4 - Kulturnews
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Mai 2011 // Nr. 247 // kulturnews.de<br />
kino //<br />
„Barfuß auf<br />
Nacktschnecken“<br />
von Fabienne Berthaud<br />
musik //<br />
Hugh Laurie<br />
Steve Earle<br />
Fleet Foxes<br />
Erik Faber<br />
k. d. lang<br />
Agnes<br />
Langsam, aber sicher<br />
Obel<br />
40 Seiten magazin // platten // bücher // kino // dvds // tourtipps // citymag<br />
Foto: Mali Lazell
Foto: Sony Music<br />
Tickets, News und das komplette Kinoprogramm: www.kulturnews.de<br />
musik //<br />
6 Agnes Obel<br />
Langsam, aber sicher<br />
8 Erik Faber<br />
Das Aha-Erlebnis<br />
10 Steve Earle<br />
Überleben ist die bessere Lösung<br />
12 Fleet Foxes<br />
Nie mehr nostalgisch<br />
13 k. d. lang<br />
Ein Gang zurück<br />
14 Hugh Laurie<br />
Mal kurz außer House<br />
15 Black Rust<br />
Ziellose Sehnsucht<br />
16 Cock Robin<br />
Neuerfindung galore<br />
18 Schnermann’s Poetryclan<br />
Die Melodie der Worte<br />
19 Ganes<br />
Von uns für euch<br />
news //<br />
4 Jesse Heimann<br />
Antonin Varenne<br />
aktion //<br />
23 Jack Daniel’s:<br />
Roadieplatz für das Hurricane Festival<br />
25 BAP: 6 Tickets<br />
26 Carolin Kebekus: 5 DVDs<br />
66 „Ich mag keinen Jazz“: 10 Doppel-CDs<br />
Foto: WMG<br />
82 Jägermeister:<br />
4 Tickets für Rock am Ring<br />
Lena<br />
Filmfestivals<br />
Beck’s Gold Fresh Experience:<br />
6 Tickets<br />
kulturnews 5/11 // inhalt 3<br />
live //<br />
20 Auf Tour<br />
Tipps und Interviews<br />
27 citymag<br />
Programm-Magazin Tipps und Termine<br />
platten //<br />
59–69 Pop, Rock + Dance<br />
Young The Giant<br />
13&God<br />
Asaf Avidan & The Mojos<br />
Blackmail<br />
Booker T. Jones<br />
… und viele andere mehr<br />
Jazz + Classics<br />
Stormes/Nocturnes<br />
Ambrose Akinmusire<br />
Eric Legeni & The Afro Jazz Beat<br />
bücher //<br />
70–73 Simon Beckett:<br />
Hintertür für einen Helden<br />
kino //<br />
Krimi-Special<br />
Peter Temple<br />
Friedrich Ani<br />
Jan Wallentin<br />
Stuart Neville<br />
Jeffery Deaver<br />
74–77 „Barfuß auf Nacktschnecken“<br />
„Der Biber“<br />
„Joschka und Herr Fischer“<br />
„Thor“<br />
dvds //<br />
78–81 „Lebanon“<br />
„Uhrwerk Orange 40th Anniversary“<br />
TV-Serien<br />
79 Abo<br />
82 Impressum<br />
Foto: Max Lautenschläger
NOAH AND<br />
THE WHALE<br />
LAST NIGHT ON EARTH<br />
OUT NOW<br />
CD / LP / Digital<br />
myspace.com/noahandthewhale<br />
noahandthewhale.com<br />
Foto: Anna Stöcher<br />
4 news //<br />
Antonin Varenne, Frankreichs neuer Krimistar,<br />
im Interview mit uMag. Mehr zu seinem<br />
Bestseller „Fakire“ gibt es auf S. 71.<br />
Der Sekundenstar<br />
Er ist in vielen Hollywoodfilmen dabei, aber meist übersieht man ihn.<br />
Jesse Heiman (32) ist trotzdem der bekannteste Statist der Welt.<br />
Sein Ziel: Reichtum und Romantik.<br />
kulturnews: Jesse, was ist das Beste daran, der größte Nebendarsteller<br />
der Welt zu sein?<br />
Jesse Heiman: Na, endlich zeigen zu können, woran ich die ganzen<br />
Jahre über so hart gearbeitet habe. Und allen klarzumachen: Es gibt<br />
keinen großen Film ohne Nebendarsteller.<br />
kulturnews: Ein Schwede hat all deine Auftritte seit „American Pie 2“<br />
gesammelt und auf Youtube gestellt. Jetzt bist du berühmt. Ganz schön<br />
schräg, oder?<br />
Heiman: Schräg? Vielleicht. Cool? Auf jeden Fall! Es ist Wahnsinn, so viel weltweiten Zuspruch zu bekommen.<br />
Ich habe dem Kerl, der das hochgeladen hat, schon tausendmal gedankt.<br />
kulturnews: Was war denn bisher dein Lieblingsauftritt?<br />
Heiman: Der in „The Jerk Theory“, wo ich eine der wichtigsten Rollen gespielt habe. Ich konnte für echt<br />
lange Zeit in einen Filmcharakter schlüpfen.<br />
kulturnews: Reich werden kannst du als ewiger Statist aber nicht. Was hast du für Karrierepläne?<br />
Heiman: Ich nutze momentan den Hype, um mich auf bessere und größere Rollen vorzubereiten – und<br />
hoffe, schon bald richtig Schotter zu machen. Ich will die Welt noch viele Jahre lang unterhalten.<br />
kulturnews: Du spielst oft in Highschoolkomödien, bist da meist der Streber, Trottel oder Nerd. Aber du<br />
möchtest doch bestimmt auch mal was anderes sein – was ist deine Traumrolle?<br />
Heiman: Echt gern würde ich mal einen Typen spielen, der heiratet oder sich erstmals verliebt.<br />
Irgendwas in einem romantischen Film halt.<br />
Interview: Volker Sievert<br />
Foto: Heiman<br />
Schlagartig wach<br />
Früher wich die Vorfreude aufs Berliner<br />
Theatertreffen oft dem Gähnen: Schauspiel<br />
Zürich, kennen wir schon; Deutsches<br />
Theater, warum nicht; Münchner Kammerspiele,<br />
schnarch … Doch 2011: Überraschungen!<br />
Vom 6. bis 23. Mai gastieren die<br />
„zehn bemerkenswertesten Inszenierungen<br />
der vergangenen Saison“ in der Hauptstadt,<br />
und diesmal sind sie tatsächlich bemerkenswert.<br />
Die Jury lädt die freie Szene ein (She She Pop; eine Schlingensief-Inszenierung), aus der<br />
Theatermetropole Berlin kommt gerade mal ein kleines postmigrantisches Kieztheater (Ballhaus<br />
Naunynstraße), dazu gibt es coole Provinz (Oberhausen, Schwerin), und selbst der Dauergast Burgtheater<br />
aus Wien zeigt mit Stefan Bachmanns Inszenierung von<br />
Kathrin Rögglas „Die Beteiligten“ (Foto) ein peripheres Stück.<br />
Und wir sind wach, schlagartig. (fis)<br />
„Wenn man mich fragt, welchen<br />
Krimiautor ich gerne lese, sage ich:<br />
Paul Auster. Er hat Bücher geschrieben,<br />
die Kriminalromane sind ohne Verbrechen,<br />
ohne Ermittlung – und ohne Auflösung.“<br />
Foto: Antoine Rozès
Der Funke fehlt<br />
Um die Chancen von Titelverteidigerin Lena<br />
beim Eurovision Song Contest (14. Mai in<br />
Düsseldorf) einschätzen zu können, sollte<br />
man sich ihren Siegersong von 2010 noch<br />
mal anhören. „Satellite“ glänzte mit juveniler<br />
Atemlosigkeit, Chuzpe und einem<br />
Refrain, in dem die aufgebaute Spannung<br />
kulminierte und sich zugleich<br />
auflöste. Und jetzt also „Taken by a<br />
Stranger“ – ein Stück, das all das<br />
nicht hat, was „Satellite“ unbezwingbar<br />
machte. Sein düsteres<br />
Elektroflair ist zu gewagt für den<br />
ESC, es hat keinen Spannungsbogen,<br />
der Refrain geht unter.<br />
„Taken by a Stranger“ entzündet<br />
nicht jenen Funken, der halb<br />
Europa zum Anrufen befeuern könnte<br />
– und ist deshalb für den Contest<br />
der falsche Song. Lena wird zwar<br />
nicht untergehen, doch eine Siegchance<br />
hat sie wohl nicht.<br />
kulturnews-Prognose: Platz 8.<br />
Wenn es gut läuft. (mw)<br />
Open-Airs online<br />
// news 5<br />
Ob Roskilde, Dockville oder Hurricane: Hunderttausende werden diesen Sommer wieder zu den großen<br />
Open-Air-Festivals pilgern. Natürlich auch die kulturnews-Reporter: Auf www.kulturnews.de tickern sie<br />
live von den matschigsten Wiesen Europas.<br />
Kino, Kino, Kino<br />
Der Mai platzt vor Filmevents: das Neisse Filmfestival sowie die Independent Days 11 in Karlsruhe<br />
(4.–8. 5.), Internationale Filmfestspiele von Cannes (11.–22. 5.) und Jüdisches Filmfestival Berlin &<br />
Potsdam (18.–31. 5.). Cineasten nehmen sich am besten den ganzen Monat frei.<br />
Kling kommt mit Band<br />
Er kommt von der Lesebühne, ist inzwischen Kabarettist und kann Gitarre. Zwischen dem 23. und 31.<br />
Mai stellt Marc-Uwe Kling seine besten Songs jetzt auch mit Band vor. „La La La Langweilig“? Alles<br />
andere als das.<br />
� Tagesaktuelle News gibt es auf kulturnews.de<br />
Foto: Sandra Ludewig/Universal<br />
BLACK RUST<br />
The Gangs Are Gone<br />
Live<br />
06.05. Harsefeld - Eichhorns Saal<br />
14.05. Offenburg - Spitalkeller<br />
21.05. Saarburg-Kastell - Pfarrkirche<br />
02.06. Rees-Haldern - Haldern Pop Bar<br />
18.06. Ahlen - Stadtpark<br />
25.06. Aachen - Musikbunker<br />
09.07. Mönchengladbach - Alter Markt Open Air<br />
30.07. Dortmund - Juicy Beats Open Air<br />
30.07. Dülmen - Kultursommer Open Air<br />
14.08. Saarbrücken - Schlossgarten Open Air<br />
27.08. Cadenberge - Gutshof Open Air<br />
28.08. Waltrop - Parkfest<br />
09.09. Eppstein - Wunderbar Weite Welt<br />
10.09. Münster - Amp<br />
16.09. Köln - Blue Shell<br />
30.09. Essen - Grend<br />
wird fortgesetzt!<br />
www.blackrust.de<br />
SIR SIMON<br />
Goodnight, Dear Mind...<br />
als CD, LP<br />
& Download ab<br />
06.05. erhältlich<br />
Live<br />
03.06. Regensburg - W1<br />
04.06. Frankfurt - Yellowstage<br />
06.06. Magdeburg - Cafe Central<br />
08.06. Oberhausen - Druckluft<br />
09.06. Hamburg - Zentrale<br />
10.06. Berlin - HBC<br />
05.08. Friedland - Jenseits von Millionen<br />
07.08. München - Theatron Festival<br />
wird fortgesetzt!<br />
www.sirsimonbattle.com<br />
TUSQ<br />
Patience Camp<br />
als CD, LP & Download erhältlich<br />
Live<br />
06. 05. Dortmund - Visions Party<br />
07. 05. Leer - Juze<br />
18. 05. Kassel - ARM<br />
19. 05. Leipzig - NaTo<br />
21.05. GB- Liverpool - Masque Ink @ Soundcity Festival<br />
25. 06. Osnabrück - ASTA OpenAir<br />
02. 07. Lingen - Abi-Festival<br />
09. 07. Aschaffenburg - Tsukahara-Festival<br />
04. 08. München - Free & Easy<br />
13. 08. Oberhausen - Olga`s Rock<br />
19. 08. Stemwede - Stemweder OpenAir<br />
20. 08. Hannover - Bootboohook Festival<br />
21. 08. Grosspösna/Leipzig - Highfield-Festival<br />
jmc magazin<br />
www.tusq.net<br />
www.strangeways.de<br />
als CD & Download<br />
erhältlich
6 musik // Folkpop<br />
kulturnews 5/11<br />
Foto: Frank Eidel<br />
Agnes Obel<br />
Langsam, aber sicher<br />
Die dänische Songwriterin Agnes Obel erobert peu à peu die Welt<br />
mit ihren entschleunigten Songperlen. Mitschuld daran: ein Dorf<br />
namens Berlin.<br />
kulturnews: Agnes, du hast jüngst sechs Konzerte in deiner Heimatstadt<br />
Kopenhagen gespielt, bist beim SXSW-Festival in Texas aufgetreten, und die<br />
Times lobt dein Debütalbum in den Himmel. Wie erklärst du dir, was da gerade<br />
passiert?<br />
Agnes Obel: Ich habe selbst keine Erklärung dafür. Seit acht Monaten bin ich nur<br />
noch auf Tour. Komischerweise läuft es auch in Ländern gut, wo ich noch nie<br />
war. Vielleicht stimmte einfach das Timing. Ich bin mit meiner Platte zu einer<br />
Zeit herausgekommen, in der es nicht viel langsame, minimalistische Musik gab.<br />
kulturnews: Taugt deine Musik also für eine Revolte gegen Lady Gaga?<br />
Obel: Klingt cool! Das wäre dann aber die langsamste Revolution der Welt!<br />
kulturnews: Dein Song „Just so“ wurde auf deiner MySpace-Seite für einen<br />
Werbespot entdeckt. Wie viel hat das mit dem Erfolg zu tun?<br />
Obel: Ich glaube, gar nichts. Das ist jetzt über zwei Jahre her, und der Spot<br />
lief nur in Deutschland. Aber das hat meine Bindung zu Deutschland gestärkt.<br />
kulturnews: Du lebst in Berlin. Wie heimisch fühlst du dich?<br />
Obel: Beim Festival in Texas dachten sogar alle, ich sei selbst Deutsche! Mein<br />
Umfeld kommt mittlerweile überwiegend aus Deutschland. Meine beiden<br />
Cellistinnen sind aus Berlin, die eine aus dem Osten, die andere aus dem<br />
Westen der Stadt. Auf Tour spreche ich jeden Tag Deutsch mit ihnen.<br />
kulturnews: Klingt lustig, wenn selbst eine Dänin zwischen Ost und West<br />
unterscheidet …<br />
Obel: Mag sein. Mir selbst fällt der Unterschied ja gar nicht auf. Aber mir wird<br />
es von außen immer so zugetragen, dass es da einen gäbe.<br />
kulturnews: Hat Berlin Einfluss auf deine Kreativität?<br />
Obel: Absolut! Berlin hat ebenfalls ein langsames Tempo. Es ist eine Weltstadt,<br />
die sich wie ein Dorf anfühlt. Für mich war es der perfekte Ort, um an<br />
meinem sonderbaren Projekt zu arbeiten, an das ich mich anfangs nicht heranwagte.<br />
In der Stadt ist eine Akzeptanz für Leute vorhanden, die an etwas arbeiten,<br />
ohne einen Masterplan oder ein bestimmtes Ziel zu haben. Und<br />
natürlich ist Berlin viel günstiger als Kopenhagen …<br />
kulturnews: Die Songs deines Debüts hast du aber eh in deinem Schlafzimmer<br />
aufgenommen.<br />
Obel: Ja, mir gefällt das. Ich war früher in einer Jungsband. Dort habe ich viel<br />
über Aufnahmetechniken und Produktion gelernt, sodass ich heute in der<br />
Lage bin, alles selbst zu machen. Wenn man Musik mit wenigen Instrumenten<br />
macht, intensiv und harmonisch, dann ist es gut, sie an einem Ort aufzunehmen,<br />
wo du dich sicher fühlst und wiederholen kannst, so oft du willst.<br />
Außerdem nutze ich gern die Schönheit der Nacht, um an Liedern zu feilen.<br />
kulturnews: Welche Künstler haben dich inspiriert?<br />
Obel: Der Songwriter Elliott Smith war ein großer Einfluss auf mich, als ich ein<br />
Teenager war. Ein bisschen habe ich mir von ihm abgeguckt. Er kreiert die<br />
Melodien auf der Gitarre und lässt die Stimme dazu parallel laufen. Das mache<br />
ich auch sehr oft mit meinem Instrument.<br />
kulturnews: Diese Mischung aus Pop, Folk und klassischer Musik: War das<br />
ein Zufallsprodukt?<br />
Obel: Ich habe darüber zumindest nie nachgedacht. Es ist das Ergebnis der Musik,<br />
die ich selber höre. Und es hat viel mit der Art zu tun, wie ich Piano spiele,<br />
eben klassisch. Mir gefällt die Simplizität. Ich denke, das könnte ich nie ändern.
Foto: Gunnar Graewert<br />
kulturnews: Kannst du dich an die erste Begegnung mit einem Klavier erinnern?<br />
Obel: Ich weiß noch, dass ich damals zum Ballett ging. Im Alter von sechs<br />
Jahren kam dann Klavierunterricht dazu. Aber ich war nicht gut, weil ich nicht<br />
sehr diszipliniert war. Ich hatte nie Lust zu üben. Heute ist das anders, weil es<br />
für mich keine Arbeit mehr ist. Ich spiele manchmal so lange, bis mir der Rücken<br />
weh tut. Mein Körper sagt mir, wann ich aufhören muss, nicht mein Kopf.<br />
kulturnews: Anfangs warst du sehr schüchtern. Wie schwer fiel es dir, dich<br />
für das Publikum zu öffnen?<br />
Obel: Das Album überhaupt herauszubringen, war für mich schon ein sehr<br />
großer Schritt. Die Songs hatte ich schon viele Jahre, aber nie habe ich sie<br />
irgendwem vorgespielt. Den Punkt zu überwinden, sie aus den Händen zu<br />
geben, unabänderbar und für alle da draußen zum Hören, war eine einschneidende<br />
Veränderung. Und nur weil du Musik machst, heißt das nicht,<br />
dass du auch darüber sprechen kannst. Es war eine Lernkurve. Wenn mein<br />
Album im Radio gespielt wird, denke ich heute noch: Aber das sind doch<br />
meine kleinen, privaten Melodien! Wieso laufen die im Raum nebenan?<br />
kulturnews: Du scheinst nicht der geborene Popstar zu sein.<br />
Obel: Nein, definitiv nicht. Und ich wollte ja auch nie ein Popstar sein. Kurz<br />
bevor das Album herauskam, habe ich mich gefragt: Ist das hier alles vielleicht<br />
ein großer Fehler? Wenn ich vor größerem Publikum spiele, denke ich:<br />
Wo bist du hier nur hingeraten? Aber das passiert nicht mehr so häufig. Ich<br />
habe mittlerweile schon so viele Konzerte gespielt – und eine Publikumsreaktion<br />
zu bekommen, ist ja durchaus inspirierend. Die Ängstlichkeit und Nervosität<br />
regelt sich automatisch runter. Und dann will man mehr – mehr Musik<br />
machen.<br />
kulturnews: Stört es dich, dass die ausgestopfte Eule auf deinen Pressefotos<br />
mittlerweile so was wie dein Markenzeichen ist?<br />
Obel: Ich bin immer noch glücklich über die Eule, weil Tiere eine starke Symbolkraft<br />
haben. Da ist etwas Unerklärliches, das wir nicht begreifen – wie bei<br />
allem, was aus der Natur kommt. Das bringt eine gewisse Faszination mit.<br />
Dasselbe gilt für die Musik. Es sind im Grunde genommen nichts anderes<br />
als Schallwellen, die wir mit unseren Ohren aufnehmen. Eigentlich eine sonderbare<br />
Angelegenheit, die aber durchaus faszinierend ist.<br />
kulturnews: Eisbär Knut soll ja auch ausgestopft werden. Vielleicht ein Anwärter<br />
für das nächste Covermotiv?<br />
Obel: Wirklich? Das tut mir leid für ihn. Auf meine Platte kommt er aber<br />
nicht. Keine toten Tiere mehr!<br />
Interview: Katja Schwemmers<br />
Philharmonics ist schon erschienen.<br />
Folkpop // musik 7<br />
menschsein<br />
Jetzt neu –<br />
das langerwartete 3. Album der<br />
bayerischen Vorzeige-Songwriterin<br />
Echt – ehrlich – menschsein. Leichtfüßig, tiefgründig, bayerisch!<br />
Wieder ein Album voller Überraschungen.<br />
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8 musik // Poprock<br />
Erik Faber<br />
Das Aha-Erlebnis<br />
Der Sänger Erik Faber wird den nordischen Popboom bei uns am<br />
Kochen halten – zumal eine Landsfrau ihm gezeigt hat, wie das geht.<br />
In Erik Fabers Familie sind alle Ärzte, nur er nicht. „Für mich wäre das nie in<br />
Frage gekommen, der Beruf hat mich einfach nicht interessiert“, sagt der<br />
Norweger, der am 16. Mai 34 wird. Und dank seiner Mutter hielt sich auch<br />
der familiäre Druck in Grenzen. „Mein Vater hat immer vergeblich gedrängt, ich<br />
solle besser in Mathe werden, um später Medizin studieren zu können. Meine<br />
Mutter wiederum hat mich immer unterstützt. Sie ist eine sehr talentierte<br />
Pianistin, aber ihre Arzteltern haben sie damals gezwungen, sich auf die Schule<br />
statt aufs Spielen zu konzentrieren. Also dachte sie wohl, sie habe bei mir<br />
etwas gutzumachen.“<br />
Als Kind saß Erik stundenlang mit Kopfhörern vor der Anlage der Eltern, zog<br />
sich alles rein, was im Radio lief und schulte so sein Ohr für kommerziellen<br />
Pop. Mit 15 wollte er dann mit ein paar Kumpels seiner Lieblingsband Pearl<br />
Jam nacheifern. Mit langen Haaren und Holzfällerhemd wurden die Jungs,<br />
die sich Pale nannten, bei Oslos Plattenfirmen vorstellig, rissen aber nichts.<br />
Es folgte ein abgebrochenes Studium in London, die selbstbeigebrachte<br />
Umschulung zum popmusikalischen Songpoeten und mehrere Radiohits. In<br />
seinem Heimatland ist Erik Faber seit Jahren bekannt, aber noch kein Star.<br />
Wir treffen Erik, der mit Freundin und knapp einjährigem Sohn in seinem<br />
Geburtsort Kristiansand an der Südküste Norwegens lebt, auf einer kleinen<br />
Halbinsel vor Oslo zum Mittagessen. Höchstens zehn Autominuten entfernt<br />
von der Hauptstadt und unweit des königlichen Reiterhofs fühlt man sich hier<br />
wie mitten auf dem Land. Die Villen sind stattlich, die Gärten gepflegt, das<br />
Viertel namens Bygdøy wirkt wie eine Mischung aus Hamburger Elbchaussee<br />
kulturnews 5/11<br />
und den noblen Hamptons bei New York. Das Restaurant liegt wie hingemalt<br />
direkt am Wasser, ist nur mit einem Pendelboot zu erreichen und serviert<br />
leckere Krabben mit Weiswein. In Ecken wie dieser haben die Norweger ihre<br />
Sommerhäuser, auch das von A-ha-Sänger Morten Harket ist nicht weit. Erik<br />
war schon dort. „Ein Freund von mir ist mit Morten befreundet“, erzählt er.<br />
„Als ich bei ihm zu Besuch war, hatte ich Kopfschmerzen, und Morten meinte<br />
gleich, er werde schnell seine Heilerin anrufen. Er ist ein bisschen sehr spirituell,<br />
aber A-ha sind eine tolle Band – und vielleicht mein größter Einfluss<br />
überhaupt.“<br />
Ein Sommerhaus hat Erik Faber noch nicht, das kann er sich nicht leisten.<br />
Zwar erhielt er für „Century“, sein 2003 erschienenes Album, eine Goldauszeichnung,<br />
doch dafür reichen in Norwegen 15 000 verkaufte Exemplare.<br />
„Norwegen ist auf Dauer zu klein, um als Musiker ein Auskommen zu haben,<br />
vor allem mit Familie“, sagt Faber. „Deshalb möchte ich auch in anderen<br />
Ländern bekannt werden.“ Deutschland ist dabei das natürliche erste Ziel. Zum<br />
einen hat sein Vater in Münster und Lübeck studiert, Erik kennt das Land<br />
ganz gut. Und er teilt sich Management und Plattenfirma mit seiner Landsfrau<br />
Marit Larsen – und die hat vorgemacht, wie man das macht mit der Auslandseroberung.<br />
Bis ins Detail übernimmt Erik Faber nun Larsens Strategie. Sein Album setzt<br />
sich zusammen aus den besten Stücken seiner zwei letzten Werke „Century“<br />
und „Passages“ (2006). Dazu kommt eine Handvoll frischer Songs. Fabers<br />
Lieder sind nicht frei von handelsüblicher Skandinavienmelancholie, prägend<br />
aber ist eine hymnische Euphorie, die seinen Liedern einen gewissen Mitreißfaktor<br />
beschert. „Irgendwo haben meine Songs schon etwas Trauriges“, findet<br />
Erik, „aber sie sind nicht düster und vermitteln Hoffnung.“ Was auch auf<br />
seine Texte zutrifft: „I love you (but you don’t know)“ schrieb er, als es in der<br />
langjährigen Beziehung zu seiner Freundin schlecht lief. „Sie glaubte nicht<br />
mehr, dass ich ihr wichtig bin.“ Als sie das Lied hörte, ging es mit der Liebe<br />
wieder bergauf.<br />
Diese Richtung dürfte auch Erik Fabers Karriere nehmen.<br />
Not over ist Ende April erschienen.<br />
Foto: Sony Music<br />
Steffen Rüth
Lars Berndt EVENTS by arrangement with SOLO<br />
01.06. DUISBURG<br />
02.06. KARLSRUHE<br />
04.06. LEIPZIG<br />
05.06. BERLIN<br />
06.06. HAMBURG<br />
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Stadthalle Brahms-Saal<br />
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Rhein-Main-Theater<br />
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19.07. Tuttlingen ��Honberg<br />
20.07. München ��TonHalle<br />
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Erykah Badu<br />
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20.05. Berlin 25.05. Frankfurt<br />
21.05. Leipzig 27.05. Köln<br />
22.05. München 28.05. Bochum<br />
23.05. Stuttgart 29.05. Hamburg<br />
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The Blow Monkeys 18.06. Berlin ������<br />
19.06. Hamburg ������<br />
17.07. München ��TonHalle<br />
18.07. Berlin ���������������<br />
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26.07. Winterbach ���������������<br />
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Das neue Album<br />
ALL YOU NEED IS NOW<br />
jetzt erhältlich.<br />
19. Juli<br />
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TonHalle
10 musik // Country<br />
Steve Earle<br />
Überleben ist die<br />
bessere Lösung<br />
US-Songwriter Steve Earle (56) verpackt seinen Weltschmerz<br />
in lässigen Countryrock – und orientiert sich dabei an einem<br />
Vorgänger, der nur 29 wurde.<br />
kulturnews: Mr. Earle, Ihr neues Album ist stark countrylastig. Kommt das<br />
automatisch dabei heraus, wenn man seine Songs von jemandem wie T-<br />
Bone Burnett produzieren lässt - oder war das ohnehin Ihre Absicht?<br />
Steve Earle: Es war auf jeden Fall meine Absicht, mit T-Bone und seinen Musikern<br />
zu arbeiten. Und „Country“ … Ich weiß nicht, ob man’s so nennen<br />
kann. Wir haben zwar eine Pedalsteel und eine Fiedel dabei, aber ich glaube,<br />
in Europa wird darunter etwas anderes verstanden als hier. Wenn ich hier<br />
Countrysender einschalte, hört sich das kein bisschen wie mein Album an.<br />
kulturnews: Immerhin macht Ihr vertrautes Instrument, die E-Gitarre, auf den<br />
neuen Songs Pause.<br />
Earle: Mich interessieren zur Zeit einfach andere Saiteninstrumente mehr,<br />
auch Sachen wie Mandolinen und Bouzoukis. Ich sammle Gitarren; das Hobby<br />
habe ich mir zugelegt, seit ich mit den Drogen aufgehört habe.<br />
kulturnews: So sehr, wie Sie in der Kultur des amerikanischen Südens verwurzelt<br />
sind, verwundert es nicht, dass so viele Songs von klassischen Bluesthemen<br />
wie Verlust und Einsamkeit erzählen.<br />
Earle: Vor allem erzählen die neuen Songs aber vom Tod. Darum geht es mir,<br />
allerdings nicht auf morbide Art und Weise.<br />
kulturnews: Ihre Tradition politisch aufgeladener Songs setzt sich aber ebenfalls<br />
fort, etwa auf „The Gulf of Mexico“, das die Ölkatastrophe behandelt.<br />
Earle: Auch „Little Emperor“ ist ein politischer Kommentar. Aber ich habe<br />
Platten gemacht, die deutlich politischer waren als diese hier – gerade in der<br />
Zeit, als die führenden Politiker meines Landes meinten, es sei eine gute Idee,<br />
kulturnews 5/11<br />
die ganze restliche Welt zu erobern. Ich halte mich für keinen politischen<br />
Songwriter, ich bin kein Phil Ochs und auch kein Billy Bragg, ich finde nur,<br />
dass man diese Art Songs nicht von der anderen trennen kann.<br />
kulturnews: Bei manchen Themen sicher nicht – ein Song wie „This City“, eine<br />
Hymne auf New Orleans, ist ja allein durch den fortdauernden Skandal,<br />
wie langsam es mit dem Wiederaufbau nach dem Hurrikan Katrina voran<br />
geht, politisch.<br />
Earle: „This City“ ist auch der einzige Song, den T-Bone und ich vor Ort in<br />
New Orleans statt in Los Angeles aufgenommen haben – man hätte es nirgendwo<br />
anders machen können. Und es stimmt: Katrina und die Ölpest sind<br />
beherrschende Themen, auch für mich ganz persönlich. Ich habe live mitbekommen,<br />
wie damals die Stadt verwüstet wurde, und den Heimatort meiner<br />
Frau, Mobile in Alabama, hat die Ölpest stark getroffen.<br />
kulturnews: Sie haben parallel zum Album auch ein anderes Langzeitprojekt<br />
vollendet: ihren ersten Roman, der wie das Album heißt und von einem<br />
Quacksalber handelt, der Hank Williams’ letzter Arzt war – und wohl auch<br />
mitschuldig an seinem Tod. Wie kamen Sie auf Williams als Romanthema?<br />
Earle: Es ist einfach eine faszinierende Lebensgeschichte, und er ist natürlich<br />
ein wichtiger Bezugspunkt für uns alle als Songwriter. Ich habe Townes<br />
