Steiermark Report November 2010 - BH Liezen
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Bilder: Hofschlaeger_pixelio.de / tommyS_pixelio<br />
Die Steirer sind Impfmuffel<br />
Krankheiten, die bereits eingedämmt schienen, sind wieder auf dem Vormarsch –<br />
aktuelles Beispiel ist der Keuchhusten, der derzeit gehäuft auftritt. Grund dafür ist<br />
in vielen Fällen die zu niedrige Durchimpfungsrate in der Bevölkerung.<br />
Alexandra Reischl<br />
Ein kleiner Stich, der oft ein<br />
Leben lang vor Krankheiten<br />
schützt – das ist die Idee hinter<br />
der Impfung. Doch viel zu wenige<br />
Menschen lassen sich immunisieren.<br />
„Die Leute verstehen den Grund für<br />
die Impfung nicht, da viele Krankheiten<br />
als ausgerottet oder harmlos<br />
gelten, obwohl das nicht stimmt“,<br />
erklärt Marianne Wassermann-Neuhold,<br />
Impf expertin in der steirischen<br />
Fachabteilung für Gesundheitswesen.<br />
Die fehlende Beratung und die lauten<br />
Stimmen der Impfgegner täten ihr<br />
Übriges, um die Impfmoral zu senken.<br />
So erreichte man im Vorjahr mit der<br />
Grippeimpfung gerade einmal drei<br />
Prozent der Bevölkerung. „In diesem<br />
Fall lag das an der Furcht vor dem<br />
Impfstoff und dem zum Teil relativ<br />
leichten Krankheitsverlauf – doch auch<br />
in ,normalen‘ Jahren kommen wir mit<br />
der Grippeimpfung gerade einmal<br />
auf 17 Prozent“, erklärt Wassermann-<br />
Neuhold. Das nimmt sich im Europavergleich<br />
mehr als mickrig aus: „Die<br />
Holländer hatten 2009 eine Grippe-<br />
Durchimpfungsrate von 72 Prozent, in<br />
Schweden waren es immerhin noch 60<br />
Prozent“, erklärt die Expertin. Dabei<br />
forderte das H1N1-Virus, gegen das<br />
der Impfstoff ja auch immunisieren<br />
sollte, im Vorjahr österreichweit 41<br />
Bild: Landespressedienst<br />
Impfexpertin<br />
Marianne<br />
Wassermann-<br />
Neuhold<br />
Todesopfer, in der <strong>Steiermark</strong> starben<br />
fünf Menschen an dem so genannten<br />
Schweinegrippe-Virus. Grund für die<br />
Verunsicherung gab es laut Wassermann-Neuhold<br />
wenig: „Der Impfstoff<br />
hatte eine Schutzrate von fast 90<br />
Prozent, war sehr gut verträglich – und<br />
auf jeden Fall belastet die Impfung den<br />
Organismus weniger, als wenn man im<br />
Krankheitsfall Medikamente gegen das<br />
Virus einnehmen muss, die unangenehmere<br />
Nebenwirkungen haben<br />
können oder gar nicht wirken.“<br />
Derzeit machen der Ärztin aber andere<br />
Viruserkrankungen Kopfzerbrechen.<br />
So sind schon seit längerem die<br />
Masern in ganz Europa wieder sehr<br />
aktiv, 2009 kam es zu einem Röteln-<br />
Ausbruch mit über 350 betroffenen<br />
Steirern. „Diese vermeintlich harmlose<br />
Kinderkrankheit ist vor allem<br />
für Schwangere gefährlich, da es zu<br />
Missbildungen beim Embryo kommen<br />
kann. Eine junge Frau musste<br />
nach einer Rötelnerkrankung sogar<br />
eine Abtreibung vornehmen lassen“,<br />
so die Expertin. Das Land <strong>Steiermark</strong><br />
bietet in Zusammenarbeit mit<br />
dem Bund für 15- bis 25-Jährige eine<br />
Gratis-Impfaktion gegen Masern-<br />
Mumps-Röteln an, Grund dafür ist<br />
eine Impflücke in dieser Altersgruppe,<br />
die man schließen will.<br />
Ebenfalls im Vormarsch: Keuchhusten.<br />
„Da beobachten wir derzeit eine Zunahme<br />
der Erkrankungen – Keuchhusten<br />
bedeutet vor allem für Säuglinge<br />
und Kleinkinder eine Gefahr, da sie daran<br />
ersticken können“, so Wassermann-<br />
Neuhold. Da man erst ab dem dritten<br />
Lebensmonat zu impfen beginnt und es<br />
dann auch noch einige Monate dauert,<br />
bis sich der Schutz aufgebaut hat, sei<br />
es besonders wichtig, dass Überträger<br />
wie Eltern oder größere Geschwister<br />
geimpft sind. Selbst eine durchgemachte<br />
Keuchhustenerkrankung hinterlässt<br />
übrigens keine bleibende Immunität,<br />
die Krankheit kann nach einigen Jahren<br />
wieder auftreten.<br />
Infos: http://www.verwaltung.steiermark.at/<br />
cms/ziel/518424/DE/<br />
www.landespressedienst.steiermark.at<br />
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