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Die phasengerechte Wundbehandlung des Ulcus cruris ... - Bak-24.de

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medicaledition<br />

<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong><br />

<strong>Wundbehandlung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

<strong>Wundbehandlung</strong>


<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong><br />

<strong>Wundbehandlung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum


Herausgegeben von der<br />

PAUL HARTMANN AG<br />

D-89522 Heidenheim<br />

http://www.hartmann.info<br />

Konzeption, Gestaltung,<br />

redaktionelle Bearbeitung und<br />

Herstellung:<br />

CMC Medical Information<br />

D-89522 Heidenheim<br />

Wissenschaftliche Bearbeitung:<br />

Dr. med. Andreas Gericke,<br />

Phlebologe und Angiologe,<br />

Traunstein<br />

3. überarbeitete und erweiterte<br />

Aufl age August 2005<br />

© PAUL HARTMANN AG<br />

ISBN 3-929870-42-8<br />

(ISBN 3-929870-01-0<br />

Erstausgabe)<br />

gedruckt auf chlorfrei<br />

gebleichtem Papier


Inhaltsübersicht<br />

Vorwort 5<br />

Entstehungsursachen <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

– Anatomie der Beinvenen<br />

– Physiologie und Pathophysiologie <strong>des</strong> venösen Rückstroms<br />

– Pathophysiologie der CVI<br />

Klinik und Diagnostik <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum 16<br />

<strong>Die</strong> Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

– Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />

– Invasive Therapieverfahren<br />

– Operative Eingriffe zur Ulkussanierung<br />

– Adjuvante medikamentöse Therapie<br />

– Identifi zierung von Wundheilungsstörungen<br />

– Schmerztherapie<br />

<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Reinigungsphase<br />

– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Granulationsphase<br />

– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Epithelisierungsphase<br />

– TenderWet – Wundkissen mit Superabsorber<br />

– Sorbalgon – tamponierbare Calciumalginat-Kompressen<br />

– PermaFoam – hydroaktiver Schaumverband<br />

– Hydrocoll – saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />

– Hydrosorb – transparenter Hydrogel-Verband<br />

– Atrauman Ag – silberhaltige Salbenkompresse<br />

Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />

– <strong>Die</strong> Bindenmaterialien<br />

– Allgemeine Grundsätze zur Anlegetechnik<br />

– Binden für die Kompressionstherapie<br />

Glossar und Stichwortverzeichnis<br />

Literatur und Bildnachweis<br />

6<br />

7<br />

9<br />

12<br />

24<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

28<br />

30<br />

32<br />

37<br />

40<br />

42<br />

44<br />

49<br />

50<br />

53<br />

55<br />

56<br />

62<br />

65<br />

70<br />

78<br />

84<br />

87<br />

[2.3]


Vorwort<br />

Venenveränderungen und Venenleiden zählen zu den<br />

meistverbreiteten Befi ndens- und Gesundheitsstörungen,<br />

und man schätzt, dass etwa zwei Millionen Bun<strong>des</strong>bürger<br />

mit einem venös bedingten Unterschenkelgeschwür behaftet<br />

sind. <strong>Die</strong>se Zahl verdeutlicht die soziale und sozialökonomische<br />

Relevanz dieses Leidens. Welche Minderung<br />

an Lebensqualität ein chronisches Geschwürsleiden für<br />

den Betroffenen mit sich bringt, geht jedoch daraus nicht<br />

hervor. Viele Ulkuspatienten haben einen jahrzehntelangen<br />

Leidensweg aufgrund inadäquater und frustranter Therapieversuche<br />

hinter sich und fügen sich oftmals mit großer<br />

Schicksalsergebenheit in das anscheinend Unvermeidliche.<br />

Durch moderne, wenig belastende Diagnoseverfahren und<br />

entsprechende Behandlungskonzepte ist das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

venosum heute aber durchaus beherrschbar geworden.<br />

Wesentlich hierfür sind allerdings ausreichende Kenntnisse<br />

der komplexen medizinischen Problematik sowie die<br />

Fähig keit <strong>des</strong> Arztes, den Patienten für eine zuweilen lang<br />

andauernde Behandlung zu motivieren. Denn gerade die<br />

Tatsache, dass es in den wenigsten Fällen zur schnellen<br />

Ulkusabheilung kommt, verursacht Probleme. Arzt und<br />

Patient verlieren die Geduld und unwissenschaftliche Polypragmasie<br />

ersetzt nicht selten die konsequente Kompressionstherapie<br />

und <strong>Wundbehandlung</strong>.<br />

In dieser medical edition sollen auf pathophysiologischen<br />

Erkenntnissen begründete Therapiekonzepte im Rahmen<br />

konservativer Maßnahmen dargestellt werden. Sie stützen<br />

sich auf den Kompressionsverband als Basistherapie und<br />

zeigen die Möglichkeiten einer <strong>phasengerechte</strong>n <strong>Wundbehandlung</strong><br />

unter Anwendung hydroaktiver Wundaufl agen<br />

auf, weil sich die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> bei chronischen<br />

Ulzera als besonders effektiv erwiesen hat.<br />

[4.5]


Entstehungsursachen<br />

<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Das Ul cus <strong>cruris</strong> venosum spiegelt die schwerste durch<br />

chronisch venöse Insuffi zienz verursachte Stoff wech sel -<br />

stö rung in der Cutis und Subcutis wider. Um die Er kran -<br />

kungs me cha nis men zu verstehen, sind einige Kennt nis se<br />

zur Ana to mie <strong>des</strong> Beinvenensystems und der pathophysiologischen<br />

Vorgänge erforderlich.


Anatomie der Beinvenen<br />

Nach anatomischen Kriterien wird das Beinvenensystem in<br />

die Bereiche <strong>des</strong> oberfl ächlichen oder suprafaszialen und<br />

<strong>des</strong> tiefen oder subfaszialen Venensystems unterteilt. Beide<br />

Bereiche bilden durch die so genannten Verbindungsvenen<br />

eine funktionelle Einheit.<br />

<strong>Die</strong> suprafaszialen Venen liegen in der Cutis und Subcutis,<br />

also außerhalb der Faszie, einer bindegewebigen Umhüllung<br />

der Muskulatur. Sie sind durch zahlreiche Seitenäste<br />

miteinander vernetzt und stellen sich als ausgedehnte<br />

Venengefl echte dar, die das Oberfl ächenblut in die tiefen<br />

Venen drainieren, durch ihre hohe Speicherkapazität<br />

aber auch Aufgaben der Blutvolumenregulierung erfüllen.<br />

<strong>Die</strong> oberfl ächlichen Venen sammeln sich in den beiden<br />

Hauptstammvenen, der Vena saphena magna und der<br />

Vena saphena parva. <strong>Die</strong> Vena saphena parva mündet im<br />

Bereich der Kniekehle in die tiefe Beinvene Vena poplitea<br />

ein, während die Vena saphena magna unterhalb <strong>des</strong><br />

Leistenban<strong>des</strong> in die tiefe Oberschenkelvene, die Vena<br />

femoralis, übergeht.<br />

<strong>Die</strong> subfaszialen Venen verlaufen als größere Gefäße interbzw.<br />

intramuskulär innerhalb der Faszie und sind paarig<br />

den jeweiligen Arterien zugeordnet. Sie dienen als Blutsammler<br />

und transportieren das Blut zum Herzen zurück,<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Schematische Darstellung <strong>des</strong> Beinvenensystems<br />

(suprafasziale Venen: dunkel / subfasziale Venen: hell)<br />

1) subfasziale Oberschenkelvene (Vena fe mo ra lis)<br />

2) Dodd’sche Venen<br />

3) suprafasziale Stammvene (Vena saphena magna)<br />

4) subfasziale Knie keh len ve ne (Vena po pli tea)<br />

5) hintere subfasziale Schien bein ve ne (Vena tibiales posterior)<br />

6) Boyd’sche Venen<br />

7) vordere subfasziale Schien bein ve ne (Vena tibialis anterior)<br />

8) Cockett’sche Venen<br />

9) Venenbogen <strong>des</strong> Fußrückens<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Entstehungsursachen [6.7]


weshalb sie auch als Leit- oder Transportvenen bezeichnet<br />

werden. <strong>Die</strong> Unterschenkelvenen Vena tibialis anterior und<br />

posterior sammeln sich zur Vena poplitea, die sich weiter<br />

herzwärts als Vena femoralis fortsetzt.<br />

Schematische Darstellung<br />

1) Vene<br />

2) offene Venenklappe<br />

3) geschlossene Venenklappe<br />

2<br />

1<br />

3<br />

<strong>Die</strong> Verbindungen innerhalb eines Venensystems, z. B. nur<br />

im suprafaszialen, erfolgen über die Venae communicantes.<br />

<strong>Die</strong> Verbindungen zwischen dem supra- und subfaszialen<br />

Venensystem hingegen werden durch zahlreiche<br />

Perforansvenen (Venae perforantes) hergestellt, die dazu<br />

die Faszie „perforieren“. Wichtige Gruppen sind die sog.<br />

Cockett’schen Venen im Fesselbereich, die Boyd’schen<br />

Venen unterhalb <strong>des</strong> Kniegelenkes und die Dodd’schen<br />

Venen am Oberschenkel.<br />

Praktisch alle Venen verfügen über mehr oder weniger zahlreiche<br />

Venenklappen, die als Volumenventile fungieren. Sie<br />

sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung, nämlich<br />

herzwärts bzw. von der Oberfl äche in die Tiefe, strömen<br />

kann.<br />

Schnitt durch eine Arterie (links)<br />

und eine Vene (rechts) in einem<br />

Muskelgewebe. <strong>Die</strong> Arterienwände<br />

sind dick und bestehen aus stark<br />

kontraktilen elastischen Fasern,<br />

um auch plötzlichen Blutdruckerhöhungen<br />

stand hal ten zu kön nen.<br />

<strong>Die</strong> Venen sind we ni ger kontraktil<br />

ge baut, ha ben aber ent spre chend<br />

ihren Drai na ge- und Trans port -<br />

auf ga ben ein grö ße res Volumen.


Physiologie und Pathophysiologie<br />

<strong>des</strong> venösen Rückstroms<br />

Für den Rücktransport <strong>des</strong> Blutes zum rechten Herzen sind<br />

zur Überwindung <strong>des</strong> hohen hydrostatischen Gesamtdruckes,<br />

der auf dem Beinvenensystem bei aufrechter Körperhaltung<br />

lastet, verschiedene physiologische Antriebskräfte<br />

und Hilfsmechanismen erforderlich. Zur Wirkung kommen<br />

dabei das Prinzip der kommunizierenden Röhren mit dem<br />

postkapillaren Restdruck, respiratorische Druckschwankungen<br />

im Brust- und Bauchraum sowie die elastische Ansaugung<br />

<strong>des</strong> Herzens. Der leistungsfähigste Faktor aber ist die<br />

Funktionseinheit der Wadenmuskelpumpe.<br />

Bei Bewegung der Beine werden die tiefen Venen mit jeder<br />

Muskelkontraktion komprimiert. Das Blut wird auf diese<br />

Weise herzwärts gedrückt, wobei die Venenklappen ein<br />

Zurücksacken <strong>des</strong> Blutes verhindern. Während der Muskelrelaxation<br />

kommt es außerdem durch entsprechende<br />

Ausdehnung zu einem Unterdruck in den tiefen Venen,<br />

sodass aus den weiter distal angeordneten Venenabschnitten<br />

sowie aus den suprafaszialen Venengefl echten über<br />

die Perforansvenen Blut angesaugt wird. Ergänzt wird die<br />

wechselnde Druck-Saugwirkung der Muskelpumpe durch<br />

entsprechende Mechanismen an den Gelenken und durch<br />

das Widerlager der Faszie. Letztere sorgt dafür, dass der bei<br />

der Kontraktion aufgebaute Druck auch nach innen wirkt.<br />

Durch das Zusammenspiel dieser Mechanismen wird das<br />

Blut in mehreren hintereinander geschalteten und aufeinander<br />

abgestimmten Etagen aus dem Fuß, über das<br />

Sprunggelenk, durch die Wade, die Kniekehle, den Oberschenkel<br />

und die Leiste paternosterartig herzwärts gehoben<br />

und gleichzeitig auch durch die Perforansvenen aus dem<br />

suprafaszialen Gefl echt abgeschöpft. Das Blut fl ießt also<br />

von der Oberfl äche zur Tiefe und von distal nach proximal;<br />

der Venendruck sinkt ab.<br />

1 2<br />

Schematische Darstellung der<br />

Wadenmuskelpumpe bei Kontraktion<br />

(1) und Erschlaffung<br />

(Relaxation/2) der Muskeln:<br />

Krei se = Querschnitte durch entspannte<br />

und kontrahierte Mus keln<br />

mit intramuskulären Leitvenen<br />

und transfaszialen Venen auf<br />

verschiedenen Ebe nen,<br />

Faszie = grün<br />

Entstehungsursachen [8.9]


Es muss betont werden, dass trotz entsprechender experimenteller<br />

Untermauerung obige Darlegungen in vielerlei<br />

Hinsicht noch immer ein Denkmodell darstellen und dass<br />

die sehr komplexen physiologischen Funktionsabläufe und<br />

-zusammenhänge nur teilweise aufgeklärt werden konnten.<br />

Gesichert ist, dass die der Einfachheit halber Wadenmuskelpumpe<br />

genannte komplexe Funktionseinheit bei Bewegung<br />

im Mittelpunkt eines programmierten Ablaufes im Sinne<br />

einer so genannten Aktivitätskette steht.<br />

Ist nun der Rücktransport <strong>des</strong> Blutes zum Herzen gestört<br />

(Veneninsuffi zienz), wird weniger Blut aus den vorgeschalteten<br />

Venenabschnitten abgeschöpft und der Venendruck<br />

fällt weniger ab (venöse Hypertonie). <strong>Die</strong> Überlastung der<br />

Venen wirkt sich im Sinne einer Rückwärtsdekompensation<br />

bis in die Kapillaren der Endstrombahn aus. <strong>Die</strong> für einen<br />

geregelten Stoffaustausch erforderlichen Niederdruckwerte<br />

können nicht entstehen, die venöse Strömung verlangsamt<br />

sich oder sistiert gar. Der Stoffwechsel, insbesondere an<br />

Cutis oder Subcutis, wird beeinträchtigt. Auf Dauer ist<br />

davon auch das Lymphsystem betroffen, das nur in den Anfangsphasen<br />

einer Abfl ussstörung die interstitielle Flüssigkeitszunahme<br />

durch vermehrten Lymphfl uss kompensieren<br />

kann.<br />

<strong>Die</strong> am frühesten erkennbare Folge der Entsorgungsstörung<br />

ist das Ödem, das neuerliche Druckerhöhungen sowie<br />

Flüssigkeitseinlagerungen zur Folge hat und somit die Stoffwechselstörungen<br />

verstärkt. Es kommt zu perivaskulären<br />

Fibrosierungs-, Degenerations- und Entzündungsprozessen<br />

mit trophisch bedingten Hautveränderungen. Über weitere<br />

obliterierende Entzündungsabläufe an den Venolen und<br />

Arteriolen entwickelt sich schließlich zunächst in Arealen<br />

mit ungünstiger venöser Hämodynamik ein <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> als<br />

nunmehr sichtbares Zeichen eines dekompensierten venösen<br />

Hypertonus.


Schweregrad, Sitz und Bestandsdauer der Ablaufstörung<br />

sowie Grad und Dauer der Belastung <strong>des</strong> Beinvenensystems<br />

bestimmen die verschiedenen klinischen Erscheinungsbilder,<br />

die sich allmählich und stetig verstärkend ausbilden.<br />

Sie werden unter dem Symptomenkomplex der chronischen<br />

Veneninsuffi zienz (CVI) zusammengefasst und üblicherweise<br />

nach Widmer in drei Schweregrade eingeteilt.<br />

Grad I der chronisch venösen Insuffi zienz ist durch um die<br />

Knöchel und oberhalb <strong>des</strong> Fußgewölbes angeordnete, besenreiserartige<br />

Venen (Corona phlebectatica) und Knöchelödeme<br />

gekennzeichnet.<br />

Grad II äußert sich durch Hyperpigmentierungen der Haut,<br />

Unterschenkelödem und Dermatoliposklerose. <strong>Die</strong> Haut<br />

ist fest mit der Fascia <strong>cruris</strong> verbacken, nicht in Falten abhebbar<br />

und zeigt vermehrten Glanz. Als Extremvariante<br />

der Dermatoliposklerose gilt die Atrophie blanche (auch<br />

als Capillaritis alba bezeichnet), die fast ausschließlich<br />

als Folge einer CVI vorkommt. Charakteristisch für diese<br />

1 2<br />

1) Ausgeprägte Dermatoliposklerose<br />

bei einer CVI Grad II, die<br />

auf eine zunehmende Fibrosierung<br />

von Cutis und Subcutis zurückzuführen<br />

ist.<br />

2) Atrophie blanche mit<br />

den weißen atrophischen Hautveränderungen<br />

3) Flori<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

bei Grad III<br />

4) Sog. Gamaschenulkus, das den<br />

gesamten Unterschenkel erfasst<br />

hat.<br />

3 4<br />

Entstehungsursachen [10.11]


Hautverän derung sind weiße, atrophische, münz- bis handtellergroße<br />

Herde. Sie sind bevorzugt in der Knöchelregion<br />

bzw. im Narbenbereich abgeheilter Ulzerationen lokalisiert.<br />

Grad III manifestiert sich als fl ori<strong>des</strong> oder abgeheiltes <strong>Ulcus</strong><br />

<strong>cruris</strong> venosum. Es hat als Prädilektionsstelle die perimalleoläre<br />

Region (Bisgaard’sche Kulisse), kann jedoch auch<br />

an anderen Stellen am Unterschenkel auftreten. Bei ausgedehnten<br />

Geschwüren, die zirkulär den gesamten Unterschenkel<br />

befallen, spricht man von einem Gamaschenulkus.<br />

Pathophysiologie der CVI<br />

Eine chronische Veneninsuffi zienz kann sich sowohl aus einer<br />

primären Varicosis ergeben als auch den Folgezustand<br />

eines postthrombotischen Syndroms darstellen, wobei die<br />

anatomische Lokalisation <strong>des</strong> Strömungshindernisses als<br />

entscheidender Faktor für die klinische Prognose gilt.<br />

Suprafasziale Veneninsuffizienz / primäre Varicosis<br />

<strong>Die</strong> wichtigste Erkrankung <strong>des</strong> oberfl ächlichen Beinvenensystems<br />

ist die primäre Varicosis oder das Krampfaderleiden.<br />

Krampfadern oder Varizen sind sack- oder schlauchförmig<br />

überdehnte Venen, deren typisch geschlängelter<br />

Verlauf unter der Haut gut sichtbar ist. Ursache für ihre<br />

Entstehung kann eine Klappenagenesie (angeborene<br />

fehlende Anlage der Venenklappen) sein, häufi ger führt<br />

jedoch ererbter oder altersbedingter Elastizitätsverlust der<br />

Krampfadern sind kei nes wegs nur<br />

ein „Schönheitsfehler“. Gefäßerweiterung<br />

und Klappeninsuffi zienz<br />

können über die Perforansvenen<br />

auf die tiefen Venen über grei fen<br />

und zu chro ni scher Ve nen in -<br />

suf fi zi enz mit Ausbildung eines<br />

Ulkus führen.


