>de</strong>n<br />

für die Entfernung und die Höhe von Objekten, die Richtung und Geschwindigkeit<br />

ihrer Bewegungen (Ball, Mitspieler) ist Produkt <strong>de</strong>r kinästhetischen Empfindungen.<br />

Der taktile Analysator erhält seine Informationen über die Rezeptoren in <strong>de</strong>r Haut.<br />

Durch Kontakt erkennt <strong>de</strong>r Sportler die Form und Oberfläche <strong>de</strong>s berührten Gegenstan-<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 79<br />

<strong>de</strong>s. Im <strong>Volleyball</strong>, einer Sportart ohne direkte Gegnereinwirkung, minimieren sich die<br />

durch <strong>de</strong>n taktilen Analysator gewonnenen und für das Spiel entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Informationen<br />

auf das Spielgerät Ball. Man kann <strong>de</strong>s öfteren beobachten, dass die Zuspielerin vor<br />

<strong>de</strong>m Spiel <strong>de</strong>n Spielball kurz in die Hand nimmt und seine Beschaffenheit „testen“ will, um<br />

durch Informationen über die Griffigkeit und <strong>de</strong>n (reglementierten) Balldruck Rückschlüsse<br />

auf die Spiel- und Flugeigenschaften zu gewinnen.<br />

Das wichtigste Organ <strong>de</strong>s statico-dynamischen Analysators ist <strong>de</strong>r Vestibularapparat im<br />

Innenohr. Die Informationen dieses Analysators spielen eine große Rolle bei <strong>de</strong>r Erhaltung<br />

und Wie<strong>de</strong>rherstellung <strong>de</strong>s Gleichgewichts und zum Erfassen von Beschleunigungsvorgängen.<br />

Er ist verantwortlich für die richtige Raumlage <strong>de</strong>s Körpers bei motorischen Handlungen.<br />

Für die Zuspielerin ist die Gleichgewichtsfähigkeit eine wichtige Fähigkeit, um schnelle<br />

Laufbewegungen im Feld abzustoppen und bei ihren Zuspielhandlungen eine stabile<br />

Körperposition zu erlangen (siehe Punkt 6.3.2.6).<br />

Der akustische Analysator verarbeitet Reize, die über <strong>de</strong>n Rezeptor Ohr aufgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n. Ihr Informationsgehalt ist allerdings relativ begrenzt. Sie geben Aufschluss über<br />

bewegungsbegleiten<strong>de</strong> Geräusche (Kontakt mit <strong>de</strong>m Ball mit <strong>de</strong>r Hand beim Aufschlag,<br />

mit <strong>de</strong>n Unterarmen beim Baggern, usw.). Be<strong>de</strong>utsamer sind die Informationen, die auf<br />

verbalem Wege von Trainer o<strong>de</strong>r Mitspielerin kommen. Dabei unterschei<strong>de</strong>n sich die Informationen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>m Zeitpunkt, zu <strong>de</strong>m sie die Zuspielerin erreichen. Sie können<br />

lang o<strong>de</strong>r sehr kurz vor <strong>de</strong>r Aktion <strong>de</strong>r Zuspielerin kommen. Die Fähigkeit, kurzfristige<br />

Informationen – <strong>de</strong>r Ruf einer Angreiferin kurz vor <strong>de</strong>m Zuspiel – umsetzen zu können,<br />

hängt von <strong>de</strong>r Wahrnehmungsfähigkeit und <strong>de</strong>r Umstellungsfähigkeit <strong>de</strong>r Zuspielerin ab.<br />

Der optische Analysator übermittelt mit Hilfe <strong>de</strong>s Auges visuelle Informationen über die<br />

eigene Bewegung (Selbstbeobachtung) sowie über Gegebenheiten in <strong>de</strong>r bewegten Umwelt<br />

(Fremdbeobachtung). Zu beachten ist, dass die Infoaufnahme nicht ausschließlich über das<br />

zentrale, son<strong>de</strong>rn auch über das periphere Sehen erfolgt. Beginnend mit <strong>de</strong>m zentralen<br />

Sehen, wer<strong>de</strong>n Bewegungen von <strong>de</strong>r Zuspielerin zum Großteil peripher wahrgenommen.<br />

Der optische Analysator steht in engem Zusammenhang zum kinästhetischen - und in gewissem<br />

