Steiermark Report November 2010 - BH Liezen
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Film ab: Mit Lederhose und Cornelia Schlagbauer<br />
Spezialkamera die Südwand hinauf<br />
Sie zählt zu den mächtigsten<br />
freistehenden Kletterwänden<br />
in den Ostalpen: die Dachstein-<br />
Südwand. Eine aufwändige<br />
Dokumentation erinnert an ihre<br />
Erstbesteigung durch die Steiner-Brüder<br />
Franz und Irg vor<br />
hundert Jahren. Zwei Ramsauer<br />
Bergführer sind den „Steinerweg“<br />
sowohl in Kleidung anno<br />
1909 als auch mit moderner<br />
Ausrüstung geklettert. Matthias<br />
Aberer, passionierter Alpinist<br />
und Mitarbeiter des Berg- und<br />
Abenteuerfilmfestivals, im<br />
Rahmen dessen der Film<br />
gezeigt wird, war mit der<br />
Kamera hautnah dabei.<br />
Landespressedienst (LPD): Als die<br />
Steiner-Brüder am 22. September<br />
1909 als Erste die Dachstein-Südwand<br />
durchstiegen, war das ein Meilenstein<br />
in der Geschichte des Bergsteigens. Wie<br />
geht man hundert Jahre später an diese<br />
Wand heran? Noch dazu mit einer<br />
Kamera in der Hand …<br />
Matthias Aberer: Die Südwand ist auch<br />
heute noch eine ernsthafte Unternehmung.<br />
Da braucht man schon alpines<br />
Geschick. Unsere beiden Hauptdarsteller,<br />
der Api und der Hans Prugger,<br />
sind Bergführer und gehen diese Tour<br />
mehrmals im Jahr. Auch ich habe die<br />
Route und ihre Knackpunkte schon<br />
gekannt und mir im Vorfeld Stellen<br />
markiert, die interessant zum Filmen<br />
wären. Gemeinsam mit Regisseur Gernot<br />
Lercher und Kameramann Erhard<br />
Seidl haben wird dann festgelegt, wo<br />
und was wir drehen. Aber in der Wand<br />
steht kein Regisseur neben dir und<br />
schreit „Cut“ oder sagt: „Diese Stelle<br />
brauchen wir.“ Ich habe gewusst, die<br />
einzelnen Aufnahmen in der Wand<br />
liegen bei mir. Da muss man echt<br />
schauen, dass man alles beim<br />
ersten Mal im Kasten hat, gerade<br />
bei den Schlüsselstellen.<br />
LPD: Was ist denn so eine Schlüsselstelle?<br />
Matthias Aberer: Das Steinerband.<br />
Das ist die schwierigste Stelle der<br />
Südwand, ein Quergang, wo es<br />
hinter einem die Wand hinuntergeht.<br />
Die Legende sagt, dass der<br />
Franz den Irg mit einem Stecken über<br />
diese Stelle hinübergeholfen hat. Und<br />
der Irg hat ihn dann mit dem Hanfseil<br />
nachgezogen. Bei dieser Stelle hab ich<br />
mir schon gedacht, wie wahnsinnig<br />
waren die damals. Aber man kann<br />
sich sicher sein, dass die Brüder nicht<br />
einfach vor der Wand gestanden sind<br />
und sich gedacht haben: „Da müss ma<br />
auffi.“ Die waren schon gut vorbereitet,<br />
aber einen Batzen Mut braucht es<br />
trotzdem, dass man das umsetzt.<br />
LPD: Apropos umsetzen: Wie ist es dem<br />
Filmteam gelungen, diese Pioniertat<br />
möglichst authentisch und emotionsgeladen<br />
in Szene zu setzen?<br />
Matthias Aberer: Es gibt Schwarz-Weiß-<br />
Fotos, auf denen man sieht, welche<br />
Ausrüstung die Steiners hatten: Lederhosen,<br />
lange Unterhosen, genagelte<br />
Schuhe und ein Hanfseil. Vor allem<br />
aber hat der Regisseur genau gewusst,<br />
wie er zu spektakulären Bildern<br />
kommt. Neben meiner Kamera hatten<br />
wir einen neun Meter langen Kamerakran,<br />
der direkt über dem 500 Meter<br />
tiefen Abgrund der Südwand errichtet<br />
worden ist. Der bringt wunderbare<br />
Einstellungen, die das Bild beleben.<br />
Außerdem haben wir einen Helikopter<br />
mit einer Spezialkamera zur Verfügung<br />
gehabt, die auf hohe Distanzen<br />
wackelfreie Bilder erzeugen kann. Es<br />
ist echt atemberaubend, wenn der Heli<br />
übers Gipfelkreuz fliegt und dann ei-<br />
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