Die phasengerechte Wundbehandlung des Ulcus cruris ... - Bak-24.de
Die phasengerechte Wundbehandlung des Ulcus cruris ... - Bak-24.de
Die phasengerechte Wundbehandlung des Ulcus cruris ... - Bak-24.de
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
medicaledition<br />
<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong><br />
<strong>Wundbehandlung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
<strong>Wundbehandlung</strong>
<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong><br />
<strong>Wundbehandlung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum
Herausgegeben von der<br />
PAUL HARTMANN AG<br />
D-89522 Heidenheim<br />
http://www.hartmann.info<br />
Konzeption, Gestaltung,<br />
redaktionelle Bearbeitung und<br />
Herstellung:<br />
CMC Medical Information<br />
D-89522 Heidenheim<br />
Wissenschaftliche Bearbeitung:<br />
Dr. med. Andreas Gericke,<br />
Phlebologe und Angiologe,<br />
Traunstein<br />
3. überarbeitete und erweiterte<br />
Aufl age August 2005<br />
© PAUL HARTMANN AG<br />
ISBN 3-929870-42-8<br />
(ISBN 3-929870-01-0<br />
Erstausgabe)<br />
gedruckt auf chlorfrei<br />
gebleichtem Papier
Inhaltsübersicht<br />
Vorwort 5<br />
Entstehungsursachen <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
– Anatomie der Beinvenen<br />
– Physiologie und Pathophysiologie <strong>des</strong> venösen Rückstroms<br />
– Pathophysiologie der CVI<br />
Klinik und Diagnostik <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum 16<br />
<strong>Die</strong> Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
– Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />
– Invasive Therapieverfahren<br />
– Operative Eingriffe zur Ulkussanierung<br />
– Adjuvante medikamentöse Therapie<br />
– Identifi zierung von Wundheilungsstörungen<br />
– Schmerztherapie<br />
<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Reinigungsphase<br />
– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Granulationsphase<br />
– <strong>Wundbehandlung</strong> in der Epithelisierungsphase<br />
– TenderWet – Wundkissen mit Superabsorber<br />
– Sorbalgon – tamponierbare Calciumalginat-Kompressen<br />
– PermaFoam – hydroaktiver Schaumverband<br />
– Hydrocoll – saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />
– Hydrosorb – transparenter Hydrogel-Verband<br />
– Atrauman Ag – silberhaltige Salbenkompresse<br />
Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />
– <strong>Die</strong> Bindenmaterialien<br />
– Allgemeine Grundsätze zur Anlegetechnik<br />
– Binden für die Kompressionstherapie<br />
Glossar und Stichwortverzeichnis<br />
Literatur und Bildnachweis<br />
6<br />
7<br />
9<br />
12<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
28<br />
30<br />
32<br />
37<br />
40<br />
42<br />
44<br />
49<br />
50<br />
53<br />
55<br />
56<br />
62<br />
65<br />
70<br />
78<br />
84<br />
87<br />
[2.3]
Vorwort<br />
Venenveränderungen und Venenleiden zählen zu den<br />
meistverbreiteten Befi ndens- und Gesundheitsstörungen,<br />
und man schätzt, dass etwa zwei Millionen Bun<strong>des</strong>bürger<br />
mit einem venös bedingten Unterschenkelgeschwür behaftet<br />
sind. <strong>Die</strong>se Zahl verdeutlicht die soziale und sozialökonomische<br />
Relevanz dieses Leidens. Welche Minderung<br />
an Lebensqualität ein chronisches Geschwürsleiden für<br />
den Betroffenen mit sich bringt, geht jedoch daraus nicht<br />
hervor. Viele Ulkuspatienten haben einen jahrzehntelangen<br />
Leidensweg aufgrund inadäquater und frustranter Therapieversuche<br />
hinter sich und fügen sich oftmals mit großer<br />
Schicksalsergebenheit in das anscheinend Unvermeidliche.<br />
Durch moderne, wenig belastende Diagnoseverfahren und<br />
entsprechende Behandlungskonzepte ist das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
venosum heute aber durchaus beherrschbar geworden.<br />
Wesentlich hierfür sind allerdings ausreichende Kenntnisse<br />
der komplexen medizinischen Problematik sowie die<br />
Fähig keit <strong>des</strong> Arztes, den Patienten für eine zuweilen lang<br />
andauernde Behandlung zu motivieren. Denn gerade die<br />
Tatsache, dass es in den wenigsten Fällen zur schnellen<br />
Ulkusabheilung kommt, verursacht Probleme. Arzt und<br />
Patient verlieren die Geduld und unwissenschaftliche Polypragmasie<br />
ersetzt nicht selten die konsequente Kompressionstherapie<br />
und <strong>Wundbehandlung</strong>.<br />
In dieser medical edition sollen auf pathophysiologischen<br />
Erkenntnissen begründete Therapiekonzepte im Rahmen<br />
konservativer Maßnahmen dargestellt werden. Sie stützen<br />
sich auf den Kompressionsverband als Basistherapie und<br />
zeigen die Möglichkeiten einer <strong>phasengerechte</strong>n <strong>Wundbehandlung</strong><br />
unter Anwendung hydroaktiver Wundaufl agen<br />
auf, weil sich die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> bei chronischen<br />
Ulzera als besonders effektiv erwiesen hat.<br />
[4.5]
Entstehungsursachen<br />
<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Das Ul cus <strong>cruris</strong> venosum spiegelt die schwerste durch<br />
chronisch venöse Insuffi zienz verursachte Stoff wech sel -<br />
stö rung in der Cutis und Subcutis wider. Um die Er kran -<br />
kungs me cha nis men zu verstehen, sind einige Kennt nis se<br />
zur Ana to mie <strong>des</strong> Beinvenensystems und der pathophysiologischen<br />
Vorgänge erforderlich.
Anatomie der Beinvenen<br />
Nach anatomischen Kriterien wird das Beinvenensystem in<br />
die Bereiche <strong>des</strong> oberfl ächlichen oder suprafaszialen und<br />
<strong>des</strong> tiefen oder subfaszialen Venensystems unterteilt. Beide<br />
Bereiche bilden durch die so genannten Verbindungsvenen<br />
eine funktionelle Einheit.<br />
<strong>Die</strong> suprafaszialen Venen liegen in der Cutis und Subcutis,<br />
also außerhalb der Faszie, einer bindegewebigen Umhüllung<br />
der Muskulatur. Sie sind durch zahlreiche Seitenäste<br />
miteinander vernetzt und stellen sich als ausgedehnte<br />
Venengefl echte dar, die das Oberfl ächenblut in die tiefen<br />
Venen drainieren, durch ihre hohe Speicherkapazität<br />
aber auch Aufgaben der Blutvolumenregulierung erfüllen.<br />
<strong>Die</strong> oberfl ächlichen Venen sammeln sich in den beiden<br />
Hauptstammvenen, der Vena saphena magna und der<br />
Vena saphena parva. <strong>Die</strong> Vena saphena parva mündet im<br />
Bereich der Kniekehle in die tiefe Beinvene Vena poplitea<br />
ein, während die Vena saphena magna unterhalb <strong>des</strong><br />
Leistenban<strong>des</strong> in die tiefe Oberschenkelvene, die Vena<br />
femoralis, übergeht.<br />
<strong>Die</strong> subfaszialen Venen verlaufen als größere Gefäße interbzw.<br />
intramuskulär innerhalb der Faszie und sind paarig<br />
den jeweiligen Arterien zugeordnet. Sie dienen als Blutsammler<br />
und transportieren das Blut zum Herzen zurück,<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Schematische Darstellung <strong>des</strong> Beinvenensystems<br />
(suprafasziale Venen: dunkel / subfasziale Venen: hell)<br />
1) subfasziale Oberschenkelvene (Vena fe mo ra lis)<br />
2) Dodd’sche Venen<br />
3) suprafasziale Stammvene (Vena saphena magna)<br />
4) subfasziale Knie keh len ve ne (Vena po pli tea)<br />
5) hintere subfasziale Schien bein ve ne (Vena tibiales posterior)<br />
6) Boyd’sche Venen<br />
7) vordere subfasziale Schien bein ve ne (Vena tibialis anterior)<br />
8) Cockett’sche Venen<br />
9) Venenbogen <strong>des</strong> Fußrückens<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Entstehungsursachen [6.7]
weshalb sie auch als Leit- oder Transportvenen bezeichnet<br />
werden. <strong>Die</strong> Unterschenkelvenen Vena tibialis anterior und<br />
posterior sammeln sich zur Vena poplitea, die sich weiter<br />
herzwärts als Vena femoralis fortsetzt.<br />
Schematische Darstellung<br />
1) Vene<br />
2) offene Venenklappe<br />
3) geschlossene Venenklappe<br />
2<br />
1<br />
3<br />
<strong>Die</strong> Verbindungen innerhalb eines Venensystems, z. B. nur<br />
im suprafaszialen, erfolgen über die Venae communicantes.<br />
<strong>Die</strong> Verbindungen zwischen dem supra- und subfaszialen<br />
Venensystem hingegen werden durch zahlreiche<br />
Perforansvenen (Venae perforantes) hergestellt, die dazu<br />
die Faszie „perforieren“. Wichtige Gruppen sind die sog.<br />
Cockett’schen Venen im Fesselbereich, die Boyd’schen<br />
Venen unterhalb <strong>des</strong> Kniegelenkes und die Dodd’schen<br />
Venen am Oberschenkel.<br />
Praktisch alle Venen verfügen über mehr oder weniger zahlreiche<br />
Venenklappen, die als Volumenventile fungieren. Sie<br />
sorgen dafür, dass das Blut nur in eine Richtung, nämlich<br />
herzwärts bzw. von der Oberfl äche in die Tiefe, strömen<br />
kann.<br />
Schnitt durch eine Arterie (links)<br />
und eine Vene (rechts) in einem<br />
Muskelgewebe. <strong>Die</strong> Arterienwände<br />
sind dick und bestehen aus stark<br />
kontraktilen elastischen Fasern,<br />
um auch plötzlichen Blutdruckerhöhungen<br />
stand hal ten zu kön nen.<br />
<strong>Die</strong> Venen sind we ni ger kontraktil<br />
ge baut, ha ben aber ent spre chend<br />
ihren Drai na ge- und Trans port -<br />
auf ga ben ein grö ße res Volumen.
Physiologie und Pathophysiologie<br />
<strong>des</strong> venösen Rückstroms<br />
Für den Rücktransport <strong>des</strong> Blutes zum rechten Herzen sind<br />
zur Überwindung <strong>des</strong> hohen hydrostatischen Gesamtdruckes,<br />
der auf dem Beinvenensystem bei aufrechter Körperhaltung<br />
lastet, verschiedene physiologische Antriebskräfte<br />
und Hilfsmechanismen erforderlich. Zur Wirkung kommen<br />
dabei das Prinzip der kommunizierenden Röhren mit dem<br />
postkapillaren Restdruck, respiratorische Druckschwankungen<br />
im Brust- und Bauchraum sowie die elastische Ansaugung<br />
<strong>des</strong> Herzens. Der leistungsfähigste Faktor aber ist die<br />
Funktionseinheit der Wadenmuskelpumpe.<br />
Bei Bewegung der Beine werden die tiefen Venen mit jeder<br />
Muskelkontraktion komprimiert. Das Blut wird auf diese<br />
Weise herzwärts gedrückt, wobei die Venenklappen ein<br />
Zurücksacken <strong>des</strong> Blutes verhindern. Während der Muskelrelaxation<br />
kommt es außerdem durch entsprechende<br />
Ausdehnung zu einem Unterdruck in den tiefen Venen,<br />
sodass aus den weiter distal angeordneten Venenabschnitten<br />
sowie aus den suprafaszialen Venengefl echten über<br />
die Perforansvenen Blut angesaugt wird. Ergänzt wird die<br />
wechselnde Druck-Saugwirkung der Muskelpumpe durch<br />
entsprechende Mechanismen an den Gelenken und durch<br />
das Widerlager der Faszie. Letztere sorgt dafür, dass der bei<br />
der Kontraktion aufgebaute Druck auch nach innen wirkt.<br />
Durch das Zusammenspiel dieser Mechanismen wird das<br />
Blut in mehreren hintereinander geschalteten und aufeinander<br />
abgestimmten Etagen aus dem Fuß, über das<br />
Sprunggelenk, durch die Wade, die Kniekehle, den Oberschenkel<br />
und die Leiste paternosterartig herzwärts gehoben<br />
und gleichzeitig auch durch die Perforansvenen aus dem<br />
suprafaszialen Gefl echt abgeschöpft. Das Blut fl ießt also<br />
von der Oberfl äche zur Tiefe und von distal nach proximal;<br />
der Venendruck sinkt ab.<br />
1 2<br />
Schematische Darstellung der<br />
Wadenmuskelpumpe bei Kontraktion<br />
(1) und Erschlaffung<br />
(Relaxation/2) der Muskeln:<br />
Krei se = Querschnitte durch entspannte<br />
und kontrahierte Mus keln<br />
mit intramuskulären Leitvenen<br />
und transfaszialen Venen auf<br />
verschiedenen Ebe nen,<br />
Faszie = grün<br />
Entstehungsursachen [8.9]
Es muss betont werden, dass trotz entsprechender experimenteller<br />
Untermauerung obige Darlegungen in vielerlei<br />
Hinsicht noch immer ein Denkmodell darstellen und dass<br />
die sehr komplexen physiologischen Funktionsabläufe und<br />
-zusammenhänge nur teilweise aufgeklärt werden konnten.<br />
Gesichert ist, dass die der Einfachheit halber Wadenmuskelpumpe<br />
genannte komplexe Funktionseinheit bei Bewegung<br />
im Mittelpunkt eines programmierten Ablaufes im Sinne<br />
einer so genannten Aktivitätskette steht.<br />
Ist nun der Rücktransport <strong>des</strong> Blutes zum Herzen gestört<br />
(Veneninsuffi zienz), wird weniger Blut aus den vorgeschalteten<br />
Venenabschnitten abgeschöpft und der Venendruck<br />
fällt weniger ab (venöse Hypertonie). <strong>Die</strong> Überlastung der<br />
Venen wirkt sich im Sinne einer Rückwärtsdekompensation<br />
bis in die Kapillaren der Endstrombahn aus. <strong>Die</strong> für einen<br />
geregelten Stoffaustausch erforderlichen Niederdruckwerte<br />
können nicht entstehen, die venöse Strömung verlangsamt<br />
sich oder sistiert gar. Der Stoffwechsel, insbesondere an<br />
Cutis oder Subcutis, wird beeinträchtigt. Auf Dauer ist<br />
davon auch das Lymphsystem betroffen, das nur in den Anfangsphasen<br />
einer Abfl ussstörung die interstitielle Flüssigkeitszunahme<br />
durch vermehrten Lymphfl uss kompensieren<br />
kann.<br />
<strong>Die</strong> am frühesten erkennbare Folge der Entsorgungsstörung<br />
ist das Ödem, das neuerliche Druckerhöhungen sowie<br />
Flüssigkeitseinlagerungen zur Folge hat und somit die Stoffwechselstörungen<br />
verstärkt. Es kommt zu perivaskulären<br />
Fibrosierungs-, Degenerations- und Entzündungsprozessen<br />
mit trophisch bedingten Hautveränderungen. Über weitere<br />
obliterierende Entzündungsabläufe an den Venolen und<br />
Arteriolen entwickelt sich schließlich zunächst in Arealen<br />
mit ungünstiger venöser Hämodynamik ein <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> als<br />
nunmehr sichtbares Zeichen eines dekompensierten venösen<br />
Hypertonus.
Schweregrad, Sitz und Bestandsdauer der Ablaufstörung<br />
sowie Grad und Dauer der Belastung <strong>des</strong> Beinvenensystems<br />
bestimmen die verschiedenen klinischen Erscheinungsbilder,<br />
die sich allmählich und stetig verstärkend ausbilden.<br />
Sie werden unter dem Symptomenkomplex der chronischen<br />
Veneninsuffi zienz (CVI) zusammengefasst und üblicherweise<br />
nach Widmer in drei Schweregrade eingeteilt.<br />
Grad I der chronisch venösen Insuffi zienz ist durch um die<br />
Knöchel und oberhalb <strong>des</strong> Fußgewölbes angeordnete, besenreiserartige<br />
Venen (Corona phlebectatica) und Knöchelödeme<br />
gekennzeichnet.<br />
Grad II äußert sich durch Hyperpigmentierungen der Haut,<br />
Unterschenkelödem und Dermatoliposklerose. <strong>Die</strong> Haut<br />
ist fest mit der Fascia <strong>cruris</strong> verbacken, nicht in Falten abhebbar<br />
und zeigt vermehrten Glanz. Als Extremvariante<br />
der Dermatoliposklerose gilt die Atrophie blanche (auch<br />
als Capillaritis alba bezeichnet), die fast ausschließlich<br />
als Folge einer CVI vorkommt. Charakteristisch für diese<br />
1 2<br />
1) Ausgeprägte Dermatoliposklerose<br />
bei einer CVI Grad II, die<br />
auf eine zunehmende Fibrosierung<br />
von Cutis und Subcutis zurückzuführen<br />
ist.<br />
2) Atrophie blanche mit<br />
den weißen atrophischen Hautveränderungen<br />
3) Flori<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
bei Grad III<br />
4) Sog. Gamaschenulkus, das den<br />
gesamten Unterschenkel erfasst<br />
hat.<br />
3 4<br />
Entstehungsursachen [10.11]
Hautverän derung sind weiße, atrophische, münz- bis handtellergroße<br />
Herde. Sie sind bevorzugt in der Knöchelregion<br />
bzw. im Narbenbereich abgeheilter Ulzerationen lokalisiert.<br />
Grad III manifestiert sich als fl ori<strong>des</strong> oder abgeheiltes <strong>Ulcus</strong><br />
<strong>cruris</strong> venosum. Es hat als Prädilektionsstelle die perimalleoläre<br />
Region (Bisgaard’sche Kulisse), kann jedoch auch<br />
an anderen Stellen am Unterschenkel auftreten. Bei ausgedehnten<br />
Geschwüren, die zirkulär den gesamten Unterschenkel<br />
befallen, spricht man von einem Gamaschenulkus.<br />
Pathophysiologie der CVI<br />
Eine chronische Veneninsuffi zienz kann sich sowohl aus einer<br />
primären Varicosis ergeben als auch den Folgezustand<br />
eines postthrombotischen Syndroms darstellen, wobei die<br />
anatomische Lokalisation <strong>des</strong> Strömungshindernisses als<br />
entscheidender Faktor für die klinische Prognose gilt.<br />
Suprafasziale Veneninsuffizienz / primäre Varicosis<br />
<strong>Die</strong> wichtigste Erkrankung <strong>des</strong> oberfl ächlichen Beinvenensystems<br />
ist die primäre Varicosis oder das Krampfaderleiden.<br />
Krampfadern oder Varizen sind sack- oder schlauchförmig<br />
überdehnte Venen, deren typisch geschlängelter<br />
Verlauf unter der Haut gut sichtbar ist. Ursache für ihre<br />
Entstehung kann eine Klappenagenesie (angeborene<br />
fehlende Anlage der Venenklappen) sein, häufi ger führt<br />
jedoch ererbter oder altersbedingter Elastizitätsverlust der<br />
Krampfadern sind kei nes wegs nur<br />
ein „Schönheitsfehler“. Gefäßerweiterung<br />
und Klappeninsuffi zienz<br />
können über die Perforansvenen<br />
auf die tiefen Venen über grei fen<br />
und zu chro ni scher Ve nen in -<br />
suf fi zi enz mit Ausbildung eines<br />
Ulkus führen.
