Franz Martin Haberditzl: Franz Anton Maulbertsch 1724-1796 ...
Franz Martin Haberditzl: Franz Anton Maulbertsch 1724-1796 ...
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'provinziellen Formtrieb' oder ähnliches zu bemühen. Dieser neue, etwas befremdliche<br />
Zug könnte von einem Bekannten, möglicherweise Mitarbeiter, dem 2. Preisträger von<br />
1751 bzw. dem 1. von 1752, Johann Wenzeslaus Bergl (1718-1787) stammen. Erst mit<br />
der bebilderten Veröffentlichung der Forschungsergebnisse von Lubomir Slaviček und<br />
MDN werden wir hier mehr Klarheit gewinnen können.<br />
Ziemlich unchronologisch weist FMH auf zwei schlecht erhaltene, weitestgehend von<br />
Gehilfen um 1761 gemalte Dekorationen im Refektorium des Wiener Piaristenklosters hin,<br />
um auf zwei Altarblätter "Mariä Himmelfahrt" für Zirc und Mainz überzuleiten, deren<br />
Unterschiede und Einflüsse (Piazzetta, Ricci) er auch durch jetzt gut abgebildete Entwürfe<br />
zu verdeutlichen sucht. Der Betrag von 6000.- fl. für das Mainzer Altarblatt muss ein Lese-<br />
oder Schreibfehler sein: 600.- fl waren für diese Grösse marktüblich, wenn man nicht so<br />
berühmt wie der Langsam-Maler Piazzetta ist (Blatt für Sachsenhausen 2000.- fl.). Der<br />
Entwurf (Abb. 38) wird von MDN als Kopie (S.359, Nr. 123) angesehen, eine andere<br />
Variante (Abb. 37) taucht erst gar nicht in ihrem vorläufigen Werkverzeichnis auf, während<br />
die stark untersichtige, etwas an Mildorfer erinnernde lavierte Zeichnung (Abb. 42) als<br />
eigenhändig (Nr. 40) anerkannt wird. Kurz verweist FMH auch noch auf ein piazzetteskes<br />
Werk in der Barockgalerie früher "Narcissus" jetzt eher nur "Hl. Bischof" (Abb. 41; MDN:<br />
S.278 Nr.32), das durch die caravaggiesk verkürzte linke Hand (gegenüber einer ziemlich<br />
schwachen Rechten) und die Farb-Material-Wirkung bei der Stoffwiedergabe zu den<br />
ansprechendsten erhaltenen eigenhändigen (?) Arbeiten zu zählen ist. Der<br />
neomanieristische Stil (Grössenunterschiede, gezwungene Stellungen, übertriebene<br />
Gewänder, theatralisch-künstliche Lichtführung, ungewöhnliche Perspektive,...) dieser Art<br />
von Bilder wurde im Gegensatz zu FMH, der psychologisierend empathisch irgendwelche<br />
Kräfte hinein- oder herausinterpretiert haben wollte, von Zeitgenossen (M. van Meytens ?)<br />
im Nekrolog auf Troger 1762 ähnlich wie das schon genannte Füssli-Zitat mit der<br />
Befriedigung von gesteigerten Bedürfnissen der auch geistlichen Liebhaber begründet.<br />
Ein schwieriges Kapitel bezüglich Datierung und Händescheidung öffnet FMH mit "Im<br />
Schloss Leopold Gundaker von Suttners in Ebenfurth" (besser: "In Schlössern ... in<br />
Ebenfurth und Kirchstetten alias Hirschstetten"). Da der Auftraggeber - wie zu lesen ist -<br />
Ende November 1754 verstorben war, dürfte auch das grosse Leinwandbild "Jahreszeiten"<br />
mit Stuckumrahmung kaum von der trauernden Witwe erst um 1759/60 - wie <strong>Haberditzl</strong> in<br />
einem späteren Kapitel (s.u.) vermutet - sondern eher um 1750/54 entgegengenommen<br />
worden sein. MDN wie auch schon früher Klara Garas datiert das Gemälde um/nach<br />
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