„Die Bürger wollen Stabilität – keine Sozialromantik ... - CDU Gehrden

38 AUS DER REGION: EMSLAND
7|2005
2|2009
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Eine alte Tradition feiert ihr Comeback
Anfangs eine Schnapsidee – jetzt durch Bürger-Einsatz wieder aktiv: die Leher Pünte
Für die Bauern der Region bedeutete
sie vor über hundert Jahren echten Fortschritt,
weil eine riesige Arbeitserleichterung:
Kartoffeln, Roggen, Weizen – ihre
gesamte Ernte konnte peu à peu über den
Wasserweg ans andere Ufer der Ems
geschifft werden. Von 1899 an bis 1964
war die Seilzugfähre das Transportmittel
der Bauern von Lehe. Danach konnten die
Landwirte auch mit ihrem Trecker über
die neu errichteten Brücken fahren.
5000 Gäste jährlich
Das machen sie heute noch. Aber die
Seilzugfähre fährt auch wieder: Anlässlich
des 600-jährigen Bestehens des Ortes
Lehe im Jahr 2000 wurde beschlossen,
die alte Fährstelle wieder in Betrieb zu
nehmen. Eigentlich sei es eine Schnapsidee
gewesen, geboren während einer
Fahrradtour, erzählt Johannes Zumsande,
Bürgermeister von Lehe (CDU). „Aber so -
wohl unsere Bürger als auch Politiker aus
Gemeinde und Land waren so begeis -
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tert, dass wir un -
sere Pünte innerhalb
eines halben
Jahres ohne große
bürokratische Hürden
wieder starten
konnten.“
Für das 912-Seelen-Dorf
ist die
kleine Fähre (plattdeutsch:
Pünte)
eine echte Touris -
tenattraktion ge -
worden. Rund 5000
Gäste setzen pro
Jahr von der einen
Uferseite der Ems
auf die nur 65 Me -
ter entfernte andere über. Gesteuert wird
die Pünte von geschulten Fährmännern,
Püntker ge nannt. „Die kurze Strecke
muss mit eigener Muskelkraft zurückgelegt
werden“, versichert Zumsande. Im
Flussbett der Ems befinden sich Poller,
zwischen de nen ein
hundert Meter langes
Stahlseil befestigt ist.
An der Pünte sind Füh -
rungsrollen. Aufgabe
der Püntker ist es, am
Seil zu ziehen und
Belebte Regionalgeschichte: Die Seilzugfähre „Leher Pünte“
begeistert Touristen und nicht zuletzt die Bürger vor Ort,
die den Fährbetrieb mit ehrenamtlicher Arbeitskraft ermöglichen.
Foto: Leher Pünte e.V.
den et wa 3500 Kilo
schwe ren, zehn Me ter
lan gen schwim men -
den Stahl pon ton so in
Be wegung zu setzen.
„Unsere Fährmänner
machen das alle eh -
renamtlich“, er zählt
der Bürgermeister
stolz. Bislang haben
25 Männer und Frauen
den dafür notwendigenSportbootführerschein
ge macht.
Um die Fähre vernünftig
betreiben und pflegen
zu können, haben
die Le her Bürger den
Verein Leher Pünte
e.V. gegründet. „Ihren
monatlichen Beitrag
erbringen unsere rund
40 Mitglieder in Form
von Arbeitskraft“, er -
zählt Michael Diekmann,
Vorsitzender
des Vereins. Das älteste Mitglied ist 82
Jahre alt, das jüngste sechs: „Alle sind
mit Herzblut bei der Sache, und das
merkt letztlich auch der Gast.“
Rein optisch hat die Seilzugfähre von
heute mit der Originalpünte aus Kaiser
Wilhelms Zeiten nichts mehr gemein.
„Denn früher bestand die Pünte aus einer
Wanne mit Holzboden. Das wäre heute
viel zu gefährlich, weil sie schnell voll
Wasser laufen würde“, erklärt der Bürgermeister.
Gebaut wurde die moderne, letzte noch
aktive Seilzugfähre auf der schiffbaren
Ems von einer Leher Metallbaufirma, die
auch Teile für Kreuzfahrtriesen der Meyer
Werft herstellt. Rund 70.000 Euro kostete
die Pünte, finanziert wurde sie aus Mitteln
der Gemeinde, des Landkreises Emsland
sowie des Landes Niedersachsen.
Derzeit befindet sich das beliebte Ausflugsschiff
im Winterschlaf. Ab Mai aber
können alle, die zu Fuß oder mit dem
Rad an der Leher Ems unterwegs sind,
auf einen Umweg über die zehn Kilometer
entfernten Brücken verzichten und
den traditionellen Weg über das Wasser
wählen. sb
Fährzeiten:
Die Leher Pünte verkehrt von Mai
bis Oktober an Sonn- und Feiertagen
von 10 bis 18 Uhr; für Gruppen ab
zehn Personen sind auch variable
Termine außerhalb der regulären
Fähr zeiten möglich.
Weitere Informationen unter:
www.leher-puente.de