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4 - Kulturnews

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Mai 2011 // Nr. 247 // kulturnews.de<br />

kino //<br />

„Barfuß auf<br />

Nacktschnecken“<br />

von Fabienne Berthaud<br />

musik //<br />

Hugh Laurie<br />

Steve Earle<br />

Fleet Foxes<br />

Erik Faber<br />

k. d. lang<br />

Agnes<br />

Langsam, aber sicher<br />

Obel<br />

40 Seiten magazin // platten // bücher // kino // dvds // tourtipps // citymag<br />

Foto: Mali Lazell


Foto: Sony Music<br />

Tickets, News und das komplette Kinoprogramm: www.kulturnews.de<br />

musik //<br />

6 Agnes Obel<br />

Langsam, aber sicher<br />

8 Erik Faber<br />

Das Aha-Erlebnis<br />

10 Steve Earle<br />

Überleben ist die bessere Lösung<br />

12 Fleet Foxes<br />

Nie mehr nostalgisch<br />

13 k. d. lang<br />

Ein Gang zurück<br />

14 Hugh Laurie<br />

Mal kurz außer House<br />

15 Black Rust<br />

Ziellose Sehnsucht<br />

16 Cock Robin<br />

Neuerfindung galore<br />

18 Schnermann’s Poetryclan<br />

Die Melodie der Worte<br />

19 Ganes<br />

Von uns für euch<br />

news //<br />

4 Jesse Heimann<br />

Antonin Varenne<br />

aktion //<br />

23 Jack Daniel’s:<br />

Roadieplatz für das Hurricane Festival<br />

25 BAP: 6 Tickets<br />

26 Carolin Kebekus: 5 DVDs<br />

66 „Ich mag keinen Jazz“: 10 Doppel-CDs<br />

Foto: WMG<br />

82 Jägermeister:<br />

4 Tickets für Rock am Ring<br />

Lena<br />

Filmfestivals<br />

Beck’s Gold Fresh Experience:<br />

6 Tickets<br />

kulturnews 5/11 // inhalt 3<br />

live //<br />

20 Auf Tour<br />

Tipps und Interviews<br />

27 citymag<br />

Programm-Magazin Tipps und Termine<br />

platten //<br />

59–69 Pop, Rock + Dance<br />

Young The Giant<br />

13&God<br />

Asaf Avidan & The Mojos<br />

Blackmail<br />

Booker T. Jones<br />

… und viele andere mehr<br />

Jazz + Classics<br />

Stormes/Nocturnes<br />

Ambrose Akinmusire<br />

Eric Legeni & The Afro Jazz Beat<br />

bücher //<br />

70–73 Simon Beckett:<br />

Hintertür für einen Helden<br />

kino //<br />

Krimi-Special<br />

Peter Temple<br />

Friedrich Ani<br />

Jan Wallentin<br />

Stuart Neville<br />

Jeffery Deaver<br />

74–77 „Barfuß auf Nacktschnecken“<br />

„Der Biber“<br />

„Joschka und Herr Fischer“<br />

„Thor“<br />

dvds //<br />

78–81 „Lebanon“<br />

„Uhrwerk Orange 40th Anniversary“<br />

TV-Serien<br />

79 Abo<br />

82 Impressum<br />

Foto: Max Lautenschläger


NOAH AND<br />

THE WHALE<br />

LAST NIGHT ON EARTH<br />

OUT NOW<br />

CD / LP / Digital<br />

myspace.com/noahandthewhale<br />

noahandthewhale.com<br />

Foto: Anna Stöcher<br />

4 news //<br />

Antonin Varenne, Frankreichs neuer Krimistar,<br />

im Interview mit uMag. Mehr zu seinem<br />

Bestseller „Fakire“ gibt es auf S. 71.<br />

Der Sekundenstar<br />

Er ist in vielen Hollywoodfilmen dabei, aber meist übersieht man ihn.<br />

Jesse Heiman (32) ist trotzdem der bekannteste Statist der Welt.<br />

Sein Ziel: Reichtum und Romantik.<br />

kulturnews: Jesse, was ist das Beste daran, der größte Nebendarsteller<br />

der Welt zu sein?<br />

Jesse Heiman: Na, endlich zeigen zu können, woran ich die ganzen<br />

Jahre über so hart gearbeitet habe. Und allen klarzumachen: Es gibt<br />

keinen großen Film ohne Nebendarsteller.<br />

kulturnews: Ein Schwede hat all deine Auftritte seit „American Pie 2“<br />

gesammelt und auf Youtube gestellt. Jetzt bist du berühmt. Ganz schön<br />

schräg, oder?<br />

Heiman: Schräg? Vielleicht. Cool? Auf jeden Fall! Es ist Wahnsinn, so viel weltweiten Zuspruch zu bekommen.<br />

Ich habe dem Kerl, der das hochgeladen hat, schon tausendmal gedankt.<br />

kulturnews: Was war denn bisher dein Lieblingsauftritt?<br />

Heiman: Der in „The Jerk Theory“, wo ich eine der wichtigsten Rollen gespielt habe. Ich konnte für echt<br />

lange Zeit in einen Filmcharakter schlüpfen.<br />

kulturnews: Reich werden kannst du als ewiger Statist aber nicht. Was hast du für Karrierepläne?<br />

Heiman: Ich nutze momentan den Hype, um mich auf bessere und größere Rollen vorzubereiten – und<br />

hoffe, schon bald richtig Schotter zu machen. Ich will die Welt noch viele Jahre lang unterhalten.<br />

kulturnews: Du spielst oft in Highschoolkomödien, bist da meist der Streber, Trottel oder Nerd. Aber du<br />

möchtest doch bestimmt auch mal was anderes sein – was ist deine Traumrolle?<br />

Heiman: Echt gern würde ich mal einen Typen spielen, der heiratet oder sich erstmals verliebt.<br />

Irgendwas in einem romantischen Film halt.<br />

Interview: Volker Sievert<br />

Foto: Heiman<br />

Schlagartig wach<br />

Früher wich die Vorfreude aufs Berliner<br />

Theatertreffen oft dem Gähnen: Schauspiel<br />

Zürich, kennen wir schon; Deutsches<br />

Theater, warum nicht; Münchner Kammerspiele,<br />

schnarch … Doch 2011: Überraschungen!<br />

Vom 6. bis 23. Mai gastieren die<br />

„zehn bemerkenswertesten Inszenierungen<br />

der vergangenen Saison“ in der Hauptstadt,<br />

und diesmal sind sie tatsächlich bemerkenswert.<br />

Die Jury lädt die freie Szene ein (She She Pop; eine Schlingensief-Inszenierung), aus der<br />

Theatermetropole Berlin kommt gerade mal ein kleines postmigrantisches Kieztheater (Ballhaus<br />

Naunynstraße), dazu gibt es coole Provinz (Oberhausen, Schwerin), und selbst der Dauergast Burgtheater<br />

aus Wien zeigt mit Stefan Bachmanns Inszenierung von<br />

Kathrin Rögglas „Die Beteiligten“ (Foto) ein peripheres Stück.<br />

Und wir sind wach, schlagartig. (fis)<br />

„Wenn man mich fragt, welchen<br />

Krimiautor ich gerne lese, sage ich:<br />

Paul Auster. Er hat Bücher geschrieben,<br />

die Kriminalromane sind ohne Verbrechen,<br />

ohne Ermittlung – und ohne Auflösung.“<br />

Foto: Antoine Rozès


Der Funke fehlt<br />

Um die Chancen von Titelverteidigerin Lena<br />

beim Eurovision Song Contest (14. Mai in<br />

Düsseldorf) einschätzen zu können, sollte<br />

man sich ihren Siegersong von 2010 noch<br />

mal anhören. „Satellite“ glänzte mit juveniler<br />

Atemlosigkeit, Chuzpe und einem<br />

Refrain, in dem die aufgebaute Spannung<br />

kulminierte und sich zugleich<br />

auflöste. Und jetzt also „Taken by a<br />

Stranger“ – ein Stück, das all das<br />

nicht hat, was „Satellite“ unbezwingbar<br />

machte. Sein düsteres<br />

Elektroflair ist zu gewagt für den<br />

ESC, es hat keinen Spannungsbogen,<br />

der Refrain geht unter.<br />

„Taken by a Stranger“ entzündet<br />

nicht jenen Funken, der halb<br />

Europa zum Anrufen befeuern könnte<br />

– und ist deshalb für den Contest<br />

der falsche Song. Lena wird zwar<br />

nicht untergehen, doch eine Siegchance<br />

hat sie wohl nicht.<br />

kulturnews-Prognose: Platz 8.<br />

Wenn es gut läuft. (mw)<br />

Open-Airs online<br />

// news 5<br />

Ob Roskilde, Dockville oder Hurricane: Hunderttausende werden diesen Sommer wieder zu den großen<br />

Open-Air-Festivals pilgern. Natürlich auch die kulturnews-Reporter: Auf www.kulturnews.de tickern sie<br />

live von den matschigsten Wiesen Europas.<br />

Kino, Kino, Kino<br />

Der Mai platzt vor Filmevents: das Neisse Filmfestival sowie die Independent Days 11 in Karlsruhe<br />

(4.–8. 5.), Internationale Filmfestspiele von Cannes (11.–22. 5.) und Jüdisches Filmfestival Berlin &<br />

Potsdam (18.–31. 5.). Cineasten nehmen sich am besten den ganzen Monat frei.<br />

Kling kommt mit Band<br />

Er kommt von der Lesebühne, ist inzwischen Kabarettist und kann Gitarre. Zwischen dem 23. und 31.<br />

Mai stellt Marc-Uwe Kling seine besten Songs jetzt auch mit Band vor. „La La La Langweilig“? Alles<br />

andere als das.<br />

� Tagesaktuelle News gibt es auf kulturnews.de<br />

Foto: Sandra Ludewig/Universal<br />

BLACK RUST<br />

The Gangs Are Gone<br />

Live<br />

06.05. Harsefeld - Eichhorns Saal<br />

14.05. Offenburg - Spitalkeller<br />

21.05. Saarburg-Kastell - Pfarrkirche<br />

02.06. Rees-Haldern - Haldern Pop Bar<br />

18.06. Ahlen - Stadtpark<br />

25.06. Aachen - Musikbunker<br />

09.07. Mönchengladbach - Alter Markt Open Air<br />

30.07. Dortmund - Juicy Beats Open Air<br />

30.07. Dülmen - Kultursommer Open Air<br />

14.08. Saarbrücken - Schlossgarten Open Air<br />

27.08. Cadenberge - Gutshof Open Air<br />

28.08. Waltrop - Parkfest<br />

09.09. Eppstein - Wunderbar Weite Welt<br />

10.09. Münster - Amp<br />

16.09. Köln - Blue Shell<br />

30.09. Essen - Grend<br />

wird fortgesetzt!<br />

www.blackrust.de<br />

SIR SIMON<br />

Goodnight, Dear Mind...<br />

als CD, LP<br />

& Download ab<br />

06.05. erhältlich<br />

Live<br />

03.06. Regensburg - W1<br />

04.06. Frankfurt - Yellowstage<br />

06.06. Magdeburg - Cafe Central<br />

08.06. Oberhausen - Druckluft<br />

09.06. Hamburg - Zentrale<br />

10.06. Berlin - HBC<br />

05.08. Friedland - Jenseits von Millionen<br />

07.08. München - Theatron Festival<br />

wird fortgesetzt!<br />

www.sirsimonbattle.com<br />

TUSQ<br />

Patience Camp<br />

als CD, LP & Download erhältlich<br />

Live<br />

06. 05. Dortmund - Visions Party<br />

07. 05. Leer - Juze<br />

18. 05. Kassel - ARM<br />

19. 05. Leipzig - NaTo<br />

21.05. GB- Liverpool - Masque Ink @ Soundcity Festival<br />

25. 06. Osnabrück - ASTA OpenAir<br />

02. 07. Lingen - Abi-Festival<br />

09. 07. Aschaffenburg - Tsukahara-Festival<br />

04. 08. München - Free & Easy<br />

13. 08. Oberhausen - Olga`s Rock<br />

19. 08. Stemwede - Stemweder OpenAir<br />

20. 08. Hannover - Bootboohook Festival<br />

21. 08. Grosspösna/Leipzig - Highfield-Festival<br />

jmc magazin<br />

www.tusq.net<br />

www.strangeways.de<br />

als CD & Download<br />

erhältlich


6 musik // Folkpop<br />

kulturnews 5/11<br />

Foto: Frank Eidel<br />

Agnes Obel<br />

Langsam, aber sicher<br />

Die dänische Songwriterin Agnes Obel erobert peu à peu die Welt<br />

mit ihren entschleunigten Songperlen. Mitschuld daran: ein Dorf<br />

namens Berlin.<br />

kulturnews: Agnes, du hast jüngst sechs Konzerte in deiner Heimatstadt<br />

Kopenhagen gespielt, bist beim SXSW-Festival in Texas aufgetreten, und die<br />

Times lobt dein Debütalbum in den Himmel. Wie erklärst du dir, was da gerade<br />

passiert?<br />

Agnes Obel: Ich habe selbst keine Erklärung dafür. Seit acht Monaten bin ich nur<br />

noch auf Tour. Komischerweise läuft es auch in Ländern gut, wo ich noch nie<br />

war. Vielleicht stimmte einfach das Timing. Ich bin mit meiner Platte zu einer<br />

Zeit herausgekommen, in der es nicht viel langsame, minimalistische Musik gab.<br />

kulturnews: Taugt deine Musik also für eine Revolte gegen Lady Gaga?<br />

Obel: Klingt cool! Das wäre dann aber die langsamste Revolution der Welt!<br />

kulturnews: Dein Song „Just so“ wurde auf deiner MySpace-Seite für einen<br />

Werbespot entdeckt. Wie viel hat das mit dem Erfolg zu tun?<br />

Obel: Ich glaube, gar nichts. Das ist jetzt über zwei Jahre her, und der Spot<br />

lief nur in Deutschland. Aber das hat meine Bindung zu Deutschland gestärkt.<br />

kulturnews: Du lebst in Berlin. Wie heimisch fühlst du dich?<br />

Obel: Beim Festival in Texas dachten sogar alle, ich sei selbst Deutsche! Mein<br />

Umfeld kommt mittlerweile überwiegend aus Deutschland. Meine beiden<br />

Cellistinnen sind aus Berlin, die eine aus dem Osten, die andere aus dem<br />

Westen der Stadt. Auf Tour spreche ich jeden Tag Deutsch mit ihnen.<br />

kulturnews: Klingt lustig, wenn selbst eine Dänin zwischen Ost und West<br />

unterscheidet …<br />

Obel: Mag sein. Mir selbst fällt der Unterschied ja gar nicht auf. Aber mir wird<br />

es von außen immer so zugetragen, dass es da einen gäbe.<br />

kulturnews: Hat Berlin Einfluss auf deine Kreativität?<br />

Obel: Absolut! Berlin hat ebenfalls ein langsames Tempo. Es ist eine Weltstadt,<br />

die sich wie ein Dorf anfühlt. Für mich war es der perfekte Ort, um an<br />

meinem sonderbaren Projekt zu arbeiten, an das ich mich anfangs nicht heranwagte.<br />

In der Stadt ist eine Akzeptanz für Leute vorhanden, die an etwas arbeiten,<br />

ohne einen Masterplan oder ein bestimmtes Ziel zu haben. Und<br />

natürlich ist Berlin viel günstiger als Kopenhagen …<br />

kulturnews: Die Songs deines Debüts hast du aber eh in deinem Schlafzimmer<br />

aufgenommen.<br />

Obel: Ja, mir gefällt das. Ich war früher in einer Jungsband. Dort habe ich viel<br />

über Aufnahmetechniken und Produktion gelernt, sodass ich heute in der<br />

Lage bin, alles selbst zu machen. Wenn man Musik mit wenigen Instrumenten<br />

macht, intensiv und harmonisch, dann ist es gut, sie an einem Ort aufzunehmen,<br />

wo du dich sicher fühlst und wiederholen kannst, so oft du willst.<br />

Außerdem nutze ich gern die Schönheit der Nacht, um an Liedern zu feilen.<br />

kulturnews: Welche Künstler haben dich inspiriert?<br />

Obel: Der Songwriter Elliott Smith war ein großer Einfluss auf mich, als ich ein<br />

Teenager war. Ein bisschen habe ich mir von ihm abgeguckt. Er kreiert die<br />

Melodien auf der Gitarre und lässt die Stimme dazu parallel laufen. Das mache<br />

ich auch sehr oft mit meinem Instrument.<br />

kulturnews: Diese Mischung aus Pop, Folk und klassischer Musik: War das<br />

ein Zufallsprodukt?<br />

Obel: Ich habe darüber zumindest nie nachgedacht. Es ist das Ergebnis der Musik,<br />

die ich selber höre. Und es hat viel mit der Art zu tun, wie ich Piano spiele,<br />

eben klassisch. Mir gefällt die Simplizität. Ich denke, das könnte ich nie ändern.


Foto: Gunnar Graewert<br />

kulturnews: Kannst du dich an die erste Begegnung mit einem Klavier erinnern?<br />

Obel: Ich weiß noch, dass ich damals zum Ballett ging. Im Alter von sechs<br />

Jahren kam dann Klavierunterricht dazu. Aber ich war nicht gut, weil ich nicht<br />

sehr diszipliniert war. Ich hatte nie Lust zu üben. Heute ist das anders, weil es<br />

für mich keine Arbeit mehr ist. Ich spiele manchmal so lange, bis mir der Rücken<br />

weh tut. Mein Körper sagt mir, wann ich aufhören muss, nicht mein Kopf.<br />

kulturnews: Anfangs warst du sehr schüchtern. Wie schwer fiel es dir, dich<br />

für das Publikum zu öffnen?<br />

Obel: Das Album überhaupt herauszubringen, war für mich schon ein sehr<br />

großer Schritt. Die Songs hatte ich schon viele Jahre, aber nie habe ich sie<br />

irgendwem vorgespielt. Den Punkt zu überwinden, sie aus den Händen zu<br />

geben, unabänderbar und für alle da draußen zum Hören, war eine einschneidende<br />

Veränderung. Und nur weil du Musik machst, heißt das nicht,<br />

dass du auch darüber sprechen kannst. Es war eine Lernkurve. Wenn mein<br />

Album im Radio gespielt wird, denke ich heute noch: Aber das sind doch<br />

meine kleinen, privaten Melodien! Wieso laufen die im Raum nebenan?<br />

kulturnews: Du scheinst nicht der geborene Popstar zu sein.<br />

Obel: Nein, definitiv nicht. Und ich wollte ja auch nie ein Popstar sein. Kurz<br />

bevor das Album herauskam, habe ich mich gefragt: Ist das hier alles vielleicht<br />

ein großer Fehler? Wenn ich vor größerem Publikum spiele, denke ich:<br />

Wo bist du hier nur hingeraten? Aber das passiert nicht mehr so häufig. Ich<br />

habe mittlerweile schon so viele Konzerte gespielt – und eine Publikumsreaktion<br />

zu bekommen, ist ja durchaus inspirierend. Die Ängstlichkeit und Nervosität<br />

regelt sich automatisch runter. Und dann will man mehr – mehr Musik<br />

machen.<br />

kulturnews: Stört es dich, dass die ausgestopfte Eule auf deinen Pressefotos<br />

mittlerweile so was wie dein Markenzeichen ist?<br />

Obel: Ich bin immer noch glücklich über die Eule, weil Tiere eine starke Symbolkraft<br />

haben. Da ist etwas Unerklärliches, das wir nicht begreifen – wie bei<br />

allem, was aus der Natur kommt. Das bringt eine gewisse Faszination mit.<br />

Dasselbe gilt für die Musik. Es sind im Grunde genommen nichts anderes<br />

als Schallwellen, die wir mit unseren Ohren aufnehmen. Eigentlich eine sonderbare<br />

Angelegenheit, die aber durchaus faszinierend ist.<br />

kulturnews: Eisbär Knut soll ja auch ausgestopft werden. Vielleicht ein Anwärter<br />

für das nächste Covermotiv?<br />

Obel: Wirklich? Das tut mir leid für ihn. Auf meine Platte kommt er aber<br />

nicht. Keine toten Tiere mehr!<br />

Interview: Katja Schwemmers<br />

Philharmonics ist schon erschienen.<br />

Folkpop // musik 7<br />

menschsein<br />

Jetzt neu –<br />

das langerwartete 3. Album der<br />

bayerischen Vorzeige-Songwriterin<br />

Echt – ehrlich – menschsein. Leichtfüßig, tiefgründig, bayerisch!<br />

Wieder ein Album voller Überraschungen.<br />

Exclusive MÜLLER-Edition.<br />

Erhältlich in allen Müller-Filialen mit<br />

Multimedia-Abteilung für 9,99 Euro.<br />

Nur solange der Vorrat reicht! www.claudia-koreck.de


8 musik // Poprock<br />

Erik Faber<br />

Das Aha-Erlebnis<br />

Der Sänger Erik Faber wird den nordischen Popboom bei uns am<br />

Kochen halten – zumal eine Landsfrau ihm gezeigt hat, wie das geht.<br />

In Erik Fabers Familie sind alle Ärzte, nur er nicht. „Für mich wäre das nie in<br />

Frage gekommen, der Beruf hat mich einfach nicht interessiert“, sagt der<br />

Norweger, der am 16. Mai 34 wird. Und dank seiner Mutter hielt sich auch<br />

der familiäre Druck in Grenzen. „Mein Vater hat immer vergeblich gedrängt, ich<br />

solle besser in Mathe werden, um später Medizin studieren zu können. Meine<br />

Mutter wiederum hat mich immer unterstützt. Sie ist eine sehr talentierte<br />

Pianistin, aber ihre Arzteltern haben sie damals gezwungen, sich auf die Schule<br />

statt aufs Spielen zu konzentrieren. Also dachte sie wohl, sie habe bei mir<br />

etwas gutzumachen.“<br />

Als Kind saß Erik stundenlang mit Kopfhörern vor der Anlage der Eltern, zog<br />

sich alles rein, was im Radio lief und schulte so sein Ohr für kommerziellen<br />

Pop. Mit 15 wollte er dann mit ein paar Kumpels seiner Lieblingsband Pearl<br />

Jam nacheifern. Mit langen Haaren und Holzfällerhemd wurden die Jungs,<br />

die sich Pale nannten, bei Oslos Plattenfirmen vorstellig, rissen aber nichts.<br />

Es folgte ein abgebrochenes Studium in London, die selbstbeigebrachte<br />

Umschulung zum popmusikalischen Songpoeten und mehrere Radiohits. In<br />

seinem Heimatland ist Erik Faber seit Jahren bekannt, aber noch kein Star.<br />

Wir treffen Erik, der mit Freundin und knapp einjährigem Sohn in seinem<br />

Geburtsort Kristiansand an der Südküste Norwegens lebt, auf einer kleinen<br />

Halbinsel vor Oslo zum Mittagessen. Höchstens zehn Autominuten entfernt<br />

von der Hauptstadt und unweit des königlichen Reiterhofs fühlt man sich hier<br />

wie mitten auf dem Land. Die Villen sind stattlich, die Gärten gepflegt, das<br />

Viertel namens Bygdøy wirkt wie eine Mischung aus Hamburger Elbchaussee<br />

kulturnews 5/11<br />

und den noblen Hamptons bei New York. Das Restaurant liegt wie hingemalt<br />

direkt am Wasser, ist nur mit einem Pendelboot zu erreichen und serviert<br />

leckere Krabben mit Weiswein. In Ecken wie dieser haben die Norweger ihre<br />

Sommerhäuser, auch das von A-ha-Sänger Morten Harket ist nicht weit. Erik<br />

war schon dort. „Ein Freund von mir ist mit Morten befreundet“, erzählt er.<br />

„Als ich bei ihm zu Besuch war, hatte ich Kopfschmerzen, und Morten meinte<br />

gleich, er werde schnell seine Heilerin anrufen. Er ist ein bisschen sehr spirituell,<br />

aber A-ha sind eine tolle Band – und vielleicht mein größter Einfluss<br />

überhaupt.“<br />

Ein Sommerhaus hat Erik Faber noch nicht, das kann er sich nicht leisten.<br />

Zwar erhielt er für „Century“, sein 2003 erschienenes Album, eine Goldauszeichnung,<br />

doch dafür reichen in Norwegen 15 000 verkaufte Exemplare.<br />

„Norwegen ist auf Dauer zu klein, um als Musiker ein Auskommen zu haben,<br />

vor allem mit Familie“, sagt Faber. „Deshalb möchte ich auch in anderen<br />

Ländern bekannt werden.“ Deutschland ist dabei das natürliche erste Ziel. Zum<br />

einen hat sein Vater in Münster und Lübeck studiert, Erik kennt das Land<br />

ganz gut. Und er teilt sich Management und Plattenfirma mit seiner Landsfrau<br />

Marit Larsen – und die hat vorgemacht, wie man das macht mit der Auslandseroberung.<br />

Bis ins Detail übernimmt Erik Faber nun Larsens Strategie. Sein Album setzt<br />

sich zusammen aus den besten Stücken seiner zwei letzten Werke „Century“<br />

und „Passages“ (2006). Dazu kommt eine Handvoll frischer Songs. Fabers<br />

Lieder sind nicht frei von handelsüblicher Skandinavienmelancholie, prägend<br />

aber ist eine hymnische Euphorie, die seinen Liedern einen gewissen Mitreißfaktor<br />

beschert. „Irgendwo haben meine Songs schon etwas Trauriges“, findet<br />

Erik, „aber sie sind nicht düster und vermitteln Hoffnung.“ Was auch auf<br />

seine Texte zutrifft: „I love you (but you don’t know)“ schrieb er, als es in der<br />

langjährigen Beziehung zu seiner Freundin schlecht lief. „Sie glaubte nicht<br />

mehr, dass ich ihr wichtig bin.“ Als sie das Lied hörte, ging es mit der Liebe<br />

wieder bergauf.<br />

Diese Richtung dürfte auch Erik Fabers Karriere nehmen.<br />

Not over ist Ende April erschienen.<br />

Foto: Sony Music<br />

Steffen Rüth


Lars Berndt EVENTS by arrangement with SOLO<br />

01.06. DUISBURG<br />

02.06. KARLSRUHE<br />

04.06. LEIPZIG<br />

05.06. BERLIN<br />

06.06. HAMBURG<br />

08.06. NIEDERNHAUSEN<br />

09.06. MÜNCHEN<br />

RONAN<br />

KEATING<br />

29.07.11 Dortmund<br />

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Theater am Marientor<br />

Stadthalle Brahms-Saal<br />

Parkbühne<br />

Admiralspalast<br />

Laeiszhalle<br />

Rhein-Main-Theater<br />

TonHalle<br />

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HURTS<br />

27.07.11 Dortmund<br />

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www.duranduranmusic.com<br />

Nek<br />

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07.05. Tuttlingen<br />

08.05. München<br />

26.05. Berlin<br />

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28.05. Köln<br />

Luxor<br />

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Lars Berndt EVENTS by arrangement with SOLO<br />

Tower Of Power<br />

19.06.Hamburg<br />

�����<br />

SIMPLE MINDS<br />

19.07. Tuttlingen ��Honberg<br />

20.07. München ��TonHalle<br />

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24.07. Kiel ������������������<br />

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Lars Berndt EVENTS proudly presents<br />

20.06. Bochum<br />

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18. Juli<br />

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Parkbühne<br />

www.facebook.com/LarsBerndtEvents<br />

Bryan Ferry<br />

01.08.11 Dortmund<br />

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Erykah Badu<br />

31.07.11 Dortmund<br />

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COCK ROBIN<br />

20.05. Berlin 25.05. Frankfurt<br />

21.05. Leipzig 27.05. Köln<br />

22.05. München 28.05. Bochum<br />

23.05. Stuttgart 29.05. Hamburg<br />

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The Blow Monkeys 18.06. Berlin ������<br />

19.06. Hamburg ������<br />

17.07. München ��TonHalle<br />

18.07. Berlin ���������������<br />

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26.07. Winterbach ���������������<br />

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Das neue Album<br />

ALL YOU NEED IS NOW<br />

jetzt erhältlich.<br />

19. Juli<br />

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TonHalle


10 musik // Country<br />

Steve Earle<br />

Überleben ist die<br />

bessere Lösung<br />

US-Songwriter Steve Earle (56) verpackt seinen Weltschmerz<br />

in lässigen Countryrock – und orientiert sich dabei an einem<br />

Vorgänger, der nur 29 wurde.<br />

kulturnews: Mr. Earle, Ihr neues Album ist stark countrylastig. Kommt das<br />

automatisch dabei heraus, wenn man seine Songs von jemandem wie T-<br />

Bone Burnett produzieren lässt - oder war das ohnehin Ihre Absicht?<br />

Steve Earle: Es war auf jeden Fall meine Absicht, mit T-Bone und seinen Musikern<br />

zu arbeiten. Und „Country“ … Ich weiß nicht, ob man’s so nennen<br />

kann. Wir haben zwar eine Pedalsteel und eine Fiedel dabei, aber ich glaube,<br />

in Europa wird darunter etwas anderes verstanden als hier. Wenn ich hier<br />

Countrysender einschalte, hört sich das kein bisschen wie mein Album an.<br />

kulturnews: Immerhin macht Ihr vertrautes Instrument, die E-Gitarre, auf den<br />

neuen Songs Pause.<br />

Earle: Mich interessieren zur Zeit einfach andere Saiteninstrumente mehr,<br />

auch Sachen wie Mandolinen und Bouzoukis. Ich sammle Gitarren; das Hobby<br />

habe ich mir zugelegt, seit ich mit den Drogen aufgehört habe.<br />

kulturnews: So sehr, wie Sie in der Kultur des amerikanischen Südens verwurzelt<br />

sind, verwundert es nicht, dass so viele Songs von klassischen Bluesthemen<br />

wie Verlust und Einsamkeit erzählen.<br />

Earle: Vor allem erzählen die neuen Songs aber vom Tod. Darum geht es mir,<br />

allerdings nicht auf morbide Art und Weise.<br />

kulturnews: Ihre Tradition politisch aufgeladener Songs setzt sich aber ebenfalls<br />

fort, etwa auf „The Gulf of Mexico“, das die Ölkatastrophe behandelt.<br />

Earle: Auch „Little Emperor“ ist ein politischer Kommentar. Aber ich habe<br />

Platten gemacht, die deutlich politischer waren als diese hier – gerade in der<br />

Zeit, als die führenden Politiker meines Landes meinten, es sei eine gute Idee,<br />

kulturnews 5/11<br />

die ganze restliche Welt zu erobern. Ich halte mich für keinen politischen<br />

Songwriter, ich bin kein Phil Ochs und auch kein Billy Bragg, ich finde nur,<br />

dass man diese Art Songs nicht von der anderen trennen kann.<br />

kulturnews: Bei manchen Themen sicher nicht – ein Song wie „This City“, eine<br />