Maße zum taktilen und vestibulären - Analysator, da er die Bewegungserfahrungen<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 80<br />

von diesen Analysatoren übernimmt. Dadurch wer<strong>de</strong>n notwendige Informationen übermittelt.<br />

Aufgrund ihrer Be<strong>de</strong>utung für die Wahrnehmung wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r akustische und <strong>de</strong>r optische<br />

Analysator noch genauer in Punkt 7.2.2.2 beschrieben.<br />

Zwischen <strong>de</strong>n Analysatoren und <strong>de</strong>ren Leistungsfähigkeit einerseits und <strong>de</strong>n koordinativen<br />

Fähigkeiten an<strong>de</strong>rerseits besteht eine enge Wechselbeziehung. Das Vorhan<strong>de</strong>nsein einzelner<br />

koordinativer Fähigkeiten ist jeweils an die Funktion bestimmter Analysatoren gebun<strong>de</strong>n.<br />

Dies wird bei <strong>de</strong>r Besprechung <strong>de</strong>r - für die Zuspielerin relevanten - koordinativen<br />

Fähigkeiten noch dargestellt.<br />

Im Anschluss wer<strong>de</strong>n die Rhythmisierungs-, Orientierungs- und Kopplungsfähigkeit sowie<br />

die Reaktions- und Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit als grundlegen<strong>de</strong> Fähigkeiten<br />

kurz erläutert, die Gleichgewichts- und die Differenzierungsfähigkeit wer<strong>de</strong>n aufgrund ihrer<br />

beson<strong>de</strong>ren Be<strong>de</strong>utung für die Zuspielerin genauer dargestellt.<br />

5.3.2.2 Rhythmisierungsfähigkeit<br />

Die Rhythmisierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, „einen von außen vorgegebenen Rhythmus<br />

zu erfassen und motorisch zu reproduzieren sowie <strong>de</strong>n verinnerlichten, in <strong>de</strong>r eigenen<br />

Vorstellung existieren<strong>de</strong>n Rhythmus einer Bewegung in <strong>de</strong>r eigenen Bewegungstätigkeit zu<br />

realisieren“ (Meinel/Schnabel 1998, 218). Dabei ist in <strong>de</strong>r Sportart <strong>Volleyball</strong> beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r<br />

zweite Aspekt von Be<strong>de</strong>utung. Bei allen Sprüngen - zum Angriff, zum Sprungpass - ist ein<br />

intern selbstorganisierter Rhythmus für <strong>de</strong>n Bewegungsvollzug relevant. Das heißt, dass<br />

hier ein verinnerlichtes Leitbild als Bewegungsvorstellung große Be<strong>de</strong>utung für das Erlernen<br />

und Ausführen eines Bewegungsablaufes in seiner zweckmäßigen zeitlich-dynamischen<br />

Glie<strong>de</strong>rung erlangt. Aber die Rhythmisierungsfähigkeit zeigt sich bei <strong>de</strong>r Zuspielerin nicht<br />

nur im perfekten Ausführen eines Sprungpasses. Auch das bewusste Durchbrechen <strong>de</strong>s<br />

gegnerischen Spielrhythmus sowie je<strong>de</strong>r taktisch bedingte Rhythmuswechsel (zum Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Wechsel von schnellem Angriffsspiel zu vermehrt höheren Pässen über die Außenpositionen)<br />

basieren auf dieser Fähigkeit. Aufgrund <strong>de</strong>r grundlegen<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung steht sie in<br />

engem Zusammenhang zu allen an<strong>de</strong>ren koordinativen Fähigkeiten, beson<strong>de</strong>rs zur Diffe-<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 81<br />

renzierungs-, Orientierungs- und Kopplungsfähigkeit (vgl. Meinel/Schnabel 1998,<br />

218/219).<br />

5.3.2.3 Orientierungs- und Kopplungsfähigkeit<br />

Unter Orientierungsfähigkeit versteht man „die Fähigkeit zur Bestimmung und zieladäquaten<br />

Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Lage und Bewegung <strong>de</strong>s Körpers in Raum und Zeit bezogen auf<br />

ein <strong>de</strong>finiertes Aktionsfeld (z.B. Spielfeld, [...]) und/o<strong>de</strong>r ein sich bewegen<strong>de</strong>s Objekt (z.B.<br />