Van Zandt kennen gelernt, eine Zeit mit Bob Dylan herumgehangen, und ich<br />
vermute mal, wenn ich 20 Jahre älter wäre, wäre ich auch Hank Williams<br />
begegnet.<br />
kulturnews: Was wäre denn wohl bei einem Treffen zwischen Ihnen und<br />
Hank Williams herausgekommen?<br />
Earle: Wer weiß? Williams war Alkoholiker, die sind schwer vorhersehbar und<br />
schwer unter Kontrolle zu halten. Ich sage nicht, dass er ein besserer Musiker<br />
war, weil er Alkoholiker war, aber ob er wirklich ein noch besserer gewesen<br />
wäre, wenn er nicht getrunken hätte? Es ist leicht zu spekulieren, was<br />
für geniale Songs entstanden wären, wenn Kurt Cobain und Jimi Hendrix<br />
nicht so früh gestorben wären. Ich kann nur sagen: Ich war drogenabhängig<br />
und bin nicht gestorben, und ich finde das für mich die bessere Lösung.<br />
kulturnews: Umso mehr, als Sie wieder Vater geworden sind und ihr jüngster<br />
Sohn gerade erst seinen ersten Geburtstag hatte?<br />
Earle: Ich bin nicht besessen von der Idee, unsterblich zu sein. Es geht einfach<br />
darum, sich so gut wie möglich mit der Tatsache abzufinden, dass man<br />
irgendwann nicht mehr da sein wird.<br />
Interview: Rolf von der Reith<br />
I’ll never get out of this World alive ist Ende April erschienen.<br />
Foto: WMG
12 musik // Indiefolk<br />
Fleet Foxes<br />
Nie mehr<br />
nostalgisch<br />
Robin Pecknold, Kopf der US-Folkband Fleet Foxes, sitzt<br />
in einem Londoner Hotel und versucht sich zu erholen.<br />
Vor allem vom Fluch der Coolness.<br />
kulturnews: Robin, euer zweites Album beginnt mit dem Song<br />
„Montezuma“. In dem singst du, du seist jetzt älter als deine<br />
Eltern, als sie deine Schwester bekamen, und fragst dich, welchen<br />
Weg du im Leben einschlagen solltest.<br />
Robin Pecknold: Wegen meines Vaters. Er spielte in den 60er- und<br />
70er-Jahren bei uns in Seattle in einer Soulband. Als meine<br />
Eltern Kinder bekamen, gab er das auf und suchte sich einen<br />
normalen Job. Er bedauert heute manchmal diese<br />
Entscheidung, aber ich sehe es genau anders herum. Ich<br />
denke, was er bekommen hat, nämlich meine Schwester Aja<br />
und mich sowie ein glückliches Familienleben, war viel mehr<br />
wert als das, was er geopfert hat.<br />
kulturnews: Würdest du dich ähnlich entscheiden?<br />
Pecknold: Das kann ich noch nicht einschätzen. Ich merke nur, dass<br />
ich ein extrem unsoziales Wesen werde, wenn ich an neuen Songs<br />
arbeite. Für eine Familie wäre so ein Verhalten nicht akzeptabel. Mein<br />
Kopf lebt total in den Songs. Ich kann kaum schlafen und so gut wie nie dieses<br />
Klopfen im Kopf vergessen, das mich darauf hinweist, wie die einzelnen<br />
Stücke vielleicht noch besser klängen, ich vielleicht noch besser singen<br />
könnte.<br />
kulturnews: Die neue Platte kommt drei Jahre nach eurem erfolgreichen<br />
Debüt. Ist „Helplessness Blues“ eine Art Diplomarbeit für euch?<br />
Pecknold: Ja, total! Die Lieder haben mein Leben übernommen, und das hat<br />
sich wiederum auf die Lieder ausgewirkt. „Montezuma“ handelt etwa davon,<br />
ab welchem Punkt Obsession, Ehrgeiz und Hunger zu ungesund werden, um<br />
noch glücklich sein zu können.<br />
kulturnews: Dein Vater wollte kein berühmter Musiker werden. Willst du?<br />
Pecknold: Niemals! Mit dieser Band ist doch sowieso schon alles viel größer<br />
geworden, als es irgendjemand von uns für möglich gehalten hätte. Der<br />
Erfolg bereitet mir manchmal Unbehagen.<br />
kulturnews: „Fleet Foxes“ erreichte in Großbritannien Platz drei der Charts.<br />
Wie erklärst du dir das?<br />
Pecknold: Keine Ahnung. Unser ganzes Verständnis vom Musikmachen ist ja<br />
eher dezent. Wir wollen den Leuten nichts eintrichtern, und es freut mich<br />
auch nicht, wenn jetzt Leute unsere Platten kaufen, weil sie denken, dass<br />
die Fleet Foxes gerade cool sind. Als wir nach der Highschool angefangen<br />
haben, wussten wir überhaupt nicht, was daraus wird oder was für eine<br />
Sorte Band wir überhaupt waren. Wir wollten lediglich die Musik spielen, die<br />
uns gefällt. Mehr war da nie.<br />
kulturnews: Habt ihr durch den kommerziellen Erfolg eure musikalische Unschuld<br />
verloren?<br />
Pecknold: Das wäre schlimm, oder? Als die erste Platte kam, meinten manche<br />
Menschen, wir wären nostalgische Hippies, und dann fragt man sich halt<br />
kulturnews 5/11<br />
Unerklärlich erfolgreich: (h. v. l.) Casey Wescott, Morgan Henderson, Skyler Skjelset,<br />
(v.) Christian Wargo, Robin Pecknold und Josh Tillman<br />
selbst, ob sie recht haben. Das führt dazu, dass man eine Meinung von sich<br />
bekommt, die auf den Meinungen von Außenstehenden beruht. Ich fürchte,<br />
dass ist nicht gut für uns. Bei der Arbeit an „Helplessness Blues“ gab es<br />
durchaus Phasen, in denen wir dachten: Verdammt, wir müssen was<br />
Abgefahrenes machen! Nach zwei Tagen schämst du dich über diesen<br />
Ansatz und machst wieder das, was dir liegt.<br />
kulturnews: Ihr spielt klassischen Folk. Diese Musik, wie sie ähnlich auch<br />
von Arcade Fire oder Mumford & Sons gespielt wird, ist gerade sehr beliebt.<br />
Warum?<br />
Pecknold: Für jüngere Leute sind wir ein willkommenes Gegenstück zu dem<br />
ganzen Pop, der die Singlecharts dominiert und viele anödet. Und ältere Menschen,<br />
sagen wir mal 50-Jährige, hören etwas bei uns, das sie an die Musik<br />
erinnert, die sie in ihrer eigenen Jugend mochten.<br />
kulturnews: Du bist 24, hörst dich beim Singen aber älter an. Was ist dein<br />
gefühltes Alter?<br />
Pecknold: Schwierig. Ich fühle mich eigentlich nicht älter als 24, aber auch<br />
nicht mehr wie ein Jugendlicher. Zum Glück bin ich keiner dieser Nostalgiker<br />
geworden, die mit Mitte 20 schon der Jugend hinterherjammern. Ich klammere<br />
mich nicht an die Vergangenheit.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Helplessness Blues ist Ende April erschienen.<br />
Foto: Autumn de Wilde
k. d. lang<br />
Ein Gang zurück<br />
Sie besteht auf Kleinschreibung, ist aber<br />
eine ganz Große. Trotzdem zieht die kanadische<br />
Sängerin k.d. lang nicht mehr mit<br />
Madonna um die Häuser.<br />
kulturnews: k. d., im Lied „Habit of Mind“ heißt es,<br />
du hättest dich lange in Kreisläufen bewegt. Bist<br />
du ein Gewohnheitstier?<br />
k. d. lang: Ich glaube, jeder klammert sich an<br />
irgendwelche Verhaltensmuster. Oder richtet sich<br />
in bestimmten Situationen ein, die ihm vielleicht<br />
gar nicht so gut tun. Dagegen hilft nur eins: eine<br />
kritische Selbstanalyse. Du musst erst mal erkennen,<br />
wie du auf etwas reagierst, das bringt dich<br />
schon einen Schritt weiter.<br />
kulturnews: Wo sind denn deine Schwachstellen?<br />
lang: Ich bin zu eitel und selbstgefällig. Aber das<br />
liegt wohl in der menschlichen Natur.<br />
kulturnews: Solltest du diese Fehler als Buddhistin<br />
nicht längst hinter dir gelassen haben?<br />
lang: Davon bin ich weit entfernt! Wenigstens habe<br />
ich gelernt, ein bisschen gegenzusteuern. Wenn<br />
ich nicht gerade arbeite, dann reinige ich zum Beispiel<br />
freiwillig die Toiletten eines tibetanischen<br />
Klosters. Dabei vergesse ich sogar, dass ich eigentlich<br />
Musikerin bin.<br />
kulturnews: Du scheinst heute nichts mehr mit<br />
der glamourösen Sängerin gemeinsam zu haben,<br />
die Anfang der 90er-Jahre mit Madonna um die<br />
Häuser gezogen ist.<br />
lang: Trotzdem bereue ich nichts. Das war damals<br />
eine aufregende Zeit, die ich wirklich genossen<br />
habe. Bloß hätte es mich auf Dauer zu sehr gestresst,<br />
mich genauso intensiv auf meinen Look<br />
wie auf meine Musik konzentrieren zu müssen.<br />
Eine Celebrity und eine Künstlerin zu sein: Das<br />
sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.<br />
kulturnews: Dass jemand freiwillig einen Gang<br />
zurückschaltet, ist eher ungewöhnlich.<br />
lang: Was meine Karriere und das Finanzielle angeht,<br />
mag das unklug gewesen sein. Doch langfristig<br />
war es sicher die richtige Entscheidung,<br />
sonst hätte ich wahrscheinlich längst ein Burnout<br />
und könnte überhaupt keine Songs mehr schreiben.<br />
Songwriterpop // musik 13<br />
kulturnews: Eines deiner Stücke heißt „Perfect<br />
Word“. Gibt es eins für dich?<br />
lang: Das hängt natürlich vom jeweiligen Moment<br />
ab. Manchmal kann man schon mit einem „Ja“<br />
oder einem „Entschuldigung“ einen Streit schlichten.<br />
Das Problem ist, dass wir oft aneinander vorbeireden.<br />
Selbst in einer Partnerschaft hat jeder<br />
seine eigenen Werte. Die auf ein Level zu bringen,<br />
ist nicht gerade leicht. Vor allem, wenn<br />
Befindlichkeiten und Egos ins Spiel kommen.<br />
kulturnews: Stehst du mit fast 50 nicht über diesem<br />
Kräftemessen?<br />
lang: Sicher bin ich heute gelassener als mit 30.<br />
Interview: Dagmar Leischow<br />
Sing it loud ist Ende April erschienen.<br />
Foto: WMG
14 musik // Blues<br />
Hugh Laurie<br />
Mal kurz außer House<br />
Die ganze Welt kennt ihn als TV-Arzt, als Musiker wird sie ihn<br />
jetzt kennen lernen. Hugh Laurie (51) über Bach, Punk, Geld und<br />
Deutsche Bank.<br />
kulturnews: Mr. Laurie, Sie sind gestern Abend in einem ehrwürdigen Club<br />
im French Quarter von New Orleans aufgetreten, also mitten in der Wiege des<br />
Blues’. Sie wurden unterstützt von Legenden wie Allen Toussaint, Irma Thomas<br />
und Tom Jones. Trotzdem wirkten Sie überhaupt nicht nervös.<br />
Hugh Laurie: Dann habe ich Sie erfolgreich getäuscht, mein Lieber! Ich hatte<br />
wahnsinnigen Bammel. Seine Gefühle gut verstecken zu können ist eine Gabe,<br />
die man beim Schauspielen lernt.<br />
kulturnews: Sie sind 51 Jahre alt, lieben den Blues aber schon Ihr Leben lang.<br />
Braucht man eine gewisse Reife, um diese Musik glaubwürdig interpretieren<br />
zu können?<br />
Laurie: Das denke ich nicht. Ich persönlich indes habe lange gewartet. Weil<br />
ich immer davon ausging, noch nicht so weit zu sein, nicht gut genug spielen<br />
zu können.<br />
kulturnews: In mehreren Folgen von „House“ spielen Sie Klavier, manchmal auch<br />
Gitarre. War das bereits ein Hinweis auf Ihre zweite Karriere als Musiker?<br />
Laurie: Nein, nein. So weit haben wir seinerzeit nicht gedacht. Die Figur Gregory<br />
House basiert auf Sherlock Holmes, und Holmes spielt Violine. Ein Piano<br />
kann dazu auch ganz gut ausdrücken, was in seinem Gehirn so vor sich geht.<br />
Mathematische, wissenschaftliche Vorgänge spiegelt zum Beispiel die Musik<br />
von Bach sehr gut wider, der ja ein sehr logischer, präziser und eleganter<br />
Musiker war.<br />
kulturnews: Es fällt auf, dass die Songs auf „Let them talk“ nicht allzu bekannt<br />
sind. Haben Sie sich bewusst gegen die ganz großen Klassiker des Blues’<br />
entschieden?<br />
Laurie: Okay, „St. James Infirmary“ ist von ungefähr fünf Millionen Menschen<br />
aufgenommen worden, aber ich habe auch Lieder ausgewählt, bei denen ich<br />
das Gefühl hatte, es wäre ein Verbrechen, wenn die Leute sie nicht endlich<br />
kennen lernten.<br />
kulturnews: Wie genau haben Sie als Engländer den Blues eigentlich entdeckt?<br />
Laurie: Durch meinen älteren Bruder. Falls mich meine Erinnerung nicht trügt,<br />
handelte es sich bei meinem ersten bewusst wahrgenommen Bluesstück um<br />
„Boogie Baby“ von Willie Dixon. Das Einzige, das nicht im Nebel liegt, ist<br />
meine Reaktion auf diesen Song: Gänsehaut, Rührung, Faszination, Liebe. Und<br />
so sind meine Gefühle dem Blues gegenüber bis heute geblieben. Ich reagiere<br />
regelrecht körperlich auf diesen Sound.<br />
kulturnews: Vom Alter her hätten Sie eigentlich Punk hören müssen …<br />
Laurie: Punk hat mich nie in einer vergleichbaren Weise gepackt. Ich stand<br />
nicht auf die Musik, die alle meine Schulfreunde hörten, es hat mich einfach<br />
nicht richtig erreicht. Mit Ausnahme der Stones. Wobei die Stones ja auch<br />
im Blues tätig sind, sie haben sogar mit Leuten wie Muddy Waters gespielt.<br />
kulturnews: Sie sagten mal, Sie fühlen sich wie ein lebenslänglicher Jugendlicher.<br />
Ist Ihr Beruf eine Flucht vorm Erwachsensein?<br />
Laurie: Jedenfalls stand für mich nie zur Debatte, bei der Deutschen Bank<br />
kulturnews 5/11<br />
anzufangen. Und nun schauen Sie sich um: Es gibt keine Sicherheit mehr für<br />
Menschen, die bei der Deutschen Bank oder sonstwo arbeiten. Wenn Sie Pech<br />
haben, verspekuliert sich Ihr Laden, und Sie stehen über Nacht auf der Straße.<br />
kulturnews: Sie sollen 400 000 US-Dollar pro „House“-Episode bekommen.<br />
Ist es nicht ironisch, dass ausgerechnet Sie, der nie nach Stabilität suchte,<br />
seit vielen Jahren einer der bestbezahlten und beliebtesten Seriendarsteller<br />
der Welt sind?<br />
Laurie: Ja, kann man wohl so sagen. Es ist seltsam für mich: Als Schauspieler<br />
habe ich es immer geliebt, nach einer gewissen Zeit wieder in eine<br />
neue Rolle zu schlüpfen, und jetzt spiele ich seit sieben Jahren ein- und dieselbe<br />
Rolle. In der Zeit, in der ich nun vorgebe, ein Arzt zu sein, hätte ich<br />
auch ein richtiger Arzt werden können …<br />
kulturnews: Sind Sie ein sehr disziplinierter Künstler?<br />
Laurie: Nein, absolut nicht. Ich bin faul. Natürlich versuche ich, pünktlich zur<br />
Arbeit zu erscheinen und meine Arbeit gut zu machen.<br />
kulturnews: Sie wirken wie ein sehr bodenständiger Kerl.<br />
Laurie: Ja, und es tut mir auch sehr leid, dass ich Ihnen keine Charlie-Sheen-<br />
Dramen bieten kann.<br />
Interview: Steffen Rüth<br />
Let them talk wird am 17. Mai veröffentlicht.<br />
Foto: WMG
Foto: Stephan Krypczyk & Elvira Neuendank<br />
Folkpop // musik 15<br />
Zwischen Young und Ahlen: (vorne v. l) Jonas Künne, Julian Osthues, Julian Jacobi, (h. v. l.) Andrian Hemley, Christoph Seiler<br />
Black Rust<br />
Ziellose<br />
Sehnsucht<br />
Die einstige Provinzband Black Rust ist auf dem<br />
Sprung zu nationaler Bedeutung – weil sie über<br />
Provinzgefühle singt.<br />
Welches Landei kennt das nicht: Eine Kleinstadt ist<br />
vom Sandkasten an die Heimat, Seilschaften entstehen,<br />
wachsen und funktionieren, dann Abitur, Aufbruchsgedanken<br />
– und nix wie weg. Das trifft alles auch auf<br />
die Freunde Jonas Künne, Julian Osthues, Julian<br />
Jacobi, Christoph Seiler und Adrian Hemley zu. Sie<br />
nennen sich Black Rust, kommen aus dem westfälischen<br />
Ahlen, und ihr Ziel der Begierde ist: Dortmund.<br />
„Berlin war nie eine Option“, bekennt Jonas Künne<br />
freimütig, „der kleine Münsterländer mag halt nicht so<br />
viel Autos und Häuser an einem Fleck.“ So weit, so<br />
stinknormal. Doch das Quintett lebt den Unterschied,<br />
vor allem musikalisch. Ihr 2009 erschienenes Debütalbum<br />
„Medicine & Metaphors“ wurde für seine eigenständige,<br />
melancholisch angehauchte Interpretation des<br />
US-amerikanischen Gitarrenfolkrocks hoch gelobt. Mit<br />
„The Gangs are gone“ blicken sie nun wehmutsvoll<br />
zurück und sehnsüchtig nach vorn.<br />
„Wehmutsvoll“, erzählt Jonas Künne, „weil wir zurück<br />
sind in unserer Heimatstadt, also nur zu Besuch –<br />
und alles ist anders. Die alten Freunde ausgeflogen, the<br />
gangs are gone. Die Stadt klein, eng und muffig. Das<br />
war sie früher wohl auch schon, doch die Erfahrung des<br />
Weggehens schärft den Blick.“<br />
Neue Kleider haben Black Rust sich indes für ihre<br />
aktuellen Stücke nicht geschneidert, dafür der Kollektion<br />
aber einen gewissen Pfiff verpasst. Den akustischen<br />
Instrumenten wie Streicher, Tuba oder Akkordeon werden<br />
elektrische Gitarrenriffs ans Revers geheftet, Anklänge<br />
an Neil Young sind nicht zufällig. „Bezüge soll<br />
man hören und darf man hören“, sagt Künne, „solange<br />
da nicht wild abgekupfert wird.“ Keine Gefahr: Black<br />
Rust spielen gekonnt mit diesen Zitaten, Neil Young<br />
wird sie nicht verklagen.<br />
Deutsche Musiker, englische Texte und dann noch<br />
die Themen Wehmut und Sehnsucht: Das könnte<br />
mächtig nach hinten losgehen. Es droht Pennälerlyrik –<br />
oder man schreibt sich autobiografische Ereignisse mit<br />
analytischer Nachdenklichkeit von der Seele, ohne gängige<br />
Klischees zu bedienen. Das wiederum ist großes<br />
Kino. „Wohin genau uns die Sehnsucht so treibt, weiß<br />
ich nicht genau“, sinniert Jonas Künne. „Ich glaube,<br />
ich habe die neue Platte selber noch nicht voll und<br />
ganz verstanden. Oft bin ich selber noch überrascht,<br />
was ich da höre.“<br />
So dürfte es bald vielen gehen.<br />
The Gangs are gone ist vor kurzem erschienen.<br />
Franz X. A. Zipperer<br />
kulturnews 5/11<br />
JIMMY CLIFF<br />
ALPHA BLONDY<br />
YOUSSOU N‘DOUR<br />
PATRICE<br />
TWO OPEN AIR STAGES<br />
DANCEHALL ARENA ★ BAZAR<br />
CHILLOUT ZONE ★ CIRCUS CHANGHIGH<br />
PROGRAMMINFO UND TICKETS:<br />
SUMMERJAM.DE<br />
1. - 3. JULI 2011<br />
KÖLN - FÜHLINGER SEE<br />
LIVE ON TOUR<br />
& THE SUPOWERS<br />
ZIGGY MARLEY<br />
TARRUS RILEY<br />
ANTHONY B<br />
BUSY SIGNAL<br />
CULCHA CANDELA<br />
MONO & NIKITAMAN<br />
MADCON ★ DUB INC.<br />
JOY DENALANE<br />
SAMY DELUXE<br />
IRIE RÉVOLTÉS<br />
LEE ´SCRATCH´ PERRY<br />
MAX ROMEO ★ CÉCILE<br />
MARTERIA ★ SOJA<br />
ANDREW TOSH ★ AYO.<br />
ROMAIN VIRGO ★ I-FIRE<br />
BEN L´ONCLE SOUL<br />
DUANE STEPHENSON<br />
ATMOSPHERE<br />
ZIGGI RECADO<br />
KARAMELO SANTO<br />
JOHN HOLT ★ IRIEPATHIE<br />
TROMBONE SHORTY<br />
& ORLEANS AVENUE<br />
THE CONGOS<br />
CHE SUDAKA<br />
HECKERT EMPIRE<br />
GAPPY RANKS<br />
AND MORE<br />
EASY STAR ALL-STARS<br />
Mi. 22.06. Tübingen ★ Sudhaus<br />
Do. 23.06. Weinheim ★ Cafe Central<br />
ZIGGY MARLEY<br />
Di. 05.07. Darmstadt ★ Centralstation<br />
Tickets an allen bekannten VVK-Stellen<br />
Tickethotline 0711 - 238 50 50 sowie unter<br />
www.contour-music.de / www.summerjam.de
16 musik // Songwriterpop<br />
Cock Robin<br />
Neuerfindung galore<br />
Nach Hits in den 80ern, Auflösung und Neuanfang haben Cock<br />
Robin sich nun zum Duo gesundgeschrumpft – und prompt klingen<br />
Peter Kingsbery und Anna LaCazio wieder zeitgemäß wie eh und je.<br />
kulturnews: Peter, viele dachten, die Musik der 80er sei ein für alle Mal eingemottet.<br />
Warum feiern ausgerechnet jetzt so viele Helden von damals ein<br />
Comeback?<br />
Peter Kingsbery: Höchstwahrscheinlich, um die Zeche zahlen zu können für<br />
ruinösen Kokainkonsum plus Nebenwirkungen über die letzten zwei Jahrzehnte<br />
– kleiner Scherz …<br />
kulturnews: Bands eurer Generation wie Human League, OMD oder Duran<br />
Duran versuchen stilistisch an alte Erfolge anzuknüpfen. Im Gegensatz zu<br />
diesen Bands erfindet ihr euch neu im Songwriterpop und seid plötzlich k. d.<br />
lang näher als euren New-Wave-Wurzeln. Wie das?<br />
Kingsbery: Die frühe oder die späte k. d.? Ein Vergleich mit der frühen würde<br />
mir sehr schmeicheln, einer mit der späten – nun ja, das hieße, dass mich<br />
das gleiche Schicksal ereilt hätte wie alle Schlagersänger. Wahrscheinlich<br />
meinst du die späte.<br />
kulturnews 5/11<br />
Episch-melancholisch: Peter Kingsbery und Anna LaCazio alias Cock Robin<br />
kulturnews: Mit gefällt die aktuelle k. d. sehr gut, ehrlich gesagt … Eure<br />
neuen Songs sind auf ähnliche Weise melodisch und melancholisch, „Lygne<br />
de chance“ singt ihr sogar auf französisch, als wäre es ein Chanson. Klingt,<br />
als könnte man euch nach eurem Lieblingsstück von Jacques Brel fragen …<br />
Kingsbery: Ich bin ein großer Fan von ihm. Wenn du mich fragst, ist Brel größer<br />
als das Brill (ein Bürogebäude in New York, in dem einst Hunderte von<br />
Musikverlagen saßen, Die Red.). Aber Cock Robin ging es immer um Melodien,<br />
um „bittersweet sorrow“, wie Joni Mitchell einst sang. Als wir unsere<br />
Musik mal einordnen wollten, kamen wir auf „Epik/Melancholie“, angelehnt<br />
an Begriffspaare wie „Dub/House“.<br />
kulturnews: Eure größten Erfolge hattet ihr in Europa. Was mochten eure Landsleute<br />
eigentlich nicht an Hits wie „When your Heart is weak“ oder „Just<br />
around the Corner“?<br />
Kingsbery: Waren sie ihnen zu schwächlich? Hatten wir nie die richtige Frisur?<br />
Such dir was aus.<br />
kulturnews: Hören Europäer Popmusik anders als Amerikaner?<br />
Kingsbery: Glaube ich nicht. Pop ist im Grunde ein Wegwerfartikel. Aber ich<br />
ziehe ja auch meine Gillette-Einwegklinge allen Vergleichsprodukten vor –<br />
wegen ihrer scharfen Klinge …<br />
Interview: Matthias Wagner<br />
kulturnews präsentiert<br />
Tour 20. 5. Berlin, 21. 5. Leipzig, 22. 5. München, 25. 5. Frankfurt, 27. 5. Köln,<br />
28. 5. Bochum, 29. 5. Hamburg<br />
Songs from a Bell Tower ist Ende April erschienen.<br />
Foto: Matthew Fuller
Photo Credit: Rob Shanahan<br />
30.06.2011<br />
Stuttgart - Killesberg<br />
01.07.2011<br />
Offenbach - Stadthalle<br />
02.07.2011<br />
Leipzig - Parkbühne<br />
04.07.2011<br />
München - Zenith<br />
05.07.2011<br />
Berlin - Zitadelle<br />
06.07.2011<br />
Hamburg - Stadtpark<br />
RICK DERRINGER RICHARD PAGE WALLY PALMAR<br />
EDGAR WINTER GARY WRIGHT GREGG BISONETTE<br />
07.07.2011<br />
Hamburg - Stadtpark<br />
10.07.2011<br />
Düsseldorf - Philipshalle<br />
12.07.2011<br />
Berlin - Tempodrom<br />
13.07.2011<br />
München - Circus Krone<br />
16.07.2011<br />
Frankfurt - Jahrhunderthalle<br />
18 musik // Poetryjazz<br />
Schnermann’s Poetryclan<br />
Die Melodie<br />
der Worte<br />
Andreas Schnermann vertont mit seiner Band<br />
Poetryclan und Gästen wie Christian Brückner<br />
englische Lyrik. Carla Bruni will er aber nicht<br />
dabeihaben.<br />
kulturnews: Herr Schnermann, kennen Sie Carla Brunis<br />
Album „No Promises“?<br />
Andreas Schnermann: Nein. Ich weiß nur, dass sie W. H.<br />
Audens Gedicht „At last the Secret is out“ mit Musik<br />
unterlegt hat. Das habe ich auch aufgenommen, für<br />
meine Platte „Tell me the Truth about Love“. Die ist übrigens<br />
vor ihrer CD erschienen.<br />
kulturnews: Dafür hat es Brunis vertonte Lyrik auf Platz<br />
zwei der deutschen Albumcharts geschafft. Macht Sie<br />
das neidisch?<br />
Schnermann: Natürlich wäre es schön gewesen, wenn<br />
meine CD bei so vielen Leuten Anklang gefunden hätte.<br />
Aber damit habe ich eh nicht gerechnet. Vielleicht sollte<br />
ich meine Einstellung ändern. Denn wir Menschen kriegen<br />
ja bloß das, was wir uns wirklich vorstellen können.<br />
kulturnews: Oder Sie müssten Carla Bruni als Gastsängerin<br />
für Ihren Poetryclan engagieren …<br />
Schnermann: Ich fürchte, wir würden nicht unbedingt auf<br />
einen Nenner kommen. Wahrscheinlich hätte ich ähnliche<br />
kulturnews 5/11<br />
Probleme wie Woody Allen. Als er mit Bruni gedreht hat,<br />
gab es Stress. Darum musste er sie vom Set vertreiben.<br />
kulturnews: Ein schönes Gedicht von Lord Byron hätte<br />
sie vielleicht besänftigt.<br />
Schnermann: Tatsächlich war Byron ein Romantiker. Oft<br />
hat er über den Schmerz geschrieben, der bisweilen mit<br />
der Liebe einhergeht. Den kennen wir bis heute. Oder<br />
nehmen Sie Shakespeares „Sonett 42“ – da geht es um<br />
Selbstbetrug. Wenn ich jetzt politisch werde, ist das<br />
doch hochaktuell. Schließlich lügt sich die Atomlobby in<br />
den Talkshows gerade in die eigene Tasche.<br />
kulturnews: Trotzdem steht auf dem Album Ihres Poetryclans<br />
die Liebe im Vordergrund. Warum?<br />
Schnermann: Weil sie unglaublich viele Schattierungen<br />
hat. Dazu bringen wir ein paar Beispiele, die wir in der<br />
Lyrik gefunden haben, von Shakespeare bis Philip<br />
Larkin.<br />
kulturnews: Würden Sie Ihr jüngstes Werk „All what<br />
Love“ eher als Musik-CD oder als Hörbuch bezeichnen?<br />
Schnermann: Die Frage kann ich nicht so richtig beantworten.<br />
Einerseits haben die vertonten Gedichte, also<br />
die Musik, eine zeitliche Dominanz. Andererseits entwikkelt<br />
auch die von den Schauspielern vorgetragene Poesie<br />
ein Eigenleben.<br />
kulturnews: Gesungen wird auf Englisch, rezitiert auf<br />
Deutsch. Verliert die Lyrik nicht in der Übersetzung?<br />
Schnermann: Sicherlich besteht diese Gefahr. Aber viele<br />
Leute begreifen erst dank der deutschen Fassung, was<br />
da überhaupt gesungen wird.<br />
All what Love ist seit wenigen Tagen im Handel.<br />
Foto: Florian Ross<br />
Interview: Dagmar Leischow
Foto: Max Lautenschläger<br />
Ganes<br />
Von uns für euch<br />
Das Jahr war knüppelhart für die Südtiroler<br />
Frauenband Ganes. Mehr als hundert Gigs rissen<br />
Maria Moling und die Schuen-Schwestern Elisabeth<br />
und Marlene runter – und becircten sogar Leute,<br />
die überhaupt nichts von ihnen wissen wollten.<br />
kulturnews: Maria, vor einem Jahr erschien euer Debütalbum,<br />
seither habt ihr hundert Konzerte gespielt, in Deutschland,<br />
Österreich, der Schweiz und Italien. Wo habt ihr<br />
das beste Publikum, wo fühlt ihr euch am wohlsten?<br />
Moling: Schwierig zu sagen, wo’s am besten funktioniert.<br />
Ladinisch verstehen die Hamburger ebenso wenig wie<br />
die Münchner. Aber wir haben überall das Gefühl gehabt,<br />
dass wir gut ankommen und uns die Leute irgendwie doch<br />
verstehen, auch wenn wir in dieser für sie fremden Sprache<br />
singen. Wir schreiben unsere Songs nun mal auf Ladinisch,<br />