1 2 3<br />
Darstellung der Blutrückströmung:<br />
1) Im physiologischen Status<br />
2) Bei primärer Varicosis: Ein<br />
Klappenschluss ist durch die Gefäßdilatation<br />
nicht mehr möglich, der<br />
Blutstrom kehrt sich um.<br />
3) Bei sekundärer Varicosis: Durch<br />
Vernarbung und Elastizitätsverlust<br />
der subfaszialen Venen nach<br />
tiefer Beinthrombose kommt es<br />
zur Klappeninsuffi zienz, das Blut<br />
strömt über die Perforansvenen in<br />
das suprafas ziale System zurück.<br />
Venenwände zu Gefäßdilatation und Klappeninsuffi zienz.<br />
Begünstigt wird diese anlagebedingte Disposition u. a.<br />
durch Faktoren wie beispielsweise hormonelle Einfl üsse<br />
während einer Schwangerschaft, Bewegungsmangel oder<br />
entzündliche Prozesse. Betreffen Lumenerweiterung und<br />
Klappeninsuffi zienz das Gebiet der Stammvenen (Vena<br />
saphena magna und parva), wird die Erkrankung als<br />
Stammvaricosis bezeichnet. Eine Astvaricosis liegt vor,<br />
wenn die Seitenäste der Stammvenen davon befallen sind,<br />
variköse Erweiterungen der Vv. communicantes bezeichnet<br />
man als retikuläre Varicosis.<br />
Da nur etwa 10 % <strong>des</strong> venösen Blutes über die oberfl ächlichen<br />
Venen zum Herzen zurücktransportiert werden,<br />
kann ein Funktionsausfall einzelner Venenabschnitte<br />
durch Ausweichen auf andere Venengefl echte oder aber<br />
durch Übernahme der Transportaufgaben durch die intakten<br />
tiefen Leitvenen meist ohne Probleme kompensiert<br />
werden. Das klinische Bild verändert sich jedoch gravierend,<br />
wenn Lumen erweiterung und Klappeninsuffi zienz<br />
auf die Perforansvenen und subfaszialen Venen übergreifen.<br />
Es kommt zur Umkehr der venösen Fließrichtung und<br />
damit zu Störungen <strong>des</strong> physiologischen Rücktransportes<br />
im Sinne eines sog. Privatkreislaufes.<br />
Entstehungsursachen [12.13]
Der beim Gehen durch die Wadenmuskelpumpe einsetzende<br />
Druckabfall ist vermindert oder fehlt völlig (venöse<br />
Hypertonie), die Funktionsfähigkeit der Venenklappen wird<br />
zunehmend eingeschränkt. <strong>Die</strong> Auswirkungen manifestieren<br />
sich als chronische Veneninsuffi zienz, gekennzeichnet durch<br />
die bereits beschriebenen pathophysiologischen Mikrozirkulationsstörungen<br />
in Cutis und Subcutis, die letztendlich in<br />
der Ausbildung eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum gipfeln können.<br />
Bei noch suffi zientem Klappenapparat bei primärer Varicosis<br />
sind Ulzerationen aber auch auf Verletzungen, stumpfe<br />
Traumen oder Varizenrupturen zurückzuführen. Dementsprechend<br />
günstiger ist ihre Prognose.<br />
3<br />
Postthrombotische Gefäß- und<br />
Strömungssituation: <strong>Die</strong> tiefe<br />
Leitvene ist nach der Thrombose<br />
vernarbt und rekanalisiert (1).<br />
„Blow out“ durch erweiterte Verbindungsvenen<br />
(2), dadurch Entstehung<br />
sekundärer Varizen (3).<br />
2<br />
1<br />
Subfasziale Veneninsuffizienz /<br />
postthrombotisches Syndrom<br />
Eine Insuffi zienz subfaszialer Venen kann ebenfalls primär<br />
als Folge einer Klappenagenesie bzw. einer anlagebedingten<br />
Unterentwicklung der Venenklappen auftreten, zumeist<br />
entsteht sie jedoch sekundär nach einer tiefen Beinvenenthrombose<br />
(Phlebothrombose).<br />
Eine nicht sofort durch Thrombolyse oder Thrombektomie<br />
behandelte Thrombose der tiefen Venen heilt meist mit<br />
Defekt ab. Der Thrombus wird bindegewebsartig organisiert,<br />
wobei diese kollagene Umwandlung zur Narbenbildung<br />
führt. Bei nicht vollständigem Verschluss <strong>des</strong> Venenvolumens<br />
kommt es später zwar häufi g zu einer Rekanalisation,<br />
durch die Vernarbung verliert die Vene jedoch an<br />
Elastizität, sodass sie sich den schwankenden Blutvolumina<br />
nicht mehr anpassen kann. Auch die Venenklappen können<br />
nicht mehr funktionsgerecht schließen und stellen häufi g<br />
zusätzliche Strombahnhindernisse dar, die eine Wirbelbildung<br />
<strong>des</strong> Blutes begünstigen. Insgesamt entsteht durch die<br />
narbig bedingten Lumenveränderungen in den tiefen Leitvenen<br />
neuer Totraum für die Wadenmuskelpumpe, sodass
nicht mehr ausreichend Blut abgeschöpft werden kann und<br />
der intravasale Druck ansteigt. Der fortdauernde Rückstau<br />
führt wiederum zu Stoffwechselstörungen in den peripheren<br />
Hautarealen, im schlimmsten Fall bis hin zur Ulzeration.<br />
Darüber hinaus bewirkt die erhöhte Druckbelastung<br />
nicht selten eine Undichtigkeit der Ventilfunktion der<br />
Perforansvenen, sodass Blut aus dem subfaszialen in das<br />
suprafasziale System zurückfl ießt. <strong>Die</strong> Folgen sind sekundäre<br />
Varizen sowie ebenfalls eine ödematöse Infi ltration<br />
von Cutis und Subcutis mit den bekannten Folgezuständen.<br />
Das postthrombotische Syndrom (PTS) ist die häufi gste<br />
Ursache eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> (<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> postthromboticum).<br />
Entstehungsursachen [14.15]
Klinik und Diagnostik <strong>des</strong><br />
<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Beinulzera entstehen zu etwa 90 % auf dem Boden einer<br />
venösen Hypertonie als Folge einer ausgeprägten chronischen<br />
Veneninsuffi zienz. Etwa 6 % der Ulcera <strong>cruris</strong> sind<br />
auf eine periphere arterielle Min der ver sor gung und ca.<br />
4 % auf spezifi sche Haut er kran kun gen zu rück zu füh ren.<br />
Eine exakte Diagnose ist daher un er läss lich. Sie um fasst<br />
eine gründliche Anamnese, die klinische und ap pa ra ti ve<br />
Untersuchung sowie dif fe ren zi al dia gno sti sche Maß nah men<br />
zum Auschluss nicht ve nö ser Ent ste hungs fak to ren.
Anamnese<br />
<strong>Die</strong> Anamnese konzentriert sich auf familiäre oder persönliche<br />
Risikofaktoren, vaskuläre Risiken (Varizen, Symptome<br />
der CVI, tiefe Venenthrombose, Hypertonie, Arteriopathien,<br />
Claudicatio), Lebensgewohnheiten (Beruf, sitzende Lebensweise,<br />
wenig Bewegung usw.), Medikamenteneinnahme,<br />
Alkohol- und Tabakkonsum, Art <strong>des</strong> Auftretens und der<br />
Entwicklung <strong>des</strong> Ulkus (z. B. nach Verletzung oder stumpfen<br />
Traumen), aber auch auf lokale oder systemische Vorbehandlungen.<br />
Lokalisation und Form der Ulzera<br />
Venöse Ulzera bilden sich bevorzugt im Bereich der Knöchel<br />
(Bisgaard’sche Kulisse) aus und erlauben eine „prima vista“-Diagnose.<br />
In etwa 20 % der Fälle treten sie aber auch<br />
an anderen Stellen am Unterschenkel auf, was immer eine<br />
differenzialdiagnostische Abklärung erfordert. Form und<br />
Größe <strong>des</strong> venösen Ulkus sind variabel, das Geschwür kann<br />
den gesamten Unterschenkel erfassen (Gamaschenulkus).<br />
1) Typische Lokalisation venöser<br />
Ulzera, Beispiel ist ein postthrombotisches<br />
Ul kus.<br />
2) Zirkulär um den Un ter schen kel<br />
laufen<strong>des</strong> „Gamaschenulkus“<br />
3) und 4) Ullcus <strong>cruris</strong> mixtum<br />
durch CVI und pAVK<br />
1 2<br />
3 4<br />
Klinik und Diagnostik [16.17]
Beschaffenheit <strong>des</strong> Wundgrun<strong>des</strong><br />
Der Wundgrund rein venöser Ulzera ist allenfalls gelblich<br />
bzw. weißlich fi brinös belegt, und in der Regel sezerniert<br />
das Ulkus wenig. Schwarze Wundrandnekrosen sind ein<br />
Hinweis darauf, dass eine zusätzliche arterielle Perfusionsstörung<br />
besteht. Hier wird dann von einem Mischulkus<br />
gesprochen. Ein blutig-seröser, eitriger Wundgrund deutet<br />
auf eine Infektion hin.<br />
1<br />
Zustand der Ulkusumgebung<br />
Bedingt durch die venöse und lymphatische Stase und die<br />
daraus resultierenden Hautveränderungen sind Patienten<br />
mit einer chronischen venösen Insuffi zienz prä<strong>des</strong>tiniert<br />
für Stauungsdermatitiden und Kontaktekzeme. <strong>Die</strong> Stauungsdermatitis,<br />
die auch als variköses Ekzem bezeichnet<br />
wird, besteht periulzerös, wobei die Entstehung nicht<br />
selten durch die Applikation fettender Salben begünstigt<br />
wird. Das Kontaktekzem entsteht ebenfalls als Reaktion auf<br />
sensibilisierende Substanzen, wie z. B. in Form topischer<br />
Antibiotika.<br />
Ödembildung<br />
Bei stärkeren Ödemen sind vergleichende Umfangmessungen<br />
unumgänglich, um durch den Rückgang <strong>des</strong> Ödems<br />
den Effekt der Kompressionsbehandlung beurteilen zu<br />
können.<br />
2<br />
1) Stauungsdermatitis mit<br />
„Blow-outs“<br />
2) Kontaktekzem<br />
Beschwerden/Schmerzen<br />
Ulzerationen bei primärer Varicosis verursachen zumeist<br />
wesentlich geringere Beschwerden – auch ist hier das<br />
Ödem weniger ausgeprägt – als jene, die sich infolge einer<br />
postthrombotisch bedingten CVI entwickeln. Insbesondere<br />
die kleinen, im Bereich einer Capillaritis alba auftretenden<br />
Ulzera können dem Patienten erhebliche Schwierigkeiten<br />
und Schmerzen bereiten. In der Regel jedoch sind Ulzera<br />
mit einer arteriellen Beteiligung wesentlich schmerzhafter<br />
als rein venöse.
Orthopädische Auffälligkeiten<br />
Wichtig – auch im Hinblick auf die Wirksamkeit <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong><br />
– ist die Überprüfung der Beweglichkeit<br />
in den großen Gelenken, wobei insbesondere auf beginnende<br />
Versteifungen im Bereich der Sprunggelenke geachtet<br />
werden muss. Bei Postthrombotikern fi nden sich oftmals<br />
Spitzfußstellungen und selten Ankylosen im Bereich <strong>des</strong><br />
oberen Sprunggelenkes als Zeichen einer schon jahrelang<br />
bestehenden Ulkuskrankheit mit aus häufi gen Rezidiven<br />
resultierenden Narbenstrikturen.<br />
Erhebung <strong>des</strong> arteriellen Status<br />
Unerlässlich ist auch die Kenntnis der arteriellen Durchblutungssituation.<br />
Hinweise geben die Temperatur der<br />
Extremität (kalt bei arterieller Minderperfusion) sowie die<br />
Palpation der Fußpulse. Bei jahrelang bestehendem Diabetes<br />
mellitus kann die Palpation der Fußpulse allerdings<br />
nicht als klinisches Kriterium verwendet werden, da gegebenenfalls<br />
aufgrund einer ausgeprägten Mediasklerose<br />
trotz gut gefüllter Pulse bereits erhebliche mikrozirkulatorische<br />
Störungen bestehen können, die Ulzeration somit<br />
gemischt arteriell-venös bedingt ist. Des Weiteren können<br />
beim Diabetiker die typischen klinischen Zeichen einer<br />
Claudicatio intermittens aufgrund der eventuell bestehenden<br />
diabetischen Neuropathie fehlen. Auch die periphere<br />
Druckmessung mittels Ultraschall-Doppler verschafft keine<br />
Klarheit über die aktuelle arterielle Situation, da infolge<br />
der Media sklerose zu hohe Druckwerte gemessen werden.<br />
Diagnostisch weiterführend ist hier ausschließlich die akrale<br />
Oszillographie bzw. gegebenenfalls die Farbduplex-Sonographie.<br />
Erhebung <strong>des</strong> venösen Status<br />
Für die Therapie ist die exakte Lokalisation der Rückfl ussstörung<br />
im Venensystem von entscheidender Bedeutung.<br />
<strong>Die</strong> Diagnostik stützt sich dabei auf klinische und apparative<br />
Untersuchungen. Insbesondere gilt die Ultraschall-Doppler-Untersuchung<br />
heute als zuverlässiges Routineverfahren,<br />
Ultraschall-Doppler-Sonographie<br />
als schmerzlose, sichere Untersuchung<br />
der Beinvenen<br />
Klinik und Diagnostik [18.19]
um das Vorhandensein und die Ausdehnung von extrafaszialen<br />
Klappeninsuffi zienzen genau zu bestimmen. Sehr aussagekräftig<br />
ist auch die Farbduplex-Sonographie, die sich in<br />
entsprechenden Fällen als weiterführende Diagnostik empfi<br />
ehlt – insbesondere im Bereich der tiefen Leitvenen.<br />
Weitere, ebenfalls nicht invasive Methoden sind die Venenverschluss-Phlethysmographie<br />
(VVP), mit der der venöse<br />
Ausstrom bzw. die venöse Kapazität gemessen wird, sowie<br />
die Lichtrefl exions-Rheographie (LRR), deren Aussagekraft<br />
durch eine unzureichende Reproduzierbarkeit jedoch stark<br />
eingeschränkt ist.<br />
Darstellung der Beinvenen durch<br />
Phlebographie<br />
<strong>Die</strong> Phlebographie als invasive Kontrastmitteldarstellung<br />
wird heute zurückhaltender angewandt, ist aber vor allem<br />
zur Festlegung von Operationsindikationen noch in vielen<br />
Fällen unverzichtbar, besonders bei Rezidiven nach phlebochirurgischen<br />
Eingriffen.<br />
Erhebung <strong>des</strong> Allgemeinstatus<br />
Grundsätzlich sollte nach den klinischen Zeichen einer<br />
latenten oder manifesten Rechtsherzinsuffi zienz gefahndet<br />
werden. Labortechnisch müssen der postprandiale Blutzucker,<br />
das Hämoglobin, die Erythrozytenzahl, BKS, CRP<br />
und gegebenenfalls der Hämatokrit bestimmt werden.<br />
Differenzialdiagnostische Abklärung<br />
Wenngleich, wie bereits erwähnt, etwa 90 % der Beingeschwüre<br />
die Folge einer chronisch venösen Insuffi zienz<br />
sind, müssen in die differenzialdiagnostischen Erwägungen<br />
stets auch Ulcera <strong>cruris</strong> nicht venöser Genese einbezogen<br />
werden. Mögliche Ursachen können sein:<br />
Verschluss größerer und kleinerer Arterien durch eine periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), die zum <strong>Ulcus</strong><br />
<strong>cruris</strong> arteriosum bzw. zu nekrotisierenden Vaskulitiden<br />
führen können. <strong>Die</strong> Lokalisation arterieller Ulzera entspricht
den Stellen <strong>des</strong> Unterschenkels, die bevorzugt mechanischen<br />
Verletzungen ausgesetzt sind, z. B. an der vorderen<br />
Tibiakante. Typisch sind schwarze Hautnekrosen, und subfasziale<br />
Strukturen wie Sehnen, Muskeln und Knochen sind<br />
u. U. sichtbar. Bei einer Vaskulitis fi nden sich in der Regel<br />
beidseits erbs- bis münzgroße, gelegentlich großfl ächige<br />
multiple Ulzera. Je nach Lokalisation der vaskulitischen<br />
Gefäßveränderungen sind diese Ulzera oberfl ächlich (Vasculitis<br />
superfi cialis) oder tiefer ausgestanzt (Vasculitis profunda).<br />
Makro- und Mikroangiopathien sowie periphere Neuropathien<br />
bei Diabetes mellitus können angiopathische<br />
(diabetische Gangrän) bzw. neuropathische Ulzera (Malum<br />
perforans) zur Folge haben. Aufgrund ihrer häufi gsten<br />
Lokalisation – akral und seitlich an den Füßen bei angiopathischer<br />
Genese sowie an der Fußsohle unter den Zehengrundgelenken<br />
bei neuropathischer Genese – dürfte die<br />
Identifi zierung dieser Ulzera keine Schwierigkeiten bereiten.<br />
Bluterkrankungen, wie z. B. die Sichelzellanämie, die Kugelzellanämie,<br />
die Thalassämie oder die essenzielle Thrombozytose,<br />
können mit einem Ulkus als Begleitsymptom einhergehen.<br />
Infektionen, wie z. B. durch Staphylokokken bedingte<br />
Ekthyme oder durch Streptokokken hervorgerufene Ery-<br />
1 2<br />
1) Noch bevor es bei arterieller<br />
Genese zum Ulkus kommt, können<br />
klinisch tro phisch gestörte Nägel,<br />
My ko sen, Rötung, Marmorierung<br />
und ein Verlust der Be haa rung<br />
auffallen.<br />
2) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> arteriosum an der<br />
Streckseite <strong>des</strong> Un ter schen kels<br />
mit freiliegender Tibialis-anterior-<br />
Sehne.<br />
Klinik und Diagnostik [20.21]
Beispiele für Ulcera <strong>cruris</strong> nicht<br />
venöser Genese<br />
1) Ulzera infolge schwerster arterieller<br />
Durchblutungsinsuffi zienz,<br />
häufi ge Lo ka li sa ti on: lateraler<br />
Fußrand und Ferse<br />
2) Ulkus durch diabetische Makroangiopathie<br />
am Unterschenkel<br />
3) Neuropathisches Ulkus bei Diabetes<br />
mellitus „Malum perforans“<br />
4) Durch Chemotherapie bei<br />
primärer Thrombozythämie verursachtes<br />
<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
5) Hämorrhagisch-bullöses Erysipel<br />
6) Nekrotisieren<strong>des</strong> Erysipel<br />
7) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong>, verursacht durch<br />
ein Basaliom<br />
8) <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> als Folge eines<br />
Spindelzellkarzinoms<br />
1 2<br />
3 4<br />
5 6<br />
7 8
sipele, stellen ebenfalls mögliche Ursachen dar. <strong>Die</strong> Ekthyme<br />
zeigen sich wie ausgestanzt wirkende, scharf begrenzte,<br />
tiefe Ulzera, die bevorzugt im unteren Bereich der Beine<br />
auftreten. Erysipele imponieren als fl ächenhaftes Erythem,<br />
das bei Nichtbehandlung nekrotisieren und zum geschwürigen<br />
Zerfall größerer Hautareale führen kann.<br />
Traumatische Ereignisse wie physikalische, chemische oder<br />
thermische Schäden können weitere Ursachen von Beinulzera<br />
sein, wobei auch Artefakte (Selbstschädigungen) mit<br />
in die Überlegungen einzubeziehen sind.<br />
Neoplastische Erkrankungen wie Basaliome, Spindelzellkarzinome,<br />
Weichteilsarkome oder maligne Lymphome und<br />
Melanome führen bei entsprechender Lokalisation zum<br />
<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> neoplasticum. Aufgrund der zu erwartenden<br />
Zunahme HIV-positiver Patienten muss mit einem gehäuften<br />
Auftreten von Kaposi-Sarkomen gerechnet werden.<br />
Insbesondere ist bei therapieresistenten „Problemulzera“<br />
immer auch die Möglichkeit einer tumorösen Entstehungsursache<br />
zu bedenken. <strong>Die</strong> Diagnose wird histologisch gestellt,<br />
wobei in diesem Zusammenhang auf die Wichtigkeit<br />
der frühzeitigen Probeexzision hinzuweisen ist. <strong>Die</strong> Probeexzisionen<br />
müssen an mehreren Stellen – am Rand und in<br />
der Ulkusmitte – entnommen werden.<br />
Klinik und Diagnostik [22.23]
<strong>Die</strong> Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum ist eine chronische Wunde mit<br />
schlechter oder fehlender Heilungstendenz. Ins be son de re<br />
das oft großfl ächige Ulkus bei schwerer chro ni scher Ve nenin<br />
suf fi zienz und ausgeprägter Skle ro sie rung von Cutis und<br />
Subcutis kann sich therapeutisch zu einer Crux me di corum<br />
mit langer Behandlungsdauer und häu fi gen Rezidiven entwickeln.<br />
Den noch er mög li chen die heu ti gen Er kennt nis se<br />
über die pa tho phy sio lo gi schen Me cha nis men bei der Entste<br />
hung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum in der Regel wirksame<br />
The ra pie kon zep te.
