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Frankfurt in Takt Frankfurt in Takt - HfMDK Frankfurt

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Man darf sich nicht hypnotisieren lassen von<br />

dem, was man vermeiden will<br />

Interview mit Helmut Lachenmann<br />

Mit Helmut Lachenmann arbeitete im Sommersemester e<strong>in</strong>er der<br />

prägendsten Protagonisten der zeitgenössischen Musik e<strong>in</strong>e Woche<br />

lang mit Studierenden der <strong>HfMDK</strong> und der Internationalen Ensem-<br />

ble Modern Akademie. In Workshops und Konzerten lernten die<br />

Studierenden die spieltechnischen Besonderheiten e<strong>in</strong>iger Werke<br />

dieses streitbaren zeitgenössischen Komponisten kennen, aber auch<br />

dessen tiefe Verwurzelung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ständigen Suche nach dem<br />

Unvertrauten, das das Altgewohnte <strong>in</strong> Frage stellt. Dr. Julia Cloot,<br />

Leiter<strong>in</strong> des Instituts für zeitgenössische Musik an der <strong>HfMDK</strong>, und<br />

Christiane Engelbrecht, Geschäftsführer<strong>in</strong> der Internatiolnalen<br />

Ensemble Modern Akademie, hatten <strong>in</strong> dieser Workshop-Woche die<br />

Gelegenheit, Helmut Lachenmann näher zu befragen.<br />

Christiane Engelbrecht Wir bef<strong>in</strong>den uns im Rahmen der Workshops<br />

mit den Studierenden von Helmut Lachenmann aus gesehen<br />

gewissermaßen <strong>in</strong> der Enkelgeneration. Mir ist aufgefallen, dass <strong>in</strong><br />

den Workshops e<strong>in</strong>e sehr lockere Stimmung ohne Ehrfurcht<br />

herrscht, e<strong>in</strong> fruchtbarer Umgangston, dass es wenig Ablehnung<br />

gibt.<br />

Helmut Lachenmann Wenn Musiker sich solistisch präsentieren<br />

können, so wie <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er „Toccat<strong>in</strong>a“ oder <strong>in</strong> „Pression“, s<strong>in</strong>d sie bei<br />

ungewohnten Spieltechniken natürlich ganz anders motivierbar, als<br />

wenn sie mit dem ihnen Zugemuteten – oder auch ihnen Zugetrauten<br />

– nachher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Orchester sitzen, wo die kollektive<br />

Begeisterung noch längst nicht garantiert ist. Das war schon immer<br />

so. Es gibt e<strong>in</strong>e technische Herausforderung und e<strong>in</strong>e ästhetische.<br />

Man muss das vone<strong>in</strong>ander trennen. Das e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d die spieltechnischen<br />

Probleme. Es gibt da e<strong>in</strong>e „déformation professionelle“,<br />

e<strong>in</strong>e im Studium erworbene Vorprägung der Bewegungsreflexe.<br />

Wenn die, wie auch immer, irritiert wird, fühlen sich die Musiker<br />

e<strong>in</strong>es Orchesters oft professionell überfordert durch empfundene<br />

„Unterforderung“. E<strong>in</strong> Musiker, der se<strong>in</strong> Instrument <strong>in</strong> die Hand<br />

nimmt, will darauf so spielen, wie er es sich <strong>in</strong> der Beschäftigung<br />

mit Bach, Mozart und Schubert erarbeitet hat. Nach <strong>in</strong>tensivem<br />

Studium und Selbstf<strong>in</strong>dung als Künstler will er nicht plötzlich<br />

wieder dasitzen wie e<strong>in</strong> Anfänger. Der ästhetische Konflikt dagegen<br />

lässt sich gleichsam verdrängen durch e<strong>in</strong>e Art mehr oder weniger<br />

aufgeschlossene Toleranz.<br />

Julia Cloot Es wird ja viel vom Pluralismus der Gegenwartsmusik<br />

gesprochen, <strong>in</strong> der eigentlich alles möglich ist und es „das Neue“<br />

gar nicht mehr gibt.<br />

Lachenmann Der Begriff des Neuen muss e<strong>in</strong>fach noch e<strong>in</strong>mal<br />

reflektiert werden. Neu heißt ja nicht, weiße Flecken auf der

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