Ball, Gegner, Partner)“ (Meinel/Schnabel 1998, 216). Grundlagen bil<strong>de</strong>n die Aufnahme<br />

und Verarbeitung vorwiegend optischer, aber auch statico-dynamischer und kinästhetischer<br />

Informationen. Die Wahrnehmung (Umfang, Genauigkeit, Schnelligkeit) <strong>de</strong>s Beziehungsgefüges<br />

Spielfeld – eigene Position – Mitspieler – Gegenspieler – Ball – Ziel sowie <strong>de</strong>r<br />

räumlich-zeitlichen Än<strong>de</strong>rung durch die Spielerin und die damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong><br />

optimale Steuerung ihrer motorischen Aktionen sind als Einheit zu verstehen. Dabei<br />

muss die Zuspielerin die sich ständig än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Spielsituationen ebenfalls berücksichtigen.<br />

Sie muss fähig sein, nicht nur ihre eigene Position, son<strong>de</strong>rn auch die Bewegungen und Positionen<br />

ihrer Mitspielerinnen einschätzen zu können.<br />

Beim Zuspiel selbst gelingt höchste Präzision nur, wenn die Zuspielerin ihre Position im<br />

Feld zutreffend einschätzen kann. Sie sollte also immer wissen, wo im Feld, in welchem<br />

Winkel zum Netz und in welcher Netz- und Seitenlinienentfernung sie steht. Die Fähigkeit,<br />

sich im Feld orientieren zu können, ist eine grundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung für präzises Zuspiel<br />

und sollte früh und sorgfältig trainiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Relativ enge Beziehungen bestehen zur Differenzierungsfähigkeit und zur Kopplungsfähigkeit,<br />

da sich die raumorientierte Steuerung in aufgabengerechten, wohldosierten Krafteinsätzen<br />

und räumlich präziser Ausführung von Teilkörperbewegungen dokumentiert.<br />

Kopplungsfähigkeit ist die „Fähigkeit, Teilkörperbewegungen (beispielsweise Teilbewegungen<br />

<strong>de</strong>r Extremitäten, <strong>de</strong>s Rumpfes und <strong>de</strong>s Kopfes) untereinan<strong>de</strong>r und in Beziehung<br />

zu <strong>de</strong>r auf ein bestimmtes Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung räumlich,<br />

zeitlich und dynamisch aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen“ (Meinel/Schnabel 1998, 214). Sie<br />

kommt in <strong>de</strong>r variablen Ausführung <strong>de</strong>r einzelnen sporttechnischen Fertigkeiten zum Ausdruck.<br />

Für die Zuspielerin be<strong>de</strong>utet das die Ausführung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Arten und Vari-<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 82<br />

ationen <strong>de</strong>s oberen Zuspiels und dabei beson<strong>de</strong>rs die Kopplung von Ellbogenstreckung,<br />

Armpronation und Daumenbewegung. Erfolgt die Ellbogenstreckung beim Zuspiel im<br />

Stand auf Position IV zu früh, muss das Zuspiel aus <strong>de</strong>r reinen Daumenbewegung erfolgen<br />

und die Zuspielbewegung wird unökonomisch. Um das Zuspiel fließend auszuführen, ist<br />

also die Kopplungsfähigkeit sehr wichtig.<br />

Aber unter Kopplungsfähigkeit versteht man nicht nur die Kopplung einzelner Teilelemente<br />

innerhalb einer Technik, son<strong>de</strong>rn auch die Kopplung von Techniken innerhalb einer<br />

Situation. Für die Zuspielerin ist dabei beson<strong>de</strong>rs die Situation Abwehr – Zuspiel relevant,<br />

aber auch die Kopplung <strong>de</strong>r Bewegungen vom Block zum Zuspiel.<br />

Die Kopplungsfähigkeit steht aufgrund ihrer hohen Be<strong>de</strong>utung für die feinmotorische Zuspielbewegung<br />

in engem Bezug zur Differenzierungsfähigkeit.<br />

5.3.2.4 Reaktions- und Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit<br />

Unter Reaktionsfähigkeit versteht man „die Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung<br />

zweckmäßiger motorischer Aktionen auf mehr o<strong>de</strong>r weniger komplizierte Signale“<br />

