Wir alle sind Europa - AESAEC

5.2.3. Das Schreiben eines Antrags vom sprachlichen Standpunkt aus
Anträge sind spezielle Texttypen und sollten daher speziellen Kriterien und Indikatoren folgen. Es ist
eine besondere Fähigkeit komplexe Informationen in Worte zu fassen und eine vollkommen unbekannte
Person – sehr wahrscheinlich aus einem komplett anderen Land mit vollkommen unterschiedlichen
kulturellem Hintergrund – mit diesem Text davon zu überzeugen, Ihnen für etwas, wovon
diese Person in Ihrem ganzen Leben vielleicht noch nie etwas gehört hat, Geld zu geben.
Bedenken Sie, dass nicht jeder die Gabe hat, erfolgreiche Vorschläge verfassen zu können und auch
wenn jemand sehr schöne Gedichte oder Tagebucheinträge schreiben kann, heißt das nicht zwangsweise,
dass diese Person auch sehr gut Projektideen zu Papier bringen kann.
Es ist sehr schwierig Empfehlungen für das Verfassen von geeigneten Projektvorschlägen zu geben,
da jeder (also auch Evaluatoren) individuelle Neigungen und Ideale haben – nichtsdestotrotz versuchen
wir Ihnen einige (nicht nur sprachliche) Tipps zu geben, die Sie sich vor dem Verfassen eines
Antrags zumindest überlegen sollten.
Das Schreiben erfolgreicher Anträge beginnt immer mit dem erfolgreichen Lesen der Ausschreibung!
Einer der größten Fehler, der gemacht wird, ist es nicht zuerst alle Einzelheiten
der Ausschreibung und der Antragsunterlagen zu lesen, um überhaupt zu wissen, welche Art
von Projekt die EU-Kommission eingereicht haben möchte (hinsichtlich Zielgruppen, Einzelund
Gesamtzielen, Dauer, Aktivitäten etc.)! Leisten Sie diesen Angaben und Anforderungen
immer Folge – egal, was Sie persönlich für die Anforderungen an das ideale Projekt halten.
Bevor Sie mit dem Schreiben des Antrags beginnen, entwerfen Sie einen Basisplan für Ihre
Projektidee, der alle wichtigen Aktivitäten, Ergebnisse, Outputs etc. beinhaltet und versuchen
Sie ihn grob zu strukturieren – nehmen Sie diesen Plan als Richtlinie und prüfen Sie regelmäßig,
ob Sie ihn noch einhalten!
Für die Detailausarbeitung versuchen Sie eher nach dem Top-Down-Ansatz als dem Bottomup-Ansatz
zu arbeiten. Planen Sie das Projekt von oben nach unten, das heißt, beginnen Sie
mit dem allgemeinen Rahmen und den grundlegenden Anforderungen und brechen Sie diese
runter bis zu den detaillierten Aktivitäten und Ergebnissen – so können Sie sicher sein, dass
Ihr Projekt immer auf einer soliden Basis steht.
Im Normalfall können Sie Ihr Projekt in einer von mehreren Sprachen einreichen (immer in
EN, DE und FR, häufig auch in einer der offiziellen EU-Sprachen); sollten Sie sich für eine
andere Sprache als Ihre Muttersprache entscheiden, müssen Sie diese sehr gut beherrschen,
sonst begeben Sie sich auf sehr dünnes Eis!
Stellen Sie einige grundlegende Recherchen zu Ihrem Thema an, damit Sie darüber besser
Bescheid wissen und den Stand der Dinge dazu in den anderen Ländern oder auf europäischer
Ebene kennen – das ist für die EU von wesentlicher Bedeutung!
Seien Sie authentisch, egal was Sie schreiben, d. h., schreiben Sie nur über Dinge, die Sie
selbst auch verstehen – erfahrene Evaluatoren können sehr leicht feststellen, ob Sie wissen
wovon Sie schreiben.
Gehen Sie nicht davon aus, dass andere Ihre Projektidee und den dazugehörigen Rahmen sofort
verstehen, nur weil Sie das tun – bedenken Sie, dass man Ihren Beschreibungen und Argumenten
außerhalb Ihrer Region, Ihres Landes, Ihrer Kultur, Ihrem Fachgebiet etc. und ohne
Vorkenntnisse vielleicht nur sehr schwer folgen kann.
Schreiben Sie klare, (wenn möglich) kurze und verständliche Sätze – bedenken Sie, dass ein
Evaluator möglicherweise hunderte Seiten pro Tag lesen muss und machen Sie ihm daher
den Zugang zu Ihren Hauptideen so einfach wie möglich. (Übrigens: Heute sind schon häufig
elektronische Antragsformulare mit begrenzter Zeichenanzahl für jedes Kapitel zu verwenden!)
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