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Franz Martin Haberditzl: Franz Anton Maulbertsch 1724-1796 ...

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Kapelle erscheinende untersichtige Stutzerfigur mit zurückgeworfenem Kopf wird von<br />

MDN stilistisch mit einiger Berechtigung Felix Ivo Leicher (S. 356, Nr. 101) zugeschrieben,<br />

sodass man sich fragen muss, ob nicht auch das urspr. Gemälde schon von Leicher (? als<br />

damaligem <strong>Maulbertsch</strong>-Mitarbeiter?) stammte. Zu dem 1755 entstandenen und bis 1756<br />

bezahlten Hochaltarblatt "Vermählung Mariens" gibt es eine effektvolle, aber manierierte<br />

Skizze in Priv. Bes., die auch von FMH als Entwurf angesehen wird, obwohl sie sich nicht<br />

so 'organisch' z.B. zur Basler Skizze für Mainz einordnen lässt, sodass MDN sie eher<br />

Leicher geben will (S. 376, Nr. 212): 'cui displaceat, displaceat'.<br />

Als kleiner zeitlicher und stilistischer Rückschritt erscheint das Kapitel "Die Glorie des Hl.<br />

<strong>Franz</strong> Regis in der Kirche Am Hof in Wien". In dieser Kapelle einer Jesuitenkirche<br />

entstand ein rokokohaftes (nicht in allen Details, aber vom Geiste her) Gesamtkunst-<br />

Gemeinschaftswerk-Ensemble mit Altar-Architektur, -Plastik und Deckenmalerei von<br />

Molinarolo und <strong>Maulbertsch</strong>, die als junge Begabungen und seltsam lebendige Kräfte um<br />

1752-54 von FMH gesehen wurden, wobei er die Innerlichkeit, Tiefe <strong>Maulbertsch</strong>s<br />

gegenüber Müllers Oberflächlichkeit und Geschmäcklertum herausstreicht. Der von FMH<br />

angesprochene Kontrast zwischen den Hilfe-Suchenden (v.a. gegen die Pest) und der<br />

Christenlehr-Bruderschaft (man erinnere sich der Mitgliedschaft <strong>Maulbertsch</strong>s in der<br />

Langenargener Rosenkranzbruderschaft) ist in dem heutigen Freskozustand nicht mehr<br />

nachzuvollziehen. Das von Jakob Schmutzer in einem Stich festgehaltene Ensemble<br />

reproduziert eine Signatur "<strong>Anton</strong>y Malberz (statt "<strong>Maulbertsch</strong>") Pinxit", die eher aus der<br />

Vorstellung und nicht in direktem Kontakt von dem späteren Schwiegervater <strong>Maulbertsch</strong>s<br />

eingefügt wurde.<br />

Das Kapitel "Das Heilige Kreuz" lässt FMH mit einer Konjektur über eine zögerlich<br />

lavierte Zeichnung "Mater dolorosa" im Landesmuseum Graz, die aber von MDN ziemlich<br />

überzeugend Josef Winterhalter d.J. (Bd3, S. 150, Abb. 666: nach Gérard de Lairesse) als<br />

sogar erst kurz vor 1780 entstanden zugewiesen wird, und mit einer Unterredung mit dem<br />

Wiener Weihbischof <strong>Anton</strong> Marxer aus dem Vorarlbergischen beginnen, der 1754 die<br />

frühere Sommerresidenz der St. Pöltener bzw. Wiener Neustadter Bischöfe mit Hilfe eines<br />

anekdotischen Lotteriegewinns zurückgekauft und gleich darauf die Wallfahrtskirche in<br />

Angriff genommen hatte. Wieder tönt der religiös empfindende FMH von der "tiefsinnigen"<br />

ikonographischen Leistung, aber auch von der Phantasie, des Phantasmagorischen, des<br />

Artistisch-Suggestiven, was für den heutigen stärker ästhetisch erlebenden Betrachter die<br />

Qualität bestimmt. Ob man die kleinen (?), eher artifiziell-elegant posierenden Engel<br />

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