Hymne auf New Orleans, ist ja allein durch den fortdauernden Skandal,<br />

wie langsam es mit dem Wiederaufbau nach dem Hurrikan Katrina voran<br />

geht, politisch.<br />

Earle: „This City“ ist auch der einzige Song, den T-Bone und ich vor Ort in<br />

New Orleans statt in Los Angeles aufgenommen haben – man hätte es nirgendwo<br />

anders machen können. Und es stimmt: Katrina und die Ölpest sind<br />

beherrschende Themen, auch für mich ganz persönlich. Ich habe live mitbekommen,<br />

wie damals die Stadt verwüstet wurde, und den Heimatort meiner<br />

Frau, Mobile in Alabama, hat die Ölpest stark getroffen.<br />

kulturnews: Sie haben parallel zum Album auch ein anderes Langzeitprojekt<br />

vollendet: ihren ersten Roman, der wie das Album heißt und von einem<br />

Quacksalber handelt, der Hank Williams’ letzter Arzt war – und wohl auch<br />

mitschuldig an seinem Tod. Wie kamen Sie auf Williams als Romanthema?<br />

Earle: Es ist einfach eine faszinierende Lebensgeschichte, und er ist natürlich<br />

ein wichtiger Bezugspunkt für uns alle als Songwriter. Ich habe Townes<br />

Van Zandt kennen gelernt, eine Zeit mit Bob Dylan herumgehangen, und ich<br />

vermute mal, wenn ich 20 Jahre älter wäre, wäre ich auch Hank Williams<br />

begegnet.<br />

kulturnews: Was wäre denn wohl bei einem Treffen zwischen Ihnen und<br />

Hank Williams herausgekommen?<br />

Earle: Wer weiß? Williams war Alkoholiker, die sind schwer vorhersehbar und<br />

schwer unter Kontrolle zu halten. Ich sage nicht, dass er ein besserer Musiker<br />

war, weil er Alkoholiker war, aber ob er wirklich ein noch besserer gewesen<br />

wäre, wenn er nicht getrunken hätte? Es ist leicht zu spekulieren, was<br />

für geniale Songs entstanden wären, wenn Kurt Cobain und Jimi Hendrix<br />

nicht so früh gestorben wären. Ich kann nur sagen: Ich war drogenabhängig<br />

und bin nicht gestorben, und ich finde das für mich die bessere Lösung.<br />

kulturnews: Umso mehr, als Sie wieder Vater geworden sind und ihr jüngster<br />

Sohn gerade erst seinen ersten Geburtstag hatte?<br />

Earle: Ich bin nicht besessen von der Idee, unsterblich zu sein. Es geht einfach<br />

darum, sich so gut wie möglich mit der Tatsache abzufinden, dass man<br />

irgendwann nicht mehr da sein wird.<br />

Interview: Rolf von der Reith<br />

I’ll never get out of this World alive ist Ende April erschienen.<br />

Foto: WMG


12 musik // Indiefolk<br />

Fleet Foxes<br />

Nie mehr<br />

nostalgisch<br />

Robin Pecknold, Kopf der US-Folkband Fleet Foxes, sitzt<br />

in einem Londoner Hotel und versucht sich zu erholen.<br />

Vor allem vom Fluch der Coolness.<br />

kulturnews: Robin, euer zweites Album beginnt mit dem Song<br />

„Montezuma“. In dem singst du, du seist jetzt älter als deine<br />

Eltern, als sie deine Schwester bekamen, und fragst dich, welchen<br />

Weg du im Leben einschlagen solltest.<br />

Robin Pecknold: Wegen meines Vaters. Er spielte in den 60er- und<br />

70er-Jahren bei uns in Seattle in einer Soulband. Als meine<br />

Eltern Kinder bekamen, gab er das auf und suchte sich einen<br />

normalen Job. Er bedauert heute manchmal diese<br />

Entscheidung, aber ich sehe es genau anders herum. Ich<br />

denke, was er bekommen hat, nämlich meine Schwester Aja<br />

und mich sowie ein glückliches Familienleben, war viel mehr<br />

wert als das, was er geopfert hat.<br />

kulturnews: Würdest du dich ähnlich entscheiden?<br />

Pecknold: Das kann ich noch nicht einschätzen. Ich merke nur, dass<br />

ich ein extrem unsoziales Wesen werde, wenn ich an neuen Songs<br />

arbeite. Für eine Familie wäre so ein Verhalten nicht akzeptabel. Mein<br />

Kopf lebt total in den Songs. Ich kann kaum schlafen und so gut wie nie dieses<br />

Klopfen im Kopf vergessen, das mich darauf hinweist, wie die einzelnen<br />

Stücke vielleicht noch besser klängen, ich vielleicht noch besser singen<br />

könnte.<br />

kulturnews: Die neue Platte kommt drei Jahre nach eurem erfolgreichen<br />

Debüt. Ist „Helplessness Blues“ eine Art Diplomarbeit für euch?<br />

Pecknold: Ja, total! Die Lieder haben mein Leben übernommen, und das hat<br />

sich wiederum auf die Lieder ausgewirkt. „Montezuma“ handelt etwa davon,<br />

ab welchem Punkt Obsession, Ehrgeiz und Hunger zu ungesund werden, um<br />

noch glücklich sein zu können.<br />

kulturnews: Dein Vater wollte kein berühmter Musiker werden. Willst du?<br />

Pecknold: Niemals! Mit dieser Band ist doch sowieso schon alles viel größer<br />

geworden, als es irgendjemand von uns für möglich gehalten hätte. Der<br />

Erfolg bereitet mir manchmal Unbehagen.<br />

kulturnews: „Fleet Foxes“ erreichte in Großbritannien Platz drei der Charts.<br />

Wie erklärst du dir das?<br />

Pecknold: Keine Ahnung. Unser ganzes Verständnis vom Musikmachen ist ja<br />

eher dezent. Wir wollen den Leuten nichts eintrichtern, und es freut mich<br />

auch nicht, wenn jetzt Leute unsere Platten kaufen, weil sie denken, dass<br />

die Fleet Foxes gerade cool sind. Als wir nach der Highschool angefangen<br />

haben, wussten wir überhaupt nicht, was daraus wird oder was für eine<br />

Sorte Band wir überhaupt waren. Wir wollten lediglich die Musik spielen, die<br />

uns gefällt. Mehr war da nie.<br />

kulturnews: Habt ihr durch den kommerziellen Erfolg eure musikalische Unschuld<br />

verloren?<br />

Pecknold: Das wäre schlimm, oder? Als die erste Platte kam, meinten manche<br />

Menschen, wir wären nostalgische Hippies, und dann fragt man sich halt<br />

kulturnews 5/11<br />

Unerklärlich erfolgreich: (h. v. l.) Casey Wescott, Morgan Henderson, Skyler Skjelset,<br />

(v.) Christian Wargo, Robin Pecknold und Josh Tillman<br />

selbst, ob sie recht haben. Das führt dazu, dass man eine Meinung von sich<br />

bekommt, die auf den Meinungen von Außenstehenden beruht. Ich fürchte,<br />

dass ist nicht gut für uns. Bei der Arbeit an „Helplessness Blues“ gab es<br />

durchaus Phasen, in denen wir dachten: Verdammt, wir müssen was<br />

Abgefahrenes machen! Nach zwei Tagen schämst du dich über diesen<br />

Ansatz und machst wieder das, was dir liegt.<br />

kulturnews: Ihr spielt klassischen Folk. Diese Musik, wie sie ähnlich auch<br />

von Arcade Fire oder Mumford & Sons gespielt wird, ist gerade sehr beliebt.<br />

Warum?<br />

Pecknold: Für jüngere Leute sind wir ein willkommenes Gegenstück zu dem<br />

ganzen Pop, der die Singlecharts dominiert und viele anödet. Und ältere Menschen,<br />

sagen wir mal 50-Jährige, hören etwas bei uns, das sie an die Musik<br />

erinnert, die sie in ihrer eigenen Jugend mochten.<br />

kulturnews: Du bist 24, hörst dich beim Singen aber älter an. Was ist dein<br />

gefühltes Alter?<br />

Pecknold: Schwierig. Ich fühle mich eigentlich nicht älter als 24, aber auch<br />

nicht mehr wie ein Jugendlicher. Zum Glück bin ich keiner dieser Nostalgiker<br />

geworden, die mit Mitte 20 schon der Jugend hinterherjammern. Ich klammere<br />

mich nicht an die Vergangenheit.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Helplessness Blues ist Ende April erschienen.<br />

Foto: Autumn de Wilde


k. d. lang<br />

Ein Gang zurück<br />

Sie besteht auf Kleinschreibung, ist aber<br />

eine ganz Große. Trotzdem zieht die kanadische<br />

Sängerin k.d. lang nicht mehr mit<br />

Madonna um die Häuser.<br />

kulturnews: k. d., im Lied „Habit of Mind“ heißt es,<br />

du hättest dich lange in Kreisläufen bewegt. Bist<br />

du ein Gewohnheitstier?<br />

k. d. lang: Ich glaube, jeder klammert sich an<br />

irgendwelche Verhaltensmuster. Oder richtet sich<br />

in bestimmten Situationen ein, die ihm vielleicht<br />

gar nicht so gut tun. Dagegen hilft nur eins: eine<br />

kritische Selbstanalyse. Du musst erst mal erkennen,<br />

wie du auf etwas reagierst, das bringt dich<br />

schon einen Schritt weiter.<br />

kulturnews: Wo sind denn deine Schwachstellen?<br />

lang: Ich bin zu eitel und selbstgefällig. Aber das<br />

liegt wohl in der menschlichen Natur.<br />

kulturnews: Solltest du diese Fehler als Buddhistin<br />

nicht längst hinter dir gelassen haben?<br />

lang: Davon bin ich weit entfernt! Wenigstens habe<br />

ich gelernt, ein bisschen gegenzusteuern. Wenn<br />

ich nicht gerade arbeite, dann reinige ich zum Beispiel<br />

freiwillig die Toiletten eines tibetanischen<br />

Klosters. Dabei vergesse ich sogar, dass ich eigentlich<br />

Musikerin bin.<br />

kulturnews: Du scheinst heute nichts mehr mit<br />

der glamourösen Sängerin gemeinsam zu haben,<br />

die Anfang der 90er-Jahre mit Madonna um die<br />

Häuser gezogen ist.<br />

lang: Trotzdem bereue ich nichts. Das war damals<br />

eine aufregende Zeit, die ich wirklich genossen<br />

habe. Bloß hätte es mich auf Dauer zu sehr gestresst,<br />

mich genauso intensiv auf meinen Look<br />

wie auf meine Musik konzentrieren zu müssen.<br />

Eine Celebrity und eine Künstlerin zu sein: Das<br />

sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe.<br />

kulturnews: Dass jemand freiwillig einen Gang<br />

zurückschaltet, ist eher ungewöhnlich.<br />

lang: Was meine Karriere und das Finanzielle angeht,<br />

mag das unklug gewesen sein. Doch langfristig<br />

war es sicher die richtige Entscheidung,<br />

sonst hätte ich wahrscheinlich längst ein Burnout<br />

und könnte überhaupt keine Songs mehr schreiben.<br />

Songwriterpop // musik 13<br />

kulturnews: Eines deiner Stücke heißt „Perfect<br />

Word“. Gibt es eins für dich?<br />

lang: Das hängt natürlich vom jeweiligen Moment<br />

ab. Manchmal kann man schon mit einem „Ja“<br />

oder einem „Entschuldigung“ einen Streit schlichten.<br />

Das Problem ist, dass wir oft aneinander vorbeireden.<br />

Selbst in einer Partnerschaft hat jeder<br />

seine eigenen Werte. Die auf ein Level zu bringen,<br />

ist nicht gerade leicht. Vor allem, wenn<br />

Befindlichkeiten und Egos ins Spiel kommen.<br />

kulturnews: Stehst du mit fast 50 nicht über diesem<br />

Kräftemessen?<br />

lang: Sicher bin ich heute gelassener als mit 30.<br />

Interview: Dagmar Leischow<br />

Sing it loud ist Ende April erschienen.<br />

Foto: WMG


14 musik // Blues<br />

Hugh Laurie<br />

Mal kurz außer House<br />

Die ganze Welt kennt ihn als TV-Arzt, als Musiker wird sie ihn<br />

jetzt kennen lernen. Hugh Laurie (51) über Bach, Punk, Geld und<br />

Deutsche Bank.<br />

kulturnews: Mr. Laurie, Sie sind gestern Abend in einem ehrwürdigen Club<br />

im French Quarter von New Orleans aufgetreten, also mitten in der Wiege des<br />

Blues’. Sie wurden unterstützt von Legenden wie Allen Toussaint, Irma Thomas<br />

und Tom Jones. Trotzdem wirkten Sie überhaupt nicht nervös.<br />

Hugh Laurie: Dann habe ich Sie erfolgreich getäuscht, mein Lieber! Ich hatte<br />

wahnsinnigen Bammel. Seine Gefühle gut verstecken zu können ist eine Gabe,<br />

die man beim Schauspielen lernt.<br />

kulturnews: Sie sind 51 Jahre alt, lieben den Blues aber schon Ihr Leben lang.<br />

Braucht man eine gewisse Reife, um diese Musik glaubwürdig interpretieren<br />

zu können?<br />

Laurie: Das denke ich nicht. Ich persönlich indes habe lange gewartet. Weil<br />

ich immer davon ausging, noch nicht so weit zu sein, nicht gut genug spielen<br />

zu können.<br />

kulturnews: In mehreren Folgen von „House“ spielen Sie Klavier, manchmal auch<br />

Gitarre. War das bereits ein Hinweis auf Ihre zweite Karriere als Musiker?<br />

Laurie: Nein, nein. So weit haben wir seinerzeit nicht gedacht. Die Figur Gregory<br />

House basiert auf Sherlock Holmes, und Holmes spielt Violine. Ein Piano<br />

kann dazu auch ganz gut ausdrücken, was in seinem Gehirn so vor sich geht.<br />

Mathematische, wissenschaftliche Vorgänge spiegelt zum Beispiel die Musik<br />

von Bach sehr gut wider, der ja ein sehr logischer, präziser und eleganter<br />

Musiker war.<br />

kulturnews: Es fällt auf, dass die Songs auf „Let them talk“ nicht allzu bekannt<br />

sind. Haben Sie sich bewusst gegen die ganz großen Klassiker des Blues’<br />

entschieden?<br />

Laurie: Okay, „St. James Infirmary“ ist von ungefähr fünf Millionen Menschen<br />

aufgenommen worden, aber ich habe auch Lieder ausgewählt, bei denen ich<br />

das Gefühl hatte, es wäre ein Verbrechen, wenn die Leute sie nicht endlich<br />

kennen lernten.<br />

kulturnews: Wie genau haben Sie als Engländer den Blues eigentlich entdeckt?<br />

Laurie: Durch meinen älteren Bruder. Falls mich meine Erinnerung nicht trügt,<br />

handelte es sich bei meinem ersten bewusst wahrgenommen Bluesstück um<br />

„Boogie Baby“ von Willie Dixon. Das Einzige, das nicht im Nebel liegt, ist<br />

meine Reaktion auf diesen Song: Gänsehaut, Rührung, Faszination, Liebe. Und<br />

so sind meine Gefühle dem Blues gegenüber bis heute geblieben. Ich reagiere<br />

regelrecht körperlich auf diesen Sound.<br />

kulturnews: Vom Alter her hätten Sie eigentlich Punk hören müssen …<br />

Laurie: Punk hat mich nie in einer vergleichbaren Weise gepackt. Ich stand<br />

nicht auf die Musik, die alle meine Schulfreunde hörten, es hat mich einfach<br />

nicht richtig erreicht. Mit Ausnahme der Stones. Wobei die Stones ja auch<br />

im Blues tätig sind, sie haben sogar mit Leuten wie Muddy Waters gespielt.<br />

kulturnews: Sie sagten mal, Sie fühlen sich wie ein lebenslänglicher Jugendlicher.<br />

Ist Ihr Beruf eine Flucht vorm Erwachsensein?<br />

Laurie: Jedenfalls stand für mich nie zur Debatte, bei der Deutschen Bank<br />

kulturnews 5/11<br />

anzufangen. Und nun schauen Sie sich um: Es gibt keine Sicherheit mehr für<br />

Menschen, die bei der Deutschen Bank oder sonstwo arbeiten. Wenn Sie Pech<br />

haben, verspekuliert sich Ihr Laden, und Sie stehen über Nacht auf der Straße.<br />

kulturnews: Sie sollen 400 000 US-Dollar pro „House“-Episode bekommen.<br />

Ist es nicht ironisch, dass ausgerechnet Sie, der nie nach Stabilität suchte,<br />

seit vielen Jahren einer der bestbezahlten und beliebtesten Seriendarsteller<br />

der Welt sind?<br />

Laurie: Ja, kann man wohl so sagen. Es ist seltsam für mich: Als Schauspieler<br />

habe ich es immer geliebt, nach einer gewissen Zeit wieder in eine<br />

neue Rolle zu schlüpfen, und jetzt spiele ich seit sieben Jahren ein- und dieselbe<br />

Rolle. In der Zeit, in der ich nun vorgebe, ein Arzt zu sein, hätte ich<br />

auch ein richtiger Arzt werden können …<br />

kulturnews: Sind Sie ein sehr disziplinierter Künstler?<br />

Laurie: Nein, absolut nicht. Ich bin faul. Natürlich versuche ich, pünktlich zur<br />

Arbeit zu erscheinen und meine Arbeit gut zu machen.<br />

kulturnews: Sie wirken wie ein sehr bodenständiger Kerl.<br />

Laurie: Ja, und es tut mir auch sehr leid, dass ich Ihnen keine Charlie-Sheen-<br />

Dramen bieten kann.<br />

Interview: Steffen Rüth<br />

Let them talk wird am 17. Mai veröffentlicht.<br />

Foto: WMG


Foto: Stephan Krypczyk & Elvira Neuendank<br />

Folkpop // musik 15<br />

Zwischen Young und Ahlen: (vorne v. l) Jonas Künne, Julian Osthues, Julian Jacobi, (h. v. l.) Andrian Hemley, Christoph Seiler<br />

Black Rust<br />

Ziellose<br />

Sehnsucht<br />

Die einstige Provinzband Black Rust ist auf dem<br />

Sprung zu nationaler Bedeutung – weil sie über<br />

Provinzgefühle singt.<br />

Welches Landei kennt das nicht: Eine Kleinstadt ist<br />

vom Sandkasten an die Heimat, Seilschaften entstehen,<br />

wachsen und funktionieren, dann Abitur, Aufbruchsgedanken<br />

– und nix wie weg. Das trifft alles auch auf<br />

die Freunde Jonas Künne, Julian Osthues, Julian<br />

Jacobi, Christoph Seiler und Adrian Hemley zu. Sie<br />

nennen sich Black Rust, kommen aus dem westfälischen<br />

Ahlen, und ihr Ziel der Begierde ist: Dortmund.<br />

„Berlin war nie eine Option“, bekennt Jonas Künne<br />

freimütig, „der kleine Münsterländer mag halt nicht so<br />

viel Autos und Häuser an einem Fleck.“ So weit, so<br />

stinknormal. Doch das Quintett lebt den Unterschied,<br />

vor allem musikalisch. Ihr 2009 erschienenes Debütalbum<br />

„Medicine & Metaphors“ wurde für seine eigenständige,<br />

melancholisch angehauchte Interpretation des<br />

US-amerikanischen Gitarrenfolkrocks hoch gelobt. Mit<br />

„The Gangs are gone“ blicken sie nun wehmutsvoll<br />

zurück und sehnsüchtig nach vorn.<br />

„Wehmutsvoll“, erzählt Jonas Künne, „weil wir zurück<br />

sind in unserer Heimatstadt, also nur zu Besuch –<br />

und alles ist anders. Die alten Freunde ausgeflogen, the<br />

gangs are gone. Die Stadt klein, eng und muffig. Das<br />

war sie früher wohl auch schon, doch die Erfahrung des<br />

Weggehens schärft den Blick.“<br />

Neue Kleider haben Black Rust sich indes für ihre<br />

aktuellen Stücke nicht geschneidert, dafür der Kollektion<br />

aber einen gewissen Pfiff verpasst. Den akustischen<br />

Instrumenten wie Streicher, Tuba oder Akkordeon werden<br />

elektrische Gitarrenriffs ans Revers geheftet, Anklänge<br />

an Neil Young sind nicht zufällig. „Bezüge soll<br />

man hören und darf man hören“, sagt Künne, „solange<br />

da nicht wild abgekupfert wird.“ Keine Gefahr: Black<br />

Rust spielen gekonnt mit diesen Zitaten, Neil Young<br />

wird sie nicht verklagen.<br />

Deutsche Musiker, englische Texte und dann noch<br />

die Themen Wehmut und Sehnsucht: Das könnte<br />

mächtig nach hinten losgehen. Es droht Pennälerlyrik –<br />

oder man schreibt sich autobiografische Ereignisse mit<br />

analytischer Nachdenklichkeit von der Seele, ohne gängige<br />

Klischees zu bedienen. Das wiederum ist großes<br />

Kino. „Wohin genau uns die Sehnsucht so treibt, weiß<br />

ich nicht genau“, sinniert Jonas Künne. „Ich glaube,<br />

ich habe die neue Platte selber noch nicht voll und<br />

ganz verstanden. Oft bin ich selber noch überrascht,<br />

was ich da höre.“<br />

So dürfte es bald vielen gehen.<br />

The Gangs are gone ist vor kurzem erschienen.<br />

Franz X. A. Zipperer<br />

kulturnews 5/11<br />

JIMMY CLIFF<br />

ALPHA BLONDY<br />

YOUSSOU N‘DOUR<br />

PATRICE<br />

TWO OPEN AIR STAGES<br />

DANCEHALL ARENA ★ BAZAR<br />

CHILLOUT ZONE ★ CIRCUS CHANGHIGH<br />

PROGRAMMINFO UND TICKETS:<br />

SUMMERJAM.DE<br />

1. - 3. JULI 2011<br />

KÖLN - FÜHLINGER SEE<br />

LIVE ON TOUR<br />

& THE SUPOWERS<br />

ZIGGY MARLEY<br />

TARRUS RILEY<br />

ANTHONY B<br />

BUSY SIGNAL<br />

CULCHA CANDELA<br />

MONO & NIKITAMAN<br />

MADCON ★ DUB INC.<br />

JOY DENALANE<br />

SAMY DELUXE<br />

IRIE RÉVOLTÉS<br />

LEE ´SCRATCH´ PERRY<br />

MAX ROMEO ★ CÉCILE<br />

MARTERIA ★ SOJA<br />

ANDREW TOSH ★ AYO.<br />

ROMAIN VIRGO ★ I-FIRE<br />

BEN L´ONCLE SOUL<br />

DUANE STEPHENSON<br />

ATMOSPHERE<br />

ZIGGI RECADO<br />

KARAMELO SANTO<br />

JOHN HOLT ★ IRIEPATHIE<br />

TROMBONE SHORTY<br />

& ORLEANS AVENUE<br />

THE CONGOS<br />

CHE SUDAKA<br />

HECKERT EMPIRE<br />

GAPPY RANKS<br />

AND MORE<br />

EASY STAR ALL-STARS<br />

Mi. 22.06. Tübingen ★ Sudhaus<br />

Do. 23.06. Weinheim ★ Cafe Central<br />

ZIGGY MARLEY<br />

Di. 05.07. Darmstadt ★ Centralstation<br />

Tickets an allen bekannten VVK-Stellen<br />

Tickethotline 0711 - 238 50 50 sowie unter<br />

www.contour-music.de / www.summerjam.de


16 musik // Songwriterpop<br />

Cock Robin<br />

Neuerfindung galore<br />

Nach Hits in den 80ern, Auflösung und Neuanfang haben Cock<br />

Robin sich nun zum Duo gesundgeschrumpft – und prompt klingen<br />

Peter Kingsbery und Anna LaCazio wieder zeitgemäß wie eh und je.<br />

kulturnews: Peter, viele dachten, die Musik der 80er sei ein für alle Mal eingemottet.<br />

Warum feiern ausgerechnet jetzt so viele Helden von damals ein<br />

Comeback?<br />

Peter Kingsbery: Höchstwahrscheinlich, um die Zeche zahlen zu können für<br />

ruinösen Kokainkonsum plus Nebenwirkungen über die letzten zwei Jahrzehnte<br />

– kleiner Scherz …<br />

kulturnews: Bands eurer Generation wie Human League, OMD oder Duran<br />

Duran versuchen stilistisch an alte Erfolge anzuknüpfen. Im Gegensatz zu<br />

diesen Bands erfindet ihr euch neu im Songwriterpop und seid plötzlich k. d.<br />

lang näher als euren New-Wave-Wurzeln. Wie das?<br />

Kingsbery: Die frühe oder die späte k. d.? Ein Vergleich mit der frühen würde<br />

mir sehr schmeicheln, einer mit der späten – nun ja, das hieße, dass mich<br />

das gleiche Schicksal ereilt hätte wie alle Schlagersänger. Wahrscheinlich<br />

meinst du die späte.<br />

kulturnews 5/11<br />

Episch-melancholisch: Peter Kingsbery und Anna LaCazio alias Cock Robin<br />

kulturnews: Mit gefällt die aktuelle k. d. sehr gut, ehrlich gesagt … Eure<br />

neuen Songs sind auf ähnliche Weise melodisch und melancholisch, „Lygne<br />

de chance“ singt ihr sogar auf französisch, als wäre es ein Chanson. Klingt,<br />

als könnte man euch nach eurem Lieblingsstück von Jacques Brel fragen …<br />

Kingsbery: Ich bin ein großer Fan von ihm. Wenn du mich fragst, ist Brel größer<br />

als das Brill (ein Bürogebäude in New York, in dem einst Hunderte von<br />

Musikverlagen saßen, Die Red.). Aber Cock Robin ging es immer um Melodien,<br />

um „bittersweet sorrow“, wie Joni Mitchell einst sang. Als wir unsere<br />

Musik mal einordnen wollten, kamen wir auf „Epik/Melancholie“, angelehnt<br />

an Begriffspaare wie „Dub/House“.<br />

kulturnews: Eure größten Erfolge hattet ihr in Europa. Was mochten eure Landsleute<br />

eigentlich nicht an Hits wie „When your Heart is weak“ oder „Just<br />

around the Corner“?<br />

Kingsbery: Waren sie ihnen zu schwächlich? Hatten wir nie die richtige Frisur?<br />

Such dir was aus.<br />

kulturnews: Hören Europäer Popmusik anders als Amerikaner?<br />

Kingsbery: Glaube ich nicht. Pop ist im Grunde ein Wegwerfartikel. Aber ich<br />

ziehe ja auch meine Gillette-Einwegklinge allen Vergleichsprodukten vor –<br />

wegen ihrer scharfen Klinge …<br />

Interview: Matthias Wagner<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 20. 5. Berlin, 21. 5. Leipzig, 22. 5. München, 25. 5. Frankfurt, 27. 5. Köln,<br />

