Unangemessene Leistungen für angemessene Bedarfe? - Wohn
Unangemessene Leistungen für angemessene Bedarfe? - Wohn
Unangemessene Leistungen für angemessene Bedarfe? - Wohn
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Beiträge<br />
K. F. Wiek,<br />
Unwirksame Renovierungsklausel und<br />
Verjährungsfrist<br />
-Besprechung von LG Kassel, Urteil vom<br />
7.10.2010 - 1 S 67/10, WUM 2010,681<br />
~etriebskostenabrechnun~: Kalendermethode<br />
Contra kaufmännische Berechnungsmethode<br />
J. D. Hengstenberg,<br />
Das Nutzerverhalten in der Heizkostenabrechnung<br />
sichtbar machen!<br />
-Vorschlag zu einer Ergänzung der<br />
Heizkostenverordnung -<br />
Das wohnungswirtschaftliche Stichwort<br />
SI. diiliirr ,oierh~nfi .ini, nc'l-ng :m SGB I:<br />
<strong>Un<strong>angemessene</strong></strong> <strong>Leistungen</strong> <strong>für</strong> <strong>angemessene</strong> <strong>Bedarfe</strong>?<br />
Statistik<br />
Bücher und Publikationen<br />
Aus juris PraxisReport<br />
S. Lammel zu LG Berlin - <strong>Wohn</strong>raumkündigung wegen<br />
Zahlungsverzugs: Nachzahlung einer einbehaltenen<br />
Mietminderung unter einfachem oder qualifiziertem<br />
Vorbehalt innerhalb der Schonfrist<br />
S. Lammel zu BGH-Zusammenfaccung mehrerer<br />
Gebäude zu einer Abrechnungseinheit <strong>für</strong> Heiz und<br />
Warmwasserkosten ohne mietvertragliche Vereinbarung<br />
BGH-Rechtsprechung nach der Mietrechtsreform<br />
- Taoe a! scne Ul>rrs'~ni Slai! ! Dc,;in~cr 7010 -<br />
Mietrecht<br />
\nun" .~igs~.cs'cnt 9i.1 ysrccir oes .PI t? ~ iirs an<br />
Adrhrag :I?; Sanisia,] 4 s Mc~rsq, lzrh . sri~..r~c~~uor, Fliteigcni~rners -G M..ni:!!rn 128<br />
<strong>Wohn</strong>geldabrechnung unter Verwendung von<br />
Messgeräten mit abgelaufener Eichgültigkeit;<br />
Schadensbeweislast der geschädigten <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
eigentümergemeinschafi gegenüber dem <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
eigentumsverwalter; Prüipflichten des Verwalters<br />
(OLG München) 130<br />
Streitwertbeschwerde und Streitwertbemessung<br />
in <strong>Wohn</strong>ungseigenturnssachen (OLG Koblenz) 131<br />
Zwangversteigerung; Fehler und Falschangaben zur<br />
<strong>Wohn</strong>ungsgröße in der Terminsbestimmung (BGHI 133<br />
Rang6 asseiie iirro i,,nrj l..r Woniiye ~lanspr.ctie<br />
ocr V\on~i..ngsz geiil..~iierge~iiriiis~.l~ah "7 Z~iinysvcrsre<br />
qer..!igivtrfirlireii BGh 135<br />
Entscheidungen in Kurzfassung 137<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011
<strong>Wohn</strong>ungswirtschafi und Mietrecht<br />
64. JG., HEFT 2 ZITAT: WuM Februar 2011<br />
Rechtsanwalt Kar1 Friedrich Wiek, Köln<br />
Unwirksame Renovierungsklausel und Verjährungsfrist<br />
-Besprechung von LG Kassel, Urteil vom 7.10.2010 - 1 S 67/10, WuM 2010,681 -<br />
Immer wieder kommt es vor, dass aus alltäglichen Fällen un- häufig wechselnde Interessen berühren, daß eine rasche Auserwartet<br />
kontroverse Rechtsfragen hervorgehen, die auf die einandersetzung der Betheiligten sehr envünscht sei. Es sei<br />
Grundlagen der Rechtsnorm zurücfihren, deren Anwendung mißlich, wenn der Miether vielleicht nach längst beendigtem<br />
fraglich ist. Im Fall des LG Kassel1 geht es um den sachli- Miethverhältniß einen Ersatzanspruch erhebe. Es könne dies<br />
ch& Anwendungshereich des 5 548 Ähs. 2 BGB <strong>für</strong> Mieter- leicht zu einer Unhilligkeit gegen den Vesmiether führen, der<br />
ansnrüche. ob darunter auch der Bereicherungsans~ruch aus in Folne eineetretenerVeränderungen oft nicht im Stande sein<br />
- .<br />
5 8i2~bs.l Satz 1 Alt. 1 BGB2 nach rechtsgmndloser Durchführung<br />
einer Endrenovierung aufgrund einer unwirksamen<br />
Schönheitsreparaturklausel fällt. Darüber ist beim BGH das<br />
Verfahren VIII ZR 195110 gegen das Urteil des LG Freihurg<br />
vom 15.7.20103 anhängig. Die vom LG Kassel zugelassene<br />
Revision wird beim BGH unter dem Aktenzeichen VILI ZR<br />
273110 geführt. Die Fälle häufen sich.<br />
I. Das Urteil des LG Kassel<br />
Das LG Kassel arbeitet die klassischen Auslegungskanones<br />
ab. Nach der Wortlautinterpretation des 548 Ahs. 2 BGB<br />
kann auch ein Bereichemnesans~ruch ein müelicher Ansvruch<br />
im ~ietre&t auch einen nicht sp&ifisch mictrechtlich'& AC<br />
spruch erfasst. Historisch steht nach Ansicht des LG Kassel<br />
der Zweck im Vordergrund, <strong>für</strong> eine beschleunigte Ahwicklung<br />
der Ansprüche zu sorgen, die vom Zustand der Mietsache<br />
bei der Rückgabe abhängen. Darauf beruht die teleologische<br />
Auslegung, dass $548 Abs. 2 BGB bei der gebotenen<br />
weiten Auslegung auch auf den Bereichemngsanspmch des<br />
Mieters anzuwenden sei, weil auch hier sichere Feststellungen<br />
zur Anspmchshöhe mit zunehmendem Zeitablauf immer<br />
schwieriger würden4. .,.<br />
11. Entstehungsgeschichte<br />
„Das wäre nun alles gut, wenn's niemand besser wüßteW5. Der<br />
historische Gesetzgeber hat die kurzeVejährungsfrist in $558<br />
Ahs. l BGB a.F. auf Verwendungsersatzansprüche des Mieters<br />
aus s 547Abs. 1 und 2 BGB a.E (= s 539Abs. 1 BGB n.E,)<br />
und das ergänzende Wemahmerecht aus 6 547a BGB a.F. (=<br />
S: 539 ~bsy2 BGB n.~.)-zugeschnitten. ~eabsichti~t war ein<br />
verstärkter Schutz des Vermieters gegen Ersatzansnrüche des<br />
Mieters wegen Verwendungen aufd; Mietsache. ~ a<strong>für</strong> wurde<br />
der Ersatzanspruch auf notwendige Verwendungen und <strong>für</strong><br />
sonstige Verwendungen nach den Vorschriften über die Ge-<br />
führt.<br />
Die Materialien rechtfertigen die Einführung der kurzen Ver-<br />
jährungsfrist damit, dass „Miethe und Pacht so vielfache und<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011<br />
werde, den erforderlichen ~egenbeweis zu führen"6. Zum<br />
sachlichen Anwendunesbereich der kurzen Veriährunesfrist<br />
iulircii Jic \l.,icriilieii :iu.. .,J.ilS iiiiii iiiit \ti %iil.~~~uii~ Ici<br />
hi.l./cii \>ri:iliriiii~~iri~i , iii ilii hii .lci(;:~,li:iii~iuliriiii.' .>lilic<br />
~ -~ ~<br />
Auftrag geltenden allgemeinen Verjährungsgmndsätze eingreife"'.<br />
Die kurzeVerjährungsfrist „durchbreche" zwar „die<br />
Verjährungsgrundsätze der negotiorum gestio", doch handele<br />
es ,,sich lediglich um eine Frage der Zweckmäßigkeit"8.<br />
Die kurze Verjährungsfrist <strong>für</strong> Ersatzansprüche des Vermie-<br />
ters wegenverändemngen oderVerschlechterungender Miet-<br />
sache wurde erst nachgeschoben. ,,Nachdem <strong>für</strong> die Ersatz-<br />
ansprüche des Miethers wegen Veiwendungen eine kurzever-<br />
jährung eingeführt sei", so erläutern die Protokolle, „erschei-<br />
ne es billig, auf der anderen Seite auch die Ersatzansprüche<br />
des Vermiethers der gleichen Verjährung zu unterstel1en"Y.<br />
EI. Weite Auslegung?<br />
1. Vermieterschutz<br />
Nach ständiger Rechtsprechung ist 5 548 BGB „weit ausm-<br />
legen". Das ist <strong>für</strong> sich genommen nicht mehr als ein Schlag-<br />
1) WuM 2010.68 1 = NZM 201 0,860.<br />
2) BGHZ 181, 188 = WUM 2009,3Y5 m. Anm. Einst, S. 581 = MietPran-<br />
AK, $8 12 BGB Nr 5 m. Anm. Eisenschmid undjurisPR-MietR 1512009<br />
Anm. 3.<br />
3) WuM 2010, 480 m. Anm. Blank, juiisPR-MietR 1712010 A m. 4 und<br />
Jacoby, Info M 2010,315 sowie Wiek, WuM 2010,535;Vorinstanz:AG<br />
Freiburg WuM 2010,232 m. Anm. Blank.<br />
4) Ebenso zuletzt AG Berlin-Schöneberg NZM 2010, 785; Streyl, in:<br />
Schmidt-Futterer, Mietrecht, 10. Aufl., $548 Rh. 49 und WuM 2010,<br />
603; a.A. Langenberg, in: Schmidt-Futterer, a. a.O., $538 Rdn. 206; Pa-<br />
landweidenkaff, BGB, 70. Aufl., $535 Rdn. 47a, 5548 R h. 10; un-<br />
entschieden StaudingerlEmmerich, BGB, Neubearb. 2011, $535 Rdn.<br />
104; weitere Nachweise zum Streitstand bei Wiek, WUM 2010,535.<br />
5) Johann Peter Hebel, Schatrk;istlein des iheinischen Hausfreundes, Nach-<br />
druck derAusgabe.l811 (insel Wschenbuch 719). S. 12.<br />
6) Prot. ii, S.177.<br />
7) Prot 11, a. a.0.<br />
8) Pmt. 11, a. a.0.<br />
9) Prot 11, S. 194.
wort. Sein konkreter Anwendungsbereich innerhalb des mög- Mieter, also in der Vertragzeit, entstanden sindlg. Davon ahlichen<br />
Wortsinns bestimmt sich nach dem Zweck der kurzen zuweichen, erfordertjuristische Phantasie. Die zeitliche Rück-<br />
Verjähmngsfrist. heziehung einer nachvertraglichen Renovierung in die Ver-<br />
~ l i man ~ k bei ~ der teleologischen ~~~l~~~~~ - & das LG tragszeit über dieBrücke einer nachwirkendenvertragspflicht<br />
Kassel-nurauf denBeschleunigungseffekteinerkurzenVer. mit Beginn der kurzen Verjähmngsfrist ab ~eendi~ung der<br />
jährung, so ist es geradezu selbstverständlich, dass dieser Renovierungsarbeitenl9 ist eine scharfsinnige Konstniktion,<br />
sichtspunkt auf jeden möglichen Anspruch zutrifft, der aus welche die Grenzen des 548 Abs.2 BGB doch arg StraPaeiner<br />
Maßnahme in der <strong>Wohn</strong>ung herrührt. Man muss <strong>für</strong> die ziert.<br />
Rechtfertigung der kurzen ~erjährun~ der Mieteranspruche 3. ~ b~~ltaa~~kl~as~l<br />
" ..,~... .<br />
zusätzlich berücksichtigen, dass es dabei um den Schutz des<br />
Von der,.~oi%9isi-um $548 Abs. 2 BGB ist auch die Ver-<br />
Vermieters gehtlo. Diesen besonderen Schutz verdient der Ver-<br />
'jährungsfrist <strong>für</strong> den Anspmch des Mieters auf Rückzahlung'<br />
mieter aber nur gegen Aufwendungen, die ersatzfähig sind.<br />
eines rechtsgmndlos geleisteten Abgeltungsbetrags nicht un-<br />
Wenn nach dem Vertrag ein Ersatzanspruch des Mieters <strong>für</strong> berührt geblieben. Sind bei Vertragsende noch keine Schöneine<br />
bestimmte Maßnahme wie eben die Durchführung von<br />
heitsreparaturen fallig und zahlt der Mieter daraufhin aufgrund<br />
Schönheitsreparaturen auf eigene Kosten ausgeschlossen ist,<br />
einer unwirksamen Quotenklausel einen Abgeltungsbetrag,<br />
stellt sich da<strong>für</strong> bei Vertragsbeendigung die Forderung nach so gilt nach h.M. <strong>für</strong> den hereicherungsrechtlichen Rückzaheiner<br />
„raschen Auseinandersetzung" nichtll. Der Mieter soll<br />
lungsanspruch die Regeiverjähmng der $6 195, 199 BGB2Q.<br />
seine Aufwendungen, <strong>für</strong> die er Ersatz haben möchte, nach<br />
Die Zahlung eines Abgeltungshetrages an den Vermieter ist<br />
Vertragsende zügig - - abrechnen, damit der Vermieter rechtzeikeine<br />
Aufwendung des Mieters auf die <strong>Wohn</strong>ung. Auch auf<br />
I I \%CI ~ 4, ndr.tr1 cr 1.1 l).~r..h dit ~ I I ~ / \':r~:~I~r~rng<br />
C ~ollc~ri .I12<br />
diesen Fall wollen aber neuerdings abweichende Stimmen<br />
\licii~.tri:ir~ii zii L~III',~ 11lti~1101~1 - r..\ihili 1.~~1~1ellr.11~ v
Rechtsanwalt DI: Roger Blum, Fachanwaltfur Miet- und <strong>Wohn</strong>ungseigentumsrechi, Berlin<br />
Betriebskostenabrechnung:<br />
Kalendermethode contra kaufmännische Berechnungsmethode<br />
In der Praxis komnt es nicht selten zum Streit zwischen Vermieter<br />
und Mieter, ob die Betnebskostenabrechnung eine taggenaue<br />
Abrechnung verlangt oder ob auch eine Abrechnung<br />
nach der kaufmännischen Berechnungsmethode erfolgen<br />
kann.<br />
Nach Ansicht des Amtsgerichts Köpenick3 ist die Anwendung<br />
der kaufmänni~chen:Be~e~@u~~methode im Ergebnis nicht<br />
zu beanstand&uidW?&el3pricht nicht den $5 556Abs. 3 S. 1,<br />
566 aBGB: Maßgeblich sei. dass Differemen ~ atisschließlich<br />
~~~~ ...............<br />
dann eintreten können; wenn ein Mietverhältnis nicht ganz-<br />
Nach der Kalendermethode werden die Abrechnungstage in<br />
der Betnebskostenabrechnung kalendergenau berechnet, d.h.<br />
<strong>für</strong> Nicht-Schaltjahre sind 365 Tage, <strong>für</strong> Schaltjahre 366 Tage<br />
anzusetzen.' Dagegen hat sich in Deutschland im kaufmännischen<br />
Bereich das sog. Bankjahr etabliert, das lediglich<br />
360 Tage umfasst. Die kaufmännische Berechnungsmethode<br />
geht von der Annahme aus, dass ein Jahr 12 Monate zu<br />
jährig bestand, nur geringfügig eintreten und zum anderen sowohl<br />
die eine als auch die andere Partei begünstigen und benachteiligen<br />
können. Die Vereinfachung der Abrechnung<br />
durch Anwendung der kaufmännischen Berechnungsmethode<br />
sei nicht als unbillig anzusehen. Immer wieder wird von<br />
den Gerichten betont, dass es bei der Abrechnung der Betriebskosten<br />
keip ,,Pfenniggerechtigkeit" gebe.4<br />
je 30Tagen hat. Eine Rechtsgrundlage <strong>für</strong> die kaufmännische<br />
Berechnungsmethode gibt es nicht. Sie erfährt ihre Legiti-<br />
Allerdings sprechen gewichtige Gründe <strong>für</strong> die Anwendung<br />
einer tageenauen Abrechnungsmethode bei der Abrechnung<br />
-~ - ~ ---- ~ ~~..<br />
. ... ... -..<br />
wird. Man nennt diese Methode deshalb auch 3651360-Ge- historische GGnd <strong>für</strong> diese Berechnungsmethode - die Ver-<br />
thode.<br />
Welche der Berechnungsmethoden ist die richtige? Kann die<br />
Berechnungsmethode durch denvennieter frei nach Belieben<br />
gewählt werden? Wenn jemand z. B. am28. Februar auszieht,<br />
so macht es einen nicht unerheblichen Unterschied, ob er<br />
581365Anteile tragen soll oder 601360. Es ergibt sich eine Dif-<br />
ferenz von fast 5 Prozent.<br />
Der Gesetzgeber hat sich nicht ausdrücklich auf eine Ab-<br />
rechnungsmethode festgelegt. Der Wortlaut des $556 Abs. 3<br />
S. 1 BGB spricht lediglich davon, dass ,jährlich" abmrech-<br />
nen ist. Dabei ist der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit zu be-<br />
achten. Ein Rückgriff auf die gesetzliche Berechnungsme-<br />
thode nach $ 191 BGB, wonach der Monat zu 30 Tagen und<br />
das Jahrzu 365 Tagen gerechnet wird, scheidet aus. DieNorm<br />
bezieht sich nur auf die Berechnung von Zeiträumen, die nicht<br />
zusammenhängend verlaufen brauchen, was bei der Be-<br />
triebskostenabrechnung aber gerade nicht der Fall ist.<br />
einfachung der Zinsrechnung - durchdie Verbreitung mo-<br />
derner Rechengeräte entfallen. Die kaufmännische Berech-<br />
nungsmethode widerspricht vor allem aber dem allgemein an-<br />
erkannten Grundsatz, dass der Mieter nur <strong>für</strong> den Zeitraum<br />
zahlen soll, in dem er einen Nutzungsvorteil hatte, und der<br />
Vermieter nur das verlangen kann, was er entbehren musste.<br />
Fazit: Das fehlende Bedürfnis <strong>für</strong> die Anwendung der im Fi-<br />
nanzwesen gewohnheitsrechtlich anerkannten kaufmänni-<br />
schen Berechnunesmethode, vor allem aber Gerechtigkeits-<br />
abrechnung.<br />
Dr Johunnes D Hengstenberg, co2onlme gemeznnutrzge GmbH, Berlzn<br />
I) UIN 1355, 1.15; ISO 8601 2.2.14: ISO 80000-3: 2006,Anhang C.<br />
2) sog. französische Methode der Zinstageberechnuiig = Eurozinsmetliode.<br />
3) AG Köpenick, Urteil vom 18. Januar 2011, Ar.: 7 C 132110.<br />
4) u.a. LG Brilin, Urteil vom 14. Novernber2002, Ar.: 62 S 230102 =GE<br />
2003, 121.<br />
Das Nutzerverhalten in der Heizkostenabrechnung sichtbar machen!<br />
- Vorschlag zu einer Ergänzung der Heizkostenverordnung -<br />
Etwa 16 Millionen Haushalte in zentral beheizten Mehrfami-<br />
lienhäusern erhalten jährlich eine Heizkostenabrechnung, wel-<br />
che die Heizkosten des Gebäudes nach dem Venusacherprin-<br />
zip auf einzelne <strong>Wohn</strong>ungen umlegt. Diese Abrechnungen<br />
enthalten alle informationen, um den Heizenergieverbrauch<br />
einer <strong>Wohn</strong>ung mit dem des Gebäudes insgesamt zu verglei-<br />
chen und zu bewerten. Noch besser kann die ,,Angemessen-<br />
heit" des Heizenergieverbrauchs einer <strong>Wohn</strong>ung bewertet wer-<br />
den, wenn bekannt ist, wo die <strong>Wohn</strong>ung im Gebäude liegt. Ist<br />
dies der Fall, kann ein statistisch ermittelter ,,Lagefaktor" die<br />
Bewertung des Heizenergieverbrauchs der <strong>Wohn</strong>ung präd-<br />
sieren.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
Derzeit können wedervermieter noch Mieter anhiind der Heiz-<br />
kostenabrechnung ohne eine fachliche Anleitung klären, ob<br />
eine <strong>Wohn</strong>ung ,,relativ viel" oder ,,relativ wenig" Heizener-<br />
gie verbraucht. Dazu müssten der Heizenergieverbrauch des<br />
Gebäudes und der <strong>Wohn</strong>ung mit der beheizten Fläche von Ge-<br />
bäude und <strong>Wohn</strong>nne ins Verhältnis gesetzt werden. Zudem<br />
ten.<br />
Für Laien wie Fachleute liegt die größte Schwierigkeit dann,<br />
die genannten Daten in den von Messdienstunternehmen er-
stellten. bisher nicht standardisierten Abrechnungen m fin-<br />
den. Diese Informationen stehen an unterschiedlychen Stel-<br />
len -ohne Hinweis auf ihre Bedeutung oder Nutzlichkeit.<br />
Eine verbraucherfreundliche Heizkostenabrechnung könnte<br />
zudem helfen, die Auswirkungen von Leerständen auf die<br />
Heizkosten benachbarter <strong>Wohn</strong>ungen ~ ~ sichtbar ~ ~ zu machen.<br />
Denn <strong>Wohn</strong>ungen, die an leerstehende <strong>Wohn</strong>ungen grenzen,<br />
sind ähnlich benachteiligt wie <strong>Wohn</strong>ungen in exponierter Lage.<br />
Die Wärmeverluste durch ungedämmte Innenwände be-<br />
meverluste durch Außenwände, Fußböden und Decken bei<br />
Gebäuden mit fehlender Dach-, Keller- oder Fassadendäm-<br />
mung. In Deutschland gibt es etwa 780.000 leerstehende Woh-<br />
nungen.\ Insofern hat das Problem <strong>für</strong> einen großen Teil der<br />
MieterInnen ein erhebliches Gewicht.2<br />
.. ~<br />
~ -- ~,<br />
aller Heizkörper des Hauses werden abgelesen und addiert.<br />
Dann wird der Anteil der VEs einer <strong>Wohn</strong>ung an den VEs des<br />
gesamten Gebäudes errechnet. Die Multiplikation dieses Anteils<br />
mit dem Heizenergieverbrauch des Gebäudes ergibt dann<br />
eine Zahl, die als ,,Heizenergieverbrauch der <strong>Wohn</strong>ung" interpretiert<br />
wird.<br />
Zur l3cncrI.t11g ,der ,..\ii+.~~iic~~c~~I~:~l"<br />
CI.,, llc~/ct~crgic\?r-<br />
integrieren und das Ergebnis &„faire" Bewertung des ~ e i g<br />
energieverbrauchs einer <strong>Wohn</strong>ung in der Heizkostenabrech-<br />
nung darstellen.<br />
Ein geringfügiger Mehraufwand entsteht, wenn der Hauseigentümer<br />
oder -verwalter dem Messdienstleister die Lage<br />
der <strong>Wohn</strong>ungen im Gebäude (mittig, am rechteniiinken Rand,<br />
an Ecken) sowie die Lage leerstehender <strong>Wohn</strong>ungen beschreibts.<br />
Außerdem muss er mitteilen, ob das Gebäude Teil<br />
einer Häuserzeile ist (Blockbebauung), am Ende einer Zeile<br />
oder ganz frei steht.6 Mit diesen Angaben kann der Lagefaktor<br />
ermittelt werden.<br />
Diesem geringen und - mit Ausnahme der Leerstände -einmaligen<br />
Aufwand <strong>für</strong> Hauseigentün~er und Messdienstleister<br />
steht ein zweifacher Nutzen gegenüber, dessen Höhe im Einzelnen<br />
noch zu berechnen yäre, der aber schon a pnori <strong>für</strong><br />
Umwelt und Gesellschaft enorm ist.<br />
1. Der ökologische Nutzen<br />
Wenn Bewohner von zentral beheizten Mehrfamilienhäusern<br />
nicht wissen, wie hoch ihr Anteil am Heizenergieverbrauch<br />
des gesamten Gebäudes ist, können sie nicht beurteilen, ob<br />
sie sparsam oder verschwenderisch mit Heizenergie umgehen.<br />
Die zentrale Information einer Heizkostenabrechnune besteht<br />
derzeit dann, dass eine Nachzahlung oder ~iickzahrung fäl-<br />
Deswegen empfiehlt co2online der Bundesregierung, eine<br />
kommentierte Kennzahl <strong>für</strong> eine faire Bewertung des Heiz-<br />
energieverbrauchs einer <strong>Wohn</strong>ung als zwingenden Teil der<br />
Heizkostenabrechnung ordnungsrechtlich zu normieren. Dies<br />
sollte im Zuge der nächsten Novellieiung der Heizkostenver-<br />
ordnung passieren. So kann zumindest der Einfluss des Nut-<br />
zerverhaltens auf den Heizenergieverbrauch einer <strong>Wohn</strong>ung<br />
klar dargestellt werden.<br />
U U<br />
:. ist ;I& <strong>für</strong> NutzerInnen einer jeden <strong>Wohn</strong>ung, die der Heiz-<br />
kos'ienverorduung unterliegt, von wirtschaftlichem wie päd-<br />
agogischem Wert. Denn diese Kennzahl macht NutzerInnen<br />
den Einfluss ihres Verhaltens auf die Heizkosten sichtbar. Sie<br />
ermöglicht eine Trennung des Einflusses des Verhaltens von<br />
anderen Faktoren wie verändertem Brennstoffpreis oder von<br />
einem kalten oder milden Winter. Erst wenn BewohnerInnen<br />
von zentral beheizten Mehrfamilienhäusern wissen, ob ihre<br />
<strong>Wohn</strong>ung relativ viel oder relativ wenig verbraucht, können<br />
sie sich zielgerichtet <strong>für</strong> eine sparsameVerwendung von Heiz-<br />
energie engagieren, indem sie etwa die Soll-Temperatur am<br />
Thermostat senken und bewusst lüften. Natürlich wird eine<br />
solche Kennzahl auch als Loh und Bestätigung der NutzerIn-<br />
nen in ihrem Bemühen um den Klimaschutz empfunden.7<br />
2. Der Nutzen <strong>für</strong> den Steuerzahler<br />
Ih~.~ii~li~~~~iicr \\iiliiiiin; priiii III.,I~ IIIIII, ,ih ,lei :\ni~,il .l~.r \\:III- Ob einle Bewohnerlin sparsam oder verschwenderisch heizt,<br />
II.III~ 2111 \~~rhr;~ii.~l~ h1cinc.r ,~~lcr gi,)l~e~' I,I JI, illr A1ilr11 :I~I ist auch <strong>für</strong> die Erstattung von Heizkosten an Bezieher von<br />
der CL~~.
Das würde die heutige Praxis ablösen, die zwar der BSG-<br />
Rechtsprechung folgt, aber weder sozial gerecht noch ökolo-<br />
gisch effizient ist. Das BSG-Urteil vom 2.7.2009 macht die<br />
Heizspiegel von co2online (die jährlichen Kommunalen Heiz-<br />
spiegel, wo vorhanden, sonst die Bundesweiten) zum Maß-<br />
stab <strong>für</strong> die Angemessenheit von Heizkosten. Heizspiegel-Ta-<br />
bellen beziehen sich jedoch auf Verbrauch und Kosten von<br />
ganzen Gebäuden. Sie bewerten grundsätzlich weder den Heiz-<br />
energieverbrauch noch die Heizkosten einzelner <strong>Wohn</strong>ungen.<br />
Deshalb werden fälschlich oft auch jeneEmpfänger vonTrans-<br />
fereinkommen (von ARGEN oder Sozialämtem) wegen über-<br />
höhter Heizkosten gesügt, die<br />
a) Vermieter haben, die durch unwirtschaftlichen Einkauf von<br />
Betriebsstrom, Messdienstleistungen oder Wartung unnötig<br />
hohe Heiznebenkosten erzeugen<br />
undloder<br />
b) in schlecht oder uiisanierten Häusern wohnen und deswe-<br />
gen - also nicht wegen persönlicher Verschweiidung von Heiz-<br />
energie - überhöhte Heizkosten zu tragen haben.<br />
Aus diesen Gründen empfiehlt co2online der Bundesregie-<br />
rung eine Anderung der Heizkostenverordnuug, damit künf-<br />
tig alle Heizkostenabrechnungen<br />
eine Kennzahl <strong>für</strong> eine faire Bewertung des Heizenergie-<br />
verbrauchs einer jeden <strong>Wohn</strong>ung enthalten,<br />
einen Text aus fünf Textbausteinen enthalten, der die Ab-<br />
weichung der <strong>Wohn</strong>ung vom durchschnittlichen Heizener-<br />
gieverhrauch des Gebäudes je nach Rechenergebnis kom-<br />
mentiert und bewertet,<br />
Pro$ D% Stefan Kofiec MCIH, Hochschule Zittaarlitz<br />
einen Lagefaktmund einen Leerstandsfaktor verwenden, der<br />
die errechnete Kennzahl relativiert, damit der banphysika- . .<br />
li.:hc Eiiiilii,s Jcr l ~g; Jer \\;iliiiiing iiii Cii.h:iiid~ .iiiiLI~,rcii<br />
Hei/eiier$i~~\.~rhr.tu~.h \vcilgeIi?11~1 ii~~uiril~~icrl \! ird:<br />
I)?I iiii~ii~icllc Uui/-ii .li?\er K:iiii/..~hl iiir di., ,,t'iei~iliih~~<br />
ll~iid i.icii,~r~i~. L,~IIII J.tJ.~r:h Jti:Ii \'ei~~Ii\!~~n,luii~ v,)n llci/-<br />
U<br />
energie in <strong>Wohn</strong>ungen von Transfereinkommensbeziehern<br />
zudem kör&n die Sodalbehörden und ARGEN künftig auch<br />
auf Bewohner von. Gebäuden mit einem mittleren oder niedrigen<br />
Heizenergie-Gesamtverbrauch einwirken, wenn in deren<br />
<strong>Wohn</strong>ung, erkennbar anhand der Kennzahl, leichtfertig<br />
mit Heizenergie umgegangen wird. Das ist mit den Heizspiegeln<br />
von cozonline, die das Bundessozialgericht zur Beurteilung<br />
der Heizkosten von Empfange~n des Arbeitslosengeldes<br />
I1 heranzieht, nicht möglich. Dadurchbleiben bislang 90% aller<br />
Fälle ungeprüft.<br />
9) Selbst wenn gegen einen Lvgelaktor zu Recht eingewendet wird, dass<br />
er „nur" eine statistische Größe von zweifelhafter Genauigkeit sei, wür-<br />
de die hier vorgeschlagenen Kennzahl immer noch dadurch nutzen, dass<br />
sie Mieterlnneii und WEG-Eigentilmerlnnen plastisch vor Augen hält,<br />
welche Ändeningen des anteiligen Heirenergieievcrbraudis einer Woh~<br />
nung sich ans Verhaltensändeningen von MieterInnen und WEG-Ei-<br />
gentümerlnnen im Umgang mit Heizenergie ergeben (positive Rück-<br />
kopplung).<br />
Unterkunft und Heizung im SGB 11:<br />
<strong>Un<strong>angemessene</strong></strong> <strong>Leistungen</strong> <strong>für</strong> <strong>angemessene</strong> <strong>Bedarfe</strong>?<br />
Die Hairz IV-Gesetzgebung ist wie erwartet zur Dauerhaustelle<br />
geworden. 5 1 Gesetzesändemngeu in 6 Jahren sind ein<br />
trauriger Rekord. Die Sozialgenchte ersticken in immer neuen<br />
Klagen und die Verwaltung arbeitet wegen der ständigen<br />
Änderungen am Rande ihrer Leistungsfähigkeit. Nun steht<br />
wieder eine größere Revision der Sozialgesetzgehung bevor.<br />
Die methodisch saubere Ermittlung aer Regelsätze und der<br />
Bildungsbedarf hilfehedürftiger Kinder stehen derzeit imVordergrund<br />
der politischen Diskussion. Weniger Beachtung ha-<br />
Satzuues- . . statt Verordnunesermächtieune<br />
. . . ..<br />
I)ic ii:ii ~~iii;ciii;icii > S 22.1 ?IL $(;I1 II-l-':tiili.~I~i~ii :in..\vc-<br />
~r~iii11.11c I~i\v.~iir.riiiig iIc, H.tii.lliiiig~.liir.Ir:~~t~ii~ iici Kriiw<br />
~iii,l hr:i.irei,~ii SI.~IL, iiii lliiiI)l~:k ,.LI; Jic I~c~iI~~~iiiig \tiii<br />
C>I)crdr.~ii/.~ii " riir .lcii 13c.l..i-i .tii L iiicrhiiiiii iiiiJ Il~~ui~.'. \\~~iiii<br />
sie durch ein Landesgesetz dazu ermächtigt werden, können<br />
die kommunalen Träger über die Höhe der <strong>angemessene</strong>n Aufwendungen<br />
auf ihrem Gebiet mehr oder weniger allein hestimmen.<br />
Die eigentliche Satzungsennächtigung ist in 9: 22a<br />
ben die vorgesehenen Neuregelungen im Bereich der Anerkennung<br />
von Kosten der Unterkunft und Heizung gefunden.<br />
enthalten. $22b stellt Mindestanfordemngen an die Satzungsinhalte<br />
auf und in 5 22c werden Fragen der Dateuerhe-<br />
Dies obwohl ein Drittel der Gesamtausgaben <strong>für</strong> das Arbeits- bung und -ausWertung einschließlich der Aktualisierung der<br />
losengeld 11 auf <strong>Leistungen</strong> <strong>für</strong> Unterkunft und Heizung ent- Daten geregelt.<br />
fällt und die durchschnittlichen <strong>Leistungen</strong> da<strong>für</strong> inzwischen Diese Regelungen sind offenbar als Ersatz <strong>für</strong> die Streichung<br />
fast so hoch ausfallen wie die Regelleistung pro Bedarfsge- der Verordnungsermächtigung des $ 27 SBG I1 gedacht. Darneinschaft<br />
Wenn hier vom Prinzip der individuellen Ange- nach hätte das Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales im<br />
messenheit abgewichen wird und den kommunalen Trägem Einvernehmen mit dem Bundesministerium der Finanzen<br />
I l c u ~ ~ l ~ p lI r i ~ n ur ~ i l'i~~Ii.ilicr~~~<br />
.<br />
,lor;li Ii.iii-crn ~~ciiJ~in~~~ii<br />
1111 1'1it~~rkuii11 und lIt~i/~iiig :iii$ciiie~,cii siii(1 uiiJ<br />
I I . I I I I ~ I . i . U I 7.1 c r r ~ r i uiirei'\r~l,h~~ii \ ,>rdii,.i.t/iiiig:ii iiii' K.i\ii,ii iiir IiiircrAiiiiii liiiJ<br />
iiididc I:rli.~liiiiiz $Irr I
Das Problem, durch eine Verordnung auf der Bundesebene<br />
zentral die Angeinessenheit von Unterkunftskosten zu regeln,<br />
die ihrer Natur nach einen lokalen Charakter haben, glich der<br />
Quadratur des Kreises. Man hätte allenfalls versuchen können,<br />
den Kommunen einige gutgemeinte methodische Ratschläge<br />
mit auf den Weg zu geben.<br />
Hätte das Ministerium von der Verordnungsermächtigung Gebrauch<br />
gemacht und Voraussetzungen <strong>für</strong> die Paiischalierung<br />
von <strong>Leistungen</strong> <strong>für</strong> Heizung und Unterkunft bestimmt, so hätte<br />
damit der individuelle Ansoruch aiif den vollständigen Er-<br />
,.,I/ ~ii+~iii.~~~.~ii~~r ti~t~tcii Ihcr.!ii~ ;iii,g,~li.~h,,Ii \~erJc~ii<br />
I I . I I r e r i . fJ.i~.Ii:liru~i h i i<br />
genüber der derzeit noch geltenden Fassung der Norm besteht<br />
dain, daß diese von zu erbringenden <strong>Leistungen</strong> anstelle von<br />
anzuerkennenden <strong>Bedarfe</strong>n spricht. Mit dieser Neufassung<br />
soll offenbar ein Einfallstor <strong>für</strong> die amtliche Festsetzung von<br />
<strong>Bedarfe</strong>n unterhalb der individuellen Angemessenheitsgrenze<br />
geschaffen werden.<br />
Der Begriff der Angemessenheit als solcher ist davon aber<br />
nicht berührt. Dieser stellt auf eine individuelle Angemes-<br />
~enhejlab.~'Qas~i$ fmH.~nhlick auf die Kosten der Unterkunft<br />
unshitti~uiid;hei $en geizkosten überwiegt diese SichtweiiiiiLI<br />
F;~:Iilii~~r.~iiir. 111 .~ie\eiii Z.i~~iii-<br />
I<br />
k;h.<br />
I<br />
\t iii Ke:Iii~1>rcL~liii~i~<br />
~ii~~iili.~~~:: h:~ei /ii-<br />
\1~111~~.1~~1i i~nJ 11111 Jc,r -c<br />
I>iii~icii/i;riiii~ :riiiiii:Iii. \
Ermächtigung zur Pauschalierung der<br />
oder eines Landkreises Pauschalen und <strong>angemessene</strong> Lei-<br />
Unterkunftskosten<br />
stungen gebietsweise nebeneinander bestehen. Hier wäre noch<br />
Die Länder können die Kreise und kreisfreien Städte nach<br />
§ 22a Abs. 2 auch ermächtigen (aber nach dem Wortlaut des<br />
Raum <strong>für</strong> Komplexitatssteigerung als Folge einer variantenreichen<br />
Gesetzgebung.<br />
Entwurfs nicht verpflichten), abweichend von der Gurantie<br />
des S22Abs. I Satz 1 SGB Il(-E), die <strong>Bedarfe</strong> <strong>für</strong> Unterkunft<br />
und Heizung in ihrem Gebiet durch eine monatliche Pauschale<br />
zu berücksichtigen. Die Ermächtigung zur Pauschalierung<br />
darf aber nur erteilt werden, „wenn auf dem örtlichen Woh-<br />
Die ueuen Wahlmöglichkeiten machen auf den unhefangenen<br />
- - Beobachter ~ ~ ~ den Eindrnck von ..Ex~enmentier!dauseIn".<br />
.. .<br />
Die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände hat<br />
in ihrer Stellungnahme <strong>für</strong> die Anhömng im Bundestagsausschuß<br />
zutreffend .B.itis
sung zu regeln versuchen. Doch kann die Verfiigbarkeit freien<br />
<strong>Wohn</strong>raums je nach Marktsegment und Teilgebiet unterschiedlich<br />
sein.<br />
Stadt<br />
Mietobergrenze<br />
i)~~~~.~:liliiIi~~<br />
l dgth .11c,c1 l:i111~.li1i~1t1t~~~~1ii1~~~c1~1t1i~<br />
1.1uli<br />
,i.,r..iii Iiiiidus. J;il: .in :tiigc~p.tiiiiieii \\;~liiiiiii~~iii.tihic~~ iiiit<br />
:iii?r .$criiisu~~li.tlici~<br />
werden dürfen. ~ie'~inkommens- und~rm~~en~~osition der<br />
betreffenden Leistungsempfänger ist somit besser geschützt ;lyn~~Fheu~; . ,., 341:116<br />
als die von Mietern an entspannten <strong>Wohn</strong>ungsmärkten. Dies Ko,*n-" :;." ; .:.:.:' :'".357 007<br />
kann man damit begründen, daß die Mieter an angespannten,'.<br />
<strong>Wohn</strong>ungsmärkten in den Fällen, wo Pauschalen eine volle Ha&g ': ::<br />
Deckung der tatsächlichen Kosten nicht zulassen, größere<br />
383.25-576.008<br />
Schwierigkeiten hätten, eine den pauschalen Regelungen entsprechende<br />
Ersatzwohnung zu finden.<br />
neno-kalt<br />
netto-kalt<br />
netto-kalt<br />
netto-kalt<br />
abhängig von<br />
Jahr der<br />
Das klingt rücksic.htsvol1. Es ist aber nicht mehr als eine Vor-<br />
Neuanmietung<br />
kunftsbedarfe pauschal ahzugelt~n. Den hietern an ent-<br />
spannten <strong>Wohn</strong>ungsmärkten soll solche Rücksicht nicht zu-<br />
teil werden. Sie müssen Unterdeckungen ihrer angemesse-<br />
nen Kosten in Kauf nehmen oder sich in Form von Umzug<br />
oder Untervermietung selbst helfen.<br />
Grundsatz der Wirtschaftlichkeit<br />
Abgesehen von der Voraussetzung der Verfügbarkeit von<br />
<strong>Wohn</strong>raum soll die Ermächtigungshefugnis auch unter den<br />
Vorbehalt der Wirtschaftlichkeit gestellt werden. Mit Wirt-<br />
schaftlichkeit bezeichnet man gemeinhin den effizienten Ein-<br />
satz von Ressourcen. Hier sind offenbar die Ressourcen der<br />
höhe der ~eistungn und der Verwaltungskosten eine Mehrbelastung<br />
des begeffenden öffentlichen Haushaltes gegenüber<br />
einer vollständigen Anerkennune <strong>angemessene</strong>r Kosten <strong>für</strong><br />
Unterkunft und keizung ergibt.<br />
Der Bundesrechnuneshof empfiehlt den Ländern iusbeson-<br />
ist. Sei danach beispielsweise die regionale Varianz der Auf-<br />
wendungen <strong>für</strong> Unterkunft und Heizung gering, könnten Be-<br />
darfsüherdeckungen durch Pauschalierung mit den gleichzei-<br />
Derzeitige Praxis der Ermittlung <strong>angemessene</strong>r <strong>Bedarfe</strong><br />
Wenn man sich die bestehenden KdU-Richtlinien der Ge-<br />
entscheiden die zuständigen Städte und Kreise schon heute<br />
weitgehend autonom darüber, welche Kosten unter den Be-<br />
dingungen des lokalen Wobnungsrnarktes als angemessen an-<br />
gesehen werden. Die nachstehende Tabelle gibt einen<br />
Uberblick üher die derzeit anwendbaren Mietobergrenzen <strong>für</strong><br />
3-Personenhaushalte <strong>für</strong> eine kleine Auswahl ost- und west-<br />
deutscher Städte.<br />
Schon die Ausgangsbasis der Mietohergrenzen ist von Ort zu<br />
Oa unterschiedlich. In nicht wenigen Fällen ist die Vorge-<br />
hensweise unzureichend dokumentiert, so daß die empirische<br />
Bezugshasis nicht deutlich wird. Während sich viele Städte<br />
und Landkreise am unteren Rand der Vergleichsmiete orien-<br />
111.1 !gi~LiIi.iiii 22 i ., ?I, :. ,I,, .i \{ii'l<br />
' I *<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
Wieder andere Kommunen haben versucht. sich an die Miet- kommt da<strong>für</strong> ex definitione nicht inFrage, da sie der Deckung<br />
des physischen und soziokulturellen ~kndbedarfs ohne K;<br />
sten der Unterkunft und Heizung dient.18<br />
bieten innezalb der Stadt oder des Landkreises differenziert.<br />
Zum Teil trifft man auch auf Sonderregelungen <strong>für</strong> besonde- Der Gesetzentwurf unterstellt, daß eine Pauschalierung „nur<br />
re Lebens- und <strong>Wohn</strong>lagen (2. B. soziale Bezüge der Kinder, im Einzelfall" zu unzumutbaren Ergebnissen führen wird. Das<br />
ist keineswegs sicher. Da es hier um die materiellen Voraussetzungen<br />
<strong>für</strong> die Führung eines menschenwürdigen Lebens<br />
prozentualen Obergrenzen zwischen 10 und30 Prozent, die geht, müssen alle . .. Unterdeckungen im Vergleich zu einem im<br />
,L ..<br />
den Tolerierungsrahmen <strong>für</strong> Uberschreitungen der allge- Sinne von Artilel 1.:AKs,r"I S&,l GG <strong>angemessene</strong>n <strong>Wohn</strong>meingültigen<br />
Mietobergrenzen abstecken. InEinzelfillen wird konsumausg&lEh6c$6?aen, wenn die Betroffenen über keiauch<br />
nach dem Jahr der Fertigstellung der <strong>Wohn</strong>ung diffe- ne &deren 13inkommehsquelle~i als die existenzsichemde Rerenziert.<br />
gelleistung des'ArbeitSlosengeldes 11 verfügen. Die Fallzahlen<br />
könnte man allenfalls reduzieren, wenn man entweder die<br />
Relativ häufig werden größere Toleranzen <strong>für</strong> bestehende Pauschalen höher ansetzt als die bisher ~ültigen Obergrenzen<br />
Mietverträge eingeräumt. Eher selten findet man eine größer<<br />
T,~I:r:iii/ iiir \\'i>hnungen iii \'i:i.relii IIIII ciii:r,g~,ringcn<br />
1)i:Iiis \
genverantwortlichkeit der Betroffenen erreichen. Es ist eine fahr, daß höhere als die <strong>angemessene</strong>n Pauschalen festgesetzt<br />
Illusion, wenn die Bundesregierung glaubt, da13 man an der werden, nur umnotwendige Umzüge, Widersprüche undKla-<br />
grundsätzlichen individuellen Bedarfsorientierung des Ar- geverfahren zu vermeiden. Bei klaren Vorgaben <strong>für</strong> die Fest-<br />
allein von der Regelleistung Ght, dem kann man nichts neh- übeFdeckungen-entbehrlich (Ausschuß <strong>für</strong>Arbeit undSozia-<br />
men, ohne direkt in sein Existenzminimum einzugreifen.ig les 2010, S. 41).<br />
Es bleiben drei Alternativen (siehe die Abbildung). Man kann<br />
1. die Unterkunftskostenpauschalen so großzügig bemes-<br />
sen, daß nur wenige Härtefälle auftreten.<br />
2. Pauschalen einführen, die das durchschnittliche Lei-<br />
stungsniveau im Vergleich mit <strong>angemessene</strong>n Kosten<br />
nicht verändern.<br />
3. Pauschalen einführen, die das Leistungsniveau im Durch-<br />
schnitt nicht unerheblich absenken.<br />
Bei der ersten Variante büßt die Gesamtleistung mit Sicher-<br />
heit an sozialer Treffsicherheit ein, so daß Mehrkosten nicht<br />
nur aufgrund der Erhöhung der durchschnittlichen Leistung<br />
entstehen, sondern auch wegen Mitnahmeeffekten: Alle Be-<br />
darfsgemeinschaften, die bisher weniger Bedarf hatten als die<br />
lokal anwendbaren Obergrenzen zuließen, kämen durch eine<br />
pauschale Regelung in den Genuß von mehr oder weniger<br />
deutlichen Leistungserhöhungen! Das trifft in abgeschwäch-<br />
ter Form auch auf die heiden anderen Varianten zu.<br />
Die zweite und die dritte Variante würden <strong>für</strong> viele Hilfebe-<br />
dürftige zu ,,unzumutbaren Ergebnissen" führen und msätz-<br />
licheinen erheblichen Ausgleichsbedarfhegründen. Indiesen<br />
Fällen kommt es darauf an, wie man den Ausgleich her-<br />
beifiihrt: Entweder pauschal (durch eine spürbare Erhöhung<br />
der Regelleistung <strong>für</strong> alle Empfänger) oder individuell. Der<br />
erste Weg bedeutet erhebliche Mehrkosten und der zweite wä-<br />
re alles andere als ein Beitragzur Verwaltungsvereinfachung.<br />
Der DGB hat es in seiner Stellungnahme <strong>für</strong> die Anhörung<br />
im November 2010 so formuliert (Ausschuß <strong>für</strong> Arbeit und<br />
Soziales 201 0, S. 16):<br />
Um es.npch einpd,mit aller Deutlichkeit <strong>für</strong> die Nachwelt<br />
festzuhal:e~;.~~a-h;ilen führen auf der Leistungsseite zu<br />
Me~kosteu gegenüber der derzeitigen Regelung, es sei<br />
denn, man . senkt<br />
~ das Leistungsniveau wesentlich ab.<br />
. .<br />
.. .,<br />
Auswirkungen auf den örtlichen <strong>Wohn</strong>ungsmarkt<br />
Fiir Jir h.,iiiii~iii~.~lr.ii S.~i~iiii$c~ii ii:t,.li ,\ 22., .\I>\ 1 wII~,ii IIIli.,lili~hz<br />
\li11.1c~i..iii~ir.1c1iiii.'~~n ~clii~ii.<br />
..\~iii\ti~~liiii~~~ii iür L~~i~~~rhoiiii iiii.1 IIci/iiiig -.,IIcii iiiir eiiirii<br />
ciiii:t:h;ii S~.~ii.l:irJ .,ui tIi.iii .irrli:licn \\~~Iiiiiiiig~iii.trhi \\I-<br />
Jr.r.pi,y.,lii. . \ I ~ ~ ~ ~ I ; J:[ ~ I I li~i~.~;lle.<br />
\<br />
,I:, 3 &- K.IIIIIIIUII.!II CI.<br />
I)iL, :iii~riiie~~,~ii.~ii<br />
iii,n ~ -- iiiiiii2r er.,i::iz.ii IciI J.,r I iitcrhi.riii~- iiiiid --~ I lr.i/h.i\i;ii ~~~~ .li.r<br />
" ~<br />
Hilfehedürftigen selbst finanzieren müssen (inzwischen im<br />
Durchschnitt mehr als 75 Prozent), ist die Gefahr, daß auf diesem<br />
Gebiet allzu großzügige Maßstäbe angelegt werden, freilich<br />
als gering einzuschätzen.<br />
Weiterhin sollen die Kommunen gesetzlich verpflichtet wer-<br />
den. die Auswirkungen ihrer Satzungstätigkeitauf den örtli-<br />
chen <strong>Wohn</strong>ungsmarkt vorab zu prüfen. Im einzelnen gilt dies<br />
<strong>für</strong> mögliche mietpreiserhöhende Wirkungen, <strong>für</strong> eine mög-<br />
licheverknappung an <strong>Wohn</strong>raum einfachen Standards, <strong>für</strong> die<br />
Auswirkungen auf den sozialen Mix sowie <strong>für</strong> „alle ver-<br />
schiedenen Anbietergruppen". Die Auswirkungen auf diesen<br />
Gebieten gilt es aber lediglich zu ,,berücksichtigen". Damit<br />
dürften etwa mietpreiserhöhende Wirkungen bis zu einem ge-<br />
wissen Ausmaß zulässig sein.<br />
Der Hinweis auf die Verfügbarkeit von <strong>Wohn</strong>raum einfachen<br />
Standards ist nicht mehr als eine Deklaration des Selhstver-<br />
ständlichen. Wenn die Regelungen zur Angemessenheit von<br />
Unterkunfts- und Heizkosten zu einer extremenverknappung<br />
an <strong>Wohn</strong>raum dieses Typs führen, so wird ein Umzug <strong>für</strong> die<br />
meisten Hilfebedüiftigen mit ,,un<strong>angemessene</strong>n" <strong>Wohn</strong>kosten<br />
nicht möglich und zumuthar im Sinne von $22 Ahs. I Satz 2<br />
