Große Broschüre - Kinderwunschzentrum Darmstadt
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7.1.1 Tubare Sterilität:<br />
19<br />
Eine absolute Indikation zur IVF besteht z.B. bei irreparablem (Funktions-)Verlust der<br />
Eileiter durch vorausgegangene Eileiterschwangerschaften mit Entfernung der Eileiter, durch<br />
schwere Eileiterentzündungen mit nachfolgenden Verklebungen oder durch eine massive<br />
Endometriose. Gelegentlich gelingt es, Verklebungen operativ zu beseitigen und die Eileiter<br />
wieder durchgängig zu machen, ohne jedoch den Normalzustand wiederherstellen zu können.<br />
Durch den operativen Eingriff ist eine Sterilität in eine Subfertilität überführt worden. Es liegt<br />
beim Arzt zu beurteilen, ob die Herstellung dieses Zustandes als Behandlung der ungewollten<br />
Kinderlosigkeit ausreicht oder doch eine In-vitro-Fertilisation wegen einer ungleich höheren<br />
relativen Erfolgswahrscheinlichkeit indiziert ist. Die Entscheidung zur IVF wird um so eher<br />
getroffen werden, je älter die Patientin ist, denn abwartendes Verhalten bei Subfertilität ist<br />
nicht verantwortbar, da alleine durch den Verbrauch an Zeit die Erfolgschancen gemindert<br />
werden.<br />
7.1.2 Minimalendometriose und idiopathische Sterilität:<br />
Bei vielen Frauen mit langjähriger Sterilität werden häufig bei einer Bauchspiegelung<br />
vereinzelte Endometrioseherde am Bauchfell des kleinen Beckens beobachtet. Die<br />
Endometriose ist in diesen Fällen für die Sterilität nicht verantwortlich, da eine operative oder<br />
medikamentöse Behandlung der Endometriose die Konzeptionswahrscheinlichkeit gegenüber<br />
rein abwartendem Verhalten nicht erhöht. Es handelt sich demnach um eine Form der<br />
idiopathischen Sterilität, bei der die Ursache nicht bekannt oder mit den z.Z. gebräuchlichen<br />
Methoden der Sterilitätsdiagnostik nicht erkennbar ist (siehe neue Erkenntnisse über die<br />
Entstehung der Endometriose). Auf Grund mehrerer Untersuchungen haben solche Frauen<br />
eine statistische Wahrscheinlichkeit von ca. 40-60% über einen Zeitraum von etwa 4 Jahren<br />
zu konzipieren. Es handelt sich demnach um eine Subfertilität mit einer<br />
Konzeptionswahrscheinlichkeit von 10-15% pro Jahr (Norm: 90% pro Jahr). Da solche<br />
Frauen eine langjährige Anamnese unerfüllten Kinderwunsches haben, ist weiteres Abwarten<br />
mit Verweis auf die Möglichkeit, doch noch spontan konzipieren zu können, nicht<br />
gerechtfertigt. Die In-vitro-Fertilisation ist indiziert auf der Grundlage der relativ höheren<br />
Erfolgswahrscheinlichkeit, mit ihrer Hilfe eher als durch einfaches weiteres Zuwarten oder<br />
andere nicht rational begründbare Methoden in einem vertretbaren Zeitraum zu konzipieren<br />
(s.o. globaler Behandlungserfolg). Fortgeschrittenes Alter wird auch hier ein weiteres<br />
Argument für die Maßnahme der assistierten Reproduktion sein.<br />
Operative Methoden zur Überwindung einer Sterilität (z.B. Mikrochirurgie bei<br />
Eileiterverschluß und Verwachsungen) haben zum Ziel, daß anschließend eine natürliche<br />
Empfängnis möglich ist. Der Erfolg einer solchen operativen Therapie kann jedoch nur an<br />
dem tatsächlichen Eintritt einer Spontankonzeption gemessen werden. Es muß daher<br />
genügend Zeit zur Verfügung stehen (deutlich unter 35 Jahren), um den Erfolg abwarten zu<br />
können. Bei forgeschrittenem reproduktionsmedizinischem Alter ist von einer operativen<br />
Sterilitätstherapie abzuraten (Ausnahme: Uterusfehlbildungen) und stattdessen ein Verfahren<br />
der assistierten Reproduktion (IVF) indiziert. Auch bei eingeschränktem Spermiogramm des<br />
Partners ist von einer mikrochirurgischen Sterilitätstherapie abzuraten.<br />
Bei rezidivierenden Endometriosezysten der Eierstöcke (Endometriome) sollten diese nicht<br />
laufend operativ behandelt werden, da sehr schnell das funktionsfähige (eizellhaltige)<br />
Ovarialgewebe operativ zerstört sein kann und ein hypogonadotroper Hypogonadismus<br />
resultiert.