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Steiermark Report November 2010 - BH Liezen

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Wie der Fux zu seinem Wappen kam<br />

Cornelia Schlagbauer<br />

Warum spaziert ein Fuchs im Wappen von Langegg eine Treppe hinauf?<br />

Was hat ein steinerner Iglu in Donnersbachwald zu suchen? Und was will<br />

Piberegg mit Pfeilen, Kreis und Türmchen sagen? Die Motive der steirischen<br />

Gemeindewappen entspringen keiner Laune eines Zeichners,<br />

sondern tragen eine tiefe Symbolik in sich – bis ins kleinste Detail.<br />

1<br />

Früher „wappneten“ sich Ritter,<br />

um im Kampf Freund und<br />

Feind auseinanderhalten zu<br />

können. Heute haben sich Wappen<br />

von ihrem kriegerischen Ursprung<br />

verabschiedet, die Rolle der Identitätsstifter<br />

nehmen sie aber nach wie vor<br />

ein. „Bei der Wahl des Motivs gilt es<br />

daher, sämtliche verfügbaren Quellen<br />

zu Geschichte, Kultur und Wirtschaft<br />

einer Gemeinde heranzuziehen und<br />

natürlich die Wünsche von Gemeindevertretern<br />

und -bewohnern in die<br />

Gestaltung mit einfließen zu lassen“,<br />

erläutert Heraldiker Gernot Obersteiner<br />

vom Landesarchiv <strong>Steiermark</strong> die<br />

Entstehung eines Wappens. Manchmal<br />

bieten sich Motive richtiggehend an:<br />

Einzigartige archäologische Funde<br />

und Attribute von Kirchenpatronen<br />

werden genauso gern herangezogen<br />

wie typische geographische oder wirtschaftliche<br />

Gegebenheiten. In Gemeinden,<br />

wo sich kaum Motive finden, wird<br />

nach besonderen Tier- oder Pflanzenaufkommen<br />

gesucht.<br />

Die Möglichkeiten der Darstellung<br />

sind vielfältig, strenge heraldische<br />

(wappenkundliche) Regeln müssen<br />

aber eingehalten werden: Zu viel<br />

Leerraum soll ebenso vermieden<br />

werden wie mit Motiven überladene<br />

Schilde. Weiters werden im Wappen<br />

ausschließlich die beiden Metalle Gold<br />

und Silber, farbneutrales Pelzwerk<br />

(Musterung) sowie die vier Farben<br />

Rot, Blau, Grün und Schwarz verwendet;<br />

mit aktueller politischer Couleur<br />

hat die Farbgebung allerdings nichts<br />

zu tun. „Um Verwechslungen zu vermeiden,<br />

empfehlen wir benachbarten<br />

Gemeinden, möglichst unterschiedliche<br />

Farben und Motive zu verwenden“,<br />

so Obersteiner. „Wichtig ist<br />

auch zu vermitteln, dass ein Wappen<br />

kein Abbild der Realität ist, sondern<br />

Sinnbild für das, was eine Gemeinde<br />

unverwechselbar macht.“<br />

1) Langegg bei Graz (Bezirk Graz Umgebung):<br />

Die Gemeinde wollte in ihrem Wappen<br />

ihren größten Sohn ehren: Johann<br />

Joseph Fux, den bedeutendsten österreichischen<br />

Barockkomponisten, der<br />

1660 in Hirtenfeld (Ortsteil von Langegg)<br />

geboren wurde. In Anlehnung an<br />

seinen Nachnamen wird er als Fuchs<br />

gezeigt. Ein Stufenbalken, den dieser<br />

hinaufsteigt, versinnbildlicht das heute<br />

noch gültige musiktheoretische Buch<br />

des Komponisten „Gradus ad Parnassum“<br />

(= Aufstieg zum Parnass, dem<br />

Berg der Musen in Griechenland).<br />

2) Donnersbachwald (Bezirk <strong>Liezen</strong>):<br />

Über einem Berg, dem Glattjoch, ist<br />

ein Gebäude abgebildet, dessen Zweck<br />

(Kapelle oder Unterstand für Hirten?)<br />

2<br />

3<br />

4<br />

noch nicht restlos geklärt ist. Die<br />

silbernen Streifen rechts und links des<br />

grünen Feldes deuten die Weggeleise<br />

an, auf denen Fuhrwerke den Salzweg<br />

über das Glattjoch passierten; die Farbe<br />

Silber steht für das weiße Salz. In den<br />

roten Schildflanken finden sich die<br />

Attribute der Pfarrkirche von Donnersbachwald:<br />

die Kleeblätter für Patrizius,<br />

die Viehkette für Leonhard.<br />

3) Piberegg (Bezirk Voitsberg):<br />

Der Tannenwipfelschnitt teilt das Wappen<br />

in Sonnseite (golden) und Schattseite<br />

(schwarz), deren deutliche Grenze<br />

für Piberegg kennzeichnend ist. Ein<br />

schwarzer Ring im oberen Feld symbolisiert<br />

die frühgeschichtliche Wallburg<br />

des Pibertals (got. piber = runde<br />

Wallanlage), das goldene Zeichen im<br />

unteren Feld einen im Gemeindegebiet<br />

gefundenen römerzeitlichen Votivaltar<br />

zu Ehren des Sonnengottes Mithras.<br />

Gold ist somit auch Ausdruck für den<br />

hier in der Spätantike gepflogenen<br />

heidnischen Sonnenkult.<br />

4) Ragnitz (Bezirk Leibnitz):<br />

Der Name Ragnitz stammt vom slawischen<br />

Wort „rak“, was auf Deutsch<br />

„Krebs“ bedeutet. Die Bezeichnung<br />

rührt aus der Zeit, als viele Krebse den<br />

Ragnitzbach (Krebsenbach) bevölkerten.<br />

Drei Türschlösser im oberen<br />

Teil des Wappens weisen auf die drei<br />

Schlösser (Laubegg, Frauheim, Rohr)<br />

der Gemeinde hin; die Farben Gold<br />

und Blau symbolisieren Stift Rein, das<br />

einst von Schloss Rohr aus die Grundherrschaft<br />

über zahlreiche Bauern der<br />

Umgebung innehatte. Die Seerosenblätter<br />

im unteren Teil beziehen sich<br />

auf die Herren von Wildon, ein mächtiges<br />

steirisches Adelsgeschlecht.<br />

www.landespressedienst.steiermark.at<br />

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