Zahn - ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG
Zahn - ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG
Zahn - ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I I I l I I I I I I I I I I I I<br />
© Markus Eickhoff / Thieme<br />
synchondrotisch miteinander verbunden sind. Die Entwicklung<br />
einer Synostose ist im Laufe des Katzenlebens zwar<br />
möglich, in der Regel bleibt jedoch eine limitiert bewegliche<br />
Verbindung der linken und rechten Unterkieferhälfte. Man<br />
unterscheidet das <strong>Co</strong>rpus mandibulae (horizontaler Unterkieferast)<br />
vom Ramus mandibulae (vertikaler Unterkieferast).<br />
Die Zähne befinden sich in der Pars alveolaris des <strong>Co</strong>rpus.<br />
Zentrale Gefäße und Nerven erreichen den Unterkiefer mit<br />
Eintritt am Foramen mandibulare an der Innenseite des<br />
Ramus mandibulae, verlaufen dann im Canalis mandibularis<br />
parallel zum Ventralrand des Unterkiefers nach rostral, Anteile<br />
treten an den Foramina mentalia im Bereich des dritten<br />
Unterkieferprämolaren wieder aus. Der Unterkiefer ist über<br />
das Kiefergelenk mit der Schädelbasis im Bereich des Os<br />
temporale verbunden. Die Katze besitzt eine sehr tiefe Fossa<br />
mit ausgeprägter kaudaler und rostraler Begrenzung, dem<br />
Processus retroarticularis und Processus anteglenoidalis.<br />
Das Kiefergelenk ist ein inkongruentes Walzengelenk, welches<br />
durch einen Diskus vollständig in eine obere und untere<br />
Etage getrennt wird. Die Freiheitsgrade des Kiefergelenks<br />
der Katze sind aufgrund der engen Einfassung fast ausschließlich<br />
auf eine Scharnierbewegung begrenzt, welche in<br />
der schneidenden Funktion der rein sekodonten Dentition<br />
der Katze ihre Entsprechung findet. Durch die Anisognathie<br />
in Form eines im Vergleich zum Oberkiefer schmaleren, lingual<br />
stehenden Unterkieferzahnbogens ist die sekodonte<br />
Funktion komplettiert.<br />
An der lateralen und medialen Fläche des Ramus mandibulae<br />
setzen mit dem M. masseter, M. pterygoideus medialis<br />
und M. temporalis achsennah die großen Schließer der Kaumuskulatur<br />
mit einer rostrodorsal ausgerichteten Zugrichtung<br />
an. Achsenfern, rostral am Unterkieferkörper, unterstützen<br />
vor allem der kaudoventrale Zug des M. digastricus und die<br />
Unterzungenmuskulatur die Öffnungsbewegung des Kiefers.<br />
Entsprechend der funktionellen Beanspruchung weist der<br />
Unterkiefer belastungsbedingte Anpassungen in Form eines<br />
Trajektoriensystems mit Ausrichtung von Spongiosabälkchen<br />
sowie der Dicke der Kortikalis auf.<br />
Abbildung 2. Versorgung einer Unterkiefersymphysenseparation<br />
mittels circummandibulärer Cerclage.<br />
Je nach Verlauf einer Frakturlinie kann somit eine „günstige“<br />
oder „ungünstige“ Voraussetzung zur Versorgung der Fraktur<br />
vorliegen. Der Ventralrand des Unterkiefers ist auf Druckbelastung,<br />
der Alveolarkammanteil auf Zugbelastung ausgerichtet,<br />
so dass für die Reparatur der Fraktur eine Technik zur<br />
Neutralisierung der Zugkräfte auf der ventralen Seite oder<br />
eine Zuggurtung auf der dorsalen Seite eingesetzt werden<br />
kann, oder beide Verfahren kombiniert. Für eine gute Funktionalität<br />
ist die Wiederherstellung des Trajektoriensystems<br />
notwendig. Das Vorhandensein der Zähne auf Seiten der<br />
Zugbelastung im Frakturbereich ist sehr hinderlich für eine<br />
konventionelle invasive Frakturversorgung, dadurch ist insbesondere<br />
im zahntragenden Abschnitt des Unterkieferkörpers<br />
eine Modifikation der Versorgung anzustreben.<br />
Für Ober- wie für Unterkieferfrakturen gilt, dass eine gute Einstellung<br />
der Verzahnung nach Reponieren der Fraktur nur<br />
dann gewährleistet ist, wenn die Kontrolle des Kieferschlusses<br />
möglich ist. Neben der passageren Extubation zur Kontrolle<br />
kommt alternativ die Intubation mittels Pharyngostomie in<br />
Betracht, welche während der gesamten Zeit der operativen<br />
Versorgung eine fortwährende Kontrolle gewährleistet sowie<br />
bei der Verblockung von Ober- und Unterkiefer bei kaudalen<br />
Frakturen eine Fixierung im Schlussbiss erlaubt.<br />
Frakturen der Unterkiefersymphyse<br />
Da in der Regel die Unterkiefersymphyse keinen knöchernen<br />
Durchbau zeigt, stellt sie bei Unfällen genau genommen eine<br />
präformierte Bruchstelle dar, häufig kommt es zu einer<br />
„Sprengung“ oder „Separation“ dieser Verbindung. Insbesondere<br />
bei Stürzen aus großer Höhe (High rise syndrome)<br />
kommt es bei der Katze häufig zu Verletzungen der Unterkieferfront,<br />
da die Katze durch geschickte Drehung in der Luft<br />
es zwar schafft, mit allen vier Gliedmaßen aufzukommen und<br />
sich abzufangen, allerdings schlägt infolgedessen der Kopf<br />
mit dem Unterkiefer voran auf den Boden, welches in den<br />
meisten Fällen zu einer Separation von linkem und rechtem<br />
Unterkieferast führt. Klinisch wie röntgenologisch zeigt sich<br />
infolge Muskelzugs eine Verschiebung der Unterkieferäste<br />
gegeneinander, dieses ist sowohl vertikal wie horizontal möglich.<br />
Die Standardversorgung einer Unterkiefersymphysenseparation<br />
ist das Anlegen einer circummandibulären Drahtcerclage<br />
kaudal der Unterkiefercanini (Abbildung 2). Bei<br />
intraoraler Lage der Verdrillung wird der Draht rostral des<br />
seitlichen Lippenbändchens unter Zuhilfenahme einer Kanüle<br />
subkutan um die Unterkieferfront geführt. Bei seitlichem<br />
Anlegen der Verdrillung kann es zu Störkontakten mit dem<br />
Oberkiefercaninus kommen, daher kann die Verdrillung auch<br />
lingual der Incisivi gelegt und dort in der Schleimhaut versenkt<br />
werden. Bei extraoralem Anlegen der Verdrillung wird der<br />
Draht über eine Kanüle nach einem kleinen Hautschnitt ventral<br />
der Unterkieferfront eingestochen und rostral des seitlichen<br />
Lippenbändchens herausgeführt, dann kontralateral rostral<br />
des Lippenbändchens wiederum über eine Kanüle eingestochen<br />
und zum Ende des Drahtes am Hautschnitt geführt,<br />
dort verdrillt und subkutan versenkt. Die verwendete Drahtstärke<br />
variiert je nach Größe der Katze zwischen 0,3 und<br />
1mm Durchmesser.<br />
19 / Veterinary Focus / Vol 22 n°3 / 2012