28. 5. Bochum, 29. 5. Hamburg<br />

Songs from a Bell Tower ist Ende April erschienen.<br />

Foto: Matthew Fuller


Photo Credit: Rob Shanahan<br />

30.06.2011<br />

Stuttgart - Killesberg<br />

01.07.2011<br />

Offenbach - Stadthalle<br />

02.07.2011<br />

Leipzig - Parkbühne<br />

04.07.2011<br />

München - Zenith<br />

05.07.2011<br />

Berlin - Zitadelle<br />

06.07.2011<br />

Hamburg - Stadtpark<br />

RICK DERRINGER RICHARD PAGE WALLY PALMAR<br />

EDGAR WINTER GARY WRIGHT GREGG BISONETTE<br />

07.07.2011<br />

Hamburg - Stadtpark<br />

10.07.2011<br />

Düsseldorf - Philipshalle<br />

12.07.2011<br />

Berlin - Tempodrom<br />

13.07.2011<br />

München - Circus Krone<br />

16.07.2011<br />

Frankfurt - Jahrhunderthalle<br />

18 musik // Poetryjazz<br />

Schnermann’s Poetryclan<br />

Die Melodie<br />

der Worte<br />

Andreas Schnermann vertont mit seiner Band<br />

Poetryclan und Gästen wie Christian Brückner<br />

englische Lyrik. Carla Bruni will er aber nicht<br />

dabeihaben.<br />

kulturnews: Herr Schnermann, kennen Sie Carla Brunis<br />

Album „No Promises“?<br />

Andreas Schnermann: Nein. Ich weiß nur, dass sie W. H.<br />

Audens Gedicht „At last the Secret is out“ mit Musik<br />

unterlegt hat. Das habe ich auch aufgenommen, für<br />

meine Platte „Tell me the Truth about Love“. Die ist übrigens<br />

vor ihrer CD erschienen.<br />

kulturnews: Dafür hat es Brunis vertonte Lyrik auf Platz<br />

zwei der deutschen Albumcharts geschafft. Macht Sie<br />

das neidisch?<br />

Schnermann: Natürlich wäre es schön gewesen, wenn<br />

meine CD bei so vielen Leuten Anklang gefunden hätte.<br />

Aber damit habe ich eh nicht gerechnet. Vielleicht sollte<br />

ich meine Einstellung ändern. Denn wir Menschen kriegen<br />

ja bloß das, was wir uns wirklich vorstellen können.<br />

kulturnews: Oder Sie müssten Carla Bruni als Gastsängerin<br />

für Ihren Poetryclan engagieren …<br />

Schnermann: Ich fürchte, wir würden nicht unbedingt auf<br />

einen Nenner kommen. Wahrscheinlich hätte ich ähnliche<br />

kulturnews 5/11<br />

Probleme wie Woody Allen. Als er mit Bruni gedreht hat,<br />

gab es Stress. Darum musste er sie vom Set vertreiben.<br />

kulturnews: Ein schönes Gedicht von Lord Byron hätte<br />

sie vielleicht besänftigt.<br />

Schnermann: Tatsächlich war Byron ein Romantiker. Oft<br />

hat er über den Schmerz geschrieben, der bisweilen mit<br />

der Liebe einhergeht. Den kennen wir bis heute. Oder<br />

nehmen Sie Shakespeares „Sonett 42“ – da geht es um<br />

Selbstbetrug. Wenn ich jetzt politisch werde, ist das<br />

doch hochaktuell. Schließlich lügt sich die Atomlobby in<br />

den Talkshows gerade in die eigene Tasche.<br />

kulturnews: Trotzdem steht auf dem Album Ihres Poetryclans<br />

die Liebe im Vordergrund. Warum?<br />

Schnermann: Weil sie unglaublich viele Schattierungen<br />

hat. Dazu bringen wir ein paar Beispiele, die wir in der<br />

Lyrik gefunden haben, von Shakespeare bis Philip<br />

Larkin.<br />

kulturnews: Würden Sie Ihr jüngstes Werk „All what<br />

Love“ eher als Musik-CD oder als Hörbuch bezeichnen?<br />

Schnermann: Die Frage kann ich nicht so richtig beantworten.<br />

Einerseits haben die vertonten Gedichte, also<br />

die Musik, eine zeitliche Dominanz. Andererseits entwikkelt<br />

auch die von den Schauspielern vorgetragene Poesie<br />

ein Eigenleben.<br />

kulturnews: Gesungen wird auf Englisch, rezitiert auf<br />

Deutsch. Verliert die Lyrik nicht in der Übersetzung?<br />

Schnermann: Sicherlich besteht diese Gefahr. Aber viele<br />

Leute begreifen erst dank der deutschen Fassung, was<br />

da überhaupt gesungen wird.<br />

All what Love ist seit wenigen Tagen im Handel.<br />

Foto: Florian Ross<br />

Interview: Dagmar Leischow


Foto: Max Lautenschläger<br />

Ganes<br />

Von uns für euch<br />

Das Jahr war knüppelhart für die Südtiroler<br />

Frauenband Ganes. Mehr als hundert Gigs rissen<br />

Maria Moling und die Schuen-Schwestern Elisabeth<br />

und Marlene runter – und becircten sogar Leute,<br />

die überhaupt nichts von ihnen wissen wollten.<br />

kulturnews: Maria, vor einem Jahr erschien euer Debütalbum,<br />

seither habt ihr hundert Konzerte gespielt, in Deutschland,<br />

Österreich, der Schweiz und Italien. Wo habt ihr<br />

das beste Publikum, wo fühlt ihr euch am wohlsten?<br />

Moling: Schwierig zu sagen, wo’s am besten funktioniert.<br />

Ladinisch verstehen die Hamburger ebenso wenig wie<br />

die Münchner. Aber wir haben überall das Gefühl gehabt,<br />

dass wir gut ankommen und uns die Leute irgendwie doch<br />

verstehen, auch wenn wir in dieser für sie fremden Sprache<br />

singen. Wir schreiben unsere Songs nun mal auf Ladinisch,<br />

weil es uns da am leichtesten fällt, über Gefühle<br />

zu sprechen. Das ist einfach am authentischsten.<br />

kulturnews: Wie seid ihr eigentlich an das Filmorchester<br />

Babelsberg geraten, mit dem ihr ein Livekonzert gespielt habt?<br />

Moling: Wir waren auf Promotour in Berlin und wollten<br />

auch zu Radio Eins. Doch die wollten uns nicht – weil sie<br />

mit unserem Ladinisch nichts anfangen konnten. Wir sind<br />

trotzdem einfach hingefahren, und der Chef dort, Peter<br />

Radszuhn, hat schnell ein paar Leute aus der Redaktion<br />

zusammengetrommelt, vor denen wir dann ein paar Songs<br />

gespielt haben. Und auf einmal haben sie uns live auf<br />

Weltmusik // musik 19<br />

Null Probleme: Maria Moling, Elisabeth und Marlene Schuen<br />

Sendung geschickt! Der Sender macht einmal im Jahr<br />

ein Konzert mit dem Babelsberger Filmorchester, dafür<br />

suchte der Sender noch Künstler. Radszuhn hat uns dem<br />

Orchester vorgeschlagen, die fanden’s auch toll, und so<br />

kam das Ganze zustande.<br />

kulturnews: Habt ihr schon einen Plan B für die Zeit, wenn<br />

der exotische Zauber des ladinischen Satzgesangs ein<br />

wenig nachgelassen hat?<br />

Moling: Wer weiß schon, ob wir in zehn Jahren immer noch<br />

auf Ladinisch singen? Im Moment ist es gut; schaun wir<br />

mal, wie lange wir das noch machen können ...<br />

kulturnews: Ihr seid in diesem Sommer wieder mit Hubert<br />

von Goisern unterwegs. Wie teilt ihr euch auf – ist<br />

Ganes nicht mittlerweile das Hauptprojekt?<br />

Moling: Hauptsächlich sind wir Ganes. Für das ganze<br />

Jahr sind Konzerte geplant. Mit Hubert machen wir drei<br />

Konzerte; gemeinsam, aber schon eigenständig als Ganes.<br />

Dann werden wir im Sommer mit dem Jazztrompeter Claus<br />

Reichstaller und seinem Quartett spielen, dann mit einem<br />

Streichquartett – aber im Mittelpunkt steht natürlich das<br />

Ganes-Programm mit den Songs vom neuen Album<br />

„Mai Guai“.<br />

kulturnews: … heißt auf Deutsch?<br />

Moling: „Nie Schwierigkeiten“.<br />

kulturnews: Ein frommer Wunsch von euch …?<br />

Moling: Von uns schon, aber für euch. Im Titelsong heißt<br />

es sinngemäß: Wir wünschen euch, dass ihr nie Schwierigkeiten<br />

habt.<br />

kulturnews: Herzlichen Dank dafür – und dito.<br />

Interview: Ron Haller<br />

kulturnews präsentiert<br />

Tour 16. 5. Stuttgart, 17. 5. Köln, 18. 5. Berlin, 19. 5. Hamburg,<br />

21. 5. Frankfurt<br />

Mai Guai erscheint am 13. Mai.<br />

kulturnews 5/11<br />

Pam Ann<br />

'You F'Coffee' European Tour 2011<br />

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Emmylou Harris<br />

And Her Red Dirt Boys<br />

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Chippendales ® Special 2011<br />

The Ultimate Girls Night Out! ®<br />

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The Pogues<br />

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Al Jarreau<br />

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Cyndi Lauper<br />

Memphis Blues European Tour<br />

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Sérgio Mendes<br />

The Celebration Tour<br />

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Texas<br />

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Chippendales ® 2011<br />

Most Wanted 2011<br />

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Yes<br />

Live 2011<br />

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20 live // kulturnews präsentiert<br />

Olli Schulz<br />

9. 5. // Hamburg, Knust<br />

10. 5. // Lübeck, Riders Cafe<br />

12. 5. // Potsdam, Nachtboulevard<br />

16. 5. // Essen, Zeche Carl<br />

Bei Olli Schulz lugt der Wahnsinn gerne<br />

mal um die Ecke. Mit einfallsreichem<br />

Indiepop lockt er uns zu seinen Shows,<br />

und dann steht man schon mal leicht<br />

irritiert da: Entweder macht er den Bibo<br />

Foto: Living Concerts<br />

The Leisure Society<br />

„Into the murky Water“, in trübes Gewäs–<br />

ser, führen uns die Folkpopper von The<br />

Leisure Society nicht, um uns irgendwel–<br />

che Keiminfekte zu verpassen. Vielmehr<br />

wollen sie uns dort das zeigen, was auch<br />

kulturnews 5/11<br />

18. 5. // Erfurt, Museumskeller<br />

22. 5. // Regensburg, Heimat<br />

1. 6. // Düsseldorf, zakk<br />

3. 6. // Augsburg, Musikkantine *<br />

Foto: Creative Talent<br />

oder zeigt eine „Ochsentour“, wie dieses<br />

Mal. Was sich genau dahinter verbirgt?<br />

Er weiß jedenfalls, wie man sein Publikum<br />

überrascht. Und das gibt es viel zu<br />

selten im Popgeschäft, oder?<br />

Kaki King<br />

12. 5. // Köln, Kulturkirche<br />

13. 5. // Hamburg, Fabrik<br />

15. 5. // Berlin, Admiralspalast<br />

Kluge Texte, experimentelles Gitarrenspiel,<br />

selbstbewusstes Auftreten: dafür steht die<br />

amerikanische Singer/Songwriterin Kaki King.<br />

Wer ihr doof kommt, kriegt gerne mal einen<br />

vor den Latz. Wer aber den Songs ihres<br />

Albums „Junior“ und Perlen aus ihrem<br />

Liedkatalog lauschen möchte, den empfängt<br />

sie auch in diesem Mai mit offenen<br />

Armen. Wer sich da nicht umgarnen lässt,<br />

weiß keine gute Gitarrenmusik zu schätzen.<br />

29. 5. // Köln, Luxor 30. 5. // Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />

schon Brian Eno in höchsten Tönen<br />

schwärmen ließ: athmosphärischer Folk<br />

mit dem gewissen Etwas, das es in sterilem<br />

Umfeld nicht gibt. Hier steckt aber nur<br />

die Leidenschaft für guten Folk an.<br />

Foto: Verstärker<br />

Synje Norland<br />

7. 5. // Dresden, BuchBar<br />

8. 5. // München, Rationaltheater<br />

9. 5. // Hamburg, Fliegende Bauten<br />

15. 5. // Leck, Leck Huus<br />

Der Name lässt es kaum vermuten, aber<br />

Synje Norland ist deutsche Singer/Songwriterin.<br />

Ihre Musik gelangte durch TV-<br />

Serien wie „Rote Rosen“ zu Ruhm unter<br />

Telenovela-Fans, dabei schreibt sie auch<br />

Sir Simon<br />

3. 6. // Regensburg, W1<br />

4. 6. // Frankfurt, Yellowstage<br />

8. 6. // Oberhausen, Druckluft<br />

9. 6. // Hamburg, Zentrale<br />

Sir Simon hört – hübsch kontrastreich<br />

zu seinem ritterlichen Künstlernamen –<br />

auf den ganz erdig-rustikalen Nachnamen<br />

Frontzek. Der Komponist, Produzent<br />

und Tonmeister klöppelte an seinem<br />

19. 5. // Kiel, Prinz Willy<br />

25. 5. // Dortmund, Pauluskirche<br />

26. 5. // Köln, Christuskirche<br />

28. 5. // Berlin, UFA-Fabrik *<br />

fleißig an Filmmusik und geht nebenbei<br />

auf kleine feine Konzerttouren. Aber um<br />

Entwarnung zu geben: Auf der Bühne<br />

sorgt die sympathische Liedermacherin<br />

nicht für melodramatische Szenen.<br />

10. 6. // Berlin, HBC<br />

5. 8. // Friedland, Jenseits von Millionen<br />

7. 8. // München, Theatron im Westpark<br />

zweiten Album „Goodnight, dear Mind …“<br />

hauptsächlich des Nachts. Einen Blick<br />

in die nicht nur von düsterem Indiepop<br />

bevölkerte Welt des nerdigen Eigenbrötlers<br />

bieten seine intimen Liveshows.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Marcel Lichter<br />

Foto: Sir Simon


Foto: Sebastian Schmidt/Upfront<br />

Edita<br />

2. 6. // Köln, Luxor<br />

3. 6. // Hamburg, Knust<br />

4. 6. // Berlin, Postbahnhof<br />

5. 6. // München, Ampere<br />

Till Brönner, Juror der Castingshow „X Factor“, war<br />

derart begeistert von Edita, dass er ihr den<br />

Beinamen „The Voice“ gab. Am Ende siegte die<br />

junge Schweizerin klar und geht jetzt erstmals auf<br />

Solotour – und zwar ohne Ricky Martin …<br />

kulturnews: Edita, die Castingshow „X Factor“, die du<br />

haushoch gewonnen hast, hat schon einige international<br />

erfolgreiche Acts wie Leona Lewis hervorgebracht.<br />

Bist du ebenfalls gut genug für Europa?<br />

Edita: Europaweit durchzustarten wäre natürlich der<br />

Hammer. Aber jetzt will ich erst einmal das deutsche<br />

Publikum überzeugen. Ich komme aus der<br />

Schweiz, Deutschland ist für mich riesig …<br />

(lacht)<br />

kulturnews: Welche Schwächen musst du noch<br />

loswerden?<br />

Edita: Ich bin ein absoluter Tollpatsch, habe<br />

linke Finger und auch immer blaue Flecken,<br />

weil ich dauernd irgendwo anstoße.<br />

kulturnews: In der zweiten Liveshow lagst du<br />

mit einem Randy-Crawford-Stück nur auf Platz<br />

5 mit 12,91 Prozent der Stimmen. Lag es am Song<br />

oder an dir?<br />

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// live 21<br />

Edita: Das Motto der Show war „Blockbuster“, ich wollte<br />

einen Song aus einem Quentin-Tarantino-Film, weil ich<br />

ein Fan seiner Werke bin. Ich habe bisher eigentlich nur<br />

positives Feedback dazu bekommen.<br />

kulturnews: Du schreibst schon seit der Kindheit eigene<br />

Stücke. Hast du darum gekämpft, eins auf deinem Debütalbum<br />

unterzubringen?<br />

Edita: Aufgrund des großen Zeitdrucks war es leider nicht<br />

möglich, einen eigenen Song zu schreiben. Ich habe mir<br />

aber vorgenommen, auf dem nächsten Album einige Songs<br />

beizusteuern. Dafür sind die Songs, die ich persönlich<br />

machen wollte, drauf.<br />

kulturnews: Einen davon singst du mit Ricky Martin im<br />

Duett. Einer wie er mailt doch bestimmt seine Vokalspur –<br />

oder hast du wirklich neben ihm im Studio gestanden?<br />

Edita: Zusammen ins Studio zu gehen war in der Tat leider<br />

nicht machbar. Also habe ich den Song auf meine<br />

eigene Art eingesungen. Ricky Martin war super begeistert<br />

über das Ergebnis und hat den Song auch als Single<br />

veröffentlicht.<br />

kulturnews: In „Someone to lean on“ träumst du von<br />

Amerika. Hand aufs Herz: Was würdest du tun oder hergeben<br />

für einen Platz in den Billboard-Top-Ten?<br />

Edita: Chartplatzierungen sind mir nicht wichtig. Mein<br />

Traum ist es, auf der Bühne zu stehen – und dafür brauche<br />

ich keine Top-Ten-Platzierung.<br />

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Interview: Matthias Wagner<br />

„TATTOOS“<br />

Premium-Edition<br />

im Handel erhältlich!<br />

www.maffay.de<br />

Foto: Ben Pakalski


22 live // kulturnews präsentiert<br />

Rumer<br />

14. 6. // Köln, Gloria<br />

15. 6. // München, Muffathalle<br />

Rumer passiert derzeit das, was vor ein<br />

paar Jahren Norah Jones geschah. Auch<br />

sie ereilte mit schmachtigem Jazzpop und<br />

einer starken Plattenfirma im Rücken der<br />

Blitzdurchbruch. Ihr Debüt „Seasons of my<br />

Return To Forever<br />

1. 7. // Berlin, Zitadelle Spandau<br />

2. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />

Die Rückkehr zur Ewigkeit: Ihrem Namen<br />

haben die Fusionjazzrocker Return To Forever<br />

alle Ehre gemacht, als sie sich 2008<br />

wiedervereinigten. Was Miles Davis begann,<br />

führen Chick Corea, Stanley Clarke, Lenny<br />

kulturnews 5/11<br />

Foto: Moderne Welt<br />

17. 6. // Berlin, Georg Neumann Saal<br />

18. 6. // Hamburg, Gruenspan<br />

Soul“ stürmte dank Werbespots und Dauerbeschallung<br />

die Charts und übersprang<br />

das Dümpeln in tiefen Regionen. Auf der<br />

Bühne will die sanfte Britin nun beweisen,<br />

dass sie mehr als das aktuelle In-Girl ist.<br />

Emmylou Harris<br />

5. 6. // München, Philharmonie<br />

6. 6. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

8. 6. // Berlin, Admiralspalast<br />

White und Al Di Meola in das 21. Jahrhundert,<br />

Youtube sei Dank. Dank ihrem<br />

Erfolg auf der Videoplattform konnten die<br />

70er-Helden es nicht lassen. Wieder ein<br />

Sieg für das Internet – und für Jazzfans!<br />

Foto: Karsten Jahnke Konzertdirektion Foto: Rumer<br />

Trotz ihrer schneeweißen Haare scheint<br />

Emmylou Harris nicht zu altern. Sie ist eine<br />

der beständigsten Countrygrößen überhaupt,<br />

hat zwölf Grammys eingetütet und<br />

15 Millionen Alben verkauft – das muss<br />

doch Spuren hinterlassen! Nö, die 64-<br />

Jährige hinterlässt lieber selber Spuren in<br />

der Musikgeschichte, diesmal mit ihrem<br />

neuen Album „Hard Bargain“ und gewohnt<br />

intim-famosen Konzertabenden.<br />

3. 7. // Neckarsulm, Audi Forum<br />

4. 7. // München, Tollwood<br />

Haudegen<br />

21. 6. // Lübeck, Riders<br />

22. 6. // Hannover, Bei Chez Heinz<br />

24. 6. // Magdeburg, Feuerwache<br />

25. 6. // Dresden, Strasse E<br />

26. 6. // Köln, Underground<br />

Das Berlin-Marzahner Duo Hagen und<br />

Sven ist schon ein Kuriosum in der deutschen<br />

Musiklandschaft. Sieht man die<br />

beiden bulligen Kerle das erste Mal, fürchtet<br />

man, einen auf den Deckel zu kriegen.<br />

Death Cab For Cutie<br />

26. 6. // München, Muffathalle<br />

27. 6. // Berlin, Astra Kulturhaus<br />

Ihre Musik macht so manche amerikanische<br />

Sitcom und „Grey’s Anatomy“-Folge<br />

erst erträglich: Death Cab For Cutie bringen<br />

ihr neues Album „Codes and Keys“ im<br />

Mai heraus, und der Name ist Programm<br />

– diesmal gibt es die großen<br />

27. 6. // Aschaffenburg, Colos-Saal<br />

28. 6. // Bochum, Matrix<br />

30. 6. // Hamburg, Logo<br />

1. 7. // Berlin, Lido<br />

Dabei wollen sie uns nichts Böses, nur<br />

mit einer Mischung aus Liedermacher,<br />

Rock und Pop beglücken. Und wenn wir<br />

eines von der Comedy-Kollegin Cindy<br />

gelernt haben: Der äußere Schein trügt.<br />

29. 6. // Hamburg, Docks<br />

Indiehymnen der Amerikaner mit mehr<br />

Keyboardbegleitung als Saitengeschrammel.<br />

Spannende Idee, und vor allem live<br />

könnte das für einige Überraschungen<br />

sorgen.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Erik Weiss<br />

Foto: Ryan Russell


Yael Naim<br />

6. 6. // Berlin, Postbahnhof<br />

7. 6. // München, Freiheizhalle<br />

Yael Naim ist ein Stubenhocker – wenn<br />

man sie lässt. Aber zwei Jahre nach<br />

dem Song „New Soul“, der sie weltberühmt<br />

machte, ist die israelische<br />

Sängerin bereit für neue Abenteuer.<br />

kulturnews: Yael, dein Album „She was a<br />

Boy“ wurde in deiner Wahlheimat Frankreich<br />

bereits zweimal mit Gold ausgezeichnet.<br />

Entspannt dich das?<br />

Yael Naim: Ja, auf jeden Fall – obwohl<br />

ich uns, also David Donatien und mich,<br />

auch generell nicht als besonders besorgt<br />

bezeichnen würde. Wir sind damit glücklich<br />

und zufrieden, überhaupt Musik zu<br />

machen. Aber wenn Menschen sie hören<br />

und die Musik irgendwie erfolgreich ist,<br />

ist das natürlich schon toll. Das ist, als ob<br />

uns etwas von der Energie zurückgegeben<br />

wird, die wir über die letzten zwei Jahre<br />

in die neuen Songs gesteckt haben.<br />

kulturnews: Gab es nicht die Panik vorm<br />

zweiten Album, die viele Musiker befällt?<br />

Die Angst, nicht an das Debüt heranzureichen?<br />

Naim: Besorgt waren eigentlich eher die<br />

anderen. Es war hart, dass sie fast schon<br />

die Erwartung hatten, wir müssten uns<br />

ängstlich oder unter Druck gesetzt fühlen.<br />

Wir mussten uns aber einfach nur daran<br />

erinnern, von wo wir eigentlich gestartet<br />

sind und warum wir das alles machen.<br />

Wir mussten runterkommen, uns sammeln,<br />

entspannen, das Telefon ausstöpseln –<br />

und dann lief es wie von allein.<br />

8. 6. // Köln, Kulturkirche<br />

// live 23<br />

Foto: Zoriah<br />

kulturnews: Nur nicht besonders schnell …<br />

Naim: Nein … (lacht) Wir arbeiten sehr,<br />

sehr langsam. Zwei Jahre lang haben wir<br />

praktisch jeden Tag an „She was a Boy“<br />

gearbeitet. Wir probieren gern alles Mögliche<br />

aus, hören uns die Sachen immer<br />

wieder an. Gefällt uns etwas nach einer<br />

Weile nicht mehr, ändern wir es. Wir<br />

arbeiten immer so lange, bis wir 200prozentig<br />

zufrieden sind.<br />

kulturnews: Freust du dich nach so viel<br />

relativ einsamer Zeit zu Hause aufs<br />

Touren?<br />

Naim: Ja, eigentlich schon. Am Anfang ist<br />

es immer seltsam – auch weil ich auf Tour<br />

nicht die Ruhe habe, an neuen Songs zu<br />

arbeiten. Aber bin ich erst mal im Rhythmus<br />

des Tourens angekommen, macht es<br />

Spaß. Außerdem sind die Musiker und<br />

das Team wirklich gute Freunde, fast<br />

wie eine Familie. Das ändert alles.<br />

kulturnews: Genießt du es besonders,<br />

die Songs nach all der Arbeit einfach<br />

nur noch singen zu dürfen?<br />

Naim: Eigentlich fühle ich mich am<br />

kreativsten, wenn ich an den Songs<br />

arbeite, sie schreibe und arrangiere.<br />

Das liebe ich einfach. Konzerte sind<br />

schön, weil es Spaß macht, auf der<br />

Bühne die Songs noch mal neu zu entdecken.<br />

Beides zusammen, die Arbeit<br />

zu Hause und das Touren, ergibt für<br />

mich ein gutes Gleichgewicht.<br />

Interview: Katharina Behrendsen<br />

kulturnews 5/11<br />

Aktion //<br />

Hinter den Kulissen<br />

Die Festivalsaison rückt wieder näher, und auch dieses Jahr ist Jack<br />

Daniel’s wieder mittendrin. Bereits zum fünften Mal bietet die Jack<br />

Daniel Distillery, die Traditionsdestillerie aus Lynchburg, Tennessee, deren<br />

Whiskey seit jeher den besten Ruf genießt, die Möglichkeit, das bunte<br />

Treiben nicht nur aus dem Publikum heraus zu beobachten, sondern<br />

gleich auf und hinter die Bühne zu gehen. Jack Daniel’s und kulturnews<br />

verlosen einen Roadieplatz für das Hurricane Festival 2011, das vom<br />

17. bis zum 19. Juni in Scheeßel stattfindet. Die Aktion ermöglicht<br />

nicht nur unverfälschte Einblicke in die Welt der Festivals sowie das<br />

hautnahe Erleben diverser Bands – auch Kosten und Logis werden von<br />

Jack Daniel’s übernommen.<br />

Einfach die Gewinnhotline 0137-989 89 80 (0,50 Euro/Anruf) bis<br />

zum 25. 5. anrufen – und mit ein wenig Glück schon bald selbst mitten<br />

im Festivalgetümmel stehen. Teilnehmen darf jeder, der mindestens<br />

18 Jahre ist.<br />

Unter www.jack-lives-here.de gibt<br />

es weitere Informationen zum Gewinnspiel<br />

und außerdem Erfahrungsberichte<br />

der Jack-Roadies aus den<br />

vergangenen vier Jahren.


24 live // kulturnews präsentiert<br />

Duran Duran<br />

18. 7. // Leipzig,<br />

19. 7. // München, Tonhalle<br />

Parkbühne im Clara-Zetkin-Park<br />

Echt jetzt: Wer hat nicht einen heimlichen<br />

Lieblingssong von Duran Duran, gibt es<br />

aber nicht zu? „Wild Boys“, „A View to a<br />

Kill“, „Girls on Film“, die Liste ist endlos.<br />

Warum die Synthiepop-Legenden nicht als<br />

Foto: Brian Setzer<br />

Brian Setzer<br />

13. 7. // Berlin, Huxleys Neue Welt<br />

15. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />

Die Tolle sitzt, das Orchester röhrt – und<br />

mittendrin posiert der amerikanische<br />

König des Big-Band-Rockabilly: Brian<br />

Setzer. Auf der „Brian Setzer’s Rockabilly<br />

Riot Tour“ präsentiert er das Beste der<br />

kulturnews 5/11<br />

Foto: Music Pool<br />

cool gelten, ist eines der großen Mysterien<br />

der Musikwelt. „All you need is<br />

now“ soll das ändern und die Konzerthallen<br />

mit alten, neuen und jenen Fans<br />

füllen, die nie zugaben, welche zu sein.<br />

Ringo Starr<br />

7. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />

10. 7. // Düsseldorf, Philipshalle<br />

12. 7. // Berlin, Zitadelle Spandau<br />

13. 7. // München, Circus Krone<br />

16. 7. // Frankfurt, Jahrhunderthalle<br />

Stray Cats, dem Brian Setzer Orchestra –<br />

und seiner Solowerke. Ein Rundumschlag,<br />

der seinesgleichen sucht. Als<br />

Bonus oben drauf gibt es ein spezielles<br />

Set mit Slim Jim Phantom!<br />

Foto: Duran Duran<br />

Im Gegensatz zu seinem Kollegen Paul<br />

McCartney ist Ringo Starr schon fast unauffällig.<br />

Jedenfalls stolpert man nicht alle<br />

Nase lang über Auftritte des ehrwürdigen<br />

Beatles-Schlagzeugers. Mit seiner All Star<br />

Band hat er sich dem Groove verschrieben<br />

und seine spektakuläre Bluesrock-Liveshow<br />

wird vieles sein – aber sicher nicht unauffällig.<br />

16. 7. // Köln, E-Werk<br />

Gogol Bordello<br />

2. 8. // Oberhausen, Turbinenhalle<br />

9. 8. // Nürnberg, Hirsch<br />

Wer ihn nicht kennt: Eugene Hütz hat so<br />

richtig einen an der Waffel. Und ist stolz<br />

darauf. In der Band des ukrainischen<br />

Teilzeitschauspielers gibt es diverse<br />

skurrile Figuren aus Osteuropa, die dabei<br />

alle gleichwohl virtuos an ihren Instru-<br />

The Pogues<br />

Wir erwähnen an dieser Stelle nicht<br />

schon wieder, wie trinkfest die Folkpunks<br />

The Pogues sind. Das steht ja inzwischen<br />

schon in ihren Pressemitteilungen!<br />

Viel lieber sagen wir, dass die Iren bei<br />

ihren anstehenden Konzerten in Original-<br />

17. 8. // Jena, Kultur Arena<br />

menten sind. Ihr durchgedrehter Zigeunerpunk<br />

kennt kein Pardon, diese wilde<br />

Combo nimmt sich so gar nicht ernst.<br />

Frei nach dem Bandmotto: „Think locally,<br />

fuck globally!“<br />

5. 7. // Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg 7. 7. // Bonn, Museumsplatz<br />

6. 7. // München, Zenith<br />

besetzung auflaufen, samt Shane<br />

MacGowan, dem Mann vieler Worte<br />

und weniger Zähne. Wenn das nicht in<br />

einen Tumult ausartet, wissen wir auch<br />

nicht weiter.<br />

* Auf kulturnews.de findet ihr im Musikportal die vollständigen Tourtermine für ganz Deutschland, Tickets und weitere Konzerthighlights.<br />

Foto: Gogol Bordello<br />

Foto: Moderne Welt


Zucchero<br />

21. 5. // München, Olympiahalle<br />

22. 5. // Stuttgart, Porsche Arena<br />

24. 5. // Berlin, o2 World<br />

Der italienische Superstar Zucchero<br />

schwärmt fürs dörfliche Leben seiner<br />

Kindheit. Nostalgie will er sich trotzdem<br />

nicht nachsagen lassen.<br />

kulturnews: Zucchero, „Chocabeck“ ist<br />

ein Konzeptalbum, doch der Titel verrät<br />

wenig. Worum geht es eigentlich?<br />

Zucchero: Die Lieder erzählen Geschichten<br />

einer Zeitreise in meine Kindheit und<br />

Jugend. Es geht um einen Tag in einem<br />

fernen kleinen italienischen Dorf. Es steht<br />

für jedes dieser Dörfer aus einer Zeit,<br />

die es heute so nicht mehr gibt. Dörfer<br />

fern der großen Städte, wo kleine Bauern<br />

wie meine Eltern lebten, die nie besonders<br />

viel Geld hatten, und wo die Landarbeit<br />

den Tagesrhythmus bestimmte.<br />

kulturnews: Der Tag, um den es geht, ist<br />

aber ein ganz bestimmter Tag?<br />

Zucchero: Der Sonntag. Ich musste mit<br />

den Liedern diesem besonderen Tag<br />

nachspüren – und seinem Klang. Am<br />

Sonntag weht ein friedlicher Klang über<br />

das Dorf. Korrekterweise muss ich sagen:<br />

wehte. Früher war überall das helle<br />

Kinderlachen zu hören, das Läuten der<br />

Kirchenglocken. Selbst der Duft der<br />

Pflanzen war so stark, dass er fast zu<br />

hören war. Alles Schönheiten, die der<br />

Stress heute so nicht mehr zulässt.<br />

Auch nicht mehr in den Dörfern.<br />

kulturnews: Eine sehr romantische, nostalgische<br />

Sicht der Dinge.<br />

Zucchero: Keineswegs! Ich singe darüber,<br />

weil ich der festen Überzeugung<br />

// live 25<br />

25. 5. // Düsseldorf, Philipshalle<br />

1. 7. // Hamburg, Stadtpark<br />

Foto: Universal<br />

bin, dass gerade der heutige Mensch<br />

diese Ruhepole, diese Auszeiten für Geist<br />

und Seele wieder suchen sollte. Weil er<br />

sie braucht – mehr denn je.<br />

kulturnews: Und wer oder was ist Chocabeck?<br />

Zucchero: Dabei geht es um den Sonntagskuchen<br />

– beziehungsweise um die<br />

Situation, wenn es ihn mal wieder nicht<br />

gab, weil das Geld nicht reichte. Wenn<br />

ich dann danach fragte, lautete die Antwort,<br />

es gäbe stattdessen Chocabeck.<br />

Ein Wortspiel, mein Vater liebte sie.<br />

„Choca“ bedeutet nichts anderes als<br />

klappern, und „becco“ heißt übersetzt<br />

Schnabel. Der Schnabel muss also<br />

klappern, weil er mangels Futter mal<br />

wieder leer ist.<br />

kulturnews: Wie war die Zusammenarbeit<br />

mit Brian Wilson, der auf dem Titelstück<br />

mitwirkt?<br />

Zucchero: Das war die Idee von Don Was,<br />

einem der Produzenten. Er wusste, dass<br />

ich ein großer Fan der Beach Boys bin<br />

und fand, dass der Refrain perfekt zu<br />

Wilsons Stimme passen würde. Don<br />

Was rief ihn an, und eines Tages stand<br />

zu meiner völligen Verblüffung Brian<br />

Wilson im Studio. Er ist ein sehr verstörender<br />

Mensch. Aber als er am Mikrofon<br />

stand, wusste er von einer Sekunde auf<br />

die nächste genau, was zu tun war.<br />

Interview: Franz X. A. Zipperer<br />

kulturnews 5/11<br />

Aktion //<br />

Grund zu feiern!<br />

Wolfgang Niedecken ist BAP-Sänger, Songschreiber, bildender Künstler<br />

und seit März 60. Zu diesem Anlass erschien schon seine Autobiografie<br />

„Für ’ne Moment“, auch das 17. BAP-Album ist draußen,<br />

und eine ausführliche Deutschlandtournee wird folgen. Wie<br />

Niedecken feiern nämlich auch BAP 2011 ein Jubiläum: ihr 35-jähriges<br />

Bestehen. Ihre Erfolgsgeschichte verdanken die Kölner Rocker<br />

dem Festhalten an Rock’n’Roll-Idealen genauso wie der Bereitschaft zur<br />

steten Weiterentwicklung und Veränderung. „Halv su wild“ heißt das<br />

neue Album, der Nachfolger des vor drei Jahren erschienenen Nr.-1-<br />

Albums „Radio Pandora“. Ab 28. Mai geht BAP dann mit den neuen<br />

Songs, Klassikern und Überraschungen auf Tour und bringt mit seinen<br />

Liedern den kölschen Dialekt unters Volk.<br />

kulturnews und Semmel Concerts verlosen 3 x 2 Tickets für die<br />

BAP-Tour. Einfach bis zum 25. Mai eine Mail mit dem Betreff „BAP“<br />

und der Tourstadt Ihrer Wahl an info@bunkverlag.de senden und<br />

gewinnen. Weitere Infos auf www.semmel.de und www.bap.de.<br />

Viel Glück!