<strong>Die</strong> therapeutischen Maßnahmen konzentrieren sich dabei<br />
auf folgende Punkte: Der dem Ulkus zugrunde liegende<br />
venöse Hypertonus muss so gut wie möglich beseitigt werden,<br />
um die nutritive Situation im geschädigten Hautgebiet<br />
zu verbessern. Ein Geschwür kann nur dann abheilen, wenn<br />
das Ödem abgeklungen ist und der venöse Abfl uss im Bein<br />
wieder einen kompensierten Zustand erreicht hat (Hach).<br />
<strong>Die</strong>se Therapieziele können im Wesentlichen durch die<br />
Kompressionsbehandlung und gegebenenfalls durch invasive<br />
Therapieverfahren (Operation und/oder Sklerosierung)<br />
erreicht werden.<br />
<strong>Die</strong> lokale Ulkustherapie stützt sich auf eine sachgerechte<br />
<strong>Wundbehandlung</strong>, die sich sinnvollerweise an den einzelnen<br />
Heilungsphasen orientiert. Im Rahmen der <strong>Wundbehandlung</strong><br />
sind nach Möglichkeit auch alle Faktoren<br />
auszuschalten, die sich allgemein wundheilungsstörend<br />
auswirken, so beispielsweise Infektionen, Einfl üsse von<br />
Begleiterkrankungen und Nebenwirkungen anderer Therapien<br />
oder negative psychosoziale Faktoren.<br />
Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />
„Es gibt keine Phlebologie ohne Kompressionstherapie.“<br />
<strong>Die</strong>ses Dogma gilt uneingeschränkt bei der Behandlung<br />
eines venösen Ulkus, denn die Wirkung <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong><br />
greift kausal in das Krankheitsgeschehen ein.<br />
Er umgibt das Bein rundum mit so festem Druck, dass die<br />
erweiterten Venen eingeengt werden. Daraus resultiert<br />
eine Wiederherstellung bzw. ein gewisser Ersatz der Klappenfunktion,<br />
der venöse Refl ux von subfaszial nach suprafaszial<br />
wird vermindert, die Strömungsgeschwindigkeit<br />
<strong>des</strong> venösen Blutes nimmt zu. <strong>Die</strong> Kompression bewirkt<br />
gleichzeitig eine Steigerung <strong>des</strong> Gewebedruckes und damit<br />
eine Erhöhung der Resorption in der Endstrombahn und<br />
in den Lymphgefäßen. Lokal wird die Mikrozirkulation gefördert,<br />
sodass sich die Heilungstendenz eines <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
Therapie [24.25]
venosum entscheidend verbessert. Darüber hinaus dient der<br />
Kompressionsverband als festes Widerlager der zumin<strong>des</strong>t<br />
teilweisen Wiederherstellung der Funktion der Wadenmuskelpumpe<br />
bzw. deren Wirkungsverbesserung.<br />
Bei lege artis durchgeführter Kompressionstherapie treten<br />
in der überwiegenden Zahl der Fälle rasch Schmerzfreiheit<br />
und beginnende Heilungstendenz auf, was der Patient als<br />
ermutigend wertet und was ihn durchaus für die oft lang<br />
dauernde Behandlung motivieren kann. <strong>Die</strong> Wirkungsweise<br />
der Kompressionstherapie, Wichtiges zu Bindenmaterialien<br />
und Anlegetechniken von Kompressionsverbänden sowie<br />
Kontraindikationen werden ab Seite 62 ausführlich beschrieben.<br />
Venenstripping, „Her aus zie hen“<br />
eines insuffi zienten Venenabschnitts<br />
Invasive Therapieverfahren zur Kompensierung<br />
der chronisch venösen Insuffizienz<br />
In der modernen Phlebologie stellen Verödungsbehandlung<br />
und Operation sich einander ergänzende invasive<br />
Therapieverfahren dar. Welches Verfahren zur Anwendung<br />
kommt, ist dabei letztlich abhängig von der anatomischen<br />
Lokalisation der Rücklaufstörung und der Ausprägung der<br />
chronischen Veneninsuffi zienz.<br />
Bei primärer Varicosis lässt sich eine Sanierung gegebenenfalls<br />
durch eine Sklerosierung periulzeröser Varizen, durch<br />
eine operative Sanierung einer Stamminsuffi zenz oder<br />
durch eine Sklerosierung von Seitenastvarizen erreichen.<br />
<strong>Die</strong> Kompressionsbehandlung, zunächst mit dem Kompressionsverband,<br />
später mit einem Kompressionsstrumpf,<br />
ist immer bis zur kompletten Abheilung der Ulzeration erforderlich.<br />
Bei sekundärer Varicosis und ausgeprägter venöser Hypertonie<br />
im suprafaszialen Venensystem gelingt ein dauerhafter<br />
Verschluss von insuffi zienten, das Ulkus speisenden Perforansvenen<br />
durch Sklerosierung nur selten. Der durch die<br />
Verödung herbeigeführte temporäre Sklerosierungsprozess
ewirkt aber eine zeitweise hämodynamische Entlastung<br />
und führt so zu einer wesentlich verbesserten Heilungstendenz.<br />
Vor allem bezieht sich dies auch auf die sich durch<br />
die Ulzeration ziehenden Varizen, wodurch – vom versierten<br />
und erfahrenen Sklerotherapeuten ausgeführt – oft eine<br />
schlagartige Abheilung erreicht wird.<br />
Sklerosierungen innerhalb oder in der Nähe von Atrophieblanche-Bezirken<br />
müssen die Ausnahme bleiben. Falls eine<br />
Sklerosierung unumgänglich ist, muss eine wesentlich niedrigere<br />
Konzentration <strong>des</strong> Verödungsmittels gewählt werden,<br />
als dies in einem gesunden Hautareal angezeigt wäre.<br />
Ist die chronische Veneninsuffi zienz aufgrund entsprechender<br />
funktionsdiagnostischer Kriterien nicht kompensierbar,<br />
sollte nach Abheilung der Ulzeration zur hämodynamischen<br />
Entlastung zumin<strong>des</strong>t eine Ligatur der umliegenden Perforansvenen<br />
durchgeführt werden. Eine Dauerversorgung mit<br />
Kompressionsstrümpfen ist jedoch unumgänglich.<br />
Operative Eingriffe zur Ulkussanierung<br />
Bei hartnäckig therapieresistenten Ulzerationen kann<br />
gegebenenfalls ein Eingriff proximal vom Ulkus in narbenfreien<br />
Hautarealen erforderlich werden. Als Verfahren mit<br />
guten Erfolgsquoten haben sich dabei insbesondere die<br />
para tibiale Fasziotomie nach Hach sowie deren Weiterentwicklung<br />
in Form der endoskopischen Perforansligatur<br />
nach Hauer erwiesen.<br />
Abgeheiltes <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
nach einer paratibialen Fasziotomie<br />
Dem Verfahren nach Hach liegt die Vorstellung zugrunde,<br />
dass durch die Spaltung der Muskelfaszie entlang der gesamten<br />
Schienbeinkante ein Einsprossen von Kapillaren aus<br />
dem gut durchbluteten Muskelgewebe in das Ulkusgebiet<br />
möglich und damit die Gewebeneubildung gefördert wird.<br />
Bei der Hauer’schen Methode stehen hämodynamische Aspekte<br />
bei insuffi zienten Cockett’schen Perforansvenen und<br />
gleichzeitiger tiefer Leitveneninsuffi zienz im Vordergrund.<br />
Therapie [26.27]
Adjuvante medikamentöse Therapie<br />
Eine systemische Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum mit den<br />
verschiedenen Venenpharmaka hat vor allem adjuvanten<br />
Charakter, die die Entstauung durch die Kompressionsbehandlung<br />
unterstützen soll. Es werden drei Substanzgruppen<br />
unterschieden: Diuretika, vasoaktive (venentonisierende)<br />
Pharmaka sowie Ödemprotektiva.<br />
Diuretika können insbesondere in der Anfangsphase der<br />
Behandlung kurzfristig zur Ausschwemmung lokaler, reversibler<br />
Ödeme angezeigt sein. Auf keinen Fall darf damit<br />
jedoch ein starker diuretischer Effekt provoziert werden.<br />
Als Kontraindikationen gelten eiweißreiche Ödeme und<br />
Lymphödeme.<br />
Venentonisierende Pharmaka sollen eine Verringerung <strong>des</strong><br />
Venenquerschnitts bei gleichzeitiger Zunahme der Blutströmungsgeschwindigkeit<br />
und Abnahme der Blutviskosität<br />
bewirken. Ödemprotektiva haben als Therapieziel, über eine<br />
Beeinfl ussung der kapillaren Gefäßwände den vermehrten<br />
Übertritt von Flüssigkeit in das Gewebe einzudämmen. Für<br />
beide Gruppen fi nden sowohl synthetische als auch rein<br />
pfl anzliche Stoffe wie z. B. Rosskastanien-, Mäusedorn- und<br />
Steinklee-Extrakte in Mono- oder Kombinationspräparaten<br />
Anwendung. Allgemein konnte die Wirksamkeit der verschiedenen<br />
Pharmaka in jüngster Zeit besser belegt werden,<br />
sie können die Kompressionstherapie jedoch keinesfalls<br />
ersetzen.<br />
Identifizierung von Wundheilungsstörungen<br />
Wenngleich beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum aufgrund seiner<br />
Entstehungsursache grundsätzlich mit einem gestörten<br />
Wundheilungsverlauf zu rechnen ist, können zusätzlich<br />
verschiedene systemische und lokale Einfl üsse weitere<br />
Störungen verursachen, die die Abheilung <strong>des</strong> Ulkus über<br />
Monate, wenn nicht über Jahre hinauszögern. Es ist <strong>des</strong>halb<br />
bedeutsam, eventuelle Störungen zu identifi zieren<br />
und zu eliminieren.
Bei den systemischen Wundheilungsstörungen handelt es<br />
sich zumeist um Einfl üsse, die allgemein für das Heilungsgeschehen<br />
chronischer Wunden von Bedeutung sind und<br />
so auch bei einem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum eine wichtige Rolle<br />
spielen. Vorrangig sind hier das Alter <strong>des</strong> Patienten, der<br />
Ernährungsstatus, bestimmte Grunderkrankungen aber<br />
auch die Auswirkungen von Medikamenten zu nennen.<br />
Erkenntnisse aus der klinischen Forschung lassen den<br />
Schluss zu, dass das physiologische Altern die Wundheilungsprozesse<br />
durch die allgemein reduzierten Zellaktivitäten<br />
vor allem zeitlich verzögert, was letztlich auch eine<br />
qualitative Minderung <strong>des</strong> Wundheilungsergebnisses bedeuten<br />
kann. Schwerwiegende Störungen der Wundheilung<br />
ergeben sich aber zumeist erst durch die Auswirkungen<br />
altersbedingter Multimorbidität.<br />
Für die Wundheilung hat ein ausreichen<strong>des</strong> Angebot an<br />
Eiweiß, Vitaminen (vor allem C und A) sowie an Mineralstoffen<br />
(vor allem Eisen, Kupfer und Zink) bereitzustehen.<br />
Durch ungenügende Nahrungszufuhr, Resorptionsstörungen<br />
oder wiederum durch die Auswirkungen begleitender<br />
Erkrankungen sind jedoch gerade bei älteren Patienten<br />
häufi g Eiweiß- und Vitaminmangelzustände zu beobachten,<br />
die diagnostiziert und therapiert werden sollten. Erscheint<br />
eine Zinksubstitution sinnvoll, kann diese übrigens nicht<br />
extern durch Zinksalben erfolgen, sondern muss oral durch<br />
entsprechende Zinkpräparate vorgenommen werden.<br />
Abgesehen von den im Alter zunehmenden Gefäßleiden,<br />
die wie bereits beschrieben Auslöser für die verschiedenen<br />
Beinulzerationen sind, gelten als weitere wundheilungshemmende<br />
Erkrankungen Bindegewebserkrankungen (z. B.<br />
<strong>des</strong> rheumatischen Formenkreises), Endokrino pathien (z. B.<br />
Schilddrüse, Nebenniere) und Stoffwechselerkran kungen<br />
(z. B. Diabetes mellitus), aber auch alle Erkrankungen, die<br />
die Immunitätslage <strong>des</strong> betroffenen Menschen beeinfl ussen,<br />
wie z. B. Tumoren, Infektions- oder Blutkrankheiten.<br />
Therapie [28.29]
Des Weiteren ist der Einfl uss von Medikamenten zu evaluieren.<br />
Verschiedene Pharmaka üben direkt einen negativen<br />
Effekt auf die Wundheilung aus, wobei vor allem Immunsuppressiva,<br />
Zytostatika, Antiphlogistika (hauptsächlich<br />
Glukokortikoide) und Antikoagulantien zu nennen sind.<br />
Eine nicht geringe Rolle spielt schließlich die psychosoziale<br />
Situation <strong>des</strong> Patienten. <strong>Die</strong> Behandlung chronischer Wunden<br />
setzt immer ein großes Maß an Patientencompliance<br />
voraus, da sich die Therapie nicht nur auf lokale Maßnahmen<br />
beschränkt, sondern eben auch Kausaltherapien wie<br />
die Kompressionstherapie konsequent durchgeführt und<br />
durchgehalten werden müssen. Der Patient ist über Sinn<br />
und Notwendigkeit der einzelnen Behandlungsmaßnahmen<br />
ausreichend aufzuklären, ansonsten leidet die Compliance<br />
oder kommt erst gar nicht zustande.<br />
Lokale Störfaktoren ergeben sich meist aus einer unsachgemäßen<br />
<strong>Wundbehandlung</strong>. Hierbei ist vor allem<br />
der polypragmatische Gebrauch der unterschiedlichsten<br />
Lokaltherapeutika zu erwähnen. Nicht nur, das diese den<br />
Wundheilungsprozess empfi ndlich stören können, auch das<br />
Risiko lokaler und systemischer Allergien wird drastisch erhöht.<br />
Von den Anwendungs risiken der diversen Substanzen<br />
sind vor allem auch die Patienten zu überzeugen, die durch<br />
den verständlichen Wunsch, die Abheilung <strong>des</strong> Ulkus zu beschleunigen,<br />
nur allzu gerne zu „Wundermitteln“ greifen.<br />
Schmerztherapie<br />
Anästhesierende Lokaltherapeutika sind wegen der Gefahr<br />
von Kontaktallergien kontraindiziert. Bei starken Schmerzen<br />
empfi ehlt sich <strong>des</strong>halb folgen<strong>des</strong> Vorgehen: vor dem<br />
Zubettgehen während 20 bis 30 Minuten intervallmäßiges<br />
Aufl egen von in Eiswasser getauchten Kompressen bzw.<br />
Kühlen der Ulkusregion mit Eisbeuteln. Meist verschwinden<br />
die Schmerzen unter einer korrekten Kompressionstherapie<br />
relativ rasch. Bei nächtlichen Beschwerden kann in der Anfangsphase<br />
ein Analgetikum gegeben werden.
Diagnostik<br />
klinische Untersuchung<br />
apparative Diagnostik<br />
Differenzialdiagnose (arterielle Ulzera, venös-arterielle<br />
Mischulzera, diabetische Ulzera, exgone, infektiöse Ulzera,<br />
Ulzera durch Bluterkrankungen, neoplastische Ulzera)<br />
Behandlungsablauf<br />
beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Behandlung<br />
Kompressionstherapie<br />
Dauerverband mit Zinkleimbinden<br />
Wechselverband mit Kurzzugbinden<br />
generell: Der Patient soll sich mit dem Verband<br />
möglichst viel bewegen<br />
invasive Therapie<br />
zur Kompensierung der CVI: Sklerosierung,<br />
Phlebochirurgie<br />
zur Ulkussanierung: ggf. paratibiale Fasziotomie<br />
bzw. endoskopische Perforansligatur<br />
lokale Ulkustherapie<br />
chirurgisches Débridement<br />
physikalische Reinigung durch feuchte Verbandbehandlung<br />
Weiterführung der feuchten Verbandbehandlung<br />
während <strong>des</strong> Granulationsaufbaus bis zur Spontanepithelisierung,<br />
ggf. Hauttransplantation<br />
Nachsorge<br />
Kompressionsstrumpf zum Erhalt <strong>des</strong> Therapieergebnisses<br />
venengesunde Lebensweise mit möglichst viel Bewegung/<br />
Hochlagern der Beine, ggf. Gewichtsabnahme<br />
ggf. medikamentöse Unterstützung durch Ödemprotektiva/<br />
Venentonika<br />
Therapie [31.31] [30.31]
<strong>Die</strong> <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Auch bei chronischen Wunden wie dem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
venosum fi ndet prinzipiell eine Wundheilung in Phasen<br />
statt. Durch die verschiedensten systemischen und lokalen<br />
Störfaktoren sind die einzelnen Phasen in ihrem korrekten<br />
Ablauf jedoch häufi g schwer beeinträchtigt, wobei zumeist<br />
die Reinigungsphase unphysiologisch lange anhält. Eine<br />
sachgerechte <strong>Wundbehandlung</strong> wird <strong>des</strong>halb zur Prämisse<br />
haben, den spezifi schen Anforderungen der gestörten<br />
Wundheilungsphasen möglichst exakt zu entsprechen.
Unabhängig von der Art der Wunde und vom Ausmaß <strong>des</strong><br />
Gewebeverlustes verläuft jede Wundheilung in Phasen, die<br />
sich zeitlich überlappen und nicht voneinander zu trennen<br />
sind. Üblich sind Einteilungen in drei bzw. vier Wundheilungsphasen,<br />
wobei hier für die nachfolgenden Darstellungen<br />
die Systematik von drei Grundphasen benutzt wird:<br />
▪ <strong>Die</strong> infl ammatorische bzw. exsudative Phase dient zur<br />
Blutstillung und Wundreinigung, vorrangig durch Phagozytose.<br />
▪ In der proliferativen Phase werden Blutgefäße und Ersatzgewebe,<br />
das sog. Granulationsgewebe, zur Defektauffüllung<br />
aufgebaut.<br />
▪ In der Differenzierungsphase erfolgt die Ausreifung <strong>des</strong><br />
neuen Gewebes, <strong>des</strong>sen Epithelisierung und die abschließende<br />
Narbenbildung.<br />
In der Praxis werden die drei Wundheilungsphasen verkürzt<br />
auch als Reinigungs-, Granulations- und Epithelisierungsphase<br />
bezeichnet.<br />
Schematische Darstellung <strong>des</strong> Zeitablaufes der Wundheilungsphasen:<br />
infl ammatorische Phase:<br />
Reinigung<br />
proliferative Phase:<br />
Fibroblasteneinwanderung und Aufbau <strong>des</strong> Granulationsgewebes<br />
Differenzierungsphase:<br />
Ausreifung und zunehmende<br />
Wundkontraktion/Epithelisierung<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [32.33]
Spontan kommt diese physiologische Wundheilungskaskade,<br />
die immer ein chronologisch korrektes Auftreten der<br />
an der Reparation beteiligten Zellen erfordert, nur dann<br />
zustande, wenn bestimmte Grundbedingungen erfüllt sind:<br />
▪ Der Stoffwechsel der Zellen muss durch eine ausreichende<br />
Blut- und Sauerstoffversorgung gesichert sein.<br />
▪ In der Wunde muss ein physiologisch ausgewogenes,<br />
feuchtes Wundmilieu mit einem adäquaten pH-Wert vorherrschen,<br />
das den Ablauf der Zellaktivitäten begünstigt.<br />
▪ Alle inhibitorischen Faktoren zusammen, wie etwa Keimbesiedelung<br />
und toxische Zerfallsprodukte von <strong>Bak</strong>terien<br />
und Gewebe, dürfen die autolytischen Möglichkeiten der<br />
Wunde nicht übersteigen.<br />
Sind diese Voraussetzungen durch die Einwirkung der<br />
unterschiedlichsten schädigenden Ereignisse (Minderdurchblutung<br />
mit Gewebehypoxie, Austrocknung <strong>des</strong> Wundbettes,<br />
Wundinfektionen usw.) nicht gegeben, kommt es zu<br />
mehr oder minder ausgeprägten Wundheilungsstörungen<br />
und bei nicht rechtzeitiger Intervention zur chronischen<br />
Wunde: Zellen sterben ab, es bilden sich Nekrosen in einem<br />
Ausmaß, dass diese durch die körpereigenen Reinigungsmechanismen<br />
nicht mehr aufgelöst werden können. Gleichzeitig<br />
infi ltrieren toxische Zerfallsprodukte von <strong>Bak</strong>terien<br />
und Gewebe das umliegende Wundgebiet, was einen weiteren<br />
Gewebsuntergang zur Folge hat und die Chronizität<br />
der Wunde unterhält.<br />
<strong>Die</strong> Problematik der chronischen Wunde verschärft sich,<br />
wenn das Ulkus durch Mikrozirkulations- und Stoffwechselstörungen<br />
der Cutis und Subcutis entstanden ist, so wie<br />
dies beim <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum der Fall ist. Im Gegensatz<br />
zu einer akuten Wunde, bei der in der infl ammatorischexsudativen<br />
Phase die Voraussetzungen für einen zeitlich<br />
geregelten Ablauf der Wundheilungskaskade geschaffen<br />
werden, muss beim ischämisch bedingten Ulkus die Reparationsleistung<br />
der Zellen in einem extrem stoffwech-
selgeschädigten Hautgebiet gestartet werden, was einen<br />
ordnungsgemäßen Ablauf der Wundheilung von vornherein<br />
unmöglich macht.<br />
<strong>Die</strong> pathophysiologische Situation <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
weist aber andererseits auch den Weg, welche Maßnahmen<br />
logischerweise ergriffen werden müssen, um das Ulkus zur<br />
Abheilung zu bringen:<br />
▪ Kausal sind die Hämodynamik im Beinvenensystem und<br />
die Mikrozirkulation im Wundgebiet durch die bereits<br />
beschriebenen Maßnahmen wie Kompressionstherapie<br />
und gegebenenfalls invasive Maßnahmen wie Operation<br />
und/oder Sklerosierung zu verbessern.<br />
▪ Lokal ist die chronische Wunde durch adäquate Behandlung<br />
so gut wie möglich in den Zustand einer akuten<br />
Wunde zu überführen. Damit ist die Chance gegeben,<br />
dass die für die Heilung erforderlichen Vorgänge in der<br />
physiologisch richtigen Zell- und Zeitabfolge neu gestartet<br />
werden und regulär ablaufen können.<br />
Welche Maßnahmen sich in welchen Wundheilungsphasen<br />
bewährt haben, wird nachfolgend dargestellt. Grundsätzlich<br />
hat sich dabei die „feuchte <strong>Wundbehandlung</strong>“ als besonders<br />
effektiv erwiesen, weshalb ihre Wirkungsprinzipien<br />
vorab erläutert werden sollen.<br />
<strong>Die</strong> feuchte <strong>Wundbehandlung</strong><br />
„Eine trockene Wunde ist eine tote Wunde.“ Konsequenterweise<br />
hat sich aus dieser Erkenntnis heraus für sekundär<br />
heilende Wunden, also Wunden, bei denen Granulationsgewebe<br />
aufgebaut werden muss, und für epitheliale Wunden<br />
die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> („moist wound healing“) etab<br />
liert. <strong>Die</strong> Vorteile dieser Behandlungsform, die auf Arbeiten<br />
von G. D. Winter basiert (1962, Erstveröffentlichung in<br />
„Nature“) und deren wissenschaftliche Grundlagen in groben<br />
Zügen auch abgesichert wurden, sind bekannt. Sie haben<br />
ihre Auswirkungen auf alle Phasen der Wundheilung:<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [34.35]
In der Reinigungsphase weisen feuchte Wundverbände einen<br />
guten wundreinigenden Effekt auf und ermöglichen ein<br />
physikalisches Débridement, ohne Zellen zu schädigen. Des<br />
Weiteren kann durch das feuchte Milieu eine Inaktivierung<br />
immunkompetenter Zellen vermieden werden (Seiler).<br />
In der Granulationsphase schaffen feuchte Verbände in<br />
der Wunde ein physiologisches Mikroklima, ähnlich einem<br />
Zellkulturmedium, das die Zellproliferation und damit die<br />
Ausbildung von Granulationsgewebe fördert. Nach Turner/<br />
Beatty et. al (1990) bewirkt die permanente Feuchttherapie<br />
eine signifi kant schnellere Reduktion der Wundfl äche und<br />
führt zu einer größeren Menge an Granulationsgewebe.<br />
In der Epithelisierungsphase verbessern sich unter feuchten<br />
Verbänden die Bedingungen für die Mitose und Migration<br />
von Epithelzellen. <strong>Die</strong>s führt in der Regel zu einer schnelleren<br />
Epithelisierung mit kosmetisch günstigeren Ergebnissen.<br />
Allgemein geben Patienten vielfach eine Schmerzlinderung<br />
durch die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> an. Da moderne<br />
Wundaufl agen für die feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> normalerweise<br />
nicht mit der Wunde verkleben, also über atraumatische<br />
Eigenschaften verfügen, ermöglichen sie zudem einen<br />
für den Patienten schmerzfreien wie auch atraumatischen<br />
Verbandwechsel. Das bedeutet, dass ein wundheilungsstören<strong>des</strong><br />
„Zellstripping“ beim Verbandwechsel vermieden<br />
wird – die für die Heilung so wichtige Wundruhe bleibt<br />
erhalten.<br />
Der Erfolg der feuchten <strong>Wundbehandlung</strong> ist allerdings<br />
an eine entscheidende Voraussetzung gebunden: <strong>Die</strong><br />
Wunde muss permanent, ohne Unterbrechung, in einem<br />
ausgewogenen Maße feucht gehalten werden. Trocknet sie<br />
zwischendurch aus, gehen Zellen zugrunde, neue Nekrosen<br />
entstehen und können im ungünstigsten Fall sogar zur Vertiefung<br />
der Wunde führen.