(Meinel/Schnabel 1998, 214). Diese Signale gehen von sich bewegen<strong>de</strong>n Objekten aus und<br />

wer<strong>de</strong>n beispielsweise durch Mitspieler, Gegner, Ball o<strong>de</strong>r Schiedsrichter verursacht. Die<br />

Übertragung erfolgt auf <strong>de</strong>m taktilen o<strong>de</strong>r kinästhetischen, hauptsächlich jedoch auf <strong>de</strong>m<br />

akustischen und optischen Weg. Aus <strong>de</strong>r Fülle an Signalen muss die Zuspielerin das Signal<br />

auswählen, das für die zweckmäßige Handlung die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Information trägt. Die<br />

Reaktionsfähigkeit beruht auf <strong>de</strong>r richtigen Wahrnehmung von Informationen, <strong>de</strong>r Geschwindigkeit<br />

und Genauigkeit <strong>de</strong>r Verarbeitung <strong>de</strong>r aufgenommenen Reize, <strong>de</strong>r richtigen<br />

Entscheidung über die motorische Aktion sowie ihrer Ausführung zum richtigen Zeitpunkt<br />

und im situationsadäquaten Tempo. Die Zuspielerin muss nun neben <strong>de</strong>n Reaktionen auf<br />

Signale in normalen Spielsituationen 29 ganz beson<strong>de</strong>rs ihre Mit- und Gegenspieler vor und<br />

während <strong>de</strong>s Zuspiels beobachten und auf <strong>de</strong>ren Bewegungen reagieren. Die Passrichtung<br />

und Zuspielart wird in diesen Fällen erst kurz vor <strong>de</strong>m Ballkontakt durch Auswerten <strong>de</strong>r<br />

29 Im <strong>Volleyball</strong> müssen die Spielerinnen beispielsweise auf abgefälschte Bälle, Angriffstäuschungen <strong>de</strong>s Gegners,<br />

auf Laufwege <strong>de</strong>r Mitspielerinnen, auf Zurufe von Trainer o<strong>de</strong>r Mitspielerinnen o<strong>de</strong>r auf Bewegungen<br />

<strong>de</strong>s Gegners z.B. im Block, in <strong>de</strong>r Abwehr, usw. reagieren.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 83<br />

Informationen vom „peripheren Sehen“ festgelegt (siehe Punkt 7.2.2.4). Die Fähigkeit <strong>de</strong>n<br />

Gegner zu „lesen“ und anschließend auf das Gesehene mit einer zweckmäßigen Handlung<br />

zu reagieren, setzt allerdings eine hohe technische Bewegungssicherheit, taktisches Wissen,<br />

Erfahrung 30 und eine große Auswahl an Handlungsmöglichkeiten voraus. Aus diesen Überlegungen<br />

geht hervor, dass ein enger Zusammenhang zur Umstellungsfähigkeit besteht.<br />

Unter Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit versteht man „die Fähigkeit, während<br />

<strong>de</strong>s Handlungsvollzuges auf <strong>de</strong>r Grundlage wahrgenommener o<strong>de</strong>r vorauszusehen<strong>de</strong>r Situationsverän<strong>de</strong>rungen<br />

(u.a. durch Gegner, Mitspieler, Ball, äußere Einflüsse) das Handlungsprogramm<br />

<strong>de</strong>n neuen Gegebenheiten anzupassen und motorisch umzusetzen o<strong>de</strong>r es<br />

durch ein situationsadäquates zu ersetzen, und damit die Handlung auf völlig an<strong>de</strong>re Weise<br />

fortzusetzen“ (Meinel/Schnabel 1998, 218).<br />

Die Situationsverän<strong>de</strong>rungen können mehr o<strong>de</strong>r weniger erwartet o<strong>de</strong>r plötzlich und völlig<br />

unerwartet auftreten. In<strong>de</strong>m die Zuspielerin ihre Aufmerksamkeit gezielt auf ihre Mitspielerinnen<br />

o<strong>de</strong>r die gegnerischen Blockspielerinnen lenkt, nimmt sie <strong>de</strong>ren kurzfristigen Bewegungsän<strong>de</strong>rungen<br />

o<strong>de</strong>r -richtungen wahr und stellt sich auf diese mehr o<strong>de</strong>r weniger erwarteten<br />

neuen Situationen eher „ein“ als „um“. Eine Umstellung im klassischen Sinne auf<br />

