1 - Lange Nacht der Museen

VIVA lA musIcA
Lange Zeit war es in Europa üblich, dass, wenn man
von »Musik« sprach, man mit einer gewissen Ausschließlichkeit
die abendländische Kunstmusik meinte –
Bach, Mozart, Beethoven, vielleicht noch Palestrina.
Musik aus anderen Kulturen fand selbst am Anfang
des letzten Jahrhunderts – also dem anbrechenden
Zeitalter der Moderne – fast ausschließlich im
Zusammenhang mit den damals äußerst beliebten
»Völkerschauen« statt. 1927 gab es dann eine vielbeachtete
Ausstellung mit dem Titel »Musik im Leben
der Völker«, bei der erstmals fernöstliche, indische
und persisch-arabische Musiktraditionen vorgestellt
wurden – immerhin ein Anfang …
Bei dieser Langen Nacht ist die Musik – die europäische
wie die außereuropäische – im Museum angekommen.
Einerseits in den Sammlungen, wo Musikinstrumente,
Skulpturen und Bilder einen lebendigen
Eindruck vom Musikleben der unterschiedlichen
Epochen und Kulturen vermitteln, andererseits mit
einer Vielzahl von Musikerinnen und Musikern, die
die Lange Nacht zu einem einzigen großen Wandelkonzert
werden lassen. Mehr als 35 Chöre treten auf
(Dank an den Chorverband Berlin für die wunderbare
Kooperation!), etliche Instrumental-Ensembles, und
es gibt Führungen und Lesungen zu vielfältigen musikalischen
Themen. Ein Höhepunkt wird sicher das
mitternächtliche Singen am Kulturforum sein, hier
wird die Berliner Dirigentin Kerstin Behnke tausende
Lange-Nacht-Besucher zu einem stimmgewaltigen
Chor zusammenführen.
Doch selbst bei so viel Musik bleibt es natürlich vor
allem die Lange Nacht der Museen. Sie hat in diesem
Sommer ihr Zentrum am Kulturforum, wo sie
mit einem Schlag auf den hübschen Gamelan-Gong
von unserem Titelbild eröffnet wird, und sie hat etwa
mit dem Museum Berggruen und dem LOXX am Alex
sogar bei ihrer 29. Auflage noch neue Teilnehmer.
Das Deutsche Technikmuseum nimmt nach längerer
Pause wieder an der Langen Nacht teil, die
Humboldt-Box am Lustgarten ermöglicht den Blick
in eine nicht allzu ferne Zukunft mit einem neuen
alten Stadtschloss – bei so viel Vision und Tradition
erhebt man am Ende doch gern seine Stimme …
Wolf Kühnelt
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