<strong>Die</strong> einfachste Form <strong>des</strong> feuchten Wundverban<strong>des</strong> stellen<br />
mit physiologischer Kochsalzlösung oder mit Ringerlösung<br />
getränkte Mullkompressen dar. Sie ist allerdings auch die<br />
problembeladenste, denn die Kompressen trocknen rasch<br />
aus und verkleben dann mit der Wunde. Beim Verbandwechsel<br />
werden neu gebildete Zellen mit der Kompresse<br />
abgerissen. Ein permanentes Feuchthalten der Kompressen<br />
ist zudem zeitaufwendig und bedarf eines häufi gen Verbandwechsels,<br />
was im Zusammenhang mit der Kompressionstherapie<br />
schwer zu realisieren ist.<br />
Einen wesentlichen Fortschritt, nicht nur im Hinblick auf<br />
die Effi zienz, sondern auch auf die praktische Durchführbarkeit<br />
der Feuchttherapie, stellen die sog. hydroaktiven<br />
Wundaufl agen dar. Hierzu zählen die gelbildende Calciumalginat-Kompresse<br />
Sorbalgon, das Wundkissen TenderWet,<br />
der Schaumverband PermaFoam, der Hydrokolloidverband<br />
Hydrocoll und der Hydrogelverband Hydrosorb. Mit ihrer<br />
Hilfe kann das Ulkus auf Dauer problemlos feucht gehalten<br />
werden. Darüber hinaus ist durch die differenzierten physikalischen<br />
Wirkungsprinzipien der einzelnen Wundaufl agen<br />
sichergestellt, dass gezielt auf die Erfordernisse bei den<br />
unterschiedlichsten Wundzuständen eingegangen werden<br />
kann.<br />
<strong>Wundbehandlung</strong> in der Reinigungsphase<br />
<strong>Die</strong>se erste Phase braucht erfahrungsgemäß viel Geduld<br />
und wird umso mehr Zeit in Anspruch nehmen, je länger<br />
das Ulkus besteht. Denn die dem venösen Ulkus zugrunde<br />
liegende gestörte Stoffwechsellage im Hautgewebe unterhält<br />
nicht nur die Chronizität der Wunde, sondern behindert<br />
auch die Selbstreinigungsmechanismen erheblich. Der<br />
Circulus vitiosus kann nur durch adäquate Therapien durchbrochen<br />
werden, wozu zum einen die Kompressionstherapie<br />
zur Verbesserung der Hämodynamik unerlässlich ist und<br />
zum anderen gezielte Reinigungsmaß nahmen einzuleiten<br />
sind.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [36.37]
<strong>Die</strong> Heilungstendenz eines <strong>Ulcus</strong><br />
<strong>cruris</strong> venosum verbessert sich<br />
entscheidend, wenn Nekrosen<br />
und unzureichend durchblutetes<br />
Ge we be möglichst komplett abgetragen<br />
wird.<br />
Chirurgische Nekrosenabtragung<br />
Wenn es die medizinische Situation beim Patienten erlaubt,<br />
sollte im Rahmen eines chirurgischen Débridements eine<br />
möglichst komplette Abtragung nekrotischen bzw. unzureichend<br />
durchbluteten Gewebes und fi brinöser Beläge angestrebt<br />
werden. Man erhält dadurch eine „frische“ Wunde,<br />
die blutet. Damit kann die Wundheilung wie bei einer<br />
akuten Wunde mit der Blutstillung und in der Folge mit der<br />
Freisetzung von Wachstumsfaktoren und dem Einwandern<br />
einer ausreichenden Menge von Entzündungszellen beginnen<br />
und sich mit chronologisch korrekten Zellabläufen<br />
neu organisieren. <strong>Die</strong>ses Vorgehen ist insbesondere bei<br />
therapierefraktären Ulzera in Betracht zu ziehen, wobei sich<br />
nach der Wundkonditionierung eventuell die Indikation für<br />
einen Wundverschluss durch eine Spalthauttransplantation<br />
ergeben kann.<br />
Zur Versorgung <strong>des</strong> chirurgisch debridierten Ulkus sowie<br />
zur anschließenden Wundkonditionierung eignet sich eine<br />
Wundabdeckung mit den Calciumalginat-Kompressen Sorbalgon,<br />
deren Wirkungsprinzip ab Seite 49 beschrieben ist.<br />
Reinigung durch feuchte <strong>Wundbehandlung</strong><br />
Ist ein chirurgisches Débridement nicht praktizierbar, bietet<br />
sich ein physikalisches Débridement mithilfe der feuchten<br />
<strong>Wundbehandlung</strong> an. Hierzu stehen hydroaktive Wundauflagen<br />
mit unterschiedlichen Wirkungsweisen zur Verfügung,<br />
die entsprechend dem Wundzustand angewendet<br />
werden.<br />
Für Ulzera mit ausgeprägten fi brinösen und/oder schmierigen<br />
Belägen (infi ziert oder nicht infi ziert) wird eine Feuchttherapie<br />
mit TenderWet 24 active empfohlen. Das Wirkungsprinzip<br />
dieser „Saug-Spül-Kompresse“ ist ab Seite 44<br />
beschrieben. TenderWet ist vor allem auch dann indiziert,<br />
wenn die Ulkusumgebung durch ekzematöse Veränderungen<br />
äußerst empfi ndlich ist.
Besonders gut geeignet zur Behandlung unter Kompressionsverbänden<br />
ist der hydroaktive Schaumverband Perma-<br />
Foam. Er verfügt über eine hohe vertikale Kapillarwirkung<br />
zur raschen Regulierung <strong>des</strong> Wundexsudates sowie eine<br />
hohe Retention zur sicheren Flüssigkeitsbindung, wodurch<br />
Wundränder vor Mazeration geschützt werden. Ausführliche<br />
Produktbeschreibung ab Seite 50.<br />
Bei Ulzera mit mäßiger Sekretion, aber relativ intakter<br />
Ulkus umgebung kann der Hydrokolloidverband Hydrocoll<br />
angewendet werden, der durch seine Semipermeabilität die<br />
autolytischen Prozesse der Wundreinigung besonders gut<br />
unterstützt. Alles über das Wirkungsprinzip von Hydrocoll<br />
ab Seite 53.<br />
Infektionsprophylaxe und -bekämpfung<br />
In der Reinigungsphase stellt sich am ehesten das Problem<br />
der Infektionsprophylaxe und -bekämpfung, wobei sich<br />
oft Unsicherheiten ergeben. Es ist generell von einer Keimbesiedelung<br />
<strong>des</strong> Ulkus auszugehen, allerdings führt die<br />
Kontamination – vor allem bei rein venösen Ulzera – relativ<br />
selten zu einer klinisch manifesten Infektion. <strong>Die</strong> allgemein<br />
zu beobachtende eher geringe Infektanfälligkeit älterer<br />
chronischer Wunden scheint daher auch auf das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
venosum zuzutreffen. <strong>Die</strong> prophylaktische Desinfektion<br />
<strong>des</strong> Ulkus bzw. eine topisch angewandte Antibiotikatherapie<br />
ist <strong>des</strong>halb in der Regel als nicht sinnvoll einzustufen,<br />
insbesondere auch im Hinblick auf das wundheilungshemmende<br />
Potenzial vieler dieser Substanzen sowie das hohe<br />
Risiko von Sensibilisierungen.<br />
Eine Behandlungsoption bei infi zierten und infektgefährdeten<br />
Wunden ist die silberhaltige Salbenkompresse<br />
Atrauman Ag. Sie weist ein breites Wirkungsspektrum auf<br />
und verfügt über eine lang anhaltende bakterizide Wirkung<br />
bei nachgewiesener guter Gewebeverträglichkeit mit nur<br />
geringer Toxizität. Details zu Atrauman Ag ab Seite 56.<br />
Ulzera mit stark ge schä dig ter Umgebung<br />
er for dern eine be son ders<br />
scho nen de Wund be hand lung,<br />
beispielsweise mit TenderWet-<br />
Kompressen.<br />
<strong>Die</strong> silberhaltige Salbenkompresse<br />
Atrauman Ag mit sicherer bakterizider<br />
Wirkung ist bei infi zierten<br />
Wunden indiziert.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [38.39]
Atrauman Ag kann auch dann angewendet werden, wenn<br />
bei schweren Infektionen und deutlich erhöhtem CRP sowie<br />
bei Problemulzera eine systemische Antibiotikabehandlung<br />
erforderlich wird. Gegebenenfalls sollten zur Optimierung<br />
der Antibiotikatherapie eine Keimbestimmung vorgenommen<br />
und ein Antibiogramm erstellt werden.<br />
<strong>Wundbehandlung</strong> in der Granulationsphase<br />
Ist der Wundgrund sauber, kann sich Granulationsgewebe<br />
ausbilden, vorausgesetzt, dass auch die dem Ulkus zugrunde<br />
liegende hämodynamische Störung durch eine Kompressionstherapie<br />
weiterhin kompensiert wird.<br />
<strong>Die</strong> Beschaffenheit <strong>des</strong> Granulationsgewebes ist ein wichtiger<br />
Indikator für die Qualität <strong>des</strong> Reparationsprozesses. Das<br />
Granulationsgewebe selbst reagiert äußerst empfi ndlich auf<br />
exogene Einfl üsse und Störfaktoren. Dementsprechend ist<br />
es so schonend wie möglich zu behandeln. Eine frisch-rote<br />
Granulation muss nicht mehr gereinigt und gespült werden<br />
und benötigt keine Salben oder Puder zur Granulationsförderung.<br />
Das Granulationsgewebe ist jedoch permanent<br />
durch geeignete hydroaktive Wundaufl agen feucht zu halten.<br />
Trocknet die Wunde aus, kommt es durch das Absterben<br />
der Zellen erneut zum Untergang von Gewebe. Darüber<br />
hinaus muss das Granulationsgewebe vor mechanischer Irritation<br />
durch Zellstripping beim Verbandwechsel geschützt<br />
werden. Denn durch das eiweißreiche Sekret und die hohe<br />
Anzahl feinster Haarkapillaren neigt das Granulationsgewebe<br />
außerordentlich zum Verkleben.<br />
Häufi g ist bei chronischen Ulzera die Konstellation vorzufi<br />
nden, dass ein Teil der Wunde bereits granuliert, während<br />
sich andere Partien noch in der Reinigungsphase befi nden.<br />
Bei einer eventuell erforderlichen Wund<strong>des</strong>infektion sowie<br />
bei mechanischer Reinigung ist das Granulationsgewebe<br />
auszusparen.
Eine hydroaktive Wundaufl age, die den Erfordernissen<br />
der Granulationsphase besonders gut entspricht, ist der<br />
Hydrogelverband Hydrosorb. Er verfügt über einen hohen<br />
Wasseranteil in seiner Gelstruktur und kann so der Wunde<br />
über lange Zeit selbsttätig Feuchtigkeit zuführen, ohne<br />
dabei auszutrocknen. Insbesondere bei stagnierendem<br />
Granulationsaufbau kann aber auch ein Behandlungsversuch<br />
mit dem Schaumverband PermaFoam lohnend sein.<br />
<strong>Die</strong> spezifi sche Wirkungsweise von Hydrosorb ist ab Seite<br />
55 beschrieben.<br />
Das periulzeröse Ekzem<br />
Das <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum wird häufi g von einem Ekzem<br />
begleitet. Das Ekzem kann auf eine Besiedelung der geschädigten<br />
Haut mit <strong>Bak</strong>terien und Pilzen (mikrobielles<br />
Ekzem) zurückzuführen sein oder eine Kontaktallergie auf<br />
topisch gegebene Medikamente darstellen.<br />
Hydrosorb schützt die sich bildende<br />
Granulation sicher vor dem<br />
Austrocknen.<br />
<strong>Die</strong> Behandlung richtet sich nach den allgemeinen Grundsätzen<br />
der Ekzemtherapie: Das akute, nässende Ekzem<br />
wird feucht behandelt, beispielsweise mit feuchten Mullkompressen<br />
mit adstringierenden oder <strong>des</strong>infi zierenden<br />
Lösungen. Ein Austrocknen der Haut ist dabei jedoch zu<br />
verhindern.<br />
Das subakute oder chronische Ekzem ist einer differenzierten<br />
Behandlung zu unterziehen, wobei ausschließlich<br />
allergenneutrale Salbengrundlagen und Substanzen zur<br />
Anwendung kommen dürfen. Bewährt hat sich dazu<br />
beispielsweise Pasta Zinci und Unguentum leniens zu<br />
gleichen Teilen. Eine Dauertherapie mit kortikoidhaltigen<br />
Externa sollte dagegen wegen der drohenden Hautatrophie<br />
vermieden werden.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [40.41]
<strong>Wundbehandlung</strong> in der Epithelisierungsphase<br />
Ein gut ausgebildetes Granulationsgewebe, das den Epithelzellen<br />
eine feuchte Gleitfl äche bietet, ist die Vorbedingung<br />
für Mitose und Migration von Epithelzellen. Als wichtigste<br />
Aufgabe muss der Verband <strong>des</strong>halb auch in der Epithelisierungsphase<br />
die Wunde weiterhin feucht halten. Ideal ist<br />
hierzu wiederum der Hydrogelverband Hydrosorb oder<br />
auch der Hydrokolloidverband Hydrocoll thin, der speziell<br />
für epithelisierende Wunden entwickelt wurde.<br />
Ein Ulkus mit guter Heilungstendenz ist daran zu erkennen,<br />
dass vom Ulkusrand aus eine Epithelisierung erfolgt bzw.<br />
fl ächenhaft über den Ulkusgrund verteilt sich vergrößernde<br />
Epithelinseln bestehen.<br />
Durch bestimmte Lokaltherapeutika, die eine Überschorfung<br />
<strong>des</strong> Ulkus hervorrufen, kann allerdings eine „Scheinheilung“<br />
vorgetäuscht werden. <strong>Die</strong>se Überkrustungen<br />
lassen sich zumeist vom Ulkusrand wieder leicht lösen.<br />
Auch die darunter liegenden gelblichen Beläge müssen<br />
abgetragen werden, und erst dann kann der so gesäuberte<br />
Ulkusgrund in prognostischer Hinsicht beurteilt werden.<br />
Durch den oft langen Heilungsverlauf neigen die Wundränder<br />
chronischer Ulzerationen zuweilen dazu, zu epithelisieren<br />
und sich nach innen einzustülpen. Da dann vom Wundrand<br />
aus keine weitere Epithelisierung mehr stattfi nden<br />
kann, ist ein Anfrischen der Wundränder mit dem Skalpell<br />
oder einer scharfen Schere angezeigt.<br />
Mit Spalthaut (Mesh-graft 1:1,5)<br />
transplantiertes Ulkus<br />
Grundsätzlich zeigen venöse Ulzera, wie alle chronischen<br />
Wunden, zuweilen eine schlechte Tendenz zur Spontanepithelisierung.<br />
Konnte der Wundgrund ausreichend konditioniert<br />
werden, ist in diesen Fällen vor allem bei größeren<br />
Wundfl ächen ein Wundverschluss durch Spalthauttransplantation<br />
(Mesh-graft) oder Reverdin-Plastik in Erwägung<br />
zu ziehen. Bei der Reverdin-Plastik bilden die auf die<br />
Granulation aufgebrachten Epidermisläppchen Inseln, von
denen die Epithelisierung ausgehen kann. Eine weitere<br />
Möglichkeit ist gegebenenfalls die Transplantation von<br />
autolog gewonnenen und in vitro gezüchteten Keratinozyten.<br />
Zur Gewinnung solcher Keratinozyten-Kulturen werden<br />
aus einem Hautstück <strong>des</strong> Patienten Keratinozyten isoliert.<br />
Therapierefraktäre Ulzera<br />
Heilt das Ulkus trotz aller Bemühungen nicht, ist das<br />
Behandlungskonzept zu überprüfen. Nachfolgende Stichpunkte<br />
sollen dabei helfen, mögliche Ursachen für therapierefraktäre<br />
Ulzera zu erhellen:<br />
▪ Wird die Kompressionstherapie adäquat durchgeführt<br />
Ggf. Umstellung von Wechsel- auf Dauerverbände, Verstärkung<br />
der Kompression usw.<br />
▪ Liegen arteriell-venöse Mischulzera vor<br />
▪ Doppler-sonographische Abklärung der peripheren Durchblutung,<br />
ggf. weiterführende angiographische Diagnostik.<br />
▪ Bei arteriellem Hochdruck (Ulkus Martorell!): Hypertonie<br />
behandeln.<br />
▪ Besteht eine latente oder kompensierte Rechtsherzinsuf<br />
fi zienz (Ödem am gesunden Bein)<br />
▪ Zusätzliche Abfl ussstörungen durch sekundäres Lymphödem<br />
▪ Arthrogenes Stauungssyndrom bei Knie- oder Hüftarthrose<br />
▪ Bewegungsmangel (LLL und SSS = „Lieber Laufen und<br />
Liegen, schlecht ist Sitzen und Stehen“, Adipositas)<br />
▪ Besteht ein Erysipel, eine mykotische und/oder<br />
bakterielle Superinfektion (klinisches Bild)<br />
▪ Ulzeration anderer Genese<br />
▪ Hartnäckiges Begleitekzem: Allergietestung.<br />
▪ Schlecht eingestellter Diabetes mellitus<br />
(HbA1c bestimmen).<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [42.43]
TenderWet – Wundkissen mit Superabsorber<br />
TenderWet ist eine äußerst effi ziente Wundaufl age zur<br />
Behandlung chronischer, infi zierter und nicht infi zierter<br />
Wunden während der Reinigungsphase und zu Beginn<br />
der Granulationsphase. Grundlage der hohen Effi zienz ist<br />
ein spezielles Wirkungsprinzip, das eine kontinuierliche<br />
„Spülung“ der Wunde ermöglicht.<br />
1<br />
TenderWet ist eine mehrschichtige, kissenförmige Wundauflage,<br />
die als zentralen Bestandteil ihres Saug-Spülkörpers<br />
superabsorbieren<strong>des</strong> Polyacrylat enthält. Der wirkstofffreie<br />
Superabsorber wird vor der Anwendung mit einer entsprechenden<br />
Menge Ringerlösung aktiviert, die dann über Stunden<br />
kontinuierlich an die Wunde abgegeben wird. Durch<br />
die permanente Zufuhr von Ringerlösung werden Nekrosen<br />
aufgeweicht, abgelöst und ausgespült (1).<br />
2<br />
3<br />
Das Wirkungsprinzip<br />
von TenderWet<br />
Gleichzeitig wird aber auch keimbelastetes Wundexsudat<br />
in das Wundkissen aufgenommen und dort gebunden.<br />
<strong>Die</strong>ser Austausch – Ringerlösung wird abgegeben und Proteine<br />
werden aufgenommen – funktioniert, weil der Superabsorber<br />
<strong>des</strong> Wundkissens eine höhere Affi nität für das<br />
proteinhaltige Wundexsudat besitzt als für die salzhaltige<br />
Ringerlösung (2), die somit aus dem Kissen verdrängt wird.<br />
Sobald die wundheilungshemmenden Faktoren entfernt<br />
sind, d. h. die Wunde von Nekrosen, Detritus und Belägen<br />
gereinigt ist, sind die Voraussetzungen zum Aufbau von<br />
Granulationsgewebe gegeben: Proliferative Zellen können<br />
in das Wundgebiet einwandern und Kapillaren können einsprießen<br />
(3). <strong>Die</strong> Feuchtigkeit sowie die in der Ringerlösung<br />
enthaltenen Elektrolyte wie Natrium, Kalium und Calcium<br />
tragen dabei zur Zellproliferation bei.<br />
TenderWet hat keine Kontraindikationen und kann auch<br />
bei infi zierten Wunden angewendet werden. In Einzelfällen
kommt es bei der Initialreinigung mit TenderWet zu einer<br />
scheinbaren Vergrößerung der Wunde. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass<br />
mit dieser Methode auch devitalisiertes Gewebe, das als<br />
solches nicht erkennbar war, entfernt wurde.<br />
Bei tiefen Wundverhältnissen ist TenderWet locker einzutamponieren,<br />
um den für den Flüssigkeitsaustausch<br />
erforderlichen direkten Kontakt sicherzustellen. <strong>Die</strong> physikalischen<br />
Eigenschaften <strong>des</strong> Superabsorbers in Verbindung<br />
mit dem äußeren Hüllgestrick <strong>des</strong> Wundkissens verleihen<br />
TenderWet die notwendigen Tamponadeeigenschaften.<br />
Bei großfl ächigen Wunden sind die TenderWet Wundkissen<br />
leicht überlappend aufzulegen.<br />
TenderWet und TenderWet 24<br />
sind vor Gebrauch mit TenderWet<br />
Solution oder mit Ringerlösung zu<br />
aktivieren.<br />
TenderWet steht in verschiedenen Ausführungen sowie in<br />
runden und rechteckigen Formaten zur Verfügung, damit<br />
jeweils auf die Praxisbesonderheiten eingegangen werden<br />
kann.<br />
Das klassische TenderWet hält seine Saug-Spülwirkung für<br />
etwa 12 Stunden aufrecht. Dementsprechend sollte ein<br />
Verbandwechsel alle 12 Stunden stattfi nden. <strong>Die</strong> Häufi gkeit<br />
<strong>des</strong> Verbandwechsels wird aber letztlich von der anfallenden<br />
Exsudatmenge bestimmt. Wie viel Ringerlösung zur<br />
Aktivierung benötigt wird, ist von der Kompressengröße<br />
abhängig. Zur problemlosen Aktivierung von TenderWet<br />
(und auch von TenderWet 24) gibt es die TenderWet Solution<br />
in gebrauchsgerechten Größen von 10, 15 bzw.<br />
30 ml. <strong>Die</strong> Zusammensetzung der sterilen, pyrogenfreien<br />
und isotonen Solution entspricht der einer Ringerlösung.<br />
TenderWet 24 besteht aus den gleichen Materialien wie<br />
TenderWet, ist jedoch so konstruiert, dass die Saug-Spülwirkung<br />
bis zu 24 Stunden erhalten bleibt. Um ein Durchfeuchten<br />
<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> nach außen zu verhindern, ist das<br />
Wundkissen zudem mit einer feuchtigkeitsabweisenden<br />
TenderWet steht in ver schiedenen<br />
Größen und Formaten zur<br />
Verfügung, um jew eils eine gute<br />
Adaption an die unterschiedlichen<br />
Wund ver hält nisse zu ge währ -<br />
lei sten. Ten der Wet wird direkt in<br />
der halb geöffneten sterilen Peelpac<br />
kung mit Ringerlösung oder<br />
TenderWet Solution aktiviert.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [44.45]
Schutzschicht ausgestattet. <strong>Die</strong> Kompressenseite mit der<br />
integrierten Schutzschicht ist durch parallel verlaufende<br />
Farbstreifen gekennzeichnet, damit das Wundkissen sicher<br />
platziert werden kann. TenderWet 24 sollte wegen dieser<br />
Schutzschicht nicht eintamponiert werden.<br />
TenderWet 24 active ist bereits<br />
gebrauchsfertig mit Ringerlösung<br />
aktiviert. Durch die integrierte<br />
Schutzschicht ist die Kompresse<br />
gut zur Behandlung unter dem<br />
Kompressionsverband geeignet.<br />
Für eine vereinfachte Anwendung stehen TenderWet und<br />
TenderWet 24 in bereits aktivierter Form als TenderWet<br />
active cavity und TenderWet 24 active zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong>se „active“-Wundkissen sind gebrauchsfertig mit Ringerlösung<br />
getränkt und können sofort appliziert werden.<br />
Damit entfällt ein vorbereitender Arbeitsgang, was Zeit<br />
einspart. Ein weiterer Vorteil der bereits aktivierten Wundkissen<br />
ist, dass ein deutlich größeres Volumen an Ringerlösung<br />
in den Saugkörper eingebracht werden kann, als dies<br />
durch manuelles Tränken möglich ist. So kann die Wunde<br />
über einen längeren Zeitraum feucht gehalten werden.<br />
Außerdem sind die Kissen weich und gut modellierbar, was<br />
insbesondere TenderWet active cavity auszeichnet, mit der<br />
selbst tiefere Wunden problemlos austamponiert werden<br />
können (= cavity). Hingegen sollte TenderWet 24 active<br />
wegen seiner feuchtigkeitsabweisenden Schutzschicht nicht<br />
eintamponiert werden.<br />
Generell gilt für alle TenderWet Wundkissen: Sie sind nicht<br />
selbsthaftend und müssen adäquat fi xiert werden, z. B.<br />
vollfl ächig mit elastischen Fixiervliesen (z. B. Omnifi x) oder<br />
mit elastischen Fixierbinden (z. B. Peha-crepp, Peha-haft).