weil es uns da am leichtesten fällt, über Gefühle<br />
zu sprechen. Das ist einfach am authentischsten.<br />
kulturnews: Wie seid ihr eigentlich an das Filmorchester<br />
Babelsberg geraten, mit dem ihr ein Livekonzert gespielt habt?<br />
Moling: Wir waren auf Promotour in Berlin und wollten<br />
auch zu Radio Eins. Doch die wollten uns nicht – weil sie<br />
mit unserem Ladinisch nichts anfangen konnten. Wir sind<br />
trotzdem einfach hingefahren, und der Chef dort, Peter<br />
Radszuhn, hat schnell ein paar Leute aus der Redaktion<br />
zusammengetrommelt, vor denen wir dann ein paar Songs<br />
gespielt haben. Und auf einmal haben sie uns live auf<br />
Weltmusik // musik 19<br />
Null Probleme: Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen<br />
Sendung geschickt! Der Sender macht einmal im Jahr<br />
ein Konzert mit dem Babelsberger Filmorchester, dafür<br />
suchte der Sender noch Künstler. Radszuhn hat uns dem<br />
Orchester vorgeschlagen, die fanden’s auch toll, und so<br />
kam das Ganze zustande.<br />
kulturnews: Habt ihr schon einen Plan B für die Zeit, wenn<br />
der exotische Zauber des ladinischen Satzgesangs ein<br />
wenig nachgelassen hat?<br />
Moling: Wer weiß schon, ob wir in zehn Jahren immer noch<br />
auf Ladinisch singen? Im Moment ist es gut; schaun wir<br />
mal, wie lange wir das noch machen können ...<br />
kulturnews: Ihr seid in diesem Sommer wieder mit Hubert<br />
von Goisern unterwegs. Wie teilt ihr euch auf – ist<br />
Ganes nicht mittlerweile das Hauptprojekt?<br />
Moling: Hauptsächlich sind wir Ganes. Für das ganze<br />
Jahr sind Konzerte geplant. Mit Hubert machen wir drei<br />
Konzerte; gemeinsam, aber schon eigenständig als Ganes.<br />
Dann werden wir im Sommer mit dem Jazztrompeter Claus<br />
Reichstaller und seinem Quartett spielen, dann mit einem<br />
Streichquartett – aber im Mittelpunkt steht natürlich das<br />
Ganes-Programm mit den Songs vom neuen Album<br />
„Mai Guai“.<br />
kulturnews: … heißt auf Deutsch?<br />
Moling: „Nie Schwierigkeiten“.<br />
kulturnews: Ein frommer Wunsch von euch …?<br />
Moling: Von uns schon, aber für euch. Im Titelsong heißt<br />
es sinngemäß: Wir wünschen euch, dass ihr nie Schwierigkeiten<br />
habt.<br />
kulturnews: Herzlichen Dank dafür – und dito.<br />
Interview: Ron Haller<br />
kulturnews präsentiert<br />
Tour 16. 5. Stuttgart, 17. 5. Köln, 18. 5. Berlin, 19. 5. Hamburg,<br />
21. 5. Frankfurt<br />
Mai Guai erscheint am 13. Mai.<br />
kulturnews 5/11<br />
Pam Ann<br />
'You F'Coffee' European Tour 2011<br />
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Emmylou Harris<br />
And Her Red Dirt Boys<br />
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Chippendales ® Special 2011<br />
The Ultimate Girls Night Out! ®<br />
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The Pogues<br />
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Al Jarreau<br />
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Cyndi Lauper<br />
Memphis Blues European Tour<br />
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Sérgio Mendes<br />
The Celebration Tour<br />
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Texas<br />
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Chippendales ® 2011<br />
Most Wanted 2011<br />
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Yes<br />
Live 2011<br />
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20 live // kulturnews präsentiert<br />
Olli Schulz<br />
9. 5. // Hamburg, Knust<br />
10. 5. // Lübeck, Riders Cafe<br />
12. 5. // Potsdam, Nachtboulevard<br />
16. 5. // Essen, Zeche Carl<br />
Bei Olli Schulz lugt der Wahnsinn gerne<br />
mal um die Ecke. Mit einfallsreichem<br />
Indiepop lockt er uns zu seinen Shows,<br />
und dann steht man schon mal leicht<br />
irritiert da: Entweder macht er den Bibo<br />
Foto: Living Concerts<br />
The Leisure Society<br />
„Into the murky Water“, in trübes Gewäs–<br />
ser, führen uns die Folkpopper von The<br />
Leisure Society nicht, um uns irgendwel–<br />
che Keiminfekte zu verpassen. Vielmehr<br />
wollen sie uns dort das zeigen, was auch<br />
kulturnews 5/11<br />
18. 5. // Erfurt, Museumskeller<br />
22. 5. // Regensburg, Heimat<br />
1. 6. // Düsseldorf, zakk<br />
3. 6. // Augsburg, Musikkantine *<br />
Foto: Creative Talent<br />
oder zeigt eine „Ochsentour“, wie dieses<br />
Mal. Was sich genau dahinter verbirgt?<br />
Er weiß jedenfalls, wie man sein Publikum<br />
überrascht. Und das gibt es viel zu<br />
selten im Popgeschäft, oder?<br />
Kaki King<br />
12. 5. // Köln, Kulturkirche<br />
13. 5. // Hamburg, Fabrik<br />
15. 5. // Berlin, Admiralspalast<br />
Kluge Texte, experimentelles Gitarrenspiel,<br />
selbstbewusstes Auftreten: dafür steht die<br />
amerikanische Singer/Songwriterin Kaki King.<br />
Wer ihr doof kommt, kriegt gerne mal einen<br />
vor den Latz. Wer aber den Songs ihres<br />
Albums „Junior“ und Perlen aus ihrem<br />
Liedkatalog lauschen möchte, den empfängt<br />
sie auch in diesem Mai mit offenen<br />
Armen. Wer sich da nicht umgarnen lässt,<br />
weiß keine gute Gitarrenmusik zu schätzen.<br />
29. 5. // Köln, Luxor 30. 5. // Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />
schon Brian Eno in höchsten Tönen<br />
schwärmen ließ: athmosphärischer Folk<br />
mit dem gewissen Etwas, das es in sterilem<br />
Umfeld nicht gibt. Hier steckt aber nur<br />
die Leidenschaft für guten Folk an.<br />
Foto: Verstärker<br />
Synje Norland<br />
7. 5. // Dresden, BuchBar<br />
8. 5. // München, Rationaltheater<br />
9. 5. // Hamburg, Fliegende Bauten<br />
15. 5. // Leck, Leck Huus<br />
Der Name lässt es kaum vermuten, aber<br />
Synje Norland ist deutsche Singer/Songwriterin.<br />
Ihre Musik gelangte durch TV-<br />
Serien wie „Rote Rosen“ zu Ruhm unter<br />
Telenovela-Fans, dabei schreibt sie auch<br />
Sir Simon<br />
3. 6. // Regensburg, W1<br />
4. 6. // Frankfurt, Yellowstage<br />
8. 6. // Oberhausen, Druckluft<br />
9. 6. // Hamburg, Zentrale<br />
Sir Simon hört – hübsch kontrastreich<br />
zu seinem ritterlichen Künstlernamen –<br />
auf den ganz erdig-rustikalen Nachnamen<br />
Frontzek. Der Komponist, Produzent<br />
und Tonmeister klöppelte an seinem<br />
19. 5. // Kiel, Prinz Willy<br />
25. 5. // Dortmund, Pauluskirche<br />
26. 5. // Köln, Christuskirche<br />
28. 5. // Berlin, UFA-Fabrik *<br />
fleißig an Filmmusik und geht nebenbei<br />
auf kleine feine Konzerttouren. Aber um<br />
Entwarnung zu geben: Auf der Bühne<br />
sorgt die sympathische Liedermacherin<br />
nicht für melodramatische Szenen.<br />
10. 6. // Berlin, HBC<br />
5. 8. // Friedland, Jenseits von Millionen<br />
7. 8. // München, Theatron im Westpark<br />
zweiten Album „Goodnight, dear Mind …“<br />
hauptsächlich des Nachts. Einen Blick<br />
in die nicht nur von düsterem Indiepop<br />
bevölkerte Welt des nerdigen Eigenbrötlers<br />
bieten seine intimen Liveshows.<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Marcel Lichter<br />
Foto: Sir Simon
Foto: Sebastian Schmidt/Upfront<br />
Edita<br />
2. 6. // Köln, Luxor<br />
3. 6. // Hamburg, Knust<br />
4. 6. // Berlin, Postbahnhof<br />
5. 6. // München, Ampere<br />
Till Brönner, Juror der Castingshow „X Factor“, war<br />
derart begeistert von Edita, dass er ihr den<br />
Beinamen „The Voice“ gab. Am Ende siegte die<br />
junge Schweizerin klar und geht jetzt erstmals auf<br />
Solotour – und zwar ohne Ricky Martin …<br />
kulturnews: Edita, die Castingshow „X Factor“, die du<br />
haushoch gewonnen hast, hat schon einige international<br />
erfolgreiche Acts wie Leona Lewis hervorgebracht.<br />
Bist du ebenfalls gut genug für Europa?<br />
Edita: Europaweit durchzustarten wäre natürlich der<br />
Hammer. Aber jetzt will ich erst einmal das deutsche<br />
Publikum überzeugen. Ich komme aus der<br />
Schweiz, Deutschland ist für mich riesig …<br />
(lacht)<br />
kulturnews: Welche Schwächen musst du noch<br />
loswerden?<br />
Edita: Ich bin ein absoluter Tollpatsch, habe<br />
linke Finger und auch immer blaue Flecken,<br />
weil ich dauernd irgendwo anstoße.<br />
kulturnews: In der zweiten Liveshow lagst du<br />
mit einem Randy-Crawford-Stück nur auf Platz<br />
5 mit 12,91 Prozent der Stimmen. Lag es am Song<br />
oder an dir?<br />
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// live 21<br />
Edita: Das Motto der Show war „Blockbuster“, ich wollte<br />
einen Song aus einem Quentin-Tarantino-Film, weil ich<br />
ein Fan seiner Werke bin. Ich habe bisher eigentlich nur<br />
positives Feedback dazu bekommen.<br />
kulturnews: Du schreibst schon seit der Kindheit eigene<br />
Stücke. Hast du darum gekämpft, eins auf deinem Debütalbum<br />
unterzubringen?<br />
Edita: Aufgrund des großen Zeitdrucks war es leider nicht<br />
möglich, einen eigenen Song zu schreiben. Ich habe mir<br />
aber vorgenommen, auf dem nächsten Album einige Songs<br />
beizusteuern. Dafür sind die Songs, die ich persönlich<br />
machen wollte, drauf.<br />
kulturnews: Einen davon singst du mit Ricky Martin im<br />
Duett. Einer wie er mailt doch bestimmt seine Vokalspur –<br />
oder hast du wirklich neben ihm im Studio gestanden?<br />
Edita: Zusammen ins Studio zu gehen war in der Tat leider<br />
nicht machbar. Also habe ich den Song auf meine<br />
eigene Art eingesungen. Ricky Martin war super begeistert<br />
über das Ergebnis und hat den Song auch als Single<br />
veröffentlicht.<br />
kulturnews: In „Someone to lean on“ träumst du von<br />
Amerika. Hand aufs Herz: Was würdest du tun oder hergeben<br />
für einen Platz in den Billboard-Top-Ten?<br />
Edita: Chartplatzierungen sind mir nicht wichtig. Mein<br />
Traum ist es, auf der Bühne zu stehen – und dafür brauche<br />
ich keine Top-Ten-Platzierung.<br />
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Interview: Matthias Wagner<br />
„TATTOOS“<br />
Premium-Edition<br />
im Handel erhältlich!<br />
www.maffay.de<br />
Foto: Ben Pakalski
22 live // kulturnews präsentiert<br />
Rumer<br />
14. 6. // Köln, Gloria<br />
15. 6. // München, Muffathalle<br />
Rumer passiert derzeit das, was vor ein<br />
paar Jahren Norah Jones geschah. Auch<br />
sie ereilte mit schmachtigem Jazzpop und<br />
einer starken Plattenfirma im Rücken der<br />
Blitzdurchbruch. Ihr Debüt „Seasons of my<br />
Return To Forever<br />
1. 7. // Berlin, Zitadelle Spandau<br />
2. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />
Die Rückkehr zur Ewigkeit: Ihrem Namen<br />
haben die Fusionjazzrocker Return To Forever<br />
alle Ehre gemacht, als sie sich 2008<br />
wiedervereinigten. Was Miles Davis begann,<br />
führen Chick Corea, Stanley Clarke, Lenny<br />
kulturnews 5/11<br />
Foto: Moderne Welt<br />
17. 6. // Berlin, Georg Neumann Saal<br />
18. 6. // Hamburg, Gruenspan<br />
Soul“ stürmte dank Werbespots und Dauerbeschallung<br />
die Charts und übersprang<br />
das Dümpeln in tiefen Regionen. Auf der<br />
Bühne will die sanfte Britin nun beweisen,<br />
dass sie mehr als das aktuelle In-Girl ist.<br />
Emmylou Harris<br />
5. 6. // München, Philharmonie<br />
6. 6. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
8. 6. // Berlin, Admiralspalast<br />
White und Al Di Meola in das 21. Jahrhundert,<br />
Youtube sei Dank. Dank ihrem<br />
Erfolg auf der Videoplattform konnten die<br />
70er-Helden es nicht lassen. Wieder ein<br />
Sieg für das Internet – und für Jazzfans!<br />
Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion Foto: Rumer<br />
Trotz ihrer schneeweißen Haare scheint<br />
Emmylou Harris nicht zu altern. Sie ist eine<br />
der beständigsten Countrygrößen überhaupt,<br />
hat zwölf Grammys eingetütet und<br />
15 Millionen Alben verkauft – das muss<br />
doch Spuren hinterlassen! Nö, die 64-<br />
Jährige hinterlässt lieber selber Spuren in<br />
der Musikgeschichte, diesmal mit ihrem<br />
neuen Album „Hard Bargain“ und gewohnt<br />
intim-famosen Konzertabenden.<br />
3. 7. // Neckarsulm, Audi Forum<br />
4. 7. // München, Tollwood<br />
Haudegen<br />
21. 6. // Lübeck, Riders<br />
22. 6. // Hannover, Bei Chez Heinz<br />
24. 6. // Magdeburg, Feuerwache<br />
25. 6. // Dresden, Strasse E<br />
26. 6. // Köln, Underground<br />
Das Berlin-Marzahner Duo Hagen und<br />
Sven ist schon ein Kuriosum in der deutschen<br />
Musiklandschaft. Sieht man die<br />
beiden bulligen Kerle das erste Mal, fürchtet<br />
man, einen auf den Deckel zu kriegen.<br />
Death Cab For Cutie<br />
26. 6. // München, Muffathalle<br />
27. 6. // Berlin, Astra Kulturhaus<br />
Ihre Musik macht so manche amerikanische<br />
Sitcom und „Grey’s Anatomy“-Folge<br />
erst erträglich: Death Cab For Cutie bringen<br />
ihr neues Album „Codes and Keys“ im<br />
Mai heraus, und der Name ist Programm<br />
– diesmal gibt es die großen<br />
27. 6. // Aschaffenburg, Colos-Saal<br />
28. 6. // Bochum, Matrix<br />
30. 6. // Hamburg, Logo<br />
1. 7. // Berlin, Lido<br />
Dabei wollen sie uns nichts Böses, nur<br />
mit einer Mischung aus Liedermacher,<br />
Rock und Pop beglücken. Und wenn wir<br />
eines von der Comedy-Kollegin Cindy<br />
gelernt haben: Der äußere Schein trügt.<br />
29. 6. // Hamburg, Docks<br />
Indiehymnen der Amerikaner mit mehr<br />
Keyboardbegleitung als Saitengeschrammel.<br />
Spannende Idee, und vor allem live<br />
könnte das für einige Überraschungen<br />
sorgen.<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Erik Weiss<br />
Foto: Ryan Russell
Yael Naim<br />
6. 6. // Berlin, Postbahnhof<br />
7. 6. // München, Freiheizhalle<br />
Yael Naim ist ein Stubenhocker – wenn<br />
man sie lässt. Aber zwei Jahre nach<br />
dem Song „New Soul“, der sie weltberühmt<br />
machte, ist die israelische<br />
Sängerin bereit für neue Abenteuer.<br />
kulturnews: Yael, dein Album „She was a<br />
Boy“ wurde in deiner Wahlheimat Frankreich<br />
bereits zweimal mit Gold ausgezeichnet.<br />
Entspannt dich das?<br />
Yael Naim: Ja, auf jeden Fall – obwohl<br />
ich uns, also David Donatien und mich,<br />
auch generell nicht als besonders besorgt<br />
bezeichnen würde. Wir sind damit glücklich<br />
und zufrieden, überhaupt Musik zu<br />
machen. Aber wenn Menschen sie hören<br />
und die Musik irgendwie erfolgreich ist,<br />
ist das natürlich schon toll. Das ist, als ob<br />
uns etwas von der Energie zurückgegeben<br />
wird, die wir über die letzten zwei Jahre<br />
in die neuen Songs gesteckt haben.<br />
kulturnews: Gab es nicht die Panik vorm<br />
zweiten Album, die viele Musiker befällt?<br />
Die Angst, nicht an das Debüt heranzureichen?<br />
Naim: Besorgt waren eigentlich eher die<br />
anderen. Es war hart, dass sie fast schon<br />
die Erwartung hatten, wir müssten uns<br />
ängstlich oder unter Druck gesetzt fühlen.<br />
Wir mussten uns aber einfach nur daran<br />
erinnern, von wo wir eigentlich gestartet<br />
sind und warum wir das alles machen.<br />
Wir mussten runterkommen, uns sammeln,<br />
entspannen, das Telefon ausstöpseln –<br />
und dann lief es wie von allein.<br />
8. 6. // Köln, Kulturkirche<br />
// live 23<br />
Foto: Zoriah<br />
kulturnews: Nur nicht besonders schnell …<br />
Naim: Nein … (lacht) Wir arbeiten sehr,<br />
sehr langsam. Zwei Jahre lang haben wir<br />
praktisch jeden Tag an „She was a Boy“<br />
gearbeitet. Wir probieren gern alles Mögliche<br />
aus, hören uns die Sachen immer<br />
wieder an. Gefällt uns etwas nach einer<br />
Weile nicht mehr, ändern wir es. Wir<br />
arbeiten immer so lange, bis wir 200prozentig<br />
zufrieden sind.<br />
kulturnews: Freust du dich nach so viel<br />
relativ einsamer Zeit zu Hause aufs<br />
Touren?<br />
Naim: Ja, eigentlich schon. Am Anfang ist<br />
es immer seltsam – auch weil ich auf Tour<br />
nicht die Ruhe habe, an neuen Songs zu<br />
arbeiten. Aber bin ich erst mal im Rhythmus<br />
des Tourens angekommen, macht es<br />
Spaß. Außerdem sind die Musiker und<br />
das Team wirklich gute Freunde, fast<br />
wie eine Familie. Das ändert alles.<br />
kulturnews: Genießt du es besonders,<br />
die Songs nach all der Arbeit einfach<br />
nur noch singen zu dürfen?<br />
Naim: Eigentlich fühle ich mich am<br />
kreativsten, wenn ich an den Songs<br />
arbeite, sie schreibe und arrangiere.<br />
Das liebe ich einfach. Konzerte sind<br />
schön, weil es Spaß macht, auf der<br />
Bühne die Songs noch mal neu zu entdecken.<br />
Beides zusammen, die Arbeit<br />
zu Hause und das Touren, ergibt für<br />
mich ein gutes Gleichgewicht.<br />
Interview: Katharina Behrendsen<br />
kulturnews 5/11<br />
Aktion //<br />
Hinter den Kulissen<br />
Die Festivalsaison rückt wieder näher, und auch dieses Jahr ist Jack<br />
Daniel’s wieder mittendrin. Bereits zum fünften Mal bietet die Jack<br />
Daniel Distillery, die Traditionsdestillerie aus Lynchburg, Tennessee, deren<br />
Whiskey seit jeher den besten Ruf genießt, die Möglichkeit, das bunte<br />
Treiben nicht nur aus dem Publikum heraus zu beobachten, sondern<br />
gleich auf und hinter die Bühne zu gehen. Jack Daniel’s und kulturnews<br />
verlosen einen Roadieplatz für das Hurricane Festival 2011, das vom<br />
17. bis zum 19. Juni in Scheeßel stattfindet. Die Aktion ermöglicht<br />
nicht nur unverfälschte Einblicke in die Welt der Festivals sowie das<br />
hautnahe Erleben diverser Bands – auch Kosten und Logis werden von<br />
Jack Daniel’s übernommen.<br />
Einfach die Gewinnhotline 0137-989 89 80 (0,50 Euro/Anruf) bis<br />
zum 25. 5. anrufen – und mit ein wenig Glück schon bald selbst mitten<br />
im Festivalgetümmel stehen. Teilnehmen darf jeder, der mindestens<br />
18 Jahre ist.<br />
Unter www.jack-lives-here.de gibt<br />
es weitere Informationen zum Gewinnspiel<br />
und außerdem Erfahrungsberichte<br />
der Jack-Roadies aus den<br />
vergangenen vier Jahren.
24 live // kulturnews präsentiert<br />
Duran Duran<br />
18. 7. // Leipzig,<br />
19. 7. // München, Tonhalle<br />
Parkbühne im Clara-Zetkin-Park<br />
Echt jetzt: Wer hat nicht einen heimlichen<br />
Lieblingssong von Duran Duran, gibt es<br />
aber nicht zu? „Wild Boys“, „A View to a<br />
Kill“, „Girls on Film“, die Liste ist endlos.<br />
Warum die Synthiepop-Legenden nicht als<br />
Foto: Brian Setzer<br />
Brian Setzer<br />
13. 7. // Berlin, Huxleys Neue Welt<br />
15. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />
Die Tolle sitzt, das Orchester röhrt – und<br />
mittendrin posiert der amerikanische<br />
König des Big-Band-Rockabilly: Brian<br />
Setzer. Auf der „Brian Setzer’s Rockabilly<br />
Riot Tour“ präsentiert er das Beste der<br />
kulturnews 5/11<br />
Foto: Music Pool<br />
cool gelten, ist eines der großen Mysterien<br />
der Musikwelt. „All you need is<br />
now“ soll das ändern und die Konzerthallen<br />
mit alten, neuen und jenen Fans<br />
füllen, die nie zugaben, welche zu sein.<br />
Ringo Starr<br />
7. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />
10. 7. // Düsseldorf, Philipshalle<br />
12. 7. // Berlin, Zitadelle Spandau<br />
13. 7. // München, Circus Krone<br />
16. 7. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />
Stray Cats, dem Brian Setzer Orchestra –<br />
und seiner Solowerke. Ein Rundumschlag,<br />
der seinesgleichen sucht. Als<br />
Bonus oben drauf gibt es ein spezielles<br />
Set mit Slim Jim Phantom!<br />
Foto: Duran Duran<br />
Im Gegensatz zu seinem Kollegen Paul<br />
McCartney ist Ringo Starr schon fast unauffällig.<br />
Jedenfalls stolpert man nicht alle<br />
Nase lang über Auftritte des ehrwürdigen<br />
Beatles-Schlagzeugers. Mit seiner All Star<br />
Band hat er sich dem Groove verschrieben<br />
und seine spektakuläre Bluesrock-Liveshow<br />
wird vieles sein – aber sicher nicht unauffällig.<br />
16. 7. // Köln, E-Werk<br />
Gogol Bordello<br />
2. 8. // Oberhausen, Turbinenhalle<br />
9. 8. // Nürnberg, Hirsch<br />
Wer ihn nicht kennt: Eugene Hütz hat so<br />
richtig einen an der Waffel. Und ist stolz<br />
darauf. In der Band des ukrainischen<br />
Teilzeitschauspielers gibt es diverse<br />
skurrile Figuren aus Osteuropa, die dabei<br />
alle gleichwohl virtuos an ihren Instru-<br />
The Pogues<br />
Wir erwähnen an dieser Stelle nicht<br />
schon wieder, wie trinkfest die Folkpunks<br />
The Pogues sind. Das steht ja inzwischen<br />
schon in ihren Pressemitteilungen!<br />
Viel lieber sagen wir, dass die Iren bei<br />
ihren anstehenden Konzerten in Original-<br />
17. 8. // Jena, Kultur Arena<br />
menten sind. Ihr durchgedrehter Zigeunerpunk<br />
kennt kein Pardon, diese wilde<br />
Combo nimmt sich so gar nicht ernst.<br />
Frei nach dem Bandmotto: „Think locally,<br />
fuck globally!“<br />
5. 7. // Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg 7. 7. // Bonn, Museumsplatz<br />
6. 7. // München, Zenith<br />
besetzung auflaufen, samt Shane<br />
MacGowan, dem Mann vieler Worte<br />
und weniger Zähne. Wenn das nicht in<br />
einen Tumult ausartet, wissen wir auch<br />
nicht weiter.<br />
* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />
Foto: Gogol Bordello<br />
Foto: Moderne Welt
Zucchero<br />
21. 5. // München, Olympiahalle<br />
22. 5. // Stuttgart, Porsche Arena<br />
24. 5. // Berlin, o2 World<br />
Der italienische Superstar Zucchero<br />
schwärmt fürs dörfliche Leben seiner<br />
Kindheit. Nostalgie will er sich trotzdem<br />
nicht nachsagen lassen.<br />
kulturnews: Zucchero, „Chocabeck“ ist<br />
ein Konzeptalbum, doch der Titel verrät<br />
wenig. Worum geht es eigentlich?<br />
Zucchero: Die Lieder erzählen Geschichten<br />
einer Zeitreise in meine Kindheit und<br />
Jugend. Es geht um einen Tag in einem<br />
fernen kleinen italienischen Dorf. Es steht<br />
für jedes dieser Dörfer aus einer Zeit,<br />
die es heute so nicht mehr gibt. Dörfer<br />
fern der großen Städte, wo kleine Bauern<br />
wie meine Eltern lebten, die nie besonders<br />
viel Geld hatten, und wo die Landarbeit<br />
den Tagesrhythmus bestimmte.<br />
kulturnews: Der Tag, um den es geht, ist<br />
aber ein ganz bestimmter Tag?<br />
Zucchero: Der Sonntag. Ich musste mit<br />
den Liedern diesem besonderen Tag<br />
nachspüren – und seinem Klang. Am<br />
Sonntag weht ein friedlicher Klang über<br />
das Dorf. Korrekterweise muss ich sagen:<br />
wehte. Früher war überall das helle<br />
Kinderlachen zu hören, das Läuten der<br />
Kirchenglocken. Selbst der Duft der<br />
Pflanzen war so stark, dass er fast zu<br />
hören war. Alles Schönheiten, die der<br />
Stress heute so nicht mehr zulässt.<br />
Auch nicht mehr in den Dörfern.<br />
kulturnews: Eine sehr romantische, nostalgische<br />
Sicht der Dinge.<br />
Zucchero: Keineswegs! Ich singe darüber,<br />
weil ich der festen Überzeugung<br />
// live 25<br />
25. 5. // Düsseldorf, Philipshalle<br />
1. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />
Foto: Universal<br />
bin, dass gerade der heutige Mensch<br />
diese Ruhepole, diese Auszeiten für Geist<br />
und Seele wieder suchen sollte. Weil er<br />
sie braucht – mehr denn je.<br />
kulturnews: Und wer oder was ist Chocabeck?<br />
Zucchero: Dabei geht es um den Sonntagskuchen<br />
– beziehungsweise um die<br />
Situation, wenn es ihn mal wieder nicht<br />
gab, weil das Geld nicht reichte. Wenn<br />
ich dann danach fragte, lautete die Antwort,<br />
es gäbe stattdessen Chocabeck.<br />
Ein Wortspiel, mein Vater liebte sie.<br />
„Choca“ bedeutet nichts anderes als<br />
klappern, und „becco“ heißt übersetzt<br />
Schnabel. Der Schnabel muss also<br />
klappern, weil er mangels Futter mal<br />
wieder leer ist.<br />
kulturnews: Wie war die Zusammenarbeit<br />
mit Brian Wilson, der auf dem Titelstück<br />
mitwirkt?<br />
Zucchero: Das war die Idee von Don Was,<br />
einem der Produzenten. Er wusste, dass<br />
ich ein großer Fan der Beach Boys bin<br />
und fand, dass der Refrain perfekt zu<br />
Wilsons Stimme passen würde. Don<br />
Was rief ihn an, und eines Tages stand<br />
zu meiner völligen Verblüffung Brian<br />
Wilson im Studio. Er ist ein sehr verstörender<br />
Mensch. Aber als er am Mikrofon<br />
stand, wusste er von einer Sekunde auf<br />
die nächste genau, was zu tun war.<br />
Interview: Franz X. A. Zipperer<br />
kulturnews 5/11<br />
Aktion //<br />
Grund zu feiern!<br />
Wolfgang Niedecken ist BAP-Sänger, Songschreiber, bildender Künstler<br />
und seit März 60. Zu diesem Anlass erschien schon seine Autobiografie<br />
„Für ’ne Moment“, auch das 17. BAP-Album ist draußen,<br />
und eine ausführliche Deutschlandtournee wird folgen. Wie<br />
Niedecken feiern nämlich auch BAP 2011 ein Jubiläum: ihr 35-jähriges<br />
Bestehen. Ihre Erfolgsgeschichte verdanken die Kölner Rocker<br />
dem Festhalten an Rock’n’Roll-Idealen genauso wie der Bereitschaft zur<br />
steten Weiterentwicklung und Veränderung. „Halv su wild“ heißt das<br />
neue Album, der Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen Nr.-1-<br />
Albums „Radio Pandora“. Ab 28. Mai geht BAP dann mit den neuen<br />
Songs, Klassikern und Überraschungen auf Tour und bringt mit seinen<br />
Liedern den kölschen Dialekt unters Volk.<br />
kulturnews und Semmel Concerts verlosen 3 x 2 Tickets für die<br />
BAP-Tour. Einfach bis zum 25. Mai eine Mail mit dem Betreff „BAP“<br />
und der Tourstadt Ihrer Wahl an info@bunkverlag.de senden und<br />
gewinnen. Weitere Infos auf www.semmel.de und www.bap.de.<br />
Viel Glück!