1 2 3<br />

Darstellung der Blutrückströmung:<br />

1) Im physiologischen Status<br />

2) Bei primärer Varicosis: Ein<br />

Klappenschluss ist durch die Gefäßdilatation<br />

nicht mehr möglich, der<br />

Blutstrom kehrt sich um.<br />

3) Bei sekundärer Varicosis: Durch<br />

Vernarbung und Elastizitätsverlust<br />

der subfaszialen Venen nach<br />

tiefer Beinthrombose kommt es<br />

zur Klappeninsuffi zienz, das Blut<br />

strömt über die Perforansvenen in<br />

das suprafas ziale System zurück.<br />

Venenwände zu Gefäßdilatation und Klappeninsuffi zienz.<br />

Begünstigt wird diese anlagebedingte Disposition u. a.<br />

durch Faktoren wie beispielsweise hormonelle Einfl üsse<br />

während einer Schwangerschaft, Bewegungsmangel oder<br />

entzündliche Prozesse. Betreffen Lumenerweiterung und<br />

Klappeninsuffi zienz das Gebiet der Stammvenen (Vena<br />

saphena magna und parva), wird die Erkrankung als<br />

Stammvaricosis bezeichnet. Eine Astvaricosis liegt vor,<br />

wenn die Seitenäste der Stammvenen davon befallen sind,<br />

variköse Erweiterungen der Vv. communicantes bezeichnet<br />

man als retikuläre Varicosis.<br />

Da nur etwa 10 % <strong>des</strong> venösen Blutes über die oberfl ächlichen<br />

Venen zum Herzen zurücktransportiert werden,<br />

kann ein Funktionsausfall einzelner Venenabschnitte<br />

durch Ausweichen auf andere Venengefl echte oder aber<br />

durch Übernahme der Transportaufgaben durch die intakten<br />

tiefen Leitvenen meist ohne Probleme kompensiert<br />

werden. Das klinische Bild verändert sich jedoch gravierend,<br />

wenn Lumen erweiterung und Klappeninsuffi zienz<br />

auf die Perforansvenen und subfaszialen Venen übergreifen.<br />

Es kommt zur Umkehr der venösen Fließrichtung und<br />

damit zu Störungen <strong>des</strong> physiologischen Rücktransportes<br />

im Sinne eines sog. Privatkreislaufes.<br />

Entstehungsursachen [12.13]


Der beim Gehen durch die Wadenmuskelpumpe einsetzende<br />

Druckabfall ist vermindert oder fehlt völlig (venöse<br />

Hypertonie), die Funktionsfähigkeit der Venenklappen wird<br />

zunehmend eingeschränkt. <strong>Die</strong> Auswirkungen manifestieren<br />

sich als chronische Veneninsuffi zienz, gekennzeichnet durch<br />

die bereits beschriebenen pathophysiologischen Mikrozirkulationsstörungen<br />

in Cutis und Subcutis, die letztendlich in<br />

der Ausbildung eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum gipfeln können.<br />

Bei noch suffi zientem Klappenapparat bei primärer Varicosis<br />

sind Ulzerationen aber auch auf Verletzungen, stumpfe<br />

Traumen oder Varizenrupturen zurückzuführen. Dementsprechend<br />

günstiger ist ihre Prognose.<br />

3<br />

Postthrombotische Gefäß- und<br />

Strömungssituation: <strong>Die</strong> tiefe<br />

Leitvene ist nach der Thrombose<br />

vernarbt und rekanalisiert (1).<br />

„Blow out“ durch erweiterte Verbindungsvenen<br />

(2), dadurch Entstehung<br />

sekundärer Varizen (3).<br />

2<br />

1<br />

Subfasziale Veneninsuffizienz /<br />

postthrombotisches Syndrom<br />

Eine Insuffi zienz subfaszialer Venen kann ebenfalls primär<br />

als Folge einer Klappenagenesie bzw. einer anlagebedingten<br />

Unterentwicklung der Venenklappen auftreten, zumeist<br />

entsteht sie jedoch sekundär nach einer tiefen Beinvenenthrombose<br />

(Phlebothrombose).<br />

Eine nicht sofort durch Thrombolyse oder Thrombektomie<br />

behandelte Thrombose der tiefen Venen heilt meist mit<br />

Defekt ab. Der Thrombus wird bindegewebsartig organisiert,<br />

wobei diese kollagene Umwandlung zur Narbenbildung<br />

führt. Bei nicht vollständigem Verschluss <strong>des</strong> Venenvolumens<br />

kommt es später zwar häufi g zu einer Rekanalisation,<br />

durch die Vernarbung verliert die Vene jedoch an<br />

Elastizität, sodass sie sich den schwankenden Blutvolumina<br />

nicht mehr anpassen kann. Auch die Venenklappen können<br />

nicht mehr funktionsgerecht schließen und stellen häufi g<br />

zusätzliche Strombahnhindernisse dar, die eine Wirbelbildung<br />

<strong>des</strong> Blutes begünstigen. Insgesamt entsteht durch die<br />

narbig bedingten Lumenveränderungen in den tiefen Leitvenen<br />

neuer Totraum für die Wadenmuskelpumpe, sodass


nicht mehr ausreichend Blut abgeschöpft werden kann und<br />

der intravasale Druck ansteigt. Der fortdauernde Rückstau<br />

führt wiederum zu Stoffwechselstörungen in den peripheren<br />

Hautarealen, im schlimmsten Fall bis hin zur Ulzeration.<br />

Darüber hinaus bewirkt die erhöhte Druckbelastung<br />

nicht selten eine Undichtigkeit der Ventilfunktion der<br />

Perforansvenen, sodass Blut aus dem subfaszialen in das<br />

suprafasziale System zurückfl ießt. <strong>Die</strong> Folgen sind sekundäre<br />

Varizen sowie ebenfalls eine ödematöse Infi ltration<br />

von Cutis und Subcutis mit den bekannten Folgezuständen.<br />

Das postthrombotische Syndrom (PTS) ist die häufi gste<br />

Ursache eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> (<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> postthromboticum).<br />

Entstehungsursachen [14.15]


Klinik und Diagnostik <strong>des</strong><br />

<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Beinulzera entstehen zu etwa 90 % auf dem Boden einer<br />

venösen Hypertonie als Folge einer ausgeprägten chronischen<br />

Veneninsuffi zienz. Etwa 6 % der Ulcera <strong>cruris</strong> sind<br />

auf eine periphere arterielle Min der ver sor gung und ca.<br />

4 % auf spezifi sche Haut er kran kun gen zu rück zu füh ren.<br />

Eine exakte Diagnose ist daher un er läss lich. Sie um fasst<br />

eine gründliche Anamnese, die klinische und ap pa ra ti ve<br />

Untersuchung sowie dif fe ren zi al dia gno sti sche Maß nah men<br />

zum Auschluss nicht ve nö ser Ent ste hungs fak to ren.


Anamnese<br />

<strong>Die</strong> Anamnese konzentriert sich auf familiäre oder persönliche<br />

Risikofaktoren, vaskuläre Risiken (Varizen, Symptome<br />

der CVI, tiefe Venenthrombose, Hypertonie, Arteriopathien,<br />

Claudicatio), Lebensgewohnheiten (Beruf, sitzende Lebensweise,<br />

wenig Bewegung usw.), Medikamenteneinnahme,<br />

Alkohol- und Tabakkonsum, Art <strong>des</strong> Auftretens und der<br />

Entwicklung <strong>des</strong> Ulkus (z. B. nach Verletzung oder stumpfen<br />

Traumen), aber auch auf lokale oder systemische Vorbehandlungen.<br />

Lokalisation und Form der Ulzera<br />

Venöse Ulzera bilden sich bevorzugt im Bereich der Knöchel<br />

(Bisgaard’sche Kulisse) aus und erlauben eine „prima vista“-Diagnose.<br />

In etwa 20 % der Fälle treten sie aber auch<br />

an anderen Stellen am Unterschenkel auf, was immer eine<br />

differenzialdiagnostische Abklärung erfordert. Form und<br />

Größe <strong>des</strong> venösen Ulkus sind variabel, das Geschwür kann<br />

den gesamten Unterschenkel erfassen (Gamaschenulkus).<br />

1) Typische Lokalisation venöser<br />

Ulzera, Beispiel ist ein postthrombotisches<br />

Ul kus.<br />

2) Zirkulär um den Un ter schen kel<br />

laufen<strong>des</strong> „Gamaschenulkus“<br />

3) und 4) Ullcus <strong>cruris</strong> mixtum<br />

durch CVI und pAVK<br />

1 2<br />

3 4<br />

Klinik und Diagnostik [16.17]


Beschaffenheit <strong>des</strong> Wundgrun<strong>des</strong><br />

Der Wundgrund rein venöser Ulzera ist allenfalls gelblich<br />

bzw. weißlich fi brinös belegt, und in der Regel sezerniert<br />

das Ulkus wenig. Schwarze Wundrandnekrosen sind ein<br />

Hinweis darauf, dass eine zusätzliche arterielle Perfusionsstörung<br />

besteht. Hier wird dann von einem Mischulkus<br />

gesprochen. Ein blutig-seröser, eitriger Wundgrund deutet<br />

auf eine Infektion hin.<br />

1<br />

Zustand der Ulkusumgebung<br />

Bedingt durch die venöse und lymphatische Stase und die<br />

daraus resultierenden Hautveränderungen sind Patienten<br />

mit einer chronischen venösen Insuffi zienz prä<strong>des</strong>tiniert<br />

für Stauungsdermatitiden und Kontaktekzeme. <strong>Die</strong> Stauungsdermatitis,<br />

die auch als variköses Ekzem bezeichnet<br />

wird, besteht periulzerös, wobei die Entstehung nicht<br />

selten durch die Applikation fettender Salben begünstigt<br />

wird. Das Kontaktekzem entsteht ebenfalls als Reaktion auf<br />

sensibilisierende Substanzen, wie z. B. in Form topischer<br />

Antibiotika.<br />

Ödembildung<br />

Bei stärkeren Ödemen sind vergleichende Umfangmessungen<br />

unumgänglich, um durch den Rückgang <strong>des</strong> Ödems<br />

den Effekt der Kompressionsbehandlung beurteilen zu<br />

können.<br />

2<br />

1) Stauungsdermatitis mit<br />

„Blow-outs“<br />

2) Kontaktekzem<br />

Beschwerden/Schmerzen<br />

Ulzerationen bei primärer Varicosis verursachen zumeist<br />

wesentlich geringere Beschwerden – auch ist hier das<br />

Ödem weniger ausgeprägt – als jene, die sich infolge einer<br />

postthrombotisch bedingten CVI entwickeln. Insbesondere<br />

die kleinen, im Bereich einer Capillaritis alba auftretenden<br />

Ulzera können dem Patienten erhebliche Schwierigkeiten<br />

und Schmerzen bereiten. In der Regel jedoch sind Ulzera<br />

mit einer arteriellen Beteiligung wesentlich schmerzhafter<br />

als rein venöse.


Orthopädische Auffälligkeiten<br />

Wichtig – auch im Hinblick auf die Wirksamkeit <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong><br />

– ist die Überprüfung der Beweglichkeit<br />

in den großen Gelenken, wobei insbesondere auf beginnende<br />

Versteifungen im Bereich der Sprunggelenke geachtet<br />

werden muss. Bei Postthrombotikern fi nden sich oftmals<br />

Spitzfußstellungen und selten Ankylosen im Bereich <strong>des</strong><br />

oberen Sprunggelenkes als Zeichen einer schon jahrelang<br />

bestehenden Ulkuskrankheit mit aus häufi gen Rezidiven<br />

resultierenden Narbenstrikturen.<br />

Erhebung <strong>des</strong> arteriellen Status<br />

Unerlässlich ist auch die Kenntnis der arteriellen Durchblutungssituation.<br />

Hinweise geben die Temperatur der<br />

Extremität (kalt bei arterieller Minderperfusion) sowie die<br />

Palpation der Fußpulse. Bei jahrelang bestehendem Diabetes<br />

mellitus kann die Palpation der Fußpulse allerdings<br />

nicht als klinisches Kriterium verwendet werden, da gegebenenfalls<br />

aufgrund einer ausgeprägten Mediasklerose<br />

trotz gut gefüllter Pulse bereits erhebliche mikrozirkulatorische<br />

Störungen bestehen können, die Ulzeration somit<br />

gemischt arteriell-venös bedingt ist. Des Weiteren können<br />

beim Diabetiker die typischen klinischen Zeichen einer<br />

Claudicatio intermittens aufgrund der eventuell bestehenden<br />

diabetischen Neuropathie fehlen. Auch die periphere<br />

Druckmessung mittels Ultraschall-Doppler verschafft keine<br />

Klarheit über die aktuelle arterielle Situation, da infolge<br />

der Media sklerose zu hohe Druckwerte gemessen werden.<br />

Diagnostisch weiterführend ist hier ausschließlich die akrale<br />

Oszillographie bzw. gegebenenfalls die Farbduplex-Sonographie.<br />

Erhebung <strong>des</strong> venösen Status<br />

Für die Therapie ist die exakte Lokalisation der Rückfl ussstörung<br />

im Venensystem von entscheidender Bedeutung.<br />

<strong>Die</strong> Diagnostik stützt sich dabei auf klinische und apparative<br />

Untersuchungen. Insbesondere gilt die Ultraschall-Doppler-Untersuchung<br />

heute als zuverlässiges Routineverfahren,<br />

Ultraschall-Doppler-Sonographie<br />

als schmerzlose, sichere Untersuchung<br />

der Beinvenen<br />

Klinik und Diagnostik [18.19]


um das Vorhandensein und die Ausdehnung von extrafaszialen<br />

Klappeninsuffi zienzen genau zu bestimmen. Sehr aussagekräftig<br />

ist auch die Farbduplex-Sonographie, die sich in<br />

entsprechenden Fällen als weiterführende Diagnostik empfi<br />

ehlt – insbesondere im Bereich der tiefen Leitvenen.<br />

Weitere, ebenfalls nicht invasive Methoden sind die Venenverschluss-Phlethysmographie<br />

(VVP), mit der der venöse<br />

Ausstrom bzw. die venöse Kapazität gemessen wird, sowie<br />

die Lichtrefl exions-Rheographie (LRR), deren Aussagekraft<br />

durch eine unzureichende Reproduzierbarkeit jedoch stark<br />

eingeschränkt ist.<br />

Darstellung der Beinvenen durch<br />

Phlebographie<br />

<strong>Die</strong> Phlebographie als invasive Kontrastmitteldarstellung<br />

wird heute zurückhaltender angewandt, ist aber vor allem<br />

zur Festlegung von Operationsindikationen noch in vielen<br />

Fällen unverzichtbar, besonders bei Rezidiven nach phlebochirurgischen<br />

Eingriffen.<br />

Erhebung <strong>des</strong> Allgemeinstatus<br />

Grundsätzlich sollte nach den klinischen Zeichen einer<br />

latenten oder manifesten Rechtsherzinsuffi zienz gefahndet<br />

werden. Labortechnisch müssen der postprandiale Blutzucker,<br />

das Hämoglobin, die Erythrozytenzahl, BKS, CRP<br />

und gegebenenfalls der Hämatokrit bestimmt werden.<br />

Differenzialdiagnostische Abklärung<br />

Wenngleich, wie bereits erwähnt, etwa 90 % der Beingeschwüre<br />

die Folge einer chronisch venösen Insuffi zienz<br />

sind, müssen in die differenzialdiagnostischen Erwägungen<br />

stets auch Ulcera <strong>cruris</strong> nicht venöser Genese einbezogen<br />

werden. Mögliche Ursachen können sein:<br />

Verschluss größerer und kleinerer Arterien durch eine periphere<br />

arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), die zum <strong>Ulcus</strong><br />

<strong>cruris</strong> arteriosum bzw. zu nekrotisierenden Vaskulitiden<br />

führen können. <strong>Die</strong> Lokalisation arterieller Ulzera entspricht


den Stellen <strong>des</strong> Unterschenkels, die bevorzugt mechanischen<br />

Verletzungen ausgesetzt sind, z. B. an der vorderen<br />

Tibiakante. Typisch sind schwarze Hautnekrosen, und subfasziale<br />

Strukturen wie Sehnen, Muskeln und Knochen sind<br />

u. U. sichtbar. Bei einer Vaskulitis fi nden sich in der Regel<br />

beidseits erbs- bis münzgroße, gelegentlich großfl ächige<br />

multiple Ulzera. Je nach Lokalisation der vaskulitischen<br />

Gefäßveränderungen sind diese Ulzera oberfl ächlich (Vasculitis<br />

superfi cialis) oder tiefer ausgestanzt (Vasculitis profunda).<br />

Makro- und Mikroangiopathien sowie periphere Neuropathien<br />

bei Diabetes mellitus können angiopathische<br />

(diabetische Gangrän) bzw. neuropathische Ulzera (Malum<br />

perforans) zur Folge haben. Aufgrund ihrer häufi gsten<br />

Lokalisation – akral und seitlich an den Füßen bei angiopathischer<br />

Genese sowie an der Fußsohle unter den Zehengrundgelenken<br />

bei neuropathischer Genese – dürfte die<br />

Identifi zierung dieser Ulzera keine Schwierigkeiten bereiten.<br />

Bluterkrankungen, wie z. B. die Sichelzellanämie, die Kugelzellanämie,<br />

die Thalassämie oder die essenzielle Thrombozytose,<br />

können mit einem Ulkus als Begleitsymptom einhergehen.<br />

Infektionen, wie z. B. durch Staphylokokken bedingte<br />

Ekthyme oder durch Streptokokken hervorgerufene Ery-<br />

1 2<br />

1) Noch bevor es bei arterieller<br />

Genese zum Ulkus kommt, können<br />

klinisch tro phisch gestörte Nägel,<br />

My ko sen, Rötung, Marmorierung<br />

und ein Verlust der Be haa rung<br />

auffallen.<br />

2) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> arteriosum an der<br />

Streckseite <strong>des</strong> Un ter schen kels<br />

mit freiliegender Tibialis-anterior-<br />

Sehne.<br />

Klinik und Diagnostik [20.21]


Beispiele für Ulcera <strong>cruris</strong> nicht<br />

venöser Genese<br />

1) Ulzera infolge schwerster arterieller<br />

Durchblutungsinsuffi zienz,<br />

häufi ge Lo ka li sa ti on: lateraler<br />

Fußrand und Ferse<br />

2) Ulkus durch diabetische Makroangiopathie<br />

am Unterschenkel<br />

3) Neuropathisches Ulkus bei Diabetes<br />

mellitus „Malum perforans“<br />

4) Durch Chemotherapie bei<br />

primärer Thrombozythämie verursachtes<br />

<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

5) Hämorrhagisch-bullöses Erysipel<br />

6) Nekrotisieren<strong>des</strong> Erysipel<br />

7) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong>, verursacht durch<br />

ein Basaliom<br />

8) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> als Folge eines<br />

Spindelzellkarzinoms<br />

1 2<br />

3 4<br />

5 6<br />

7 8


sipele, stellen ebenfalls mögliche Ursachen dar. <strong>Die</strong> Ekthyme<br />

zeigen sich wie ausgestanzt wirkende, scharf begrenzte,<br />

tiefe Ulzera, die bevorzugt im unteren Bereich der Beine<br />

auftreten. Erysipele imponieren als fl ächenhaftes Erythem,<br />

das bei Nichtbehandlung nekrotisieren und zum geschwürigen<br />

Zerfall größerer Hautareale führen kann.<br />

Traumatische Ereignisse wie physikalische, chemische oder<br />

thermische Schäden können weitere Ursachen von Beinulzera<br />

sein, wobei auch Artefakte (Selbstschädigungen) mit<br />

in die Überlegungen einzubeziehen sind.<br />

Neoplastische Erkrankungen wie Basaliome, Spindelzellkarzinome,<br />

Weichteilsarkome oder maligne Lymphome und<br />

Melanome führen bei entsprechender Lokalisation zum<br />

<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> neoplasticum. Aufgrund der zu erwartenden<br />

Zunahme HIV-positiver Patienten muss mit einem gehäuften<br />

Auftreten von Kaposi-Sarkomen gerechnet werden.<br />

Insbesondere ist bei therapieresistenten „Problemulzera“<br />

immer auch die Möglichkeit einer tumorösen Entstehungsursache<br />

zu bedenken. <strong>Die</strong> Diagnose wird histologisch gestellt,<br />

wobei in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit<br />

der frühzeitigen Probeexzision hinzuweisen ist. <strong>Die</strong> Probeexzisionen<br />

müssen an mehreren Stellen – am Rand und in<br />

der Ulkusmitte – entnommen werden.<br />

Klinik und Diagnostik [22.23]


<strong>Die</strong> Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum ist eine chronische Wunde mit<br />

schlechter oder fehlender Heilungstendenz. Ins be son de re<br />

das oft großfl ächige Ulkus bei schwerer chro ni scher Ve nenin<br />

suf fi zienz und ausgeprägter Skle ro sie rung von Cutis und<br />

Subcutis kann sich therapeutisch zu einer Crux me di corum<br />

mit langer Behandlungsdauer und häu fi gen Rezidiven entwickeln.<br />

Den noch er mög li chen die heu ti gen Er kennt nis se<br />

über die pa tho phy sio lo gi schen Me cha nis men bei der Entste<br />

hung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum in der Regel wirksame<br />

The ra pie kon zep te.


<strong>Die</strong> therapeutischen Maßnahmen konzentrieren sich dabei<br />

auf folgende Punkte: Der dem Ulkus zugrunde liegende<br />

venöse Hypertonus muss so gut wie möglich beseitigt werden,<br />

um die nutritive Situation im geschädigten Hautgebiet<br />

zu verbessern. Ein Geschwür kann nur dann abheilen, wenn<br />

das Ödem abgeklungen ist und der venöse Abfl uss im Bein<br />

wieder einen kompensierten Zustand erreicht hat (Hach).<br />

<strong>Die</strong>se Therapieziele können im Wesentlichen durch die<br />

Kompressionsbehandlung und gegebenenfalls durch invasive<br />

Therapieverfahren (Operation und/oder Sklerosierung)<br />

erreicht werden.<br />

<strong>Die</strong> lokale Ulkustherapie stützt sich auf eine sachgerechte<br />

<strong>Wundbehandlung</strong>, die sich sinnvollerweise an den einzelnen<br />

Heilungsphasen orientiert. Im Rahmen der <strong>Wundbehandlung</strong><br />

sind nach Möglichkeit auch alle Faktoren<br />

auszuschalten, die sich allgemein wundheilungsstörend<br />

auswirken, so beispielsweise Infektionen, Einfl üsse von<br />

Begleiterkrankungen und Nebenwirkungen anderer Therapien<br />

oder negative psychosoziale Faktoren.<br />

Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />

„Es gibt keine Phlebologie ohne Kompressionstherapie.“<br />

<strong>Die</strong>ses Dogma gilt uneingeschränkt bei der Behandlung<br />

eines venösen Ulkus, denn die Wirkung <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong><br />

greift kausal in das Krankheitsgeschehen ein.<br />

Er umgibt das Bein rundum mit so festem Druck, dass die<br />

erweiterten Venen eingeengt werden. Daraus resultiert<br />

eine Wiederherstellung bzw. ein gewisser Ersatz der Klappenfunktion,<br />

der venöse Refl ux von subfaszial nach suprafaszial<br />

wird vermindert, die Strömungsgeschwindigkeit<br />

<strong>des</strong> venösen Blutes nimmt zu. <strong>Die</strong> Kompression bewirkt<br />

gleichzeitig eine Steigerung <strong>des</strong> Gewebedruckes und damit<br />

eine Erhöhung der Resorption in der Endstrombahn und<br />

in den Lymphgefäßen. Lokal wird die Mikrozirkulation gefördert,<br />

sodass sich die Heilungstendenz eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