plötzliche Situationsverän<strong>de</strong>rungen ist im <strong>Volleyball</strong> aufgrund <strong>de</strong>s enorm hohen Zeitdrucks<br />

kaum möglich. Es ist vielmehr ein ständiges Erwarten neuer Situationen, auf die man sich<br />

sobald sie erwartungsgemäß eintreten, einstellt. Im <strong>Volleyball</strong> han<strong>de</strong>lt es sich daher um<br />

erwartete Situationsverän<strong>de</strong>rungen, die jedoch sehr vielfältig und variationsreich sein können.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r vielen Möglichkeiten sind Überraschungseffekte immer gegeben.<br />

Die Fähigkeit <strong>de</strong>s Umstellens beruht beson<strong>de</strong>rs auf <strong>de</strong>r Schnelligkeit und Genauigkeit <strong>de</strong>r<br />

Wahrnehmung <strong>de</strong>r Situationsverän<strong>de</strong>rungen, wobei Bewegungs- und Wettkampferfahrungen<br />

eine wesentliche Rolle spielen. Je reichhaltiger letztere sind, um so mehr Möglichkeiten<br />

stehen <strong>de</strong>r Spielerin zur Verfügung, sich auf die Situationsverän<strong>de</strong>rung umzustellen.<br />

Die Umstellungs- und Reaktionsfähigkeit stehen in engem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r taktischen<br />

Ausbildung <strong>de</strong>r Zuspielerin, insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>r Fähigkeit, Bewegungen <strong>de</strong>r Block-<br />

30 Taktische Erfahrung ist das Ergebnis und die Komponente „eines ummittelbar in <strong>de</strong>r Wettkampfpraxis<br />

ablaufen<strong>de</strong>n Erkenntnisprozesses über die taktische Spielführung“ (Schnabel/Thiess 1993, 265). Die Zuspielerin<br />

sollte fähig sein, ihre im <strong>Training</strong> und Wettkampf gesammelten Erfahrungen zu an<strong>de</strong>ren Erkenntnissen<br />

<strong>de</strong>r Leistungsentwicklung in Beziehung zu setzen und zu verarbeiten.<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 84<br />

spielerinnen wahrzunehmen, um eine Doppelblockbildung nach Möglichkeit zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

5.3.2.5 Differenzierungsfähigkeit und Ballgefühl<br />

Die Differenzierungsfähigkeit wird <strong>de</strong>finiert als „Fähigkeit zum Erreichen einer hohen<br />

Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen, die in großer<br />

Bewegungsgenauigkeit und Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommt“ (Meinel/Schnabel<br />

1998, 212). Sie kommt in <strong>de</strong>r technischen Perfektion <strong>de</strong>r Zuspielerin und <strong>de</strong>r<br />

daraus resultieren<strong>de</strong>n Präzision <strong>de</strong>r Spielhandlungen zum Tragen. Ihr Ausprägungsgrad<br />

wird von <strong>de</strong>r Bewegungserfahrung und <strong>de</strong>m Beherrschungsgrad <strong>de</strong>s oberen Zuspiels mitbestimmt,<br />

weil erst sie die Wahrnehmung feinster Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bewegungsvollzuges<br />

im Vergleich zum angestrebten I<strong>de</strong>al ermöglichen.<br />

Ein volleyballspezifischer Aspekt dieser Fähigkeit zur Feinabstimmung <strong>de</strong>r Bewegungen<br />

wird oft mit <strong>de</strong>m Begriff „Ballgefühl“ beschrieben. Unter Ballgefühl wird die Fähigkeit<br />

zur differenzierten zweckmäßigen Verarbeitung sensorischer Informationen bei <strong>de</strong>r Ballbehandlung<br />

verstan<strong>de</strong>n (vgl. Schnabel/Thiess 1993, 104). Das Gefühl für <strong>de</strong>n Ball und <strong>de</strong>n<br />

eigenen Körper (insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Arme und Hän<strong>de</strong>) ist für genaue Pässe essentiell, <strong>de</strong>nn<br />

kleinste Stellungsän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Hän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Än<strong>de</strong>rungen im Krafteinsatz, wirken sich<br />

<strong>de</strong>utlich auf die Flugkurve, -geschwindigkeit und -richtung <strong>de</strong>s Balles aus. Mit einer guten<br />

