Steiermark Report November 2010 - BH Liezen
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Das Land im<br />
Gespräch<br />
Inge Farcher<br />
Bilder: Landespressedienst<br />
Die <strong>Steiermark</strong> ist nach Wien das Bundesland<br />
mit der intensivsten Vernetzung mit<br />
Regionen, insbesondere den neuen Mitgliedsstaaten.<br />
Die Europaabteilung hat ein<br />
Netzwerk aufgebaut, mit dem man wirklich<br />
etwas bewegen kann. Jetzt wäre es gut, das<br />
zu nutzen, mehr als es in den letzten Jahren<br />
nachgefragt wurde, meint der scheidende<br />
Leiter der Europaabteilung Ludwig Rader.<br />
Der scheidende Leiter der Europaabteilung Ludwig Rader im Gespräch<br />
mit Inge Farcher vom Landespressedienst.<br />
Landespressedienst (LPD): Kann man<br />
das Motto der Europaabteilung unter<br />
Ihrer Führung unter „Gemeinsam ist<br />
man weniger allein“ zusammenfassen ?<br />
Ludwig Rader: Ja, durchaus. Das europäische<br />
Projekt ist ein tiefgreifendes<br />
Gemeinschaftsprojekt, das heißt,<br />
dass nicht nur Mitgliedsstaaten ihre<br />
Interessen zusammenlegen, sondern<br />
auch die Regionen. Daher muss die<br />
gesamte Politik – auf welcher Ebene<br />
auch immer – und auch die gesamte<br />
Verwaltungstätigkeit darauf ausgerichtet<br />
sein, möglichst über den gesamten<br />
europäischen Raum vernetzt zu sein,<br />
damit dieses Zusammenwachsen von<br />
Europa schneller vorangeht.<br />
>><br />
... die vermeintlich „eigenen“ Probleme<br />
sind nur europäisch lösbar. Ludwig Rader<br />
LPD: Bei den anstehenden Einsparungsmaßnahmen<br />
des Landes gibt es sicher<br />
auch Stimmen, die sagen „Außenbeziehungen<br />
– braucht man das wirklich?“<br />
Ludwig Rader: Wir müssen uns im<br />
Klaren sein, dass ein Mangel an Geld<br />
eine Konzentration der Tätigkeiten<br />
mit sich bringt. Man wird sich natürlich<br />
auf die sogenannten eigenen<br />
Probleme reduzieren wollen. Man<br />
muss sich allerdings bewusst machen,<br />
dass auch die sogenannten eigenen<br />
Probleme auf Sicht nur in einem europäischen<br />
Kontext lösbar sein werden.<br />
Umweltprobleme, Finanzprobleme,<br />
Agrarprobleme können nur mit einer<br />
gemeinsamen europäischen Lösung<br />
geklärt werden. Um diese Lösungen<br />
beeinflussen zu können, muss man<br />
möglichst gut in Gesamteuropa<br />
vernetzt sein. Das heißt aber auch, die<br />
vermeintlich „eigenen“ Probleme sind<br />
nur europäisch lösbar.<br />
LPD: Was hat die Vernetzung der <strong>Steiermark</strong><br />
bisher Positives gebracht?<br />
Ludwig Rader: Ein aktuelles Beispiel:<br />
Wir haben von der <strong>Steiermark</strong> aus<br />
eine Vernetzung im Verkehrsweg vom<br />
Baltikum bis an die Adria angestrebt,<br />
den sogenannten Baltisch-Adriatischen<br />
Korridor. Da gibt es eine große<br />
Interessens- und Lobby bewegung,<br />
die quasi von der <strong>Steiermark</strong> geprägt<br />
wird. Das wird schlussendlich<br />
dazu führen, dass etwa der steirische<br />
Koralmtunnel, der bislang in keinem<br />
>><br />
europäischen Netz aufgetaucht ist,<br />
plötzlich auch europäisch unterstützt<br />
wird. Diese Vernetzung, die wir quasi<br />
vom Baltikum bis an die Adria vorangetrieben<br />
haben, führt jetzt dazu,<br />
dass dieser Korridor im öffentlichen<br />
Interesse steht. Vor zwei Wochen war<br />
auch der Verkehrsausschuss des uropäischen<br />
Parlaments da und hat die<br />
Baustelle besichtigt. Der Vorsitzende<br />
des Ausschusses hat gesagt, er sieht<br />
endlich einmal eine Baumaßnahme<br />
und nicht nur Pläne. Das ist nur auf<br />
Vernetzung zurückzuführen. Genauso<br />
die Umweltprobleme. Die Umwelt<br />
nimmt keine Rücksicht auf regionale<br />
und nationale Grenzen. Das wird ein<br />
gesamteuropäischer Prozess sein, den<br />
wir beeinflussen müssen. Beeinflussen<br />
können wir nur, wenn wir möglichst<br />
viele Freunde und Partner haben.<br />
LPD: Wenn Sie auf Ihre Zeit als Leiter<br />
der Europaabteilung zurückblicken, auf<br />
was sind Sie wirklich stolz?<br />
Ludwig Rader: Sehr stolz bin ich<br />
darauf, dass es uns gelungen ist, gemeinsam<br />
mit dem Landespressedienst<br />
völlig innovative Kommunikationswege<br />
zu suchen. Wir haben gemeinsam<br />
mit dem „Forum Politische<br />
Bildung“ vor den Europawahlen eine<br />
Kommunikationsserie gestartet, die<br />
sich bewusst an die kritischen Europäer<br />
gerichtet hat. Wir haben nicht<br />
informiert, sondern herausgefordert<br />
zum Diskutieren. Das ist europaweit<br />
aufgefallen: Wir haben dafür einen<br />
europäischen Kommunikationspreis<br />
bekommen. Das hat nichts daran<br />
geändert, dass Österreich bei der<br />
Europazustimmung nicht ganz vorne<br />
ist. Aber es hat uns einen Weg gezeigt,<br />
wo man ansetzen könnte.<br />
LPD: Wenn Sie Wünsche offen hätten:<br />
Was würden Sie sich in puncto Europaabteilung,<br />
Europapolitik wünschen?<br />
Ludwig Rader: Ich würde mir wünschen,<br />
dass die Politik noch europäischer<br />
wird, als sie jetzt ist. Wir haben<br />
eine hohe Zustimmungsquote unter<br />
den Politikern zu Europathemen, aber<br />
im Zweifelsfall fragt man erst nachher,<br />
ob das europäisch interessant<br />
ist oder nicht, wenn man wichtige<br />
Entscheidungen trifft. Ich würde mir<br />
wünschen, dass diese Überlegung<br />
vorher erfolgt, bevor man entscheidet.<br />
Das wird in vielen Fällen die Entscheidung<br />
nicht verhindern, aber sie<br />
wird sie deutlicher machen und sie in<br />
einen europäischen Kontext bringen.<br />
www.landespressedienst.steiermark.at<br />
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