Therapie [24.25]


venosum entscheidend verbessert. Darüber hinaus dient der<br />

Kompressionsverband als festes Widerlager der zumin<strong>des</strong>t<br />

teilweisen Wiederherstellung der Funktion der Wadenmuskelpumpe<br />

bzw. deren Wirkungsverbesserung.<br />

Bei lege artis durchgeführter Kompressionstherapie treten<br />

in der überwiegenden Zahl der Fälle rasch Schmerzfreiheit<br />

und beginnende Heilungstendenz auf, was der Patient als<br />

ermutigend wertet und was ihn durchaus für die oft lang<br />

dauernde Behandlung motivieren kann. <strong>Die</strong> Wirkungsweise<br />

der Kompressionstherapie, Wichtiges zu Bindenmaterialien<br />

und Anlegetechniken von Kompressionsverbänden sowie<br />

Kontraindikationen werden ab Seite 62 ausführlich beschrieben.<br />

Venenstripping, „Her aus zie hen“<br />

eines insuffi zienten Venenabschnitts<br />

Invasive Therapieverfahren zur Kompensierung<br />

der chronisch venösen Insuffizienz<br />

In der modernen Phlebologie stellen Verödungsbehandlung<br />

und Operation sich einander ergänzende invasive<br />

Therapieverfahren dar. Welches Verfahren zur Anwendung<br />

kommt, ist dabei letztlich abhängig von der anatomischen<br />

Lokalisation der Rücklaufstörung und der Ausprägung der<br />

chronischen Veneninsuffi zienz.<br />

Bei primärer Varicosis lässt sich eine Sanierung gegebenenfalls<br />

durch eine Sklerosierung periulzeröser Varizen, durch<br />

eine operative Sanierung einer Stamminsuffi zenz oder<br />

durch eine Sklerosierung von Seitenastvarizen erreichen.<br />

<strong>Die</strong> Kompressionsbehandlung, zunächst mit dem Kompressionsverband,<br />

später mit einem Kompressionsstrumpf,<br />

ist immer bis zur kompletten Abheilung der Ulzeration erforderlich.<br />

Bei sekundärer Varicosis und ausgeprägter venöser Hypertonie<br />

im suprafaszialen Venensystem gelingt ein dauerhafter<br />

Verschluss von insuffi zienten, das Ulkus speisenden Perforansvenen<br />

durch Sklerosierung nur selten. Der durch die<br />

Verödung herbeigeführte temporäre Sklerosierungsprozess


ewirkt aber eine zeitweise hämodynamische Entlastung<br />

und führt so zu einer wesentlich verbesserten Heilungstendenz.<br />

Vor allem bezieht sich dies auch auf die sich durch<br />

die Ulzeration ziehenden Varizen, wodurch – vom versierten<br />

und erfahrenen Sklerotherapeuten ausgeführt – oft eine<br />

schlagartige Abheilung erreicht wird.<br />

Sklerosierungen innerhalb oder in der Nähe von Atrophieblanche-Bezirken<br />

müssen die Ausnahme bleiben. Falls eine<br />

Sklerosierung unumgänglich ist, muss eine wesentlich niedrigere<br />

Konzentration <strong>des</strong> Verödungsmittels gewählt werden,<br />

als dies in einem gesunden Hautareal angezeigt wäre.<br />

Ist die chronische Veneninsuffi zienz aufgrund entsprechender<br />

funktionsdiagnostischer Kriterien nicht kompensierbar,<br />

sollte nach Abheilung der Ulzeration zur hämodynamischen<br />

Entlastung zumin<strong>des</strong>t eine Ligatur der umliegenden Perforansvenen<br />

durchgeführt werden. Eine Dauerversorgung mit<br />

Kompressionsstrümpfen ist jedoch unumgänglich.<br />

Operative Eingriffe zur Ulkussanierung<br />

Bei hartnäckig therapieresistenten Ulzerationen kann<br />

gegebenenfalls ein Eingriff proximal vom Ulkus in narbenfreien<br />

Hautarealen erforderlich werden. Als Verfahren mit<br />

guten Erfolgsquoten haben sich dabei insbesondere die<br />

para tibiale Fasziotomie nach Hach sowie deren Weiterentwicklung<br />

in Form der endoskopischen Perforansligatur<br />

nach Hauer erwiesen.<br />

Abgeheiltes <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

nach einer paratibialen Fasziotomie<br />

Dem Verfahren nach Hach liegt die Vorstellung zugrunde,<br />

dass durch die Spaltung der Muskelfaszie entlang der gesamten<br />

Schienbeinkante ein Einsprossen von Kapillaren aus<br />

dem gut durchbluteten Muskelgewebe in das Ulkusgebiet<br />

möglich und damit die Gewebeneubildung gefördert wird.<br />

Bei der Hauer’schen Methode stehen hämodynamische Aspekte<br />

bei insuffi zienten Cockett’schen Perforansvenen und<br />

gleichzeitiger tiefer Leitveneninsuffi zienz im Vordergrund.<br />

Therapie [26.27]


Adjuvante medikamentöse Therapie<br />

Eine systemische Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum mit den<br />

verschiedenen Venenpharmaka hat vor allem adjuvanten<br />

Charakter, die die Entstauung durch die Kompressionsbehandlung<br />

unterstützen soll. Es werden drei Substanzgruppen<br />

unterschieden: Diuretika, vasoaktive (venentonisierende)<br />

Pharmaka sowie Ödemprotektiva.<br />

Diuretika können insbesondere in der Anfangsphase der<br />

Behandlung kurzfristig zur Ausschwemmung lokaler, reversibler<br />

Ödeme angezeigt sein. Auf keinen Fall darf damit<br />

jedoch ein starker diuretischer Effekt provoziert werden.<br />

Als Kontraindikationen gelten eiweißreiche Ödeme und<br />

Lymphödeme.<br />

Venentonisierende Pharmaka sollen eine Verringerung <strong>des</strong><br />

Venenquerschnitts bei gleichzeitiger Zunahme der Blutströmungsgeschwindigkeit<br />

und Abnahme der Blutviskosität<br />

bewirken. Ödemprotektiva haben als Therapieziel, über eine<br />

Beeinfl ussung der kapillaren Gefäßwände den vermehrten<br />

Übertritt von Flüssigkeit in das Gewebe einzudämmen. Für<br />

beide Gruppen fi nden sowohl synthetische als auch rein<br />

pfl anzliche Stoffe wie z. B. Rosskastanien-, Mäusedorn- und<br />

Steinklee-Extrakte in Mono- oder Kombinationspräparaten<br />

Anwendung. Allgemein konnte die Wirksamkeit der verschiedenen<br />

Pharmaka in jüngster Zeit besser belegt werden,<br />

sie können die Kompressionstherapie jedoch keinesfalls<br />

ersetzen.<br />

Identifizierung von Wundheilungsstörungen<br />

Wenngleich beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum aufgrund seiner<br />

Entstehungsursache grundsätzlich mit einem gestörten<br />

Wundheilungsverlauf zu rechnen ist, können zusätzlich<br />

verschiedene systemische und lokale Einfl üsse weitere<br />

Störungen verursachen, die die Abheilung <strong>des</strong> Ulkus über<br />

Monate, wenn nicht über Jahre hinauszögern. Es ist <strong>des</strong>halb<br />

bedeutsam, eventuelle Störungen zu identifi zieren<br />

und zu eliminieren.


Bei den systemischen Wundheilungsstörungen handelt es<br />

sich zumeist um Einfl üsse, die allgemein für das Heilungsgeschehen<br />

chronischer Wunden von Bedeutung sind und<br />

so auch bei einem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum eine wichtige Rolle<br />

spielen. Vorrangig sind hier das Alter <strong>des</strong> Patienten, der<br />

Ernährungsstatus, bestimmte Grunderkrankungen aber<br />

auch die Auswirkungen von Medikamenten zu nennen.<br />

Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen den<br />

Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse<br />

durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten<br />

vor allem zeitlich verzögert, was letztlich auch eine<br />

qualitative Minderung <strong>des</strong> Wundheilungsergebnisses bedeuten<br />

kann. Schwerwiegende Störungen der Wundheilung<br />

ergeben sich aber zumeist erst durch die Auswirkungen<br />

altersbedingter Multimorbidität.<br />

Für die Wundheilung hat ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot an<br />

Eiweiß, Vitaminen (vor allem C und A) sowie an Mineralstoffen<br />

(vor allem Eisen, Kupfer und Zink) bereitzustehen.<br />

Durch ungenügende Nahrungszufuhr, Resorptionsstörungen<br />

oder wiederum durch die Auswirkungen begleitender<br />

Erkrankungen sind jedoch gerade bei älteren Patienten<br />

häufi g Eiweiß- und Vitaminmangelzustände zu beobachten,<br />

die diagnostiziert und therapiert werden sollten. Erscheint<br />

eine Zinksubstitution sinnvoll, kann diese übrigens nicht<br />

extern durch Zinksalben erfolgen, sondern muss oral durch<br />

entsprechende Zinkpräparate vorgenommen werden.<br />

Abgesehen von den im Alter zunehmenden Gefäßleiden,<br />

die wie bereits beschrieben Auslöser für die verschiedenen<br />

Beinulzerationen sind, gelten als weitere wundheilungshemmende<br />

Erkrankungen Bindegewebserkrankungen (z. B.<br />

<strong>des</strong> rheumatischen Formenkreises), Endokrino pathien (z. B.<br />

Schilddrüse, Nebenniere) und Stoffwechselerkran kungen<br />

(z. B. Diabetes mellitus), aber auch alle Erkrankungen, die<br />

die Immunitätslage <strong>des</strong> betroffenen Menschen beeinfl ussen,<br />

wie z. B. Tumoren, Infektions- oder Blutkrankheiten.<br />

Therapie [28.29]


Des Weiteren ist der Einfl uss von Medikamenten zu evaluieren.<br />

Verschiedene Pharmaka üben direkt einen negativen<br />

Effekt auf die Wundheilung aus, wobei vor allem Immunsuppressiva,<br />

Zytostatika, Antiphlogistika (hauptsächlich<br />

Glukokortikoide) und Antikoagulantien zu nennen sind.<br />

Eine nicht geringe Rolle spielt schließlich die psychosoziale<br />

Situation <strong>des</strong> Patienten. <strong>Die</strong> Behandlung chronischer Wunden<br />

setzt immer ein großes Maß an Patientencompliance<br />

voraus, da sich die Therapie nicht nur auf lokale Maßnahmen<br />

beschränkt, sondern eben auch Kausaltherapien wie<br />

die Kompressionstherapie konsequent durchgeführt und<br />

durchgehalten werden müssen. Der Patient ist über Sinn<br />

und Notwendigkeit der einzelnen Behandlungsmaßnahmen<br />

ausreichend aufzuklären, ansonsten leidet die Compliance<br />

oder kommt erst gar nicht zustande.<br />

Lokale Störfaktoren ergeben sich meist aus einer unsachgemäßen<br />

<strong>Wundbehandlung</strong>. Hierbei ist vor allem<br />

der polypragmatische Gebrauch der unterschiedlichsten<br />

Lokaltherapeutika zu erwähnen. Nicht nur, das diese den<br />

Wundheilungsprozess empfi ndlich stören können, auch das<br />

Risiko lokaler und systemischer Allergien wird drastisch erhöht.<br />

Von den Anwendungs risiken der diversen Substanzen<br />

sind vor allem auch die Patienten zu überzeugen, die durch<br />

den verständlichen Wunsch, die Abheilung <strong>des</strong> Ulkus zu beschleunigen,<br />

nur allzu gerne zu „Wundermitteln“ greifen.<br />

Schmerztherapie<br />

Anästhesierende Lokaltherapeutika sind wegen der Gefahr<br />

von Kontaktallergien kontraindiziert. Bei starken Schmerzen<br />

empfi ehlt sich <strong>des</strong>halb folgen<strong>des</strong> Vorgehen: vor dem<br />

Zubettgehen während 20 bis 30 Minuten intervallmäßiges<br />

Aufl egen von in Eiswasser getauchten Kompressen bzw.<br />

Kühlen der Ulkusregion mit Eisbeuteln. Meist verschwinden<br />

die Schmerzen unter einer korrekten Kompressionstherapie<br />

relativ rasch. Bei nächtlichen Beschwerden kann in der Anfangsphase<br />

ein Analgetikum gegeben werden.


Diagnostik<br />

klinische Untersuchung<br />

apparative Diagnostik<br />

Differenzialdiagnose (arterielle Ulzera, venös-arterielle<br />

Mischulzera, diabetische Ulzera, exgone, infektiöse Ulzera,<br />

Ulzera durch Bluterkrankungen, neoplastische Ulzera)<br />

Behandlungsablauf<br />

beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Behandlung<br />

Kompressionstherapie<br />

Dauerverband mit Zinkleimbinden<br />

Wechselverband mit Kurzzugbinden<br />

generell: Der Patient soll sich mit dem Verband<br />

möglichst viel bewegen<br />

invasive Therapie<br />

zur Kompensierung der CVI: Sklerosierung,<br />

Phlebochirurgie<br />

zur Ulkussanierung: ggf. paratibiale Fasziotomie<br />

bzw. endoskopische Perforansligatur<br />

lokale Ulkustherapie<br />

chirurgisches Débridement<br />

physikalische Reinigung durch feuchte Verbandbehandlung<br />

Weiterführung der feuchten Verbandbehandlung<br />

während <strong>des</strong> Granulationsaufbaus bis zur Spontanepithelisierung,<br />

ggf. Hauttransplantation<br />

Nachsorge<br />

Kompressionsstrumpf zum Erhalt <strong>des</strong> Therapieergebnisses<br />

venengesunde Lebensweise mit möglichst viel Bewegung/<br />

Hochlagern der Beine, ggf. Gewichtsabnahme<br />

ggf. medikamentöse Unterstützung durch Ödemprotektiva/<br />

Venentonika<br />

Therapie [31.31] [30.31]


<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Auch bei chronischen Wunden wie dem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

venosum fi ndet prinzipiell eine Wundheilung in Phasen<br />

statt. Durch die verschiedensten systemischen und lokalen<br />

Störfaktoren sind die einzelnen Phasen in ihrem korrekten<br />

Ablauf jedoch häufi g schwer beeinträchtigt, wobei zumeist<br />

die Reinigungsphase unphysiologisch lange anhält. Eine<br />

sachgerechte <strong>Wundbehandlung</strong> wird <strong>des</strong>halb zur Prämisse<br />

haben, den spezifi schen Anforderungen der gestörten<br />

Wundheilungsphasen möglichst exakt zu entsprechen.


Unabhängig von der Art der Wunde und vom Ausmaß <strong>des</strong><br />

Gewebeverlustes verläuft jede Wundheilung in Phasen, die<br />

sich zeitlich überlappen und nicht voneinander zu trennen<br />

sind. Üblich sind Einteilungen in drei bzw. vier Wundheilungsphasen,<br />

wobei hier für die nachfolgenden Darstellungen<br />

die Systematik von drei Grundphasen benutzt wird:<br />

▪ <strong>Die</strong> infl ammatorische bzw. exsudative Phase dient zur<br />

Blutstillung und Wundreinigung, vorrangig durch Phagozytose.<br />

▪ In der proliferativen Phase werden Blutgefäße und Ersatzgewebe,<br />

das sog. Granulationsgewebe, zur Defektauffüllung<br />

aufgebaut.<br />

▪ In der Differenzierungsphase erfolgt die Ausreifung <strong>des</strong><br />

neuen Gewebes, <strong>des</strong>sen Epithelisierung und die abschließende<br />

Narbenbildung.<br />

In der Praxis werden die drei Wundheilungsphasen verkürzt<br />

auch als Reinigungs-, Granulations- und Epithelisierungsphase<br />

bezeichnet.<br />

Schematische Darstellung <strong>des</strong> Zeitablaufes der Wundheilungsphasen:<br />

infl ammatorische Phase:<br />

Reinigung<br />

proliferative Phase:<br />

Fibroblasteneinwanderung und Aufbau <strong>des</strong> Granulationsgewebes<br />

Differenzierungsphase:<br />

Ausreifung und zunehmende<br />

Wundkontraktion/Epithelisierung<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [32.33]


Spontan kommt diese physiologische Wundheilungskaskade,<br />

die immer ein chronologisch korrektes Auftreten der<br />

an der Reparation beteiligten Zellen erfordert, nur dann<br />

zustande, wenn bestimmte Grundbedingungen erfüllt sind:<br />

▪ Der Stoffwechsel der Zellen muss durch eine ausreichende<br />

Blut- und Sauerstoffversorgung gesichert sein.<br />

▪ In der Wunde muss ein physiologisch ausgewogenes,<br />

feuchtes Wundmilieu mit einem adäquaten pH-Wert vorherrschen,<br />

das den Ablauf der Zellaktivitäten begünstigt.<br />

▪ Alle inhibitorischen Faktoren zusammen, wie etwa Keimbesiedelung<br />

und toxische Zerfallsprodukte von <strong>Bak</strong>terien<br />

und Gewebe, dürfen die autolytischen Möglichkeiten der<br />

Wunde nicht übersteigen.<br />

Sind diese Voraussetzungen durch die Einwirkung der<br />

unterschiedlichsten schädigenden Ereignisse (Minderdurchblutung<br />

mit Gewebehypoxie, Austrocknung <strong>des</strong> Wundbettes,<br />

Wundinfektionen usw.) nicht gegeben, kommt es zu<br />

mehr oder minder ausgeprägten Wundheilungsstörungen<br />

und bei nicht rechtzeitiger Intervention zur chronischen<br />

Wunde: Zellen sterben ab, es bilden sich Nekrosen in einem<br />

Ausmaß, dass diese durch die körpereigenen Reinigungsmechanismen<br />

nicht mehr aufgelöst werden können. Gleichzeitig<br />

infi ltrieren toxische Zerfallsprodukte von <strong>Bak</strong>terien<br />

und Gewebe das umliegende Wundgebiet, was einen weiteren<br />

Gewebsuntergang zur Folge hat und die Chronizität<br />

der Wunde unterhält.<br />

<strong>Die</strong> Problematik der chronischen Wunde verschärft sich,<br />

wenn das Ulkus durch Mikrozirkulations- und Stoffwechselstörungen<br />

der Cutis und Subcutis entstanden ist, so wie<br />

dies beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum der Fall ist. Im Gegensatz<br />

zu einer akuten Wunde, bei der in der infl ammatorischexsudativen<br />

Phase die Voraussetzungen für einen zeitlich<br />

geregelten Ablauf der Wundheilungskaskade geschaffen<br />

werden, muss beim ischämisch bedingten Ulkus die Reparationsleistung<br />

der Zellen in einem extrem stoffwech-


selgeschädigten Hautgebiet gestartet werden, was einen<br />

ordnungsgemäßen Ablauf der Wundheilung von vornherein<br />

unmöglich macht.<br />

<strong>Die</strong> pathophysiologische Situation <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

weist aber andererseits auch den Weg, welche Maßnahmen<br />

logischerweise ergriffen werden müssen, um das Ulkus zur<br />

Abheilung zu bringen:<br />

▪ Kausal sind die Hämodynamik im Beinvenensystem und<br />

die Mikrozirkulation im Wundgebiet durch die bereits<br />

beschriebenen Maßnahmen wie Kompressionstherapie<br />

und gegebenenfalls invasive Maßnahmen wie Operation<br />

und/oder Sklerosierung zu verbessern.<br />

▪ Lokal ist die chronische Wunde durch adäquate Behandlung<br />

so gut wie möglich in den Zustand einer akuten<br />

Wunde zu überführen. Damit ist die Chance gegeben,<br />

dass die für die Heilung erforderlichen Vorgänge in der<br />

physiologisch richtigen Zell- und Zeitabfolge neu gestartet<br />

werden und regulär ablaufen können.<br />

Welche Maßnahmen sich in welchen Wundheilungsphasen<br />

bewährt haben, wird nachfolgend dargestellt. Grundsätzlich<br />

hat sich dabei die „feuchte <strong>Wundbehandlung</strong>“ als besonders<br />

effektiv erwiesen, weshalb ihre Wirkungsprinzipien<br />

vorab erläutert werden sollen.<br />

<strong>Die</strong> feuchte <strong>Wundbehandlung</strong><br />

„Eine trockene Wunde ist eine tote Wunde.“ Konsequenterweise<br />

hat sich aus dieser Erkenntnis heraus für sekundär<br />

heilende Wunden, also Wunden, bei denen Granulationsgewebe<br />

aufgebaut werden muss, und für epitheliale Wunden<br />

die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> („moist wound healing“) etab<br />

liert. <strong>Die</strong> Vorteile dieser Behandlungsform, die auf Arbeiten<br />

von G. D. Winter basiert (1962, Erstveröffentlichung in<br />

„Nature“) und deren wissenschaftliche Grundlagen in groben<br />

Zügen auch abgesichert wurden, sind bekannt. Sie haben<br />

ihre Auswirkungen auf alle Phasen der Wundheilung:<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [34.35]


In der Reinigungsphase weisen feuchte Wundverbände einen<br />

guten wundreinigenden Effekt auf und ermöglichen ein<br />

physikalisches Débridement, ohne Zellen zu schädigen. Des<br />

Weiteren kann durch das feuchte Milieu eine Inaktivierung<br />

immunkompetenter Zellen vermieden werden (Seiler).<br />

In der Granulationsphase schaffen feuchte Verbände in<br />

der Wunde ein physiologisches Mikroklima, ähnlich einem<br />

Zellkulturmedium, das die Zellproliferation und damit die<br />

Ausbildung von Granulationsgewebe fördert. Nach Turner/<br />

Beatty et. al (1990) bewirkt die permanente Feuchttherapie<br />

eine signifi kant schnellere Reduktion der Wundfl äche und<br />

führt zu einer größeren Menge an Granulationsgewebe.<br />

In der Epithelisierungsphase verbessern sich unter feuchten<br />

Verbänden die Bedingungen für die Mitose und Migration<br />

von Epithelzellen. <strong>Die</strong>s führt in der Regel zu einer schnelleren<br />

Epithelisierung mit kosmetisch günstigeren Ergebnissen.<br />

Allgemein geben Patienten vielfach eine Schmerzlinderung<br />

durch die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> an. Da moderne<br />

Wundaufl agen für die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> normalerweise<br />

nicht mit der Wunde verkleben, also über atraumatische<br />

Eigenschaften verfügen, ermöglichen sie zudem einen<br />

für den Patienten schmerzfreien wie auch atraumatischen<br />

Verbandwechsel. Das bedeutet, dass ein wundheilungsstören<strong>des</strong><br />

„Zellstripping“ beim Verbandwechsel vermieden<br />

wird – die für die Heilung so wichtige Wundruhe bleibt<br />

erhalten.<br />

Der Erfolg der feuchten <strong>Wundbehandlung</strong> ist allerdings<br />

an eine entscheidende Voraussetzung gebunden: <strong>Die</strong><br />

Wunde muss permanent, ohne Unterbrechung, in einem<br />

ausgewogenen Maße feucht gehalten werden. Trocknet sie<br />

zwischendurch aus, gehen Zellen zugrunde, neue Nekrosen<br />

entstehen und können im ungünstigsten Fall sogar zur Vertiefung<br />

der Wunde führen.