26 live // Shows<br />

Aktion //<br />

Carolin Kebekus<br />

Wenn sie will, kann sie so richtig assi<br />

sein. Und meist will sie. Auf der Bühne<br />

sowieso, mit ihrem Programm „Pussy<br />

Terror“, aber auch auf Video. Denn<br />

Carolin Kebekus ist nicht nur die derzeit<br />

beste, weil angriffslustigste Kabarettistin<br />

im Land, sie produziert als Pussy Deluxe<br />

für Broken Comedy, ,den Internetableger<br />

von ProSieben, auch grandiose HipHop-<br />

Parodien wie „Mein Köln“ oder „Doreen“.<br />

Bevor hier aber ein völlig falscher Eindruck<br />

entsteht: Bei der Kebekus steht<br />

im Hintergrund als Ziel immer die Aufklärung.<br />

Genau deshalb sind manche<br />

Cirque du Soleil<br />

Alegria // 7. 9.–13. 11. // Oberhausen, Leipzig, Stuttgart, München, Berlin,<br />

Bremen, Köln, Frankfurt, Mannheim<br />

Glück, Freude und Begeisterung: Das<br />

verspricht „Alegria“ nicht nur, so heißt<br />

Alegria auch auf Deutsch. Der Cirquedu-Soleil-Klassiker<br />

kommt im Herbst für<br />

etwas mehr als zwei Monate nach<br />

Deutschland und Österreich. Mit dabei<br />

unter anderem: die Russian Bars, bei<br />

denen sich Akrobaten von Stangen zehn<br />

kulturnews 5/11<br />

der vermeintlichen HipHop-Parodien<br />

selbst schon wieder bitterernst geraten.<br />

Mit „Ghetto Kabarett“ kommt nun eine<br />

CD/DVD-Kombination auf den Markt,<br />

die alle gemeinsam mit Torsten Fraundorf<br />

produzierten Songs vereinigt.<br />

kulturnews verlost 5 DVDs von Carolin<br />

Kebekus’ „Ghetto Kabarett“. Einfach bis<br />

zum 27. Mai unsere Gewinnhotline<br />

0137-98 98 98 4 (0,50 Euro/Anruf)<br />

anrufen und mit etwas Glück eine geballte<br />

Ladung Kabarett gewinnen!<br />

Foto : Al Seib<br />

Meter hoch durch die Luft schleudern<br />

lassen. Mit dabei: die Performance<br />

„Power Track“, die neue Maßstäbe von<br />

synchroner Choreografie auf Trampolinen<br />

setzt. Das alles eingebunden in eine sensationelle<br />

Bühnenshow mit 55 Akteuren<br />

aus 17 Ländern, die insgesamt 400<br />

Kostüme pro Abend benötigen.<br />

Hamburger Kabarettfestival<br />

1.–21. 5. // St. Pauli Theater, Hamburg<br />

Es bringt Stammgäste nach Hamburg<br />

wie zum Beispiel Matthias Deutschmann,<br />

Axel Hacke oder Hagen Rether, es bringt<br />

aber auch frischen Wind ins eigene<br />

Genre, denn das Hamburger Kabarettfestival<br />

bietet in diesem Jahr u. a. auch<br />

dem ARD-Shootingstar und frisch gekürten<br />

Grimme-Preisträger Kurt Krömer<br />

eine Plattform. Und der macht alles, aber<br />

Serdar Somuncu<br />

bestimmt kein Kabarett, während bei<br />

Tobias Mann (Foto) das Genre nicht so<br />

genau zu definieren ist. Alte Kämpen wie<br />

die hessische Comedy-Combo Badesalz<br />

sind genauso präsent wie der Nachwuchs<br />

von „Jugend kulturell Förderpreis<br />

2010 Kabarett & Co“. Was für ein<br />

Name! Hoffentlich kommt der Nachwuchs<br />

mit diesem Handicap klar …<br />

Der Hassprediger hardcore live // 3. 5. 2011–17. 5. 2012 // München,<br />

Wiesbaden, Dresden, Potsdam, Leipzig, Witten, Hamm, Köln, Berlin, Bochum,<br />

Stuttgart, Darmstadt, Oberhausen<br />

Das 25-jährige Bühnenjubiläum ist<br />

rum, die Feier-DVD „Der Hassprediger<br />

hardcore live!“ auf dem Markt: Was also<br />

blieb dem türkischen Hassprediger<br />

Serdar Somuncu anderes übrig, als sein<br />

Programm auf den neuesten Hassstand<br />

zu bringen? Nichts. So kommt es, dass<br />

der Mann, der früher mit Schussweste<br />

um und Polizeischutz im Saal respektlos<br />

aus Hitlers „Mein Kampf“ las und in<br />

einem späteren Programm die jeweils<br />

aktuelle Bild-Zeitung zum Gesprächs-<br />

Foto: Wenke Mann<br />

stoff des Abends machte, der neben dem<br />

Prix Pantheon auch schon mit dem kulturnews-Award<br />

für bestes Entertainment<br />

ausgezeichnet wurde, nun mit einem<br />

Upgrade seines Programms unterwegs<br />

ist. Hier konfrontiert Somuncu sein<br />

Publikum unter anderem mit schockierenden<br />

Zitaten, die es dann zuzuordnen<br />

gilt. Und Somuncu beweist dabei immer<br />

wieder: Das Vorurteil lebt. Es lebt in uns<br />

allen.


Platte des Monats<br />

13&God<br />

Own your Ghosts<br />

INDIEPOP<br />

Indigo<br />

Weilheim ist ein Provinznest in Oberbayern,<br />

das für den Verlauf der Weltgeschichte<br />

so bedeutend ist wie Wackelpudding.<br />

Deutsche Indiefans können derzeit aber<br />

kein kreativeres Zentrum nennen. Grund<br />

dafür sind unter anderem die Besitzer des<br />

kleinen Labels Alien Transistor, Markus<br />

und Micha Acher, die von The Notwist bis<br />

Lali Puna und dem Tied & Tickled Trio eine<br />

ganze Reihe von Bandprojekten unterschiedlicher<br />

Musikrichtungen aus der Taufe<br />

gehoben und weithin bekannt gemacht<br />

haben. 2004 streckten die Achers mit der<br />

US-Rappercombo Themselves ihre Fühler<br />

sogar Richtung HipHop aus – mit so großem<br />

Erfolg, dass die Kollaboration unter<br />

dem Namen 13&God nun die zweite Platte<br />

vorlegt. Die elf Tracks sprechen die Achertypische,<br />

von akustischen Gitarren und<br />

Synthiebeats getragene softe Indiepopsprache<br />

und schlagen in nur moderatem<br />

Maße manchmal in HipHop um. Diese<br />

Mischung vertragen auch HipHop-ferne<br />

Notwist-Fans, die schon viel zu lange auf<br />

das nächste Album warten müssen. (mh)<br />

Young The Giant<br />

Young the Giant<br />

INDIEROCK<br />

Roadrunner<br />

Tja, das ist die Gitarrenplatte, welche die<br />

Fleet Foxes nicht gemacht haben, weil sie<br />

sich lieber vorm Startum wegduckten. Young The Giant aber, fünf frühreife und –<br />

vollendete Kalifornier von Anfang 20, trauen sich einfach mal alles zu. Wie Schalke<br />

damals in Mailand. Die Band um den hinreißend hymnischen Tenorsänger Sameer<br />

Gadhia ist melodiestark wie America, instrumental ausgefuchst wie Dave Matthews,<br />

emotional wie die Counting Crows – und wurde von Joe Chiccarelli mit jener rauschhaften<br />

Klarheit und Konsequenz produziert, welche ihrer jugendlichen Willenskraft<br />

bestens entspricht. Young The Giant haben sogar die Chuzpe, auf die übliche Akustikballade<br />

zu verzichten. So sind sie ein klarer Stadionact in spe; man sollte sie also<br />

entdecken, bevor sie enden wie U2. (mw)<br />

-Bewertung<br />

Alison Krauss & Union Station spielen sich auf<br />

„Paper Airplane“ (Universal) gewohnt brillant durch<br />

ein Spektrum zwischen Folk und Bluegrass. Der<br />

27. Grammy dürfte so gut wie sicher sein.<br />

Asaf Avidan & The Mojos<br />

Poor Boy/Lucky Man<br />

INDIEROCK<br />

Sony<br />

Music<br />

5//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

4// 5//<br />

Sein Erstlingswerk „The Reckoning“ war<br />

schon ein fulminanter Erfolg. Was Diplomatensohn<br />

Asaf Avidan aber jetzt vorlegt,<br />

ist noch mal um Längen besser. Nun ist<br />

das gesamte Album sorgsam durcharrangiert,<br />

haben die einzelnen Songs einen<br />

dramaturgischen Aufbau, der weit über<br />

normale Kompositionen hinausgeht. Das<br />

Ergebnis: Zwar kommt der Israeli, der<br />

alles selbst textet und komponiert, von<br />

traditionsorientierten Stilen wie Folk, Rock<br />

und Blues, doch mit „Poor Boy/Lucky Man“<br />

lässt er manchmal schon an Genesis denken.<br />

Da mag man sich gar nicht länger<br />

an den manchmal kryptisch-poetischen<br />

Texten festhalten, sondern einfach nur der<br />

treibenden Kraft der Musik und Avidans<br />

Falsettgesang folgen. Bis man über eine<br />

Schlusszeile ins Stolpern gerät und aufwacht:<br />

„I said baby I love you – she said<br />

no babe, you’re just afraid.“ Schöne<br />

Antwort. (jw)<br />

... und außerdem<br />

Noch mehr Geschichten, Interviews<br />

und Porträts online unter<br />

www.kulturnews.de<br />

Blackmail<br />

Anima now!<br />

Pop, Rock + Dance // platten 59<br />

INDIEROCK<br />

Beim ersten Hinhören stutzt man kurz:<br />

Diese Stimme klingt doch … genau! Nee,<br />

doch nicht. Aber man muss den Indierockern<br />

von Blackmail lassen, dass sie<br />

sich mit Mathias Reetz einen neuen Sänger<br />

gesucht haben, der zumindest von der<br />

Stimmfarbe her den von dannen gezogenen<br />

Aydo Abay ersetzen kann. Das Songwriting<br />

liegt weiterhin in den bewährten<br />

Händen von Gitarrist Kurt Ebelhäuser, und<br />

so verwundert es auch nicht, dass sich<br />

dieses erste Album nach dem Weggang<br />

Abays gar nicht so sehr von den bisherigen<br />

Blackmail-Platten abhebt. Weiterhin gibt<br />

es abwechslungsreichen Indierock auf die<br />

Ohren, an einigen Stellen vielleicht etwas<br />

zu dramatisch, manchmal schlicht grandios.<br />

Und nur ganz selten fehlt dieses unaufdringliche,<br />

tragende Element, das<br />

Abays Stimme in all der Zeit war. Dennoch:<br />

Chapeau, Übergang nahtlos geschafft. (es)<br />

Booker T. Jones<br />

The Road from Memphis<br />

FUNKSOUL<br />

Indigo<br />

Booker T. Jones klang auf seinem 2009er-<br />

Album „Potato Hole“ eher nach Jamrock<br />

à la Gov’t Mule als nach dem fluffigen<br />

Groove der frühen Jahre. Der mittlerweile<br />

76-jährige Hammondfex setzte auf energische<br />

E-Gitarren, ein festes Trommelfundament<br />

und Neil Young als Gast. „The Road<br />

from Memphis“ hat nun ein stärkeres<br />

Soul- und Funkflair. Neben der alles überstrahlenden<br />

Hammond dominieren<br />

Dennis Coffeys kurze Gitarrenlicks und<br />

eine Perkussion, die es schafft, zugleich<br />

groovig und vertrackt zu wirken. Erneut<br />

hat Jones Gäste eingeladen, darunter mit<br />

Yim Yames (My Morning Jacket) oder<br />

Matt Berninger (The National) auch welche,<br />

die seine ungebrochene Modernität<br />

bescheinigen sollen. Wäre gar nicht nötig<br />

gewesen: Dieser hintergründig köchelnde<br />

Mix aus Orgel und Rhythmusgruppe klingt<br />

so zeitlos wie eh und je, gerade wegen<br />

seiner Retropatina. Jones war halt noch<br />

nie uncool – und wird es nie sein. (mw)<br />

Connan Mockasin<br />

Forever Dolphin Love<br />

INDIEPOP<br />

Soulfood 4// Alive 5//<br />

Immer mal wieder taucht Musik auf, die<br />

irgendwie das Label „weird“ verdient hat.<br />

Die Menschen dahinter wirken oftmals<br />

schlaksig, introvertiert und ein wenig<br />

schräg – siehe Devendra Banhart oder<br />

Ariel Pink. Und Connan Mockasin. Gibt<br />

man „Forever Dolphin Love“ keine faire<br />

Chance, übersteht man womöglich nicht<br />

einmal das klingelnd-knarzend-fiepende<br />

Intro des epischen Titelstücks. Hat man<br />

sich aber durch diverse Soundschichten<br />

gearbeitet, fügen sich alle Teile zusammen.<br />

Wie bei einem Quilt ergibt sich hier<br />

abseits von Songklischees ein vielschichtiger<br />

Klangteppich aus Sequenzern, Synthesizern<br />

und Perkussion, der mal auf<br />

Dissonanz und mal aufs Einlullen setzt.<br />

Bei mehrmaligem Hören erschließt sich<br />

ein Mikrokosmos aus halb- bis zehnminütigen<br />

Songs, in dem die Liebe zum Detail<br />

regiert. Und zur Weirdness. (lan)<br />

Crystal Stilts<br />

In Love with Oblivion<br />

NOISEPOP<br />

5// Cargo 3//<br />

Ihr Debüt „Alight of Night“ war nicht nur<br />

ein Kritikerliebling, die Truppe aus Brooklyn<br />

erspielte sich mit ihrer Hommage an den<br />

Dreampop der 80er und die psychedelischen<br />

Klänge der 60er auch eine eingeschworene<br />

Fangemeinschaft. Auf Album<br />

Nrummer zwei folgt das Quintett weiterhin<br />

den Fußstapfen von Bands wie The<br />

Jesus And Mary Chain. Verzerrte Gitarren,<br />

verwuschelte Soundwände, Schepper–<br />

perkussion und monotoner Gesang aus<br />

dem Hintergrund – alles noch da. Wie der<br />

Vorgänger liefert auch dieses Album eine<br />

perfekte Reminiszenz an die<br />

Vergangenheit, bleibt aber leider immer<br />

noch zu emotionsarm. Falls die Crystal<br />

Stilts Gefühle oder Anliegen haben, dringen<br />

sie nicht durch die Soundschichten.<br />

Bestens zum Verlieren in atmosphärischen<br />

Klängen – aber kicken tut das<br />

immer noch nicht wirklich. (kat)<br />

kulturnews 5/11


���� �����������<br />

inkl. der Hit-Single CENTURY<br />

ab JETZT überall erhältlich!<br />

www.erikfaber.de<br />

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60 platten // Pop, Rock + Dance<br />

Daily Bread<br />

Well you’re not invited<br />

INDIEROCK<br />

H’Art<br />

Das Trio aus dem holländischen Friesland<br />

macht Musik für Clubs. Für solche, wo<br />

man noch rauchen darf und wo sich ein<br />

gemischtes, aber durchweg rockaffines<br />

Publikum tummelt. Effektverzerrte Gitar–<br />

ren formulieren die Agenda des Abends.<br />

Sie lautet: den Frust des Tages abschütteln<br />

und die Tanzfläche bis zur Erschöpfung<br />

beackern. Denn tanzbar sind all ihre Songs<br />

– sowie kurz, schnell und voll roher Energie.<br />

Doch nicht nur aus diesem Grund<br />

sind sie besser für die Piste als für daheim<br />

geeignet. Denn in Abwesenheit von Bier<br />

und Gesellschaft wird schnell klar, wie<br />

simpel gestrickt die Musik von Daily Bread<br />

ist. Versatzstücke elektronischer Indie- und<br />

Retrogaragensounds wiederholen unablässig,<br />

Überraschungsmomente fehlen. Puristen<br />

werden es mögen, Detailverliebte eher<br />

nicht. Eins aber eint sie: Sie können gemeinsam<br />

dazu tanzen. (lan)<br />

Explosions In The Sky<br />

Take Care, take Care, take Care<br />

POSTROCK<br />

Universal<br />

Wenn Godspeed You! Black Emperor der<br />

Alfred Döblin des Postrock sind – mit verwobenen<br />

Erzählsträngen, unterschwelliger<br />

Gesellschaftskritik und voller erhabenem<br />

Weltschmerz –, dann sind Explosions In<br />

The Sky sein Herrmann Hesse. Die Gitarren<br />

der vier Texaner erzählen einfache<br />

Geschichten in simplen Strukturen, schichten<br />

sie geschickt und geben ihnen die<br />

Qualität einer Selbstsuche, die besonders<br />

jüngere Freunde des instrumentalen Experimentalrocks<br />

anspricht. Auf „Take Care<br />

…“ ist das genauso wie bei den vier Vorgängern,<br />

selbst wenn diesmal einige Sam–<br />

ples unter die vielminütigen Laut-Leise-<br />

Epen gemischt sind oder kollektives<br />

Jappsen im Brecher „Trembling Hands“<br />

als erster Gesang im Bandkatalog durchgehen<br />

soll. Zugegeben, diese Geschichten<br />

sind nicht so spannend wie die der<br />

Vorgänger und bisweilen zu vorhersehbar<br />

– aber schön erzählt sind sie auch dieses<br />

Mal. (ms)<br />

kulturnews 5/11<br />

3//<br />

4//<br />

finn.<br />

I wish I was someone else<br />

INDIEFOLK<br />

Indigo<br />

Seit nunmehr zehn Jahren veröffentlicht<br />

der Hamburger Singer/Songwriter Patrick<br />

Zimmer als finn. seine fragilen Kompositionen.<br />

Was im Wohnzimmer mit Akustikgitarre,<br />

Synthiestreichern und Pluckerbeats<br />

begann, gipfelte 2008 in einem<br />

bombastischen Konzeptalbum mit Orchester.<br />

Jetzt hat sich das Projekt erschöpft,<br />

Zimmer hat alles gesagt, was er als finn.<br />

zu sagen hat. Fast alles, denn als letzter<br />

Akt folgt ein Album mit 13 Covers. Die<br />

Auswahl der Songs mag auf den ersten<br />

Blick abwegig erscheinen, doch spiegelt<br />

sie gerade die Leistung seiner Interpretationen<br />

wider, weil es ihm stets gelingt,<br />

bisher versteckte Aspekte der Vorlagen zu<br />

akzentuieren. Indem er bei Bob Marleys<br />

„I shot the Sheriff“ die Aufmerksamkeit<br />

auf den Text lenkt, legt er aktuelle politische<br />

Bezüge frei. „Private Dancer“ von<br />

Tina Turner rehabilitiert er nicht nur, durch<br />

Textzeilen wie „I want a husband and<br />

some children, yeah, I guess I want a family“<br />

wird das Lied zum doppelbödigen<br />

Spiel mit traditionellen Geschlechterrollen.<br />

Und als Höhepunkt gibt es „Crying in the<br />

Rain“ im Duett, bei dem sich Zimmers<br />

Falsett an die tiefe Stimme von Tocotronic-<br />

Sänger Dirk von Lowtzow schmiegt. Doch<br />

„I wish …“ ist nicht nur Selbstauslöschung,<br />

sondern auch Übergangsalbum. Zimmers<br />

Covers lassen ahnen, wie er jenseits des<br />

Pseudonyms weitermachen will. Es verspricht<br />

ein großartiger Neubeginn zu werden.<br />

(cs)<br />

Gabby Young & Other Animals<br />

We’re all in this together<br />

ARTPOP<br />

Cargo<br />

5//<br />

4//<br />

Auf dem Albumcover ist Sängerin Gabby<br />

Young mit allerlei Krimskrams zu sehen –<br />

vom Minikronleuchter bis zur Teetasse in<br />

den hochgesteckten Haaren. Schon da<br />

steht fest: Ein einziger Genrebegriff wird<br />

nicht reichen, um die Musik der achtköpfigen<br />

Combo treffsicher zu definieren. Folk,<br />

Jazz, Balkanklänge, Pop – die Briten nehmen<br />

sich von allem ein bisschen. Mal


lassen sie Trommeln wummern und Trompeten<br />

krächzen wie im Zirkus, dann ziehen<br />

sie aus dem Zelt in den Jazzkeller,<br />

um gleich darauf den nächsten Irish Pub<br />

zu stürmen und der Folkband die Instrumente<br />

abzuluchsen. So steckt in Gabby<br />

Young & Other Animals auch ein Hauch<br />

Beirut und eine Spur Marina & The Diamonds,<br />

doch Verwechslungsgefahr besteht<br />

nicht. Hauptgrund dafür ist Youngs Stimme,<br />

welche die 26-Jährige in Balladen<br />

wie „Too young to die“ zart und in „Two<br />

by two“ schon beinahe operesk ausspielen<br />

kann. Auf Dauer ist der Genremix anstrengend,<br />

doch einzelne Songs wie das<br />

wunderbare „We’re all in this together“<br />

will man nach dieser bunten Parade nicht<br />

mehr missen. (mh)<br />

Geoff Berner<br />

Victory Party<br />

Pop, Rock + Dance // platten 61<br />

KLEZMER<br />

Broken<br />

Silence<br />

Der Whiskeyrabbi aus Vancouver feiert<br />

eine wilde Party, neben der konventionelle<br />

Klezmermusik harmlos wirkt. Aufgenommen<br />

wurden musikalische Anregungen<br />

aus Jazz, Country und Klassik. Berner ist<br />

ein Meister des Ostfolks; er kann vokal<br />

hochbeweglich rezitieren, zu beißenden<br />

Rhythmen engagierte Texte brüllen und<br />

daneben sehnsuchts- und stimmungsvolle<br />

Balladen gestalten. Begleitet wird er von<br />

einem vielseitigen Kammervokal- und<br />

Instrumentalensemble, das Geigenzauberschmelz<br />

wie Schlagzeugknaller ebenso<br />

fabelhaft wie passend fabriziert. (jn)<br />

Hauschka<br />

Salon des Amateurs<br />

AVANTGARDE-<br />

POP<br />

Rough<br />

Trade<br />

5//<br />

5//<br />

Hauschka alias Volker Bertelmann begibt<br />

sich mit seinem präparierten Klavier diesmal<br />

auf den Dancefloor. Unter dem Diktat<br />

der Tanzfläche hat er zusätzliche Rhythmusspezialisten<br />

engagiert: Joey Burns (Cello,<br />

Mandoline, Harmonika) und John Convertino<br />

(Schlagzeug) von Calexico, Drummer<br />

Samuli Kosminen von Múm und Bernhard<br />

Völz (Posaune); ein Sinusbass kommt<br />

vom Computer. Und – man höre und<br />

staune – im Titel „Girls“ sorgt die Supergeigerin<br />

Hilary Hahn für perkussive Saitenspiele,<br />

ohne das Ambiente durch Virtuosität<br />

zu sprengen. So entstehen komplexe,<br />

tanzbare und kunstvolle Minimalstruktu–<br />

ren. Sie sind in einer raffinierten Verbindung<br />

von Kunst und Unterhaltung für den<br />

titelgebenden Club der Düsseldorfer Kunsthalle<br />

gedacht. Dort verbringt das Album<br />

vom Konzept her eine durchtanzte Nacht<br />

und verblüfft vital mit groovig eingesetzter<br />

Alufolie, mit Bierdeckel, Vibrator und anderen<br />

Dingen, die man normalerweise<br />

einem Klavier nicht zumutet. (jn)<br />

Holy Ghost!<br />

Holy Ghost!<br />

ELEKTROPOP<br />

Universal<br />

Was für ein Anlauf: Seit vier Jahren veröffentlichen<br />

Holy Ghost! großartige Singles<br />

und hauen Remixe für MGMT, Cut Copy<br />

oder Phoenix raus. Nicht gerade zufällig<br />

hängt LCD-Soundsystem-Chef und DFA-<br />

Labelmacher James Murphy bereits seit<br />

Jahren mit Alex Frankel und Nick Millhiser<br />

ab. Jetzt endlich kommt das Debüt des<br />

New Yorker Duos, und wie erwartet ist es<br />

ein Meilenstein des Dancefloor. Ihr tanzbarer<br />

Elektropop verarbeitet funkigen R’n’B,<br />

Disco und elektronischen New Wave à la<br />

New Order. Wenn sie dabei vor allem nach<br />

den 80ern klingen, dann lediglich wegen<br />

ihrer Leidenschaft für antiquierte Synthies<br />

und nicht etwa, weil sie mit angestaubten<br />

Kompositionen einen überstrapazierten<br />

Retrotrend bedienen. Neben etablierten<br />

Hits wie „Hold on“ oder „Do it again“ stehen<br />

zukünfige Klassiker wie „Jam for Jerry“<br />

oder „It’s not over“. Und abgerundet wird<br />

das wohl wichtigste Clubalbum des Jahres<br />

durch eine Gästeliste, auf der neben aktuellen<br />

Szenehelden wie Chris Glover alias<br />

Penguin Prison auch Legenden à la<br />

Michael McDonald stehen. (cs)<br />

Miles Kane<br />

Colour of the Trap<br />

INDIEPOP<br />

Sony<br />

Music<br />

5//<br />

4//<br />

An der Seite von Arctic-Monkeys-Sänger<br />

Alex Turner übte Miles Kane 2008 bei<br />

kulturnews 5/11<br />

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62 platten // Pop, Rock + Dance<br />

