Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege
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Allerdings darf es nicht verwundern, wenn die Schwyzer trotz allen Vorkehrungen ins Wädenswiler<br />
Quartier eindringen konnten. Zum einen klaffte beim Bergli ein Loch im Verteidigungssystem, zum<br />
anderen sah die Kampfführung der damaligen Zeit vor, dass die Kompanien im Gelände eine nahezu<br />
undurchlässige Linie bildeten und grosse truppenleeren Räume auf dem Schlachtfeld vermieden<br />
wurden. Die Zürcher Verteidigungslinien waren folgerichtig mit einer erheblichen Truppenanzahl<br />
geplant worden. Diese Truppen fehlten allerdings am 22. Juli 1712, weil sie wegen der Ernte<br />
zu einem grossen Teil beurlaubt worden waren.<br />
Das Gefecht um die Bellenschanze hat zwar gezeigt, dass es auch mit wenigen Leuten gelingen<br />
kann einen zahlenmässigen Angreifer aufzuhalten. Voraussetzung dafür war aber die gut ausgebaute<br />
Verteidigungsanlage. Betrachtet man das ganze Geschehen, so zeigt der achtstündige Zürcher<br />
Abwehrkampf, dass die Bestandesreduktion des Zürcher Heeres wegen der Erntezeit ein<br />
folgenschwerer Einschnitt darstellte; der <strong>Au</strong>sgang des Gefechtes war deshalb lange ungewiss. Es<br />
waren keine Infanteriereserven vorhanden, die in den Zwischenräumen hätten eingesetzt werden.<br />
Deshalb – und auch wegen der zu weiten Distanz zwischen Hüttner- und Bellenschanze – gelang<br />
es den Schwyzern schliesslich, gefährlich tief ins Zürcher Gebiet einzudringen. 242<br />
Die Kavalleriekompanie Rittmeister Eschmanns war die einzige Reserve und wurde als schnelles<br />
Einsatzelement bereit gehalten. Mit ihrem Bereitschaftsraum in Aesch – in der Nähe der zweiten<br />
Verteidigungslinie bei Schönenberg – konnte sie je nach Bedürfnis bei der Sternenschanze, bei<br />
der Bellenschanze oder im Raum Hütten eingesetzt werden. Die geringe Anzahl an Reitern war<br />
jedoch ein klarer Nachteil. Eine einzige Kompanie reichte nicht für das ganze Wädenswiler Quartier.<br />
Im Verlaufe des Morgens mussten deshalb zusätzliche berittene Kräfte herangezogen werden.<br />
5.2 Schwyzer Charakter der Kampfführung<br />
<strong>Au</strong>f Schwyzer Seite ist die klassische Umgehungsaktion augenfällig. Die Schwyzer banden durch<br />
den Angriff auf die Weberrüti und die Bellenschanze von Beginn an Kräfte der Zürcher im Zentrum.<br />
Die Hauptmacht stiess gleichzeitig gegen die relativ isolierte und auf sich allein gestellte Hüttnerschanze<br />
vor. Wäre der geplante Zangenangriff von Zuger und Schwyzer Seite zu Stande gekommen,<br />
hätte sich die Situation vermutlich zu Ungunsten der Zürcher entwickelt. Allerdings hatten die<br />
Schwyzer nicht mit einem so erbitterten Widerstand aus der Verteidigungsstellung bei Hütten gerechnet.<br />
Im weiteren Gefechtsverlauf kann keine klare Schwyzer Taktik mehr erkannt werden. Zunächst<br />
versuchten die Schwyzer noch die Hüttnerschanze zu umgehen, um die geplante Vereinigung mit<br />
den Zugern doch noch zu erreichen. Die nachfolgenden Aktionen scheinen dann eher unkoordiniert<br />
und spontaner Natur gewesen zu sein. Grundsätzlich zogen sich die Schwyzer Truppen nach<br />
dem gescheiterten Vorstoss Richtung Schönenberg wieder vom Segel zurück. Während des<br />
Rückzuges versuchten sie dennoch, die Bellenschanze einzunehmen. <strong>Au</strong>ch der Sturm auf die Bellenschanze<br />
misslang. Einen erheblichen, moralischen Einbruch muss die zürcherische Kavallerie<br />
242 Vgl. auch die Kritik bei Guggenbühl, Zürichs Anteil, S. 185, Anm. 17.<br />
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