<strong>Die</strong> einfachste Form <strong>des</strong> feuchten Wundverban<strong>des</strong> stellen<br />

mit physiologischer Kochsalzlösung oder mit Ringerlösung<br />

getränkte Mullkompressen dar. Sie ist allerdings auch die<br />

problembeladenste, denn die Kompressen trocknen rasch<br />

aus und verkleben dann mit der Wunde. Beim Verbandwechsel<br />

werden neu gebildete Zellen mit der Kompresse<br />

abgerissen. Ein permanentes Feuchthalten der Kompressen<br />

ist zudem zeitaufwendig und bedarf eines häufi gen Verbandwechsels,<br />

was im Zusammenhang mit der Kompressionstherapie<br />

schwer zu realisieren ist.<br />

Einen wesentlichen Fortschritt, nicht nur im Hinblick auf<br />

die Effi zienz, sondern auch auf die praktische Durchführbarkeit<br />

der Feuchttherapie, stellen die sog. hydroaktiven<br />

Wundaufl agen dar. Hierzu zählen die gelbildende Calciumalginat-Kompresse<br />

Sorbalgon, das Wundkissen TenderWet,<br />

der Schaumverband PermaFoam, der Hydrokolloidverband<br />

Hydrocoll und der Hydrogelverband Hydrosorb. Mit ihrer<br />

Hilfe kann das Ulkus auf Dauer problemlos feucht gehalten<br />

werden. Darüber hinaus ist durch die differenzierten physikalischen<br />

Wirkungsprinzipien der einzelnen Wundaufl agen<br />

sichergestellt, dass gezielt auf die Erfordernisse bei den<br />

unterschiedlichsten Wundzuständen eingegangen werden<br />

kann.<br />

<strong>Wundbehandlung</strong> in der Reinigungsphase<br />

<strong>Die</strong>se erste Phase braucht erfahrungsgemäß viel Geduld<br />

und wird umso mehr Zeit in Anspruch nehmen, je länger<br />

das Ulkus besteht. Denn die dem venösen Ulkus zugrunde<br />

liegende gestörte Stoffwechsellage im Hautgewebe unterhält<br />

nicht nur die Chronizität der Wunde, sondern behindert<br />

auch die Selbstreinigungsmechanismen erheblich. Der<br />

Circulus vitiosus kann nur durch adäquate Therapien durchbrochen<br />

werden, wozu zum einen die Kompressionstherapie<br />

zur Verbesserung der Hämodynamik unerlässlich ist und<br />

zum anderen gezielte Reinigungsmaß nahmen einzuleiten<br />

sind.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [36.37]


<strong>Die</strong> Heilungstendenz eines <strong>Ulcus</strong><br />

<strong>cruris</strong> venosum verbessert sich<br />

entscheidend, wenn Nekrosen<br />

und unzureichend durchblutetes<br />

Ge we be möglichst komplett abgetragen<br />

wird.<br />

Chirurgische Nekrosenabtragung<br />

Wenn es die medizinische Situation beim Patienten erlaubt,<br />

sollte im Rahmen eines chirurgischen Débridements eine<br />

möglichst komplette Abtragung nekrotischen bzw. unzureichend<br />

durchbluteten Gewebes und fi brinöser Beläge angestrebt<br />

werden. Man erhält dadurch eine „frische“ Wunde,<br />

die blutet. Damit kann die Wundheilung wie bei einer<br />

akuten Wunde mit der Blutstillung und in der Folge mit der<br />

Freisetzung von Wachstumsfaktoren und dem Einwandern<br />

einer ausreichenden Menge von Entzündungszellen beginnen<br />

und sich mit chronologisch korrekten Zellabläufen<br />

neu organisieren. <strong>Die</strong>ses Vorgehen ist insbesondere bei<br />

therapierefraktären Ulzera in Betracht zu ziehen, wobei sich<br />

nach der Wundkonditionierung eventuell die Indikation für<br />

einen Wundverschluss durch eine Spalthauttransplantation<br />

ergeben kann.<br />

Zur Versorgung <strong>des</strong> chirurgisch debridierten Ulkus sowie<br />

zur anschließenden Wundkonditionierung eignet sich eine<br />

Wundabdeckung mit den Calciumalginat-Kompressen Sorbalgon,<br />

deren Wirkungsprinzip ab Seite 49 beschrieben ist.<br />

Reinigung durch feuchte <strong>Wundbehandlung</strong><br />

Ist ein chirurgisches Débridement nicht praktizierbar, bietet<br />

sich ein physikalisches Débridement mithilfe der feuchten<br />

<strong>Wundbehandlung</strong> an. Hierzu stehen hydroaktive Wundauflagen<br />

mit unterschiedlichen Wirkungsweisen zur Verfügung,<br />

die entsprechend dem Wundzustand angewendet<br />

werden.<br />

Für Ulzera mit ausgeprägten fi brinösen und/oder schmierigen<br />

Belägen (infi ziert oder nicht infi ziert) wird eine Feuchttherapie<br />

mit TenderWet 24 active empfohlen. Das Wirkungsprinzip<br />

dieser „Saug-Spül-Kompresse“ ist ab Seite 44<br />

beschrieben. TenderWet ist vor allem auch dann indiziert,<br />

wenn die Ulkusumgebung durch ekzematöse Veränderungen<br />

äußerst empfi ndlich ist.


Besonders gut geeignet zur Behandlung unter Kompressionsverbänden<br />

ist der hydroaktive Schaumverband Perma-<br />

Foam. Er verfügt über eine hohe vertikale Kapillarwirkung<br />

zur raschen Regulierung <strong>des</strong> Wundexsudates sowie eine<br />

hohe Retention zur sicheren Flüssigkeitsbindung, wodurch<br />

Wundränder vor Mazeration geschützt werden. Ausführliche<br />

Produktbeschreibung ab Seite 50.<br />

Bei Ulzera mit mäßiger Sekretion, aber relativ intakter<br />

Ulkus umgebung kann der Hydrokolloidverband Hydrocoll<br />

angewendet werden, der durch seine Semipermeabilität die<br />

autolytischen Prozesse der Wundreinigung besonders gut<br />

unterstützt. Alles über das Wirkungsprinzip von Hydrocoll<br />

ab Seite 53.<br />

Infektionsprophylaxe und -bekämpfung<br />

In der Reinigungsphase stellt sich am ehesten das Problem<br />

der Infektionsprophylaxe und -bekämpfung, wobei sich<br />

oft Unsicherheiten ergeben. Es ist generell von einer Keimbesiedelung<br />

<strong>des</strong> Ulkus auszugehen, allerdings führt die<br />

Kontamination – vor allem bei rein venösen Ulzera – relativ<br />

selten zu einer klinisch manifesten Infektion. <strong>Die</strong> allgemein<br />

zu beobachtende eher geringe Infektanfälligkeit älterer<br />

chronischer Wunden scheint daher auch auf das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

venosum zuzutreffen. <strong>Die</strong> prophylaktische Desinfektion<br />

<strong>des</strong> Ulkus bzw. eine topisch angewandte Antibiotikatherapie<br />

ist <strong>des</strong>halb in der Regel als nicht sinnvoll einzustufen,<br />

insbesondere auch im Hinblick auf das wundheilungshemmende<br />

Potenzial vieler dieser Substanzen sowie das hohe<br />

Risiko von Sensibilisierungen.<br />

Eine Behandlungsoption bei infi zierten und infektgefährdeten<br />

Wunden ist die silberhaltige Salbenkompresse<br />

Atrauman Ag. Sie weist ein breites Wirkungsspektrum auf<br />

und verfügt über eine lang anhaltende bakterizide Wirkung<br />

bei nachgewiesener guter Gewebeverträglichkeit mit nur<br />

geringer Toxizität. Details zu Atrauman Ag ab Seite 56.<br />

Ulzera mit stark ge schä dig ter Umgebung<br />

er for dern eine be son ders<br />

scho nen de Wund be hand lung,<br />

beispielsweise mit TenderWet-<br />

Kompressen.<br />

<strong>Die</strong> silberhaltige Salbenkompresse<br />

Atrauman Ag mit sicherer bakterizider<br />

Wirkung ist bei infi zierten<br />

Wunden indiziert.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [38.39]


Atrauman Ag kann auch dann angewendet werden, wenn<br />

bei schweren Infektionen und deutlich erhöhtem CRP sowie<br />

bei Problemulzera eine systemische Antibiotikabehandlung<br />

erforderlich wird. Gegebenenfalls sollten zur Optimierung<br />

der Antibiotikatherapie eine Keimbestimmung vorgenommen<br />

und ein Antibiogramm erstellt werden.<br />

<strong>Wundbehandlung</strong> in der Granulationsphase<br />

Ist der Wundgrund sauber, kann sich Granulationsgewebe<br />

ausbilden, vorausgesetzt, dass auch die dem Ulkus zugrunde<br />

liegende hämodynamische Störung durch eine Kompressionstherapie<br />

weiterhin kompensiert wird.<br />

<strong>Die</strong> Beschaffenheit <strong>des</strong> Granulationsgewebes ist ein wichtiger<br />

Indikator für die Qualität <strong>des</strong> Reparationsprozesses. Das<br />

Granulationsgewebe selbst reagiert äußerst empfi ndlich auf<br />

exogene Einfl üsse und Störfaktoren. Dementsprechend ist<br />

es so schonend wie möglich zu behandeln. Eine frisch-rote<br />

Granulation muss nicht mehr gereinigt und gespült werden<br />

und benötigt keine Salben oder Puder zur Granulationsförderung.<br />

Das Granulationsgewebe ist jedoch permanent<br />

durch geeignete hydroaktive Wundaufl agen feucht zu halten.<br />

Trocknet die Wunde aus, kommt es durch das Absterben<br />

der Zellen erneut zum Untergang von Gewebe. Darüber<br />

hinaus muss das Granulationsgewebe vor mechanischer Irritation<br />

durch Zellstripping beim Verbandwechsel geschützt<br />

werden. Denn durch das eiweißreiche Sekret und die hohe<br />

Anzahl feinster Haarkapillaren neigt das Granulationsgewebe<br />

außerordentlich zum Verkleben.<br />

Häufi g ist bei chronischen Ulzera die Konstellation vorzufi<br />

nden, dass ein Teil der Wunde bereits granuliert, während<br />

sich andere Partien noch in der Reinigungsphase befi nden.<br />

Bei einer eventuell erforderlichen Wund<strong>des</strong>infektion sowie<br />

bei mechanischer Reinigung ist das Granulationsgewebe<br />

auszusparen.


Eine hydroaktive Wundaufl age, die den Erfordernissen<br />

der Granulationsphase besonders gut entspricht, ist der<br />

Hydrogelverband Hydrosorb. Er verfügt über einen hohen<br />

Wasseranteil in seiner Gelstruktur und kann so der Wunde<br />

über lange Zeit selbsttätig Feuchtigkeit zuführen, ohne<br />

dabei auszutrocknen. Insbesondere bei stagnierendem<br />

Granulationsaufbau kann aber auch ein Behandlungsversuch<br />

mit dem Schaumverband PermaFoam lohnend sein.<br />

<strong>Die</strong> spezifi sche Wirkungsweise von Hydrosorb ist ab Seite<br />

55 beschrieben.<br />

Das periulzeröse Ekzem<br />

Das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum wird häufi g von einem Ekzem<br />

begleitet. Das Ekzem kann auf eine Besiedelung der geschädigten<br />

Haut mit <strong>Bak</strong>terien und Pilzen (mikrobielles<br />

Ekzem) zurückzuführen sein oder eine Kontaktallergie auf<br />

topisch gegebene Medikamente darstellen.<br />

Hydrosorb schützt die sich bildende<br />

Granulation sicher vor dem<br />

Austrocknen.<br />

<strong>Die</strong> Behandlung richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen<br />

der Ekzemtherapie: Das akute, nässende Ekzem<br />

wird feucht behandelt, beispielsweise mit feuchten Mullkompressen<br />

mit adstringierenden oder <strong>des</strong>infi zierenden<br />

Lösungen. Ein Austrocknen der Haut ist dabei jedoch zu<br />

verhindern.<br />

Das subakute oder chronische Ekzem ist einer differenzierten<br />

Behandlung zu unterziehen, wobei ausschließlich<br />

allergenneutrale Salbengrundlagen und Substanzen zur<br />

Anwendung kommen dürfen. Bewährt hat sich dazu<br />

beispielsweise Pasta Zinci und Unguentum leniens zu<br />

gleichen Teilen. Eine Dauertherapie mit kortikoidhaltigen<br />

Externa sollte dagegen wegen der drohenden Hautatrophie<br />

vermieden werden.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [40.41]


<strong>Wundbehandlung</strong> in der Epithelisierungsphase<br />

Ein gut ausgebildetes Granulationsgewebe, das den Epithelzellen<br />

eine feuchte Gleitfl äche bietet, ist die Vorbedingung<br />

für Mitose und Migration von Epithelzellen. Als wichtigste<br />

Aufgabe muss der Verband <strong>des</strong>halb auch in der Epithelisierungsphase<br />

die Wunde weiterhin feucht halten. Ideal ist<br />

hierzu wiederum der Hydrogelverband Hydrosorb oder<br />

auch der Hydrokolloidverband Hydrocoll thin, der speziell<br />

für epithelisierende Wunden entwickelt wurde.<br />

Ein Ulkus mit guter Heilungstendenz ist daran zu erkennen,<br />

dass vom Ulkusrand aus eine Epithelisierung erfolgt bzw.<br />

fl ächenhaft über den Ulkusgrund verteilt sich vergrößernde<br />

Epithelinseln bestehen.<br />

Durch bestimmte Lokaltherapeutika, die eine Überschorfung<br />

<strong>des</strong> Ulkus hervorrufen, kann allerdings eine „Scheinheilung“<br />

vorgetäuscht werden. <strong>Die</strong>se Überkrustungen<br />

lassen sich zumeist vom Ulkusrand wieder leicht lösen.<br />

Auch die darunter liegenden gelblichen Beläge müssen<br />

abgetragen werden, und erst dann kann der so gesäuberte<br />

Ulkusgrund in prognostischer Hinsicht beurteilt werden.<br />

Durch den oft langen Heilungsverlauf neigen die Wundränder<br />

chronischer Ulzerationen zuweilen dazu, zu epithelisieren<br />

und sich nach innen einzustülpen. Da dann vom Wundrand<br />

aus keine weitere Epithelisierung mehr stattfi nden<br />

kann, ist ein Anfrischen der Wundränder mit dem Skalpell<br />

oder einer scharfen Schere angezeigt.<br />

Mit Spalthaut (Mesh-graft 1:1,5)<br />

transplantiertes Ulkus<br />

Grundsätzlich zeigen venöse Ulzera, wie alle chronischen<br />

Wunden, zuweilen eine schlechte Tendenz zur Spontanepithelisierung.<br />

Konnte der Wundgrund ausreichend konditioniert<br />

werden, ist in diesen Fällen vor allem bei größeren<br />

Wundfl ächen ein Wundverschluss durch Spalthauttransplantation<br />

(Mesh-graft) oder Reverdin-Plastik in Erwägung<br />

zu ziehen. Bei der Reverdin-Plastik bilden die auf die<br />

Granulation aufgebrachten Epidermisläppchen Inseln, von


denen die Epithelisierung ausgehen kann. Eine weitere<br />

Möglichkeit ist gegebenenfalls die Transplantation von<br />

autolog gewonnenen und in vitro gezüchteten Keratinozyten.<br />

Zur Gewinnung solcher Keratinozyten-Kulturen werden<br />

aus einem Hautstück <strong>des</strong> Patienten Keratinozyten isoliert.<br />

Therapierefraktäre Ulzera<br />

Heilt das Ulkus trotz aller Bemühungen nicht, ist das<br />

Behandlungskonzept zu überprüfen. Nachfolgende Stichpunkte<br />

sollen dabei helfen, mögliche Ursachen für therapierefraktäre<br />

Ulzera zu erhellen:<br />

▪ Wird die Kompressionstherapie adäquat durchgeführt<br />

Ggf. Umstellung von Wechsel- auf Dauerverbände, Verstärkung<br />

der Kompression usw.<br />

▪ Liegen arteriell-venöse Mischulzera vor<br />

▪ Doppler-sonographische Abklärung der peripheren Durchblutung,<br />

ggf. weiterführende angiographische Diagnostik.<br />

▪ Bei arteriellem Hochdruck (Ulkus Martorell!): Hypertonie<br />

behandeln.<br />

▪ Besteht eine latente oder kompensierte Rechtsherzinsuf<br />

fi zienz (Ödem am gesunden Bein)<br />

▪ Zusätzliche Abfl ussstörungen durch sekundäres Lymphödem<br />

▪ Arthrogenes Stauungssyndrom bei Knie- oder Hüftarthrose<br />

▪ Bewegungsmangel (LLL und SSS = „Lieber Laufen und<br />

Liegen, schlecht ist Sitzen und Stehen“, Adipositas)<br />

▪ Besteht ein Erysipel, eine mykotische und/oder<br />

bakterielle Superinfektion (klinisches Bild)<br />

▪ Ulzeration anderer Genese<br />

▪ Hartnäckiges Begleitekzem: Allergietestung.<br />

▪ Schlecht eingestellter Diabetes mellitus<br />

(HbA1c bestimmen).<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [42.43]


TenderWet – Wundkissen mit Superabsorber<br />

TenderWet ist eine äußerst effi ziente Wundaufl age zur<br />

Behandlung chronischer, infi zierter und nicht infi zierter<br />

Wunden während der Reinigungsphase und zu Beginn<br />

der Granulationsphase. Grundlage der hohen Effi zienz ist<br />

ein spezielles Wirkungsprinzip, das eine kontinuierliche<br />

„Spülung“ der Wunde ermöglicht.<br />

1<br />

TenderWet ist eine mehrschichtige, kissenförmige Wundauflage,<br />

die als zentralen Bestandteil ihres Saug-Spülkörpers<br />

superabsorbieren<strong>des</strong> Polyacrylat enthält. Der wirkstofffreie<br />

Superabsorber wird vor der Anwendung mit einer entsprechenden<br />

Menge Ringerlösung aktiviert, die dann über Stunden<br />

kontinuierlich an die Wunde abgegeben wird. Durch<br />

die permanente Zufuhr von Ringerlösung werden Nekrosen<br />

aufgeweicht, abgelöst und ausgespült (1).<br />

2<br />

3<br />

Das Wirkungsprinzip<br />

von TenderWet<br />

Gleichzeitig wird aber auch keimbelastetes Wundexsudat<br />

in das Wundkissen aufgenommen und dort gebunden.<br />

<strong>Die</strong>ser Austausch – Ringerlösung wird abgegeben und Proteine<br />

werden aufgenommen – funktioniert, weil der Superabsorber<br />

<strong>des</strong> Wundkissens eine höhere Affi nität für das<br />

proteinhaltige Wundexsudat besitzt als für die salzhaltige<br />

Ringerlösung (2), die somit aus dem Kissen verdrängt wird.<br />

Sobald die wundheilungshemmenden Faktoren entfernt<br />

sind, d. h. die Wunde von Nekrosen, Detritus und Belägen<br />

gereinigt ist, sind die Voraussetzungen zum Aufbau von<br />

Granulationsgewebe gegeben: Proliferative Zellen können<br />

in das Wundgebiet einwandern und Kapillaren können einsprießen<br />

(3). <strong>Die</strong> Feuchtigkeit sowie die in der Ringerlösung<br />

enthaltenen Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Calcium<br />

tragen dabei zur Zellproliferation bei.<br />

TenderWet hat keine Kontraindikationen und kann auch<br />

bei infi zierten Wunden angewendet werden. In Einzelfällen


kommt es bei der Initialreinigung mit TenderWet zu einer<br />

scheinbaren Vergrößerung der Wunde. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass<br />

mit dieser Methode auch devitalisiertes Gewebe, das als<br />

solches nicht erkennbar war, entfernt wurde.<br />

Bei tiefen Wundverhältnissen ist TenderWet locker einzutamponieren,<br />

um den für den Flüssigkeitsaustausch<br />

erforderlichen direkten Kontakt sicherzustellen. <strong>Die</strong> physikalischen<br />

Eigenschaften <strong>des</strong> Superabsorbers in Verbindung<br />

mit dem äußeren Hüllgestrick <strong>des</strong> Wundkissens verleihen<br />

TenderWet die notwendigen Tamponadeeigenschaften.<br />

Bei großfl ächigen Wunden sind die TenderWet Wundkissen<br />

leicht überlappend aufzulegen.<br />

TenderWet und TenderWet 24<br />

sind vor Gebrauch mit TenderWet<br />

Solution oder mit Ringerlösung zu<br />

aktivieren.<br />

TenderWet steht in verschiedenen Ausführungen sowie in<br />

runden und rechteckigen Formaten zur Verfügung, damit<br />

jeweils auf die Praxisbesonderheiten eingegangen werden<br />

kann.<br />

Das klassische TenderWet hält seine Saug-Spülwirkung für<br />

etwa 12 Stunden aufrecht. Dementsprechend sollte ein<br />

Verbandwechsel alle 12 Stunden stattfi nden. <strong>Die</strong> Häufi gkeit<br />

<strong>des</strong> Verbandwechsels wird aber letztlich von der anfallenden<br />

Exsudatmenge bestimmt. Wie viel Ringerlösung zur<br />

Aktivierung benötigt wird, ist von der Kompressengröße<br />

abhängig. Zur problemlosen Aktivierung von TenderWet<br />

(und auch von TenderWet 24) gibt es die TenderWet Solution<br />

in gebrauchsgerechten Größen von 10, 15 bzw.<br />

30 ml. <strong>Die</strong> Zusammensetzung der sterilen, pyrogenfreien<br />

und isotonen Solution entspricht der einer Ringerlösung.<br />

TenderWet 24 besteht aus den gleichen Materialien wie<br />

TenderWet, ist jedoch so konstruiert, dass die Saug-Spülwirkung<br />

bis zu 24 Stunden erhalten bleibt. Um ein Durchfeuchten<br />

<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> nach außen zu verhindern, ist das<br />

Wundkissen zudem mit einer feuchtigkeitsabweisenden<br />

TenderWet steht in ver schiedenen<br />

Größen und Formaten zur<br />

Verfügung, um jew eils eine gute<br />

Adaption an die unterschiedlichen<br />

Wund ver hält nisse zu ge währ -<br />

lei sten. Ten der Wet wird direkt in<br />

der halb geöffneten sterilen Peelpac<br />

kung mit Ringerlösung oder<br />

TenderWet Solution aktiviert.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [44.45]


Schutzschicht ausgestattet. <strong>Die</strong> Kompressenseite mit der<br />

integrierten Schutzschicht ist durch parallel verlaufende<br />

Farbstreifen gekennzeichnet, damit das Wundkissen sicher<br />

platziert werden kann. TenderWet 24 sollte wegen dieser<br />

Schutzschicht nicht eintamponiert werden.<br />

TenderWet 24 active ist bereits<br />

gebrauchsfertig mit Ringerlösung<br />

aktiviert. Durch die integrierte<br />

Schutzschicht ist die Kompresse<br />

gut zur Behandlung unter dem<br />

Kompressionsverband geeignet.<br />

Für eine vereinfachte Anwendung stehen TenderWet und<br />

TenderWet 24 in bereits aktivierter Form als TenderWet<br />

active cavity und TenderWet 24 active zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong>se „active“-Wundkissen sind gebrauchsfertig mit Ringerlösung<br />

getränkt und können sofort appliziert werden.<br />

Damit entfällt ein vorbereitender Arbeitsgang, was Zeit<br />

einspart. Ein weiterer Vorteil der bereits aktivierten Wundkissen<br />

ist, dass ein deutlich größeres Volumen an Ringerlösung<br />

in den Saugkörper eingebracht werden kann, als dies<br />

durch manuelles Tränken möglich ist. So kann die Wunde<br />

über einen längeren Zeitraum feucht gehalten werden.<br />

Außerdem sind die Kissen weich und gut modellierbar, was<br />

insbesondere TenderWet active cavity auszeichnet, mit der<br />

selbst tiefere Wunden problemlos austamponiert werden<br />

können (= cavity). Hingegen sollte TenderWet 24 active<br />

wegen seiner feuchtigkeitsabweisenden Schutzschicht nicht<br />

eintamponiert werden.<br />

Generell gilt für alle TenderWet Wundkissen: Sie sind nicht<br />

selbsthaftend und müssen adäquat fi xiert werden, z. B.<br />

vollfl ächig mit elastischen Fixiervliesen (z. B. Omnifi x) oder<br />

mit elastischen Fixierbinden (z. B. Peha-crepp, Peha-haft).


