Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege
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undt Halibartierer.“ 216 <strong>Au</strong>ch das Militärrödel von 1682 belegt, dass die Kontingente aus den „vier<br />
Vogteyen March, Utznacht, Gaster und Höffen“ zusammen nebst 1318 „Mousquetieren“ immer<br />
noch 1080 „Hellepartierer und Spießknecht“ hatten. 217 Ohne Zweifel war das Wehrwesen von Zug<br />
und Schwyz auch 1712 noch stark von der spätmittelalterlichen Kampfweise geprägt.<br />
Nebst der <strong>Au</strong>srüstung war auch die <strong>Au</strong>sbildung des einzelnen Wehrmannes stark vernachlässigt<br />
worden. Der Zustand der persönlichen Waffe wurde nur unregelmässig – meistens erst direkt vor<br />
einem <strong>Au</strong>szug – inspiziert. Ansonsten hatte die Mannschaft lediglich an ein bis zwei Sonntagnachmittagen<br />
im Jahr an einem „Exercitium“ teilzunehmen, das aber vor allem aus Schiessübungen<br />
bestand. 218 Dies führte dazu, dass viele Waffen nicht in ordnungsgemässem Zustand waren<br />
und die Wehrmänner sie nicht richtig bedienen konnten.<br />
Wie für die Waffen mussten die Wehrpflichtigen auch selbst für ihre Kleider aufkommen. Das<br />
Schwyzer Wehrwesen kannte zu diesem Zeitpunkt noch keine Uniformierung der Truppen. Allerdings<br />
waren die Schwyzer Truppen zur besseren Identifizierung gekennzeichnet. Major Hans Conrad<br />
Werdmüller, der am 21. Juli 1712 die gegnerischen Truppen durch ein Fernglas beobachten<br />
konnte, berichtete, dass „die Feinde mit Feldzeichen auf den Hüten […] und gar viele mit weissen<br />
Kreuzen auf den Aermeln gezeichnet [gewesen seien], dabey lustig und frohen Muthes.“ 219<br />
Ein Blick auf die Spezialwaffen Artillerie und Kavallerie erhärtet die obige Vermutung, dass sich<br />
das Schwyzer Wehrwesen tatsächlich eher auf den Topos des alteidgenössischen Kriegers abstützte.<br />
Artillerie und Kavallerie scheinen gegenüber der Infanterie stark vernachlässigt worden zu<br />
sein. Schwyz selbst stellte gerade mal acht Feldgeschütze, Einsiedeln und die March noch „einige“<br />
mehr. Die Schwyzer Artillerie war in zwei <strong>Au</strong>szüge mit je 4 Geschützen eingeteilt. Jedes Geschütz<br />
hatte einen Stückmeister und einen Zugegebenen. 220 Die gesamte Artillerie bestand aus 62 Artilleristen<br />
unter einem Stückhauptmann. Noch viel dürftiger sah es bei der Kavallerie aus. Es konnten<br />
nirgends Hinweise nach einem eigentlichen Kavallerieverband gefunden werden. Wenn überhaupt,<br />
gab es nur vereinzelte Reiter, die als Ordonnanzreiter eingesetzt worden waren. Die meisten Meldungen<br />
wurden aber mit Fussboten überbracht. 221<br />
Betrachtet man die logistischen Vorbereitungen, so scheint es, dass sich Schwyz völlig unvorbereitet<br />
in den Krieg von 1712 gestürzt hatte. Ochsner meint hierzu: „Von Kriegsbereitschaft kann<br />
schwyzerischerseits nicht die Rede sein.“ 222 Bulliemin beurteilte die Lage noch schonungsloser:<br />
„Nur Luzern hatte wohl versehene Zeughäuser, gefüllte Magazine, besser geübte Milizen. An allen anderen Orten,<br />
in Schwyz besonders, vernahm man nichts, als Großthuerei und Geschwätz. Weder Geld, noch Waffen, noch<br />
Gehorsam waren vorhanden.“ 223<br />
216 „Allgemeineß Catholisches Kriegß-Exercitium“ vom 26. Oktober 1714. StASZ, Theke 160.<br />
217 Bericht über „in der Landtschafft March vorgenommener Musterung“ vom 28. Oktober bis 12. November 1682.<br />
StASZ, Theke 160.<br />
218 Ochsner, Besetzung, S. 92.<br />
219 Feuerwerker-Gesellschaft, 1856, S. 237. Vgl. dazu im Anhang die Bildausschnitte aus Dokument 3b.<br />
220 „Kriegßverfaßungen, Abtheilung der Stukhen [und?] der Proviant undt Munition wägen, A[nn]o 1695, No. 190“ und<br />
„<strong>Au</strong>ßzug der Stukhen, No. 83, A[nn]o 1712.“ Im „Rodel von der Artillerie. Gemacht den 14then Appril 1737“ sind 10 Geschütze<br />
verzeichnet. StASZ, Theke 164. Styger, Alte Schwyz, S. 166f. Die bei Ochsner, Besetzung, S. 85, genannte<br />
Zahl von 6 Geschützen für 1712 kann nicht richtig sein.<br />
221 Ochsner, Besetzung, S. 85.<br />
222 Ebd., S. 90.<br />
223 Bulliemin, Geschichte der Eidgenossen, Bd. 3, S. 514.<br />
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