1 2<br />
3<br />
4<br />
5 6<br />
Etwa 70-jährige Patientin mit seit<br />
1992 rezidivierendem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
venosum (Kasuistik B. Kowollik,<br />
Neuss)<br />
1) 7.11.02, Zustand <strong>des</strong> venösen<br />
Ulkus nach 5-tägiger Behandlung<br />
mit TenderWet 24, die Wunde<br />
reinigt sich zusehends.<br />
2) 15.11.02, alle drei Wundheilungsphasen<br />
sind sichtbar: im<br />
oberen Drittel Epithel, im linken<br />
Drittel gut konditioniertes Granulationsgewebe,<br />
in der rechten<br />
Hälfte befi ndet sich die Wunde<br />
noch in der Reinigungsphase.<br />
3) Nach 12 Wochen ist die<br />
Wundfl äche um circa zwei Drittel<br />
verkleinert.<br />
4) 28.2.03, der zügige Verlauf<br />
der Wundheilung hat sich stark<br />
verlangsamt.<br />
5) Zur Beeinfl ussung der Perforansveneninsuffi<br />
zienz, die als<br />
Blockade der Heilung eruiert<br />
wurde, erfolgte im Knöchelbereich<br />
eine Druckverstärkung durch Auflegen<br />
einer Pelotte.<br />
6) Fertig gewickelter Kompressionsverband<br />
7) 14.5.03, die Maßnahme der<br />
Druckverstärkung war erfolgreich,<br />
das Ulkus hatte sich um die Hälfte<br />
verkleinert.<br />
8) 18.6.03, vollständig abgeheiltes<br />
Ulkus<br />
7 8<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [46.47]
76-jährige Patientin mit seit 30<br />
Jahren bestehendem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
am linken Unterschenkel, schmierig<br />
belegte, torpide Granulationen<br />
(Kasuistik Prof. H. Winter, Berlin)<br />
1) Zustand <strong>des</strong> Ulkus bei Aufnahme<br />
2) Beginn der <strong>Wundbehandlung</strong><br />
mit TenderWet 24. In der Anfangsphase<br />
aktiviert mit lokalem<br />
Antiseptikum (Lavasept).<br />
3) Weiterführung der Therapie<br />
mit TenderWet 24 und zusätzliche<br />
Kompressionsbehandlung (Kurzzugbinden)<br />
4) Saubere Wundverhältnisse mit<br />
deutlicher Granulationsbildung<br />
4 Wochen nach <strong>Wundbehandlung</strong><br />
mit TenderWet 24<br />
5) Spalthauttransplantation<br />
(Mesh-graft-Technik)<br />
6) Ergebnis ein Jahr nach der<br />
Transplantation<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
5<br />
6
Sorbalgon –<br />
tamponierbare Calciumalginat-Kompressen<br />
Sorbalgon ist die ideale Wundaufl age zur Reinigung und<br />
zum Granulationsaufbau bei zerklüfteten und schwer zugänglichen<br />
Wunden. Denn Sorbalgon ist ausgezeichnet<br />
tamponierbar und sorgt somit auch in der Tiefe der Wunden<br />
für eine wirkungsvolle Reinigung und Konditionierung<br />
der Wunden. Bei der Behandlung venöser Ulzera ist Sorbalgon<br />
vor allem nach chirurgischen Nekrosenabtragungen<br />
indiziert.<br />
Sorbalgon ist eine nicht gewebte Kompresse aus hochwertigen<br />
Calciumalginat-Fasern, die trocken in die Wunde eintamponiert<br />
wird (1). Bei Kontakt mit Natriumsalzen, wie sie<br />
beispielsweise in Blut und im Wundsekret vorhanden sind,<br />
quellen die Fasern und wandeln sich in ein feuchtes, saugfähiges<br />
Gel um, das die Wunde ausfüllt (2). Durch die enge<br />
Adaption von Sorbalgon an die Wundfl ächen werden Keime<br />
auch in der Tiefe aufgenommen und sicher in der Gelstruktur<br />
eingeschlossen (3). <strong>Die</strong>s führt zu einer effi zienten<br />
Keimreduzierung und hilft, Rekontamination zu vermeiden.<br />
Wunden werden rasch gereinigt, sodass sich Sorbalgon insbesondere<br />
bei der Behandlung chronischer und infi zierter<br />
Wunden bewährt.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Das Wirkungsprinzip<br />
von Sorbalgon<br />
<strong>Die</strong> gelartige Konsistenz von Sorbalgon wirkt zudem wie ein<br />
feuchter Verband, der ein Austrocknen der Wunde verhindert.<br />
Es entsteht ein für die Wundheilung günstiges Mikroklima,<br />
das die Bildung von Granulationsgewebe fördert und<br />
die Wundfl ächen geschmeidig hält. Durch die Gelbildung<br />
verklebt Sorbalgon nicht mit der Wunde, der Verbandwechsel<br />
verläuft schmerzarm. Allerdings setzt die vollständige<br />
Umwandlung der Calcium alginat-Fasern in ein Gel ausreichend<br />
Sekretion voraus.<br />
Sorbalgon ist in zwei Kompressengrößen<br />
und als Tampona<strong>des</strong>treifen<br />
erhältlich.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [48.49]
<strong>Die</strong> Häufi gkeit <strong>des</strong> Verbandwechsels ergibt sich aus der individuellen<br />
Wundsituation. In der Phase der Wundreinigung<br />
kann je nach dem Ausmaß der Exsudation ein 1-2-maliger<br />
Verbandwechsel erforderlich werden. Später, mit einsetzender<br />
Granulationsbildung, kann ein Verbandwechsel alle<br />
zwei bis drei Tage ausreichend sein. Sorbalgon wird in zwei<br />
Größen als quadratische Kompressen angeboten. Als Tampona<strong>des</strong>treifen<br />
steht Sorbalgon T zur Verfügung.<br />
PermaFoam – hydroaktiver Schaumverband<br />
Der Schaumverband PermaFoam ist indiziert bei stark bis<br />
mäßig sezernierenden, nicht infi zierten Wunden in der Reinigungs-<br />
und während der Granulationsphase. Grundlage<br />
für seine therapeutische Wirkung ist seine spezielle Porenstruktur.<br />
Der hydrophile Schaumverband<br />
PermaFoam erweitert durch seine<br />
überzeugende physikalische<br />
Wirkungsweise die Behandlungsoptionen<br />
bei chronischen Wunden.<br />
PermaFoam ist eine Kombination zweier unterschiedlich<br />
strukturierter Schaumstoffe, die über eine spezielle Laminierung<br />
miteinander verbunden werden. <strong>Die</strong> Saugschicht<br />
von PermaFoam besteht aus hydrophilen Polyurethan-<br />
Polymeren, die Flüssigkeit bis zum Neunfachen ihres<br />
Eigengewichtes in ihren Polymerketten einlagern können.<br />
Dabei verfügt die Polyurethanmatrix über einen einzigartigen<br />
Porengradienten, d. h. die wundseitig großen Poren<br />
werden zur Deckschicht hin immer kleiner, was eine hohe<br />
vertikale Kapillarwirkung erzeugt. <strong>Die</strong> Deckschicht von<br />
PermaFoam besteht aus einem fl exiblen, geschlossenporigen<br />
Polyurethanschaum und ist semipermeabel, d. h.<br />
keimdicht, aber durchlässig für Wasserdampf.<br />
Aus dieser Materialkombination und -konstruktion ergeben<br />
sich Produkteigenschaften, mit denen insbesondere die oft<br />
auftretende Mazerationsproblematik bei chronischen Wunden<br />
eingegrenzt werden kann: Durch die hohe vertikale<br />
Kapillarwirkung wird überschüssiges aggressives Wundexsudat<br />
rasch bis unter die Deckschicht geleitet. Dabei<br />
gewährleisten die wundseitig großen Schaumstoffporen,
dass auch zähfl üssiges Sekret und Detritus aufgenommen<br />
werden, ohne die Poren zu verstopfen. Bei Aufnahme <strong>des</strong><br />
Wundexsudats quillt der Polyurethanschaum leicht auf,<br />
sodass der für die Ableitung erforderliche Kontakt zum<br />
Wundgrund gesichert ist.<br />
Das aufgenommene Wundexsudat verteilt sich dann seitlich<br />
unter der Deckschicht. Wichtig ist dabei, dass PermaFoam<br />
– hauptsächlich bedingt durch die spezielle Porenstruktur<br />
– über ein hohes Zurückhaltevermögen (Retention)<br />
für Flüssigkeiten verfügt. Selbst wenn von außen Druck<br />
erzeugt wird, so z. B. durch einen Kompressionsverband,<br />
wird das Exsudat im Schaumstoff gehalten. Hinzu kommt,<br />
dass PermaFoam auch unter dem Druck eines angelegten<br />
Kompressionsverban<strong>des</strong> nur geringfügig an Saugkapazität<br />
verliert. Beispielsweise wird unter dem Druck von 42 mmHg<br />
die Saugkapazität gegenüber dem freien Zustand lediglich<br />
um 12 % reduziert.<br />
Grundlage für die therapeutische<br />
Wirksamkeit von PermaFoam ist<br />
die spezielle Porenstruktur: Wundseitig<br />
große Poren verkleinern sich<br />
zur Deckschicht hin immer mehr,<br />
was eine hohe vertikale Kapillarwirkung<br />
erzeugt. <strong>Die</strong>s bewirkt,<br />
dass Exsudat rasch in die Tiefe <strong>des</strong><br />
Saugkörpers aufgenommen wird,<br />
sorgt aber auch für eine hohe<br />
Retention zur sicheren Flüssigkeitsbindung.<br />
All diese Eigenschaften zusammen bewirken nicht nur die<br />
wünschenswerte rasche Regulierung der Exsudation, sondern<br />
schützen auch die Wundränder vor Mazeration, weil<br />
das aufgenommene Wundexsudat nicht mehr in die Wunde<br />
zurückdrückt. Darüber hinaus gewährleistet die hohe Wasserdampfdurchlässigkeit<br />
der Deckschicht ein ausgewogen<br />
feuchtes Mikroklima in der Wunde, was die Heilungstendenz<br />
zusätzlich unterstützt.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [50.51]
69-jährige Patientin mit einem<br />
<strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum, das acht<br />
Jahre lang bestand (Kasuistik:<br />
M. Zimmermann, Heidenheim)<br />
1) Zustand <strong>des</strong> Ulkus am 27.3. bei<br />
Beginn <strong>des</strong> neuen Therapiekonzeptes<br />
mit zunächst TenderWet<br />
zur Initialreinigung.<br />
2) Umstellung auf Behandlung mit<br />
PermaFoam zur Beinfl ussung <strong>des</strong><br />
immer noch starken Exsudatfl usses<br />
sowie zur Vermeidung einer<br />
Wundrandmazeration am 4.4.<br />
3) Fortführung der PermaFoam-<br />
Therapie, am Wundrand ist ein<br />
Epithelsaum sichtbar.<br />
4) Zustand <strong>des</strong> Ulkus am 6.8.,<br />
nachdem zwei Wochen vorher auf<br />
Hydrocoll zur Förderung der Epithelisierung<br />
umgestellt wurde.<br />
1 2<br />
3<br />
4<br />
1<br />
2<br />
PermaFoam ist atraumatisch, ein Verkleben mit der Wunde<br />
bzw. ein Einwachsen von Gewebe in die Schaumstruktur<br />
wird minimiert. Durch das hohe Absorptionsvermögen<br />
und die sehr gute Retention kann PermaFoam selbst bei<br />
stärkerer Sekretion (beim Ausbleiben von Komplikationen)<br />
mehrere Tage auf der Wunde verbleiben.<br />
PermaFoam steht in speziellen<br />
wundangepassten Zuschnitten zur<br />
Verfügung, damit in jedem Fall<br />
immer eine optimale <strong>Wundbehandlung</strong><br />
möglich ist. PermaFoam<br />
concave (1) für Anwendungen an<br />
der Ferse und PermaFoam rund (2)<br />
für die Versorgung kleinerer Ulzera<br />
an Problemzonen.<br />
PermaFoam ist weich und geschmeidig und schmiegt<br />
sich den Wundgegebenheiten gut an. <strong>Die</strong> Fixierung <strong>des</strong><br />
Schaumverban<strong>des</strong> erfolgt mit elastischen Fixierbinden<br />
(z. B. Peha-haft) oder vollfl ächig mit elastischen Fixiervliesen<br />
(z. B. Omnifi x elastic). <strong>Die</strong> Produktausführung<br />
PermaFoam comfort ist für eine einfache Fixierung mit<br />
einem selbst klebenden Haftrand ausgestattet, der verwendete<br />
Kleber ist hautfreundlich. PermaFoam steht in verschiedenen<br />
Ausführungen und Zuschnitten zur Verfügung.
Hydrocoll – saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />
Hydrocoll ist ein selbsthaftender, saugfähiger Hydrokolloid-Verband<br />
zur Reinigung und Konditionierung nicht<br />
infi zierter Wunden mit mittelstarker bis schwacher Sekretion.<br />
Der Begriff „Kolloid“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet<br />
einen Stoff, der in feinster Verteilung in eine Matrix<br />
integriert ist. Dementsprechend besteht Hydrocoll aus saugund<br />
quellfähigen Hydrokolloiden, die in ein selbsthaften<strong>des</strong><br />
Elastomer eingebracht sind. Eine semipermeable Folie dient<br />
als keim- und wasserdichte Deckschicht.<br />
Das Wirkungsprinzip<br />
von Hydrocoll<br />
Im Mittelpunkt <strong>des</strong> Wirkungsmechanismus von Hydrocoll<br />
stehen die in die Trägerschicht eingebrachten Hydrokolloide.<br />
Durch die Aufnahme von Wundsekret quellen sie auf<br />
und gehen in ein Gel über, das in die Wunde expandiert<br />
und die Wunde feucht hält. Das Gel ist dabei so lange<br />
saugfähig, bis die Hydrokolloide gesättigt sind. Gleichzeitig<br />
wird mit dem Quellvorgang das aufgenommene Wundsekret,<br />
das immer mit Detritus, <strong>Bak</strong>terien und deren Toxinen<br />
belastet ist, sicher in der Gelstruktur eingeschlossen.<br />
Durch die Haftkraft <strong>des</strong> Elastomers kann Hydrocoll ähnlich<br />
wie ein Pfl aster auf die Wunde aufgelegt werden. Mit der<br />
Gelbildung verschwindet dann im Bereich der Wundfl äche<br />
die Haftkraft, sodass Hydrocoll wundschonend nur noch<br />
auf der intakten Wundrandumgebung fi xiert ist.<br />
Hydrocoll lässt sich einfach wie<br />
ein Pfl aster applizieren. Sind die<br />
Hydrokolloide durch die Sekretaufnahme<br />
gesättigt, zeigt sich dies an<br />
einer blasenartigen Ausformung<br />
<strong>des</strong> Verban<strong>des</strong>. Dann ist Hydrocoll<br />
zu wechseln.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [52.53]
<strong>Die</strong> Ausführung „Hydrocoll thin“<br />
ist speziell für bereits epithelisierende<br />
Wunden geeignet.<br />
Für Hydrocoll fi nden besonders saug- und quellfähige<br />
Hydrokolloide Verwendung, die zudem die Eigenschaft<br />
haben, dass ihre Gelstruktur kompakt bleibt. Hydrocoll<br />
expandiert zwar wie gewohnt in die Wunde, lässt sich<br />
aber dann im Gelzustand in einem Stück von der Wunde<br />
abnehmen. In der Wunde verbleiben praktisch keine Gelrückstände,<br />
sodass das bisher erforderliche Ausspülen von<br />
Gelrückständen in eiterähnlicher Konsistenz weitgehend<br />
entfällt. Der Verbandwechsel wird dadurch einfacher und<br />
auch angenehmer. Zudem ist sofort eine sichere Wundbeurteilung<br />
möglich.<br />
Der Wirkungsmechanismus von Hydrocoll zeigt in allen<br />
Wundheilungsphasen seine Effekte: Da überschüssiges,<br />
keimbelastetes Wundsekret mit dem Saug- und Quellvorgang<br />
rasch in die hydrokolloiden Anteile <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong><br />
aufgenommen wird, kommt es zu einer schnellen und guten<br />
Wundreinigung. Wie allgemeine Untersuchungen zeigten,<br />
verbessert sich mit zunehmender Reinigung auch die Mikrozirkulation<br />
im Wundgebiet. Hierdurch werden insbesondere<br />
bei chronischen Wundverhältnissen mit stagnierender Reinigungsphase<br />
die körpereigenen Reinigungsmechanismen<br />
wieder aktiviert. In der Granulationsphase stimuliert und<br />
fördert das feuchte Wundmilieu unter Hydrocoll den Aufbau<br />
von Granulationsgewebe. Dabei lässt sich mit Hydrocoll<br />
das ausbalanciert feuchte Wundmilieu ohne die Gefahr von<br />
Sekretstaus auch über längere Behandlungszeiträume problemlos<br />
aufrechterhalten und ein Austrocknen der Granulation<br />
sicher vermeiden. In der Epithelisierungsphase unterstützt<br />
das zellfreundliche feuchte Wundmilieu Mitose und<br />
Migration der Epithelzellen. Zudem wird eine unerwünschte<br />
Schorfbildung verhindert, die eine Heilung verzögern<br />
würde. <strong>Die</strong> keim- und wasserdichte Deckschicht wirkt als<br />
zuverlässige Barriere gegen Keime und schützt die Wunde<br />
vor Schmutz und Feuchtigkeit. Mobile Patienten können mit<br />
dem Verband duschen. <strong>Die</strong> Ausführung „Hydrocoll thin“ ist<br />
speziell für bereits epithelisierende Wunden geeignet.