1 2<br />

3<br />

4<br />

5 6<br />

Etwa 70-jährige Patientin mit seit<br />

1992 rezidivierendem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

venosum (Kasuistik B. Kowollik,<br />

Neuss)<br />

1) 7.11.02, Zustand <strong>des</strong> venösen<br />

Ulkus nach 5-tägiger Behandlung<br />

mit TenderWet 24, die Wunde<br />

reinigt sich zusehends.<br />

2) 15.11.02, alle drei Wundheilungsphasen<br />

sind sichtbar: im<br />

oberen Drittel Epithel, im linken<br />

Drittel gut konditioniertes Granulationsgewebe,<br />

in der rechten<br />

Hälfte befi ndet sich die Wunde<br />

noch in der Reinigungsphase.<br />

3) Nach 12 Wochen ist die<br />

Wundfl äche um circa zwei Drittel<br />

verkleinert.<br />

4) 28.2.03, der zügige Verlauf<br />

der Wundheilung hat sich stark<br />

verlangsamt.<br />

5) Zur Beeinfl ussung der Perforansveneninsuffi<br />

zienz, die als<br />

Blockade der Heilung eruiert<br />

wurde, erfolgte im Knöchelbereich<br />

eine Druckverstärkung durch Auflegen<br />

einer Pelotte.<br />

6) Fertig gewickelter Kompressionsverband<br />

7) 14.5.03, die Maßnahme der<br />

Druckverstärkung war erfolgreich,<br />

das Ulkus hatte sich um die Hälfte<br />

verkleinert.<br />

8) 18.6.03, vollständig abgeheiltes<br />

Ulkus<br />

7 8<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [46.47]


76-jährige Patientin mit seit 30<br />

Jahren bestehendem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

am linken Unterschenkel, schmierig<br />

belegte, torpide Granulationen<br />

(Kasuistik Prof. H. Winter, Berlin)<br />

1) Zustand <strong>des</strong> Ulkus bei Aufnahme<br />

2) Beginn der <strong>Wundbehandlung</strong><br />

mit TenderWet 24. In der Anfangsphase<br />

aktiviert mit lokalem<br />

Antiseptikum (Lavasept).<br />

3) Weiterführung der Therapie<br />

mit TenderWet 24 und zusätzliche<br />

Kompressionsbehandlung (Kurzzugbinden)<br />

4) Saubere Wundverhältnisse mit<br />

deutlicher Granulationsbildung<br />

4 Wochen nach <strong>Wundbehandlung</strong><br />

mit TenderWet 24<br />

5) Spalthauttransplantation<br />

(Mesh-graft-Technik)<br />

6) Ergebnis ein Jahr nach der<br />

Transplantation<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

5<br />

6


Sorbalgon –<br />

tamponierbare Calciumalginat-Kompressen<br />

Sorbalgon ist die ideale Wundaufl age zur Reinigung und<br />

zum Granulationsaufbau bei zerklüfteten und schwer zugänglichen<br />

Wunden. Denn Sorbalgon ist ausgezeichnet<br />

tamponierbar und sorgt somit auch in der Tiefe der Wunden<br />

für eine wirkungsvolle Reinigung und Konditionierung<br />

der Wunden. Bei der Behandlung venöser Ulzera ist Sorbalgon<br />

vor allem nach chirurgischen Nekrosenabtragungen<br />

indiziert.<br />

Sorbalgon ist eine nicht gewebte Kompresse aus hochwertigen<br />

Calciumalginat-Fasern, die trocken in die Wunde eintamponiert<br />

wird (1). Bei Kontakt mit Natriumsalzen, wie sie<br />

beispielsweise in Blut und im Wundsekret vorhanden sind,<br />

quellen die Fasern und wandeln sich in ein feuchtes, saugfähiges<br />

Gel um, das die Wunde ausfüllt (2). Durch die enge<br />

Adaption von Sorbalgon an die Wundfl ächen werden Keime<br />

auch in der Tiefe aufgenommen und sicher in der Gelstruktur<br />

eingeschlossen (3). <strong>Die</strong>s führt zu einer effi zienten<br />

Keimreduzierung und hilft, Rekontamination zu vermeiden.<br />

Wunden werden rasch gereinigt, sodass sich Sorbalgon insbesondere<br />

bei der Behandlung chronischer und infi zierter<br />

Wunden bewährt.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Das Wirkungsprinzip<br />

von Sorbalgon<br />

<strong>Die</strong> gelartige Konsistenz von Sorbalgon wirkt zudem wie ein<br />

feuchter Verband, der ein Austrocknen der Wunde verhindert.<br />

Es entsteht ein für die Wundheilung günstiges Mikroklima,<br />

das die Bildung von Granulationsgewebe fördert und<br />

die Wundfl ächen geschmeidig hält. Durch die Gelbildung<br />

verklebt Sorbalgon nicht mit der Wunde, der Verbandwechsel<br />

verläuft schmerzarm. Allerdings setzt die vollständige<br />

Umwandlung der Calcium alginat-Fasern in ein Gel ausreichend<br />

Sekretion voraus.<br />

Sorbalgon ist in zwei Kompressengrößen<br />

und als Tampona<strong>des</strong>treifen<br />

erhältlich.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [48.49]


<strong>Die</strong> Häufi gkeit <strong>des</strong> Verbandwechsels ergibt sich aus der individuellen<br />

Wundsituation. In der Phase der Wundreinigung<br />

kann je nach dem Ausmaß der Exsudation ein 1-2-maliger<br />

Verbandwechsel erforderlich werden. Später, mit einsetzender<br />

Granulationsbildung, kann ein Verbandwechsel alle<br />

zwei bis drei Tage ausreichend sein. Sorbalgon wird in zwei<br />

Größen als quadratische Kompressen angeboten. Als Tampona<strong>des</strong>treifen<br />

steht Sorbalgon T zur Verfügung.<br />

PermaFoam – hydroaktiver Schaumverband<br />

Der Schaumverband PermaFoam ist indiziert bei stark bis<br />

mäßig sezernierenden, nicht infi zierten Wunden in der Reinigungs-<br />

und während der Granulationsphase. Grundlage<br />

für seine therapeutische Wirkung ist seine spezielle Porenstruktur.<br />

Der hydrophile Schaumverband<br />

PermaFoam erweitert durch seine<br />

überzeugende physikalische<br />

Wirkungsweise die Behandlungsoptionen<br />

bei chronischen Wunden.<br />

PermaFoam ist eine Kombination zweier unterschiedlich<br />

strukturierter Schaumstoffe, die über eine spezielle Laminierung<br />

miteinander verbunden werden. <strong>Die</strong> Saugschicht<br />

von PermaFoam besteht aus hydrophilen Polyurethan-<br />

Polymeren, die Flüssigkeit bis zum Neunfachen ihres<br />

Eigengewichtes in ihren Polymerketten einlagern können.<br />

Dabei verfügt die Polyurethanmatrix über einen einzigartigen<br />

Porengradienten, d. h. die wundseitig großen Poren<br />

werden zur Deckschicht hin immer kleiner, was eine hohe<br />

vertikale Kapillarwirkung erzeugt. <strong>Die</strong> Deckschicht von<br />

PermaFoam besteht aus einem fl exiblen, geschlossenporigen<br />

Polyurethanschaum und ist semipermeabel, d. h.<br />

keimdicht, aber durchlässig für Wasserdampf.<br />

Aus dieser Materialkombination und -konstruktion ergeben<br />

sich Produkteigenschaften, mit denen insbesondere die oft<br />

auftretende Mazerationsproblematik bei chronischen Wunden<br />

eingegrenzt werden kann: Durch die hohe vertikale<br />

Kapillarwirkung wird überschüssiges aggressives Wundexsudat<br />

rasch bis unter die Deckschicht geleitet. Dabei<br />

gewährleisten die wundseitig großen Schaumstoffporen,


dass auch zähfl üssiges Sekret und Detritus aufgenommen<br />

werden, ohne die Poren zu verstopfen. Bei Aufnahme <strong>des</strong><br />

Wundexsudats quillt der Polyurethanschaum leicht auf,<br />

sodass der für die Ableitung erforderliche Kontakt zum<br />

Wundgrund gesichert ist.<br />

Das aufgenommene Wundexsudat verteilt sich dann seitlich<br />

unter der Deckschicht. Wichtig ist dabei, dass PermaFoam<br />

– hauptsächlich bedingt durch die spezielle Porenstruktur<br />

– über ein hohes Zurückhaltevermögen (Retention)<br />

für Flüssigkeiten verfügt. Selbst wenn von außen Druck<br />

erzeugt wird, so z. B. durch einen Kompressionsverband,<br />

wird das Exsudat im Schaumstoff gehalten. Hinzu kommt,<br />

dass PermaFoam auch unter dem Druck eines angelegten<br />

Kompressionsverban<strong>des</strong> nur geringfügig an Saugkapazität<br />

verliert. Beispielsweise wird unter dem Druck von 42 mmHg<br />

die Saugkapazität gegenüber dem freien Zustand lediglich<br />

um 12 % reduziert.<br />

Grundlage für die therapeutische<br />

Wirksamkeit von PermaFoam ist<br />

die spezielle Porenstruktur: Wundseitig<br />

große Poren verkleinern sich<br />

zur Deckschicht hin immer mehr,<br />

was eine hohe vertikale Kapillarwirkung<br />

erzeugt. <strong>Die</strong>s bewirkt,<br />

dass Exsudat rasch in die Tiefe <strong>des</strong><br />

Saugkörpers aufgenommen wird,<br />

sorgt aber auch für eine hohe<br />

Retention zur sicheren Flüssigkeitsbindung.<br />

All diese Eigenschaften zusammen bewirken nicht nur die<br />

wünschenswerte rasche Regulierung der Exsudation, sondern<br />

schützen auch die Wundränder vor Mazeration, weil<br />

das aufgenommene Wundexsudat nicht mehr in die Wunde<br />

zurückdrückt. Darüber hinaus gewährleistet die hohe Wasserdampfdurchlässigkeit<br />

der Deckschicht ein ausgewogen<br />

feuchtes Mikroklima in der Wunde, was die Heilungstendenz<br />

zusätzlich unterstützt.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [50.51]


69-jährige Patientin mit einem<br />

<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum, das acht<br />

Jahre lang bestand (Kasuistik:<br />

M. Zimmermann, Heidenheim)<br />

1) Zustand <strong>des</strong> Ulkus am 27.3. bei<br />

Beginn <strong>des</strong> neuen Therapiekonzeptes<br />

mit zunächst TenderWet<br />

zur Initialreinigung.<br />

2) Umstellung auf Behandlung mit<br />

PermaFoam zur Beinfl ussung <strong>des</strong><br />

immer noch starken Exsudatfl usses<br />

sowie zur Vermeidung einer<br />

Wundrandmazeration am 4.4.<br />

3) Fortführung der PermaFoam-<br />

Therapie, am Wundrand ist ein<br />

Epithelsaum sichtbar.<br />

4) Zustand <strong>des</strong> Ulkus am 6.8.,<br />

nachdem zwei Wochen vorher auf<br />

Hydrocoll zur Förderung der Epithelisierung<br />

umgestellt wurde.<br />

1 2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

2<br />

PermaFoam ist atraumatisch, ein Verkleben mit der Wunde<br />

bzw. ein Einwachsen von Gewebe in die Schaumstruktur<br />

wird minimiert. Durch das hohe Absorptionsvermögen<br />

und die sehr gute Retention kann PermaFoam selbst bei<br />

stärkerer Sekretion (beim Ausbleiben von Komplikationen)<br />

mehrere Tage auf der Wunde verbleiben.<br />

PermaFoam steht in speziellen<br />

wundangepassten Zuschnitten zur<br />

Verfügung, damit in jedem Fall<br />

immer eine optimale <strong>Wundbehandlung</strong><br />

möglich ist. PermaFoam<br />

concave (1) für Anwendungen an<br />

der Ferse und PermaFoam rund (2)<br />

für die Versorgung kleinerer Ulzera<br />

an Problemzonen.<br />

PermaFoam ist weich und geschmeidig und schmiegt<br />

sich den Wundgegebenheiten gut an. <strong>Die</strong> Fixierung <strong>des</strong><br />

Schaumverban<strong>des</strong> erfolgt mit elastischen Fixierbinden<br />

(z. B. Peha-haft) oder vollfl ächig mit elastischen Fixiervliesen<br />

(z. B. Omnifi x elastic). <strong>Die</strong> Produktausführung<br />

PermaFoam comfort ist für eine einfache Fixierung mit<br />

einem selbst klebenden Haftrand ausgestattet, der verwendete<br />

Kleber ist hautfreundlich. PermaFoam steht in verschiedenen<br />

Ausführungen und Zuschnitten zur Verfügung.


Hydrocoll – saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />

Hydrocoll ist ein selbsthaftender, saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />

zur Reinigung und Konditionierung nicht<br />

infi zierter Wunden mit mittelstarker bis schwacher Sekretion.<br />

Der Begriff „Kolloid“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet<br />

einen Stoff, der in feinster Verteilung in eine Matrix<br />

integriert ist. Dementsprechend besteht Hydrocoll aus saugund<br />

quellfähigen Hydrokolloiden, die in ein selbsthaften<strong>des</strong><br />

Elastomer eingebracht sind. Eine semipermeable Folie dient<br />

als keim- und wasserdichte Deckschicht.<br />

Das Wirkungsprinzip<br />

von Hydrocoll<br />

Im Mittelpunkt <strong>des</strong> Wirkungsmechanismus von Hydrocoll<br />

stehen die in die Trägerschicht eingebrachten Hydrokolloide.<br />

Durch die Aufnahme von Wundsekret quellen sie auf<br />

und gehen in ein Gel über, das in die Wunde expandiert<br />

und die Wunde feucht hält. Das Gel ist dabei so lange<br />

saugfähig, bis die Hydrokolloide gesättigt sind. Gleichzeitig<br />

wird mit dem Quellvorgang das aufgenommene Wundsekret,<br />

das immer mit Detritus, <strong>Bak</strong>terien und deren Toxinen<br />

belastet ist, sicher in der Gelstruktur eingeschlossen.<br />

Durch die Haftkraft <strong>des</strong> Elastomers kann Hydrocoll ähnlich<br />

wie ein Pfl aster auf die Wunde aufgelegt werden. Mit der<br />

Gelbildung verschwindet dann im Bereich der Wundfl äche<br />

die Haftkraft, sodass Hydrocoll wundschonend nur noch<br />

auf der intakten Wundrandumgebung fi xiert ist.<br />

Hydrocoll lässt sich einfach wie<br />

ein Pfl aster applizieren. Sind die<br />

Hydrokolloide durch die Sekretaufnahme<br />

gesättigt, zeigt sich dies an<br />

einer blasenartigen Ausformung<br />

<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>. Dann ist Hydrocoll<br />

zu wechseln.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [52.53]


<strong>Die</strong> Ausführung „Hydrocoll thin“<br />

ist speziell für bereits epithelisierende<br />

Wunden geeignet.<br />

Für Hydrocoll fi nden besonders saug- und quellfähige<br />

Hydrokolloide Verwendung, die zudem die Eigenschaft<br />

haben, dass ihre Gelstruktur kompakt bleibt. Hydrocoll<br />

expandiert zwar wie gewohnt in die Wunde, lässt sich<br />

aber dann im Gelzustand in einem Stück von der Wunde<br />

abnehmen. In der Wunde verbleiben praktisch keine Gelrückstände,<br />

sodass das bisher erforderliche Ausspülen von<br />

Gelrückständen in eiterähnlicher Konsistenz weitgehend<br />

entfällt. Der Verbandwechsel wird dadurch einfacher und<br />

auch angenehmer. Zudem ist sofort eine sichere Wundbeurteilung<br />

möglich.<br />

Der Wirkungsmechanismus von Hydrocoll zeigt in allen<br />

Wundheilungsphasen seine Effekte: Da überschüssiges,<br />

keimbelastetes Wundsekret mit dem Saug- und Quellvorgang<br />

rasch in die hydrokolloiden Anteile <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />

aufgenommen wird, kommt es zu einer schnellen und guten<br />

Wundreinigung. Wie allgemeine Untersuchungen zeigten,<br />

verbessert sich mit zunehmender Reinigung auch die Mikrozirkulation<br />

im Wundgebiet. Hierdurch werden insbesondere<br />

bei chronischen Wundverhältnissen mit stagnierender Reinigungsphase<br />

die körpereigenen Reinigungsmechanismen<br />

wieder aktiviert. In der Granulationsphase stimuliert und<br />

fördert das feuchte Wundmilieu unter Hydrocoll den Aufbau<br />

von Granulationsgewebe. Dabei lässt sich mit Hydrocoll<br />

das ausbalanciert feuchte Wundmilieu ohne die Gefahr von<br />

Sekretstaus auch über längere Behandlungszeiträume problemlos<br />

aufrechterhalten und ein Austrocknen der Granulation<br />

sicher vermeiden. In der Epithelisierungsphase unterstützt<br />

das zellfreundliche feuchte Wundmilieu Mitose und<br />

Migration der Epithelzellen. Zudem wird eine unerwünschte<br />

Schorfbildung verhindert, die eine Heilung verzögern<br />

würde. <strong>Die</strong> keim- und wasserdichte Deckschicht wirkt als<br />

zuverlässige Barriere gegen Keime und schützt die Wunde<br />

vor Schmutz und Feuchtigkeit. Mobile Patienten können mit<br />

dem Verband duschen. <strong>Die</strong> Ausführung „Hydrocoll thin“ ist<br />

speziell für bereits epithelisierende Wunden geeignet.


