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Zur Zwangsthematik<br />
Die Thematik von Zwangsgedanken ist häufig<br />
geprägt von Dingen,<br />
— die für den Betroffenen anstössig, verboten,<br />
oder mit Angst besetzt sind (Schmutz,<br />
Krankheit, sexuelle Nähe, Flüche, Obszönitäten).<br />
— ein überhöhtes Gewissensziel darstellen<br />
(umfassende Sauberkeit, vollständiger<br />
Glaube).<br />
— etwas Schlimmes gegen eine geliebte Person<br />
darstellen (z.B. die geliebte Freundin<br />
verletzen, oder im religiösen Bereich, Gott<br />
oder Jesus Christus zu schmähen, die man<br />
doch liebt und verehrt).<br />
Zwänge sind bestimmt von Ängsten<br />
(es könnte einem selbst oder jemand anderem<br />
etwas passieren) und von Schuldgefühlen<br />
(man sei schuld, dass etwas passieren<br />
könnte; man könnte sich versündigen).<br />
Ziel der Zwangshandlungen: Angst<br />
abbauen; Absicherung gegen Fehler; Versuch,<br />
Schlimmeres zu verhüten. Zwangshandlungen<br />
dienen dazu, Gefahren zu vermeiden<br />
und Gefahren abzuwenden, allerdings<br />
Gefahren, die der «Normale» nicht als<br />
Gefahr empfindet. Da immer neue Gedanken<br />
einschiessen («Wie eine Kugel im Flipperkasten»),<br />
werden die Rituale immer komplizierter<br />
und nehmen oft deutlich magische<br />
Züge an, die Unglück verhindern sollen. — Bei<br />
religiösen Menschen häufig geistlich motivierte<br />
magische Handlungen, die das grösste<br />
Unglück für einen Christen, die Verdammnis,<br />
abwenden sollen (Beispiel: eine Frau möchte<br />
sich durch und durch vom Wort Gottes beeinflussen<br />
lassen. Sie legt daher auch nachts<br />
die Bibel unter ihr Kopfkissen).<br />
Ein Jurist verlässt am Abend seine Wohnung,<br />
um ein wenig Luft zu schöpfen.<br />
Vorher sagt er sich: Du musst alle Gashähne<br />
ordentlich zumachen, damit in<br />
deiner Abwesenheit kein Unglück geschieht.<br />
Er dreht alle Hähne ab und geht<br />
auf die Strasse. Kaum ist er vor dem<br />
Haustor, so überfällt ihn der Zweifel:<br />
Hast du wirklich alle Gashähne abgedreht<br />
Er bekommt nun Angst, er könnte<br />
doch einen Hahn nicht recht abgedreht<br />
haben, etwa nach links statt nach rechts.<br />
«Unsinn!» — sagt er sich. «Du hast ihn<br />
doch abgedreht. Übrigens ist ja deine<br />
Wirtschafterin da, die nachsehen wird,<br />
wenn sie die Betten machen wird.» Bei<br />
diesem Gedanken steigert sich die Angst.<br />
Wie Wenn sie mit einem brennenden<br />
Zündholz ins Zimmer käme Da würde<br />
ja eine Explosion entstehen und das<br />
Mädchen ginge zugrunde. Dann würde<br />
er zur Verantwortung gezogen werden.<br />
«Nein! Es ist alles doch ein Unsinn!»<br />
sagt er sich. «Du hast den Gashahn abgedreht,<br />
die kleine Flamme hörte sofort<br />
zu brennen auf, folglich ist sie abgedreht.»<br />
Trotz dieser deutlichen Erinnerung<br />
setzt der Zweifel wieder ein und<br />
sagt: «Du hast den Gashahn nicht zugemacht.»<br />
Schließlich eilt er nach Hause,<br />
stürzt atemlos in das Zimmer und überzeugt<br />
sich, dass er den Hahn ganz, wie<br />
es sich gehört, zugemacht hat.<br />
(nach W. Stekel)<br />
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