Individuelle Geistwesen und einheitlicher Weltengrund - Freie ...
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Es ist die Sache nicht in der trivialen Weise aufzufassen, als wenn<br />
der Geistesforscher nun sagen würde: Dein Unglück hast du selbst<br />
verschuldet - nein, das wäre nicht nur ein Verkennen, es wäre sogar<br />
eine Verleumdung der Geistesforschung. Ein Unglück braucht sogar<br />
gar nicht aus dem vorhergehenden Leben irgendwie verursacht zu<br />
sein. Es kann spontan eintreten; es wird nur seine Folgen für das<br />
folgende <strong>und</strong> auch alles Leben zwischen den Erdenleben haben, weil<br />
wir sehr häufig sehen, daß aus Unglück, aus Leid <strong>und</strong> Schmerz dasjenige<br />
herauswächst, was andersgestaltetes Bewußtsein in der geistigen<br />
Welt ist. Aber Sinn kommt in unser ganzes Leben hinein, Verständnis<br />
auch für unser Schicksal, das wir sonst nur durchträumen, das wir nun<br />
verstehen lernen.<br />
Eines tritt vor allem hervor, wenn diese Geisteserkenntnis ins Auge<br />
gefaßt wird. Man kann nicht etwa dann noch sagen: Nun ja, nach<br />
dem Tode mag die Seele in ein anderes Leben eintreten, aber das kann<br />
man ja abwarten. Hier nehme man das Leben, wie es sich im physischen<br />
Leib darbietet; was nach dem Tode ist, das kann man ja abwarten.<br />
- Die Sache ist eine Bewußtseinsfrage. Allerdings steht das,<br />
was nach dem Tode eintritt, in einem Zusammenhange mit dem<br />
Leben, das wir durchleben im Leibe. So wie wir hier durch unseren<br />
Leib in gewissem Sinne das Bewußtsein haben, das wir eben im<br />
gewöhnlichen Wachzustande haben, so haben wir nach dem Tode ein<br />
Bewußtsein, das sich jetzt nicht räumlich aus dem Nervensystem<br />
aufbaut, sondern das sich zeitlich aufbaut, im Zurückschauen aufbaut.<br />
So wie unser Nervensystem gewissermaßen die Widerlage <strong>und</strong><br />
der Gegenschlag ist für unser gewöhnliches Bewußtsein zwischen<br />
Geburt <strong>und</strong> Tod, so bildet eine Gr<strong>und</strong>lage für unser Bewußtsein in<br />
der geistigen Welt zwischen Tod <strong>und</strong> neuer Geburt dasjenige, was<br />
schon hier in unserem Bewußtsein sitzt. Und so wie wir hier die Welt<br />
um uns haben, so haben wir, wenn wir gestorben sind, gerade unser<br />
Leben als wichtiges Organ vor uns. Daher hängt viel ab von dem<br />
Bewußtsein im physischen Leib, das sich hineinerstrecken kann in das<br />
Bewußtsein, das nach dem Tode an uns herantritt. Wer zum Beispiel,<br />
wie es oftmals den Denkgewohnheiten der Gegenwart entspricht,<br />
sich nur beschäftigt mit physischen Vorstellungen, die durch die Sinne<br />
Copyright Rudolf Steiner Nachlass-Verwaltung Buch: 178 Seite: 3 6