Hydrosorb – transparenter Hydrogel-Verband<br />

Hydrosorb eignet sich bestens dazu, Granulationsgewebe<br />

und junges Epithel feucht zu halten und zu schützen und<br />

ist damit die optimale Wundaufl age zur <strong>phasengerechte</strong>n<br />

Weiterbehandlung im Anschluss an eine Wundversorgung<br />

mit TenderWet, Sorbalgon oder PermaFoam.<br />

Hydrosorb ist ein bereits fertiges Gel aus saugfähigen<br />

Polyurethan-Polymeren, in die ein hoher Wasseranteil von<br />

60 % eingelagert ist. Damit führt Hydrosorb der Wunde<br />

von Anfang an selbsttätig über mehrere Tage Feuchtigkeit<br />

zu (1). Gleichzeitig nimmt Hydrosorb überschüssiges Sekret<br />

auf, das in der Gelstruktur eingeschlossen wird. <strong>Die</strong>ser Austausch<br />

sichert das für die Wundheilung optimale Feuchtigkeitsniveau<br />

und beschleunigt so Granulationsbildung und<br />

Epithelisierung (2). <strong>Die</strong> keim- und wasserdichte Oberfl äche<br />

von Hydrosorb bietet zudem sicheren Schutz vor Sekundärinfektionen.<br />

1<br />

2<br />

Das Wirkungsprinzip<br />

von Hydrosorb<br />

Hydrosorb verklebt nicht mit der Wunde und lässt sich auch<br />

nach längerer Verweildauer auf der Wunde ohne die Gefahr<br />

von Wundirritationen entfernen. Hydrosorb kann als vollständiger<br />

Verband abgenommen werden, da sich die Gelstruktur<br />

durch aufgenommenes Wundsekret nicht aufl öst.<br />

Auf der Wunde verbleiben keine Rückstände, der Wundzustand<br />

ist ohne vorherige Spülung sicher zu beurteilen.<br />

<strong>Die</strong> Transparenz von Hy dro sorb<br />

ist wichtig für die wirt schaft li che<br />

Anwendung. <strong>Die</strong> Wun de kann<br />

durch den Ver band hindurch<br />

jederzeit be ob ach tet werden,<br />

sodass Hydrosorb über Tage auf<br />

der Wunde verbleiben kann, Verband<br />

wech sel werden eingespart.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [54.55]


Besonders vorteilhaft in der Praxis ist zudem die Transparenz<br />

von Hydrosorb, die auch bei längeren Liegezeiten<br />

erhalten bleibt. Sie ermöglicht zu jeder Zeit ohne Verbandwechsel<br />

die Inspektion der Wunde. <strong>Die</strong>s gewährleistet die<br />

für die Heilung so wichtige Wundruhe sowie eine hohe<br />

Wirtschaftlichkeit durch verlängerte Verbandwechselintervalle.<br />

Hydrosorb steht in zwei Ausführungen als Hydrosorb und<br />

Hydrosorb comfort zur Verfügung. Beide Hydrogele verfügen<br />

über dasselbe physikalische Wirkungsprinzip, unterscheiden<br />

sich jedoch in ihrer Fixiermöglichkeit. Hydrosorb<br />

hat keinen selbsthaftenden Fixierrand und wird mit einem<br />

Fixierverband, Fixierpfl astern oder mit dem Kompressionsverband<br />

befestigt. Hydrosorb comfort ist zur sicheren, keimdichten<br />

Fixierung mit einer umlaufenden, hypoallergenen<br />

Klebefolie ausgestattet. Zusammen mit der keim- und wasserdichten<br />

Oberfl äche von Hydrosorb comfort vereinfacht<br />

dies vor allem die tägliche Hygiene.<br />

Wirkmechanismus von Atrauman<br />

Ag: <strong>Bak</strong>terien (grün) werden bei<br />

Kontakt mit Atrauman Ag abgetötet.<br />

Mit dem Wundsekret (gelb)<br />

werden abgetötete <strong>Bak</strong>terien und<br />

die entstandenen Endotoxine in<br />

die sekundäre Wundaufl age aufgenommen.<br />

<strong>Die</strong> lang anhaltende<br />

bakterizide Wirkung von Atrauman<br />

Ag konnte in einem Laborversuch<br />

(Methode ASTM 2180) nachgewiesen<br />

werden.<br />

Atrauman Ag – silberhaltige Salbenkompresse<br />

zur Infektionsbekämpfung<br />

<strong>Die</strong> keimtötende Wirkung silberhaltiger Wundaufl agen<br />

ist seit langem bekannt. Mit der silberhaltigen Salbenkompresse<br />

Atrauman Ag ist es gelungen, ein Produkt mit<br />

sicherer bakterizider Wirkung, aber mit nur geringer<br />

Zytotoxizität zu entwickeln, sodass die Wundheilung<br />

nicht beinträchtigt wird.<br />

Das Trägermaterial von Atrauman Ag besteht aus einem<br />

weitmaschigen hydrophoben Textil aus Polyamid. Es ist<br />

mit metallischem Silber ummantelt, das chemisch fest an<br />

das Trägermaterial gebunden ist. Das mit Silber ummantelte<br />

Trägermaterial wiederum ist mit einer hydrophilen<br />

Salbenmasse imprägniert. Das ganze System besitzt eine<br />

hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit. Aus dieser<br />

Konstruktion ergeben sich entscheidende Vorteile: Auf die<br />

Wunde appliziert, gibt die silberhaltige Salbenkompresse


1 2 3<br />

bei Kontakt mit Exsudat von ihrer Oberfl äche Silberionen<br />

ab. <strong>Die</strong>se verbleiben größtenteils in der unmittelbaren<br />

Umgebung der Wundaufl age – nur sehr wenige Ionen<br />

gelangen in die Wunde selbst – und heften sich an die<br />

Oberfl äche von <strong>Bak</strong>terien und töten diese zuverlässig ab.<br />

Das Wundexsudat wird zusammen mit den abgetöteten<br />

<strong>Bak</strong>terien und den dabei entstandenen Endotoxinen in<br />

die sekundäre Wundaufl age aufgenommen.<br />

Je weniger Silberionen in die Wunde gelangen und damit<br />

an die Zellen der Haut abgegeben werden, <strong>des</strong>to geringer<br />

ist die Toxizität einer silberhaltigen Wundaufl age. <strong>Die</strong> geringe<br />

Toxizität von Atrauman Ag konnte in Versuchen mit<br />

der humanen Keratinozyten-Zelllinie HaCaT belegt werden.<br />

Das bakterizide Wirkspektrum von Atrauman AG ist außerordentlich<br />

breit und erfasst grampositive wie -negative <strong>Bak</strong>terienstämme.<br />

Dabei hält die effi ziente bakterizide Wirkung<br />

nicht nur kurzfristig, sondern über einen langen Zeitraum<br />

an. <strong>Die</strong> Salbenimprägnierung schließlich sorgt für die Pfl ege<br />

der Wundränder und wirkt einer Verklebung entgegen.<br />

80-jähriger Patient, Wundheilungsstörung<br />

mit Infektion nach<br />

Resektion <strong>des</strong> 4. Zehenstrahls<br />

aufgrund einer Osteomyelitis im<br />

Os metatarsale<br />

1) Eingangsuntersuchung: <strong>Die</strong><br />

Wunde hat eine Größe von 3,2 x<br />

2 cm, der Wundgrund ist zu 20 %<br />

mit hellen und feuchten Belägen<br />

bedeckt, jeweils 40 % mit Granulations-<br />

bzw. Epithelgewebe.<br />

Behandlung mit Atrauman Ag in<br />

Kombination mit PermaFoam.<br />

2) Nach zwei Wochen unter<br />

Atrauman Ag: Je 50 % <strong>des</strong> Wundgrun<strong>des</strong><br />

sind granuliert bzw.<br />

epithelisiert.<br />

3) Abschlussuntersuchung: vollständige<br />

Reepithelisierung unter<br />

Atrauman Ag nach sieben Wochen<br />

Von praktischer Bedeutung ist auch, dass sich Atrauman Ag<br />

ohne Wirkungsverlust mit den unterschiedlichsten Wundaufl<br />

agen als Sekundärverband kombinieren lässt, sodass indikationsgerechte<br />

Behandlungsmethoden weiter praktiziert<br />

werden können. Möglich sind z. B. Kombinationen mit dem<br />

Schaumverband PermaFoam, der Calciumalginat-Kompresse<br />

Sorbalgon, dem Wundkissen TenderWet oder aber mit<br />

traditionellen Wundaufl agen wie ES-Kompressen.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [56.57]


Übersicht hydroaktive Wundauflagen<br />

Sorbalgon<br />

hochwertige Calciumalginat-Kompresse, die sich durch ihr gutes<br />

Saugvermögen und ihre blutstillenden Eigenschaften hervorragend<br />

zur Versorgung debridierter und stark sezernierender Ulzera eignet.<br />

Mit der Sekretaufnahme wandeln sich die Fasern in ein Gel um und<br />

schließen dabei Keime ein.<br />

TenderWet<br />

Wundkissen mit einzigartiger Saug-Spülwirkung für eine rasche Ablösung<br />

der Beläge. Es ist besonders indiziert bei infi zierten, eitrigen und<br />

schmierigen, aber auch nekrotisch verkrusteten und trockenen Ulzera.<br />

Ideal: TenderWet 24 und TenderWet 24 active, das gebrauchsfertig<br />

mit Ringerlösung aktiviert ist.<br />

PermaFoam<br />

zweischichtiger Schaumverband, der über eine hohe Kapillarwirkung<br />

verfügt. Damit wird Exsudat rasch in die Tiefe <strong>des</strong> Saugkörpers geleitet<br />

und sicher dort gebunden. Selbst unter Kompressionseinwirkung<br />

drückt Wundsekret nicht zurück, was auch zur Schonung der Wundränder<br />

beiträgt.<br />

Atrauman Ag<br />

silberhaltige Salbenkompresse mit sicherer bakterizider Wirkung zur<br />

Behandlung infi zierter Ulzera. Das metallische Silber ist fest an das<br />

Trägermaterial gebunden, was eine sehr gute Präparatverträglichkeit<br />

mit nachweislich nur geringer Zyto toxizität ergibt.<br />

Hydrocoll<br />

selbsthaftender Hydrokolloid-Verband mit besonders saug- und quellfähigen<br />

Hydrokolloiden, die bei Aufnahme von Wundsekret in ein<br />

Gel übergehen. Dabei werden auch Keime aufgenommen. Hydrocoll<br />

eignet sich zur Reinigung, vor allem aber zum Granulationsaufbau bei<br />

nicht infi zierten Ulzera.<br />

Hydrosorb<br />

transparentes, bereits fertiges Gel mit einem hohen Wasseranteil von<br />

ca. 60 %. Hydrosorb versorgt die Wunde so zuverlässig mit Feuchtigkeit,<br />

schützt sie vor dem Austrocknen und verhindert Schorfbildung.<br />

Ideal zum Feuchthalten von Granulationsgewebe und jungem Epithel.


Handelsformen<br />

Sorbalgon, steril, 5x5, 10x10 und 10x20 cm;<br />

Sorbalgon T Tampona<strong>des</strong>treifen, steril, 1 g/30 cm und<br />

2 g/30 cm<br />

TenderWet 24 active, steril, Ø 4, Ø 5,5, 4x7 und<br />

7,5x7,5, 10x10 und 7,5x20 cm; TenderWet active<br />

cavity, steril, Ø 4, Ø 5,5, 4x7, 7,5x7,5, 10x10 und<br />

7,5x20 cm; TenderWet 24, steril, Ø 4, Ø 5,5, 7,5x7,5<br />

und 10x10 cm; TenderWet, steril, Ø 4, Ø 5,5, 7,5x7,5<br />

und 10x10 cm<br />

PermaFoam, steril, Ø 6, 10x10, 10x20, 15x15 und<br />

20x20 cm; PermaFoam comfort, steril, 8x8, 11x11,<br />

10x20, 15x15 und 20x20 cm; PermaFoam concave,<br />

steril, 16,5x18 cm; PermaFoam cavity, steril, 10x10<br />

cm;<br />

Atrauman Ag, steril, 5x5, 10x10 und 10x20 cm<br />

Hydrocoll, steril, 5x5, 7,5x7,5, 10x10, 15x15 und<br />

20x20 cm; Hydrocoll concave, steril, 8x12 cm;<br />

Hydrocoll thin, steril, 7,5x7,5, 10x10 und 15x15 cm<br />

Hydrosorb, steril, 5x7,5, 10x10 und 20x20 cm;<br />

Hydrosorb comfort, steril, 4,5x6,5, 7,5x10, 12,5x12,5<br />

und 21,5x24 cm<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [58.59]


Optionen für die <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />

Wundreinigung<br />

Nekrose Infektion Fibrinbelag<br />

TenderWet 24 active<br />

Exsudat ++<br />

TenderWet 24 active<br />

Sorbalgon<br />

Atrauman Ag mit<br />

saugender Wundaufl age<br />

Exsudat +<br />

TenderWet 24 active<br />

Atrauman Ag mit<br />

saugender Wundaufl age<br />

intakte Wundumgebung<br />

PermaFoam comfort<br />

TenderWet 24 active<br />

vorgeschädigte Wundumgebung<br />

PermaFoam<br />

TenderWet 24 active


Granulation<br />

intakte Wundumgebung<br />

PermaFoam comfort<br />

vorgeschädigte Wundumgebung<br />

PermaFoam<br />

intakte Wundumgebung<br />

Hydrocoll<br />

vorgeschädigte Wundumgebung<br />

Hydrosorb<br />

Epithelisierung<br />

intakte Wundumgebung<br />

Hydrocoll thin<br />

Hydrosorb comfort<br />

Hydrofi lm<br />

vorgeschädigte Wundumgebung<br />

Hydrosorb<br />

Kompressionstherapie<br />

Dauerverband:<br />

Varolast<br />

Wechselverband:<br />

Pütterbinde<br />

Kompressionsstrumpf:<br />

VitaSan<br />

Fixierung<br />

normale Haut:<br />

Omnifi x elastic, Omniplast,<br />

Omnisilk, Peha-haft, Stülpa-fi x<br />

empfindliche Haut:<br />

Pehalast, Omnipor, Peha-crepp,<br />

Extremitäten:<br />

Peha-haft*, Pehalast, Stülpa-fi x,<br />

Stülpa<br />

Gelenke:<br />

Omnifi x elastic, Stülpa-fi x<br />

* Bei Patienten mit Durchblutungsstörungen<br />

ist Peha-haft als kohäsive<br />

Fixierbinde mit Vorsicht einzusetzen:<br />

nicht zu fest anwickeln.<br />

Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [60.61]


Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />

Als Akut- bzw. Initialbehandlung aller phlebologischen<br />

Krankheitsbilder wird der exakt sitzende Kompressionsverband<br />

und zur Erhaltungstherapie der Kompressionsstrumpf<br />

empfohlen. Viele Patienten können allein durch diese Maßnahme<br />

erfolgreich behandelt werden. Entscheidend für die<br />

therapeutische Wirksamkeit ist jedoch, dass die verschiedenen<br />

zur Verfügung stehenden Kompressionsmaterialien wie<br />

Binden und Strümpfe auch indikationsgerecht zur Anwendung<br />

kommen.


Bei jeder Behandlung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum ist der<br />

Kompressionsverband als Basistherapie anzusehen, weil<br />

seine Wirkung kausal in das Krankheitsgeschehen eingreift.<br />

Komprimierende Maßnahmen am Bein be wirken<br />

▪ eine Einengung der suprafaszialen Venen mit zu min <strong>des</strong>t<br />

teilweiser Wiederherstellung der Klappenfunktion;<br />

▪ einen Verschluss insuffi zienter Perforansvenen und damit<br />

eine Unterbindung <strong>des</strong> Refl uxes von sub- nach suprafaszi<br />

al sowie eine Aufhebung schädlicher „Scher wir kun gen”<br />

bei der Muskelkontraktion;<br />

▪ bei entsprechender Technik eine Lu men ver min de rung<br />

der tiefen Leit- und Muskelvenen und damit eine Ver min -<br />

de rung <strong>des</strong> Totraumes, eine Beschleunigung der Blutströ<br />

mungs ge schwin dig keit sowie einen ge wis sen Ersatz<br />

oder eine Restitution der Klap pen funk ti on bei erhaltenen<br />

Klappen oder Klappenresten;<br />

▪ eine Steigerung <strong>des</strong> Gewebsdruckes und damit eine Erhöhung<br />

der Reabsorption in der Endstrombahn und in den<br />

Lymphgefäßen;<br />

▪ eine Verstärkung der Faszie als Widerlager für die Musku<br />

la tur und damit eine Verbesserung der Ge lenk mus -<br />

kel pum pe und eine Selbstmassage <strong>des</strong> Ge we bes bei<br />

Bewegung.<br />

Schematische Darstellung ei ner<br />

insuffi zienten Vene (links) und<br />

deren Einengung durch den<br />

Kom pres si ons ver band (rechts)<br />

Kompressionstherapie [62.63]


Zudem wirkt die Beschleunigung der Blut strö mungs ge -<br />

schwin dig keit antithrombotisch und in Verbindung mit der<br />

erzielten Entstauung antiphlogistisch.<br />

Darüber hinaus ermöglichen insbesondere Verbände mit<br />

hohem Arbeitsdruck durch ihren niedrigen Ruhedruck eine<br />

Lüf tung der klei nen Ge fä ße bei Muskelrelaxation und somit<br />

eine Wie der auf fül lung mit arteriellem Blut, während sie<br />

bei der Mus kel kon trak ti on durch den hohen Ar beits druck<br />

aus ge presst wer den. Durch die ses Wech sel spiel steigert<br />

sich der Blut um lauf in den nu tri ti ven Ge fäß ab schnit ten der<br />

End strom bahn und führt so zu einer we sent li chen Ver bes -<br />

se rung <strong>des</strong> Stoff wech sels.<br />

Komprimierende Maßnahmen sind daher angezeigt bei<br />

allen Krankheitszuständen mit Ödemneigung, bei Throm bo -<br />

phle bi tis, tiefer Thrombose, postthrombotischem Syn drom,<br />

primärer Varicosis ohne und mit Perforansinsuffi zienz und<br />

bei <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum jeder Genese.<br />

<strong>Die</strong> Voraussetzungen für die Wirksamkeit eines Kom pressionsver<br />

ban <strong>des</strong> werden dabei grundsätzlich durch die<br />

physikalischen Eigenschaften <strong>des</strong> verwendeten Kom pres si -<br />

ons ma te ri als hinsichtlich seines Kraft-Deh nungsver hal tens<br />

sowie durch die spezifi sche Anlegetechnik ge schaf fen.<br />

Immer ist jedoch zu beachten: Der Kom pres si ons ver band<br />

erlangt seine volle Wirksamkeit erst in Verbindung mit aktiver<br />

Bewegung!<br />

Bei bestimmten Konstellationen ergeben sich aber auch<br />

Einschränkungen für die Kompressionstherapie: Wenngleich<br />

die pAVK nicht als absolute Kon tra in di ka ti on gilt,<br />

darf hier eine Kom pres si ons the ra pie nur nach Kennt nis der<br />

ar te ri el len Druck ver hält nis se durch ge führt werden (Cave:<br />

arterieller Knö chel druck unter 70 mmHg).


Ein be son de res Risiko tragen Diabetespa ti en ten mit einer<br />

Me dia skle ro se, da hier so no gra phi sche Druck mes sun gen<br />

keine Aus sa ge kraft haben. Be steht außerdem eine Neu ro -<br />

pa thie, emp fi n det der Pa ti en ten keinen Schmerz, sodass<br />

auch dieses „Warn si gnal“ fehlt.<br />

Bei latenter Herz in suf fi zi enz kann die plötz li che Erhöhung<br />

<strong>des</strong> venösen Rück stro mes durch die Kom pres si on eine<br />

Rechtsherzdekompensation auslösen.<br />

Schließlich ist der Kompressionsverband nahezu wirkungslos,<br />

wenn es durch jahr zehn te lang bestehende Ulzera mit<br />

häufi gen Rezidiven im Bereich <strong>des</strong> Sprunggelenkes zu Versteifungen<br />

aufgrund einer Dermatofi brose gekommen ist.<br />

<strong>Die</strong> Bindenmaterialien<br />

Für die komprimierende Verbandbehandlung ist je nach<br />

dem klinischen Bild Bindenmaterial mit unterschiedlichem<br />

Kraft-Dehnungsverhalten erforderlich, das sich mit dem<br />

Quotienten aus Arbeitsdruck und Ruhedruck be schrei ben<br />

lässt.<br />

Der Arbeitsdruck ergibt sich durch den Widerstand, den der<br />

Verband der Ausdehnung der Muskulatur bei der Mus kel -<br />

kon trak ti on entgegensetzt. Er wird immer an der bewegten<br />

Extremität gemessen und ist umso höher, je we ni ger sich<br />

das Bindenmaterial dehnen lässt.<br />

Der Ruhedruck entspricht im Prinzip dem Anlagedruck,<br />

d. h. der Kraft, die zum Dehnen der Binde beim Anlegen<br />

aufzuwenden ist, wird aber zusätzlich durch das individuelle<br />

Rückstellvermögen einer Binde beeinfl usst. Mit<br />

Rück stell ver mö gen oder Rückstellkraft ist das Be stre ben<br />

ela sti schen Materials bezeichnet, sich bei Ent la stung zusam<br />

men zu zie hen. Demzufolge wird der Ru he druck an der<br />

unbewegten Extremität gemessen. Er ist umso nied ri ger,<br />

je weniger dehnbar das Bindenmaterial ist.<br />

Kompressionstherapie [64.65]


Kraft<br />

K2<br />

∆K<br />

K1<br />

∆D<br />

Dehnung %<br />

Schematische Darstellung <strong>des</strong> Kraft-Deh nungs ver hal tens von Kurzzugbinden<br />

bei ak ti ver Muskeltätigkeit: K1 bezeichnet den Anlegedruck der<br />

Binde an der un be weg ten Extremität (Ruhedruck), K2 die Kraft, die der<br />

Verband der Ausdehnung der Mus ku la tur bei der Muskelkontraktion entgegensetzt<br />

(Ar beits druck).<br />

Kraft<br />

<strong>Die</strong> Kraftdifferenz ∆K ist bei Kurzzugbinden durch den steilen Anstieg<br />

der Kurve bei gegebener Deh nungs dif fe renz ∆D ge kenn zeich net. <strong>Die</strong><br />

aus ge präg te Am pli tu de ist typisch für eine Kurzzugbinde mit ihrem<br />

hohen Arbeits- und niedrigem Ruhedruck.<br />

∆K<br />

∆D<br />

<strong>Die</strong> Eignung einer Kompressionsbinde für eine be stimm te<br />

Indikation ist somit davon abhängig, welches Ver hält nis<br />

von Arbeitsdruck zu Ruhedruck sich durch den Ver band<br />

erzielen lässt.<br />

Material, das einen hohen Arbeitsdruck und einen niedrigen<br />

Ruhedruck erzeugt, unterstützt am besten den Mechanismus<br />

der Muskelvenenpumpe. Durch den rhyth mi schen<br />

Wechsel von sehr hohem und niedrigem Kom pres sions -<br />

druck wirken bei Muskelkontraktion die Druck spit zen bis<br />

in die Tiefe, während bei Mus kel re la x ati on die nutritiven<br />

Gefäßbereiche der Endstrombahn ent la stet und gelüftet<br />

werden.<br />

Dagegen stehen die Blutgefäße bei Verbänden mit re la tiv<br />

niedrigem Arbeits- und hohem Ruhedruck unter ei nem<br />

kon stan ten Dauerdruck, <strong>des</strong>sen Wirkung auf die Ober fl ä che<br />

beschränkt bleibt. Der Lüftungseffekt geht verloren.<br />

Komprimierende Maßnahmen werden daher unter Ru he -<br />

be din gun gen umso besser vertragen, je niedriger der Ruhedruck<br />

ist. Bei zu hohem Ruhedruck muss die Kom pres sions -


the ra pie unter körperlicher Ruhe und ins be son de re in der<br />

Nacht unterbrochen werden. Bei Abnahme eines solchen<br />

Verban<strong>des</strong> ergießt sich zudem das Blut in die ent la ste ten<br />

