Zahn - ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG
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Systemische Auswirkungen<br />
der parodontalen Erkrankung<br />
Alessandro De Simoi, Med Vet, Dipl. EVDC<br />
■<br />
Clinica Veterinaria Feltrina, Feltre, Italien<br />
Dr. De Simoi schloss sein Studium 1990 an der Universität Bologna in Italien ab und erhielt im Jahr<br />
2008 das Diplom des EVDC (European Veterinary Dentistry <strong>Co</strong>llege). Sein Hauptinteresse gilt der<br />
<strong>Zahn</strong>heilkunde und der maxillofazialen Chirurgie bei Kleintieren und Pferden. In den Jahren 2001<br />
bis 2003 absolvierte er eine Ausbildung an der European School for Advanced Veterinary Studies in<br />
Luxemburg und arbeitete mehrfach in Großbritannien (an der Bell Equine Veterinary Clinic und an<br />
der Royal Dick School of Veterinary Studies) und in den USA (an der University of Pennsylvania).<br />
Dr. De Simoi ist Teilnehmer an zahlreichen nationalen und internationalen Meetings und<br />
Kongressen über veterinärmedizinische <strong>Zahn</strong>heilkunde und hält Kurse zu diesem Themengebiet<br />
in der Schweiz und in Frankreich. Von 2001 bis 2004 war er Schriftführer der Italian Society of<br />
Veterinary Dentistry and Oral Surgery und ist gegenwärtig Vizepräsident dieser Vereinigung.<br />
■■<br />
Einleitung<br />
Bei der parodontalen Erkrankung handelt es sich um die bei<br />
Kleintieren am häufigsten festzustellende infektiöse Erkrankung<br />
mit einer Prävalenz von nahezu 80% (1). Die Prävalenz<br />
steigt mit zunehmendem Alter und sinkt mit zunehmender<br />
Körpergröße, das heißt, bei kleineren Tieren kommt die<br />
Erkrankung sehr viel häufiger vor als bei mittelgroßen oder<br />
großen Tieren (1). Das auch als <strong>Zahn</strong>halteapparat bezeichnete<br />
Parodont besteht aus dem <strong>Zahn</strong>fleisch, dem Wurzelzement,<br />
der <strong>Zahn</strong>wurzelhaut und dem Alveolarknochen. Gemeinsam<br />
sorgen diese anatomischen Strukturen für die Befestigung<br />
des <strong>Zahn</strong>es im Kieferknochen. Verursacht wird die parodontale<br />
KERNAUSSAGEN<br />
• Bei der parodontalen Erkrankung handelt es sich<br />
um die bei Kleintieren am häufigsten auftretende<br />
infektiöse Erkrankung.<br />
• Vermutet wird, dass die parodontale Erkrankung ein<br />
zentraler Faktor bei verschiedenen systemischen<br />
Erkrankungen sein kann, so z.B. bei kardiovaskulären<br />
Problemen, bei Reproduktionsstörungen, bei<br />
Lebererkrankungen und bei Diabetes mellitus.<br />
• Es gibt verschiedene Hypothesen darüber, auf welche<br />
Weise eine Parodontitis systemische Erkrankungen<br />
beeinflussen kann, einen definitiven Beweis<br />
einer entsprechenden Verbindung gibt es bislang<br />
aber noch nicht.<br />
• Die Entstehung der parodontalen Erkrankung kann<br />
mit Hilfe einer gründlichen Entfernung bakterieller<br />
<strong>Zahn</strong>beläge (Plaque) durch Zähneputzen und <strong>Zahn</strong>-/<br />
Maulhöhlenhygiene verhindert werden.<br />
Erkrankung durch einen auch als Plaque bezeichneten bakteriellen<br />
<strong>Zahn</strong>belag. Die Erkrankung kann in zwei Teilelemente<br />
unterteilt werden: Gingivitis und Parodontitis. Bei der<br />
Gingivitis handelt es sich um eine reversible Entzündung des<br />
<strong>Zahn</strong>fleisches, die sich nach Beseitigung der Ursache, also<br />
der bakteriellen Plaque, wieder vollständig zurückbilden<br />
kann. Dagegen handelt es sich bei der Parodontitis um ein<br />
irreversibles entzündliches Geschehen des nicht-gingivalen<br />
Gewebes (<strong>Zahn</strong>wurzelhaut, Wurzelzement und Alveolarknochen).<br />
Die klinische Beurteilung einer Parodontitis erfolgt<br />
durch die Messung des Verlustes der Befestigung des <strong>Zahn</strong>es<br />
(epitheliales, desmodontales Attachment) im Kiefer. Eine<br />
Parodontitis kann entweder inaktiv (ruhende Phase) sein,<br />
ohne Hinweise auf eine <strong>Zahn</strong>fleischentzündung (wenn ein<br />
Attachmentverlust vorliegt, so kann dieser einige Zeit vorher<br />
eingetreten sein) oder aber es handelt sich um ein aktives<br />
Krankheitsgeschehen mit fortgesetzter Zerstörung des<br />
<strong>Zahn</strong>haltegewebes (Abbildung 1). Obwohl unbestritten ist,<br />
dass es sich bei der Parodontitis um eine infektiöse Erkrankung<br />
handelt, und mehr als 700 Bakterienspezies mit der<br />
Fähigkeit zur Besiedlung des Biofilms im Sulcus gingivalis<br />
nachgewiesen sind, gelten die Koch’schen Postulate* hier<br />
nicht (2).<br />
Eine Gingivitis, selbst wenn sie unbehandelt bleibt, führt nicht<br />
in jedem Fall zur Entstehung einer Parodontitis. In der Tat<br />
wird die Entwicklung der parodontalen Erkrankung in erster<br />
Linie durch ein Ungleichgewicht zwischen der bakteriellen<br />
Population und dem Immunsystem des Wirts bestimmt. Fak-<br />
*1. Der Mikroorganismus muss in reichlicher Menge gefunden werden bei einem Tier, das<br />
unter einer Erkrankung leidet, sollte aber bei gesunden Tieren nicht zu finden sein. 2. Der<br />
Mikroorganismus muss bei einem erkrankten Tier isoliert und in Reinkultur angezüchtet<br />
werden. 3. Der kultivierte Mikroorganismus sollte bei Übertragung auf ein gesundes<br />
Tier die Erkrankung auslösen. 4. Der Mikroorganismus muss von diesem experimentell<br />
infizierten Tier reisoliert und als identisch mit dem ursprünglichen kausalen Erreger identifiziert<br />
werden.<br />
25 / Veterinary Focus / Vol 22 n°3 / 2012