Hydrosorb – transparenter Hydrogel-Verband<br />
Hydrosorb eignet sich bestens dazu, Granulationsgewebe<br />
und junges Epithel feucht zu halten und zu schützen und<br />
ist damit die optimale Wundaufl age zur <strong>phasengerechte</strong>n<br />
Weiterbehandlung im Anschluss an eine Wundversorgung<br />
mit TenderWet, Sorbalgon oder PermaFoam.<br />
Hydrosorb ist ein bereits fertiges Gel aus saugfähigen<br />
Polyurethan-Polymeren, in die ein hoher Wasseranteil von<br />
60 % eingelagert ist. Damit führt Hydrosorb der Wunde<br />
von Anfang an selbsttätig über mehrere Tage Feuchtigkeit<br />
zu (1). Gleichzeitig nimmt Hydrosorb überschüssiges Sekret<br />
auf, das in der Gelstruktur eingeschlossen wird. <strong>Die</strong>ser Austausch<br />
sichert das für die Wundheilung optimale Feuchtigkeitsniveau<br />
und beschleunigt so Granulationsbildung und<br />
Epithelisierung (2). <strong>Die</strong> keim- und wasserdichte Oberfl äche<br />
von Hydrosorb bietet zudem sicheren Schutz vor Sekundärinfektionen.<br />
1<br />
2<br />
Das Wirkungsprinzip<br />
von Hydrosorb<br />
Hydrosorb verklebt nicht mit der Wunde und lässt sich auch<br />
nach längerer Verweildauer auf der Wunde ohne die Gefahr<br />
von Wundirritationen entfernen. Hydrosorb kann als vollständiger<br />
Verband abgenommen werden, da sich die Gelstruktur<br />
durch aufgenommenes Wundsekret nicht aufl öst.<br />
Auf der Wunde verbleiben keine Rückstände, der Wundzustand<br />
ist ohne vorherige Spülung sicher zu beurteilen.<br />
<strong>Die</strong> Transparenz von Hy dro sorb<br />
ist wichtig für die wirt schaft li che<br />
Anwendung. <strong>Die</strong> Wun de kann<br />
durch den Ver band hindurch<br />
jederzeit be ob ach tet werden,<br />
sodass Hydrosorb über Tage auf<br />
der Wunde verbleiben kann, Verband<br />
wech sel werden eingespart.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [54.55]
Besonders vorteilhaft in der Praxis ist zudem die Transparenz<br />
von Hydrosorb, die auch bei längeren Liegezeiten<br />
erhalten bleibt. Sie ermöglicht zu jeder Zeit ohne Verbandwechsel<br />
die Inspektion der Wunde. <strong>Die</strong>s gewährleistet die<br />
für die Heilung so wichtige Wundruhe sowie eine hohe<br />
Wirtschaftlichkeit durch verlängerte Verbandwechselintervalle.<br />
Hydrosorb steht in zwei Ausführungen als Hydrosorb und<br />
Hydrosorb comfort zur Verfügung. Beide Hydrogele verfügen<br />
über dasselbe physikalische Wirkungsprinzip, unterscheiden<br />
sich jedoch in ihrer Fixiermöglichkeit. Hydrosorb<br />
hat keinen selbsthaftenden Fixierrand und wird mit einem<br />
Fixierverband, Fixierpfl astern oder mit dem Kompressionsverband<br />
befestigt. Hydrosorb comfort ist zur sicheren, keimdichten<br />
Fixierung mit einer umlaufenden, hypoallergenen<br />
Klebefolie ausgestattet. Zusammen mit der keim- und wasserdichten<br />
Oberfl äche von Hydrosorb comfort vereinfacht<br />
dies vor allem die tägliche Hygiene.<br />
Wirkmechanismus von Atrauman<br />
Ag: <strong>Bak</strong>terien (grün) werden bei<br />
Kontakt mit Atrauman Ag abgetötet.<br />
Mit dem Wundsekret (gelb)<br />
werden abgetötete <strong>Bak</strong>terien und<br />
die entstandenen Endotoxine in<br />
die sekundäre Wundaufl age aufgenommen.<br />
<strong>Die</strong> lang anhaltende<br />
bakterizide Wirkung von Atrauman<br />
Ag konnte in einem Laborversuch<br />
(Methode ASTM 2180) nachgewiesen<br />
werden.<br />
Atrauman Ag – silberhaltige Salbenkompresse<br />
zur Infektionsbekämpfung<br />
<strong>Die</strong> keimtötende Wirkung silberhaltiger Wundaufl agen<br />
ist seit langem bekannt. Mit der silberhaltigen Salbenkompresse<br />
Atrauman Ag ist es gelungen, ein Produkt mit<br />
sicherer bakterizider Wirkung, aber mit nur geringer<br />
Zytotoxizität zu entwickeln, sodass die Wundheilung<br />
nicht beinträchtigt wird.<br />
Das Trägermaterial von Atrauman Ag besteht aus einem<br />
weitmaschigen hydrophoben Textil aus Polyamid. Es ist<br />
mit metallischem Silber ummantelt, das chemisch fest an<br />
das Trägermaterial gebunden ist. Das mit Silber ummantelte<br />
Trägermaterial wiederum ist mit einer hydrophilen<br />
Salbenmasse imprägniert. Das ganze System besitzt eine<br />
hohe Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit. Aus dieser<br />
Konstruktion ergeben sich entscheidende Vorteile: Auf die<br />
Wunde appliziert, gibt die silberhaltige Salbenkompresse
1 2 3<br />
bei Kontakt mit Exsudat von ihrer Oberfl äche Silberionen<br />
ab. <strong>Die</strong>se verbleiben größtenteils in der unmittelbaren<br />
Umgebung der Wundaufl age – nur sehr wenige Ionen<br />
gelangen in die Wunde selbst – und heften sich an die<br />
Oberfl äche von <strong>Bak</strong>terien und töten diese zuverlässig ab.<br />
Das Wundexsudat wird zusammen mit den abgetöteten<br />
<strong>Bak</strong>terien und den dabei entstandenen Endotoxinen in<br />
die sekundäre Wundaufl age aufgenommen.<br />
Je weniger Silberionen in die Wunde gelangen und damit<br />
an die Zellen der Haut abgegeben werden, <strong>des</strong>to geringer<br />
ist die Toxizität einer silberhaltigen Wundaufl age. <strong>Die</strong> geringe<br />
Toxizität von Atrauman Ag konnte in Versuchen mit<br />
der humanen Keratinozyten-Zelllinie HaCaT belegt werden.<br />
Das bakterizide Wirkspektrum von Atrauman AG ist außerordentlich<br />
breit und erfasst grampositive wie -negative <strong>Bak</strong>terienstämme.<br />
Dabei hält die effi ziente bakterizide Wirkung<br />
nicht nur kurzfristig, sondern über einen langen Zeitraum<br />
an. <strong>Die</strong> Salbenimprägnierung schließlich sorgt für die Pfl ege<br />
der Wundränder und wirkt einer Verklebung entgegen.<br />
80-jähriger Patient, Wundheilungsstörung<br />
mit Infektion nach<br />
Resektion <strong>des</strong> 4. Zehenstrahls<br />
aufgrund einer Osteomyelitis im<br />
Os metatarsale<br />
1) Eingangsuntersuchung: <strong>Die</strong><br />
Wunde hat eine Größe von 3,2 x<br />
2 cm, der Wundgrund ist zu 20 %<br />
mit hellen und feuchten Belägen<br />
bedeckt, jeweils 40 % mit Granulations-<br />
bzw. Epithelgewebe.<br />
Behandlung mit Atrauman Ag in<br />
Kombination mit PermaFoam.<br />
2) Nach zwei Wochen unter<br />
Atrauman Ag: Je 50 % <strong>des</strong> Wundgrun<strong>des</strong><br />
sind granuliert bzw.<br />
epithelisiert.<br />
3) Abschlussuntersuchung: vollständige<br />
Reepithelisierung unter<br />
Atrauman Ag nach sieben Wochen<br />
Von praktischer Bedeutung ist auch, dass sich Atrauman Ag<br />
ohne Wirkungsverlust mit den unterschiedlichsten Wundaufl<br />
agen als Sekundärverband kombinieren lässt, sodass indikationsgerechte<br />
Behandlungsmethoden weiter praktiziert<br />
werden können. Möglich sind z. B. Kombinationen mit dem<br />
Schaumverband PermaFoam, der Calciumalginat-Kompresse<br />
Sorbalgon, dem Wundkissen TenderWet oder aber mit<br />
traditionellen Wundaufl agen wie ES-Kompressen.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [56.57]
Übersicht hydroaktive Wundauflagen<br />
Sorbalgon<br />
hochwertige Calciumalginat-Kompresse, die sich durch ihr gutes<br />
Saugvermögen und ihre blutstillenden Eigenschaften hervorragend<br />
zur Versorgung debridierter und stark sezernierender Ulzera eignet.<br />
Mit der Sekretaufnahme wandeln sich die Fasern in ein Gel um und<br />
schließen dabei Keime ein.<br />
TenderWet<br />
Wundkissen mit einzigartiger Saug-Spülwirkung für eine rasche Ablösung<br />
der Beläge. Es ist besonders indiziert bei infi zierten, eitrigen und<br />
schmierigen, aber auch nekrotisch verkrusteten und trockenen Ulzera.<br />
Ideal: TenderWet 24 und TenderWet 24 active, das gebrauchsfertig<br />
mit Ringerlösung aktiviert ist.<br />
PermaFoam<br />
zweischichtiger Schaumverband, der über eine hohe Kapillarwirkung<br />
verfügt. Damit wird Exsudat rasch in die Tiefe <strong>des</strong> Saugkörpers geleitet<br />
und sicher dort gebunden. Selbst unter Kompressionseinwirkung<br />
drückt Wundsekret nicht zurück, was auch zur Schonung der Wundränder<br />
beiträgt.<br />
Atrauman Ag<br />
silberhaltige Salbenkompresse mit sicherer bakterizider Wirkung zur<br />
Behandlung infi zierter Ulzera. Das metallische Silber ist fest an das<br />
Trägermaterial gebunden, was eine sehr gute Präparatverträglichkeit<br />
mit nachweislich nur geringer Zyto toxizität ergibt.<br />
Hydrocoll<br />
selbsthaftender Hydrokolloid-Verband mit besonders saug- und quellfähigen<br />
Hydrokolloiden, die bei Aufnahme von Wundsekret in ein<br />
Gel übergehen. Dabei werden auch Keime aufgenommen. Hydrocoll<br />
eignet sich zur Reinigung, vor allem aber zum Granulationsaufbau bei<br />
nicht infi zierten Ulzera.<br />
Hydrosorb<br />
transparentes, bereits fertiges Gel mit einem hohen Wasseranteil von<br />
ca. 60 %. Hydrosorb versorgt die Wunde so zuverlässig mit Feuchtigkeit,<br />
schützt sie vor dem Austrocknen und verhindert Schorfbildung.<br />
Ideal zum Feuchthalten von Granulationsgewebe und jungem Epithel.
Handelsformen<br />
Sorbalgon, steril, 5x5, 10x10 und 10x20 cm;<br />
Sorbalgon T Tampona<strong>des</strong>treifen, steril, 1 g/30 cm und<br />
2 g/30 cm<br />
TenderWet 24 active, steril, Ø 4, Ø 5,5, 4x7 und<br />
7,5x7,5, 10x10 und 7,5x20 cm; TenderWet active<br />
cavity, steril, Ø 4, Ø 5,5, 4x7, 7,5x7,5, 10x10 und<br />
7,5x20 cm; TenderWet 24, steril, Ø 4, Ø 5,5, 7,5x7,5<br />
und 10x10 cm; TenderWet, steril, Ø 4, Ø 5,5, 7,5x7,5<br />
und 10x10 cm<br />
PermaFoam, steril, Ø 6, 10x10, 10x20, 15x15 und<br />
20x20 cm; PermaFoam comfort, steril, 8x8, 11x11,<br />
10x20, 15x15 und 20x20 cm; PermaFoam concave,<br />
steril, 16,5x18 cm; PermaFoam cavity, steril, 10x10<br />
cm;<br />
Atrauman Ag, steril, 5x5, 10x10 und 10x20 cm<br />
Hydrocoll, steril, 5x5, 7,5x7,5, 10x10, 15x15 und<br />
20x20 cm; Hydrocoll concave, steril, 8x12 cm;<br />
Hydrocoll thin, steril, 7,5x7,5, 10x10 und 15x15 cm<br />
Hydrosorb, steril, 5x7,5, 10x10 und 20x20 cm;<br />
Hydrosorb comfort, steril, 4,5x6,5, 7,5x10, 12,5x12,5<br />
und 21,5x24 cm<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [58.59]
Optionen für die <strong>phasengerechte</strong> <strong>Wundbehandlung</strong> <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum<br />
Wundreinigung<br />
Nekrose Infektion Fibrinbelag<br />
TenderWet 24 active<br />
Exsudat ++<br />
TenderWet 24 active<br />
Sorbalgon<br />
Atrauman Ag mit<br />
saugender Wundaufl age<br />
Exsudat +<br />
TenderWet 24 active<br />
Atrauman Ag mit<br />
saugender Wundaufl age<br />
intakte Wundumgebung<br />
PermaFoam comfort<br />
TenderWet 24 active<br />
vorgeschädigte Wundumgebung<br />
PermaFoam<br />
TenderWet 24 active
Granulation<br />
intakte Wundumgebung<br />
PermaFoam comfort<br />
vorgeschädigte Wundumgebung<br />
PermaFoam<br />
intakte Wundumgebung<br />
Hydrocoll<br />
vorgeschädigte Wundumgebung<br />
Hydrosorb<br />
Epithelisierung<br />
intakte Wundumgebung<br />
Hydrocoll thin<br />
Hydrosorb comfort<br />
Hydrofi lm<br />
vorgeschädigte Wundumgebung<br />
Hydrosorb<br />
Kompressionstherapie<br />
Dauerverband:<br />
Varolast<br />
Wechselverband:<br />
Pütterbinde<br />
Kompressionsstrumpf:<br />
VitaSan<br />
Fixierung<br />
normale Haut:<br />
Omnifi x elastic, Omniplast,<br />
Omnisilk, Peha-haft, Stülpa-fi x<br />
empfindliche Haut:<br />
Pehalast, Omnipor, Peha-crepp,<br />
Extremitäten:<br />
Peha-haft*, Pehalast, Stülpa-fi x,<br />
Stülpa<br />
Gelenke:<br />
Omnifi x elastic, Stülpa-fi x<br />
* Bei Patienten mit Durchblutungsstörungen<br />
ist Peha-haft als kohäsive<br />
Fixierbinde mit Vorsicht einzusetzen:<br />
nicht zu fest anwickeln.<br />
Phasengerechte <strong>Wundbehandlung</strong> [60.61]
Der Kompressionsverband als Basistherapie<br />
Als Akut- bzw. Initialbehandlung aller phlebologischen<br />
Krankheitsbilder wird der exakt sitzende Kompressionsverband<br />
und zur Erhaltungstherapie der Kompressionsstrumpf<br />
empfohlen. Viele Patienten können allein durch diese Maßnahme<br />
erfolgreich behandelt werden. Entscheidend für die<br />
therapeutische Wirksamkeit ist jedoch, dass die verschiedenen<br />
zur Verfügung stehenden Kompressionsmaterialien wie<br />
Binden und Strümpfe auch indikationsgerecht zur Anwendung<br />
kommen.
Bei jeder Behandlung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum ist der<br />
Kompressionsverband als Basistherapie anzusehen, weil<br />
seine Wirkung kausal in das Krankheitsgeschehen eingreift.<br />
Komprimierende Maßnahmen am Bein be wirken<br />
▪ eine Einengung der suprafaszialen Venen mit zu min <strong>des</strong>t<br />
teilweiser Wiederherstellung der Klappenfunktion;<br />
▪ einen Verschluss insuffi zienter Perforansvenen und damit<br />
eine Unterbindung <strong>des</strong> Refl uxes von sub- nach suprafaszi<br />
al sowie eine Aufhebung schädlicher „Scher wir kun gen”<br />
bei der Muskelkontraktion;<br />
▪ bei entsprechender Technik eine Lu men ver min de rung<br />
der tiefen Leit- und Muskelvenen und damit eine Ver min -<br />
de rung <strong>des</strong> Totraumes, eine Beschleunigung der Blutströ<br />
mungs ge schwin dig keit sowie einen ge wis sen Ersatz<br />
oder eine Restitution der Klap pen funk ti on bei erhaltenen<br />
Klappen oder Klappenresten;<br />
▪ eine Steigerung <strong>des</strong> Gewebsdruckes und damit eine Erhöhung<br />
der Reabsorption in der Endstrombahn und in den<br />
Lymphgefäßen;<br />
▪ eine Verstärkung der Faszie als Widerlager für die Musku<br />
la tur und damit eine Verbesserung der Ge lenk mus -<br />
kel pum pe und eine Selbstmassage <strong>des</strong> Ge we bes bei<br />
Bewegung.<br />
Schematische Darstellung ei ner<br />
insuffi zienten Vene (links) und<br />
deren Einengung durch den<br />
Kom pres si ons ver band (rechts)<br />
Kompressionstherapie [62.63]
Zudem wirkt die Beschleunigung der Blut strö mungs ge -<br />
schwin dig keit antithrombotisch und in Verbindung mit der<br />
erzielten Entstauung antiphlogistisch.<br />
Darüber hinaus ermöglichen insbesondere Verbände mit<br />
hohem Arbeitsdruck durch ihren niedrigen Ruhedruck eine<br />
Lüf tung der klei nen Ge fä ße bei Muskelrelaxation und somit<br />
eine Wie der auf fül lung mit arteriellem Blut, während sie<br />
bei der Mus kel kon trak ti on durch den hohen Ar beits druck<br />
aus ge presst wer den. Durch die ses Wech sel spiel steigert<br />
sich der Blut um lauf in den nu tri ti ven Ge fäß ab schnit ten der<br />
End strom bahn und führt so zu einer we sent li chen Ver bes -<br />
se rung <strong>des</strong> Stoff wech sels.<br />
Komprimierende Maßnahmen sind daher angezeigt bei<br />
allen Krankheitszuständen mit Ödemneigung, bei Throm bo -<br />
phle bi tis, tiefer Thrombose, postthrombotischem Syn drom,<br />
primärer Varicosis ohne und mit Perforansinsuffi zienz und<br />
bei <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum jeder Genese.<br />
<strong>Die</strong> Voraussetzungen für die Wirksamkeit eines Kom pressionsver<br />
ban <strong>des</strong> werden dabei grundsätzlich durch die<br />
physikalischen Eigenschaften <strong>des</strong> verwendeten Kom pres si -<br />
ons ma te ri als hinsichtlich seines Kraft-Deh nungsver hal tens<br />
sowie durch die spezifi sche Anlegetechnik ge schaf fen.<br />
Immer ist jedoch zu beachten: Der Kom pres si ons ver band<br />
erlangt seine volle Wirksamkeit erst in Verbindung mit aktiver<br />
Bewegung!<br />
Bei bestimmten Konstellationen ergeben sich aber auch<br />
Einschränkungen für die Kompressionstherapie: Wenngleich<br />
die pAVK nicht als absolute Kon tra in di ka ti on gilt,<br />
darf hier eine Kom pres si ons the ra pie nur nach Kennt nis der<br />
ar te ri el len Druck ver hält nis se durch ge führt werden (Cave:<br />
arterieller Knö chel druck unter 70 mmHg).
Ein be son de res Risiko tragen Diabetespa ti en ten mit einer<br />
Me dia skle ro se, da hier so no gra phi sche Druck mes sun gen<br />
keine Aus sa ge kraft haben. Be steht außerdem eine Neu ro -<br />
pa thie, emp fi n det der Pa ti en ten keinen Schmerz, sodass<br />
auch dieses „Warn si gnal“ fehlt.<br />
Bei latenter Herz in suf fi zi enz kann die plötz li che Erhöhung<br />
<strong>des</strong> venösen Rück stro mes durch die Kom pres si on eine<br />
Rechtsherzdekompensation auslösen.<br />
Schließlich ist der Kompressionsverband nahezu wirkungslos,<br />
wenn es durch jahr zehn te lang bestehende Ulzera mit<br />
häufi gen Rezidiven im Bereich <strong>des</strong> Sprunggelenkes zu Versteifungen<br />
aufgrund einer Dermatofi brose gekommen ist.<br />
<strong>Die</strong> Bindenmaterialien<br />
Für die komprimierende Verbandbehandlung ist je nach<br />
dem klinischen Bild Bindenmaterial mit unterschiedlichem<br />
Kraft-Dehnungsverhalten erforderlich, das sich mit dem<br />
Quotienten aus Arbeitsdruck und Ruhedruck be schrei ben<br />
lässt.<br />
Der Arbeitsdruck ergibt sich durch den Widerstand, den der<br />
Verband der Ausdehnung der Muskulatur bei der Mus kel -<br />
kon trak ti on entgegensetzt. Er wird immer an der bewegten<br />
Extremität gemessen und ist umso höher, je we ni ger sich<br />
das Bindenmaterial dehnen lässt.<br />
Der Ruhedruck entspricht im Prinzip dem Anlagedruck,<br />
d. h. der Kraft, die zum Dehnen der Binde beim Anlegen<br />
aufzuwenden ist, wird aber zusätzlich durch das individuelle<br />
Rückstellvermögen einer Binde beeinfl usst. Mit<br />
Rück stell ver mö gen oder Rückstellkraft ist das Be stre ben<br />
ela sti schen Materials bezeichnet, sich bei Ent la stung zusam<br />
men zu zie hen. Demzufolge wird der Ru he druck an der<br />
unbewegten Extremität gemessen. Er ist umso nied ri ger,<br />
je weniger dehnbar das Bindenmaterial ist.<br />
Kompressionstherapie [64.65]
Kraft<br />
K2<br />
∆K<br />
K1<br />
∆D<br />
Dehnung %<br />
Schematische Darstellung <strong>des</strong> Kraft-Deh nungs ver hal tens von Kurzzugbinden<br />
bei ak ti ver Muskeltätigkeit: K1 bezeichnet den Anlegedruck der<br />
Binde an der un be weg ten Extremität (Ruhedruck), K2 die Kraft, die der<br />
Verband der Ausdehnung der Mus ku la tur bei der Muskelkontraktion entgegensetzt<br />
(Ar beits druck).<br />
Kraft<br />
<strong>Die</strong> Kraftdifferenz ∆K ist bei Kurzzugbinden durch den steilen Anstieg<br />
der Kurve bei gegebener Deh nungs dif fe renz ∆D ge kenn zeich net. <strong>Die</strong><br />
aus ge präg te Am pli tu de ist typisch für eine Kurzzugbinde mit ihrem<br />
hohen Arbeits- und niedrigem Ruhedruck.<br />
∆K<br />
∆D<br />
<strong>Die</strong> Eignung einer Kompressionsbinde für eine be stimm te<br />
Indikation ist somit davon abhängig, welches Ver hält nis<br />
von Arbeitsdruck zu Ruhedruck sich durch den Ver band<br />
erzielen lässt.<br />
Material, das einen hohen Arbeitsdruck und einen niedrigen<br />
Ruhedruck erzeugt, unterstützt am besten den Mechanismus<br />
der Muskelvenenpumpe. Durch den rhyth mi schen<br />
Wechsel von sehr hohem und niedrigem Kom pres sions -<br />
druck wirken bei Muskelkontraktion die Druck spit zen bis<br />
in die Tiefe, während bei Mus kel re la x ati on die nutritiven<br />
Gefäßbereiche der Endstrombahn ent la stet und gelüftet<br />
werden.<br />
Dagegen stehen die Blutgefäße bei Verbänden mit re la tiv<br />
niedrigem Arbeits- und hohem Ruhedruck unter ei nem<br />
kon stan ten Dauerdruck, <strong>des</strong>sen Wirkung auf die Ober fl ä che<br />
beschränkt bleibt. Der Lüftungseffekt geht verloren.<br />
Komprimierende Maßnahmen werden daher unter Ru he -<br />
be din gun gen umso besser vertragen, je niedriger der Ruhedruck<br />
ist. Bei zu hohem Ruhedruck muss die Kom pres sions -
the ra pie unter körperlicher Ruhe und ins be son de re in der<br />
Nacht unterbrochen werden. Bei Abnahme eines solchen<br />
Verban<strong>des</strong> ergießt sich zudem das Blut in die ent la ste ten<br />
Ge fä ße, und es ent steht ein star ker Juck reiz, der nicht nur<br />
un an ge nehm, sondern im Hinblick auf die Ek zem nei gung<br />
<strong>des</strong> Be trof fe nen auch un er wünscht ist.<br />
Nach den beschriebenen Kriterien können die für eine<br />
Ver band be hand lung zur Verfügung stehenden Materialien<br />
eingeteilt werden<br />
▪ in unnachgiebige Verbände aus Zinkleimbinden mit dem<br />
höchsten Arbeitsdruck und niedrigstem Ru he druck;<br />
▪ in wenig dehnbare Verbände aus Kurzzugbinden mit<br />
hohem Arbeitsdruck und niedrigem Ruhedruck;<br />
▪ in gut dehnbare Verbände aus Langzugbinden mit re la tiv<br />
niedrigem Arbeitsdruck und hohem Ru he druck. Aus den<br />
bereits beschriebenen Gründen sind jedoch Langzugbinden<br />
für die akute Phase der Be hand lung nicht geeignet,<br />
obwohl sie durch ihre gute An pas sungs fä hig keit außerordentlich<br />
beliebt sind. Langzugbinden haben ihre eigentliche<br />
Domäne auf dem Ge biet der funktionellen Ver bän de<br />
als Stütz- oder Ent la stungs ver band.<br />
Bei der Anlegetechnik ist zu unterscheiden zwischen Dauer<br />
ver bän den, die über längere Zeiträume hinweg an ge legt<br />
bleiben, und Wechselverbänden.<br />
Von allen Kompressionsverbänden<br />
bewirkt der halbstarre, unnachgiebige<br />
Zinkleimverband die stärkste<br />
Entstauung tiefer Venenbereiche.<br />
Längs- und querelastische<br />
Bindenmaterialien, wie z. B. die<br />
Zinkleimbinde Va ro last, ermöglichen<br />
dabei auch weniger Geübten<br />
die An wen dung wirkungsvoller<br />
Zink leim ver bän de.<br />
Ebenso muss das Stadium der Behandlung bei der Aus wahl<br />
der komprimierenden Maßnahmen berücksichtigt wer den.<br />
In der akuten Phase kommt immer ein Kom pres sions -<br />
ver band aus Zinkleimbinden oder Kurz zug bin den zum Einsatz,<br />
weil damit besser auf die Um fang schwan kun gen <strong>des</strong><br />
Beines reagiert werden kann. Ist das Bein je doch nachhaltig<br />
entstaut und der Ulkus ab ge heilt, kann die Nachsorge mit<br />
individuell an ge passten Kom pres sions strümp fen erfolgen.<br />
Kompressionstherapie [66.67]
Grundsätzlich ist zu beachten, dass der Kompressionsverband<br />
– unabhängig von Material und An le ge tech nik – seine<br />
volle Leistung erst bei körperlicher Be we gung <strong>des</strong> Pa ti -<br />
en ten erbringen kann. Des Weiteren sollte immer nur eine<br />
Bindenart verwendet, also nie Kurz- und Lang zug bin den in<br />
einer Lage kombiniert werden.<br />
Der hohe Arbeitsdruck von Verbänden<br />
aus Kurz zug bin den reicht<br />
noch aus, um auch die tiefen<br />
Venenbereiche the ra peu tisch zu<br />
beeinfl ussen, wenngleich sie nicht<br />
die hohe Effi zienz von Zink leim ver -<br />
bän den erbringen. Ihr be son de rer<br />
Vorteil liegt jedoch darin, dass sie<br />
sich Veränderungen <strong>des</strong> Beinumfanges<br />
besser anpassen und im<br />
Falle täg lich notwendiger Wundbe<br />
hand lung leichter zu wech seln<br />
sind.<br />
Zinkleimbinden<br />
Zinkleimbinden ergeben im angelegten Zustand halbstarre,<br />
unnachgiebige Verbände. Durch das Fehlen jeglicher Elastizität<br />
können sie der tätigen Muskulatur von allen Verbandmaterialien<br />
den größten Widerstand entgegensetzen und<br />
entfalten so einen intensiven Arbeitsdruck, der die tiefen,<br />
subfaszialen Bereiche erfasst und rasch entstauend wirkt.<br />
Der entsprechend niedrige Ruhedruck gewährleistet dabei<br />
einen guten Lüftungseffekt, sodass der Blutumlauf in den<br />
nutritiven Gefäßen, insbesondere bei Stagnation infolge<br />
mangelnder Abschöpfung durch die tiefen Leitvenen, gefördert<br />
wird.<br />
Der Zinkleimverband ist <strong>des</strong>halb unentbehrlich zur schnellen<br />
Entstauung eines geschwollenen Beines und zur Beseitigung<br />
hartnäckiger Ödeme vor allem am Fußrücken, die einer<br />
Behandlung mit Wechselverbänden aus Kurzzugbinden<br />
oder Dauerverbänden aus Pfl asterbinden trotzen. Da sich<br />
der Verband nach der Abschwellung <strong>des</strong> Ödems den Veränderungen<br />
<strong>des</strong> Beinumfanges nicht anpassen kann, muss er<br />
allerdings in dieser ersten Therapiephase häufi g gewechselt<br />
werden.<br />
Etwas problematisch gestaltet sich auch die lokale Ulkusversorgung<br />
während der Reinigungsphase. Hier ist oft ein<br />
täglicher Verbandwechsel erforderlich, der mit Wechselverbänden<br />
aus Kurzzugbinden leichter durchzuführen ist.<br />
Gegebenenfalls ist jedoch zuerst eine schnelle Entstauung<br />
durch den Zinkleimverband anzustreben; anschließend<br />
kann mit der Wundreinigung begonnen werden.
