Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege
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len und eine entsprechende wirtschaftliche Kriegsplanung betreiben sollten. 173 Das nach dem Ersten<br />
Villmergerkrieg eingeführte Versorgungssystem basierte in erster Linie auf dem Nachschub.<br />
Dies bedingte die Anlegung ausreichender Lebensmittelvorräte bereits in Friedenszeiten. 174 Die<br />
Versorgung wurde normalerweise mittels Proviantwagen sichergestellt, welche den Proviant von<br />
den zentralen Kornhäusern Zürichs in die Quartiere brachten. Das Wädenswiler Quartier verfügte<br />
als einziges Militärquartier über keine Proviantwagen. Der Nachschub wurde hier mit Schiffen sichergestellt.<br />
Der Proviantnachschub funktionierte allerdings nur mit grossen Schwierigkeiten und<br />
versagte oft vollständig. Einerseits gab es Transportschwierigkeiten wegen der schlechten Strassen<br />
und Wege, andererseits war die <strong>Au</strong>fgabe rein organisatorisch nicht zu bewältigen, alle Zürcher<br />
Militärquartiere von Zürich aus mit Nachschub zu versorgen. <strong>Au</strong>s diesem Grund musste auch auf<br />
Requisition zurückgegriffen werden. Im Jahre 1712 griff der Kriegsrat zur besseren Versorgung der<br />
Truppe im Wädenswiler Quartier auf die ortsansässigen Müller und Bäcker zurück. 175<br />
So gehörte Zürich mit seiner Militärquartierorganisation, der Militärkartographie und seinen Exerzierreglementen<br />
eigentlich zu den militärisch führenden Städteorten. Das zürcherische Heer selbst<br />
allerdings galt als undiszipliniert und schlecht ausgebildet. 176<br />
Sowohl 1652 als auch 1676 wurde eine bessere <strong>Au</strong>sbildung für Offiziere gefordert. 177 Dasselbe<br />
galt auch 1712, obwohl der Krieg für Zürich günstig ausgegangen war. Im Kriegsrat und im Rat von<br />
Zürich erkannte man, dass es – im Vergleich zu den Armeen im <strong>Au</strong>sland – immer noch grosse<br />
Schwächen in der Truppenführung gab. 178 Die sich negativ auf die Disziplin und <strong>Au</strong>sbildung auswirkende<br />
schwache Führung dürfte zu Beginn des Zweiten <strong>Villmergerkriege</strong>s denn auch eines der<br />
Hauptprobleme in der zürcherischen Armee gewesen sein. Zürich war jedenfalls nicht gerade bekannt<br />
für seine disziplinierten und gut ausgebildeten Truppen. Hans Caspar Werdmüller berichtete<br />
über diese Unzulänglichkeiten. Die Berner seien regelrecht erschrocken, als sie den schlechten<br />
<strong>Au</strong>sbildungstand der Zürcher Truppen feststellten:<br />
„Es ist schlimm mit solchen Herren im Bündnis zu stehen und wollen daher lieber gleich Frieden machen,<br />
bevor wir uns unschuldigerweise ins Verderben stürzen.“ 179<br />
Ganz spöttisch hiess es auch in einem Berner Lied: „Die Zürcher sind gueti Lüt, sy kriegtend gern;<br />
doch chönend’s nüt.“ 180 Hans Caspar Werdmüller machte die Ursachen dieser Entwicklung in der<br />
mangelnden Disziplin aus. Er sprach von „grossen Uebelstände[n], Nachteile[n], ja wirkliche[n]<br />
Gefahren […], welche die gänzliche Vernachlässigung der 1656 eingeführten Kriegsordnung herbeigeführt<br />
habe.“ 181 <strong>Au</strong>ch Bulliemin erwähnt, dass bei allen Zürcher Abteilungen „große Unordnung“<br />
herrschte und Zürich jetzt dafür „büßen [musste], daß man es versäumt hatte, den Milizen<br />
173 Geschichte des Kantons Zürich, Bd. 2, S. 357.<br />
174 Vor allem Korn musste gespeichert werden, da das Hauptnahrungsmittel der Soldaten das sogenannte „Kommissbrot“<br />
war. Jeder Soldat sollte täglich 750 g Brot erhalten. Ziegler, Wehrwesen, S. 78f.<br />
175 Ziegler, Wehrwesen, S. 79-82.<br />
176 Schaufelberger, Blätter, S. 10.<br />
177 Peter, Zürcherisches Wehrwesen, S. 116. 122.<br />
178 Baasch, Artillerie, S. 53.<br />
179 Weisz, Werdmüller, Bd. 2, S. 334. 336.<br />
180 Ebd.<br />
181 Ebd., S. 338.<br />
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