26 live // Shows<br />
Aktion //<br />
Carolin Kebekus<br />
Wenn sie will, kann sie so richtig assi<br />
sein. Und meist will sie. Auf der Bühne<br />
sowieso, mit ihrem Programm „Pussy<br />
Terror“, aber auch auf Video. Denn<br />
Carolin Kebekus ist nicht nur die derzeit<br />
beste, weil angriffslustigste Kabarettistin<br />
im Land, sie produziert als Pussy Deluxe<br />
für Broken Comedy, ,den Internetableger<br />
von ProSieben, auch grandiose HipHop-<br />
Parodien wie „Mein Köln“ oder „Doreen“.<br />
Bevor hier aber ein völlig falscher Eindruck<br />
entsteht: Bei der Kebekus steht<br />
im Hintergrund als Ziel immer die Aufklärung.<br />
Genau deshalb sind manche<br />
Cirque du Soleil<br />
Alegria // 7. 9.–13. 11. // Oberhausen, Leipzig, Stuttgart, München, Berlin,<br />
Bremen, Köln, Frankfurt, Mannheim<br />
Glück, Freude und Begeisterung: Das<br />
verspricht „Alegria“ nicht nur, so heißt<br />
Alegria auch auf Deutsch. Der Cirquedu-Soleil-Klassiker<br />
kommt im Herbst für<br />
etwas mehr als zwei Monate nach<br />
Deutschland und Österreich. Mit dabei<br />
unter anderem: die Russian Bars, bei<br />
denen sich Akrobaten von Stangen zehn<br />
kulturnews 5/11<br />
der vermeintlichen HipHop-Parodien<br />
selbst schon wieder bitterernst geraten.<br />
Mit „Ghetto Kabarett“ kommt nun eine<br />
CD/DVD-Kombination auf den Markt,<br />
die alle gemeinsam mit Torsten Fraundorf<br />
produzierten Songs vereinigt.<br />
kulturnews verlost 5 DVDs von Carolin<br />
Kebekus’ „Ghetto Kabarett“. Einfach bis<br />
zum 27. Mai unsere Gewinnhotline<br />
0137-98 98 98 4 (0,50 Euro/Anruf)<br />
anrufen und mit etwas Glück eine geballte<br />
Ladung Kabarett gewinnen!<br />
Foto : Al Seib<br />
Meter hoch durch die Luft schleudern<br />
lassen. Mit dabei: die Performance<br />
„Power Track“, die neue Maßstäbe von<br />
synchroner Choreografie auf Trampolinen<br />
setzt. Das alles eingebunden in eine sensationelle<br />
Bühnenshow mit 55 Akteuren<br />
aus 17 Ländern, die insgesamt 400<br />
Kostüme pro Abend benötigen.<br />
Hamburger Kabarettfestival<br />
1.–21. 5. // St. Pauli Theater, Hamburg<br />
Es bringt Stammgäste nach Hamburg<br />
wie zum Beispiel Matthias Deutschmann,<br />
Axel Hacke oder Hagen Rether, es bringt<br />
aber auch frischen Wind ins eigene<br />
Genre, denn das Hamburger Kabarettfestival<br />
bietet in diesem Jahr u. a. auch<br />
dem ARD-Shootingstar und frisch gekürten<br />
Grimme-Preisträger Kurt Krömer<br />
eine Plattform. Und der macht alles, aber<br />
Serdar Somuncu<br />
bestimmt kein Kabarett, während bei<br />
Tobias Mann (Foto) das Genre nicht so<br />
genau zu definieren ist. Alte Kämpen wie<br />
die hessische Comedy-Combo Badesalz<br />
sind genauso präsent wie der Nachwuchs<br />
von „Jugend kulturell Förderpreis<br />
2010 Kabarett & Co“. Was für ein<br />
Name! Hoffentlich kommt der Nachwuchs<br />
mit diesem Handicap klar …<br />
Der Hassprediger hardcore live // 3. 5. 2011–17. 5. 2012 // München,<br />
Wiesbaden, Dresden, Potsdam, Leipzig, Witten, Hamm, Köln, Berlin, Bochum,<br />
Stuttgart, Darmstadt, Oberhausen<br />
Das 25-jährige Bühnenjubiläum ist<br />
rum, die Feier-DVD „Der Hassprediger<br />
hardcore live!“ auf dem Markt: Was also<br />
blieb dem türkischen Hassprediger<br />
Serdar Somuncu anderes übrig, als sein<br />
Programm auf den neuesten Hassstand<br />
zu bringen? Nichts. So kommt es, dass<br />
der Mann, der früher mit Schussweste<br />
um und Polizeischutz im Saal respektlos<br />
aus Hitlers „Mein Kampf“ las und in<br />
einem späteren Programm die jeweils<br />
aktuelle Bild-Zeitung zum Gesprächs-<br />
Foto: Wenke Mann<br />
stoff des Abends machte, der neben dem<br />
Prix Pantheon auch schon mit dem kulturnews-Award<br />
für bestes Entertainment<br />
ausgezeichnet wurde, nun mit einem<br />
Upgrade seines Programms unterwegs<br />
ist. Hier konfrontiert Somuncu sein<br />
Publikum unter anderem mit schockierenden<br />
Zitaten, die es dann zuzuordnen<br />
gilt. Und Somuncu beweist dabei immer<br />
wieder: Das Vorurteil lebt. Es lebt in uns<br />
allen.
Platte des Monats<br />
13&God<br />
Own your Ghosts<br />
INDIEPOP<br />
Indigo<br />
Weilheim ist ein Provinznest in Oberbayern,<br />
das für den Verlauf der Weltgeschichte<br />
so bedeutend ist wie Wackelpudding.<br />
Deutsche Indiefans können derzeit aber<br />
kein kreativeres Zentrum nennen. Grund<br />
dafür sind unter anderem die Besitzer des<br />
kleinen Labels Alien Transistor, Markus<br />
und Micha Acher, die von The Notwist bis<br />
Lali Puna und dem Tied & Tickled Trio eine<br />
ganze Reihe von Bandprojekten unterschiedlicher<br />
Musikrichtungen aus der Taufe<br />
gehoben und weithin bekannt gemacht<br />
haben. 2004 streckten die Achers mit der<br />
US-Rappercombo Themselves ihre Fühler<br />
sogar Richtung HipHop aus – mit so großem<br />
Erfolg, dass die Kollaboration unter<br />
dem Namen 13&God nun die zweite Platte<br />
vorlegt. Die elf Tracks sprechen die Achertypische,<br />
von akustischen Gitarren und<br />
Synthiebeats getragene softe Indiepopsprache<br />
und schlagen in nur moderatem<br />
Maße manchmal in HipHop um. Diese<br />
Mischung vertragen auch HipHop-ferne<br />
Notwist-Fans, die schon viel zu lange auf<br />
das nächste Album warten müssen. (mh)<br />
Young The Giant<br />
Young the Giant<br />
INDIEROCK<br />
Roadrunner<br />
Tja, das ist die Gitarrenplatte, welche die<br />
Fleet Foxes nicht gemacht haben, weil sie<br />
sich lieber vorm Startum wegduckten. Young The Giant aber, fünf frühreife und –<br />
vollendete Kalifornier von Anfang 20, trauen sich einfach mal alles zu. Wie Schalke<br />
damals in Mailand. Die Band um den hinreißend hymnischen Tenorsänger Sameer<br />
Gadhia ist melodiestark wie America, instrumental ausgefuchst wie Dave Matthews,<br />
emotional wie die Counting Crows – und wurde von Joe Chiccarelli mit jener rauschhaften<br />
Klarheit und Konsequenz produziert, welche ihrer jugendlichen Willenskraft<br />
bestens entspricht. Young The Giant haben sogar die Chuzpe, auf die übliche Akustikballade<br />
zu verzichten. So sind sie ein klarer Stadionact in spe; man sollte sie also<br />
entdecken, bevor sie enden wie U2. (mw)<br />
-Bewertung<br />
Alison Krauss & Union Station spielen sich auf<br />
„Paper Airplane“ (Universal) gewohnt brillant durch<br />
ein Spektrum zwischen Folk und Bluegrass. Der<br />
27. Grammy dürfte so gut wie sicher sein.<br />
Asaf Avidan & The Mojos<br />
Poor Boy/Lucky Man<br />
INDIEROCK<br />
Sony<br />
Music<br />
5//<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
4// 5//<br />
Sein Erstlingswerk „The Reckoning“ war<br />
schon ein fulminanter Erfolg. Was Diplomatensohn<br />
Asaf Avidan aber jetzt vorlegt,<br />
ist noch mal um Längen besser. Nun ist<br />
das gesamte Album sorgsam durcharrangiert,<br />
haben die einzelnen Songs einen<br />
dramaturgischen Aufbau, der weit über<br />
normale Kompositionen hinausgeht. Das<br />
Ergebnis: Zwar kommt der Israeli, der<br />
alles selbst textet und komponiert, von<br />
traditionsorientierten Stilen wie Folk, Rock<br />
und Blues, doch mit „Poor Boy/Lucky Man“<br />
lässt er manchmal schon an Genesis denken.<br />
Da mag man sich gar nicht länger<br />
an den manchmal kryptisch-poetischen<br />
Texten festhalten, sondern einfach nur der<br />
treibenden Kraft der Musik und Avidans<br />
Falsettgesang folgen. Bis man über eine<br />
Schlusszeile ins Stolpern gerät und aufwacht:<br />
„I said baby I love you – she said<br />
no babe, you’re just afraid.“ Schöne<br />
Antwort. (jw)<br />
... und außerdem<br />
Noch mehr Geschichten, Interviews<br />
und Porträts online unter<br />
www.kulturnews.de<br />
Blackmail<br />
Anima now!<br />
Pop, Rock + Dance // platten 59<br />
INDIEROCK<br />
Beim ersten Hinhören stutzt man kurz:<br />
Diese Stimme klingt doch … genau! Nee,<br />
doch nicht. Aber man muss den Indierockern<br />
von Blackmail lassen, dass sie<br />
sich mit Mathias Reetz einen neuen Sänger<br />
gesucht haben, der zumindest von der<br />
Stimmfarbe her den von dannen gezogenen<br />
Aydo Abay ersetzen kann. Das Songwriting<br />
liegt weiterhin in den bewährten<br />
Händen von Gitarrist Kurt Ebelhäuser, und<br />
so verwundert es auch nicht, dass sich<br />
dieses erste Album nach dem Weggang<br />
Abays gar nicht so sehr von den bisherigen<br />
Blackmail-Platten abhebt. Weiterhin gibt<br />
es abwechslungsreichen Indierock auf die<br />
Ohren, an einigen Stellen vielleicht etwas<br />
zu dramatisch, manchmal schlicht grandios.<br />
Und nur ganz selten fehlt dieses unaufdringliche,<br />
tragende Element, das<br />
Abays Stimme in all der Zeit war. Dennoch:<br />
Chapeau, Übergang nahtlos geschafft. (es)<br />
Booker T. Jones<br />
The Road from Memphis<br />
FUNKSOUL<br />
Indigo<br />
Booker T. Jones klang auf seinem 2009er-<br />
Album „Potato Hole“ eher nach Jamrock<br />
à la Gov’t Mule als nach dem fluffigen<br />
Groove der frühen Jahre. Der mittlerweile<br />
76-jährige Hammondfex setzte auf energische<br />
E-Gitarren, ein festes Trommelfundament<br />
und Neil Young als Gast. „The Road<br />
from Memphis“ hat nun ein stärkeres<br />
Soul- und Funkflair. Neben der alles überstrahlenden<br />
Hammond dominieren<br />
Dennis Coffeys kurze Gitarrenlicks und<br />
eine Perkussion, die es schafft, zugleich<br />
groovig und vertrackt zu wirken. Erneut<br />
hat Jones Gäste eingeladen, darunter mit<br />
Yim Yames (My Morning Jacket) oder<br />
Matt Berninger (The National) auch welche,<br />
die seine ungebrochene Modernität<br />
bescheinigen sollen. Wäre gar nicht nötig<br />
gewesen: Dieser hintergründig köchelnde<br />
Mix aus Orgel und Rhythmusgruppe klingt<br />
so zeitlos wie eh und je, gerade wegen<br />
seiner Retropatina. Jones war halt noch<br />
nie uncool – und wird es nie sein. (mw)<br />
Connan Mockasin<br />
Forever Dolphin Love<br />
INDIEPOP<br />
Soulfood 4// Alive 5//<br />
Immer mal wieder taucht Musik auf, die<br />
irgendwie das Label „weird“ verdient hat.<br />
Die Menschen dahinter wirken oftmals<br />
schlaksig, introvertiert und ein wenig<br />
schräg – siehe Devendra Banhart oder<br />
Ariel Pink. Und Connan Mockasin. Gibt<br />
man „Forever Dolphin Love“ keine faire<br />
Chance, übersteht man womöglich nicht<br />
einmal das klingelnd-knarzend-fiepende<br />
Intro des epischen Titelstücks. Hat man<br />
sich aber durch diverse Soundschichten<br />
gearbeitet, fügen sich alle Teile zusammen.<br />
Wie bei einem Quilt ergibt sich hier<br />
abseits von Songklischees ein vielschichtiger<br />
Klangteppich aus Sequenzern, Synthesizern<br />
und Perkussion, der mal auf<br />
Dissonanz und mal aufs Einlullen setzt.<br />
Bei mehrmaligem Hören erschließt sich<br />
ein Mikrokosmos aus halb- bis zehnminütigen<br />
Songs, in dem die Liebe zum Detail<br />
regiert. Und zur Weirdness. (lan)<br />
Crystal Stilts<br />
In Love with Oblivion<br />
NOISEPOP<br />
5// Cargo 3//<br />
Ihr Debüt „Alight of Night“ war nicht nur<br />
ein Kritikerliebling, die Truppe aus Brooklyn<br />
erspielte sich mit ihrer Hommage an den<br />
Dreampop der 80er und die psychedelischen<br />
Klänge der 60er auch eine eingeschworene<br />
Fangemeinschaft. Auf Album<br />
Nrummer zwei folgt das Quintett weiterhin<br />
den Fußstapfen von Bands wie The<br />
Jesus And Mary Chain. Verzerrte Gitarren,<br />
verwuschelte Soundwände, Schepper–<br />
perkussion und monotoner Gesang aus<br />
dem Hintergrund – alles noch da. Wie der<br />
Vorgänger liefert auch dieses Album eine<br />
perfekte Reminiszenz an die<br />
Vergangenheit, bleibt aber leider immer<br />
noch zu emotionsarm. Falls die Crystal<br />
Stilts Gefühle oder Anliegen haben, dringen<br />
sie nicht durch die Soundschichten.<br />
Bestens zum Verlieren in atmosphärischen<br />
Klängen – aber kicken tut das<br />
immer noch nicht wirklich. (kat)<br />
kulturnews 5/11
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60 platten // Pop, Rock + Dance<br />
Daily Bread<br />
Well you’re not invited<br />
INDIEROCK<br />
H’Art<br />
Das Trio aus dem holländischen Friesland<br />
macht Musik für Clubs. Für solche, wo<br />
man noch rauchen darf und wo sich ein<br />
gemischtes, aber durchweg rockaffines<br />
Publikum tummelt. Effektverzerrte Gitar–<br />
ren formulieren die Agenda des Abends.<br />
Sie lautet: den Frust des Tages abschütteln<br />
und die Tanzfläche bis zur Erschöpfung<br />
beackern. Denn tanzbar sind all ihre Songs<br />
– sowie kurz, schnell und voll roher Energie.<br />
Doch nicht nur aus diesem Grund<br />
sind sie besser für die Piste als für daheim<br />
geeignet. Denn in Abwesenheit von Bier<br />
und Gesellschaft wird schnell klar, wie<br />
simpel gestrickt die Musik von Daily Bread<br />
ist. Versatzstücke elektronischer Indie- und<br />
Retrogaragensounds wiederholen unablässig,<br />
Überraschungsmomente fehlen. Puristen<br />
werden es mögen, Detailverliebte eher<br />
nicht. Eins aber eint sie: Sie können gemeinsam<br />
dazu tanzen. (lan)<br />
Explosions In The Sky<br />
Take Care, take Care, take Care<br />
POSTROCK<br />
Universal<br />
Wenn Godspeed You! Black Emperor der<br />
Alfred Döblin des Postrock sind – mit verwobenen<br />
Erzählsträngen, unterschwelliger<br />
Gesellschaftskritik und voller erhabenem<br />
Weltschmerz –, dann sind Explosions In<br />
The Sky sein Herrmann Hesse. Die Gitarren<br />
der vier Texaner erzählen einfache<br />
Geschichten in simplen Strukturen, schichten<br />
sie geschickt und geben ihnen die<br />
Qualität einer Selbstsuche, die besonders<br />
jüngere Freunde des instrumentalen Experimentalrocks<br />
anspricht. Auf „Take Care<br />
…“ ist das genauso wie bei den vier Vorgängern,<br />
selbst wenn diesmal einige Sam–<br />
ples unter die vielminütigen Laut-Leise-<br />
Epen gemischt sind oder kollektives<br />
Jappsen im Brecher „Trembling Hands“<br />
als erster Gesang im Bandkatalog durchgehen<br />
soll. Zugegeben, diese Geschichten<br />
sind nicht so spannend wie die der<br />
Vorgänger und bisweilen zu vorhersehbar<br />
– aber schön erzählt sind sie auch dieses<br />
Mal. (ms)<br />
kulturnews 5/11<br />
3//<br />
4//<br />
finn.<br />
I wish I was someone else<br />
INDIEFOLK<br />
Indigo<br />
Seit nunmehr zehn Jahren veröffentlicht<br />
der Hamburger Singer/Songwriter Patrick<br />
Zimmer als finn. seine fragilen Kompositionen.<br />
Was im Wohnzimmer mit Akustikgitarre,<br />
Synthiestreichern und Pluckerbeats<br />
begann, gipfelte 2008 in einem<br />
bombastischen Konzeptalbum mit Orchester.<br />
Jetzt hat sich das Projekt erschöpft,<br />
Zimmer hat alles gesagt, was er als finn.<br />
zu sagen hat. Fast alles, denn als letzter<br />
Akt folgt ein Album mit 13 Covers. Die<br />
Auswahl der Songs mag auf den ersten<br />
Blick abwegig erscheinen, doch spiegelt<br />
sie gerade die Leistung seiner Interpretationen<br />
wider, weil es ihm stets gelingt,<br />
bisher versteckte Aspekte der Vorlagen zu<br />
akzentuieren. Indem er bei Bob Marleys<br />
„I shot the Sheriff“ die Aufmerksamkeit<br />
auf den Text lenkt, legt er aktuelle politische<br />
Bezüge frei. „Private Dancer“ von<br />
Tina Turner rehabilitiert er nicht nur, durch<br />
Textzeilen wie „I want a husband and<br />
some children, yeah, I guess I want a family“<br />
wird das Lied zum doppelbödigen<br />
Spiel mit traditionellen Geschlechterrollen.<br />
Und als Höhepunkt gibt es „Crying in the<br />
Rain“ im Duett, bei dem sich Zimmers<br />
Falsett an die tiefe Stimme von Tocotronic-<br />
Sänger Dirk von Lowtzow schmiegt. Doch<br />
„I wish …“ ist nicht nur Selbstauslöschung,<br />
sondern auch Übergangsalbum. Zimmers<br />
Covers lassen ahnen, wie er jenseits des<br />
Pseudonyms weitermachen will. Es verspricht<br />
ein großartiger Neubeginn zu werden.<br />
(cs)<br />
Gabby Young & Other Animals<br />
We’re all in this together<br />
ARTPOP<br />
Cargo<br />
5//<br />
4//<br />
Auf dem Albumcover ist Sängerin Gabby<br />
Young mit allerlei Krimskrams zu sehen –<br />
vom Minikronleuchter bis zur Teetasse in<br />
den hochgesteckten Haaren. Schon da<br />
steht fest: Ein einziger Genrebegriff wird<br />
nicht reichen, um die Musik der achtköpfigen<br />
Combo treffsicher zu definieren. Folk,<br />
Jazz, Balkanklänge, Pop – die Briten nehmen<br />
sich von allem ein bisschen. Mal
lassen sie Trommeln wummern und Trompeten<br />
krächzen wie im Zirkus, dann ziehen<br />
sie aus dem Zelt in den Jazzkeller,<br />
um gleich darauf den nächsten Irish Pub<br />
zu stürmen und der Folkband die Instrumente<br />
abzuluchsen. So steckt in Gabby<br />
Young & Other Animals auch ein Hauch<br />
Beirut und eine Spur Marina & The Diamonds,<br />
doch Verwechslungsgefahr besteht<br />
nicht. Hauptgrund dafür ist Youngs Stimme,<br />
welche die 26-Jährige in Balladen<br />
wie „Too young to die“ zart und in „Two<br />
by two“ schon beinahe operesk ausspielen<br />
kann. Auf Dauer ist der Genremix anstrengend,<br />
doch einzelne Songs wie das<br />
wunderbare „We’re all in this together“<br />
will man nach dieser bunten Parade nicht<br />
mehr missen. (mh)<br />
Geoff Berner<br />
Victory Party<br />
Pop, Rock + Dance // platten 61<br />
KLEZMER<br />
Broken<br />
Silence<br />
Der Whiskeyrabbi aus Vancouver feiert<br />
eine wilde Party, neben der konventionelle<br />
Klezmermusik harmlos wirkt. Aufgenommen<br />
wurden musikalische Anregungen<br />
aus Jazz, Country und Klassik. Berner ist<br />
ein Meister des Ostfolks; er kann vokal<br />
hochbeweglich rezitieren, zu beißenden<br />
Rhythmen engagierte Texte brüllen und<br />
daneben sehnsuchts- und stimmungsvolle<br />
Balladen gestalten. Begleitet wird er von<br />
einem vielseitigen Kammervokal- und<br />
Instrumentalensemble, das Geigenzauberschmelz<br />
wie Schlagzeugknaller ebenso<br />
fabelhaft wie passend fabriziert. (jn)<br />
Hauschka<br />
Salon des Amateurs<br />
AVANTGARDE-<br />
POP<br />
Rough<br />
Trade<br />
5//<br />
5//<br />
Hauschka alias Volker Bertelmann begibt<br />
sich mit seinem präparierten Klavier diesmal<br />
auf den Dancefloor. Unter dem Diktat<br />
der Tanzfläche hat er zusätzliche Rhythmusspezialisten<br />
engagiert: Joey Burns (Cello,<br />
Mandoline, Harmonika) und John Convertino<br />
(Schlagzeug) von Calexico, Drummer<br />
Samuli Kosminen von Múm und Bernhard<br />
Völz (Posaune); ein Sinusbass kommt<br />
vom Computer. Und – man höre und<br />
staune – im Titel „Girls“ sorgt die Supergeigerin<br />
Hilary Hahn für perkussive Saitenspiele,<br />
ohne das Ambiente durch Virtuosität<br />
zu sprengen. So entstehen komplexe,<br />
tanzbare und kunstvolle Minimalstruktu–<br />
ren. Sie sind in einer raffinierten Verbindung<br />
von Kunst und Unterhaltung für den<br />
titelgebenden Club der Düsseldorfer Kunsthalle<br />
gedacht. Dort verbringt das Album<br />
vom Konzept her eine durchtanzte Nacht<br />
und verblüfft vital mit groovig eingesetzter<br />
Alufolie, mit Bierdeckel, Vibrator und anderen<br />
Dingen, die man normalerweise<br />
einem Klavier nicht zumutet. (jn)<br />
Holy Ghost!<br />
Holy Ghost!<br />
ELEKTROPOP<br />
Universal<br />
Was für ein Anlauf: Seit vier Jahren veröffentlichen<br />
Holy Ghost! großartige Singles<br />
und hauen Remixe für MGMT, Cut Copy<br />
oder Phoenix raus. Nicht gerade zufällig<br />
hängt LCD-Soundsystem-Chef und DFA-<br />
Labelmacher James Murphy bereits seit<br />
Jahren mit Alex Frankel und Nick Millhiser<br />
ab. Jetzt endlich kommt das Debüt des<br />
New Yorker Duos, und wie erwartet ist es<br />
ein Meilenstein des Dancefloor. Ihr tanzbarer<br />
Elektropop verarbeitet funkigen R’n’B,<br />
Disco und elektronischen New Wave à la<br />
New Order. Wenn sie dabei vor allem nach<br />
den 80ern klingen, dann lediglich wegen<br />
ihrer Leidenschaft für antiquierte Synthies<br />
und nicht etwa, weil sie mit angestaubten<br />
Kompositionen einen überstrapazierten<br />
Retrotrend bedienen. Neben etablierten<br />
Hits wie „Hold on“ oder „Do it again“ stehen<br />
zukünfige Klassiker wie „Jam for Jerry“<br />
oder „It’s not over“. Und abgerundet wird<br />
das wohl wichtigste Clubalbum des Jahres<br />
durch eine Gästeliste, auf der neben aktuellen<br />
Szenehelden wie Chris Glover alias<br />
Penguin Prison auch Legenden à la<br />
Michael McDonald stehen. (cs)<br />
Miles Kane<br />
Colour of the Trap<br />
INDIEPOP<br />
Sony<br />
Music<br />
5//<br />
4//<br />
An der Seite von Arctic-Monkeys-Sänger<br />
Alex Turner übte Miles Kane 2008 bei<br />
kulturnews 5/11<br />
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62 platten // Pop, Rock + Dance<br />
The Last Shaddow Puppets die ganz großen<br />
Gesten und eiferte den Meistern des<br />
Orchesterpops nach. Damals war Kane<br />
noch hauptberuflich Sänger und Gitarrist<br />
der Indierockband The Rascals. Die waren<br />
zwar ganz okay, doch nach dem ruhmreichen<br />
Nebenprojekt nicht mehr standes–<br />
gemäß, und so verkündete er 2010 die<br />
Auflösung, um sich einer Solokarriere zu<br />
widmen. Jetzt liegt das Debüt vor, und<br />
wie erwartet ist die Gästeliste imposant:<br />
Dan Carey (Franz Ferdinand, Hot Chip)<br />
und Dan The Automator (Gorillaz) haben<br />
produziert, natürlich ist Alex Turner bei einem<br />
Duett vertreten, Ex-Oasis Noel Galla–<br />
gher veredelt den Song „My Fantasy“,<br />
auch Super-Furry-Animal-Sänger Gruff<br />
Rhys und Eugene McGuinness leihen<br />
Kane ihre Stimme. Dabei hätte sein un–<br />
glaublich eingängiger Grenzgang zwischen<br />
Glam und Britpop das Promiaufgebot gar<br />
nicht nötig gehabt. Den diesjährigen Sommerhit<br />
wuppt Kane mit „Rearrange“ nämlich<br />
ganz allein. (cs)<br />
Gorillaz veröffentlichen ein musikalisches Tourtagebuch<br />
– wobei „The Fall“ (Capitol) eigentlich ein<br />
Soloalbum von Damon Albarn ist, das er mit<br />
seinem iPad aufgenommen hat – 15 sehr experimentelle<br />
und technoide Kompositionen.<br />
DAS DEBÜTALBUM<br />
»JUWEL«<br />
AB 15. APRIL<br />
Nick Howard<br />
When the Lights go up<br />
FOLKPOP<br />
Warner<br />
Nick Howard wird den weltweiten Charts<br />