SGB sein. Als Folge wären die Angemessenheitsregeln ent-<br />
sprechend anzupassen.<br />
Eheiifalls zu prüfen sind rnögliche Auswirkungen auf die<br />
,,Schaffung und Erhaltung sozial ausgeglichener Bewohner-<br />
strukturen". Auf diesem Gebiet haben wir es allerdings mit<br />
einer Antinomie zwischen dem Ziel der Kosteneffizienz und<br />
dem Ziel eines sozial ausbalancierten Mietennixes zu tun.<br />
Großzügig bemessene Mietobergrenzen sind geeignet, die so-<br />
ziale Mischung der Bevölkerung zu bewahren, aber das muß<br />
man sich leisten können und wollen. In der Praxis des Geset-<br />
zesvollzugs wird im Zweifel die Kosteneffizienz Vorrang ha-<br />
ben und zwar besonders in Kommunen mit einem hohen An-<br />
teil an Empfangerhaushalten an der gesamten Bevölkemg.2'J<br />
..I'~.~I:~I~~IIIIII, J U I 1 1 l l l I IieiJ~i I iihl:ti i,i .lic.\iiii~~rJciiiii:. Jir. .\LI,\\ ir&iiii:.,ii ... ,~ii.~lle \Cr-<br />
1.Lllcr1 b~J.iiiJc.h~iiJ >iiiJ. riilii\tcii ,.iiiiti:Ii~ .,iigs,ci/i \\Cr-<br />
Jc,il. ti.Ih .iii iiiii riii~~r I';~ilrLli:ili~iiii1~ diig:~ii.~I>ie Kt -<br />
~.li~~.lci~.~~i~\~iI~~cicr~r~~~~peii'<br />
xii lpriil~~ri. \\cI:li: . \ I I ~ \ ~ I ~ ~ ~ I I I -<br />
gcii kiiiiicii Iii~~r~c.iii2iiii %,iii 'C;:lii 2, iiiii r1.1, \lic~iiii\2;.ii iiii<br />
~ii~iiciii~i~.iiiiii~ iii:lii /U cr~iilc~~ I ~ I Lilie . i'.~u~:Ii:~l~cru~i~ iiiii Siiiii.! i1111 ~~~~huiii~iili~lii'i~ \liii
Marktanteil in der Zielgruppe der ALG II-Empfängerhaus- Das lauft auf eine gesetzliche Tolerierune der Praxis vieler<br />
In 5 22b Abs. 1 Satz 4 des Gesetzentwurfes wird die inhaltli-<br />
che Zielstellung der neuen Satzungen klarer formuliert. Es<br />
geht daium, „dieVerhältnisse des einfachen Standards auf dem<br />
örtlichen <strong>Wohn</strong>ungsmarkt realitätsgerecht abzubilden". Die<br />
Richtlinien müssen demnach die tatsächlichen <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
marktverhältnisse angemessen widerspiegeln. Dabei sind die<br />
Obergrenzen <strong>für</strong> Mieten und Flächenkonsum so zu ziehen,<br />
daß entsnrechende <strong>Wohn</strong>ungen am örtlichen <strong>Wohn</strong>ungsmarkt<br />
in ausre'ichendzr Zahl verfugbar sind (5 22a Abs. 7 Satz2<br />
Nr. 2).<br />
Das Erfordernis der Verfügbarkeit erfordert jedoch eine dif-<br />
ferenzierte Betrachtung. Vor allem ist darauf zu achten, daß<br />
in allen verschiedenen Größenklassen je nach der Personen-<br />
zahl ein ausreichendes Angebot zur Verfügung steht. Für ein<br />
breiteres Spektrum an Lage- und Ausstattungsyualitäten soll<br />
dies freilich nicht gelten. Allenfalls „können die Kreise und<br />
kreisfreien Städte ihr Gebiet in mehrere Vergleichsräume un-<br />
terteilen, <strong>für</strong> die siejeweils eigene Angemessenheitswerte be-<br />
stimmen" (5 22Abs. 1 Satz 4 SGB II-E). Insoweit besteht ein<br />
Zielkonflikt zwischen dem durchgängigen Abstellen auf ei-<br />
nen einfachen Standard und der inhaltlichen Fordemng nach<br />
sozial ausgeglichenen Bewohuerstrukturen.<br />
Quadratmeterhöchstrnieten und<br />
Gesamtangemessenheitsgrenzen<br />
Die konkreten Inhalte der Satzungen sind in $22h SGB II-E<br />
geregelt. Überraschenderweise sollen darin <strong>angemessene</strong><br />
Flächen- und Mietobergrenzen festgelegt werden. Tm Hinblick<br />
auf die als angemessen anzusehende <strong>Wohn</strong>fläche wird aus-<br />
drücklich ein Bemg zur „Stniktur des örtlichen <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
marktes" hergestellt. Damit soll offenbar die Möglichkeit<br />
eröffnet werden, an angespannten <strong>Wohn</strong>ungsmärkten den Hil-<br />
Vereinbarkeit mit ü rund rechten wie der ~enschekürde und<br />
dem Gleicbbehandlungsgrundsatz.<br />
Nicht nur die Aufwendungen <strong>für</strong> Unterkunft, sondern auch<br />
die „als angemessen anerkannten Aufwendungen fiir die Hei-<br />
zung" können iri der Satzung ,,bestimmtu werden. Alternativ<br />
können anerkannte Verbrauchswerte festgelegt werden. Miet-<br />
und Heizkosten können sowohl in der Form einer Quadrat-<br />
meterhöchstmiete als auch in einer Gesamtangemessenheits-<br />
grenze (Bmttowmmietenkonzept) msammengefaßt werden.<br />
Einzelpreis: 10,50 €<br />
zzgl. Versand.<br />
Im Abonnement <strong>für</strong> WM-Bezieher:<br />
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1988-2009<br />
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1 (je 10,50 £ zzgl.Versand). 1<br />
WOHNUNGSWIRTCCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
U<br />
tank wie bei ien Unterkunftskosten. Bei den Heizkosten soll<br />
offenbar vorbehaltlos von der Garantie der Anerkennung an-<br />
gemessenen Bedarfs abgewichen werden können. Auf diese<br />
&ich wird <strong>angemessene</strong>r ~eizbGarf anerkannt. Alternativ<br />
können die <strong>Leistungen</strong> durch eine monatliche Pauschale abgegolten<br />
werden, die aber den persönlichen und familiären<br />
Verhältnissen, der Größe und Beschaffenheit der <strong>Wohn</strong>ung,<br />
den vorhandenen Heizmöglichkeiten und den örtlichen Gegebenheiten<br />
Rechnung zu tragen hat. Anders als mit den<br />
Höchstbeträgen, die nun irn SGB I1 eingeführt werden sollen,<br />
ergeben sich mit dieser Regelung sogar Anreize, Energie einzusparen.<br />
Die Höchstbeträge setzen dagegen einen Anreiz, sie<br />
auch auszuschöpfen. Wie das zu den klimapolitischen Absichtserklaningen<br />
der Bundesregierung paßt, kann hier offen<br />
gelassen werden.<br />
Personengruppen mit besonderen ~eda;fen (Absatz 3). Der<br />
beispielhafte Katalog von Personengrunnen mit erhöhtem<br />
U L<br />
undPersonen, die ein Umgangsrecht ausüben, recht kurz aus.<br />
Transparenz und Kontrolle<br />
Die Begründungspflicht des 522b Abs. 2 SGB II-E, die eine<br />
Erläuterung der Ermittlungsmethodik mit einschließt, ist im<br />
Sinne von Transparenz, demokratischer Kontrolle und Will-<br />
kiirfreiheit zu hegnißen, wenn es bei den Satzungsennächti-<br />
gungen bleiben sollte.<br />
Zur Überprüfung der kommunalen Satzungzn mit höheman-<br />
gigem Recht ist die Einfügung eines Normenkontrollverfah-<br />
reus in das Sorialgerichtsgesetz vorgesehen und zwar mit erst-<br />
iiistanzlicher Zuständigkeit der Landessozialgerichte (555a<br />
SGG-E). Mit den Normenkontrollverfahren sollen allge-<br />
meinverbindliche Entscheidungen erreicht werden. Antrags-<br />
befugt ist jede natürliche Person, die geltend macht, durch<br />
die kommunale Satzung in ihren Rechten verletzt zu sein<br />
(E 55aAbs. 2 Satz I SGG-E). Mit der Einführung dieser Ver-<br />
fahren zur Überprüfung der Gültigkeit der Satzungen nach<br />
5 22a ff. SGB II-E wird das Ziel verfolgt, durch die Konzen-<br />
tration der Rechtsstreite auf wenige zentralisierte Verfahren<br />
mit begrenztem Aufwand beizeiten Rechtssicherheit zu schaf-<br />
fen.<br />
Datenerhebung, -auswertung und -Überprüfung<br />
Zur Bestimmung der <strong>angemessene</strong>n Aufwendungen <strong>für</strong> Un-<br />
terkunft und Heizung sollen die kommunalen Träger nach<br />
5 22c Abs. 1 SGB II-E insbesondere<br />
1. Mietspiegel, qualifizierte Mietspiegel und Mietdaten-<br />
banken und<br />
2. geeignete eigene statistische Datenerhebungen und -aus-<br />
Wertungen oder Erhebungen Dritter<br />
einzeln oder kombiniert berücksichtigen. Hilfsweise können<br />
auch die monatlichen ~öchstbeträ~e nach $12 Abs. 1 des<br />
Wohugeldgesetzes berücksichtigt werden. In die Auswertung<br />
U<br />
sollen sowohl Neuvertrags- aly auch Bestandsmieten eig<br />
fließen. Die Methodik der Datenerhebung und -ausWertung<br />
ist in der Begründung der Satzung darzulegen. Die ermittel-<br />
77
ten Werte müssen im Abstand von 2 Jahren (Heizkosten jähr- rechtssichere Maßstäbe zur Beurteilung der Angemessenheit<br />
lich) überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden (5 22c von Unrerkunfts- und Heizungskosten. Dies hat zu einer Viel-<br />
Abs. 2 SGB 11-E). zahl von Rechtsstreitigkeiten geführt. Allein das Bundessozi-<br />
~ ~ ~ d ~ kritisiert, ~ daß ~ 5 22c ~ des ~ ~ h ~ ~ algericht ~ ~ hat r ~ sich f ~ s bereits ~ in mehr h als ~ 60 Entscheidungen f h ~ zu ~<br />
keine ~ ~ ß zur ~ ~ , ~ , ä, i des b ~ örtlichen ~ l ~ ~ ~ der Frage geäußert und wiederholt an den Verordnungsgeber<br />
~ i ~ enthält, t ~i~ bestehende ~ ~ unübersichtlichkeit<br />
~ i ~ appelliert, ~ hundeseinheitliche ~ ~ ~ Kriterien zur Ermittlung der ander<br />
vemaltungsPraxis würde dadurch tendenziell verschärft gemessenen Unterkunftskosten festzulegen" (Ausschuß <strong>für</strong><br />
(Ausschuß <strong>für</strong>Arbeit und Soziales 2010, S. 41). ~ ~ Arbeit und ~ Soziales ~ 2010, S. 38). ~ Auch der Deutsche ~ Ge- t<br />
~ i ~ h hat ~ die ~ unhestimmtheit ~ h ~ ~ der d Kriterien moniert werkschtStsbundhat,vonAnfang an die fehlende Rechtsein-<br />
S, 103) außerdem ihr unklares verhäluiis den : heitli$hkei%:uad%2riS$areuz in der Frage der Anerkennung<br />
vom ~ ~ ~ d ~ in ~ ~ ~ ~ ~ i ~ ent..~.'..~vo~.;,<strong>angemessene</strong>n"<br />
~ ~ l ~ ~ ~ h ~ i ~ Unterkunftskosten ~ ih ~ d kritisiert ~ und ~ eine ~<br />
wickelten fiterien, BSC hat von den kommunalen~rä. Rechtsverordnung des Bundes mit Mindestkriterien zur Angem<br />
zur Konkretisierung des Begriffs der Angemessenheit gemessenheit gefordert.<br />
nach 5 22 Abs. 1 Satz 1 SGB ll die Entwicklung eines soge- ~i~ jetzt gefundene kauft auf eine ~ l ~ des ~ h t<br />
nannten ,,schlüssigen Konzeptes" verlangt. Der 4. Senat hat des aus der Verantwortung hinaus. Der Bund versucht, den<br />
die Schlüssigkeitsanfordemngen wie folgt msammengefaßt K~~~~~~~ einen immer ~ ~ der i~~~t~~ l <strong>für</strong> unter.<br />
(BSG, Urteil vom 22.9.2009 -B 4 AS 18/09 R): kunft und Heizung anzulasten, und nun will er sie auch noch<br />
. Die Datenerhebung muß auf den gesamten Vergleichsraum über deren Angemessenheit bestimmen lassen. Damit wer-<br />
bezogen sein (keine Ghettobildung).<br />
U<br />
Es bedarf einer nachvollziehbaren Definition des Gegenstandes<br />
der Beobachtung, z. B. welche Art von <strong>Wohn</strong>ungen<br />
- Differenzierung nach Standard der <strong>Wohn</strong>ungen, Bruttound<br />
Nettomiete (Vergleichbarkeit), Differenzierung nach<br />
<strong>Wohn</strong>ungsgröße.<br />
. Es müssen Angaben zum Beobachtungszeitraum und zur Art<br />
und Weise der Datenerhehung gemacht werden (Erkenntnisquellen,<br />
z. B. Mietspiegel).<br />
den Fehlanreize gesetzt, die wahrscheinlich eine immer un-<br />
einheitlichere Handhabung der Angemessenheit nach sich zie-<br />
hen werden. Der DGB hat in seiner Stellungnahme<strong>für</strong> die An-<br />
hörung die Satzungsermächtigung als ,,Einfallstor <strong>für</strong> Kür-<br />
zungen und Unterbietungswettbewerbe der Kommunen hm-<br />
sichtlich der Anerkennung von Unterkunftskosten" bezeich-<br />
net. In der Tat sind hier negative Spiralen zu be<strong>für</strong>chten. Die<br />
kommuiialen Träger könnten versucht sein, die Zahl von Ein-<br />
wohnerri mit SGB II-Bezug auf Kosten angrenzender Gebie-<br />
te zu seriken.<br />
Validität der Datenerhebung und Repräsentativität der ein-<br />
Die vorgesehene Kompetenzzuweisung Gefahr, die Hilbezogenen<br />
Daten, Einhaltung anerkannter mathemdtischfeempfänger<br />
i,, den Städten und Landkreisen besonders zu bestatistischer<br />
Grundsätze der Datenanswertung.<br />
lasten, die durch einen hohen Anteil langzeitarbeitsloser Men-<br />
Es müssen Angdben über die gezogenen Schlüsse gemacht schen an der Erwerhshevölkerung gehandicapt sind. Die Bewerden<br />
(2. B. Spannenoberwert oder Kappungsgrenze). lastungen mit Unterkunftskosten pro Kopf der Bevöikerung<br />
der systematischen ~rmittlun~ ;nd geGezung genereller, ten also geradedie &sten Bevölke&gsschichten auch noch<br />
wenngleich orts- und zeithedingter Tatsachen im maßgebli- mit schlechteren <strong>Wohn</strong>verhdtnissen bis hin zur Ghettoisie-<br />
führt hat. Das schlüssige Konzept soll hinreichende Gewähr E, ist nachgerade zynisch, den ~ ~ h unter ~ den städ. ~ i<br />
da<strong>für</strong> bieten, daß die aktuellen Verhältnisse des örtlichen ten und ~ ~ ~ dmehr k ~ r ~ ~ f i i ~ ~ ~ über i t~ die i A ~ ~ ~ ~ ~<br />
Mietwohnungsmarktes wiedergegeben werden. mesnenheit ---~-~ -~~~ von ~ ~~ <strong>Bedarfe</strong>n ~ ~ <strong>für</strong> - Unterkunft ~ lind Hei71ing - rin- --.-<br />
Bei der regionalen Bestimmung der Angemessenheitreicht es räumen zu wollen. Der Bund will hier eine versteckte Aufnicht<br />
aus,Elöchstbeträge einfach auf d&Gmndlage der örtli- forderung zum Kürzen verschicken und sich selbst von den<br />
chen Mietspiegel oder des <strong>Wohn</strong>peldgesetzes zu ermitteln, uolitischen Foleen freistellen. Was wir brauchen. ist nicht<br />
terien am lokalen ~ohnungsmGkt vorhanden ist (DGB <strong>für</strong><br />
Ausschuß <strong>für</strong> Arbeit und Soziales 2010, S. 18).<br />
Quintessenz<br />
Die vorgesehenen Neuregelungen im Bereich der A~ierken-<br />
senkung, der Stärkung der ~Ygenverantwort&g der Hilfeempfanger<br />
und nicht zuletzt der Entlastung der Gerichte dienen.<br />
Die da<strong>für</strong> vorgesehenen Mittel sind in ihren Auswirkungen<br />
zum Teil kontraproduktiv.<br />
Warum ist die Angemessenheit von Unterkunfts- und Heizkostenbedarfen<br />
bis heute ein ständiger Streitpunkt zwischen<br />
den Trägem und den Empfängern der Hilfe geblieben? Ein<br />
Gutteil der Schuld wird man der Untätigkeit der Bundesregierung<br />
zuschreiben müssen, die von der Verordniingsermächtigung<br />
. .. zur näheren Bestimmung - des Begriffs der Anueni~~~>:iilir.it<br />
kr.iii~.ii (iehr.iu
Preisindex <strong>für</strong> die Lebenshaltung (Gesamtindex)<br />
Basisjahr 2005 = 100<br />
Die relativen Veränderungen zum Vorjahr betragen in V H.: +1,7<br />
Die relativen Veränderungen zum Vonnonat betragen in V. H.: +1,0<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Preisindex <strong>für</strong> die Lebenshaltung:<br />
<strong>Wohn</strong>ungsmiete, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe<br />
Basisjahr 2005 = 100<br />
Die relativen Verändemngen zumvurjahi- betragen in V H.: +2,4<br />
Die relativen Veränderungen zum Vormonat betragen in V. H.: +0,3<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 79
Basiszins nach 5 247 BGB<br />
ab 01.01.2002 2,57% ab 01.01.2008 3,32%<br />
ab 01.07.2002 2.47% ab 01.07.2008 3,19%<br />
ab01.01.2003 1,97% ab 01.01.2009 1,62%<br />
ab 01.07.2003 1,22% ab 01.07.2009 0,127~<br />
ab 01.01.2004 1,14%<br />
ab 01.07.2004 1.13%<br />
ab 01.01.2005<br />
ab 01.07.2005<br />
ab 01.01.2006<br />
1.21%<br />
1,177~<br />
1,37%<br />
ab01.01.2011 0,127~<br />
. . .. .<br />
Quelle: Deutsche Bundesbank Stand: Januar 201 1<br />
Hinw. d. Red.: Siehe auch Mitteilung Nr. 100512001<br />
ab 01.07.2006 1.95% der Deutschen Bundesbank in WuM 2002,82. Abdruck<br />
ab 01.01.2007<br />
ab 01.07.2007<br />
2.7 %<br />
3.19%<br />
des Basisdnssatzes nach Diskontsatz-Uberleitungs-Gesetz<br />
zuletzt in WuM 2003, 19. Zur Anpassung des Basiszinssatzes<br />
zum 1. Juli 2003 vgi. WuM 2003,557.<br />
Harz / Kaab / Riecke I Schmid (Hrsg.) Handbuch des Fach- zum Einarbeiten in Materien, mit denen der Nutzer nicht so<br />
anwalts Miet- und <strong>Wohn</strong>nngseigentumsrecht. 3. Auflage, vertraut ist, gehen also über den Inhalt normaler Formular-<br />
Köln 201 1. 2518 Seiten, gebunden, Subskriptionspreis bücher hinaus. Hinzu kommen Checklisten, Praxistipps, Steu-<br />
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In der Neuauflage sind alle gravierenden AndeninZen der letz-<br />
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\\ ic F.,i~iI.
uch zur Immobilienwertermittlung" erhebt schon durch die die als neue ,,Immobilienwertennittlungsverordnung (Immo-<br />
Titelwahl den Aiispruch, selbstinstruierend zu sein. Viele Bei- WertV)" die Bewertungspraxis grundlegend verändern wird.<br />
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Zusammenfassungen und Checklisten unterstützen die Erfül- genübergestellt: ~ * ~ ~ ~ in drei ~ varianten ~ ~ (in. t ~ ~ r<br />
lung dieses Anspruchs. Es spiegelt die hngjährige, an derpra- klusive DCF-Verfahren); Neuer Aufbau des Sachwertverfahxis<br />
orientierte Referententätigkeit der Autoren in Aus- und<br />
Fortbildung wider.<br />
rens; ~~f~~~~~~~ des vergleichswertverfahrens; G~~~~~~~<br />
Vorschriften zur Marktanpassung; Ertragskraft als Grund-<br />
Die Neuauflage berücksichtigt die Reform der Wertermitt- stücksmerkmal; NeueRegelungzumMarktanpassungsfaktor;<br />
lungsverordnung, die zum 1.7.2010 in Kraft getreten ist und Grund1 rtV/ImmoWertT!<br />
,U'.$ P". $:
- auch im vorliegenden Urteil -diskutierte Wechsel der Be-<br />
weislast übersieht die auf Leo Rosenberg zurückgehenden<br />
Grundsätze der Beweislastverteilung in einem Zivilprozess.<br />
Danach trägt jede Partei die Beweislast <strong>für</strong> die ihr günstigen<br />
Tatsachen, der Kläger also <strong>für</strong> die rechtsbeeründenden. der<br />
er die seinen ~ ns~iuch rechtfertigenden Tatsachen beweisen,<br />
unabhängig davon, mit welchen Worten er seine Zahlung begleitet<br />
hat. Zwar entspricht die Trennung ,,einfach/qualifiziert"<br />
der ständigen Rechtsprechung des BGH (so BGH, Urt,. Y.<br />
06.10.1998 - XI ZR 36/98 - NJW 1999,494,496; s. auch<br />
Kerwer in: junsPK-BGB, 5. Anfl. 2010,$ 362 BGB Rn. 33).<br />
Dabei wird aber übersehen, dass es sich bei den entsprechenden<br />
Erklkngenum solche während eines Prozesses über die<br />
Forderung gehandelt hat (z. B. Vorbehaltsurteil, so BGH, Urt.<br />
V. 19.01. 1983-VIIIZR315/81 NJW 1983, 1111;Zahlung<br />
bei vorläufig vollstreckbarem Urteil, so zitiert bei BGH, Urt.<br />
v. 08.02.1984-IVb ZR 52182-NJW 1984,2826.2827): im<br />
Kcgcli-all nird Jc.11 :~it~l~ri~~liiiiJ,~ii Erhl;ri.un;~,ii iiii iii.itcri-<br />
cll r~~~~Ii11i:lieii<br />
I3
C. Kontext der Entscheidung hzw. sog. Übergahestationen eingebaut, nach denen dann ab-<br />
Entgegen des sehr weit gefassten Leitsatzes rechtfertigt die gerechnet wird (abgesehen von den heizkökörperbezogenen ingemeinsame<br />
~ ä r durch m eine ~ ~ ~ nicht ~ zelzählern ~ i ~ bzw. ~ -verteilem). ~ ~ ~ Warum ~ eine solche ~ l Maßnahme ~ ~ ~ ~ ~<br />
die Zusannnenfassung m einer Abrechnungseinheit. Denn der im vorliegenden Fall nicht möglich gewesen sein sollte, lässt<br />
BGH will mit der vorliegenden ~ ~ t ~ (wie ~ auch h im ~ isich d aus ~ dem ~ mitgeteilten ~ Sachverhalt nicht entnehmen.<br />
Aals wie auch vorliegend ist das wesentliche Kriterium die<br />
Unmöglichkeit einer getrennten Abrechnung, so dass es uner-<br />
heblich ist, ob in der Objektheschreibung im Mietvertrag zu-<br />
gleich auch eine Konkretisierung der Abrechnungseinheit zu<br />
sehen ist. Diese unmittelbar einleuchtende Festleenne kann-<br />
te schon das römische Recht (ultraposse nemo obEga&r) und<br />
beruht auf der Erkenntnis. dass Unmögliches von nieman-<br />
dem verlangt werden kann: Auf diesen Funkt weist der BGH<br />
auch im vorliegenden Urteil hin, wenn er mehrmals auf sei-<br />
ne Bindung an die entsprechenden Feststellungen der Tatsa-<br />
.hc.iiiii~i.tn/.~ii \cr\\i,i\i. I:r li.ili? .l,ili~,r ni.hi iii,,Iir /.LI pruiiii.<br />
iih i:i~~.i~111i~1i~iii~r~irciiiii~~.-\h~~.liiiiiii~<br />
iiiiii..i~li~li Sr .tr .C,\ iI<br />
hatte er daran gewisse Zweifel angesi&ts derBetonung seiner<br />
Bindung und der Zu~ckverweisung zum Zweck weiterer<br />
Feststellungen). in der Tat sind insoweit Zweifel angebracht.<br />
Die beiden vom BGH bislang entschiedenen Fälle zur Ahrechnung<br />
nacb Wirtschaftseia&iten sollten nicht verallgemeinert;<br />
wer~~idi-ha$XGite?i"um der Unmöglichkeit einer<br />
konkreten Einzelabrechnung tragend gewesen sein dürfte. Bei<br />
sog. B1ockheizwerken:dürften die allgemeinen Kriterien entsprechend<br />
5 2 Abs. 2 Satz 3 Ii. BV <strong>für</strong> die Bildung von Wirt-<br />
~~li.iii~r~iiilicii:ii iiiiiiili:li: ,I.~~:lli: I:i~c~iiiuiiisiciiicr(;~~h;ti.-<br />
.I:iii,~lirli,~ii. Ji,, iiii .)flli:li,~ii ;~ii,.~iiiiii~~iili:in~ .ic,lir uiiil .l:rcii<br />
Errichtung ein einheitlicher Finanzieningspian zugrunde geleet<br />
worden ist) vorlieeen (so auch hier. so dass es mögli- "<br />
cherweise auf die Frage der Unmöglichkeit gar nicht angekommen<br />
wäre). Jedoch ist selbst hier zu prüfen, ob die Zielsetzung<br />
der HeizKV durch die Bildung einer Abrechnungseinheit<br />
nicht konterkariert wird. Denn je mehr Gebäude zusammengefasst<br />
werden, desto mehr nivelliert sich der Einspareffekt,<br />
so dass letztendlich der einzelne Nutzer nicht mehr<br />
zum Sparen angehalten wird (so auch Börstinghaus in seiner<br />
Anmerkung zu dieser Entscheidung: jurisPR-BGHZivilR<br />
2112010 Anm. 4).<br />
BGH-Rechtsprechung nach der Mietrechtsreform<br />
-Tabellarische Übersicht Stand Dezember 2010 -Anschluss an WuM 2010,221 ff. -<br />
I<br />
$ 123 BGB<br />
$229 BGB;<br />
$ 213 BGB;<br />
$858 BGB<br />
Der Mieter ist verpflichtet, den Vermieter vor Abschluss eines Ge- BGH, 11. August 2010<br />
werberaummietvertrages über außergewöhnliche Umstände aufzu- XI1 ZR 123109<br />
klären, mit denen derkermieler nicht rechnen kann und die offensichtlich<br />
<strong>für</strong> diesen von erheblicher Bedeutung sind.<br />
BGH, 11. August 2010<br />
XI1 ZR 192109<br />
a) Die nicht durch einen gerichtlichen Titel gedeckte eigenmächtige BGH, 14. Jiui 2010<br />
Inbesitznahme einer <strong>Wohn</strong>ung und deren eigenmächtiges Ausräumen V111 ZR 45/09<br />
durch einen Vermieter stellt eine unerlaubte Selbsthilfe dai; <strong>für</strong> deren<br />
Folgen der Vermieter verschuldensundbhängig nach 3 231 BGB<br />
haftet (Bestätigung der Senatsurteile vom 6. Juli 1977 - V111 ZR<br />
277175, WPM 1977, 1126, und vom 1. Oktober 2003 - V111 ZR<br />
326102, WuM 2003,708).<br />
b) Der Vermieter, der eine <strong>Wohn</strong>ung in Abwesenheit des Mieters ohne<br />
Vorliegen eines gerichtlichen Titels durch verbotene Eigenmacht<br />
in Besitz nimmt, hat sich aufgmnd der ihn treffenden Obhutspflicht<br />
nicht nur zu entiasten, ,soweit ihm die Herausgabe nachweislich vorhandener<br />
Gegenstände unmöglich wird oder nachweislich eine Verschlechtemng<br />
an herauszugebenden Gegenständen eintritt. Er muss<br />
aufgrund seiner Obhutspflicht die Interessen des an einer eigenen<br />
Interessenwahrnehmung verhinderten Mieters auch dadurch wahren,<br />
dass er bei der Inbesitznahme ein aussagekräftiges Verzeichnis der<br />
verwahrten Gegenstände aufstellt und deren Wert schätzen lässt.<br />
C) Zu den Aniorderungen an eine Schadensschätzung &mäß 5 287<br />
I ZPO.<br />
I '<br />
Gewinns<br />
.<br />
des Nachweises<br />
.- .<br />
einer gewissen ~ahrscheiilichkei< dass<br />
der Gewinn bei gewohnlichern Lauf der Dinge gezogen worden wäre.<br />
GUT 2010, 336<br />
GUT 2010,338<br />
WuM 2010,578<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 83
1 .;%GI{ I>[, .I.L\\ hc Gcl,li,~r,l~~ri.~~~<br />
. . .--<br />
$?X% KGII \:)I,( ~.~:i,i~ii< i.1, .I,,~\'~cl~~.;~~ri~in~~r<br />
t.~ii~cIii~ I.~ I . .\pr11 ?,,I, Ciiil 2 i 1 J. I \Y<br />
BGH, 24. März 2010<br />
VIII ZR 160109<br />
BGH, 24. März 2010<br />
VIII ZR 60109<br />
-.<br />
WuM 2010,299,<br />
347<br />
WuM 2010,384<br />
5 17 Abs. 1 Satz2 11. WoBauG) nicht der Preisbindung unterliegt. BGH, 7. Juli 2010<br />
V111 ZR 279109<br />
WuM 2010.646<br />
Wegen eines Mangels der <strong>Wohn</strong>une, von dem der Vermieter keine BGH, 3. November 2010<br />
Vermieter den Mangel angezeigchat.<br />
Zur interessengerechten Ausleguiig eines Mietvertrages bei der Fest- BGH, 2. Juni 2010 GUT 2010,231<br />
stellung, wer den Vertrag auf Verinieterseite abgeschlossen hat. XU ZR 110108 = MietPrax-AK<br />
$ 535 BGB Nr 42.<br />
Überlässt der eine von zwei Erbbauberechtigten eines mit einem<br />
Mehrfamilienhaus bebauten Grundstücks dem anderen Erbbaube-<br />
rechtigten eine der <strong>Wohn</strong>ungen gegen Entgelt, handelt es sich regel-<br />
mäßig um einen Mietvertrag (im Anschluss an BGH, Urteil vom 8.<br />
Januar 1969 -V111 ZR 184166, WPM 1969,298).<br />
Ohne gzsonderte Vereinbarung begründet der <strong>Wohn</strong>raummietver-<br />
trag keinen Anspruch gegen den Vermieter, einen Kfz-Stellplatz zur<br />
Verfügung zu stellen. Eine von demVermieter verwaltungsintern ge-<br />
führte Liste von Mietern, die sich <strong>für</strong> einen Garagenstellplaiz inter-<br />
essieren, begründet keine Rechte der dort aufgeführten Mietei:<br />
dem <strong>Wohn</strong>ungsbalkon, um ~ernseh&o&amrne in HD-Qualität zu<br />
empfangen.<br />
Eine Klausel irn Formulamiietvemag unterliegt der Inhaltskontrollc<br />
(hier: Schönheitsreparaturklausel; „übliche Ausführungsart") auch<br />
dann, wenn der Vermieter ein Vertragsformular des von ihm mit der<br />
<strong>Wohn</strong>ungsvermittlung beauftragten Maklers bei Abschluss des Miet-<br />
vertrags verwendet hat.<br />
I I<br />
BGH, 15. September 2010<br />
V111 ZR 16110<br />
BGH, 31. August 2010<br />
V111 ZR 268109<br />
WuM 2010,711<br />
WuM 2010,678<br />
Dem Infonnationsbedürfnis des <strong>Wohn</strong>ungsmieters ist in der Reeel BGH. 21. Seotember 2010 WuM 2010.737<br />
Die formularmietvertragliche Verpflichtung des Mieters zur Woh-<br />
nungsrückgabe in weiß gestrichenem Zustand ist eine unangemes-<br />
sene Einengung des Mieters hinsichtlich der Farbwahl und kann zur<br />
BGH, 14. Dezember 2010<br />
VIII ZR 143110<br />
BGH, 14. Dezember 2010<br />
V111 ZR 198110<br />
WuM 201 1,96<br />
WuM 2011.96<br />
~nwirksdmke; insgesamt der formularmäliigen Abwälrung der<br />
I<br />
Schönheitsreparaturen auf den Mieter führen.<br />
I<br />
84 WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011<br />
1
. -.<br />
' b.iii: iii I-, iiiiiil.iriiii.~t\ :~rr.~:ri 1il1:r \\.tIiiii~.iiii :i.il,.~lrcii: KI.tii-c.. ll1.ill. ., JIIU! 2 ,I< vIO<br />
-<br />
\\'iihl ?iiIi,. 171,<br />
~~~~ti.t.Iic~.l:~~. 311~,icr ,,hl~c;i %I,: \:lt~~~~I~:ii~r:~>~r.~i )::~i ,..i~~ii.~r:o \'I11 7R 2.A (PI = Jl~c~Pr.$x .\K<br />
zu lassen", benachteiligt den Mieter unangemessen und ist deshalb<br />
$538 BGB Nr. 48.<br />
unwirksam, wenn sie bei kundenfeindlichster Auslegung dem Mieter<br />
dadurch die Möglichkeit der kostensparenden Eigenleistung<br />
nimmt, dass sie alsFachhandwerkerklause1verstanden werden kann.<br />
8 536 BGB<br />
8536 BGB<br />
I I I<br />
$536 BGB 1 Eine auf einen Zahlu~iesrückstand des Mieters einer <strong>Wohn</strong>ung ee- / BGH. 15. Dezember 2010 1 WnM 201 1.97<br />
8536a BGB<br />
8536a BGB<br />
8 541 BGB<br />
8543 BGB<br />
8 543 BGB<br />
Von einer Beschaffenheitsvereinbarung hinsichtlich der <strong>Wohn</strong>fläche<br />
ist nicht auszugehen, wenn ein <strong>Wohn</strong>raummietvertrag zwar eine<br />
<strong>Wohn</strong>flächenangabe enthält, diese Angabe jedoch mit der Ein-<br />
schränkung versehen ist, dass sie nicht zur Festlegung des Mietge-<br />
genstandes diene.<br />
Ohne eine dahineehende vertragliche Reeelune hat ein <strong>Wohn</strong>raum<br />
der ~iece, da dieser Mangel der sphare des Mieters zuzurechnen is;<br />
a) Der Mieter hat keinen Anspruch auf Kostcnvorschuss iür Maß<br />
nahmen, die zur nachhaltigen Mangelbeseitigung ungeeignet sind.<br />
b) Zum Ausschluss des Mangelbeseitigungsanipnichs des Mieters<br />
wegen Überschreitens der ,,Opfergrenze" <strong>für</strong> den Vermieter (Fort-<br />
führung von BGH, Urteil vom 20. Juli 2005 V111 ZR 342103, NJW<br />
2005,3284 [=WuM 2005.7131).<br />
a) War ein Bauteil der Mietsache aufgrund seiner fehlerhallen B e<br />
schaffenheit beiVcrtragsschluss bereits in diesem Zeitpunkt <strong>für</strong> ihren<br />
Zweck ungeeignet und damit uiizuverlässig, liegt ein anfänglicher<br />
Mangel der Mietsache vor.<br />
b) Auch dritte, an einem Mietvertrag nicht unmittelbar beteiligte Per-<br />
sonen können in den Schutztereich des Vertrages einbezogen wer-<br />
den. ihnen gegenüber ist der Schuldner zwar nicht zur Leistung, wohl<br />
aberunter Umständen zum Schadensersatzvelpflichtet (im Anschliiss<br />
an BGHZ 49.3501.<br />
C) Ein Überraschungsefiekt im Sinne von 5 305 c BGB kann sich aus<br />
der Stellung der Klausel im Gesamtwerk der allgemeinen Ge-<br />
schäftsbedingungen ergeben. Das ist etwa der Fall, wenn sie in ei-<br />
nem systematischen Ziisammenliang steht, in dem der Vertragspari-<br />
ner sie nicht zu erwarten braucht (im Anschluss an das Senatsurteil<br />
vom 9. Dezember 2009 - XI1 ZR 109108 - NJW 2010, 671 [=GUT<br />
2010, 231).<br />
Der vertragsgemäße Gebrauch der <strong>Wohn</strong>ung zu <strong>Wohn</strong>zwecken bleibt<br />
aufrechterhalten, wenn der Mieter in einer Zweitwohnung mit Erst<br />
wohnsitr lebt und in der angemieteten <strong>Wohn</strong>ung sich nicht mehr auf-<br />
hält. Der stiickweise Verkauf von Gegenständen des in der <strong>Wohn</strong>ung<br />
belassenen Hausrats ist unschädlich.<br />
Ob die fristlose Kündigung des <strong>Wohn</strong>raummietvertrags aus wichti<br />
gem Grund statthaft ist, ist vomTatrichter anhandder konkreten U m<br />
stände des Einzelfalls zu entscheiden.<br />
In einem tatsächlich und rechtlich einfach gelagerten Fall bedarf ein<br />
gewerblicher Großvermieter fiir die Abfassung einer auf Zahlungs<br />
Verzug gestützten Kündigung eines <strong>Wohn</strong>ungsmietveitrags keiner an-<br />
waltlichen Hilfe. Die Kosten fiir einen gleichwohl beauftragten<br />
Rechtsanwalt sind dann vom Mieter nicht m erstatten.<br />
BGH, 10. November 2010<br />
Vlll ZR 306109<br />
BGH. 7. Juli 2010<br />
BGH, 21. April 2010<br />
V111 ZR 131109<br />
BGH, 21. Juli 2010<br />
X11 ZR 189108<br />
BGH, 8. Dezember 2010<br />
Vlll ZR 93110<br />
BGH, 5. Oktober 2010<br />
Vlll ZR 221109<br />
BGH, 6. Oktober 2010<br />
Vlll ZR 271109<br />
WuM 201 1, 11<br />
WuM 201 0.482<br />
WuM 2010,348<br />
GiiT 2010,346<br />
= WuM 2010,646<br />
WUM 201 1,98<br />
WuM 2011, 13<br />
WuM 2010, 740<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 85
B 543 BGB Bei einem gewerblichen Mietverhältnis kann <strong>für</strong> denhlieter einRecht<br />
zur fristlosen Kündigung gemäß $ 543 Abs. 1 BGB bestehen, wenn<br />
der Vermieter gegenüber Dritten ohne berechtigtes Interesse Be-<br />
3 545 BGB<br />
546 BGB<br />
8546a BGB<br />
B548 BGB<br />
$551 BGB;<br />
$ 575 BGB<br />
$ 554 BGB<br />
B556 BGB<br />
hauptungen aufstellt, die geeignet sind, den Gewerbebetrieb des Mieters<br />
nachhaltig m beeinirächti~en, und deshalb die das Schuldver-<br />
-. - -<br />
I eines strengen Maßstabes nicht mehr zugemutet werdoil
i<br />
3 556 BGB;<br />
$ 259 BGB<br />
8 556 BGB<br />
$ 556 BGB;<br />
$259 BGB;<br />
$ 767 ZPO<br />
8 556 BGB<br />
Die Betnebskostenabrechnung der Mietwohnung kann hinsichtlich BGH, 8. Dezember 2010<br />
einzelner Kostenposiiionen wegen deren fehlender Nachvollzieh- ViII ZR 27110<br />
I barkeit unwirksam sein. 1<br />
BGB nicht in LG~. Soweit einzelne abtrennbare~osten~ositionen<br />
nicht formell ordnungsgemäß abgerechnet sind, greift der Einwendungsausschluss<br />
nur hi~isichtlich dieser Positionen nicht.<br />
ge asst werden, betrifft die Frage, ob die der Abrechnung zugrunde<br />
teils zu <strong>Wohn</strong>zwecken genutztes Gebäude gehört die Vornahme eines<br />
Vorwegabzugs <strong>für</strong> die gewerbliche Nutzung selbst dann nicht zu<br />
den an eine Abrechnung zu stellenden Mindestanforderungen, wenn<br />
durch die gewerbliche Nutzung ein erheblicher Mehrverbrauch verursacht<br />
wird und deshalb ein solcher Vorwegabzug geboten ist.<br />
c) Bei einer Abrechnung der Betriebskosten eines gemischt genutzten<br />
Objekts nach dem Flächenmaßstdb obliegt dem Mieter die Darlegungs-<br />
und Beweislast daiür, dass durch die gewerbliche Nutzung<br />
erhebliche Mehrkosten pro Quadratmeter entstehen. Dabei ist hinsichtlich<br />
der einzelnen Betriebskosten zu differenzieren und auf die<br />
konkreteii Gegebenheiteii des Gebäudekomplexes einerseits und die<br />
Art der gewerblichen Nukung andererseits abzustellen; die in einem<br />
Betriebskostenspiegel ausgewiesenenDurchschnittskosten sind nicht<br />
maßgeblich (im Anschluss an Senatsurteil vom 25. Oktober 2006 -<br />
Vlll ZR 251105, NJW 2006,211 [=WiM 2006.6861).<br />
Hat im laufenden Mietverhältnis der Vermieter die mit der Betriebs-<br />
kostenabrechnung behaupteten Betriebskosten (noch) nicht nachge-<br />
wiesen, begründet dies keinen Anspiuch des Mieters auf Rückzah-<br />
lung der geleisteten Vorauszahlungen.<br />
a) Den (hier: rechtskräftig entschiedenen) Anspruch des Mieters auf BGH, 10. August 2010<br />
Rückzahlung von Beti~bskostenvorausrahluugen wegen fehlender ViII ZR 319109<br />
Erteilung der fälligen Beuiebskostenabrechnung kann der Vertnieter<br />
mit der Erteilung der Betriebskostenabrechnung nachträglich zu Fall<br />
bringen (hier: durch Vollseeckungsgegenklage).<br />
b) Der Betnebskostenabrechnung kommt kein rechtsgeschäftlicher<br />
Erklärungswert zu. Sie ist lediglicli ein Rechenvorgang i. S. des 5 259<br />
BGB, der die materielle Voraussetzung da<strong>für</strong> schafft, dass dem Vermieter<br />
die Vorauszahlungen endgültig verbleiben und ein etwaiger<br />
Nachforderungsanspruch fällig wird.<br />
Werden mehrere <strong>Wohn</strong>gebäude von Beginn des Mietverhältnisses<br />
an durch eine Gemeinschaftsheirung versorgt, können diese Gebäu-<br />
de <strong>für</strong> die Heiz- und Warmwasserkostenabrechnung zu einer Ab-<br />
rechnungseinheit msammengeiasst werden, auch wenn als Mietsa-<br />
che im Mietvertrag nur eines der Gebäude bezeichnet wird. Einer<br />
dahin gehenden mietvertraglichen Abrechnungsvereinbarung bedarf<br />
es nicht (Bestätigung und Foitfühnuig des Senatsurteils vom 20. Ju-<br />
li 2005 - VUI ZR 371104, NJW 2005,3135 [=WuM 2005,5791).<br />
BGH, 22. Juni 2010<br />
V111 ZR 288109<br />
BGH, 14. Juli 2010<br />
V111 ZR 290109<br />
WuM 201 1,101<br />
WuM 2010,630<br />
WuM 2010,631<br />
WuM 2010,629<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 87
$ 556 BGB Eine BeViebskostenahrechnung nach Personenzahl ist nicht deshalb BGH, 15. September 2010 WuM 2010,683<br />
unwirksam, weil die Geiamtpersoiienzahl mit einem Bmchteil an- VIII ZR 182109<br />
gegeben ist (im Anschluss an das Senatsurteil vom 11. August 2010<br />
-V111 ZR 45/10 [=WnM 2010, 6271, juris).<br />
$ 556 BGB Macht der Mieter den Anspruch gegen den Vermieter auf Rückzah- BGH, 22. September 2010 WuM 2010,688,<br />
lnng geleisteter Vorschüsse auf Betriebskosten, über die der Vermie- VIII ZR 285109 748<br />
ter niclit iiiiierlialb der Frist des S; 556 Abs. 3 Satz2 BGB .abg~
I I '1 1 0 M<br />
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-q3aiqv rap U! spueisraa[s4onur[o~ uaqa!lqaqia uaaam 4un4al<br />
-an aq3los au!a om 'uop azuarg au!as lapug ziespunrt) rasara 'ual<br />
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rapo uaqnqa4pun19 a!m uaisoyx!j s[e 'i!amosu! q3ne os1e 'uap<br />
-1am i4alaßmn qauerqranlasseM ~. . .. uaissnlra map . 43eu . qailiraqura . . . . . . 'purs . .<br />
iaia!wian uaq>!liuasaM W! i!aqu!asßunuqaa~qv iap uaaunuqo~ a!p<br />
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OIOZ raqoiyo .9 '~9% -iasseMJap uaisox a!p ssep 'nz sa isset 898 ZZIES 1 'sqve9s~ (e g3g e9s~<br />
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OIOZ ![nr 'E 1 '~98 u!a ap 'ua%eiyia~ ~ a uon q isujs~unlqe~ rap 4unuqaa~ag rap !ag g3g qgss 5
S558a BGB<br />
I<br />
6558a BGB<br />
Zur Erfüllung der formellen Anforderungen an die Begründung ei-<br />
nes Mieterhöhungsverlangens genügt auch die Beifügung eines so-<br />
genannten ,.Typengutachtens".<br />
a) Die Städte Backnang und Schorndorf sind vergleichbare Nach-<br />
bargemeinden; daher findet der nicht qualifizierte Mietspiegel<br />
Schorndorf 2007 in einem Zustimmungsverlangen zur Mieterhöhung<br />
in 2007 auf Backnane Anwendunr.<br />
- - , . ,<br />
,<br />
gleichsmiete sein. ,. :.,: .:<br />
. . . .:<br />
B 558a BGB: I Zur Wirksamkeit eines Mieterhöhunesverlaneens, mit dem der'ver- I BGH, 7. Juli 2010<br />
10 ~ oBind~ mieter die ,Erhöhung einer Nettokaltkete" begehrt, obwohl einzelne VIII ZR 321109<br />
Betriebskosten in der Miete enthalten sind (,Teilinklusivmiete").<br />
Bei der von einer juristischen Person nach 10 Abs. 1 Satz5 Wo-<br />
BindG abeeeebenen „Erklärune mit Hilfe automatischer Einrich-<br />
-<br />
I veranlasst hat, bedarf es nicht. I<br />
BGH, 19. Mai 2010<br />
V111 ZR 122109<br />
BGH, 16. Juni 2010<br />
VüI ZR 99109<br />
WuM 2010,504<br />
WuM 2010,505<br />
F-<br />
WuM 2010,502<br />
I 1 die~tellen, bei denen der ~iets$egel gegen geringe ~chutzgebühr 1 1 1<br />
I 1 an jedermann abgegeben wird. I I I<br />
§558a BGB<br />
Eine Schriftformabrede <strong>für</strong> Änderungen und Ergänzungen eines<br />
Woh~aummietverüages gilt nicht <strong>für</strong> ein Mieterhöhungsverlangen<br />
nach § 55% BGB.<br />
-<br />
nahme mit Zustiinmung der Beteiligten nach einer Zwangsverstei-<br />
gerung.<br />
§ 569 BGB a) Bei einer Entscheidung des Bemhngsgerichts über eine Klage und BGH, 12. Mai 201 0<br />
eine Hilfswiderklage, die einen tatsächlich und rechtlich selbststän- Vlll ZR 96/09<br />
digen Teil des Streitstoffs betrifft, welcher Gerenstand - eines Teilurteils<br />
sein oder auf den ein Revisionskläger scine Revision be-<br />
1 : . '.. . . ..<br />
schranken konnte, 1st eine Beschrdnkung der Revisionszulassung . auf<br />
§ 569 BGB<br />
die Entscheidung über die Klage zulässig.<br />
1 b) Es genügt zur formellen Wirksamkeit einer auf Mietzahlungsver-<br />
zug gestützten Kündigung des Vermieters, dass der Mieter anhand<br />
der Begründung des Kündigungsschreibens erkennen kann, von wel-<br />
chem Mietrückstand der Vermieter ausgeht und dass er diesen Rück-<br />
stand als gesetzlichen Grund <strong>für</strong> die fristlose Kündigung wegenzah-<br />
lnngsverzugs heranzieht. Darüber hinausgehende Angaben sind auch<br />
dann nicht erforderlich, wenn es sich nicht um eine Mare und einfa-<br />
che Sachlage handelt (imAnschluss an Senatsbeschluss vom22. De-<br />
zember 2003 VIII ZB 94103, NJW 2004,850 [=WuM 2004.971).<br />
Die fristlose Kündigung des Mietverhältnisses we.gen Gesundheits-<br />
gefährdung setzt grundsätzlich eine vorherige Frislsetrung zur Man-<br />
gelbeseitigung voraus. Der Zeitrahmen zur Kündigungserklärung<br />
hängt von den besonderen Umständen des Einzelfalls ab.<br />
I I<br />
6573 BGB 1 Die Fortsetzune des Dauemutmnesvertraes über die Genossen- I BGH, 20. A~ril2010 I W ~ M 2010.431<br />
schaftdurch den Tod ist nach ~aßgabe des Einzelfalls der Genossenschaft<br />
znmutbar<br />
gen unwirksam geworden Tst, weil er hinsichtkh der Mietnickstän-<br />
de und der fälligen Entschädigung (3 546a BGB) binnen zwei Mo-<br />
naten nachErhebung der Räumungsklage von einer öffentlichen Stel-<br />
le befriedigt worden ist, kann eine erneute Kündigung des Mietver-<br />
hältnisses regelmäßig nicht darauf stützen, dass der zahlungsunfähi-<br />
ge Mieter nicht auch die im erledigt erklärten Räumungsprozess an-<br />
gefallenen Verfahrenskosten ausgeglichen hat.<br />
BGH, 10. November 2010<br />
V111 ZR 300109<br />
BGH, 13. April 2010<br />
V111 ZR 206109<br />
I<br />
WuM 2011,32<br />
= MietPrax-AK<br />
558a BGB Nr. 23.<br />
WuM 2010, 352<br />
90 WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT Z/ZOII
§ 573 BGB;<br />
5 573a BGB<br />
5573 BGB;<br />
6280 BGB<br />
5 573 BGB<br />
5573 BGB;<br />
5242BGB<br />
D573cBGB;<br />
8 565a a. F.<br />
BGB<br />
5577 BGB<br />
nisses bis hin zur Kündigung des Mietvertrags angebracht wurde,<br />
wird nicht öffentlich als Kennzeichen einer verfassungswidrigen Or-<br />
ganisation verwendet.<br />
Zur Beurteilung der Schuldfähigkeit des psychisch kranken Täters<br />
einer versuchten Nötigung.<br />
. - -<br />
über die ~bsichtider zumindest dielussicht begrenzteYMietdauer<br />
aufzuklären (hier: möglicher Eigenbedarf nach Eheschließung drei<br />
Monate nach der Vermietung). Der Mietinteressent ist nicht gehalten,<br />
einen möglichen Eigenbedarf des Vermieters zu erkunden.<br />
. ,,...
