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Unser Gmoablatt´l - Gemeinde Weyarn

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<strong>Weyarn</strong> I Dezember 2011 Der Bürgermeister . Vorwort<br />

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,<br />

Weihnachten steht vor der Tür. Wenn wir durch<br />

die Städte gehen und wenn wir die Medien<br />

beobachten, drängt sich der Eindruck auf, es<br />

gehe an diesem Tag ausschließlich ums Schenken.<br />

Ums materielle Schenken. Und dann soll<br />

nach Möglichkeit auch noch darauf geachtet<br />

werden, dass alle gleich behandelt und beschenkt<br />

werden. Dabei ist das Weihnachtsfest,<br />

wenn wir es so feiern, wie es ursprünglich gedacht<br />

war, und wenn wir uns auf die Weihnachtsbotschaft<br />

besinnen, das größte Geschenk.<br />

Ich erzähle Ihnen dazu eine Geschichte:<br />

„Ein Bub, vielleicht zwölf Jahre alt, war fest<br />

überzeugt, dass er wisse, was Gerechtigkeit ist.<br />

Er kannte, wenn es um die Herstellung von Gerechtigkeit<br />

ging, auch kein Erbarmen. Teilte der<br />

Vater ein Stück Schokolade unter den Kindern<br />

auf, so holte er seine Briefwaage und wog alle<br />

Teile sorgsam aus, damit auch jeder genau das<br />

bekam, was ihm zustand. Er war so gerecht, dass<br />

er sogar die Tassen zählte, die er abwusch. Hatte<br />

sein Bruder am nächsten Tag weniger abzuwaschen,<br />

so macht er ein großes Theater.<br />

Am schlimmsten war für ihn Weihnachten. Er<br />

konnte sich gar nicht richtig freuen. Ständig<br />

hatte er Angst, dass seine Geschenke vielleicht<br />

nicht so wertvoll sein könnten, wie die seiner<br />

Geschwister. Am liebsten hatte er es, wenn alle<br />

das Gleiche bekamen. Dann war niemand übervorteilt.<br />

Aber – was soll eine Familie mit drei<br />

Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielen oder mit drei<br />

neuen Fußbällen?<br />

Nach dem Fest hatte der Bub immer viel Arbeit.<br />

Er setzte sich in eine Ecke des Wohn-zimmers,<br />

legte seine Geschenke um sich herum, holte<br />

einen Filzstift und malte auf jedes seiner Geschenke<br />

sorgfältig mit großen Buchstaben seinen<br />

Namen. Dem Vater und der Mutter, ganz<br />

zu schweigen von den Geschwistern, ging das<br />

Getue ihres Sohns und Bruders mächtig auf die<br />

Nerven. So fassten Sie eines Tages – es war kurz<br />

vor dem Weihnachtsfest - einen ganz außergewöhnlichen<br />

Entschluss. Sie einigten sich darauf,<br />

dass nur der Bub, nennen wir ihn einmal Klaus,<br />

an diesem Hl. Abend etwas geschenkt bekommen<br />

sollte. Nur auf seinem Gabentisch lagen<br />

Geschenke. Alle anderen Tische waren vollkommen<br />

leer. Er sah seine Geschenke. Er sah, dass<br />

die Anderen keine Geschenke hatten. Erst begriff<br />

er es gar nicht. Dann dämmerte es ihm, was<br />

er mit seiner vermeintlichen Gerechtigkeit angerichtet<br />

hatte. Er hatte den Geschwistern und<br />

den Eltern die Freude am Schenken, am Geben<br />

genommen. Er hatte genommen ohne Freude,<br />

ohne zu begreifen, warum geschenkt wird. Und<br />

plötzlich liefen ihm, statt sich über seine zahlreichen<br />

Geschenke zu freuen, die Tränen herunter.<br />

Er war seither sehr gründlich vom Besitzdenken<br />

und vom Neid geheilt, den er für Gerechtigkeit<br />

gehalten hatte.“<br />

Mit dieser Geschichte wird vielleicht spürbar, dass<br />

Schenken immer Geben und Nehmen zugleich<br />

ist. Da geht es nicht um materielle Werte. Im Geschenk<br />

wird mein Gefühl für den Anderen sichtbar.<br />

Schenken ist auch Teilen, Loslassen. Schenken<br />

ist, dem anderen meine Zuneigung zu ihm<br />

zeigen. Schenken kann auch Verzichten sein.<br />

Alles Tugenden. Ich denke, wir brauchen sie, wir<br />

kommen nicht ohne sie aus – sie machen den<br />

Umgang untereinander menschlicher. Und das<br />

muss dann überhaupt nicht gerecht sein.<br />

Ich wünsche Ihnen Freude am Fest, Freude am<br />

Schenken und Freude am Annehmen. Ich wünsche<br />

Ihnen ein fröhliches und ein friedvolles<br />

Weihnachtsfest.<br />

Ihr Bürgermeister<br />

Michael Pelzer<br />

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