mehr als nur einen Besuch abstatten.<br />
Nachdem seine lebensfrohen Popsongs<br />
bereits diverse US-Serien und Werbespots<br />
untermalt haben, erscheint diese Prog–<br />
nose allerdings nur wenig riskant. Hinzu<br />
kommt der Umstand, dass der Sänger<br />
aus Brighton mit ungebremster Leichtigkeit<br />
über Ohrwurmrefrains tänzelt („When<br />
the Lights go up“) und sogar emotionsschwangeren<br />
Nummern („Falling for you“)<br />
vokal Lebenslust einimpft. Vielleicht hat<br />
Papa Pop es ein wenig zu gut gemeint,<br />
als er Ecken und Kanten abschliff und die<br />
4/4-Taktokratie einführte. Was bleibt, ist<br />
jedenfalls weit entfernt von Eigenwilligkeit<br />
– zwingt aber jeden zum Mitsummen, der<br />
nicht bei drei auf den Bäumen ist. (lan)<br />
Okkervil River<br />
I am very far<br />
FOLKROCK<br />
4// Cargo 3//<br />
Will Sheff, der Kopf von Okkervil River,<br />
genügt als Sänger längst nicht mehr nur<br />
Indieansprüchen, auch sein Songwriting<br />
weist ihn mehr und mehr als Virtuosen<br />
aus, und auf der Bühne kann er inzwischen<br />
sogar auf Bonuspunkte für verhuschten<br />
Charme verzichten. Beim sechsten Album<br />
seiner Folkrockband legt er noch Bombast<br />
und Perfektionismus obendrauf: Die Single<br />
„Wake and be fine“ wurde mit sieben Gitarristen,<br />
zwei Schlagzeugern, zwei Pianisten<br />
und zwei Bassisten eingespielt. Für „Hanging<br />
from a Hit“ haben sie nicht nur Chorund<br />
Orchesterelemente aufgenommen,<br />
sondern auch Aktenschränke, die quer<br />
durch den Raum geworfen werden. Und<br />
es gab Marathonsessions, in denen zwölf<br />
Stunden lang ein einziger Song gespielt<br />
wurde. So vielseitig, so opulent, so nah am<br />
Alternative-Grammy haben Okkervil River<br />
noch nie geklungen – und trotzdem vermisst<br />
man schmerzlich, was sie einst ausge-<br />
zeichnet hat. Vielleicht liegt es am Zerfall<br />
der Kernband. Nachdem sich Jonathan<br />
Meiburg nur noch um seine Hauptband<br />
Shearwater kümmert, haben jetzt auch der<br />
Trompeter und der Drummer die Band<br />
verlassen. Vielleicht fehlen aber auch einfach<br />
der brüchige Gesang, die Patzer und<br />
die limitierten Möglichkeiten. Aber dafür<br />
ist Will Sheff inzwischen einfach zu gut. (cs)<br />
Smith Westerns<br />
Dye it Blonde<br />
INDIEROCK<br />
Indigo<br />
4//<br />
Was klingt wie eine neue Zigarettenmarke,<br />
ist in Wirklichkeit: eine bereits vier<br />
Jahre alte Rockband, die man bis jetzt<br />
nicht zwingend, nun aber unbedingt einmal<br />
gehört haben sollte. Denn die Prämissen<br />
des titellosen Debüts gelten beim Nachfolger<br />
nicht länger. Wo die drei Jungs aus<br />
Chicago früher auf Lo-Fi setzten, kommen<br />
sie auf „Dye it Blonde“ schillernd, beinahe<br />
glamrockig daher. Die Beats sind zurückhaltender,<br />
die Melodien fetter arrangiert;<br />
INKL.DER SINGLES<br />
»WOVON SOLLEN WIR TRÄUMEN«<br />
ERHÄLTLICH AB 01. APRIL<br />
& »ZEIG MIR, WIE DU TANZT«<br />
MEHR INFOS, DATEN & MERCH UNTER WWW.FRIDAGOLD.COM
die Smith Westerns trauen sich mehr große<br />
Gesten zu. In der Gunst hipper Indiekids<br />
könnten sie ob des fehlenden Garagenrockcharmes<br />
im 80er-Style sinken, allerdings<br />
wäre das regelrecht fatal: Mit Songs<br />
wie „All die young“ und „Weekend“ entwickeln<br />
sie eine interessante eigene Vision<br />
davon, wie Rock ihrer Meinung nach klingen<br />
sollte. Und das ist mehr wert als ein<br />
bisschen Lo-Fi. (mh)<br />
Synje Norland<br />
To the other Side<br />
SOFTPOP<br />
Alive<br />
3//<br />
Synje Norland hat schon viele Hits geschrieben.<br />
Dass die meisten Musikliebhaber<br />
trotzdem noch nichts von der norddeutschen<br />
Songwriterin gehört haben,<br />
dürfte daran liegen, dass Synje ihre größten<br />
Erfolge mit Soundtrackbeiträgen feierte.<br />
Die Telenovela „Rote Rosen“, die Kinofilme<br />
„7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“<br />
und „Liebe Mauer“, der ZDF-Zwei–<br />
teiler „Das Geheimnis der Wale“: Das sind<br />
nicht zwangsläufig Aushängeschilder für<br />
musikalische Qualität. Schlecht macht die<br />
nahe Niebüll geborene Norland ihren Job<br />
trotzdem nicht, schreibt sanfte, folkinspirierte<br />
Popstücke. Eine gewisse Harmlosigkeit<br />
muss man schon mögen, um sich<br />
hier fallenzulassen. Dann aber kann man<br />
die melodischen kleinen Songs uneingeschränkt<br />
als Wohlfühlmusik genießen. (kab)<br />
Tania Saedi<br />
Exhale<br />
TRIPHOP<br />
Rough<br />
Trade<br />
Chillout, Techno, Triphop, Beats und Balladen,<br />
alles auf einem Album. Also wieder<br />
so eine, die von Genre zu Genre springt,<br />
um ihre Vielseitigkeit unter Beweis zu<br />
stellen, im Endeffekt aber kein durchgängiges<br />
Hörerlebnis möglich macht? Weit<br />
gefehlt: Was Tania Saedi, Wienerin mit<br />
persischen Wurzeln, da mit ihrem Produzenten<br />
Markus Kienzl von den Sofa Surfers<br />
vorgelegt hat, ist in dieser Hinsicht<br />
einzigartig: Balkantrompeten und arabi-<br />
KATE BUSH<br />
DIRECTOR’S CUT<br />
NEUES ALBUM<br />
AB 13. MAI IM HANDEL<br />
CD/COLLECTOR‘S EDITION 3 CD SET/DOPPEL VINYL/DOWNLOAD<br />
4//<br />
Pop, Rock + Dance // platten 63<br />
sche Klänge verfließen hier mit Beats,<br />
zarter E-Gitarre und ausdruckstarkem Gesang,<br />
als hätte all das niemals separat<br />
existiert. Düstere Nummern mit Industrialcharme<br />
wie „Someone I’m not“ stehen<br />
gleichberechtigt neben Wummerbeats<br />
(„Beauty“) oder Balladen („You speak of<br />
Love“). So natürlich und aus einem Guss<br />
klingt Eklektizismus selten – und schon<br />
gar nicht auf einem Debüt. (kat)<br />
The Airborne Toxic Event<br />
All at once<br />
INDIEROCK<br />
Universal<br />
4//<br />
2009 fetzten The Airborne Toxic Event<br />
aus Los Angeles uns ihr Debütalbum hin,<br />
und alle dachten: Diese Band wird groß,<br />
und zwar bald. Die Platte war famos, zündete<br />
aber trotzdem nicht so richtig. Umso<br />
mehr will das Quintett es jetzt wissen. Mit<br />
dichtgestricktem Gitarrensound zwischen<br />
Bowie, U2, Starsailor, mit pumpendem<br />
Postwavebeat und dem Furor des Indierock<br />
versuchen sie nun den Sprung ins<br />
Glück, mit aller Gewalt. Paradigmatisch<br />
dafür die Hymne „Hail of something else“:<br />
Sie schaut so schmachtend und euphorisiert<br />
gen Himmel, als säße die Band bereits<br />
dort, wo sie unbedingt hin will: auf<br />
Erfolgswolke sieben. „All at once“ hat ja<br />
auch eigentlich alles, was ein erfolgreiches<br />
Rockalbum ausmacht: große Melodien,<br />
wild entschlossene Musiker, einen Sound,<br />
der dich plattmacht und gleichzeitig zum<br />
Schweben bringt, und sogar eine Teufelsgeige<br />
in „All I ever wanted“. Jetzt muss<br />
das alles nur noch amtlich explodieren.<br />
Mal schauen. (mw)<br />
The Head And The Heart<br />
The Head And The Heart<br />
FOLKPOP<br />
Universal<br />
4//<br />
Derzeit gibt es kein Entkommen vor Indiebands<br />
mit Folk- und Americanatouch. Doch<br />
allzu oft werden vermeintlich exotische Instrumente<br />
wie Cello, Glockenspiel und Geige<br />
dazu missbraucht, Einfallslosigkeit beim<br />
Songwriting zu kaschieren. Ganz anders ist<br />
SINGLE „DEEPER UNDERSTANDING“ DOWNLOAD OUT NOW<br />
HÖRPROBEN UND MEHR INFORMATIONEN AUF WWW.KATEBUSH.COM IM VERTRIEB VON
64 platten // Pop, Rock + Dance<br />
das bei The Head And The Heart: Das Sextett<br />
aus Seattle präsentiert auf seinem Debüt<br />
ausschließlich Hits, die auch mal ganz<br />
überraschend die Richtung ändern, ohne<br />
an Eingängigkeit einzubüßen. Eben noch<br />
verführt der harmonieverliebte, mehrstimmige<br />
Gesang zum euphorischen Mitsingen,<br />
schon träumt man sich ans Lagerfeuer,<br />
weil sie einen Song auf die Akustikgitarre<br />
reduzieren. Wer Szenelieblingen wie Mumford<br />
& Sons oder den Fleet Foxes verfallen<br />
ist, wird von The Head And The Heart<br />
ganz sicher nicht enttäuscht werden. (cs)<br />
The Sea And Cake<br />
The Moonlight Butterfly<br />
POSTROCK<br />
Rough<br />
Trade<br />
2//<br />
Als Mitbegründer der Chicagoer Postrockszene<br />
geben sich The Sea And Cake kaum<br />
noch zu erkennen. Flirrend und sonnig ist<br />
das Quartett auf „The Moonlight Butterfly“<br />
nämlich zugange, was positiv formuliert<br />
nach Tag am Strand klingt. Die zarte Phrasierung<br />
und das delikate Jamming von<br />
Sam Prekop, etwa in „Monday“, biedern<br />
sich allerdings derart an, dass selbst ein<br />
kalifornischer Radiosender sie wegen akuter<br />
Seichtheit aus dem Programm nähme.<br />
Die durch und durch ähnlich klingenden<br />
Songs fallen klar unter Easy Listening,<br />
sind also ziemlich egal. Und für ambitionierte<br />
Musik ist das wohl der schlimmste<br />
Eindruck, den sie hinterlassen kann. (ms)<br />
The Wombats<br />
This Modern Glitch<br />
INDIEPOP<br />
Warner<br />
4//<br />
Sie befeuern das Klischee vom verflixten<br />
zweiten Album: Nach dem großen Erfolg<br />
ihres Debüts „A Guide to Love, Loss and<br />
Desperation“ wollte den Wombats der<br />
Nachfolger einfach nicht von der Hand<br />
gehen. Weil sich eigene Hits wie „Kill the<br />
Director“ und „Let’s dance to Joy Division“<br />
übermächtig vor ihnen auftürmten, verlegte<br />
sich das Liverpooler Trio auf Verweigerung<br />
und Trotz: Mal schrieben sie ausschließlich<br />
brachiale Rocksongs, mal verlegten<br />
sie sich auf Techno. Natürlich schickte sie<br />
die Plattenfirma immer wieder zurück ins<br />
Studio, bis sie irgendwann einfach die bewährte<br />
Erfolgsformel wiederholten. Dass<br />
die simplen, aber auch überaus eingängigen<br />
Indiepophymnen von „This modern Glitch“<br />
nicht einfach nur ein billiger Abklatsch<br />
sind, verdanken sie ausgerechnet der Trotzphase.<br />
Aus „Walking Disasters“ kann man<br />
etwa den Grungerocker noch raushören,<br />
bei „Techno Fan“ haben sie die innovativen<br />
Einsprengsel gleich zum Titel gemacht,<br />
und das völlig durchgeknallte „Schumacher<br />
the Champagne“ ist ein Gemenge aus<br />
so ziemlich jeden Genre, das sie angetestet<br />
haben. Die Indiekids werden das lieben –<br />
was ein drittes Album für die Wombats<br />
aber nicht gerade einfacher macht. (cs)<br />
Tiemo Hauer<br />
Losgelassen<br />
DEUTSCHPOP<br />
Soulfood<br />
3//<br />
Wer Philipp Poisel mag, sich aber immer<br />
fragt, warum diese kleinen Songs eigent-<br />
lich so fantastisch sind, sollte Tiemo Hauer<br />
hören. Der hat nämlich eine weitaus beeindruckendere<br />
Stimme, ähnliche Arrangements<br />
– und reicht trotzdem bei weitem<br />
nicht an Poisel heran. Wo Poisel den Dreh<br />
ins Charmante, Poetische hinbekommt,<br />
biegt Hauer in Richtung großen, aber auch<br />
langweiligen Deutschpop ab. Das Thema<br />
ist fast immer Liebe, die Texte sind ehrlich,<br />
aber nicht tiefgreifend. „Losgelassen“ ist<br />
kein Debüt, das einen umhaut, aber:<br />
Tiemo hat Talent, die raue Stimme hat<br />
das Potenzial, Gänsehaut zu verursachen.<br />
Und er ist erst 21. (kab)<br />
Wild Beasts<br />
Smother<br />
ALTERNATIVE<br />
POP<br />
Indigo<br />
5//<br />
„Erotic downbeat“: Vermutlich wurde die<br />
Genrebezeichnung schon mal als Notbehelf<br />
bemüht, doch mit dem dritten Album<br />
der Wild Beasts ist das Genre nicht nur<br />
etabliert, es bekommt auch sein Meisterwerk.<br />
Das britische Quartett führt einen
Seitenstrang des für den Mercury-Preis<br />
nominierten Vorgängers „Two Dancers“<br />
konsequent weiter, nimmt die Gitarren zugunsten<br />
von geschichteter Elektronik zurück<br />
und fährt auch das Tempo so weit<br />
runter, dass an die Tanzfläche nur noch<br />
selten zu denken ist. Das mag auf dem<br />
ersten Hördurchgang enttäuschen, weil<br />
Hits à la „Hooting & Howling“ fehlen. Doch<br />
der Blick ist anfangs nur verstellt, weil<br />
Hayden Thorpes Falsettgesang im neuen<br />
Gewand ganz nah an uns heranrückt und<br />
die verschachtelten Arrangements eine<br />
intensivere Beschäftigung brauchen, bis<br />
sie ihre schummrige Atmosphäre voll entfalten.<br />
Nicht zuletzt sind es auch die<br />
assoziationsreichen Texte über Begierden<br />
und verpasste Chancen, die umso nachhaltiger<br />
an dieses Album binden. Nach<br />
und nach verwandeln sich Songs wie<br />
„Lion’s share“ oder die elegische Single<br />
„Albatross“ in Ohrwürmer, die mehr als<br />
nur eine Nominierung für den Mercury-<br />
Preis verdient haben. (cs)<br />
Bootsy Collins verschmilzt auf „Tha Funk Capital of<br />
the World“ (Rough Trade) Funk, HipHop, Blues und<br />
Prince-Pop auf perfekte Weise – garniert mit<br />
beziehungsreichen Samples von Jimi Hendrix oder<br />
seinem alten Mentor James Brown.<br />
Archiv + Repertoire<br />
Young Legionnaire<br />
Crisis Work<br />
HARDCORE<br />
Universal<br />
5//<br />
Für Bands wie Young Legionnaire wurde<br />
das Wort Gitarrenrock erfunden. Aber keine<br />
Sorge: Mit selbstverliebtem Gezupfe<br />
oder Geschrubbe à la Santana oder Jimi<br />
Hendrix hat der Sound der Briten nichts<br />
zu tun. Doch die drei Jungs lieben ihre<br />
Saiteninstrumente ganz offensichtlich, sie<br />
spielen leidenschaftlich mit Effekten, reizen<br />
die Möglichkeiten von Bass und Gitarre<br />
aus bis ins Letzte und schichten wuchtige<br />
Klangwelten auf, um sie gleich darauf<br />
mit einem einzigen Ton wieder aufzulösen.<br />
Das Rezept: eine Prise Progrock, ein Quäntchen<br />
Punk, eine große Portion Posthardcore<br />
und als Kirsche obendrauf die großartige<br />
Stimme von Sänger Paul Mullen,<br />
die je nach Song direkt in Mark oder Herz<br />
geht. Ein bisschen retro klingt das Ganze,<br />
doch gleichzeitig äußerst aktuell. Und eigentlich<br />
wäre es schon nach dem ersten<br />
Pop, Rock + Dance // platten 65<br />
Track gar nicht mehr nötig, das zu sagen –<br />
dennoch, der Form halber: Gründungsmitglied<br />
Gordon Moakes zupfte zuvor den<br />
Bass bei Bloc Party. Jetzt aber schnell<br />
lauter drehen, es lohnt sich! (es)<br />
Emmylou Harris<br />
Original Album Series<br />
COUNTRY<br />
Warner<br />
5//<br />
Wenn sich ein neuer Schub von „Original<br />
Album Series“-Boxen ankündigt, neigt<br />
man als nach Effizienz strebender Archivar<br />
schon mal zu zittriger Vorfreude. Vor allem,<br />
wenn eine dieser Boxen die fünf ersten<br />
Platten von Emmylou Harris enthält. Mit<br />
„Pieces of the Sky“ und dem Nr.-1-Album<br />
„Elite Hotel“ gelang der Sängerin aus Alabama<br />
1975 ein fulminanter Einstieg ins<br />
Countrybusiness. Geprägt vom Leben und<br />
Sterben ihres Mentors Gram Parsons geriet<br />
Harris nie ins seichte Fahrwasser des Gute-<br />
Laune-Country. Auch auf den Folgealben<br />
„Luxury Liner“ (1977), „Quarter Moon in<br />
a ten Cent Town“ (1978) und „Blue Ken-<br />
tucky Girl“ (1979) gelang es ihr trotz vokaler<br />
und melodischer Eingängigkeit, den<br />
Songs Tiefe und Tragik einzuweben – auch<br />
dank sorgfältiger Auswahl von Coversongs<br />
wie Townes Van Zandts „Pancho & Lefty“.<br />
Die Box enthält alle fünf Alben in gutem<br />
Remastering, natürlich ohne Bonustracks,<br />
sonst wäre der Serientitel ja gelogen – eine<br />
perfekte Ergänzung und Fundierung zu<br />
ihrem aktuellen Studioalbum „Hard Bargain“.<br />
Außerdem werden mit 5er-Boxen<br />
bedacht: Udo Lindenberg, The Corrs, Everything<br />
But The Girl, Simply Red und Faith<br />
No More. Eine Reihe, die gerne endlos fortgesetzt<br />
werden darf. Oder noch länger. (mw)<br />
Queen<br />
Remasters<br />
MAINSTREAM-<br />
ROCK<br />
Universal<br />
4//<br />
Vor 40 Jahren gründete Freddy Mercury<br />
Queen, 20 Jahre danach starb er. Zwei<br />
runde Daten, die eine Generalüberholung<br />
und Neuveröffentlichung der ersten fünf<br />
Alben rechtfertigen. Sie entstanden zwi-
Promotion<br />
STOLZE SPANIER<br />
EROBERN DEUTSCHLAND<br />
Die Latin-Rock-Band Jarabe de Palo hat schon unzählige Erfolge gefeiert:<br />
Sieben Alben veröffentlicht, zahlreiche Grammy-Preise und -Nominierungen<br />
eingeheimst und mit „La Flaca“ den Sommerhit schlechthin rausgebracht.<br />
Als einer der führenden Mestizo Acts beeindrucken sie mit ihrer Mischung<br />
aus Rock, Blues, Funk, Pop, Flamenco, Salsa, Samba und Bossanova und<br />
haben damit einen Musikstil kreiert, dessen Message weit über reine Unterhaltung<br />
hinausgeht. Ihr neues Album „¿Y AHORA QUE HACEMOS ?“<br />
erzählt von Liebe und Freiheit und deren Notwendigkeit für ein glückliches<br />
Leben. In Deutschland gerade frisch veröffentlicht, ist es in Spanien schon<br />
direkt in die Top Ten der Charts eingestiegen.<br />
Für „¿Y AHORA QUÉ HACEMOS?“ haben sich Jarabe de Palo einige bekannte<br />
Gäste ins Boot geholt: Mit dem Grammy-Gewinner Alejandro Sanz haben sie<br />
eine spanische Version des Klassikers „Je l'aime a mourir“ von Frances<br />
Gabrel eingespielt, außerdem sind der Liedermacher Joaquín Sabina, der<br />
Singer/Songwriter Antonio Orozco und Carlos Tarque von M Clan mit dabei.<br />
Das aktuelle Video:<br />
„La Quiero A Morir“<br />
www.youtube.com/jarabedeplotv<br />
Mehr Infos:<br />
www.jarabedepalo.com<br />
www.skiprecords.com<br />
Das neue Album<br />
„¿Y AHORA QUE HACEMOS ?“<br />
4. 5. Karlsruhe Tollhaus<br />
5. 5. Köln Gloria Theater<br />
6. 5. Berlin C-Club<br />
7. 5. München Muffathalle<br />
9. 5. Freiburg Jazzhaus Freiburg<br />
10. 5. Darmstadt Centralstation<br />
11. 5. Bremen Schlachthof<br />
12. 5. Hamburg Fabrik<br />
66 platten // Pop, Rock + Dance<br />
schen 1973 und 1976 und schufen das<br />
Fundament für den Superstarstatus der<br />
britischen Band, der es ihr später – in den<br />
80ern – erlaubte, die größten Stadien der<br />
Welt zu füllen. Interessant an den Neufassungen<br />
sind nicht nur die Bonustracks<br />
(oftmals Livemitschnitte, seltener Studiodemos<br />
und -outtakes), sondern vor allem<br />
der neue Mix. Er arbeitet auf geradezu<br />
brutale Weise das Hardrockherz der Band<br />
heraus, die von vielen für ein reines Pop–<br />
phänomen gehalten wird. Brian Mays Gi–<br />
tarre sticht wie eine Lanze, die Heavyriffs<br />
bringen die gesamte Soundarchitektur ins<br />
Wackeln. Und noch einmal wird deutlich,<br />
mit welch opernartiger Komplexität und<br />
Raffinesse Queen ihre Arrangements zu<br />
schichten vermochten. Wie üblich führt<br />
die Anhebung der Gesamtlautstärke zu<br />
einem verengten Dynamikspektrum, aber<br />
damit muss man bei der derzeitigen Remasterphilosophie<br />
wohl leben. Der Wiederentdeckung<br />
eines der originellsten Stadionacts<br />
der Rockgeschichte steht das aber<br />
nicht im Wege. (mw)<br />
Simon & Garfunkel<br />
Bridge over troubled Water<br />
FOLKROCK<br />
Sony<br />
Music<br />
Was Paul Simon einst als Everly-Brothers-<br />
Imitator begonnen hatte, kulminierte 1971<br />
im komplexen Kunstwerk „Bridge over<br />
troubled Water“. Alles hier war groß: die<br />
Songqualität (kein Ausfall; nicht mal „El<br />
Condor Pasa“, das erst von James Last<br />
und Panflötenindios hingerichtet wurde),<br />
das Stil- und Themenspektrum (vom<br />
Liebesbarmen „Cecilia“ übers lebensweise<br />
„The Boxer“-Folkpicking bis zur philosophischen<br />
Kammerballade „Song for the<br />
Asking“) – und natürlich die Produktion.<br />
Das Titelstück trieben Simon und Garfunkel<br />
vom Klavierintro bis an den Rand<br />
ozeanischer Epik, doch wer würde behaupten,<br />
von diesem erhabenen Pomppop<br />
noch nie berührt worden zu sein?<br />
Zum 40. Geburtstag dieses Höhe- und<br />
Endpunktes ihres gemeinsamen Studioschaffens<br />
erscheint die remasterte Fassung<br />
nun neu und um Preziosen ergänzt.<br />
Nicht nur ein bislang unveröffentlichtes<br />
Konzert von 1969 liegt auf CD bei, sondern<br />
auch eine DVD mit einer Tourdoku,<br />
die nur 1969 mal im US-Fernsehen zu<br />
sehen war; zudem enthält die DVD auch<br />
ein neues Making-of zum Album. Eine<br />
makellose Dreierbox, dem Geburtstagskind<br />
mehr als angemessen. (mw)<br />
kulturnews 5/11<br />
6//<br />
Aktion //<br />
Jazz? Gefällt mir!<br />
Immer wieder gibt es Versuche, Menschen<br />
die Schwellenangst vorm Jazz<br />
zu nehmen. Der augenzwinkernd betitelte<br />
Sampler „Ich mag keinen Jazz“<br />
tut das auch – und zwar sehr erfolgreich.<br />
Das beginnt bei den witzigen<br />
Cover- und Bookletzeichnungen der<br />
französischen Legende Sempé und<br />
setzt sich (natürlich) fort bei der Auswahl<br />
der Songs. Es sind 40 Klassiker<br />
des Genres, die den Brückenschlag<br />
schafften zwischen musikalischer Revolution<br />
und Zugänglichkeit, darunter<br />
Dave Brubecks „Take five“, Miles Davis’<br />
„Summertime“ oder Django Reinhardts<br />
Meisterstück „Nuages“. Selbst die, die<br />
eigentlich keinen Jazz mögen, werden<br />
am Ende „Gefällt mir!“ sagen.<br />
Und um das zu beweisen, verlost<br />
kulturnews 10 Exemplare der Doppel-<br />
CD – unter allen, die bis zum 20. Mai<br />
unserer Gewinnhotline 0137–989<br />
89 82 (0,50 Euro/Anruf) ihre Kontaktdaten<br />
anvertrauen. Viel Glück!<br />
A-ha verabschieden sich mit „Ending on a high<br />
Note – The final Concert“ (Universal) auf CD und<br />
DVD. Drauf: alle Hits, Faneuphorie, Abschiedsschmerz.<br />
Und sogar im Fernsehen geht die Sonne<br />
unter. // The Cars werden auf ewig mit ihrem einzigen<br />
Hit „Drive“ assoziiert werden. Auf „Move like<br />
this“ (Universal) setzen sie auf altbackene 80er-<br />
Rocksounds mit Heavygitarren und starker Beatbetonung<br />
– doch ein neues „Drive“ ist mal wieder<br />
nicht drauf. // Die Parlotones setzen sich mit „Live<br />
aus Johannesburg“ (Soulfood) selbst ein Denkmal.<br />
Das südafrikanische Quartett rockte 2010 seine<br />
Heimatstadt mit einem bombastischen Konzert<br />
und allem Pipapo. Den Mitschnitt gibt es nun als<br />
DVD und Live-CD. // Gentleman wollte die Konzert-<br />
DVD „Diversity live“ (Universal) eigentlich schon<br />
2008 einspielen, doch just, als gefilmt wurde,<br />
waren er und seine Band The Evolution schlicht zu<br />
schlecht. Beim zweiten Versuch ging alles glatt:<br />
Sound gut, Bild gut – und der Groove sowieso.