B 745 BGB<br />
I<br />
Die Kündigung eines Mietverh2ltnisses iiber ein gemeinschaftliches<br />
Grundstück kann Gegenstand einer Verwaltungsentscheidung sein,<br />
die unter den Voraussetzungen des $ 745 Ahs. 1 BGB mehrheitlich<br />
getroffen werden kann.<br />
BGH, 26. April 2010<br />
I1 ZR 159109<br />
mer kein nachbarrechtlicher Ausg~ichsanspruch in entspreccender<br />
Anwendung von 8 906 Abs. 2 Satz 2 BGB zu.<br />
., ...,, <<br />
$ 906 BGB Nr. 4.<br />
B1056 BGB I. Die Eigentümer eines mit einem Nießbrauch bel.asti:t~n.Gh&+ :BGW;*?.O. Oktober 2010 GUT 2010,360<br />
h<br />
stücks sind nach dem Tode des Nießbraucherr~auch daim gemäß XiiZR 25109<br />
$ 1056 Abs. 2 Satz 1 BGB zur vorzeitigen Kündigung einesvon,dem<br />
Nießbraucher abgeschlossenen Mietvertrages berechtigt, werinsie<br />
neben weiteren Personen Miterben des Nießbrauchers sind.<br />
2. Bruchteilseigentümer können ein Mietverhältnis über das gemeinschaftliche<br />
Grundstück wirksam mit Stimmenmehrheit kündigen,<br />
wenn sich die Kündigung als Maßnahme einer ordnungsgemäßen<br />
Verwaltung gemäß $745 Ahs. l Satz1 BGB darstellt (im<br />
Anschluss an Senatsurteil BGHZ 183, 131 = FamRZ 2010, 119 E.<br />
[=GUT 2010, 321).<br />
- -. - -. . . -.<br />
Uc'ch~i.l.ii~i .l.r (ich:.u.l~iigc~.ii~nicr. .-ii.c hi,Iiii \c>rl~;inJl~i; l tu. kr k;ll. I? \I.ii 201 i I 2 .X. 1<br />
I I I r . I \\:r.rhr.u.li .n.r\\lii I . I \ I I . 71 o-I = \Ii~~iPiiu-.4K<br />
Installation eine&usätzlichen Messgerätes zu schließen, hat der <strong>Wohn</strong>ungsnutzer<br />
dies nach 64Abs. 2 Halbs. 2 HeizkostenVO zu dulden.<br />
620 NMV<br />
626 NMV<br />
B 17 11.<br />
WoBauG<br />
B28 11. BV<br />
B28 11. BV<br />
92<br />
ner ~etrachhin~ und ist vom Tatrichter unter Würdigung aller Umstände<br />
des Einzelfalls zu entscheiden.<br />
2. Zur Herausnahme der Betriebskosten aus der Einzelmiete und ihrer<br />
Abrechnung aufgrund zulässig vereinbarter Klausel im MieWertrag.<br />
Sieht der Mietvertrag über eine preisgebundene <strong>Wohn</strong>ung nur die<br />
Umlage einzelner Betriebskosten vor (Teilinklusivmiete), kann der<br />
Vermieter durch einseitige Erklärung - <strong>für</strong> die Zukunft - die Umla-<br />
ge weiterer Betriebskosten im Sinne des 327 11. Berechnungsver-<br />
ordnnng erreichen, indem er dem Mieter diese nach Art und Höhe<br />
bekannt gibt; dies kann auch dadurch geschehen, dass er dem Mie-<br />
ter eine - formell ordnungsgemäße - Betriebskostenabrechnung er-<br />
teilt, die deraitige Betriebskosten umfasst.<br />
Bei Wegfall der Preisbindung ist die zuletzt geschuldete Kostenmie-<br />
te - einschließlich etwaiger Zuschläge nach $26 NMV - nunmehr<br />
als „Marktmiete" zu zahlen.<br />
Die Nichteinhaltung der Abrechnungsfrist steht einer Anpassung der<br />
Vorauszahlungen nach 560 Ahs.4 BGB nicht entgegen.<br />
I. Die im Mietvertrag unter Einbeziehung des Aufwands zum Woh-<br />
nungsausban und -umbau gemäß $ 17 n. WoBauG vor Außerkrdft-<br />
treten des 11. WoBauGerkläiteMietzinserhÖhungzum 1. Januar2002<br />
ist die vertragsgemäße Ausgangsmiete ab 2002.<br />
11. 1. Der BegnfC „der zu <strong>Wohn</strong>zwecken geeigneten <strong>Wohn</strong>räume"<br />
setzt unter anderem das Vorhandensein einer Toilette und eines ein-<br />
gerichteten Bades voraus.<br />
2. Ein Umbau liegt vor, wenn weitgehende Änderungen des Grund-<br />
risses und des äußeren Erscheinungsbildes der <strong>Wohn</strong>ung unter we-<br />
sentlichem Eingriff in die Bausubstanz vorgenommen werden.<br />
3. Ein wesentlicher Aufwand <strong>für</strong> den Umbau liegt vor, wenn min-<br />
destens ein Drittel der Kosten eines entsprechenden Neubaus aufge-<br />
wandt werden.<br />
Bei öffentlich gefördeitem, preisgebundenem <strong>Wohn</strong>raumist derver-<br />
mieter berechtigt. die Kostenmiete einseitig um den Zuschlag nach<br />
5 28 Abs. 4 11. BV zu erhöhen, wenn die im Mietvertrag enthaltene<br />
Klausel über die Abwälzung der Schönheitsreparaturen auf den Mie<br />
ter unwirksam ist (Abgrenzung zu BGHZ 177, 186 [=WuM 2008,<br />
5601).<br />
Ob die Erhöhung der Kostenmiete bei unwirksamer Schönheitsre-<br />
paraturklausel um den Zuschlag nach $28 Abs.4 ii. BV treuwidrig<br />
sein kann, wenn derVermieter demMieter keine wirksame, neieVer-<br />
einharung über eine Schönheitsreparaturpflicht angeboten hat, ist im<br />
Revisionsverfahren nicht zu entscheiden, wenn erforderlicher Sach-<br />
vortrag in den Tatsachenentscheidungen fehlt.<br />
BGH, 14. April2010<br />
V111 ZR 120109<br />
BGH, 16. Juni 2010<br />
V111 ZR 258109<br />
BGH, 10. August 2010<br />
V111 ZR 316109<br />
V111 ZR 50110<br />
BGH, 24. März 2010<br />
ViiI ZR 177109<br />
BGH, 12. Januar 201 1<br />
V111 ZR 6/10<br />
BGH, 13. Juli 2010<br />
VIII ZR 281109<br />
GnT 2010,235<br />
= WuM 2010,646<br />
WuM 2010,364<br />
= MietPrax-AK<br />
5 20 NMV Nr. 2.<br />
WuM 2010,490<br />
WuM 2010,679<br />
= MietPrax-AK<br />
$ 17 11. WoBauG<br />
NI. 1.<br />
WuM 2010,296<br />
WuM 201 1, 112<br />
WnM 2010,635<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
8 28 11. BV Hält die fomularmietvemagliche Abwälrung der Schönheitsrepara- BGH, 31. August 2010<br />
turen auf den Mieter einer Inhaltskontrolle nicht stand und ist die V111 ZR 28110<br />
Klausel deshalb insgesamt unwirksam, kann der Vermieter nur im<br />
Einzelfall gehalten sein, von einem Zuschlag zur preisgebundenen<br />
Miete abzusehen und dem Mieter die Aufrechterhaltung der Vornahrneklausel<br />
anzubieten.<br />
$78b ZPO<br />
5 240 ZPO<br />
3 520 ZPO<br />
$520 ZPO;<br />
Art.2,19 GG<br />
Art.103 GG<br />
g 575 ZPO<br />
$ 592 ZPO<br />
9 690 ZPO<br />
$690 ZPO<br />
Notanwalt; Beiordnung eines BGH-Rechtsanwalts<br />
BGH, 28. Juni 2010<br />
..WE& 2@,10 1 " ',<br />
... : , : .<br />
.. . . ,<br />
<strong>Wohn</strong>raummicte; Insolvenz der Mieter; Unterbrechung aZs Verfah- BGH, 27. April 2010<br />
rens der R'ä~inxungs- und Zahlungsklage durch Insolvenrverfduen; VIEZB 81109<br />
Zulassung der Rechtsbeschwerde durch den Einzelrichter<br />
DieBenifungsbe,dndungsschrift (hier: in einer Bemebskosten-Ab- BGH, 3 1. August 2010<br />
rechnungssache) muss ihrem gesamten Inhalt nach eindeutig erken- V111 ZB 13110<br />
nen lassen, in welchem Umfang das Urteil der ersten Instanz angefochten<br />
werden soll. Sie muss erkemen lassen, aus welchen tatsächlichen<br />
und rechtlichen Gründen der Betufiingskläger das angefochtene<br />
Urteil <strong>für</strong> unrichtig hält und zur Darlegung der Fehlerhaftigkeit<br />
die Umstände mitteilt, die das Urteil aus Sicht des RechtsmittelführersinFrage<br />
stellen. Ob die von ihm erhobenenRügen schlüssig oder<br />
auch nur vertretbar sind, ist ohne Belang.<br />
Die handschriftlich auf Kopibogen verfasste und mit Telefaxsendung<br />
beim Berufungsgericht eingegangene Berufungsschrift vermag die<br />
Mindestanforderungen an eine Benifungsbegründungsschrift zii er-<br />
füllen.<br />
Vortrag des Mieters zur rechtreitigcn Mängelanzeige über Telefona-<br />
te mit der <strong>Wohn</strong>ungsverwallung oder zur fristgerechten Mietvoraus<br />
zahlung an einem Montag nach dem Sonnabend als drittem Werktag<br />
im Monat ist im Rahmen des Anspruchs auf rechtliches Gehör vom<br />
Berufungsgericht in der Raumungs- und Zahlungsklage m würdi-<br />
gen.<br />
Einstellung der Räumungszwangsvoilstreckung bis zur Entscheidung<br />
über die Rechtsbeschwerde<br />
Miemickstand wegen unberechtigter Mietminderung kann im Ur-<br />
kundenprozess nicht beansprucht werden, wenn der Mieter (hier:)<br />
anhand des <strong>Wohn</strong>iingsübergabeprotokolls gelistete Mängel bei Woh-<br />
nungsübergahe und die Zusage der Mängelbeseitigiingen (hier:) an-<br />
hand Schreiben der Hausverwaltung nachweisen kann, und der Ver-<br />
mieter die Mängelbeseitigung nicht durch Urkunden beweisen kann.<br />
Die im Antrag auf Erlass eines Mahnbescheids enthaltene Falschan<br />
gdbe des Datums eines vorprozessualen Anspruchsschreibens, auf<br />
das der Antragsteller, ohne es dem Antrag beizufügen, zur Individu-<br />
alisierung seines Anspmchs Bezug nimmt, ist unschädlich, wenn <strong>für</strong><br />
den Antragsgegner ohne weiteres ersichtlich ist, um welches Schrei-<br />
ben es sich handelt. ~ ><br />
a) Den in 5 690 Abs. 1 Nr. 3 ZPO aufgestellten Anforderungen an ei-<br />
ne Individualisierung des imMahnbescheid bezeichnetenAnspruchs<br />
kann unter bestimmten Umständen auch dann genügt sein, wenn zwar<br />
eine im Mahnbescheid in Bezug genommene Anlage weder diesem<br />
beigefügt noch dem Schiildner zuvor zugänglich gemacht worden ist,<br />
jedoch die übrigen Angaben im Mahnbescheid eine Kennzeichnung<br />
des Anspruchs ermöglichen (im Anschluss an BGH, Urteile vom 28.<br />
Oktober 1993 - IX ZR 21/93, NJW 1994,323, vom 30. November<br />
1999 -V1 ZR 207198, NJW 2000,1420, und vom 6. Dezember 2001<br />
V11 ZR 183100, NJW 2002,520).<br />
b) Das Erfordernis, einen angegebenen Gesamtbetrag bereits im<br />
Mahnbescheid hinreichend aufzuschlüsseln, besteht nur dann, wenn<br />
eine Mehrzahl von Einzelforderungen geltend gemacht wird. An-<br />
ders liegt es, wenn Gegenstand des Mahnbescheids eine einheitliche<br />
Schadensersatzforderung ist, die sich aus mehreren unselbständigen<br />
Rechnungsposten zusammensetzt.<br />
WOHNUNGSWIFTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
BGH, 21. September 2010<br />
V111 ZB 9110<br />
BGH, 30. November 2010<br />
V111 ZR 293108<br />
BGH, 18. Mai 201 0<br />
V111 ZB 9110<br />
BGH, 20. Oktober 2010<br />
V111 ZR 111109<br />
BGH, 14. Juli 2010<br />
V111 ZR 229109<br />
BGH, 17. November 2010<br />
Vlll ZR 21 1109<br />
WUM 2010, 750<br />
WuM 2010,649<br />
WuM 2010, 385<br />
WuM 201 1.48<br />
WuM 2010,694<br />
WuM 201 1,45<br />
WuM 2010,649<br />
WuM 2010,761<br />
WuM 2010.583<br />
= MietPrax-AK<br />
g 690 ZPO NI. 1.<br />
WuM 2011.49<br />
93
$719 ZPO<br />
$765a ZPO<br />
$765a ZPO<br />
$26 NT. 8<br />
EGZPO<br />
$152 ZVG<br />
$152 ZVG<br />
535 Inso;<br />
# 36 Ins0<br />
$36 Ins0<br />
das Revisionsgericht VlIl ZR 155110<br />
Hat der (R$umuiigs-jSchiildner es versäumt. im B e r u f u n g s r e c h t s m g ~<br />
einenVollstreckungsschutzantrag gem. 712 ZPOzu stellen, ist dern XI1 ZR 31110<br />
Antrag auf einstweilige Einstellung der Zwangsvollstreckung rum<br />
Revisionsgericht regelmäßig der Erfolg m versagen.<br />
"<br />
Schuldners nach befristeter Einstellung und Nachweis fachärztlicher<br />
Behandlungen des Schuldners nach den Umständen zulässigerweise<br />
erneut befristet einzustellen(im Arischluss an BGHWnM2010,250).<br />
Tntt ein Behandlungserfolg nicht ein, ist eine Fortsetzung der Voll-<br />
streckung in Erwägung zu ziehen unter Berücksichtigiing, ob der<br />
Schuldner selbst das ihm Zumutbare zur Verringerung der <strong>für</strong> ihn<br />
bestehenden Risiken einer Vollstreckung getan hat.<br />
Macht der SchuldnerimZwangsvollstreckungsverfahren eine Selbst<br />
mordgefahrdung seiner Ehefrau im Falle des Eigentumsverliists gel<br />
tend, so ist im Verfahren der sofortigen Beschwerde gegen die Zu-<br />
schlagsentscheidung vom Tatrichter die ernsthafte Be<strong>für</strong>chtung der<br />
Selbsttötung bezogen auf den Zeitpunkt des endgültigen Eigen-<br />
tumsverlustes m würdigen. Die Prognoseentscheidung ist nachvoll-<br />
ziehbar zu begriinden.<br />
Erachtet dasVormundschaftsgencht Maßnahmenzum Schuhdes Le-<br />
bens des Schuldners nicht <strong>für</strong> geboten, solange die Zwangsvoll-<br />
Streckung nicht durchgeführt wird, so setzt die Fortsetzung der Voll-<br />
streckung gegen den suiddgefjhrdeten Schuldner voraus, dass das<br />
Vollstreckungsgericht flankierende Maßnahmen ergreift, die ein<br />
rechtzeitiges Tätigwerden des Vormundschaftsgerichts zur Abwen-<br />
dung der Suizidgefahr ermöglichen.<br />
Beschwer bei Verurteilung zur Räumung der Mietwohnung; Nicht-<br />
zulassungsbeschwerde; PKH<br />
Der Zwangsverwalter einer M i e t w o h n u n g<br />
zur Herausgabe einer Mietkaution, die der Vermieter vom Mieter er-<br />
halten, aber nicht an den Zwangsverwalter ausgefolgt hat, nicht ver-<br />
pflichtet, wenn das ~Mietverhältnis dadurch beendet wird, dass der<br />
Mieter das Eigentum an der <strong>Wohn</strong>ung durch Zuschlag in der Zwangs-<br />
versteigerung selbst erwirbt.<br />
Wird ein Zwangsverwaltungsverfahren nicht wegen Antragsrück-<br />
nahrne ($$I61 Abs.4,29 ZVG) oder der vollständigenBefriedigung<br />
des Gläubigers (S 161 Abs. 2 ZVG) aufgehoben, sondern weil das<br />
Grundstück in der Zwangsversteigerung zugeschlagen wurde, ist der<br />
Zwangsverwalter auch ohne entsprechende Ermächtigung im Auf-<br />
hebungsbeschluss befugt, wegen Nutzungen aus der Zeit vor der Zu-<br />
schlagserteilung Klage zu erheben, sofern der die Zwangsverwaltung<br />
betreibende ,Gläubiger im Zeitpunkt des Wirksamwerdeiis des Zu-<br />
schlagsbeschlusses noch nicht vollständig befriedigt ist.<br />
Kündigt der InsolvenzverwalterlTreuhänder die Mitgliedschaft des<br />
Schuldners in einer <strong>Wohn</strong>ungsgenossenschaft, um damit das der Mas-<br />
se gebührende Auseinaiidersetzungsguthahen zu realisieren, hat der<br />
Schuldner keinen Anspruch aufAuskehrung des Teils des Guthabens,<br />
den er als Kaution <strong>für</strong> die von ihm bewohnte <strong>Wohn</strong>ung benötigt.<br />
BGH, 30. September 2010<br />
V ZB 199109<br />
BGH, 15. Juli 2010<br />
V ZB 1/10<br />
BGH, I I. Mai 2010<br />
V111 ZA 8110<br />
BGH, 9. Juni 2010<br />
V111 ZR 189109<br />
BGH, 11. August 2010<br />
XI1 ZR 181108<br />
BGH, 2. Dezember 2010<br />
U: ZB 120110<br />
1.1st eine VnEinziehungsermächtigungsverfahren ertolgte Lastschrift BGH, 20. Juli 2010<br />
unter Verwendung des unpfändbaren Schuldnervermögens eingelöst U: ZR 37109<br />
worden, fehlt dem (vorläufigen) VmalterITreuhänder in der Insolvenz<br />
des Schuldners - unabhängig davon, ob jenem dieVerwaltungsund<br />
Verfügungsbefugnis übertragen worden ist - die Rechtsmacht,<br />
die Genehmigung zu versagen.<br />
2. Der (vorläufige) VerwalterlTreuhänder darf im Einzugsermächtigungsverfahren<br />
erfolgten, vom Schuldner noch nicht genehmigten<br />
Lastschrifteii nicht pauschal die Genehmigung versagen, sondern<br />
muss im Einzelfall orüfen. wie weit seine Rechtsmacht reicht.<br />
WuM 201 1,122<br />
WuM 2010,587<br />
WuM 2010,386<br />
WuM 2010,518<br />
= MietPrax-AK<br />
S152ZVGNr 3.<br />
GuT 2010,364<br />
WuM 2011,40<br />
MietPrax-AK 3 36<br />
Ins0 NI. 1.<br />
94 WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011
spmch des § 985 BGB deckt.<br />
ausgabeanspruch des Eigentümers.<br />
Wenn dem Vermieter im <strong>Wohn</strong>ungsmietvertrag ein Besichtigungsrecht<br />
„während der üblichen Tageszeit werktags<br />
bis 19 Uhr" eingeräumt wurden ist, ist eine Besichtigung<br />
ani Sdniriag 7xischcii I I und I2 llir gcrt,ilitferti:i.<br />
1)riiii i1uc11 Sii~ii\lacc 41id l\erkt:icc. Wdb i~~lcrt~ssc dcr<br />
Mieter an einem erlebnisreichen Samstag muss hinter dem<br />
Interesse der (hier: ans der Schweiz) weit anreisenden Vermieter<br />
an einer möglichst geringen Beeinträchtigung ihrer<br />
beruflichen Tätigkeit und ihres Privatlebens zurücktreten.<br />
(OLG Frankfurt am Main, Usteil vom 26.6.2009 - 24 U<br />
242108)<br />
Aus dem Tenor: Die Beklagten werden vemteilt, den Klä-<br />
gern nach vorheriger schiiftlicher Ankündigung alle vier Wo-<br />
chen Samstags zwischen 1 1 .OO h und 12.00 h den Zutritt zu<br />
- -<br />
licher Zimmer- und Raumtüren, sowie den Zutritt zu dem Gar-<br />
ten zu gestatten.<br />
Die in dem angefochtenen Urteil aus&sprocheneverurteilung<br />
der Beklagten, den Klägern alle drei Wochen an einein Frei-<br />
tagnachmittag zwischen 16.00 h und 18.00 h <strong>für</strong> die Dauer<br />
einer Stunde den Zutritt zu der vorgenannten Liegenschaft<br />
nebst Garten m gew&ren (Hilfsantrag), wird zur Klarstellung<br />
P aufgehoben.<br />
Die weitergehende Berufung der Kläger wird zurückgewie-<br />
sen.<br />
Aus den Gründen: 11. Die Berufung der Kläger ist teilweise<br />
begründet und führt zur Ab'andening der amtsgerichtlichen<br />
Entscheidung in dem aus dem Urteilstenor ersichtlichen Umfang.<br />
1. Da die Kläger beabsichtigen, das derzeit von den Beklagten<br />
bewohnte Hausanwesen zu veräußern, besteht <strong>für</strong> sie ein<br />
berechtigter Grund, das Hausanwesen mit Interessenten zu<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHT2l2011<br />
Der Hauptantrag der Kläger, der auf eine Besichtigung an<br />
Samstagen zwischen 11.00 Uhr und 12.00 Uhr abzielt, ist he-<br />
gründet. Das Besichtigungsrecht der Kläger m diesen Zeiten<br />
ergibt sich bereits eindeutig aus den Regelungen des Miet-<br />
vertrages ($ 20). Danach ist die Besichtigung „während der<br />
üblichen Tageszeit" und werktags bis 19.00 Uhr zu gewähr-<br />
leisten. Auch der Samstag ist ein Werktag. Da die Besichti-<br />
gung nach dem Antrag der Kläger nur alle vier Wochen er-<br />
folgen kann und zudem einer vorherigen schriftlichen Ankün-<br />
digung bedarf, wird das Recht der Beklagten an der Unver-<br />
letzlichkeit ihrer <strong>Wohn</strong>räume (Artikel 13 GG) nicht unver-<br />
tretbar eingeschränkt. Neben den Interessen der Beklagten an<br />
einem erlebnisreichen Samstag steht das Interesse der Kläger,<br />
die aus der Schweiz anreisen müssen, an einer möglichst ge-<br />
ringfügigen Beeinträchtigung ihrer beruflichen Tätigkeiten<br />
und ihres Privatlebens.<br />
2. Da die Kläger hinsichtlich der Besichtigung der <strong>Wohn</strong>räu-<br />
me im Hauptantrag obsiegen, ist die vom Amtsgericht [Lan-<br />
gen (Hessen)] aufgruud eines Anerkenntnisses der Beklagten<br />
vorgenommene Verurteilung gemäß dem Hilfsantrag von<br />
Amts wegen aufzuheben, auch wenn die Beklagten insoweit<br />
selbst keine Berufung eingelegt haben (BGH, NJW 1989,<br />
1486).<br />
3. Soweit die Kläger die Anfertigung von Fotografien hean-<br />
spruchen, bleibt ihre Berufung ohne Erfolg. Hier hat es bei<br />
der Abweisung der Klage zu verbleiben. Auch wenn der Be-<br />
rufungsantragder Kläger dahinzu verstehen ist, dass sie-ent-<br />
sprechend ihrer Antragstellung im ersten Rechtsmg - nur die<br />
"<br />
rufungsbegriindung vorgetragen, aus welchen Gninden Foto-<br />
grafien angefertigt werden sollen. Ihrem Begehren steht zu-<br />
dem entgegen, dass die Beklagten in der mündlichen Ver-<br />
handlung vom 26. Juni 2009 unwidersprochen darauf hinge-<br />
wiesen haben, dass die Kläger bereits über ausreichende Fo-<br />
tografien verfügen.
gers ($278 BGB).<br />
Eine Klausel im Formularmietvertrag unterliegt der In-<br />
8<br />
haltsknntrolle (hier: ~ ~ h ö ~ h ~ ,,ühli- i ~ ~ h) ~ Das ~ Bemfungsgericht ~ ~ ~ ~ hat ~ auch ~ mit kRecht l angenommen, ~ ~ ~ ~<br />
ehe Ausführungsart~g) auch dann, wenn der Vermieter ein dass die Unwirksamkeit der Klausel über die Beschränkung<br />
Vertragsformular des von ihm mit der W,,hnungsver- der Ausführungsart der Schönheitsreparaturen nach der Semittlung<br />
beauftragten Maklers Abschluss des Miet- natsrechtsprechung zur Unwirksamkeit der Schönheitsrepavertrags<br />
verwendet hat.<br />
raturklausel insges,amt führt (Urteil vom 20. Januar 2010 -<br />
ViiiZU .5~li3~3,:a.&~..Rn. 13 mwN). Der vorliegende Fall un-<br />
(nichtamtlicher Leitsatz) : p%ChiSid&'stch entgegen der Auffassung der Revision auch<br />
,. ,.~ - - : ,...<br />
nicht in relevanter Hinsicht von der Sachverhaltsgestaltung,<br />
(BGH, Beschluss vom 14.12.2010 -VILI ZR 143110)<br />
die-dem,von der Revision angeführten Senatsurteil vom 18.<br />
Juni 2008 (V111 ZR 224107, aaO) zugrunde lag.<br />
I Aus den Gründen: 1. Ein Grund <strong>für</strong> die Zulassung der Re-<br />
9<br />
vision ($543 Ahs. 2 Satz 1 ZPO) liegt nicht vor.<br />
3. Es besteht Gelegenheit zur Stellungnahme innerhalb von<br />
drei Wochen nach Zustellung dieses Beschlusses.<br />
2 a) Das Bemfungsgericht [LG Bonnl hat die Revision zur<br />
~ i d. ~ ~ ~ ~ i ~ , ~ ~ h ~ : ist i durch ~ ~ ~ i ~ ~ i<br />
Klärungder Frage zugelassen, ,,ob die Abwdzung der Schön- onsiücknahme erledigt worden,<br />
heitsre~araturen auf den Mieter wirksam ist. wenn die Klausel<br />
vokieht, dass nicht ohne vorherige Zustimmung der Vertragspanner<br />
von einer üblichen Ausführungsart abgewichen<br />
werden darf'. Diese Frage verleiht der Sache keine gmndsätzliche<br />
Bedeutung; sie lässt sich ohne weiteres anhand der<br />
Die fonnularmietvertraeliche Verpflichtung des Mieters<br />
bisherigen Senatsrechts~rechung beantworten (Urteile voin<br />
28. M& 2007 - V111 ZR 199105, NZM 2007, 398 [=WuM<br />
2007.2591 Rn. 10: vom 18. Juni 2008 -VIIIZR 224107. NZM<br />
. . .. ..<br />
der Farl~i~alil iitid kann /ur I'ii\i irksaiiihtit insges;iiiit der<br />
2008, 60f[=~u~ 2008,4721 Rn. 17; vom 18. ~ehruai 2009<br />
li,riiiiilarni~l\iveii .\I,\iii17iiii1!<br />
-VIIIZR 166108, NZM200?,313 [=WuM 2009,2241 Rn. 12;<br />
- der Srhiiiilirit\rcu;iri~t~irrn<br />
auf den ~ieterführen.<br />
vom 20. Januar 2010 - VIII ZR 50109, WuM 2010, 142 Rn.<br />
10).<br />
(nichtamtlicher Leitsatz)<br />
(BGH, Beschluss vom 14.12.2010-V111 ZR 198110)<br />
3 Der Senat hat entschieden, dass eine Forrnularklausel, die<br />
den Mieter auch während der Mietzeit generell zu einer De-<br />
koration in einer ihm vorgegebenen Ausführungsart ver-<br />
pflichtet und ihn dadurch in der Gestaltung seines persönli-<br />
chen Lehensbereichs einschränkt, ohne dass da<strong>für</strong> ein aner-<br />
kennenswertes Interesse besteht, den Mieter unangemessen<br />
benachteiligt (Senatsurteil vom 20. Januar 2010 - V111 ZR<br />
50109, aaO mwN). Die rechtlichen Maßstäbe <strong>für</strong> die Beurtei-<br />
lung derartiger Klauseln sind damit so weitgehend geklärt,<br />
dass die Beantwortung der Zulassungsfrage vorgezeichnet ist.<br />
4 b) Auch im Übrigen besteht kein Grund <strong>für</strong> die Zulassung<br />
der Revision. Insbesondere hat das Berufungsgericht nicht,<br />
wie die Revision meint, den Anspruch des Klägers auf recht-<br />
liches Gehör (Art. I03 Ahs. 1 GG) verletzt. Das Berufungs-<br />
gericht hat kein entscheidungserhebliches tatsichliches Vor-<br />
bringen des Klägers übergangen. Der Senat hat das dieshe-<br />
zügliche Vorbringen der Revision geprüft, erachtet es aber<br />
nicht <strong>für</strong> durchgreifend.<br />
5 2. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg. Die Be-<br />
urteilung des Benifungsgerichts, dass die Schönheitsrepara-<br />
turklausel insgesamt unwirksam ist, hält rechtlicher Nach-<br />
prüfung stand. .<br />
6 a) Das Berufungsgericht hat aus der vorgenannten Senatsrechtsprechung<br />
zutreffend hergeleitet, dass die Klausel, nach<br />
der bei der Durchführung der dem Mieter aufedegten Schönheitsreparaturen<br />
nicht ohne vorherige Zustimrnu~g des Vermieters<br />
von einer „ühlichenAusfühnin~sart" - abgewichen werden<br />
darf, intrans$nt und auch wegen un<strong>angemessene</strong>r Benachteiligung<br />
des Mieters unwirksam ist. Dagegen bringt die<br />
Revision nichts vor.<br />
7 b) Die Revision rnacht jedoch geltend, dass die Klausel der<br />
Inhaltskontrolle nicht unterliege, weil das Vertragsfonnular<br />
nicht vom Kläger, sondern von dein vom Kläger beauftragten<br />
Makler stamme. Dieser Einwand greift nicht durch. Da der<br />
Kläger bei Abschluss des Vertrages ein Vertragsformular des<br />
von ihm beauftragten Maklers verwendet hat, sind die vor-<br />
formulierten Vertragshedingungen vom Kläger „gestellt" wor-<br />
den (5 305 Abs. 1 Satz I BGB). Der vom Kläger in die Ver-<br />
96<br />
.\U\ dcn (;riindcn: I 1.111 IIII$ ,I?r Re-<br />
\ I\I~III l.:dt I~ILIII Y,)(. l>.c ltr:t:c, .1riIcr \\ .~I.li:ri \',,~;ILI\,L.~<br />
Zungen eiie Formularklausel z~r~bwilzung der Schönheitsreparaturen,<br />
die dem Mieter bezüglich der Farbwühl Vorgaben<br />
macht, der Inhaltskontrolle nach S 307 Abs. 1 BGB standhält,<br />
ist durch die Rechtsprechung des Senats geklärt. Danach<br />
benachteiligt eine Farbwahlklausel den Mieter (nur) dann<br />
nicht unangemessen, wenn sie ausschließlich fü; den Zeitounkt<br />
der Rücknabe Geltung heansorucht und dem Mieter<br />
U<br />
noch einen gewissen Spielraum lässt (Senatsurteile vom 18.<br />
Juni 2008 - VIII ZR 224107, NZM 2008,605 [=WuM 2008,<br />
4721 Rn. 18; vom 22. Oktober 2008 - VITi ZR 283107, NJW<br />
2009.62 L=WuM 2008,7221 Rn. 17 f.).<br />
2 2. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg. Das<br />
Berufungsgericht [LG Berlin] hat zu Recht angenommen, dass<br />
die formulaimäßige Ahwälzung der Schönheitsreparaturen auf<br />
den Mieter wegen der un<strong>angemessene</strong>n Einengung des Mieters<br />
hinsichtlich der Farbwahl (§ 4 Abs. 6 in Verbindung mit<br />
8 25 Nr. 3 des Mietvertrags) gemäß $307 Ahs. 1 Satz 1, Ahs. 2<br />
BGB insgesamt unwirksam ist. Soweit die Revision demgegenüber<br />
geltend macht, die maschinenschriftlich eingefügte<br />
Bestimmung über dieFarbwahl sei zwischen den Parteien individuell<br />
vereinbart worden, zeigt sie entsprechenden Sachvortrag<br />
in den Tatsacheninstanzen nicht auf.<br />
3 Die irn Mietvertrag enthaltene Farbvorgahe bezieht sich<br />
zwar nur auf den Zeitpunkt der Rückgabe der Mietsache und<br />
erlaubt es dem Mieter somit, die <strong>Wohn</strong>ung während der Miet-<br />
U<br />
im Zeitpunkt der Rückgabe schränkr die Gestaltungfreihei;<br />
des Mieters aber in einer Weise ein, die nicht durch berechtigteInteressen<br />
desvennieters gerechtfertigt ist und denMie- i<br />
1<br />
"<br />
teressides Vermieters dahin geht, die <strong>Wohn</strong>ung in einem Dekorationszustand<br />
zurückzuerhalten, der dem Geschmack eines<br />
größeren Interessentenkreises entspricht und eine rasche<br />
Weitervermietung ermöglicht. Dieses Interesse erfordert es<br />
-
1<br />
aber nicht, den Mieter <strong>für</strong> den Zeitpunkt des Auszugs zwin-<br />
gend auf einen weißen Anstrich festzulegen, weil auch eine<br />
Dekoration in anderen dezenten Farbtönen eine Weiterver-<br />
mietung nicht erschwert. Für den Mieter hingegen ist, wie<br />
schon während der ~ietzeiceing~ekoration innerhalb der fü;<br />
den Rückgabezeitpunkt vorgeschriebenen Bandbreite farblicher<br />
Gestaltung vorzunehmen, um nicht heim Auszug nur wegen<br />
der f~blichen Gestaltung eine sonst noch nicht erforderliche<br />
Renovierung vornehmen zu müssen.<br />
4 3. Es besteht Gelegenheit zur Stellungnahme hinnen drei<br />
Wochen ab Zustellung dieses Beschlusses.<br />
Hinw. d. Gerichts: Das Revisionsverfahren ist durch Revisions~cknahme<br />
erledigt worden.<br />
Hinw. d. Red.: Die Klausel in 9: 25 NI. 3 des Mietvertrags lantet:<br />
„Bei Auszug müsseii Decken, Fenster und Türen weiß gestrichen<br />
sein." (s. LG Berlin, Bemfungsgencht, 63 S 379109).<br />
Eine auf einen Zahlungsrückstand des Mieters einer Woh-<br />
nung gegenüber dem Stromversorger beruhende Unter-<br />
brechung der Stromlieferung (Ausbau des Stromzählers)<br />
führt nicht zu einer Minderung der Miete, da dieser Man-<br />
gel der Sphäre des Mieters zuzurechnen ist.<br />
(BGH, Urteil vom 15 12 2010-VIlIZR 113110)<br />
i Zum Sachverhalt: Die Klägenn alsVermieterin nimmt den<br />
Beklagten auf Zahlung rückständiger Miete sowie Räumung<br />
und Herausgabe der von ihm gemieteten Einzimrnerwohnune<br />
in ~ns~mcl;<br />
2 Die <strong>Wohn</strong>ung ist an das Elektrizitätsverteilernetz der D.<br />
Netz GmbH (im Folgenden: Netzbetreiber) angeschlossen.<br />
Der Beklagte wurde in der Vergangenheit von der D. Stadtwerke<br />
GmbH (im Folgenden: Versorger) mit Strom versorgt.<br />
I)ic I~:i~tii.~l~iiic~i~llc fiir ili~. ~ircii~~~~cii~i;iiiJli:Iic \\'~Iiiiiiii;<br />
\:,C h,.: Bci:iin ,Ir., \1ici\eili:iliiii~~i~<br />
iiiii ~,iiier<br />
\li~~.~iiiri~li-<br />
tung (Stromzähler) versehen. Wegen eines Zahlungsrück-<br />
stands des Beklagten gegenüber demversorger kames am 28.<br />
März 2007 auf Veranlassung des Versorgers zur Unterhre-<br />
chung der Stroinlieferung. Nach Zahlung der Rückstände<br />
durch den Beklagten veranlasste der Versorger Mitte April<br />
2007 die Wiedereröffnung der im Hause der Klägenn gele-<br />
genen Strornentnahmestelle. Weil der Beklagte dem Versor-<br />
ger die diesem vom Netzbetreiber in Rechnung gestellten Ko-<br />
die ~ ~&ung des Anschlusses. Der Netzbetreiber fuhrte diese<br />
auftragsgemäß am 25. Juni 2007 durch und baute am 16.<br />
August 2007 den Zähler <strong>für</strong> die Entnahmestelle der <strong>Wohn</strong>ung<br />
des Beklagten aus.<br />
i Der Beklagte teilte dem Versorger mit Schreiben vom 12.<br />
Mai 2007 unter anderem mit, dass er die Stromahstellung als<br />
Vertragsheendigung angesehen und denversorger gewechselt<br />
habe. DerVersorgerwechsel schlugjedoch fehl, weil derNekbetreiber<br />
die Entnahmestelle wegen der fehlenden Messeinrichtung<br />
als ,,inaktiv" meldete.<br />
4 Mit Schreiben vom 28. September 2008 kündigte der Beklagte<br />
gegenüber der Klägerin wegen der fehlenden Stromversorgung<br />
seiner <strong>Wohn</strong>ung infolge des Ausbaus des Stromzählers<br />
die Minderung der (Kalt-)Mie.te um 50% an. Die Miete<br />
(einschließlich der Betriehskostenvorauszahlune) betme<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 21201 1<br />
Die Klägerin widersprach der Minderung und kündigte den<br />
Mietvertrag nach vorheriger Abmahnung mit Schreihen vom<br />
18. Mai 2009 zum 8. Juni 2009 fristlos wegen Zahlungsverzugs<br />
in Höhe von 384,94 E. Der Beklagte hat der Kündigung<br />
widersprochen.<br />
5 Nachdem der Netzhetreiber aufgmnd eines Beschlusses der<br />
Bundesnetzagentur in einem vom Beklagten gegen den Netzbetreiber<br />
angesaengten Besonderen Missbrauchsverfahren am<br />
10. Juli 2009 derrZähter wiedkr eingebaut hatte, zahlte der<br />
Beklagte an die ~läge
I3 Auch dass der Beklagte in seinem Versorgungsverhältnis 22 111. Das Berufungsurteil kann danach keinen Bestand ha-<br />
mit demversorger spätervon ihmgetilgteZahlungsrückstände ben; es ist daher aufzuheben ($ 562 Abs. I ZPO). Da weitere<br />
habe auflaufen lassen, die der G ~nd <strong>für</strong> die Sperrung des An- Feststellungen nicht zu treffen sind und der Rechtsstreit zur<br />
schlusses und die daraus folgenden Kosten gewesen seien, Endentscheidung reif ist, hat der Senat in der Sache selbst zu<br />
spiele keine Rolle. Denn der Netzbetreiber sei nicht berech- entscheiden (S. 563 Abs. 3 ZPO). Dies führt zur Wiederhertigt<br />
gewesen, seine Vertragspflichten gegenüber der Klägerin stellung des erstinstanzlichen Urteils.<br />
als Vennieterin und Anschlussnehmerin zu verletzen, um den<br />
Kostenausgleich durch den Beklagten gegenüber dem Versorger<br />
zu erzwingen.<br />
14 Die Höhe der Minderung von 50 % der Kaltmiete sei a<br />
gemessen. Aufgnind des vollständigen Ausfalls der Stro<br />
Gebrauch der <strong>Wohn</strong>ung zu <strong>Wohn</strong>-<br />
Versorgung sei die <strong>Wohn</strong>ung zum dauernden Aufenthalt<br />
chterhalten, wenn der Mieter in ei-<br />
Personen nicht geeignet gewesen.<br />
ner Zweitwohnung mit Erstwohnsitz lebt und in der an-<br />
1s Die Klägerin habe keinen Räumungsanspruch gemäß $546<br />
gemieteten <strong>Wohn</strong>ung sich nicht mehr aufhält. Der stück-<br />
Abs. 1 BGB, denn das Mietverhältnis der Parteien sei manweiseverkauf<br />
von Gegenständen des in der <strong>Wohn</strong>ung begels<br />
eines Mietrückstands durch die Kündigung vom 18. Mai<br />
lassenen ist unschädlich.<br />
2009 nicht wirksam beendet worden.<br />
(nichtamtlicher Leitsatz)<br />
I6 11. Diese Beurteilung des Berufungsgerichts hält revisi- (BGH, Urteil vom 8.12.2010 - V111 ZR 93110)<br />
onsrechtlicher Nachprüfung nicht stand.<br />
17 Der Klägerin steht gegen den Beklagten sowohl ein A ~- 1 Zum Sachverhalt: Der Beklagte mietete ab 1. September<br />
spiuch restlicher ~ i und ~ ~ t t ~ ~ ~ ~ 1986 ~ ~ von t der ~ Rechtsvorgängerin ~ h ä d i - der Klägerin ein Zimmer im<br />
gung in Hohe von insgesamt 466,73 gemäß $ 535 ~ b 2, ~ ersten , Stock des Anwesens A. straße in M. Nach $1 Nr. 1 des<br />
$ 546aAbs. I BGB als auch auf Räumungund Herausgabe der Mietvertrages vom 17. September 1986 wurde das Zimmer<br />
gemieteten <strong>Wohn</strong>ung gemäß $ 546 BGB zu. ..ZU ~ i ~ t ~ Benutzung ~ ~ als - <strong>Wohn</strong>ung" vermietet. Mit einem am 28.<br />
hältnis ist durch die fmstlose Kündigung vom 18, ~~i 2009 Dezember 1988 unterzeichneten „Anhang zum Mietvertrag"<br />
wegen zahlungsvermgs des ~ ~ über mehr k als zwei l übernahm ~ der ~ Beklagte ~ ab 1. Januar ~ 1989 ~ ein weiteres an-<br />
Termine mit zwei ~ ~ n ~ gemäß t $543 ~ A ~ ~S. 1, i ~ ~ b 2 t ~ grenzendesZimmer. . ~ ~ Aufgrund ,;<strong>Wohn</strong>ungs-MietvertragsSSvom<br />
Nr. 3 h BGB wirksam beendet worden.<br />
21. März 2000 wurde dem Beklagten schließlich noch ein<br />
=mmer im ersten Stock iiberlassen; im Gegenzug hierzu gab<br />
1s 1. Dass die Stromversorgung der streitgegenständlichen der Beklagte zwei weitere, von ihm im vierten Obergeschoss<br />
<strong>Wohn</strong>ung infolge des Ausbaus der Messeinrichtung (Stromdes<br />
Anwesens angemietete Räume an die Klägenn zurück,<br />
zähler) ab dem 16. August 2007 zeitweise unterbrochen war,<br />
hatte keine Mindernng der Miete gemäß $ 536 BGB zur ~ ~ 1 2 . Seit September 2000 wohnt der Beklagte mit seiner Tochge.<br />
Zwar lag insoweit ein Mangel der <strong>Wohn</strong>ung vor, als ihre ter in einer im Melderegister der Stadt M. als Erstwohnsitz<br />
Gebrauchstauglichkeit dadurch beeinträchtigt war, dass der eingefragenen <strong>Wohn</strong>ung in der B. Straße. In den streitgegen-<br />
Beklagte ohne die Me~seinri~htung keinen Svom von einem ständlichen Räumen, die im Melderegister der Stadt M. als<br />
(neuen) Versorger beziehen konnte. Dieser Mangel führte je- ,,Nebenwohnung" geführt werden, stehen umfangreicher eidoch<br />
nicht zu einer ~ i der ~ ~ i ~ $536 d t BGB. ~ ~ gener - ~ teilweise ererbter ~ - Hausrat ~ sowie ~ Gegenstände der<br />
Eine Minderung ist ausgeschlossen, wenn ein Mangel der verstorbenen Großmutter der Tochter des Beklagten. Der Be-<br />
Sphäre des Mieters zuzurechnen ist (Müuch~omm. kldgte bietet in der <strong>Wohn</strong>ung befindliche Gegenstände in der<br />
BGBlHiublein, 5. Aufl., $536 Rn. 32 mwN; Schmidt-Futte. Zeitschrift „kurz und fündig" zumverkauf an und empfängt<br />
rerIEisenschmid, Mietrecht, 9. ~ufl., $536 BGB Rn. 572). in der <strong>Wohn</strong>ung KaufinteresSenten.<br />
So ist es hier. 3 Die Klägerin hat unter anderem behauptet, der Beklagte nut-<br />
. 111~. Iiii.~rl~rr~:liiiii: (lcr .\ii~clilu~~iiiir7~~i~~ uiid Ji? ~'h!.,~. 7? .II: ihr .iii~clnici:lcii I
7 Der Klägerin stehe gegen den Beklagten kein Anspruch auf ist den persönlichen Vorstellungen und der freien Entschei-<br />
Unterlassung aus $ 541 BGB zu. dung des Mieters überlassen. Dass der Beklagte seinen Lezwar<br />
seien die ~ä~~~ zu wohnzwecken vermie. bensmittelpunkt seit dem Jahr 2000 nicht mehr in den von der<br />
tet A~~ dem ~~~~t~ lasse sich jedoch keine micht Klägerin angemieteten Räumen, sondern in der <strong>Wohn</strong>ung in<br />
in den zuwohnzwecken angemieteten R~~~~~ auch der B. straße sieht und in den angeniieteten Räumen nur noch<br />
tatsächlich zu wohnen; eine Gehrauchspflicht kenne das umfangreicher Hausrat steht, vermag daher entgegen der Aufsetz<br />
nicht.<br />
fassung der Revision die grundsätzlich nach wie vor gegehene<br />
Nutzung zu <strong>Wohn</strong>zwecken nicht zu verändern.<br />
9 Soweit die Klägerin dem Beklagten vorwerfe, er verwende . . . ., r<br />
die vermieteten ~g~~~ zum ~ ~ eines ~ i ~ sei ~ der b ~ 15 Auchist ~ d ~m . flenrfungsgenfht<br />
..2.. J ~ b zuzustimmen, ~ ~ wennes die ,<br />
Sachvortrag der insoweit darlegungs. und beweisbelasteten Existenz vo.~:~au~ritsgegensiänden in einer <strong>Wohn</strong>ung als ge-<br />
~ 1 % nicht ~ ausreichend, ~ " ~ um einen vertragswidrigen rade&?$iSch <strong>für</strong> eine <strong>Wohn</strong>nutzung ansieht. Die Anzahl der<br />
brauch annehmen zu können, ~i~ uägerin habe ,,icht kon. HausratsgegemtändBist dabei ebenso ohne Belang wie ihre<br />
kret behauptet, dass die Tätigkeit des klagt^^ nach außen Anordnung in der <strong>Wohn</strong>ung. Auch ist es einem ~ieter unhe-<br />
in Erscheinung trete, etwa durch Anbnngung eines schildes nommen, eigene oder in seiner Verfügungshefugnis stehende<br />
am Hauseingang oder das tägliche ~ ~ einer größeren ~ Hausratsgegenstände ~ h von ~ Familienangehörigen i ~ zu veräußern; ~<br />
~ ~ von ~ ~ ~ ~~~h hsei ~ nicht l vorgeüagen, d ~ dass ~ der . darin liegt gmndsätzlich auch dann keine von einer Vereinklagte<br />
<strong>für</strong> seine verkaufsaktivitäten ~ i ~ beschäftige, ~ ~ b barung ~ mit i dem ~ Vermieter ~ abhängige ~ geschäftliche Tätigkeit<br />
des Mieters, wenn sie nach außen in Erscheinung tritt. Zwar<br />
io Die Klage bleibe auch im zulässigen Hilfsantrag erfnlgmag<br />
sich im Einzelfall auch aus derartigenTätigkeiten ein Un.<br />
los. Der Vortrag der Klägerin sei nicht geeignet, eine Nutterlassungsanspruch<br />
des Vemiieters nach $541 BGB wegen<br />
zung der angemieteten Räume zu anderen als <strong>Wohn</strong>zwecken ~ ~ ergehen b können, ~ etwa wenn ~ die<br />
darzulegen. Dass sich in einer <strong>Wohn</strong>ung EinrichtungsgegenzumVerkauf<br />
angebotenen Gegenstäride nicht mrpersönlichen<br />
stände befänden, sei fiir eine <strong>Wohn</strong>nutzung gerade typisch;<br />
N ~ ~ zu zwecken ~ des ~ alsbaldigen~eiterverkaufs<br />
~ ~ ,<br />
anders wäre es, wenn der Beklagte die <strong>Wohn</strong>ung zur Lageerworben<br />
worden sind ,der der ~i~~~~ durch die Ver.<br />
mng ölverschmierter Autoteile nutzen würde. Im Ubrigen seikaufstätigkeiten<br />
schutz. und Obhutspnichten in auf<br />
en ein Nachteil der Klägerin oder eine Belästigung anderer die Mietsache verletzt oder den vertragsgemäßen<br />
Mitmieter durch die Nutzung des Beklagten weder vorgetraanderer<br />
Mieter stört, Für all das fehlt es jedoch im Streitfall<br />
gen noch sonst ersichtlich.<br />
an tatrichterlichcn Feststellungen; übergangenen Sachvortrag<br />
ii 11. Diese Beurteilung des Berufungsgerichts hdt rechtli- der Klägerin zeigt die Revision insoweit nicht auf.<br />
cher Nachprüfung stand. Nach den Feststellungen des Bemfungsgerichts<br />
steht der Klägerin gegen den Beklagten kein<br />
Unterlassungsanspruch gemäß $541 BGB zu.<br />
~<br />
~ ~<br />
i<br />
i I<br />
12 1. Die Klägerin hat von dem Beklagten Unterlassung begehrt,<br />
die angemieteten Räume „zu gewerblichen Zwecken,<br />
insbesondere als Lager- und Verkaufsräume" hilfsweise ,,U<br />
anderen als <strong>Wohn</strong>zwecken" zu nutzen. Angesichts ihrer sehr<br />
weiten, insbesondere im Hilfsantrag einen konkreten verlet.<br />
zungstatbestand nicht einmal ansatzweise beschreibenden<br />
Fassung ist fraglich, ob die gestellten Prozessanträge im sin.<br />
ne von $ 253 Ahs. 2 NI-. 2 ZPO noch hinreichend bestimmt<br />
Die Nachfordemng rückwirkend<br />
kann der Vermieter (hier: nach b<br />
ni~) geltend machen, solange die regelmäßige verjährungsfristvon<br />
drei Jahren, beginnendmit dem Ablauf des<br />
jeweiligen Jahres der zulässigen Mitteilung der Betriebskostenabrechnung<br />
des früheren Abrechnungszeitraums,<br />
nicht abgelaufen ist.<br />
sind, um eine zulässige Klageerhebung annehmen zu können.<br />
Denn nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs<br />
darf ein Verhotsantrag nicht derart undeutlich gefasst sein,<br />
dass Gegenstand und Umfang der Entscheidungshefngnis des<br />
Gerichts ($ 308 Abs. 1 ZPO) nicht erkennbar abgegrenzt sind,<br />
(LG Düsseldorf, Urteil vom 22.9.2010 - 23 S 430109)<br />
-Veröffentlichung in WuM 2010, 749 -<br />
sich der Beklagte deshalb nicht erschöpfend verteidigen kann Ansprüche auf Nachzahlung aus Betriehskostenahrecbnunund<br />
letztlich die Entscheidung darüber, was ihm verboten ist, gen verjähren innerhalb der dreijährigen RegelverjähmngsdemVollstreckungsverfahren<br />
überlassen bliebe (st. Rspr; vgl. frist des $195 BGBl. DieVerjährungsfrist beginnt gem. $ 199<br />
nur BGH, Urteil vom 17. Juli 2003 -I ZR259100, BGHZ 156, Ahs. 1 BGB mit dem Schluss des Jahres zu laufen, in dem die<br />
1,s f. - ,Paperhoy"; zuletzt: BGH, Urteil vom 29. April 2010 Abrechnung dem Mieter zugeht und damit fällig wird%. Auch<br />
- I ZR 202107, GRUR 2010,749 Rn. 21 - „Erinnerungswer- <strong>für</strong> Nachberechnungen solcher Betriehskostenteile, an deren<br />
bung im Intemet"). Dies kann jedoch dahin stehen, denn der rechtzeitiger Umlegung der Vermieter innerhalb der Ahrech-<br />
Klägerin steht auf der Gmndlage deijvom Berufungsgericht nungsfrist des $ 556 Abs. 3 Satz2 BGB schuldlos gehindert<br />
getroffenen Feststellungen jedenfalls materiellrechtlich kein war, soll die Verjährungsfrist nach dem hier zu besprechen-<br />
Unterlassungsanspruch zu. den Urteil des LG Düsseldorf vom 22.9.20103 mit dem Zu-<br />
13 2. ~~~h $ 541 BGB kann der vermieter auf unterlassnng gang der Ausgangsahrechnung und nicht etwa (hinsichtlich<br />
klagen, wenn der Mieter einen vertragswidrigen ~ ~ der<br />
Mietsache trotz Ahmahnung fortsetzt. Die Parteien haben im<br />
Streitfall eine Nutzung zu <strong>Wohn</strong>zwecken vereinbart. Die<br />
b der nachgefordertenBehebskostenposition) ~ ~ ~ ~ h mit dem zugang<br />
der Nachberechnung<br />
Im konkreten Fall ging es darum, dass dem Vermieter erst im<br />
tatsächliche Nutzung der angemieteten Räume durch den Be- Jahre 2008 der (geänderte) Grundstenerhescheid <strong>für</strong> die Jahklagten<br />
hdt sich nach den Feststellungen des Bemfnngsge- re 2003 bis 2007 zuging. Der Ansicht des LG Düsseldod es<br />
nchts innerhalb dieses vereinbarten Zwecks.<br />
14 Zutreffend ist das Bemfnngsgericht davon ausgegangen,<br />
sei <strong>für</strong> den Verjährungsbeginn einschränkungslos immer auf<br />
dass den Mieter keine Gebrauchspflicht trifft (vgl. Senatsurteile<br />
vom 4. April 1979 - V111 ZR 118178, N m 1979, 2351<br />
[=WuM 1979, 1841 unter 2 b; vom 7, März 1983 . VIII ZR<br />
333181, WPM 1983, 531 unter I2 c bb); wo der Mieter seinen<br />
Lehensmittelpnnktbegründet und imherkömmiichen Sinne<br />
,,wohnt" (schlafen, essen, regelmäßiger Aufenthalt etc.)<br />
I) LG ~ostock WUM 2009,232; Bieber in: MünchKom $548 ~ dn. 28;<br />
Roth PiG 83 (2008) S.220.<br />
2) LGDüsseldoriWuM 2010,749; LGHarnburg ZMR 2010,760; LGRostock<br />
WuM 2009,232.<br />
3) WuM 010, 749,<br />
4) LG ~ ü ~ ~ ~ 2010,749; l d LG ~ ~ r f ~ w ~ u ~ 2009, ~ 232. t A.A. ~<br />
Flatow WuM 2010,613; BothjunsPR-MietR 1812009 Nr.4.<br />
~ k<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 99
den Zugang der Ursprungsabrechnung abzustellen, ist jeden- tuugskosten in Höhe von 1168,34 £ gem. $81 2 Abs. I Satz 1<br />
falls nicht in dieser Ahsolutheit zuzustimmen. Zwar handelt BGB.<br />
es sich - so der m.E. zutreffende Ausgangspunkt - -- der Ent- Es ist zwischen den Parteien inzwischen unstreitig, dass der<br />
scheidung - bei der nachberechneten Gnindsteuerjeweils nur Beklagte die Hausverwaltungskosteu in der eingeklagten<br />
um unselbständiee Rechnungs~osten der Gesamtahrechnun- Höhe zu Unrecht in den Nehenkostenabrechnungen auf den<br />
gen <strong>für</strong> die strei?gegenständEchen Jahre 2003 bis 2007 und Kläger als Mieter umgelegt hat. Streitig ist zwischen den Parnicht<br />
um jeweils eigenständige, also auch nicht eigenständig teien lediglich, ob der Kläger diese Einwendung betreffend<br />
verjährbare Ansprüches.<br />
die Abrechnung. vom 14.1.2006 <strong>für</strong> den Zeitraum 2001 bis<br />
Die Verjährung von Bemebskostenahrechnungen ähnelt in- .20D4inn6ihiilho&fFiiSt des 5 556Abs. 3 BGB gegenüber dem<br />
sofern derverjähning von Schadenseinheiten, bei denen sämt7.;i. Beklagten genigt hat. Entgegen der Ansicht des Amtsgerichts<br />
liche auf dem Schadensereignis beruhenden Schäden ein- kömmt es fiir den Beginn der Frist des $556 Abs. 3 BGB alschließlich<br />