The Last Shaddow Puppets die ganz großen<br />

Gesten und eiferte den Meistern des<br />

Orchesterpops nach. Damals war Kane<br />

noch hauptberuflich Sänger und Gitarrist<br />

der Indierockband The Rascals. Die waren<br />

zwar ganz okay, doch nach dem ruhmreichen<br />

Nebenprojekt nicht mehr standes–<br />

gemäß, und so verkündete er 2010 die<br />

Auflösung, um sich einer Solokarriere zu<br />

widmen. Jetzt liegt das Debüt vor, und<br />

wie erwartet ist die Gästeliste imposant:<br />

Dan Carey (Franz Ferdinand, Hot Chip)<br />

und Dan The Automator (Gorillaz) haben<br />

produziert, natürlich ist Alex Turner bei einem<br />

Duett vertreten, Ex-Oasis Noel Galla–<br />

gher veredelt den Song „My Fantasy“,<br />

auch Super-Furry-Animal-Sänger Gruff<br />

Rhys und Eugene McGuinness leihen<br />

Kane ihre Stimme. Dabei hätte sein un–<br />

glaublich eingängiger Grenzgang zwischen<br />

Glam und Britpop das Promiaufgebot gar<br />

nicht nötig gehabt. Den diesjährigen Sommerhit<br />

wuppt Kane mit „Rearrange“ nämlich<br />

ganz allein. (cs)<br />

Gorillaz veröffentlichen ein musikalisches Tourtagebuch<br />

– wobei „The Fall“ (Capitol) eigentlich ein<br />

Soloalbum von Damon Albarn ist, das er mit<br />

seinem iPad aufgenommen hat – 15 sehr experimentelle<br />

und technoide Kompositionen.<br />

DAS DEBÜTALBUM<br />

»JUWEL«<br />

AB 15. APRIL<br />

Nick Howard<br />

When the Lights go up<br />

FOLKPOP<br />

Warner<br />

Nick Howard wird den weltweiten Charts<br />

mehr als nur einen Besuch abstatten.<br />

Nachdem seine lebensfrohen Popsongs<br />

bereits diverse US-Serien und Werbespots<br />

untermalt haben, erscheint diese Prog–<br />

nose allerdings nur wenig riskant. Hinzu<br />

kommt der Umstand, dass der Sänger<br />

aus Brighton mit ungebremster Leichtigkeit<br />

über Ohrwurmrefrains tänzelt („When<br />

the Lights go up“) und sogar emotionsschwangeren<br />

Nummern („Falling for you“)<br />

vokal Lebenslust einimpft. Vielleicht hat<br />

Papa Pop es ein wenig zu gut gemeint,<br />

als er Ecken und Kanten abschliff und die<br />

4/4-Taktokratie einführte. Was bleibt, ist<br />

jedenfalls weit entfernt von Eigenwilligkeit<br />

– zwingt aber jeden zum Mitsummen, der<br />

nicht bei drei auf den Bäumen ist. (lan)<br />

Okkervil River<br />

I am very far<br />

FOLKROCK<br />

4// Cargo 3//<br />

Will Sheff, der Kopf von Okkervil River,<br />

genügt als Sänger längst nicht mehr nur<br />

Indieansprüchen, auch sein Songwriting<br />

weist ihn mehr und mehr als Virtuosen<br />

aus, und auf der Bühne kann er inzwischen<br />

sogar auf Bonuspunkte für verhuschten<br />

Charme verzichten. Beim sechsten Album<br />

seiner Folkrockband legt er noch Bombast<br />

und Perfektionismus obendrauf: Die Single<br />

„Wake and be fine“ wurde mit sieben Gitarristen,<br />

zwei Schlagzeugern, zwei Pianisten<br />

und zwei Bassisten eingespielt. Für „Hanging<br />

from a Hit“ haben sie nicht nur Chorund<br />

Orchesterelemente aufgenommen,<br />

sondern auch Aktenschränke, die quer<br />

durch den Raum geworfen werden. Und<br />

es gab Marathonsessions, in denen zwölf<br />

Stunden lang ein einziger Song gespielt<br />

wurde. So vielseitig, so opulent, so nah am<br />

Alternative-Grammy haben Okkervil River<br />

noch nie geklungen – und trotzdem vermisst<br />

man schmerzlich, was sie einst ausge-<br />

zeichnet hat. Vielleicht liegt es am Zerfall<br />

der Kernband. Nachdem sich Jonathan<br />

Meiburg nur noch um seine Hauptband<br />

Shearwater kümmert, haben jetzt auch der<br />

Trompeter und der Drummer die Band<br />

verlassen. Vielleicht fehlen aber auch einfach<br />

der brüchige Gesang, die Patzer und<br />

die limitierten Möglichkeiten. Aber dafür<br />

ist Will Sheff inzwischen einfach zu gut. (cs)<br />

Smith Westerns<br />

Dye it Blonde<br />

INDIEROCK<br />

Indigo<br />

4//<br />

Was klingt wie eine neue Zigarettenmarke,<br />

ist in Wirklichkeit: eine bereits vier<br />

Jahre alte Rockband, die man bis jetzt<br />

nicht zwingend, nun aber unbedingt einmal<br />

gehört haben sollte. Denn die Prämissen<br />

des titellosen Debüts gelten beim Nachfolger<br />

nicht länger. Wo die drei Jungs aus<br />

Chicago früher auf Lo-Fi setzten, kommen<br />

sie auf „Dye it Blonde“ schillernd, beinahe<br />

glamrockig daher. Die Beats sind zurückhaltender,<br />

die Melodien fetter arrangiert;<br />

INKL.DER SINGLES<br />

»WOVON SOLLEN WIR TRÄUMEN«<br />

ERHÄLTLICH AB 01. APRIL<br />

& »ZEIG MIR, WIE DU TANZT«<br />

MEHR INFOS, DATEN & MERCH UNTER WWW.FRIDAGOLD.COM


die Smith Westerns trauen sich mehr große<br />

Gesten zu. In der Gunst hipper Indiekids<br />

könnten sie ob des fehlenden Garagenrockcharmes<br />

im 80er-Style sinken, allerdings<br />

wäre das regelrecht fatal: Mit Songs<br />

wie „All die young“ und „Weekend“ entwickeln<br />

sie eine interessante eigene Vision<br />

davon, wie Rock ihrer Meinung nach klingen<br />

sollte. Und das ist mehr wert als ein<br />

bisschen Lo-Fi. (mh)<br />

Synje Norland<br />

To the other Side<br />

SOFTPOP<br />

Alive<br />

3//<br />

Synje Norland hat schon viele Hits geschrieben.<br />

Dass die meisten Musikliebhaber<br />

trotzdem noch nichts von der norddeutschen<br />

Songwriterin gehört haben,<br />

dürfte daran liegen, dass Synje ihre größten<br />

Erfolge mit Soundtrackbeiträgen feierte.<br />

Die Telenovela „Rote Rosen“, die Kinofilme<br />

„7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“<br />

und „Liebe Mauer“, der ZDF-Zwei–<br />

teiler „Das Geheimnis der Wale“: Das sind<br />

nicht zwangsläufig Aushängeschilder für<br />

musikalische Qualität. Schlecht macht die<br />

nahe Niebüll geborene Norland ihren Job<br />

trotzdem nicht, schreibt sanfte, folkinspirierte<br />

Popstücke. Eine gewisse Harmlosigkeit<br />

muss man schon mögen, um sich<br />

hier fallenzulassen. Dann aber kann man<br />

die melodischen kleinen Songs uneingeschränkt<br />

als Wohlfühlmusik genießen. (kab)<br />

Tania Saedi<br />

Exhale<br />

TRIPHOP<br />

Rough<br />

Trade<br />

Chillout, Techno, Triphop, Beats und Balladen,<br />

alles auf einem Album. Also wieder<br />

so eine, die von Genre zu Genre springt,<br />

um ihre Vielseitigkeit unter Beweis zu<br />

stellen, im Endeffekt aber kein durchgängiges<br />

Hörerlebnis möglich macht? Weit<br />

gefehlt: Was Tania Saedi, Wienerin mit<br />

persischen Wurzeln, da mit ihrem Produzenten<br />

Markus Kienzl von den Sofa Surfers<br />

vorgelegt hat, ist in dieser Hinsicht<br />

einzigartig: Balkantrompeten und arabi-<br />

KATE BUSH<br />

DIRECTOR’S CUT<br />

NEUES ALBUM<br />

AB 13. MAI IM HANDEL<br />

CD/COLLECTOR‘S EDITION 3 CD SET/DOPPEL VINYL/DOWNLOAD<br />

4//<br />

Pop, Rock + Dance // platten 63<br />

sche Klänge verfließen hier mit Beats,<br />

zarter E-Gitarre und ausdruckstarkem Gesang,<br />

als hätte all das niemals separat<br />

existiert. Düstere Nummern mit Industrialcharme<br />

wie „Someone I’m not“ stehen<br />

gleichberechtigt neben Wummerbeats<br />

(„Beauty“) oder Balladen („You speak of<br />

Love“). So natürlich und aus einem Guss<br />

klingt Eklektizismus selten – und schon<br />

gar nicht auf einem Debüt. (kat)<br />

The Airborne Toxic Event<br />

All at once<br />

INDIEROCK<br />

Universal<br />

4//<br />

2009 fetzten The Airborne Toxic Event<br />

aus Los Angeles uns ihr Debütalbum hin,<br />

und alle dachten: Diese Band wird groß,<br />

und zwar bald. Die Platte war famos, zündete<br />

aber trotzdem nicht so richtig. Umso<br />

mehr will das Quintett es jetzt wissen. Mit<br />

dichtgestricktem Gitarrensound zwischen<br />

Bowie, U2, Starsailor, mit pumpendem<br />

Postwavebeat und dem Furor des Indierock<br />

versuchen sie nun den Sprung ins<br />

Glück, mit aller Gewalt. Paradigmatisch<br />

dafür die Hymne „Hail of something else“:<br />

Sie schaut so schmachtend und euphorisiert<br />

gen Himmel, als säße die Band bereits<br />

dort, wo sie unbedingt hin will: auf<br />

Erfolgswolke sieben. „All at once“ hat ja<br />

auch eigentlich alles, was ein erfolgreiches<br />

Rockalbum ausmacht: große Melodien,<br />

wild entschlossene Musiker, einen Sound,<br />

der dich plattmacht und gleichzeitig zum<br />

Schweben bringt, und sogar eine Teufelsgeige<br />

in „All I ever wanted“. Jetzt muss<br />

das alles nur noch amtlich explodieren.<br />

Mal schauen. (mw)<br />

The Head And The Heart<br />

The Head And The Heart<br />

FOLKPOP<br />

Universal<br />

4//<br />

Derzeit gibt es kein Entkommen vor Indiebands<br />

mit Folk- und Americanatouch. Doch<br />

allzu oft werden vermeintlich exotische Instrumente<br />

wie Cello, Glockenspiel und Geige<br />

dazu missbraucht, Einfallslosigkeit beim<br />

Songwriting zu kaschieren. Ganz anders ist<br />

SINGLE „DEEPER UNDERSTANDING“ DOWNLOAD OUT NOW<br />

HÖRPROBEN UND MEHR INFORMATIONEN AUF WWW.KATEBUSH.COM IM VERTRIEB VON


64 platten // Pop, Rock + Dance<br />

das bei The Head And The Heart: Das Sextett<br />

aus Seattle präsentiert auf seinem Debüt<br />

ausschließlich Hits, die auch mal ganz<br />

überraschend die Richtung ändern, ohne<br />

an Eingängigkeit einzubüßen. Eben noch<br />

verführt der harmonieverliebte, mehrstimmige<br />

Gesang zum euphorischen Mitsingen,<br />

schon träumt man sich ans Lagerfeuer,<br />

weil sie einen Song auf die Akustikgitarre<br />

reduzieren. Wer Szenelieblingen wie Mumford<br />

& Sons oder den Fleet Foxes verfallen<br />

ist, wird von The Head And The Heart<br />

ganz sicher nicht enttäuscht werden. (cs)<br />

The Sea And Cake<br />

The Moonlight Butterfly<br />

POSTROCK<br />

Rough<br />

Trade<br />

2//<br />

Als Mitbegründer der Chicagoer Postrockszene<br />

geben sich The Sea And Cake kaum<br />

noch zu erkennen. Flirrend und sonnig ist<br />

das Quartett auf „The Moonlight Butterfly“<br />

nämlich zugange, was positiv formuliert<br />

nach Tag am Strand klingt. Die zarte Phrasierung<br />

und das delikate Jamming von<br />

Sam Prekop, etwa in „Monday“, biedern<br />

sich allerdings derart an, dass selbst ein<br />

kalifornischer Radiosender sie wegen akuter<br />

Seichtheit aus dem Programm nähme.<br />

Die durch und durch ähnlich klingenden<br />

Songs fallen klar unter Easy Listening,<br />

sind also ziemlich egal. Und für ambitionierte<br />

Musik ist das wohl der schlimmste<br />

Eindruck, den sie hinterlassen kann. (ms)<br />

The Wombats<br />

This Modern Glitch<br />

INDIEPOP<br />

Warner<br />

4//<br />

Sie befeuern das Klischee vom verflixten<br />

zweiten Album: Nach dem großen Erfolg<br />

ihres Debüts „A Guide to Love, Loss and<br />

Desperation“ wollte den Wombats der<br />

Nachfolger einfach nicht von der Hand<br />

gehen. Weil sich eigene Hits wie „Kill the<br />

Director“ und „Let’s dance to Joy Division“<br />

übermächtig vor ihnen auftürmten, verlegte<br />

sich das Liverpooler Trio auf Verweigerung<br />

und Trotz: Mal schrieben sie ausschließlich<br />

brachiale Rocksongs, mal verlegten<br />

sie sich auf Techno. Natürlich schickte sie<br />

die Plattenfirma immer wieder zurück ins<br />

Studio, bis sie irgendwann einfach die bewährte<br />

Erfolgsformel wiederholten. Dass<br />

die simplen, aber auch überaus eingängigen<br />

Indiepophymnen von „This modern Glitch“<br />

nicht einfach nur ein billiger Abklatsch<br />

sind, verdanken sie ausgerechnet der Trotzphase.<br />

Aus „Walking Disasters“ kann man<br />

etwa den Grungerocker noch raushören,<br />

bei „Techno Fan“ haben sie die innovativen<br />

Einsprengsel gleich zum Titel gemacht,<br />

und das völlig durchgeknallte „Schumacher<br />

the Champagne“ ist ein Gemenge aus<br />

so ziemlich jeden Genre, das sie angetestet<br />

haben. Die Indiekids werden das lieben –<br />

was ein drittes Album für die Wombats<br />

aber nicht gerade einfacher macht. (cs)<br />

Tiemo Hauer<br />

Losgelassen<br />

DEUTSCHPOP<br />

Soulfood<br />

3//<br />

Wer Philipp Poisel mag, sich aber immer<br />

fragt, warum diese kleinen Songs eigent-<br />

lich so fantastisch sind, sollte Tiemo Hauer<br />

hören. Der hat nämlich eine weitaus beeindruckendere<br />

Stimme, ähnliche Arrangements<br />

– und reicht trotzdem bei weitem<br />

nicht an Poisel heran. Wo Poisel den Dreh<br />

ins Charmante, Poetische hinbekommt,<br />

biegt Hauer in Richtung großen, aber auch<br />

langweiligen Deutschpop ab. Das Thema<br />

ist fast immer Liebe, die Texte sind ehrlich,<br />

aber nicht tiefgreifend. „Losgelassen“ ist<br />

kein Debüt, das einen umhaut, aber:<br />

Tiemo hat Talent, die raue Stimme hat<br />

das Potenzial, Gänsehaut zu verursachen.<br />

Und er ist erst 21. (kab)<br />

Wild Beasts<br />

Smother<br />

ALTERNATIVE<br />

POP<br />

Indigo<br />

5//<br />

„Erotic downbeat“: Vermutlich wurde die<br />

Genrebezeichnung schon mal als Notbehelf<br />

bemüht, doch mit dem dritten Album<br />

der Wild Beasts ist das Genre nicht nur<br />

etabliert, es bekommt auch sein Meisterwerk.<br />

Das britische Quartett führt einen


Seitenstrang des für den Mercury-Preis<br />

nominierten Vorgängers „Two Dancers“<br />

konsequent weiter, nimmt die Gitarren zugunsten<br />

von geschichteter Elektronik zurück<br />

und fährt auch das Tempo so weit<br />

runter, dass an die Tanzfläche nur noch<br />

selten zu denken ist. Das mag auf dem<br />

ersten Hördurchgang enttäuschen, weil<br />

Hits à la „Hooting & Howling“ fehlen. Doch<br />

der Blick ist anfangs nur verstellt, weil<br />

Hayden Thorpes Falsettgesang im neuen<br />

Gewand ganz nah an uns heranrückt und<br />

die verschachtelten Arrangements eine<br />

intensivere Beschäftigung brauchen, bis<br />

sie ihre schummrige Atmosphäre voll entfalten.<br />

Nicht zuletzt sind es auch die<br />

assoziationsreichen Texte über Begierden<br />

und verpasste Chancen, die umso nachhaltiger<br />

an dieses Album binden. Nach<br />

und nach verwandeln sich Songs wie<br />

„Lion’s share“ oder die elegische Single<br />

„Albatross“ in Ohrwürmer, die mehr als<br />

nur eine Nominierung für den Mercury-<br />

Preis verdient haben. (cs)<br />

Bootsy Collins verschmilzt auf „Tha Funk Capital of<br />

the World“ (Rough Trade) Funk, HipHop, Blues und<br />

Prince-Pop auf perfekte Weise – garniert mit<br />

beziehungsreichen Samples von Jimi Hendrix oder<br />

seinem alten Mentor James Brown.<br />

Archiv + Repertoire<br />

Young Legionnaire<br />

Crisis Work<br />

HARDCORE<br />

Universal<br />

5//<br />

Für Bands wie Young Legionnaire wurde<br />

das Wort Gitarrenrock erfunden. Aber keine<br />

Sorge: Mit selbstverliebtem Gezupfe<br />

oder Geschrubbe à la Santana oder Jimi<br />

Hendrix hat der Sound der Briten nichts<br />

zu tun. Doch die drei Jungs lieben ihre<br />

Saiteninstrumente ganz offensichtlich, sie<br />

spielen leidenschaftlich mit Effekten, reizen<br />

die Möglichkeiten von Bass und Gitarre<br />

aus bis ins Letzte und schichten wuchtige<br />

Klangwelten auf, um sie gleich darauf<br />

mit einem einzigen Ton wieder aufzulösen.<br />

Das Rezept: eine Prise Progrock, ein Quäntchen<br />

Punk, eine große Portion Posthardcore<br />

und als Kirsche obendrauf die großartige<br />

Stimme von Sänger Paul Mullen,<br />

die je nach Song direkt in Mark oder Herz<br />

geht. Ein bisschen retro klingt das Ganze,<br />

doch gleichzeitig äußerst aktuell. Und eigentlich<br />

wäre es schon nach dem ersten<br />

Pop, Rock + Dance // platten 65<br />

Track gar nicht mehr nötig, das zu sagen –<br />

dennoch, der Form halber: Gründungsmitglied<br />

Gordon Moakes zupfte zuvor den<br />

Bass bei Bloc Party. Jetzt aber schnell<br />

lauter drehen, es lohnt sich! (es)<br />

Emmylou Harris<br />

Original Album Series<br />

COUNTRY<br />

Warner<br />

5//<br />

Wenn sich ein neuer Schub von „Original<br />

Album Series“-Boxen ankündigt, neigt<br />

man als nach Effizienz strebender Archivar<br />

schon mal zu zittriger Vorfreude. Vor allem,<br />

wenn eine dieser Boxen die fünf ersten<br />

Platten von Emmylou Harris enthält. Mit<br />

„Pieces of the Sky“ und dem Nr.-1-Album<br />

„Elite Hotel“ gelang der Sängerin aus Alabama<br />

1975 ein fulminanter Einstieg ins<br />

Countrybusiness. Geprägt vom Leben und<br />

Sterben ihres Mentors Gram Parsons geriet<br />

Harris nie ins seichte Fahrwasser des Gute-<br />

Laune-Country. Auch auf den Folgealben<br />

„Luxury Liner“ (1977), „Quarter Moon in<br />

a ten Cent Town“ (1978) und „Blue Ken-<br />

tucky Girl“ (1979) gelang es ihr trotz vokaler<br />

und melodischer Eingängigkeit, den<br />

Songs Tiefe und Tragik einzuweben – auch<br />

dank sorgfältiger Auswahl von Coversongs<br />

wie Townes Van Zandts „Pancho & Lefty“.<br />

Die Box enthält alle fünf Alben in gutem<br />

Remastering, natürlich ohne Bonustracks,<br />

sonst wäre der Serientitel ja gelogen – eine<br />

perfekte Ergänzung und Fundierung zu<br />

ihrem aktuellen Studioalbum „Hard Bargain“.<br />

Außerdem werden mit 5er-Boxen<br />

bedacht: Udo Lindenberg, The Corrs, Everything<br />

But The Girl, Simply Red und Faith<br />

No More. Eine Reihe, die gerne endlos fortgesetzt<br />

werden darf. Oder noch länger. (mw)<br />

Queen<br />

Remasters<br />

MAINSTREAM-<br />

ROCK<br />

Universal<br />

4//<br />

Vor 40 Jahren gründete Freddy Mercury<br />

Queen, 20 Jahre danach starb er. Zwei<br />

runde Daten, die eine Generalüberholung<br />

und Neuveröffentlichung der ersten fünf<br />

Alben rechtfertigen. Sie entstanden zwi-


Promotion<br />

STOLZE SPANIER<br />

EROBERN DEUTSCHLAND<br />

Die Latin-Rock-Band Jarabe de Palo hat schon unzählige Erfolge gefeiert:<br />

Sieben Alben veröffentlicht, zahlreiche Grammy-Preise und -Nominierungen<br />

eingeheimst und mit „La Flaca“ den Sommerhit schlechthin rausgebracht.<br />

Als einer der führenden Mestizo Acts beeindrucken sie mit ihrer Mischung<br />

aus Rock, Blues, Funk, Pop, Flamenco, Salsa, Samba und Bossanova und<br />

haben damit einen Musikstil kreiert, dessen Message weit über reine Unterhaltung<br />

hinausgeht. Ihr neues Album „¿Y AHORA QUE HACEMOS ?“<br />

erzählt von Liebe und Freiheit und deren Notwendigkeit für ein glückliches<br />

Leben. In Deutschland gerade frisch veröffentlicht, ist es in Spanien schon<br />

direkt in die Top Ten der Charts eingestiegen.<br />

Für „¿Y AHORA QUÉ HACEMOS?“ haben sich Jarabe de Palo einige bekannte<br />

Gäste ins Boot geholt: Mit dem Grammy-Gewinner Alejandro Sanz haben sie<br />

eine spanische Version des Klassikers „Je l'aime a mourir“ von Frances<br />

Gabrel eingespielt, außerdem sind der Liedermacher Joaquín Sabina, der<br />

Singer/Songwriter Antonio Orozco und Carlos Tarque von M Clan mit dabei.<br />

Das aktuelle Video:<br />

„La Quiero A Morir“<br />

www.youtube.com/jarabedeplotv<br />

Mehr Infos:<br />

www.jarabedepalo.com<br />

www.skiprecords.com<br />

Das neue Album<br />

„¿Y AHORA QUE HACEMOS ?“<br />

4. 5. Karlsruhe Tollhaus<br />

5. 5. Köln Gloria Theater<br />

6. 5. Berlin C-Club<br />

7. 5. München Muffathalle<br />

9. 5. Freiburg Jazzhaus Freiburg<br />

10. 5. Darmstadt Centralstation<br />

11. 5. Bremen Schlachthof<br />

12. 5. Hamburg Fabrik<br />

66 platten // Pop, Rock + Dance<br />

schen 1973 und 1976 und schufen das<br />

Fundament für den Superstarstatus der<br />

britischen Band, der es ihr später – in den<br />

80ern – erlaubte, die größten Stadien der<br />

Welt zu füllen. Interessant an den Neufassungen<br />

sind nicht nur die Bonustracks<br />

(oftmals Livemitschnitte, seltener Studiodemos<br />

und -outtakes), sondern vor allem<br />

der neue Mix. Er arbeitet auf geradezu<br />

brutale Weise das Hardrockherz der Band<br />

heraus, die von vielen für ein reines Pop–<br />

phänomen gehalten wird. Brian Mays Gi–<br />

tarre sticht wie eine Lanze, die Heavyriffs<br />

bringen die gesamte Soundarchitektur ins<br />

Wackeln. Und noch einmal wird deutlich,<br />

mit welch opernartiger Komplexität und<br />

Raffinesse Queen ihre Arrangements zu<br />

schichten vermochten. Wie üblich führt<br />

die Anhebung der Gesamtlautstärke zu<br />

einem verengten Dynamikspektrum, aber<br />

damit muss man bei der derzeitigen Remasterphilosophie<br />

wohl leben. Der Wiederentdeckung<br />

eines der originellsten Stadionacts<br />

der Rockgeschichte steht das aber<br />

nicht im Wege. (mw)<br />

Simon & Garfunkel<br />

Bridge over troubled Water<br />

FOLKROCK<br />

Sony<br />

Music<br />

Was Paul Simon einst als Everly-Brothers-<br />

Imitator begonnen hatte, kulminierte 1971<br />

im komplexen Kunstwerk „Bridge over<br />

troubled Water“. Alles hier war groß: die<br />

Songqualität (kein Ausfall; nicht mal „El<br />

Condor Pasa“, das erst von James Last<br />

und Panflötenindios hingerichtet wurde),<br />

das Stil- und Themenspektrum (vom<br />

Liebesbarmen „Cecilia“ übers lebensweise<br />

„The Boxer“-Folkpicking bis zur philosophischen<br />

Kammerballade „Song for the<br />

Asking“) – und natürlich die Produktion.<br />

Das Titelstück trieben Simon und Garfunkel<br />

vom Klavierintro bis an den Rand<br />

ozeanischer Epik, doch wer würde behaupten,<br />

von diesem erhabenen Pomppop<br />

noch nie berührt worden zu sein?<br />

Zum 40. Geburtstag dieses Höhe- und<br />

Endpunktes ihres gemeinsamen Studioschaffens<br />

erscheint die remasterte Fassung<br />

nun neu und um Preziosen ergänzt.<br />

Nicht nur ein bislang unveröffentlichtes<br />

Konzert von 1969 liegt auf CD bei, sondern<br />

auch eine DVD mit einer Tourdoku,<br />

die nur 1969 mal im US-Fernsehen zu<br />

sehen war; zudem enthält die DVD auch<br />

ein neues Making-of zum Album. Eine<br />

makellose Dreierbox, dem Geburtstagskind<br />

mehr als angemessen. (mw)<br />

kulturnews 5/11<br />

6//<br />

Aktion //<br />

Jazz? Gefällt mir!<br />

Immer wieder gibt es Versuche, Menschen<br />

die Schwellenangst vorm Jazz<br />

zu nehmen. Der augenzwinkernd betitelte<br />

Sampler „Ich mag keinen Jazz“<br />

tut das auch – und zwar sehr erfolgreich.<br />

Das beginnt bei den witzigen<br />

Cover- und Bookletzeichnungen der<br />

französischen Legende Sempé und<br />

setzt sich (natürlich) fort bei der Auswahl<br />

der Songs. Es sind 40 Klassiker<br />

des Genres, die den Brückenschlag<br />

schafften zwischen musikalischer Revolution<br />

und Zugänglichkeit, darunter<br />

Dave Brubecks „Take five“, Miles Davis’<br />

„Summertime“ oder Django Reinhardts<br />

Meisterstück „Nuages“. Selbst die, die<br />

eigentlich keinen Jazz mögen, werden<br />

am Ende „Gefällt mir!“ sagen.<br />

Und um das zu beweisen, verlost<br />

kulturnews 10 Exemplare der Doppel-<br />

CD – unter allen, die bis zum 20. Mai<br />

unserer Gewinnhotline 0137–989<br />

89 82 (0,50 Euro/Anruf) ihre Kontaktdaten<br />

anvertrauen. Viel Glück!<br />

A-ha verabschieden sich mit „Ending on a high<br />

Note – The final Concert“ (Universal) auf CD und<br />

DVD. Drauf: alle Hits, Faneuphorie, Abschiedsschmerz.<br />

Und sogar im Fernsehen geht die Sonne<br />

unter. // The Cars werden auf ewig mit ihrem einzigen<br />

Hit „Drive“ assoziiert werden. Auf „Move like<br />

this“ (Universal) setzen sie auf altbackene 80er-<br />

Rocksounds mit Heavygitarren und starker Beatbetonung<br />

– doch ein neues „Drive“ ist mal wieder<br />

nicht drauf. // Die Parlotones setzen sich mit „Live<br />

aus Johannesburg“ (Soulfood) selbst ein Denkmal.<br />

Das südafrikanische Quartett rockte 2010 seine<br />

Heimatstadt mit einem bombastischen Konzert<br />

und allem Pipapo. Den Mitschnitt gibt es nun als<br />

DVD und Live-CD. // Gentleman wollte die Konzert-<br />

DVD „Diversity live“ (Universal) eigentlich schon<br />

2008 einspielen, doch just, als gefilmt wurde,<br />

waren er und seine Band The Evolution schlicht zu<br />

schlecht. Beim zweiten Versuch ging alles glatt:<br />

Sound gut, Bild gut – und der Groove sowieso.


