Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege
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Wache zu stehen, dabei nicht zu schlafen, „noch sich voll und trunckhen zu machen“ oder sich<br />
unerlaubt zu entfernen. 231 Tatsächlich waren Insubordination gegenüber Vorgesetzten und Verstösse<br />
gegen die Dienstpflicht sehr häufig. <strong>Au</strong>ch Nichterscheinen zur Dienstleistung, unerlaubte<br />
Entfernung von der Truppe, eigenmächtiges Handeln ohne Befehlserteilung durch Vorgesetze,<br />
Befehlsverweigerung und Desertion waren nicht selten. Dies gilt für alle Innerschweizer Kontingente,<br />
speziell auch für die Walliser Hilfstruppen. 232<br />
<strong>Au</strong>f Schwyzer Seite war es schon kurz nach dem <strong>Au</strong>fgebot zu Disziplinlosigkeiten gekommen, die<br />
auf mangelndes Vertrauen in die Führung und generelles Unverständnis für das <strong>Au</strong>sharren an der<br />
Grenze zurückzuführen waren. Schwyz forderte in den Verhandlungen der Kriegsräte der Fünf<br />
Orte am 14. Mai 1712 die anderen Orte zum wiederholten Mal auf, in den Angriff gegen Zürich<br />
überzugehen, weil bei den eigenen Truppen bereits das Gerücht kursierte, dass „einzig und allein<br />
der schwyzerische Kriegsrath Schuld an der bisherigen Unthätigkeit“ habe. 233 Hauptmann Janser<br />
von Schindellegi meldete dem Kriegsrat in Pfäffikon, dass die Leute ständig desertierten, weil sie<br />
keinen Sinn mehr darin sähen, Wache zu stehen. 234 Ein Josef Franz Mettler aus Siebnen klagt:<br />
„Es ist ein solches Jammern, Fluchen und Schwören nit allein hier, sondern in allen katholischen Orten,<br />
daß man nit angreife, daß es nit zu beschreiben […] Was hat es genützt, mit soviel Volk auf die<br />
Grenzen zu ziehen und nur den Zürichsee anzuschauen?“ 235<br />
Bis zum 19. Juni 1712 war die Lage weiter eskaliert. Der Kriegsrat in Pfäffikon musste befürchten,<br />
„dass in 2 Tagen nicht mehr als 50-60 Schwyzer im Feld stehen würden; auch die Garnison von<br />
Rapperswil, die Bollenzer und Einsiedler wollen mit Gewalt abmarschieren.“ Die Generalmusterung<br />
zwei Tage zuvor hatte nämlich ergeben, dass bei den acht Schwyzer Kompanien im Feld mit<br />
Gesamtbestand von etwa 1'900 Mann 662 Mann fehlten. 236 Eine Meldung von Landschreiber Inderbitzin<br />
an Generalkriegskommissär Anton Ignaz Ceberg verdeutlichte am 21. Juli 1712, dass es<br />
höchste Zeit für eine Offensive war. Er schrieb, dass bereits drei Tage Brotmangel herrschte, die<br />
Offiziere deswegen fast ihres Lebens nicht mehr sicher seien und man unbedingt Geld benötigte,<br />
„sonsten [es] unmöglich fällt, ferners die Völker behalten zu können.“ 237<br />
Die katastrophale Lage führte vereinzelt auch dazu, dass die Soldaten ihr Schicksal selbst in die<br />
Hand nahmen. In verschiedenen Quellen wird erwähnt, dass die Offiziere von der Mannschaft geradezu<br />
bedrängt wurden, endlich anzugreifen. Fassbind schildert z.B. den Kampf um die Bellenschanze:<br />
„Die unser fochten da von morgen bis abend mit grimmiger wuth, drangen durch die vast<br />
undruchdringlichen palesaden, und nötheten ihre haubtleüt, die des fechtens müde waren, bis auf die<br />
nacht den streit fortzusezen. 238<br />
231 Kantonskriegsrats-Protokoll vom 19. April 1712. StAZG, Theke 157.<br />
232 Nussbaumer, Miliz, S. 120f. Die Walliser seien „sehr mißvergnügt [gewesen] und liefen größtentheils auseinander und<br />
der Heimat zu.“ Fassbind, Geschichte des Kantons Schwyz, S. 365.<br />
233 Eidg. Abschiede VI 2 B, S. 1653.<br />
234 Janser meldet von einem Leutnant Betschart, den er schon drei Tage lang nicht mehr gesehen habe und der nicht<br />
nur eine Wachtübernahme verweigert habe, sondern die Mannschaft sogar zur Meuterei verleiten wollte. Ochsner, Besetzung,<br />
S. 108.<br />
235 Ebd., S. 108f.<br />
236 Ebd., S. 109f.<br />
237 Ebd., S. 123.<br />
238 Fassbind, Schwyzer Geschichte, Bd. 2, fol. 108r, S. 596f.<br />
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