der Folgeschäden unahhängig vom Zeitpunkt der lerdings darauf an, ob die Nebenkostenahrechnung formal ord-<br />
Entstehung einer einzelnen Schadensposition einheitlich ver- nungsgemäß ist. Formal ordnungsgemäß ist eine Abrechnung,<br />
jähren6.<br />
die eine Zusammenstellung der Gesamtkosten enthält sowie<br />
Für Schadenseinheiten ist aber anerkannt, dass die Ve jährung die Angabe und Erläuterung der zugrunde gelegten Verteiler<strong>für</strong><br />
solche Schadensfolgen, die auch <strong>für</strong> Fachleute nicht vor- schlüssel, die Berechnung des Anteils des Mieters und den<br />
hersehbar waren. gesondert mit der Kenntnismöglichkeit des Abzug seiner Vorauszahlungen; sie muss ferner gedanklich<br />
und rechnerisch nachvollziehbar sein (vgl. Schmidt-Futterer,<br />
Mietrecht, 9. Auflage, 2007, § 556, Rdnr.465). Die von dem<br />
Beklagten unter dem Datum des 14.1.2006<strong>für</strong> die Jahre 2001<br />
bis einschließlich 2004 erstellte Nehenkostenabrechnung ents~ncht<br />
diesen Anfordemngen nicht. Sie ist vor allem weder<br />
übe&gen bedeutet das, dass es nicht auf die Schuldlosigkeit<br />
an der rechtzeitigen Abrechnung ankomm@, sondern darauf,<br />
ob derVermieter bei der Erstellung der Ursprungsahrechnung<br />
als dem Ereignis, das die Fälligkeit und damit den Ver-<br />
jähngsbeginn begründet, mit der Möglichkeit rechnen konn-<br />
te, es werde Nachforderungen geben. Er konnte dann ver-<br />
jährungshemmende Maßnahmen ergreifen (etwa eine Verein-<br />
barung mit dem Mieter oder Feststellungsklage).<br />
Bei Gmndsteuemachbelastungen als den häufigsten Fällen der<br />
~eränderungen (Umbauten, Erweiterungen)des Mietobjektes<br />
beruhen. Diese Uberlegungen gelten gleichermaßen bei<br />
der <strong>Wohn</strong>raum- wie bei der Gewerheraummiete, da sie von<br />
dem Ablauf derAbrechnungsfrist des $ 556Ahs. 3 Satz2BGB<br />
unabhängig sind. Ungerecht oder unangemessen ist das <strong>für</strong><br />
den Vermieter nicht. Gläubiger, deren Ansprüche starren Verjährungsfristen<br />
unterliegen, sind zu Gunsten des Rechtsfnedens<br />
häufig viel härteren Folgen ihrer Unkenntnis von Ansprüchen<br />
während desVerjährungslaufs ausgesetzt, etwa weil<br />
ein Mangel erst in verjährter Zeit offenbar wird. Auch aus<br />
$556Abs. 3 Satz 3 BGB ergibt sich nichts anderes. Dort wird<br />
demVermieter zwar erlaubt, Nachforderungen auch noch nach<br />
der Ausschlussfnst geltend zu machen. Daraus kann aber nicht<br />
eeschlossen werden. dass als Konseauenz die Veriähnines-<br />
Frist <strong>für</strong> die ~orderung aus der Nachb&echnung ni&t vor &r<br />
Nachberechnung begimen könne9. Denn Ausschlussfrist und<br />
Ve jährung sind zwei unterschiedliche Rechtsinstitute mit unterschiedlichen<br />
Regelungszwecken. DieVerjährung dient dem<br />
Rechtsfneden und tritt unabhäneie davon ein. ob den Gläubiger<br />
(Vermieter) an der ~icht-Geltendmachung des Anspruchs<br />
einverschulden trifft. Es kommt nur - wie dargelegt<br />
- auf Kenntnis oder Kennenmüssen<br />
,.<<br />
hzw. Kennenkönnen an.<br />
Vorsitzender Richter am Landgericht Elmar Streyl, Krefeld<br />
Der Lanf der Einwendungsfrist des Mieters gegen die Betriebskostenabrechnung<br />
setzt den Zugang einer formell<br />
ordnungsgemäßen Abrechnung voraus.<br />
Ist mietvertraglich . . die Geltung . . des von der Hausverwaltuiig<br />
praktizierte11 Kustenscliliissrl~ jereinhart, niii,, die-<br />
\er aulierlialli oder innerhalb der .\hreehnune dem hlir-<br />
0<br />
ter erläutert worden sein.<br />
(LG FrankfurtamMain, Urteilvom7.1.2011-2-11 S 277110)<br />
Aus den Gründen: Der Kläger hat gegen den Beklagten ei-<br />
nen Anspruch auf Rückzahlung der ihm <strong>für</strong> die Jahre 2001<br />
bis einschließlich 2004 in Rechnung gestellten Hausverwal-<br />
100<br />
~~~<br />
teilerschlüssel ist nochist dieser erläutert. Auch die Gesamt-<br />
diglichdrei verschiedenePositionen<strong>für</strong>jedes Jahr aufgeführt,<br />
bei denen nicht erkennbar ist. um welche Kosten~osition es<br />
sich handelt und anhand welihen ~erteilerschlüs~els sie berechnet<br />
wurde. Es ist zwar richtig, dass im Mietvertrag zwischen<br />
den Parteien vereinbart wurde, dass der von der Haus-<br />
U U<br />
lich und rechnerisch nachvollziehbar zu machen. Davon geht<br />
auch der Bundesgerichtshof in dem von dem Beklagten zitierten<br />
Urteil vom 11.8.2010-VIIIZR45110 [=WuM 2010,<br />
6271 aus, in welchem er ausführt, dass Erläuterungen, die der<br />
Vermieter dem Mieter außerhalb der Abrechnung - vor Ablauf<br />
der Abrechnungsfrist erteilt - zu berücksichtigen sind.<br />
Allein der Hinweis im Mietvertrag, dass eine Abrechnung der<br />
Nebenkosten entsprechend der Abrechnung der Haugverwal-<br />
nenlnoch der Verteilerschlüssel erkennen lassen. Die Abrech-<br />
nung der Hausverwaltung selbst war aber der Nebenkosten-<br />
abrechnung nicht beigefügt, so dass die erfolgte Nebenko-<br />
stenabrechnung vom 14.1.2006 <strong>für</strong> die Jahre 2001 bis 2004<br />
formal nicht ordnungsgemäß war. Zwar ist es in der Literatur<br />
umstritten, ob auch eine formal nicht ordnungsgemäße Ab-<br />
rechnung die Frist des § 556 Abs. 3 BGB in Gang setzt, doch<br />
ist in der Rechtsprechung inzwischen anerkannt, dass Vor-<br />
aussetzung <strong>für</strong> den Fristbeginn der Zugang einer formell aus-<br />
reichenden Ahrechnung heim Mieter ist (BGH, Urteil vom<br />
10.10.2307-VIIIZR279106 [=WuM 2007.6941; BGH, Ur-<br />
teil vom 5.3.2008-VIIIZR 80107 [=WuM 2008,2831; BGH,<br />
Urteilvom 12.5.2010-VIIIZR 185109 [=WuM 2010,4201;<br />
5) Von eigenständigen Ansprüchen gehen aber wohl Flatow WuM 2010,<br />
611 und Both iurisPR-MirtR 1812009 Nr4 aus, wenn sie <strong>für</strong> den Ver-<br />
jähmngsbbegini auf den Zugang der Nachberechnung abstellen<br />
6) BGH.WuM 1998, 155; BGHNIW 1965, 151.<br />
7) BGH NJW 2000,861<br />
8) Darauf stellen RaLow WuM 2010,613 rindBoth iurisPR-MietR 1812009<br />
Nr. 4 ab.<br />
Y) So aber Flutow WuM 2010, 613 und wohl auch Both jurisPR-MietR<br />
1812009 Nr. 4.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011
Schmidt-Futterer, Mietrecht, 9. Auflage, 2007, $556, Rdnr.<br />
499; Langenberg, Bekriebskostenrecht, 5. Auflage, 2010, G,<br />
Rdnr. 189). Diese Ansicht erscheint auch überzeugend, da die<br />
Gegenmeinung zu dem widersprüchlichen Ergebnis führt,<br />
dass mangels wirksamer Abrechnung einerseits der Abrech-<br />
nungsanspruch des Mieters fortbesteht, dieser aber anderer-<br />
wendungen mangels Zustellung einer formal ordnungsgemäßen<br />
Abrechnung nicht gem. $556 Abs. 3 BGB ausgeschlossen.<br />
Auf die streitige Frage, ob der Beklagte auch bereits<br />
während der Frist seine Einwendungen geltend gemacht<br />
hat und den Umstand, dass die Nebenkostenabrechnung als<br />
,,vorläufig" bezeichnet wurde, kommt es demnach nicht mehr<br />
an. Somit hat der Kläger auch <strong>für</strong> die Jahre 2001 bis einschließlich<br />
2004 einen Anspruch auf Rückzahlung der zu Unrecht<br />
auf ihn umgeleeten Hausverwaltuneskosten eem. S 81 2<br />
U .<br />
Abs. I S. 1 BGB.<br />
Die Fordemng des Klagers ist auch nicht gem, $$195, 199<br />
BGB verjährt. Die Nebenkostenabrechnung wurde im Janu-<br />
.,r ?!lob uher~:iiiJ. W der l~ii.~k~~~r~l.~r~iii~~.~~i~pr.~.~li<br />
.I?\<br />
\ hI I BGK iii ilic\ciii J;.lir .~iii~i~iii1~~ii 1-1 ,\iii 24. 12. 21,11'1 \i iir-<br />
W<br />
stenanfordemng jm l5.1.2010und deren ~i&ang demnächst<br />
die Abgabe an das Streitgericht am 18.3.2010, so dass keine<br />
Verjährung der Forderung eingetreten ist.<br />
Mitgeteilt von RA Gold, Frankiurt/M.<br />
Die Betriehskostenabrechnung der Mietwohnung kann<br />
hinsichtlich einzelner Kostenpositionen wegen deren fehlender<br />
Nachvollziehbarkeit unwirksam sein.<br />
Der Zugang einer wegen formeller Mängel unwirksamen<br />
. .<br />
Betriel)~;ki~strniil)r~chn~~ng wtrt dir I;.in\irn
7 1. Die <strong>für</strong> den Zeitraum200512006erteilteAbrechnung vom nes Objekt. Zu den beschriebenen Unklarheiten kommt hin-<br />
12. Juni 2007 ist - wovon auch das Berufungsgericht ausge- zu, dass bei den Kostenpositionen ,,Aufzug" und „Hauswart"<br />
gangen ist - wegen formeller Mängel unwirksam. eine weitere, nicht nachvollziehbare Größe Verwendung fin-<br />
8 a) Eine Betriebskostenabrechnung ist nach der Rechtsprechung<br />
des Senats dann formell ordnungsgemäß, wenn sie den<br />
allgemeinen Anforderungen des 5 259 BGB entspricht, also<br />
eine geordnete Zusammenstellung der Einnahmen und Ausgaben<br />
enthält. Soweit - wie hier - keine besonderen Abreden<br />
det, da hierbei von der angegebenen Fläche (nur) ein bestimmter<br />
Voinhuudertsdtz (70% bm. 50%) Berücksichtigung<br />
finden soll. Schon wegen dieser Mängel ist die erteilte Abrechnung<br />
hinsichtlich der genannten zehn KostenPositionen<br />
wegen fehlender Nachvollziehbarkeit unwirksam.<br />
getroffen sind, sind in die Abrechnung bei Gebäuden mit meh- ii Dah'i9g
<strong>für</strong> das Eingreifen des in 9: 556 Abs. 3 Satz6 BGB geregelten<br />
Einwendungsausschlusses bereits den Zugang einer formell<br />
nicht ordnungsgemäßen Abrechnuug genügen (vgl. etwa<br />
MünchKommBGBISchmid, 5. Aufl., $556 Rn. 91; Staudin-<br />
ger~Weitemeyer, BGB, Neubearb. 2006, $556 Rn. 128, 129;<br />
Streyl, WuM 2005,505,506). Dabei wird zur Begründung auf<br />
die in den Gesetzesmaterialien angesprochene Zielsetzung<br />
verwiesen, nach Ablauf einer bestimmten Zeit Klarheit über<br />
die wechselseitigen Ansprüche zu schaffen (MünchKomm-<br />
BGBISclnnid, aaO; Streyl, aaO S. 505) und durch einen Ein-<br />
dingermeitemejer, aaO Rn. 1281~trey1, aaO). ~ach'anderer<br />
Auffassung soll die Eiiiwendungsfrist des $556 Abs. 3 Satz 5<br />
BGB nur durch den Zugang einer formell ordnungsgemäßen<br />
und damit wirksamen Abrechnung in Lauf gesetzt werden<br />
(vgl. etwa Schmidt-FuttererILangenberg, Mietrecht, 9. Aufl.,<br />
$556 BGB Rn.499; BlankiBörstinghaus, Miete. 3. Aufl.,<br />
$556 Rn. 156; Lützenkircheii, NZM 2002,512; Stemel, Mietrecht<br />
aktuell, 4. Aufl., Rn. V 460; ders., ZMR 2001,937,939;<br />
BambergeriRothiEblert, BGB, 2.Aufl., g556Rn.71; SoergeU<br />
Heintzinann, BGB, 13. Aufl., $ 556 Rn. 29; PalandVWeidenkaff,<br />
BGB, 69. Aufl., $556 Rn. 13; vgl. auch LG Berlin, Urteile<br />
vom 15. Februar 2008 - 63 S 263107, juris [= MM 2008,<br />
298 L] und vom 21. Juli 2009, GE 2009,1127). Zur Begründung<br />
wird überwiegend angeführt, ein Einwendungsausschluss<br />
führe in diesen Fällen m widersprüchlichen Ergebnissen,<br />
weil dann ein Vermieter trotz mangelnder Fälligkeit<br />
der Nebenkostennachforderung den Mieter infolge Fnstablaufs<br />
auf Zahlung in Anspruch nehmen köime (vgl. Lützenkircheii,<br />
aaO S. 51 2f.l der Mieter aber umgekehrteineii- we-<br />
- .<br />
chen kznne (vgl. etwa ~chrnidt-~utterer~an~enb&g, aaO; LG<br />
Berlin, GE 2009, 1127).<br />
1s bj Der Senat hat die vorliegend aufgeworfene Frage bislang<br />
offen gelassen (vgl. Senatsuteil vom 20. Juli 2005 -VUI<br />
ZR 371104, NJW 2005,3135 [=WuM 2005,5791 unter I1 1).<br />
Er beantwortet sie nun dahin, dass der Zugang einer wegen<br />
formeller Mangel unwirksamen Abrechnung die Einwendungsfrist<br />
des $ 556 Abs. 3 Satz5 BGB nicht in Lauf setzt.<br />
Dies hat zur Folge, dass in den Fällen, in denen die Abrechnung<br />
hinsichtlich aller darin aufgeführten Kostenpositionen<br />
nicht den formellen Mindestanforderungen genügt, der Einwendungsausschluss<br />
des $556 Abs. 3 Satz6 BGB insgesamt<br />
nicht greift. Sind ddeeeen . . nur einzelne, abtrennbare Kostenp,>\iii,,ii~,ii<br />
~ ~ ~ I ~ I I I . IIIL.I~I ~ I I ~~rJn~iiig~g~~ii~;i., :thg:rc:Iiii~i \~urJ,.ii,<br />
diciit ,121 I.iii\i~~iiJuii~~~ii~~;lilii~~<br />
iiiir Iiiii~i;liili.li Jic.;i I'J-<br />
&innen nicht (so auc'h LG Berlin, aaO Rn. 7, 8)<br />
16 aa) Dass ein Mieter mit Einwendungen gegen unwirksam<br />
abgerechnete Betriebskosten nicht nach $ 556 Abs. 3 SatzS,<br />
6 BGB ausgeschlossen ist, ergibt Sish bereits aus dem Zu-<br />
sammenspiel der einzelnen Regelungen in 9: 556 Ahs. 3 BGB<br />
und der mit ihnen verfolgten gesetzgebenschen Zielsetzung.<br />
Der Gesetzgeber hat dem Vermieter in $556 Abs. 3 Satz 2<br />
BGB die Verpflichtung auferlegt, binnen einer Frist von zwölf<br />
Monaten nach dem Ende des Abrechnungszeitrauins eine Ab-<br />
rechnung zu übermitteln. Um den Vermieter zur Erfüllung die-<br />
ser Pnicht anzuhalten, hat der Gesetzgeber eine verspätete Ab-<br />
rechnung mit dem Ausschluss von Nebenkostennachforde-<br />
rungen sanktioniert (5556 Abs. 3 Satz 3 BGB). Spiegelbild-<br />
lich zu dieser Pflicht ist im Verlauf des Gesetzgebungsver-<br />
fahrens auf den vom Rechtsausschuss des Bundestages auf-<br />
gegriffenen Vorschlag des Bundesrates eine Ausschlussfnst<br />
<strong>für</strong> Einwendungen des Mieters gegen die ihm zugegangene<br />
Abrechnuug eingeführt worden (5 556Abs. 3 Satz5,6 BGB).<br />
Der Bundesrat hielt die Aufnahme eines solchen Einwen-<br />
dungsausschlusses zur Vermeidung von aufwendigen und<br />
letztlich unergiebigen Beweisaufnahmen über lange mrück-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHT2/2011<br />
liegende Nebenkostenabrechnungen und aus Zumutbarkeits-<br />
erwägungen <strong>für</strong> geboten (BT-Drucks. 1414553, S. 87). Es sei<br />
dem Mieter zuzumuten, eine Abrechnung innerhalb einer an-<br />
destages be<strong>für</strong>wortete die Einführung einer Ausschlussfnst<br />
<strong>für</strong> Einwendungen im Interesse der Ausgewogenheit und aus<br />
Gründen der Rechtssicherheit (BT-Dsucks. 1415663, S. 79).<br />
tig- geltend, 'gemachten ~nsprüche bestehe (BT-Drucks.<br />
1415663, aaO). . ~z<br />
.<br />
der ~eschleuniGngsgedanke, vizmehr sollte ein angemes-<br />
sener Ausgleich zwischen den Interessen von Vermietern und<br />
Mietern gefunden werden. Beiden Seiten sollte jeweils eine<br />
Frist von zwölf Monaten zur Erstellung beziehungsweise zur<br />
Prüfung einer Abrechnung zur Verfügung stehen. Dabei ist<br />
zu berücksichtigen, dass die jeweiligen Rechte und Pflichten<br />
bei der Nebenkostenabrechnung zeitlich gestaffelt sind. Aus-<br />
gangspunkt des Regelungssystems in 9 556 Abs. 3 Satz2 bis<br />
6 BGB ist die Erteilung einer den formellen Anfordesungen<br />
genügenden Abrechnung. Nach allgemeiner Meinung wird -<br />
9: 556Abs. 3 Satz 2 BGB nur durch den Zugang einer formell<br />
ordnungsgemäßen Abrechnung gewahrt (Gl. etwa Senatsurteile<br />
vom 17. November 2004VII1 ZR 115104, NJW 2005,<br />
219 [=WuM 2005, 611 unter I1 I a mwN, und vom 14. Februar<br />
2007 - VIü ZR 1/06, aaO). Mit einer wegen formeller<br />
Mängel unwirksamen Abrechnung genügt der Vermieter seiner<br />
~~ ~ Ahrechnun~soflicht - ~ - nicht: vielmehr kann der ~ Mieter - in<br />
U L<br />
diesem Fall eine erneute Abrechnung verlangen (vgl. etwa Se-<br />
natsurteil vom 29. März 2006 -VUI ZR 191105, NJW 2006,<br />
2552 r=WuM 2006.3831 Rn. 13 i.Vm. Rn. 8 mwNl Solange<br />
nur eine formell fehlerhafte Abrechnung vorliegt, fehlt es &<br />
einer ausreichenden Beurteilungsgrundlage <strong>für</strong> eine zuver-<br />
lässige inhaltliche Uberprüfung der in ihr angestellten Be-<br />
rechnungen. Damit ist der Mieter regelmäßig daran gehindert,<br />
die Richtigkeit einer solcheii Abrechnung innerhalb der<br />
zwölfmonatigen Einwendungsfrist hinreichend zu prüfen<br />
(ebenso SoergellHeintzmann, aaO). Würde also die Aus-<br />
schlussfrist des $556 Abs. 3 Satz5,6 BGB bereits mit dem<br />
Zugang einer wegen formeller Mängel unwirksamen Ab-<br />
rechnung in Gang gesetzt, würde letztlich die Ausgewogen-<br />
heit der beiderseitigen fristgebundenen Pflichten in Frage ge-<br />
stellt: Obwohl der Vermieter seine Abrechnungspilicht noch<br />
nicht erfüllt hätte, würden die der Abrechnung anhaftenden<br />
Mängel nach Ablauf der Einwendungsfrist ,,geheiltG'. Dies<br />
würde zu einer un<strong>angemessene</strong>n Verlagerung der den Ver-<br />
mieter treffenden Pflichten auf den Mieter führen.<br />
is cc) Diese Überlegungen werden nicht durch die weitere<br />
Zielsetzung des Gesetzgebers in Frage gestellt, eine möglichst<br />
rasche Abwicklung von Abrechnungsprozessen zu gewähr-<br />
leisten. Dem Gesetzgeber war offenkundig nicht daran gele-<br />
gen, dem Mieter auch dann Einwendungen abzuschneiden,<br />
wenn dieser über keine ausreichende Prüfungsgrundlage ver-<br />
fügt. Er wollte lediglich im Interesse der Rechtssicherheit si-<br />
cherstellen, dass in absehbarer Zeit Klarheit über die wech-<br />
selseitigen Ansprüche geschaffen wird. Dieses Ziel wird aber<br />
im Falle einer mit formellen Mängeln behafteten und damit<br />
unwirksamen Abrechnung schon dadurch erreicht, dass die<br />
dann ausgewiesene Nachforderung des Vermieters nicht fal-<br />
lig wird und nach Ablauf der Abrechnuuesfrist des li 556<br />
VIII ZR 1106, GO Rn. 12 mwN).<br />
103
IY dd) Danachist im Streitfall dieEinwendungsfrist des 5 556<br />
Ahs. 3 Satz 5 BGB hinsichtlich der formell nicht ordniings-<br />
gemäß abgerechneten (zehn) Kostenpositionen nicht in Gang<br />
gesetzt worden. Da es insoweit an der Fälligkeit der geltend<br />
gemachten Nachforderung fehlt und die weiteren fünf Posi-<br />
tionen - wie oben (I1 1 b) aufgezeigt - keine Nachforderung<br />
der Klägerin begründen, steht ihr der vom Bemfungsgericht<br />
zuerkannte Betrag von 671,37 £ nicht zu.<br />
Mitgeteilt von RA Brinken, Köln<br />
(LG Itzehoe, Urteil vom 17.12.2010 - 9 S 23110)<br />
Zum Sachverhalt: Die Parteien streiten über eine Betriebskostennachforderung<br />
und die Feststellung, dass eine erhöhte<br />
monatliche Betriebskostenvorauszahlung geschuldet wird.<br />
Das Amtsgericht ~inneGerg hat folgende tatsächliche Feststellungen<br />
getroffen, auf die die Kainmer Bezug nimmt ($540<br />
Abs. l Nr. l ZPO):<br />
»Durch schriftlichen Mietvertrag vom 9. August 1995 mietete<br />
der Beklagte von der X-Hausverwaltung die <strong>Wohn</strong>ung iin<br />
~~ -~<br />
sätzlich hatte er~~rauskhlungen auf die ~ekzkosten von monatlich<br />
60,OO DM (entsprechend 30,653 Euro) zu zahlen. Wegen<br />
der weiteren Einzelheiten des Mietvertrages wird auf die<br />
bei den Gerichtsakten befindliche Kopie (BI. 5 ff. d. Gerichtsakten)<br />
Bezug genommen.<br />
Das Gebäude in der y-Straße 87 wird gemeinsam mit dem<br />
Nachhargebäude y-Straße 89 beheizt. Beide Gebäude haben<br />
einen gemeinsam bewirtschafteten Garten. Auch der anfal.<br />
lende Abfall wird gemeinschaftlich entsorgt.<br />
Die Grundsteuer berechnet die zuständige Stadt W. dagegen<br />
<strong>für</strong> jede <strong>Wohn</strong>ung des Gebäudes einzeln durch entsprechen-<br />
den Bescheid.<br />
Dir b~~~.ii.ittl.t.lic. Jc,i Iiciricii (;cli.,u.l; /ii\.tiiiiii:ri h;tr.,;i<br />
I ,334.b3 ,,iii. 111; .i~iJ~~~ \ -Sti.~.{c<br />
h7 :,I.<br />
lein.$etri&s 66614 qm. Die vom Beklagten gemietete Woh-<br />
,,~ung,hjit;g&8.G~ße von 62,38 qm.<br />
. ,<br />
I Zwischenzeitlich erwarb die Klägerin die an den Beklagten<br />
vermietete <strong>Wohn</strong>ung.<br />
Sache entscheidungsreif ist, hat der~enat in der ~ache selbst Mit Schreiben vom 28. November 2008 rechnete die Klägezu<br />
entscheiden (5 563 Ahs. 3 ZPO). Das Benifungsurteil ist rin gegenüber dem Beklagten die Nebenkosten <strong>für</strong> das Kadahin<br />
abzuändern, dass die Verurteilung der Beklagten auf lenderiahr 2007 ab. Die Abrechnune endete auf einen nach-<br />
396,82 £ nebst Verzugszinsen ennäßigt wird.<br />
gleich forderte die Klägerin den Beklagten auf, ab 1. Febru-<br />
ar 2009 eine um 40,32 Euro auf 71,OO Euro erhöhte Voraus-<br />
zahlung auf die Heizkosten und eine um 5587 Euro auf 130,OO<br />
bei den ~Gichtsakten befindliche Kopie (~1.~13 ff. d. Ge-<br />
I. \\'erdeil i hier: hri vrrmietrtrr I~:igentciin\\iohnungj Korichtsakten)<br />
Bezug genommen.<br />
teil fur dt.ii Betrirhs~tri~iii der Htizune.dir nach ri 2 Nr.43<br />
und h BetrKV umlagefähig sind, inder ~eizkistenab- Im Zusammenhang mit der Abrechnung übersandte die Klärechnung<br />
nicht aufgeführt, so steht dies der formellen gerin ein auf den 28. November 2008 datiertes Anschreiben.<br />
Ordnungsgemäßheit der Abrechnung nicht entgegen; es Wegen der Einzelheiten des Anschreibens wird auf die bei den<br />
handelt es sich hierbei nicht um einen Vorwegabzug im<br />
Sinne der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs.<br />
Die Heizungskosten der von einer Heizunesanlaze zen- Der Beklagte zahlte die erhöhten Vorauszahlungen nicht.<br />
tral genii~insüm versorgten (;rhii~idcteilc kötinrn intiirsen<br />
als .Ahrechiiuiii?~eiiihcii auf die \Vuhniinrrn ;il~aerc.rhnel<br />
Mit Schreiben vom 30. März 2009 nahm der Mietewerein W.<br />
U U L<br />
werden.<br />
e.V <strong>für</strong> den Beklagten zur Betriebskostenabrechnung Stellung.<br />
Zusätzlich bat der Beklagte zur Prüfung der Nebenko-<br />
2. Liegen zwei verschiedene Hauswartverträge vor, von stenabrechnung <strong>für</strong> 2005 um ergänzende Aushnfte. Wegen<br />
denen einer nach dem Vortrag . . des Vermieters der Ei~en- - der Einzelheiten wird auf die bei den Gerichtsakten hefindlituins\r.i~hniiny<br />
Irdiglich unilagi45higr Koqttw unifucst, so che Kopie des Schreibens (BI. 30 ff. d. Gerichtsakten) Bemg<br />
kaiiii sich der \licter - aiidcr\ als in Fiillrii. in denen ein genommen.«<br />
pauschaler Abzug vorzenommen wurde- nicht auf ein ein-<br />
Ergänzend stellt die Kammer Folgendes fest: Bei den Objekfache><br />
dahin yehrndias I\\ .~rtvcilr,i$ >Ist> ;C-<br />
... iiiic Ohickt \ Sti:i rc h7- \s hiiiiiii. I>ic~I>crurli,h<br />
ciit.i~.hen<br />
jahrliche Kosten in Höhe von 1713.60 Eurol~er zweite<br />
Hauswartvertrag betrifft die noch in1 Sondereigentum der Klägerin<br />
befindlichen <strong>Wohn</strong>ungen. Die hier<strong>für</strong> jährlich entstehenden<br />
Kosten belaufen sich auf 749,40Euro, wobei die Klägerin<br />
einen Abzug von 20% im Hinblick auf Instandhaltungskosten<br />
vorgenommen hat. Seit 2005 konnte in das dem<br />
Hauswartvertrag zugrunde liegende Leistungsverzeichnis Einblick<br />
genommen werden.<br />
Die Klägerin hat erstinstauzlich beantragt, den Beklagten zur<br />
Zahlung von 170552 Euro nebst Zinsen in Höhe von fünf<br />
Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz hierauf seit<br />
dem 6. August 2009 zu verurteilen, sowie festzustellen, dass<br />
die monatliche Gesamtmiete <strong>für</strong> die vom Beklagten genutzte<br />
<strong>Wohn</strong>ung y-Straße 87,2. OG, in W., ab dem 1. Februar 2009<br />
insgesamt 613,84 Euro beträgt.<br />
mell ordnungsg&äß und akh inhaltlich überwiegend'rich-<br />
tig. Insofern sei der Nachzahlungsanspmch der Klägenn im<br />
Wesentlichen begründet, lediglich die Kosten <strong>für</strong> den Haus-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
meister könne die Klä~erin nicht voll abrechnen: So könnten<br />
J l i ~ ~ i ~ ~ I iJ t I c S~~Jcrinii~ii~<br />
~ i I r I .<br />
schen den Parteien streitig eewesen sind. Die Klä~eriu hiit die-<br />
>L \;,r:t~i/~liliiii+~~ii iii .ler .\br~~:Iiiiiiii; v.iiii 25. 11. 2111.~ :ib<br />
:erin ~ieIl?~iJci~ \\~~Iiiiun~eii niL.lil :.LI< Jie hli~,rcr ahs~,i!:;l/~ .I~,iii \It~ii:#i Fchru:ir ?009 crhOIi! Cilci:li~~~~Iil Iiit>~~i~ dis RC.<br />
;erden. insofern könne dye Klägenn lediglich die fü;den er- klagten weiterhin die Vorauszahlungen in der bisherigen ~ öhe<br />
sten Wauswartvertrag anfallenden Kosten in Höhe von jährlich<br />
1713,60 Euro geltend machen. Des Weiteren sei auch der<br />
Anspruch der Klägerin auf Zahlung erhöhter Vorschüsse hegründet<br />
- die Klägerin hahe die Vorauszahlungen wirksam gemäß<br />
$ 560 Abs. 4 BGB erhöht. Schließlich sei auch der Antrag<br />
der Klägerin auf Feststellung der erhöhten Gesamtmiete<br />
zulässig und begründet.<br />
gezahlt. Die Klagerin muss davon ausgehen, dass auch in Zukunft<br />
Streit über die Höhe der Vorauszahlungen besteht. Deshalb<br />
hat sie ein Interesse an der Feststellung des von den Beklagten<br />
monatlich zu entrichtenden Mietentgelts.<br />
Der Antrag beC"ffi'cm~6&<br />
bbh) Auch in der Heizkostenabrechnung sind die Gesdmtko-<br />
Die Klägerin verteidigt das erstinstanzliche Urteil und macht<br />
zum einen geltend, die Abrechnungseinheit ergebe sich jesten<br />
so aufreführt, dass dies den Anfordemngen an eine fordenfalls<br />
hinreichend deutlich aus den Abrechnungen. Die<br />
Grundsteuer werde ausweislich des Grundsteuerhescheides<br />
nur <strong>für</strong> die in Frage stehende <strong>Wohn</strong>ung berechnet.<br />
Im Hinblick auf die Hausmeisterkosten hahe der Beklagte<br />
bezüglich der erstinstanzlich zugesprochenen 1713,60 Euro<br />
durch Belegeinsicht feststellen können, dass es keines Abzugs<br />
bedurfte.<br />
Heizung, die nach 82~r. 4 a und b BetrKV umlagefähig sind,<br />
nicht in der Abrechnung aufgeführt hat, begründet keinen formellen<br />
Mangel. Entgegen der Auffassung der Beklagten handelt<br />
es sich insoweit nicht um einen Vo~wegiihzug im Sinne<br />
der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs. Beim Vorwegabzug<br />
geht es darum, dass derVermieter die Gesamtkosten einer<br />
Betriebskostenart um Anteile bereinigt. die tatsächlich<br />
Aus den Gründen: 11. Die nach §§ 511,518,j19,j20 ZPO<br />
zulässige Bemfung bleibt in der Sache ohne Erfolg.<br />
nicht umlagefähig sind (z. B. die ~nstand&tzungs-, Iiistandhaltungs.<br />
verwaltungsanteile bei den ~ ~ ~ ~ ~<br />
vgl. 5 2 NI. 14 BetrKV) oder die auf Mieteinheiten entfallen,<br />
~ r t<br />
1. Der Feststellungsantrag ist zulässig. Die Klägerin hat ein in denen ein überpioportional hoherverbrauch odereine üherrechtliches<br />
Interesse an einer gerichtlichen Feststellung der<br />
monatlich geschuldeten ~esa&miete, weil die dann egthülmäßig<br />
große Kostenverursachung anfallt, was z. B. bei Gewerbiraumeinheiten<br />
in ~etracbtkommen kann (vgl. BGH,<br />
tenen Heiz- und Betriebskosteiivorauszahlungen bislang zwi- Urt. V. 8.3.2006 - VIII ZR 78105, WuM 2004, 200). In vor-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 105<br />
. .
liegendem Fall hat der Vermieter indes eine nach der gesetz-<br />
lichen Regelung umlagefähige Unterpositioneiner Kostenart,<br />
nämlich die Kosten des Betriehsstroms, bei den Wärmekosten<br />
schlechterdings nicht mit abgerechnet. Fehlt diese umlage-<br />
fähige. Kostenposition in der Abrechnung, so kann dies aus<br />
Sicht eines verständigen. betriehswirtschaftlich nicht ee-<br />
, ,,<br />
nur dkin verstanden werden, dass der ~erkieter diese Position<br />
entweder vergessen hat oder sie nicht abrechnen will. ,<br />
. .
nen, ob die - im Berufungsverfahren allein in Rede steheii- Hinsicht <strong>für</strong> angemessen. Im Schrifttum wird teilweise sogar<br />
den - 1713,60 Euro auch uicht umlagefahige Kosten umfas- ein höherer Sicherheitszuschlag von bis zu 10% vorgeschla-<br />
1<br />
!<br />
I I<br />
sen.<br />
Die Kammer verkennt im Rahmen dieser Argumentation<br />
nicht, dass die zu entscheidende Rechtsfrage nicht unmittelbar<br />
mit dem durch den Buiidesgenchtshof am 13.1.2010<br />
(NZM 2010,274 [=WuM 2010, 1531) entschiedenen Fall, in<br />
dem der Bundesgerichtshof das pauschale Bestreiten der<br />
Hauswartkosten als „nicht nachvollziehbar" <strong>für</strong> nicht ausreigen<br />
(vgl. nur Schmidt-Futtererkangenberg, Mietrecht, 9.<br />
Aufl., $ 560 Rn. 26; PWW/Schmid, BGB, 5. Aufl., 9: 560 Rn.<br />
15; Börstinghaus, PiG 62 (2002),201,2M; Hinz,NZM 2010,<br />
57,68).<br />
1<br />
chend erachtete, vergleichbar ist: Denn während dort der Ver- I>ic HC\I\I543 - h . 2 Sr. 2 J . DL,I<br />
Tätigkeit des Hausmeisters erläuterte (BGH, ehd., Rn. 26 ?organg w&t eine,,Vielzahl von Rechtsproblemen auf. Ins-<br />
), hat dies die Klägerin vorliegend nicht ge- besondere die Frage, ob die fehlende Einstellung des Betan.<br />
Dennoch kann dies nicht dazu führen, einfaches Bestrei- triebsstroms in die Heizkostenabrechnung ein unzulässizer<br />
ten wie im Falle des pauschalen Abzugs nicht umlagefähiger Vonvegabzug im Sinne der ~echts~rechu~g des ~undesge-<br />
Kosten (BGH, NZM 2008,403 [=WuM 2008,2851, Rn. 29 richtshofs (vel. nur BGH, Urt. v. 14.2.2007 - VIII ZR 1/06,<br />
Eine verbrauchsabhängige Abrechnung nach $7 HeizkV ist<br />
bei dieser Sachlage nicht zulässig, da aufgrund der geringen<br />
Erfassung des tatsächlichen Verbrauchs keine ordnungsgemä-<br />
Re Erfassung vorliegt (vgl. LG Gera, Urteil vom 4.4.2007,<br />
1 S 332106 [=WuM 2007,5111, LG Dresden, Urteil vom 6.2.<br />
2009, 4 S 91/08 [=WuM 2009, 2921 bei Juns).<br />
Der Umstand, dass nicht nach $7 HeizkV abgerechnet wer-<br />
den darf, führt nicht dazu, dass keine Heizkosten geschuldet<br />
werden. Mangels ordnungsgemeßer Verbrauchserfassung ist<br />
insgesamt nach Fläche abzurechnen und der so ermittelte Be-.<br />
trag nach 5 12Abs. 1 HeizkV zu kürzen (vgl. LG DresdenaaO)<br />
Danach würden sich die von den Klägem m tragenden antei-<br />
ligen Heizkosten wie folgt ergeben:<br />
14.813,72 '2 (Gesamtkosten <strong>für</strong> Heizung) : 2084,81 m2 (Ge-<br />
samte beheizte Fläche) = 7,10 €/m2.<br />
Dieser Betrag multipliziert mit der <strong>Wohn</strong>fläche der Kläger von<br />
71.47 m2 ergibt 507,43 €. Dieser rechnerisch auf die Kläger<br />
entfallende Anteil ist nach $ 12 Abs. 1 HeizkV um 15%<br />
(= 76,11 £) zu kürzen, so dass die Beklagten 431,3 1 € schul-<br />
den. In dieser Höhe ist die Berufung unbegründet.<br />
Mitgeteilt von RAen Dr. Albrecht undLansky, Neuhrandenburg<br />
Macht der Mieter den Ansoruch gegen den Vermieter auf<br />
.. ..<br />
Küikrdhliiiig plcistcter \;r\rhii%sv auf. Urlrirhskosten,<br />
iibrr dir der \'eriiiirtcr nicht innerlialh dcr I:ri,t des B 556<br />
Ahs. 3 Satz 2 BGB abgerechnet hat, im Wege der Äof-<br />
rechnung geltend, so entfallt die Wirkung der Aufrech-<br />
nung ex nunc, soweit der Vermieter nachträglich eine<br />
wirksame Betriehskostenahrechnung erteilt und der Mie-<br />
ter hiernach Betriebskosten schuldet (Fortführung des Se-<br />
natsurteils vom 9. März 2005 - VIii ZR 57/04, NJW 2005,<br />
1499 [=WuM 2005,3371).<br />
(BGH, Urteil vom 22.9.2010 - VIII ZR 285109)<br />
veröffentlicht in WuM 2010,688 -<br />
-Anmerkung Tholl in WuM 2010,748 -<br />
Anmerkung:<br />
WuM 2010,688) haben geklärt, wie der ~ieter nach dem be:<br />
endeten Mietverhältnis bezüglich seinerVorschusszahlungen<br />
<strong>für</strong> Wirtschaftszeiträume veifhren kann, die der Vermieter<br />
bei Auszug nicht innerhalb der gesetzlich vorgegebenen Frist<br />
abgerechnet hat. Generell soll der Vermieter nur in der Lage<br />
sein, die vom ausgezogenen Mieter geltend gemachten Forderungen<br />
mit einer nachgeholten formell wirksamen Abrechnung<br />
,,zu unterlaufen" - im einen Fall nach einer erfolgreichen<br />
Leistungsklage des Mieters und im anderen Fall nach<br />
einer erfolgreichen Aufiechnung des Mieters. Die mit der Leistungsklage<br />
beziehungsweise der Aufrechnung erreichte vorläufige<br />
Rechtsposition des Mieters soll bezogen auf den Zeitpunkt<br />
der Vorlage der formell wirksamen Abrechnung und somit<br />
ex nunc entfallen. Wissen muss man auch, dass der Vermieter<br />
nicht daran gehindert ist, Vorauszahlungsrückstände<br />
<strong>für</strong> unverjahrte und nicht verwirkte Zeiträume nachzufordern.<br />
Dies vorausgeschickt erschließt sich nicht, mit welchen Überlegungen<br />
Tholl dem Vermieter zur Geltendmachung seiner<br />
Forderungen aus verspäteten wenngleich formell wirksamen<br />
Betriebskostenabrechnungen verhelfen mochte. Das Problem<br />
ist ja gerade, dass der Veimieter nicht fristgerecht innerhalb<br />
von zwölf Monaten nach Ende der Wirtschaftspenode abgerechnet<br />
hat und es ihm angesichts dieser Verfristung auch<br />
. .<br />
I ~ I ~ ~ I ~ I ~ . L ~ I ~ J ~ I ~ I I I ~ I ~<br />
durch spätere Abrechnung nicht mehr eelineen kann. Be-<br />
gL,lldnJ 711 iii.,:Iii~ii ,,i,iviii c.,<br />
\i:li iiiilii I~Jigli:li uiii diz S4~lii.,r.lcning v.iii rii~h~iiiiJi;.cii<br />
\r~.Iil~i~in I J \\'~l.j.lr I I I I I ti~~lii L,.<br />
iiiii d:ii t'.tIl .lci .\iiirc.liiiiin~ J;, \lictcr.. nird L, ,i,li iii .1?i<br />
R~,rc,l uiii /iii~IIi: iiii~i:xii.leiicii d.I,,r hc\i~\,~ ~>io\,vicrici<br />
JII?I~II~~~I.III~I<br />
II,~IIcI~III. b ~ ~ i ~ ~ L L~ I I L~ I I ; c ~ Jcr ~ lcui~n l ~ i<br />
Monate des ~ietverhältnisses. er Mieter rechnet mit seinem<br />
Anspruch auf Rückzahlung der Vorauszahlungen gegen den<br />
Anspruch des Vermieters auf den restlichen Mietzins auf. Leg1<br />
der Vermieter dann doch noch eine formell wirksame Bet~ie~skosyq$brgchnung<br />
vor, so entfällt die Aufrechnungs-<br />
2 wirkvn~,.e.~~q~ne.mit<br />
,; :"<br />
der Folge, dass derVermieter seinen (bei-<br />
..* spiekweise) rückständigen Mietzins wiederum einfordern<br />
., kann. Interessant wird es, wenn der Mieter die Aufrechnung<br />
erklärt-gegen Schadensersatzansprüche des Vermieters, die<br />
der kurzen Ve rjähning des $ 548 BGB unterliegen. Reicht hier<br />
nun der Vermieter nach Ablauf jener sechs Monate eine formell<br />
wirksame Betriebskostenabrechnung nach und die Wir-<br />
quenter Umsetzung des Urtezs des BGH vom22.9.2010 sind<br />
diese Forderungen nicht mehr zu retten.<br />
Damit ist festzuhalten, diiss sich die von Tholl aufeeworfene<br />
Zen - so überhaupt nicht stellt'<br />
Rechtsanwalt Rüdiger Knabbe, Renningen<br />
Jedenfall, seit der gesrtzlirhcn I~:iiifiihrun~ der aus-<br />
~rhlussl~c\\chrten .\hrccliiiuiiec- und Ein\veiiduiic.sli-isti~n<br />
gemäß B 556 Ahs. 3 Satz2,3 Gd Satz5,6 BGB d&eh das<br />
Mietrechtsreformgesetz vom 19. Juni 2001 ertauben weder<br />
die vorbehaltlose Zahlung einer Betriebskostennachforderung<br />
durch den Mieter noch die vorhehaltslose Erstattung<br />
eines sich aus der Betriehskostenahrechnune . ergehn<br />
(;iitlial~cni durch den \krmieter fiir sich gr-<br />
iiiiiiiintii die ,\nnaliinr eines deklar;itori\chrn Scliiildan-<br />
erkenntnisses, das einer späteren Nach- oder Rückforde-<br />
rung während des Laufs der genannten Fristen entgegen-<br />
steht (Fortführung von BGH, Urteile vom 18. Januar 2006<br />
- V111 ZR 94/05 [=WuM 2006,1501; vom 11. November<br />
2008 - V111 ZR 265107 [= Giir 2009,1221).<br />
(BGH, Urteil vom 12.1.201 1 - V111 ZR 296109)<br />
i Zum Sachverhalt: Die Kläger sind seit 1987 Mieter einer<br />
<strong>Wohn</strong>ung der Beklagten in G. Der Mietvertrag der Parteien<br />
sieht die Umlage der Betriebskosten, darunter Heiz- und<br />
Warmwasserkosten, sowie eine hierauf bezogene monatliche<br />
Vorauszahlung der Kläger vor. Am 6. Juli 2007 erteilte die Be-<br />
klagte den Klägern die Betriebskostenabrechung <strong>für</strong> den Zeit-<br />
raum vom 1. Januar bis zum 3 1. Dezember 2006. Die Be-<br />
triebskostenabrechnung ergab ein Guthaben der Kläger in<br />
Höhe von 185,96 E, wovon 152.60 € auf die Heizkosten ent-<br />
fielen. Dieses Guthaben schrieb die Beklagte am 1. August<br />
2007 dem bei ihr geführten Mietkonto der Kläger gut, rech-<br />
nete den Betrag auf die fällige Monatsmiete an und zog die<br />
demgemäß verringerte Monatsmiete im Lastschriftverfahren<br />
aufgrund der von den Klägern erteilten Einzugsermächtigung<br />
ein.<br />
2 Nach Erteilung der Betriebskostenabrechnung fiel der Be-<br />
klagten auf, dass bei der Abrechnung der Heizkosten verse-<br />
hentlich 8200 Liter Heizöl im Wert von 4613,32 £ nicht be-<br />
rücksichtigt worden waren. Dieses Heizöl war im Zuge einer<br />
am 7. Juni 2006 durchgeführten Reinigung,des Oltanks eines<br />
anderen Hauses der Beklagten aus diesem Oltank in die Tanks<br />
der Heizzentrale gepumpt worden, durch die unter anderem<br />
das Haus, in dem sich die <strong>Wohn</strong>ung der Kläger befindet, be-<br />
heizt wird. Das Heizöl verblieb nach der Öltankreinigung in<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHT2/2011<br />
L
den Tanks der Heizzentrale. Dies teilte die Beklagte den Klä-<br />
gern durch Schreiben vom 11. Dezember 2007 mit und über-<br />
mittelte ihnen eine korrigierte Abrechnung, aus der sich hin-<br />
sichtlich der Heizkosten ein Guthaben von nur 14,52 € er-<br />
gab. Den Differenzbetrag von 138,08 € buchte die Beklagte,<br />
wie im vorstehenden Schreiben angekündigt, aufgmnd der ihr<br />
erteilten Einzugsermächtigung am 1. Januar 2008 vom Giro-<br />
konto der Kläger ab.<br />
3 Mit ihrer Klage begehren die Kläger die Rückzahlung des<br />
vorgenannten Betrages von 138,08 €und die Erstattung vor-<br />
gerichtlicher Rechtsanwaltskosten in Höhe von 46,41€. Das<br />
Amtsgericht Gütersloh hat die Klage unter Zulassune der Be-<br />
-<br />
rer ;om Berufungsgericht zugelassenen ~evision verfolgen<br />
die Kläger ihr Zahlungsbegehren weiter.<br />
4 Aus den Gründen: Die Revision hat keinen Erfolg.<br />
s I. Das Berufungsgericht hat zur Begründung seiner Ent-<br />
scheidung im Wesentlichen ausgeführt:<br />
6 Den Klägern stehe kein Anspruch auf Erstattung des abge-<br />
buchten Betrages von 138.08 € aus $ 812 Abs. 1 Satz 1 Alt. 1<br />
BGB zu, da die Zahlung mit Rechtsgmnd erfolgt sei. Denn<br />
der Beklagten habe ihrerseits ein Anspruch auf Rückzahlung<br />
dieses Betrages aus 5 81 2 Abs. 1 Satz2 Alt. 1 BGB zugestan-<br />
den. Sie habe den Klägern <strong>für</strong> die Heizkosten 152,60 € auf-<br />
grund einer formell ordnungsgemäßen, inhaltlich aber un-<br />
richtigen Abrechnung gutgeschrieben. Tatsächlich habe sich<br />
das Guthaben der Kläger nur auf 14,52 € belaufen. Die Rich-<br />
tigkeit der ursprünglichen Betriebskostenabrechnung werde<br />
von den Klägern ebenso wenig angegriffen wie diejenige der<br />
späteren Korrektur. Auch stehe die sich aus dem Mietvertrag<br />
ergebende Umlagefähigkeit der Betriebskosten außer Streit.<br />
Der Rückforderungsanspruch der Beklagten sei auch nicht ge-<br />
mäß 8 814 BGB auseeschlossen gewesen. Die Beklagte hät-<br />
sei sich aber über diesen unstreitig nicht positiv bewusst ge-<br />
wesen. Ein Ausschluss des Rückforderungsrechts der Be-<br />
klagten ergebe sich auch nicht aus $556 Abs. 3 Satz 3 BGB.<br />
Diese Bestimmung schließe die Nachforderung von Be-<br />
triebskosten durch den Vermieter erst nach dem Ablauf der<br />
Abrechnungsfnst des § 556 Abs. 3 Satz 2 BGB aus. Die Ah-<br />
rechungsfrist sei vorliegend bis zuin 31. Dezember 2007 ge-<br />
laufen, so dass die zuvor erfolgte, den Klägern unstreitig noch<br />
vor dem Jahresende 2007 zugegangene Korrektur der Ab-<br />
rechnung rechtzeitig gewesen sei.<br />
7 Schließlich sei der Rückforderungsanspruch der Beklagten<br />
auch nicht gemäß 5 397 BGB oder § 781 BGB ausgeschlos-<br />
sen. In der Ubersendnng der ursprünglichen Betriebskosten-<br />
abrechnung und der Gutschrift sei weder ein nachfolgende<br />
Korrekturen ausschließendes Schuldanerkenntnis noch ein<br />
Verzicht auf weitergehende Ausprüche,zu sehen. Zwar sei vor<br />
der Mietrechtsreform in Rechts~rechune und Literatur ganz<br />
~ ~ ~~~-~<br />
begründet worden, in dem vorbehaltlosen Ausgleich einer Ab-<br />
rechnung sei ein deklaratorisches Schuldanerkenntnis m se-<br />
hen, was nachträgliche Einwendungen jedenfalls insoweit aus-<br />
schließe, als diese zum Zeitpunkt der Abrechnung hätten be-<br />
rücksichtigt werden können; dies folge aus dem Bedürfnis der<br />
Mietvertragsparteien, möglichst schnell Klarheit über die<br />
nachzuzahlenden oder zu erstattenden Beträge herzustellen<br />
und langwierige, unter Umständen schwierige Nachprüfun-<br />
gen zu vermeiden.<br />
8 Diese Auffassung sei jedoch durch die mit der Mietrechts-<br />
reform erfolgte Einführung der Ausschlussfnsten des $556<br />
Abs. 3 Satz 3,6 BGB als überholt anzusehen. Zwar seien die-<br />
se Fristen nicht in dem Sinne als abschließend zu verstehen,<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
dass damit andere, früher eingreifende Ausscblussgründe wie<br />
insbesondere Verzicht, Anerkenntnis oder Vergleich generell<br />
ausgeschlossen seien; vielmehr bleibe eine ausdrücklich getroffene<br />
Vereinbarung im Einzelfall möglich. Da die nunmehr<br />
geltenden Ausschlussfristen nach einer <strong>angemessene</strong>n Abrechnungs-<br />
und Uberprüfungszeit <strong>für</strong> heide Seiten Rechtssicherheit<br />
gewährleisteten, sei jedoch ein darüber hinausgehendes<br />
generelles Bedürfnis des Rechtsverkehrs auf Klarheit<br />
vor dem Ende dojeweiljgen Ffist nicht zu erkennen. Diese<br />
Einschätzung stelie'iq~iu&~.mit der außerhalb des Miet-<br />
,.*>.. -. > - . < -<br />
recht-~~ verqeichnenden sehr restriktiven Annahme eines<br />
Schuldanerkhnntnisses oder eines Verzichts. Wie der vorliegende<br />
Fall zeige; sei'.&iu Festhalten an der bisher überwiegenden<br />
Auffassung auch nicht im Interesse des Vermieters im<br />
Hinblick auf ein mögliches Auseinanderfallen der Fristen gemäß<br />
§ 556 Abs. 3 Satz3 und 6 BGB geboten.<br />
io Das Berufungsgericht hat rechtsfehlerfrei einen Anspruch<br />
der Kläger auf Rückzahlung des von ihrem Girokonto seitens<br />
der Beklagten abgebuchten Betrages von 138,08 € verneint.<br />
Der Beklagten stand aufgrund der von ihr innerhalb der lau-<br />
fenden Abrechnungsfrist des $ 556 Abs. 3 Satz2 BGB vorge-<br />
nommenen Korrektur der Betriebskostenabrechnung ein An-<br />
spruch auf Rückzahlung des genannten Betrages aus unge-<br />
rechtfertigter Bereicherung zu ($ 8 12 Abs. 1 Satz l Alt. 1,<br />
Satz2 Alt. 1 BGB). Dein Rückzahlungsanspruch steht nicht<br />
entgegen, dass die Beklagte das gemäß der ursprünglichen Be-<br />
triebskostenabrechnung zugunsten der Kläger bestehende<br />
Guthaben diesen bereits gutgeschrieben hatte; insbesondere<br />
ist in dieser vorbehaltlosen Gutschrift kein - mit einem Ver-<br />
zicht auf etwaige weitergehende Ansprüche verbundenes - de-<br />
klaratorisches Schuldanerkenntnis zu sehen.<br />
I i 1. Zutreffend ist das Bemfungsgericht davon ausgegangen,<br />
dass die Beklagte berechtigt war, die ursprünglich erteilte Be-<br />
triebskostenabrechnung zu Lasten der Kläger zu berichtigen.<br />
12 Die durch das Mietrechtsreformgesetz eingeführte Bestimmung<br />
des § 556 BGB sieht in Abs. 3 vor, dass über die<br />
\'~~~:~~i,/.tI~l.iii~i~i iiir I3~~tri:h~kii~rcii ];ilii 11:Ii .ih/urr:li~i?i~<br />
: 5ih :\h\. .i I HGH! iiiiJ dc~i \lieicl. .lic Hcirich~k.~.<br />
stenabrecbnung spätestens bis zum Ablauf des zwölften Monats<br />
nach dem Ende des (jährlichen) Abrechnungszeitraums<br />
mitzuteilen ist ($ 556 Ahs. 3 Satz 2 BGB). Nach Ablauf dieser<br />
Frist ist die Geltendmachnng einer Nachforderung durch<br />
den Vermieter ausgeschlossen, es sei denn, der Vermieter hat<br />
die verspätete Geltendmachung nicht zu vertreten ($556<br />
Abs. 3 Satz3 BGB). Dies eilt nicht nur <strong>für</strong> die Forderung eines<br />
über die geleistete ~e%ebskostenvorauszahlung hinlausgehenden<br />
Betrages. sondern auch <strong>für</strong> die Forderung eines Be- n~ ~<br />
Gages, der das Ergebnis einer bereits erteilten Abrechnung -<br />
namentlich auch dann, wenn dieses Ergebnis ein Guthaben<br />
ist - übersteigt (Senatsurteil vom 12. Dezember 2007 - V111<br />
ZR 190106, NJW 2008, 1150 [=WuM 2008, 1501 Rn. 12 f.).<br />
13 Innerhalb der Abrechnungsfrist gemäß § 556Abs. 3 Satz2<br />
BGB kann der Vermieter indessen - wie hier der Fall - eine<br />
Korrektur der Betriebskostenabrechnung ohne weiteres vornehmen,<br />
auch wenn sie zu Lasten des Mieters ausfallt (vgl.<br />
Senatsurteil vom 17. November 2004 - V111 ZR 115104, NIW<br />
2005, 219 [=WuM 2005, 611 unter I1 1 b; Schmidt-Futtererllangenberg,<br />
Mietrecbt, 10. Aufl., $ 556 BGB Rn. 397;<br />
BlankiBörstinghans, Miete, 3. Aufl., $ 556 BGB Rn. 143 ff.<br />
und 163; Jauernig~Teichmann, BGB, 13. Aufl., 5 556 Rn. 5).<br />
Nach Ablauf der Abrechnungsfrist ist der Mieter hingegen vor<br />
einer Berichtigung der Betriebskostenabrechnung zu seinen<br />
Lasten durch $ 556 Abs. 3 Satz3 BGB weitgehend geschützt<br />
(Senatsurteil vom 17. November 2004 - V111 ZR 11 5/04, aaO).