Jazzplatte des Monats<br />

-Bewertung<br />

Storms/Nocturnes<br />

Via<br />

KAMMERJAZZ<br />

Distrijazz/Metronome<br />

6//<br />

Tim Garland (Saxofon, Bassklarinette), Geoffrey Keezer (Klavier) und Joe Locke<br />

(Vibrafon) zeigen mit ihrem dritten Album wieder eine unglaubliche Virtuosität beim<br />

Integrieren unterschiedlichster klassischer und jazziger Musikstile. Ohne Bass und<br />

Schlagzeug geht das besonders flüssig und quick. Melodiöse Debussy’sche Meeresstimmungen<br />

und Grieg’sche Folklorismen verdichten sich häufig minimalistisch zu<br />

wohlklingenden Ausflügen bis in die Aleatorik rasender Tonkaskaden. Aber das ist<br />

nicht die Hauptsache, sondern stets das Jazzfeeling der hervorragenden Virtuosen.<br />

Die drei Wunderknaben aus London, New York und San Diego feiern derzeit das<br />

zehnjährige Bestehen ihres Trios und stehen seit April wieder gemeinsam auf der<br />

Bühne. (jn)<br />

Ambrose Akinmusire<br />

When the Heart emerges glistening<br />

MODERN JAZZ<br />

Emi<br />

Classics<br />

5//<br />

Die Trompete ist das mit ruhmreichen Virtuosen<br />

wohl am meisten belastete Instrument<br />

der Jazzgeschichte. Duke Ellington,<br />

Miles Davis, Don Cherry, Freddie Hubbard,<br />

Wynton Marsalis – woher nimmt man als<br />

junger Musiker bloß die Traute, ein von<br />

solchen Meistern bestelltes, beackertes,<br />

auch aufgewühltes Feld zu betreten? Umso<br />

erstaunlicher, wie selbstbewusst Ambrose<br />

Akinmusire aus Oakland das Abenteuer<br />

Trompete angeht. Seine Methode ist<br />

eine narrative: Es gibt eine Geschichte, es<br />

gibt den Songtitel – und erst dann schöpft<br />

Akinmusire die Musik dazu, erzählt die<br />

Story mit der ganzen wilden und lyrischen<br />

und fiebrigen Kraft, die sein Instrument<br />

zu bieten hat. Dahinter agiert ein wechselndes<br />

Ensemble, das sich erfolgreich um<br />

die Aura eines Klaviertrios bemüht; eine<br />

ideale Folie für Akinmusires Spiel, das<br />

souverän zwischen Coolness und Expressivität<br />

pendelt. Mit 28 ist der Amerikaner<br />

schon so nah am eigenen Ton, wie man<br />

es in diesem Alter nur sein kann. Er könnte<br />

für die Jazztrompete das werden, was<br />

Esbjörn Svensson fürs Piano war: ein Erneuerer<br />

zwischen Tradition und Avantgarde.<br />

(mw)<br />

Jazz + Classics // platten 67<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Diverse<br />

Disney Jazz Vol. 1:<br />

Everbody wants to be a Cat<br />

MODERN JAZZ<br />

Emi<br />

Classics<br />

5//<br />

Disney und Jazz: Die Paarung ist eigentlich<br />

ein Selbstgänger, sind die Soundtracks<br />

vieler großer Disney-Filme doch klar diesem<br />

Genre zuzuordnen. Selbst wenn der Affenkönig<br />

im „Dschungelbuch“ 1967 letztlich<br />

nicht wie geplant von Louis Armstrong<br />

synchronisiert wurde: Balus Bärensong<br />

gab der Jazzkönig schon ein Jahr später<br />

auf Konzerten zum Besten. Bei den „Aristocats“<br />

spielten die Katzen sogar im Film<br />

in einer Jazzband und durften somit folgerichtig<br />

den Titel für die erste Kompilation<br />

verjazzter Disney-Songs stellen. Und die<br />

ist mehr als ein Nachsingen und -spielen<br />

der Originale durch namhafte aktuelle Jazzgrößen.<br />

Esperanza Spalding improvisiert<br />

„Chim Chim Cher-Ee“ so loungig-lauschig,<br />

dass Dick van Dyke und Julie Andrews<br />

die Kinder wohl ein bisschen früher ins<br />

Bett geschickt hätten. Alfredo Rodriguez<br />

haucht den „Bare Necessities“ konzertante<br />

Dramatik ein, und Dianne Reeves<br />

schlüpft in die Rolle der Hundedame Peg<br />

bei „He’s a Tramp“. Ein stimmiges und<br />

manchmal (angenehm) überraschendes<br />

Album. (kab)<br />

Eric Legnini &<br />

The Afro Jazz Beat<br />

The Vox<br />

AFROJAZZ<br />

Alive<br />

Bei manchen Musikanten genügt eine<br />

Schublade, um das musikalische Inventar<br />

zu verstauen. Der belgische Jazzpianist<br />

Legnini, Jahrgang 1970, bräuchte hingegen<br />

einige Regale, wenigstens für dieses<br />

Album. Die Quintessenz bildet nach wie<br />

vor das klassische Jazztrio, dem allerdings<br />

eine Unwucht namens Afrobeat implementiert<br />

wurde, sodass manche Songs sich<br />

als Funk, andere als Soulpop erschöpfen.<br />

Das kommt der bluesigen Stimme der<br />

amerikanischen Sängerin Krystle Warren<br />

entgegen, die mit Legnini die meisten<br />

Songs schrieb. Und der kommt damit klar,<br />

mühelos sogar. Aber damit entfernt er sich<br />

von dem, was ihn bislang auszeichnete:<br />

ordentlicher Club- und erstklassiger Barjazz.<br />

Was frohlocken lässt, ist allerdings<br />

die legere Weise, mit der Legnini liebreizendste<br />

Phrasen zaubert. In solchen Momenten,<br />

in denen Ausdruck und Nonchalance verschmolzen<br />

sind, gehört seine rechte Hand<br />

zu den besten in der Geschichte des Jazzpianos.<br />

(jan)<br />

James Farm<br />

James Farm<br />

NUJAZZ<br />

Warner<br />

4//<br />

5//<br />

Treiben lassen und getrieben werden, eng<br />

am Beat arbeiten und dem Beat entgleiten,<br />

Songstrukturen folgen und Improvisation<br />

von der Songstruktur forttragen: Mit einem<br />

Konzept stimmiger Widersprüche überrascht<br />

das prominent besetzte New Yorker<br />

Quartett James Farm. Joshua Redman<br />

und Aaron Parks pflegen am Saxofon wie<br />

am Piano eine dissonanzarme, klassischklare<br />

Tonsprache, während Matt Penman<br />

und Eric Harland das punktgenau rhythmisch<br />

unterfüttern, ohne sich zu vertändeln.<br />

Somit klingt dieses Quartett fast europäisch<br />

– kaum Synkopen, kaum spürbare blue<br />

notes. Allenfalls in den dynamisch klug<br />

entwickelten Solopassagen schimmert<br />

durch, dass die künstlerische Sozialisation<br />

der vier Musiker im US-amerikanischen<br />

Jazzumfeld zu suchen ist. Sollte dieses<br />

kulturnews 5/11<br />

SCHNERMANN‘S<br />

POETRYCLAN<br />

All What Love<br />

SONGS &<br />

POETRY<br />

FEAT.<br />

Joachim Król<br />

Burghart Klaußner<br />

Otto Sander<br />

Roger Willemsen<br />

Sophie Von Kessel<br />

uvm.<br />

„All What Love“<br />

Ab 13. Mai im<br />

Handel!<br />

www.poetryclan.de<br />

Cat. No.: TTR-CD-11-001


68 platten // Jazz + Classics<br />

Projekt Bestand haben, werden sich Redman,<br />

Parks, Penman und Harland ein Publikum<br />

erspielen, das nicht generell jazzaffin<br />

sein muss, sondern einfach Spaß hat an<br />

dieser intelligenten Mixtur aus Virtuosität,<br />

harmonischer Tiefe, rhythmisch klarer<br />

Kante und Spielfreude. (ron)<br />

Johannes Enders<br />

Billy Rubin<br />

ROCKJAZZ<br />

Soulfood<br />

Johannes Enders ist der perfekte Teamplayer:<br />

Ob mit den Notwist-Köpfen Micha<br />

und Markus Acher bei Tied & Tickled Trio<br />

oder mit seinem Projekt Enders Room:<br />

Stets geht es ihm darum, die Grenzen des<br />

Jazz mit Postrock, Minimal oder elektronischer<br />

Musik zu erweitern. Daneben profiliert<br />

sich der Weilheimer Tenorsaxofonist<br />

als Antreiber wechselnder Ensembles, de–<br />

nen harmonisches Zusammenspiel wichtiger<br />

ist als solistische Eskapaden. „Billy<br />

Rubin“ ist nun vor allem eine Verneigung<br />

vor dem 70-jährigen Schlagzeuger Billy<br />

���<br />

4//<br />

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������ ����������<br />

��������<br />

Hart, der bereits mit Legenden wie Otis<br />

Redding, Stan Getz oder Herbie Hancock<br />

gearbeitet hat. Komplettiert durch den<br />

Schweizer Pianisten Jean Paul Brodbeck<br />

und Kontrabassist Milan Nicholic entwirft<br />

das Quartett verträumte Soundlandschaften,<br />

bei denen Harts Schlagzeugspiel wie<br />

ein schwach klopfendes Herz den Rhythmus<br />

vorgibt. Sieben Kompositionen von<br />

verspielter Zartheit, die an einem einzigen<br />

Studiotag aufgenommen wurden. (cs)<br />

Julian & Roman Wasserfuhr<br />

Gravity<br />

MODERN JAZZ<br />

Edel<br />

Die Wasserfuhr-Brüder sind zwar noch<br />

in den Zwanzigern, haben aber dennoch<br />

schon fast das Höchste erreicht: Einen<br />

makellosen und stimmungsfesten Jazzstil,<br />

der in seiner träumerischen Schwere gut<br />

durch den Albumtitel charakterisiert wird.<br />

Julians Instrumente, Flügelhorn und Trompete,<br />

schweben substanziell und rund<br />

über der klaren Klavierbegleitung von Ro-<br />

���<br />

5//<br />

man, der auch gern mal zur verspielten<br />

Celesta greift. Und natürlich sind Lars<br />

Danielsson (Bass) und Wolfgang Haffner<br />

(Schlagzeug) wunderbare Begleiter, die<br />

zudem eigene Kompositionen beisteuern.<br />

Dass die Band auch Spaß hat an Stücken,<br />

die man nicht zu den Standards rechnet,<br />

beweisen die Interpretationen von Stings<br />

Ohrwurm „Englishman In New York“ und<br />

Bert Kaempferts „L.O.V.E“. (jn)<br />

Nailah Porter<br />

ConJazzNess<br />

VOCAL JAZZ<br />

Universal<br />

5//<br />

„Kind, lern erst mal was Anständiges!“<br />

Wenn eine Musikerin diesen Satz bestimmt<br />

niemals gehört hat, dann Nailah Porter.<br />

Denn die Amerikanerin, für DJ-Ikone Gilles<br />

Peterson eine der ganz großen Entdeckungen<br />

2010, hat sich bis vor kurzem ausgesprochen<br />

bürgerlich gegeben. Nicht nur<br />

als Anwältin, sondern auch als Juraprofessorin<br />

hat sich die zweifache Mutter Gehör<br />

verschafft – und war dabei sicher nicht<br />

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immer so sanft wie auf ihrem Debüt „Con-<br />

JazzNess“. Der unaufdringliche Sound<br />

zwischen Souljazz und Gospel, der stets<br />

die ruhigeren Seiten der Genres betont,<br />

steht Porter aber hervorragend. Ihre Stimme<br />

– Typ mittelfeines Sandpapier – schleift<br />

sich ein. Von ihr wird man noch viel<br />

hören (wollen). (kab)<br />

Sinne Eeg<br />

Don’t be so blue<br />

VOCAL JAZZ<br />

Soulfood<br />

5//<br />

Aus Dänemark, dem tiefsten Süden Skandinaviens,<br />

kommen diese aufs Allerbluesigste<br />

klagenden Töne. Die schöne Sinne<br />

Eeg hat sieben eigene Songs geschrieben<br />

und sie so intensiv und jazzig interpretiert,<br />

dass keine Wünsche mehr offenbleiben.<br />

Zwei Standards von Rodgers/Hammerstein<br />

huldigen der Tradition: „The Sound of<br />

Music“ und die unverwüstlichen, hier sehr<br />

abwechslungsreich gestalteten „Favorite<br />

Things“. Sie geben den Musikern des<br />

Quartetts – Jacob Christoffersen (Klavier),<br />

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Morton Toftgård Ramsbøl (Bass) und<br />

Morten Lund (Schlagzeug) – Gelegenheit<br />

zu ausgedehnten solistischen Höhenflügen.<br />

Gasttrompeter Jesper Riis rundet den opulent<br />

blauen Jazzsound dieses Album ab. (jn)<br />

Three Fall<br />

On a Walkabout –<br />

Celebrating Red Hot Chili Peppers<br />

MODERN JAZZ<br />

Edel<br />

4//<br />

Immer eine Spur zu düster für Kaliforniens<br />

pralle Sonne, immer einen Tick zu melancholisch<br />

für surfende Nobrainer: Die Red<br />

Hot Chili Peppers waren und sind keine<br />

Spaßkapelle. Wesentlich mehr Spaß scheint<br />

Lutz Streun (Sax, Bassklarinette), Til Schneider<br />

(Posaune) und Sebastian Winne (Drums)<br />

das Spiel mit den Peppers-Songs zu machen:<br />

So brachial, frisch, roh und originell<br />

pflügt sich das Trio durch „Can’t Stop“ und<br />

„Scar Tissue“, dass ausgesprochenen Fans<br />

von Flea und Frusciante vermutlich die<br />

Zahnfüllungen rausfallen. Besser dran ist,<br />

wer „Three Fall“ ohne die Hypothek des<br />

Bekannten auf sich einstürzen lässt und<br />

die Eigenkompositionen des Trios einreiht<br />

in die Bearbeitungen der Peppers-Nummern.<br />

Dann ist das Album eine kraftstrotzende<br />

Ergebenheitsadresse an den ewig<br />

jungen Geist der Avantgarde, an den freien<br />

Umgang des Jazz mit Artfremdem, an<br />

die bis zur Schmerzgrenze intensive Kraft<br />

eines Trios ohne Akkordinstrument. (ron)<br />

Willie Nelson &<br />

Wynton Marsalis<br />

Here we go again<br />

BLUES<br />

Capitol<br />

5//<br />

Hier sind sie schon wieder, die ungleichen<br />

Kollegen. Drei Jahre nach „Two Men<br />

with the Blues“ knöpfen sich Willie Nelson,<br />

der in Ehren ergraute Countryhippie, und<br />

Trompetengigant Wynton Marsalis diesmal<br />

in bewährter American-Songbook-Ästhetik<br />

das Werk von Ray Charles vor. Nichtsänger<br />

Nelson knarzt aufs Wunderbarste „Hit<br />

the Road, Jack“ oder „What I’d say“, Marsalis<br />

verjazzt das alles Broadway-tauglich,<br />

Das neue Album „Halv su wild“ im Handel<br />

Jazz + Classics // platten 69<br />

und Stargäste wie Norah Jones veredeln<br />

es zum Event. Wie die Jones, der bisher<br />

mancher die Fähigkeit zum Jazzgesang<br />

abgesprochen hat, sich hier durch sechs<br />

Klassiker wie „Come Rain or come Shine“<br />

croont, dürfte alle Neider mundtot machen.<br />

Ein so unterhaltsames wie gehaltvolles<br />

Album – und ein Konzept, das die<br />

ungleichen Kollegen noch so lange weiterführen<br />

können, bis Willie (78) es nicht<br />

mehr schafft, sich an der nächsten Straßenecke<br />

einen Joint zu besorgen. Also<br />

noch sehr lange. (mw)<br />

Erwin Schrott<br />

Rojotango<br />

TANGO<br />

Sony<br />

Music<br />

4//<br />

Der uruguayische Bassbariton Erwin<br />

Schrott ist als Mozart-Sänger an internationalen<br />

Bühnen bekannt geworden. „In<br />

der Oper verliebt sich der Tenor in den<br />

Sopran“, analysiert Schrott, „dann ermordet<br />

der Bariton den Tenor, und der Sopran<br />

wird krank und stirbt. Am Ende ist der<br />

ZU GAST: ANNE DE WOLFF<br />

Bariton allein. Genau dasselbe passiert im<br />

Tango.“ Im Tango allerdings läuft das Geschehen<br />

in anderthalb Minuten ab. Und<br />

so kommen die Schrott-Tangos mit<br />

schwerer Opernzunge und kostümierter<br />

Tragik in der Stimme daher. Produziert<br />

und arrangiert wurde die CD von einem<br />

erstklassigen Tangomusiker: Pablo Ziegler,<br />

einst Pianist von Astor Piazzolla. „Es ist<br />

keine einfache Sache für einen großen<br />

Opernsänger“, sagt Literaturnobelpreisträger<br />

Mario Vargas Llosa im Begleittext,<br />

„sich von den berühmtesten Bühnen der<br />

Welt zu den Orten zu begeben, wo man<br />

Tango hört und tanzt.“ Schrott wagte es<br />

dennoch – und gewinnt. (jn)<br />

Chris Barber ist just 80 geworden. Wen der legendäre<br />

Jazzposaunist alles an der Seite hatte, ist<br />

unüberschaubar; die Doppel-CD „Memories of my<br />

Trip“ (Rough Trade) blickt aber zumindest auf eine<br />

Reihe Großkooperationen zurück – von Brownie<br />

McGhee bis Mark Knopfler. // Yael Naim brauchte<br />

nach dem Erfolg mit ihrem Debüt und dem Überhit<br />

„New Soul“ verdammt lange, bis „She was a Boy“<br />

(Rough Trade) fertig war. Das Warten auf die mal<br />

fröhliche, mal melancholische Mischung aus Jazz,<br />

Chanson, Weltmusik und feinem Pop hat sich gelohnt.<br />

Ein Interview mit Yael Naim gibt es auf S. 23.<br />

KLASSIKER-<br />

SOMMERTOUR<br />

19.05.11 Osnabrück<br />

11.06.11 Wolfhagen<br />

15.06.11 Oberursel<br />

17.06.11 Hamburg<br />

24.06.11 Bremerhaven<br />

09.07.11 Freiburg<br />

15.07.11 Stuttgart<br />

16.07.11 Singen<br />

30.07.11 Lauchheim<br />

31.07.11 Kaltenberg<br />

05.08.11 Coburg<br />

06.08.11 Trier<br />

12.08.11 Schwetzingen<br />

20.08.11 Spalt<br />

21.08.11 Arnsberg-<br />

Herdringen<br />

24.08.11 Bochum<br />

25.08.11 Nideggen<br />

26.08.11 Bad Brückenau<br />

27.08.11 Rietberg<br />

präsentiert von:<br />

(außer am 25.11.11 in Berlin)<br />

BAPFEST<br />

27.05.11 Köln<br />

28.05.11 Köln<br />

ausverkauft!<br />

KLASSIKER-<br />

WINTERTOUR<br />

13.11.11 Hachenburg<br />

16.11.11 Hannover<br />

19.11.11 Karlsruhe<br />

21.11.11 Erfurt<br />

22.11.11 Saarbrücken<br />

25.11.11 Berlin<br />

weitere Termine folgen...


Rasant,<br />

witzig und<br />

absurd<br />

Tote<br />

Finnen<br />

essen<br />

bjørn ingvaldsen<br />

keinen<br />

Fisch<br />

roman<br />

Deutsch von Christel Hildebrandt. KiWi 1206<br />

€ (D) 8,95 / € (A) 9,20 / sFr 14,50<br />

Auf der kleinen norwegischen<br />

Insel Hogna sind sich die Jung -<br />

gesellen einig: Frauen müssen her,<br />

und zwar so viele wie möglich.<br />

Ein Festival soll dabei helfen, und<br />

ein Zugpferd ist auch schnell<br />

gefunden: Robbie Williams!<br />

Der Megastar sagt tatsächlich zu,<br />

doch damit gehen die Probleme<br />

erst richtig los …<br />

www.kiwi-verlag.de<br />

70 bücher // Krimispecial<br />

Simon Beckett<br />

Hintertür für<br />

einen Helden<br />

Simon Beckett (51) dachte nie, dass er mal<br />

Bestsellerautor einer Krimiserie würde –<br />

und freut sich heute, dass seine Hauptfigur<br />

so schweigsam ist.<br />

kulturnews: Mr. Beckett, „Verwesung“ ist bereits David<br />

Hunters vierter Fall. Hätten Sie sich anfangs träumen lassen,<br />

dass Sie so lange mit ihm zu tun haben werden?<br />

Simon Beckett: Absolut nicht. Ich hatte damals seit Jahren<br />

kein Buch veröffentlicht und wollte einfach etwas schreiben,<br />

das mich zurück auf die Bildfläche bringt. Ich hatte<br />

die Schriftstellerei zu dem Zeitpunkt zwar noch nicht ganz<br />

aufgegeben, war aber gedanklich soweit, dass ich vielleicht<br />

akzeptieren müsste, nie wieder ein Buch zu veröffentlichen.<br />

Erst nachdem „Die Chemie des Todes“ draußen war,<br />

kam man auf mich zu mit der Frage, ob ich mir eine Serie<br />

vorstellen könnte. Und ich fand, David Hunter hatte Potenzial<br />

– zumindest, was mich anging, denn ich mochte<br />

die Figur.<br />

kulturnews: Und, mögen Sie Hunter immer noch, oder<br />

langweilen Sie sich schon mit ihm und wünschen sich,<br />

Sie hätten ihn ein wenig neurotischer oder ungewöhn–<br />

licher gemacht?<br />

kulturnews 5/11<br />

Beckett: Nein, ich finde es ganz gut, dass ich mir bisher<br />

eine Hintertür offen gehalten habe, um noch überraschen<br />

zu können. Dass man eigentlich gar nicht viel über David<br />

Hunter weiß, ist Absicht. Ich gebe Informationen über ihn<br />

nur portionsweise preis, einerseits, weil es mir das Leben<br />

leichter macht, meine Figur nicht in Stein gemeißelt zu<br />

haben. Zumindest noch nicht. Andererseits finde ich es<br />

ausgesprochen normal, dass wir nicht viel über ihn wissen.<br />

Über die meisten Menschen, die uns begegnen, wissen<br />

wir nur wenig – warum sollte David Hunter da eine<br />

Ausnahme sein.<br />

kulturnews: In „Verwesung“ geht es lange nicht so eklig zu<br />

wie in den Vorgängern. Wieso haben Sie diesmal auf detaillierte<br />

Autopsiebeschreibungen verzichtet?<br />

Beckett: Ich mache die Dinge eben immer gern ein bisschen<br />

anders. Der Blick in Hunters Vergangenheit nimmt<br />

bereits einen großen Teil der Geschichte ein. Und dann spielt<br />

die Handlung auch noch im Moor, wo Leichen so gut wie<br />

gar nicht verwesen. Ich habe David Hunter das Leben schwer<br />

gemacht, indem ich ihm alle seine üblichen Werkzeuge weggenommen<br />

habe.<br />

kulturnews: Und sich selbst das Leben leichter, weil Sie auf<br />

die ganzen ekligen Beschreibungen verzichten konnten?<br />

Beckett: Ach, gar nicht. Ich bin nicht abgestoßen von Leichen<br />

und Verwesung – allerdings bin ich auch nicht fasziniert<br />

davon, wie mir immer wieder unterstellt wird. Bevor<br />

ich als Journalist die Body Farm besuchte, hatte ich mit<br />

Leichen überhaupt nichts am Hut. Und heute betrachte<br />

ich das sehr nüchtern. Die Leute, mit denen ich spreche,<br />

sind Wissenschaftler, und die Bücher, die ich lese, sind<br />

sachlich – also nichts, wovor ich mich ekeln müsste.<br />

Interview: Katharina Behrendsen<br />

„Verwesung“ ist als Buch (Wunderlich) und<br />

Hörbuch (Argon) erschienen.<br />

Foto: Malte Braun


Krimi des Monats<br />

Friedrich Ani<br />

Süden<br />

Krimispecial // bücher 71<br />

KRIMI<br />

Droemer, 2011<br />

368 S.<br />

19,99 Euro<br />

Tabor Süden ist kein Bulle mehr. Doch<br />

auch nachdem er seinen Job als Hauptkommissar<br />

im Vermisstendezernat an den<br />

Nagel gehängt hat, bleibt seine Mission<br />

die gleiche: Nun soll er im Auftrag einer<br />

Detektei den Wirt Raimund Zacherl wiederfinden.<br />

Die Spur führt Süden raus aus<br />

München und bis nach Sylt, wo sich nach<br />

und nach neue überraschende Facetten des<br />

vermeintlichen Durchschnittstypen Zacherl<br />

offenbaren. Neben dem eigentlichen Fall<br />

spürt der Expolizist auch einem privaten<br />

Vermissten nach: Seit einem kurzen, unterbrochenen<br />

Telefonat vermutet Tabor Süden<br />

seinen lange Zeit verschollenen Vater ganz<br />

in seiner Nähe und klappert alte Bekannte<br />

ab, um den Verbleib seines alten Herrn zu<br />

klären. Typisch melancholisch lässt Friedrich<br />

Ani seinen Ermittler dabei vorgehen,<br />

nach getaner Arbeit ein Bier trinken und<br />

auch mal öffentlich ein paar Tränen verdrücken.<br />

Zu Beginn seiner Polizeikarriere<br />

war der gefühlsduselige Süden noch<br />

Peter Temple<br />

Wahrheit<br />

KRIMI<br />

Aus d. Engl. v. Hans M. Herzog<br />

C. Bertelsmann, 2011<br />

480 S., 21,99 Euro 5//<br />

Stephen Villiani findet die Welt zum Kotzen: Mühsam<br />

hat er sich vom provinziellen Farmboy zum taffen<br />

Superermittler hochgearbeitet – und muss sich nun<br />

mit der Melbourner High Society, schnöseligen Schaumschlägern<br />

und gute Kontakte zu Politikern pflegenden Prollos herumschlagen. Als<br />

eine junge Frau in einem Luxusappartementhaus ermordet aufgefunden wird und die<br />

reichen Besitzer aus Imagegründen auch noch beginnen, Villianis Ermittlungen zu untergraben,<br />

wächst seine Wut: Die Aufklärung des Mordes schwillt an zu einer wahren<br />

Verteidigungsschlacht von Villianis Moralmaßstäben gegen den australischen Korruptionsmorast<br />

in der Upper Class. Um die Abneigung Villianis gegen den Verfall der<br />

Gesellschaft und die ihn erdrückende Tristesse der Großstadt zu schaffen, braucht der<br />

australische Autor Peter Temple keine seitenlangen Beschreibungen. Stattdessen lässt<br />

er Villiani und seine Kollegen kurze, ruppige Dialoge wechseln, die vom knallharten<br />

Polizeialltag und der melancholischen Sehnsucht nach Frieden zeugen. Ein starker<br />

Roman mit einem gut ausgearbeiteten, gesellschaftskritischen Plot. (mh)<br />

-Bewertung<br />

3//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Spitzenklasse, als Detektiv ist er nunmehr<br />

bemittleidenswertes Mittelmaß. (mh)<br />

Antonin Varenne<br />

Fakire<br />

KRIMI<br />

Aus d. Franz. v.<br />

Tobias Scheffel u.<br />

Claudia Steinitz<br />

Ullstein, 2011<br />

320 S.<br />

18 Euro<br />

4//<br />

Antonin Varenne schert sich einen Dreck<br />

um Auflösungen. Er findet gar, sie seien<br />

die schwächste Stelle eines Krimis und<br />

nahezu überflüssig. Da ist es nur verständlich,<br />

dass der französische Bestseller „Fakire“<br />

schon so manchem sauer aufgestoßen<br />

ist. Und tatsächlich lässt einen Varenne<br />

am Ende im Regen stehen. Wer sauberes<br />

Krimihandwerk sucht, wird es in dieser<br />

Geschichte nicht finden, die aus zwei nur<br />

locker miteinander verwobenen Erzählsträngen<br />

besteht. Erzählkunst hingegen darf<br />

man Varenne keinesfalls aberkennen. In<br />

Kapriolen und Bögen erzählt der ehemalige<br />

Philosophiestudent sowohl von Kommissar<br />

Guérin, der mit seiner Sicht auf die<br />

Wirklichkeit hadert und nach einem Aussetzer<br />

ins nur aus ihm, einem Assistenten<br />

und zahllosen Akten bestehenden Selbst-<br />

kulturnews 5/11<br />

© Suzy Stöckl<br />

In Niederkaltenkirchen<br />

lauert wieder<br />

das Verbrechen!<br />

Originalausgabe<br />

256 Seiten ¤ 14,90<br />

ISBN 978-3-423-24850-1<br />

Auch als eBook erhältlich<br />

Nach dem SPIEGEL-Bestseller<br />

›Winterkartoffelknödel‹<br />

der zweite Fall für Franz Eberhofer.<br />

Rita Falk auf Lesereise:<br />

5. Mai – Landshut<br />

6. Mai – Erding<br />

21. Mai – Fulda<br />

29. Mai – Freising


www.rowohlt.de<br />

Saite gerissen.<br />

Flügel weggerollt.<br />

Noten vergessen.<br />

Der Geigenvirtuose und<br />

Echo-Preisträger Daniel Hope<br />

über Pleiten, Pech<br />

und Pannen in der Musik.<br />

192 Seiten. Gebunden<br />

€ 17,95 (D) / € 18,50 (A) / sFr. 27,50 (UVP)<br />

© Felix Broede/DG<br />

72 bücher // Krimispecial<br />

morddezernat abgeschoben wurde, als auch vom amerikanischen<br />

Aussteiger John Nichols. Nichols verliert einen<br />

Freund, den drogensüchtigen Fakir Alan, der bei einem<br />

Auftritt verblutet. Es sieht nach Selbstmord aus, und die<br />

Wege von Nichols und Guérin kreuzen sich – nur um sich<br />

sogleich wieder zu trennen. Nichols glaubt nicht an Freitod,<br />

Guérin versucht, das Wesen desselben zu begreifen. Auf<br />

verschlungenen Wegen finden sie trotzdem viel über den<br />

Tod Alans heraus und mehr noch über sein Leben. (kab)<br />

Jan Wallentin<br />

Strindbergs Stern<br />

kulturnews 5/11<br />

THRILLER<br />

Aus d. Schwed. v. Antje Rieck-Blankenburg<br />

Fischer, 2011<br />

512 S.<br />

19,95 Euro<br />

Ein geheimnisvoller Stern macht Jan Wallentin gleich mit<br />

seinem Debüt zum Star – zumindest erst mal in seiner<br />

Heimat Schweden. Doch der Erfolg von „Strindbergs Stern“<br />

ist auch andernorts vorgezeichnet, schließlich hat die Mischung<br />

aus Mythologie, Mystik, Thriller und echten Hintergründen<br />

auch Dan Brown in den Verkaufsolymp gehoben.<br />

Längen und Logikpannen werden da schnell verziehen.<br />

Und Wallentins Held Don Titelmann, Ex-Arzt, Drogenwrack<br />

und NS-Experte, kommt trotz seiner Miesepetrigkeit angenehmer<br />

rüber als Browns Quasi-Superman Robert Langdon.<br />

(kab)<br />

Francisco González Ledesma<br />

Gott wartet an der nächsten Ecke<br />

KRIMI<br />

Aus d. Span. v. Sabine Giersberg<br />

Lübbe, 2011<br />

576 S.<br />

22,99 Euro<br />

3//<br />

3//<br />

Feinste Kombinationsgabe und Beharrlichkeit: Was eigentlich<br />

eine Bank für jeden Kommissar ist, wird in „Gott<br />

wartet an der nächsten Ecke“ zu überdrehtem Gehabe<br />

stilisiert. Dieses Aufgesetzte zieht sich durch den gesamten<br />

fünften Teil der Inspector-Mendez-Serie. Irgendwie stolpert<br />

die Handlung immer wieder von einer Dimension in<br />

die nächste. Es reicht nicht mehr Barcelona als Kulisse,<br />

stattdessen flucht sich der alternde Inspector Mendez nun<br />

durch Madrid und Ägypten, durch Luxushotels und Polizeibüros.<br />

Ausgangspunkte sind der Mord an einem Mädchen<br />

und ein entflohener Häftling, den es wieder einzufangen<br />

gilt. Doch alsbald steigert sich die Ermittlung zu einer<br />

nationalen Angelegenheit, und Mendez ist mittendrin –<br />

was leider nur bedingt Sinn ergibt. Immerhin, ab etwa<br />

der Mitte des Buches entfaltet Ledesma seine Erzählkunst,<br />

er weicht von der klischeehaften Figurenzeichnung ab<br />

und konstruiert imponierende Wendungen. (ml)<br />

Stuart Neville<br />

Die Schatten von Belfast<br />

THRILLER<br />

Aus d. Engl. v. Armin Gontermann<br />

Rütten & Loening, 2011<br />

450 S.<br />

19,95 Euro<br />

Garry Fegan hat im Nordirland-Konflikt im Auftrag der<br />

IRA zwölf Menschen erschossen. Als er nach langer Haft<br />

entlassen wird, ist die Welt eine andere. Die ehemaligen<br />

Weggefährten haben ihren Platz in der neuen Gesellschaft<br />

gefunden und es zum Teil zu hochrangigen Positionen in<br />

Wirtschaft und Politik gebracht. Doch das ist kein Weg<br />

für Garry, die Geister seiner Opfer lassen ihm keine Ruhe,<br />

und so startet er einen Rachefeldzug an seinen alten<br />

Auftraggebern. Stuart Neville schreibt über einen fast vergessenene<br />

Konflikt und die Zerissenheit eines alten<br />

Kämpfers. Das ist spannend und lesenswert, obwohl die<br />

Nebencharaktere häufig schwarz-weiß dargestellt werden,<br />

ohne die Nuancen, die den Hauptcharakter Garry so<br />

interessant machen. Aber Atmosphäre und guter Schreibstil<br />

lassen über dieses kleine Manko hinwegsehen. (am)<br />

Arne Dahl<br />

Opferzahl<br />

THRILLER<br />

Aus d. Schwed. v. Wolfgang Butt<br />

Piper, 2011<br />

440 S.<br />

19,95 Euro<br />

4//<br />

4//<br />

Wer Arne Dahl mag und „Dunkelziffer“ gehasst hat, darf<br />

aufatmen: Mit dem neunten Band über die A-Gruppe<br />

genannte Spezialeinheit der Stockholmer Polizei ist der<br />

Bestseller-Autor wieder auf der Höhe. Zwar überrascht<br />

Dahl mit vielen Wendungen und fordert die volle Aufmerksamkeit<br />

der Leser schon wegen des breit angelegten und<br />

detailliert beschriebenen Personals des Polizeiteams, aber<br />

in „Opferzahl“ erweist sich Dahls wilder Ritt durch die Ermittlungen<br />

als schlüssig und steuert auf ein wahres Thrillerende<br />

zu. Nachdem in der Stockholmer U-Bahn eine<br />

Bombe explodiert, bekennt sich dazu eine Terroristengruppe,<br />

die sich selbst „Heilige Reiter von Siffin“ nennt.<br />

Doch bald findet die Polizei nicht nur heraus, wer die vermeintlichen<br />

Attentäter sind, sondern auch, dass die jungen<br />

Männer anscheinend bedroht und nacheinander umgebracht<br />

werden. Auf der Suche nach den wahren Tätern<br />

beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Es geht um das Leben<br />

der selbsternannten „Heiligen Reiter“ aber auch noch um<br />

das einer weiteren, der A-Gruppe sehr nahe stehenden<br />

Person. Trotz Hochspannung findet Dahl in dieser vielschichtigen<br />

Geschichte die Zeit, seine Figuren weiterzuentwickeln.<br />

Wer Dahl schon verloren geglaubt hat, kann sich nicht<br />

nur über ein gutes Buch freuen, sondern auch darauf, dass<br />

bereits zwei weitere Bände der Reihe auf die Übersetzung<br />

warten. (kab)