Differenzierungsfähigkeit ist die Zuspielerin auch in <strong>de</strong>r Lage, das Zuspiel „angreiferingerecht“<br />

auszuführen. Das gilt beson<strong>de</strong>rs im Schnellangriffsbereich, wenn die Angreiferin zu<br />

früh o<strong>de</strong>r zu spät ist, und die Zuspielerin dies mit einem früheren o<strong>de</strong>r späteren Spielen <strong>de</strong>s<br />

Balles ausgleicht. Die Unterschie<strong>de</strong> sind zwar zeitlich minimal und für <strong>de</strong>n normalen Betrachter<br />

nicht zu erkennen, aber für eine optimale Abstimmung von Pass und Angreifer<br />

unbedingt notwendig.<br />

Eine weitere herausragen<strong>de</strong> Fähigkeit für das Zuspiel ist die Gleichgewichtsfähigkeit.<br />

5.3.2.6 Gleichgewichtsfähigkeit<br />

Die Gleichgewichtsfähigkeit ist die Fähigkeit, <strong>de</strong>n gesamten Körper im Gleichgewichtszustand<br />

zu halten o<strong>de</strong>r während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen<br />

Zustand beizubehalten beziehungsweise wie<strong>de</strong>rherzustellen“ (Meinel/Schnabel 1998, 217).<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 85<br />

Es kristallisieren sich hier zwei Seiten <strong>de</strong>r Fähigkeit heraus. Sie bezeichnet einerseits die<br />

Fähigkeit, das Gleichgewicht in relativer Ruhestellung zu halten. Dieses sogenannte statische<br />

Gleichgewicht beruht vornehmlich auf <strong>de</strong>r Verarbeitung von Informationen <strong>de</strong>s kinästhetischen<br />

und taktilen, zum Teil <strong>de</strong>s statico-dynamischen und <strong>de</strong>s optischen Analysators<br />

und ist als wesentliche Grundlage für alle motorischen Aktionen zu verstehen. Spezifischere<br />

Be<strong>de</strong>utung kommt im <strong>Volleyball</strong> <strong>de</strong>m dynamischen Gleichgewicht zu, also <strong>de</strong>m<br />

Erhalten und Wie<strong>de</strong>rherstellen <strong>de</strong>s Gleichgewichts bei umfangreichen und oft schnellen<br />

Lageverän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Körpers, wie sie bei <strong>de</strong>r Zuspielerin unter an<strong>de</strong>rem bei allen Läufen<br />

zum Ball (mit eventueller vorausgegangener Abwehr- o<strong>de</strong>r Blockaktion) o<strong>de</strong>r bei<br />

Sprungzuspielaktionen am Netz mit anschließen<strong>de</strong>r Bewegung vorkommen. Ständig wechseln<strong>de</strong><br />

Situationen (Abwehr, Laufen, Stehen, Springen) und das Lösen von motorischen<br />

Aktionen in labilen Gleichgewichtsverhältnissen (Zuspiel im Sprung, im Fallen, aus <strong>de</strong>m<br />

Lauf) gehören zum Alltag einer Zuspielerin. Aus diesem Grund ist Gleichgewichtsfähigkeit<br />

für die Zuspielerin eine unentbehrliche Fähigkeit, <strong>de</strong>ren Ausbildung und Verbesserung im<br />

<strong>Training</strong> erfolgen muss.<br />

5.3.3 Folgerungen für die Lehr- und Übungspraxis<br />

Koordinative Fähigkeiten entwickeln sich in <strong>de</strong>r Tätigkeit und durch sie. Sie sind daher<br />

nicht ausschließlich als feststehen<strong>de</strong>, durch das genetische Potenzial vorgegebene Größen<br />

zu handhaben.<br />

Unter Koordinationstraining „wer<strong>de</strong>n die methodischen Maßnahmen und die Bewegungstätigkeit<br />

zusammengefasst, die <strong>de</strong>m Ziel dienen, die personalen (individuellen) motorischen<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>r Bewegungskoordination durch eine systematische Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit spezifischen koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen [...] zu entwickeln [...] und zu stabilisieren“<br />

(Neumaier 1999, 177).<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r hohen koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen, die sich aus <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach präzisem<br />

