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technik trends<br />
Erst am Anfang<br />
_ Im Rahmen der viel beschworenen zukunftsträchtigen<br />
Elektromobilität bereichern kreative Spezialanbieter mit<br />
neuen Konzepten den Fahrzeugmarkt. Die ElektroFahrzeuge<br />
Schwaben präsentiert einen Transporter, der ausschließlich<br />
mit elektrischer Energie fährt.<br />
Seit einigen Tagen schnurrt der<br />
unscheinbare Renault Master der<br />
Firma „Luchs Obst- und Gemüsehandel“<br />
geräusch- und abgasfrei<br />
durch die Fußgängerzone von Kirchheim/Teck.<br />
Kein Versuchsträger eines Fahrzeugherstellers<br />
ist hier täglich unterwegs,<br />
sondern ein auf Elektroantrieb umgebauter<br />
Serientransporter – zugeschnitten auf den<br />
Bedarf eines lokal agierenden Unternehmens.<br />
Auf die Beine gestellt haben den<br />
Transporter-Umbau Reinhardt Ritter, seit<br />
20 Jahren im Elektrofahrzeugbau tätig,<br />
und Can Baki, Geschäftsführer der Firma<br />
Luchs. Gemeinsam haben sie die Elektro-<br />
Fahrzeuge Schwaben GmbH gegründet.<br />
„Die heute vorhandenen technischen<br />
Möglichkeiten genügen den Anforderungen<br />
im Nahbereich“, erklärt Ritter. „Wir<br />
erreichen mit unserem ersten, vom TÜV<br />
abgenommenen Renault Master Spitzengeschwindigkeiten<br />
von Tempo 130,<br />
respektable Beschleunigungswerte und<br />
Wann kommt das Elektrofahrzeug?<br />
_ Marktforscher entdecken den Elektroantrieb als Hoffnungsträger<br />
der Automobilindustrie und kommen zu dem Schluss, dass Käufer<br />
den Fahrzeugkauf zugunsten des Elektroantriebs verzögern.<br />
Jeder fünfte Autokäufer zögert mit dem<br />
Fahrzeugkauf, um auf verbrauchsarme<br />
Elektrofahrzeuge zu warten. Zu<br />
diesem Ergebnis kommt die Studie<br />
„Marktchancen von Elektrofahrzeugen<br />
in Deutschland“ der Nürnberger<br />
Marktforschung Puls, die in Kooperation<br />
mit dem Fachmagazin Automobilproduktion<br />
und der Strategieberatung<br />
Oliver Wyman entstand. Dazu wurden<br />
im Zeitraum zwischen Februar und Juni<br />
2009 mehr als 3500 Autokäufer befragt.<br />
„Der Kunde wird täglich mit neuen Meldungen<br />
zu den Forschungsaktivitäten<br />
der Automobilindustrie im Bereich alternativer<br />
Antriebe konfrontiert. Dabei gilt<br />
der Elektroantrieb als Hoffnungsträger<br />
für eine emissionsarme Autozukunft“,<br />
so Konrad Weßner, Geschäftsführer von<br />
Puls Marktforschung. Diese Euphorie<br />
22 <strong>amz</strong> - auto | motor | zubehör Nr. 3-2010<br />
eine Steigfähigkeit von 18 Prozent.“ Der<br />
Verbrauch wird bei konstant Tempo 90 mit<br />
30 Kilowattstunden angegeben. Die Reichweite<br />
liegt bei 100 Kilometern – für den<br />
täglichen Einsatz völlig ausreichend.<br />
Starke Batterie<br />
als Schrittmacher<br />
Herzstück des Elektrotransporters ist ein<br />
Drehstrom-Synchronmotor mit 90 Kilowatt<br />
und einem Drehmoment von 325 Newtonmeter<br />
von AMK (Arnold Müller GmbH,<br />
Kirchheim), die auch die Steuerungselektronik<br />
lieferten. Das serienmäßige<br />
Getriebe blieb erhalten, um ein höheres<br />
Drehmoment beim Anfahren oder auf<br />
Bergstrecken zu erzielen und Verbrauchsspitzen<br />
zu reduzieren. Die Bremsenergie<br />
wird zurückgewonnen und gespeichert.<br />
Einige der Blei-Vlies-Batterien wurden im<br />
Motorraum installiert, um ähnliche Vorderachslasten<br />
wie beim Serienfahrzeug zu<br />
geht nicht spurlos an Deutschlands<br />
Autokäufern vorbei. So glauben sechs<br />
von zehn Käufern, dass wir künftig elektrisch<br />
fahren. 38 Prozent erwarten die<br />
breite Markteinführung reiner Elektrofahrzeuge<br />
vor 2015, wobei Fahrzeuge<br />
mit Hybridantrieb ausgenommen sind.<br />
Immerhin rechnen 40 Prozent mit Kaufpreisen<br />
auf dem Niveau konventioneller<br />
Benziner. Außerdem erwarten die Autokäufer<br />
eine Batterie-Reichweite von 350<br />
Kilometern und eine Batterie-Haltbarkeit<br />
von sechs Jahren.<br />
Dieser Optimismus führt dazu, dass 22<br />
Prozent ihren Neuwagenkauf verzögern,<br />
um auf verbrauchsarme Elektrofahrzeuge<br />
zu warten. Insbesondere nach dem Auslaufen<br />
der Abwrackprämie, die die Verkaufszahlen<br />
noch stützt, prognostiziert<br />
Weßner einen deutlichen Marktrückgang<br />
Der Transporter von der ElektroFahrzeuge<br />
Schwaben rollt ausschließlich elektrisch durch<br />
die Lande. Foto: Nicolas<br />
erreichen. Das Gros der Batterien wurde<br />
zwischen den Längsträgern unterhalb des<br />
Ladebodens eingebaut. Alternativ ist auch<br />
die Bestückung mit Lithium-Ionen-Batterien<br />
geplant. Je nach Batterietechnik und<br />
Basisfahrzeug beträgt die Zuladung 600<br />
bis 1300 Kilo.<br />
Der Umbau des Renault macht einen<br />
professionellen Eindruck und sicherlich<br />
gäbe es für Elektro-Fahrzeuge im Kurzstrecken-<br />
und Verteilerverkehr einen<br />
Markt, wenn da nicht die hohen Umbaukosten<br />
wären: 40.000 Euro haben Ritter<br />
und Baki in die Umrüstung investiert.<br />
Das ist der Knackpunkt, der zurzeit dem<br />
geräuschlosen und abgasfreien Fahren in<br />
unseren Innenstädten wohl kaum zu einer<br />
weiteren Verbreitung verhelfen wird.<br />
Lothar Nicolas<br />
in Deutschland. Aktuell sehen Deutschlands<br />
Autokäufer Toyota klar führend bei<br />
der Erforschung des Elektroantriebs. Die<br />
erfolgreiche Außendarstellung des Hybridantriebs<br />
hat wohl die wahrgenommene<br />
Öko-Kompetenz der Japaner beflügelt.<br />
Doch auch die Maßnahmen der deutschen<br />
Automobilindustrie zeigen ihre<br />
Wirkung. jr.<br />
Deutschlands Autokäufer sehen ihren eigenen<br />
Informationsstand zu Elektroantrieben durchaus<br />
kritisch und nur 9,5 Prozent der Kunden<br />
glauben, gut zu Elektroautos informiert zu<br />
sein. 60 Prozent beklagen die Unsicherheit<br />
darüber, welche Antriebstechnologien sich<br />
durchsetzen werden. Foto: UnitedPictures