the Key Region - Wirtschaftsförderung Velbert - Stadt Velbert
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Zukunftsinstitut<br />
SCHLIESSEN & SICHERN 15<br />
Der Zukunft auf der Spur<br />
1998 gründete Matthias Horx einen der einflussreichsten Think-Tanks der<br />
europäischen Trend- und Zukunftsforschung. Harry Gatterer und Cornelia<br />
Truckenbrodt, zwei seiner Experten aus dem Bereich Lifestyle, Architektur<br />
und Wohnen, gehen in ihrem neuesten Werk „Living in <strong>the</strong> Future“ der<br />
Frage nach, wie wir unsere Lebensräume in Zukunft gestalten werden.<br />
Soviel vorweg: In 30 bis 50 Jahren wird<br />
sich unser Heim von Grund auf verändert<br />
haben.<br />
Herr Gatterer, wie lange können wir Menschen<br />
noch an unseren sprichwörtlichen<br />
vier Wänden hängen? Behalten wir diese<br />
Form des Wohnens bei?<br />
Harry Gatterer: Der Bezug zur Wohnung<br />
bekommt eine neue Färbung; es geht zentral<br />
um Selbsterfahrung und Selbstausdruck.<br />
In unserer Wohnung gilt auch die eigene<br />
Zeitrechnung, das Tempo der Welt bleibt vor<br />
der Tür. Und noch etwas Grundlegendes<br />
ändert sich: Es geht weniger um Besitzen,<br />
mehr um Benutzen. Wir benutzen eine Wohnung,<br />
so lange sie zu unserer Lebensphase<br />
passt, und können auch schnell wieder loslassen.<br />
Das Bild vom „Heim für die Ewigkeit“<br />
wackelt selbst in den Köpfen der klassischen<br />
Häuslebauer.<br />
Welche Bedeutung übernimmt Technik in<br />
unseren Wohnungen und Häusern? Brau-<br />
chen wir eines Tages Computerkurse, um<br />
unseren Haushalt zu beherrschen?<br />
Gatterer: Die Grundformel: Technik setzt<br />
sich durch, wenn sie entweder unser Leben<br />
erleichtert oder verschönert. Bei zehn Rollläden<br />
im Haus ist es doch praktisch, wenn<br />
diese auf Knopfdruck auf- und abfahren. Es<br />
wird sich jedoch nur jene Technologie durchsetzen,<br />
die selbsterklärend funktioniert.<br />
Die Allgegenwart von Technik in unseren<br />
Häusern ist jedenfalls der Standard von<br />
morgen. Stellen Sie sich doch nur eine Suchmaschine<br />
à la Google vor, die alle Gegenstände<br />
in Ihrer Wohnung findet. Wäre das<br />
nicht herrlich?<br />
Die Sicherungs- und Steuerungstechnik für<br />
unsere Häuser entwickelt sich rasant. Wird<br />
es den klassischen Schlüssel unserer Väter<br />
noch lange geben?<br />
Gatterer: Den Schlüssel wird es noch einige<br />
Zeit geben, schon wegen der Praxistauglichkeit.<br />
Er ist simpel und funktioniert (auch<br />
ohne Strom). Auch das Symbol des Schlüssels<br />
darf nicht unterschätzt werden: Er dokumentiert<br />
die Fähigkeit, die richtigen Türen<br />
zu öffnen. Alternativen sind sinnvoll, und<br />
kommen – erstmal – ergänzend in Frage.<br />
Deutsche haben seit jeher ein großes<br />
Sicherheitsbedürfnis. Lässt das nach, oder<br />
nimmt dieses Bedürfnis eher noch zu?<br />
Gatterer: Dem Sicherheitsbedürfnis steht<br />
das Vertrauen gegenüber: Mehr als fünf Millionen<br />
Deutsche leben bereits heute in WGs,<br />
Tendenz stark steigend. In WGs geht nichts<br />
ohne Vertrauen, was eine Neuausrichtung<br />
des deutschen Sicherheitsgefühls andeutet.<br />
Hohe Qualitätsstandards sind jedoch<br />
nicht zwingend im Sicherheitsbedürfnis verankert,<br />
sondern stark im Image: „Für mein<br />
Haus das Beste.“<br />
Wirtschaftsblatt Branche 2/06<br />
Harry Gatterer<br />
Welche Folgen haben diese Trends für unsere<br />
Arbeitswelt? Wie sehen die Büros der<br />
Zukunft aus? Nimmt der Hochsicherheitstrakt<br />
„Arbeit“ zu?<br />
Gatterer: Der Wert unserer Arbeit liegt<br />
zukünftig im Umgang mit Wissen. Zu schützen<br />
sind vor allem Daten, Patente und Rechte.<br />
Unsere Büros werden sich danach orientieren,<br />
aber vor allem die Aufgabe eines<br />
kreativen Arbeitsraums erfüllen. Das hat<br />
mehr mit Atmosphäre zu tun als mit Schutz.<br />
Wie beeinflusst die rasante Entwicklung<br />
der automobilen Technologie unser Leben?<br />
Gatterer: Sehr! Die Vernetzung zwischen<br />
Auto und intelligentem Haus wird ja schon<br />
heftig getestet. Das hat seinen praktischen<br />
Wert, wenn mein Navigationssystem zum<br />
Beispiel zu Hause die Heizung anwirft, wenn<br />
ich von der Arbeit aus losfahre.<br />
Aber auch hier gilt: Die Technologie<br />
muss unser Leben wirklich erleichtern. Für<br />
komplizierte Bedienung nehmen wir uns<br />
schlichtweg keine Zeit. ▲