Jazzplatte des Monats<br />
-Bewertung<br />
Storms/Nocturnes<br />
Via<br />
KAMMERJAZZ<br />
Distrijazz/Metronome<br />
6//<br />
Tim Garland (Saxofon, Bassklarinette), Geoffrey Keezer (Klavier) und Joe Locke<br />
(Vibrafon) zeigen mit ihrem dritten Album wieder eine unglaubliche Virtuosität beim<br />
Integrieren unterschiedlichster klassischer und jazziger Musikstile. Ohne Bass und<br />
Schlagzeug geht das besonders flüssig und quick. Melodiöse Debussy’sche Meeresstimmungen<br />
und Grieg’sche Folklorismen verdichten sich häufig minimalistisch zu<br />
wohlklingenden Ausflügen bis in die Aleatorik rasender Tonkaskaden. Aber das ist<br />
nicht die Hauptsache, sondern stets das Jazzfeeling der hervorragenden Virtuosen.<br />
Die drei Wunderknaben aus London, New York und San Diego feiern derzeit das<br />
zehnjährige Bestehen ihres Trios und stehen seit April wieder gemeinsam auf der<br />
Bühne. (jn)<br />
Ambrose Akinmusire<br />
When the Heart emerges glistening<br />
MODERN JAZZ<br />
Emi<br />
Classics<br />
5//<br />
Die Trompete ist das mit ruhmreichen Virtuosen<br />
wohl am meisten belastete Instrument<br />
der Jazzgeschichte. Duke Ellington,<br />
Miles Davis, Don Cherry, Freddie Hubbard,<br />
Wynton Marsalis – woher nimmt man als<br />
junger Musiker bloß die Traute, ein von<br />
solchen Meistern bestelltes, beackertes,<br />
auch aufgewühltes Feld zu betreten? Umso<br />
erstaunlicher, wie selbstbewusst Ambrose<br />
Akinmusire aus Oakland das Abenteuer<br />
Trompete angeht. Seine Methode ist<br />
eine narrative: Es gibt eine Geschichte, es<br />
gibt den Songtitel – und erst dann schöpft<br />
Akinmusire die Musik dazu, erzählt die<br />
Story mit der ganzen wilden und lyrischen<br />
und fiebrigen Kraft, die sein Instrument<br />
zu bieten hat. Dahinter agiert ein wechselndes<br />
Ensemble, das sich erfolgreich um<br />
die Aura eines Klaviertrios bemüht; eine<br />
ideale Folie für Akinmusires Spiel, das<br />
souverän zwischen Coolness und Expressivität<br />
pendelt. Mit 28 ist der Amerikaner<br />
schon so nah am eigenen Ton, wie man<br />
es in diesem Alter nur sein kann. Er könnte<br />
für die Jazztrompete das werden, was<br />
Esbjörn Svensson fürs Piano war: ein Erneuerer<br />
zwischen Tradition und Avantgarde.<br />
(mw)<br />
Jazz + Classics // platten 67<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Diverse<br />
Disney Jazz Vol. 1:<br />
Everbody wants to be a Cat<br />
MODERN JAZZ<br />
Emi<br />
Classics<br />
5//<br />
Disney und Jazz: Die Paarung ist eigentlich<br />
ein Selbstgänger, sind die Soundtracks<br />
vieler großer Disney-Filme doch klar diesem<br />
Genre zuzuordnen. Selbst wenn der Affenkönig<br />
im „Dschungelbuch“ 1967 letztlich<br />
nicht wie geplant von Louis Armstrong<br />
synchronisiert wurde: Balus Bärensong<br />
gab der Jazzkönig schon ein Jahr später<br />
auf Konzerten zum Besten. Bei den „Aristocats“<br />
spielten die Katzen sogar im Film<br />
in einer Jazzband und durften somit folgerichtig<br />
den Titel für die erste Kompilation<br />
verjazzter Disney-Songs stellen. Und die<br />
ist mehr als ein Nachsingen und -spielen<br />
der Originale durch namhafte aktuelle Jazzgrößen.<br />
Esperanza Spalding improvisiert<br />
„Chim Chim Cher-Ee“ so loungig-lauschig,<br />
dass Dick van Dyke und Julie Andrews<br />
die Kinder wohl ein bisschen früher ins<br />
Bett geschickt hätten. Alfredo Rodriguez<br />
haucht den „Bare Necessities“ konzertante<br />
Dramatik ein, und Dianne Reeves<br />
schlüpft in die Rolle der Hundedame Peg<br />
bei „He’s a Tramp“. Ein stimmiges und<br />
manchmal (angenehm) überraschendes<br />
Album. (kab)<br />
Eric Legnini &<br />
The Afro Jazz Beat<br />
The Vox<br />
AFROJAZZ<br />
Alive<br />
Bei manchen Musikanten genügt eine<br />
Schublade, um das musikalische Inventar<br />
zu verstauen. Der belgische Jazzpianist<br />
Legnini, Jahrgang 1970, bräuchte hingegen<br />
einige Regale, wenigstens für dieses<br />
Album. Die Quintessenz bildet nach wie<br />
vor das klassische Jazztrio, dem allerdings<br />
eine Unwucht namens Afrobeat implementiert<br />
wurde, sodass manche Songs sich<br />
als Funk, andere als Soulpop erschöpfen.<br />
Das kommt der bluesigen Stimme der<br />
amerikanischen Sängerin Krystle Warren<br />
entgegen, die mit Legnini die meisten<br />
Songs schrieb. Und der kommt damit klar,<br />
mühelos sogar. Aber damit entfernt er sich<br />
von dem, was ihn bislang auszeichnete:<br />
ordentlicher Club- und erstklassiger Barjazz.<br />
Was frohlocken lässt, ist allerdings<br />
die legere Weise, mit der Legnini liebreizendste<br />
Phrasen zaubert. In solchen Momenten,<br />
in denen Ausdruck und Nonchalance verschmolzen<br />
sind, gehört seine rechte Hand<br />
zu den besten in der Geschichte des Jazzpianos.<br />
(jan)<br />
James Farm<br />
James Farm<br />
NUJAZZ<br />
Warner<br />
4//<br />
5//<br />
Treiben lassen und getrieben werden, eng<br />
am Beat arbeiten und dem Beat entgleiten,<br />
Songstrukturen folgen und Improvisation<br />
von der Songstruktur forttragen: Mit einem<br />
Konzept stimmiger Widersprüche überrascht<br />
das prominent besetzte New Yorker<br />
Quartett James Farm. Joshua Redman<br />
und Aaron Parks pflegen am Saxofon wie<br />
am Piano eine dissonanzarme, klassischklare<br />
Tonsprache, während Matt Penman<br />
und Eric Harland das punktgenau rhythmisch<br />
unterfüttern, ohne sich zu vertändeln.<br />
Somit klingt dieses Quartett fast europäisch<br />
– kaum Synkopen, kaum spürbare blue<br />
notes. Allenfalls in den dynamisch klug<br />
entwickelten Solopassagen schimmert<br />
durch, dass die künstlerische Sozialisation<br />
der vier Musiker im US-amerikanischen<br />
Jazzumfeld zu suchen ist. Sollte dieses<br />
kulturnews 5/11<br />
SCHNERMANN‘S<br />
POETRYCLAN<br />
All What Love<br />
SONGS &<br />
POETRY<br />
FEAT.<br />
Joachim Król<br />
Burghart Klaußner<br />
Otto Sander<br />
Roger Willemsen<br />
Sophie Von Kessel<br />
uvm.<br />
„All What Love“<br />
Ab 13. Mai im<br />
Handel!<br />
www.poetryclan.de<br />
Cat. No.: TTR-CD-11-001
68 platten // Jazz + Classics<br />
Projekt Bestand haben, werden sich Redman,<br />
Parks, Penman und Harland ein Publikum<br />
erspielen, das nicht generell jazzaffin<br />
sein muss, sondern einfach Spaß hat an<br />
dieser intelligenten Mixtur aus Virtuosität,<br />
harmonischer Tiefe, rhythmisch klarer<br />
Kante und Spielfreude. (ron)<br />
Johannes Enders<br />
Billy Rubin<br />
ROCKJAZZ<br />
Soulfood<br />
Johannes Enders ist der perfekte Teamplayer:<br />
Ob mit den Notwist-Köpfen Micha<br />
und Markus Acher bei Tied & Tickled Trio<br />
oder mit seinem Projekt Enders Room:<br />
Stets geht es ihm darum, die Grenzen des<br />
Jazz mit Postrock, Minimal oder elektronischer<br />
Musik zu erweitern. Daneben profiliert<br />
sich der Weilheimer Tenorsaxofonist<br />
als Antreiber wechselnder Ensembles, de–<br />
nen harmonisches Zusammenspiel wichtiger<br />
ist als solistische Eskapaden. „Billy<br />
Rubin“ ist nun vor allem eine Verneigung<br />
vor dem 70-jährigen Schlagzeuger Billy<br />
���<br />
4//<br />
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������ ����������<br />
��������<br />
Hart, der bereits mit Legenden wie Otis<br />
Redding, Stan Getz oder Herbie Hancock<br />
gearbeitet hat. Komplettiert durch den<br />
Schweizer Pianisten Jean Paul Brodbeck<br />
und Kontrabassist Milan Nicholic entwirft<br />
das Quartett verträumte Soundlandschaften,<br />
bei denen Harts Schlagzeugspiel wie<br />
ein schwach klopfendes Herz den Rhythmus<br />
vorgibt. Sieben Kompositionen von<br />
verspielter Zartheit, die an einem einzigen<br />
Studiotag aufgenommen wurden. (cs)<br />
Julian & Roman Wasserfuhr<br />
Gravity<br />
MODERN JAZZ<br />
Edel<br />
Die Wasserfuhr-Brüder sind zwar noch<br />
in den Zwanzigern, haben aber dennoch<br />
schon fast das Höchste erreicht: Einen<br />
makellosen und stimmungsfesten Jazzstil,<br />
der in seiner träumerischen Schwere gut<br />
durch den Albumtitel charakterisiert wird.<br />
Julians Instrumente, Flügelhorn und Trompete,<br />
schweben substanziell und rund<br />
über der klaren Klavierbegleitung von Ro-<br />
���<br />
5//<br />
man, der auch gern mal zur verspielten<br />
Celesta greift. Und natürlich sind Lars<br />
Danielsson (Bass) und Wolfgang Haffner<br />
(Schlagzeug) wunderbare Begleiter, die<br />
zudem eigene Kompositionen beisteuern.<br />
Dass die Band auch Spaß hat an Stücken,<br />
die man nicht zu den Standards rechnet,<br />
beweisen die Interpretationen von Stings<br />
Ohrwurm „Englishman In New York“ und<br />
Bert Kaempferts „L.O.V.E“. (jn)<br />
Nailah Porter<br />
ConJazzNess<br />
VOCAL JAZZ<br />
Universal<br />
5//<br />
„Kind, lern erst mal was Anständiges!“<br />
Wenn eine Musikerin diesen Satz bestimmt<br />
niemals gehört hat, dann Nailah Porter.<br />
Denn die Amerikanerin, für DJ-Ikone Gilles<br />
Peterson eine der ganz großen Entdeckungen<br />
2010, hat sich bis vor kurzem ausgesprochen<br />
bürgerlich gegeben. Nicht nur<br />
als Anwältin, sondern auch als Juraprofessorin<br />
hat sich die zweifache Mutter Gehör<br />
verschafft – und war dabei sicher nicht<br />
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immer so sanft wie auf ihrem Debüt „Con-<br />
JazzNess“. Der unaufdringliche Sound<br />
zwischen Souljazz und Gospel, der stets<br />
die ruhigeren Seiten der Genres betont,<br />
steht Porter aber hervorragend. Ihre Stimme<br />
– Typ mittelfeines Sandpapier – schleift<br />
sich ein. Von ihr wird man noch viel<br />
hören (wollen). (kab)<br />
Sinne Eeg<br />
Don’t be so blue<br />
VOCAL JAZZ<br />
Soulfood<br />
5//<br />
Aus Dänemark, dem tiefsten Süden Skandinaviens,<br />
kommen diese aufs Allerbluesigste<br />
klagenden Töne. Die schöne Sinne<br />
Eeg hat sieben eigene Songs geschrieben<br />
und sie so intensiv und jazzig interpretiert,<br />
dass keine Wünsche mehr offenbleiben.<br />
Zwei Standards von Rodgers/Hammerstein<br />
huldigen der Tradition: „The Sound of<br />
Music“ und die unverwüstlichen, hier sehr<br />
abwechslungsreich gestalteten „Favorite<br />
Things“. Sie geben den Musikern des<br />
Quartetts – Jacob Christoffersen (Klavier),<br />
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Morton Toftgård Ramsbøl (Bass) und<br />
Morten Lund (Schlagzeug) – Gelegenheit<br />
zu ausgedehnten solistischen Höhenflügen.<br />
Gasttrompeter Jesper Riis rundet den opulent<br />
blauen Jazzsound dieses Album ab. (jn)<br />
Three Fall<br />
On a Walkabout –<br />
Celebrating Red Hot Chili Peppers<br />
MODERN JAZZ<br />
Edel<br />
4//<br />
Immer eine Spur zu düster für Kaliforniens<br />
pralle Sonne, immer einen Tick zu melancholisch<br />
für surfende Nobrainer: Die Red<br />
Hot Chili Peppers waren und sind keine<br />
Spaßkapelle. Wesentlich mehr Spaß scheint<br />
Lutz Streun (Sax, Bassklarinette), Til Schneider<br />
(Posaune) und Sebastian Winne (Drums)<br />
das Spiel mit den Peppers-Songs zu machen:<br />
So brachial, frisch, roh und originell<br />
pflügt sich das Trio durch „Can’t Stop“ und<br />
„Scar Tissue“, dass ausgesprochenen Fans<br />
von Flea und Frusciante vermutlich die<br />
Zahnfüllungen rausfallen. Besser dran ist,<br />
wer „Three Fall“ ohne die Hypothek des<br />
Bekannten auf sich einstürzen lässt und<br />
die Eigenkompositionen des Trios einreiht<br />
in die Bearbeitungen der Peppers-Nummern.<br />
Dann ist das Album eine kraftstrotzende<br />
Ergebenheitsadresse an den ewig<br />
jungen Geist der Avantgarde, an den freien<br />
Umgang des Jazz mit Artfremdem, an<br />
die bis zur Schmerzgrenze intensive Kraft<br />
eines Trios ohne Akkordinstrument. (ron)<br />
Willie Nelson &<br />
Wynton Marsalis<br />
Here we go again<br />
BLUES<br />
Capitol<br />
5//<br />
Hier sind sie schon wieder, die ungleichen<br />
Kollegen. Drei Jahre nach „Two Men<br />
with the Blues“ knöpfen sich Willie Nelson,<br />
der in Ehren ergraute Countryhippie, und<br />
Trompetengigant Wynton Marsalis diesmal<br />
in bewährter American-Songbook-Ästhetik<br />
das Werk von Ray Charles vor. Nichtsänger<br />
Nelson knarzt aufs Wunderbarste „Hit<br />
the Road, Jack“ oder „What I’d say“, Marsalis<br />
verjazzt das alles Broadway-tauglich,<br />
Das neue Album „Halv su wild“ im Handel<br />
Jazz + Classics // platten 69<br />
und Stargäste wie Norah Jones veredeln<br />
es zum Event. Wie die Jones, der bisher<br />
mancher die Fähigkeit zum Jazzgesang<br />
abgesprochen hat, sich hier durch sechs<br />
Klassiker wie „Come Rain or come Shine“<br />
croont, dürfte alle Neider mundtot machen.<br />
Ein so unterhaltsames wie gehaltvolles<br />
Album – und ein Konzept, das die<br />
ungleichen Kollegen noch so lange weiterführen<br />
können, bis Willie (78) es nicht<br />
mehr schafft, sich an der nächsten Straßenecke<br />
einen Joint zu besorgen. Also<br />
noch sehr lange. (mw)<br />
Erwin Schrott<br />
Rojotango<br />
TANGO<br />
Sony<br />
Music<br />
4//<br />
Der uruguayische Bassbariton Erwin<br />
Schrott ist als Mozart-Sänger an internationalen<br />
Bühnen bekannt geworden. „In<br />
der Oper verliebt sich der Tenor in den<br />
Sopran“, analysiert Schrott, „dann ermordet<br />
der Bariton den Tenor, und der Sopran<br />
wird krank und stirbt. Am Ende ist der<br />
ZU GAST: ANNE DE WOLFF<br />
Bariton allein. Genau dasselbe passiert im<br />
Tango.“ Im Tango allerdings läuft das Geschehen<br />
in anderthalb Minuten ab. Und<br />
so kommen die Schrott-Tangos mit<br />
schwerer Opernzunge und kostümierter<br />
Tragik in der Stimme daher. Produziert<br />
und arrangiert wurde die CD von einem<br />
erstklassigen Tangomusiker: Pablo Ziegler,<br />
einst Pianist von Astor Piazzolla. „Es ist<br />
keine einfache Sache für einen großen<br />
Opernsänger“, sagt Literaturnobelpreisträger<br />
Mario Vargas Llosa im Begleittext,<br />
„sich von den berühmtesten Bühnen der<br />
Welt zu den Orten zu begeben, wo man<br />
Tango hört und tanzt.“ Schrott wagte es<br />
dennoch – und gewinnt. (jn)<br />
Chris Barber ist just 80 geworden. Wen der legendäre<br />
Jazzposaunist alles an der Seite hatte, ist<br />
unüberschaubar; die Doppel-CD „Memories of my<br />
Trip“ (Rough Trade) blickt aber zumindest auf eine<br />
Reihe Großkooperationen zurück – von Brownie<br />
McGhee bis Mark Knopfler. // Yael Naim brauchte<br />
nach dem Erfolg mit ihrem Debüt und dem Überhit<br />
„New Soul“ verdammt lange, bis „She was a Boy“<br />
(Rough Trade) fertig war. Das Warten auf die mal<br />
fröhliche, mal melancholische Mischung aus Jazz,<br />
Chanson, Weltmusik und feinem Pop hat sich gelohnt.<br />
Ein Interview mit Yael Naim gibt es auf S. 23.<br />
KLASSIKER-<br />
SOMMERTOUR<br />
19.05.11 Osnabrück<br />
11.06.11 Wolfhagen<br />
15.06.11 Oberursel<br />
17.06.11 Hamburg<br />
24.06.11 Bremerhaven<br />
09.07.11 Freiburg<br />
15.07.11 Stuttgart<br />
16.07.11 Singen<br />
30.07.11 Lauchheim<br />
31.07.11 Kaltenberg<br />
05.08.11 Coburg<br />
06.08.11 Trier<br />
12.08.11 Schwetzingen<br />
20.08.11 Spalt<br />
21.08.11 Arnsberg-<br />
Herdringen<br />
24.08.11 Bochum<br />
25.08.11 Nideggen<br />
26.08.11 Bad Brückenau<br />
27.08.11 Rietberg<br />
präsentiert von:<br />
(außer am 25.11.11 in Berlin)<br />
BAPFEST<br />
27.05.11 Köln<br />
28.05.11 Köln<br />
ausverkauft!<br />
KLASSIKER-<br />
WINTERTOUR<br />
13.11.11 Hachenburg<br />
16.11.11 Hannover<br />
19.11.11 Karlsruhe<br />
21.11.11 Erfurt<br />
22.11.11 Saarbrücken<br />
25.11.11 Berlin<br />
weitere Termine folgen...
Rasant,<br />
witzig und<br />
absurd<br />
Tote<br />
Finnen<br />
essen<br />
bjørn ingvaldsen<br />
keinen<br />
Fisch<br />
roman<br />
Deutsch von Christel Hildebrandt. KiWi 1206<br />
€ (D) 8,95 / € (A) 9,20 / sFr 14,50<br />
Auf der kleinen norwegischen<br />
Insel Hogna sind sich die Jung -<br />
gesellen einig: Frauen müssen her,<br />
und zwar so viele wie möglich.<br />
Ein Festival soll dabei helfen, und<br />
ein Zugpferd ist auch schnell<br />
gefunden: Robbie Williams!<br />
Der Megastar sagt tatsächlich zu,<br />
doch damit gehen die Probleme<br />
erst richtig los …<br />
www.kiwi-verlag.de<br />
70 bücher // Krimispecial<br />
Simon Beckett<br />
Hintertür für<br />
einen Helden<br />
Simon Beckett (51) dachte nie, dass er mal<br />
Bestsellerautor einer Krimiserie würde –<br />
und freut sich heute, dass seine Hauptfigur<br />
so schweigsam ist.<br />
kulturnews: Mr. Beckett, „Verwesung“ ist bereits David<br />
Hunters vierter Fall. Hätten Sie sich anfangs träumen lassen,<br />
dass Sie so lange mit ihm zu tun haben werden?<br />
Simon Beckett: Absolut nicht. Ich hatte damals seit Jahren<br />
kein Buch veröffentlicht und wollte einfach etwas schreiben,<br />
das mich zurück auf die Bildfläche bringt. Ich hatte<br />
die Schriftstellerei zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht ganz<br />
aufgegeben, war aber gedanklich soweit, dass ich vielleicht<br />
akzeptieren müsste, nie wieder ein Buch zu veröffentlichen.<br />
Erst nachdem „Die Chemie des Todes“ draußen war,<br />
kam man auf mich zu mit der Frage, ob ich mir eine Serie<br />
vorstellen könnte. Und ich fand, David Hunter hatte Potenzial<br />
– zumindest, was mich anging, denn ich mochte<br />
die Figur.<br />
kulturnews: Und, mögen Sie Hunter immer noch, oder<br />
langweilen Sie sich schon mit ihm und wünschen sich,<br />
Sie hätten ihn ein wenig neurotischer oder ungewöhn–<br />
licher gemacht?<br />
kulturnews 5/11<br />
Beckett: Nein, ich finde es ganz gut, dass ich mir bisher<br />
eine Hintertür offen gehalten habe, um noch überraschen<br />
zu können. Dass man eigentlich gar nicht viel über David<br />
Hunter weiß, ist Absicht. Ich gebe Informationen über ihn<br />
nur portionsweise preis, einerseits, weil es mir das Leben<br />
leichter macht, meine Figur nicht in Stein gemeißelt zu<br />
haben. Zumindest noch nicht. Andererseits finde ich es<br />
ausgesprochen normal, dass wir nicht viel über ihn wissen.<br />
Über die meisten Menschen, die uns begegnen, wissen<br />
wir nur wenig – warum sollte David Hunter da eine<br />
Ausnahme sein.<br />
kulturnews: In „Verwesung“ geht es lange nicht so eklig zu<br />
wie in den Vorgängern. Wieso haben Sie diesmal auf detaillierte<br />
Autopsiebeschreibungen verzichtet?<br />
Beckett: Ich mache die Dinge eben immer gern ein bisschen<br />
anders. Der Blick in Hunters Vergangenheit nimmt<br />
bereits einen großen Teil der Geschichte ein. Und dann spielt<br />
die Handlung auch noch im Moor, wo Leichen so gut wie<br />
gar nicht verwesen. Ich habe David Hunter das Leben schwer<br />
gemacht, indem ich ihm alle seine üblichen Werkzeuge weggenommen<br />
habe.<br />
kulturnews: Und sich selbst das Leben leichter, weil Sie auf<br />
die ganzen ekligen Beschreibungen verzichten konnten?<br />
Beckett: Ach, gar nicht. Ich bin nicht abgestoßen von Leichen<br />
und Verwesung – allerdings bin ich auch nicht fasziniert<br />
davon, wie mir immer wieder unterstellt wird. Bevor<br />
ich als Journalist die Body Farm besuchte, hatte ich mit<br />
Leichen überhaupt nichts am Hut. Und heute betrachte<br />
ich das sehr nüchtern. Die Leute, mit denen ich spreche,<br />
sind Wissenschaftler, und die Bücher, die ich lese, sind<br />
sachlich – also nichts, wovor ich mich ekeln müsste.<br />
Interview: Katharina Behrendsen<br />
„Verwesung“ ist als Buch (Wunderlich) und<br />
Hörbuch (Argon) erschienen.<br />
Foto: Malte Braun
Krimi des Monats<br />
Friedrich Ani<br />
Süden<br />
Krimispecial // bücher 71<br />
KRIMI<br />
Droemer, 2011<br />
368 S.<br />
19,99 Euro<br />
Tabor Süden ist kein Bulle mehr. Doch<br />
auch nachdem er seinen Job als Hauptkommissar<br />
im Vermisstendezernat an den<br />
Nagel gehängt hat, bleibt seine Mission<br />
die gleiche: Nun soll er im Auftrag einer<br />
Detektei den Wirt Raimund Zacherl wiederfinden.<br />
Die Spur führt Süden raus aus<br />
München und bis nach Sylt, wo sich nach<br />
und nach neue überraschende Facetten des<br />
vermeintlichen Durchschnittstypen Zacherl<br />
offenbaren. Neben dem eigentlichen Fall<br />
spürt der Expolizist auch einem privaten<br />
Vermissten nach: Seit einem kurzen, unterbrochenen<br />
Telefonat vermutet Tabor Süden<br />
seinen lange Zeit verschollenen Vater ganz<br />
in seiner Nähe und klappert alte Bekannte<br />
ab, um den Verbleib seines alten Herrn zu<br />
klären. Typisch melancholisch lässt Friedrich<br />
Ani seinen Ermittler dabei vorgehen,<br />
nach getaner Arbeit ein Bier trinken und<br />
auch mal öffentlich ein paar Tränen verdrücken.<br />
Zu Beginn seiner Polizeikarriere<br />
war der gefühlsduselige Süden noch<br />
Peter Temple<br />
Wahrheit<br />
KRIMI<br />
Aus d. Engl. v. Hans M. Herzog<br />
C. Bertelsmann, 2011<br />
480 S., 21,99 Euro 5//<br />
Stephen Villiani findet die Welt zum Kotzen: Mühsam<br />
hat er sich vom provinziellen Farmboy zum taffen<br />
Superermittler hochgearbeitet – und muss sich nun<br />
mit der Melbourner High Society, schnöseligen Schaumschlägern<br />
und gute Kontakte zu Politikern pflegenden Prollos herumschlagen. Als<br />
eine junge Frau in einem Luxusappartementhaus ermordet aufgefunden wird und die<br />
reichen Besitzer aus Imagegründen auch noch beginnen, Villianis Ermittlungen zu untergraben,<br />
wächst seine Wut: Die Aufklärung des Mordes schwillt an zu einer wahren<br />
Verteidigungsschlacht von Villianis Moralmaßstäben gegen den australischen Korruptionsmorast<br />
in der Upper Class. Um die Abneigung Villianis gegen den Verfall der<br />
Gesellschaft und die ihn erdrückende Tristesse der Großstadt zu schaffen, braucht der<br />
australische Autor Peter Temple keine seitenlangen Beschreibungen. Stattdessen lässt<br />
er Villiani und seine Kollegen kurze, ruppige Dialoge wechseln, die vom knallharten<br />
Polizeialltag und der melancholischen Sehnsucht nach Frieden zeugen. Ein starker<br />
Roman mit einem gut ausgearbeiteten, gesellschaftskritischen Plot. (mh)<br />
-Bewertung<br />
3//<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Spitzenklasse, als Detektiv ist er nunmehr<br />
bemittleidenswertes Mittelmaß. (mh)<br />
Antonin Varenne<br />
Fakire<br />
KRIMI<br />
Aus d. Franz. v.<br />
Tobias Scheffel u.<br />
Claudia Steinitz<br />
Ullstein, 2011<br />
320 S.<br />
18 Euro<br />
4//<br />
Antonin Varenne schert sich einen Dreck<br />
um Auflösungen. Er findet gar, sie seien<br />
die schwächste Stelle eines Krimis und<br />
nahezu überflüssig. Da ist es nur verständlich,<br />
dass der französische Bestseller „Fakire“<br />
schon so manchem sauer aufgestoßen<br />
ist. Und tatsächlich lässt einen Varenne<br />
am Ende im Regen stehen. Wer sauberes<br />
Krimihandwerk sucht, wird es in dieser<br />
Geschichte nicht finden, die aus zwei nur<br />
locker miteinander verwobenen Erzählsträngen<br />
besteht. Erzählkunst hingegen darf<br />
man Varenne keinesfalls aberkennen. In<br />
Kapriolen und Bögen erzählt der ehemalige<br />
Philosophiestudent sowohl von Kommissar<br />
Guérin, der mit seiner Sicht auf die<br />
Wirklichkeit hadert und nach einem Aussetzer<br />
ins nur aus ihm, einem Assistenten<br />
und zahllosen Akten bestehenden Selbst-<br />
kulturnews 5/11<br />
© Suzy Stöckl<br />
In Niederkaltenkirchen<br />
lauert wieder<br />
das Verbrechen!<br />
Originalausgabe<br />
256 Seiten ¤ 14,90<br />
ISBN 978-3-423-24850-1<br />
Auch als eBook erhältlich<br />
Nach dem SPIEGEL-Bestseller<br />
›Winterkartoffelknödel‹<br />
der zweite Fall für Franz Eberhofer.<br />
Rita Falk auf Lesereise:<br />
5. Mai – Landshut<br />
6. Mai – Erding<br />
21. Mai – Fulda<br />
29. Mai – Freising
www.rowohlt.de<br />
Saite gerissen.<br />
Flügel weggerollt.<br />
Noten vergessen.<br />
Der Geigenvirtuose und<br />
Echo-Preisträger Daniel Hope<br />
über Pleiten, Pech<br />
und Pannen in der Musik.<br />
192 Seiten. Gebunden<br />
€ 17,95 (D) / € 18,50 (A) / sFr. 27,50 (UVP)<br />
© Felix Broede/DG<br />
72 bücher // Krimispecial<br />
morddezernat abgeschoben wurde, als auch vom amerikanischen<br />
Aussteiger John Nichols. Nichols verliert einen<br />
Freund, den drogensüchtigen Fakir Alan, der bei einem<br />
Auftritt verblutet. Es sieht nach Selbstmord aus, und die<br />
Wege von Nichols und Guérin kreuzen sich – nur um sich<br />
sogleich wieder zu trennen. Nichols glaubt nicht an Freitod,<br />
Guérin versucht, das Wesen desselben zu begreifen. Auf<br />
verschlungenen Wegen finden sie trotzdem viel über den<br />
