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Franz Martin Haberditzl: Franz Anton Maulbertsch 1724-1796 ...

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säkularisierenden, pittoresk konzipierten, modusnivellierenden Elemente ("barocker<br />

Ikonologieaspekt in ungewohnter Weise") hin (vgl. Die Kunst des Barock in Österreich",<br />

Salzburg 1994, S. 261/62). Wahrscheinlich hat er mit dem "Kostümfest", etwas "unernste<br />

geistliche Schau", "Theater" (vgl. das Genre 'les frileuses'; Exotentum durch Orientale)<br />

nicht unrecht. Erstaunlicherweise hat Gunter Brucher den Einfluss von <strong>Maulbertsch</strong>s<br />

Deckenbild in der Grazer Domherrenkapelle nicht erwähnt, wo nicht Caspar Fibich,<br />

sondern der ausgewanderte Schwabe Eustachius Gabriel pasticcioartig (v.a. Johannes<br />

Figur) sich für das Breitformat über der Westempore frei daraus bediente.<br />

Das nächste Kapitel "Die Gemälde der Karmeliterkirche in Stuhlweissenburg"<br />

beschliesst FMH mit der Frage nach Fastgleichzeitigkeit besser Gleicherheblichkeit (?)<br />

von "Puppenspiel" und "gewaltigster Vision", von äusserlicher, "verblendeter Virtuosität"<br />

und verinnerlichtem und "aufgehelltestem (!) Genie" in <strong>Maulbertsch</strong>s Werken. Sein<br />

kritisches Urteil ("leblos, ausdruckslos") über das meiste mit Ausnahme des<br />

Oratoriumskruzifix der von FMH vor 1769 (genauer wohl 1768 wegen der Nichtmitwirkung<br />

von Winterhalter, also in zeitlicher Nähe zur Ungarischen Hofkanzlei) richtig datierten<br />

Deckengemälde ist dem Erhaltungszustand, den aufdringlichen Scheinarchitekturen, den<br />

trennenden Gurtbögen o.ä. geschuldet, wie auch die kleinen beigegebenen Abbildungen<br />

vor Augen führen. Auch das weitgehend konventionelle, durch die Karmeliter vorgegebene<br />

Programm trägt zu diesem negativen Eindruck bei. Eine beschnittene (?) Nachzeichnung<br />

"Geburt Mariens" nach einem verschollenen Entwurf wird von MDN als nicht eigenhändig<br />

und von Vinzenz Fischer stammend angesehen (vgl. MDN: S. 342, Nr. 25, Abb. 309). Die<br />

von FMH noch als "edel ausgewogen" erkannte Ausführung erinnert an Lösungen seit der<br />

Renaissance, aber nicht in der Einzelfigur. Januarius Zick wird 10-15 Jahre später solche<br />

Szenen auch im Ganzen in seine Gegenwart/Zeit verlegen. Am interessantesten, weil<br />

auch am rätselhaftesten ist die von FMH als einzige ausführlich gedeutete "Allegorie der<br />

Erlösung" im Chor, wo er die "Marienvision des Isaias" (Isaias 7,14 u. 35,1-2) mit dem<br />

"Wunder vom Berge Karmel" verknüpft sieht, was auch der Karmeliter John Baconthorpe<br />

in seinem "Speculum de instiutione ordinis" unternimmt. Der eigentliche Karmel-Bewohner<br />

und geistiger Gründungsvater der Karmeliter ist der Prophet Elias (links unten), der höher<br />

gestiegene Geblendete wäre dann der Schüler und Nachfolger Elischa (Elis, Elisäus). Bei<br />

der Deutung als Isaias wäre dann an Ahas zu denken, nicht als ikonographische<br />

Detailversessenheit, sondern um den Weg vom Text zum Bild - was <strong>Maulbertsch</strong> aus/mit<br />

dem Thema gemacht hat - besser nachvollziehen/ zurückverfolgen zu können.<br />

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