Ge fä ße, und es ent steht ein star ker Juck reiz, der nicht nur<br />

un an ge nehm, sondern im Hinblick auf die Ek zem nei gung<br />

<strong>des</strong> Be trof fe nen auch un er wünscht ist.<br />

Nach den beschriebenen Kriterien können die für eine<br />

Ver band be hand lung zur Verfügung stehenden Materialien<br />

eingeteilt werden<br />

▪ in unnachgiebige Verbände aus Zinkleimbinden mit dem<br />

höchsten Arbeitsdruck und niedrigstem Ru he druck;<br />

▪ in wenig dehnbare Verbände aus Kurzzugbinden mit<br />

hohem Arbeitsdruck und niedrigem Ruhedruck;<br />

▪ in gut dehnbare Verbände aus Langzugbinden mit re la tiv<br />

niedrigem Arbeitsdruck und hohem Ru he druck. Aus den<br />

bereits beschriebenen Gründen sind jedoch Langzugbinden<br />

für die akute Phase der Be hand lung nicht geeignet,<br />

obwohl sie durch ihre gute An pas sungs fä hig keit außerordentlich<br />

beliebt sind. Langzugbinden haben ihre eigentliche<br />

Domäne auf dem Ge biet der funktionellen Ver bän de<br />

als Stütz- oder Ent la stungs ver band.<br />

Bei der Anlegetechnik ist zu unterscheiden zwischen Dauer<br />

ver bän den, die über längere Zeiträume hinweg an ge legt<br />

bleiben, und Wechselverbänden.<br />

Von allen Kompressionsverbänden<br />

bewirkt der halbstarre, unnachgiebige<br />

Zinkleimverband die stärkste<br />

Entstauung tiefer Venenbereiche.<br />

Längs- und querelastische<br />

Bindenmaterialien, wie z. B. die<br />

Zinkleimbinde Va ro last, ermöglichen<br />

dabei auch weniger Geübten<br />

die An wen dung wirkungsvoller<br />

Zink leim ver bän de.<br />

Ebenso muss das Stadium der Behandlung bei der Aus wahl<br />

der komprimierenden Maßnahmen berücksichtigt wer den.<br />

In der akuten Phase kommt immer ein Kom pres sions -<br />

ver band aus Zinkleimbinden oder Kurz zug bin den zum Einsatz,<br />

weil damit besser auf die Um fang schwan kun gen <strong>des</strong><br />

Beines reagiert werden kann. Ist das Bein je doch nachhaltig<br />

entstaut und der Ulkus ab ge heilt, kann die Nachsorge mit<br />

individuell an ge passten Kom pres sions strümp fen erfolgen.<br />

Kompressionstherapie [66.67]


Grundsätzlich ist zu beachten, dass der Kompressionsverband<br />

– unabhängig von Material und An le ge tech nik – seine<br />

volle Leistung erst bei körperlicher Be we gung <strong>des</strong> Pa ti -<br />

en ten erbringen kann. Des Weiteren sollte immer nur eine<br />

Bindenart verwendet, also nie Kurz- und Lang zug bin den in<br />

einer Lage kombiniert werden.<br />

Der hohe Arbeitsdruck von Verbänden<br />

aus Kurz zug bin den reicht<br />

noch aus, um auch die tiefen<br />

Venenbereiche the ra peu tisch zu<br />

beeinfl ussen, wenngleich sie nicht<br />

die hohe Effi zienz von Zink leim ver -<br />

bän den erbringen. Ihr be son de rer<br />

Vorteil liegt jedoch darin, dass sie<br />

sich Veränderungen <strong>des</strong> Beinumfanges<br />

besser anpassen und im<br />

Falle täg lich notwendiger Wundbe<br />

hand lung leichter zu wech seln<br />

sind.<br />

Zinkleimbinden<br />

Zinkleimbinden ergeben im angelegten Zustand halbstarre,<br />

unnachgiebige Verbände. Durch das Fehlen jeglicher Elastizität<br />

können sie der tätigen Muskulatur von allen Verbandmaterialien<br />

den größten Widerstand entgegensetzen und<br />

entfalten so einen intensiven Arbeitsdruck, der die tiefen,<br />

subfaszialen Bereiche erfasst und rasch entstauend wirkt.<br />

Der entsprechend niedrige Ruhedruck gewährleistet dabei<br />

einen guten Lüftungseffekt, sodass der Blutumlauf in den<br />

nutritiven Gefäßen, insbesondere bei Stagnation infolge<br />

mangelnder Abschöpfung durch die tiefen Leitvenen, gefördert<br />

wird.<br />

Der Zinkleimverband ist <strong>des</strong>halb unentbehrlich zur schnellen<br />

Entstauung eines geschwollenen Beines und zur Beseitigung<br />

hartnäckiger Ödeme vor allem am Fußrücken, die einer<br />

Behandlung mit Wechselverbänden aus Kurzzugbinden<br />

oder Dauerverbänden aus Pfl asterbinden trotzen. Da sich<br />

der Verband nach der Abschwellung <strong>des</strong> Ödems den Veränderungen<br />

<strong>des</strong> Beinumfanges nicht anpassen kann, muss er<br />

allerdings in dieser ersten Therapiephase häufi g gewechselt<br />

werden.<br />

Etwas problematisch gestaltet sich auch die lokale Ulkusversorgung<br />

während der Reinigungsphase. Hier ist oft ein<br />

täglicher Verbandwechsel erforderlich, der mit Wechselverbänden<br />

aus Kurzzugbinden leichter durchzuführen ist.<br />

Gegebenenfalls ist jedoch zuerst eine schnelle Entstauung<br />

durch den Zinkleimverband anzustreben; anschließend<br />

kann mit der Wundreinigung begonnen werden.


Der Zinkleimverband kann als Ersatz für Wechselverbände<br />

auch dann angezeigt sein, wenn am Verband manipuliert<br />

wird oder ein fristgerechter Verbandwechsel nicht immer<br />

möglich ist.<br />

Kurzzugbinden<br />

So genannte Kurzzugbinden sind durch eine relativ geringe<br />

Dehnbarkeit gekennzeichnet, die im Verband eine straf fe<br />

Kompression mit hohem Arbeitsdruck und nied ri gem Ruhedruck<br />

bewirkt. Da diese Druck ver hält nis se noch ausreichen,<br />

auch die tiefen Bereiche zu be ein fl us sen, entspricht die<br />

Wirkungsweise derartiger Ver bän de der von Zinkleimbinden,<br />

wenngleich sie nicht de ren hohe Effi zienz erbringen.<br />

Dagegen haben Ver bän de aus Kurz zug bin den gegenüber<br />

Zinkleimverbänden den Vor teil, dass sie sich Veränderungen<br />

<strong>des</strong> Beinumfanges bei Öde mab schwel lun gen besser<br />

anpassen. Sie kön nen <strong>des</strong>halb bei guter Anlegetechnik,<br />

abgesehen vom aku ten, hoch ö de matö sen Stadium, etwa<br />

drei Tage angelegt bleiben.<br />

Verbände mit Kurzzugbinden eignen sich für alle For men<br />

der chronischen Veneninsuffi zienz und sind das Mit tel der<br />

Wahl zur Einleitung der Behandlung oder de ren Fort füh -<br />

rung bis zur vollständigen Entstauung und Epi the li sie rung<br />

eines Ulkus.<br />

Kurzzugbinden stehen in unterschiedlicher textiltechnologischer<br />

Ausführung zur Verfügung. Ihre Dehnbarkeit kann<br />

im Bereich von ca. 50 % bis max. 90 % liegen, um den<br />

zu fordernden hohen Arbeitsdruck und niedrigen Ruhedruck<br />

zu erzielen. <strong>Die</strong> Art der verwendeten Garne und die<br />

ausgewählte Konstruktion bestimmen dabei die ty pi schen<br />

Gebrauchseigenschaften.<br />

Erhalten Binden ihre Elastizität durch überdrehte, d. h. stark<br />

gezwirnte Baumwollkettfäden, werden sie als textilelastisch<br />

bezeichnet. <strong>Die</strong> wohl bekannteste und am häufi gsten<br />

eingesetzte Binde dieses Typs ist die klas si sche Idealbinde,<br />

Kompressionstherapie [68.69]


aber auch der Pütt er ver band ist textilelastisch und besteht<br />

aus einem etwas stärkeren ide al bin den ähn li chen Gewebe.<br />

Zur richtigen Bindenführung muss<br />

die Binde unmittelbar auf der Haut<br />

ablaufen und darf nur in Ablaufrichtung<br />

angezogen werden.<br />

Binden werden als dauerelastisch bezeichnet, wenn sie<br />

ihre Elastizität aus vollsynthetischen Kettfäden be zie hen.<br />

Verwendet werden hierbei überwiegend Kräuselpolyamide,<br />

deren Elastizitätsgrad durch Texturieren ent spre chend niedrig<br />

eingestellt werden kann, um den physikalischen Erfordernissen<br />

einer Binde mit kurzem Zug zu ge nü gen.<br />

Allgemeine Grundsätze zur Anlegetechnik<br />

<strong>Die</strong> Kompressionstherapie mit Verbänden unterstützt die<br />

Gelenkmuskelpumpe, erlangt ihre volle Wirksamkeit aber<br />

erst in Verbindung mit aktiver Bewegung. <strong>Die</strong> Be hand lung<br />

soll daher in der Regel ambulant durch ge führt wer den.<br />

Ebenso ist Bettruhe <strong>des</strong> Patienten zu ver mei den. Lan ges<br />

Sitzen ist jedoch noch ungünstiger als Liegen.<br />

Beim Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> sind folgende Grundsätze zu<br />

beachten:<br />

▪ Ein guter Verband soll das Bein allseitig fest umschließen,<br />

▪ in seinem Andruck von distal nach proximal gleichmäßig<br />

nachlassen<br />

▪ und nirgends drücken oder gar einschnüren.<br />

Jeder Verband, der diese Forderungen erfüllt, ist un ab -<br />

hän gig von der angewandten Methode richtig und gut.<br />

Immer gilt, dass sich der Verband dem Bein anpassen muss,<br />

nicht das Bein der Binde. <strong>Die</strong>s wird aber nur er reicht, wenn<br />

beide Bindenkanten immer gleich stark an ge spannt werden<br />

und die Binde regelrecht an das Bein anmodelliert wird.<br />

Dazu muss die Binde am Un ter schen kel unmittelbar auf der<br />

Haut abrollen und darf nur in Ab lauf rich tung angezogen<br />

werden. <strong>Die</strong> dabei zunächst auftretenden Lücken sind später<br />

zu schließen.<br />

Je nach Umfang <strong>des</strong> Beines sind 8 cm oder 10 cm breite<br />

Binden am besten geeignet. <strong>Die</strong> Binde wird so in die Hand


1 2<br />

3<br />

genommen, dass der auf ge roll te Teil der Binde oben liegt<br />

und nach außen zeigt. Nur auf die se Wei se lässt sie sich<br />

am Bein abrollen. Wird die Bin den rol le hingegen von der<br />

Haut abgehoben, geht die Führung verloren und es können<br />

strangulierende Schnürfurchen entstehen, wie auch die<br />

rich ti ge, von distal nach proximal nachlassend ver lau fen de<br />

Druck ver tei lung ge fähr det ist.<br />

4<br />

90˚<br />

richtig<br />

falsch<br />

90˚<br />

Ohne Beachtung dieser Regeln<br />

geht es nicht:<br />

1) Basis für die Wirksamkeit der<br />

Kompression ist der richtige<br />

Druckverlauf. Der Druck ist im<br />

Fesselbereich am höchsten und<br />

nimmt zum Knie hin kontinuierlich<br />

ab.<br />

2) <strong>Die</strong> Binde muss richtig in die<br />

Hand genommen werden, ...<br />

3) ... denn nur so lässt sie sich am<br />

Bein abrollen. Wird die Bindenrolle<br />

von der Haut abgehoben,<br />

geht die Führung verloren und es<br />

entstehen zwangsläufi g Schnürfurchen,<br />

wie auch die kontinuierliche<br />

Druckverteilung gefährdet ist.<br />

Ein zu schwacher Andruck in der<br />

Fesselgegend und ein zu starker<br />

Druck um die Wade aber stauen<br />

noch mehr als ein Strumpfband.<br />

4) Zum Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> ist<br />

das Sprunggelenk rechtwinklig zu<br />

halten.<br />

Zum Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> wird das Sprunggelenk<br />

rechtwinkelig gestellt und auch der Unterschenkel ca. 90°<br />

gebeugt. Das Anlegen <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong> be ginnt<br />

bei den Zehengrundgelenken, die Ferse wird sorgfältig<br />

miteingebunden. <strong>Die</strong> Haut der Zehen wird dabei leicht<br />

zyanotisch. Beim Gehen wird sie aber bei jedem Schritt<br />

an ä mi siert, um sich dann bei Entlastung wieder mit Blut<br />

zu fül len. <strong>Die</strong> Pumpwirkung <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong> kann hier somit<br />

unmittelbar beobachtet werden.<br />

Der Andruck einer Binde ist umso höher, je stärker ihre<br />

Krüm mung ist. Knochenvorsprünge (Knöchel) oder Kan ten<br />

über dem Schienbein und der Achillessehne sol len seitlich<br />

Kompressionstherapie [70.71]


1) <strong>Die</strong> Ferse wird in Mit tel stel lung<br />

<strong>des</strong> Sprunggelenkes von 90° eingebunden.<br />

2) Zur Verstärkung <strong>des</strong> lokalen<br />

An drucks sollten Ver tie fun gen und<br />

Hohlkehlen mit festen Pe lot ten<br />

ausgepolstert wer den.<br />

1 2<br />

gepolstert werden, um die hier stärkere Wölbung auszugleichen<br />

und damit den lokalen An druck her ab zu set zen. Umgekehrt<br />

lässt sich der örtliche Andruck ver stär ken, wenn die<br />

Krümmung durch ein festes Polster vergrößert wird. Hohlkehlen<br />

wie die Bisgaard’sche Kulisse sol len nicht nur locker<br />

ausgefüllt, son dern mit festen Pe lot ten so aus ge pol stert<br />

wer den, dass die Binde darüber etwas vor ge wölbt angelegt<br />

werden kann. Auch über dem Ulkus selbst muss die Wirkung<br />

<strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong> durch Pelotten, die die<br />

Ulkusgrenzen deutlich überlappen, ver stärkt wer den.<br />

Um ein Scheuern <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong> in der Knie keh le zu verhindern,<br />

soll der Verband etwa zwei Finger breit un ter halb<br />

der Kniekehle enden. Aus diesem Grund soll auch der Unter<br />

schen kel beim Ver bin den rechtwinklig gebeugt sein. Gegebenenfalls<br />

empfi ehlt es sich, die Kniekehle zu sätz lich mit<br />

weichem, luftdurchlässigem Polstermaterial zu schützen.<br />

Generell halten Bindenverbände besser, wenn über die erste<br />

eine zweite Binde in entgegengesetzter Ab lauf rich tung<br />

„über Kreuz” angelegt wird, analog der Kreuz ver bandtech<br />

nik nach Pütter.<br />

Ein richtig angelegter Verband vermittelt dem Patienten das<br />

Gefühl eines festen Haltes und wird als angenehm empfunden.<br />

Vorhandene Schmerzen lassen nach. Ver stär ken sich


Schmerzen oder treten gar neue auf, die beim Umhergehen<br />

nicht verschwinden, muss der Verband unbedingt abgenommen<br />

werden.<br />

Jede Verbandtechnik ist lehr- und lernbar. Eigene Er fah -<br />

run gen und Modifi kationen werden nicht ausbleiben und<br />

schließlich in die in di vi du el le Verbandtechnik ein ge hen.<br />

Kompressionstherapie [72.73]


Verband aus Kurzzugbinden<br />

Bei der hier dargestellten Verbandtech<br />

nik handelt es sich um<br />

einen modifi zierten Püt ter ver band<br />

mit zwei ge gen läu fi g angelegten<br />

Kurz zug bin den. <strong>Die</strong>se Technik<br />

sichert eine hohe Festigkeit und<br />

eine bessere Haltbarkeit <strong>des</strong> Verban<br />

<strong>des</strong>. 1 2<br />

3<br />

4<br />

5 6<br />

<strong>Die</strong> erste Bindentour beginnt an den Ze hen grund ge len ken von innen<br />

nach außen (1). Der Fuß ist dabei rechtwinklig gestellt.<br />

Nach 2-3 zirkulären oder Kornährentouren um den Mit tel fuß um schließt<br />

die nächste Tour die Ferse und führt über den Innenknöchel zum Rist<br />

zu rück (2).<br />

Mit zwei weiteren Touren werden die Ränder der ersten Tour zu sätz lich<br />

fi xiert. Dabei läuft die Binde zuerst über den oberen Rand um die Fes sel<br />

herum (3) und dann über den unteren Rand in die Fuß wöl bung (4).<br />

Nach einer weiteren Zirkulärtour um den Mittelfuß führt die Binde über<br />

die Sprunggelenksbeuge zur Fessel zurück (5), um dann der Form <strong>des</strong><br />

Bei nes folgend in steilen Touren die Wade zu umschließen (6).


7<br />

8<br />

9 10<br />

11<br />

Von der Kniekehle läuft die Binde über das Fibulaköpfchen zur Wade zurück,<br />

führt dann, der Beinform entsprechend, wieder nach unten (7) und<br />

schließt vorhandene Lücken im Verband.<br />

<strong>Die</strong> 2. Binde wird gegenläufi g von außen nach innen am Knöchel ange<br />

setzt (8) und führt mit der ersten Tour über die Ferse zum Fuß rüc ken<br />

zu rück.<br />

Zwei weitere Touren fi xieren zuerst den oberen (9) und dann den un te ren<br />

Rand der Fersentour.<br />

Anschließend läuft die Binde noch einmal um den Mittelfuß und dann in<br />

glei cher Weise wie die erste steil nach oben (10) und wieder zu rück. Der<br />

fertige Verband (11) wird mit Klammern fi xiert.<br />

Kompressionstherapie [74.75]


Verband aus Varolast- Zinkleimbin<br />

den<br />

Bei allen Zinkleim ver bän den ist<br />

eine ge gen läu fi ge Ver bandtech nik<br />

nicht er for der lich, weil die Fi xie -<br />

rung durch die Zinkleim mas se die<br />

not wen di ge Fe stig keit und dauerhafte<br />

Halt bar keit <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong><br />

si chert.<br />

1<br />

2<br />

Bei Verbänden aus der längs- und<br />

querelastischen Zinkleim bin de<br />

Varolast ist im Ge gen satz zu herkömmlichen<br />

Zinkleimbinden eine<br />

kon ti nu ier li che Bin den füh rung<br />

möglich. Ein Ein- oder Abschneiden<br />

der Bin de ent fällt. <strong>Die</strong> zweidimensionale<br />

Verformbarkeit von<br />

Varolast bleibt dabei ge zielt auf<br />

den Anlegevorgang beschränkt.<br />

3 4<br />

Der Zinkleimverband beginnt in gleicher Weise wie auf den Vorseiten<br />

be schrie ben von innen nach außen (1).<br />

Nach den entsprechenden Touren um Mittelfuß und Ferse sollten<br />

zur Verstärkung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> im Sprunggelenk die Fersentouren<br />

wie der holt werden (2), weil hier eine zwei te gegenläufi ge Binde<br />

nicht ein ge setzt wird.<br />

<strong>Die</strong> Bin den füh rung um den Unterschenkel erfolgt dann eben so<br />

wie mit den bereits be schrie be nen Kurzzugbinden (3).<br />

Abschließend wird der Varolast-Zinkleim ver band durch einen<br />

Stülpa-Über zug geschützt (4).


Alternative An le ge tech nik zur besseren<br />

Haltbarkeit <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong><br />

im Fußbereich.<br />

1<br />

2<br />

3 4<br />

5 6<br />

<strong>Die</strong>se Methode be ginnt mit ei ner von in nen nach außen ver lau fen den<br />

zir ku lä ren Be fe sti gung stour an der Fes sel, da nach führt die Bin de über<br />

die In nen sei te der Fer se zum Hohl fuß (1).<br />

Sie um schließt den Mit tel fuß (2), läuft über den Rist zur Achil les seh ne<br />

(3) und über den äu ße ren Knö chel wie der zur Fuß soh le (4). Nach dem<br />

An he ben <strong>des</strong> Fuß ge wöl bes rollt die Binde, falls ein Kreuzverband vor ge -<br />

se hen ist, in steilen Spi r al tou ren nach oben. Wird jedoch ein Zinkleimverband<br />

unter Verwendung von nur einer Binde angelegt, sind zunächst die<br />

auf Seite 74 beschriebenen zusätzlichen Fer sen- und Befestigungstouren<br />

im Knöchelbereich auszuführen (5).<br />

Alle wei te ren Touren erfolgen wie auf Seiten 74 und 75 beschrieben (6).<br />

Kompressionstherapie [76.77]


Binden für die Kompressionstherapie<br />

Varolast<br />

längs- und querelastische Zinkleimbinden, gebrauchsfertig;<br />

die zweidimensionale Verformbarkeit <strong>des</strong> Bin den ge we bes<br />

ermöglicht eine exakte Bindenführung ohne Ein schnei den<br />

und Abschneiden auch an anatomisch schwie ri gen Übergängen,<br />

dadurch Verbesserung <strong>des</strong> kon ti nu ier li chen Druckabfalls<br />

von distal nach proximal; gut hautverträglich und<br />

schnell trocknend.<br />

Lastobind<br />

dauerelastische Binden mit kurzem Zug, Dehnbarkeit ca.<br />

50 %; sehr hoher, intensiver Arbeitsdruck mit niedrigem<br />

Ru he druck; besonders geeignet für Dauerverbände, wo bei<br />

der Arbeitsdruck auch bei längerem Tragen the ra peu tisch<br />

wirksam bleibt; alterungsbeständig, wasch bar bis 60°;<br />

hautfarben. Lastobind steht auch als La sto bind-Duo in wirtschaftlicher<br />

Doppelpackung mit 8 cm und 10 cm breiten<br />

Binden zur Verfügung; be son ders geeignet für die Verbandtechnik<br />

nach Sigg.<br />

Pütterbinde<br />

besonders kräftige, textilelastische Idealbinden mit kur zem<br />

Zug, Dehnbarkeit ca. 90 %; hoher Ar beits druck mit niedrigem<br />

Ruhedruck; auch bei Dau er ver bän den an hal ten de<br />

Kompressionswirkung; koch- und ste ri li sier fest; hautfarben.<br />

<strong>Die</strong> Pütterbinde ist als Pütter-Ver band mit zwei 10 cm breiten<br />