Tod Alans heraus und mehr noch über sein Leben. (kab)<br />
Jan Wallentin<br />
Strindbergs Stern<br />
kulturnews 5/11<br />
THRILLER<br />
Aus d. Schwed. v. Antje Rieck-Blankenburg<br />
Fischer, 2011<br />
512 S.<br />
19,95 Euro<br />
Ein geheimnisvoller Stern macht Jan Wallentin gleich mit<br />
seinem Debüt zum Star – zumindest erst mal in seiner<br />
Heimat Schweden. Doch der Erfolg von „Strindbergs Stern“<br />
ist auch andernorts vorgezeichnet, schließlich hat die Mischung<br />
aus Mythologie, Mystik, Thriller und echten Hintergründen<br />
auch Dan Brown in den Verkaufsolymp gehoben.<br />
Längen und Logikpannen werden da schnell verziehen.<br />
Und Wallentins Held Don Titelmann, Ex-Arzt, Drogenwrack<br />
und NS-Experte, kommt trotz seiner Miesepetrigkeit angenehmer<br />
rüber als Browns Quasi-Superman Robert Langdon.<br />
(kab)<br />
Francisco González Ledesma<br />
Gott wartet an der nächsten Ecke<br />
KRIMI<br />
Aus d. Span. v. Sabine Giersberg<br />
Lübbe, 2011<br />
576 S.<br />
22,99 Euro<br />
3//<br />
3//<br />
Feinste Kombinationsgabe und Beharrlichkeit: Was eigentlich<br />
eine Bank für jeden Kommissar ist, wird in „Gott<br />
wartet an der nächsten Ecke“ zu überdrehtem Gehabe<br />
stilisiert. Dieses Aufgesetzte zieht sich durch den gesamten<br />
fünften Teil der Inspector-Mendez-Serie. Irgendwie stolpert<br />
die Handlung immer wieder von einer Dimension in<br />
die nächste. Es reicht nicht mehr Barcelona als Kulisse,<br />
stattdessen flucht sich der alternde Inspector Mendez nun<br />
durch Madrid und Ägypten, durch Luxushotels und Polizeibüros.<br />
Ausgangspunkte sind der Mord an einem Mädchen<br />
und ein entflohener Häftling, den es wieder einzufangen<br />
gilt. Doch alsbald steigert sich die Ermittlung zu einer<br />
nationalen Angelegenheit, und Mendez ist mittendrin –<br />
was leider nur bedingt Sinn ergibt. Immerhin, ab etwa<br />
der Mitte des Buches entfaltet Ledesma seine Erzählkunst,<br />
er weicht von der klischeehaften Figurenzeichnung ab<br />
und konstruiert imponierende Wendungen. (ml)<br />
Stuart Neville<br />
Die Schatten von Belfast<br />
THRILLER<br />
Aus d. Engl. v. Armin Gontermann<br />
Rütten & Loening, 2011<br />
450 S.<br />
19,95 Euro<br />
Garry Fegan hat im Nordirland-Konflikt im Auftrag der<br />
IRA zwölf Menschen erschossen. Als er nach langer Haft<br />
entlassen wird, ist die Welt eine andere. Die ehemaligen<br />
Weggefährten haben ihren Platz in der neuen Gesellschaft<br />
gefunden und es zum Teil zu hochrangigen Positionen in<br />
Wirtschaft und Politik gebracht. Doch das ist kein Weg<br />
für Garry, die Geister seiner Opfer lassen ihm keine Ruhe,<br />
und so startet er einen Rachefeldzug an seinen alten<br />
Auftraggebern. Stuart Neville schreibt über einen fast vergessenene<br />
Konflikt und die Zerissenheit eines alten<br />
Kämpfers. Das ist spannend und lesenswert, obwohl die<br />
Nebencharaktere häufig schwarz-weiß dargestellt werden,<br />
ohne die Nuancen, die den Hauptcharakter Garry so<br />
interessant machen. Aber Atmosphäre und guter Schreibstil<br />
lassen über dieses kleine Manko hinwegsehen. (am)<br />
Arne Dahl<br />
Opferzahl<br />
THRILLER<br />
Aus d. Schwed. v. Wolfgang Butt<br />
Piper, 2011<br />
440 S.<br />
19,95 Euro<br />
4//<br />
4//<br />
Wer Arne Dahl mag und „Dunkelziffer“ gehasst hat, darf<br />
aufatmen: Mit dem neunten Band über die A-Gruppe<br />
genannte Spezialeinheit der Stockholmer Polizei ist der<br />
Bestseller-Autor wieder auf der Höhe. Zwar überrascht<br />
Dahl mit vielen Wendungen und fordert die volle Aufmerksamkeit<br />
der Leser schon wegen des breit angelegten und<br />
detailliert beschriebenen Personals des Polizeiteams, aber<br />
in „Opferzahl“ erweist sich Dahls wilder Ritt durch die Ermittlungen<br />
als schlüssig und steuert auf ein wahres Thrillerende<br />
zu. Nachdem in der Stockholmer U-Bahn eine<br />
Bombe explodiert, bekennt sich dazu eine Terroristengruppe,<br />
die sich selbst „Heilige Reiter von Siffin“ nennt.<br />
Doch bald findet die Polizei nicht nur heraus, wer die vermeintlichen<br />
Attentäter sind, sondern auch, dass die jungen<br />
Männer anscheinend bedroht und nacheinander umgebracht<br />
werden. Auf der Suche nach den wahren Tätern<br />
beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Es geht um das Leben<br />
der selbsternannten „Heiligen Reiter“ aber auch noch um<br />
das einer weiteren, der A-Gruppe sehr nahe stehenden<br />
Person. Trotz Hochspannung findet Dahl in dieser vielschichtigen<br />
Geschichte die Zeit, seine Figuren weiterzuentwickeln.<br />
Wer Dahl schon verloren geglaubt hat, kann sich nicht<br />
nur über ein gutes Buch freuen, sondern auch darauf, dass<br />
bereits zwei weitere Bände der Reihe auf die Übersetzung<br />
warten. (kab)
Jeffery Deaver<br />
Opferlämmer<br />
THRILLER<br />
Aus d. Amerik. v. Thomas Haufschild<br />
Blanvalet, 2011<br />
578 S.<br />
19,99 Euro<br />
In Jeffery Deavers neuestem Roman dreht sich alles um<br />
Strom – Hochspannung sieht trotzdem anders aus. Deaver<br />
mag mit „Der Knochenjäger“ zum Thrillerstar geworden<br />
sein, doch das neunte Abenteuer des gelähmten Forensikers<br />
Lincoln Rhyme ist eine reichlich müde Hetzjagd<br />
durch New York, in der Elektrizität als Waffe eingesetzt<br />
wird. Ein anscheinend Wahnsinniger fordert die Abschal–<br />
tung des Kraftwerks, das die Stadt versorgt, und manipuliert<br />
zur Untermauerung seiner Forderungen immer wieder<br />
Leitungen so, dass Unschuldige geradezu gegrillt werden.<br />
Nach mehrfacher Wiederholung werden die selbstverliebten<br />
Schilderungen der Stromtaten allerdings ziemlich<br />
öde und vielleicht höchstens noch für Elektrotechniker<br />
nervenzerfetzend. Und auch ein Wendepunkt im<br />
Leben von Lincoln Rhyme ist nur pseudospannend und<br />
unangenehm durchschaubar inszeniert. (kab)<br />
Liz Jensen<br />
Endzeit<br />
THRILLER<br />
Aus d. Engl. v. Susanne Goga-Klinkenberg<br />
dtv, 2011<br />
400 S.<br />
14,90 Euro<br />
In naher Zukunft schlägt das Wetter Kapriolen, die Temperatur<br />
steigt, Naturkatastrophen nehmen zu. Nach einem<br />
traumatischen Autounfall ist die Psychotherapeutin Ga–<br />
brielle an den Rollstuhl gefesselt. Um einen Neuanfang<br />
zu machen, tritt sie einen Job in einer entlegenen Heil–<br />
anstalt an Englands Küste an. Hier lernt sie ihre gewalttätige<br />
Patentin Bethany kennen, die behauptet, sie könne<br />
künftige Katastrophen vorhersagen … Und sie hat recht!<br />
Als Bethany schließlich die Apokalypse ankündigt, be–<br />
ginnt für Gabrielle ein Wettlauf mit der Zeit. Mit „Endzeit“<br />
ist Liz Jensen ein sehr dichter, klaustrophobischer Thriller<br />
gelungen. (am)<br />
Ingrid Hedström<br />
Die Gruben von Villette<br />
KRIMI<br />
Aus d. Schwed. v. Angelika Gundlach<br />
Suhrkamp, 2011<br />
416 S.<br />
9,95 Euro<br />
3//<br />
4//<br />
4//<br />
In der belgischen Provinz wird ein toter Journalist aufgefunden.<br />
Schnell wird klar, dass er das Grubenunglück in<br />
Krimispecial // bücher<br />
73<br />
Villette untersuchen wollte. In den 50er-Jahren starben<br />
162 Arbeiter, ohne dass die Ursache für das Unglück geklärt<br />
werden konnte. War der Journalist dem Täter auf<br />
der Spur? Die junge Untersuchungsrichterin Martine Poirot<br />
ermittelt in dem Fall und gerät schnell selbst ins Visier<br />
des Mörders. Ingrid Hedströms Roman ist solide Krimikost,<br />
aber leider bleibt die Hauptperson Martine etwas<br />
fade und gewinnt dem Genre keine neuen Facetten ab. (am)<br />
Katherine John<br />
Regungslos<br />
THRILLER<br />
Aus d. Engl. v. Bettina Zeller<br />
rororo, 2011<br />
320 S.<br />
8,99 Euro<br />
Hier liegt bereits der fünfte Teil der Reihe um Inspector<br />
Trevor Joseph vor. Eine Frau wird mit einer Axt erschlagen<br />
und dekorativ auf ihrer Veranda platziert. Die scheinbar<br />
brave Verwaltungsangestellte Kacy hatte in Wahrheit jede<br />
Menge Feinde. Katherine John erzählt die Mördersuche<br />
mit viel Esprit und jeder Menge britischem Humor. Schräge<br />
Gestalten lockern die eigentlich makabere Geschichte auf<br />
und machen Lust auf weitere Teile dieser Krimiserie. (am)<br />
Elisabeth Herrmann<br />
Zeugin der Toten<br />
THRILLER<br />
Gelesen v. Nina Petri<br />
Hörbuch Hamburg, 2011<br />
6 CDs<br />
22,95 Euro<br />
4//<br />
4//<br />
Judith Kepler will eigentlich bloß ihr Leben auf die Reihe<br />
kriegen – und das ist nach einer verkorksten Kindheit im<br />
DDR-Heim und einer anschließenden Drogenkarriere schon<br />
schwer genug. Doch als die mittlerweile als Putzfrau für<br />
Todesfälle arbeitende Kepler in der Wohnung einer Ermordeten<br />
auf ihre angeblich verschollene Heimakte stößt, wird<br />
sie zur Ermittlerin in eigener Sache. An ihre Seite gesellt<br />
sich eher unfreiwillig Ex-BND-Agent Quirin Kaiserley. Zwar<br />
hat er massives Interesse an brisanten Informationen, die<br />
die Unbekannte ihm vor ihrem Tod zukommen lassen<br />
wollte, doch Kepler ist ihm viel zu unvorsichtig und ruft<br />
mit ihren Nachforschungen gefährliche Feinde auf den<br />
Plan. Elisabeth Herrmann hat sich für „Die Zeugin der<br />
Toten“ tief ins Thema deutsch-deutsche Spionage eingearbeitet<br />
und bleibt so immer glaubhaft. Dass man schon<br />
zu Beginn erfährt, was Judith erst am Ende herausfindet –<br />
nämlich, dass sie gar nicht Judith Kepler ist – tut der Span–<br />
nung keinen Abbruch. Lediglich für das Versteck der<br />
Informationen, natürlich stilecht auf Mikrofilm, hätte Herrmann<br />
sich eine weniger leicht durchschaubare Lösung<br />
einfallen lassen können. Insgesamt aber umschifft die<br />
Autorin allzu Offensichtliches bravourös und schafft mit<br />
Kepler und Kaiserley so sperrige wie interessante<br />
Hauptfiguren. Dass das Hörbuch kongenial von Nina<br />
Petri gelesen wird, ist ein weiterer Bonus. (kab)<br />
kulturnews 5/11<br />
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74 kino //<br />
Film des Monats<br />
Barfuß auf Nacktschnecken<br />
TRAGIKOMÖDIE<br />
F 2010, 105 Min.<br />
R: Fabienne Berthaud<br />
D: Diane Kruger, Ludivine Sagnier, Denis Menochet<br />
ab 5. 5. (Alamode) 4//<br />
Schicke Großstädterin stellt sich die Sinnfrage, nachdem sie eine Zeit auf dem Land mit ihrer kleinen Schwester<br />
(Ludivine Sagnier) verbracht hat: Hört sich öde an? Und mit Hollywood-Darling Diane Kruger kann das eh nur doof<br />
werden? Zum Glück erweist sich Kruger – kurzzeitig vom Schönheitszwang befreit – als richtig gute Schauspielerin,<br />
und belegt, dass das Kino jenseits von Klischees auch noch echte Überraschungen bereithält. Diese ist ein subtiles<br />
Drama, manchmal dunkel und verwaschen gefilmt, und hat mit Ludivine Sagnier eine Hauptdarstellerin, die keine<br />
Scheu vor der Hässlichkeit hat. Ähnlich schmerzhaft wie in Lars von Triers „Breaking the Waves“ beobachtet man,<br />
wie die ebenso obsessive wie überforderte junge Frau nach dem Tod der Mutter versucht, klarzukommen. Wie<br />
unverstellt sie in ihrer Trauer auch Glück auslebt. Wie sie ihre in die Verantwortung gedrängte Schwester (Kruger)<br />
manipuliert, liebt und an den Rand des Wahnsinns treibt. Keine Komödie – aber ein Film, bei dem Freude und<br />
Wut, Verzweiflung und Hoffnung nah beieinander liegen, selbst wenn es manchmal wehtut. (kab)<br />
Start 28. 4.<br />
La Lisière – Am Waldrand<br />
DRAMA<br />
F/D 2010, 100 Min.<br />
R: Géraldine Bajard<br />
D: Melvil Poupaud, Audrey Marnay, Hippolyte Girardot<br />
ab 28. 4. (Real Fiction)<br />
kulturnews 5/11<br />
-Bewertung<br />
3//<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Weitwinkelperspektive. Die Kamera bewegt sich keinen<br />
Zentimeter. Ein Auto fährt vorbei. Schnitt. Die Jugendlichen<br />
der Kleinstadt vertreiben sich die Zeit mit Mutproben<br />
zwischen Sex, Gewalt und Profilierungszwang. Der<br />
junge Arzt François (Melvil Poupaud) ist neu im Ort und<br />
nicht überall erwünscht. Während die Mädchen für ihn<br />
schwärmen, sehen die Jungs ihn als Konkurrenten. Eines<br />
Nachts stirbt ein Mädchen bei einem Unfall mit Fahrerflucht,<br />
und die Jugendlichen verdächtigen François. Er<br />
verliert nach und nach die Souveränität, die er nie hatte –<br />
und der Film den Faden. Statt sich für eine klare Perspektive<br />
zu entscheiden oder die lakonische Handlung hin<br />
und wieder mit Hintergrundinfos zu spicken, bleibt „La<br />
Lisière“ betont undurchschaubar, oft zuungunsten seiner<br />
Glaubwürdigkeit. Regisseurin Géraldine Bajard beschränkt<br />
sich auf die Darstellung von Angst und Verrohung und<br />
lässt ihren Film zum Sozialdrama ohne Pointe verkommen.<br />
Schade um die Spannung, die sie mühe- und eindrucksvoll<br />
aufbaut. Denn sogar der finale Knall verpufft. (lan)
Mütter und Töchter<br />
DRAMA<br />
USA/ES 2009, 125 Min.<br />
R: Rodrigo Garcia<br />
D: Naomi Watts, Annette Bening, Kerry Washington<br />
ab 28. 4. (Universum)<br />
3//<br />
Das Ende ist Kitsch, unerträglicher Kitsch. Das soll hier<br />
gleich am Anfang verraten werden, denn ansonsten<br />
könnte bei den beeindruckenden Leistungen der Hauptdarstellerinnen<br />
untergehen, dass „Mütter und Töchter“<br />
nur ein mittelmäßiger Film ist. Im ersten Drittel ist der<br />
ineinander verwobene und schön fotografierte Reigen von<br />
Adoptionsgeschichten wirklich sehr gut, mittig noch gut,<br />
und erst gegen Ende hin beginnt er, in seiner Konstruiertheit<br />
zu bröckeln. Und die sperrigen, gleichzeitig starken<br />
und stark verletzten Frauen sind perfekt besetzt: Karen<br />
(Annette Bening) leidet nach 37 Jahren immer noch unter<br />
der Tatsache, dass sie als Teenager gezwungen wurde,<br />
ihre Tochter zur Adoption freizugeben. Erst als die eigene<br />
Mutter stirbt, gelingt es ihr, ein Leben jenseits von Abhängigkeit<br />
und Verbitterung zu führen. Karens weggegebene<br />
Tochter (Naomi Watts) ist erfolgreich, vermeidet aber jede<br />
Art der Bindung. Und Lucy (Kerry Washington) muss<br />
sich entscheiden, ob ihr eine Adoption wichtiger ist als<br />
ihre scheinbar perfekte Ehe. (kab)<br />
Thor<br />
COMICVERFILMUNG<br />
USA 2011, 130 Min.<br />
R: Kenneth Branagh<br />
D: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Anthony Hopkins<br />
ab 28. 4. (Paramount Pictures)<br />
5//<br />
Wo die Shakespeare-Recken Kenneth Branagh (Regie)<br />
und Anthony Hopkins (als Odin) sind, ist gekonnte Dramatik<br />
nicht weit: Die Filmadaption des Marvel-Comics<br />
über den wegen Hochmut und Kriegeslüsternheit zur<br />
Erde verbannten Donnergott Thor (C. Hemsworth) atmet<br />
den Geist eines Dramas des englischen Dichterfürsten:<br />
der alternde König, der jähzornige Thronfolger, der eifersüchtige<br />
jüngere Sohn, Betrug, Lügen, (Bruder-)Kampf.<br />
Alles da, nur eben mainstreamkompatibel und mit ordentlich<br />
Krachwumm. Thor, von Newcomer Hemsworth<br />
sehr physisch und präsent gespielt, lernt auf dem blauen<br />
Planeten Demut und Gemeinsinn, unterstützt von der<br />
Wissenschaftlerin Jane (N. Portman), während seine<br />
// kino 75<br />
Erzfeinde seine Heimat attackieren. Die Kamera fliegt über<br />
das fantastische, goldglänzende Asgard, das Königreich<br />
der Götter, über surreale Landschaften und gigantische,<br />
wikingerartige Bauten, über apokalyptische Eisfelder und<br />
donnernde Schlachten und verliert doch nie das ideale<br />
Mischungsverhältnis aus Spezialeffekten und Schauspielkunst<br />
aus den Augen. Ein Brustlöser für die Blockbusterindustrie.<br />
(vs)<br />
Start 5. 5.<br />
Schenk mir dein Herz<br />
TRAGIKOMÖDIE<br />
D 2010, 89 Min.<br />
R: Nicole Weegmann<br />
D: Peter Lohmeyer, Paul Kuhn, Mina Tander<br />
ab 5. 5. (Wüste Film)<br />
Der alternde Schlagerstar Alexander Ludwig (Peter Lohmeyer)<br />
landet nach einem Herzanfall mit schweren Gedächtnisstörungen<br />
in der Rehaklinik, wo er mithilfe eines<br />
anderen Patienten (Jazz-Urgestein Paul Kuhn) an der Musik<br />
gesundet. Eine schöne Story, die in ihrer Mischung aus<br />
Komik und Tragik an britische Filme wie „Ganz oder gar<br />
nicht“ erinnert. Doch das Drehbuch von Ruth Thoma sagt<br />
vieles, was verwirrt und spart das aus, was naheliegt und<br />
die Figuren erklären würde, während Regisseurin Nicole<br />
Weegmann weder die komischen noch die dramatischen<br />
Moment angemessen zu händeln weiß und Lohmeyer zu<br />
lethargisch agiert. Und doch: Wie Ludwig mit lila Sakko,<br />
rosa Hemd, weißer Hose und Slippern durch die Klinik irrt,<br />
die er für ein mieses Hotel auf Konzerttour hält, wie ihm<br />
der 82-jährige Paul Kuhn in seiner ersten großen Filmrolle<br />
mit Basset-Hound-Gesicht und Sonnenbrille die Kraft der<br />
Jam Session lehrt, wie hier Jazz und Schlager elegant<br />
fusionieren: Das ist eigentlich eine vertane Chance. Und<br />
andererseits schön, dass es das überhaupt gibt. (vs)<br />
Mitten im Sturm<br />
DRAMA<br />
D/BE/PL 2011, 90 Min.<br />
R: Marleen Gorris<br />
D: Emily Watson, Ulrich Tukur, Benjamin Sadler<br />
ab 5. 5. (NFP)<br />
3//<br />
3//<br />
Für Filmregisseure stellen sich beim stalinistischen Gulag-<br />
System die gleichen Probleme wie beim Holocaust: Muss<br />
kulturnews 5/11
Das brillante und<br />
hochgelobte<br />
Debüt album von<br />
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76 kino //<br />
man die Unmenschlichkeit und das Grauen<br />
nachstellen, um es für Kinozuschauer<br />
begreifbar zu machen? Marleen Gorris<br />
(„Antonias Welt“) hat sich dagegen entschieden<br />
und glaubt, mit dunklen Bildern<br />
aus überfüllten Häftlingsbaracken und<br />
Streichermusik das Leiden der Opfer der<br />
Willkürjustiz vermitteln zu können. „Mitten<br />
im Sturm“ basiert auf der Lebensgeschichte<br />
der Literaturprofessorin Jewgenija Ginsburg.<br />
Während im ersten Teil des Films<br />
Emily Watson die langsame psychische<br />
Zermürbung im geradezu kafkaesken Kampf<br />
um Gerechtigkeit überzeugend darstellt, ist<br />
das Grauen des Lageralltags nur behauptet.<br />
Lyrik und die Liebe zu dem deutschen<br />
Häftling und Lagerarzt (Ulrich Tukur) lassen<br />
Ginsburg schließlich überleben. Das mag<br />
trösten – um den Terror und Überlebenskampf<br />
des Gulags spürbar zu machen,<br />
fehlen Gorris’ Drama allerdings bildliche<br />
Ideen und eindrückliche Szenen. (ascho)<br />
Start 12. 5.<br />
Geliebtes Leben<br />
DRAMA<br />
RSA/D 2010, 100 Min.<br />
R: Oliver Schmitz<br />
D: Khomotso Manyaka, Lerato Mvelase,<br />
Harriet Manamela<br />
ab 12. 5. (Senator)<br />
Aids: Die Antwort auf die Frage der zwölfjährigen<br />
Chanda, was mit ihrer Mutter los<br />
ist, liegt auf der Hand. Aussprechen will<br />
es aber niemand in dem südafrikanischen<br />
Township. Doch je mehr die Mutter abbaut,<br />
desto mehr sieht das Mädchen sich in der<br />
Pflicht, zu helfen. Nur wie? Die hilfsbereite<br />
Nachbarschaft entpuppt sich als eine<br />
durch Angst, Verdrängung und Lügen zusammengehaltene<br />
Gemeinschaft, die sich<br />
hinter ihrer Naivität versteckt. So unbarmherzig<br />
zeigt der für TV-Comedy bekannte<br />
Regisseur Oliver Schmitz („Doctor’s Diary“)<br />
die erwachsenen Figuren, dass er sich von<br />
einigen Seiten Rassismus vorwerfen lassen<br />
musste. Doch die Verfilmung von Allan<br />
Strattons Jugendroman „Worüber keiner<br />
spricht“ war nicht von ungefähr auf der<br />
Oscar-Shortlist 2011. Allein Schmitz’ Bilder,<br />
in denen bleiche Tableaus und tiefe<br />
Schatten ein düsteres Bild Afrikas zeichnen,<br />
ist die Ehre wert. Und die Laiendarsteller<br />
spielen mit einer Kraft und Traurigkeit, die<br />
man nur selten zu sehen bekommt. (kab)<br />
kulturnews 5/11<br />
5//<br />
Start 19. 5.<br />
Der Biber<br />
DRAMA<br />
USA 2011, 90 Min.<br />
R: Jodie Foster<br />
D: Mel Gibson, Jodie Foster,<br />
Jennifer Lawrence<br />
ab 19. 5. (Concorde)<br />
Als der depressive Walter (Mel Gibson)<br />
im Suff eine Biberhandpuppe findet, ändert<br />
sich sein Leben radikal. Fortan artikuliert<br />
er sich durch das Stofftier, was sein Leben<br />
in die rechte Bahn zu lenken scheint. Doch<br />
die Puppe ist eigenwillig – und wird schon<br />
bald vom Lebensretter zum Über-Ich …<br />
Regisseurin und Filmehefrau Jodie Foster<br />
verliert bei dem erzwungenen Versuch,<br />
mehrere Schauplätze zu eröffnen, das<br />
Gespür für jeden einzelnen: So buhlt mal<br />
am Rande, mal im Zentrum des Films<br />
Walters Sohn um Nora (Jennifer Lawrence,<br />
„Winter’s Bone“). Auf der anderen Seite<br />
versucht Walter, sein Leben zu ordnen.<br />
Eine handgreifliche Auseinandersetzung<br />
hier, eine papaphobe Sinnkrise da: Die<br />
Verknüpfung der Handlungsstränge ist fadenscheinig,<br />
die Musik fungiert als emotionaler<br />
Wegweiser mit der Subtilität eines<br />
Holzhammers. Und mittendrin agiert Mel<br />
Gibson zwischen Laientheater und Seifenoper-Overacting.<br />
Vielleicht hätte er die<br />
Hauptrolle lieber ganz dem Biber überlassen<br />
sollen … (lan)<br />
Benda Bilili!<br />
DOKUMENTATION<br />
F/CD 2010, 84 Min.<br />
R: Florent de la Tullaye, Renaud Barret<br />
ab 19. 5. (Kool Film)<br />
2//<br />
4//<br />
Die Geschichte der kongolesischen Band<br />
„Staff Benda Bilili“ bietet idealen Stoff für<br />
ein Rührstück. Musiker aus den Armenvierteln<br />
von Kinshasa, allesamt durch ihre
Polioerkrankung behindert, werden auf<br />
Konzerten rund um den Globus gefeiert.<br />
Tatsächlich ist diese Mischung aus Reggae,<br />
Samba, Blues und Funk Weltmusik<br />
im besten Sinne, und auch die Schicksale<br />
der einzelnen Musiker sind berührend bis<br />
bestürzend. Die Filmemacher Renaud<br />
Barret und Florent de La Tullaye verheimlichen<br />
nicht, dass sie selbst das Potenzial<br />
der Straßenmusiker erkannt und ihr erstes<br />
Album finanziert haben, liefern aber keine<br />
hochglanzpolierte Slumvariante des „Buena<br />
Vista Social Club“ ab. Dafür bewegt sich<br />
die Kamera zu dicht und intim unter den<br />
Menschen und auf den Straßen. Die Behinderungen<br />
werden nicht weiter thematisiert,<br />
sondern sind einfach gegeben. Das<br />
belässt den Musikern ihre Würde und<br />
schärft den Blick fürs Wesentliche: wie<br />
diese Menschen trotz widrigster Umstände<br />
mit der Lebenskraft der Musik ihre Chancen<br />
nutzen. (ascho)<br />
Joschka und Herr Fischer<br />
DOKUMENTATION<br />
D 2011, 140 Min.<br />
R: Pepe Danquart<br />
ab 19. 5. (X Verleih)<br />
4//<br />
Der emeritierte Weltpolitiker Joschka<br />
Fischer flaniert erzählend durchs Geschichtsmuseum,<br />
umflimmert von Bildern aus 60<br />
Jahren. Die Kamera schaut durch Glasmonitore,<br />
Bilder und Töne überlagern sich:<br />
eine Ästhetik, die Vielstimmigkeit suggeriert.<br />
Doch am Ende bleibt nur Fischers von<br />
Selbstgefälligkeit und Nostalgie umflorte<br />
Sicht der Dinge; selbst Dramen werden so<br />
zu Anekdoten verniedlicht. Von Anfang an<br />
hatte Regisseur Pepe Danquart offenbar<br />
einen Freundschaftsdienst im Sinn, denn<br />
auch die eingestreuten Interviews mit Weggefährten<br />
beglaubigen Fischer nur. Trotzdem<br />
hält uns der Film bei der Stange,<br />
gerade wegen der Anekdoten – die Turnschuhe<br />
etwa, die Fischer einst bei der<br />
Vereidigung im hessischen Landtag trug:<br />
verordnet von der Fraktion. Der Film dürfte<br />
bei aller Parteilichkeit von seiner zufälligen<br />
Aktualität profitieren, denn er blickt zurück<br />
in die Anfänge der Anti-AKW-Bewegung –<br />
und schlägt so eine Brücke zur Politik der<br />
Gegenwart, die der Doku mehr Erfolg<br />
bescheren dürfte, als Joschka und sein<br />
Eckermann es sich träumen ließen. (mw)<br />
Start 26. 5.<br />
Die Relativitätstheorie<br />
der Liebe<br />
TRAGIKOMÖDIE<br />
// kino 77<br />
D 2010, 98 Min.<br />
R: Otto Alexander Jahrreiss<br />
D: Olli Dittrich, Katja Riemann<br />
ab 26. 5. (Universal Pictures)<br />
4//<br />
Olli Dittrich, der Meister der Maske, und<br />
Katja Riemann, eine Pionierin der Beziehungskomödie<br />
der letzten Jahrzehnte: Gemeinsam<br />
und in jeweils fünf Rollen wuppen<br />
sie den gesamten Film von Otto<br />
Alexander Jahrreiss, in dem die Liebe in<br />
unterschiedlichsten Variationen durchdekliniert<br />
wird. Ob nun die 35-jährige Alexa,<br />
allein stehend und auf der Suche nach<br />
einem geeigneten Samenspender, oder<br />
die esoterische Hausfrau Eva, die sich in<br />
einer Wanne voll Milch räkelt; ob nun der<br />
cholerisch-komische Fahrlehrer Paul oder<br />