Jeffery Deaver<br />

Opferlämmer<br />

THRILLER<br />

Aus d. Amerik. v. Thomas Haufschild<br />

Blanvalet, 2011<br />

578 S.<br />

19,99 Euro<br />

In Jeffery Deavers neuestem Roman dreht sich alles um<br />

Strom – Hochspannung sieht trotzdem anders aus. Deaver<br />

mag mit „Der Knochenjäger“ zum Thrillerstar geworden<br />

sein, doch das neunte Abenteuer des gelähmten Forensikers<br />

Lincoln Rhyme ist eine reichlich müde Hetzjagd<br />

durch New York, in der Elektrizität als Waffe eingesetzt<br />

wird. Ein anscheinend Wahnsinniger fordert die Abschal–<br />

tung des Kraftwerks, das die Stadt versorgt, und manipuliert<br />

zur Untermauerung seiner Forderungen immer wieder<br />

Leitungen so, dass Unschuldige geradezu gegrillt werden.<br />

Nach mehrfacher Wiederholung werden die selbstverliebten<br />

Schilderungen der Stromtaten allerdings ziemlich<br />

öde und vielleicht höchstens noch für Elektrotechniker<br />

nervenzerfetzend. Und auch ein Wendepunkt im<br />

Leben von Lincoln Rhyme ist nur pseudospannend und<br />

unangenehm durchschaubar inszeniert. (kab)<br />

Liz Jensen<br />

Endzeit<br />

THRILLER<br />

Aus d. Engl. v. Susanne Goga-Klinkenberg<br />

dtv, 2011<br />

400 S.<br />

14,90 Euro<br />

In naher Zukunft schlägt das Wetter Kapriolen, die Temperatur<br />

steigt, Naturkatastrophen nehmen zu. Nach einem<br />

traumatischen Autounfall ist die Psychotherapeutin Ga–<br />

brielle an den Rollstuhl gefesselt. Um einen Neuanfang<br />

zu machen, tritt sie einen Job in einer entlegenen Heil–<br />

anstalt an Englands Küste an. Hier lernt sie ihre gewalttätige<br />

Patentin Bethany kennen, die behauptet, sie könne<br />

künftige Katastrophen vorhersagen … Und sie hat recht!<br />

Als Bethany schließlich die Apokalypse ankündigt, be–<br />

ginnt für Gabrielle ein Wettlauf mit der Zeit. Mit „Endzeit“<br />

ist Liz Jensen ein sehr dichter, klaustrophobischer Thriller<br />

gelungen. (am)<br />

Ingrid Hedström<br />

Die Gruben von Villette<br />

KRIMI<br />

Aus d. Schwed. v. Angelika Gundlach<br />

Suhrkamp, 2011<br />

416 S.<br />

9,95 Euro<br />

3//<br />

4//<br />

4//<br />

In der belgischen Provinz wird ein toter Journalist aufgefunden.<br />

Schnell wird klar, dass er das Grubenunglück in<br />

Krimispecial // bücher<br />

73<br />

Villette untersuchen wollte. In den 50er-Jahren starben<br />

162 Arbeiter, ohne dass die Ursache für das Unglück geklärt<br />

werden konnte. War der Journalist dem Täter auf<br />

der Spur? Die junge Untersuchungsrichterin Martine Poirot<br />

ermittelt in dem Fall und gerät schnell selbst ins Visier<br />

des Mörders. Ingrid Hedströms Roman ist solide Krimikost,<br />

aber leider bleibt die Hauptperson Martine etwas<br />

fade und gewinnt dem Genre keine neuen Facetten ab. (am)<br />

Katherine John<br />

Regungslos<br />

THRILLER<br />

Aus d. Engl. v. Bettina Zeller<br />

rororo, 2011<br />

320 S.<br />

8,99 Euro<br />

Hier liegt bereits der fünfte Teil der Reihe um Inspector<br />

Trevor Joseph vor. Eine Frau wird mit einer Axt erschlagen<br />

und dekorativ auf ihrer Veranda platziert. Die scheinbar<br />

brave Verwaltungsangestellte Kacy hatte in Wahrheit jede<br />

Menge Feinde. Katherine John erzählt die Mördersuche<br />

mit viel Esprit und jeder Menge britischem Humor. Schräge<br />

Gestalten lockern die eigentlich makabere Geschichte auf<br />

und machen Lust auf weitere Teile dieser Krimiserie. (am)<br />

Elisabeth Herrmann<br />

Zeugin der Toten<br />

THRILLER<br />

Gelesen v. Nina Petri<br />

Hörbuch Hamburg, 2011<br />

6 CDs<br />

22,95 Euro<br />

4//<br />

4//<br />

Judith Kepler will eigentlich bloß ihr Leben auf die Reihe<br />

kriegen – und das ist nach einer verkorksten Kindheit im<br />

DDR-Heim und einer anschließenden Drogenkarriere schon<br />

schwer genug. Doch als die mittlerweile als Putzfrau für<br />

Todesfälle arbeitende Kepler in der Wohnung einer Ermordeten<br />

auf ihre angeblich verschollene Heimakte stößt, wird<br />

sie zur Ermittlerin in eigener Sache. An ihre Seite gesellt<br />

sich eher unfreiwillig Ex-BND-Agent Quirin Kaiserley. Zwar<br />

hat er massives Interesse an brisanten Informationen, die<br />

die Unbekannte ihm vor ihrem Tod zukommen lassen<br />

wollte, doch Kepler ist ihm viel zu unvorsichtig und ruft<br />

mit ihren Nachforschungen gefährliche Feinde auf den<br />

Plan. Elisabeth Herrmann hat sich für „Die Zeugin der<br />

Toten“ tief ins Thema deutsch-deutsche Spionage eingearbeitet<br />

und bleibt so immer glaubhaft. Dass man schon<br />

zu Beginn erfährt, was Judith erst am Ende herausfindet –<br />

nämlich, dass sie gar nicht Judith Kepler ist – tut der Span–<br />

nung keinen Abbruch. Lediglich für das Versteck der<br />

Informationen, natürlich stilecht auf Mikrofilm, hätte Herrmann<br />

sich eine weniger leicht durchschaubare Lösung<br />

einfallen lassen können. Insgesamt aber umschifft die<br />

Autorin allzu Offensichtliches bravourös und schafft mit<br />

Kepler und Kaiserley so sperrige wie interessante<br />

Hauptfiguren. Dass das Hörbuch kongenial von Nina<br />

Petri gelesen wird, ist ein weiterer Bonus. (kab)<br />

kulturnews 5/11<br />

Death Cab<br />

For Cutie<br />

präsentiert<br />

26. 6. // München<br />

Muffathalle<br />

27. 6. // Berlin<br />

Astra<br />

29. 6. // Hamburg<br />

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Foto: Danny Clinch


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74 kino //<br />

Film des Monats<br />

Barfuß auf Nacktschnecken<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

F 2010, 105 Min.<br />

R: Fabienne Berthaud<br />

D: Diane Kruger, Ludivine Sagnier, Denis Menochet<br />

ab 5. 5. (Alamode) 4//<br />

Schicke Großstädterin stellt sich die Sinnfrage, nachdem sie eine Zeit auf dem Land mit ihrer kleinen Schwester<br />

(Ludivine Sagnier) verbracht hat: Hört sich öde an? Und mit Hollywood-Darling Diane Kruger kann das eh nur doof<br />

werden? Zum Glück erweist sich Kruger – kurzzeitig vom Schönheitszwang befreit – als richtig gute Schauspielerin,<br />

und belegt, dass das Kino jenseits von Klischees auch noch echte Überraschungen bereithält. Diese ist ein subtiles<br />

Drama, manchmal dunkel und verwaschen gefilmt, und hat mit Ludivine Sagnier eine Hauptdarstellerin, die keine<br />

Scheu vor der Hässlichkeit hat. Ähnlich schmerzhaft wie in Lars von Triers „Breaking the Waves“ beobachtet man,<br />

wie die ebenso obsessive wie überforderte junge Frau nach dem Tod der Mutter versucht, klarzukommen. Wie<br />

unverstellt sie in ihrer Trauer auch Glück auslebt. Wie sie ihre in die Verantwortung gedrängte Schwester (Kruger)<br />

manipuliert, liebt und an den Rand des Wahnsinns treibt. Keine Komödie – aber ein Film, bei dem Freude und<br />

Wut, Verzweiflung und Hoffnung nah beieinander liegen, selbst wenn es manchmal wehtut. (kab)<br />

Start 28. 4.<br />

La Lisière – Am Waldrand<br />

DRAMA<br />

F/D 2010, 100 Min.<br />

R: Géraldine Bajard<br />

D: Melvil Poupaud, Audrey Marnay, Hippolyte Girardot<br />

ab 28. 4. (Real Fiction)<br />

kulturnews 5/11<br />

-Bewertung<br />

3//<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Weitwinkelperspektive. Die Kamera bewegt sich keinen<br />

Zentimeter. Ein Auto fährt vorbei. Schnitt. Die Jugendlichen<br />

der Kleinstadt vertreiben sich die Zeit mit Mutproben<br />

zwischen Sex, Gewalt und Profilierungszwang. Der<br />

junge Arzt François (Melvil Poupaud) ist neu im Ort und<br />

nicht überall erwünscht. Während die Mädchen für ihn<br />

schwärmen, sehen die Jungs ihn als Konkurrenten. Eines<br />

Nachts stirbt ein Mädchen bei einem Unfall mit Fahrerflucht,<br />

und die Jugendlichen verdächtigen François. Er<br />

verliert nach und nach die Souveränität, die er nie hatte –<br />

und der Film den Faden. Statt sich für eine klare Perspektive<br />

zu entscheiden oder die lakonische Handlung hin<br />

und wieder mit Hintergrundinfos zu spicken, bleibt „La<br />

Lisière“ betont undurchschaubar, oft zuungunsten seiner<br />

Glaubwürdigkeit. Regisseurin Géraldine Bajard beschränkt<br />

sich auf die Darstellung von Angst und Verrohung und<br />

lässt ihren Film zum Sozialdrama ohne Pointe verkommen.<br />

Schade um die Spannung, die sie mühe- und eindrucksvoll<br />

aufbaut. Denn sogar der finale Knall verpufft. (lan)


Mütter und Töchter<br />

DRAMA<br />

USA/ES 2009, 125 Min.<br />

R: Rodrigo Garcia<br />

D: Naomi Watts, Annette Bening, Kerry Washington<br />

ab 28. 4. (Universum)<br />

3//<br />

Das Ende ist Kitsch, unerträglicher Kitsch. Das soll hier<br />

gleich am Anfang verraten werden, denn ansonsten<br />

könnte bei den beeindruckenden Leistungen der Hauptdarstellerinnen<br />

untergehen, dass „Mütter und Töchter“<br />

nur ein mittelmäßiger Film ist. Im ersten Drittel ist der<br />

ineinander verwobene und schön fotografierte Reigen von<br />

Adoptionsgeschichten wirklich sehr gut, mittig noch gut,<br />

und erst gegen Ende hin beginnt er, in seiner Konstruiertheit<br />

zu bröckeln. Und die sperrigen, gleichzeitig starken<br />

und stark verletzten Frauen sind perfekt besetzt: Karen<br />

(Annette Bening) leidet nach 37 Jahren immer noch unter<br />

der Tatsache, dass sie als Teenager gezwungen wurde,<br />

ihre Tochter zur Adoption freizugeben. Erst als die eigene<br />

Mutter stirbt, gelingt es ihr, ein Leben jenseits von Abhängigkeit<br />

und Verbitterung zu führen. Karens weggegebene<br />

Tochter (Naomi Watts) ist erfolgreich, vermeidet aber jede<br />

Art der Bindung. Und Lucy (Kerry Washington) muss<br />

sich entscheiden, ob ihr eine Adoption wichtiger ist als<br />

ihre scheinbar perfekte Ehe. (kab)<br />

Thor<br />

COMICVERFILMUNG<br />

USA 2011, 130 Min.<br />

R: Kenneth Branagh<br />

D: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Anthony Hopkins<br />

ab 28. 4. (Paramount Pictures)<br />

5//<br />

Wo die Shakespeare-Recken Kenneth Branagh (Regie)<br />

und Anthony Hopkins (als Odin) sind, ist gekonnte Dramatik<br />

nicht weit: Die Filmadaption des Marvel-Comics<br />

über den wegen Hochmut und Kriegeslüsternheit zur<br />

Erde verbannten Donnergott Thor (C. Hemsworth) atmet<br />

den Geist eines Dramas des englischen Dichterfürsten:<br />

der alternde König, der jähzornige Thronfolger, der eifersüchtige<br />

jüngere Sohn, Betrug, Lügen, (Bruder-)Kampf.<br />

Alles da, nur eben mainstreamkompatibel und mit ordentlich<br />

Krachwumm. Thor, von Newcomer Hemsworth<br />

sehr physisch und präsent gespielt, lernt auf dem blauen<br />

Planeten Demut und Gemeinsinn, unterstützt von der<br />

Wissenschaftlerin Jane (N. Portman), während seine<br />

// kino 75<br />

Erzfeinde seine Heimat attackieren. Die Kamera fliegt über<br />

das fantastische, goldglänzende Asgard, das Königreich<br />

der Götter, über surreale Landschaften und gigantische,<br />

wikingerartige Bauten, über apokalyptische Eisfelder und<br />

donnernde Schlachten und verliert doch nie das ideale<br />

Mischungsverhältnis aus Spezialeffekten und Schauspielkunst<br />

aus den Augen. Ein Brustlöser für die Blockbusterindustrie.<br />

(vs)<br />

Start 5. 5.<br />

Schenk mir dein Herz<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

D 2010, 89 Min.<br />

R: Nicole Weegmann<br />

D: Peter Lohmeyer, Paul Kuhn, Mina Tander<br />

ab 5. 5. (Wüste Film)<br />

Der alternde Schlagerstar Alexander Ludwig (Peter Lohmeyer)<br />

landet nach einem Herzanfall mit schweren Gedächtnisstörungen<br />

in der Rehaklinik, wo er mithilfe eines<br />

anderen Patienten (Jazz-Urgestein Paul Kuhn) an der Musik<br />

gesundet. Eine schöne Story, die in ihrer Mischung aus<br />

Komik und Tragik an britische Filme wie „Ganz oder gar<br />

nicht“ erinnert. Doch das Drehbuch von Ruth Thoma sagt<br />

vieles, was verwirrt und spart das aus, was naheliegt und<br />

die Figuren erklären würde, während Regisseurin Nicole<br />

Weegmann weder die komischen noch die dramatischen<br />

Moment angemessen zu händeln weiß und Lohmeyer zu<br />

lethargisch agiert. Und doch: Wie Ludwig mit lila Sakko,<br />

rosa Hemd, weißer Hose und Slippern durch die Klinik irrt,<br />

die er für ein mieses Hotel auf Konzerttour hält, wie ihm<br />

der 82-jährige Paul Kuhn in seiner ersten großen Filmrolle<br />

mit Basset-Hound-Gesicht und Sonnenbrille die Kraft der<br />

Jam Session lehrt, wie hier Jazz und Schlager elegant<br />

fusionieren: Das ist eigentlich eine vertane Chance. Und<br />

andererseits schön, dass es das überhaupt gibt. (vs)<br />

Mitten im Sturm<br />

DRAMA<br />

D/BE/PL 2011, 90 Min.<br />

R: Marleen Gorris<br />

D: Emily Watson, Ulrich Tukur, Benjamin Sadler<br />

ab 5. 5. (NFP)<br />

3//<br />

3//<br />

Für Filmregisseure stellen sich beim stalinistischen Gulag-<br />

System die gleichen Probleme wie beim Holocaust: Muss<br />

kulturnews 5/11


Das brillante und<br />

hochgelobte<br />

Debüt album von<br />

Agnes Obel jetzt<br />

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Digi Pack und mit<br />

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76 kino //<br />

man die Unmenschlichkeit und das Grauen<br />

nachstellen, um es für Kinozuschauer<br />

begreifbar zu machen? Marleen Gorris<br />

(„Antonias Welt“) hat sich dagegen entschieden<br />

und glaubt, mit dunklen Bildern<br />

aus überfüllten Häftlingsbaracken und<br />

Streichermusik das Leiden der Opfer der<br />

Willkürjustiz vermitteln zu können. „Mitten<br />

im Sturm“ basiert auf der Lebensgeschichte<br />

der Literaturprofessorin Jewgenija Ginsburg.<br />

Während im ersten Teil des Films<br />

Emily Watson die langsame psychische<br />

Zermürbung im geradezu kafkaesken Kampf<br />

um Gerechtigkeit überzeugend darstellt, ist<br />

das Grauen des Lageralltags nur behauptet.<br />

Lyrik und die Liebe zu dem deutschen<br />

Häftling und Lagerarzt (Ulrich Tukur) lassen<br />

Ginsburg schließlich überleben. Das mag<br />

trösten – um den Terror und Überlebenskampf<br />

des Gulags spürbar zu machen,<br />

fehlen Gorris’ Drama allerdings bildliche<br />

Ideen und eindrückliche Szenen. (ascho)<br />

Start 12. 5.<br />

Geliebtes Leben<br />

DRAMA<br />

RSA/D 2010, 100 Min.<br />

R: Oliver Schmitz<br />

D: Khomotso Manyaka, Lerato Mvelase,<br />

Harriet Manamela<br />

ab 12. 5. (Senator)<br />

Aids: Die Antwort auf die Frage der zwölfjährigen<br />

Chanda, was mit ihrer Mutter los<br />

ist, liegt auf der Hand. Aussprechen will<br />

es aber niemand in dem südafrikanischen<br />

Township. Doch je mehr die Mutter abbaut,<br />

desto mehr sieht das Mädchen sich in der<br />

Pflicht, zu helfen. Nur wie? Die hilfsbereite<br />

Nachbarschaft entpuppt sich als eine<br />

durch Angst, Verdrängung und Lügen zusammengehaltene<br />

Gemeinschaft, die sich<br />

hinter ihrer Naivität versteckt. So unbarmherzig<br />

zeigt der für TV-Comedy bekannte<br />

Regisseur Oliver Schmitz („Doctor’s Diary“)<br />

die erwachsenen Figuren, dass er sich von<br />

einigen Seiten Rassismus vorwerfen lassen<br />

musste. Doch die Verfilmung von Allan<br />

Strattons Jugendroman „Worüber keiner<br />

spricht“ war nicht von ungefähr auf der<br />

Oscar-Shortlist 2011. Allein Schmitz’ Bilder,<br />

in denen bleiche Tableaus und tiefe<br />

Schatten ein düsteres Bild Afrikas zeichnen,<br />

ist die Ehre wert. Und die Laiendarsteller<br />

spielen mit einer Kraft und Traurigkeit, die<br />

man nur selten zu sehen bekommt. (kab)<br />

kulturnews 5/11<br />

5//<br />

Start 19. 5.<br />

Der Biber<br />

DRAMA<br />

USA 2011, 90 Min.<br />

R: Jodie Foster<br />

D: Mel Gibson, Jodie Foster,<br />

Jennifer Lawrence<br />

ab 19. 5. (Concorde)<br />

Als der depressive Walter (Mel Gibson)<br />

im Suff eine Biberhandpuppe findet, ändert<br />

sich sein Leben radikal. Fortan artikuliert<br />

er sich durch das Stofftier, was sein Leben<br />

in die rechte Bahn zu lenken scheint. Doch<br />

die Puppe ist eigenwillig – und wird schon<br />

bald vom Lebensretter zum Über-Ich …<br />

Regisseurin und Filmehefrau Jodie Foster<br />

verliert bei dem erzwungenen Versuch,<br />

mehrere Schauplätze zu eröffnen, das<br />

Gespür für jeden einzelnen: So buhlt mal<br />

am Rande, mal im Zentrum des Films<br />

Walters Sohn um Nora (Jennifer Lawrence,<br />

„Winter’s Bone“). Auf der anderen Seite<br />

versucht Walter, sein Leben zu ordnen.<br />

Eine handgreifliche Auseinandersetzung<br />

hier, eine papaphobe Sinnkrise da: Die<br />

Verknüpfung der Handlungsstränge ist fadenscheinig,<br />

die Musik fungiert als emotionaler<br />

Wegweiser mit der Subtilität eines<br />

Holzhammers. Und mittendrin agiert Mel<br />

Gibson zwischen Laientheater und Seifenoper-Overacting.<br />

Vielleicht hätte er die<br />

Hauptrolle lieber ganz dem Biber überlassen<br />

sollen … (lan)<br />

Benda Bilili!<br />

DOKUMENTATION<br />

F/CD 2010, 84 Min.<br />

R: Florent de la Tullaye, Renaud Barret<br />

ab 19. 5. (Kool Film)<br />

2//<br />

4//<br />

Die Geschichte der kongolesischen Band<br />

„Staff Benda Bilili“ bietet idealen Stoff für<br />

ein Rührstück. Musiker aus den Armenvierteln<br />

von Kinshasa, allesamt durch ihre


Polioerkrankung behindert, werden auf<br />

Konzerten rund um den Globus gefeiert.<br />

Tatsächlich ist diese Mischung aus Reggae,<br />

Samba, Blues und Funk Weltmusik<br />

im besten Sinne, und auch die Schicksale<br />

der einzelnen Musiker sind berührend bis<br />

bestürzend. Die Filmemacher Renaud<br />

Barret und Florent de La Tullaye verheimlichen<br />

nicht, dass sie selbst das Potenzial<br />

der Straßenmusiker erkannt und ihr erstes<br />

Album finanziert haben, liefern aber keine<br />

hochglanzpolierte Slumvariante des „Buena<br />

Vista Social Club“ ab. Dafür bewegt sich<br />

die Kamera zu dicht und intim unter den<br />

Menschen und auf den Straßen. Die Behinderungen<br />

werden nicht weiter thematisiert,<br />

sondern sind einfach gegeben. Das<br />

belässt den Musikern ihre Würde und<br />

schärft den Blick fürs Wesentliche: wie<br />

diese Menschen trotz widrigster Umstände<br />

mit der Lebenskraft der Musik ihre Chancen<br />

nutzen. (ascho)<br />

Joschka und Herr Fischer<br />

DOKUMENTATION<br />

D 2011, 140 Min.<br />

R: Pepe Danquart<br />

ab 19. 5. (X Verleih)<br />

4//<br />

Der emeritierte Weltpolitiker Joschka<br />

Fischer flaniert erzählend durchs Geschichtsmuseum,<br />

umflimmert von Bildern aus 60<br />

Jahren. Die Kamera schaut durch Glasmonitore,<br />

Bilder und Töne überlagern sich:<br />

eine Ästhetik, die Vielstimmigkeit suggeriert.<br />

Doch am Ende bleibt nur Fischers von<br />

Selbstgefälligkeit und Nostalgie umflorte<br />

Sicht der Dinge; selbst Dramen werden so<br />

zu Anekdoten verniedlicht. Von Anfang an<br />

hatte Regisseur Pepe Danquart offenbar<br />

einen Freundschaftsdienst im Sinn, denn<br />

auch die eingestreuten Interviews mit Weggefährten<br />

beglaubigen Fischer nur. Trotzdem<br />

hält uns der Film bei der Stange,<br />

gerade wegen der Anekdoten – die Turnschuhe<br />

etwa, die Fischer einst bei der<br />

Vereidigung im hessischen Landtag trug:<br />

verordnet von der Fraktion. Der Film dürfte<br />

bei aller Parteilichkeit von seiner zufälligen<br />

Aktualität profitieren, denn er blickt zurück<br />

in die Anfänge der Anti-AKW-Bewegung –<br />

und schlägt so eine Brücke zur Politik der<br />

Gegenwart, die der Doku mehr Erfolg<br />

bescheren dürfte, als Joschka und sein<br />

Eckermann es sich träumen ließen. (mw)<br />

Start 26. 5.<br />

Die Relativitätstheorie<br />

der Liebe<br />

TRAGIKOMÖDIE<br />

// kino 77<br />

D 2010, 98 Min.<br />

R: Otto Alexander Jahrreiss<br />

D: Olli Dittrich, Katja Riemann<br />

ab 26. 5. (Universal Pictures)<br />

4//<br />

Olli Dittrich, der Meister der Maske, und<br />

Katja Riemann, eine Pionierin der Beziehungskomödie<br />

der letzten Jahrzehnte: Gemeinsam<br />

und in jeweils fünf Rollen wuppen<br />

sie den gesamten Film von Otto<br />

Alexander Jahrreiss, in dem die Liebe in<br />

unterschiedlichsten Variationen durchdekliniert<br />

wird. Ob nun die 35-jährige Alexa,<br />

allein stehend und auf der Suche nach<br />

einem geeigneten Samenspender, oder<br />

die esoterische Hausfrau Eva, die sich in<br />

einer Wanne voll Milch räkelt; ob nun der<br />

cholerisch-komische Fahrlehrer Paul oder<br />

Agenturchef Frieder, der seine Frau schon<br />

lange nicht mehr versteht: Sie alle haben<br />

ihre ureigene Sehnsucht nach Liebe. Ob<br />

und wie die eingelöst wird, erzählt der<br />

Film. Punktabzug für die romantische Komödie<br />

gibt es trotz plausibel konstruierten<br />

Geschichten und gut ausgearbeiteten Charakteren,<br />

weil die Gewichtung einen Tick<br />

zu stark auf dem Romantischen liegt und<br />

die Komik zu kurz kommt. Mehr Skurrilität<br />

in Figuren und Handlung und weniger<br />

Klischees hätten dem Episodenfilm gut<br />

getan. (jw)<br />

... und außerdem online<br />

Noch mehr Rezensionen und<br />

Informationen zu allen monatlichen<br />

Kinostarts und alle Spielzeiten im<br />

Kinoportal auf kulturnews.de<br />

Im Mai gibt’s dort auch unsere<br />

Kritiken folgender neuer Filme:<br />

Wasser für die Elefanten 2 //<br />

Lovestory im Zirkus // ab 28. 4.<br />

Scream 4 3 //<br />

Es wird wieder geschlitzt! // ab 5. 5.<br />

Utopia Ltd. 5 //<br />

Die Rockband 1000 Robota // ab 12. 5.<br />

kulturnews 5/11<br />

KOOL FILMDISTRIBUTION ZEIGT EINE PRODUKTION VON SCREENRUNNER UND LA BELLE KINOISE MIT STUDIO 37 UND OL PROD<br />

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BENDA<br />

BILILI!<br />

EIN FILM VON<br />

RENAUD BARRET UND FLORENT DE LA TULLAYE<br />

AB 19. MAI IM KINO!<br />

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Synje Norland<br />

7. 5. // Dresden Buchbar<br />

8. 5. // München Rationaltheater<br />

9. 5. // Hamburg Fliegende Bauten<br />

15. 5. // Leck Leck Huus<br />

19. 5. // Kiel Prinz Willy<br />

25. 5. // Dortmund Pauluskirche<br />

26. 5. // Köln Christuskirche<br />

27. 5. // Göttingen APEX<br />

28. 5. // Berlin Ufa Fabrik<br />

Tickets und mehr<br />

über Synje Norland<br />

auf kulturnews.de<br />

Foto: Marcel Lichter<br />

78 dvds //<br />

DVD des Monats<br />

Der israelische Regisseur Samuel Maoz hat im<br />

Sommer 1982 am Libanonkrieg teilgenommen.<br />

Im Audiokommentar zu seinem Spielfilmdebüt<br />

„Lebanon“ erzählt er uns, warum er die Zuschauer<br />

filmtechnisch in Geiselhaft nimmt, indem er den Film ausschließlich innerhalb eines<br />

Panzers spielen lässt: Er will junge Israelis, die anders nicht zu überzeugen sind,<br />

mit Hilfe grauenhafter Bilder davon abhalten, sich freiwillig für die Armee zu melden.<br />

Gleich zu Beginn des Films kann Maoz’ Alter Ego, Richtschütze Shmulik (grandios:<br />

Yoav Donat), einfach nicht abdrücken – und hat einen der eigenen Soldaten auf dem<br />

Gewissen ... Schweißnasse Gesichter in Nahaufnahme bestimmen das Bild im saunaheißen<br />

Panzer, Kondenswasser läuft an den Wänden und Armaturen herunter, auf<br />

dem Boden bilden sich Pfützen, die rot von Blut werden, als ein toter Kamerad hineingeworfen<br />

wird. Die Außenwelt nehmen wir nur durch das Visier des Schützen<br />

wahr, was uns zu Mittätern macht. Was wir sehen: Opfer in ihrer Hilflosigkeit, vom<br />

Fadenkreuz erfasst, Blicke, die sich ins Herz bohren. „Lebanon“ ist brillant in seiner<br />

ästhetischen Radikalität und eine emotionale Zumutung. Und er ist das Ergebnis<br />

von Samuel Maoz’ Aufbegehren nach 25 Jahren traumatisierten Schweigens. (jw)<br />

Film 5<br />

Extras Making-of, Audiokommentar des Regisseurs, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