Binden für die klas si sche ge gen läu fi ge Verbandtechnik<br />

bei der Kom pres si ons the ra pie venö ser Bein leiden erhältlich.<br />

Lastocomp<br />

mit Idealbindengewebe kaschierte Schaumgummibinden<br />

mit kurzem Zug, Dehnbarkeit ca. 60 %, 3 mm stark; gute<br />

Massagewirkung auf den oberfl ächlichen venösen Blutstrom;<br />

besonders geeignet als ergänzender Kom pres sions -<br />

ver band am Oberschenkel; atmungsaktiv und hautverträg-


lich; durch die Kaschierung besonders stra pa zier fä hig; von<br />

Hand waschbar; hautfarben.<br />

HARTMANN Idealbinden<br />

klassische, textilelastische Binden mit kurzem Zug, nach<br />

E DIN 61632-IB-schlingkantig, Dehn bar keit ca. 90 %;<br />

hoher Ar beits druck mit niedrigem Ru he druck, auch in<br />

Ru he la ge zu tragen; koch- und ste ri li sier fest; die Ela sti zität<br />

der Bin den, die beim Tragen nach lässt, kann durch<br />

Waschen zu rück ge won nen werden.<br />

Idealhaft<br />

kohäsive, textilelastische Binden mit kurzem Zug, Dehn bar -<br />

keit ca. 60 %; durch beidseitigen, mikropunktuellen Latexauftrag<br />

sicherer Hafteffekt für rutsch fe sten Sitz; sehr hoher<br />

Ar beits druck mit nied ri gem Ru he druck, auch in Ruhelage<br />

zu tragen; at mungs ak tiv; von Hand wasch bar und mehr fach<br />

ver wend bar, hautfarben.<br />

Hypolastic<br />

elastische, hypoallergene Pfl asterbinden mit kurzem Zug,<br />

Dehn bar keit ca. 60 %, sehr hoher Arbeitsdruck mit niedrigem<br />

Ruhedruck; durch sehr gute Klebekraft rutsch- und<br />

ver schie be fest, wobei die Sta bi li tät <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> auch<br />

bei längerer Tra ge dau er er hal ten bleibt; gute Haut ver -<br />

träg lich keit durch hy po all er ge nen Po lyacrylat kle ber, lässt<br />

sich ohne Hautschutz anlegen und schmerz frei ent fer nen;<br />

be son ders geeignet für Pa ti en ten mit vorgeschädigter Haut;<br />

ther mo sta bil, ste ri li sier fest.<br />

Stülpa<br />

nahtlos gestrickter Schlauchverband mit hoher Längs- und<br />

Querelastizität; ohne Hilfsmittel einfach anzulegen; fal ten -<br />

lo ser Sitz; schützt zuverlässig; verhindert als Über zug bei<br />

Zinkleimverbänden während der Austrock nungspha se ein<br />

Verschmutzen der Wäsche durch die kleb ri ge Konsistenz<br />

<strong>des</strong> Zinkleims.<br />

Kompressionstherapie [78.79]


Medizinische Kompressions- und Stützstrümpfe<br />

für die Erhaltungstherapie<br />

Zur Fortsetzung der Akutbehandlung werden medizinische<br />

Kompressionsstrümpfe empfohlen, deren Druckverhalten<br />

sich folgendermaßen darstellt: Ihr Ruhedruck ist je nach<br />

Kompressionsklasse niedrig bis hoch, der Arbeitsdruck<br />

hängt von der Elastizität <strong>des</strong> Materials ab. Für die Zuordnung<br />

in die verschiedenen Kompressionsklassen ist die<br />

Andruckstärke im Fesselbereich maßgeblich. Für Deutschland<br />

sind von der Gütezeichengemeinschaft (GZG) Kompressionsklassen<br />

von I bis IV festgelegt. Da die Druckwerte<br />

speziell der höheren Kompressionsklassen durchaus die<br />

Druckwerte eines Kompressionsverban<strong>des</strong> mit Binden erreichen,<br />

wird der medizinische Kompressionsstrumpf heute<br />

nicht nur im Bereich der Prophylaxe und Nachsorge gesehen,<br />

sondern auch als Alternative bei bestimmten Basisbehandlungen<br />

(siehe Tabelle Seite 82-83).<br />

VitaSan – medizinische Kompressionsstrümpfe<br />

VitaSan Kompressionsstrümpfe werden therapeutischen<br />

Belangen wie auch den Patientenwünschen nach angenehmem<br />

Tragekomfort mit modischem Chic gleichermaßen<br />

gerecht. <strong>Die</strong> Kompressionsstrümpfe stehen in den Kompressionsklassen<br />

I bis III zur Verfügung, sodass indikationsgerecht<br />

immer mit den richtigen Druckverhältnissen<br />

gearbeitet werden kann. Auch Maßanfertigungen sind<br />

selbstverständlich möglich.<br />

Für den optimalen Tragekomfort der medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />

sorgen die verwendeten Garne, z. B.<br />

spezielle Mikrofasern, aber auch die Art der Verarbeitung,<br />

wie die Abbildungen zeigen. Insgesamt fördert der hohe<br />

Tragekomfort sicherlich die Compliance, was für Arzt und<br />

Patienten nur von Vorteil sein kann.


1<br />

2<br />

<strong>Die</strong> medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />

VitaSan bieten Qualität<br />

im Detail:<br />

1) Versteckte Naht (Hidden Seam)<br />

vorne an den Zehen und eingearbeitete<br />

Pendelferse für faltenfreien<br />

Sitz<br />

2) Kniestrumpf mit rutschfreiem<br />

Sitz und nahtlosem Übergang zum<br />

Soft-Bündchen zur Minderung von<br />

Druckstellen<br />

3) Schenkelstrumpf mit silikonbeschichtetem,<br />

dezentem Noppenoder<br />

modischem Spitzenhaftband,<br />

perfekter Sitz<br />

4) Strumpfhose mit perfekter<br />

Passform, bequemes Höschenteil,<br />

Maschenstopp durch Micro-Mesh-<br />

Gestrick<br />

3 4<br />

VitoFit – Stützstrümpfe<br />

Zur Vervollständigung <strong>des</strong> breiten Sortiments an Produkten<br />

für die Kompressionstherapie dürfen auch Stützstrümpfe<br />

nicht fehlen. VitoFit Stützstrümpfe von HARTMANN üben<br />

durch ihren anatomisch korrekten Druckverlauf eine gezielt<br />

dosierte Stützkraft aus, die von der Fessel zum Oberschenkel<br />

hin abnimmt. Müde und schwere Beine werden<br />

entlastet und der Blutkreislauf wird angekurbelt. VitoFit<br />

Stützstrümpfe sind in drei Stärken und bis zu elf attraktiven<br />

Farben als Kniestrumpf, Schenkelstrumpf oder als Strumpfhose<br />

erhältlich.<br />

Kompressionstherapie [80.81]


Ausgewählte Kompressionsbinden und Kompressionsstrümpfe und ihre Anwendung<br />

Beschreibung<br />

Dehnbarkeit<br />

Arbeits- und Ruhedruck<br />

Varolast<br />

längs-/querelastische Zinkleimbinde für vereinfachtes Anlegen<br />

ohne Schneiden, Elastizität bleibt auf Anlegevorgang beschränkt;<br />

intensiver Arbeitsdruck bis in die tiefen Bereiche der Venen<br />

keine<br />

+++ / +<br />

Lastobind<br />

dauerelastische Binde mit kurzem Zug; sehr hoher, intensiver<br />

Arbeitsdruck mit niedrigem Ruhedruck, Arbeitsdruck bleibt auch<br />

bei längerem Tragen therapeutisch wirksam<br />

ca. 50 %<br />

+++ / +<br />

Pütterbinde/Pütter-Verband<br />

zwei besonders kräftige, textilelastische Idealbinden mit kurzem Zug;<br />

hoher Arbeitsdruck mit niedrigem Ruhedruck, Kompression bleibt<br />

auch nach längerem Tragen therapeutisch wirksam<br />

ca. 90 %<br />

+++ / +<br />

Idealhaft<br />

kohäsive, textilelastische Binde mit kurzem Zug, beidseitiger Hafteffekt<br />

für rutschfreien Sitz, sehr hoher Arbeitsdruck mit niedrigem<br />

Ruhedruck, auch in Ruhelage zu tragen, atmungsaktiv<br />

ca. 60 %<br />

++ / +<br />

VitaSan classic, satinell und fine als Kniestrumpf, Schenkelstrumpf und Strumpfhose<br />

medizinische Kompressionsstrümpfe aus unterschiedlichem Gestrick:<br />

von kräftig bis feinmaschig, in den Kompressionsklassen I bis III,<br />

erfüllen die Anforderungen <strong>des</strong> Medizinproduktegesetzes, CE-Kennzeichnung<br />

und Gütezeichen der Gütegemeinschaft Medizinische<br />

Kompressionsstrümpfe e. V., ausgezeichnet mit „Öko-Tex-Standard<br />

100“<br />

Kompressionsklasse I:<br />

18 -21 mmHg,<br />

leichte Oberfl ächenwirkung<br />

Kompressionsklasse II:<br />

23-32 mmHg,<br />

mittlere Ober fl ächenwirkung<br />

Kompressionsklasse III*:<br />

34-46 mmHg,<br />

Oberfl ächen- und Tiefenwirkung<br />

* nur VitaSan classic


Anwendung<br />

zur schnellen Entstauung und Beseitigung hartnäckiger Ödeme,<br />

Dauerverband bei Ulzerationen im nicht nässenden Stadium<br />

Wechselverband zur Ulkusbehandlung, bei allen akuten und<br />

chronischen venösen Stauungsödemen, nach Varizenverödungen,<br />

bei Thrombophlebitis<br />

Wechselverband zur Ulkusbehandlung, bei allen akuten und<br />

chronischen venösen Stauungsödemen, nach Varizenverödungen,<br />

bei Thrombophlebitis<br />

gut haltbarer Verband bei chronischen venösen Stauungsödemen,<br />

zur Nachbehandlung abgeheilter Ulzerationen<br />

Schwere- und Müdigkeitsgefühl in den Beinen, geringe Varicosis<br />

ohne wesentliche Ödemneigung, beginnende Schwangerschaftsvaricosis<br />

leichtere Varicosis mit oberfl ächigem Ödem, venöse Insuffi zenz infolge<br />

Varicosis, nach Abheilung unerheblicher Ulzerationen, nach oberfl<br />

ächlichen Thrombophlebitiden, nach Sklerosierung, nach Stripping,<br />

bei stärkerer Schwangerschaftsvaricosis, zur Thromboseprophylaxe<br />

starke Varicosis mit Ödem, CVI infolge postthrombotischen Syndroms,<br />

posttraumatisches Ödem, nach abgeheiltem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong>,<br />

nach Sklerosierung, nach Stripping<br />

Kompressionstherapie [82.83]


Glossar und Stichwortverzeichnis<br />

A<br />

akral › die Körper- und Gliedmaßenenden<br />

betreffend (Akren =<br />

äußerste Enden <strong>des</strong> Körpers, z. B.<br />

Finger-, Zehenendglieder)<br />

Allgemeinstatus, Erhebung › 20<br />

Anamnese › systematische<br />

(Patienten)befragung › 17<br />

Ankylosen › Gelenksteife (Knochenverwachsungen)<br />

infolge von<br />

Krankheitsprozessen im Gelenkinneren,<br />

z. B. bei chronischer<br />

Polyarthritis<br />

arterieller Status, Erhebung › 19<br />

Atrauman Ag (silberhaltige<br />

Salbenkompresse) › 56<br />

B<br />

Beschwerden › 18<br />

C<br />

chirurgische Nekrosenabtragung<br />

› 38<br />

chronische Wunde › 34<br />

chronisch venöse Insuffi zienz<br />

(CVI) › 11<br />

Cutis › lat. Haut, bestehend<br />

aus der Epidermis (Oberhaut) und<br />

Dermis (Lederhaut)<br />

D<br />

Dekompensation › das Entgleisen/Versagen<br />

<strong>des</strong> natürlichen<br />

Ausgleichsvermögens <strong>des</strong> Körpers<br />

(Kompensationsmechanismen)<br />

auf Funktionsstörungen<br />

differenzialdiagnostische<br />

Abklärung › 20<br />

Dilatation › Erweiterung/<br />

Aufdehnung von Hohlorganen<br />

oder Blutgefäßen durch krankhafte<br />

Prozesse oder instrumentell<br />

zu diagnostisch-therapeutischen<br />

Zwecken<br />

Disposition › besondere<br />

Veranlagung/Anfälligkeit, ererbt<br />

oder erworben, bestimmte Krankheiten<br />

zu entwickeln<br />

distal › körperfern, weiter von<br />

der Körpermitte entfernt<br />

Diuretika › harntreibende<br />

Substanzen › 28<br />

E<br />

Entstehungsursachen › 6 ff.<br />

F<br />

feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> › 35<br />

H<br />

Hämodynamik › Lehre von der<br />

Bewegung <strong>des</strong> Blutfl usses in den<br />

Gefäßen bzw. den dafür verantwortlichen<br />

Kräften<br />

Hydrocoll (saugfähiger<br />

Hydrokolloid-Verband) › 53<br />

Hydrosorb (transparenter<br />

Hydrogel-Verband) › 55<br />

Hypertonus › Bluthochdruck<br />

I<br />

Infektionsprophylaxe und<br />

-bekämpfung › 39<br />

Insuffi zienz › ungenügende<br />

Funktion bzw. Leistung eines<br />

Organs oder Organsystems<br />

invasive Therapieverfahren › 26<br />

K<br />

kausal › ursächlich<br />

Klappenagenesie › Agenesie =<br />

fehlende Anlage bzw. Entwicklung<br />

eines Körperteils, angeboren,<br />

hier: fehlende Anlage von Venenklappen<br />

Klinik und Diagnostik › 16 ff.<br />

kompensieren › ausgleichen<br />

(einer Schwäche bzw. Funktionsstörung)<br />

Kompressionsbinden<br />

HARTMANN Idealbinden › 79<br />

Hypolastic › 79<br />

Idealhaft › 79<br />

Lastobind › 78<br />

Lastocomp › 78<br />

Pütterbinde › 78<br />

Varolast › 78<br />

Kompressionsstrümpfe<br />

VitaSan › 80<br />

Kompressionsverband › 25<br />

Kompressionsverband › 62 ff.<br />

Anlegetechnik › 70<br />

Bindenmaterialien › 65<br />

Wirkungsweise › 63<br />

Kontraktion › Zusammenziehen<br />

eines Objektes, med.: z. B.<br />

Kontraktion, aktives Anspannen<br />

von Muskeln<br />

Kurzzugbinden › 69


M<br />

manifest › offenkundig, deutlich,<br />

med.: das Erkennbarwerden<br />

einer Krankheit durch die entsprechenden<br />

Symptome<br />

Mediasklerose › Kalkeinlagerungen<br />

in der mittleren Schicht<br />

(Media) der Gefäßwand großer<br />

Arterien, z. B. häufi g bei Diabetes<br />

mellitus<br />

medikamentöse Therapie › 28<br />

Multimorbidität › gleichzeitiges<br />

Bestehen mehrerer Erkrankungen<br />

bei einem Patienten<br />

O<br />

Obliteration, obliterierend ›<br />

Verschluss <strong>des</strong> Lumens eines<br />

Körperhohlraums, angeboren,<br />

erworben durch entzündliche<br />

Prozesse oder operativ, z. B. bei<br />

Venenverödung<br />

Ödembildung › 18<br />

Ödemprotektiva › 28<br />

Option › Auswahlmöglichkeit<br />

orthopädische Auffälligkeiten<br />

› 19<br />

P<br />

paratibiale Fasziotomie › 27<br />

Pathophysiologie › zusammengesetzter<br />

Begriff aus Pathologie =<br />

Lehre von krankhaften Veränderungen<br />

im Körper und Physiologie<br />

= Lehre von der Funktionsweise<br />

<strong>des</strong> Körpers<br />

Perforansligatur › 27<br />

peri › um etwas herum<br />

periulzeröses Ekzem › in der<br />

Umgebung <strong>des</strong> Ulkus › 41<br />

perivaskulär › in der Umgebung<br />

von Blut- und Lymphgefäßen<br />

PermaFoam (hydroaktiver<br />

Schaumverband) › 50<br />

Polypragmasie › nicht kritisches<br />

Ausprobieren/Anwenden zahlreicher<br />

Medikamente und Behandlungsmethoden<br />

im Einzelfall<br />

postthrombotisches<br />

Syndrom › 14<br />

Prädilektionsstelle › von einem<br />

bestimmten Krankheitsprozess<br />

bevorzugt befallene Körperstellen<br />

Prognose › begründete<br />

Vorhersage, dass unter feststehenden<br />

Bedingungen bestimmte<br />

Ergebnisse eintreten werden,<br />

med.: Vorhersage über den wahrscheinlichen<br />

Verlauf und Ausgang<br />

einer Krankheit<br />

Proliferation › Vermehrung von<br />

Gewebe durch Wucherung als<br />

Folge entzündlicher Prozesse,<br />

z. B. im Rahmen der Wundheilung<br />

im Anschluss an die Entzündungsphase<br />

proximal › näher zur Körpermitte<br />

hin gelegen<br />

Pütterverband › 74<br />

R<br />

Reinigung durch feuchte<br />

<strong>Wundbehandlung</strong> › 38<br />

Relaxation › Entspannung,<br />

physiol.: Erschlaffung kontraktiler<br />

Gewebe nach aktiver Spannung<br />

Retention › Zurückhalten,<br />

Rückhalt<br />

rezidivierend › wiederkehrend,<br />

med.: Wiederauftreten (-leben)<br />

einer Krankheit nach ihrer<br />

Abheilung<br />

S<br />

Schmerztherapie › 30<br />

Sklerosierung › 26<br />

Sorbalgon (tamponierbare Calciumalginat-Kompressen)<br />

› 49<br />

Stülpa (nahtlos gestrickter<br />

Schlauchverband) › 79<br />

Stützstrümpfe<br />

VitoFit › 81<br />

Subcutis › Unterhaut, bestehend<br />

aus Fettgewebe, schließt an die<br />

Lederhaut (Dermis) an<br />

suffi zient › ausreichend, genügend<br />

(Gegenteil: insuffi zient)<br />

T<br />

TenderWet (Wundkissen mit<br />

Superabsorber) › 44<br />

Therapie › 24 ff.<br />

therapierefraktär › eine Erkrankung<br />

spricht auf die (üblichen)<br />

Behandlungen nicht mehr an<br />

therapierefraktäre Ulzera › 43<br />

U<br />

Ulkuslokalisation › 17<br />

Glossar und Stichwortverzeichnis [84.85]


Ulkusumgebung, Zustand › 18<br />

V<br />

Varicosis › 12<br />

Veneninsuffi zienz<br />

chronische › 11<br />

subfasziale › 14<br />

suprafasziale › 12<br />

venentonisierende<br />

Pharmaka › 28<br />

venöser Rückstrom › 9<br />

venöser Status, Erhebung › 19<br />

Verbandtechniken › 74<br />

W<br />

Wundaufl agen › 44 ff.<br />

<strong>Wundbehandlung</strong> › 32 ff.<br />

<strong>Wundbehandlung</strong><br />

Epithelisierungssphase › 42<br />

Granulationsphase › 40<br />

Reinigungsphase › 37<br />

Wundgrund,<br />

Beschaffenheit › 18<br />

Wundheilungsphasen › 33<br />

Wundheilungsstörungen › 28<br />

Z<br />

Zinkleimbinden › 68<br />

Zinkleimverband › 76


Literatur<br />

Altenkämper, H., Felix, W., Gericke, A., Gerlach H.-E.,<br />

Hartmann, M.:<br />

Phlebologie für die Praxis,<br />

Walter de Gruyter, Berlin / New York, 1991<br />

Galli, K.-H., Wolf, H., Paul, E.:<br />

Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum unter Berücksichtigung<br />

neuerer pathologischer Gesichtspunkte,<br />

in: Phlebologie 1992; 21: 183-7<br />

Gericke, A.: <strong>Die</strong> Behandlung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum,<br />

in WundForum 1/98<br />

Hach, W.: Venen<br />

Sonderdruck der Ärzte-Zeitung, Neu-Isenburg<br />

Lohfi nk, H.-D.:<br />

Konservative Phlebologie,<br />

F.K. Schattauer Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 1997<br />

Niedner, R., Vanscheidt, W.: <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />

in: Sedlarik, K. M. (Hrsg.):<br />

Wundheilung,<br />

Gustav Fischer Verlag, Jena / Stuttgart, 1993<br />

Sedlarik, K. M. (Hrsg.):<br />

Wundheilung,<br />

Gustav Fischer Verlag, Jena / Stuttgart, 1993<br />

Venöse Beinleiden<br />

pharmdidakt, Band 2/80,<br />

pmi-pharm & medical inform. Verlags-GmbH, Frankfurt<br />

Literatur und Bildnachweis [86.87]


Bildnachweis<br />

CNRI / SPL / Focus (S. 1, 6)<br />

Fermariello, M. / SPL / Focus (S. 16)<br />

King-Holmes, J. / SPL / Focus (S. 19)<br />

Kowollik, B (S. 47)<br />

Lange, N. / Okapia (S. 20)<br />

Lippert, H. (S. 39)<br />

Looks, A. (S. 17)<br />

Meckes, O. / Eye of Science / Focus (S. 8)<br />

Schepler, H. (S. 42)<br />

Tautenhahn, J. (S. 17, 21, 22)<br />

Vanscheidt, W. (S. 12, 18, 22, 26, 27, 38)<br />

Winter, H. (S. 22, 48)<br />

Zimmermann, M. (S. 52)<br />

Alle anderen Abbildungen aus dem Archiv der<br />

PAUL HARTMANN AG


DE – PAUL HARTMANN AG<br />

89522 Heidenheim<br />

AT – PAUL HARTMANN Ges.m.b.H<br />

2355 Wiener Neudorf<br />

CH – IVF HARTMANN AG<br />

8212 Neuhausen<br />

Aktuelle Themen aus den<br />

Bereichen Medizin und Pfl ege<br />

behandelt die Schriftenreihe der<br />

HARTMANN medical edition.<br />

Dabei steht nicht nur Basiswissen<br />

im Vordergrund, sondern auch<br />

die Vorstellung fachbezogener und<br />

interdisziplinärer Entwicklungen.<br />

Der produktübergreifenden Information<br />

kommt hierbei ein besonderer<br />

Stellenwert zu.<br />

In einer Zeit rasch aufeinander<br />

folgender wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

muss Information vor<br />

allem auch aktuell sein. Mit diesem<br />

Anspruch will diese Buchreihe<br />

nicht nur erfahrenen Fachkräften<br />

ein Ratgeber sein. Auch denjenigen,<br />

die sich erstmalig auf neue<br />

Gebiete in Medizin und Pfl ege<br />

begeben, werden zeitgemäße<br />

Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt<br />

und nützliche Tipps gegeben.<br />

Damit setzen wir den Leitgedanken<br />

unseres Unternehmens<br />

in die Praxis um: HARTMANN hilft<br />

heilen.<br />

ISBN 3-929870-42-8<br />

B33 (805) 086 316/1

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