teilten vorbehaltlosen Gutschrift des sich aus der ursprüngli- in welcher Höhe er mit einer Nachforderung des Vermieters<br />
chen Betriebskostenabrechnung . ergebenden . Guthabens be- rechnen muss (Senatsurteile vom 17. November 2004 - VIII<br />
r~~~liligl \\:ir,(li~ I~~~I~I:~~~~J~I:II~~~~LII~IUII~<br />
l.st>t:i~ dtr Kl:i- ZR 115104, aaO; vom 18. Januar 2006 - V111 ZR 94105, aaO<br />
wr /ii iii.lcrii. .I,, iii .1?1ii bl
Fördenniltel des Landes Berlin hätte angeben müssen, die ih- Mietberechnunn nach 6 558 Abs. 5 in Verbindung mit G 559a<br />
dieiermietete <strong>Wohn</strong>ung liegt, gewährt worden seien.<br />
3 In $1 Abs. I des Förderungsvertrages verpflichtete sich der<br />
Eigentümer, die in einem Maßnahmenkatalog näher hezeich-<br />
neten Modernisiemngs- und Instandsetzungsmaßnahmen<br />
durchzuführen. Gemäß $1 Abs. 2 des Förderungsvertrages<br />
verpflichtete sich das Land Berlin, „die Maßnahmen nach Ab-<br />
satz 1 gemäß $ 4 dieses Vertrages zu fördern".<br />
4 In $ 4Abs. 1 und2 des Förderungsvertrages ist geregelt, dass<br />
der Eigentümer die Kosten der Modemisierungs- und In-<br />
standsetmngsmaßnahmen träet und sich das Land Berlin an<br />
zierten Kosten der Maßnahmen und führenQu keinen Kür-<br />
zungsbetrigen im Sinne von $2 Abs. 1 Satz2 bzw. $3 Abs. 1<br />
Sätze 3 bis 7 MHG."<br />
6 Die Klägerin ist der Auffassung, aufgmnd der Regelung in<br />
$4 Abs. 8 des Förderungsvertrages seien lediglich Instand-<br />
setzungsmaßnahmen gefördert worden; derartige Förde-<br />
rungsmittel seien bei einem Mieterhöhungsverlangen nicht<br />
anzugeben.<br />
7 Das Amlsgericht Berlin-Mitte hat der auf Zustimmung zu<br />
der verlangten Mieterhöhung gerichteten Klage stattgegeben.<br />
Auf die Berufung des Beklagten hat das Landgericht Berlin<br />
das erstinstanzliche Urteil abgeändert und die Klage abge-<br />
12 Bei den von dem Land Berlin aufgrund des Vertrages ge-<br />
währten Mitteln handele es sich um im Mieterhöhungsver-<br />
langen nach 9: 558 Abs. 5 BGB anzugebende Dnttmittel <strong>für</strong><br />
eine Modemisierung im Sinne von 5 559a BGB und nicht um<br />
Drittmittel <strong>für</strong>Jrrstandset~$,~~beiten. Für die Beantwortung<br />
der Frage, obessich:&nii3Srtmittel <strong>für</strong> Modernisierungs- oder<br />
<strong>für</strong> Instands'q~zungsmal3nahmen handele, sei auf den durch<br />
den Förderungsgeb,er bestimmten Verwendungszweck abzustellen.<br />
Gemäß $1 des Pördemngsvertrages seien die Bauko-<br />
in Höhe von 409.759,50 £ beteiligt. Aus dem~inanzie- den. Der Verwendungszweck habe sich daher auf die Gemngskonzept<br />
der Rechtsvorgangerin der Klägerin, das als^^. samtbaumaßnahme einschließlich der Modemisierung bezolage<br />
1 Bestandteil des Fördemngsvertrages vom 18. August gen. Dieser Zweck sei durch $4 Abs. 8 des Förderungsver-<br />
1999 wurde, ergibt sich, dass die ~ ödes h ~ ~ ö ~ d ~ trages ~ ~ nicht ~ in ~ Frage ~ gestellt h ~ worden. t ~ Danach ~ - sollten die Förees<br />
auf der Grundlage der Gesamtkosten der Baumaßnahmen dermittel zwar als Drittmittel nur <strong>für</strong> Instandsetzungsarbeiten<br />
GE~~PIPV~<br />
....D...D.. worden i$<br />
angesehen werden, während die Modernisierunr allein als<br />
durch die Eigeumittel des Vermieters abgedeckt gelten sollte.<br />
5 In $4 Abs. 8 des Förderungsvertrages ist folgendes verein- . .<br />
Diese bestimme iedochnicht den tatsächlichenver-<br />
W<br />
oarr:<br />
wendungszweck, sondern bezwecke einzig und allein, den<br />
„Iin Hinblick auf $2 Abs. 1 Satz 1 des Gesetzes zur Regelung Vermieter von der Anrechnung der Dnttmittel bei Mieterhdder<br />
Miethöhe (MHG) sowie $ 3 Abs. 1 Sätze 3 bis 7 MHG gey hungen freizustellen. Aus dem Förderungsvertrag folgten<br />
hen die Vertragspartner von folgendem aus: Rechte und Pflichten nur <strong>für</strong> die Vertragsparteien, das Land<br />
-<br />
stimmt. Die Aufwendungszuschüsse sind als Beitrag zur en ohne dessen Mitwirkung nicht möglich. Dass die Dritt-<br />
Deckung von Bewirtschaftungsdefhiten aus den laufenden mittel tatsächlich nicht nur fiir die Instandsetzungsarbeiten be-<br />
Aufwendungen <strong>für</strong> Instandsetzunesmaßnahmen bestimmt. stimmt gewesen seien, ergebe sich auch aus dem Umstand,<br />
dass der Berechnung der Fördermittel die Gesamthaukosten<br />
zugrunde gelegt worden seien.<br />
13 Eine Anrechnung derFördermitte1 verbiete sich auch nicht<br />
aufgrund einer verfassungskonformen Auslegung des $ 558<br />
Abs. 5 BGB. Sinn und Zweck dieser Regelung sei es, dass <strong>für</strong><br />
Modernisierungsmaßnahmen gewährte öffentliche Mittel<br />
nicht nur demVermieter zugute kommen sollten, sondem auch<br />
dem Mieter. Der Vermieter solle nicht höhere Mieteinnah-<br />
men aufgrund von Investitionen erlangen können, die letzt-<br />
lich nicht er, sondem die öffentliche Hand getätigt habe.<br />
14 Die Angabeptlicht mache es einem Vermieter auch nicht<br />
unmöglich, Mieterhöhungsverlangen gegenüber dem Mieter<br />
wirksam zu erklären. Der Vermieter sei lediglich im Rahmen<br />
der formellen Wirksamkeit verpflichtet anzugeben, in wel-<br />
chem Umfang er Fördergelder wann und zu welchem Zweck<br />
erhalten habe. Die tatsächliche Verwendung der Fördergelder<br />
nchtlichen Urteils.<br />
-<br />
V<br />
substantiiert einwenden müsse, die Gelder seien entgegen der<br />
Angabe des Vermieters nicht ausschließlich zur Instandset-<br />
8 AUS den Gründen: Die Revision &t Erfolg.<br />
1, ~ ~ ~ hat B ~ f ~ seiner ~ ~<br />
zung, sondern (auch) zur Modernisierung aufgewendet wor-<br />
~ den. ~ OhneAngabe ~ ~ der erhaltenen ~ ~ Fördergelderhabe ~ J ~ ~ i der Mie- ~ ~ ~ h<br />
scheidung im Wesentlichen ausgeführt:<br />
iu Der Klägenn stehe kein Anspruch auf Zustimmung zu der<br />
verlangten Mieterhöhung zu, denn das Mieterhöhungsverlangenvom<br />
17. Juli 2008 sei mangels ~ ~<br />
unwirksam.<br />
terjedoch keine Möglichkeit, „die unterbliebene Anrechnung<br />
von gewährten öffentlichen Mitteln substantiiert zu hestreiten",<br />
1s 11. ~ Diese Beurteilung m des d Berufungsgerichts ~ ~ halt rechtli- ~<br />
cher Nach~nifung nicht stand. Das Mieterhöhungsvedaneen<br />
entspricht den formellen Anforderungen des 8 553 BGB. Eie<br />
I I Die nach $558a BGB erforderliche Begründung sei dann Annahme des Bemfungsgerichts, bei den der Rechtsvorgän-<br />
ausreichend, wenn der Vermieter dem Mieter alle Angaben<br />
mitteile, die erforderlich seien, damit der Mieter die Berechgerin<br />
der Klägenn gewahrten Mitteln handele es sich nicht<br />
tigung der verlangten Mieterhöhung überpnifen könne. Die<br />
nur umZuschüsse <strong>für</strong> Instandsetzungsarbeiten, sondem (auch)<br />
Klägerin habe die von dem Land Berlin aufgrund des Fördeum<br />
in dem Mieterhöhungsverlangen anzugebende Drittrnitrungsvertrages<br />
gewährten öffentlichen Mittel in der Mietertel<strong>für</strong>Modernisieningsmaßnahmen<br />
im Sinne von $ 558Abs,<br />
höhungserkläruug nicht angegeben. Die Angabe der Förderin<br />
Verbindung mit $559a Abs. 1 BGB, trifft nicht zu.<br />
mittel sei jedoch <strong>für</strong> eine ausreichende Beeründunz - des Er- 16 1. Nach der zum Teil noch unter der Geltung der 88 2. 3<br />
höhungsverlangens erforderlich gewesen,-da diese bei der MHG ergangenen Rechtsprechung des Senats erfordert die<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011<br />
111
\\I~L.ILII I \l1cr11i11gl.11 i1.11 $ 5 5 .1ii, 7i.\:Iiii~\c .~ii~~;iiiiei~.i;Ii 1ii~i.iii.1~:i~iiii~~11i:~~ii:~hi<br />
B . J I r ' r ~ i cKiir~iihcir r<br />
iiriiiJ L I I<br />
anspruchnahme öffentlicher ~ördermitk zum Zwecke der<br />
Iiicriiir " reu :,liri, Driiiiiiiiicl iiiliren i:J.t;Ii ii~:ii ileii iz\ei/lichen<br />
Bestimmungen nicht zu einer Kürzung der neu verlang-<br />
<strong>Wohn</strong>ungsmodernisierung einschließlich der mgrundelie- ten Miete und sind deshalb auch nicht im Mieterhöhungsvergenden<br />
Berechnungspositionen in das Erhöhungsverlangen langen anzugeben<br />
aufnimmt (Senatsurteile vom 1. April 2009 - V111 ZR 179108,<br />
20 NJW 2009, 1737 I=WuM 2009, 3531 Rn. 10: vom 12. Mai Soweit das Bemfungsgericht die Regelung in $ 4Abs. 8 des<br />
2004 - V111 ZR 235103, WuM 2004,406 unter 11; vom 25. Fe- Forde~ngsveitrages mit derErwägung beiseite schieben will,<br />
bruar 2004 - V1II.ZR 116103. NJW-RR 2004. 947 I=WuM sie dienealleindemZweck, denvennieter von der Anrechung<br />
2004,2831 untern 1). ~hnediese~ngahenist dir~ieternicht<br />
vonD~ttmjtteL~freinistellen, bieten die tatsächlichen Festin<br />
der Lage, die Berechtigung des Mieterhöhungsverlangefis' : - stell'u'ngen des Berufungsgerichts keinen Anhalt <strong>für</strong> diese Anzu<br />
überprüfen, denn nach $558 Ahs. 5 BGB in Verbindung nafine: Vielmehr ist es grundsätzlich allein Sache des Zumit<br />
5 559a Abs. 1 BGB sind Kosten <strong>für</strong> Modernisierungs- schussge6eis zu bestimmen, welchen Zweck er fordern will.<br />
maßnahmen, die durch Zuschüsse öffentlicher Haushalte ge- Führt der festgelegte Forderzweck - wie hier bei der ausdeckt<br />
werden, bei der Berechnung der erhöhten Miete in An- schließlichen Förderung von Instandsetzungsarbeiten - dazu,<br />
rechnung zu bringen. Werden Fordermittel undifferenziert dass die gewahrten Mittel nach den gesetzlichen Vorschriften<br />
zumZwecke der Instandsetzung undModemisierung gewährt,<br />
bei einer Mieterhöhung nicht anzurechnen sind, kann in Ermuss<br />
dem Mieter jedenfalls mitgeteilt werden, wann der Ver- mangelung entgegenstehender Anhaltspunkte eine bewusste<br />
mieter welche öffentlichen Mittel zu welchem Zweck - Mo- Gesetzesumgehung nicht unterstellt werden. Im Gegenteil<br />
dernisierung oder Instandsetzung - erhalten hat, um den Miewird<br />
den Interessen der Mieter insbesondere durch die Festter<br />
in die Lage zu versetzen, gegebenenfalls substantiierte Ein- legung von Mietobergrenzen in $$7,7a, 7h des Forderungswendungen<br />
gegen das Erhöhungsverlangen vorbringen zu vemages Rechnung getragen. Das weitere Argument des Bekönnen<br />
(Senatsurteil vom 12. Mai 2004 - V111 ZR 235103, rufungsgerichts, auch aus dem Umstand, dass der Berechnung<br />
aaO). Denn die gesetzlichen Regelungen in $ 558 Abs. 5, der Fordermittel die Gesamtbaukosten zugrunde gelegen hät-<br />
$ 559a BGB sollen sicherstellen, dass dem Vermieter solche<br />
ten, ergebe sich, dass die Zuschüsse nicht nur <strong>für</strong> Instandset-<br />
Maßnahmen nicht zugute kommen, zu deren Durchführung zungsmaßnahmen bestimmt gewesen seien, ist schon deshalb<br />
er öffentliche Mittel in Anspruch genommen hat. Andernfalls nicht tragfähig, weil es erneut die rechtlich nicht zu beanwürde<br />
er gegenüber demvennieteruneerechtfertiet besser ee- standende ausdrückliche Zweckbestimmung in $ 4Abs. 8 des<br />
Fördemngsvertrages unberücksichtigt lässt.<br />
zi 111. Das Berufungsurteil kann daher keinen Bestand haben;<br />
ZR-116103, aaO unter I1 2 a).<br />
es ist aufzuheben ($562 Abs. 1 Satz 1 ZPO). Der Senat kann<br />
17 2. Hiernach hat das Berufungsgericht . . zwar im Auseanes-<br />
L - nicht abschließend in der Sache entscheiden, weil es dazu weipiinhi<br />
~iiir,~ii:iid ~icii iii .lcri. Ft>rJcriini.\.t~rir4g .tngry:h~iir.ii terer tatsächlicher Feststelluneen bedarf. Das Berufungsge-<br />
' I r L . I n1icii.l Kiit.'riiiii. ;I.ti:ir .iii?~~~~~hcii. richt hat sich - von seinem ~echtsstand~unkt aus folger~htig<br />
"<br />
ob die Zuschüsse <strong>für</strong> Instandsetzungs- oder <strong>für</strong> Modernisie- -bislang nicht mit dem weiteren in der Berufunesbeeründune<br />
rungsmaßnahmen gewährt wurden. Rechtsiing meint das Be- erhobenen Einwand des Beklagten beschäftigt das'Amtsg;<br />
rufungsgericht jedoch, $ l des Förderungsvertrages entneh- richt habe die Vereinbarung des Beklagten mit der Rechtsmen<br />
zu können, dass die Zuschüsse (auch) der Finanzierung vorgängerin der KIägerin vom 31. Mail2. Juni 2000 zu Unvon<br />
Modernisierungsmaßnahmen dienen sollten. hineeeen die<br />
"<br />
sten <strong>für</strong> Instandsetzungsarbeiten bestimmt seien, allein den<br />
Zweck verfolge, den Vermieter von der Anrechnung der Drittmittel<br />
bei Mieterhöhungen freizustellen.<br />
18 Diese Ausleeune des Förderunesvertraees durch das Be-<br />
~ ~ ~ -<br />
die ~ isle~un~ von Vertragserklämgen durch den Tatrichter<br />
lediglich darauf überprüfen, ob dieser sich mit dem Prozessstoff<br />
umfassend und widerspruchsfrei auseinander gesetzt hat<br />
und ob dabei gesetzliche oder allgemein anerkannte Auslegungsregeln,<br />
Denkgesetze, allgemein anerkannte Auslegungsregeln,<br />
allgemeine Erfahrungssätze oder Verfahrensvorschriften<br />
verletzt worden sind (vgl. Senatsurteile vom 5.<br />
März 2008 - VIn ZR 37107, NJW 2008,1439 [=WuM 2008,<br />
2 131 Rn. 19; vom 7. Juni 2006 - V111 ZR 209105, BGHZ 168,<br />
64 [=WuM 2006,4541 Rn. 12; jeweils mwN). Ein solcherverstoß<br />
liegt hier indessen vor.<br />
19 Das Berufungsgericht verkennt bei seiner Betrachtung,<br />
dass $ 1 des Förderungsvertrages keine Aussage über den Förderzweckhifft,<br />
sondern in $ I Ahs. 2 diesbezüglich auf $4 des<br />
Fördemngsvertrages verweist. In $4 Abs. 8 des Förderungsvertraees<br />
ist der <strong>für</strong> die Beurteilung maßgebende Förderzweck<br />
indes abschließend und unmissv&ständiich beschrieben. Danach<br />
..sind die Baukostenmschüsse als Beitrae - zur Deckung<br />
~ ~~ ~ ~ -<br />
der unrentierlichen Kosten der Instandsetzungsmaßnahmen''<br />
und der Aufwendungszuschuss „als Beitrag zur Deckung von<br />
Bewirtschaftungsdefiziten aus den laufenden Aufwendungen<br />
<strong>für</strong> Instandsetzungsmaßnahmen bestimmt". Damit betrafen<br />
zurückzuverwe%en ($563 Abs. l Satz 1 ZPO).<br />
~ - - ~ ~ ~<br />
Bei öffentlich gefördertem, preisgebundenem <strong>Wohn</strong>raum<br />
ist der Vermieter berechtigt, die Kostenmiete einseitig um<br />
den Zuschlae nach B 28 Abs. 4 11. BV zu erhöhen. wenn<br />
dir ini \liet\~~~rtriig rnthaltcne Klaiiwl iilit~r\r~lzung<br />
der SrliöiiIit~it~repiiratiirri~ oiil'dcn \licter iin\\irk,aiii i%t.<br />
(nichtamtlicher Leitsatz)<br />
(BGH, Beschluss vom i2.1.2011 V111 ZR 6110)<br />
I Aus den Gründen: 1. Ein Giund <strong>für</strong> die Zulassung der Re-<br />
vision liegt nicht (mehr) vor (9: 552a Satz 1, $543 Abs. 2 Satz I<br />
Nr. 1, Nr. 2 ZPO). Die Rechtssache hat weder grundsätzliche<br />
Bedeutung, noch ist eine Entscheidung des Revisionsgenchts<br />
zur Fortbildung des Rechts oder zur Sicherung einer einheit-<br />
lichen Rechtsprechung erforderlich. Die Rechtsfrage, die das<br />
- - ~ ~ ~ ~<br />
- V111 ZR 177109, WuM 2010, 296, geklärt. Danach ist der<br />
Vermieter bei öffentlich gefördertem, preisgebundenem<br />
<strong>Wohn</strong>raum berechtigt, die Kostenmiete einseitig um den Zu-<br />
U .<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
schlag nach d 28 Ahs. 4 11. BV zu erhöhen, wenn die im Miet-<br />
vertrag enthaltene Klausel über die Abwälzung der Schön-<br />
heitsreparaturen auf den Mieter unwirksam ist.<br />
2 2. Die Revision hat auch keine Aussich! auf Erfolg. Das<br />
Berufiingsgericht hat rechtsfehlerfrei und in Ubereinstimmung<br />
mit dem vorbezeichneten Senatsurteil entschieden, dass die<br />
Mieterhöhung der Beklagten um monatlich 68,38 £ wirksam<br />
ist. Der von der Revision angeführte Ausschlusstathestand des<br />
4Ahs. 1 Satz 1 NMV steht der Mieterhöhung nicht entgegen<br />
(Senatsuteil vom 24. März 2010 - VIU ZR 177109, aaO Rn.<br />
17 ff.). Auch ein Schadensersatzanspruch der Kläger wegen<br />
Zwärkann sich der ~erkender Allgemeiner Geschäftsbedingungen<br />
durch die Verwendung unwirksamer Klauseln scha-<br />
"~ ~~~-<br />
(Senatsurteil vom 27. Mai 2009 -VIIIZR 302107, BGHZ 187;<br />
188 [=WuM 2009,3951 Rn. 10 mwN). Darum geht es hierindessen<br />
nicht. Die Kläger machen als Schaden vielmehr den<br />
\.i.hicil g:Ii:ii.I. d.i\\ iliiicii \i.cg..ii Jcr 111i\\irk\:iriih~~:r dei<br />
~~II~~IIII~~II~~~~I~~~.~~~I~~I.III~~I<br />
Iiolicre .\iii\! :~id~iiiceii :iii,i~Ii.~ii.<br />
als es der ~aliwäre, wenn sie anfgrund einer wirksamen lau:<br />
sel die Schönheitsreparaturen in Eigenregie ausführen könnten.<br />
Die Kläger haben jedoch keinen Anspmch darauf, so gestellt<br />
zu werden, wie wenn die Beklagte eine wirksame Schönheitsreparatnrklausel<br />
verwendet hätte. Die im Falle ihrer Verletzung<br />
zum Schadensersatz führende Pflicht des Verwenders<br />
Allgemeiner Geschäftsbedingungen geht dahin, die Verwendung<br />
unwirksamer Klauseln zu unterlassen; eine positive<br />
Pflicht zur Verwendung (wirksamer) Allgemeiner Geschäftsbedingungen<br />
tnfft ihn dagegen nicht. Die Kläger können daher<br />
nur verlangen, so gestellt zu werden, wie wenn die Beklagte<br />
die Verwendung der unwirksamen Renoviemngsklau-<br />
<strong>für</strong> die ~osten der Schönheitsreparaturen zu erhöhen. Davon<br />
abgesehen ist <strong>für</strong> den von den Beklagten geltend gemachten<br />
Schaden die Verwendung der unwirksamen Renovierungsklausel<br />
durch die Beklagte nicht kausal. Denn nach den von<br />
der Revision nicht angegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts<br />
hat die Beklagte den Klägern mit Schreiben vom<br />
3. September 2009 eine Anderung des Mietvertrages durch<br />
Vereinbarung einer wirksamen Schönheitsreparaturklausel angeboten.<br />
Durch die Annahme dieses Angebots, die nach den<br />
unangegriffenen Feststellungen des Berufungsgerichts nicht<br />
erfolgt ist, hätten die Kläger die angekündigte Mieterhöhnng<br />
abwenden und sich die Möglichkeit sichern können, die<br />
Schönheitsreparaturen auch künftig kostengünstig in Eigenregie<br />
auszuführen.<br />
3 3. Es besteht Gelegenheit zur Stellungnahme binnen drei<br />
Wochen ab Zustellung dieses Beschlpsses.<br />
Mitgeteilt von RA Dipl. sc. pol. ~ünzel, Böhlingen<br />
Eine Personenhandelsgese11schaft kann ein <strong>Wohn</strong>raummietverhältnis<br />
nicht wegen Eigenbedarfs ihrer Gesellschafter<br />
kündigen.<br />
(BGH, Urteil vom 15.12.2010 -V111 ZR 210110)<br />
i Zum Sachverhalt: Der Beklagte ist seit 2001 Mieter einer<br />
5-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ung der Klägerin in H. Bei der Klägerin han-<br />
delt es sich um eine GmbH &Co. KG. Kommanditisten und<br />
Gesellschafter der Komplementär-GmbH sind die Eheleute<br />
M.; der Ehemann ist gleichzeitig Geschäftsführer der Kom-<br />
plementärin der Klägerin.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
-<br />
2 Mit Schreiben vom 30. April 2009 sprach die Klägerin die<br />
ordentliche Kündigung des Mietvertrags zum 31. Oktober<br />
2009 aus. Zur Begründung ist in dem Kündigungsschreihen<br />
im Einzelnen ausgeführt, dass die heiden 69 und 74 Jahre alten<br />
Gesellschafter der Klägerin die <strong>Wohn</strong>ung <strong>für</strong> sich selbst<br />
benötigten.<br />
I):], .\t~ii\g..ri:hi lIiiiil>iirg I h ~ i cltc I
sellschaft - grundsätzlich wegen Eigenbedarfs eines ihrer Gesellschafter<br />
nach S 573 Abs. 2 Nr. 2 BGB kündigen (Senatsurteile<br />
vom 27. Juni 2007 - VIII ZR 271106, NJW 2007,2845<br />
[=WuM 2007, 5151 Rn.12, 15ff.; vom 16. Juli 2009 - V111<br />
keit liegen kann, die <strong>Wohn</strong>ung einem Mitarbeiter oder Geschäftsführer<br />
zur Verfügung zu stellen (vgl. Senatsurteil vom<br />
23. Mai 2007 - VIII ZR 122106, NZM 2007, 639 [=WuM<br />
2007, 4571 Rn. 12). Damit ist lediglich ein ,,BetriebsbedS<br />
ZR 231108, NJW 2009, 2738 [=WuM 2009, 5191 Rn.13f.). als gmndsätzlich berechtigtes Interesse im Sinne des $573<br />
Diese Rechtsprechung lässt sich aber, wie das Bemfungsge- Abs. l BGB anerkannt. Hieraus ergibt sich aber entgegen der<br />
richt richtig gesehen hat, nicht auf Personenhandelsgesell- Auffassung der Revision nicht, dass einer Kommanditgesellschaften<br />
und somit auch nicht auf die Klägerin als GmbH & \:Ii:~ii Jci ~hsr~.~ili:lic Uui/liiig-\i iiii~:Ii ilircr Ktiiiini.inJiii-<br />
Co. KG übertragen.<br />
>it,n r1i:111 g:r~~.lirrcrtigi<br />
narr.. (ie~cli>:ii:ili~~r :iiisi hiirgc~l~;I~rciliili.l~ii~ CL,~~II- 53 675.61 1, 2x0, 535, 536% 543 BGB<br />
schaft insoweit schlechter zu stellen als die Mitglieder einer<br />
-<br />
die Gemeinschaft zur Kündigung des Mietvertrages; dies kann<br />
nicht anders zu beurteilen sein, wenn diese Personen auf gesellschaftsrechtlicher<br />
Gmndlage einen gemeinsamen Zweck<br />
I. Ihr Krihti~nrviilt darf sich nicht mit der rrstt*ii IiiIUriii~iti~~ii<br />
\rine\.\iiftraggebers i hlirtrrc) hegnügrn, sondern<br />
hat sieh diirch ~iisätzlirhc Fragen iini eine erg8ii~endc.\ufkliirung<br />
LU I>eiiiülien, \\erin noch drn Ilniständen Iiir rinr<br />
7iitreffende rechtliche I:ini~rdniing die Kenntnis \vritcrrr<br />
'i'aisdchen rrli~rdcrlicli ist. derrn reelitliclir Ilrdeiitasiiikeit<br />
<strong>für</strong> den Mandanten nicht ohne Weiteres ersichtlich<br />
ist.<br />
~~ ~<br />
natsurteil vom 27. Juni 2007 --VIII ZR 271106, aaO Rn. 15).<br />
Eine vergleichbare Situation besteht, wie das Berufungsgericht<br />
zutreffend ausgeführt hat, bei einer Personenhandelsgesellschaft<br />
als Vennietenn indes nicht.<br />
2. Der Rechtsanwalt hat den Mandanten über die mit der<br />
Abwehr einer Kündigung des Vermieters und der Rechtsverteidieune<br />
-- eeeen - eine Räumunesklaee verbundenen Risiken<br />
aufiuklären, wenn der Mandancdie Mietzahlungen<br />
unter Berufung auf nicht gesicherte aufrechenbare Schadensersatzansprüche<br />
einstellen will.<br />
3. .\11erdinp ict dir li.hlrrhaflr Ileratiing fiir die Kosiriisrliitlcii<br />
dcs \Iündüntrii/\lirtcr\ nicht uriächlich. \senil<br />
sich der Mandant jedenfalls auch gegen eine wegen Eigenbedarfs<br />
berechtigte Kündigung und eine darauf gestützte<br />
Räumungsklage zur Wehr gesetzt hätte.<br />
(OLGDüsseldorf, Beschluss vom 14.12.20101-24U 126110)<br />
ner w:h&ng durch eine oifene ~andels~esellschaft Oder<br />
Kommanditgesellschaft (beziehungsweise wie hier durch eine<br />
GmbH & Co. KG) statt durch eine schlichte Gemeinschaft<br />
erfolgt deshalb von vornherein nicht ,,zufällig", sondern beruht<br />
auf einer bewussten Entscheidung aufgrund wirtschaft-<br />
Aus den Gründen: I. Das Rechtsmittel hat keinen Erfolg,<br />
5 522 Abs. 2 Nr. 1 ZPO. Das Landgericht hat die gegen den<br />
beklagten Rechtsanwalt gerichtete Klage auf Ersatz der von<br />
b: der Vermietung einey~ohnun~ durch eine ~ruchteils&- den Klägern geltend gemachten Schäden in Höhe von insgemeinschaft<br />
oder eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts kann samt 7647,55 EUR (5517,55 £ Kostenschäden imVorprozess<br />
daher keine Rede sein. Dies gilt entgegen der Auffassung der 10 C 271108AG Solingen= 16 S 1 14108 LGWuppertal und 2230,00 £ Umzugskosten zzgl. Zinsen<br />
in Anspmch nimmt - bei der Vermieterin um eine ..nersonali- und außergerichtliche Rechtsveifolgnngskosten) im Ergebstisch<br />
gebundene vermögensverwaltende ~omma~dit~esell- nis zu Recht abgewiesen. Die dagegen vorgebrachten Beruschaft"<br />
handelt. zu der sich Eheleute zusammenzeschlossen -<br />
fungsgninde rechtfertigen keine den Klägern günstigere Enthaben.<br />
scheidung. ZurVermeidung unnötiger Wiederholungen nimmt<br />
12 3. Entgegen der Auffassung der Revision führt auch der der Senat Bezug auf seinen Hinweisbeschluss vom 15. No-<br />
Umstand, dass die Gesellschaft bürgerlichen Rechts inzwi- vember 2010. Dort hat der Senat imwesentlicben ausgeführt:<br />
schen als teilrechtsfahig anerkannt ist, nicht dazu, dass be- „I. Allerdings stößt die Rechtsauffassung des Landgerichts<br />
züglich der Zurechnung von Eigenbedarf eines Gesellschaf- auf Bedenken, den Beklagten treffe schon keine Pflichtverters<br />
eine Gleichbehandlung mit allen anderen Personenge- letzung. Das beurteilt der Senat anders. Der Beklagte hat die<br />
sellschaften geboten wäre und somit nur bei juristischen Per- Kläger in doppelter Hinsicht unrichtig beraten.<br />
sonen eine Zurechnung des Eigenbedarfs von Gesellschaftern<br />
.~ii~/ii.:l~~i.Ieii Ii:iiii,. \I;ll{g~hl:L.li iur rli- /iire.liiiiiii:' J.,, Eic~iiI~cJ:~ri\<br />
hci J?r G ~~~~lI~~~li;,ii<br />
l~i.r~~~rIi~~li~ii<br />
F
lich ist. In diesen Fällen daif sich der Anwalt nicht mit dem<br />
hemUhen (BGH NJW-1996, 2929; fiJW 1998,2048 = F&-<br />
RZ 1998,896; NJW 2000,730 =MDR 2000,297; NJW 2002,<br />
1413; NJW 2006,501 = MDR 2006, 238 [=GUT 2006,39<br />
KLI). Ferner hat er zu klären, ob <strong>für</strong> beweisbedürftige Tatsachen<br />
geeignete Beweismittel zur Verfügung stehen (BGH<br />
NJW 1988, 2113, 2114 sub 111.3). Schließlich muss der<br />
Rechtsanwalt prüfen und den Mandanten darüber aufklären,<br />
ob und welche tatsächlichen und rechtlichen Risiken mit der<br />
außergerichtlichen undloder gerichtlichen Verfolgung des geltend<br />
gemachten Anspruchs verbunden sind (vgl. BGH NJW-<br />
RR2003,194;NJW2001,115; 1996,2648; 1994,1211; 1992,<br />
1159; Senat FamRZ 2004,1647 m.w.Nachw.). Dabei obliegt<br />
es dem Rechtsanwalt zwar nicht, die Erfolgsaussicht mit mathematischer<br />
Genauigkeit anzugeben. Er muss aber auf ein<br />
besonders hohes Risiko aufmerksam machen (BGH NJW<br />
1994,791; 1988,2113; SenataaOund zuletzt MDR 2010,769<br />
J >i.leiitli~li.~ii Kiiii.li:uiiC :iii~i~iri.Ici~ \r:ii~,ii. /uiii;~l ..C<br />
x.lh\i !~~i!r.tccti~ .i. \~,~rc,i~, \VL>II ,i: I~,~I.~IIII~I (o.irtcrt 1L.h C?- $12 Gß0; $46 GB\'; $652 BGB; .2rt.2 GC<br />
wonnen hätten, freiwillig nicht ausgezogen?<br />
I. lrihen.lr I J I ~ I I I I ~ r I I ieliIn.lct~ K .<br />
i c c l i c i 1 1 i l 1 i I 1 I. I I I<br />
Kläger in dir Schrift ihres ~rozessbev~llmächtigten vom 29.<br />
November 2010 allein angreifen, hält der Senat fest. Die ge-<br />
Will der Grundstücksmakler den Kaufareis einer angeh- . .<br />
liih \,On iliiii \crniitt~ltcn Iiii~ii~l~ili~rrl'nhren.kannercicli<br />
aiil'cin ~- brrcihtizlci ~~ Iiilrre\sc zur 1:insirhtiiiihiiit~ in die<br />
Grundakten nur dann herufen,wenn eine beträchtliche<br />
Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> die behauptete Entstehung eines<br />
gen die Erwägungen des Senats gerichteten Einwendungen Provisionsanspruches besteht (Anschluss an OLG Dresgeben<br />
keinen Anlass m abweichender Beurteilung. den,,:B
U<br />
Eigentümer im wesentlichen hinzunehmen. Eine den Belangen<br />
des Rechtsverkehrs dienliche Nutzung des Grundbuchs<br />
wäre danach nicht mehr gewihrleistet, wenn üher seine Offenlegung<br />
nur in einem Verfahren entschieden werden dürfte,<br />
an dem der Eigentümer oder sonstige Berechtigte beteiligt<br />
würden.<br />
So ist in der Rochtsprechung und Literatur auch das Recht<br />
des Maklers zur Grundhucheinsicht zum Zwecke der Ver-<br />
lers an der Erteilung einer unb&laubigten Kopie des Kauf-<br />
vertrags und auch an der Mitteilung des vereinbarten Kauf-<br />
preises entgegen.<br />
. .<br />
1l:r sr11~11l1:11~~ Eiiigiii iii Jic,~., Gri~ii~lrc,Iii Jdr..Ii CIII,, uii-<br />
.!~ii~c~:hi,t~ikte 1iiii~i:lii iii:li~ iiur iii Jeii Griiii.lhuL~liiiili.ili.<br />
,oiiikrii J.triihcr hin~u\ .ii .lic Gr..n(l.~kicn criiiiiitii ~.iii., \~irgttilti~~,<br />
~ ~<br />
LII~J .irsiacc l'ri~!ttn> .L,\ h.~rc:hticicii lnterc,>e, .lc\<br />
~n~gsteller~~~~~1a1.:;d~e?d:du~h<br />
die Gewährung der Akteneinsichtßefioffenen<br />
weder zuvor aniuhören noch im Nachhinein<br />
heschiverdeherechtigt sind (BVerfG NJW 2001, 503<br />
[=WuM 2000,6661;BGH NJW 1981, 1563).<br />
Diese Prüfung hat das Grundbuchamt pewissenhaft und<br />
455;kohler, a.a.'~.,Rn. 22; Manie1 in Jauernig, BGB, 13: rechtsfeh~erfr~durch~eführt. Denn der AnGgsteller hat durch<br />
Aufl. 2009, $654 BGB Rn. 9; Wilsch in Beck'scher Online- die hereits erteilten Auskünfte die Möglichkeit - erlangt -~ unter<br />
Kommentar, Stand 1. Juni 2010,s 12 GBO Rn. 54; ie m.w.N.). Berücksichtigung . .. der Einwendungen der Beteiligten Ziff. 2<br />
I ! J I r i l i ~ r h r i 11r11 ~ I r i l i iiiitl ? gcyc,ii Ji: 1:iii~rr.liiitig eiiic, l'r.1vi,i.iii~>ii~l1rt1,.h:~. .Ir,-<br />
:II~L,, h.~r~~Iiiisi.~n Iiilcrs~~c~, J.t>cIi~, \k~rI.i?~~,l~~~ ~:lirittI~:l~.~ii \cii 13r.rs~l111:11t1~ J~,iii (;riiiiJd ii~:li ?U iihcrnrut21i uiicl ilin &C-<br />
~aklervertrages oder zumindest einen hiGeichend schlüssi- gebenenfalls-imml~ahmen einer stufenklage zu titulieren Gd gen Sachvortrag erfordert, sondern es wird darüber hinaus ei- danach zu realisieren.<br />
ne beträchtliche Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> die hehauptete Ent- Im Übrigen beruht auch vorliegend - wie in dem vom OLG<br />
stehung eines Provisionsanspruchs verlangt (OLG Karlsruhe Dresden entschiedenen Fall der vom Antragsteller behaup-<br />
NJWRR 1996, 1043; OLG Dresden NJW-KR 2010, 1175; tete Provisionsanspruch zumindest bezüglich der Erbrineune<br />
Wilsch, a. a.O., Rn. 54).<br />
einer kausalen Maklerleistung allein auf Zen~ngaben dek:<br />
Hieran mangelt es jedoch, wenn wederein Makleivertrag noch<br />
tragstellers. nachdem der Kaufveiiraesahschluss zwischen den<br />
eine sonstige Voreinbarun~ .. vomeleet . werden kann. wie hier<br />
~eyeiligten Ziff. 2 und 3 zu einem Zeitpunkt erfolgte, als der<br />
I);/.igli,Ii dci (iiiiii.l~iiiL~hc~ .\Ilciii ,112 I ~ ~ / I I ~ I ~ : ~ .L.,\ I ~ I ~ I<br />
Maklervertrag<br />
~ ~ ~ ~ I I<br />
hereits gekündigt und beende1 war.<br />
hl.iil V iiii 24. Jiil: lill~4 i.ii,l Jcr HIII\!c,I,. .Li,\ ~ i i ciii ~ i h1.A Damit ist <strong>für</strong> das Bestehen eines Provisionsanspruchs des Anlernachweis<br />
bei Gelegenheit der Ausführung eines anderen<br />
Auftrags zur Provisionspflicht führen kann, reichen nicht aus,<br />
um eine hetrdchtliche Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> die behauptete<br />
äbgeschlossenen - Maklervertrag voraussetzt (vgl. hierzu<br />
Sprau in Palandt, BGB, 69. Aufl. 2010, $ 652 BGB Rn. 2 ff,<br />
22 ff, m.w.N.).<br />
Zwar ist der Begriff des „berechtigten Interesses" im Sinne<br />
des $ 12Abs. 1 Satz I GBO sowie bezüglichder Grundakten<br />
des 5 46 Ahs. 1 GBVfg umfassender als der des ,,rechtlichen<br />
Interesses". Denn es genügt, dass der Antragsteller ein verständiges,<br />
durch die Sachlage gerechtfertigtes Interesse verfolgt<br />
und entsprechende sachliche Gründe vorträgt, die die<br />
Verfolgung unbefugter Zwecke oder bloßer Neugier ausgeschlossen<br />
erscheinen lassen. lnsoweit ist auch ein berechtigtes<br />
Interesse nicht nur zu bejahen, wenn durch die Einsicht ein<br />
rechtlich erhebliches Handeln ermöglicht werden soll. Viel-<br />
nr. 7 bis 9; zuletzt: KG ~erlin~JVv-~R 2004, 1316; k Stuttgart<br />
ZEV 2005,313; einschrinkend dagegen: LG Offenhurg<br />
NJW-RR 1996, 1521; OLG Düsseldorf Nm-RR 1997,720;<br />
BayObLG DNoiZ 1999,739; je m. W. N.).<br />
se des ~nhagstellers auf Kenntnis der ~auf~reishöhe zurücktreten<br />
zu lassen.<br />
Die Beschwerde war deshalb mit der Kostenfolge aus $$ 1,<br />
84FamFG (Demharter, a. a.O., $ 1 GBO Rn. 27, m.w.N.) und<br />
$ 131 Ahs. I Nr. 1 KostO als unbegründet zurückzuweisen.<br />
Die Wertfestsetzuug beruht auf $$ 131 Abs. 4,30Ahs. 2 Satz<br />
1 KostO.<br />
Die Rechtsbeschwerde ist gem. 6 78 Ahs. 1 und 2 GBO nicht<br />
zuzulassen, da die Voraussetzungen hier<strong>für</strong> nicht vorliegen,<br />
insbesondere wird nicht von der einen vergleichbaren Sachverhalt<br />
betreffenden Entscheidung des OLG Dresden abgewichen.<br />
'irt.2 CC; 33 100.83 ZV(;; 3 571 ZPO<br />
Der Umstand, dass ein Schuldner im Zwanesversteige-<br />
. . .<br />
ruiigs\crlahren grlte~id iiiiichl, dass \ein Grundrecht ;iiif<br />
I.ebeii und kiiru~rliche l'nver~rlirllii~il verlrt/t wird. hc-<br />
gründet - <strong>für</strong> sfch genommen - keinen Grund <strong>für</strong> diezu-<br />
lassung der Rechtsheschwerde.<br />
(BGH, Beschluss vom 7.10.2010 -V ZB 82/10)<br />
~ - - ~ ~ -<br />
beizupflichten, dass bei der ,,erheiterten" Gnindhucheinsicht<br />
gem. 5 12 Abs. 3 GBO i.vm. $ 46 Ahs. GBVfg in die gesamten<br />
Grundakten bei der Feststellung des hierauf gerichteten<br />
berechtigten Interesses des Maklers nicht aus dem Blickfeld<br />
geraten darf. dass Informationen üher den Kaufpreis nicht<br />
zum eigentlichen Gmndbuchinhalt gehören. auf dessen Puhlizität<br />
5 12 Ahs. 1 GBO abzielt (KG Berlin NJW-RR 2004,<br />
, Zum Sachverhalt: Die Schuldnerin (Beteiligte ist Ei.<br />
gentüme,in des Grundstücks. AufAntrag der Beteiligtenzu 3<br />
wurde im Jahre 2004 die Zwangsversteigemng angeordnet,<br />
Die Beteiligten zu und zu sind dem Verfahren als weitere<br />
Gläubiger beigetreten, Im Verlauf des Zwangsversteige-<br />
„g„rfahrens wurde im ~~~~~h~~ 2007 das ~ ~<br />
fahren das der schuldnerin und der<br />
~<br />
1316).<br />
Beteiligte zu 2 zum Insolvenzverwalter ernannt.<br />
Im einzelnen wird zur Vermeidung von Wiederholungen Bezug<br />
genommen auf die Ausführungen des OLG Dresden in<br />
dem Beschluss vom 3. Dezember 2009, denen sich der Senat<br />
voll inhaltlich anschließt.<br />
2 Das Vollstreckungsgericht hat nach einem am 11. Juli 2008<br />
durchgeführten Versteigemngstennin das Grundstück mit Beschluss<br />
vom gleichen Tage den Beteiligten zu 6 als Meisthietenden<br />
zugeschlagen. Gegen den Zuschlagsheschluss hat die<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011 117
akuten Gefahr der Selbsttötung begründet hat.<br />
3 Das Amtsgericht Essen hat der Beschwerde nicht abgehol-<br />
fen, das Landgericht Essen hat sie unter Hinweis auf diever-<br />
fügiingsbefugnis des Insolvenzvenvalters als unzulässig<br />
zurückgewiesen. Nach Aufhebung dieser Entscheidung durch<br />
Beschluss des Senats vom 12. März 2009 (V ZB 155108; ver-<br />
öffentlicht in WuM 2009, 314 f.) hat das Landgericht nach<br />
Einbolung eines neurologisch-psychiatrischen Gutachtens die ,<br />
Beschwerde als unbegründet zurückgewiesen; dagegen wen..,:<br />
det sich die Schuldnerin mit ihrer von dem Landgericht zu-<br />
gelassenen Rechtsheschwerde.<br />
- -<br />
lich gelagertenZwangsversteieemn~sverfahren, nicht mit Si-<br />
cherheit äusgeschloss& werden könne. DieVerschlechterung<br />
des Gesundheitszustands der Schuldnerin. mit der zu rechnen<br />
sei, verbunden mit der Möglichkeit einer Kurzschlusshandlung<br />
stelle ein allgemeines Lebensrisiko dar, das eine Einstellung<br />
der Zwangsversteigerung nicht rechtfertige.<br />
7 Der Umstand, dass die Schuldnerin sich - erst sehr spät - in<br />
eine ambulante Psvchotheranie he~ehen habe und damit hei-<br />
~ ~~<br />
trage, ihre gesundheitlichen Probleme dauerhaft zu lösen, kön-<br />
ne angesichts dessen, dass mit einer Kurzschlusshandlung kei-<br />
neswegs sicher zu rechnen sei, nicht dazu führen, die berech-<br />
tigten Interessen der Gläubiger an einer Fortsetzung der<br />
Zwangsvollstreckung hinter denen der Schuldnerin zurück-<br />
treten m lassen.<br />
s 111. Das hält rechtlicher Nachprüfung nicht stand.<br />
9 1. Die fom- und fristgerecht (5 575 ZPO) eingelegte Rechts-<br />
bescbwerde ist allein auf Grund der Bindung des Senats an<br />
die Zulassung (9: 574 Ahs. 3 Satz2 ZPO) als statthaft zu be-<br />
handeln.<br />
io a) Die Zulassungsentscheidung des Beschwerdegerichts<br />
beruht allerdings auf einem Rechtsfehler, weil sie die an All-<br />
gemeinhelange gebundene Beschränkung des Zugangs zur<br />
Rechtsbeschwerde außer Acht lasst. Für die Rechtshe-<br />
schwerde gelten dieselben Zulassungsgründe (9: 574 Abs. 2<br />
ZPO) wie <strong>für</strong> die Revision (5 543 Ahs. 2 ZPO). Beide Rechts-<br />
mittel dienen in erster Linie der Wahrung der Rechtseinheit<br />
und der Rechisfortbildung, hinter denen das Interesse des Ein-<br />
zelnen an einer nochmaligen Überprüfung der Entscheidung<br />
in einer dritten Instanz zurücktritt (BT-Drucks. 1414722, S.<br />
66). Das Beschwerdegericht hat dieser Beschränkung der<br />
Statthaftigkeit der Rechtsbeschwerde Rechnung zu tragen,<br />
und darf diese nur bei Vorliegen eines der im Gesetz benannten<br />
Zulassungsgründe zulassen(BT-Drucks. 1414722, S. 116).<br />
11 Das hat das Beschwerdegencht nicht beachtet. Die Rechtssache<br />
hat insbesondere keine grundsätzliche Bedeutung, weil<br />
sie keine entscheidungserhebliche, klärungsbedürftige und<br />
klämngsfehige Rk.+isFrage aufwirft, die sich in einer unbe-<br />
.sti@mte%.V+ki.t'itilvon Fällen stellen kann (dazu Senat, Be-<br />
-schiüssevom4. Juli 2002-VZR 16102,~G~z 151,221,223<br />
undvom~rMärz2003 -VZR291/02,BCHZ 154,288,291).<br />
Eine derartige Bedeutung kommt einer Rechtsbeschwerde in<br />
einer Zwangsversteigeningssache nicht schon deshalb zu, weil<br />
. .\IIS d t (;riinrien: ~<br />
11. I).,> B~.~Ii!!crJ.~gcrt:l~t III:IIII, .l.,>s der Schuldner bei einer Fortsetzung des Verfahrens mögli-<br />
SI~I Zu~:l~l~~~~~ct~~~i~ti~~:ni~~~l<br />
t1;1:l1 5 h3 Sr. f>Z\'G 111;ht ~tir-<br />
U U-<br />
cherweise suizidgefahrdet ist. Ob das zutrifft, ist in erster Liliege.<br />
Die ?wangsversteigernng sei'nicht aus einem sonsti- nie eine Tatfrage, deren Beantwortung von der Psyche des jegen<br />
Grunde unzulässig, weil der Schuldnerin kein Voll- weiligen Schuldners abhängt.<br />
streckungsschutz nach 9: 765aZPO zu gewähren sei. Eine be-<br />
12 b) Ein Zulassungsgrund ergibt sich nach dem Vorstehenden<br />
- entgegen der Ansicht des Beschwerdegerichts - auch<br />
schlnsses noc-h eine Einstellung oder~ufhibung der zw;ngsvollstreckung.<br />
5 Zwar verpflichte das Gnindrecht aus Art. 2Abs. 2 Satz 1 GG<br />
nicht daraus, dass eine Gefährdung des Grundrechts der Beteiligten<br />
zu 1 auf Lehen und körperliche Unversehrtheit (At. 2<br />
Abs. 2 Satz 1 GG) im Raum steht.<br />
13 Der Gesetzgeber kann zwar dem besonderen Interesse eines<br />
Verfahrensbeteiligten, das sich aus einer möglichen Geheckung<br />
gewährten Grundrechte zuberücksichtigen. Bei der fährdung eines Grundrechts ergibt, dadurch Rechnung tragen,<br />
Ahwägung der gegenläufigen Interessen sei aber auch den Be- dass er eine von den an Interessen der Allgemeinheit anlangen<br />
des Vollstreckungsgläuhigers, die durch das Grund- knüpfenden Zulassungs~oraussetzungen unabhängige, zulasrecht<br />
in Art. 14Abs. 1 GG geschützt seien, angemessen Rech- sungsfreie Rechtsbeschwerde zur Verfügung stellt, wie er es<br />