Der Zinkleimverband kann als Ersatz für Wechselverbände<br />
auch dann angezeigt sein, wenn am Verband manipuliert<br />
wird oder ein fristgerechter Verbandwechsel nicht immer<br />
möglich ist.<br />
Kurzzugbinden<br />
So genannte Kurzzugbinden sind durch eine relativ geringe<br />
Dehnbarkeit gekennzeichnet, die im Verband eine straf fe<br />
Kompression mit hohem Arbeitsdruck und nied ri gem Ruhedruck<br />
bewirkt. Da diese Druck ver hält nis se noch ausreichen,<br />
auch die tiefen Bereiche zu be ein fl us sen, entspricht die<br />
Wirkungsweise derartiger Ver bän de der von Zinkleimbinden,<br />
wenngleich sie nicht de ren hohe Effi zienz erbringen.<br />
Dagegen haben Ver bän de aus Kurz zug bin den gegenüber<br />
Zinkleimverbänden den Vor teil, dass sie sich Veränderungen<br />
<strong>des</strong> Beinumfanges bei Öde mab schwel lun gen besser<br />
anpassen. Sie kön nen <strong>des</strong>halb bei guter Anlegetechnik,<br />
abgesehen vom aku ten, hoch ö de matö sen Stadium, etwa<br />
drei Tage angelegt bleiben.<br />
Verbände mit Kurzzugbinden eignen sich für alle For men<br />
der chronischen Veneninsuffi zienz und sind das Mit tel der<br />
Wahl zur Einleitung der Behandlung oder de ren Fort füh -<br />
rung bis zur vollständigen Entstauung und Epi the li sie rung<br />
eines Ulkus.<br />
Kurzzugbinden stehen in unterschiedlicher textiltechnologischer<br />
Ausführung zur Verfügung. Ihre Dehnbarkeit kann<br />
im Bereich von ca. 50 % bis max. 90 % liegen, um den<br />
zu fordernden hohen Arbeitsdruck und niedrigen Ruhedruck<br />
zu erzielen. <strong>Die</strong> Art der verwendeten Garne und die<br />
ausgewählte Konstruktion bestimmen dabei die ty pi schen<br />
Gebrauchseigenschaften.<br />
Erhalten Binden ihre Elastizität durch überdrehte, d. h. stark<br />
gezwirnte Baumwollkettfäden, werden sie als textilelastisch<br />
bezeichnet. <strong>Die</strong> wohl bekannteste und am häufi gsten<br />
eingesetzte Binde dieses Typs ist die klas si sche Idealbinde,<br />
Kompressionstherapie [68.69]
aber auch der Pütt er ver band ist textilelastisch und besteht<br />
aus einem etwas stärkeren ide al bin den ähn li chen Gewebe.<br />
Zur richtigen Bindenführung muss<br />
die Binde unmittelbar auf der Haut<br />
ablaufen und darf nur in Ablaufrichtung<br />
angezogen werden.<br />
Binden werden als dauerelastisch bezeichnet, wenn sie<br />
ihre Elastizität aus vollsynthetischen Kettfäden be zie hen.<br />
Verwendet werden hierbei überwiegend Kräuselpolyamide,<br />
deren Elastizitätsgrad durch Texturieren ent spre chend niedrig<br />
eingestellt werden kann, um den physikalischen Erfordernissen<br />
einer Binde mit kurzem Zug zu ge nü gen.<br />
Allgemeine Grundsätze zur Anlegetechnik<br />
<strong>Die</strong> Kompressionstherapie mit Verbänden unterstützt die<br />
Gelenkmuskelpumpe, erlangt ihre volle Wirksamkeit aber<br />
erst in Verbindung mit aktiver Bewegung. <strong>Die</strong> Be hand lung<br />
soll daher in der Regel ambulant durch ge führt wer den.<br />
Ebenso ist Bettruhe <strong>des</strong> Patienten zu ver mei den. Lan ges<br />
Sitzen ist jedoch noch ungünstiger als Liegen.<br />
Beim Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> sind folgende Grundsätze zu<br />
beachten:<br />
▪ Ein guter Verband soll das Bein allseitig fest umschließen,<br />
▪ in seinem Andruck von distal nach proximal gleichmäßig<br />
nachlassen<br />
▪ und nirgends drücken oder gar einschnüren.<br />
Jeder Verband, der diese Forderungen erfüllt, ist un ab -<br />
hän gig von der angewandten Methode richtig und gut.<br />
Immer gilt, dass sich der Verband dem Bein anpassen muss,<br />
nicht das Bein der Binde. <strong>Die</strong>s wird aber nur er reicht, wenn<br />
beide Bindenkanten immer gleich stark an ge spannt werden<br />
und die Binde regelrecht an das Bein anmodelliert wird.<br />
Dazu muss die Binde am Un ter schen kel unmittelbar auf der<br />
Haut abrollen und darf nur in Ab lauf rich tung angezogen<br />
werden. <strong>Die</strong> dabei zunächst auftretenden Lücken sind später<br />
zu schließen.<br />
Je nach Umfang <strong>des</strong> Beines sind 8 cm oder 10 cm breite<br />
Binden am besten geeignet. <strong>Die</strong> Binde wird so in die Hand
1 2<br />
3<br />
genommen, dass der auf ge roll te Teil der Binde oben liegt<br />
und nach außen zeigt. Nur auf die se Wei se lässt sie sich<br />
am Bein abrollen. Wird die Bin den rol le hingegen von der<br />
Haut abgehoben, geht die Führung verloren und es können<br />
strangulierende Schnürfurchen entstehen, wie auch die<br />
rich ti ge, von distal nach proximal nachlassend ver lau fen de<br />
Druck ver tei lung ge fähr det ist.<br />
4<br />
90˚<br />
richtig<br />
falsch<br />
90˚<br />
Ohne Beachtung dieser Regeln<br />
geht es nicht:<br />
1) Basis für die Wirksamkeit der<br />
Kompression ist der richtige<br />
Druckverlauf. Der Druck ist im<br />
Fesselbereich am höchsten und<br />
nimmt zum Knie hin kontinuierlich<br />
ab.<br />
2) <strong>Die</strong> Binde muss richtig in die<br />
Hand genommen werden, ...<br />
3) ... denn nur so lässt sie sich am<br />
Bein abrollen. Wird die Bindenrolle<br />
von der Haut abgehoben,<br />
geht die Führung verloren und es<br />
entstehen zwangsläufi g Schnürfurchen,<br />
wie auch die kontinuierliche<br />
Druckverteilung gefährdet ist.<br />
Ein zu schwacher Andruck in der<br />
Fesselgegend und ein zu starker<br />
Druck um die Wade aber stauen<br />
noch mehr als ein Strumpfband.<br />
4) Zum Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> ist<br />
das Sprunggelenk rechtwinklig zu<br />
halten.<br />
Zum Anlegen <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> wird das Sprunggelenk<br />
rechtwinkelig gestellt und auch der Unterschenkel ca. 90°<br />
gebeugt. Das Anlegen <strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong> be ginnt<br />
bei den Zehengrundgelenken, die Ferse wird sorgfältig<br />
miteingebunden. <strong>Die</strong> Haut der Zehen wird dabei leicht<br />
zyanotisch. Beim Gehen wird sie aber bei jedem Schritt<br />
an ä mi siert, um sich dann bei Entlastung wieder mit Blut<br />
zu fül len. <strong>Die</strong> Pumpwirkung <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong> kann hier somit<br />
unmittelbar beobachtet werden.<br />
Der Andruck einer Binde ist umso höher, je stärker ihre<br />
Krüm mung ist. Knochenvorsprünge (Knöchel) oder Kan ten<br />
über dem Schienbein und der Achillessehne sol len seitlich<br />
Kompressionstherapie [70.71]
1) <strong>Die</strong> Ferse wird in Mit tel stel lung<br />
<strong>des</strong> Sprunggelenkes von 90° eingebunden.<br />
2) Zur Verstärkung <strong>des</strong> lokalen<br />
An drucks sollten Ver tie fun gen und<br />
Hohlkehlen mit festen Pe lot ten<br />
ausgepolstert wer den.<br />
1 2<br />
gepolstert werden, um die hier stärkere Wölbung auszugleichen<br />
und damit den lokalen An druck her ab zu set zen. Umgekehrt<br />
lässt sich der örtliche Andruck ver stär ken, wenn die<br />
Krümmung durch ein festes Polster vergrößert wird. Hohlkehlen<br />
wie die Bisgaard’sche Kulisse sol len nicht nur locker<br />
ausgefüllt, son dern mit festen Pe lot ten so aus ge pol stert<br />
wer den, dass die Binde darüber etwas vor ge wölbt angelegt<br />
werden kann. Auch über dem Ulkus selbst muss die Wirkung<br />
<strong>des</strong> Kompressionsverban<strong>des</strong> durch Pelotten, die die<br />
Ulkusgrenzen deutlich überlappen, ver stärkt wer den.<br />
Um ein Scheuern <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong> in der Knie keh le zu verhindern,<br />
soll der Verband etwa zwei Finger breit un ter halb<br />
der Kniekehle enden. Aus diesem Grund soll auch der Unter<br />
schen kel beim Ver bin den rechtwinklig gebeugt sein. Gegebenenfalls<br />
empfi ehlt es sich, die Kniekehle zu sätz lich mit<br />
weichem, luftdurchlässigem Polstermaterial zu schützen.<br />
Generell halten Bindenverbände besser, wenn über die erste<br />
eine zweite Binde in entgegengesetzter Ab lauf rich tung<br />
„über Kreuz” angelegt wird, analog der Kreuz ver bandtech<br />
nik nach Pütter.<br />
Ein richtig angelegter Verband vermittelt dem Patienten das<br />
Gefühl eines festen Haltes und wird als angenehm empfunden.<br />
Vorhandene Schmerzen lassen nach. Ver stär ken sich
Schmerzen oder treten gar neue auf, die beim Umhergehen<br />
nicht verschwinden, muss der Verband unbedingt abgenommen<br />
werden.<br />
Jede Verbandtechnik ist lehr- und lernbar. Eigene Er fah -<br />
run gen und Modifi kationen werden nicht ausbleiben und<br />
schließlich in die in di vi du el le Verbandtechnik ein ge hen.<br />
Kompressionstherapie [72.73]
Verband aus Kurzzugbinden<br />
Bei der hier dargestellten Verbandtech<br />
nik handelt es sich um<br />
einen modifi zierten Püt ter ver band<br />
mit zwei ge gen läu fi g angelegten<br />
Kurz zug bin den. <strong>Die</strong>se Technik<br />
sichert eine hohe Festigkeit und<br />
eine bessere Haltbarkeit <strong>des</strong> Verban<br />
<strong>des</strong>. 1 2<br />
3<br />
4<br />
5 6<br />
<strong>Die</strong> erste Bindentour beginnt an den Ze hen grund ge len ken von innen<br />
nach außen (1). Der Fuß ist dabei rechtwinklig gestellt.<br />
Nach 2-3 zirkulären oder Kornährentouren um den Mit tel fuß um schließt<br />
die nächste Tour die Ferse und führt über den Innenknöchel zum Rist<br />
zu rück (2).<br />
Mit zwei weiteren Touren werden die Ränder der ersten Tour zu sätz lich<br />
fi xiert. Dabei läuft die Binde zuerst über den oberen Rand um die Fes sel<br />
herum (3) und dann über den unteren Rand in die Fuß wöl bung (4).<br />
Nach einer weiteren Zirkulärtour um den Mittelfuß führt die Binde über<br />
die Sprunggelenksbeuge zur Fessel zurück (5), um dann der Form <strong>des</strong><br />
Bei nes folgend in steilen Touren die Wade zu umschließen (6).
7<br />
8<br />
9 10<br />
11<br />
Von der Kniekehle läuft die Binde über das Fibulaköpfchen zur Wade zurück,<br />
führt dann, der Beinform entsprechend, wieder nach unten (7) und<br />
schließt vorhandene Lücken im Verband.<br />
<strong>Die</strong> 2. Binde wird gegenläufi g von außen nach innen am Knöchel ange<br />
setzt (8) und führt mit der ersten Tour über die Ferse zum Fuß rüc ken<br />
zu rück.<br />
Zwei weitere Touren fi xieren zuerst den oberen (9) und dann den un te ren<br />
Rand der Fersentour.<br />
Anschließend läuft die Binde noch einmal um den Mittelfuß und dann in<br />
glei cher Weise wie die erste steil nach oben (10) und wieder zu rück. Der<br />
fertige Verband (11) wird mit Klammern fi xiert.<br />
Kompressionstherapie [74.75]
Verband aus Varolast- Zinkleimbin<br />
den<br />
Bei allen Zinkleim ver bän den ist<br />
eine ge gen läu fi ge Ver bandtech nik<br />
nicht er for der lich, weil die Fi xie -<br />
rung durch die Zinkleim mas se die<br />
not wen di ge Fe stig keit und dauerhafte<br />
Halt bar keit <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong><br />
si chert.<br />
1<br />
2<br />
Bei Verbänden aus der längs- und<br />
querelastischen Zinkleim bin de<br />
Varolast ist im Ge gen satz zu herkömmlichen<br />
Zinkleimbinden eine<br />
kon ti nu ier li che Bin den füh rung<br />
möglich. Ein Ein- oder Abschneiden<br />
der Bin de ent fällt. <strong>Die</strong> zweidimensionale<br />
Verformbarkeit von<br />
Varolast bleibt dabei ge zielt auf<br />
den Anlegevorgang beschränkt.<br />
3 4<br />
Der Zinkleimverband beginnt in gleicher Weise wie auf den Vorseiten<br />
be schrie ben von innen nach außen (1).<br />
Nach den entsprechenden Touren um Mittelfuß und Ferse sollten<br />
zur Verstärkung <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> im Sprunggelenk die Fersentouren<br />
wie der holt werden (2), weil hier eine zwei te gegenläufi ge Binde<br />
nicht ein ge setzt wird.<br />
<strong>Die</strong> Bin den füh rung um den Unterschenkel erfolgt dann eben so<br />
wie mit den bereits be schrie be nen Kurzzugbinden (3).<br />
Abschließend wird der Varolast-Zinkleim ver band durch einen<br />
Stülpa-Über zug geschützt (4).