Agenturchef Frieder, der seine Frau schon<br />
lange nicht mehr versteht: Sie alle haben<br />
ihre ureigene Sehnsucht nach Liebe. Ob<br />
und wie die eingelöst wird, erzählt der<br />
Film. Punktabzug für die romantische Komödie<br />
gibt es trotz plausibel konstruierten<br />
Geschichten und gut ausgearbeiteten Charakteren,<br />
weil die Gewichtung einen Tick<br />
zu stark auf dem Romantischen liegt und<br />
die Komik zu kurz kommt. Mehr Skurrilität<br />
in Figuren und Handlung und weniger<br />
Klischees hätten dem Episodenfilm gut<br />
getan. (jw)<br />
... und außerdem online<br />
Noch mehr Rezensionen und<br />
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Im Mai gibt’s dort auch unsere<br />
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Lovestory im Zirkus // ab 28. 4.<br />
Scream 4 3 //<br />
Es wird wieder geschlitzt! // ab 5. 5.<br />
Utopia Ltd. 5 //<br />
Die Rockband 1000 Robota // ab 12. 5.<br />
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Foto: Marcel Lichter<br />
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DVD des Monats<br />
Der israelische Regisseur Samuel Maoz hat im<br />
Sommer 1982 am Libanonkrieg teilgenommen.<br />
Im Audiokommentar zu seinem Spielfilmdebüt<br />
„Lebanon“ erzählt er uns, warum er die Zuschauer<br />
filmtechnisch in Geiselhaft nimmt, indem er den Film ausschließlich innerhalb eines<br />
Panzers spielen lässt: Er will junge Israelis, die anders nicht zu überzeugen sind,<br />
mit Hilfe grauenhafter Bilder davon abhalten, sich freiwillig für die Armee zu melden.<br />
Gleich zu Beginn des Films kann Maoz’ Alter Ego, Richtschütze Shmulik (grandios:<br />
Yoav Donat), einfach nicht abdrücken – und hat einen der eigenen Soldaten auf dem<br />
Gewissen ... Schweißnasse Gesichter in Nahaufnahme bestimmen das Bild im saunaheißen<br />
Panzer, Kondenswasser läuft an den Wänden und Armaturen herunter, auf<br />
dem Boden bilden sich Pfützen, die rot von Blut werden, als ein toter Kamerad hineingeworfen<br />
wird. Die Außenwelt nehmen wir nur durch das Visier des Schützen<br />
wahr, was uns zu Mittätern macht. Was wir sehen: Opfer in ihrer Hilflosigkeit, vom<br />
Fadenkreuz erfasst, Blicke, die sich ins Herz bohren. „Lebanon“ ist brillant in seiner<br />
ästhetischen Radikalität und eine emotionale Zumutung. Und er ist das Ergebnis<br />
von Samuel Maoz’ Aufbegehren nach 25 Jahren traumatisierten Schweigens. (jw)<br />
Film 5<br />
Extras Making-of, Audiokommentar des Regisseurs, Trailer<br />
auch als Blu-ray<br />
Hochzeitspolka<br />
KOMÖDIE<br />
D 2010<br />
R: Lars Jessen<br />
D: Christian Ulmen,<br />
Katarzyna Maciag,<br />
Fabian Hinrichs<br />
erschienen<br />
(Warner)<br />
Christian Ulmen hat’s mit dem Heiraten.<br />
Privat will er es bald ein zweites Mal tun,<br />
und auch im Kino konnte man ihn mehrfach<br />
dabei beobachten, gern in der Rolle<br />
des Spießers, gern mit Multi-Kulti-Hintergrund.<br />
Italien war das Land der Angebeteten<br />
in „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, in<br />
„Hochzeitspolka“ ist es Polen, und Frieder<br />
(Ulmen) lebt dort als braver Zweigstellenleiter<br />
einer deutschen Firma. Das gibt leider<br />
Anlass für reichlich Klischeedrescherei,<br />
als die ehemals besten Freunde und Rocker<br />
Frieders bürgerliches Leben in der Wahlheimat<br />
aufmischen in Lars Jessens etwas<br />
unentschlossener Tragikomödie. (vs/kab)<br />
Film 3<br />
Extras Audiokommentar, Interviews,<br />
Kinotrailer, Musikvideo<br />
auch als Download<br />
kulturnews 5/11<br />
-Bewertung<br />
Lebanon<br />
KRIEGSDRAMA<br />
D/IL/F/LB 2009<br />
R: Samuel Maoz<br />
D: Yoav Donat, Itay Tiran, Oshri Cohen<br />
Vö: 13. 5.<br />
(Universum)<br />
1=grausig bis 6= genial<br />
Klaus Kinski – Kinski Talks 2<br />
DOKUMENTATION<br />
D 1985/1986<br />
(Universal Music)<br />
Klaus Kinski vorm Mikro zu haben, war<br />
ein Fest oder die Pest. Auf der DVD „Kinski<br />
Talks 2“ wird nun erneut das öffentliche<br />
Wirken und Wüten des Mannes aus Zoppot<br />
dokumentiert. Desirée Nosbusch hatte<br />
Anfang der 80er Glück, als sie für die ARD<br />
„Zeit zu zweit“ mit ihm verbrachte. Der<br />
altersweise Kinski, mit dem sie durch Wald<br />
und Wiesen tollt, fühlte sich wohl an<br />
Töchterchen Nastassja erinnert, so lieb gab<br />
er sich. Ein bisher in Deutschland unbekanntes<br />
Gespräch von 1986 zeigt ihn hingegen<br />
als Straßenköter, der gegen Werner<br />
Herzog wütet. Alle drei Interviews der DVD<br />
(auch die berühmte NDR-Talkshow von<br />
1985, in der er Alida Gundlach anbaggerte)<br />
sind wie Autounfälle: Man kann<br />
nicht wegschauen. (mw)<br />
Film 5<br />
Extras Outtakes aus „Zeit zu zweit“
Uncle Boonmee erinnert<br />
sich an seine früheren Leben<br />
DRAMA<br />
GB/TH/D/F/ES 2010<br />
R: Apichatpong<br />
Weerasethakul<br />
D: Thanapat Saisaymar,<br />
Jenjira Pongpas u. a.<br />
erschienen<br />
(Movienet)<br />
Der letztjährige Cannes-Sieg für Apichatpong<br />
Weerasethakuls „Uncle Boonmee“<br />
irritierte. Minutenlange Einstellungen,<br />
eine selbst für Asiakino-Fans weitgehend<br />
unverständliche Geistersymbolik und<br />
Dialoge, die mehr Andeutungen sind als<br />
Handlungsträger, ließen das Werk des<br />
thailändischen Videokünstlers als harten<br />
Brocken erscheinen. Hat man sich aber<br />
auf diese Erzählweise eingelassen, dann<br />
wird man belohnt mit einem Film, der<br />
jenseits steht von Maßstäben wie Handlungsorientierung<br />
und Formwillen. Und<br />
genau hier steckt die Kritik an der DVD-<br />
Ausgabe: Stellt sich beim Kinobesuch die<br />
Konzentration auf die langen Einstellungen<br />
quasi von selbst ein, so zuckt auf dem<br />
heimischen Sofa die Hand gefährlich oft<br />
in Richtung Skip-Taste. Und das Bonusmaterial,<br />
eine halbstündige TV-Doku über<br />
Weerasethakul, ist zwar interessant, hilft<br />
einem aber ebenfalls nicht weiter. (fis)<br />
Film 4<br />
Extras Trailer, Interview Apichatpong<br />
Weerasethakul<br />
Bis aufs Blut –<br />
Brüder auf Bewährung<br />
DRAMA<br />
D 2010<br />
R: Oliver Kienle<br />
D: Jacob Matschenz,<br />
Burak Yigit, Aylin<br />
Tezel<br />
Vö: 20. 5. 1<br />
(Eurovideo)<br />
HipHop und Drogen in Würzburg: Die<br />
Jugendlichen Tommy (Jakob Matschenz)<br />
und Sule (grandios gespielt von Burak<br />
Yigit) versauen sich ihre Zukunft, aber sie<br />
haben ja sich selbst. Freunde seit ihrer<br />
Kindheit, stehen sie füreinander ein, immer<br />
und in jeder Situation. Als Tommy von der<br />
Polizei geschnappt wird, kann Sule ihn<br />
nicht mehr beschützen, und Tommys<br />
Leben geht in eine völlig neue Richtung …<br />
„Bis aufs Blut“ ist Oliver Kienles Diplomarbeit<br />
als Regisseur. Der stark autobiografisch<br />
gefärbte Film belehrt nicht, im Gegenteil:<br />
Bildsprache, Musik und Dramaturgie<br />
stehen für Unterhaltung, die stark<br />
// dvds<br />
und erfrischend selbstbewusst mit dem<br />
ernsten Thema konkurriert. (jw)<br />
Film 4<br />
Extras Outtakes, Making-of,<br />
Audiokommentar, Trailer<br />
auch als Blu-ray<br />
Nowhere Boy<br />
BIOPIC<br />
GB 2009<br />
R: Sam Taylor-Wood<br />
D: Aaron Johnson,<br />
Kristin Scott u. a.<br />
Vö: 20. 5.<br />
(Senator)<br />
Regisseurin Sam Taylor-Wood inszeniert<br />
das Liverpool der 50er, wo John Lennon<br />
schwierige Jugendjahre verbringen muss,<br />
erheblich geleckter, als es die Nachkriegslage<br />
eigentlich nahelegt – doch es geht ihr<br />
ja um Gefühle, nicht um Realismus. Taylor-Wood<br />
erzählt von John (introvertiert<br />
und explosiv: Aaron Johnson), der emotional<br />
zerrieben wird zwischen der Sehnsucht<br />
nach der liederlichen Mutter und<br />
dem Alltag bei der überkorrekten Tante.<br />
Eine Zerreißprobe mit Konsequenzen für<br />
die gesamte Popgeschichte. (mw)<br />
Film 4<br />
Extras keine<br />
auch als Blu-ray<br />
Uhrwerk Orange 40th<br />
Anniversary Edition<br />
PSYCHODRAMA<br />
GB 1971<br />
R: Stanley Kubrick<br />
D: Malcolm McDowell,<br />
Patrick Magee,<br />
Michael Bates<br />
Vö: 20. 5.<br />
(Warner)<br />
Das wegen seiner stilisierten Gewaltdarstellung<br />
umstrittenste Werk von Meisterregisseur<br />
Stanley Kubrick feiert seinen 40.<br />
Jahrestag und kommt deshalb als Doppel-<br />
Blu-ray mit vielen neuen Extras noch mal<br />
auf den Markt. Unter anderem mit einem<br />
neuen Making-of und mehreren Dokumentation<br />
von Jan Harlan, dem Schwager von<br />
Stanley Kubrick. (jw)<br />
Film 5<br />
Extras Dokus, Making-of,Featurettes, Trailer<br />
nur auf Blu-ray<br />
kulturnews 5/11<br />
12 x kulturnews + Geschenk nach Wahl<br />
O Agnes Obel<br />
Philharmonics<br />
O Guano Apes<br />
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PLZ, Ort<br />
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An und für sich<br />
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80 dvds // TV-Serien<br />
Miral<br />
DRAMA<br />
IL 2010<br />
R: Julian Schnabel<br />
D: Freida Pinto,<br />
Hiam Abbas,<br />
Alexander Siddig<br />
Vö: 12. 5.<br />
(Prokino)<br />
Tolle Aufnahmen, mit „Slumdog Millionär“-<br />
Star Freida Pinto eine großartige Hauptdarstellerin,<br />
eine Regie, die sich politisch<br />
klar positioniert – und doch: Julian Schnabels<br />
„Miral“ wurde im Kino mit gemischten<br />
Kritiken bedacht. Und natürlich ist Schnabel<br />
distanzlos, wo er den Israel-Palästina-Konflikt<br />
ausgerechnet an Hand der Autobiografie<br />
seiner Lebensgefährtin Rula Jebreal<br />
erzählen will. Gleichzeitig aber komponiert<br />
der gelernte Maler so wunderbar berührende<br />
Bilder, dass man als Zuschauer selbst<br />
jede Distanz als intellektuelle Zwangsvorstellung<br />
verdammen möchte. Die DVD<br />
punktet mit einem klugen Doppelporträt<br />
von Schnabel und Jebreal; die Interviews<br />
mit Regisseur und Drehbuchautorin sind<br />
dann eine Wiederholung, aber gut. (fis)<br />
Film 4<br />
Extras Interviews, Trailer, Treffen mit<br />
Julian Schnabel & Rula Jebreal<br />
auch als Blu-ray<br />
Im Schatten<br />
KRIMIDRAMA<br />
D 2010<br />
R: Thomas Arslan<br />
D: Misel Maticevic,<br />
Karoline Eichhorn,<br />
Uwe Bohm<br />
Vö: 29. 4.<br />
(Filmgalerie 451)<br />
Krimi muss nicht immer „Tatort“ sein:<br />
Thomas Arslan hat mit „Im Schatten“ einen<br />
harten, kleinen Film noir gedreht, in<br />
nüchterner Berliner-Schule-Ästhetik, mit<br />
dem tollen Misel Maticevic in der Hauptrolle<br />
und einem genauen Blick für Details.<br />
Zeitgleich zu „Im Schatten“ erscheinen<br />
Arslans ältere Werke „Geschwister“ und<br />
„Der schöne Tag“ auf DVD. (fis)<br />
Film 5<br />
Extras Audiokommentar, Trailer, Thomas<br />
Arslan über das Produktionsdesign<br />
kulturnews 5/11<br />
TV-Serien<br />
Cougar Town –<br />
Die komplette erste Staffel<br />
TV-SERIE<br />
USA 2010<br />
D: Courtney Cox,<br />
Brian Van Holt,<br />
Dan Byrd<br />
erschienen<br />
(Walt Disney)<br />
Jules (C. Cox) ist eine erwachsene Frau –<br />
und genau das ist ihr Problem. Frisch geschieden<br />
beschließt sie, ihre verpasste<br />
Jugend nachzuholen. Das findet die partysüchtige<br />
Arbeitskollegin klasse, die beste<br />
Freundin blöd und Jules’ Sohn peinlich.<br />
„Cougar Town“ ist aber zum Glück weder<br />
das eine noch das andere, sondern richtig<br />
lustig. Dank Ellies Mann, Jules’ Ex und<br />
einem nicht so netten Nachbarn bleibt die<br />
schlagfertige Sitcom kein reiner Frauenclub,<br />
sondern formiert sich zum aus „Friends“<br />
bekannten Sechserteam – auch wenn an<br />
einigen Freundschaften noch gearbeitet<br />
werden muss. (kab)<br />
Film 4<br />
Extras Zusätzliche Szenen, Pannen vom<br />
Dreh, Musikvideo, Barbs Blog, Featurettes<br />
Lie to me – Season 2<br />
TV-SERIE<br />
USA 2010<br />
D: Tim Roth,<br />
Kelli Williams,<br />
Brendan Hines<br />
erschienen<br />
(20th Century Fox)<br />
„Lie to me“ ist in jeder Hinsicht gut: Die<br />
US-Serie arbeitet sich facettenreich an<br />
einem Grundthema ab – nämlich dem<br />
Wesen der Lüge sowie ihren Grenzen –,<br />
verhandelt dabei mit Psychoanalysen von<br />
Soldaten oder Politikern häufig hochaktuelle<br />
Themen und bleibt trotzdem bescheiden:<br />
Dramatische Cliffhanger wie bei „Lost“<br />
oder, noch schlimmer, „Desperate Housewives“<br />
werden für die Geschichte um den<br />
Lügenforscher Dr. Cal Lightman (Tim<br />
Roth) und seine Firma nicht vom Zaun<br />
gebrochen. „Lie to me“ könnte jederzeit<br />
mit befriedigendem Ende abgesetzt werden.<br />
Schade wär’s aber allemal, auch<br />
wegen der DVD-Features, in denen<br />
Psychologe und Lightman-Vorbild Paul<br />
Ekman die Seriendarsteller analysiert. (mh)<br />
Serie 5<br />
Extras Erweiterte und entfallene Szenen,<br />
Spaß am Set, Featurettes<br />
Die Fraggles – Komplettbox<br />
TV-SERIE<br />
USA 1983–1987<br />
R: George Bloomfield,<br />
Jim Henson u. a.<br />
D: Hans Helmut<br />
Dickow<br />
Vö: 20. 5.<br />
(Universum)<br />
„Sing und schwing das Bein, lass die<br />
Sorgen Sorgen sein“: Selten ging es im<br />
Fernsehen so wahnwitzig zu wie bei den<br />
haltlos spaßorientierten Kuschelgeschöpfen<br />
namens Fraggles, die natürlich aus der<br />
Werkstatt von Jim Henson, dem legendären<br />
Schöpfer von Kermit und Co. stammen.<br />
Jetzt kommt die ganz große Dosis Kindheitserinnerungen<br />
– oder auch Spaß für<br />
den Nachwuchs – in Form einer Komplettbox,<br />
die alle 85 für Deutschland „lokalisierten“<br />
Folgen mit Hans Helmut Dickow<br />
als Doc enthält.<br />
Serie 5<br />
Extras keine<br />
Dexter – Season 3<br />
TV-SERIE<br />
USA 2007<br />
R: Keith Gordon,<br />
Marcos Siega u. a.<br />
D: Michael C. Hall,<br />
Julie Benz u. a.<br />
erschienen<br />
(Paramount)<br />
Der Forensiker beim Morddezernat von<br />
Miami leistet sich weiterhin ein luxuriöses<br />
Doppelleben und mordet privat genüsslich<br />
vor sich hin – natürlich die Bösen! Doch<br />
diesmal hat ihn ein Staatsanwalt auf dem<br />
Kieker, und Dexter (Michael C. Hall) kämpft<br />
erneut einen privaten Mehrfrontenkrieg ... (jw)<br />
Serie 4<br />
Extras Interviews, Fotogalerie, Featurettes<br />
Dr. House – Season 6<br />
TV-SERIE<br />
USA 2009<br />
D: Hugh Laurie,<br />
Lisa Edelstein, Robert<br />
Sean Leonard<br />
Vö: 5. 5.<br />
(Universal Pictures)<br />
So weit ist es schon: Der Marburger Professor<br />
Jürgen Schäfer wurde mit dem Arslegendi-Fakultätenpreis<br />
für exzellente Forschung<br />
ausgezeichnet, weil er „Dr. House“-<br />
Folgen im Unterricht einsetzt. House selbst<br />
startet Season 6 in der Psychiatrie, weil<br />
er aufgrund des ständigen Medikamentenmissbrauchs<br />
an Halluzinationen leidet.<br />
Doch auch dort kann der schroffe Doktor<br />
von der Differentialdiagnostik nicht lassen<br />
und scheint sich darüber hinaus auch<br />
noch zu verlieben ... (jw)<br />
Serie 5<br />
Extras Audiokommentare, Featurettes<br />
auch als Blu-ray<br />
Monk – 8. Staffel<br />
TV-SERIE<br />
USA 2009<br />
R: Dean Parisot<br />
D: Tony Shalhoub,<br />
Traylor Howard, Ted<br />
Levine<br />
erschienen<br />
(Universal Pictures)<br />
Seit der ersten Staffel dieser wunderschön<br />
leisen und dezent humorvollen Krimiserie<br />
zieht sich Monks Suche nach dem Mörder<br />
seiner Frau Trudy durch die Folgen wie ein<br />
roter Faden. Ganz klar also, dass dieses<br />
Rätsel am Ende der letzten Staffel gelöst<br />
wird. Klar auch, dass Monk, dem mit seiner<br />
schier unendlichen Anzahl an Phobien<br />
ein Platz im Guinness-Buch der Rekorde<br />
gebührt, bis zum Ende um eine Wiedereinstellung<br />
bei der Polizei kämpft. Wenn<br />
es je eine Familienserie im positiven Sinne<br />
des Begriffs gab, dann ist es diese ... (jw)<br />
Serie 4<br />
Extras Hinter den Kulissen, Interviews,<br />
Videokommentar, Interviews, Featurette<br />
Breaking Bad –<br />
die komplette dritte Season<br />
TV-SERIE<br />
USA 2010<br />
D: Bryan Cranston,<br />
Aaron Paul,<br />
Anna Gunn<br />
Vö: 19. 5.<br />
(Sony Pictures)<br />
Walter White lebt noch. Kocht immer noch<br />
Chrystal Meth. Und gerät auf eine Bahn,<br />
die mittlerweile so schief ist, dass man<br />
gar nicht glaubt, dass sie noch schiefer<br />
werden könnte: Die dritte „Breaking Bad“-<br />
Season ist da und lotet weiterhin die Abgründe<br />
New Mexicos aus. Neben Krebs,<br />
Drogen und nackter Gewalt neu dabei:<br />
eine handfeste Ehekrise. (fis)<br />
Serie 5<br />
Extras Behind the Scenes, Deleted<br />
Scenes, Audiokommentare
Muttertags-Special *<br />
2x Kino für nur € 14,90<br />
Liebe in Dosen **<br />
2x Kino<br />
2x Getränke<br />
1x Snack<br />
€ 22,50<br />
Dazu schenken<br />
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für unsere Gastro-Angebote.<br />
8. Mai<br />
Muttertag<br />
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Verschenken Sie schöne Momente mit Liebe in Dosen oder<br />
unserem Muttertags-Special. Mehr Infos und teilnehmende<br />
Kinos unter Muttertag.CineStar.de<br />
*Die Gutscheine sind an der Kinokasse einlösbar. **Aus unserem speziellen Muttertagsangebot<br />
am Snacktresen. Einlösbar ab 8.5.11. Gilt nicht für 3D-Vorführungen und nur in teilnehmenden<br />
Kinos. ***Die 2,50 € Gutscheine sind auch beim nächsten Kinobesuch bis einschließlich 30.6.11<br />
und ausschließlich für Menü 1-4 oder Dinner for 2 gültig.
82 aktion //<br />
Zum Abheben bereit<br />
Wer am 3. Juni nicht zum Nürburgring pilgert, verpasst was: Kings Of Leon, Coldplay,<br />
Mando Diao, Interpol, Madsen und, und, und werden dieses Jahr beim Festival<br />
„Rock am Ring“ auf die Bühne steigen – und sicher sind auch in diesem Jahr wieder<br />
Tausende Musikbegeisterte dabei. Von denen können aber nur wenige das größte<br />
Rockfestival Deutschlands von oben genießen. Glücklich, wer neben dem Festivalticket<br />
auch noch einen Platz auf dem Jägermeister Hochsitz ergattern kann: Auf 50<br />
Metern Höhe bietet der nicht nur eine Rundumversorgung mit gekühlten Drinks, sondern<br />
allen schwindelfreien Musikfans auch einen exklusiven Blick auf ihre Topacts.<br />
kulturnews und Jägermeister verlosen 2 x 2 Tickets für „Rock am Ring 2011“<br />
inklusive Flug mit dem Jägermeister Hochsitz. Wer über 18 ist, sendet bis zum<br />
25. Mai einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Jägermeister Hochsitz“ an info@bunkverlag.de<br />
und hebt mit etwas Glück schon bald ab!<br />
Impressum //<br />
kulturnews erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />
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MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />
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kulturnews 5/11<br />
LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />
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LIVE Ellen Stickel (es)<br />
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KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />
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LIFESTYLE Ellen Stickel (es)<br />
fon -82 | E-Mail estickel@bunkverlag.de<br />
TERMINE UND PROGRAMM siehe citymag, S. 3<br />
WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />
Ron Haller (ron), Kathrin Kaufmann (kat),<br />
Dagmar Leischow, Marten Lorenzen (ml),<br />
Albert Munz (am), Lasse Nehren (lan),<br />
Dr. Justus Noll (jn), Rolf von der Reith,<br />
Steffen Rüth (sr), Axel Schock (ascho),<br />
Michael Schock (ms), Katja Schwemmers,<br />
Frank X. A. Zipperer<br />
Praktikantinnen:<br />
Luisa Gerlitz (lui), Stefanie Kohler (sk)<br />
Die Fantastischen Vier<br />
Frisch im Kopf<br />
Ab und zu ist es einfach Zeit für was Neues. „Think fresh!“ ist deshalb die Devise der<br />
Beck’s Gold Fresh Experience. In Düsseldorf und Hamburg werden bekannte Plätze<br />
durch Licht, Video- und Fotoanimationen zu völlig neuen Eventlocations. Das Highlight<br />
jeder Experience ist ein Konzert der Fantastischen Vier. Die Fantas sind nicht nur<br />
eine der erfolgreichsten deutschen Bands, sie schaffen es auch schon seit 20 Jahren,<br />
frisch und unangepasst zu bleiben. Los geht die Reihe am 30. Mai in der<br />
Kunstsammlung NRW im K21 Ständehaus in Düsseldorf. Doch das Ticketkontingent<br />
ist auf 500 Stück limitiert, und wer dabei sein möchte, muss sich ein bisschen ins<br />
Zeug legen. Heißt? Man schnappe sich eine Kamera und eine der neu designten<br />
Beck’s-Gold-Flaschen. Dann fotografiert man die Flasche vor einem alltäglichen Ort<br />
und lädt das Foto auf www.becks.de hoch. Die besten Bilder gewinnen. Oder man<br />
versucht gleich hier sein Glück:<br />
kulturnews verlost 3 x 2 Tickets für das Event in Düsseldorf. Einfach bis zum 25. 5.<br />
die Gewinnhotline anrufen: 0137-989 89 81 (0,50 Euro/Anruf). Dabei nicht vergessen,<br />
die E-Mail-Adresse zu nennen! Übrigens: Im August geht die Party in Hamburg weiter.<br />
Wo genau, wird aber noch nicht verraten.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />
nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />
oder des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />
Materialien kann keine Gewähr<br />
übernommen werden. Die Urheberrechte für<br />
Anzeigen, Entwürfe, Fotos, Vorlagen sowie der<br />
grafischen Gestaltung bleiben beim Verlag und<br />
können nur mit dessen Genehmigung weiterverwendet<br />
werden. Veranstaltungshinweise<br />
werden kostenlos abgedruckt. Fotos, die Veranstaltungshinweise<br />
illustrieren, können nur<br />
frei abgedruckt werden; der Verlag setzt bei<br />
Eingang voraus, dass alle Honorarfragen vom<br />
Veranstalter bereits geklärt sind.<br />
ART DIRECTION Nils Heuner<br />
GRAFIK Inke Cron, Anna Diem<br />
Praktikantin: Sophie Richter<br />
ANZEIGEN<br />
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fax 040-39 92 95-29<br />
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ANZEIGENLEITER Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />
fon -16 | E-Mail hloebel@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Mathias Harringer<br />
fon -15 | E-Mail mharringer@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Lore Kalamala<br />
fon -14 | E-Mail lkalamala@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Jürgen Peters<br />
fon -21 | E-Mail jpeters@bunkverlag.de<br />
ANZEIGENBERATUNG Petra Schaper<br />
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ANZEIGENBERATUNG Skadi Schmidt<br />
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AKTIONEN + DISPOSITION Esther Ahrens<br />
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ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />
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Job, Liebe, Alltag:<br />
Wie man sein Leben ausmistet<br />
JA, PANIK Warum Traurigkeit die Welt verbessert<br />
AUSTRA Wie man Chauvis mit Darkpop in die Falle lockt<br />
PAUL DANO Der stille Star des Independentkinos<br />
SHE SHE POP Weshalb das Licht im Theater ausbleiben muss<br />
GENERATION DIGITAL Warum Zitieren das neue Schaffen ist<br />
Volume out now!<br />
www.uMagazine.de<br />
new pop magazine
02.05. // HAMBURG<br />
03.05. // BERLIN<br />
04.05. // FRANKFURT<br />
05.05. // KÖLN<br />
SUFJAN<br />
STEVENS<br />
support: DM Stith<br />
PAOLO NUTINI<br />
06.05.//LEIPZIG · 07.05.//BERLIN · 22.05.//ESSEN<br />
28.05. // HAMBURG<br />
29.05. // BERLIN<br />
30.05. // KÖLN<br />
31.05. // OFFENBACH<br />
support: Magnum Coltrane Price<br />
JASON ISBELL AND THE 400 UNIT<br />
support: These United States<br />
27.06. // BERLIN<br />
29.06. // HAMBURG<br />
ERASURE<br />
27.05. // HAMBURG<br />
WILD BEASTS 17.05. // BERLIN<br />
JOHANNES<br />
OERDING<br />
10.11. // LÜNEBURG<br />
11.11. // OSNABRÜCK<br />
12.11. // BREMEN<br />
17.11. // SAARBRÜCKEN<br />
18.11. // HEIDELBERG<br />
19.11. // STUTTGART<br />
BILL<br />
CALLAHAN<br />
support: Sophia Knapp<br />
12.05. // KÖLN<br />
13.05. // FRANKFURT<br />
14.05. // HAMBURG<br />
15.05. // BERLIN<br />
21.11. // NÜRNBERG<br />
22.11. // LEIPZIG<br />
23.11. // ERFURT<br />
26.11. // LINGEN<br />
27.11. // OBERHAUSEN<br />
01.12. // LÜBECK Aktuelles Album „Boxer“ (Sony Music)<br />
23.06. // MÜNCHEN<br />
24.06. // BERLIN<br />
05.07. // KÖLN<br />
TV ON THE RADIO<br />
TICKETS: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60 (Mo – Fr, 9.00 – 18.30 Uhr) www.karsten-jahnke.de<br />
und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(� 0,14/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. � 0,42/Min)<br />
LOW<br />
support: Dark Dark Dark<br />
30.05. // BERLIN<br />
31.05. // HAMBURG<br />
01.06. // KÖLN