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tour‘s<br />
Land & Leute<br />
Mirow – die „Kinderstube“ einer Königin<br />
Ein Exkurs in 750 Jahre mecklenburgische Geschichte.<br />
Der 22. September 1761 hätte eigentlich<br />
ein ganz großer Tag für Mirow sein<br />
können, vorausgesetzt man verfügte<br />
anno dazumal schon über die Nachrichtenverbindungen<br />
späterer Jahrhunderte.<br />
Es ist eher zu vermuten, dass die Nachricht<br />
über die „Hochzeit des Jahres“ erst<br />
nach Wochen in dem kleinen mecklenburgischen<br />
Ort eintraf. In einem Ort, der<br />
für ein Dorf zu groß und für eine Stadt zu<br />
klein war. Aber immerhin war Mirow zu<br />
diesem Zeitpunkt schon seit Jahrhunderten<br />
eine Residenz der Fürsten aus<br />
dem Hause Mecklenburg-Strelitz. Und<br />
was nun jenen Spätsommertag 1761<br />
betrifft, so wurden im fernen London<br />
König Georg III. und Prinzessin Sophie<br />
Charlotte aus Mirow getraut. Die damals<br />
Siebzehnjährige ist bislang die einzige<br />
Deutsche geblieben, der der Aufstieg<br />
auf den britischen Thron gelang.<br />
Dabei war die junge Frau gewissermaßen<br />
nur dritte oder vielleicht sogar nur<br />
vierte Wahl gewesen. Auch andere junge<br />
Damen standen auf der Wunschliste ihrer<br />
künftigen Schwiegermutter. Die Königin<br />
Mutter hatte auf eine Ehe-kandidatin aus<br />
dem deutschen Hochadel bestanden<br />
und außerdem Wert auf ein evangelisches<br />
Glaubensbekenntnis gelegt.<br />
Diese Kriterien trafen jedoch nur auf<br />
Sophie Charlotte zu und man wurde<br />
sich schnell „handelseinig“. Der Ehevertrag<br />
sah unter anderem vor, dass die<br />
junge Frau so schnell wie möglich nach<br />
London zu reisen hatte, dort der anglikanischen<br />
Kirche beitreten sollte und<br />
sich im Übrigen auf Lebenszeiten nicht<br />
in die Politik einmischen durfte. Solche<br />
Vereinbarungen wurden in derselben<br />
Zeit getroffen, in der die nordamerikanischen<br />
Kolonien vom Mutterland abfielen<br />
und Napoleon mit seiner Armee den<br />
Kontinent erschütterten, der Epoche von<br />
Trafalgar und Waterloo! Auf die Mecklenburgerin<br />
wartete ein recht tragisches<br />
Schicksal. Ab 1788 verfiel ihr Mann geistiger<br />
Umnachtung. Die Königin selbst<br />
segnete 1818 das Zeitliche. Weder sie<br />
noch ihr Sohn, König Georg IV., haben<br />
jemals wieder Mecklenburg besucht.<br />
Doch kehren wir zurück nach Mirow,<br />
in die „Kinderstube“ der britischen<br />
Königin. Nicht erst im Jubiläumsjahr<br />
ist dieses Mirow am Mirower See eine<br />
gute Adresse für Urlauber und Ausflügler.<br />
Auf der Schlossinsel erwartet<br />
den Besucher auf kleiner Fläche ein<br />
Exkurs in 750 Jahre mecklenburgische<br />
Geschichte. Streng genommen sind es<br />
sogar noch mehr! Denn als 1226 Herzog<br />
Heinrich Borwin II. dem Johanniteroden<br />
60 Hufen Land überschrieb, lebten hier<br />
schon slawische Fischer und Bauern.<br />
400 Jahre dauert die Herrschaft der<br />
Ordensritter. Mit der Reformation ging<br />
ihre Zeit zu Ende. Doch erst 1648 wird<br />
die Eigentumsfrage eindeutig zugunsten<br />
der mecklenburgischen Herzöge<br />
geklärt. Die Fürsten hatten allerdings<br />
schon hundert Jahre zuvor Mirow zu<br />
einer Residenz gemacht. Nicht zuletzt<br />
deshalb wurde 1588 die Insel mit einer<br />
modernen Wallanlage gesichert. Aus<br />
dieser Zeit stammt das Torhaus, das<br />
älteste Gebäude von Mirow.<br />
Das Geburtshaus der Prinzessin<br />
Sophie Charlotte ist dagegen nicht<br />
mehr vorhanden. An dessen Stelle<br />
erhebt sich seit 1766 das sogenannte<br />
Untere Schloss. Ein Gebäude, das<br />
derzeit restauriert wird. Bleibt man im<br />
Zeitplan, dann werden die Arbeiten<br />
2014 abgeschlossen sein.<br />
Auf der eigentlichen Insel ist man wesentlich<br />
weiter. Das Kavalierhaus hat sich zu<br />
einer ausgesprochenen Augenweide<br />
gemausert. Das elegante Gebäude im ►<br />
32 02-2011