Spiele, die es nicht zu kaufen gibt -
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Seite 12<br />
DIE BEDEUTUNG DER GRUPPE FÜR DAS LERNEN<br />
Wie bereits aus den Schülerb<strong>es</strong>chreibungen hervorgeht, haben <strong>die</strong> Kinder meiner Klasse<br />
sehr unterschiedliche Leistungsniveaus. Um jeden Schüler auf seinem Level <strong>zu</strong> fördern (und<br />
dabei sowohl Über- als auch Unterforderung <strong>zu</strong> vermeiden), differenziere ich sehr viel. So<br />
arbeiten <strong>die</strong> meisten Schüler in zahlreichen Bereichen d<strong>es</strong> Deutsch-, Mathematik- und<br />
Werkunterricht<strong>es</strong> auf verschiedenen Niveaus und daher ganz unterschiedliche Dinge.<br />
Einerseits erachte ich <strong>die</strong>se Differenzierung als außerordentlich wichtig und notwendig, auf<br />
der anderen Seite finde ich <strong>es</strong> aber doch schade, daß <strong>es</strong> kaum gemeinsame Erarbeitungs-<br />
Übungs- und Wiederholungsstunden <strong>gibt</strong>. Die Kinder haben wenig Gelegenheit, <strong>die</strong> Gruppe<br />
in be<strong>zu</strong>g auf das Lernen <strong>zu</strong> erleben. Dadurch kommen viele Dinge, <strong>die</strong> <strong>zu</strong> einer normalen,<br />
alltäglichen Unterrichtssituation automatisch da<strong>zu</strong>gehören, <strong>zu</strong> kurz.<br />
Di<strong>es</strong>e sind unter anderem:<br />
• <strong>die</strong> gegenseitige Anerkennung, aber auch der Druck der Gruppe – sei <strong>es</strong> hinsichtlich der<br />
Leistung oder auch d<strong>es</strong> Verhaltens; manche meiner Schüler verweigern viel eher und<br />
häufiger das (Weiter)Arbeiten, wenn sie sich in einer Einzelsituation befinden, wo „nur“<br />
der Lehrer auf ihre Leistung bzw. Verweigerung reagiert. Durch <strong>die</strong> Reaktion der Gruppe<br />
hingegen, durch den Ansporn, <strong>die</strong> Ermutigung oder auch <strong>die</strong> Kritik an ihrem Verhalten, ist<br />
das Weiterarbeiten für <strong>die</strong> Kinder oft ganz selbstverständlich;<br />
• das Sehen und Einschätzen der Leistung anderer Klassenkameraden; ich glaube, <strong>es</strong> ist<br />
auch für meine Schüler inter<strong>es</strong>sant, manchmal "Lehrer <strong>zu</strong> spielen“ und dabei <strong>die</strong><br />
Leistung der anderen kritisch <strong>zu</strong> beurteilen;<br />
• das Ausredenlassen d<strong>es</strong> anderen, das Zuhören, das Warten, bis man selbst an der<br />
Reihe ist, aber auch <strong>die</strong> Freude und der Mut, vor der Klasse <strong>zu</strong> sprechen oder etwas <strong>zu</strong><br />
tun (Ömer ist oft sehr nervös, wenn er vor anderen sprechen oder etwas vorzeigen soll);<br />
• das Anpassen der Sprechlautstärke (Birgit spricht meistens so leise, daß selbst ihre<br />
direkten Sitznachbarn sie nur mit Mühe verstehen können).<br />
Es sind einfach zwei ganz unterschiedliche Unterrichtssituationen, ob jeder Schüler für sich ,<br />
arbeitet oder <strong>die</strong> Klasse gemeinsam etwas tut. Daher plante ich bewußt immer wieder<br />
gemeinsame Einheiten in den Unterricht ein.<br />
Da <strong>die</strong> Kinder auf verschiedenen Leistungsniveaus arbeiten, bieten sich <strong>Spiele</strong> für <strong>die</strong>se<br />
gemeinsamen Stunden b<strong>es</strong>onders an. "<strong>Spiele</strong>rischen Übungsformen kommt wegen der<br />
motivierenden Wirkung b<strong>es</strong>ondere Bedeutung <strong>zu</strong>" (5)<br />
Es zeigte sich aber, daß viele der im normalen Handel erhältlichen (Brett)<strong>Spiele</strong> für einen<br />
Teil meiner Klasse <strong>nicht</strong> geeignet sind. So scheiden etwa sämtliche Würfelspiele mit<br />
Augenwürfeln von vornherein aus, weil vier meiner Kinder den Zahlenraum sechs <strong>nicht</strong><br />
erreicht haben. Viele meiner Schüler kommen auch mit den Spielbrettern <strong>nicht</strong> <strong>zu</strong>recht: Sie<br />
sind <strong>zu</strong> verwirrend, <strong>zu</strong> kompliziert, <strong>nicht</strong> eindeutig genug; <strong>die</strong> Spielfelder und Spielfiguren<br />
sind <strong>zu</strong> klein, <strong>die</strong> Kinder werfen immer wieder unabsichtlich <strong>die</strong> Männchen um und wissen<br />
<strong>nicht</strong>, wie und in welche Richtung sie auf den Spielfeldern weiterziehen müssen.<br />
Ich überlegte <strong>Spiele</strong> <strong>zu</strong> entwerfen, <strong>die</strong> speziell für <strong>die</strong> Bedürfnisse meiner Schüler<br />
<strong>zu</strong>g<strong>es</strong>chnitten sind.