Alternative An le ge tech nik zur besseren<br />
Haltbarkeit <strong>des</strong> Ver ban <strong>des</strong><br />
im Fußbereich.<br />
1<br />
2<br />
3 4<br />
5 6<br />
<strong>Die</strong>se Methode be ginnt mit ei ner von in nen nach außen ver lau fen den<br />
zir ku lä ren Be fe sti gung stour an der Fes sel, da nach führt die Bin de über<br />
die In nen sei te der Fer se zum Hohl fuß (1).<br />
Sie um schließt den Mit tel fuß (2), läuft über den Rist zur Achil les seh ne<br />
(3) und über den äu ße ren Knö chel wie der zur Fuß soh le (4). Nach dem<br />
An he ben <strong>des</strong> Fuß ge wöl bes rollt die Binde, falls ein Kreuzverband vor ge -<br />
se hen ist, in steilen Spi r al tou ren nach oben. Wird jedoch ein Zinkleimverband<br />
unter Verwendung von nur einer Binde angelegt, sind zunächst die<br />
auf Seite 74 beschriebenen zusätzlichen Fer sen- und Befestigungstouren<br />
im Knöchelbereich auszuführen (5).<br />
Alle wei te ren Touren erfolgen wie auf Seiten 74 und 75 beschrieben (6).<br />
Kompressionstherapie [76.77]
Binden für die Kompressionstherapie<br />
Varolast<br />
längs- und querelastische Zinkleimbinden, gebrauchsfertig;<br />
die zweidimensionale Verformbarkeit <strong>des</strong> Bin den ge we bes<br />
ermöglicht eine exakte Bindenführung ohne Ein schnei den<br />
und Abschneiden auch an anatomisch schwie ri gen Übergängen,<br />
dadurch Verbesserung <strong>des</strong> kon ti nu ier li chen Druckabfalls<br />
von distal nach proximal; gut hautverträglich und<br />
schnell trocknend.<br />
Lastobind<br />
dauerelastische Binden mit kurzem Zug, Dehnbarkeit ca.<br />
50 %; sehr hoher, intensiver Arbeitsdruck mit niedrigem<br />
Ru he druck; besonders geeignet für Dauerverbände, wo bei<br />
der Arbeitsdruck auch bei längerem Tragen the ra peu tisch<br />
wirksam bleibt; alterungsbeständig, wasch bar bis 60°;<br />
hautfarben. Lastobind steht auch als La sto bind-Duo in wirtschaftlicher<br />
Doppelpackung mit 8 cm und 10 cm breiten<br />
Binden zur Verfügung; be son ders geeignet für die Verbandtechnik<br />
nach Sigg.<br />
Pütterbinde<br />
besonders kräftige, textilelastische Idealbinden mit kur zem<br />
Zug, Dehnbarkeit ca. 90 %; hoher Ar beits druck mit niedrigem<br />
Ruhedruck; auch bei Dau er ver bän den an hal ten de<br />
Kompressionswirkung; koch- und ste ri li sier fest; hautfarben.<br />
<strong>Die</strong> Pütterbinde ist als Pütter-Ver band mit zwei 10 cm breiten<br />
Binden für die klas si sche ge gen läu fi ge Verbandtechnik<br />
bei der Kom pres si ons the ra pie venö ser Bein leiden erhältlich.<br />
Lastocomp<br />
mit Idealbindengewebe kaschierte Schaumgummibinden<br />
mit kurzem Zug, Dehnbarkeit ca. 60 %, 3 mm stark; gute<br />
Massagewirkung auf den oberfl ächlichen venösen Blutstrom;<br />
besonders geeignet als ergänzender Kom pres sions -<br />
ver band am Oberschenkel; atmungsaktiv und hautverträg-
lich; durch die Kaschierung besonders stra pa zier fä hig; von<br />
Hand waschbar; hautfarben.<br />
HARTMANN Idealbinden<br />
klassische, textilelastische Binden mit kurzem Zug, nach<br />
E DIN 61632-IB-schlingkantig, Dehn bar keit ca. 90 %;<br />
hoher Ar beits druck mit niedrigem Ru he druck, auch in<br />
Ru he la ge zu tragen; koch- und ste ri li sier fest; die Ela sti zität<br />
der Bin den, die beim Tragen nach lässt, kann durch<br />
Waschen zu rück ge won nen werden.<br />
Idealhaft<br />
kohäsive, textilelastische Binden mit kurzem Zug, Dehn bar -<br />
keit ca. 60 %; durch beidseitigen, mikropunktuellen Latexauftrag<br />
sicherer Hafteffekt für rutsch fe sten Sitz; sehr hoher<br />
Ar beits druck mit nied ri gem Ru he druck, auch in Ruhelage<br />
zu tragen; at mungs ak tiv; von Hand wasch bar und mehr fach<br />
ver wend bar, hautfarben.<br />
Hypolastic<br />
elastische, hypoallergene Pfl asterbinden mit kurzem Zug,<br />
Dehn bar keit ca. 60 %, sehr hoher Arbeitsdruck mit niedrigem<br />
Ruhedruck; durch sehr gute Klebekraft rutsch- und<br />
ver schie be fest, wobei die Sta bi li tät <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> auch<br />
bei längerer Tra ge dau er er hal ten bleibt; gute Haut ver -<br />
träg lich keit durch hy po all er ge nen Po lyacrylat kle ber, lässt<br />
sich ohne Hautschutz anlegen und schmerz frei ent fer nen;<br />
be son ders geeignet für Pa ti en ten mit vorgeschädigter Haut;<br />
ther mo sta bil, ste ri li sier fest.<br />
Stülpa<br />
nahtlos gestrickter Schlauchverband mit hoher Längs- und<br />
Querelastizität; ohne Hilfsmittel einfach anzulegen; fal ten -<br />
lo ser Sitz; schützt zuverlässig; verhindert als Über zug bei<br />
Zinkleimverbänden während der Austrock nungspha se ein<br />
Verschmutzen der Wäsche durch die kleb ri ge Konsistenz<br />
<strong>des</strong> Zinkleims.<br />
Kompressionstherapie [78.79]
Medizinische Kompressions- und Stützstrümpfe<br />
für die Erhaltungstherapie<br />
Zur Fortsetzung der Akutbehandlung werden medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe empfohlen, deren Druckverhalten<br />
sich folgendermaßen darstellt: Ihr Ruhedruck ist je nach<br />
Kompressionsklasse niedrig bis hoch, der Arbeitsdruck<br />
hängt von der Elastizität <strong>des</strong> Materials ab. Für die Zuordnung<br />
in die verschiedenen Kompressionsklassen ist die<br />
Andruckstärke im Fesselbereich maßgeblich. Für Deutschland<br />
sind von der Gütezeichengemeinschaft (GZG) Kompressionsklassen<br />
von I bis IV festgelegt. Da die Druckwerte<br />
speziell der höheren Kompressionsklassen durchaus die<br />
Druckwerte eines Kompressionsverban<strong>des</strong> mit Binden erreichen,<br />
wird der medizinische Kompressionsstrumpf heute<br />
nicht nur im Bereich der Prophylaxe und Nachsorge gesehen,<br />
sondern auch als Alternative bei bestimmten Basisbehandlungen<br />
(siehe Tabelle Seite 82-83).<br />
VitaSan – medizinische Kompressionsstrümpfe<br />
VitaSan Kompressionsstrümpfe werden therapeutischen<br />
Belangen wie auch den Patientenwünschen nach angenehmem<br />
Tragekomfort mit modischem Chic gleichermaßen<br />
gerecht. <strong>Die</strong> Kompressionsstrümpfe stehen in den Kompressionsklassen<br />
I bis III zur Verfügung, sodass indikationsgerecht<br />
immer mit den richtigen Druckverhältnissen<br />
gearbeitet werden kann. Auch Maßanfertigungen sind<br />
selbstverständlich möglich.<br />
Für den optimalen Tragekomfort der medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
sorgen die verwendeten Garne, z. B.<br />
spezielle Mikrofasern, aber auch die Art der Verarbeitung,<br />
wie die Abbildungen zeigen. Insgesamt fördert der hohe<br />
Tragekomfort sicherlich die Compliance, was für Arzt und<br />
Patienten nur von Vorteil sein kann.
1<br />
2<br />
<strong>Die</strong> medizinischen Kompressionsstrümpfe<br />
VitaSan bieten Qualität<br />
im Detail:<br />
1) Versteckte Naht (Hidden Seam)<br />
vorne an den Zehen und eingearbeitete<br />
Pendelferse für faltenfreien<br />
Sitz<br />
2) Kniestrumpf mit rutschfreiem<br />
Sitz und nahtlosem Übergang zum<br />
Soft-Bündchen zur Minderung von<br />
Druckstellen<br />
3) Schenkelstrumpf mit silikonbeschichtetem,<br />
dezentem Noppenoder<br />
modischem Spitzenhaftband,<br />
perfekter Sitz<br />
4) Strumpfhose mit perfekter<br />
Passform, bequemes Höschenteil,<br />
Maschenstopp durch Micro-Mesh-<br />
Gestrick<br />
3 4<br />
VitoFit – Stützstrümpfe<br />
Zur Vervollständigung <strong>des</strong> breiten Sortiments an Produkten<br />
für die Kompressionstherapie dürfen auch Stützstrümpfe<br />
nicht fehlen. VitoFit Stützstrümpfe von HARTMANN üben<br />
durch ihren anatomisch korrekten Druckverlauf eine gezielt<br />
dosierte Stützkraft aus, die von der Fessel zum Oberschenkel<br />
hin abnimmt. Müde und schwere Beine werden<br />
entlastet und der Blutkreislauf wird angekurbelt. VitoFit<br />
Stützstrümpfe sind in drei Stärken und bis zu elf attraktiven<br />
Farben als Kniestrumpf, Schenkelstrumpf oder als Strumpfhose<br />
erhältlich.<br />
Kompressionstherapie [80.81]
Ausgewählte Kompressionsbinden und Kompressionsstrümpfe und ihre Anwendung<br />
Beschreibung<br />
Dehnbarkeit<br />
Arbeits- und Ruhedruck<br />
Varolast<br />
längs-/querelastische Zinkleimbinde für vereinfachtes Anlegen<br />
ohne Schneiden, Elastizität bleibt auf Anlegevorgang beschränkt;<br />
intensiver Arbeitsdruck bis in die tiefen Bereiche der Venen<br />
keine<br />
+++ / +<br />
Lastobind<br />
dauerelastische Binde mit kurzem Zug; sehr hoher, intensiver<br />
Arbeitsdruck mit niedrigem Ruhedruck, Arbeitsdruck bleibt auch<br />
bei längerem Tragen therapeutisch wirksam<br />
ca. 50 %<br />
+++ / +<br />
Pütterbinde/Pütter-Verband<br />
zwei besonders kräftige, textilelastische Idealbinden mit kurzem Zug;<br />
hoher Arbeitsdruck mit niedrigem Ruhedruck, Kompression bleibt<br />
auch nach längerem Tragen therapeutisch wirksam<br />
ca. 90 %<br />
+++ / +<br />
Idealhaft<br />
kohäsive, textilelastische Binde mit kurzem Zug, beidseitiger Hafteffekt<br />
für rutschfreien Sitz, sehr hoher Arbeitsdruck mit niedrigem<br />
Ruhedruck, auch in Ruhelage zu tragen, atmungsaktiv<br />
ca. 60 %<br />
++ / +<br />
VitaSan classic, satinell und fine als Kniestrumpf, Schenkelstrumpf und Strumpfhose<br />
medizinische Kompressionsstrümpfe aus unterschiedlichem Gestrick:<br />
von kräftig bis feinmaschig, in den Kompressionsklassen I bis III,<br />
erfüllen die Anforderungen <strong>des</strong> Medizinproduktegesetzes, CE-Kennzeichnung<br />
und Gütezeichen der Gütegemeinschaft Medizinische<br />
Kompressionsstrümpfe e. V., ausgezeichnet mit „Öko-Tex-Standard<br />
100“<br />
Kompressionsklasse I:<br />
18 -21 mmHg,<br />
leichte Oberfl ächenwirkung<br />
Kompressionsklasse II:<br />
23-32 mmHg,<br />
mittlere Ober fl ächenwirkung<br />
Kompressionsklasse III*:<br />
34-46 mmHg,<br />
Oberfl ächen- und Tiefenwirkung<br />
* nur VitaSan classic
Anwendung<br />
zur schnellen Entstauung und Beseitigung hartnäckiger Ödeme,<br />
Dauerverband bei Ulzerationen im nicht nässenden Stadium<br />
Wechselverband zur Ulkusbehandlung, bei allen akuten und<br />
chronischen venösen Stauungsödemen, nach Varizenverödungen,<br />
bei Thrombophlebitis<br />
Wechselverband zur Ulkusbehandlung, bei allen akuten und<br />
chronischen venösen Stauungsödemen, nach Varizenverödungen,<br />
bei Thrombophlebitis<br />
gut haltbarer Verband bei chronischen venösen Stauungsödemen,<br />
zur Nachbehandlung abgeheilter Ulzerationen<br />
Schwere- und Müdigkeitsgefühl in den Beinen, geringe Varicosis<br />
ohne wesentliche Ödemneigung, beginnende Schwangerschaftsvaricosis<br />
leichtere Varicosis mit oberfl ächigem Ödem, venöse Insuffi zenz infolge<br />
Varicosis, nach Abheilung unerheblicher Ulzerationen, nach oberfl<br />
ächlichen Thrombophlebitiden, nach Sklerosierung, nach Stripping,<br />
bei stärkerer Schwangerschaftsvaricosis, zur Thromboseprophylaxe<br />
starke Varicosis mit Ödem, CVI infolge postthrombotischen Syndroms,<br />
posttraumatisches Ödem, nach abgeheiltem <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong>,<br />
nach Sklerosierung, nach Stripping<br />
Kompressionstherapie [82.83]
Glossar und Stichwortverzeichnis<br />
A<br />
akral › die Körper- und Gliedmaßenenden<br />
betreffend (Akren =<br />
äußerste Enden <strong>des</strong> Körpers, z. B.<br />
Finger-, Zehenendglieder)<br />
Allgemeinstatus, Erhebung › 20<br />
Anamnese › systematische<br />
(Patienten)befragung › 17<br />
Ankylosen › Gelenksteife (Knochenverwachsungen)<br />
infolge von<br />
Krankheitsprozessen im Gelenkinneren,<br />
z. B. bei chronischer<br />
Polyarthritis<br />
arterieller Status, Erhebung › 19<br />
Atrauman Ag (silberhaltige<br />
Salbenkompresse) › 56<br />
B<br />
Beschwerden › 18<br />
C<br />
chirurgische Nekrosenabtragung<br />
› 38<br />
chronische Wunde › 34<br />
chronisch venöse Insuffi zienz<br />
(CVI) › 11<br />
Cutis › lat. Haut, bestehend<br />
aus der Epidermis (Oberhaut) und<br />
Dermis (Lederhaut)<br />
D<br />
Dekompensation › das Entgleisen/Versagen<br />
<strong>des</strong> natürlichen<br />
Ausgleichsvermögens <strong>des</strong> Körpers<br />
(Kompensationsmechanismen)<br />
auf Funktionsstörungen<br />
differenzialdiagnostische<br />
Abklärung › 20<br />
Dilatation › Erweiterung/<br />
Aufdehnung von Hohlorganen<br />
oder Blutgefäßen durch krankhafte<br />
Prozesse oder instrumentell<br />
zu diagnostisch-therapeutischen<br />
Zwecken<br />
Disposition › besondere<br />
Veranlagung/Anfälligkeit, ererbt<br />
oder erworben, bestimmte Krankheiten<br />
zu entwickeln<br />
distal › körperfern, weiter von<br />
der Körpermitte entfernt<br />
Diuretika › harntreibende<br />
Substanzen › 28<br />
E<br />
Entstehungsursachen › 6 ff.<br />
F<br />
feuchte <strong>Wundbehandlung</strong> › 35<br />
H<br />
Hämodynamik › Lehre von der<br />
Bewegung <strong>des</strong> Blutfl usses in den<br />
Gefäßen bzw. den dafür verantwortlichen<br />
Kräften<br />
Hydrocoll (saugfähiger<br />
Hydrokolloid-Verband) › 53<br />
Hydrosorb (transparenter<br />
Hydrogel-Verband) › 55<br />
Hypertonus › Bluthochdruck<br />
I<br />
Infektionsprophylaxe und<br />
-bekämpfung › 39<br />
Insuffi zienz › ungenügende<br />
Funktion bzw. Leistung eines<br />
Organs oder Organsystems<br />
invasive Therapieverfahren › 26<br />
K<br />
kausal › ursächlich<br />
Klappenagenesie › Agenesie =<br />
fehlende Anlage bzw. Entwicklung<br />
eines Körperteils, angeboren,<br />
hier: fehlende Anlage von Venenklappen<br />
Klinik und Diagnostik › 16 ff.<br />
kompensieren › ausgleichen<br />
(einer Schwäche bzw. Funktionsstörung)<br />
Kompressionsbinden<br />
HARTMANN Idealbinden › 79<br />
Hypolastic › 79<br />
Idealhaft › 79<br />
Lastobind › 78<br />
Lastocomp › 78<br />
Pütterbinde › 78<br />
Varolast › 78<br />
Kompressionsstrümpfe<br />
VitaSan › 80<br />
Kompressionsverband › 25<br />
Kompressionsverband › 62 ff.<br />
Anlegetechnik › 70<br />
Bindenmaterialien › 65<br />
Wirkungsweise › 63<br />
Kontraktion › Zusammenziehen<br />
eines Objektes, med.: z. B.<br />
Kontraktion, aktives Anspannen<br />
von Muskeln<br />
Kurzzugbinden › 69
M<br />
manifest › offenkundig, deutlich,<br />
med.: das Erkennbarwerden<br />
einer Krankheit durch die entsprechenden<br />
Symptome<br />
Mediasklerose › Kalkeinlagerungen<br />
in der mittleren Schicht<br />
(Media) der Gefäßwand großer<br />
Arterien, z. B. häufi g bei Diabetes<br />
mellitus<br />
medikamentöse Therapie › 28<br />
Multimorbidität › gleichzeitiges<br />
Bestehen mehrerer Erkrankungen<br />
bei einem Patienten<br />
O<br />
Obliteration, obliterierend ›<br />
Verschluss <strong>des</strong> Lumens eines<br />
Körperhohlraums, angeboren,<br />
erworben durch entzündliche<br />
Prozesse oder operativ, z. B. bei<br />
Venenverödung<br />
Ödembildung › 18<br />
Ödemprotektiva › 28<br />
Option › Auswahlmöglichkeit<br />
orthopädische Auffälligkeiten<br />
› 19<br />
P<br />
paratibiale Fasziotomie › 27<br />
Pathophysiologie › zusammengesetzter<br />
Begriff aus Pathologie =<br />
Lehre von krankhaften Veränderungen<br />
im Körper und Physiologie<br />
= Lehre von der Funktionsweise<br />
<strong>des</strong> Körpers<br />
Perforansligatur › 27<br />
peri › um etwas herum<br />
periulzeröses Ekzem › in der<br />
Umgebung <strong>des</strong> Ulkus › 41<br />
perivaskulär › in der Umgebung<br />
von Blut- und Lymphgefäßen<br />
PermaFoam (hydroaktiver<br />
Schaumverband) › 50<br />
Polypragmasie › nicht kritisches<br />
Ausprobieren/Anwenden zahlreicher<br />
Medikamente und Behandlungsmethoden<br />
im Einzelfall<br />
postthrombotisches<br />
Syndrom › 14<br />
Prädilektionsstelle › von einem<br />
bestimmten Krankheitsprozess<br />
bevorzugt befallene Körperstellen<br />
Prognose › begründete<br />
Vorhersage, dass unter feststehenden<br />
Bedingungen bestimmte<br />
Ergebnisse eintreten werden,<br />
med.: Vorhersage über den wahrscheinlichen<br />
Verlauf und Ausgang<br />
einer Krankheit<br />
Proliferation › Vermehrung von<br />
Gewebe durch Wucherung als<br />
Folge entzündlicher Prozesse,<br />
z. B. im Rahmen der Wundheilung<br />
im Anschluss an die Entzündungsphase<br />
proximal › näher zur Körpermitte<br />
hin gelegen<br />
Pütterverband › 74<br />
R<br />
Reinigung durch feuchte<br />
<strong>Wundbehandlung</strong> › 38<br />
Relaxation › Entspannung,<br />
physiol.: Erschlaffung kontraktiler<br />
Gewebe nach aktiver Spannung<br />
Retention › Zurückhalten,<br />
Rückhalt<br />
rezidivierend › wiederkehrend,<br />
med.: Wiederauftreten (-leben)<br />
einer Krankheit nach ihrer<br />
Abheilung<br />
S<br />
Schmerztherapie › 30<br />
Sklerosierung › 26<br />
Sorbalgon (tamponierbare Calciumalginat-Kompressen)<br />
› 49<br />
Stülpa (nahtlos gestrickter<br />
Schlauchverband) › 79<br />
Stützstrümpfe<br />
VitoFit › 81<br />
Subcutis › Unterhaut, bestehend<br />
aus Fettgewebe, schließt an die<br />
Lederhaut (Dermis) an<br />
suffi zient › ausreichend, genügend<br />
(Gegenteil: insuffi zient)<br />
T<br />
TenderWet (Wundkissen mit<br />
Superabsorber) › 44<br />
Therapie › 24 ff.<br />
therapierefraktär › eine Erkrankung<br />
spricht auf die (üblichen)<br />
Behandlungen nicht mehr an<br />
therapierefraktäre Ulzera › 43<br />
U<br />
Ulkuslokalisation › 17<br />
Glossar und Stichwortverzeichnis [84.85]
Ulkusumgebung, Zustand › 18<br />
V<br />
Varicosis › 12<br />
Veneninsuffi zienz<br />
chronische › 11<br />
subfasziale › 14<br />
suprafasziale › 12<br />
venentonisierende<br />
Pharmaka › 28<br />
venöser Rückstrom › 9<br />
venöser Status, Erhebung › 19<br />
Verbandtechniken › 74<br />
W<br />
Wundaufl agen › 44 ff.<br />
<strong>Wundbehandlung</strong> › 32 ff.<br />
<strong>Wundbehandlung</strong><br />
Epithelisierungssphase › 42<br />
Granulationsphase › 40<br />
Reinigungsphase › 37<br />
Wundgrund,<br />
Beschaffenheit › 18<br />
Wundheilungsphasen › 33<br />
Wundheilungsstörungen › 28<br />
Z<br />
Zinkleimbinden › 68<br />
Zinkleimverband › 76
Literatur<br />
Altenkämper, H., Felix, W., Gericke, A., Gerlach H.-E.,<br />
Hartmann, M.:<br />
Phlebologie für die Praxis,<br />
Walter de Gruyter, Berlin / New York, 1991<br />
Galli, K.-H., Wolf, H., Paul, E.:<br />
Therapie <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum unter Berücksichtigung<br />
neuerer pathologischer Gesichtspunkte,<br />
in: Phlebologie 1992; 21: 183-7<br />
Gericke, A.: <strong>Die</strong> Behandlung <strong>des</strong> <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong> venosum,<br />
in WundForum 1/98<br />
Hach, W.: Venen<br />
Sonderdruck der Ärzte-Zeitung, Neu-Isenburg<br />
Lohfi nk, H.-D.:<br />
Konservative Phlebologie,<br />
F.K. Schattauer Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart, 1997<br />
Niedner, R., Vanscheidt, W.: <strong>Ulcus</strong> <strong>cruris</strong><br />
in: Sedlarik, K. M. (Hrsg.):<br />
Wundheilung,<br />
Gustav Fischer Verlag, Jena / Stuttgart, 1993<br />
Sedlarik, K. M. (Hrsg.):<br />
Wundheilung,<br />
Gustav Fischer Verlag, Jena / Stuttgart, 1993<br />
Venöse Beinleiden<br />
pharmdidakt, Band 2/80,<br />
pmi-pharm & medical inform. Verlags-GmbH, Frankfurt<br />
Literatur und Bildnachweis [86.87]
Bildnachweis<br />
CNRI / SPL / Focus (S. 1, 6)<br />
Fermariello, M. / SPL / Focus (S. 16)<br />
King-Holmes, J. / SPL / Focus (S. 19)<br />
Kowollik, B (S. 47)<br />
Lange, N. / Okapia (S. 20)<br />
Lippert, H. (S. 39)<br />
Looks, A. (S. 17)<br />
Meckes, O. / Eye of Science / Focus (S. 8)<br />
Schepler, H. (S. 42)<br />
Tautenhahn, J. (S. 17, 21, 22)<br />
Vanscheidt, W. (S. 12, 18, 22, 26, 27, 38)<br />
Winter, H. (S. 22, 48)<br />
Zimmermann, M. (S. 52)<br />
Alle anderen Abbildungen aus dem Archiv der<br />
PAUL HARTMANN AG
DE – PAUL HARTMANN AG<br />
89522 Heidenheim<br />
AT – PAUL HARTMANN Ges.m.b.H<br />
2355 Wiener Neudorf<br />
CH – IVF HARTMANN AG<br />
8212 Neuhausen<br />
Aktuelle Themen aus den<br />
Bereichen Medizin und Pfl ege<br />
behandelt die Schriftenreihe der<br />
HARTMANN medical edition.<br />
Dabei steht nicht nur Basiswissen<br />
im Vordergrund, sondern auch<br />
die Vorstellung fachbezogener und<br />
interdisziplinärer Entwicklungen.<br />
Der produktübergreifenden Information<br />
kommt hierbei ein besonderer<br />
Stellenwert zu.<br />
In einer Zeit rasch aufeinander<br />
folgender wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
muss Information vor<br />
allem auch aktuell sein. Mit diesem<br />
Anspruch will diese Buchreihe<br />
nicht nur erfahrenen Fachkräften<br />
ein Ratgeber sein. Auch denjenigen,<br />
die sich erstmalig auf neue<br />
Gebiete in Medizin und Pfl ege<br />
begeben, werden zeitgemäße<br />
Behandlungsmöglichkeiten aufgezeigt<br />
und nützliche Tipps gegeben.<br />
Damit setzen wir den Leitgedanken<br />
unseres Unternehmens<br />
in die Praxis um: HARTMANN hilft<br />
heilen.<br />
ISBN 3-929870-42-8<br />
B33 (805) 086 316/1