nung zu tragen. Vorliegend überwögen die Interessen der <strong>für</strong> die Unterbringungssachen und die Freiheitscntziehungen<br />
Schuldnerin diejenigen der Gläubiger an der Fortsetzung der in $70 Abs. 3 FamFG bestimmt hat (vgl. dazu BT-Drucks.<br />
Zwangsvollstreckung nicht.<br />
1619733, S. 290). Hat der Gesetzgeber jedoch - wie bei aUen<br />
6 Eine konkrete Suizideefahr sei nicht gegeben. Der Sach- anderen Beschwerden - eine solche Anfechtbarkeit der Entscheidung<br />
über das Rechtsmittel nicht vorgesehen, ist es einem<br />
Gericht verwehrt, außerhalb der gesetdicheii Zulas-<br />
;eint. zwar sei durchUddas ~&angsversteigerun~sverfahren mit sungsgründe eine zusätzliche Instanz zu eröffnen.<br />
einer Zuspitzung der depressiven Symptomatik zu rechnen,<br />
aber auch dann könne von einer akuten Suzidialität nicht unbedingt<br />
ausgegangen werden, wenn diese auch, wie in ähn-<br />
14 Dem Gesetzgeber, der ein Rechtmittel einräumt, steht es<br />
nämlich auch frei, dieses auf die Rüge bestimmter Rechtsverletzuneen<br />
zu beschräiiken (BVerfc. NJW 2004.137 1 ). Die<br />
gegen das Gebot, dass allen Bürgern unter den gleichen gesetzlichen<br />
Voraussetzungen Zugang zur Rechtsmittelinstanz<br />
gewjhrleistet sein muss.<br />
is 2. Die Rechtsbeschwerde hat in der Sache Erfolg, weil die<br />
angefochtene Entscheidung nur imAusgangspunkt richtig ist.<br />
16 Die Gefährdung des unter den Schutz des Art.2 Ahs.2<br />
Satz I GG stehenden Lebens des Schuldners durch die Versteigerung<br />
oder die Fortsetzung des Verfahrens ist ein im Zuschlagsheschwerdeverfahren<br />
nach 9: 100 Abs. I, 3 i.Vm. $83<br />
Nr. 6 ZVG von Amts wegen zu berücksichtigender Uinstand,<br />
auch wenn - wie hier - ein mit der Suizidgefahr begründeter<br />
Vollstreckungsschutzantrag nach 9: 765a ZPO erst im Beschwerdeverfahren<br />
gestellt wird (Senat, Beschluss vom 24.<br />
November 2005 -V ZB 99105, NJW 2006,505,507 [=WuM<br />
2006,481; BVerfG, NJW 2007,2910,2911 [=WuM 2007,<br />
5631).<br />
bensgefahr vgneint.<br />
1s a) Eine Aufhebung oder Einstellung der Zwangsvollstreckung<br />
wegen einer Suizidgefahr gemäß $765a ZPO<br />
kommt allerdings nur dann in Betracht, wenn mit der Durchfiihrung<br />
der Zwangsvollstreckung eine konkrete Gefdu <strong>für</strong><br />
Leben und Gesundheit des Schuldners oder eines nahen An-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
gehörigen verbunden ist (vgl. BGH, Beschluss vom 14. Ja-<br />
nuar 2010 - I ZB 34/09, WUM 2010, 250, 251; Senat, Be-<br />
schlussvom 15. Juli2010-VZB 1/10, WuM2010,587,588).<br />
19 Ist - wie hier - der Zuschlag bereits erteilt worden, kommt<br />
es <strong>für</strong> die Entscheidung über die Zuschlagsbeschwerde darauf<br />
an, ob eine Suizidgefahr <strong>für</strong> den Fall eines endgültigen Ei-<br />
gentumsverlusts zu bejahen ist (Senat, Beschlüsse vom 24.<br />
November 2005 -V ZB 99/05, NJW 2006,505,507 [=WuM<br />
2006.481 und vom 15. Juli 2010 -V ZB 1/10. aaOj. Der Tat-<br />
de ~rognoseentscheidunghat er nicht zuletzt mit ~ 1Gk auf<br />
den hoben Rang, der dem Schutzgut Leben zukommt, nach-<br />
vollziehbar zu begründen (Senat, Beschluss vom 30. Sep-<br />
tember 2010 -V ZR [ZB, Red.] 199109, Umdr. S. 5 - zur Ver-<br />
öffentlichung vorgesehen [=WuM 201 1,1221).<br />
20 b) Der angefochtene Beschluss wird den sich daraus erge-<br />
benden Anforderungen nicht gerecht, weil dieverneinung der<br />
konkreten Gefahr eines Suizids der Schuldnerin auf den<br />
falsche11 Zeitpunkt bezogen und die Möglichkeit einer Kurz-<br />
schlusshandlung von dem Beschwerdegencht rechtsfehlerhaft<br />
dem allgemeinen Lebensrisiko der Schuldnenn zugerechnet<br />
worden ist.<br />
21 aa) Das Beschwerdegencbt stellt bei der Annahme, dass<br />
gegenwärtig keine Suizidgefahr bestehe, auf den Zeitpunkt<br />
der Untersuchung durch den Gutachter ab. Für den weiteren<br />
Verlauf der Zwangsversteigemng geht das Beschwerdegencht<br />
selbst von einer Verschlechterung des Gesundheitszustands<br />
der Schuldnerin infolge einer Zuspitzung der depressiven<br />
Symptomatik aus. Bei der Entscheidung über eine Zu-<br />
schlagsbeschwerde kommt es jedoch vor allem auf den Zeit-<br />
punkt an, in dem der Eigentumsverlust des Hauses - in dem<br />
die Schuldnerin ihr Lebenswerk sieht - endgültig feststeht.<br />
22 Der Verlust des Eigentums muss die konkrete Gefahr ei-<br />
der Schuldnerin auslösen würde, steht nach der Beweisauf-<br />
nahme nicht fest, weil das Beschwerdegericht - wie der Gut-<br />
achter - sowohl die Hinnahme des Verlustes des Hauses durch<br />
die Schuldnerin als auch eine Selbsttötung auf Grund einer<br />
Kurzschlusshandlung <strong>für</strong> möglich halten.<br />
23 Bei der von dem Schuldner geltend gemachten Suizidge-<br />
fahr ist der Vollstreckungsschutz nach $765a ZPO jedoch<br />
nicht schon dann zu versagen, wenn - wie hier - das Beweis-<br />
fenTst. Die ~rnwendung des Schuldners setzt nicht den Nachweis<br />
voraus, dass es bei der Durchführung der Vollstreckung<br />
zu einer Selbsttötung kommen wird. Der Beweis einer konkreten<br />
Lebensgefahr ist erbracht, wenn nach den von dem Tatrichter<br />
zu würdigenden Umständen die ernsthafte Gefahr einer<br />
Selbsttötung besteht (Senat, Beschluss vom 30. September<br />
2010 -V ZR [ZB] 199109, Umdr. S. 5 - zur Veröffentlichung<br />
vorgesehen [=WuM 201 1, 1221).<br />
24 Eine derartige Gefahr ist - trotz der entgegenstehenden Behauptung<br />
des Schuldners - allerdings zu verneinen, wenn die<br />
vorgebrachten Selbsttötungsgedanken nach den gesamten<br />
Umständen, insbesondere der Persönlichkeitsstniktur des<br />
Schuldners, sich als nur vorgespiegelt darstellen oder die Ge-<br />
den kann. Solche umstände hat das ~eschwer~e~er~ht indes<br />
nicht festgestellt, und sie ergeben sich auch nicht aus dem in<br />
den Beschlussgründen mitgeteilten Inhalt des Gutachtens.<br />
gebende Möglichkeit einer Kurzschlusshandlung dem allge-<br />
meinen Lebensrisiko der Schuldnerin zuzuordnen, das eine<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212017<br />
Einstellung der Zwangsvollstreckung nicht rechtfertigen soll.<br />
Eine solche Sichtweise wird dem in Art. 2 Abs. 2 Satz 1 GG<br />
Umstand, dass die Möglichkeit einer ~urzschl~shandlun~ allein<br />
durch die Zwangsvollstreckung hervorgerufen wird, und<br />
schließt damit die Gefahr der Selbsttötung infolge der Vollstreckung<br />
von der gebotenen Abwägung der widerstreitenden,<br />
grun&echtlich.gs~hützten Interessen des Schuldners auf der<br />
einen und des~all1Wckungsgt4ubigers sowie des Erstehers<br />
auf derände~& Seite (dazu unten 3) von vornherein aus.<br />
[=WUM 1980, 241; ~2~2005, 657,'658). Kann das ¿eben<br />
des Schuldners durch eine Vollstreckungsmaßnahme in Gefahr<br />
geraten, weil dieser unfähig ist, aus eigener Kraft oder<br />
mit zumutbarer fremder Hilfe die Konfliktsituation situationsangemessen<br />
zu bewältigen, muss das Vollstreckungsgericht<br />
diesen Umstand beachten und ihm bei der Durchführung<br />
des Verfahrens Rechnung tragen (vgl. BVerfC NJW 1994,<br />
1719,1720; NJW-RR 2001,1523,1524 [=WuM 2001,4821).<br />
27 3. Der Beschluss stellt sich auch nicht aus anderen Grün-<br />
den als richtig dar ($577 Abs. 3 ZPO).<br />
28 a) Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesge-<br />
richthofs ist allerdings selbst dann, wenn mit der Zwangs-<br />
vollstreckung eine konkrete Gefahr <strong>für</strong> Lehen und Gesund-<br />
heit des Schuldners oder eines nahen Angehörigen verbun-<br />
den ist, die Zwangsversteigerung nicht ohne weiteres einzu-<br />
stellen (BGH, Beschluss vom 4. Mai 2005 - I ZB 10105, BG-<br />
HZ 163,66,73 [=WuM 2005,4071; zuletzt ausführlich dazu<br />
Senat, Beschluss vom 15. Juli 2010 -V ZB 17/10, WuM 2010,<br />
587,588 mwN). Vielmehrist zurwahmng der ebenfalls grun-<br />
drechtlich geschützten Interessen des Vollstreckungsgläuhi-<br />
gers und des Erstehers zu prüfen, ob der Suizidgefahr nicht<br />
anders als durch eine Einstellung der Zwangsversteieerung<br />
schluss vom 15. Juli 2010 - VZB 1/10, WUM 2010,587; 588<br />
-jeweils inwN). SolcheMaßnahmen können die Artund Wei-<br />
se der DurchfUhning der Zwangsvollstreckung, aber auch die<br />
Ingewabrsamnahme des Suizidgefährdeten betreffen; sie sind<br />
jedoch nur dann geeignet, der Suizidgefahr entgegeiizuwir-<br />
ken, wenn auch ihre Vornahme weitestgehend sichergestellt<br />
ist (Senat, Beschlüsse vom 24. November 2005 -V ZB 24/05,<br />
NJW 2006,508 [=WuM 2006,461 und vom 14. Juni 2007 -<br />
V ZB 28/07, NJW 2007,3719,3720 [=WuM 2007,5821).<br />
29 bj Davon kann hier nicht ausgegangen werden. Die Sui-<br />
Gutachten in ein; ambulante Psychotherapie beGben hat, um<br />
<strong>für</strong> zukünftige Belastungen und den Umgang mit ihren Ang-<br />
sten besser gewappnet zu sein. Eine Psychotherapie gehört<br />
zwar zu den Maßnahmen, mit denen einer Suizidgefahr be-<br />
gegnet werden kann (vgl. Senat, Beschluss vom 15. Juli 2010<br />
- V ZB 1/10, WuM 2010, 587, 588). Einer ambulanten Be-<br />
handlung kommt aber nur dann eine ausschlaggebende Be-<br />
deutung zu, wenn mit ihr die konkrete Gefahr eines Suizids<br />
bei Durchführung der Vollstreckung bereits ausgeschlossen,<br />
jedenfalls aber ganz wesentlich vermindert ist (vgl. BVerfG,<br />
NJW-RR 1993,463,464 [=WuM 1993,1721; NJW 1998,295,<br />
296 [=WuM 1997, 5911). Dass die begonnene Therapie be-<br />
reits solche Wirkungen herbeigeführt hatte, hat das Be-<br />
schwerdegericht jedoch nicht festgestellt, sondern unahhän-<br />
gig davon den Vollstreckungsschutzantrag zurückgewiesen,<br />
weil es die noch bestehende Suizidgefahr rechtsfehlerhaft als<br />
. -
str~ckungsgläi~biger nicht ins ~Gwicht falle.<br />
30 IV 1. Die angefochtene Entscheidung ist daher aufzuhe-<br />
ben und die Sache zur erneuten Entscheidung zurückzuver-<br />
weisen (5 577 Abs. 4 Satz 1 ZPO). Dabei wird das Beschwer-<br />
degericht Folgendes zu beachten haben:<br />
31 aj Es wird zunächst zu prüfen sein, ob eine Selbsttötung<br />
bei einemendgültigen Eigentumsverlust durcb denEintritt der<br />
Rechtskaft des Zuschlagsbeschlusses ernsthaft zu be<strong>für</strong>ch-.:i<br />
ten ist (&ZU: BVerfG, NJW 2007,2910, 291 1 L=WuM 2007,<br />
5631; Senat, Beschlüsse vom 24. November 2005 - V ZB<br />
99105, NJW 2006,505,507 [=WuM 2006,481 und vom 15.<br />
Juli 2010 -V ZB 1/10, WuM 2010,587, 588). Soweit hieran<br />
- auch im Hinblick auf die Ausführungen in dem Gutachten<br />
zum psychischen Befund der Schuldnerin bei der Untersu-<br />
chung - Zweifel bestehen, kommt als weitere Grundlage <strong>für</strong><br />
dcr<br />
Jie I..I~I;IIIL~~II.II~ ~'~:~~cII~IIII:~~~I~~~I~I~~<br />
CIIIC. .\~ih.~rii;~<br />
5:liul.lii~riii iii .,~ciilieii .!C, Ciiii:rlii,~i~ III Btir.i,~lit.<br />
32 b) Ist danach eine konkrete Suizidgefahr zu bejahen, wird<br />
das Beschwerdegericht andere Maßnahmen prüfen müssen,<br />
um der Gefahr einer Selbsttötung der Schuldnerin m hegegnen.<br />
Hierbei wird - wenn die begonnene ambulante Therapie<br />
keine Aussicht auf einen nachhaltigen Erfolg in <strong>angemessene</strong>r<br />
Zeit verspricht - auch eine Anfrage beim Betreuungsgericht<br />
in Bezug auf eine befristete Betreuung oder Unterhringung<br />
. . <strong>für</strong> die Zeit bis zum Abschluss des Verfahrens in Erwä-<br />
.L,i~i t \?I. Scn.11, B:.:lilu,, I~~III<br />
in dem zu räumeenden <strong>Wohn</strong>haus abgewendet werden könne.<br />
Das Vollstreckungsgericht hatte die Zwangsvollstreckung iri<br />
Bezug auf das vom Schuldner genutzte <strong>Wohn</strong>haus längstens<br />
bis zum 31. Juli 2009 eingestellt und dem Schuldner aufgegeben,<br />
sich in fachärztliche Behandlung zu begeben oder eine<br />
solche fortzuführen und die Aufnahme der Behaudluiig unverz~glich:sow're:deii~erla~~f<br />
d.,+ bis zum 29. Mai 2009 durch Vor-<br />
_. ... .~...<br />
lag&.yon faehäntlrchen Bescheinigungen dem Vollstreckungs-<br />
- ge$ht nachzuweisen. Die dagegen gerichtete sofortige Be-<br />
schwerde @s Gläubigers war erfolglos geblieben. Mit der vom<br />
Beschwerdegericht mgelassenznRechtsbeschwerde hatte der<br />
Gläubiger zunächst seinen Antrag auf Zurückweisung des vom<br />
Schuldner nachgesuchten Räurnungsschutzes weiterverfolgt.<br />
Im Blick auf den Ablauf der vom Vollstreckungsgericht an-<br />
geordneten Befristung des Vollstreckungsschutzes hatten die<br />
Parteien das Rechtsbeschwerdeverfahren in der Hauptsache<br />
ühereinstirnmend <strong>für</strong> erledigt erklärt. Der Senat hatte dem<br />
Gläubiger daraufhin nach § 91a ZPO die Kosten des Verfal-<br />
rens auferlegt (BGH, Beschluss vom 14. Januar 2010 - I ZB<br />
34/09, WuM 2010, 250).<br />
3 Der Gläubiger hat am 17. August 2009 angekündigt, die<br />
Räumungsvollstreckung intensiv weiter m betreiben. Der<br />
ciing /ii /icli~,ii<br />
14. Jiiiii ?iii17<br />
len, Weil im Falle :iner zwangsweise durchgeführten Räumung<br />
nach wie vor Siiizidgefahr bestehe, die - trotz der mitt-<br />
\' Zlj 25 117, .VJ\\' 2(1(,7. ,371'1. 3721 l~\\'i13l ?1111-. 5\21 lerweile erfolgten fachärztlichen Behandlung -nur durch sei-<br />
Für das weitereverfahren Sur~ekeiduni einer Blockade zwi- nen Verbleib in dem <strong>Wohn</strong>haus abzuwenden sei. Der GläubischenVollstreckunes-<br />
und Betreuunw~ericht wird auf den Be- ger ist der beantragten Gewähmng von Raumungsschutz erschluss<br />
des Senats;om 15. Juli 201Ö-?ZB 1/10,WnM2010, neut entgegengetreten. Das Vollstreckungsgericht hat die<br />
587.588) . , verwiesen.<br />
31 2. Da aus dem Zuschlagsbeschluss schon vor dem Eintritt<br />
der Rechtskraft vollstreckt werden kann und die Aufhebung<br />
der Entscheidung des Beschwerdegericht~ demZuschlagsbeschluss<br />
die Vollstreckbarkeit nicht nimmt, ist die Aussetzung<br />
der Vollstreckung bis zur erneuten Entscheidung des Beschwerdegerichts<br />
gemäß @575 Abs. 5,570Abs. 3 ZPO ausziisprechen<br />
(vgl. BGH, Beschluss vom 27. Juli 2006 - IX ZB<br />
204104, BGHZ 169, 17, 29 [=WuM 2006, 709 KL]; Senat,<br />
Beschluss vom 14. Juni 2007 -V ZB 28/07, NJW 2007,3719,<br />
r-~xi..hf "nn7
echtsfehlerfrei zurückgew&& hat.<br />
6 1. DieVorschrift des 8 765a ZPO ermöglicht den Schutz ge-<br />
gen Vollstreckungsmaßnahmen, die wegen ganz besonderer<br />
Umstände eine Härte <strong>für</strong> den Schuldner bedeuten, die mit den<br />
guten Sitten nicht zu vereinbaren ist. Die Anwendung von<br />
$765a ZPO kommt nur dann in Betracht, wenn im Einzelfall<br />
~chuld&rführen iürde (BGH, ~ u~2010,25Ö~n. 7 mwN).<br />
~~~.<br />
so kann dies die Untersagung oder einstweilige Einstellung<br />
der Zwangsvollstreckung nach 8 765aZPO rechtfertigen. Dabei<br />
ist aber stets eine Abwägung der Interessen des Schuldners<br />
mit den Vollstreckungsinteressen des Gläubigers vormnehmen.<br />
Es ist zu berücksichtigen. dass sich auch der Gläubiger<br />
auf Gmndrechte berufen kann. Ist sein Räumungstitel<br />
nicht durchsetzbar, wird sein Grundrecht auf Schutz seines<br />
Eigentums (Art. 14 Abs. 1 GG) und auf effektiven Rechtsschutz<br />
(Art. 19Abs. 4 GG) beeinträchtigt. Dem Gläubiger dürfen<br />
keine Aufgaben überbürdet werden, die nach dem Sodalstaatsprinzip<br />
dem Staat und damit der Allgemeinheit obliegen.<br />
Es ist deshalb auch dann, wenn bei einer Räumungsvollstreckung<br />
eine konkrete Lebensgefahr <strong>für</strong> einen Betroffenen<br />
besteht, sorgfältig zu prüfen, ob dieser Gefahr nicht auf<br />
andere Weise als durch Einstellung der Zwangsvollstreckung<br />
wirksam begegnet werden kann. Dabei kann vom Schuldner<br />
erwartet werden, dass er alles ihm Zumutbare unternimmt. um<br />
Gefahren <strong>für</strong> Lehen und Gesundheit möglichst auszuschlie-<br />
Ren (BGH, WuM 2010,250 Rn. 8 mwN).<br />
s 2. Nach diesen Grundsätzen ist die vomVollstreckungsge-<br />
richt angeordnete Einstellung der Zwangsvollstreckung, die<br />
das Beschwerdegencht unter Berücksichtigung der zum Ent-<br />
scheidungszeitpunkt bestehenden Tatsachengrundlage be-<br />
stätigt hat, aus Rechtsgründen nicht zu beanstanden.<br />
9 a) Das Beschwerdegericht hat angenommen, die wirt-<br />
schaftlichen Interessen des Gläubigers hätten auch deshalb<br />
zurückzusteheu, weil er bislang keine konkrete Möglichkeit<br />
zu einem Nebeneinanderleben in dem <strong>Wohn</strong>haus aufgezeigt<br />
habe. Er habe keine Pläne zur Abtrennung der Dachge-<br />
schosswohnung insbesondere im Blick auf Wasser, Strom und<br />
Heizung vorgelegt. Es sei auch nicht ersichtlich, ob er bereit<br />
wäre, die Umhaukosten m tragen. Diese Beurteilung begeg-<br />
net allerdings Bedenken.<br />
io Das Beschwerdegericht hat nicht geprüft, ob es den Par-<br />
teien überhaupt zuzumuten ist, miteinander in dem <strong>Wohn</strong>haus<br />
zu leben. Die Rechtsbeschwerde macht zutreffend geltend,<br />
der Gläubiger habe - vom Beschwerdegericht nicht berück-<br />
sichtigte - Vorkommnisse vorgetragen, die darauf schließen<br />
lassen, dass es dem Schuldner nicht nur - wie in den Einstel-<br />
lungsverfahren behauptet - um das <strong>Wohn</strong>en in den von seinen<br />
Eltern ÜbemommenenRäumengeht, sondemer sich vielmehr<br />
weiterhin als Eigentümer der Liegenschaft genest. So ist er<br />
inzwischen rechtskräftig zur Unterlassung veruiteilt worden,<br />
weil er aus dem zwangsgeräumten Sägemühlenbetrieb Holz<br />
der Heizungsanlage im ~ä~emühlenge~äude zu schaffengemacht<br />
und dabei einen Schaden von über 1000 € verursacht.<br />
Es ist auch mit Blick auf diese Geschehnisse zu be<strong>für</strong>chten,<br />
dass eine Beschränkung der Räumungsverpflichtung auf einen<br />
Teil des <strong>Wohn</strong>hauses und ein Neheueinanderleben der Parteien<br />
<strong>für</strong> beide Seiten belastend und unmmutbar ist.<br />
11 Das Beschwerdegencht hat ferner nicht hinreichend be-<br />
rücksichtigt, dass es zunächst Sache des Räumungsschutz he-<br />
anspruchenden Schuldners ist, darzulegen, dass die Voraus-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011<br />
setmngeu des 5 765aAbs. 1 Satz 1 ZPO vorliegen und es un-<br />
ter voller Würdigung des Schutzbedürfnisses des Gläubigers<br />
wegen ganz besonderer Umstände eine mit den guten Sitten<br />
nicht vereinbareHärte darstellt, wenn nicht einTeil des zuräu-<br />
menden Gebäudes von der Räumungsvollstreckung ausge-<br />
nommen und ihm als <strong>Wohn</strong>ung zur Verfügung gestellt wird.<br />
Dem Gläubiger, der einen titulierten Anspmch auf vollstän-<br />
dige Räumung des gesamten Objektes hat, darf es daher<br />
grundsätzlich nieht.zum Waditefi gereichen, dass er keine Plä-<br />
ne zur Abtre~+ngide~Dackige&hosswohnung vorgelegt und<br />
sich.nieht zuiubemahme der Umhaukosten bereit erklärt hat.<br />
12 b) Das Beschwekiegericht hat seine Entscheidung maßgeblich<br />
auf das Gutachten der Sachverständigen Dr. 0. vom<br />
30. November 2009 gestützt. Es hat ausgeführt, die Sachverständige<br />
komme in ih;em Gutachten im wesentlichen zu dem<br />
Ergebnis, dass im Falle einer zwangsweise durchgeführten<br />
~Gmung weiterhin mit einer ~elbsttkung des ~chzdners zu<br />
rechnen sei, weil er aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur<br />
und ausgeprägten Kränkbarkeit und Verbitterung nicht in der<br />
Lage sei, anders mit der Situation fertig zu werden. Verbitterung<br />
und subjektiv empfundenes Unrechtsgefühl hätten sich<br />
derart verfestigt und verstärkt, dass man bei einer suizidalen<br />
Reaktion derzeit wohl nicht mehr von einer freien Willensentscheidung<br />
sprechen könne. Behandlungsansätze biete die<br />
kognitive Verhaltenstheranie. die darauf abziele. , dass der ~~~- he- --<br />
troiffene Patient das kränieude Erlebnis aufarbeiten, sich davon<br />
distanzieren und neue Lebensperspektiven aufbauen könne.<br />
Es lasse sich allerdings nicht voraussagen, ob eine solche<br />
Behandlung erfolgreich sei. Mit einem Erfolg sei erst nach<br />
einer Behandlungsdauer von mindestens einem Jahr zu rechnen.<br />
Diese Beurteilung, die die Einstellung der Räumungsvollstreckung<br />
selbständig trägt, hält einer rechtlichen Nachprüfung<br />
stand.<br />
13 Die Rechtsbeschwerde macht ohne Erfolg geltend, das Be-<br />
schwerdegericbt habe nicht berücksichtigt, dass der Schuld-<br />
ner nicht alles ihm Zumutbare unternommen habe, um seine<br />
neurotische Störung zu beseitigen oder ihr entgegenzuwirken.<br />
Nach dem Gutachten der Sachverständigen Dr. 0. undden At-<br />
testen des den Schuldner behandelnden Arztes Dr. G. sei ei-<br />
L<br />
derlich erachtet. Dr. G. bescheinige dem Schuldner aber le-<br />
diglich, dass er sich in regelmäßigen Abständen von bis zu<br />
sechs Wochen in seiner Ambulanz vorstelle. Dr. G. habe dem<br />
Schuldner ein Antidepressivum verschrieben. Nach seinen ei-<br />
genen Angaben nehme der Schuldner das Medikament aber<br />
nur bei Bedarf als Schlafmittel ein.<br />
I4 Selbst wenn der Schuldner - wie die Rechtsbeschwerde be-<br />
es aus Rechtsgründen nicht ZulbeaGtanden, dass das 611-<br />
stseckungsgencht die Räumungsvollstreckung mit Blick auf<br />
die von der Sachverständigen Dr. 0. festgestellte konkrete Ge-<br />
gestellt hat, die das Ziel haben, die von der ~achversfaudigen<br />
aufgezeigten Behandlungsrnöglichkeiten zu nutzen. Da eine<br />
Behandlung des Schuldners nach Einschätzung der Sachverständigen<br />
frühestens nach einer Behandlungsdauer von einem<br />
Jahr erfolgreich sein kann, begegnet es auch keinen durcbgreifenden<br />
rechtlichen Bedenken, dass das Vollstreckungsgesicht<br />
die Räumun~svollstreckunn <strong>für</strong> weitere sechs Monate<br />
eingestellt hat. soweit die ~echtsgeschwerde - in anderem Zusammenhang<br />
- gehend macht. das Grundrecht des Schuldners<br />
~<br />
aus Art. 2 ~ bs.7 GG auf ~eben und körperliche Unversehrtheit<br />
sei nicht tangiert, wenn ein gesunder Mensch, der imVollbesitz<br />
seiner geistigen Kräfte sei, bewusst und gezielt mit<br />
121
Selbsttötung drohe, um einer durch Hoheitsakt eingetretenen behandlung auch gegen den Willen durchzusetzen. Aus ärzt-<br />
Rechtsfolge nicht nachzukommen, lässt sie außer Betracht, licher Sicht werde eine Einstellung des Verfahrens auf die<br />
dass der Schuldner nach Auffassung der Sachverständigen Dr. Dauer von etwa drei Monaten unter Auflagen empfohlen.<br />
0. nicht in der Lage ist, auf eine Zwangsräumung anders als , D„ ~ ~ ~ potsdam d hat ~ die ~ zuschlagsbesChwerde<br />
~ i ~ h ~<br />
mit Selbsttötung zu reagieren. zurückgewiesen. Mit der zugelassenen Rechtsbeschwerde<br />
15 C) Es lässt unter diesen Umständen auch keinen Rechts- möchte der Schuldner die Versagung des Zuschlages erreifehler<br />
erkennen, dass das Beschwerdegericht dem Schuldner chen. Die Gläubigerin beantragt die Zurückweisung des<br />
nicht aufgegeben hat, sich in stationäre Behandlung zu bege- Rechtsmittels.<br />
ben und ihm auch keine weitergehenden Auflagen <strong>für</strong> eine /. . . , _<br />
ambulanteBehandlung gemacht hat. NachdenFeststellungen ;4 .~u&den&iin&ni'TI. Das Beschwerdegericht ist der Auf-<br />
der Sachverständigen Dr. 0. hat die bisherige Behandlung des -,"'.fas+ng, die Voraussetzungen des 5 765a ZPO seien nicht ge-<br />
Schuldners in der gerontopsychiatnscheu Ambulanz der Kli- geben..Eine akute Suizidalität liege „im jetzigen Verfahren"<br />
nik K. zwar bislang zu keiner Verbesserung geführt. Vielmehr derzeit nicht vor. Der lediglich erhöhten Suizidgefahr könne<br />
ist nach Auffassung der Sachverständigen sogar eine Ver- durch eine stationäre psychiatrische Therapie und eine eng-<br />
gung des Schuldners allenfalls zur kurzfrirtigen Gefahrenabwehr<br />
<strong>für</strong> geeignet erachtet ~ ~ . und weiterhiii eine - nur bei län-<br />
L-<br />
ccl.er l%cl~..iiJI~~iig~cl~i~~~r<br />
~ii,~gIi~~hcrivci~~! ~~rI~~lgrci:h~ - :IIIIhul.iiii~~<br />
I%eli.~iidlii~ig iiiii \v;i:liciiili,li~~n I2riiiiiicii tiir eri;ir-<br />
.l,~rIi:li :ehilieii. b.t> \:>lI~~r:~.ku~i~~~~ri~hi<br />
jvir.1 :~lIc~.liii:~<br />
nunmeh; nach einer erneuten ~e~;Ghtung des ~chuldners<br />
auch <strong>für</strong> den Fall, dass ein Behandlungserfolg nicht eingetreten<br />
sein sollte, eine Fortsetzung der Vollstreckung ernsthaft<br />
in Erwägung ziehen müssen. Dabei wird es zu herücksichtigen<br />
haben, ob der Schuldner selbst das ihm Zumuthare getan<br />
hat, um dieRisiken, die <strong>für</strong> ihn imFalle derVollstreckung bestehen,<br />
zu verringern (vgl. BGH, Beschluss vom 4. Mai 2005<br />
-I ZB 10105, NJW 2005,1859,1860 [=WuM 2005,4071).<br />
3765o %PO: 6583,95, Y6 %V(;; Art.2, 14 G(;<br />
\I;irlit der Schiildnrr iiii %~~ungsv~~ll~~i~rckunysvrrfahr~n<br />
. _<br />
arzt habe behandeln lassen, sei davon auszugehen, dass sie<br />
auch bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes<br />
fachärztliche Hilfe in Anspruch nehmen werde.<br />
s 111. 1. Die gemäß $96 ZVG i.Vm. S574Ahs. l Nr. 2, Abs. 3<br />
Satz 2 ZPO statthafte und nach 5 575 ZPO auch im Übrigen<br />
zulässige Rechtsbeschwerde führt zur Aufhebung des ange-<br />
fochtenen Beschlusses und zur Zurückverweisung der Sache<br />
an das Beschwerdegericht (§ 577Abs.4 Satz 1 ZPO). Auf der<br />
Grundlage des derzeitigen Verfahrensstandes lassen sich die<br />
Voraussetzungen des 3 765a ZPO nicht verneinen.<br />
6 a) Es entspricht der ständigen Rechtsprechung des Bun-<br />
desgerichtshofs, dass selbst dann, wenn mit der Zwangsvoll-<br />
streckung eine konkrete Gefahr <strong>für</strong> Lehen und Gesundheit des<br />
Schuldners oder eines nahe11 Angehörigen verbunden ist, ei-<br />
cine Sclhstiii~irdcefiiIirdui~c %t*iiirr I'hefraii im 1:;ille drc<br />
~i~entumsverlusfs geltend,'^ ist irn Verfahren der snfortigen<br />
Beschwerde gegen die Zuschlagsentscheiduug vom<br />
Tatrichter die ernsthafte Be<strong>für</strong>chtung der Selbsttötung hezogen<br />
auf den Zeitpunkt des endgültigen Eigenturnsverlustes<br />
zu würdigen. Die Prognuseentscheidung ist nachvolfziehhar<br />
zu begründen.<br />
(nichtamtlicher Leitsatz)<br />
(BGH, Beschluss vom 30.9.2010 -V ZB 199109)<br />
gers und dem ~nteresse des ~rstehersan einem endgültigen<br />
Eigentumserwerb (ausführlich dazu zuletzt Senat, Beschluss<br />
vom 15. Juli2010-VZB 1110 [=WuM2010,587],Rn. 10ff.<br />
mwN; ferner etwa BGH, Beschluss vom 4. Mai 2005 - I ZB<br />
10105, BGHZ 163, 66, 73 [=WuM 2005, 4071; Senat, Beschluss<br />
vom 6. Dezember 2007 -VZB 67107, NJW 2008,586,<br />
587 ~ ~ I=WuM 2008.9611. . >,<br />
7 In die Abwägung einzustellen ist nach der Rechtsprechung<br />
des Senats nur eine konkrete Suizidgefahr. Dabei kommt es<br />
in Konstellationen, in denen der Zuschlag bereits erteilt wor-<br />
I Zum Sachverhalt: Seit Januar 2006 ist die Zwangsversteigerung<br />
- des im Rubrum näher bezeichneten Grundstücks<br />
.~ii~cordiir~r. lii .l.m \'er~tci;criiiif~iiriiiiii v,iiii 2 1 . J.iii.i.ii 20ir)<br />
i.1 .1c1 l3~~1,~ilis1? /LI .< \Ici,~h.~~~cii,lcr c~~l~liclhe~i 111 J:ni .iiii<br />
den 5. ~ehrua;2009 anberaumten ~erk~ndungstermin und in<br />
der Folgezeit hat der Schuldner - gestützt auf ärztliche Atteste<br />
- geltend gemacht, die Suizidgefährdung seiner Ehefrau<br />
(vgl. Senat, ~esrhlus'S vom-15. Juli 2010 -V ZB 1110, WPM<br />
2010, 1810 [=WuM 2010,5871 Rn. 12f.). Bezogen auf diesen<br />
Zeitpunkt ist tatrichterlich zu würdigen, ob die ernsthaf-<br />
I i i I i i u h I ~ \rilri c ~ ~ g c I ~ i 1.1 . d .,iii .lcii Ii~ilisii H:iiig. Jci. .Itiii S.hoi/;iii I.che11 /11!.~~111ini,<br />
\;rll~irc:kiiii~~~~r~:Iii IiG P,ir.il.tiiiI iii;hi .~ciolii iiiiJ lisr ,lei~ ~i,i~l~~~~ll~i~~lih~~~<br />
/I! Lh:nriii~.I~,n ? 2ht1 .Ab,. I 71'0 i.\:~n. ,\n 2<br />
Zuschlag erteiE. Abs. 2 Satz 1 GG). D& gilt u&o mehr, wenn das Gericht -<br />
2 Gegen die Zuschlagsentscheidung hat der schuldner sofor.<br />
tige - Beschwerde eingelegt - .. und mr Begfindung - unter ande.<br />
r I I h i~ n 1 hh.iiJcliiei~ I ~ h r i1s 1 1 I I<br />
wie hier - selbst von einer erhöhten Suizidgefahr ausgeht, diese<br />
aber nicht <strong>für</strong> hinreichend erachtet.<br />
, ht I)ic~cii .\iii~~r.l~~i.iiiigsii nirJ JI: Ile.,li\i~~i\leciii~~li,~iduiig<br />
Jiiiii 2tJil9 \?I\+ i~,\r.ii Iii Jie+lii Iici li die Kri>.~ii~ii.i.tii,iii ii1:111 ~cr~~:li~. Z!ie~iclIi:~ii i,i heicii~. oh
sundheitszustandes weiterhin verantwortungsvoliverhalten.<br />
Durch das eingeholte Sachverständioenoutachten wird diese<br />
U<br />
Annahme denn auch nicht gestützt, wenn in diesem eine weitere<br />
nur ambulante Behandlung <strong>für</strong> ,,vollig unzureichend angesehen<br />
und iedenfalls bei einer Zunahme der Krankheits-<br />
9 C) Kann die Beschwerdeentscheidung danach keinen Be-<br />
stand haben, ist die Sache an das Beschwerdegericht zurück-<br />
geutum&er~stes treffen kann ($5f7Abs. 4 Satz iundahs. 5<br />
Satz l ZPO).<br />
io 2. Für das weitere Verfahren weist der Senat auf Folgeu-<br />
des hin:<br />
I I a) Die von dem Sachverständigen <strong>für</strong> den Bereich der Sui-<br />
zidgefährdung vorgenommene und von dem Beschwerdege-<br />
richt offenbar übernommene Unterscheidung U. a. zwischen<br />
Basissuizidalitat, erhöhter und akuter Suizidalität erscheint<br />
mit Blick auf die im Rahmen des $ 765a ZPO zu beantwor-<br />
tende Frage, ob eine konkrete Suizidgefahr vorliegt, nicht hilf-<br />
reich. Wie oben dargelegt, kommt es auf das Vorliegen einer<br />
konkreten Suizidgefahr an. Der Tatnchter hat zu würdigen, ob<br />
die ernsthafte Be<strong>für</strong>chtung der Selbsttötung besteht. Die da-<br />
mit einhergehende Prognoseentscheidung hat er mit Tatsachen<br />
zu untermauern. Dagegen wird die Voraussetzung einer kon-<br />
kreten Lebensgefahr allein durch die Wiedergabe von Be-<br />
griffen, die ebenfalls nur das Ergebnis einer Würdigung dar-<br />
stellen, weder belegt noch widerlegt.<br />
12 b) Die Zulassung der Rechtsbeschwerde setzt die sorgfaltige<br />
Prüfung voraus, ob Zulassungsgründe nach $ 574 Abs. 2<br />
undAbs. 3 Satz 1 ZPO . gegeben - sind. Allein der Umstand, dass<br />
c111'. l:ri~~.~l~~~iJ.in~<br />
1111 ~ru~i~l~c~lit~rel~\.~i~i:n<br />
BcreiL.li crgt,lii.<br />
~eniici hieriiir iii:ht. \'icliii~~lir htitiiiiit eiiic %iil:i\~uii~<br />
kech~smittels auch dann nur in Betracht, wenn der fache<br />
grundsätzliche Bedeutung zukommt oder eine Entscheidung<br />
durch das Rechtsbeschwerdegericht zur Fortbildung des<br />
Rechts oder zur Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung<br />
erforderlich ist. Letzteres kommt insbesondere bei Vorliegen<br />
zulassungsrelevante Kechtsfehler (ausführlich daz; etwa<br />
MünchKomm-ZPO~Wenzel, 3. Aufl., $543 Rn. 17 ff.; vgl.<br />
~<br />
i<br />
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Lipl). ? 57-I Rii. h, iiiiii~il~ui~ii bii~il<br />
11.1 .I.I, / I\ iIt~rc,~.~~~rc~.iii iiii kc:t~i~l~~~~li~~~~rJ~~~~i<br />
kci-<br />
ne ~ichtzul~ssungsbeschwerde kennt, durfte die zuletzt genannte<br />
Fallgruppe allerdings nicht praktisch werden, weil das<br />
Beschwerdegericht kaum von der Unrichtigkeit seiner eigenen<br />
Entscheidung ausgehen wird. Dass es die Beurteilung der<br />
Rechtslage <strong>für</strong> zweifelhaft hält, reicht <strong>für</strong> den genannten Zulassungsgmnd<br />
nicht aus.<br />
13 3. Da aus dem Zusch1ao;besuhluss bereits vor dem Eintritt<br />
schluss die\ioll&ec&ukeit nichcnimmt, ist dieAusse&ung<br />
der Vollstreckung bis zur erneuten Entscheidung des Be-<br />
schwerdegerichts nach $574 Ahs. l, § 570 Abs. 3 ZPO durch<br />
das ~echTsbeschwerdegericht auszusprechen (Senat, Be-<br />
schluss vom 14. Juni 2007 - V ZB 28/07, NJW 2007. 3719.<br />
3721 [=WuM 2007, 5821; Beschluss vom 15. Juli 2010 -V<br />
ZB 1/10 [=WuM 2010,5871, Rn. 16 mwN).<br />
14 IV Der Senat hat dem Schuldner Prozesskostenhilfe erst<br />
mit Wirkung vom 19. März 2010 bewilligt, weil erst an die-<br />
sem Tag die nach § 11 7 Abs. 2 und 4 ZPO erforderliche Er-<br />
klärung eingegangen ist.<br />
1. Zur Auslegung eines Gerichtsvollzieherauftrags.<br />
2. Dem Vollstreckungsgläuhiger bleibt es bei einem Auf-<br />
trag zur Räumungsvullstreckung unter gleichzeitiger Gel-<br />
tendmachuug des Vermieterpfandrechts unbenommen,<br />
zugleich hinsichtlich der Anwaltskosten im Wege der Mo-<br />
biliarvollstreckung vorzugehen.<br />
(OLG Dusseldorf, Beschluss vom 23 2 2010 - 1-10 W 143109)<br />
Aus dem Tenor: Auf die Erinnemng der Landeskasse wird<br />
dem Gerichtsvollzieher aufgegeben, über die bereits berech-<br />
neten Kosten hinaus weitere Kosten iHv EUR 42,50 in An-<br />
satz zu bringen, namentlich:<br />
Gebühren Nm. 604,205 KV-GvKostO EUR 3750<br />
Auslagenpauschale Nr. 713 KV-GvKostO<br />
weitere EUR 5,-<br />
(max. EUR 10,- <strong>für</strong> den Gesamtauftrag).<br />
Aus den Gründen: I. Die weitere Beschwerde der Landes-<br />
kasse vom 24.11.2009 gegen den Beschluss der 5. Zivil-<br />
kammer des Landgerichts Mönchengladbach vom 13.11.2009<br />
ist gemäß 5 5 Abs. 2 S. 2 GvKostG, 5 66 Abs. 4 GKG kraft<br />
ausdrücklicher Zulassung durch das Landgericht zulässig. Sie<br />
hat Erfolg und führt zur Ahändernng des angefochtenen Be-<br />
schlusses in dem aus dem Tenor ersichtlichen Umfang. Die<br />
angefochtene Entscheidung beruht auf einer Verletzung des<br />
Rechts, weil hinsichtlich des Umfangs des Gerichtsvollzie-<br />
herauftrags die gesetzlichen Auslegungsregeln nicht hinrei-<br />
chend beachtet, insbesondere wesentliche unstreitige Um-<br />
stände nicht einbezogen worden sind.<br />
Die Tätigkeit des Gerichtsvollziehers beruht auf einem Auf-<br />
trag des Vollstreckungsgläubigers. Dies setzt eine Willens-<br />
entschließung des Gläubigers mit dem unbedingt erklärten<br />
Ziel einer oder mehrerer bestimmter Vollstreckungshand-<br />
lungen des Gerichtsvollziehers voraus (vgl. Hartmann, Ko-<br />
stengesetze, 39. Aufl., $ 3 GvKostG, 9: 3 Rn. 3). Die Voll-<br />
streckungsgläubiger haben ihren Räumungsauftrag vom<br />
29.4.2008 gemäß 9: 885 ZPO auf eine Herausgabe der Woh-<br />
nung unter gleichzeitiger Geltendmachung des Vermieter-<br />
pfandrechts an den in den Räumen befindlichen Gegenstän-<br />
den beschränkt (sog. Berliner Modell). Sie haben aber zu-<br />
gleich eine Kostenrechnung ihres Verfahrenshevollmächtig-<br />
ten überreicht, die die Kosten des Vollstreckungsantrags iHv
EUR 238,71 ausweist. Hierin kommt der Wille der Voll- nommen. Dies zeigt, dass er im Falle der Durchführung der<br />
beigetrieben werden sÖllen. Eine andere-~edeutung kann der Ausführungen def Gerichtsvollziehers i i ~rinn&u;gsver-<br />
Ubersendung der Rechnung unter verständiger Würdigung fahren stehen der Auftrag zur Raumungsvollstreckung unter<br />
nicht beigemessen werden. Zu,bedenken ist, dass die Beauf- gleichzeitiger Geltendmachung desvermieterpfandrechts und<br />
tragung unter gleichzeitiger Ubersendung der Kostennote der Auftrag zur Vollstreckung der Anwaltskosten auch nicht<br />
durch einen Rechtsanwalt erfolgte. Für die begehrte Heraus- in einer widersprüchlichen Konkurrenz. Die Vollstreckungs-<br />
. l l ~ c k ~ : i i .! L r i ~ l u I ~ r Ki i n gl:tiihi-er iii:i:Ii,.ii iii~i>\\c.ii li'\i~,:l\ :igeii.t;iiiJi+. nch:iic,iiiiiiiiii<br />
- ..ii J,YI (;~~ri~lit.\~iII~i~~Ii~~r<br />
iii.~lir Ihc,lurri. ,,ii~i:r h;~i~ll~~ii~~~<br />
l
WEG). Nichts anderes aher gilt nach dem Sinn und Zweck<br />
der Regelung in den anderen Fallen des 5 9Abs. 1 WEG, ins-<br />
besondere in dem hier vorliegenden Fall, dass der Erwerber<br />
der <strong>Wohn</strong>ungen nach derVereinigung der Rechte in seiner Per-<br />
Das ~erhinds"ermögen geht in allen Fällen des-$ 9 Abs. 1<br />
WEG auf den Eigentümer des Grundstücks über<br />
(RieckelSchmid, <strong>Wohn</strong>ungseigentumsrecht, 3. Aufl. 2010,5 9<br />
Rn. 15a).<br />
Gibt es aher mit dem Erwerber des Grundstücks einen Rechts-<br />
nachfolger, der an die Stelle des Verbands der <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
eigentümer tritt und als neuer Vermögensinhaber einen Pro-<br />
zess führen kann, ist kein Raum <strong>für</strong> eine fortdauernde<br />
U<br />
meinschaft zustiinden, können (und müssen) vielmehr nach<br />
Auflösung der Gemeinschaft von demEigentümer des Gmndstücks<br />
als ihrem Rechtsnachfolger geltend gemacht werden.<br />
Die Klägerin ist nach alledem nicht parteifähig.<br />
Die Klage wäre da~berhinaus auch ohnehin unbegründet. So<br />
ist die Kläzerin schon nicht aktivlegitimiert. da etwaige For-<br />
U - ~"<br />
dernngen aus dem Verwaltungsvermögen, wie bereits dargelegt,<br />
gem. § 10Abs. 7 S. 4 WEG auf die H. GmbH & Co. KG<br />
und die V GmbH als Miteigentümerinnen des Grundstücks<br />
übergegangen wären. Auch gibt es vorliegend keine fällige<br />
Hauseeldforderune <strong>für</strong> den Zeitraum Januar bis Mai 2008.<br />
mehr wirksam erfolgen. Schließlichwäre der Beklagte auch<br />
nicht passivlegitimiert, da er zum Zeitpunkt der Beschlussfassung<br />
bereits nicht mehr als <strong>Wohn</strong>ungseigentümer im<br />
Grundbuch eingetragen war. Die Klage hätte damit unter keinem<br />
denkbaren Gesichtspunkt Erfolg.<br />
Mitgeteilt von Frau Richterin \! Neuhausen, Bremerhaven<br />
a) Ein <strong>Wohn</strong>ungseigentümer, der mit der Zahlung von<br />
Beiträgen inVerzug ist, kann deswegen nicht von der <strong>Wohn</strong>ungseigentümerversammlung<br />
ausgeschlossen werden;<br />
ihm kann auch nicht das Stimmrecht entzogen werden.<br />
b) Die Ungültigerklärung - - von Beschlüssen scheidet in der<br />
Regel aus, wenn feststeh?, dass sich ein Besehlussmangel<br />
auf das Abstimmuiiesereebnis nicht ausgewirkt . . hat: ander2<br />
\crliili r\ sich ,/cducli Iiei ,ih\rerairgendcn Eingril-<br />
- ~~<br />
" ~~~<br />
Anfechtbarkeit begründet. Der Senat hat bereits entschieden,<br />
fin in den Kernhrreich e1riiirntart.r \lil~lied~rli;~l'irccli.<br />
dass eine diesbezügliche Unterscheidung entbehrlich ist, wenn<br />
te, die dazu führen, dass das ~eilnahme- und Mitwirdie<br />
Klage - wie hier - nach $46 Abs. 1 Satz2 WEG fristgekungsrecht<br />
eines <strong>Wohn</strong>ungseigentümers in gravierender<br />
recht eingelegt und begründet worden ist (Ufieil vom 2. Ok-<br />
Weise ausgehebelt wird.<br />
