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40 Schwerpunktthema Interdisziplinarität im Studium Frankfurt in Takt 10/2 Cloot Was würden Sie jungen KomponistInnen mit auf den Weg geben? Doderer Sie sollten versuchen, die Waage zu halten zwischen der Konzentration auf sich selbst und einer Öffnung nach außen. Das gegenseitige Interesse könnte noch größer sein. Ich selbst setze dabei auf Fragen und eine diskursive Auseinandersetzung mit den Themen. Neugier und Wachheit könnte man an einer Hochschule noch viel mehr fördern und fordern. Wie ist meine Position, wo stehe ich selbst? Die jungen KomponistInnen reden gar nicht so viel miteinander, sie streiten auch nicht. Cloot Was finden Sie in der künstlerischen Arbeit besonders wichtig? Doderer Auf praktische Erfahrung zurückgreifen zu können, ohne in Routine zu verfallen – dazwischen muss man die Waage halten. Routine ist etwas, wovon man sich immer wieder abstößt. Es geht immer um die Balance zwischen Standbein und Spielbein. Cloot Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Beat Furrer? Doderer Zwischen uns ist einfach ein grundsätzliches Vertrauen spürbar, weil jeder die Arbeit des anderen kennt und schätzt. Cloot Haben Sie manchmal am Erfolg des Projektes gezweifelt? Doderer Bei jeder Arbeit kommt der Punkt, an dem man denkt, man könnte es nicht zu Ende bringen. Das Jahr der Vorarbeit hatte ja eine unglaubliche Struktur, die einzelnen Arbeitsschritte waren klar festgelegt: zuerst das Konzept, dann die Umsetzung vom Kopf in die Praxis, schließlich die Schulung am realen Raum. Raumproportionen und Hördistanzen müssen erst erprobt, die experimentelle Anordnung etabliert werden. Wie es schließlich wird, wie spannungsvoll die Stücke sich gegenüberstehen, muss man erst in der Arbeit sehen und hören. Unsicherheitsfaktoren bleiben darüber hinaus die Ausführenden selbst, also die GesangsstudentInnen und die InstrumentalistInnen. Cloot Was könnte eine Nachwirkung des Projektes sein? Doderer Die Präsenz des Zeitgenössischen und die zeitgemäße Entwicklung neuer Formen müssten in den Opernhäusern und in den Hochschulen viel mehr wertgeschätzt werden. Auf keinen Fall dürfen beide nur Pflichtübungen sein. Das finde ich so schön an der Arbeit in einem Hochschulprojekt: Es muss dabei nichts Marktgängiges herauskommen. Ich selbst verstehe mich ja auch nicht als „marktgerechte“ Zuarbeiterin. Wie die Leute sich in der Hochschule in Frankfurt begegnen und wie sie miteinander kommunizieren, das wirkt immer sehr lebendig auf mich. Cloot Was kennzeichnet eine Hochschule im Unterschied zu anderen Kulturinstitutionen? Ist die Infrastruktur, über die ein Theater, nicht aber eine Hochschule verfügt, ein Problem? Doderer Bei Produktionen dieser Art läuft es sowieso nicht ab wie am Theater, sondern eher wie bei einem Festival. Man muss sich behelfen und beschränken, was aber nicht das Schlechteste ist. Die Arbeit an einer Hochschule ist unglaublich privilegiert, weil man weitgehend das produzieren kann, was man möchte. Wo kann man noch etwas machen, ohne dass der Ausgang schon garantiert sein muss? Die puren Künste ohne Ausrichtung auf den Markt gelten zu lassen, gestattet fast nur die Hochschule. Die Opernhäuser wünschen sich zwar auch mehr Lebendigkeit, aber lassen sie auch kaum zu. Ein starker Impuls ging für mich immer von den Arbeiten der Fluxus-Künstler aus. Extreme Erfahrungen sind dabei ganz wichtig. Das ist übrigens ein gesamtgesellschaftliches Problem und ein Problem in allen Künsten: Die konkrete Erfahrung ist immer noch das, was dem Menschen am meisten beibringt und was ihm das höchste Glücksgefühl gibt. Aufzeichnung: Dr. Julia Cloot Statement Dr. Martina Peter-Bolaender, Professorin für Körperbildung und Bewegungslehre, zur Frage „Interdisziplinarität – Pflicht oder Kür?“ Die Körper- und Bewegungslehre in der Künstlerischen Ausbildung ist eine fruchtbare Schnittmenge verschiedener Disziplinen: erlebte Anatomie, erforschte Physiologie, Philosophie der östlichen und westlichen Atem- und Bewegungslehren, Üben in der Tradition asiatischer Bewegungskünste, Entfaltung von Potenzialen in der Tanz- und Theaterimprovisation. Durch die Integration von erlebtem und am eigenen Leib erforschtem Wissen entstehen und entfalten sich lebendige Neugier an zeitgenössischen künstlerischen Prozessen und eine hohe Körperpräsenz für die Bühnenarbeit.
Förderprojekte 2010 der Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK Frankfurt am Main e.V. Nachdem die Gesellschaft der Freunde und Förderer im zurückliegenden Jahr Hochschulprojekte mit rund 160.000 Euro gefördert hat, legen die Freunde und Förderer im Jahr 2010 noch eins drauf. Das Fördervolumen erhöht sich um weitere 30.000 Euro auf 190.000 Euro. Zu den mehrjährigen Förderprojekten der GFF zählen: • Starterstipendien für zehn begabte Studienanfänger • DAAD-Stipendien für ausländische Studierende • Die Gastprofessur im Ausbildungsbereich Schauspiel, im Jahr 2010 mit Udo Samel • Die Arbeitsphase eines renommierten Dirigenten mit dem Hochschulorchester, Gastdirigent 2010 war Krzysztof Penderecki • Die Orchestrierung der Konzertexamina Förderprojekte 2010: • „Mond.Finsternis.Asphalt.“, zeitgenössisches Musiktheater mit drei Vorstellungen im Bockenheimer Depot vom 22.–24. Oktober 2010 • „Maritime Rites“, zwei Konzerte im öffentlichen Raum, im Juni 2010 an den Frankfurter Mainufern • Das Opernprojekt „Zaide“ mit Aufführungen beim Zeltfestival Merzig und in Frankfurt-Höchst • THE ARTIST’S BODY 2 – ein Körperkongress als Angebot für alle Erstsemester am 15. und 16. Oktober 2010. Thema: Körper und Körperwahrnehmung mit Fokus auf Präsenz und Bühnenpräsenz • Gesangsworkshop mit Kammersänger Kurt Moll für zehn hervorragende Studierende der oberen Semester, April 2010 • Barcelona International Dance Exchange 2010 mit vier Stipendiaten des Masterstudiengangs Zeitgenössische Tanzpädagogik, März 2010 • Ankauf eines barocken Piccolo-Cellos • Mentales Training für Sängerinnen und Sänger als dreitägiger Workshop, November 2010 • „Just.Before.After“– Studentisches Projekt im interdisziplinären „Tanz der Künste“, August 2010. Freunde und Förderer 41 Zwei Kontrafagotte im Duo: Eines davon hat die Gesellschaft der Freunde und Förderer finanziert.
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