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Frankfurt in Takt Frankfurt in Takt - HfMDK Frankfurt

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<strong>Frankfurt</strong> <strong>in</strong> <strong>Takt</strong> 10/2<br />

Ramon John,<br />

Tänzer der ZuKT-Abteilung<br />

der <strong>HfMDK</strong>.<br />

Schwerpunktthema Interdiszipl<strong>in</strong>arität im Studium<br />

Foto: Dietmar Janeck<br />

Schauspielerei studiert, hat sich auf diese Implikation längst<br />

e<strong>in</strong>gestellt. Das gilt für die Studierenden ebenso wie für die<br />

Lehrenden. Noch die Selbstverliebtheit der Solo-Karriere weiß um<br />

den Abstimmungsbedarf, um das kooperative Arrangieren e<strong>in</strong>es<br />

Resonanzraumes für die eigene Interpretation. Für diesen seit<br />

Jahrhunderten selbstverständlichen Alltag kooperativer Tätigkeiten<br />

im Bereich von Musik und darstellender Kunst sollten wir den<br />

Begriff Interdiszipl<strong>in</strong>arität nicht verwenden – wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Ensem-<br />

ble spielt, der kooperiert, und das ist bekanntlich schon schwierig<br />

genug.<br />

Provozierte Wahrnehmungsgewohnheiten<br />

Allerd<strong>in</strong>gs liefert die Handlungszumutung, die schon <strong>in</strong> jeder<br />

aufführungsbezogenen Kooperation schlummert, e<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf<br />

die Komplexitäten, die entstehen, wenn Interdiszipl<strong>in</strong>arität prakti-<br />

ziert wird. Man sieht sofort: Es handelt sich um e<strong>in</strong>e gesteigerte<br />

Form der Kooperation, <strong>in</strong>tensiviert h<strong>in</strong>gegen das soziale Problem<br />

der Kompetenzabgabe und der E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die Begrenztheit des<br />

eigenen Vermögens. Mit Hilfe der Soziologie lassen sich e<strong>in</strong>ige<br />

begriffliche Erläuterungen e<strong>in</strong>führen, die Ausdrucksgestalten<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Arbeit zu unterscheiden erlauben. In dieser Skizze<br />

genügt dafür die Unterscheidung von Ideen, Motiven und Konstella-<br />

tionen. Von der Ideen-Seite ist die Sache e<strong>in</strong>fach, Begründungen<br />

für Interdiszipl<strong>in</strong>arität gehen e<strong>in</strong>em leicht von der Zunge. Mit ihr<br />

verb<strong>in</strong>det sich, ganz allgeme<strong>in</strong> betrachtet, das Ziel der Komplexi-<br />

tätserhöhung <strong>in</strong> der Produktion und Rezeption ästhetischer Gebilde.<br />

Tanz, Musik, Schauspielerei und Ballett verlieren ihr angestammtes<br />

Herstellungs- und Darbietungsprivileg und tauchen, komplex<br />

komb<strong>in</strong>iert, nebene<strong>in</strong>ander auf, vermischen sich und provozieren<br />

Wahrnehmungsgewohnheiten des spartengewohnten Zuhörers<br />

bzw. Zuschauers. Wer sich <strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären Projekten trifft, hat<br />

e<strong>in</strong>e Erwartung an produktive Dissonanz- oder auch Konsonanzer-<br />

lebnisse, an Erfahrungsgew<strong>in</strong>n <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em handwerklichen S<strong>in</strong>ne, an<br />

die überraschende Lektüre des eigenen musikalischen, darstelle-<br />

rischen oder tänzerischen Entwurfs, die die neuen Nachbarn von<br />

nebenan versprechen.<br />

Im Moment der Aufführung<br />

verschw<strong>in</strong>det die Frage nach<br />

dem Wie ihrer Entstehung:<br />

Stimmigkeit im Ausdruck und<br />

Expansion des ästhetischen<br />

Wahrnehmungsraums bleiben<br />

die Kriterien des Gel<strong>in</strong>gens.<br />

Tilman Allert<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>arität als Handlungszumutung<br />

Soweit die Ebene der Ideen. Auf der Seite der Motive wird die<br />

Sache schon schwieriger. Auch die Interdiszipl<strong>in</strong>arität ist, sozial<br />

betrachtet, e<strong>in</strong>e Handlungszumutung, wie sie für die Kooperation<br />

typisch ist, aber doch folgenreicher. Schließlich geht es um e<strong>in</strong>e<br />

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