tober 2009 -V ZR 235108, BGHZ 182,307,314 ff. [=WuM<br />
(BGH, Urteil vom 10.12.2010 V Zk'60110)<br />
2009, 6861).<br />
1 Zum Sachverhalt: Die Parteien bilden die im Rubrum<br />
näher bezeichnete <strong>Wohn</strong>ungseigentümergemeinschaft. $ 10<br />
Nr. 4 der Teilungserklärnng (TE) lautet:<br />
„DieVersammlung kann einen <strong>Wohn</strong>ungseigentümer, der mit<br />
Zahlungen von Beiträgen länger als einen Monat in Verzug<br />
ist, von der Teilnahme an der Eirentümerversammlune und<br />
U<br />
fällt die Wirkung obigen ~eschlusses."<br />
2 Auf der Versammlung vom 11. Juli 2008 beschlossen die<br />
<strong>Wohn</strong>ungseigentümer den Entzug des Stimmrechts und den<br />
Ausschluss derjenigen <strong>Wohn</strong>ungseigentümer von der Ver-<br />
sammlung, die mit ihren Hausgeldzahlungen mehr als einen<br />
Monat in Verzug waren. Aufgrnnd dessen konnte die Kläge-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
rin nicht mehr weiter an der Versammlung teilnehmen. Mit ihrer<br />
Klage wendet sich die Klägerin gegen sämtliche Beschlüsse,<br />
die auf der Versammlung gefasst wurden. Hierzu<br />
vertritt sie die Auffassung, die Entziehung des Stimmrechts<br />
und der Ausschluss von der Versammlung seien ebenso nichtig<br />
wie die nach ihrem Ausschluss gefassten Beschlüsse. Zumindest<br />
aher seien sämtliche Beschlüsse <strong>für</strong> ungültig m erklären.<br />
Darüber hinaus hat sich die Klägerin gegen Regelungen<br />
gewandt, dieufeiyf ypengegangenen Versammlung<br />
der <strong>Wohn</strong>ungs~igeptümer.hescI1lossen<br />
. .. .,.- ,,.: worden waren.<br />
3 Das ~mtc&&cht Regensburg hat der Klage ganz überwie-<br />
gend stattgegebenund- soweit im Revisionsverfahren noch<br />
von Interesse - dieNichtigkeit sämtlicheram 1 1. Juli 2008 ge-<br />
fassten Beschlüsse festgestellt. Auf die U. a. dagegen gerich-<br />
tete Berufung der Beklagten hat das Landgericht Nürnherg-<br />
Fürth die Klage als unzulässig abgewiesen, soweit sich die<br />
Klägerin gegen die Entziehung des Stimmrechts gewandt hat.<br />
Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten (TOP) 4 bis 9,<br />
10.1 und 12 bis 15 hat es <strong>für</strong> ungiiltig erklärt. Mit der nur in-<br />
soweit zugelassenen Revision möchten die Beklagten in dem<br />
Umfang der Zulassung eine Klageabweisung erreichen. Die<br />
Klägerin beantragt die Zurückweisung des Rechtsmittels. Ui-<br />
re nicht fristgerecht eingelegte Anschlussrevision hat sie<br />
zurückgenommen.<br />
4 Aus den Gründen: I. Das Berufungsgericht ist der Auf-<br />
fassunz, dass das Amtsgericht die am 11. Juli 2008 gefassten<br />
~ ~<br />
so dass die ~eschlüss~l~iglich <strong>für</strong> ungültigzu erklären sei:<br />
en. Der Ausschluss der Klägerin sei rechtsfehlerhaft. 5 10Nr.4<br />
TE sei unwirksam. Akzeptabel sei allenfalls eine Entziehung<br />
des Stimmrechts. Der völlige Ausschluss von der Teilnahme<br />
an Versammlunren greife in den unantastbaren Kembereich<br />
~ ~~-~ -<br />
auch bei einer Mitwirkung des ausgeschlossenen Mitgliedes<br />
die erforderliche Mehrheit gefunden hätten.<br />
5 11. 1. Die Revision ist unbegründet. Die Vorinstanzen sind<br />
zu Recht davon ausgegangen, dass die nach dem Ausschluss<br />
der Klägerin gefassten Beschlüsse zu TOP 4 bis 9, 10.1 und<br />
12 bis 15 keinen Bestand haben können. Dabei kann offen<br />
bleiben, ob mit dem Amtsgericht davon auszugehen ist, dass<br />
der rechtswidrige Ausschluss der Klägerin von der Ver-<br />
sammlung und der Entzug des Stimmrechts zur Nichtigkeit<br />
der ohne die Beteiligung der Klägenn gefassten Beschlüsse<br />
führt oder ob dies - so das Benifuugsgericht - lediglich deren<br />
6 a) Die genannten Beschlüsse sind rechtsfehlerhaft zustan-<br />
de gekommen. Das Gesetz weist den <strong>Wohn</strong>ungseigentümein<br />
nicht die Befugnis zu, einem Mitglied der Gemeinschaft sein<br />
Stimmrecht zu entziehen und diesen wegen Zahlungsverzu-<br />
ges von einer <strong>Wohn</strong>ungseigentümerversammlung ausm-<br />
schließen. Zwar eröffnet $10 Nr. 4 TE diese Möglichkeit. Die<br />
Regelung ist jedoch nichtig.<br />
freie Hand, wie sie ihr ~erhältnis untereinander ordnen wollen<br />
(std. Rspr, vgl. nur Senat, Urteil vom 13. Oktober 2006 -<br />
V ZR 289105, NJW 2007, 213, 2145 [=WuM 2006, 7041<br />
mwN). Diese Gestaltungsfreiheit gilt auch dann, wenn der teilende<br />
Eigentümer Regelungen der Gemeinschaftsordnung in<br />
der Teilungserklärung vorgibt. Schranken <strong>für</strong> den Inhalt der
Gemeinschaftsordnung ergeben sich jedoch aus den Grenzen<br />
der Pnvatautonomie nach $5 134,138 BGB (Senat, Beschluss<br />
vom 11. November 1986 - V ZB 1186, BGHZ 99,90,93 f.<br />
[=WuM 1987,921; Merle in Bärmann, WEG, 11. Aufl., $ 10<br />
Rn. 104; jeweils mwN). Darüber hinaus unterliegen von dem<br />
teilenden Eigentümer einseitig vorgegebene Bestimmungen<br />
einer Inhaltskontrolle, bei der lediglich streitig ist, ob die <strong>für</strong><br />
allgemeine Geschäftsbedingungen geltendenVorschriften der<br />
$9 307 ff. BGB (früher $$ 9 ff. AGBG) entsprechend anm-<br />
wenden sind oder ob sich diese Kontrolle unter Berücksich-<br />
8 bb) Gemessen darau kann die Regelung der Teilungserklärung<br />
keinen Bestand haben. Der Senat hat bereits entschieden,<br />
dass die Gestaltuugsfreiheit <strong>für</strong> Gemeinschaftsordnungen<br />
dort endet, wo die personenrechtliche Gemeinschaftsstellung<br />
der <strong>Wohn</strong>ungseigentümer ausgehöhlt wird,<br />
und dass das mitgliedschaftsrechtliche Element des <strong>Wohn</strong>ungseigentums<br />
einen allgemeinen Ausschluss des <strong>Wohn</strong>ungseigentümers<br />
vom Stimmrecht verbietet. Hiergegen verstoßende<br />
Regelungen sind nach $134 BGB nichtig (vgl. Senat,<br />
Beschluss vom 11. November 1986 -V ZB 1186. BGHZ<br />
99,90,94 [=WuM 1987,921 mwN). Erst recht ist ein allgemeiner<br />
Ausschluss von Versammlungen der <strong>Wohn</strong>uugseigentümer<br />
unzulässig, weil dem Mitglied dadurch nicht nur faktisch<br />
sein Stimmrecht genommen, sondern ihm daüber hinaus<br />
die ebenfalls in den Kernbereich elemeiitarer Mitgliedschaftsrecbte<br />
fallende Befugnis abgeschnitten wird, auf die<br />
Willensbildung der Gemeinschaft durch Rede und Gegenrede<br />
Einfluss zu nehmen (vgl. auch BGH, Urteil vom 13. Fehmar<br />
2006 - I1 ZR 200104, NJW-RR 2006,831,832; Scheel<br />
in HügelIScheel, Rechtshandbuch WEG, 3. Aufl., Teil 12 Rn.<br />
81 f.). Dasselbe gilt im Gmndsatz auch <strong>für</strong> einen nur vorübergehenden<br />
Ausschluss (BayObLG, NZM 1999, 77, 78<br />
[=WuM 1999, 657 KL]; LG Regensburg, NJW-RR 1991,<br />
1169; LG Stralsund, NJW-RR2005,313,314ff.; Elzer, ZWE<br />
2010,234, 235; vgl. auch Merle in Bärmann, aaO, $ 10 Rn.<br />
36; Scheel in HügellScheel, aaO; aA ftir ein Ruhen des Stimmrechts<br />
bei Zahlunesverzue wohl BauObLG. NJW 1965,821.<br />
U -<br />
V?: hliiii:liKoiiiiii-lI(iL1 I:iig,~lh~~r~ii. 5 ~iill., > 2.i \i'EG Kii.<br />
0: Kick Iiii~id i : . I . 3. 1 9 25 Kii. .39: Ku-<br />
Ii:ii J.,- S111iiiiirc~~iii~:~ii;1i h~i \'.~rlic:ci~<br />
Übertragung des <strong>Wohn</strong>ungseigentums auf den Erwerher be-<br />
stehen (Merle in Bannann, aaO, $24 Rn. 62 mwN; Scheel in<br />
HügeUScheel, aaO, Ru. 81).<br />
io b) Wie das Berufungsgericht zutreffend ausgeführt hat,<br />
schlägt der recbtsfehlerhafte Ausschluss der Klägenn auf die<br />
nachfolgend gefassten Beschlüsse durch. Zwar scheidet eine<br />
Ungültigerklärung in der Regel aus, wenn - wozu hier Fest-<br />
stelluneen fehlen - feststeht, dass sich der Bescblussmaiirel<br />
tigung der Besonderheiten des Einzelfalls am Maßstab von ,,: -man;; 11. Aufl., i23 &. 176 U. $ 24'~n. 94 &N; vgl. auch<br />
Treu und Glauben ($ 242 BGB) auszurichten hat (vgl. dazu Sei 1i.ir<br />
Zum Sachverhalt: DieVerftigungskläger bewohnen mit ihren<br />
\i.,iih.iti. \vLnii .i(~i-l~i.I~'r~ \\;.II~ ,IIc. -iol-111e11. D~r;Iiiiili~~~ii~ mindejährigen Kindern seit dem 1.2.2006 die EigentumseinerVersammlung<br />
nicht gewährleistet werden kann, so etwa, wohnung. Eigentümer und Vermieter ist Herr J., der seit ~ e-<br />
wenn ein <strong>Wohn</strong>ungseigentümer nachhaltig und trotz Androhung<br />
des Ausschlusses die Versammlung weiterhin in erheblicherweise<br />
störi (Merle in Bärmann, aaO, $24 Rn. 105 mwN;<br />
vgl. auchBGH, Urteilvom 11. November 1965 - LIZR 122163, ZwischendenParteienistunter dem Aktenzeichen 13 C 66109<br />
BGHZ 44, 245, 251). An dem erforderlichen versamnilungs- ein Rechtsstreit vor dem Amtsgericht Bremen anhängig. Dort<br />
spezifischen Bezug fehlt es'indessen, wenn ein <strong>Wohn</strong>ungs- macht die Verfiigungsbeklagte im Wege der Einziehungsklaeigentümer<br />
mit der Zahlung von Beiträgen in Verzug ist. ge wegen titulierter Hausgeldansprüche gegen Herrn J. gepfändete<br />
Mietzahlungsansprüche des Herrn J. gegen die Ver-<br />
9 Eine andere Beurteilung ist auch dann nicht gerechtfertigt, fügungskläger geltend.<br />
wenn der Beitragsrückstand und die Dauer des Verzuges er-<br />
Mit Schreiben vom 28.6.2010 informierte dieverfahrensheheblich<br />
sind und der <strong>Wohn</strong>ungseigentümer dadurch in schwer- vollmächtigte der Verfügungsbeklagten die Verfügungskläger<br />
wiegender Weise regen seine Pflicht verstößt, durch Leistune<br />
darüber, dass diese beschlossen habe, die <strong>Wohn</strong>ung der Verfügungskläger<br />
von denVersorguugseinnchtuugeu <strong>für</strong> Wasser,<br />
Heizung etc. abzutrennen.<br />
zuwirken. wies25 Abs. 5 AE 3 %%G zeigt, tritt ein Verlust<br />
des Stimmrechts auch in solchen Fällen erst ein, wenn der he- Anfang Oktober 2010 stellten dieVerfügungskläger fest, dass<br />
treffende <strong>Wohn</strong>ungseigentümer - anders als hier - unter den die Stromzufuhr zu ihrer <strong>Wohn</strong>ung unterbrochen worden war.<br />
strengen Voraussetzungen des $ 18 WEG (dazu Senat, Urteil Den Veifügungsklägem gelang es, die Unterbrechung zu hevom<br />
19. Januar 2007 -V ZR 26106, BGHZ 170,369,372ff. seitigen. Am 1. 11. 2010 stellten die Verfügungskliiger emeut<br />
[=WuM 2007, 1551) rechtskräftig zur Veräußerung seines fest, dass die Stromzufuhr unterbrochen war. Dies geschah<br />
<strong>Wohn</strong>ungseigentums verurteilt worden ist. Selbst dann bleibt durch die Firma Elektro J. im Auftrag der Verfugungsbeklagjedoch<br />
das Recht auf Teilnahme an Versammlungen bis zur ten.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHTZIZO11
In einem Tennin zu inündlichenVerhandlung zu dein Rechts- allein aus dem ihnen m Grunde liegenden Vertragsverhälmis<br />
I ~i1r111i .\htciiIiei~ I . C t I III 3. I I. I I cr
gen einem Mitglied gegenüber berechtigt ist, wenn die Woh-<br />
nung von diesem nicht selbst genutzt wird (bejahend: KG Ber-<br />
lin, Urteil vom26.11.2001,Aktenzeichen 24 W 7101 [=WuM<br />
2002, 1611; verneinend: KG Berlin, Urteil vom 26.1.2006,<br />
Aktenzeichen 8 U 208105 [=WuM 2006, 1651; OLG Köln,<br />
Urteil vom 15.03.2000, Aktenzeichen 2 U 74/99 [=WuM<br />
2000,488)) kommt es vorliegend nicht an, da hinsichtlich der<br />
Stromversorgung bereits gegenüber dem <strong>Wohn</strong>ungseigentü-<br />
mer J. kein Recht auf Unterbrechung der Versorgung besteht.<br />
1. Der Beschluss einer Versorgungssperre ist zulässig nur<br />
nach vorheriger Abmahnung und bei einem gravierenden<br />
Leistungsrückstand, wovon regelmäßig auszugehen ist,<br />
wenn der <strong>Wohn</strong>geldrückstand sechs Monatsraten ühersteigt.<br />
Dabei muss die Abmahnung lediglich dem Vollzug<br />
der Sperre. vorangehen, nicht schon einer nur vorhereitenden<br />
kchlussfassung. -<br />
Auf ein Zurückbehaltungsrecht kann sich die Verfügungsb<br />
klagte nicht berufen, da dessen Geltendmachung im vorli<br />
genden Fall unverhältnismäßig wäre.<br />
Die Stromversorgung ist - anders als beispielsweise die Versorgung<br />
mit Wasser und Gas - nicht Bestandteil des Versorgungsvertrdgs<br />
der Verfügungsbeklagten mit entsprechenden<br />
Versorgungsunternehmen, die über die Gemeinschaft mit den<br />
einzelnen <strong>Wohn</strong>unesei~entümem abgerechnet werden. Viel- U U<br />
mehr ist die Versorgung mit Strom d&ch einen von der Verfüeun~sbeklaeten<br />
unabhaneipen Vertrag der Verfüennesklä- U " U ~- - - "<br />
ger mit der S. geregelt. Daher lasst sich bereits die Frage stellen,<br />
was die Verfügungsbeklagte hier überhaupt zurückbehält,<br />
rsorgungssperre kann auch dann die Stromzuder<br />
betroffene ~ i t ~ i ~ zwar ~ ~ t<br />
den Strom direkt von dem Stromversorgungsunternehmen<br />
bezieht und dieses auch ihm gegenüber direkt ahrechnet,<br />
die Stromleitung, die zu der Sondereigentumseinheit<br />
des Miteigentümers führt, jedoch im Gemeinschaftseigentum<br />
steht.<br />
3. Gebäudehestandteile stehen gemäß 8 5Ahs.l WEGnur<br />
dann im Sondereigentum, wennsie sowohl in einem funktionalen<br />
als auchineinemräumlichenZusammenhanemit<br />
der %ndereigentnmseinheit gemäß B 3 Ahs.1 ~ ~Gstehen<br />
und wenn ihre Verändemng, Beseitigung oder Entdenn<br />
weder ist sie dem Eigentümer J. auf Grund des durch fernung allenfalls zu einer noch hinzunehmenden Beeindie<br />
Gemeinschaft bestehenden Rechtsverhältnisses zur Lie- trächtigung führen würde.<br />
ferung von Strom noch ist der Eigentümer der Verfügungsbeklagten<br />
zur Zahlung der auf die Stromversorgung entfallenden<br />
Kosten verpflichtet. Ihre einzigeVerpflichtung besteht<br />
darin, die entsprechenden hausintemen Leitungen zur Verfügung<br />
zu stellen. Auf das vom einzelnen Mitglied geschuldete.<br />
Hausgeld, womit der Eigentümer J. zwar möglicherweise<br />
in erheblichem Maße in Verzug ist, entfällt dementsprechend<br />
4. Demnach steht eine Stromleitung. die von einem ge- . .<br />
iiieiiirchal'tlicheri Ziililrrr~~uni iin '~cllrr dfi ~kaiiirin-<br />
\cli;iFtlirhcn \ii\icuk~iis durcli da\ (;rbiiiidc iii eiiie Soridereigentumseinheit<br />
führt, auch dann nicht im Sondereigentum,<br />
wenn sie ausschließlich der Stromversorgung<br />
dieser Sondereigentumseinheit dient.<br />
auf die Nutzung der Leitung allenfalls ein minimaler Bruchteil.<br />
Die Folge der Zurückhaltung des Leitungsnutzungsrechts<br />
(LG MünchenI, Urteil vom 8.11.2010 - 1 S 10608110)<br />
führt demgegenüber zu der ganz erheblichen Folge, dass die<br />
Verfügungsklager die ihnen von der S. geschuldete Stromversorgung<br />
nicht mehr nutzen können. Unter Berücksichtigung<br />
des Umstands, dass die Verfügungsbeklagten das Leitungsrecht<br />
unter Geltendmachung eines Ziuuckbehaltungsrechts<br />
vorenthalten und damit in ein Vertragsverhältnis, an<br />
dem sowohl sie als auch der Eigentümer J. ansonsten vollkommen<br />
unbeteiligt sind, eingreift, kann aber nicht mehr als<br />
ve~hältnismäßig angesehen werden. Dies gilt auch dann, wenn<br />
Zum Sachverhalt: Am 30.11.2009 beschlossen die Eigentümer<br />
mehrheitlich die Verhängung einer Versorgungssoerre<br />
eeeen den Kläger zu 3) u. a. auch bezüelich der Strom-<br />
L ~ - -<br />
zufuhr, wenn mehr ac sechs wohngeldraten Offen wären und<br />
die Maßnahme vier Wochen vorher durch eingeschriebenen<br />
Brief angedroht würde.<br />
Gegen den Beschluss wenden sich die Kläger, die selbst Verdie<br />
Zurückhaltung anderer Versorgungsleistungen wie die Uuterhrechung<br />
der Gas- oder Wasserleitungen nur mit wesent- ge abgewiesen.<br />
lich höherem Aufwand betrieben werden kann und die Unterbrechung<br />
der Stromzufuhr das einfachste Diuckmittel dar- Aus den Gründen: 11. Die zulässige Berufung der Kläger ist<br />
stellt.<br />
unbegründet. Das Amtsgericht hake ~nfechfungsklage ge-<br />
Schließlich sind auch weitere Störungen zu besorgen. DieVerfügungsbeklagten<br />
haben die ~tromz;fuhr sowohr~nfang Oktober<br />
als auch Anfang November unterbrechen lassen. Des<br />
Weiteren hat die ~erf\gung~heklagte eine Unterlassnngserklärung<br />
auf Anforderung nicht abgegeben, so dass Wiederholungsgefalir<br />
besteht.<br />
een den Beschluss. wonach eineVersoreungssoerre bezüglich<br />
U - U & V<br />
aller Versorgungsleitungen bezüglich der Sondereigentumseinheit<br />
des Klägers zu 3) durchzuführen sei, wenn mehr als<br />
sechs <strong>Wohn</strong>geldraten offen sind und die Maßnahme vier Wochen<br />
vorher durch eingeschnebenen Brief angedroht wird, zu<br />
Recht abgewiesen. Denn der Beschluss entspricht ordnungsgemäßer<br />
Verwaltung. Auf die zutreffende, in jeder Hinsicht<br />
Schließlich haben die Verfügungskläger auch einen Verfügungsgrund<br />
hinreichend glaubhaft gemacht. Ein solcher ergibt<br />
sich bereits aus der Natur des beantragten Unterlassungsanspruchs.<br />
Da die Verfügbarkeit von Strom in der heu-<br />
Entscheidungim ~au~tsacheverfahrennicht zumutbar. Etwas<br />
anderes ergibt sich auch nicht daraus. dass es den Veifüüberzeugende<br />
Begründung im Urteil des Amtsgerichts wird<br />
Bezug genommen.<br />
1. Rechtsgmndlage <strong>für</strong> dieVersorgungssperre ist 5 273 BGB<br />
(BGH NZM 2005,626,627 [=WuM 2005,5401; KG NZM<br />
2001,761,762 [=WuM 2001,4561): Danach ist die Gemeinschaft<br />
grundsätzlich berechtigt, von ihr erbrachte Versor-<br />
2. Eine Abmahnung vor der Beschlussfassung war nicht erbeseitigen<br />
forderlich. Es reicht, dass in dem Beschluss vorgesehen ist,<br />
dass eine solche vier Wochen vor der tatsächlichen Verhän-<br />
Mitgeteilt von Frau Richterin N. Berlekamp, Bremen<br />
Hinw. d. Red.: S dazu LG MunchenI WuM 201 1, 128 (in<br />
gung der Versorgungssperre zu erfolgen hat. Die Abmahnung<br />
muss lediglich dem Vollzug der Sperre - nicht schon der einen<br />
solchen nur vorbereitenden Beschlussfassung - vorausdiesem<br />
Heft)<br />
gehen (BGH NZM 2005, 626,627 [=WuM 2005, 5401). Ei-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011
dann letGlich zwei im Wesentlichen inhaltsgleiche ~es~hlüs-<br />
se (Abmahnbeschluss, Durchführungsbeschluss) gefordert<br />
würden.<br />
3. Der Beschluss ist auch verhältnismäßie. Die Versoreunes- " "<br />
sperre ist ein gravierender Einschnitt <strong>für</strong>den betroffenen Eigentümer.<br />
Sie ist daher nur bei einem erheblichen Leistunes-<br />
~ ~ -~<br />
nickstand zulässig. Ein solcher liegtjedoch regelmäßig - und<br />
auch hier - vor, wenn ein <strong>Wohn</strong>geldrückstand von sechs Monatsraten<br />
angehäuft wurde (BGH NZM 2005, 626, 627<br />
[=WuM aaO1, SpielhauertThen, WEG, 9 15 Rz. 15).<br />
4. Der Eigentümergemeinschaft war es entgegen der Meinung<br />
der Kläger auch möglich, die Sperre auch auf die Stromver-<br />
sorgung zu beziehen.<br />
a) Zwar ist insoweit zu beachten, dass der Kläger zu 3) den<br />
Strom nicht üher die Gemeinschaft, sondern direkt vom<br />
Stromversorger S. bezieht und auch in diesem Verhältnis di-<br />
rekt - ohne Zwischenschaltung der WEG - abgerechnet wird.<br />
Die Sperre des Strombezugs ist so gesehen also grundsätz-<br />
lich kein Zurückbehalten einer Leistung der WEG und kann<br />
somit insoweit nicht auf 9: 273 BGB gestützt werden (Nie-<br />
denführ, in: NiedenführlKümmelNandenhouten, WEG, 9.<br />
Aufl., 9 28 Rz. 196; Riecke, in: RieckeISchmid, Anh zu $ 13<br />
Rz. 101).<br />
h) Das bedeutet aber nicht, dass die Versorgungssperre dies-<br />
bezüglich rechtswidrig wäre (vgl. Niedenführ, in: Nieden-<br />
führlKüinmelNandenhouten, WEG, 9. Aufl., $ 28 Rz. 196:<br />
,,regelmäßig").<br />
Denn möglich ist die Versorgungssperre, wenn und soweit<br />
die Stromlieferung über eine im Gemeinschaftseigentum ste-<br />
hende Leitungsanlage erfolgt (BärmannlKlein, WEG, ll.<br />
Aufl., $ 10 Rz. 273). Dann liegt namlich eine Leistung der<br />
WEG darin, dass sie den Eigentümern diese Gemeinschafts-<br />
leitungen zur Verfügung stellt (BärmannIKlein, WEG, 11.<br />
Aufl., B 10 Rz. 273). Diese eigene Leistung kann die WEG<br />
gemäß $ 273 BGB zurückhalten (BärmannlKlein, WEG, 11.<br />
Aufl., $ I0 Rz. 273). Letzteres gilt unabhängig davon, ob der<br />
Stromversorger im Verhältnis zur WEG oder direkt mit dem<br />
Sondereigeniümer abrechnet: Die Zurverfügungstellung des<br />
Leitungsnetzes wird von der Frage, wem gegenüber der<br />
Strombezug abgerechnet wird, nicht berührt. Im übrigen wer-<br />
den die (1nstandhaltungs)Kosten der WEG <strong>für</strong> das Leitungs-<br />
netz freilich im Verhältnis der WEG zum Kläger zu 3) ahge-<br />
rechnet; der Stromversorger hat damit nichts zu tun.<br />
Diese Sichtweise wirddurch die von den Klägern zitierte Ent-<br />
scheidung des Kammergerichts (KG N R 2010,13 [Az. 8 U<br />
1051091) bestätigt. Das Kammergericht hat in der Entscbei-<br />
dung, mit der es die Unzulässigkeit eiger Versorgungssperre<br />
begründete, nämlich ausdrücklich darauf abgestellt, dass der<br />
dortige Antragsgegner den Antragsteller zu keinem Zeitpunkt<br />
mit Wasser versorgt „oder auch nur die Leitungen hier<strong>für</strong> zur<br />
Verfügung gestellt" hatte. Im Urnkehrschluss lässt sich dem<br />
re rechtfertigen kani. Dazu passt, dass dag~ammer~erici>t in<br />
der Entscheidung vom 21.05.2001 (NZM 2001, 761 f.<br />
[=WuM 2001,4561) die Anwendung des 9: 273 BGB damit<br />
begründete, dass die Gemeinschaft dem Eigentümer die Versorgung<br />
,,über die im Gemeinschaftseigentum gelegenenversorguugsleitungen"<br />
verschaffte.<br />
C) In vorliegendemFall stellen die Stromleitungen, die zu den<br />
Sondereigentumseinheiten führen, Gemeinschaftseigentum<br />
dar. Die Gemeinschaft stellt somit diese Leitungen den Ei-<br />
gentümern zur Verfügung; diese Leistung kann sie gemd<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
$ 273 BGB zurückhalten und so die Stromversorgung einer<br />
Sondereigentumseiuheit stoppen.<br />
(1) Gemäß $5 Abs. 1 WEG gehören zum Sondereigentum die<br />
zu den Räumen gemäß $ 3 Ahs. 1 WEG gehörenden Bestandteile<br />
des Gebäudes, die verändert, beseitigt oder eingefügt<br />
werden können. ohne dass dadurch das Gemeinschafts-<br />
ntum gemäß $5 Abs. 1 WEG<br />
1s auch ein räumlicher Zu-<br />
sammenhang niit deri.Sondereigentumseinheit gemäß 6 3<br />
hinzunehmenden Beeinträchtigung führen (BännannIArmbrüster,<br />
WEG, 11. Aufl., $ 5 Rz. 22).<br />
(2) Demnach stehen die Stromleitungen, die vom gemeinschaftlichen<br />
Stromverteilerraum im Keller in die jeweiligen<br />
Sondereigentumseinheiten führen, nicht im Sondereigentum.<br />
(a) Zwar liegt der nach $ 5 Ahs. 1 WEG erforderliche funktionale<br />
Zusammenhang vor, weil die Stromleitungen ab dem<br />
Verteilerraum direkt und ausschließlich zu der Sondereigentumseinheit,<br />
die sie versorgen, führen. Die jeweilige Stromleitung<br />
dient also nur der betreffenden Sondereigentumseinheil.<br />
(b) Jedoch fehlt es am räumlichen Zusammenhang mit der<br />
Sondereieentumseinheit. Die Stromleituneen starten nämlich<br />
U<br />
im gemekschaftlichen Verteilungsraum im Keller. Ein räumlicher<br />
Zusammenhang besteht insoweit also mit dem im notwendigen<br />
Gemeinschaftseigentum stehenden Verteilerraum,<br />
iii.+ii ;th,,r iiiii Ji.11 .,ni>pr~,.h.,iiJiii S~indcr~~igeiiriii~~~c~~~li~<br />
i:ii. lii%ii\rcii iiiiicr~:liciilst .i:li .li: \i,rli~yciiJc I~.illL~rii~tr.l-<br />
I..III>II ~~ii~~:Iicidc~~~l v5,n ,I.~iijL~iiig~~ii I~.il.cii. 111 Jciit~i~ LIIII Jic<br />
I.i~ci.iiiiii~\i~rl~~Ii~~~~~~~<br />
voii I.~~iii.i~.'i~ii " " 2c.hi. dic iii .Icii \V.iiiden<br />
einer Sondereigentumseinheit verlaufen, nachdem sie von<br />
den Hauptleitungen abgezweigt sind.<br />
(C) Überdies ist es auch nicht möglich, die betreffenden Stromleitungen<br />
zu verändern, beseitigen, entfernen. ohne die ande-<br />
"<br />
schaftlichen ~erteiler&n startenden Leitung würde einen<br />
veiändening des ~emeinschaftsei~entumsdarstellen.<br />
111. 1. Die Kostenentscheidung bemht auf $ 97 I ZPO.<br />
2. Die Revision war gemäß 9: 543 Abs. 1 Nr. 1, Ahs. 2 ZPO<br />
nicht zuzulassen, da die vorliegende Rechtssache keine grundsätzliche<br />
Bedeutung hat und auch zur Fortbildung des Rechts<br />
.,Jet /iii SI;IIC~LII~ ciiicr L ~III~I~IIII~II:~~ I.h~~iJon~ ,I:. Kci :~i.iii\:c.ri:lii\ iii:lii ?iiqorJcrliih i\i. I:,<br />
giiig iiir iiiii JIL. .Aii\\.~iiJiing .iii:rh..nni~,r R~~;lit~griiiiiI~.ti~.~<br />
.tu1 :iiicii reiiicii l~.'~ii~cli.~li. I,, 2.111 ~:IIIILIII. .Iic v~~~li:~cii~le<br />
Fallkonstellation unter $ 273 BGB und unter 5 5 Ahs. IuWEG<br />
zu subsumieren, wobei die vom BGH zur Versorgungssperre<br />
festgelegten Grundsätze herangezogen wurden.<br />
3. Eine Entscheidung üher die vorläufige Vollstreckbarkeit war<br />
nicht veranlasst, daein ~ecbtsmittebgegen das Urteil nicht<br />
mehr eeeehen ist. Die Revision wurde nicht zueelassen. Die<br />
~icht~u~ssungsbeschwerde ist gemäß $5 62 ~ bs. 2,43 Nr. 4<br />
WEG nicht gegeben.<br />
4. Die Streitwertfestsezung <strong>für</strong> die Berufungsinstanz [5000<br />
EUR] ergibt sich aus $49a GKG.<br />
Mitgeteilt von RiLG Dr. Tetenherg, München<br />
Hinw. d. Red.: S. dazu AG Bremen WuM 201 1, 126 (in diesem<br />
Heft).<br />
U
1. Messgeräten, deren Eichgültigkeit abgelaufen ist,<br />
kommt dieVermutung der Richtigkeit nicht zu (Anschluss<br />
an BGH, Urteil vom 17.11.2010 -VUI ZR 112110 - WuM<br />
2U11.21). In rinciii Scliadcn,ersat/anspriirh gegen dcii<br />
Ver\ialtrr uegcii i'nl$rhcr iio.;trnvcrteilung iiiuss gltkich-<br />
~iaihl dcr (;~scliiidigte als .\nspruclistrllcr die Iiiirichtig.<br />
krit dcr .\hrcclinunc 11ea.ciwn. Iii\vieurit sich der *I\ SrhS-<br />
~ ~ ~~ ~ ~ ~~- ~ ~<br />
eichtenMessgerät abgelesenenVerbrauchswerten kommt diese<br />
Vermutung nicht zu. In diesem Fall muss bei einer Abrechnung<br />
nach der Heizkostenverordnnng die Richtigkeit der<br />
abgelesenen Werte zur Uberzeugung des Tatrichters nachgewiesen<br />
werden. Diese Beweislastverteilung giltjedoch nur<strong>für</strong><br />
die Heizkostenabrechnung, insbesondere <strong>für</strong> die Heizkostenabrechnung<br />
zwischen Mieter und Vermieter.<br />
Geht es-jedoch gqS$lladensersatzansprüche gegen den Verwalt,er<br />
wege&&@ung seiner Sorgfaltspflicht bei der Ko-<br />
.:sten~,&rteilung, so verbleibt es bei dem Grundsatz, dass der<br />
- - ~ ~<br />
Gesthädigte den Schaden darzulegen und eeeebenenfalls zu<br />
diger in Anspruch genommene Ahrechner seinerseits auf<br />
hc~\!?i~~~ti 11x1 l):r .\i~q~r~i:h~~.!Ilcr \J 111 .1:1i hier ~t:,tiil~~lt +-<br />
die Ablesewerte ungeeichter Zähler berufen kann, bleibt<br />
r.,J., ni;lit :,i.i.lit \hl~,\e\icnc \OII Je11 iiiilit ~i.~iLIii,~ii ~--- Ale,- ~<br />
offen.<br />
sgeräten berufen, sondern behauptet gerade deren Unrichtig-<br />
2. Ein <strong>Wohn</strong>ungseigentumsverwalter, der in der Eigentü- keit. Wenn aber den Ablesewerten keine Aussagekraft beigemerversammlung<br />
ohne ausreichende Uberprüfung un- messen wird, so muss der Anspruchsteller andere Tatsachen<br />
richtige Tatsachenhehauptungen aufstellt, haftet auf Scha- vortragen, aus denen sich sein Schadensersatzanspmch ergedensersatz,<br />
wenn aufgrund der unrichtigen Darstellung hen könnte. Ob sich gegenüber einem solchenVortrag der in<br />
ein <strong>für</strong> die Eigentümer nachteiliger Beschluss gefasst wird. Anspruch genommene seinerseits auf die Messwerte bemfen<br />
(OLG München, Beschluss vom 13.1.201 1 - 32 Wx 32/10) kann, bedarf im vorliegenden Fall keiner Entscheidung, da hereits<br />
seitens der Antragstellerin keine ausreichenden Tatsa-<br />
Zum Sachverhalt: Die Antragstellerin, eine <strong>Wohn</strong>ungseigentümergemeinschaft,<br />
machte gegen die Antragsgegnenn<br />
als frühereVemalterin Schadensersatzansprüche geltend. Verfahrensgegenständlich<br />
waren im Rechtsheschwerdeverfahren<br />
chen <strong>für</strong> das Vorliegen eines bestimmten Schadens vorgetragen<br />
sind. Auch Anhaltspunkte, die bei einer Ermittlung von<br />
Amts wegen (5 12 FGG a. F.) zu einer derartigen Sachaufklämng<br />
führen könnten, sind nicht gegeben.<br />
nur noch behauptete Ansprüche derAntragstellerin wegen unrichtiger<br />
Heizkostenabrechnung sowie wegen nutzloser Aufwendungen<br />
zur Beseitigung von Nässeeintritt.<br />
Die Antragstellerin kann ihren Schaden auch nicht in der Weise<br />
berechnen, dass sie das Ersatzverfahren nach $ 9a HeizkV<br />
anwendet. Dabei kann es dahinstehen, ob auf eine Fallgestal-<br />
Zwischen der Antragstellerin und dem Bezirk 0. bestand ein tung, wie dievorliegende, wo heide Parteien Heizungshetrei-<br />
Vertrag, der die gemeinsame Nutzung der Heizungsanlage mit ber sind, die Heizkostenverordnung überhaupt Anwendung<br />
dem benachbarten Gebäude des B. B.W. regelte. Nach diesem findet. Selbst wenn dies der Fall sein sollte, läge ein Fall des<br />
Vertrag wurde die Antragstellenn geschäftsführend <strong>für</strong> die Be- § 9a HeizkostenV nicht vor. Eine unterlassene Eichung ist<br />
lange der Heizanlage tätig und rechnete gegenüber dem Be- nämlich kein zwingender Grund im Sinne des $ 9a Heizkozirk<br />
0. jahrlich nach Verbrauch ab. Der Verbrauch wurde über stenV (LG Köln ZMR 2008,460; Schmid, Handbuch der Miet-<br />
Wärmemeneenzahler erfasst.<br />
U<br />
Nachdem zu Testzwecken zur Beseitigung der Nasseprohlematik<br />
Schienen eingebaut wurden, beschloss die Eigentümerversammlung,<br />
an allen betroffenen Fenstern derartige<br />
Schienen einzuhauen. Zwischen den Beteiligten war streitig,<br />
ob von der Antragsgegnerin oder von einem anderen Miteigentümer<br />
die Erklämng abgegeben wurde, dass die testweise<br />
nebenkosten. 1 I. Aufl., Rn. 6206h). Die Antragsoegnerin wä-<br />
.,Ure<br />
deshalb, abgesehen von allen anderen Bedenken, bereits<br />
deshalb nicht berechtigt gewesen, unter Anwendung des 8 9a<br />
HeizkostenV abzurechnen. Es kann deshalb nicht als Schaden<br />
angesehen werden, dass die Verwalterin dem Bezirk 0.<br />
weniger in Rechnung gestellt hat, als dies bei einer Abrechnung<br />
unter Anwendung des 59a HeizkostenV geschehen wäre.<br />
eingebaute Schiene da; geführt hahe, dass Nässeeintntt nicht<br />
mehr vorhanden sei.<br />
Das Landgericht hat die Anträge im noch verfahrensgegenständlichen<br />
Umfang abgewiesen. Hiergegen richtete sich die<br />
sofortige weitere Beschwerde der Antragstellerin.<br />
h) Keinen Bestand haben kann das Urteil allerdings, soweit<br />
es die Nässeschienen betrifft. Zwar ist dem Landeericht da-<br />
U<br />
nn mzustimmen, dass die Antragsgegnerin nicht gehalten war,<br />
den Erfolg der Maßnahme durch einen Sachversthdigen feststellen<br />
zu lassen. Die Antragsgegnerin hat ihre Verwalterverpflichtungen<br />
jedoch dann verletzt, wenn sie ohne eigene Überprüfung,<br />
sozusagen „ins Blaue hinein" behauptet hat, dass<br />
hlGh es erfolglos.<br />
L die Testanbnugung dazu geführt hat, dass nunmehr ein Nässeeinhitt<br />
nicht erfolgt. Das Landgericht hat hierzu ausgeführt,<br />
Aus den Gründen: Das Verfahren ist in formeller Hinsicht<br />
nach fniherem Recht m behandeln, in materieller Hinsicht ist<br />
jedoch neues Recht anzuwenden ($ 62 WEG).<br />
1.. .I 2. Die Entscheidung des Landgerichts hält nur teilweise<br />
der rechtlichen Nachprüfung stand. Hinsichtlich des behaupdass<br />
es genügt hahe, dass sich die Verwaltung durch Rückfrage<br />
bei dem Eigentümer oder durch eigene Beobachtung<br />
über den Erfolg der Maßnahme informierte. Dazu, dass dies<br />
geschehen ist, hat das Landgericht jedoch keine tatsächlichen<br />
Feststellungen getroffen. Dass das Landgericht sich damit<br />
überhaupt auseinandergesetzt hat, ist wohl darauf zutückzuteten<br />
Schadensersatzanspniches wegen unrichtiger Ahrechnung<br />
der Heizkosten &eist sich das ~echtsmittel als unbegründet.<br />
Abgesehen von anderen Fragen kann der Antraeführen,<br />
dass die Antragstellerin hehauntet hat. , die Antrazs- ~~.z<br />
gzgneAn habe wider bisseres Wissen Oder zumindest ungep~ft<br />
behauptet, die Testinstallation sei erfolgreich gewesen<br />
stellerin ein Schadenser~atzans~nich deshalb nicht zuerkannt<br />
werden, da keine hinreichenden Tatsachen da<strong>für</strong> vorliegen.<br />
(...). Die Ahfassung des Protokolls ist hier nicht eindeutig.<br />
Nach der äußeren Darstellung des Protokolls spricht viel da<strong>für</strong>,<br />
dass und in welcher Höhe der Antragstellerin ein Schaden&t:<br />
standen ist.<br />
dass die Äußerung; dank des Wasserahlaufhleches sei die<br />
Decke am Testfenster jetzt trocken, eher dem <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
Der Senat schließt sich der Rechtsprechung des BGH an (Urteilvom<br />
17.11.2010-VIIIZR 112/10 [WuM2011,21]), wonach<br />
der Ablauf der EicMrist nicht dazu führt, dass die festgestellten<br />
Werte ohne Bedeutung sind. Allerdings kommt die<br />
eigentümer R. als der Antragsgegnerin zuzuordnen ist. Hierzu<br />
sind jedoch weitere tatsächliche Feststellungen, gegebenenfalls<br />
duich Einvernahme der an der Eigentüme~ersammlung<br />
beteiligten Personen, erforderlich.<br />
Vermutung der Richtigkeit bei einer Heizkostenabrechnung<br />
nur geeichten Messgeräten zu. Den von einem nicht mehr ge-<br />
Trifft nämlich die Behauptung der Antragsgegnerin zu, dass<br />
nicht sie, sondern der Eigentümer R. diese Äußerung getan<br />
WOHNUNGSWIRTCCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
. L
hat, so fehlt es an einer pflichtwidrigen Handlung der An-<br />
tragsgegnenn. Wurde die Außerung jedoch von der Antrags-<br />
gegnenn getan, ohne dass diese sich über die Richtigkeit der<br />
Angaben hinreichend kundig gemacht hakte, so liegt eine<br />
Pflichtverletzune der Antraeseeenenn vor. Der Verwalter ist<br />
es aus, dass er Angaben „ins Blaue hinein" macht. Werden<br />
falsche Angaben ohne rechtfertigenden Grund gemacht, so begründet<br />
dies eine Schadensersatzpflicht des Verwalters dem<br />
Grunde nach. Demgegenüber vermag die Argumentation des<br />
Landgerichts nicht zu überzeugen, dass der <strong>Wohn</strong>ungseigentümer<br />
S. erst nach dem Beschluss bestätigt hat, dass die Fenchtiekeitsschäden<br />
nur noch eingeschränkt vorhanden seien. Zum<br />
e;iicii i%t c l i ~ w ii>,litr.t$li..l~~<br />
:\ul~eiiiiig i ii~lii<br />
h;~ii.:~l iiir .lie<br />
1.rkl.iriiiii ,l?r \'cr\\.ili?riii iii .I.T Eir~~iiiuiii:i\~ci.:t~iiniI.ins.<br />
zum anderen hat der ~ohnungseige&mer S. eben nicht bg<br />
richtet, dass die Schäden beseitigt sind, sondern dass die<br />
Feuchtigkeit nur noch eineeschränkt vorhanden sei. Schließ-<br />
~tiiii 4. Okitih.,r ?OilS crliohcii. d.>n \\:ir LI..,. dir Eiit/~ic Je,<br />
Eigentums und des Stimmrechts der Kläger m 1 ., m 3.,& 4.<br />
und zu 5. (TOP 1A) mehrheitlich beschlossen worden. Das<br />
Amtsgericht hat die Prozesse verbunden; die Beklagten wurden<br />
durch die (ehemalige) Verwalterin als Streithelferin unterstützt.<br />
Mit Urteil vom 3. März 2009, berichtigt durch Be-<br />
>~.hIii,, \oiii .;. hl:ir/ 2009. h.,t J., .\iiiI~g~~ri:lit ,IIC ~,ii;,~~rii-<br />
iciicii 13:~:Iilu~~: uhc~r\vit~eiiJ iur ~iiivuliis :rkI~n 1'1'01' I .\,<br />
TOP 4 ~~bberufung/~eu~stellung des ~&altun&beirats>;<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHT2l2011<br />
TOP 8 und TOP 9 ); die Klage der Kläger zu 1. und<br />
2. betreffend TOP 1B (Ablehnung der von den Beiräten übersandten<br />
Tagesordnung) sowie die Klaee der Kläeer zu 4. und<br />
5 hr.treiiciiJ TOP 2 iCi~iieliiiii~uii~ .[er I.ilire~:ilirc~liiiiiii~<br />
?I107 nur,Ieii ;IIIC,Y\ i~,\cii. 1)ic K,~\t:ii Rc~:Iit~~ircit, urden<br />
zwischen den~lä~ern zu 4. und 5. sowie der Streithelfenn,<br />
insofern gestutF1 anf.,$.49Abs. 2 WEG (grob fahrlässige<br />
HerbeifÜhr~ng&~~~~a,~~lys~e~<br />
TOP 1 A), verhältnismäßig<br />
aufgeteilt; depStreitwert wurde unter Anwendung des 5 49a<br />
GKG auf insgesamt ~. 170.200 . £festgesetzt.<br />
(iegeii ~ ic KO,I~III~:I~~~~ILII~~<br />
\SI\% i: .IIC I~c~i~..t7uiig tle, Streitncri,<br />
h:ti Jic Str~~itIi~~1i:rin ,~)ic~n~$c, 13:~~li\\.~ril~~ :inc:Ic?i:<br />
die (ehemiiligen) ~rozessbe~ollmä'chtigten der ~ekla~reu Ca:<br />
ben Streitwertbeschwerde aus eigenem Recht einzelezt. Das<br />
U U<br />
Landgericht Koblenz - Einzelrichter - hat mit Beschluss vom<br />
4. November 2009 den ,,Gesamtstreitwert des erstinstanzli-<br />
chenverfahrens" auf inseesamt 182.536.75 € festeesetzt: über<br />
- - -<br />
führt haben. wenn das Landgericht ,,davon aGgehtu, dass die - e;schie&n werden (Verfügung BI. 295 GA). Auf entspre-<br />
Beschlussfassung über die Maßnahme ganz maßgeblich von chende Gezenvorstellunzen hat das Landeericht - Einzelder<br />
Darstellung des Miteigentümers R. beeinflusst wurde, so nchter - mit Beschluss vom 23. Dezember 2009, berichtigt<br />
schließt dies eine Kausalität der Erklärung der Verwaltung, durch Beschluss vom 27. Januar 2010, die weitere Beschwerde<br />
so sie abgegeben wurde, nicht aus. Eine maßgebliche Beein- zugelassen, die nachfolgend von beiden Beschwerdeführern<br />
flussung durch R. schließt nämlich die Beeinflussung durch jeweils eingelegt wurde. Nach Rückleitung durch den Senat<br />
die Verwaltung nicht ans, sodass es an einer Kausalität der hat das Landgericht - Einzelrichtenn mit Beschluss vom 9.<br />
falschen Angaben der Antragsgegnenn nicht fehlen würde. März 2010 das Beschwerdeverfahren zur Abhilfeentscheidung<br />
Mitgeteilt von RiOLG Dr. Stoll, München<br />
wegen grundsätzlicher Bedeutung auf die Kammer übertragen.<br />
Das Landgericht - Kammer - hat sodann mit Beschluss<br />
vom 12. März 2010 der weiteren Beschwerde der (ehemaligen)<br />
Prozessbevollmächtigten der Beklagten teilweise abgeholfen<br />
und den Streitwert auf insgesamt 212.404.15 £ fest-<br />
1. k:ine Partei (auch der \rbciiiiiter\cnientj kann in der gesetzt; im Übrigen wurde den Rechtsmitteln der Beschwer-<br />
Regel alleiii iiiit deiii Ziel der Iler;~b~rt/uii~ des Streit~verts deführer nicht abgeholfen.<br />
I~r~rli~verdc einlegeii. I.:iiie .\usn;ihmc gilt, wenn mit der Die Streithelferin verfolgt die Überprüfung der Auslegung und<br />
rrstrehtcn Nculislset~uiie der k:iiirclstrcitucrte ruelcich Anwendung der Wertvorschrift des g49a Abs. 1 GKG durch<br />
eine Verbesserung der im~ahmen der ~ostengru~dent- die Instanzgenchte. Der Streitwert <strong>für</strong> das vorliegende Wohscheidung<br />
auferlegten Kustenquote erreicht werden soll. nungseigentumsverfahren müsse sachgerecht auf insgesamt<br />
