„Die Bürger wollen Stabilität – keine Sozialromantik ... - CDU Gehrden
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Kinder nicht<br />
um Gott betrügen<br />
Das Vorwort bildet der erschütternde<br />
Brief einer sterbenden Jugendlichen, die<br />
feststellt, in ihrem Leben um Wesentliches<br />
betrogen worden zu sein:<br />
„Mutter, ich war nie gottesfürchtig, aber<br />
ich fühle jetzt, dass da noch etwas ist, das<br />
wir nicht kennen, (..) eine Macht, (..) der wir<br />
antworten müssen auf alle Fragen. Und das<br />
ist meine Qual, dass ich nicht weiß, wer<br />
das ist. (..) Warum kenne ich sie nicht? Du<br />
hast mir gesagt, wie ich mich kleiden muss<br />
(..), wie man isst, wie man so durchs Leben<br />
MAGAZIN FÜR NIEDERSACHSEN 2|2009 BUCHTIPPS 47<br />
kommt. (..) Warum hast du uns von so vielem<br />
gesagt und nicht <strong>–</strong> von Jesus Christus?<br />
Warum hast du mich nicht bekannt<br />
gemacht (..), dass ich merken könnte, ob er<br />
zu mir kommt in dieser letzten Nacht und<br />
Todeseinsamkeit? Dass ich wüsste, ob der,<br />
der da auf mich wartet, ein Vater ist!“<br />
Albert Biesinger, Professor für Religionspädagogik<br />
und selbst Familienvater, will<br />
<strong>keine</strong> Angst machen, sondern Eltern „An -<br />
stiftungen“ liefern für eine religiöse Erziehung<br />
ihres Nachwuchses. Denn ein Kind<br />
soll über seine religiöse Orientierung<br />
eines Tages autonom entscheiden heißt<br />
es oft gerade bei Müttern und Vätern, die<br />
in anderen Bereichen <strong>–</strong> von Musikerziehung<br />
über Englisch bis zum Ballett <strong>–</strong><br />
wenig an Frühförderung auslassen.<br />
Verantwortlich für religiöse Abstinenz<br />
sind laut Biesinger mehrheitlich Un sicher -<br />
heiten im Glaubensverständnis von Eltern<br />
<strong>–</strong> die bloß nichts falsch machen <strong>wollen</strong>.<br />
Die in ihrer eigenen Kindheit oftmals<br />
Angst machende, antiquierte Gottesbilder<br />
(vom peniblen Buchhalter oder vom grausamen<br />
Richter) vermittelt bekamen.<br />
Gleichzeitig zeigt Biesinger, welche Verantwortung<br />
etwa das Bild des Wunder<br />
vollbringenden Gottes („Um was ihr mich<br />
bittet, werde ich tun zur Ehre des Vaters.“)<br />
gebietet: Dass es, etwa wenn der Groß -<br />
vater ausweglos im Sterben liegt, abwegig<br />
(und für die Glaubensfestigung des Enkelkindes<br />
kontraproduktiv) ist, um völlige<br />
Genesung zu beten.<br />
Kinder sind <strong>–</strong> qua ihres Urvertrauens <strong>–</strong><br />
bereits religiöse Wesen. Christliche Erziehung<br />
vermag anzuknüpfen an ihr eminentes<br />
Bedürfnis nach Sicherheit stiftenden<br />
Ritualen sowie auch nach Gemeinschaft.<br />
Schließlich kann sie wesentlich dazu beitragen,<br />
dass kleinen Menschen (und künftigen<br />
<strong>Bürger</strong>n) in einer Zeit, in der das<br />
Fehlen allgemeinverbindlicher Wer te<br />
immer wieder lautstark vermisst wird,<br />
Geborgenheit in Gott sowie nicht zuletzt<br />
auch Verantwortung für den Mitmenschen<br />
mit auf den Weg gegeben wird.<br />
Fazit: eine lohnenswerte, weil bestärkende<br />
und Orientierung gebende Lektüre<br />
für die Zeit jenseits des familiären Tages -<br />
geschäftes. cs<br />
Albert Biesinger:<br />
Kinder nicht um Gott betrügen.<br />
Anstiftungen für Mütter und Väter<br />
Herder Verlag, 144 Seiten, 9,90 Euro