Hochzeitspolka<br />

KOMÖDIE<br />

D 2010<br />

R: Lars Jessen<br />

D: Christian Ulmen,<br />

Katarzyna Maciag,<br />

Fabian Hinrichs<br />

erschienen<br />

(Warner)<br />

Christian Ulmen hat’s mit dem Heiraten.<br />

Privat will er es bald ein zweites Mal tun,<br />

und auch im Kino konnte man ihn mehrfach<br />

dabei beobachten, gern in der Rolle<br />

des Spießers, gern mit Multi-Kulti-Hintergrund.<br />

Italien war das Land der Angebeteten<br />

in „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, in<br />

„Hochzeitspolka“ ist es Polen, und Frieder<br />

(Ulmen) lebt dort als braver Zweigstellenleiter<br />

einer deutschen Firma. Das gibt leider<br />

Anlass für reichlich Klischeedrescherei,<br />

als die ehemals besten Freunde und Rocker<br />

Frieders bürgerliches Leben in der Wahlheimat<br />

aufmischen in Lars Jessens etwas<br />

unentschlossener Tragikomödie. (vs/kab)<br />

Film 3<br />

Extras Audiokommentar, Interviews,<br />

Kinotrailer, Musikvideo<br />

auch als Download<br />

kulturnews 5/11<br />

-Bewertung<br />

Lebanon<br />

KRIEGSDRAMA<br />

D/IL/F/LB 2009<br />

R: Samuel Maoz<br />

D: Yoav Donat, Itay Tiran, Oshri Cohen<br />

Vö: 13. 5.<br />

(Universum)<br />

1=grausig bis 6= genial<br />

Klaus Kinski – Kinski Talks 2<br />

DOKUMENTATION<br />

D 1985/1986<br />

(Universal Music)<br />

Klaus Kinski vorm Mikro zu haben, war<br />

ein Fest oder die Pest. Auf der DVD „Kinski<br />

Talks 2“ wird nun erneut das öffentliche<br />

Wirken und Wüten des Mannes aus Zoppot<br />

dokumentiert. Desirée Nosbusch hatte<br />

Anfang der 80er Glück, als sie für die ARD<br />

„Zeit zu zweit“ mit ihm verbrachte. Der<br />

altersweise Kinski, mit dem sie durch Wald<br />

und Wiesen tollt, fühlte sich wohl an<br />

Töchterchen Nastassja erinnert, so lieb gab<br />

er sich. Ein bisher in Deutschland unbekanntes<br />

Gespräch von 1986 zeigt ihn hingegen<br />

als Straßenköter, der gegen Werner<br />

Herzog wütet. Alle drei Interviews der DVD<br />

(auch die berühmte NDR-Talkshow von<br />

1985, in der er Alida Gundlach anbaggerte)<br />

sind wie Autounfälle: Man kann<br />

nicht wegschauen. (mw)<br />

Film 5<br />

Extras Outtakes aus „Zeit zu zweit“


Uncle Boonmee erinnert<br />

sich an seine früheren Leben<br />

DRAMA<br />

GB/TH/D/F/ES 2010<br />

R: Apichatpong<br />

Weerasethakul<br />

D: Thanapat Saisaymar,<br />

Jenjira Pongpas u. a.<br />

erschienen<br />

(Movienet)<br />

Der letztjährige Cannes-Sieg für Apichatpong<br />

Weerasethakuls „Uncle Boonmee“<br />

irritierte. Minutenlange Einstellungen,<br />

eine selbst für Asiakino-Fans weitgehend<br />

unverständliche Geistersymbolik und<br />

Dialoge, die mehr Andeutungen sind als<br />

Handlungsträger, ließen das Werk des<br />

thailändischen Videokünstlers als harten<br />

Brocken erscheinen. Hat man sich aber<br />

auf diese Erzählweise eingelassen, dann<br />

wird man belohnt mit einem Film, der<br />

jenseits steht von Maßstäben wie Handlungsorientierung<br />

und Formwillen. Und<br />

genau hier steckt die Kritik an der DVD-<br />

Ausgabe: Stellt sich beim Kinobesuch die<br />

Konzentration auf die langen Einstellungen<br />

quasi von selbst ein, so zuckt auf dem<br />

heimischen Sofa die Hand gefährlich oft<br />

in Richtung Skip-Taste. Und das Bonusmaterial,<br />

eine halbstündige TV-Doku über<br />

Weerasethakul, ist zwar interessant, hilft<br />

einem aber ebenfalls nicht weiter. (fis)<br />

Film 4<br />

Extras Trailer, Interview Apichatpong<br />

Weerasethakul<br />

Bis aufs Blut –<br />

Brüder auf Bewährung<br />

DRAMA<br />

D 2010<br />

R: Oliver Kienle<br />

D: Jacob Matschenz,<br />

Burak Yigit, Aylin<br />

Tezel<br />

Vö: 20. 5. 1<br />

(Eurovideo)<br />

HipHop und Drogen in Würzburg: Die<br />

Jugendlichen Tommy (Jakob Matschenz)<br />

und Sule (grandios gespielt von Burak<br />

Yigit) versauen sich ihre Zukunft, aber sie<br />

haben ja sich selbst. Freunde seit ihrer<br />

Kindheit, stehen sie füreinander ein, immer<br />

und in jeder Situation. Als Tommy von der<br />

Polizei geschnappt wird, kann Sule ihn<br />

nicht mehr beschützen, und Tommys<br />

Leben geht in eine völlig neue Richtung …<br />

„Bis aufs Blut“ ist Oliver Kienles Diplomarbeit<br />

als Regisseur. Der stark autobiografisch<br />

gefärbte Film belehrt nicht, im Gegenteil:<br />

Bildsprache, Musik und Dramaturgie<br />

stehen für Unterhaltung, die stark<br />

// dvds<br />

und erfrischend selbstbewusst mit dem<br />

ernsten Thema konkurriert. (jw)<br />

Film 4<br />

Extras Outtakes, Making-of,<br />

Audiokommentar, Trailer<br />

auch als Blu-ray<br />

Nowhere Boy<br />

BIOPIC<br />

GB 2009<br />

R: Sam Taylor-Wood<br />

D: Aaron Johnson,<br />

Kristin Scott u. a.<br />

Vö: 20. 5.<br />

(Senator)<br />

Regisseurin Sam Taylor-Wood inszeniert<br />

das Liverpool der 50er, wo John Lennon<br />

schwierige Jugendjahre verbringen muss,<br />

erheblich geleckter, als es die Nachkriegslage<br />

eigentlich nahelegt – doch es geht ihr<br />

ja um Gefühle, nicht um Realismus. Taylor-Wood<br />

erzählt von John (introvertiert<br />

und explosiv: Aaron Johnson), der emotional<br />

zerrieben wird zwischen der Sehnsucht<br />

nach der liederlichen Mutter und<br />

dem Alltag bei der überkorrekten Tante.<br />

Eine Zerreißprobe mit Konsequenzen für<br />

die gesamte Popgeschichte. (mw)<br />

Film 4<br />

Extras keine<br />

auch als Blu-ray<br />

Uhrwerk Orange 40th<br />

Anniversary Edition<br />

PSYCHODRAMA<br />

GB 1971<br />

R: Stanley Kubrick<br />

D: Malcolm McDowell,<br />

Patrick Magee,<br />

Michael Bates<br />

Vö: 20. 5.<br />

(Warner)<br />

Das wegen seiner stilisierten Gewaltdarstellung<br />

umstrittenste Werk von Meisterregisseur<br />

Stanley Kubrick feiert seinen 40.<br />

Jahrestag und kommt deshalb als Doppel-<br />

Blu-ray mit vielen neuen Extras noch mal<br />

auf den Markt. Unter anderem mit einem<br />

neuen Making-of und mehreren Dokumentation<br />

von Jan Harlan, dem Schwager von<br />

Stanley Kubrick. (jw)<br />

Film 5<br />

Extras Dokus, Making-of,Featurettes, Trailer<br />

nur auf Blu-ray<br />

kulturnews 5/11<br />

12 x kulturnews + Geschenk nach Wahl<br />

O Agnes Obel<br />

Philharmonics<br />

O Guano Apes<br />

Bel Air<br />

Bitte Geschenk ankreuzen<br />

Ich möchte kulturnews für ein Jahr zum Preis von 21 Euro abonnieren.<br />

Das gewünschte citymag und mein Geschenk habe ich angekreuzt.<br />

Sollten Sie bis sechs Wochen vor Ablauf des Abos nichts von mir hören,<br />

möchte ich kulturnews ein weiteres Jahr.<br />

O Berlin<br />

O Hamburg<br />

O München<br />

O Frau O Herr<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Hausnummer<br />

PLZ, Ort<br />

E-Mail Telefon<br />

Datum, Unterschrift<br />

// abocoupon 79<br />

O Köln<br />

O Ruhrgebiet<br />

O Düsseldorf<br />

O Clueso<br />

An und für sich<br />

O Bosse<br />

Wartesaal<br />

O Stuttgart<br />

O Frankfurt<br />

O Scheck liegt bei O Überweisung nach Rechnungserhalt<br />

kulturnews im Abo: 12 Ausgaben für 21 Euro, Lieferung frei Haus nach Bezahlung.<br />

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bunkverlag, kulturnews-Aboservice, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

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Widerrufsrecht: Mir ist bekannt, dass ich diese Aboanforderung<br />

innerhalb von 10 Tagen beim kulturnews-Aboservice schriftlich widerrufen kann.<br />

Für die Fristwahrung genügt das Absendedatum.<br />

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80 dvds // TV-Serien<br />

Miral<br />

DRAMA<br />

IL 2010<br />

R: Julian Schnabel<br />

D: Freida Pinto,<br />

Hiam Abbas,<br />

Alexander Siddig<br />

Vö: 12. 5.<br />

(Prokino)<br />

Tolle Aufnahmen, mit „Slumdog Millionär“-<br />

Star Freida Pinto eine großartige Hauptdarstellerin,<br />

eine Regie, die sich politisch<br />

klar positioniert – und doch: Julian Schnabels<br />

„Miral“ wurde im Kino mit gemischten<br />

Kritiken bedacht. Und natürlich ist Schnabel<br />

distanzlos, wo er den Israel-Palästina-Konflikt<br />

ausgerechnet an Hand der Autobiografie<br />

seiner Lebensgefährtin Rula Jebreal<br />

erzählen will. Gleichzeitig aber komponiert<br />

der gelernte Maler so wunderbar berührende<br />

Bilder, dass man als Zuschauer selbst<br />

jede Distanz als intellektuelle Zwangsvorstellung<br />

verdammen möchte. Die DVD<br />

punktet mit einem klugen Doppelporträt<br />

von Schnabel und Jebreal; die Interviews<br />

mit Regisseur und Drehbuchautorin sind<br />

dann eine Wiederholung, aber gut. (fis)<br />

Film 4<br />

Extras Interviews, Trailer, Treffen mit<br />

Julian Schnabel & Rula Jebreal<br />

auch als Blu-ray<br />

Im Schatten<br />

KRIMIDRAMA<br />

D 2010<br />

R: Thomas Arslan<br />

D: Misel Maticevic,<br />

Karoline Eichhorn,<br />

Uwe Bohm<br />

Vö: 29. 4.<br />

(Filmgalerie 451)<br />

Krimi muss nicht immer „Tatort“ sein:<br />

Thomas Arslan hat mit „Im Schatten“ einen<br />

harten, kleinen Film noir gedreht, in<br />

nüchterner Berliner-Schule-Ästhetik, mit<br />

dem tollen Misel Maticevic in der Hauptrolle<br />

und einem genauen Blick für Details.<br />

Zeitgleich zu „Im Schatten“ erscheinen<br />

Arslans ältere Werke „Geschwister“ und<br />

„Der schöne Tag“ auf DVD. (fis)<br />

Film 5<br />

Extras Audiokommentar, Trailer, Thomas<br />

Arslan über das Produktionsdesign<br />

kulturnews 5/11<br />

TV-Serien<br />

Cougar Town –<br />

Die komplette erste Staffel<br />

TV-SERIE<br />

USA 2010<br />

D: Courtney Cox,<br />

Brian Van Holt,<br />

Dan Byrd<br />

erschienen<br />

(Walt Disney)<br />

Jules (C. Cox) ist eine erwachsene Frau –<br />

und genau das ist ihr Problem. Frisch geschieden<br />

beschließt sie, ihre verpasste<br />

Jugend nachzuholen. Das findet die partysüchtige<br />

Arbeitskollegin klasse, die beste<br />

Freundin blöd und Jules’ Sohn peinlich.<br />

„Cougar Town“ ist aber zum Glück weder<br />

das eine noch das andere, sondern richtig<br />

lustig. Dank Ellies Mann, Jules’ Ex und<br />

einem nicht so netten Nachbarn bleibt die<br />

schlagfertige Sitcom kein reiner Frauenclub,<br />

sondern formiert sich zum aus „Friends“<br />

bekannten Sechserteam – auch wenn an<br />

einigen Freundschaften noch gearbeitet<br />

werden muss. (kab)<br />

Film 4<br />

Extras Zusätzliche Szenen, Pannen vom<br />

Dreh, Musikvideo, Barbs Blog, Featurettes<br />

Lie to me – Season 2<br />

TV-SERIE<br />

USA 2010<br />

D: Tim Roth,<br />

Kelli Williams,<br />

Brendan Hines<br />

erschienen<br />

(20th Century Fox)<br />

„Lie to me“ ist in jeder Hinsicht gut: Die<br />

US-Serie arbeitet sich facettenreich an<br />

einem Grundthema ab – nämlich dem<br />

Wesen der Lüge sowie ihren Grenzen –,<br />

verhandelt dabei mit Psychoanalysen von<br />

Soldaten oder Politikern häufig hochaktuelle<br />

Themen und bleibt trotzdem bescheiden:<br />

Dramatische Cliffhanger wie bei „Lost“<br />

oder, noch schlimmer, „Desperate Housewives“<br />

werden für die Geschichte um den<br />

Lügenforscher Dr. Cal Lightman (Tim<br />

Roth) und seine Firma nicht vom Zaun<br />

gebrochen. „Lie to me“ könnte jederzeit<br />

mit befriedigendem Ende abgesetzt werden.<br />

Schade wär’s aber allemal, auch<br />

wegen der DVD-Features, in denen<br />

Psychologe und Lightman-Vorbild Paul<br />

Ekman die Seriendarsteller analysiert. (mh)<br />

Serie 5<br />

Extras Erweiterte und entfallene Szenen,<br />

Spaß am Set, Featurettes<br />

Die Fraggles – Komplettbox<br />

TV-SERIE<br />

USA 1983–1987<br />

R: George Bloomfield,<br />

Jim Henson u. a.<br />

D: Hans Helmut<br />

Dickow<br />

Vö: 20. 5.<br />

(Universum)<br />

„Sing und schwing das Bein, lass die<br />

Sorgen Sorgen sein“: Selten ging es im<br />

Fernsehen so wahnwitzig zu wie bei den<br />

haltlos spaßorientierten Kuschelgeschöpfen<br />

namens Fraggles, die natürlich aus der<br />

Werkstatt von Jim Henson, dem legendären<br />

Schöpfer von Kermit und Co. stammen.<br />

Jetzt kommt die ganz große Dosis Kindheitserinnerungen<br />

– oder auch Spaß für<br />

den Nachwuchs – in Form einer Komplettbox,<br />

die alle 85 für Deutschland „lokalisierten“<br />

Folgen mit Hans Helmut Dickow<br />

als Doc enthält.<br />

Serie 5<br />

Extras keine<br />

Dexter – Season 3<br />

TV-SERIE<br />

USA 2007<br />

R: Keith Gordon,<br />

Marcos Siega u. a.<br />

D: Michael C. Hall,<br />

Julie Benz u. a.<br />

erschienen<br />

(Paramount)<br />

Der Forensiker beim Morddezernat von<br />

Miami leistet sich weiterhin ein luxuriöses<br />

Doppelleben und mordet privat genüsslich<br />

vor sich hin – natürlich die Bösen! Doch<br />

diesmal hat ihn ein Staatsanwalt auf dem<br />

Kieker, und Dexter (Michael C. Hall) kämpft<br />

erneut einen privaten Mehrfrontenkrieg ... (jw)<br />

Serie 4<br />

Extras Interviews, Fotogalerie, Featurettes<br />

Dr. House – Season 6<br />

TV-SERIE<br />

USA 2009<br />

D: Hugh Laurie,<br />

Lisa Edelstein, Robert<br />

Sean Leonard<br />

Vö: 5. 5.<br />

(Universal Pictures)<br />

So weit ist es schon: Der Marburger Professor<br />

Jürgen Schäfer wurde mit dem Arslegendi-Fakultätenpreis<br />

für exzellente Forschung<br />

ausgezeichnet, weil er „Dr. House“-<br />

Folgen im Unterricht einsetzt. House selbst<br />

startet Season 6 in der Psychiatrie, weil<br />

er aufgrund des ständigen Medikamentenmissbrauchs<br />

an Halluzinationen leidet.<br />

Doch auch dort kann der schroffe Doktor<br />

von der Differentialdiagnostik nicht lassen<br />

und scheint sich darüber hinaus auch<br />

noch zu verlieben ... (jw)<br />

Serie 5<br />

Extras Audiokommentare, Featurettes<br />

auch als Blu-ray<br />

Monk – 8. Staffel<br />

TV-SERIE<br />

USA 2009<br />

R: Dean Parisot<br />

D: Tony Shalhoub,<br />

Traylor Howard, Ted<br />

Levine<br />

erschienen<br />

(Universal Pictures)<br />

Seit der ersten Staffel dieser wunderschön<br />

leisen und dezent humorvollen Krimiserie<br />

zieht sich Monks Suche nach dem Mörder<br />

seiner Frau Trudy durch die Folgen wie ein<br />

roter Faden. Ganz klar also, dass dieses<br />

Rätsel am Ende der letzten Staffel gelöst<br />

wird. Klar auch, dass Monk, dem mit seiner<br />

schier unendlichen Anzahl an Phobien<br />

ein Platz im Guinness-Buch der Rekorde<br />

gebührt, bis zum Ende um eine Wiedereinstellung<br />

bei der Polizei kämpft. Wenn<br />

es je eine Familienserie im positiven Sinne<br />

des Begriffs gab, dann ist es diese ... (jw)<br />

Serie 4<br />

Extras Hinter den Kulissen, Interviews,<br />

Videokommentar, Interviews, Featurette<br />

Breaking Bad –<br />

die komplette dritte Season<br />

TV-SERIE<br />

USA 2010<br />

D: Bryan Cranston,<br />

Aaron Paul,<br />

Anna Gunn<br />

Vö: 19. 5.<br />

(Sony Pictures)<br />

Walter White lebt noch. Kocht immer noch<br />

Chrystal Meth. Und gerät auf eine Bahn,<br />

die mittlerweile so schief ist, dass man<br />

gar nicht glaubt, dass sie noch schiefer<br />

werden könnte: Die dritte „Breaking Bad“-<br />

Season ist da und lotet weiterhin die Abgründe<br />

New Mexicos aus. Neben Krebs,<br />

Drogen und nackter Gewalt neu dabei:<br />

eine handfeste Ehekrise. (fis)<br />

Serie 5<br />

Extras Behind the Scenes, Deleted<br />

Scenes, Audiokommentare


Muttertags-Special *<br />

2x Kino für nur € 14,90<br />

Liebe in Dosen **<br />

2x Kino<br />

2x Getränke<br />

1x Snack<br />

€ 22,50<br />

Dazu schenken<br />

wir Ihnen einen<br />

2,50 € Gratis-Gutschein ***<br />

für unsere Gastro-Angebote.<br />

8. Mai<br />

Muttertag<br />

Heute bist Du der Star!<br />

Verschenken Sie schöne Momente mit Liebe in Dosen oder<br />

unserem Muttertags-Special. Mehr Infos und teilnehmende<br />

Kinos unter Muttertag.CineStar.de<br />

*Die Gutscheine sind an der Kinokasse einlösbar. **Aus unserem speziellen Muttertagsangebot<br />

am Snacktresen. Einlösbar ab 8.5.11. Gilt nicht für 3D-Vorführungen und nur in teilnehmenden<br />

Kinos. ***Die 2,50 € Gutscheine sind auch beim nächsten Kinobesuch bis einschließlich 30.6.11<br />

und ausschließlich für Menü 1-4 oder Dinner for 2 gültig.


82 aktion //<br />

Zum Abheben bereit<br />

Wer am 3. Juni nicht zum Nürburgring pilgert, verpasst was: Kings Of Leon, Coldplay,<br />

Mando Diao, Interpol, Madsen und, und, und werden dieses Jahr beim Festival<br />

„Rock am Ring“ auf die Bühne steigen – und sicher sind auch in diesem Jahr wieder<br />

Tausende Musikbegeisterte dabei. Von denen können aber nur wenige das größte<br />

Rockfestival Deutschlands von oben genießen. Glücklich, wer neben dem Festivalticket<br />

auch noch einen Platz auf dem Jägermeister Hochsitz ergattern kann: Auf 50<br />

Metern Höhe bietet der nicht nur eine Rundumversorgung mit gekühlten Drinks, sondern<br />

allen schwindelfreien Musikfans auch einen exklusiven Blick auf ihre Topacts.<br />

kulturnews und Jägermeister verlosen 2 x 2 Tickets für „Rock am Ring 2011“<br />

inklusive Flug mit dem Jägermeister Hochsitz. Wer über 18 ist, sendet bis zum<br />

25. Mai einfach eine E-Mail mit dem Betreff „Jägermeister Hochsitz“ an info@bunkverlag.de<br />

und hebt mit etwas Glück schon bald ab!<br />

Impressum //<br />

kulturnews erscheint monatlich und wird herausgegeben<br />

und verlegt von der bunkverlag GmbH<br />

Zeisehallen, Friedensallee 7–9, 22765 Hamburg<br />

VERLAG<br />

fon 040-39 92 95-0 | fax 040-39 92 95-29<br />

E-Mail info@bunkverlag.de<br />

CHEFREDAKTEURIN<br />

Dr. Jutta Rossellit (v.i.S.d.P.)<br />

REDAKTION<br />

fon 040-38 08 97-6 | fax 040-38 08 97-73<br />

E-Mail redaktion@bunkverlag.de<br />

Leser-E-Mail leser@bunkverlag.de<br />

MUSIK Matthias Wagner (mw)<br />

fon -72 | E-Mail mwagner@bunkverlag.de<br />

DVD Katharina Behrendsen (kab)<br />

fon -74 | E-Mail kbehrendsen@bunkverlag.de<br />

ENTERTAINMENT Jürgen Wittner (jw)<br />

fon -76 | E-Mail jwittner@bunkverlag.de<br />

KINO Volker Sievert (vs)<br />

fon -71 | E-Mail vsievert@bunkverlag.de<br />

kulturnews 5/11<br />

LITERATUR Carsten Schrader (cs)<br />

fon -83 | E-Mail cschrader@bunkverlag.de<br />

LIVE Ellen Stickel (es)<br />

fon -82 | E-Mail live@bunkverlag.de<br />

Mark Heywinkel (mh)<br />

fon -78 | E-Mail mheywinkel@bunkverlag.de<br />

KUNST + THEATER Falk Schreiber (fis)<br />

fon -70 | E-Mail fschreiber@bunkverlag.de<br />

LIFESTYLE Ellen Stickel (es)<br />

fon -82 | E-Mail estickel@bunkverlag.de<br />

TERMINE UND PROGRAMM siehe citymag, S. 3<br />

WEITERE BEITRÄGE DIESER AUSGABE<br />

Ron Haller (ron), Kathrin Kaufmann (kat),<br />

Dagmar Leischow, Marten Lorenzen (ml),<br />

Albert Munz (am), Lasse Nehren (lan),<br />

Dr. Justus Noll (jn), Rolf von der Reith,<br />

Steffen Rüth (sr), Axel Schock (ascho),<br />

Michael Schock (ms), Katja Schwemmers,<br />

Frank X. A. Zipperer<br />

Praktikantinnen:<br />

Luisa Gerlitz (lui), Stefanie Kohler (sk)<br />

Die Fantastischen Vier<br />

Frisch im Kopf<br />

Ab und zu ist es einfach Zeit für was Neues. „Think fresh!“ ist deshalb die Devise der<br />

Beck’s Gold Fresh Experience. In Düsseldorf und Hamburg werden bekannte Plätze<br />

durch Licht, Video- und Fotoanimationen zu völlig neuen Eventlocations. Das Highlight<br />

jeder Experience ist ein Konzert der Fantastischen Vier. Die Fantas sind nicht nur<br />

eine der erfolgreichsten deutschen Bands, sie schaffen es auch schon seit 20 Jahren,<br />

frisch und unangepasst zu bleiben. Los geht die Reihe am 30. Mai in der<br />

Kunstsammlung NRW im K21 Ständehaus in Düsseldorf. Doch das Ticketkontingent<br />

ist auf 500 Stück limitiert, und wer dabei sein möchte, muss sich ein bisschen ins<br />

Zeug legen. Heißt? Man schnappe sich eine Kamera und eine der neu designten<br />

Beck’s-Gold-Flaschen. Dann fotografiert man die Flasche vor einem alltäglichen Ort<br />

und lädt das Foto auf www.becks.de hoch. Die besten Bilder gewinnen. Oder man<br />

versucht gleich hier sein Glück:<br />

kulturnews verlost 3 x 2 Tickets für das Event in Düsseldorf. Einfach bis zum 25. 5.<br />

die Gewinnhotline anrufen: 0137-989 89 81 (0,50 Euro/Anruf). Dabei nicht vergessen,<br />

die E-Mail-Adresse zu nennen! Übrigens: Im August geht die Party in Hamburg weiter.<br />

Wo genau, wird aber noch nicht verraten.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben<br />

nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

oder des Verlags wieder. Für unverlangt eingesandte<br />

Materialien kann keine Gewähr<br />

übernommen werden. Die Urheberrechte für<br />

Anzeigen, Entwürfe, Fotos, Vorlagen sowie der<br />

grafischen Gestaltung bleiben beim Verlag und<br />

können nur mit dessen Genehmigung weiterverwendet<br />

werden. Veranstaltungshinweise<br />

werden kostenlos abgedruckt. Fotos, die Veranstaltungshinweise<br />

illustrieren, können nur<br />

frei abgedruckt werden; der Verlag setzt bei<br />

Eingang voraus, dass alle Honorarfragen vom<br />

Veranstalter bereits geklärt sind.<br />

ART DIRECTION Nils Heuner<br />

GRAFIK Inke Cron, Anna Diem<br />

Praktikantin: Sophie Richter<br />

ANZEIGEN<br />

fon 040-39 92 95-0<br />

fax 040-39 92 95-29<br />

E-Mail anzeigen@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENLEITER Helge Löbel (v.i.S.d.P.)<br />

fon -16 | E-Mail hloebel@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENBERATUNG Mathias Harringer<br />

fon -15 | E-Mail mharringer@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENBERATUNG Lore Kalamala<br />

fon -14 | E-Mail lkalamala@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENBERATUNG Jürgen Peters<br />

fon -21 | E-Mail jpeters@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENBERATUNG Petra Schaper<br />

fon -19 | E-Mail sschmidt@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENBERATUNG Skadi Schmidt<br />

fon -18 | E-Mail sschmidt@bunkverlag.de<br />

AKTIONEN + DISPOSITION Esther Ahrens<br />

fon -27 | E-Mail eahrens@bunkverlag.de<br />

ABO/LESERSERVICE Maike Göttsche<br />

fon -10 | E-Mail mgoettsche@bunkverlag.de<br />

ANZEIGENSCHLUSS 6/11: 13. 5. 11<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 2011<br />

Printed in Germany.<br />

Der Bezug per Abonnement beträgt für<br />

zwölf Ausgaben 21 Euro (inkl. Porto & MwSt.).<br />

NÄCHSTE AUSGABE 6/11: 26. 5. 11


LASS<br />

ENDLICH LOS!<br />

Job, Liebe, Alltag:<br />

Wie man sein Leben ausmistet<br />

JA, PANIK Warum Traurigkeit die Welt verbessert<br />

AUSTRA Wie man Chauvis mit Darkpop in die Falle lockt<br />

PAUL DANO Der stille Star des Independentkinos<br />

SHE SHE POP Weshalb das Licht im Theater ausbleiben muss<br />

GENERATION DIGITAL Warum Zitieren das neue Schaffen ist<br />

Volume out now!<br />

www.uMagazine.de<br />

new pop magazine


02.05. // HAMBURG<br />

03.05. // BERLIN<br />

04.05. // FRANKFURT<br />

05.05. // KÖLN<br />

SUFJAN<br />

STEVENS<br />

support: DM Stith<br />

PAOLO NUTINI<br />

06.05.//LEIPZIG · 07.05.//BERLIN · 22.05.//ESSEN<br />

28.05. // HAMBURG<br />

29.05. // BERLIN<br />

30.05. // KÖLN<br />

31.05. // OFFENBACH<br />

support: Magnum Coltrane Price<br />

JASON ISBELL AND THE 400 UNIT<br />

support: These United States<br />

27.06. // BERLIN<br />

29.06. // HAMBURG<br />

ERASURE<br />

27.05. // HAMBURG<br />

WILD BEASTS 17.05. // BERLIN<br />

JOHANNES<br />

OERDING<br />

10.11. // LÜNEBURG<br />

11.11. // OSNABRÜCK<br />

12.11. // BREMEN<br />

17.11. // SAARBRÜCKEN<br />

18.11. // HEIDELBERG<br />

19.11. // STUTTGART<br />

BILL<br />

CALLAHAN<br />

support: Sophia Knapp<br />

12.05. // KÖLN<br />

13.05. // FRANKFURT<br />

14.05. // HAMBURG<br />

15.05. // BERLIN<br />

21.11. // NÜRNBERG<br />

22.11. // LEIPZIG<br />

23.11. // ERFURT<br />

26.11. // LINGEN<br />

27.11. // OBERHAUSEN<br />

01.12. // LÜBECK Aktuelles Album „Boxer“ (Sony Music)<br />

23.06. // MÜNCHEN<br />

24.06. // BERLIN<br />

05.07. // KÖLN<br />

TV ON THE RADIO<br />

TICKETS: 01805 - 62 62 80* und 040 - 413 22 60 (Mo – Fr, 9.00 – 18.30 Uhr) www.karsten-jahnke.de<br />

und an allen bekannten Vorverkaufsstellen. *(� 0,14/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. � 0,42/Min)<br />

LOW<br />

support: Dark Dark Dark<br />

30.05. // BERLIN<br />

31.05. // HAMBURG<br />

01.06. // KÖLN

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