2. Bei der Streitwertbemessung . . in <strong>Wohn</strong>ungseieentums- .. .. 170.821,49 € einschl. der nicht angegriffenen Wertfestsetwchm<br />
ist driii festgesetzt werden, wobei insofern die in<br />
ealieii tQ4'h (;li(;l eine I11tcre~sen~hwä~u118 - nach *eiiieni der angefochtenen Entscheidung ausgeworfenen Einzelstreitpflichtgemäßen<br />
~rmessen übertragen. Das Beschwerde- werte <strong>für</strong> TOP 1 auf 34.000,00 £ zu vermindern („unterste<br />
gericht hat die Entscheidung des Prozessgerichts in vol- Stufe des Entziehungsvorhabens"; Entzue lediglich des<br />
lem Umfang nachzuprüfen und gegebenenfalls zu ändern.<br />
Im Verfahren der weiteren Beschwerde beschränkt sich<br />
, ..<br />
die Nach~rüfunz hingegen regelmäßiz darauf. ob das Be- burger Formel"; Addition des ~lägerinteresses zuzüglich 25<br />
schwerd&erich~das ilhm zustehende ~rrmesse~iiberha~~t v.H. des Interesses der übrigen <strong>Wohn</strong>ungseigentümer ), <strong>für</strong><br />
ausgeübt, die gesetzlichen Grenzen eingehalten und alle TOP 4 auf 5000,00€ (wie AG), <strong>für</strong>TOP 8 auf 4173,55 € (Anwesentlichen<br />
Gesichtspunkte in einer dem Zweck der Er- satz des Zahlbetrages) und <strong>für</strong> TOP 9 auf 20.000,00 € (Komächtig~ngsgrundla~e<br />
Rechnung tragenden Weise ein- stenaufwand <strong>für</strong> Austausch der Zahlereinheiten) zu erhöhen<br />
bezogen hat. ,.,~ ,<br />
seien.<br />
(OLG Koblenz, Beschluss vom 30.8.2010 - 1 W 54/10) Die (ehemaligen) Prozessbevollmächtigten der Beklagten erstreben<br />
eine Streitwertfestsetzung auf insgesamt 247.734,69 €.<br />
Zum Sachverhalt: Das Beschwerdeverfahren betrifft die Die Einzelstreitwerte seien <strong>für</strong> TOP 2 auf 107.497,94 € (sog.<br />
Streitwertfestsetzung in einem <strong>Wohn</strong>ungseigentumsverfah- „Hamburger Formel"; Addition des Klägerinteresses zuzügren.<br />
lich 25 vH. des interesses der übrigen <strong>Wohn</strong>ungseigentümer),<br />
<strong>für</strong> TOP 1B auf 1000.00 € („eminente Bedeutung der vom<br />
L):c Kl.t$er li.ttic~ii ~.,\\c,il .\ii~r.~Iiiiii~g~hl~~g.~~i :ig~,ii h.,-<br />
~tiiiiiiitc 13e~;lilu~~c Jei M'~,Iiiiiiii~,.~igci1ti11ii~r~er~iliiiiiiliiii~<br />
Aus den Gründen: 11. Die Rechtsmittel der Beschwerdefüh-<br />
rer bleiben ohne Erfolg.<br />
auch i i Übrigen zulässig.<br />
Das Landgericht hat die weitere Beschwerde wegen der<br />
grundsätzlichen Bedeutung der zur Entscheidung stehenden
Frage - Anwendung und Auslegung des §49a Abs. I GKG -<br />
zugelassen; hieran ist der Senat gebunden (§ 66 Abs, 3 Satz4<br />
Halbsatz 1, Abs.4 Satz1 i.Vm. $68 Abs. 1 Satz5 GKG, vgl.<br />
BGHZ 154,200 ff. = NJW 2003,1254).<br />
Der Streithelferin fehlt es auch nicht an der notwendigen -<br />
umfassenden - Beschwer. Es trifft zwar zu, dass eine Partei<br />
(und damit auch der Nebenintervenient) in der Regel allein<br />
mit dem Ziel der Herabsetzung des Streitwerts Beschwerde<br />
einlegen kann (BGH NJW-RR 1986,737; Oberlandesgericht<br />
Koblenz, Beschluss vom 6. März 2002 - 5 W 100102 - = Jur-<br />
kehrswert des <strong>Wohn</strong>ungseigentums des Klägers und der auf<br />
seiner Seite Beigetretenen übersteigen (Satz3; absoluter<br />
Höchstwert). Das Gesetz bezweckt hiermit, zur Gewährlei-<br />
stung des verfassungsrechtlich verankerten Justizgewährlei-<br />
Beteiligten (BT-Drs. 161887 5 20gff.; OLG Saarbrücken<br />
NZM2010,408 f.) Im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben ist<br />
dem Gerichtzu~ Streitwertbemessung eine Intercssenabwä-<br />
,gung~ch:ieini:&pfliE%tgemäßen Ermessen übertragen (vgl.<br />
Büro 2002.310). Die Beschwerdeführerin begehrt hier aller- -., :.Hartmhn, Kostengesetze, 40. Auflage 2010, GKG $ 49a Rn.<br />
dings betreffend die Einzelstreitwerte zu TOP 2, TOP 4, TOP 2 und 8). Das Beschwerdegericht hat die Entscheidung des<br />
8 undTOP9 jeweils eineErhöhung, was imrechnerischenEr- Prozessgenchts in vollem Umfang nachzuprüfen und gegegehnis<br />
- unter Benicksichtigung der zu TOP 1A begehrten benenfalls zu ändern (arg. e $ 63 Abs. 3 GKG; vgl. Herget<br />
deutlichen Mindemg gegenüberderAusgangsentscheidung a. a.0. 9 3 Rn. 13). Im Verfahren der weiteren Beschwerde<br />
zu einer leichten Erhöhung des Gesamtstreitwerts führen wür- kann indessen nur (noch) gerügt werden, dass die Entscheide.<br />
Mit der Neufestsetzung der Einzelstreitwerte verfolgt die dung des Beschwerdegerichts auf einer Verletzung des Rechts<br />
Streithelferin aber im Kern, was das Landgericht übersehen i.S.d. $§546, 547 ZPO beruht (8 66 Abs. 4 Satz2 i.Vm. 68<br />
hat, eine <strong>für</strong> sie günstigere Kostenverteilung im Hauptsache- Abs. 1 Satz 5 GKG). Die Nachprüfung der angegriffenen Wetverfahren<br />
(Beschwerdebegündung vom 16. April 2009). Der festsetzung durch den Senat hat sich daher regelmäßig darauf<br />
Kostenentscheidung im amtsgerichtlichen Ausganesurteil zu beschränken, ob das Beschwerdegericht das ihm zuste-<br />
- o~<br />
~~~,<br />
~ - -. -- - ...<br />
Anwendung des $49 Ahs. 2 WEG ausschließlich die Kosten<br />
des Rechtsstreits zu tragen hat. Dies wird im gesonderten Be-<br />
schwerdeverfahren noch zu überprüfen sein (zum isolierten<br />
Anfechtungsrecht des Verwalters vgl. Bärmann, <strong>Wohn</strong>ungs-<br />
eigentumsgesetz, 10. Auflage 2008, $49 Rn. 27; Herget in:<br />
Zöller, ZPO, 28. Auflage 2010, $91 Rn. 13 ,<strong>Wohn</strong>ungseigen-<br />
tümer"). Die von der Streithelferin vorgetragene Neufestset-<br />
zung würde - nach dem Verteilungsmaßstab des Ge-<br />
bührenstreitwerts (vgl. Herget a.a.0. § 92 Rn 2) - voraus-<br />
sichtlich zu einer Verbessening der ihr im Rahmen der Ko-<br />
-~ ---~<br />
vorliegenden Verfahren der Streitwertbeschwerde.<br />
2. In der Sache begegnet die (Teil-Abhilfe-)Entscheidung des<br />
Beschwerdegenchts keinen durchgreifenden rechtlichen Be-<br />
denken.<br />
a) Die angefochtene Entscheidung unterliegt nicht schon des-<br />
halb ohne weitere Sachprüfung der Aufhebung von Amts we-<br />
gen, weil das Beschwerdegericht nicht ordnungsgemäß be-<br />
setzt war. Allerdings hat hier zunächst der originäre Einzel-<br />
richter (§ 66 Abs. 6 Satz I Halbsatz 2 i.Vm. $68 Ahs. 1 Satz5<br />
GKG) auch über die Zulassung der weiteren Beschwerde ent-<br />
schieden; er hätte indessen das Verfahren zwingend auf die<br />
Kammer übertragen müssen ($66 Abs. 6 Satz2 i.Vm. $ 68<br />
Abs.1 Satz5 GKG; vgl. BGHZ 154,200 ff. = NJW 2003,<br />
1254). Im nachfolgenden Abhilfeverfahren (5 66Ahs. 3 Satz 1,<br />
Abs. 4 Satz4 i.Vm. $ 68 Abs. 1 Satz 5 GKG) ist die Übertra-<br />
gung dann aber erfolgt; die Kammer hat der (weiteren) Be-<br />
schwerde des (ehemaligen) Prozessbevollmächtigten der Be-<br />
klagten teilweise abgeholfen und das Verfahren im Übrigen<br />
dem Senat vorgelegt. Damit wurde der Verfahrensfehler ge-<br />
heilt (s. auchBGH, Bescbluss vom 10. Mai 2010-IIZB 3/09).<br />
b) Die Wertfestsetzung hält der rechtlichen Nachprüfung<br />
stand.<br />
Das <strong>Wohn</strong>ungseigentumsverfahren ist mit Wirkung seit dem<br />
1. Juli 2007 Teil der streitigen Gerichtsbarkeit. Nach der neu<br />
eingefügten - im vorliegenden Fall bereits anwendbaren und<br />
auch vom Beschwerdegericht herangezogenen - besonderen<br />
Wertvorschrift des $49aAbs. 1 GKGist der Streitwert in Woh-<br />
nungseigentumssachen auf 50 Prozent des Interesses der Par-<br />
teien und aller Beigeladenen an der Entscheidung festzuset-<br />
zen (Satz 1;Ausgangswert); er darf aber das Interessedes Klä-<br />
gers und der auf seiner Seite Beigetretenen an der Entschei-<br />
~ --.~---~<br />
wert); der festgesetzte Wert darf inkeinem Fall den Ver-<br />
ner dern Zweck der Ermächtigungsgrundlage ~ichnung tragenden<br />
Weise einbezogen hat (vgl. BGH MDR 1992, 653;<br />
OLG München NJW-RR 2009, 1615 f. [=WuM 2009,6061;<br />
Heßler in: Zöller a. a.0.. § 547 Rn. 14).<br />
Im Einzelnen:<br />
TOP 1A (Entzug des Eigentums und des Stimmrechts der<br />
Kläger zu I,, zu 3., zu 4. und zu 5.)<br />
Gegenstand der Anfechtungsklage(n) aller Kläger war der in<br />
der <strong>Wohn</strong>ungseigentümerversammlung vom 4. Oktober 2008<br />
gefasste Beschluss, wonach der Antrag der Streithelferin,<br />
,, (...) unter m Grundlegung der $9 18 und 25 WEG den<br />
Wohtiungseigentümem das Eigentum und das Stimmrecht zu entziehen."<br />
mehrbeidich angenommen wurde.<br />
Das Beschwerdegericht ist von einem Gesamt(verkehrs-)wert<br />
der von der Beschlussfassung betroffenen Wobnungseinheiten<br />
in Höhe von 1.320.000,OO € (66 Einheiten 20.000,00 €<br />
Durchschnittsverkehrswe~~nheit) ausgegangen und hat das<br />
(Gesamt-)Interesse der Parteien und der beigeladenen (ehemaligen)<br />
Verwalterin „am Behalten der Eigentumswohnung<br />
und am Ausscheiden des betroffenen<br />
Eigentümers" mit einem Bruchteil von 20 v.H., mithin<br />
264.000,00 E, bemessen. Es ist insofern - in Übereinstimmung<br />
mit der ursprünglichen Wertfestsetzung im amtsgerichtlichen<br />
Urteil vom 3. März 2009 - zu einem Einzelstreitwert<br />
in Höhe von 132.000,OO € gelangt (5 49a Abs. 1 Satz I<br />
GKG), den es nach einer Angemessenheitspnifung ($49a<br />
Abs. 1 Satz2 und 3 GKG) bestätigt hat.<br />
Dies lässt Fehler bei der Rechtsanwendung und der tatricbterlichen<br />
Ermessensentscheidung nicht erkennen. Die Kläger<br />
begehrten -nach ihrem maßgeblichen Klagevorbringen (vgl.<br />
Hartmann a. a.0. GKG 5 48 Rn. 4; vgl. auch LG Saarbrücken<br />
NZM 2009,323 Tz. 24) -die Beseitigung der Rechtswirkung<br />
respektive des Rechtsscheins (vgl. $5 23 Abs. 4.43 Nr. 1 und<br />
4 WEG) der hier gegenständlichen Beschlussfassung. Nach<br />
dem eindeutigen Protokollinhalt war nicht nur eine bloße Abmahnung<br />
der betroffenen <strong>Wohn</strong>uugseigenrümer, sondern jedenfalls<br />
bereits das Veräußerungsverlangen (§ 18 Abs. 1 Satz 1,<br />
Abs. 2 Nr. 1 i.Vlm. Abs. 3 WEG) als Vorstufe einer nachfolgenden<br />
Entziebungsklage i.S.d. $19 WEG (vgl. Bärmann<br />
a. a.0. 9 18 Rn. 42 ff.) beschlossen worden. Hiervon ausgehend<br />
stellt sich der vom Landgericht im Rahmen der Interessenabwägung<br />
angesetzte Bruchteil des Verkehrswertes (zum<br />
Streitwert der Eigentumsentziehungsklage vgl. BGH NJW<br />
2006, 3428 [=WuM 2006, 6411; OLG Rostock ZMR 2006,<br />
476 f.; Hartmann a. a.0. GKG §49a Rn. 9 ,,Entziehung") -<br />
132 WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT212011
entgegen der Auffassung der Beschwerdeführerin - als un- beruhen; sie ist aber keinesfalls zwingend vom Gesetz vor-<br />
terste Grenze einer noch <strong>angemessene</strong>n Wertbemessung dar. gegeben. Das die angefochtene (Ermessens-)Entscheidung tra-<br />
Der in der angefochtenen Entscheidung angesetzte „Durch- gende Verständnis des Gesetzes ist iedeufalls gut vertretbar,<br />
ic 3;. 13: ~iri~iiliclisri~~~~~~lh~i<br />
1i.11 itii ilhrigrii iii. R~.,~li\ier- li:;hiiii~.lc~..\rcii:ii~~Eriiii~~~~~n~~ii~lri~~~~~~~~<br />
uiiJ rulin ii.,:li.ler<br />
J r : i r I ~ I . \ i J I I r B l i l u i u i .\iiii:i,~iing JL,\SL.II;,I, iii~gr.~.iiiii b,~ii:i~lii~i~;.li.iii:iIl. iiii \,Ir-<br />
Ii:ir~iii:iiiii Ei~ciiiiiiii~\i.~ih~i.~~~g~~~i<br />
ii.~;Ii rib.,n h,iriigieii IIL~~C~II,IC~II l,.~ll LU :iner iit>:li .siigeiii?,.cii~~n I~iieic~~~~ii~h\\:~-<br />
5;Iirif1~.11/ \s)iii 24. 5~t>icii.h~~r ?in19 , . Ii~crxii i.1 111. \':r- U :tiii?. " IIII c:ccii~i~~ii~i,~~I~~~~~<br />
.I~~~ii~:l~ir~~~~~~cn<br />
iiiiJct ,IOI .l;i..<br />
fahren der weiteren ~kchwerde nicht mehr zurückgekom- ,,volle" ~teressed~r:!SlXgerBXirir Beseitigung jedweder Bemen.<br />
1astung.a~~-defi'Jahresabrechnung 2007 berücksichtigt; eine<br />
. TOP 1~ ( ~ b l der ~ von h den ~ ~ ~ ~ ~ i übersandten ~ ~ ä t T~. ~ darüber ~ nocK hinausgehende Wertfestsetzung erschiene gegesordnung)<br />
messen am Gesetzesiweck (Begrenzung des Kostennsikos;<br />
Beschwerdegencht ist hier mangels fassbarer wertanga.<br />
BT-Drs. 161887 S. 208 ff.; 8. auch OLGKöln NJW 2007,<br />
heil vom - nach Maßgabe des 6 49a Abs. l Satz 1 GKG hal- 1759 [=WuM 2007,3451) angreifbar.<br />
hierten - „gesetzlich& ~ i ~ von bis d zu 300,oo ~ i E" ~ 'TOP4 ~ (Abberufung/NeuhestellungdesVerwaltungsbeirats)<br />
~ ~<br />
(vgl. $34 Ahs. 1 Satz I GKG) ausgegangen. Die weitere Beschwerde<br />
des (ehemaligen) Prozesshevollmächtigten der Beklagten<br />
zeigt hinreichende Anhaltspunkte zum Beleg der ins<br />
Feld geführten „eminenten Bedeutung" der von der Eigentü-<br />
Das Beschwerdegericht hat mit Rücksicht auf die Größe der<br />
<strong>Wohn</strong>ungseigentümergemeinschaft und die (unterstützende)<br />
Funktion des Verwaltungsbeirats ($ 29 WEG) den Einzelstreitwert<br />
auf 3000.00 € festgesetzt. Die Beschwerdeführer<br />
W "<br />
beigefügten ~;otokolTergeben sich solche nicht. TOP 8 (Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen ge-<br />
TOP 2 (Genehmigung - - der Iahresahrechnune 2007) een den Verwaltunesbeirat)<br />
Cir~;ci~:I, Bi~~~liiiiirili~~~~ri,Iii<br />
\\.irJ~,r iii J..i\\', liiiiiiig~~i~~~ii~~i~~~~rv~~~iiili~~ic<br />
I 4. I v,iiii 4 U.iv~~iiihci 2titi.) iertc:~~~i/i~~~i I:~ii/:l~irr~ii~~irt<br />
tober 2008 gefasste Beschluss, wonach die ~igentümervei-- 2086,75 € (50 v.H. aus der &I Beschluss TOP 8 angesprosammlung<br />
die Genehmigung der von der Verwalterin vorge- chenen Schadensersatzforderi~ng i.H.v. 4.173,55 €1 üherlegten<br />
Jahresabrechnung 2007 einstimmig beschlossen hatte. nommen. Die von der (weiteren) Beschwerde der Streithel-<br />
Das Beschwerdegericht ist -nach demVerständnis des Senats ferin verfolgte Erhöhung auf den vollen Nominalbetrag ver-<br />
resabrechnunfigenihr anhaftender materiell~r ~angelins- B 49a Abs. 1 Satz1 GKG)<br />
li.gi .I:ii 1111 I'iii~clriLlii~rl>~~,~I1I~i~~<br />
viiii<br />
gesamt beseitigen wollten (Gesamtanfechtung). Es hat im TOP 9 (Wechsel des Ablese-/Abrechnungsunternehmens)<br />
Ausgangspunkt - im Anschluss an die Rechtsprechung namentlich<br />
des LG Nümberg-Fürth (ZMR 2008,737 ff.; 2009,<br />
555 f.; s. auch Jennißen NJW 2010, 2101, 2102) - einen<br />
Bri~chteil von 10 v.H. des „Gesamtvolumens der angefallenen<br />
und abzurechnenden Kosten" der <strong>Wohn</strong>anlage in Höhe<br />
von 634.931,33 £ zugrunde gelegt und ist im Ergebnis der<br />
Interessenabwägung nachMaßgabe des $49aAbs. 1 GKG zur<br />
Festsetzung des Einzelstreitwerts auf 75.017,40 £ gelangt.<br />
Dieser Betrag entspricht der Summe der auf die (75) <strong>Wohn</strong>uugseinheiten<br />
der Kläger zu 4. und 5. <strong>für</strong> das Jahr 2007 entfallenden<br />
Einzelabrechnungsbeträge. Ausdrücklich hat das<br />
Beschwerdegencht hierbei auf den nach dem konkreten Einzelinteresse<br />
der beiden (Anfechtungs-)Kläger zu bemessenden<br />
Mindestwert i.S.d. $49a Abs. 1 Satz 2 GKG zurückgegriffen<br />
(Beschluss vom 12. März 2010, Seite 11) und ist insofcm<br />
damit dem übereinstimmenden Vorbringen der beiden<br />
Beschwerdeführer im Beschwerdeverfabren gefolgt (s. insb.<br />
Schriftsätze vom 24. und vom 25. Sepmer 2009).<br />
Nach der Abhilfe durch den ~ammer&schluss des Landgeim<br />
verfahren<br />
der welteren Beschwerde vor dem Senat nun (nur) noch die<br />
nchts ve,.folgen die beiden ~ ~ ~ ~ h ~ ~ ~ d ~ f ü h r ~ ~<br />
Das Beschwerdegericht hat den im Einzelrichterheschluss<br />
vom 4. November 2009 festgesetzten Einzelsueitwert von<br />
150,OO € (50 v.H. des mangels fassbarer Wertangaben anzusetzenden<br />
gesetzlichen Mindestwerts i.S.d. 8 34 Abs. 1 Satz I<br />
GKG) übernommen. Die (weitere) Beschwerde der Streithelferin<br />
zeigt hinreichende Anhaltspunkte <strong>für</strong> eine gegebenenfalls<br />
höhere Wertfestsetzung nicht auf. Die Beschlussfassung<br />
zu TOP9 betraf allein die „Einholung von Angeboten von Ablese-<br />
und Abrechnungsfirmen" zur Vorbereitung einer möglichen<br />
anderweiten Auftragsvergahe durch die Verwaltenn nach<br />
Rücksprache mit demVerwaltungsbeirat. Maßgeblich <strong>für</strong> die<br />
interessenhestimmung kann diimit allenfalls ein insofern möglicher<br />
oder erwarteter künftiger Kostenvorteil <strong>für</strong> die <strong>Wohn</strong>ungseigentümergemeinschaft<br />
sein (vgl. Hartmann a. a.0. Rn.<br />
9 „Kostenhöhe"). Angaben hierzu sind weder mitgeteilt noch<br />
aiiq rlpr Verfahreniakte eriichtlich<br />
--L<br />
Eine Kostenentscheidung ist im Verfahren der (weiteren) Beschwerde<br />
nicht veranlasst (vgl. $68 Abs. 3 GKG).<br />
Mitgeteilt vom 1. Zivilsenat des OLG Koblenz<br />
deutschen Instanzrechtsprechung vertretenen sog. Hatnbur-<br />
~ ~ ~~~~h ~ bestimmt ~ sich ~ das lnteresse 1 bei . der A ~. Ein bereits erteilter Zuschlag ist zu versagen, wenn die<br />
-~-<br />
D -~<br />
~~-~<br />
D - - - .o. - ---.<br />
. - .<br />
Bruchteils von 25 v.H. des (nach Abzug des Einzelinteresses der ~ieierkreise auszugehen ist.<br />
des Klägers) verbleibenden ~esamtinteresses (vgl. LG Hamburg<br />
ZMR 2009.71 E. m.w.N.).<br />
(BGH, Beschluss vom 30.9.2010 -V ZB 160109)<br />
vorschrift des $ 49aAbs. I GKG aufzüzeigen. Eine (Einzel-) ordne: Bei dem ~er~eigemngsobjekt handelt es sich um Zie<br />
Streitwertfestsetzung nach der sog. Hamburger Formel mag im <strong>Wohn</strong>ungsgmndhuch mit Nr. 1 bezeichnete Eigentumsdurchaus<br />
auf sachlichen und überdenkenswerten Erwägiingen wohnung, die an die Eigentumswohnung NI. 2 der Beteilig-<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011 133
ten zu 7 und 8 angrenzt. Die tatsächliche Größe der <strong>Wohn</strong>ungen<br />
stimmt nicht mit der der grundbuchrechtlichen Lage überein.<br />
Nach der baulichen Situation weisen beide <strong>Wohn</strong>ungen<br />
eine <strong>Wohn</strong>fläche von jeweils Ca. 90 qm auf. Auf der Grundlage<br />
der Eintragung im Grundbuch in Verbindung mit den in<br />
Bezug genommenen Plänen und Urkunden ergibt sich, dass<br />
die der <strong>Wohn</strong>ung Nr. 1 zugewiesene <strong>Wohn</strong>fläche lediglich 48,2<br />
qm beträgt. Auf diese Diskrepanz haben die Beteiligten zu 7<br />
und 8 bereits vor dem ersten Versteigerungstermin hingewiesen<br />
und geltend gemacht, sie würden die nur faktisch der <strong>Wohn</strong>une<br />
Nr. 1 zugeschlagene, ihnen aber rechtlich zustehende<br />
~läche von einem ~rsieher heransverlangen. In dem vor dem<br />
ersten Termin zurVerkehrswertfestsetzune eineeholten Sach-<br />
" - ~ ~ ~ - -<br />
verständigengutachten ist die Größe der <strong>Wohn</strong>ung Nr. 1 mit<br />
Ca. 91 qm angegeben worden, allerdings mit der Einschrän-<br />
kung, die tatsächlichen Gegebenheiten entsprächen nicht den<br />
der Teilungserklärung beigefügten Grundrissen.<br />
2 In der Terminsbestimmung zu dem auf den 25. Juni 2008<br />
anberaumten dritten Versteigerunestermin. in dem dem Be-<br />
unterAngabe der ~mndbc6atenund dem~usak „&neGiwähr"<br />
wie folgt bezeichnet:<br />
„4-Zi.whg mit Küche, WC, Badu. Terrasse, 91,36 qm, nebst<br />
Kellen: U. SNR U. a. an Pkw-Stellplatz im Doppelparker<br />
Bj. 1999."<br />
1 Auf die Beschwerde des Meistbietenden und der Beteilig-<br />
ten zu 7 und 8 hat das Landgericht den Zuschlag versagt. Mit<br />
der zugelassenen Rechtsbeschwerde möchte die beteiligte<br />
Glaubigerin zu 1 eine Wiederherstellung des Zuschlagsbe-<br />
schlusses erreichen. Der Meistbietende beantragt die Zurück-<br />
weisung des Rechtsmittels.<br />
4 Aus den Gründen: 11. Das Beschwerdegericht steht auf<br />
dem Standpunkt, ein nach 100Abs. 3 i.Vm. 5 83 Nr. 7 ZVG<br />
von Amts wegeti zu be~cksichtigender Verstoß gegen § 43<br />
Abs. l ZVG liege vor, wenn die Terminsbestimmung hinsichtlich<br />
der Gmndstücks- oder <strong>Wohn</strong>ungshezeichnung eine<br />
Falschangabe enthalte, die zu erheblichen Missverständnissen<br />
in Bezug auf den Versteigerungsgegenstand führet1 könne.<br />
Dies gelte auch dann, wenn es nicht um zwingend erforderliche<br />
Angaben nach § 37 ZVG gehe. Würden über zwingeudevorgaben<br />
hinaus Angaben gemacht, müssten diese nchtig<br />
sein. Daran fehle es hier, weil auf die erhebliche Diskrepanz<br />
zwischen der gnindbuchrechtlichen Situation und der<br />
baulichen Situation in der Terminsbestimmung nicht deutlich<br />
hingewiesen worden sei.<br />
5 111. Die gemäß 5 574 Abs. I Nr. 2. Ahs. 3 Satz2 ZPO statt-<br />
~ --- - ~ ~--<br />
erteilten Zuschlag ~;~echt aufgehoben (5 83 Cr. 7 i.Vm. 8 43<br />
.,~<br />
Abs. 1 ZVG).<br />
6 1. Nach $43 Abs. 1 Satz 1 ZVG ist ein Versteigerungster-<br />
min aufzuheben und neu zu bestimmen, wenn die Termins-<br />
bestimmung nicht rechtzeitig bekannt gemacht ist. Durch ei-<br />
ne nicht den zwingendenvorgaben des $ 37 ZVG genügende<br />
Bekanntmachung wird die Frist uicht gewahrt. Ein bereits er-<br />
teilter Zuschlag ist nach § 83 Nr. 7, § 100 ZVG zu versagen<br />
(vgl. nur Hintzen in DasslerlSchiffhauer U. a., ZVG, I3.Aufl.,<br />
§ 37 Rn. 3; Stöber, ZVG, 19. Aufl., 9: 37 Rn. 1). Dasselbe gilt,<br />
wenn zu den Sollangaben nach § 38 ZVG Angaben gemacht<br />
werden, die derart fehlerhaft sind, dass von einer Irreführung<br />
der Bieterkreise auszugehen ist (vgl. auch Senat, Beschluss<br />
vom 19. Juni 2008 -VZB 129107,NJW-RR2008,1741,1742;<br />
Hintzen, aaO, 5 43 Rn. 12).<br />
7 a) Der Senat hat bereits entschieden, dass es sich bei der<br />
Sollvorschrift des 5 38 ZVG nicht um eine bloße Ordnungs-<br />
vorschrift handelt, deren Verletzung die Terminsbestimmung<br />
nur dann in Frage stellt, wenn durch die unrichtige Mittei-<br />
lung zugleich zwingende Angaben des $37 ZVG missver-<br />
ständlich oder unklar werden (Beschluss vom 19. Juni 2008<br />
- V ZB 129107, aaO). Die Veröffentlichung der Terminsbe-<br />
stimmung hat unter anderem die Funktion, im Iiiteresse einer<br />
Orientierungshilfe <strong>für</strong> dre Entscheidung an die Hand gegeben<br />
werderi;ob"~ie-amVerf$e~~ teilnehmen und bis zu welcher<br />
Höbe,sie.W6ie:i6geben wollen (Senat, aaO). Angaben in<br />
.'der Tirminshestimmung bieten <strong>für</strong> Ersteher auch dann eine<br />
maßgebliche. Orientierungshilfe, wenn diese nicht zu den<br />
Pflichtangaben nach § 37 ZVG gehören. Bedenkt man, dass<br />
der Erwerber in der Regel keine Möglichkeit hat. sich über<br />
den tatsächlichen zustand des Objek; vor der ~ersteigerung<br />
-~-<br />
Gewissheit zu verschaffen. derVersteieerunzssezenstand ee-<br />
währleistungsfrei zugeschlagen wird T§ 56 Satz3 ZVG) Und<br />
das Gebot nicht derAnfechtung wegen eines Innims über ei-<br />
ne verkelirswesentliche Eigenschaft (8 119 Abs. 2 BGB) un-<br />
. -, ,<br />
gaben in der ~erminsbes&nmung eine hervorgehobene Be-<br />
deutung auch dann zu, wenn diese ,,nur" den von § 38 ZVG<br />
vorgegebenen Sollinhalt betreffen. Die durch diese Angaben<br />
gegebene Orientierungshilfe darf nicht dadurch in ihr Ge-<br />
genteil verkehrt werden, dass irreführende, unzutreffende oder<br />
nach Aktonlage zumindest erheblichen Zweifeln unterliegen-<br />
de Angaben über das Versteigerunesobiekt gemacht werden.<br />
U . "<br />
die fü;die Entschließung eines verständigen ~ietinteressen:<br />
ten von wesentlicher Bedeutung sind. Dass hierunter neben<br />
erheblichen quantitativen Abweichungen (vgl. dazu auch Se-<br />
nat, Beschuss vom 19. Juni 2008 - V ZB 129107, aaO; OLG<br />
Karlsruhe, Rpfleger 1993,256,257; Hinken, aaO, 5 37 Rn.<br />
8 und $ 38 Rn. 4) auch Abweichungen fallen, die dem Ver-<br />
steigerungsobjekt qualitativ ein anderes Gepräge geben, liegt<br />
auf der Hand. Auch solche Abweichungen führen daher da-<br />
zu, dass der Zuschlag zu versagen ist. Aus der Senatsent-<br />
scheidung vom 18. Oktober 2007 (V ZB 44/07, NJW-RR<br />
2008,222,223 [=GUT aaO]) folgt nichts anderes. Der Aspekt<br />
der Terminsbestimmung hat in dem damaligen Rechtsbe-<br />
schwerdeveifahren keine Rolle gespielt.<br />
8 b) Auf dieser Grundlage hat das Beschwerdegencht den Zuschlag<br />
m Recht versagt. Die Beschreibung als 91,36 qm große<br />
4-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ung ist schori deshalb evident unrichtig, weil<br />
eine nur 48,2 qm große <strong>Wohn</strong>ung imRechtsverkehrunter keinem<br />
denkbaren Gesichts~unkt als 4-Zimmer-<strong>Wohn</strong>uncz anee-<br />
~ --<br />
gut 90 qm. Auch aus der Sicht eines verständigen Erstehers<br />
kommt diesemumstand bietentscheidende Bedeutung zu. Bei<br />
dem Erwerb von <strong>Wohn</strong>ungseigentum stehen bei der Willensentschließung<br />
die Angaben zur Größe der <strong>Wohn</strong>- oder Nukfläche<br />
im Vordergmnd und uicht der nur als Bmchteil ausgewiesene<br />
Miteigentumsanteil an dem Grundstück (OLG Karlsruhe,<br />
Rpfleger 1993,256,257; vgl. auch Stöber, aaO, 5 37 Rn.<br />
2.8). Die <strong>Wohn</strong>- bzw. Nutzfläche bildet ein maßgebliches Krtenum<br />
<strong>für</strong> den Verkehrswert der <strong>Wohn</strong>ung und damit <strong>für</strong> die<br />
Mönlichkcit der Finanzierune sowie <strong>für</strong> die Prognose über die<br />
/ukuiii~i~r. \\irtei~i\i iihliiiig .iiiJ Jic Hcilic .I?. ~uhiiiiii~:' ir-<br />
/i,~Ih;,r:ii \Ii.!~~,rir.t~c\ ,l3C;ll. Vrl>il \t)iii 7 5~~1>1eiiih:r 2lIl10<br />
- V11 ZR 443199, B ~HZ 145: 121, 129). ~ichis anderes gilt<br />
<strong>für</strong> die Beschreibung des Versteigerungsobjekts als 4-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ung.<br />
Jedenfalls bei irreführenden Informationen<br />
über solche zentralen Beschaffenheitsmerkmale ist Bietinteressenten<br />
nicht damit geholfen, dass der Miteigentumsanteil<br />
zutreffend angegeben wird.<br />
9 Eine andere Beurteilung ist nicht deshalb angezeigt, weil<br />
das Vollstreckungsgericht die Beschreibung des Versteige-<br />
mngsobjekts durch den Zusatz ,,ohne Gewähr" relativiert hat.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHT2/2011
Bedenkt man, dass das Vollstreckungsgericht die <strong>Wohn</strong>fläche<br />
mit einer Genauigkeit von zwei Dezimalstellen hinter dem<br />
Komma angegeben hat, ist der Zusatz aus der Sicht verstän-<br />
diger Bietinteressenten lediglich dahin m verstehen, dass zwar<br />
mit Abweichungen insbesondere von der - Exaktheit sugge-<br />
rierenden - <strong>Wohn</strong>flächenangabe gerechnet werden muss (zur<br />
Frage der Wesentlichkeit vonverkehrswertabweichungen vgl.<br />
Senat, Beschluss vom 19. Juni 2008 -V ZB 129107, NJW-RR<br />
2008, 1741, 17421, nicht aber, dass auch solche Diskrepan-<br />
zen in Betracht zu ziehen sind, die demVersteigerungsohjekt<br />
die Eigenschaft als 4-Zimmer-<strong>Wohn</strong>ung nehmen und damit<br />
ein völlig anderes Gepräge geben.<br />
io 2. Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst. Dass die<br />
Gläubigerin die Geiichtskosten des von ihr erfolglos betrie-<br />
benen Rechtsbeschwerdeverfahrens zu tragen hat, folgt aus<br />
dem Gesetz. Ein Ausspruch über die außergerichtlichen Ko-<br />
sten der Beteiligten scheidet aus, weil sich die Beteiligten bei<br />
dazu insbesondere ~eiat, urteil vom 19. Januar 2507 -V ZR<br />
26106, BGHZ 170,378,381 [=WuM 2007,1551 mwN).<br />
!i'clcht.% da\ fiir dir l. I ZVG iivilitel>lirlir<br />
J ~hi der Heschlatiiolimr ist. he\tininit icli nach<br />
der ~orschrift des B 22Ab:l ZVG; a"f diese ist $167 ZPO<br />
nicht entsprechend anwendbar.<br />
(BGH, Beschluss vom 22.7.2010 -V ZB 178109)<br />
se beantragte mit einem am 18. ~ezember 2008 bei dem Amtsgericht<br />
eingegangenen Schriftsatz, die Zwangsversteigerung<br />
von Teileigentum der Schuldnerin wegen titulierter Hausgeldansp~che<br />
aus dem Jahr 2006 in der Rangklasse 2 nach<br />
5 I0 Abs. 1 ZVG anzuordnen.<br />
2 Mit Beschluss vom 5. Januar 2009 ordnete das Voll-<br />
streckungsgericht die Zwangsversteigerung in der Rangklas-<br />
se 5 an. Das Ersuchen um die Eintragung des Zwangsver-<br />
steigerungsvermerks ging am 7. Januar 2009 bei dem Gmnd-<br />
buchamt ein; die Eintragung des Vermerks erfolgte am 8. Ja-<br />
nuar 2009. An diesem Tag wurde der Anordnungsheschluss<br />
der Schuldnenn zugestellt.<br />
3 Den im April 2009 gestellten Antrag der Beteiligten m 1,<br />
den Beitritt zu dem in der Rangklasse 5 betriebenen Verstei-<br />
gerungsverfahren in der bevorrechtigten Rangklasse 2 zumlassen,<br />
lehnte diis Vollstreckungsgeri~ht ab. Die dagegen gerichtete<br />
sofortige Beschwerde ist erfolglos geblieben, Mit der<br />
zugelassenen Rechtsbeschwerde verfolgt die Beteiligte zu 1<br />
den Antrag auf Zulassung ihres Beitritts in der Rangklasse 2<br />
weiter.<br />
4 Ans den Gründen: 11. Die nach $ 574 Ahs. 1 Satz 1 Nr. 2<br />
ZPO statthafte und auch im Übrigen zulässige Rechtsbe-<br />
schwerde ist unbegründet.<br />
5 1. Das Beschwerdegericht nimmt zutreffend an, dass die<br />
Voraussetzungen, unter denen die Beteiligte zu I dem von ihr<br />
7. Mai 2009, V ZB-142108, NJW 2009,2066, 2067 [=WuM<br />
2009, 3761), nicht erfüllt sind, weil die der Zwangsvoll-<br />
streckung zugrunde liegenden Hausgeldanspniche aus dem<br />
Jahr 2006 stammen.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 212011<br />
6 Der Rangklasse 2 zumordnen sind die fälligen Ansprüche<br />
auf Zahlung der Beiträge zu den Lasten und Kosten des geiii~iri~:li:tilIi:hcn<br />
FiLci~i~i~~~\<br />
.\I)\. 2. ?h .\I>\. 2 u11,I 5 \\'l.(i ~c.~llill~l~l \\.,r<br />
i1r.11, \,i\icli ,I.+I iiiii I.tiit
Nr. 2 ZVG durch das Gesetz zur Änderung des <strong>Wohn</strong>ungsei- nahmewirksamkeitszeitpunkt ankommt (vgl. Stöber, ZVG,<br />
gentumsgesetzes und anderer Gesetze vom 26. März 2007<br />
(BGBlI2007, S. 370) ausdrücklich die Beschlagnahme als<br />
19.Aufl., $13 Rdn. 2; DasslerlSchiffhauerMintzeniEngels/<br />
Rellermeyer, ZVG, 13. Aufl., 9: 13 Rdn. 10).<br />
maßgeblichen zeitlichen Anknüpfungspunkt <strong>für</strong> die Einbe-<br />
12 m, Eine Kostenentscheidung ist nicht veranlasst. Diever.<br />
ziehungrückständigerAnsprüchegewählt hat, denZeitpunkt,<br />
pflichtung der Beteiligten zu die Kosten des Rechtsbezu<br />
dem die Beschlagnahme wirksam wird, abweichend von<br />
schwerdeverfahrens zu tragen, ergibt sich aus dem Gesetz. Ei-<br />
$ 22 Abs. 1 ZVG verstanden wissen wollte. Dei. Gesetzesbene<br />
Erstattung außergerichtlicher Kosten findet nicht statt, da<br />
gründung lässt sich vielmehr das entnehmen' Der<br />
sich die Beteilig@g& Zw~ng~$rsteigemngsverfahren in der<br />
Zeitraum <strong>für</strong> die Bevorrechtigung rückständiger <strong>Wohn</strong>gelder Regel nicht, Partei,eneines,kontradiktonschen streitver.<br />
sollte weithin demjenigen <strong>für</strong> wiederkehrende <strong>Leistungen</strong> der . ., , i.r.,.~...'.,- .<br />
hältnisses gegenuberstehen (Senat, BGHZ 170, 378, 381 Rdn.<br />
Rangklassen 3 und 4 (5 10 Abs. 1 Nr. 3 und 4 ZVG) entspre-<br />
7), +rhält es sich auch bei einer~useinandersetzung um<br />
chen (BTIDrucks. 161887 S. 45). Für die Bevorrechtiguug<br />
die richtige ~ ~ ; ~ (vgl. ~ aSenat, g e Beschl, 20, Dezember<br />
rückständiger wiederkehrender <strong>Leistungen</strong>, die sich gemäß<br />
2007, V ZB 89/07, WPM 2008, 740, 742).<br />
6 13 Abs. 1 ZVG ebenfalls nach dem Zeit~unkt der Beschlae-<br />
"ahme richtet (vgl. Böttcher, ZVG, 4. iufl., $ 10 Rdn. 4 5 I? Die Wertfestsetzung [419,14 €1 bestimmt sich nach den<br />
steht aber außer Frage, dass es insoweit auf den Beschlag- $ 47 Abs. 1 Satz 1 GKG, $26 Nr. 1 RVG.<br />
66 "" 305c. 535 BGB: Art.103 GG: , 8 " 552a ZPO -<br />
~ ~ h ~ ~ h Streichen ~<br />
der Fenster und Türen; Beweiserhebung zu<br />
gekürzten ZimmertÜren<br />
i<br />
6 Soweit die Revision schließlich meint, das Berufungsge.<br />
ncht ~ sei den weiteren ~ Beweisangeboten ~ ~ ~ der Beklagten ~ unter ~<br />
Verletzung deren rechtlichen Gehörs aus Art. 103 Abs. 1 GG<br />
zu den Fragen, wer die Balkontür gekürzt habe und ob die<br />
Kläperin wegen der <strong>für</strong> ihren neuen Teppichboden gekürzten<br />
~ f<br />
i 1. Ein Gmnd <strong>für</strong> die Zulassung der Revision besteht nicht<br />
mphr<br />
2 Die vom Berufungsgericht <strong>für</strong> klärungsbedürftig gehaltene<br />
Frage, ob eine formularmaßige Belastung des Mieters mit<br />
Schönheitsreparaturen, die dem Mieter über die Begriffsdefinition<br />
gemäß $ 28 Abs. 4 Satz 3 11. BV hinausgehende Arbeiten<br />
auferlegt. zur Gesamtunwirksamkeit der Schönheitsrena-<br />
Zi&ertürenauf streicharbeiten verzichtet habe, nFcht nach-<br />
~eean~en. ist auch dies unbehelflich. Einer Beweiserhebune<br />
;iu;chdas'Benifungsgemcht bedurfte es insoweit nicht, wez<br />
nach den Erwägungen des Bemfungsgerichts die Balkontür<br />
entsprechend den Ausführungen des Sachverständigen G. ohnehin<br />
imunteren Bereich instand zu setzen war und die Schönheitsreparaturen<br />
an den Zimmertüren infolge mehrfach abgelaufener<br />
Renovierungsfnsten jedenfalls nunmehr fällig sind.<br />
Gegeii diese - auf die Berücksichtigung von Sowieso-Kosten<br />
ucn.<br />
3 2. Die Revision hat auch keine Aussicht auf Erfolg. Das<br />
Berufungsgericht hat in Ubereinstimmung mit dem Senatsurteil<br />
vom 13. Januar 2010 (V111 ZR 48/09, aaO) die entsprechende<br />
Klausel in 8 13 Nr. I des Mietvertrages <strong>für</strong> nnhinauslaufende<br />
- zutreffende Würdigung des Berufungsgerichts<br />
ist revisionsrechtlich nichts zu erinnern.<br />
, 3. Es besteht Gelegenheit zur ~ ~ ~ l l ~ ~ von ~<br />
drei Wochen nach Zustellung dieses ~ ~ ~<br />
Beschluss vom 31.8.2010 -V111 ZR 42/09]<br />
~ ~ h<br />
~<br />
wirksam gehalten, weil dann hinsichtlich der Türen und Fenster<br />
nicht zwischen dem Innen- und Außenbereich unterschieden<br />
wird und eine sprachliche Reduktion der Formulie-<br />
~ i d. ~ ~ ~ ~ i ~ ~ . h t ~ ~ : ~ ist i durchzufick. ~ i ~<br />
weisungsbeschluss vom 17. November 2010 erledigt worden.<br />
~ ~<br />
rung auf das zulässige Maß als unzulässige geltungserhaltende<br />
Reduktion nicht möglich ist.<br />
J Entgegen der Auffassung der Revi'sion gebt aus der Formuliemng<br />
in S 13 Nr. 1 Satz 7 des Mietvertrages, wonach „im<br />
Allgemeinen Schönheitsreparaturen in den Mieträumen in<br />
folgenden Zeitabständen erforderlich (sind)", nicht mit dererforderlichen<br />
Klarheit (5 30% Abs. 2 BGB) hervor, dass mit<br />
dem Streichen der Fenster und Türen nur deren Innenflächen<br />
gemeint sind.<br />
. :\iiil~~r> ..I> Jii I:>\ i,i .tn/~iiiil~iiicii. \\ciiii ilic Rc;lit>ii:~gc. /.U Jcrcii<br />
~ k<br />
~tii~~w~~:Iic .Lei l3:kIs.gtc~ii +!;c,ii .lic KI;t+riii .IIJ\ po>iii\~,r KI.trung d.13 lje~~l~\\crJ~~~cri.~h~ Ji? R ~~~i~i~b~~~~~li~\si<br />
/II.JL,-<br />
\ ' c : r I i ~ i , h B I I I I L I I I I I.i5,cii Ii;~i. hi.1 iii~iirzr~,ii S1ici1:~g~.ii~i.in.I?ii 1ii.r iur iiii~ii i ~ ~ i i<br />
rir \;h~~iiIi~~ir.rcli:~r:tilir~.ii I \ h.iiiii ,l.,liin~i~~licii. g i b i1i.r :\ii<br />
.iri:Ii ~1st 1'cii.t~~ .IIII:II .Iic KI:i;c~:ii I I I ~ I ~ I:I.II~L,~~~.III<br />
I<br />
.III\iliiici~<br />
irhr.h.1.4i I\I. \i.~,iI J4nii iii Jci .\ii;..hi .Iic>c\ %ul:.\-<br />
~~I;,:~II~IJc,, rc~cIiii.~l{ig tlic ciii~I.~~.iig? I3c..+ir.mk~1ii; .l\,r<br />
~fulir~ \\t>rJ~.ii i\l I;III d.1~t11r.4i CI\!;I \~r~ir~.t:Iiler<br />
~~~~ iiI~.~r~~i.tlSi.<br />
~ /i~I.~,.~in~ .I.II dic~~ii (i:ccii~~.iii,I /I) \ ~ I ~ C I I i,r t '- - ~ ~ ~ ~<br />
\ CI /ur hcger<br />
Farbauftrag wäre im Zuge der von den Beklagten ausm- schränkt& ~ulassung derkevision ~enatsurteile "lm 12. Mai<br />
führenden Schönheitsreparaturen zu beseitigen; darüber hinausgehende<br />
nachteilige Veränderungen der Fenster durch die<br />
2010 - V111 ZR 96/09, WuM 2010, 484 Rn. 18; vom 13. Juli<br />
2010 - V111 ZR 129109, WuM 2010, 495 Rn. 15; jeweils<br />
Klägerin hat das Bemfungsgencht nicht festgestellt. mwN). So verhält es sich hier.<br />
WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MlETRECHTZIZO11 137
s a) Das Beschwerdegericht hat - worauf die Rechtsbe-<br />
hält, ob 5 15; RVG auf die vorliegende Fallges<ung AC<br />
wendung findet und mit den hierin enthaltenen Anrech-<br />
U U U<br />
nungsregeln die zuvor bestehende Gesetzeslage mit der Folge<br />
einer Anwendbarkeit der Ubergangsvorschrift des $60<br />
Abs. 1 RVG verändert haben. Damit hat das Beschwerdege-<br />
tung der Bekiagtk, die daneben angesetzten Prozeskorbe-<br />
reitungskosten und vorprozessual angefallenen Anwaltsge-<br />
bühren zu ersetzen, stellt dagegen einen von der Zulassungs-<br />
frage unabhängigen Teil des im KostenfestseBungsverfahren<br />
zu beurteilenden Streitstofies dar.<br />
eher Gegenstand einer gesonderten Festsetzung sein oder auf<br />
den der Beschwerdeführer sein Rechtsmittel beschränken<br />
könnte (vgl. Senatsurteile vom 12. Mai2010-VLUZR 96109,<br />
aaORn. 21; vom 13. Juli 2010-VIIIZR 129109,aaORn. 17:<br />
jeweils mwN). Das unterliegt hinsichtlich der hier zur Erstat-<br />
tung angemeldeten einzelnen Kostenpositionen keinem Zwei-<br />
fel.<br />
(BGH, Beschluss vom 1 1.1.201 1 - VIII ZB 92/09)<br />
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sowie auf Datenträgern (CD-ROM, MD) sowie zur<br />
Veröffentlichung im Intemet übertragen.<br />
Die Beiträge werden nur unter der Voraussetzung angenommen,<br />
dass sie keiner anderen Zeitschrift zur Veröffentlichung<br />
angeboten werden. Nach Ablauf von zwei Jahren seit Veröffentlichung<br />
kann der Autor anderen Verlagen eine einfache<br />
Abdruckgenehmigung <strong>für</strong> Print-Ausgaben erteilen, ein Honorar<br />
hieraus steht dem Autor zu. Die Abdruckgenehmigung<br />
ist auch dem Verlag mitzuteilen.<br />
Für unaufgeforderteingesandte Manuskripte wird keine Haftune<br />
übernommen. Sie werden nur auf Anfordemne des Einsenders,<br />
die spätestens bis zum Ablauf von 6~onat;n schriftlich<br />
beim Herausgebereingegangen sein muss, auf Kosten und<br />
Gefahr des Einsenders zurückgesandt.<br />
Nachdmck. fotomechanische Wiedergabe. Mikroverfilmnn~<br />
iiiiJ ,\iiiii:iliiiir~ iii I>.~tciih.tiihcii. .;liiili:lic Fiiiri:litiiii~r~ii iiiid<br />
.iiiiI).tt~,nir.l;cr . ~ll~r iii:lii .iiiiili~lisii. ~ L ~ ~ ~ ~ I L\\drke I I I ~ \itid ~ I I<br />
iiiii iiitt vi,rlii,ii::i \:liiiitliili~~r Ciciielriiiigiin~ J,., \krl.ici,<br />
gestattet.<br />
.\ii~.l~riiicii~iiJ,~n~~~~~ii<br />
uiiJ 1 iiiI>:~i~~lliiiip:ii h.iiiiicii .,ii iL.;Iiiii,;hc,ii<br />
C;iiiiiJc,ii iiiii li:iii;h~i.~liii~i \v~iJcii. neiiii ,ii. JCYII<br />
138 WOHNUNGSWIRTSCHAFT UND MIETRECHT 21201 1