Zuspiel aus je<strong>de</strong>r Situation ergeben, sollte auf die Koordinationsschulung <strong>de</strong>r Zuspielerin<br />

beson<strong>de</strong>rer Wert gelegt wer<strong>de</strong>n. Die Tatsache, dass die Entwicklung <strong>de</strong>r koordinativen<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>


Katrin Meiershofer: Anfor<strong>de</strong>rungsprofil einer Zuspielerin<br />

Seite 86<br />

Fähigkeiten bereits bevorzugt im Jugendalter, in <strong>de</strong>n sogenannten sensiblen Phasen 31 , erfolgt,<br />

und zu langfristigen Entwicklungsvorteilen im gesamten motorischen Lernprozess<br />

führt, macht es sinnvoll, mit <strong>de</strong>m Koordinationstraining möglichst frühzeitig zu beginnen<br />

und es vielseitig und variationsreich zu gestalten. „Da die koordinativen Fähigkeiten einerseits<br />

die Grundlagen zur schnellen Technikerlernung und <strong>de</strong>ren situativen Anwendung<br />

bil<strong>de</strong>n bzw. an<strong>de</strong>rerseits eine höhere Bewegungsökonomie erlauben, ist eine ständige weitere<br />

[allgemeine] Ausbildung von größter Be<strong>de</strong>utung“ (Meyndt/Peters/Schulz/Warm 2001,<br />

34). Mit steigen<strong>de</strong>m Leistungsniveau wer<strong>de</strong>n im Koordinationstraining zunehmend spezifische,<br />

das heißt, auf das Anfor<strong>de</strong>rungsprofil <strong>de</strong>r Aufgabe in <strong>de</strong>r jeweiligen Sportart ausgerichtete<br />

Inhalte berücksichtigt. Bei <strong>de</strong>r Zuspielerin sollte <strong>de</strong>r Schwerpunkt auf die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Gleichgewichtsfähigkeit und <strong>de</strong>r Differenzierungsfähigkeit in Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>m Ballgefühl gesetzt wer<strong>de</strong>n. Zusammen mit <strong>de</strong>r taktischen Ausbildung müssen beson<strong>de</strong>rs<br />

die Reaktions- und die Anpassungs- bzw. Umstellungsfähigkeit berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Meinel/Schnabel (1998) haben folgen<strong>de</strong>n allgemeine Ausbildungsregeln formuliert:<br />

• Die Hauptmittel sind die auf <strong>de</strong>r Stufe <strong>de</strong>r Fertigkeit beherrschten Körperübungen.<br />

• Darüber hinaus können weitere Mittel, die beispielsweise auf die Funktion <strong>de</strong>r Analysatoren<br />

einwirken, angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.<br />

• Die verwen<strong>de</strong>ten Mittel müssen technisch richtig erlernt und unter bewusster<br />

Selbstkontrolle ausgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Zur Schulung einzelner koordinativer Fähigkeiten müssen stets mehrere verschie<strong>de</strong>ne<br />

Körperübungen eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

• Ein ständiger <strong>Training</strong>seffekt wird nur erreicht, wenn durch die Anwendung verschie<strong>de</strong>ner<br />

methodischer Maßnahmen die Koordinationsschwierigkeit <strong>de</strong>r <strong>Training</strong>smittel<br />

systematisch gesteigert wird.<br />

Grundsätzlich wer<strong>de</strong>n zur Schulung <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten die Variation <strong>de</strong>r Bewegungsausführung,<br />

die Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r äußeren Bedingungen und die Variation <strong>de</strong>r Informationsaufnahme<br />

ebenso als methodische Maßnahme vorgeschlagen wie die Kombination<br />

von Bewegungsfertigkeiten, das Üben unter erhöhten Genauigkeitsanfor<strong>de</strong>rungen<br />

und/o<strong>de</strong>r Zeitdruck und das Üben nach Vorbelastung (vgl. Meinel/Schnabel 1998, 232f).<br />

31 Unter sensiblen - o<strong>de</strong>r sensitiven - Phasen wer<strong>de</strong>n Entwicklungsabschnitte verstan<strong>de</strong>n, die für die Ausprägung<br />

bestimmter sportmotorischer Leistungsfaktoren beson<strong>de</strong>rs günstig sind, das heißt, in <strong>de</strong>nen die Trai-<br />

www.volleyball-training.<strong>de</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!